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Urburschenschaft und Kloster Follina: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Zisterzienserkloster
[[Bild:Stammbuch_der_Jenaischen_Burschenschaft.jpg|thumb|250px|right|Ausschnitt aus dem „Stamm-Buch“ der Urburschenschaft in Jena, hier mit dem Eintrag von [[Heinrich von Gagern]], dem späteren Präsidenten der [[Frankfurter Nationalversammlung]]]]
| Titel = Zisterzienserabtei Follina
| Bild =
| Beschreibung =
| Bildbreite =
| Lage = Italien<br /> Region Venetien<br /> Provinz Treviso
| Bistum =
| Breitengrad = 45/57/14/N
| Längengrad = 12/07/04/E
| Region-ISO = IT
| Nummer = 215
| Patrozinium = Hl. [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]
| Gründungsjahr = [[1146]]
| Ursprungsorden =
| zisterziensisch =
| Auflösung = [[1573]]
| Wiederbesiedlung =
| Wiederauflösung =
| Mutterkloster = [[Kloster Chiaravalle Milanese]]
| Primarabtei = Kloster Clairvaux
| Kongregation =
| Tochterklöster = [[Kloster Ospedale del Piave]]
}}


'''Kloster Follina''' (Santa Maria Sanavalle di Follina) ist ein ehemaliges [[Zisterzienser]]kloster in [[Venetien]], [[Italien]]. Es liegt in der Gemeinde [[Follina]] am [[Piave]]zufluss [[Soligo]] 18 km westlich von [[Vittorio Veneto]] an der Straße nach [[Valdobbiadene]] in der [[Provinz Treviso]].
Die '''Urburschenschaft''' war im Jahre 1815 in [[Jena]] die erste Gründung einer neuen Form von [[Studentenverbindung]], die der Idee folgte, die [[Landsmannschaft (Studentenverbindung)|landsmannschaftliche]] Gliederung der studentischen Zusammenschlüsse an den Universitäten abzuschaffen und alle Studenten („[[Bursche]]n“) in einer einheitlichen „[[Burschenschaft]]“ zusammenzuführen. Auch in der Politik sollte die [[Kleinstaaterei]] zugunsten eines vereinten Deutschlands abgeschafft werden. Protagonisten dieser Ideen waren zum Beispiel „Turnvater“ [[Friedrich Ludwig Jahn]], [[Ernst Moritz Arndt]] sowie die Philosophen [[Johann Gottlieb Fichte]] und [[Jakob Friedrich Fries]]. Außerdem ist der Jenaer Historiker [[Heinrich Luden]] als einer der ‚spiritus rectores‘ anzusehen, der an der Gründung erheblichen Anteil hatte und z.&nbsp;B. die Gründungsstatuten wenigstens mitformulierte.


== Entstehung ==
== Geschichte ==
Wahrscheinlich bestand an Ort und Stelle bereits ein [[Benediktiner]]- oder [[Humiliaten]]kloster. Wohl um 1146 nahm der Gründungskonvent aus [[Kloster Chiaravalle Milanese]] unter dem Abt Stephan dieses Kloster in Besitz. Damit gehörte das Kloster der [[Filiation (Orden)|Filiation]] der [[Primarabtei]] [[Kloster Clairvaux|Clairvaux]] an. 1229 wurde das [[Kloster Ospedale del Piave]] dem Kloster Follina unterstellt. Dieses erhielt reichen Grundbesitz durch eine Stiftung der Gräfin Sofia von Camino. Die Zisterzienser begannen daraufhin mit dem Bau einer neuen Kirche, die 1335, und des Kreuzgangs, der 1268 vollendet war. Die [[Republik Venedig]] soll 1448 die Aufhebung von Kloster Follina verlangt haben. Dieses wurde indessen in [[Kommende]] vergeben. Unter den [[Kommendatarabt|Kommendataräbten]] waren der spätere Papst [[Paul II.]] und [[Karl Borromäus]] (von 1560 bis 1573). In der Zeit der Kommende verfielen die Klostergebäude und das Kloster sank zu einem Priorat herab. 1573 berief der Kommendatarabt Kardinal [[Tolomeo Gallio]] [[Kamaldulenser]] nach Follina, die bis 1769 (oder 1771) blieben. Das Kloster wurde daraufhin profaniert. 1915 kamen [[Serviten]] in das Kloster. Im Oktober 1918 wurde die Kirche durch Granatenbeschuss beschädigt. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde versucht, den ursprünglichen Zustand der Abtei zu rekonstruieren. Der Kapitelsaal wurde unter Verwendung erhaltener Teile 1928 erneuert. Der Kreuzgang wurde nach 1950 sorgfältig restauriert.


