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Warnamt und Chauchat: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Handfeuerwaffe
[[Bild:Warndienst logo.PNG|thumb|Kennzeichen des Fachdienstes]]
|Überschrift=
[[Bild:Schild Warnamt1.jpg|thumb|[[Amtsschild]] vom Eingang zum Warnamt 1]]
|Bild=[[Datei:Chauchat Memorial de Verdun.jpg|300px]]
[[Bild:Bundesarchiv B 422 Bild-0003, Linnich, Warnamt V.jpg|thumb|Das Warnamt V in Linnich (1984)]]
|Zivile Bezeichnung=
[[Bild:Bunker Warnamt 1.jpg|thumb|Flur im Bunker des Warnamt 1]]
|Militärische Bezeichnung =Fusil Mitrailleur M 1915
'''Warnämter''' waren in der [[Bundesrepublik Deutschland]] bis in die [[1990er]] Jahre mit der [[Warnung]] und Alarmierung der Bevölkerung vor [[Gefahr]]en im [[Frieden]] und [[Verteidigungsfall]] betraut. Sie gehörten zum [[Zivilschutz (Deutschland)|Zivilschutz]].
|Einsatzland=
|Entwickler / Hersteller=
|Produktionsstart=
|Produktionsende=
|Gesamtlänge=1145
|Gesamthöhe=
|Gesamtbreite=
|Gewicht mit leerem Magazin=
|Gewicht mit maximaler Ausrüstung=9
|Lauflänge=469
|Visierlänge=
|Kaliber=[[8 × 50 mm R Lebel]]
|Mögliche Magazinfüllungen=20
|Munitionszufuhr=Magazinbox
|Effektive Kampfentfernung=1000
|maximale Schussweite=
|Kadenz=250
|Mündungsgeschwindigkeit_V0=700
|Mündungsenergie_E0=
|Gasdruck=
|Züge=4
|Feuerarten=
|Drall=rechts
|Verschluss=
|Ladeprinzip=luftgekühlter Rückstoßlader
}}
Das '''Modell 1915 (Chauchat)''' ist ein französisches leichtes [[Maschinengewehr]].


== Geschichte ==
Die Warnämter unterstanden dem ''[[Bundesamt für Zivilschutz]]'' und fielen wie der gesamte Zivilschutz in den Geschäftsbereich des [[Bundesministerium des Innern|Bundesministers des Innern]]. Sie waren ''untere [[Bundesbehörde]]n''. Die Warnämter bildeten den Fachdienst „[[Warndienst]]“ im erweiterten Katastrophenschutz. Beim Warndienst konnte man als freiwilliger Helfer tätig werden. Eine mehrjährige Verpflichtung wurde als Wehrersatzdienst angerechnet. Da es aber nur wenige Warnämter gab, war es schwer ein solche Verpflichtung bei Umzug einzuhalten.
Der Ursprung dieses leichten Maschinengewehrs (LMG) kann bis zu einer Pistole des ungarischen Konstrukteurs Frommer zurückverfolgt werden. Das ''Chauchat'' ist ein von einer französischen Kommission (Chauchat Suterre Ribeyrolle Gladiator) entwickelter [[Rückstoßlader]] mit langem Rohrrücklauf. Dies bedeutet, dass beim Schuss Lauf und [[Verschluss (Waffentechnik)|Verschluss]] gemeinsam mehr als eine Patronenlänge zurücklaufen, in der hintersten Stellung getrennt werden, dass der Lauf bis in Schussposition vorläuft bevor der Verschluss gelöst wird und die nächste Patrone ins Patronenlager schiebt. Die Kadenz der Waffe mit 8 mm Lebel-Munition war etwa 250 Schuss/Min. Markant war bei dieser Waffe das halbmondförmige [[Magazin (Waffentechnik)|Magazin]] und noch markanter das Rütteln der Waffe, das jede präzise Schussabgabe illusorisch machte.


Die Franzosen führten das Chauchat-MG 1915 ein; mehrere tausend Stück übernahm zwischen 1917 und 1918 auch die US-Armee in ihre Bestände. Eine geringere Anzahl setzten Belgier und Griechen ein.
Die Warnämter wurden 1957/58 in Folge des immer mehr bedrohlich wirkenden [[Kalter Krieg|Kalten Krieg]]es gegründet. Davor war, seit dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]], der aus dem [[Reichsluftschutzbund]] hervorgegangene [[Bundesluftschutzverband]] bzw. der Warn- und Alarmdienst des [[Luftschutzhilfsdienst]]es zuständig.


