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Erlkönig (Auto) und Geschichte der Stadt Pirmasens: Unterschied zwischen den Seiten

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Kritischer Rückblick: Einfluss der ehemaligen Schuhindustrie auf die heutige Arbeitsmarktsituation
 
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[[Datei:Wappen Pirmasens.svg|thumb|right|175px|Wappen der Stadt Pirmasens]]Die '''Geschichte der Stadt Pirmasens''' beschreibt die Entwicklung einer kleinen Siedlung am Westrand des [[Pfälzerwald]]es zu einer [[Garnison]]sstadt und einem Zentrum der deutschen [[Schuhindustrie]]. Als Siedlungsursprung gilt das Gebiet um den Wedebrunnen in [[Pirmasens]]. Der Name der Stadt geht auf den heiligen [[Pirminius]] zurück, der 742 ein Kloster im nahen [[Hornbach]] gründete, als dessen „''Waldmark''“ die Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Pirmasens um 750 angelegt wurde. Landgraf [[Ludwig IX. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig IX.]] erweiterte das kleine Dorf im 18. Jahrhundert durch Aufbau einer Garnison zu einer Stadt. Im 19. Jahrhundert begann die „''Ära der Schuhindustrie''“, die bis zum Ende der 1970er Jahre andauerte.
[[bild:1erCabrio.jpg|thumb|230px|right|BMW-1er-Cabrio, fotografiert im Sommer 2006]]


== Erste Besiedlung ==
Ein '''Erlkönig''' ist eine gängige Bezeichnung in den [[Massenmedien]] für den [[Prototyp (Technik)|Prototyp]] eines [[Automobil|Autos]]. Während die Hersteller versuchen, das genaue Aussehen dieser Wagen [[geheim]]zuhalten, wird ihnen von [[Foto]][[journalist]]en, sogenannten ''Erlkönig-Jägern'', nachgestellt, die danach die gemachten Fotos an [[Zeitschrift|Fachmagazine]] oder die Boulevardpresse verkaufen.
=== Keltische Besiedlung ===
Die ältesten Besiedlungsspuren in Pirmasens stammen von [[Kelten|keltischen]] Bauwerken in der Nähe der heutigen Ortsteile [[Gersbach (Pirmasens)|Gersbach]] und [[Windsberg]].<ref>[http://www.pirmasens.de/index.dante?node_id=10529&aid=1131 ''Pirmasens.de: Pirmasens - Windsberg'']</ref> Diese enthalten auch Reste von Opferstätten, die dem ursprünglich keltischen, später von den Römern übernommenen Waldgott [[Vosegus]] (auch ''Vosagus'', ''Vosacius'')<ref name=diekelten>B. Maier: ''Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart.'' C.H.Beck, 2000, ISBN 3406460941</ref>, Namensgeber für die [[Vogesen]] (''Vosges'') und den [[Wasgau]], geweiht waren und im Jahr 1830 entdeckt wurden.<ref name="fischer">J. E. Fischer : ''Die Einführung des Christenthums im jetzigen Königreiche Bayern'', 1863, A. Volkhart'sche Buchdruckerei</ref> Die Ruinenreste sind etwa drei Kilometer vom historischen Siedlungsursprung ''Wedebrunnen'' entfernt.


=== Pirminius und das Kloster Hornbach ===
[[Datei:Abtei Murbach Pirmin.jpg|thumb|right|150px|Standbild des Heiligen Pirminius beim Kloster Murbach]][[Namenspatron]] von Pirmasens ist der Heilige [[Pirminius]], der 742 sein letztes [[Kloster]] in [[Hornbach]] gründete und 753 dort starb.<ref name="schäfer">H. Schäfer: ''Geschichte der Stadt Pirmasens'', S. 8, 2000, Wartberg-Verlag</ref> In dieser Zeit wurde ihm die sehr waldreiche Hornbacher Waldmark übereignet. Sie umfasste ein Landgebiet mit den später entstandenen Siedlungen Pirmasens, Ruhbank, Simten, [[Winzeln (Pirmasens)|Winzeln]], [[Gersbach (Pirmasens)|Gersbach]], [[Fehrbach]], dem untergegangenen Dorf Hunscheid auf der Husterhöhe, dem auf dem linken Ufer der [[Rodalb]] gelegenen Teil des Dorfes [[Münchweiler an der Rodalb|Münchweiler]], [[Ruppertsweiler]] und dem untergegangenen Dorf Gutenbach nordwestlich von [[Lemberg (Pfalz)|Lemberg]], dessen [[Bann (Gebiet)|Bann]] mit dem von Lemberg vereinigt wurde. Abgesehen von wenigen Ausnahmen war die damalige Waldmark identisch mit dem Stadtgebiet des heutigen Pirmasens.