== Anlage und Bauten ==
[[Bild:Gruene Tanne-Jena.JPG|thumb|250px|right|Gründungsort der Urburschenschaft, Gasthaus „Grüne Tanne“ in Jena]]
Die Kirche ist eine dreischiffige, ungewölbte Rundpfeiler[[basilika]] mit offenem Dachstuhl; vom Vorgängerbau haben sich vermauerte Arkaden in der [[Kirchenschiff|Südschiffwand]] erhalten. Das [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] weist fünf weite spitzbogige Arkaden auf, wobei in den Seitenschiffen eine Art Querschiff ausgebildet ist, das aber im Mittelschiff nicht in Erscheinung tritt. Im Osten schließen sich an die Schiffe drei fast quadratische und kreuzrippengewölbte [[Chor (Architektur)|Chorkapellen]] an, wobei der Hauptchor (mit einem gotischen Schnitzaltar) weiter nach Osten vortritt. Untypisch für eine Zisterzienserkirche ist die Bemalung der Wandflächen. Über dem Südchor ist entgegen den Bauregeln der Zisterzienser ein mehrstöckiger Glockenturm aufgeführt. Die im Mittelschiff stark überhöhte, durch zwei Lisenen gegliederte Fassade weist zwei [[Rosette (Architektur)|Rosetten]] und vier [[Lanzettfenster]], davon zwei große nahe beim Hauptportal und zwei kleinere im Bereich der Seitenschiffe, auf. Unter dem Dachansatz befindet sich ein Rundbogenfries. Der [[Romanik|spätromanische]] [[Kreuzgang]] mit seinen reichen Säulen- und [[Kapitell]]formen „gilt als einer der schönsten in Italien“ (Dellwing).

Zur Gründung der Urburschenschaft kam es am 12. Juni 1815 in [[Jena]]. Die damals dort existierenden, in einem [[Senioren-Convent]] (SC) zusammengeschlossenen [[Corps]] (damals z.T. noch „Landsmannschaft“ genannt) lösten ihren SC auf und gründeten gemeinsam die erste „Burschenschaft“. Dazu zogen die Mitglieder der vier Landsmannschaften Thuringia, Vandalia, Franconia und Curonia über die Camsdorfer Brücke zum Gasthaus [[Grüne Tanne]], da dieser Ort außerhalb der Stadtgrenzen Jenas lag und damit der Gerichtsbarkeit der Universität entzogen war. Als Zeichen der Auflösung senkten sodann die Landsmannschaften ihre Fahnen. Aus der Mitte der anwesenden 143 Stifter wurden die Amtsträger gewählt: neun Vorsteher und 21 Ausschussmitglieder. Damit war die Burschenschaft ins Leben gerufen. Zum ersten Sprecher wurde [[Carl Horn (Burschenschafter)|Carl Horn]] berufen, der letzte [[Senior (Studentenverbindung)|Senior]] des [[Corps Vandalia Jena]].

Im Gegensatz zur späteren Entwicklung konnte an der [[Universität Jena]] um 1815 das Ideal, alle Studenten einer Universität zu umfassen, zumindest am Anfang noch zu einem gewissen Teil durchgesetzt werden. So gehörten der „Urburschenschaft“ insgesamt 859 aktive Studenten an, also rund 60 Prozent aller Jenaer Studenten, die zwischen dem Sommersemester 1815 und dem Wintersemester 1819/20 in Jena studiert haben. Einen solchen Abdeckungsgrad konnte später keine Burschenschaft oder irgendeine andere Art von Verbindung mehr erreichen.

Die vollständige Liste aller Mitglieder der Urburschenschaft, das „Stamm-Buch“, ist heute im Besitz der [[Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller]] Jena und wurde im Jahre 2005 neubearbeitet und publiziert.

Im Jahre 1817 trat die neue Bewegung bei einem Treffen zahlreicher Burschen auf der Wartburg ([[Wartburgfest]]) zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Hier wurde das Ziel der Zusammenführung der Studentenschaft in eine einheitliche Organisation durchformuliert, um damit die Einheit Deutschlands im universitären Bereich vorwegzunehmen. So zitierte die Zeitschrift ''Isis oder Encyclopädische Zeitung'' im Jahre 1817 einige Redner auf dem Wartburgfest:

:''Eben deßhalb müsst ihr euch keine Namen geben, welche dieser Universalität widersprechen. Nicht weiße, schwarze, rothe, blaue usf. müsst ihr euch nennen; denn das sind auch andere; auch nicht Teutonen müsst ihr euch nennen; denn Teutonen sind auch die andern. Euer Name sey, was ihr allein und ausschließlich seyd, nehmlich S t u d e n t e n s c h a f t oder B u r s c h e n s c h a f t. Dazu gehört ihr alle, und niemand anders. Hütet euch aber, ein Abzeichen zu tragen, und so zur Parthey herabzusinken, das bewiese, dass ihr nicht wisst, dass der Stand der Gebildeten in sich den ganzen Staat wiederholt, und also sein Wesen zerstört durch Zersplitterung in Partheyen.'' <ref> Isis oder Encyclopädische Zeitung zum Wartburgfest 1817 http://www.burschenschaft.de/geschichte/studentika/isis-encyclopaedische-zeitung.html</ref>

Die Burschenschaftsbewegung breitete sich bald im gesamten deutschen Raum aus und stellte sich in Gegensatz zu den frühen Corps und ihren SCs, die bis dahin die Gesamtvertretung für die Studenten einer Universität beanspruchten.

Die Burschenschaften waren von Anfang an politische Organisationen mit politischen Forderungen: vor allem nach demokratischen Reformen und Deutschlands Einigung. Die Corps dagegen verstanden sich demgegenüber als Zusammenschlüsse zur gemeinsamen Regelung des studentischen Lebens.

== Identitätssymbole ==

Ein Symbol der neuen nationalen Bewegung war eine besondere Form der Kleider- und Haartracht, die bereits während der Befreiungskriege aufgekommen war und [[altdeutsche Tracht]] genannt wurde, obwohl es keine historischen Vorbilder gab. Diese Tracht sollte einen Gegenpol zu „französischen Modetorheiten“ bilden und bestand aus einem langen geschlossenen Rock mit oben weit geöffnetem Hemdkragen, weit geschnittenen Hosen und einem großen, samtenen [[Barett]]. Als unverzichtbar galten lange Haare und Bartwuchs. Diese Tracht galt als so provokativ und aufrührerisch, dass sie von den Behörden teilweise verboten wurde.

Die Farben der Urburschenschaft manifestierten sich in der ersten Fahne, schwarz-rot mit goldener Umrandung (Percussion). Sie befindet sich heute in der „Grünen Tanne“ in Jena, im Eigentum der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller (sog. Burgkellerburschenschaft, gegr. 1815). Später entstand die sog. „Wartburgfahne“, die rot-schwarz-rot zeigt mit einem goldenen Eichenzweig in der Mitte und goldenen Fransen am Rand. Eine der ersten schwarz-rot-goldenen Fahnen hängt heute auch im großen Saal auf der [[Wartburg]]. Die Fahne sollte den Ursprung der „deutschen Farben“ [[Schwarz-Rot-Gold]] bilden. Die Farben Schwarz, Rot und Gold der Fahne wiederum gehen auf die Uniformfarben des [[Lützowsches Freikorps|Lützowschen Freikorps]] in den [[Befreiungskriege]]n gegen Napoleon zurück. Diese war schwarz mit roten Vorstößen und goldfarbenen Knöpfen. Später entstanden so die heutigen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold.

== Auswirkung ==

[[Bild:Denkmal Urburschenschaft in Jena.JPG|thumb|Denkmal für die Urburschenschaft und ihre Gründer in Jena]]
[[Bild:Jena Burschenschaftsdenkmal 1900.jpg|thumb|Denkmal um 1900]]
Während sich die Idee der Burschenschaft in ganz Deutschland ausbreitete und überall in Deutschland neue Burschenschaften gegründet wurden, konnte die Vereinigung aller Studenten einer Universität an anderen Orten nicht wie in Jena durchgesetzt werden. Auch der Versuch aus dem Jahre 1818, eine „[[Allgemeine Deutsche Burschenschaft]]“ für alle Studenten Deutschlands zu gründen, war angesichts der bald darauf einsetzenden Verfolgungen nach den [[Karlsbader Beschlüsse]]n zum Scheitern verurteilt. An vielen Universitäten bestanden die Corps weiter, ja es gründeten sich zunehmend mehrere Burschenschaften pro Universität. Bald gab es auch Richtungskämpfe innerhalb der Bewegung.

Die Urburschenschaft in Jena zersplitterte schließlich im Jahre 1819 in die drei gleichberechtigten Burschenschaften Teutonia Jena, Germania Jena und Arminia Jena; auch die Jenenser Corps gründeten sich ab dem Jahre 1820 wieder (''siehe:'' [[Corps Saxonia Jena]], [[Corps Thuringia Jena]], [[Corps Franconia Jena]]).

Anlässlich der Auflösung der Urburschenschaft dichtete [[Daniel August von Binzer]] 1819 das Lied [[wikisource:de:Wir hatten gebauet | Wir hatten gebauet ein stattliches Haus]], dessen 7. Strophe lautet:
:''Das Band ist zerschnitten,''
:''war Schwarz, Rot und Gold,''
:''und Gott hat es gelitten,''
:''wer weiß was er gewollt!''
Hier wurden die Farben [[Schwarz-Rot-Gold]] erstmals erwähnt, die dann zum Symbol der Burschenschafts- und Demokratiebewegung in Deutschland wurden. Die Trikolore in den deutschen Farben wurde 1832 auf dem [[Hambacher Fest]] zum ersten Mal gezeigt, allerdings überwiegend nach Jenenser Tradition von unten nach oben, das heißt, der schwarze Farbstreifen war unten, der goldene oben.

Die Burschenschaften waren nach diesen ersten Anfangsjahren nur noch eine bestimmte Form von Studentenverbindung neben anderen. Das Ideal der Urburschenschaft – die einheitliche Zusammenfassung aller Studenten – wurde später indessen von anderen Reformbewegungen wie dem [[Progress (Studentenverbindung)|Studentischen Progress]] oder der [[Freistudentenbewegung]] des ausgehenden 19. Jahrhunderts wieder aufgegriffen und weitergeführt.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Balduino Gustavo Bedini: ''Breve prospetto delle abazie cistercensi d’Italia.'' o.O. (Casamari), 1964, ohne ISBN, S. 43 – 44
* F. Burbello: ''Abbazia cistercense Santa Maria Sanavalle di Follina''. Canova, Dosson di Casier 1997, ISBN 978-88-87061-07-9
* Peter Kaupp (Bearb.), ''Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft - Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815-1819'', (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 14), SH-Verlag 2005, ISBN 3-89498-156-3
* Herbert Dellwing: ''Kunstdenkmäler in Italien: Venetien, ein Bildhandbuch.'' Deutscher Kunstverlag München und Berlin 1976, S. 365 – 366, ISBN 3-422-00347-9, mit Abb. und Grundriss der Kirche

* Erich Egg, Erich Hubala, Peter Tigler, Wladimir Timofiewitsch, Manfred Wundram: ''Reclams Kunstführer Italien II, 2''. Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2. Aufl. 1965, S. 191 – 193, ISBN 3-15-010007-0
== Belege ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.magicoveneto.it/Trevisan/Follina/foto.htm Website mit zahlreichen Fotos]
* [http://www.cistercensi.info/abbazie/abbazie.asp?ab=1029&lin=it Website der Certosa di Firenze über Kloster Follina mit zahlreichen Fotos]


{{DEFAULTSORT:Follina, Kloster}}
* http://www.frundsberg.or.at/allgemeines/geschichte_allgemein.php#Jena
[[Kategorie:Zisterzienserkloster in Italien|Follina, Kloster]]
* [http://www.faust.fr.bw.schule.de/geschichte/dtfarben.htm Entwicklung von der Fahne der Urburschenschaft zur Flagge der Bundesrepublik Deutschland]
[[Kategorie:Ehemaliges Kloster in Italien|Follina, Kloster]]
* [http://www.burgkeller-jena.de/geschichte/insignien/ Die Insignien der Urburschenschaft]
[[Kategorie:Kloster in Venetien|Follina]]

[[Kategorie:Burschenschaft]]
[[Kategorie:Kloster (12. Jahrhundert)|Follina]]
[[Kategorie:Studentengeschichte]]
[[Kategorie:Kamaldulenserkloster]]
[[Kategorie:Korporationsart]]
[[Kategorie:Servitenkloster]]
[[Kategorie:Friedrich-Schiller-Universität Jena]]

[[en:Urburschenschaft]]
[[sv:Burschenschaft]]

Version vom 11. September 2009, 20:48 Uhr

Zisterzienserabtei Follina
Lage Italien
Region Venetien
Provinz Treviso
Koordinaten: 45° 57′ 14″ N, 12° 7′ 4″ OKoordinaten: 45° 57′ 14″ N, 12° 7′ 4″ O
Ordnungsnummer
nach Janauschek
215
Patrozinium Hl. Maria
Gründungsjahr 1146
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1573
Mutterkloster Kloster Chiaravalle Milanese
Primarabtei Kloster Clairvaux

Tochterklöster

Kloster Ospedale del Piave

Kloster Follina (Santa Maria Sanavalle di Follina) ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster in Venetien, Italien. Es liegt in der Gemeinde Follina am Piavezufluss Soligo 18 km westlich von Vittorio Veneto an der Straße nach Valdobbiadene in der Provinz Treviso.

Geschichte

Wahrscheinlich bestand an Ort und Stelle bereits ein Benediktiner- oder Humiliatenkloster. Wohl um 1146 nahm der Gründungskonvent aus Kloster Chiaravalle Milanese unter dem Abt Stephan dieses Kloster in Besitz. Damit gehörte das Kloster der Filiation der Primarabtei Clairvaux an. 1229 wurde das Kloster Ospedale del Piave dem Kloster Follina unterstellt. Dieses erhielt reichen Grundbesitz durch eine Stiftung der Gräfin Sofia von Camino. Die Zisterzienser begannen daraufhin mit dem Bau einer neuen Kirche, die 1335, und des Kreuzgangs, der 1268 vollendet war. Die Republik Venedig soll 1448 die Aufhebung von Kloster Follina verlangt haben. Dieses wurde indessen in Kommende vergeben. Unter den Kommendataräbten waren der spätere Papst Paul II. und Karl Borromäus (von 1560 bis 1573). In der Zeit der Kommende verfielen die Klostergebäude und das Kloster sank zu einem Priorat herab. 1573 berief der Kommendatarabt Kardinal Tolomeo Gallio Kamaldulenser nach Follina, die bis 1769 (oder 1771) blieben. Das Kloster wurde daraufhin profaniert. 1915 kamen Serviten in das Kloster. Im Oktober 1918 wurde die Kirche durch Granatenbeschuss beschädigt. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde versucht, den ursprünglichen Zustand der Abtei zu rekonstruieren. Der Kapitelsaal wurde unter Verwendung erhaltener Teile 1928 erneuert. Der Kreuzgang wurde nach 1950 sorgfältig restauriert.

Anlage und Bauten

Die Kirche ist eine dreischiffige, ungewölbte Rundpfeilerbasilika mit offenem Dachstuhl; vom Vorgängerbau haben sich vermauerte Arkaden in der Südschiffwand erhalten. Das Langhaus weist fünf weite spitzbogige Arkaden auf, wobei in den Seitenschiffen eine Art Querschiff ausgebildet ist, das aber im Mittelschiff nicht in Erscheinung tritt. Im Osten schließen sich an die Schiffe drei fast quadratische und kreuzrippengewölbte Chorkapellen an, wobei der Hauptchor (mit einem gotischen Schnitzaltar) weiter nach Osten vortritt. Untypisch für eine Zisterzienserkirche ist die Bemalung der Wandflächen. Über dem Südchor ist entgegen den Bauregeln der Zisterzienser ein mehrstöckiger Glockenturm aufgeführt. Die im Mittelschiff stark überhöhte, durch zwei Lisenen gegliederte Fassade weist zwei Rosetten und vier Lanzettfenster, davon zwei große nahe beim Hauptportal und zwei kleinere im Bereich der Seitenschiffe, auf. Unter dem Dachansatz befindet sich ein Rundbogenfries. Der spätromanische Kreuzgang mit seinen reichen Säulen- und Kapitellformen „gilt als einer der schönsten in Italien“ (Dellwing).

Literatur

  • Balduino Gustavo Bedini: Breve prospetto delle abazie cistercensi d’Italia. o.O. (Casamari), 1964, ohne ISBN, S. 43 – 44
  • F. Burbello: Abbazia cistercense Santa Maria Sanavalle di Follina. Canova, Dosson di Casier 1997, ISBN 978-88-87061-07-9
  • Herbert Dellwing: Kunstdenkmäler in Italien: Venetien, ein Bildhandbuch. Deutscher Kunstverlag München und Berlin 1976, S. 365 – 366, ISBN 3-422-00347-9, mit Abb. und Grundriss der Kirche
  • Erich Egg, Erich Hubala, Peter Tigler, Wladimir Timofiewitsch, Manfred Wundram: Reclams Kunstführer Italien II, 2. Philipp Reclam jun., Stuttgart, 2. Aufl. 1965, S. 191 – 193, ISBN 3-15-010007-0