Da dieses leichte MG im Kampfeinsatz eine Reihe von gravierenden Mängeln aufwies, die sich nicht beheben ließen, wurde es schnell wieder von allen Armeen ausgemustert. Die amerikanischen Streitkräfte musterten es schon direkt nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wieder aus, die französische Armee offiziell 1926. Die Streitkräfte der [[Tschechoslowakei]] wurden zum Teil mit diesen Waffen ausgerüstet und im Verlauf des [[Indochinakrieg]]es tauchten einige wenige Exemplare als Beutewaffen in den Reihen der vietnamesischen Kämpfer auf.
Die Warnämter wurden Anfang der 1990er Jahre aufgelöst. Hauptamtliches Personal wurde in das Bundesamt für Zivilschutz überführt. Zunächst hielt man Einrichtungen für die Warnung der Bevölkerung größtenteils für verzichtbar.<ref>Vgl. kritisch [[Lars Clausen]]/[[Wolf R. Dombrowsky]], ''Warnpraxis und Warnlogik'', in: ''Zeitschrift für Soziologie'', 1984, Jg. 13, H. 4, S. 293-307.</ref> Ab 2000 wurden diverse Projekte zu Forschungszwecken eingerichtet, die sich zum Beispiel mit der Warnung mittels besonderer Funkuhren und ähnlicher Methoden befassen.<ref>[http://www.bbk.bund.de/nn_398730/SharedDocs/Publikationen/Publikationen_20Forschung/Band_2045,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Band%2045.pdf Zivilschutz-Forschung Band 45 (PDF 2,7 MB)]</ref> Aktuell erfolgt die Warung der Bevölkerung über das [[SatWaS]].


Der Vorteil des Chauchat war, dass es billig und rasch zu fertigen war. Mit seinem Gewicht von 9 kg war es auch im Sturm und im [[Grabenkampf]] verwendbar, was auf die im Ersten Weltkrieg hauptsächlich eingesetzten schweren [[Vickers-Maschinengewehr|Vickers]]- und [[Maxim-Maschinengewehr]]en nicht zutraf. Einzig die schwereren Lewis- und 08/15 LMGs erfüllten den gleichen Zweck, hatten aber gleichzeitig den Vorteil, dass sie einwandfrei funktionierten. Das etwas leichtere amerikanische LMG [[Browning Automatic Rifle|BAR 1918]] kam zu spät, um im Ersten Weltkrieg noch eine Rolle zu spielen, es war dem Chauchat jedoch in fast allen Aspekten überlegen.
Mit „Gefahren“ waren zu Beginn nur militärische Gefahren wie [[Luftangriff]]e, [[Fernwaffenbeschuss]] ([[Artillerie]]) und in späterer Zeit auch Angriffe mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen gemeint ([[Massenvernichtungswaffe|ABC-Waffen]]). Zur Abwehr atomarer Gefahren, wurde vom Warndienst ein Messnetz zur Messung der Umweltradioaktivität aufgebaut. Dieses [[ODL-Messnetz]] verfügte über ca. 1500 Messstellen <ref>http://www.donnerskopf.de/upload/dateien/Donnerskopf-Festschrift_WEB.pdf</ref>. Nach der Auflösung der Warnämter ist dieses Messnetz an das [[Bundesamt für Strahlenschutz]] über gegangen, wo es weiterhin unterhalten wird. Im Laufe der Zeit wurde der Gefahren-Begriff weiter gefasst: Der Warndienst sollte von nun an auch vor zivilen Gefahren (wie beispielsweise Schadstoffaustritten und anderem) [[Warnung|warnen]]; ferner konnte zentral für mehrere Orte Feuer- beziehungsweise Katastrophenalarm ausgelöst werden. Dazu wurden neue [[Sirenensignal]]e geschaffen.


Zu sehen ist das Gewehr im Film The Lost Battalion - Zwischen allen Linien unter der Regie von [[Russell Mulcahy]]. Erfahrenen amerikanische Soldaten erklären den Neulingen welche Waffe gut ist und wie sie zu bedienen sind.
Die Wartung, der Bau und der Unterhalt von Sirenen und Leitungen war der [[Deutsche Bundespost|Deutschen Bundespost]] übertragen, die auch für die Anmietung von Aufstellflächen für Warnanlagen zuständig war.