Das Kloster Hornbach trieb die Besiedlung voran, und die [[Mönchtum|Mönche]] gründeten 820 ein Kloster in der Nähe des späteren Wedebrunnens. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Siedlung um 860 als „Pirminiseusna“ (auch „Pirminisensna“), sie gehörte dem ''[[Kloster Hornbach]]''. Die Endungen ''seusna'' bzw. ''sensna'' stehen im [[Althochdeutsch|Althochdeutschen]] für ''allein'' und sind vom lateinischen ''sus'', ''Schwein'', abgeleitet. Es handelte sich um eine einsame Waldsiedlung, in der das klösterliche Vieh, vorwiegend Schweine, gehalten wurde.<ref name="schäfer1">H. Schäfer: ''Geschichte der Stadt Pirmasens'', S. 16, 2000, Wartberg-Verlag</ref>
== Gründe der Geheimhaltung ==
[[Bild:Kia Venga Erlkönig 1.jpg|thumb|stark getarnter Erlkönig eines [[Kia Venga]]]]
[[Bild:Mercedes-Benz C207 Werksfahrzeug 01.jpg|thumb|[[Mercedes-Benz W212#Coupé und Cabriolet|Mercedes-Benz C207]] Werksfahrzeug mit abgeklebten [[Mercedes-Stern]] (man beachte auch die Kabel im hinteren Teil des Wagens)]]
Der [[Produktlebenszyklus]] eines Fahrzeugs beträgt in der Regel einige Jahre. Nach dieser Zeit werden von den [[Automobilhersteller]]n Nachfolger auf den Markt gebracht, die mit neuerer Technik ausgestattet sind. Im Kontext des Erlkönigs spielt jedoch das Design ([[Exterieur]] und [[Kraftfahrzeugausstattung|Interieur]]) des neuen Modells eine entscheidende Rolle. Die Verkaufszahlen des Vorgängermodells sinken normalerweise am Ende des [[Produktlebenszyklus]], da die Käufer die neuen Modelle abwarten. Diese Verkaufszahlen würden sich nochmals reduzieren, wenn vor dem Ende des Produktlebenszyklus des Vorgängermodells Bilder vom ungetarnten Nachfolgermodell in den Medien erschienen. <!-- Belege oder raus:Die Automobilhersteller versuchen immer wieder, im Falle einer frühzeitigen Veröffentlichung von Bildern des Folgemodells Schäden in Millionenhöhe zu reklamieren, doch konnte ein solcher bislang in keinem Fall nachgewiesen werden.


