John Harvard (Theologe) und Xylit: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Bild:John Harvard statue at Harvard University.jpg|thumb|right|300px|Die John-Harvard-Statue auf dem Campus der Harvard-University. Der Mann, den die Statue darstellt, ähnelt wahrscheinlich nicht John Harvard, da dem Künstler kein Bild von John Harvard als Vorlage zur Verfügung stand.]] |
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| Strukturformel = [[Datei:Xylitol.svg|100px|Strukturformel von Xylitol]] |
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| Andere Namen = |
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* <small>D</small>-Xylitol |
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* <small>D</small>-Xylit |
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* (2''S'',4''R'')-Pentan-1,2,3,4,5-pentol |
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| Summenformel = C<sub>5</sub>H<sub>12</sub>O<sub>5</sub> |
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| CAS = 87-99-0 |
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| PubChem = 6912 |
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| Beschreibung = farblose, süß schmeckende Kristalle <ref name="Römpp"/> |
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| Molare Masse = 152,15 g·mol<sup>−1</sup> |
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| Aggregat = fest |
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| Dichte = 0,77 g·cm<sup>−3</sup><ref>[http://www.carl-roth.de/jsp/de-de/sdpdf/9711.PDF Sicherheitsdatenblatt Carl Roth]</ref> |
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| Schmelzpunkt = 94 [[Grad Celsius|°C]] <ref name="Römpp"/> |
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| Siedepunkt = |
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| Dampfdruck = |
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| Löslichkeit = leicht löslich in Wasser, wenig in Alkohol <ref name="Römpp">Hermann Römpp, Jürgen Falbe und Manfred Regitz: ''[[Römpp Lexikon Chemie]]''. 9. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1992.</ref> |
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| Quelle GefStKz = <ref name="ALFA">[http://www.alfa-chemcat.com/daten_msds/D/A16944_-_D.pdf Sicherheitsdatenblatt des Herstellers Alfa-Aesar]</ref> |
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| Gefahrensymbole = {{Gefahrensymbole|-}} |
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| R = {{R-Sätze|-}} |
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| S = {{S-Sätze|-}} |
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| MAK = |
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| LD50 = 12500 mg·kg<sup>−1</sup> (Ratte, [[peroral]]) <ref name="ChemIDplus">{{ChemID|87-99-0 }}</ref> |
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'''Xylitol''', auch '''Xylit''', sind Trivialnamen für '''Pentanpentol''', einen [[Zuckeralkohol]], der als [[Zuckeraustauschstoff]] ([[E-Nummer|E]] 967) verwendet wird. Die Entdeckung geht auf den späteren Nobelpreisträger [[Emil Fischer]] zurück. |
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'''John Harvard''' (* [[26. November]] [[1607]] im [[London Borough of Southwark]]; † [[14. September]] [[1638]] in [[Charlestown (Massachusetts)|Charlestown]], [[Massachusetts]]) war ein [[Theologe]], der in England aufwuchs. |
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Die Besonderheit an Xylitol ist seine in verschiedenen klinischen Studien nachgewiesene kariostatische und antikariogene Wirkung. Auf einige Säugetiere, vor allem Hunde, wirkt Xylitol dagegen toxisch (siehe unten). |
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Er machte 1632 einen Abschluss an der [[Universität Cambridge]] am [[Emmanuel College (Cambridge)|Emmanuel College]]. 1637 emigrierte er mit seiner Frau nach [[Neuengland]], wo er sich in [[Charlestown (Massachusetts)]] niederließ. Dort wurde er ordinierter Lehrer an der Kirche. Er starb aber schon im folgenden Jahr an [[Tuberkulose]]. |
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== Vorkommen, Herstellung und Eigenschaften == |
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Da er kinderlos blieb, spendete er sein halbes Vermögen in Höhe von 780 Pfund und vermachte seine [[Bibliothek]], die 320 Bände umfasste, an das im Nachbarort [[Cambridge (Massachusetts)|Cambridge]] gelegene [[College]], das 1636 von seinem Freund [[Nathaniel Eaton]] gegründet worden war. Zu seinen Ehren erhielt diese kleine Lehreinrichtung den Namen des Spenders ([[Harvard University]]). Damit wurde auch das Fundament für das spätere Hochschulwesen der [[Vereinigte Staaten|USA]] gelegt. |