== Quelle ==
Außer den Sirenen unterhielten die Warnämter das sogenannte [[Warnnetz]]. Dabei handelte es sich um eine Art [[Telefonanlage]] mit Rundspruchstellen, das heißt, die Warnämter konnten an alle, bis zu 12000 angeschlossenen sogenannten „Warnstellen“ Durchsagen machen. An das Warnnetz waren neben den [[Hauptverwaltungsbeamter|Hauptverwaltungsbeamten]] und den Leitstellen auch bestimmte Betriebe angeschlossen, die durch Rechtsverordnung hierzu verpflichtet wurden.
*Vladimir Dolinek (und andere): ''Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg''. Prag 2000, ISBN 3-89555-223-2
*Chris McNab, "Handfeuerwaffen", Kaiserverlag, Klagenfurt, 2007, ISBN 3-7043-1440-4
== Weblinks==
{{commons|Chauchat}}


[[Kategorie:Maschinengewehr]]
Die ehemals zehn Warnämter hatten ihren Sitz bei:
{|border="0"
|
<ol type="I">
<li>[[Hohenwestedt]] (Koordinaten: {{Coordinate|text=/|NS=54/07/11/N|EW=09/42/42/E|type=landmark|region=DE|name=Hohenwestedt}})</li>
<li>[[Bassum]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=52/50/51/N|EW=08/41/24/E|type=landmark|region=DE|name=Bassum}})</li>
<li>[[Rodenberg]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=52/18/23/N|EW=09/23/32/E|type=landmark|region=DE|name=Rodenberg}})</li>
<li>[[Meinerzhagen]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=51/05/52/N|EW=07/40/02/E|type=landmark|region=DE|name=Meinerzhagen}})</li>
<li>[[Welz (Linnich)|Linnich-Welz]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=50.958741|EW=6.267732|type=landmark|region=DE|name=Welz}})</li>
<li>[[Butzbach]]-Bodenrod (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=50/23/46/N|EW=08/32/47/E|type=landmark|region=DE|name=Butzbach}})</li>
<li>[[Bad Kreuznach]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=49/49/39/N|EW=07/45/30/E|type=landmark|region=DE|name=Bad Kreuznach}})</li>
<li>[[Rottenburg am Neckar|Rottenburg/Neckar]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=48/27/20/N|EW=08/57/22/E|type=landmark|region=DE|name=Rottenburg am Neckar}})</li>
<li>[[Claffheim|Ansbach-Claffheim]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=49/14/51/N|EW=10/34/59/E|type=landmark|region=DE|name=Claffheim}})</li>
<li>[[Weilheim in Oberbayern|Weilheim]] (Koordinaten= {{Coordinate|text=/|NS=47/55/21/N|EW=11/13/29/E|type=landmark|region=DE|name=Pähl}})</li>
</ol>


[[en:Chauchat]]
| [[Bild:Lage_warnaemter.png]]
[[es:Ametralladora Chauchat]]
|}
[[fr:Chauchat]]
Sie bestanden jeweils aus einem eingezäunten Gelände in abgelegener Lage mit Verwaltungsgebäude, Unterkunftsgebäude, Kommunikationsturm und dem Warnamtbunker. Die Gebäude waren so angeordnet, dass sie aus der Luft wie eine zivile Einrichtung aussahen. Die stark geschützten Bunker waren jeweils gleichartig aufgebaut und ermöglichten der Warnamtbelegschaft einen Aufenthalt von 30 Tagen ohne Kontakt zur Außenwelt.
[[ja:FM mle1915軽機関銃]]
Heute sind die Liegenschaften in Privatbesitz oder werden zum Beispiel von der Bundespolizei oder dem THW genutzt.
[[ko:Mle1915 쇼샤]]

[[pl:Karabin maszynowy Chauchat]]
Das ehemalige Warnamt X in Weilheim wird heute als Atelier genutzt (siehe www.aukio-ateliers.de).
[[ru:Chauchat Model 1915]]

[[sv:Chauchat]]
Die Anlagen des Warndienstes waren als Zivilschutzeinrichtungen völkerrechtlich besonders geschützt.