=== Die Salzstraße ===
Andererseits kann die Veröffentlichung von Bildern eines Erlkönigs in der [[Presse (Medien)|Presse]] auch als [[Virales Marketing|virales Marketing]] gesehen werden, welches das Interesse am neuen [[Automodell]] wecken soll. Ein Beispiel hierfür ist der neue [[BMW 7er|7er]] von [[BMW]].<ref>[http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,509009,00.html SPIEGEL online: BMW 7ER-PROTOTYP – Jagdfieber auf der Autobahn (3. Oktober 2007)] Abgerufen 2. Januar 2009</ref> -->
Die Ansiedlung war an die schon lange existierende [[Salzstraße]] angebunden. Diese kam aus dem [[Lothringen|lothringischen]] [[Château-Salins|''Salzgau'' (Saulnois) bei Château-Salins]]. Das dort liegende Städtchen [[Dieuze]] oder ''Duss'', wie es früher hieß, gab der Straße den Namen ''Duser Straße''. Sie führte durch Hornbach, weiter nach dem nach ihr benannten Dusenbrücken und südlich an [[Höheischweiler]] vorbei, wo sie sich mit der von [[Zweibrücken]] kommenden Straße vereinigte. Diese kam aus dem [[Gallien|gallischen]] Gebiet, überquerte westlich von Zweibrücken die [[Blies]], führte durch Zweibrücken, stieg südöstlich einen Höhenrücken hinauf, führte dann weiter durch die heutige Bärenhütte bei [[Nünschweiler]] und vereinigte sich südlich von Höheischweiler mit der Salzstraße. Die gemeinsame Straße lief an Fehrbach vorbei auf das Dorf Pirmasens zu und führte durch die damalige Landstraße (heutige Hauptstraße) oder die Alte Straße (heutige Alleestraße). Dieser Hauptverbindungsweg durchquerte nicht das Dorf, sondern streifte es nur. Von Pirmasens ging die Straße auf Lemberg zu und verlief dort in Richtung Osten weiter. Der Salzbach wurde über die alte Salzbrücke unweit von [[Salzwoog]] überquert, die Straße führte weiter in Richtung [[Hinterweidenthal]] und an [[Hauenstein (Pfalz)|Hauenstein]] vorbei in Richtung [[Oberrheinische Tiefebene|Rheinebene]]. Damals war diese Straße nicht befestigt sondern ein gewöhnlicher [[Wirtschaftsweg|Feldweg]].<ref>Sprater, Friedrich: ''Die Salzstraße, die einst vom Salzgau über Pirmasens, die Salzbrücke, den Salzbach und Salzwoog nach dem Speyergau führte.'', in ''Rings um den Horeb.'' - 1 (1950/51), Bl. 9.</ref>


=== Übergang zu Speyer und erste Kirche ===
Um dem frühzeitigen Lüften der Geheimnisse entgegenzuwirken, werden die Fahrzeuge bei den Testfahrten häufig optisch verändert, wobei dies meist in mehreren Stufen geschieht. So fahren die ersten Prototypen mit neuer Technik oft in angepassten [[Karosserie]]n ihrer Vorgänger oder anderen Modellen des Herstellers. Erlkönige dieser Stufe werden oftmals als „Muletto“ bezeichnet, in Anspielung auf die Mischung aus neuer Technik und fremder oder alter Hülle.
Die Schutzfunktion über das Kloster Hornbach, die auch als [[Vogt]]ei bezeichnet werden kann, lag zunächst in den Händen des [[Bistum Metz|Bischofs von Metz]]<ref>Homepage der Prot. Kirchengemeinden Hornbach und Brenschelbach: [http://www.evk-hornbach.de/history.html '' Die Geschichte des Klosters Hornbach'']</ref>. 1100 wurde Hornbach [[Eigenkirche|''Eigenkloster'']] des [[Bistum Speyer|Bistums Speyer]] und ging um 1179/1180 an die durch Erbteilung entstandene [[Grafschaft Saarbrücken]] über.
Steht das neue Design fest, geht die Tarnung der Karosserie zuerst in Richtung Vollverkleidung und nimmt dann mit Näherrücken der Präsentation immer mehr ab. Dazu werden an markanten Konturen Abdeckungen und Verkleidungen angebracht, die das tatsächliche [[Aussehen]] verschleiern sollen.


Im Jahr 1150 erhielt das Dorf Pirmasens seine erste Kirche, die zwischen dem Wedebrunnen und der Pirminiusstraße stand.
Auch das Interieur ist oftmals durch Kunststoffteile abgedeckt, um das Aussehen des Armaturenbretts und der Ablagen zu verschleiern.


== Die Grafschaften Saarbrücken und Hanau-Lichtenberg ==
Die verschiedenen Automobilkonzerne handhaben den Umgang mit ihren Erlkönigen ganz unterschiedlich. Dabei reicht die Palette von der Fahr- und Parkerlaubnis der Prototypen im öffentlichen Verkehrsraum bereits im frühesten Teststadium (zum Beispiel [[Fiat]]) bis hin zum Fahrverbot für Prototypen in der Öffentlichkeit bis zur Präsentation des Modells (wie etwa bei [[Volkswagen|VW]]).
=== Teilung der Grafschaft ===
1180 wurde die [[Grafschaft Saarbrücken]] zwischen den beiden gräflichen Brüdern Simon und [[Heinrich I. (Zweibrücken)|Heinrich]] aufgeteilt. Simon erhielt den westlichen Teil, Heinrich alle Ländereien östlich der Blies und damit auch die Hornbacher Waldmark sowie die Lothringer Lehen. Er nannte sich fortan ''Graf Heinrich von Zweibrücken'' und ließ sich in Zweibrücken ein [[Wasserschloss (Gebäude)|Wasserschloss]] erbauen. Ihm wurde auch die Vogtei über das Kloster Hornbach zugesprochen, womit auch die ''Gerechtsamkeit'' verbunden war. Alljährlich an [[Mariä Geburt]] saß er im Kloster zu Gericht und schlichtete Streithändel, die zwischen den [[Ritter]]n, [[Leibeigenschaft|Leibeigenen]], [[Huber]]n und sonstigen Klosterbauern vorgefallen waren. Für diese Tätigkeit hatte ihm der [[Abt]] stets 12 [[Heller (Münze)|Heller]] für Fleisch und Brot sowie ein [[Alte Maße und Gewichte#Hohlmaße|Maß]] Wein und für sein Pferd 20 [[Bündel|Bund]] Stroh auszuhändigen.


Zur Sicherung der Waldmark mit den [[Weiler]]n, Dörfern und Höfen, aber auch der Straßen, wollte Heinrich I. in Lemberg eine Burg errichten. Da er in diesem Gebiet keinen Grundbesitz hatte, kaufte er 1198 vom Abt Wernher, dem damaligen Vorsteher des Klosters Hornbach, den Gutenberg und den Ruprechtsberg mit Umgebung. Dort baute er 1200 die Lemberger [[Burg]] und die Wachtburg Ruppertsstein. Die Lemberger Burg war anfangs eine Vogteiburg. Sie wurde nicht vom Grafen, sondern von [[Vogt|Vögten]], von den Grafen auserkorene [[Adel|Edelleute]] bewohnt.
In anderen Branchen, vor allem bei [[Schallplatte]]n und [[Compact Disc|CDs]], werden Testprodukte mit verschleiertem Hersteller als [[White Label]] bezeichnet.


Aus einer [[Urkunde]] des Jahres 1202 geht hervor, dass das Dorf Pirmasens ein Pfarrort mit Kirche und eigenem [[Pfarrer]], allerdings abhängig vom Kloster Hornbach war.<ref>''Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz'', 1882, S.114</ref> Diese Kirche war Mittelpunkt der [[Seelsorge]] und des [[Gottesdienst]]es für die [[Glaube|Gläubigen]] aus den umliegenden Dörfern, [[Gehöft]]en und [[Mühle]]n. 1225 bestätigte der Bischof von Metz die Übertragung der Pfarrverwaltung von Pirmasens an das Kloster Hornbach. Damit mussten alle Einkünfte der [[Kirchengemeinde|Pfarrei]] zur Errichtung und [[Unterhaltung (Bauwesen)|Unterhaltung]] der [[Krankenpflege|Krankenversorgung]] an das Kloster abgeführt werden.
== Namensgebung ==
{{Belege}}
Die Namensgebung geht auf die berühmte Ballade „[[Erlkönig (Ballade)|Erlkönig]]“ von [[Johann Wolfgang von Goethe]] zurück, die mit dem Vers beginnt: ''„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind“'' und von Journalisten Anfang der 50er Jahre umgedichtet wurde. Erstmalig im Zusammenhang mit Prototypen wurde der Begriff von den beiden Motorjournalisten Heinz-Ulrich Wieselmann, Chefredakteur der Automobilzeitschrift [[Auto, Motor und Sport]], und [[Werner Oswald]], von Anfang 1950 bis Ende 1957 zweiter Mann in der [[Redaktion]], verwendet. Ab Heft 15 (vom 19. Juli 1952) erschien eine Zeitlang in jeder Ausgabe das mehr oder weniger deutliche Bild eines Automobilprototypen.
Werner Oswald erzählt:
<blockquote>''„Diese nach heutigen Maßstäben lächerlich harmlosen Bildchen galten damals als nie dagewesene Provokation der Automobilindustrie. Deshalb hatten wir zuvor wochen-, ja vielleicht monatelang überlegt, ob und in welcher Form wir uns den Abdruck dieser Amateurfotos erlauben konnten. Chefredakteur Wieselmann kam schließlich auf die Idee, durch liebenswürdige Begleittexte den betroffenen Industriefirmen die bittere Pille ein wenig zu versüßen. In diesem Sinn reimte er eines schönen Sonntags für die ersten paar Bilder je ein kleines Achtzeilen-Gedicht im Stil des Erlkönig-Poems. Die legte er mir Montagfrüh auf den Tisch mit dem Auftrag, hieraus für die nächsten Hefte eine Folge vorzubereiten und diese mit einer gleichbleibenden Überschrift zu versehen. Nach kurzer Überlegung meinte ich: »Schreiben wir doch einfach ›Erlkönig‹ drüber!« […] Fortan bezeichnete ich in auto motor und sport konsequent jeden Prototyp, gleich welcher Herkunft, als Erlkönig, und so wurde das Wort bekannt und bald zu einem geläufigen Ausdruck.“'' <ref>Werner Oswald: ''Mercedes-Benz Personenwagen 1886–1986.'' 5. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1991, S. 488 f. ISBN 3-613-01133-6.</ref></blockquote>