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Xylitol befindet sich neben [[Sorbitol]] als natürlicher Zuckeralkohol in vielen Gemüsesorten (u. a. [[Blumenkohl]]) und Früchten (u. a. [[Pflaume]]n, [[Erdbeere]]n, [[Himbeere]]n), wobei der Anteil kleiner als 1 % in der [[Trockenmasse]] ist<ref> Angaben aus Karl Herrmann: ''Inhaltsstoffe von Obst und Gemüse: 50 Tabellen und Übersichten.'' Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3139-0</ref>, sowie in der Rinde bestimmter Holzarten (z. B. [[Birke]]). Industriell wird Xylitol durch chemische Modifikation von [[Xylane]]en ([[Holzgummi]]) über den Holzzucker [[Xylose]] gewonnen. Die industrielle Herstellung ist aufwändig, Xylitol ist ein verhältnismäßig teurer Zuckeraustauschstoff. Heute erfolgt die Gewinnung häufig aus Resten von Maiskolben nach Abernten der Körner. Möglich ist dabei der Einsatz von gentechnisch verändertem Mais.<ref>[http://www.transgen.de/datenbank/zusatzstoffe/293.doku.html Info bei transgen.de]</ref> |
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Als Intermediärprodukt werden im menschlichen Körper während des Kohlenhydratabbaus täglich 5–15 Gramm in der Leber hergestellt. |
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{{Normdaten|PND=138320039|LCCN=n/91/77897}} |
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Xylitol hat denselben [[Geschmack (Sinneseindruck)|Geschmack]] und die nahezu gleiche [[Süßkraft]] wie [[Saccharose]]<ref>Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch und Peter Schieberle: ''Lehrbuch der Lebensmittelchemie''. Springer, Berlin; 6., vollständig überarbeitete Auflage 2008; ISBN 978-3-540-73201-3; S. 263</ref>. Löst sich Xylitol im Mund im Speichel, entzieht es der Umgebung Wärme und erzeugt auf der Zunge einen Kühleffekt ([[Lösungswärme|endotherme Lösungswärme]]) von −153,2 J/g, der ähnlich beschrieben wird wie der erfrischende Geschmack von [[Menthol]]. |
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{{DEFAULTSORT:Harvard, John}} |
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[[Kategorie:Anglikanischer Geistlicher (17. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Harvard University]] |
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[[Kategorie:Brite]] |
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[[Kategorie:Geboren 1607]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1638]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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[[Kategorie:Person (London)]] |
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Der bezogene [[Nährwert]] von 10 kJ/g (2,4 kcal/g) ist etwa 50 % geringer als bei Haushaltszucker. Der Stoffwechselweg im menschlichen Körper läuft insulinunabhängig ab, beeinflusst den [[Blutzucker]]- und [[Insulin]]spiegel nur geringfügig und ist somit für [[Diabetiker]] geeignet. |
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{{Personendaten |
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|NAME=Harvard, John |
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Xylitol ist hitzestabil und [[Karamell|karamellisiert]] nur, wenn es mehrere Minuten auf über 200 °C erhitzt wird. Bei normalen Backtemperaturen (ca. 100 °C) findet keine Karamellisierung statt. |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=nordamerikanischer [[Theologe]] englischer Abstammung |
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Xylitol ist ein Molekül, das viel Wasser an sich zu binden vermag. Es wird im Dünndarm nur passiv, also langsam und unvollständig resorbiert. Bei regelmäßiger Einnahme kann die Resorptionsrate im Dünndarm durch Enzyminduktion erhöht werden. Bei Einnahme von mehr als 0,5 g Xylitol pro kg Körpergewicht kann eine abführende Wirkung auftreten, welche nach Adaption des Organismus verschwinden kann. Es wurden in Studien Einnahmen von 200 g Xylitol täglich problemlos vertragen. Bei [[Sorbitol]] besteht diese Anpassung nicht, daher wirkt Sorbitol immer abführend. |
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|GEBURTSDATUM=26. November 1607 |
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|GEBURTSORT=[[Southwark]] bei [[London]] |
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Im Dickdarm wird das restliche Xylitol (etwa 2/3 der eingenommenen Menge) durch Bakterien zerlegt und zu kleinen Fettsäurebestandteilen abgebaut und resorbiert. Diese werden zu [[Kohlendioxid]] (CO<sub>2</sub>) und Wasser verstoffwechselt. |
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|STERBEDATUM=14. September 1638 |
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|STERBEORT=Charlestown, [[Massachusetts]] |
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== Medizinische Bedeutung == |
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=== Anti-kariogene Wirkung === |
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Xylitol wurde Anfang der 1970er-Jahre als ein mögliches [[Karies|kariesreduzierendes]] Kohlenhydrat entdeckt. An der [[Universität Turku]] (Finnland) wurden in den Jahren 1972 bis 1975 zwei klinische Studien (bekannt als Turku-Zuckerstudien) durchgeführt, die eine hochsignifikante Reduktion von Karies belegen konnten. |
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In der ersten, einer zweijährigen Ernährungsstudie wurde Zucker (Saccharose) in allen Lebensmitteln durch [[Fructose]] bzw. Xylitol ersetzt. Insgesamt 115 Personen in insgesamt 3 Gruppen nahmen teil. Der Verzehr der Süßmittel belief sich auf 50 bis 67 g pro Tag. Nach der Studie konnte eine Kariesreduktion von 30 % bei Fructose und von über 85 % beim Einsatz von Xylitol ermittelt werden. Zum Vergleich wurde der sogenannte DMFS-Index<ref>Der DMFS-Index beschreibt die ''Lebensgeschichte'' von Gesamtkariesprozessen einer Person. Dabei steht: ''D'' (decayed) für die Zunahme der Anzahl kariöser Zahnoberflächen; ''M'' (missing) wegen Extraktion fehlender Zähne; ''F'' (filled) gefüllte Zahnflächen; ''S'' (surface) Anzahl der Zahnoberflächen. Der Index wird kritisiert, da er nur den Zuwachs von Karies an gesunden und füllungsfreien Zahnflächen misst.</ref> herangezogen. Die Zunahme des Index war 7,2 in der Saccharose-Gruppe, bei 3,8 in der Fructose-Gruppe und 0,0 in der Xylitolgruppe. |
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Die zweite Studie wurde gestartet, als bei verschiedenen Probanden während der ersten Studie eine markante Reduktion der DMFS-Werte festgestellt wurden, d. h. dass sie eine sogenannte [[Kariesrevision]] aufwiesen. Rund 100 Personen wurden in Saccharose- und Xylitolgruppen aufgeteilt. Die Süßmittel wurden im Zeitrahmen von einem Jahr in Kaugummis verabreicht, ca. 7 Gramm täglich pro Person. Im Vergleich zur Saccharosegruppe wurde bei den Xylitolprobanden eine Reduktion der Karieszuwachsrate um mehr als 82 % ermittelt. Der Kaueffekt konnte ausgeschlossen werden, da beide Gruppen die gleiche Menge Kaugummi konsumierten. Ein Fazit der Studie ist auch, dass bereits geringe Mengen an Xylitol ausreichen und eine komplette Umstellung des Süßmittels nicht notwendig ist. |
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Diese Effekte werden dadurch erklärt, dass die [[Zahnkaries|kariogenen]] ''[[Streptococcus mutans]]'' das Xylitol nicht verstoffwechseln können und damit absterben. Weiterhin werden sie auch daran gehindert, als Plaquebakterien an der Zahnoberfläche anzuheften. Als optimale Xylitolmenge wurden zwischen 5 und 10 Gramm pro Tag in mehreren Portionen ermittelt. Diese kann mittels Kaugummi oder Lutschpastillen aufgenommen werden. |
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Darüber hinaus regt Xylitol die Speichelproduktion an und fördert die Bildung von Komplexen mit [[Calcium]] und [[Speichel|Speicheleiweißen]] in der Mundhöhle, was zu einer Remineralisation von Zahnhartsubstanz führt. |
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<!-- Belege für nachfolgende Aussage gesucht: --> |
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<!-- Die Untersuchung hat gezeigt, dass die direkte Anwendung von Xylitol in Pulverform der indirekten Anwendung als Zugabe zu Kaugummi oder Lutschpastillen weit überlegen ist.--> |
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In einer weiteren Turku-Studie aus dem Jahr 2000 wurden die Wechselwirkungen zwischen Müttern, die regelmäßig xylitolhaltige Kaugummis kauten, und ihren Kindern (bis 2 Jahre alt) untersucht.<ref>Isokangas, P. ''et al.'' (2000): ''Occurence of dental decay in children after maternal consumption of xylitol chewing gum, a follow-up from 0 to 5 years of age.'' In: ''J. Dent. Res.'' Bd. 79, S. 1885-1889. PMID 11145360 [http://jdr.iadrjournals.org/cgi/reprint/79/11/1885.pdf PDF]</ref> Ergebnis der Untersuchung war, dass der regelmäßige Konsum von Xylitol-Kaugummis den Befall mit ''Streptokokkus mutans'' signifikant hemmt. |
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=== Mittelohrentzündungsvorbeugende Wirkung === |
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In einer finnischen Studie wurde nachgewiesen, dass Kinder, die täglich Xylitol als Sirup oder in Form von Gummibonbons erhielten, im Vergleich zu Kindern einer Kontrollgruppe, die das Süßungsmittel nicht erhielt, 30–40 % weniger häufig an einer Mittelohrentzündung erkrankten.<ref>Uhari M., ''et al.'' (1998): ''A novel use of xylitol sugar in preventing acute otitis media.'' In: ''Pediatrics.'' Bd. 102, S. 879-884. PMID 9755259</ref> |
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<!-- Belege für nachfolgende Aussage gesucht! --> |
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<!-- Die Zufuhr von Xylitol in den Nasen-Rachen-Raum (z. B. über Nasenspray) verringerte bei Kindern in wissenschaftlichen Studien die Anfälligkeit für Infekte, besonders [[Otitis media|Mittelohrentzündungen]], ganz erheblich. --> |
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=== Osteoporosevorbeugende Wirkung === |
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Im Darm bildet Xylitol Komplexe mit Calcium und erleichtert dessen Resorption. Dies könnte ein noch wenig erforschter Weg zur Vorbeugung von [[Osteoporose]] sein.<ref>Mattila, P.T. ''et al.'' (2002): ''Improved bone biomechanical properties in xylitol-fed aged rats.'' In: ''Metabolism.'' Bd. 51, S. 92-96. PMID 11782878</ref><ref>Mattila, P.T. (1999): ''Dietary xylitol in the prevention of experimental osteoporosis: Beneficial effects on bone resorption, structure and biomechanics.'' Dissertation, Institute of Dentistry, University of Oulu. [http://herkules.oulu.fi/isbn951425158X/isbn951425158X.pdf PDF]</ref> |
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== Tiermedizinische Bedeutung == |
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Xylitol hat bei einigen Tierarten (Hunde, Rinder, Ziegen, Kaninchen) einen stark [[Insulin]]-ausschüttenden Effekt, der zu einem starken, lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels ([[Hypoglykämie]]) führen kann. Bei Hunden wurden zudem schwere Leberschädigungen bis zum [[Leberversagen]] und [[Gerinnungsstörung]]en beobachtet. Bereits eine Dosis von 0,1 g pro kg Körpermasse wirkt toxisch.<ref>Eric K. Dunayer: ''Acute hepatic failure and coagulopathy associated with xylitol ingestion in eight dogs.''. J Am Vet Med Assoc. 2006, 229(7): S. 1113-1117. PMID 17014359([http://veterinarymedicine.dvm360.com/vetmed/article/articleDetail.jsp?id=392959&sk=&date=&pageID=2 online-Version])</ref><ref>[http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?clinitox/toxdb/KLT_086.htm?clinitox/klt/toxiklt.htm Xylitol im Hund und Kleintier]</ref>. |
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== Quellen == |
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<references/> |
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== Literatur == |
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* Hayes C. (2001): ''The effect of non-cariogenic sweeteners on the prevention of dental caries: a review of the evidence.'' In: ''J Dent Educ.'' Bd. 65, S. 1106–1109. PMID 11699985 [http://www.jdentaled.org/cgi/reprint/65/10/1106.pdf PDF] |
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* Laura E. Berk (2005): Entwicklungspsychologie, Verlag: Pearson Studium, Seiten: 288, 289 |
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* Kauko K. Mäkinen: ''Der Einsatz von Xylit in der Kariesprophylaxe''. pdv Praxis-Dienste und Verlag, Heidelberg 2003, ISBN 3-935802-09-9 , [http://www.xylismile.de/download/prof.-maekinen-der-einsatz-von-xylit-in-der-kariesprophylaxe.pdf] |
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* Strübig, Wolfgang (2005): ''Xylit und Kaugummi - eine ideale kariespräventive Kombination?'' In: ''Dentalhygiene Journal.'' Nr. 4, S. 33–37. [http://content.oemus.com/backstage/oemus_archiv/documentpool/site/de/pub/sim/dhj/2005/dhj0405/dhj0405_33_37_str_big/dhj0405_33_37_str_big.pdf PDF] |
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* Z. Gintner, J. Szöke, A. Patthy, E. Söderling, J. Banoczy (2004): ''Wirkung von Xylit-Pastillen auf Zahnplaque und Streptococcus mutans.'' In: ''Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde.'' Bd. 26, S. 93-95. [http://www.zahnheilkunde.de/beitragpdf/pdf_2228.pdf PDF] |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary|Xylitol}} |
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* [http://www.lillelund.de/xylit/xylit.html lillelund.de] – Pressetexte über Xylit u. a. mit wissenschaftlichem Hintergrund |
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* [http://www.topcaredent.ch/de/xylix.html topcaredent.de] – Kaugummi-Hersteller, der die Original-Studien über Xylit und Karies zur Verfügung stellt. |
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* [http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/301.e967_xylit.html zusatzstoffe-online.de] – E 967 (Xylit) |
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{{Gesundheitshinweis}} |
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[[Kategorie:Polyol]] |
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[[Kategorie:Zuckeraustauschstoff]] |
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[[Kategorie:Diabetologie]] |
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[[Kategorie:Mundhygiene]] |
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[[cs:Xylitol]] |
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[[ar:جون هارفارد]] |
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[[da:Xylitol]] |
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[[bn:জন হার্ভার্ড]] |
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[[el:Ξυλιτόλη]] |
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[[en:John Harvard (clergyman)]] |
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[[en:Xylitol]] |
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[[ |
[[es:Xilitol]] |
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[[fi:Ksylitoli]] |
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[[ |
[[fr:Xylitol]] |
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[[ |
[[gl:Xilitol]] |
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[[ |
[[hr:Ksilitol]] |
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[[hu:Xilit]] |
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[[ru:Гарвард, Джон]] |
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[[ |
[[it:Xilitolo]] |
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[[ja:キシリトール]] |
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[[sq:John Harvard]] |
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[[ |
[[ko:자일리톨]] |
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[[nl:Xylitol]] |
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[[nn:Xylitol]] |
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[[no:Xylitol]] |
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[[pl:Ksylitol]] |
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[[pt:Xilitol]] |
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[[ru:Ксилит]] |
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[[sv:Xylitol]] |
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[[th:ไซลิทอล]] |
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[[uk:Ксиліт]] |
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[[zh:木糖醇]] |
Version vom 15. November 2009, 17:33 Uhr
Strukturformel | ||||||||||
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![]() | ||||||||||
Allgemeines | ||||||||||
Name | Xylit | |||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C5H12O5 | |||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose, süß schmeckende Kristalle [1] | |||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||
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Eigenschaften | ||||||||||
Molare Masse | 152,15 g·mol−1 | |||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||
Dichte |
0,77 g·cm−3[2] | |||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||
Löslichkeit |
leicht löslich in Wasser, wenig in Alkohol [1] | |||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||
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Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Xylitol, auch Xylit, sind Trivialnamen für Pentanpentol, einen Zuckeralkohol, der als Zuckeraustauschstoff (E 967) verwendet wird. Die Entdeckung geht auf den späteren Nobelpreisträger Emil Fischer zurück.
Die Besonderheit an Xylitol ist seine in verschiedenen klinischen Studien nachgewiesene kariostatische und antikariogene Wirkung. Auf einige Säugetiere, vor allem Hunde, wirkt Xylitol dagegen toxisch (siehe unten).
Vorkommen, Herstellung und Eigenschaften
Xylitol befindet sich neben Sorbitol als natürlicher Zuckeralkohol in vielen Gemüsesorten (u. a. Blumenkohl) und Früchten (u. a. Pflaumen, Erdbeeren, Himbeeren), wobei der Anteil kleiner als 1 % in der Trockenmasse ist[5], sowie in der Rinde bestimmter Holzarten (z. B. Birke). Industriell wird Xylitol durch chemische Modifikation von Xylaneen (Holzgummi) über den Holzzucker Xylose gewonnen. Die industrielle Herstellung ist aufwändig, Xylitol ist ein verhältnismäßig teurer Zuckeraustauschstoff. Heute erfolgt die Gewinnung häufig aus Resten von Maiskolben nach Abernten der Körner. Möglich ist dabei der Einsatz von gentechnisch verändertem Mais.[6]
Als Intermediärprodukt werden im menschlichen Körper während des Kohlenhydratabbaus täglich 5–15 Gramm in der Leber hergestellt.
Xylitol hat denselben Geschmack und die nahezu gleiche Süßkraft wie Saccharose[7]. Löst sich Xylitol im Mund im Speichel, entzieht es der Umgebung Wärme und erzeugt auf der Zunge einen Kühleffekt (endotherme Lösungswärme) von −153,2 J/g, der ähnlich beschrieben wird wie der erfrischende Geschmack von Menthol.
Der bezogene Nährwert von 10 kJ/g (2,4 kcal/g) ist etwa 50 % geringer als bei Haushaltszucker. Der Stoffwechselweg im menschlichen Körper läuft insulinunabhängig ab, beeinflusst den Blutzucker- und Insulinspiegel nur geringfügig und ist somit für Diabetiker geeignet.
Xylitol ist hitzestabil und karamellisiert nur, wenn es mehrere Minuten auf über 200 °C erhitzt wird. Bei normalen Backtemperaturen (ca. 100 °C) findet keine Karamellisierung statt.
Xylitol ist ein Molekül, das viel Wasser an sich zu binden vermag. Es wird im Dünndarm nur passiv, also langsam und unvollständig resorbiert. Bei regelmäßiger Einnahme kann die Resorptionsrate im Dünndarm durch Enzyminduktion erhöht werden. Bei Einnahme von mehr als 0,5 g Xylitol pro kg Körpergewicht kann eine abführende Wirkung auftreten, welche nach Adaption des Organismus verschwinden kann. Es wurden in Studien Einnahmen von 200 g Xylitol täglich problemlos vertragen. Bei Sorbitol besteht diese Anpassung nicht, daher wirkt Sorbitol immer abführend.
Im Dickdarm wird das restliche Xylitol (etwa 2/3 der eingenommenen Menge) durch Bakterien zerlegt und zu kleinen Fettsäurebestandteilen abgebaut und resorbiert. Diese werden zu Kohlendioxid (CO2) und Wasser verstoffwechselt.
Medizinische Bedeutung
Anti-kariogene Wirkung
Xylitol wurde Anfang der 1970er-Jahre als ein mögliches kariesreduzierendes Kohlenhydrat entdeckt. An der Universität Turku (Finnland) wurden in den Jahren 1972 bis 1975 zwei klinische Studien (bekannt als Turku-Zuckerstudien) durchgeführt, die eine hochsignifikante Reduktion von Karies belegen konnten.
In der ersten, einer zweijährigen Ernährungsstudie wurde Zucker (Saccharose) in allen Lebensmitteln durch Fructose bzw. Xylitol ersetzt. Insgesamt 115 Personen in insgesamt 3 Gruppen nahmen teil. Der Verzehr der Süßmittel belief sich auf 50 bis 67 g pro Tag. Nach der Studie konnte eine Kariesreduktion von 30 % bei Fructose und von über 85 % beim Einsatz von Xylitol ermittelt werden. Zum Vergleich wurde der sogenannte DMFS-Index[8] herangezogen. Die Zunahme des Index war 7,2 in der Saccharose-Gruppe, bei 3,8 in der Fructose-Gruppe und 0,0 in der Xylitolgruppe.
Die zweite Studie wurde gestartet, als bei verschiedenen Probanden während der ersten Studie eine markante Reduktion der DMFS-Werte festgestellt wurden, d. h. dass sie eine sogenannte Kariesrevision aufwiesen. Rund 100 Personen wurden in Saccharose- und Xylitolgruppen aufgeteilt. Die Süßmittel wurden im Zeitrahmen von einem Jahr in Kaugummis verabreicht, ca. 7 Gramm täglich pro Person. Im Vergleich zur Saccharosegruppe wurde bei den Xylitolprobanden eine Reduktion der Karieszuwachsrate um mehr als 82 % ermittelt. Der Kaueffekt konnte ausgeschlossen werden, da beide Gruppen die gleiche Menge Kaugummi konsumierten. Ein Fazit der Studie ist auch, dass bereits geringe Mengen an Xylitol ausreichen und eine komplette Umstellung des Süßmittels nicht notwendig ist.
Diese Effekte werden dadurch erklärt, dass die kariogenen Streptococcus mutans das Xylitol nicht verstoffwechseln können und damit absterben. Weiterhin werden sie auch daran gehindert, als Plaquebakterien an der Zahnoberfläche anzuheften. Als optimale Xylitolmenge wurden zwischen 5 und 10 Gramm pro Tag in mehreren Portionen ermittelt. Diese kann mittels Kaugummi oder Lutschpastillen aufgenommen werden.
Darüber hinaus regt Xylitol die Speichelproduktion an und fördert die Bildung von Komplexen mit Calcium und Speicheleiweißen in der Mundhöhle, was zu einer Remineralisation von Zahnhartsubstanz führt.
In einer weiteren Turku-Studie aus dem Jahr 2000 wurden die Wechselwirkungen zwischen Müttern, die regelmäßig xylitolhaltige Kaugummis kauten, und ihren Kindern (bis 2 Jahre alt) untersucht.[9] Ergebnis der Untersuchung war, dass der regelmäßige Konsum von Xylitol-Kaugummis den Befall mit Streptokokkus mutans signifikant hemmt.
Mittelohrentzündungsvorbeugende Wirkung
In einer finnischen Studie wurde nachgewiesen, dass Kinder, die täglich Xylitol als Sirup oder in Form von Gummibonbons erhielten, im Vergleich zu Kindern einer Kontrollgruppe, die das Süßungsmittel nicht erhielt, 30–40 % weniger häufig an einer Mittelohrentzündung erkrankten.[10]
Osteoporosevorbeugende Wirkung
Im Darm bildet Xylitol Komplexe mit Calcium und erleichtert dessen Resorption. Dies könnte ein noch wenig erforschter Weg zur Vorbeugung von Osteoporose sein.[11][12]
Tiermedizinische Bedeutung
Xylitol hat bei einigen Tierarten (Hunde, Rinder, Ziegen, Kaninchen) einen stark Insulin-ausschüttenden Effekt, der zu einem starken, lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels (Hypoglykämie) führen kann. Bei Hunden wurden zudem schwere Leberschädigungen bis zum Leberversagen und Gerinnungsstörungen beobachtet. Bereits eine Dosis von 0,1 g pro kg Körpermasse wirkt toxisch.[13][14].
Quellen
- ↑ a b c Hermann Römpp, Jürgen Falbe und Manfred Regitz: Römpp Lexikon Chemie. 9. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1992.
- ↑ Sicherheitsdatenblatt Carl Roth
- ↑ Sicherheitsdatenblatt des Herstellers Alfa-Aesar
- ↑ Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar )
- ↑ Angaben aus Karl Herrmann: Inhaltsstoffe von Obst und Gemüse: 50 Tabellen und Übersichten. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3139-0
- ↑ Info bei transgen.de
- ↑ Hans-Dieter Belitz, Werner Grosch und Peter Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. Springer, Berlin; 6., vollständig überarbeitete Auflage 2008; ISBN 978-3-540-73201-3; S. 263
- ↑ Der DMFS-Index beschreibt die Lebensgeschichte von Gesamtkariesprozessen einer Person. Dabei steht: D (decayed) für die Zunahme der Anzahl kariöser Zahnoberflächen; M (missing) wegen Extraktion fehlender Zähne; F (filled) gefüllte Zahnflächen; S (surface) Anzahl der Zahnoberflächen. Der Index wird kritisiert, da er nur den Zuwachs von Karies an gesunden und füllungsfreien Zahnflächen misst.
- ↑ Isokangas, P. et al. (2000): Occurence of dental decay in children after maternal consumption of xylitol chewing gum, a follow-up from 0 to 5 years of age. In: J. Dent. Res. Bd. 79, S. 1885-1889. PMID 11145360 PDF
- ↑ Uhari M., et al. (1998): A novel use of xylitol sugar in preventing acute otitis media. In: Pediatrics. Bd. 102, S. 879-884. PMID 9755259
- ↑ Mattila, P.T. et al. (2002): Improved bone biomechanical properties in xylitol-fed aged rats. In: Metabolism. Bd. 51, S. 92-96. PMID 11782878
- ↑ Mattila, P.T. (1999): Dietary xylitol in the prevention of experimental osteoporosis: Beneficial effects on bone resorption, structure and biomechanics. Dissertation, Institute of Dentistry, University of Oulu. PDF
- ↑ Eric K. Dunayer: Acute hepatic failure and coagulopathy associated with xylitol ingestion in eight dogs.. J Am Vet Med Assoc. 2006, 229(7): S. 1113-1117. PMID 17014359(online-Version)
- ↑ Xylitol im Hund und Kleintier
Literatur
- Hayes C. (2001): The effect of non-cariogenic sweeteners on the prevention of dental caries: a review of the evidence. In: J Dent Educ. Bd. 65, S. 1106–1109. PMID 11699985 PDF
- Laura E. Berk (2005): Entwicklungspsychologie, Verlag: Pearson Studium, Seiten: 288, 289
- Kauko K. Mäkinen: Der Einsatz von Xylit in der Kariesprophylaxe. pdv Praxis-Dienste und Verlag, Heidelberg 2003, ISBN 3-935802-09-9 , [1]
- Strübig, Wolfgang (2005): Xylit und Kaugummi - eine ideale kariespräventive Kombination? In: Dentalhygiene Journal. Nr. 4, S. 33–37. PDF
- Z. Gintner, J. Szöke, A. Patthy, E. Söderling, J. Banoczy (2004): Wirkung von Xylit-Pastillen auf Zahnplaque und Streptococcus mutans. In: Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde. Bd. 26, S. 93-95. PDF
Weblinks
- lillelund.de – Pressetexte über Xylit u. a. mit wissenschaftlichem Hintergrund
- topcaredent.de – Kaugummi-Hersteller, der die Original-Studien über Xylit und Karies zur Verfügung stellt.
- zusatzstoffe-online.de – E 967 (Xylit)