== Siehe auch==
*[[Katastrophenalarm]]
*[[Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe]]

== Weblinks ==
*[http://www.lostplaces.de/cms/content/view/159/1/ Geschichte des Warndienstes bei lostplaces.de]
*[http://www.donnerskopf.de/ Pfadfinderzentrum Donnerskopf in den Gebäuden des ehemaligen Warnamts VI]
*[http://www.relikte.com/nds_warnamt/index.htm Warnamt II und Warnamt III]
*[http://www.atomsandbits.de/ Warnamt IV]
*[http://www.forgottenplaces.de/warndienst.htm Ausarbeitung über den Warndienst]
*[http://www.forgottenplaces.de/warnamteins.htm Warnamt I]
*[http://www.unter-schleswig-holstein.de/Warnamt_I_bei_Hohenwested.434.0.html Besichtigung des ehemaligen Warnamtes I]

== Quellen ==
<references/>

[[Kategorie:Historische Behörde (Deutschland)]]
[[Kategorie:Organisation (Sicherheit)]]
[[Kategorie:Katastrophenschutz]]
[[Kategorie:Zivilschutz]]


[[sv:Warndienst]]

Version vom 29. Dezember 2009, 16:28 Uhr

Chauchat
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung Fusil Mitrailleur M 1915
Ausstattung
Gesamtlänge 1145 mm
Lauflänge 469 mm
Technische Daten
Kaliber 8 × 50 mm R Lebel
Mögliche Magazinfüllungen 20 Patronen
Munitionszufuhr Magazinbox
Kadenz 250 Schuss/min
Anzahl Züge 4
Drall rechts
Ladeprinzip luftgekühlter Rückstoßlader
Listen zum Thema

Das Modell 1915 (Chauchat) ist ein französisches leichtes Maschinengewehr.

Geschichte

Der Ursprung dieses leichten Maschinengewehrs (LMG) kann bis zu einer Pistole des ungarischen Konstrukteurs Frommer zurückverfolgt werden. Das Chauchat ist ein von einer französischen Kommission (Chauchat Suterre Ribeyrolle Gladiator) entwickelter Rückstoßlader mit langem Rohrrücklauf. Dies bedeutet, dass beim Schuss Lauf und Verschluss gemeinsam mehr als eine Patronenlänge zurücklaufen, in der hintersten Stellung getrennt werden, dass der Lauf bis in Schussposition vorläuft bevor der Verschluss gelöst wird und die nächste Patrone ins Patronenlager schiebt. Die Kadenz der Waffe mit 8 mm Lebel-Munition war etwa 250 Schuss/Min. Markant war bei dieser Waffe das halbmondförmige Magazin und noch markanter das Rütteln der Waffe, das jede präzise Schussabgabe illusorisch machte.

Die Franzosen führten das Chauchat-MG 1915 ein; mehrere tausend Stück übernahm zwischen 1917 und 1918 auch die US-Armee in ihre Bestände. Eine geringere Anzahl setzten Belgier und Griechen ein.

Da dieses leichte MG im Kampfeinsatz eine Reihe von gravierenden Mängeln aufwies, die sich nicht beheben ließen, wurde es schnell wieder von allen Armeen ausgemustert. Die amerikanischen Streitkräfte musterten es schon direkt nach dem Ersten Weltkrieg wieder aus, die französische Armee offiziell 1926. Die Streitkräfte der Tschechoslowakei wurden zum Teil mit diesen Waffen ausgerüstet und im Verlauf des Indochinakrieges tauchten einige wenige Exemplare als Beutewaffen in den Reihen der vietnamesischen Kämpfer auf.

Der Vorteil des Chauchat war, dass es billig und rasch zu fertigen war. Mit seinem Gewicht von 9 kg war es auch im Sturm und im Grabenkampf verwendbar, was auf die im Ersten Weltkrieg hauptsächlich eingesetzten schweren Vickers- und Maxim-Maschinengewehren nicht zutraf. Einzig die schwereren Lewis- und 08/15 LMGs erfüllten den gleichen Zweck, hatten aber gleichzeitig den Vorteil, dass sie einwandfrei funktionierten. Das etwas leichtere amerikanische LMG BAR 1918 kam zu spät, um im Ersten Weltkrieg noch eine Rolle zu spielen, es war dem Chauchat jedoch in fast allen Aspekten überlegen.

Zu sehen ist das Gewehr im Film The Lost Battalion - Zwischen allen Linien unter der Regie von Russell Mulcahy. Erfahrenen amerikanische Soldaten erklären den Neulingen welche Waffe gut ist und wie sie zu bedienen sind.

Quelle

  • Vladimir Dolinek (und andere): Illustriertes Lexikon der Waffen im 1. und 2. Weltkrieg. Prag 2000, ISBN 3-89555-223-2
  • Chris McNab, "Handfeuerwaffen", Kaiserverlag, Klagenfurt, 2007, ISBN 3-7043-1440-4
Commons: Chauchat – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien