Geschichte Italiens und Estelo: Unterschied zwischen den Seiten
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→Italien bis zum Ersten Weltkrieg: Venetien und Friaul stimmt = Venezia Euganea; falsch wäre Friaul-Julisch Venetien; aber das steht so nicht drin! Triest ist z.B. nicht Friaul |
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{{Infobox Gemeinde in Spanien |
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Das heutige '''[[Italien]]''' war in der [[Antike]] ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. Teil des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]] mit [[Rom]] als Hauptstadt. Der Name ''Italia'' bezog sich dabei anfangs nur auf ''Bruttium'' als jene Region, die direkt an das griechisch besiedelte Süditalien grenzte ([[Strabon]] 5,1,1); erst im 3. Jahrhundert v. Chr. weitete man den Begriff auf die ganze [[Apennin]]halbinsel aus. Obwohl der genaue rechtliche Status Italiens in später Republik, Kaiserzeit und Spätantike schwer zu bestimmen ist, bildete es doch seit 90 v. Chr. administrativ im Wesentlichen eine Einheit und war keine Provinz. |
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|Bild = |
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<!--== Vorgeschichte Italiens == |
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|Bildbeschreibung = |
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{{Hauptartikel|Vorgeschichte Italiens}} |
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|nombre = Vegadeo: Estelo |
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=== Impresso === |
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|escudo = kein |
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|latitude = 43/26/20.4/N |
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|longitude = 7/2/29.76/W |
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|isoreg = O |
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|ccaa = Asturien |
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|provincia = Asturien |
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|isla = |
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|comarca = Eo-Navia |
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|fundación = |
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|altitud = 185 |
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|superficie = 9.79 |
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|población = 16 |
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|censo = 2006 |
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|cp = |
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|cod_ine = |
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|aeropuerto = |
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|predoling = |
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|alcalde = |
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|dirección = |
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|web = |
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|mapa = Veiga d Eo Asturies map.svg |
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|Kommunalschlüssel = |
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=== Val Camonica === |
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'''Estelo''' ist ein [[Weiler]] / [[Dorf]] in der Gemeinde [[Vegadeo]] der [[Autonome Gemeinschaften Spaniens|autonomen Region]] [[Asturien]] in [[Spanien]]. |
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=== Sardinien === |
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== Geographie == |
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'''Estelo''' hat 16 Einwohner (2006) auf einer Grundfläche von 9,79 km². Die nächste größere Ortschaft ist [[Vegadeo]], der 3,1 km entfernte Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Der Weiler gehört zu dem [[Parroquia]] [[Vegadeo (Parroquia)|Vegadeo]]. |
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=== Etrusker ===--> |
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== Römisches Reich == |
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{{Hauptartikel|Römisches Reich}} |
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== Klima == |
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== Spätantike und Mittelalter == |
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Nach dem Ende des [[Weströmisches Reich|Weströmischen Kaisertums]] 476 wurde Italien zuerst durch [[Odoaker]] regiert und war dann ab 489 bzw. 493 Bestandteil des Reichs der [[Ostgoten]], die unter [[Theoderich der Große|Theoderich]] im Auftrag des oströmischen Kaisers in Italien eingefallen waren. Unter Theoderich erlebte Italien auch eine letzte Blüte; bald darauf ging die [[Spätantike]] in Italien zu Ende: Ab 535 wurde Italien von den oströmischen Truppen unter [[Belisar]] und [[Narses]] erobert. Kaiser [[Justinian I.]] wollte damit seinen Traum von einem erneuerten römischen Reich verwirklichen, doch führten die Kämpfe zu einer Verelendung weiter Landstriche. Italien wurde schließlich 554 formal Teil des [[Byzantinisches Reich|Oströmischen Reiches]], doch fielen bereits 568 die [[Langobarden]] in Italien ein und eroberten große Teile des Landes, wobei der langobardische Herrschaftsraum bald in viele kleinere Herzogtümer (Dukate) zerfiel. Der oströmisch bzw. byzantinisch kontrollierte Rest wurde unter Kaiser [[Maurikios]] in das [[Exarchat von Ravenna]] zusammengefasst. Damit war die Einheit Italiens nach über 600 Jahren zerbrochen. Zwischen dem Langobardenreich und Süditalien entstand schließlich allmählich der [[Kirchenstaat]] (siehe [[Pippinische Schenkung]], 754/756), also der weltliche Herrschaftsraum des [[Papst]]es (''Patrimonium Petri''), da auch Byzanz aufgrund der Bedrohung durch die [[Araber]] seit etwa 650 kaum mehr effektiv im Westen eingreifen konnte, von einigen Versuchen abgesehen. |
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[[Datei:Otto I Manuscriptum Mediolanense c 1200.jpg|thumb|250px|Ottos Sieg über [[Berengar II.]] (Illustration einer Handschrift, um 1200)]] |
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Angenehm milde Sommer mit ebenfalls milden, selten strengen Wintern. In den Hochlagen können die Winter durchaus streng werden. |
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Ab dem Jahr 774 eroberte der Frankenkönig [[Karl der Große]] das in Norditalien gelegene Langobardenreich und machte sich zum „König der Franken und Langobarden“. Im Zuge der [[Karolinger|karolingischen]] Reichsteilungen wurde (Nord-)Italien wieder ein selbständiges Königreich, zunächst unter karolingischen Königen, ab 888 unter einheimischen Königen fränkischer Herkunft wie [[Hugo I. (Italien)|Hugo von Vienne]] und [[Berengar II.|Berengar von Ivrea]] ([[Nationalkönige]]). 951 gewann [[Otto I. (HRR)|Otto der Große]] die Herrschaft über Nord- und Teile Mittelitaliens (so genanntes ''Reichsitalien'') und begründete die Verbindung Reichsitaliens mit dem Deutschen Reich ([[Heiliges Römisches Reich]]). Nicht Bestandteil des Langobardenreichs und auch des späteren [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] war [[Republik Venedig|Venedig]], das zunächst nur aus der [[Lagune]] bestand, sich aber ab dem 12. Jahrhundert über ganz Ost-Oberitalien ausbreitete. |
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== Sehenswertes == |
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Im hohen und späten [[Mittelalter]] waren Teile Nord- und Mittelitaliens stark von der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]] dominiert und unmittelbar von den Machtkämpfen um das [[Papst]]tum sowie von den Kämpfen zwischen den einzelnen Kommunen betroffen. |
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* Casa de la Rúa |
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Süditalien blieb noch bis ins 11. Jahrhundert byzantinisch (Küstenstreifen) bzw. langobardisch (Fürstentümer [[Herzogtum Benevent|Benevent]], [[Fürstentum Capua|Capua]], [[Fürstentum Salerno|Salerno]]). Zur Verteidigung gegen die [[Araber]], die 250 Jahre lang [[Sizilien]] beherrschten, warben diese langobardischen Fürsten gegen Ende des 11. Jahrhunderts [[Normannen|normannische Söldner]] an, die danach ganz Süditalien einschließlich der Fürstentümer ihrer Auftraggeber eroberten und 1130 auf ehemals langobardischem, arabischem und byzantinischem Gebiet das sizilianische Königreich ([[Königreich Sizilien]]) begründeten, einen der mächtigsten Staaten des Hochmittelalters. Dieser musste sich anfangs gegen kaiserlichen und päpstlichen Widerstand wehren, konnte aber durch einen päpstlichen Parteiwechsel ab 1155 in die Rolle dessen neuen Beschützers gegen die Machtansprüche der römisch-deutschen Kaiser hineinwachsen, bis es 1190 per Erbfolge an die [[Staufer]] fiel, die als römisch-deutsche Kaiser bereits Norditalien kontrollierten, und von diesen 1194 auch erobert wurde. [[Palermo]] war Hauptstadt und Residenz des Kaisers [[Friedrich II. (HRR)|Friedrich II.]], der im Süden aufgewachsen war. Mit dem Ende der Staufer 1268, die vom Papst (auch aufgrund deren eigenen Territorialpolitik und der päpstlichen Befürchtung, die Staufer würden den Kirchenstaat „umklammern“) nach Kräften bekämpft worden waren, fiel das süditalienische „Königreich Sizilien“ an die [[Anjou]]s, und 1282 bzw. 1442 an [[Krone Aragonien|Aragonien]] (später Krone [[Spanien]]s). Süditalien war trotz der dynastischen Verbindung in der Stauferzeit nie formal Teil des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]]. |
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* Reserva Natural Parcial de la Ría del Eo (Naturpark) |
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== Weblinks == |
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In Norditalien emanzipierten sich die Städte ab dem Ende des 11. Jahrhunderts von der kaiserlichen Oberherrschaft und dehnten allmählich ihre Herrschaft über das Umland aus, indem sie die kleinen Valvassoren ihrer eigenen städtischen Lehensherrschaft unterwarfen. Typisch war bald die „republikanisch“ orientierte Konsularverfassung. Der sich ab 1164 formierende [[Lombardenbund]] besiegte den römisch-deutschen Kaiser [[Friedrich I. (HRR)|Friedrich Barbarossa]], der die Städte stärker der kaiserlichen Kontrolle unterwerfen wollte, 1176 in der Schlacht bei [[Legnano]]. Mit dem Ende der Staufer wurden die Städte faktisch unabhängig (wenn sie auch, sofern sie sich in Reichsitalien befanden, weiterhin formal die kaiserliche Oberherrschaft akzeptierten) und usurpierten kaiserliche Rechte ([[Regalien]]); nach den Staufern fehlte es den meisten nachfolgenden Kaisern jedoch an den Mitteln zu einer kraftvollen Italienpolitik. |
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* [http://www.vivirasturias.com/asturias/turismo-rural/10200/20705/0/estelo/index.html Infoseite von Estelo] |
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* [http://www.meteo24.de/wetter/34X23679.html Wetterinfo] |
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Zahlreiche Stadtstaaten, allen voran [[Genua]], [[Florenz]], [[Pisa]], [[Mailand]] und [[Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig|Venedig]] gelangten zu großer wirtschaftlicher (und kultureller) Blüte, besonders während der [[Renaissance]]. Vor allem die [[Hafen]]städte hatten viele Vorteile für den Handel zwischen den [[Mittelmeer]]ländern Europas, Asiens und Afrikas. Genua expandierte nach [[Korsika]], in die nördliche [[Ägäis]] und ins Schwarzmeergebiet (vor allem [[Kaffa]]), [[Venezianische Kolonien|Venedig]] nach [[Dalmatien]], Albanien, den Peloponnes und in die südliche Ägäis einschließlich Kretas. Dazu kam 1489–1571 Zypern. |
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Nach der Entdeckung [[Amerika]]s 1492 (durch den Genuesen Columbus), aber auch Nordamerikas durch den aus Venedig nach England gegangenen [[Giovanni Caboto]], sowie der zunehmenden Nutzung des Seeweges nach [[Indien]] verlor Italien nach und nach seine herausragende wirtschaftliche Bedeutung durch Verlagerung der Haupthandelsrouten vom Mittelmeer zum Atlantik. Andere Staaten, unter anderem [[Spanien]] und [[Portugal]], nahmen an wirtschaftlicher und politischer Bedeutung zu, da sie auf Grund der [[Kolonialisierung]] [[Südamerika]]s neue [[Rohstoff]]ressourcen und Absatzmärkte erschlossen. Zugleich verlor der Handel mit dem in den Nahen Osten und nach Nordafrika expandierenden Osmanenreich an Bedeutung, während zugleich die Konkurrenz von Holländern und Engländern zunahm. Besonders in Süditalien dominierte die Agrarwirtschaft und der Großgrundbesitz, Manufaktur und später Fabrik waren die Ausnahme. |
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[[Kategorie:Ort in Asturien]] |
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==Die Kultur der Renaissance in Italien== |
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[[Kategorie:Vegadeo]] |
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{{Hauptartikel|Renaissance}} |
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Im Italien des späten 14. Jahrhunderts liegen die Anfänge der Renaissanceepoche; als Kernzeitraum gilt das 15. und 16. Jahrhundert. |
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Das wesentliche Charakteristikum ist die Wiedergeburt [[Antike|antiken]] Geistes. Der [[Humanismus]] war die wesentliche Geistesbewegung der Zeit. Vorreiter der Entwicklung waren italienische [[Dichter]] des 14. Jahrhunderts wie [[Francesco Petrarca]], der durch seine ausgiebige Beschäftigung mit antiken Schriftstellern und durch seinen Individualismus den Glauben an den Wert humanistischer Bildung förderte und das Studium der [[Sprachen]], der [[Literatur]], der [[Geschichte]] und [[Philosophie]] außerhalb eines religiösen Zusammenhangs als Selbstzweck befürwortete. Das [[Theozentrismus|theozentrische]] Weltbild des Mittelalters wurde abgelöst durch eine stärker [[Anthropozentrismus|anthropozentrische]] Sicht der Dinge. |
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In der Literatur leiten im 14. Jahrhundert [[Dante Alighieri]]s „Göttliche Komödie“ (''La Divina Commedia,'' 1307–1321), [[Francesco Petrarca]]s Briefe, Traktate und Gedichte und [[Giovanni Boccaccio]]s ''Il Decamerone'' (1353) das Zeitalter der Renaissance ein. Graf [[Baldassare Castiglione]] beschreibt in ''Il Cortegiano'' (1528) den Idealtypus eines Renaissancemenschen. |
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Die italienische Renaissance wird in drei Perioden eingeteilt: |
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# [[Frührenaissance]] |
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# [[Hochrenaissance]] |
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# Spätrenaissance oder [[Manierismus]] |
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[[Datei:Leonardo da Vinci (1452-1519) - The Last Supper (1495-1498).jpg|thumb|400px|Leonardo da Vinci - Abendmahl (1495-1498)]] |
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Der Begriff ([[Italien|ital.]] ''rinascita'' oder ''Rinascimento'' [{{IPA|riˌnaʃːiˈmento}}] = Wiedergeburt) wurde erstmals 1550 von dem italienischen Künstler und Künstlerbiographen [[Giorgio Vasari]] verwendet, um die Überwindung der mittelalterlichen Kunst zu bezeichnen. |
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Um 1820/30 wurde er in der heute geläufigen Schreibweise aus dem Italienischen ins Französische übernommen, bis etwa 1840 im deutschsprachigen Schrifttum eine Entlehnung aus dem Französischen erfolgte, um eine kulturgeschichtliche [[Zeitalter|Epoche]] [[Europa]]s während des Übergangs vom [[Mittelalter]] zur [[Neuzeit]] zu benennen. Der Begriff wurde maßgebend vom Basler Historiker [[Jacob Burckhardt]] mit seinem Werk „Die Kultur der Renaissance in Italien“ geprägt. |
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Es gibt verschiedene Faktoren, warum sich die Renaissance im Italien des ausgehenden Mittelalters entwickelt hat. Dazu gehörte die Möglichkeit, griechisches und arabisches Wissen aufzunehmen. Auch die sozialen und politischen Zustände im Italien des ausgehenden Mittelalters trugen zu den Umbrüchen bei. In Italien war die Erinnerung an die Antike noch am lebendigsten.<ref>[[Jacob Burckhardt]]: ''Die Kultur der Renaissance in Italien.'' Bearb. v. [[Walter Goetz]]. 12. Auflage. Kröner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-520-05311-4. Burckhardt kennzeichnet die Italiener der beginnenden Renaissance als ein „noch halb antikes Volk.“</ref> Es war durch die Verbindungswege des Mittelmeerraums nach allen Seiten erschlossen. Der Wohlstand, der durch den Handel entstand, machte es möglich, große öffentliche und private Kunstprojekte in Auftrag zu geben. Außerdem konnte mehr Zeit für Bildung aufgewendet werden.<ref>Burckhardt a.a.O. Darin: ''Die Republiken: Venedig und Florenz.''</ref> |
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Ökonomisch kam es in der Renaissance zur Durchbrechung des mittelalterlichen [[Zinsverbot]]s und zur Abschaffung der mittelalterlichen [[Brakteat]]enwährung. Dies ermöglichte einerseits den Aufstieg der frühneuzeitlichen Bankhäuser wie die der [[Fugger]] oder der [[Medici]], andererseits bedeutete das für die einfachen Menschen, insbesondere für die Landbevölkerung, einen großen sozialen Abstieg. |
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In dieser Zeit existierte Italien nicht als politische Einheit, sondern war in kleinere Stadtstaaten und Territorien aufgeteilt. Der Norden gehörte seit dem 10. Jh. zum Heiligen Römischen Reich, vom Vatikan aus wurde das Zentrum regiert und im Süden des Landes bestand das normannische Königreich Sizilien. Im 15. Jahrhundert gehörte Italien zu den am stärksten [[Urbanisierung|urbanisierten]] Gegenden Europas. In den Städte bot sich relative politische Freiheit, die sich in wissenschaftlichen und künstlerischen Fortschritten widerspiegelte. |
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Die Kirche war zu Beginn des 15. Jh. innerlich zerstritten und büßte in ihrer Autorität als |
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spirituelle Unterstützung im Alltag ein. 1414 befanden sich drei Päpste im Kampf um die Macht. Die Päpste des Renaissancezeitalter verhielten sich nicht anders, als die weltlichen Fürsten: Man führte Kriege und versuchte durch Intrigen Macht und Reichtum der eigenen Familie zu vergrößern. Charakteristisch für die Skrupellosigkeit waren die Päpste aus dem Geschlecht Borgia, insb. Alexander VI.. In politischer Hinsicht verkörperte [[Cesare Borgia]], Sohn des berüchtigtsten Papstes der Kirchengeschichte, Söldnerführer und Machtpolitiker, diese Zeit wie kein anderer. Bei dem Versuch, Italien zu einigen und König zu werden, scheiterte er nur knapp. Machiavelli nahm ihn zum Vorbild für sein philosophisches Werk »Der Fürst«. |
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== Italien von der Frühen Neuzeit bis zum Wiener Kongress == |
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[[Bild:Italy 1494 shepherd.jpg|thumb|250px|right|Italien um 1494]] |
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Nach dem Tod König Ferrantes von Neapel 1494 intervenierte König [[Karl VIII. (Frankreich)|Karl VIII.]] von Frankreich in Italien. Er zwang Florenz, den Kirchenstaat und Neapel zur Kapitulation (1495). Ferdinand von Aragón, Maximilian und Heinrich VII., sowie die italienischen Staaten Venedig, Mailand und der Kirchenstaat bildeten eine [[Heilige Liga (1495)|Heilige Liga]] (31. März 1495) und zwangen den französischen König zum Rückzug über die Alpen. Ludwig XII. nahm die expansive Politik Karls VIII. wieder auf und annektierte das Herzogtum Mailand. Ludwig XII. und Ferdinand von Aragón teilten im Vertrag von Barcelona 1500 das Königreich Neapel unter sich auf (Norden: Frankreich, Süden: Spanien). Im Vertrag von Lyon 1504 wurde nach einem erneuten Krieg Unteritalien wieder in das Königreich Aragóns eingegliedert, da die Franzosen Neapel verlassen mussten. 1507 gelang es den Franzosen, sich der Republik Genua zu bemächtigen. Die [[Liga von Cambrai]] (Österreich unter Maximilian I., der Papst, Spanien, England, Ungarn, Savoyen und einige italienische Staaten) versuchte im Oktober 1508 die [[Republik Venedig#Die Krise von 1508 bis 1517|Seerepublik Venedig]] aufzuteilen, scheiterte aber. Papst Julius II. (1503–1513) schwenkte auf ein neues politische Ziel um: Die Befreiung Italiens von den Barbaren. Die Eidgenossenschaft, Spanien, Venedig und der Papst vereinigten sich zur ''Heiligen Liga'' um die Franzosen aus Mailand zu vertreiben, was ihnen 1512 gelang. Die Schweizer restituierten die Dynastie der Sforza und annektierten den größten Teil des Tessins (Domodossola, Locarno, Lugano). In der Schlacht von Marignano (Herbst 1515) unterlagen die Schweizer jedoch wieder den Franzosen und sie mussten Mailand räumen. Franz I. (von Frankreich) und Karl I. von Spanien einigten sich im Vertrag von Noyon 1516 über den Status Quo. |
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1525 gelang es Karl V. in der Schlacht von Pavia Mailand an sein Haus zu bringen und die italienische Oberherrschaft in Italien zu stürzen. Die Truppen des Kaisers plünderten 1527 Rom ([[Sacco di Roma]]), was einen bleibenden Eindruck auf das Papsttum hatte (Trienter Konzil). 1529 schloss Karl V. mit Frankreich und dem Papst im Vertrag von Cambrai Frieden, da die Osmanen auf Wien marschierten. Im [[Frieden von Crépy]] 1544 verzichtete Franz I. auch auf seinen Anspruch auf Neapel und erhielt von Karl V. im Gegenzug die Bourgogne zurück. 1559 konnte Philipp II. im [[Frieden von Cateau-Cambrésis]] Neapel gewinnen (''siehe auch [[Italienische Kriege]]''). |
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Im [[Friede von Utrecht|Frieden von Utrecht]] 1713 nach dem [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekrieg]], der zum Teil in Italien stattfand, erhielt [[Österreich]] u. a. [[Mailand]], [[Neapel]] (ohne [[Sizilien]]) und [[Sardinien]] von [[Spanien]] und wurde damit zur vorherrschenden Macht in Italien. Der Herzog von [[Savoyen]] erhielt hingegen [[Sizilien]] sowie Montferrat. 1720 tauschte Savoyen Sardinien gegen Sizilien von Österreich aus. Spanien erwarb 1735/38 Neapel und Sizilien, 1748 Parma und gründete dort eine [[Sekundogenitur]]. Nach dem Aussterben der [[Medici]] in Florenz 1737 stiftete der Herzog von Lothringen dort eine Sekundogenitur für das Haus Habsburg-Lothringen. 1768 verkaufte die Republik Genua die Insel Korsika an Frankreich. Nachdem Italien von 1701 bis 1748 Kriegsschauplatz der Großmächte war (Europäische Erbfolgekriege), erlebte es von 1748 bis 1796 eine Friedenszeit. |
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[[Bild:Napoleon Königreich Italien 40 Lire.JPG|thumb|150px|40 Lirestück mit Napoleon als König von Italien]] |
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[[Bild:Napoleon Königreich Italien 40 Lire Revers.JPG|thumb|150px|Rückseite derjenigen]] |
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1796/97 unterwarf [[Napoléon Bonaparte]] große Teile Ober- und Mittelitaliens und zwang im [[Frieden von Campo Formio]] Österreich und das römisch-deutsche Kaisertum zur Anerkennung seiner Eroberungen und zum Verzicht der kaiserlichen Lehensrechte in Italien. Österreich erhielt aber das venezianische Erbe (außer den [[Ionische Inseln|Ionischen Inseln]]). Frankreich gründete im unterworfenen Italien Vasallenstaaten: Teile Norditaliens wurden zur „Transalpinischen Republik“ zusammengefasst, die dann in ''Zisalpinische'' (oder „Zisalpine“) Republik umbenannt wurde. Genua wurde zur ''Ligurischen Republik'', das 1799 eroberte [[Königreich Neapel]] zur ''Parthenopäischen Republik''. 1798 nahmen die Franzosen Papst [[Pius VI.]] gefangen und ließen den [[Kirchenstaat]] zur ''Römischen Republik'' ausrufen. Im [[2. Koalitionskrieg]] erlitt Frankreich 1799 in Italien eine Niederlage gegen Österreich und Russland. Die französische Herrschaft in Italien brach zusammen, die alte Ordnung (so der Kirchenstaat) wurde zum Teil wiederhergestellt. 1800 kam es zur französischen Wiedereroberung Italiens, Napoleon ließ Italien wieder neu ordnen. Das [[Großherzogtum Toskana]] wurde zum [[Königreich Etrurien]], die ''Zisalpine Republik'' zur ''Republik Italien'' mit Napoleon als erstem Konsul. Piemont blieb unter französischer Militärverwaltung. Nach Napoleons Kaiserkrönung 1804 wurde die Republik Italien zum [[Königreich Italien (1805–1814)|Königreich Italien]] umgewandelt (Napoleon krönte sich 1805 in Mailand mit der [[Eiserne Krone|Eisernen Krone]] zum ''König von Italien''). Im [[Friede von Preßburg|Frieden von Preßburg]] 1805 nach dem 3. Koalitionskrieg verlor Österreich das venezianische Erbe wieder an Frankreich, das den Westteil Venetiens dem ''Königreich Italien'' zuschlug und aus dem östlichen Teil (den Gebieten an der östlichen Adria) einen neuen Vasallenstaat formte, die [[Illyrische Provinzen]]. 1806 wurden die Bourbonen erneut aus dem [[Königreich Neapel]] verjagt und Napoleons Bruder [[Joseph Bonaparte|Joseph]] dort als Herrscher eingesetzt, 1808 sein Schwager [[Joachim Murat|Murat]]. Auf Sizilien und Sardinien konnten sich die (süditalienischen) Bourbonen und die Savoyer unter britischem Flottenschutz halten. 1808 besetzte Napoleon erneut den Kirchenstaat und schlug ihn zum Königreich Italien. Teile des Kirchenstaats wurden von Frankreich annektiert, ebenso das Königreich Etrurien, Ligurien und Parma. Bis auf Sizilien und Sardinien stand Italien also unter direkter oder indirekter französischer Herrschaft. 1814/15 brach die napoleonische Herrschaft auch in Italien zusammen. |
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Durch den [[Wiener Kongress]] kam es zur Neuordnung Italiens: |
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Österreich bekam zur Lombardei nun Venetien dazu, das damit seine Unabhängigkeit endgültig verlor; der Kirchenstaat wurde wiederhergestellt, verlor aber Avignon an Frankreich; Piemont-Sardinien bekam die Republik Genua zugesprochen; in Parma-Piacenza und Guastalla wurde Napoleons Frau, die Habsburgerin Marie-Louise, als Herrscherin eingesetzt; Modena-Reggio wurde fortan vom Haus Habsburg-Este regiert; das von einer Habsburger-Nebenlinie regierte Großherzogtum Toskana wurde wiederhergestellt; die zuvor formal getrennten Königreiche Neapel (umfasste Süditalien) und Sizilien wurden offiziell vereinigt ([[Königreich beider Sizilien]]). |
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== Nationale Einigung Italiens == |
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{{Hauptartikel|Risorgimento}} |
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[[Bild:Giuseppe Garibaldi (1866).jpg|thumb|left|[[Giuseppe Garibaldi]]]] |
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Nach dem Wiener Kongress war das [[Königreich Sardinien|Königreich von Sardinien]] der letzte bedeutende Staat in Italien unter einer einheimischen Dynastie. Italien blieb Spielball fremder Mächte, obwohl durch den Untergang des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation]] 1806 "Reichsitalien" (italienische Gebiete, über die der Kaiser Oberhoheit bzw. Lehensrechte beanspruchte) endgültig Geschichte wurde. Je mehr die (in der Regel ausländischen) Fürsten der Staaten Italiens nun bestrebt waren, die Uhren auf die Zeit vor den napoleonischen Invasionen zurückzudrehen, desto mehr wurde Napoleon nicht mehr als despotischer Eroberer, sondern als fortschrittlicher, antiabsolutistischer Herrscher empfunden. Der Wunsch, Italien von Fremdherrschaft, Zerstückelung und Absolutismus zu befreien, erfasste immer mehr Menschen. Geheimbünde (u. a. die „[[Carbonari]]“) wurden gegründet, die Aufstände organisierten (v. a. 1848). Eine bedeutende Rolle spielten der Publizist [[Giuseppe Mazzini]] und die von ihm gegründete Bewegung „Giovine Italia“ (Junges Italien). Das vergleichsweise liberal regierte [[Königreich Sardinien]] machte sich die Forderung nach einer Einigung Italiens zu Eigen, es kam zu den [[Italienische Unabhängigkeitskriege|Italienischen Unabhängigkeitskriegen]]. Ein Angriff unter der Führung der Savoyer, Könige von Sardinien, auf das österreichische Lombardo-Venetien unter der Teilnahme von Freiwilligen aus ganz Italien fand 1848/49 statt. Es kam zur Bildung provisorischer Regierungen in Mailand und [[Republik Venedig#Die Republik der Revolution von 1848/1849|Venedig]]. In der Folge kam es auch zur Erhebung gegen die weltliche Herrschaft des Papstes und zur Ausrufung einer Römischen Republik. Die Aufstände wurden schließlich niedergeschlagen, u. a. weil sich der Herrscher von Sardinien (Carl Albert) nicht zu einer wirklichen Unterstützung durchringen konnte. In der Folge kam zur Restauration der Herrschaft Österreichs und Papst Pius’ IX. Carl Albert dankte 1849 zugunsten seines Sohnes Viktor Emanuel II ab. 1859 griffen die Savoyer erneut Österreich in Oberitalien an, diesmal mit Unterstützung Frankreichs ([[Sardinischer Krieg]], Schlachten von [[Magenta (Lombardei)|Magenta]] und [[Solferino]]). Parallel dazu fanden Aufstände in der Toskana, Modena und anderen Gebieten statt. Als Folge schlossen sich Parma-Piacenza, Toskana, Modena und Teile des Kirchenstaats zunächst formal Sardinien-Piemont an (1860). Eine besondere Rolle in dieser „[[Risorgimento]]“ genannten Epoche des 19. Jahrhunderts spielten die Freiwilligenverbände unter [[Giuseppe Garibaldi]], die 1860 das [[Königreich beider Sizilien]] unter ihre Kontrolle brachten („[[Zug der Tausend]]“). Auch hier musste der Monarch flüchten, Garibaldi rief sich zum Diktator von Sizilien aus. Der Ministerpräsident von Sardinien-Piemont, [[Camillo Benso von Cavour|Cavour]], sandte ein Heer in den Süden, einerseits um Garibaldi zu Hilfe zu kommen, andererseits aber auch, um zu verhindern, dass das Risorgimento eine republikanische Stoßrichtung bekam. Die Truppen von Sardinien-Piemont besetzten auch weitere Teile des Kirchenstaats (Umbrien und Marken). Plebiszite in Umbrien, Marken und beiden Sizilien besiegelten den Anschluss an Piemont. Am 17. März 1861 wurde dann der König von Sardinien, [[Viktor Emanuel II.]], zum König von Italien proklamiert. |
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== Königreich Italien == |
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=== Italien bis zum Ersten Weltkrieg === |
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[[Bild:Flag of Italy (1861-1946).svg|thumb|Die Flagge des Königreichs]]Das junge Königreich Italien war mit wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten, dem Nord-Süd-Gegensatz und dem [[Brigant#Briganten in Süditalien|Brigantenwesen]] im Süden konfrontiert. Es wurde versäumt, die Verhältnisse insbesondere im Süden (dem ehemaligen Königreich beider Sizilien) durch eine Landreform und eine gerechte Besteuerung zu verbessern. Zudem standen Venetien und ein Rest des Kirchenstaats mit Rom noch unter Fremdherrschaft. |
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1866, nach einem weiteren Krieg gegen Österreich, fielen auch [[Venetien]] und das [[Friaul]] an Italien, und 1870 schließlich der dem Papst 1860 verbliebene latinische Teil des [[Kirchenstaat]]es, worauf Rom die neue Hauptstadt wurde ([[Römische Frage]]). |
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Papst [[Pius IX.]], der seine weltliche Herrschaft damit verloren hatte, sah sich bis zu seinem Tod 1878 als „Gefangener im Vatikan“ und verbot Katholiken die Teilnahme am politischen Leben Italiens. |
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Der [[Irredentismus]] beinhaltete die Forderung nach dem Anschluss des [[Trentino]] und [[Istrien]]s, teilweise auch anderer Gebiete (Korsika, Nizza, Savoyen, Monaco, Tessin, Dalmatien, Malta, San Marino). |
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1882 wurde mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich der [[Dreibund]] geschlossen. |
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1881–1885 eroberte Italien äthiopische Gebiete am Roten Meer, die 1890 zur Kolonie [[Eritrea]] zusammengefasst wurden. 1889 wurde zudem der südliche Teil [[Somalia]]s in Besitz genommen. Der Versuch, weitere äthiopische Gebiete zu erobern, scheiterte 1894–1896 ([[Schlacht von Adwa|Niederlage von Adwa]]). |
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Im Krieg mit dem Osmanischen Reich 1911/12 eroberte Italien [[Italienisch-Libyen|Libyen]] und den [[Italienische Ägäis-Inseln|Dodekanes]]. Der italienische Expansionsdrang im Zeitalter des [[Imperialismus]] wurde vom emporgekommenen Grossbürgertum entscheidend mitgetragen, im Fall Libyen spielte Giolitti (s. unten) eine wichtige Rolle. |
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1900 wurde der Nachfolger Viktor Emanuels II., König [[Umberto I.]] (seit 1878), in Monza von einem Anarchisten ermordet. Sein Nachfolger wurde [[Viktor Emanuel III.]]. |
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Politisch dominierend war aber [[Giovanni Giolitti]], der von 1901–1914 mit Unterbrechungen Ministerpräsident war. Er beherrschte die italienische Politik dermaßen, dass man von der ''Ära Giolitti'' spricht. |
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=== Der Erste Weltkrieg === |
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[[Datei:Italian Front 1915-1917.jpg|thumb|200px|Karte der Italienfront 1915–1917]] |
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[[Datei:Battle of Caporetto.jpg|thumb|200px|Schlacht von Karfeit (Oktober 1917)]] |
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[[Datei:Battle of Vittorio Veneto.jpg|thumb|200px|Schlacht von Vittorio Veneto (Oktober/November 1918)]] |
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Obwohl Italien formell durch den [[Dreibund]] an Deutschland und Österreich gebunden war, erklärte die Regierung [[Antonio Salandra|Salandra]] bei Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] die Neutralität des Landes, da der Dreibund nach Ansicht der italienischen Regierung ein Verteidigungsbündnis war (und Österreich-Ungarn offensiv in den Krieg eingetreten war). In der Folge entbrannte ein innenpolitischer Streit um eine italienische Kriegsteilnahme. Die Intervenisten, zu deren Lager auch der damals noch der Sozialistischen Partei zugehörige [[Benito Mussolini|Mussolini]] gehörte, sahen in einem Kriegseintritt die Chance, die [[Irredenta|irredentistischen]] Pläne zu verwirklichen und gewannen schließlich die Oberhand. Die unter österreichischer Herrschaft stehenden Gebiete [[Trentino]] (damals ein Teil Tirols) und [[Österreichisches Küstenland|Küstenland]] (umfasste [[Istrien]], [[Triest]] und einen Teil [[Friaul]]s) waren die vorrangigen italienischen Ziele. Im März 1915 verhandelte Italien mit [[Österreich-Ungarn]], das aber allenfalls bereit war, südliche Teile des Trentino abzutreten. Die [[Triple Entente|Entente]]-Mächte versprachen Italien im Falle eines Kriegseintritts auf ihrer Seite mehr: Das südliche Tirol (inklusive Trentino) bis zum Brenner, die Gebiete, die das österreichische Küstenland ausmachten, die Ostadriaküste (v. a. [[Dalmatien]], das bis Ende des 18. Jahrhunderts zur [[Republik Venedig]] gehört hatte), und eine Erweiterung des Kolonialbesitzes. Nachdem im [[Londoner Vertrag 1915|Londoner Vertrag]] am 26. April 1915 diese Gebietserweiterungen bewilligt wurden, kündigte Italien am 4. Mai den Dreibund. Am 23. Mai erklärte Italien Österreich-Ungarn den Krieg (1916 auch dessen Verbündeten, dem [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]]) und trat auf Seiten der Entente in den Ersten Weltkrieg ein. |
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Italien und Österreich-Ungarn standen sich an zwei [[Italienfront (Erster Weltkrieg)|Fronten]] gegenüber: im gebirgigen [[Isonzo]]-Gebiet, das im österreichischen Küstenland lag, und in den Alpen im Trentino bzw. südlich davon. Italien war also im Ersten Weltkrieg weitgehend in einen [[Gebirgskrieg 1915–1918|Gebirgskrieg]] verwickelt, der die Verteidiger wesentlich begünstigte. Daneben gab es noch kleinere Seegefechte in der Adria. An der Isonzofront fanden von 1915 bis 1917 elf [[Isonzoschlachten|Schlachten]] statt, die Italien geringfügige Gebietsgewinne einbrachten. Im Trentino versuchte Österreich-Ungarn 1916, die italienische Isonzofront durch einen [[Österreich-Ungarns Südtiroloffensive 1916|Großangriff]] in Richtung Venedig zum Einsturz zu bringen. Der Angriff scheiterte nach anfänglichen Gewinnen und musste dann wegen einer russischen Offensive an der Ostfront ganz eingestellt werden. |
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Als Italien 1917 in der [[Isonzoschlachten#Elfte Isonzoschlacht, 17. August – 12. September 1917|elften Isonzoschlacht]] das Bainsizza-Hochplateau eroberte, geriet der Südabschnitt der angeschlagenen österreich-ungarischen Isonzofront in Gefahr. Für einen Entlastungsangriff am oberen [[Isonzo]] wurden mehrere deutsche Divisionen zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1917 gelang deutschen und österreich-ungarischen Truppen bei [[Schlacht von Karfreit|Karfreit/Caporetto]] in der [[Isonzoschlachten#Zwölfte Isonzoschlacht, 24. Oktober – 27. Oktober 1917|zwölften Isonzoschlacht]] ein Durchbruch, der das [[Geschichte des italienischen Heeres#1861-1918|italienische Heer]] bis an den [[Piave]] zurück warf. Gleichzeitig brach die italienische Gebirgsfront nordöstlich von Asiago zusammen. Ein weiterer Vormarsch der [[Mittelmächte]] scheiterte jedoch am [[Monte Grappa]] und am Hochwasser führenden Piave. Kurz danach entsandten die [[Alliierte]]n zur Stabilisierung der Front Verstärkungen. Der italienische Generalstabschef [[Luigi Cadorna|Cadorna]] wurde wegen dieser schweren (aber letztendlich nicht kriegsentscheidenden) Niederlage abgelöst. |
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[[Datei:RegnoItalia1919.png|thumb|200px|Italien nach dem [[Vertrag von St. Germain]]]] Im Juni 1918 gelang es Italien in der zweiten [[Piaveschlacht]], einen weiteren österreichischen Durchbruchsversuch erfolgreich abzuwehren und die Donaumonarchie dabei entscheidend zu schwächen. Im Oktober 1918 begann Italien mit einer Großoffensive, bei der Österreich-Ungarn am 29. Oktober in der [[Schlacht von Vittorio Veneto]] militärisch unterlag. Danach lösten sich Teile der österreichischen Armee bedingt durch das Streben der verschiedenen Nationalitäten nach Selbstständigkeit nach und nach auf. Im [[Waffenstillstand von Villa Giusti]] zwang man Österreich-Ungarn, alle alliierten und italienischen Forderungen zu erfüllen, was einer bedingungslosen Kapitulation gleichkam. Italien besetzte danach [[Südtirol]] bis zum Brenner. Einer geplanten italienischen Offensive durch das [[Inntal]] gegen das Deutsche Reich kam der Waffenstillstand an der Westfront zuvor. |
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Außer dem Krieg mit Österreich-Ungarn war Italien im Ersten Weltkrieg noch an der [[Geschichte Albaniens#Erster Weltkrieg|Besetzung Albaniens]] beteiligt. |
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Im [[Vertrag von St. Germain]] 1919 wurden Italien die bislang österreichischen Gebiete [[Trentino]], [[Südtirol]], das gesamte ehemalige [[Österreichisches Küstenland|österreichische Küstenland]] und ein Teil der [[Krain]] sowie [[Zadar|Zara/Zadar]] in [[Dalmatien]], einige Adria-Inseln und das [[Kanaltal]] zugesprochen. Durch einen militärischen Handstreich paramilitärischer Verbände unter Leitung [[Gabriele D'Annunzio]]s 1919 eignete sich Italien noch [[Rijeka|Fiume/Rijeka]] an, was mit dem [[Vertrag von Rom (1924)|dem Vertrag von Rom]] 1924 völkerrechtlich anerkannt wurde. |
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Italien bekam damit dennoch weniger als es erwartet hatte (die Herrschaft über den ganzen Ostadriaraum sowie eine Vergrößerung seines Kolonialbesitzes). |
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=== Faschistische Diktatur unter Benito Mussolini === |
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In der tiefen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krise nach dem Ersten Weltkrieg, den Italien mitgewonnen hatte, dessen Sieg aber nach Ansicht der Nationalisten von italienischen Verzichtspolitikern und den perfiden Alliierten „verstümmelt“ worden war ([[Gabriele D'Annunzio]] prägte das enorm einflussreiche Schlagwort der ''Vittoria mutilata''), begann [[Benito Mussolini]] mit [[Faschismus|faschistischen]] Straßenkämpfern, den [[Squadristi|Squadristen]], sogenannte „Strafexpeditionen“ gegen die sozialistische und katholische [[Gewerkschaft|Gewerkschaftsbewegung]] sowie gegen linke, als „subversiv“ bezeichnete politische Gegner. Die italienischen Regierungen wurden der teilweise bürgerkriegsähnlichen Zustände nicht Herr; insgesamt kamen zwischen 1919 und 1922 wohl etwa 1.000 Faschisten und Antifaschisten in den Kämpfen ums Leben. |
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Nachdem er Ende 1921 aus der lose zusammenhängenden faschistischen Bewegung eine Partei, den ''[[Partito Nazionale Fascista]]'' („Nationale Faschistische Partei“, ''PNF'') geschaffen hatte, organisierte Mussolini im Oktober 1922 mit etwa 26.000 faschistischen Anhängern einen Sternmarsch, der unter den Namen [[Marsch auf Rom]] ''(Marcia su Roma)'' in die Geschichte einging. Am 28. Oktober trafen diese Gruppen im strömenden Regen vor den Toren Roms ein. Der Anführer des Marsches reiste später mit einem Schlafwagen aus [[Mailand]] an, als in Folge angeblicher Putschdrohungen König [[Viktor Emanuel III.]] Ministerpräsident Luigi Facta bereits entlassen hatte. Der König ernannte daraufhin Mussolini zum Ministerpräsidenten; die Faschisten zogen zu einem Siegesmarsch in Rom ein. |
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Im Juli 1923 wurde durch ein neues Wahlgesetz, die ''Legge Acerbo'', der Einfluss von Oppositionsparteien erheblich eingeschränkt. 1924 wurde der sozialistische Oppositionspolitiker [[Giacomo Matteotti]] entführt und ermordet. Indizien deuten darauf hin, dass Mussolini wahrscheinlich selbst den Auftrag für diesen Mord gegeben hatte – in einer berühmt-berüchtigten Rede vor der Abgeordnetenkammer am 3. Januar 1925 gab der „Duce“ das selbst zu. Zugleich nutzte er die Gelegenheit, den Aufbau der faschistischen [[Diktatur]] anzukündigen und voranzutreiben, nachdem er im Gefolge der Krise zeitweise unter starken Druck der Kirche, von Gewerkschaften und Opposition, aber auch von „intransigenten“, revolutionär-squadristischen Kreisen des Faschismus geraten war. 1926 wurden endgültig alle Oppositionsparteien verboten. Zu den Wahlen 1928 traten nur noch Kandidaten an, die vom PNF zugelassen wurden; mit der Schaffung des „Faschistischen Großrats“ (''Gran Consiglio del Fascismo'') existierte nun auch ein Gremium, das Partei- und Staatsfunktionen vereinte. Der institutionelle Umbau des italienischen Staates zur faschistischen Diktatur war somit abgeschlossen. |
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Getreu der nationalistischen Ideologie, unternahm das Regime eine strikte [[Italianisierung]]spolitik. Die größten Leidtragenden waren die ethnischen Minderheiten im Lande, insbesondere Frankoprovenzalen, Slawen und Südtiroler. |
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Am 11. Februar 1929 wurden die [[Lateranverträge]] zwischen dem [[Vatikanstadt|Vatikan]] und dem Königreich Italien abgeschlossen. In dem von dem Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri und Benito Mussolini unterzeichneten Vertragswerk werden die Souveränität eines [[Kirchenstaat]]es anerkannt, die Beziehungen zwischen der Kirche und dem italienischen Staat geregelt und dem Vatikan Entschädigungen zugesprochen. Das faschistische Regime löste damit die seit 1870 mit der Einnahme Roms durch italienische Truppen schwelende Frage des Verhältnisses von katholischer Kirche und italienischem Staat. Dieser Erfolg brachte dem Faschismus die Zustimmung auch vieler bürgerlich-konservativer Kreise, die von der faschistischen Gewaltpolitik noch abgeschreckt worden waren. |
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Wirtschaftspolitisch hatte das Regime mit den Folgen der Großen Depression zu kämpfen. Bankrotte Unternehemen wurden von der öffentlichen Hand übernommen und unter den Schutzschirm des neugegründeten Staatskonzerns ''[[Istituto per la Ricostruzione Industriale]]'' gestellt. Es wurde massiv in die öffentlichen Infrastrukturen investiert. Mehr und mehr unterstütze das Regime einen protektionistischen Kurs: Die [[Weizenschlacht]] (''battaglia del grano'') sollte die Autarkie im Bereich der Weizenversorgung zu erreichen. Die Trockenlegung des Gebiets der [[Pontinische Ebene|Pontinischen Ebene]] diente als umfangreiches Arbeitsbeschaffungsprogramm für arme Familien aus dem Norden Italiens, besonders Venetien und Emilia. |
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Die Grundlagen für Italiens Sozialgesetzgebung wurden ebenfalls in dieser Zeit gelegt. |
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International verfolgte Italien in den folgenden Jahren zunächst eine Politik, die das Land als Stütze der internationalen Ordnung und als Friedensgaranten im Mittelmeerraum erscheinen lassen sollte. Das brachte beispielsweise zunächst gute Beziehungen zu Großbritannien mit sich. Zunehmend jedoch radikalisierten sich die faschistische Kultur und Politik – eine Rückkehr zur rohen Gewalt, jetzt auf internationaler Ebene, war die logische Konsequenz eines Weltbildes, das auf dem Gedanken eines ewigen Kampfes und der imperialistischen Expansion Italiens fußte. Mit dem [[Italienisch-Äthiopischer Krieg|Italienisch-Äthiopischen Krieg]] von 1935 und der Eroberung des Landes trat die Außenpolitik in ihre aggressiv-expansionistische Phase. Während der militärische Erfolg die Herrschaft der Faschisten stärkte, wurde Italien vom [[Völkerbund]] isoliert. Deutschland unter [[Adolf Hitler|Hitler]] beteiligte sich nicht an den Sanktionen. Dies und die Intervention beider Staaten im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] zugunsten der aufständischen nationalistischen Militärs um [[Francisco Franco]] führte 1936 zu einem Bündnisvertrag, der sogenannten „Achse Rom-Berlin“. 1937 trat Italien aus dem Völkerbund aus und dem [[Antikomintern-Pakt]] zwischen Deutschland und Japan bei; 1939 folgten die Okkupation Albaniens und das als „[[Stahlpakt]]“ bezeichnete offizielle Kriegsbündnis mit dem Deutschen Reich. Schon 1938 hatte Italien rassistische Gesetze erlassen, die vor allem die Juden diskriminierten. |
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=== Der Zweite Weltkrieg === |
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In den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] griff Italien zunächst nicht ein, da das Land für einen umfassenden militärischen Konflikt noch längst nicht gerüstet war und seine Streitkräfte sich nach der Intervention im [[Spanischer Bürgerkrieg|Spanischen Bürgerkrieg]] sowie dem [[Italienisch-Äthiopischer Krieg|Italienisch-Äthiopischen Krieg]] in einer Phase der Modernisierung (die jedoch sehr langsam vorankam) befanden. Mussolini proklamierte 1939 die „Nichtkriegführung“ (''non belligeranza'') Italiens, kündigte aber auch an, zum passenden Zeitpunkt das „entscheidende Gewicht“ (''peso determinante'') seines Landes in die Waagschale zu werfen. |
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Dieser Moment war am 10. Juni 1940 gekommen: Angesichts des erfolgreichen deutschen Feldzugs gegen Frankreich fürchtete Mussolini, auf einer Friedenskonferenz ohne eigene militärische Erfolge ins Hintertreffen zu geraten. Der „Duce“ erklärte Großbritannien und Frankreich trotz anders lautendem Rat seiner Generäle den Krieg und begründete diesen Schritt mit der Ambition Italiens, aus dem strategischen und ökonomischen „Gefängnis“ des Mittelmeers auszubrechen. Kriegsziel war das italienische „Impero“, wozu vor allem der Zugang zu den Ozeanen gehörte; [[Nizza]], [[Korsika]], [[Malta]], [[Tunesien]] und [[Korfu]], [[Aden]], [[Perim]], die [[Sinai-Halbinsel]], Teile [[Marokko]]s und [[Algerien]]s. Außerdem strebte Italien nach einer breiten Landverbindung von [[Libyen]] nach [[Äthiopien]]. Auch die Territorien von [[Britisch-Somaliland|Britisch-]] und [[Französisch-Somaliland]] sowie Teile [[Französisch-Äquatorialafrika]]s sollten in Besitz genommen werden, mit der [[Türkei]] und arabischen Staaten Vereinbarungen über Einflusszonen getroffen werden. |
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Die italienischen Kriegsanstrengungen waren jedoch seit diesem Zeitpunkt nicht mehr von Erfolg gekrönt: Der Angriff gegen das bereits geschlagene Frankreich blieb nach geringen Geländegewinnen in den Alpen (vgl. [[Vichy-Regime]]) stecken; die Offensive gegen die Briten in Nordafrika Ende 1940 und der Feldzug gegen Griechenland (ab dem 28. Oktober 1940) gerieten zu regelrechten Katastrophen, die nur durch das Eingreifen der deutschen Wehrmacht überdeckt werden konnten. Die neuere Forschung schreibt die desaströsen Ergebnisse mangelnder Ausbildung, zum Teil schlechter Ausrüstung, vor allem aber dilettantischer strategischer Planung und maßloser Selbstüberschätzung insbesondere des „Duce“ selbst zu. Trotz auf dem Papier gegebener Überlegenheit gelang es der italienischen Marine nicht, die britische Marine aus dem Mittelmeer zu vertreiben. Später verhinderte Treibstoffmangel entsprechende Ambitionen. |
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1941 nahm ein italienisches Expeditionskorps am deutschen Feldzug gegen die Sowjetunion teil. Auch auf dem Balkan verfolgten die Italiener teilweise ein zutiefst nationalistisches Regiment, vor allem gegenüber den [[Slowenien|Slowenen]] und in der Zusammenarbeit mit der faschistischen Bewegung der [[Ustascha]] in [[Kroatien]]. 1942 scheiterte die letzte deutsch-italienische Offensive in Nordafrika; seitdem riss die Kette der militärischen Katastrophen für das faschistische Regime nicht mehr ab. Nach der Kapitulation der Achsentruppen in Tunesien im Mai 1943 eroberten Amerikaner und Briten im Sommer desselben Jahres die Inseln [[Lampedusa]] und [[Pantelleria]] und landeten im Juli 1943 auf [[Sizilien]] ([[Operation Husky]]). Unter dem Eindruck dieser verheerenden Niederlagen setzte der Faschistische Großrat am 25. Juli 1943 Mussolini mit einfacher Mehrheit ab. Mussolini wurde gefangen genommen. König [[Viktor Emanuel III.]], dessen Tochter [[Mafalda von Savoyen|Mafalda]] im [[KZ Buchenwald]] ums Leben kam, übernahm den Oberbefehl über die Streitkräfte und beauftragte [[Marschall]] [[Pietro Badoglio]], eine Militärregierung zu bilden. Badoglio erklärte die [[Partito Nazionale Fascista|faschistische Partei]] und ihre Gliederungen per Gesetz für aufgelöst. Am 8. September wurde ein Waffenstillstand zwischen der Badoglio-Regierung und den Alliierten abgeschlossen, der [[Waffenstillstand von Cassibile]]. Das Deutsche Reich versuchte, die Schwarzhemden wieder an die Macht zu bringen und ließ dazu Mussolini im [[Unternehmen Eiche]] befreien. Norditalien wurde bis nach Rom durch deutsche Truppen besetzt und in diesem Gebiet eine [[Marionettenregierung]] unter Mussolini installiert, die [[Republik von Salò|Italienische Sozialrepublik]]. Diese Parallel-Regierung blieb mit [[Drittes Reich|Deutschland]] aufs engste verbündet, erklärte seinerseits dem von den Alliierten besetzten Teil Italiens den Krieg und führte in Norditalien Krieg gegen echte oder vermeintliche [[Partisanen]]. |
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Zum 1. Oktober 1943 wurden im Norden Italiens die folgenden deutschen Operationszonen gegründet: |
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*'''[[Operationszone Adriatisches Küstenland|Adriatisches Küstenland]]''', bestehend aus den Provinzen [[Triest]], [[Istrien]], [[Rijeka|Fiume]], [[Quarnero]] und dem bislang italienisch verwalteten Gebiet von Laibach (Lubiana/[[Ljubljana]]) und |
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*'''[[Operationszone Alpenvorland|Alpenvorland]]''', bestehend aus den Provinzen [[Belluno]], [[Südtirol|Bozen]] und [[Trentino|Trient]]. |
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Entlang der Schweizer und französischen Grenze entstand aus einem etwa 50 km tiefen Streifen die [[Operationszone Nordwest-Alpen]], die direkt dem Armeekommando 14 unterstand. |
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In den folgenden knapp zwei Jahren wurde vor allem Mittelitalien von den schweren Kämpfen entlang der langsam vorrückenden Front (Befreiung Roms am 4. Juni 1944) teilweise völlig verwüstet. Kommunistische, sozialistische, katholische und liberale [[Partisanen]] der [[Resistenza]] kämpften gegen deutsche Besatzungstruppen. Nach dem Krieg wurde dieser Kampf gegen die deutschen Besatzer vom Gros der Italiener als „nationaler [[Befreiungskrieg]]“ empfunden. Daneben hat sich auch der aus der ursprünglich [[Neofaschismus|neofaschistischen]] Geschichtsschreibung stammende Begriff des „[[Bürgerkrieg]]s“ etabliert, der in Italien kontrovers diskutiert wird.<ref>Karl-Heinz Frieser (Hrsg.): [[Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg]] Band 8, die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 1161</ref> |
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Am 29. April 1945 kapitulierten die deutschen Streitkräfte bedingungslos. |
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=== Beitrag zum Massenmord an den Juden === |
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Seit dem „Gesetz zum Schutz der italienischen Rasse“ vom 17. September 1938 hat Italien weitere rassistische Gesetze erlassen, die sich gegen die Afrikaner in den faschistischen Kolonien richteten, aber auch Gesetze, die die Juden marginalisieren sollten. Juden mussten den Öffentlichen Dienst verlassen, durften nur geringen Grundbesitz haben und nur kleine Firmen leiten. Im Innenministerium wurde die „Generaldirektion für Demographie und Rasse“ eingerichtet, die eine Judenzählung betrieb, die die bis dahin in Italien unauffällige jüdische Bevölkerung ausgrenzte. Nach dem Kriegseintritt im Juni 1940 folgte Zwangsarbeit für italienische und Internierung in [[Konzentrationslager]]n für ausländische Juden. Der Katalog diskriminierender Gesetze und Verordnungen wurde ständig erweitert; als Mussolini im Juli 1943 gestürzt wurde, gab es kaum einen Beruf mehr, den Juden legal ausüben durften. Ab September 1943 wurden in der "[[Italienische Sozialrepublik|Italienischen Sozialrepublik]]" die Juden enteignet, in Konzentrationslager eingewiesen und schließlich über Durchgangslager wie die [[Risiera di San Sabba]] bei Triest in die Vernichtungslager im Osten deportiert. Dabei arbeiteten nationalsozialistische und faschistische Behörden eng zusammen. Viele jüdische Häftlinge wurden bereits in Italien umgebracht, wie beim Massaker in den [[Ardeatinische Höhlen|Ardeatinischen Höhlen]], wo unter den 335 Opfern 57 Juden waren. |
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Etwa ein Viertel der jüdischen Bevölkerung Italiens kam auf diese Weise um. <ref>Carlo Moos: Ausgrenzung, Internierung, Deportationen, Antisemitismus und Gewalt im späten italienischen Faschismus (1938–1945), Chronos Verlag, Zürich 2004, ISBN 3-0340-0641-1</ref> |
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== Republik Italien == |
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=== Von der Nachkriegszeit zum Ende des Kalten Krieges === |
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König Viktor Emanuel III. trat, diskreditiert durch den Faschismus (Ernennung Mussolinis zum Premier, Unterzeichnung der Rassengesetze), 1946 zugunsten seines Sohnes [[Umberto II. (Italien)|Umberto (II.)]] zurück. Wenig später fand, gleichzeitig mit der Wahl zu einer verfassunggebenden Versammlung, eine Volksabstimmung über die künftige Staatsform statt. Das Ergebnis fiel knapp zugunsten der Republik aus, Angehörige des [[Haus Savoyen|Hauses Savoyen]] mussten danach Italien verlassen. Die [[Politisches System Italiens#Verfassung|republikanische Verfassung]] trat 1948 in Kraft. Auf Grund der Erfahrungen mit der faschistischen Diktatur legte man den Schwerpunkt der politischen Macht auf ein kompliziertes parlamentarisches System mit zwei gleichberechtigten Kammern. Die von beiden Kammern abhängige Regierung hat eine relativ schwache Stellung. Die erstmals vorgesehene umfassende Dezentralisierung wurde in den Jahren danach nur zögerlich durchgesetzt. |
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Im [[Pariser Friedenskonferenz 1946|Pariser Vertrag]] von 1947 verlor Italien seine Kolonien (Äthiopien, Eritrea und Somaliland, die zu [[Italienisch-Ostafrika]] zusammengefasst worden waren, dazu Libyen und den Dodekanes), den Großteil Julisch Venetiens (das Territorium zwischen [[Gorizia|Görz/Gorizia/Gorica]] und [[Postojna|Adelsberg/Postumia/Postojna]] bzw. Idria/Idrija sowie [[Istrien]], norddalmatinische Inseln und [[Rijeka|Fiume/Rijeka]]) sowie [[Zadar|Zara/Zadar]] an Jugoslawien und kleinere Gebiete im Westen an Frankreich. [[Triest]] und sein Umland wurden zunächst internationalisiert und in zwei Zonen geteilt, ehe 1954 eine definitive Regelung getroffen wurde: Die Stadt Triest blieb bei Italien, das südliche Umland wurde [[Jugoslawien]] zugeschlagen. Mit dem Pariser Vertrag von 1947 sind, vorbehaltlich des Territoriums um Triest, die heutigen Grenzen Italiens festgelegt worden. |
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Im Zuge dieser Grenzänderungen, sowie bereits zuvor zwischen 1943 (Waffenstillstand) und 1945 kam es seitens der kommunistischen [[Partisanen]] Jugoslawiens zu Massakern an der einheimischen italienischen Bevölkerung sowie slawischen Antikomunisten („[[Foibe-Massaker]]“). Ca 350.000 Menschen („[[Esuli]]“) verließen in der Zeit von 1943–1954 die von Jugoslawien eroberten Gebiete Richtung Italien. |
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Jene Gebiete, die das faschistische Italien während des 2. Weltkriegs oder kurz davor „erworben“ hatte, also „Mittelslowenien“ , Dalmatien und Albanien (das nach der Aufteilung Jugoslawiens die albanischsprachigen Teile des Kosovos und Mazedoniens umfasste), verlor Italien ebenso. |
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Unter [[Ministerpräsident]] [[Alcide de Gasperi]], „Italiens Adenauer“, gehörte das Land zu den Mitbegründern der [[NATO]], des [[Europarat]]s und der [[Europäische Wirtschaftsgemeinschaft|Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft]]. Seine Partei, die [[Democrazia Cristiana]] (ital. für Christliche Demokratie) war die wichtigste politische Partei Italiens zwischen 1945 und 1993 und stellte fast alle Ministerpräsidenten in diesem Zeitraum. Sie verstand sich als gemäßigte katholische Volkspartei. |
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Die Kommunistische Partei Italiens ([[Kommunistische Partei Italiens|PCI]]/[[IKP|KPI]]) mit ihrem langjährigen Vorsitzenden [[Enrico Berlinguer]] war zu Beginn der 1970er Jahre mit über zwei Millionen Mitgliedern und zirka 30 Prozent der Wählerstimmen die stärkste und politisch einflussreichste KP der kapitalistischen Industriestaaten. Im Parlament belegte sie den zweiten Platz. 1976 konnte die Partei ihr bestes Ergebnis bei den italienischen Parlamenstwahlen verzeichnen, 34,4%, blieb aber hinter den Christdemokraten stehen. 1984 gelang es der KPI zum ersten und einzigen Mal als stärkste Partei hervorzugehen: Sie erreichte bei der Europawahl 33,3% der Stimmen und landete knapp vor den Christdemokraten mit 32,97%. |
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Obwohl sich die KPI unter Berlinguer vom Kommunismus sowjetischer Prägung nach und nach lossagte und versuchte, den moderaten Weg des [[Eurokommunismus]] zu beschreiten, hielt die Furcht vor einer kommunistischen Machtbeteiligung oder -übernahme bis zuletzt an. Dies führte in den 70er Jahren unter anderem zu einer massiven Kapitalflucht aus Italien. Auch von Seiten der [[Vereinigten Staaten]] gab es erhebliche Bedenken gegen eine eventuelle Regierungsbeteiligung der Kommunisten, da man einen Domino-Effekt in ganz Europa befürchtete.<ref>[http://www.zeit.de/1976/04/Schlappheit-und-Schlendrian Schlappheit und Schlendrian] Die Zeit, 16.01.1976</ref> |
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Unter Beibehaltung eines reinen [[Verhältniswahlrecht]]s (ohne 4- oder 5-Prozent-Hürde) gelang es der [[Democrazia Cristiana]] durch die Einbeziehung von i. d. R. vier oder fünf kleineren Parteien (sog. ''[[Pentapartito]]''), die Kommunisten auf recht wirksame Weise von einer Regierungsübernahme abzuhalten. Obwohl die kleineren Regierungsparteien zur Durchsetzung ihrer eigenen Interessen regelmäßig Regierungskrisen herbeiführten, blieben wegen des erzwungenen Ausschlusses der Kommunisten und des somit bedingten Mangels an Alternativen immer dieselben Parteien und Politiker an der Macht. Zur Sicherung ihrer Wählerstimmen und des Machterhalts machten diese Parteien immer wieder großzügige, z. T. sogar unmoralische Konzessionen und Kompromisse verschiedenster Art, die zu kolossaler Staatsverschuldung (sozialpolitische Geschenke) und zur faktischen Behinderung der Mafiabekämpfung (Vorteile gegen Beschaffung von Wählerstimmen) führten. |
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Die 1970er Jahre gingen als ''anni di piombo'' (bleierne Jahre) in die Geschichte ein. Der linksextreme Terrorismus der [[Rote Brigaden|Roten Brigaden]] und die blutigen Attentate neofaschistischer Extremisten, an denen auch die Geheimdienste beteiligt waren, versetzten das Land in Angst und Schrecken und führten zu einer bedrohlichen Destabilisierung der politischen Situation, so dass ein Staatsstreich nach südamerikanischem Vorbild nicht unwahrscheinlich schien. Bekannt sind die Putschversuche von einigen Carabinieri-Offizieren im Jahr 1964 (''Piano solo'') und der ''Golpe Borghese'' von Fürst [[Junio Valerio Borghese]]. |
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Als der Christdemokrat [[Aldo Moro]] Italien eine Kompromissregierung (''compromesso storico'', [[Historischer Kompromiss|historischer Kompromiss]]) mit der PCI anstrebte, stieß er nicht nur auf Widerstand in seiner eigenen Partei. Auch westliche Geheimdienste sollen Moro in der Folge beobachtet haben; gleichzeitig geriet er ins Visier der linksextremen [[Rote Brigaden|Roten Brigaden]]. Diese bekannten sich letztlich auch zu Moros Entführung und seiner Ermordung am 9. Mai 1978. Die Hintergründe der Tat sind bis heute ungeklärt und umstritten. 2006 hat die Staatsanwaltschaft wieder ein Verfahren zum Tode Moros eröffnet. Die Kompromissregierung, unter christdemokratischer Führung, die von den Kommunisten, die selber keine Minister stellten, toleriert wurde, kam dann doch unter [[Giulio Andreotti]] zustande. |
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Der [[Anschlag von Bologna 1980]] markierte den blutigen Höhepunkt der terroristischen Aktivitäten in Italien. 1990 stellte sich im Rahmen von gerichtlichen Ermittlungen heraus, dass eine geheime Parallelstruktur innerhalb des italienischen Staatsapparats mittels einer sogenannten ''[[Strategie der Spannung (Italien)|Strategie der Spannung]]'' über Jahrzehnte versucht hatte, eine Regierungsbeteiligung der Kommunisten zu verhindern. Die Ergebnisse der Untersuchungskommission „Terrorismus und Massaker“ (1994 - 2000) des italienischen Senats bestätigten, dass [[Rechtsextremismus|Rechtsextremisten]] im Rahmen dieser Strategie eine Reihe von Terroranschlägen gegen die Zivilbevölkerung verübt hatten.<ref name="Latsch">{{Literatur| Autor=Gunther Latsch| Titel=Die dunkle Seite des Westens |Sammelwerk=Der Spiegel |Nummer=15 |Jahr=2005 |Monat=April |Tag=11 |Seiten=48–50 |Online=[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=39997525&<!-- -->aref=image035/E0514/ROSP200501500480050.PDF&thumb=false PDF, wissen.spiegel] |Zugriff=20. Juli 2008 }}</ref> Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge löste 1990 eine Staatskrise in Italien aus (Gladio-Affäre), die gerichtliche Aufklärung der Vorgänge dauert bis heute an. Gesichert ist, dass die italienischen Militärgeheimdienste, die von [[NATO]] und [[CIA]] betriebene Organisation [[Gladio]] sowie die Geheimloge [[Propaganda Due]] dabei eine zentrale Rolle spielten. <ref name="Latsch"/><ref name="Hoffmann">{{internetquelle|autor=Karl Hoffmann |url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/402451/ |titel=Vor 25 Jahren: Bomben-Anschlag im Bahnhof von Bologna |werk=Deutschlandfunk |datum-tag=2 |datum-monat=August |datum-jahr=2005|zugriff-tag=20 |zugriff-monat=Juli |zugriff-jahr=2008 }}</ref><ref name="Ganser 2004">{{Literatur |Autor=Daniele Ganser |Titel=Nato-Geheimarmeen und ihr Terror |Sammelwerk=Der Bund |Ort=Bern|Jahr=2004 |Monat=Dezember |Tag=20 |Seiten=2 ff. |Online=[http://www.php.isn.ethz.ch/news/mediadesk/documents/bund_20_12_2004.pdf PDF], ethz.ch |Zugriff=20. Juli 2008 |
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}}</ref> |
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Trotz des bedeutsamen Einflusses der Katholischen Kirche auf die italienische Gesellschaft, konnten in den 70er Jahren wichtige gesellschaftliche Reformen verabschiedet werden. 1970 wurde die Ehescheidung per Gesetz erlaubt. Das Gesetz musste einer Volkabstimmung unterzogen werden, welche die Befürworter der Ehescheidung deutlich gewannen (59,3% bei einer Wahlbeteiligung von 87,7%). Im Jahr 1979 wurde die Abtreibung legalisiert. |
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Nach dem Krieg erlebte auch Italien sein Wirtschaftswunder (''miracolo economico''). In den Jahren 1959, 1960, 1961, 1962 wuchs das Bruttosozialprodukt um respektive 6,4, 5,8, 6,8 und 6,1 Prozent. Auch die 1980er wurden von einem außerordentlichen Wachstum gekennzeichnet. 1987 kündigte die Regierung [[Craxi]] den ''sorpasso'' an: Italien hatte das Vereinigte Königreich an Wirtschaftsleistung überhölt und war nun zur fünftgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufgestiegen.<ref>[http://www.zeit.de/1987/10/Craxi-will-nicht-weichen Craxi will nicht weichen] Die Zeit, 27.2.1987</ref><ref>[http://www.zeit.de/1987/33/Italien-Das-Wunder Italien: Das Wunder] Die Zeit, 7.8.1987</ref> |
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Der Boom blieb hauptsächlich auf den Norden bzw. die Mitte Italiens beschränkt. Viele Süditaliener mussten nach wie vor ihre Heimat verlassen, um Arbeit zu finden, und ins europäische Ausland (besonders Deutschland, Schweiz, Belgien und Frankreich) oder in die norditalienischen Regionen auswandern. |
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Gleichzeitig verschlechterte sich die Lage der öffentliches Haushalts dramatisch. Die Staatsverschuldung etwa verdoppelte sich im Laufe der 1980er Jahre. Die Inflation blieb immer relativ hoch, verglichen mit der Bundesrepublik Deutschland, die Währung wurde aus Wettbewerbsgründen abgewertet. |
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=== Nach dem Ende des Kalten Krieges === |
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Die erste Hälfte der 90er Jahre ist von wichtigen Ereignissen gekennzeichnet. |
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Im Kampf gegen das organisierte Verbrechen gelang es dem Staat bedeutende Erfolge einzufahren. Nach dem Attentat gegen die Staatsanwälte [[Giovanni Falcone]] und [[Paolo Borsellino]] wurden die Gesetze noch einmal verschärft. |
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Finanziell stand Italien vor dem Staatsbankrott. Dies veranlasste die Regierung unter [[Giuliano Amato]] zu einem radikalen Sparkurs. Als äußerste Maßnahme wurde sämtliche Bankkonten einer einmaligen Sonderbesteuerung unterworfen. Die Regierung [[Ciampi]] setzte den Sparkurs fort. Im Zuge der Sanierung der Staatsfinanzen machte man sich an eine [[Privatisierung]] der zahlreichen, durch politische [[Patronage]] korrumpierten Staatsbetriebe. |
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Am bedeutendsten waren die Umwälzungen auf politischer Ebene. Ab 1992 erfolgte durch die Aufdeckung von Korruptions- und Parteifinanzierungsskandalen [[Tangentopoli]] und [[Mani pulite]] eine grundlegende Neuordnung der Parteienlandschaft. |
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Die Christdemokraten, die Sozialisten, die Liberalen und die Republikaner, die das Land vierzig Jahre lang geführt hatten, hörten auf als eigenständige Parteien zu existieren. Gleichzeitig stürzte der Zusammenbruch des Ostblocks die Kommunisten in eine tiefe ideologische Krise. Aus der KPI gingen die als sozialdemokratisch auftretende PDS (''[[Partito Democratico della Sinistra]]'') sowie zahlreiche kommunistische Neugründungen hervor. Im Norden des Landes wurde der Unmut der Bevölkerungen über die korrupte Politik von der damals sezessionistisch auftretenden [[Lega Nord]] angesprochen. |
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Der Ausgang der Parlamentswahlen 1994, bei denen erstmals ein gemischtes Mehrheits- und Proporzwahlrecht mit Sperrklausel Anwendung fand, war gänzlich ungewiss. Überraschend deutlich konnte sich die Koalition des Baulöwen und Medienmoguls Silvio Berlusconi behaupten. Seine Partei, [[Forza Italia]], nur ein paar Monate vor dem Wahltermin gegründet, wurde auf Anhieb stärkste Kraft. Sein Bündnis mit der Lega Nord und der Nationalen Allianz, die aus dem postfaschistischen Movimento Sociale Italiano hervoging, ging nach nur wenigen Monaten in die Brüche. Die einberufene Technikerregierung unter Lamberto Dini verabschiedete eine wichtige Rentenreform. |
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Die Wahlen von 1996 konnte eine Mitte-links-Koalition unter Führung des ehemaligen Christdemokraten Romano Prodi für sich entscheiden. In der Regierung [[Prodi]] I (1996–1998) gab es erstmals in der Geschichte Italiens (reform-) kommunistische Minister. Prodi strikter Sparkurs ebneten Italienden Weg zum [[Euro]]. Von seinen Verbündeten verlassen musste er zurücktreten und Massimo D'Alema bzw. Giuliano Amato den Vortritt lassen. |
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Die Wahlen 2001 konnte Berlusconis Bündnis [[Casa delle Libertà]] für sich entscheiden. Nach fünf Jahren Amtszeit wurde er abgewählt und musste sich erneut Romano Prodi geschlagen geben. Mitte Mai 2006 wurde dann auch mit [[Giorgio Napolitano]] der Kandidat Romano Prodis zum Präsidenten der Republik gewählt, mit dem zum ersten Mal ein ehemaliges Mitglied der [[Kommunistische Partei Italiens|PCI]] dieses Amt einnimmt. |
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Auf der Ebene der Gemeinden, Provinzen und [[Italienische Regionen|Regionen]] gab es etliche wegweisende Reformen, die die Regierungsarbeit auf diesen Ebenen nachhaltig verbesserten. Zu zahlreichen Neuerungen kam es auf der nationalen Ebene im Verwaltungsbereich und in der Ministerialbürokratie. Bemerkenswert sind auch die 1997 eingeleiteten Reformen im Bereich der [[Italienische Streitkräfte|Streitkräfte]], die im Juni 2005 durch die Aussetzung der [[Wehrpflicht]] professionalisiert wurden. |
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Auf eine von allen Seiten als notwendig erachtete Verfassungsreform zur Stärkung der Regierung, zur Verbesserung der parlamentarischen Arbeit und zur Einführung einer Vertretung der Gebietskörperschaften konnte man sich trotz verschiedener Versuche bisher noch nicht einigen. |
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Die italienischen Staatsfinanzen leiden weiterhin an einer extrem hohen Steuerhinterziehung (je nach Schätzung 20-30% des BIP), an mehr und mehr demografisch bedingt zunehmenden Finanzlasten im Gesundheitswesen und in der Altersversorgung, sowie an einer zu zentralistisch gesteuerten Finanzierung der Regionen, Provinzen und Gemeinden. Diese Probleme und die Zinslast auf die hohen Staatsschulden bedingen eine allgemein als zu hoch empfundene Steuer- und Abgabenlast, die sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung und auf ausländische Investitionen auswirkt. Als problematisch wird hier auch die Schwerfälligkeit der italienischen Justiz und Verwaltung angesehen. |
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Die Wirtschaft ist nach wie vor regional sehr unterschiedlich entwickelt. Während in Norditalien fast Vollbeschäftigung herrscht und in Mittelitalien Arbeitslosenzahlen zurückgingen, sind die strukturellen Probleme der süditalienischen Wirtschaft, die teilweise etwa 70 bis 80 % des EU-Durchschnitts erreicht hat, weitgehend ungelöst. Als besonders negativ gilt dort noch immer der Einfluss der organisierten Kriminalität auf das Wirtschaftsleben. |
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=== Ereignisse seit 2008 === |
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Im Januar 2008 zerfiel das von Romano Prodi geführte Mitte-Links Bündnis, nachdem sich der Koalitionspartner [[Popolari-Unione Democratici per l’Europa|UDEUR]] aus dem Bündnis zurückgezogen hatte. Prodi erhielt bei der [[Vertrauensfrage]] vor dem italienischen Parlament nicht die nötige Mehrheit und verkündete nach nur 20 Monaten im Amt seinen Rücktritt. Präsident Napolitano beauftragte daraufhin den Senatspräsidenten [[Franco Marini]] mit der Bildung einer Übergangsregierung. Ziel dieser Regierung sollte eine Reformierung des Wahlrechts sein.<ref>[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]]: ''[http://www.tagesschau.de/ausland/marini4.html Franco Marini: Die letzte Hoffnung der Linken]'' vom 30. Januar 2008.</ref> Allerdings gelang es Marini nicht, die von Berlusconi geführte Opposition zu einer Beteiligung an der Regierung zu bewegen, weshalb dieser das Mandat zur Regierungsbildung am 4. Februar 2008 wieder zurückgab.<ref>[[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]]: ''[http://www.tagesschau.de/ausland/italien92.html Neuwahlen in Italien rücken näher]'' vom 4. Februar 2008.</ref> Daraufhin sah sich Staatspräsident Napolitano gezwungen, beide Kammern des Parlaments am 6. Februar aufzulösen und [[Parlamentswahlen in Italien 2008|Neuwahlen]] am 13. und 14. April 2008 auszuschreiben.<ref>[http://www.corriere.it/politica/08_febbraio_06/napolitano_scioglie_camere_rammarico_mancata_riforma_elettorale_890d58ba-d4a3-11dc-a819-0003ba99c667.shtml ''Sciolte le Camere, si vota il 13 e 14 aprile''] Corriere della Sera, 6. Februar 2008</ref> |
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Aus diesen ging mit 46,8 % der abgegebenen Stimmen zur Wahl der Abgeordnetenkammer und 47,3 % zur Wahl des Senats Silvio Berlusconis neues Wahlbündnis [[Popolo della Libertà]] - [[Lega Nord]] - [[Movimento per l’Autonomia]] als klarer Sieger hervor und kann in der 16. Legislaturperiode mit einer ausreichenden Mehrheit in beiden Parlamentskammern die Regierung bilden. Die [[Kabinett Berlusconi IV|vierte Regierung]] Silvio Berlusconis wurde am 8. Mai 2008 vereidigt; ihr gehören 12 Minister mit und neun [[Minister ohne Geschäftsbereich]] an. Unter den insgesamt 21 Ministern sind nur 4 Frauen (weniger als 20%).<ref>[http://www.stol.it/nachrichten/artikel.asp?KatId=f&p=3&ArtId=114893&SID=738469884301836230 Stol.it über die Regierung Berlusconis]</ref> |
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== Staats- und Regierungschefs Italiens == |
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*[[Liste der Staatsoberhäupter Italiens]] |
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*[[Liste der italienischen Ministerpräsidenten]] |
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== Siehe auch == |
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*[[Monarchismus in Italien nach dem Zweiten Weltkrieg]] |
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*[[Italienische Kolonien]] |
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== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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== Literatur == |
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* [[Girolamo Arnaldi]]: ''Italien und seine Invasoren. Vom Ende des Römischen Reiches bis heute''. Wagenbach, Berlin 2005, ISBN 3-8031-3617-2. |
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* Wolfgang Altgeld: ''Kleine italienische Geschichte''. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-150-10558-7. |
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* Giulia Brogini Künzi: ''Italien und der Abessinienkrieg 1935/36. Kolonialkrieg oder Totaler Krieg?'' Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-72923-3. |
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* [[Stefan Breuer]]: ''Nationalismus und Faschismus. Frankreich, Italien und Deutschland im Vergleich''. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2005, ISBN 3-534-17994-3. |
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* Anne Bruch: ''Italien auf dem Weg zum Nationalstaat. Giuseppe Ferraris Vorstellungen einer föderal-demokratischen Ordnung''. Krämer, Hamburg 2005, ISBN 3-89622-077-2. |
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* Martin Clark, ''Modern Italy, 1871 to the Present'', Broschiert – 624 Seiten – Longman, 3. Auflage 2008, ISBN 1405823526 |
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* Furio Durando u. a.: ''Magna Graecia. Kunst und Kultur der Griechen in Italien'', Hirmer, München 2004, ISBN 3-7774-2045-X. |
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* [[Moses I. Finley]]: ''Das antike Sizilien. Von der Vorgeschichte bis zur arabischen Eroberung''. Dtv, München 1993, ISBN 3-423-04592-2. |
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* Daniel Glowotz: ''Byzantinische Gelehrte in Italien zur Zeit des Renaissance-Humanismus''. Wagner, Schneverdingen 2006, ISBN 3-88979-110-7. |
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* [[Regine Igel]]: ''Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien''. Herbig, München 2006, ISBN 3-7766-2465-5. |
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* Bernd Rill: ''Sizilien im Mittelalter. Das Reich der Araber, Normannen und Staufer''. Belser, Stuttgart 1995, ISBN 3-7630-2318-6. |
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* Volker Reinhardt: ''Geschichte Italiens. Von der Spätantike bis zur Gegenwart''. Beck, München 2003, ISBN 3-406-50284-9. |
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* Lutz Klinkhammer: ''Zwischen Bündnis und Besatzung. Das nationalsozialistische Deutschland und die Republik von Salò 1943–1945'', Niemeyer, Tübingen 1993. |
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* Dieter Münch: ''Einführung in die politische Geschichte Italiens. 1943–2009''. Baltic Sea Press, Rostock 2009. |
|||
* Regine Wagenknecht: ''Judenverfolgung in Italien. 1938–1945; „Auf Procida waren doch alle dunkel“''. Edition Parthas, Berlin 2005, ISBN 3-936324-22-0. |
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* [[Rudolf Lill]]: ''Geschichte Italiens in der Neuzeit''. WBG, Darmstadt 1986(3), ISBN 3-534-06746-0. |
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* [[Michael Seidlmayer]]: ''Geschichte Italiens. Vom Zusammenbruch des Römischen Reiches bis zum ersten Weltkrieg''. Mit Beiträgen von [[Theodor Schieder]] |
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* Jens Petersen: Italien als Republik: 1946–1987. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1989(2), ISBN 3-520-34102-6. |
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== Weblinks == |
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*[http://www.immaginidistoria.it Immagini di storia]: Bildersammlung zur italienischen Geschichte von der Spätantike bis zum 20. Jahrhundert. Die Bilder sind meist kommentiert, allerdings in italienischer Sprache. |
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Version vom 26. November 2009, 20:44 Uhr
Estelo Gemeinde Vegadeo
| ||
---|---|---|
Wappen | Karte von Spanien | |
? | ||
Basisdaten | ||
Land: | ![]() | |
Autonome Gemeinschaft: | ![]() | |
Provinz: | Asturien | |
Koordinaten: | 43° 26′ N, 7° 2′ W | |
Höhe: | 185 msnm | |
Fläche: | 9,79 km² |
Estelo ist ein Weiler / Dorf in der Gemeinde Vegadeo der autonomen Region Asturien in Spanien.
Geographie
Estelo hat 16 Einwohner (2006) auf einer Grundfläche von 9,79 km². Die nächste größere Ortschaft ist Vegadeo, der 3,1 km entfernte Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Der Weiler gehört zu dem Parroquia Vegadeo.
Klima
Angenehm milde Sommer mit ebenfalls milden, selten strengen Wintern. In den Hochlagen können die Winter durchaus streng werden.
Sehenswertes
- Casa de la Rúa
- Reserva Natural Parcial de la Ría del Eo (Naturpark)