=== Erneute Teilung ===
[[Bild:Mercedes W120 front 20080528.jpg|thumb|[[Mercedes-Benz W120|Mercedes-Benz 180]], der erste Erlkönig]]
Dem Grafen Heinrich I. 1237 folgte sein Sohn Graf [[Heinrich II. (Zweibrücken)|Heinrich II.]] nach. Von den vier Söhnen, die dieser 1281 hinterließ, übernahmen Eberhard und [[Walram I. (Zweibrücken)|Walram]] gemeinsam die [[Regentschaft]] über die Grafschaft Zweibrücken. Da dies nicht immer in [[Eintracht]] möglich war, entschlossen sie sich 1297 zur Teilung. Eberhard I. erhielt den „niederen“ Teil mit dem Hauptort ''Birmesessen'', wie Pirmasens damals hieß; Walram I. bekam den „niedersten“ Teil mit Eischweiler (das heutige [[Thaleischweiler-Fröschen|Thaleischweiler]]) zugesprochen. Diese Teilung bezog sich in erster Linie auf die Leibeigenen, die [[Gerichtsbarkeit]] blieb verbunden. [[Buße (Verwaltungsrecht)|Bußen]] von [[Frevel|Frevlern]] dagegen wurden geteilt. Die Untertanen hatten wie bisher das Recht des freien Zuzugs. Wenn ein Leibeigener des einen Bruders in das Gebiet des anderen zog, verblieb dessen Haus, Hof und Erbe seinem früheren Herrn. Eine [[Jungfrau]] dagegen, die einen Leibeigenen des anderen Bruders heiratete, folgte ihrem Mann, so dass ihr bisheriger Herr keine Rechte mehr über sie hatte. [[Witwe]]r und Witwen durften ohne Genehmigung ihres Herrn keine neue Ehe beginnen.
Erlkönig Nummer eins war der Prototyp des damals mit Spannung erwarteten [[Mercedes-Benz W120|Mercedes-Benz 180]]. Die Bildunterschrift lautete wie folgt:


1308 verstarb Walram I., und sein Sohn [[Simon II. (Zweibrücken)]] übernahm für drei Jahre den Besitz. Als dieser 1312 starb und sein Sohn [[Walram II. (Zweibrücken)|Walram II.]] noch minderjährig war, führte dessen Mutter Gräfin Agnes von Zweibrücken die Regentschaft bis 1327. Von ihr ist bekannt, dass sie während ihrer [[Vormundschaft]] gemeinsam mit dem [[Erzpriester]] Gerhard von Hornbach wegen eines Streits zwischen der [[Abtei]] Hornbach und den Bewohnern von Pirmasens zu Gericht saß. Die Kirche in Pirmasens war abgebrannt und sollte wieder aufgebaut werden. Nach dem Urteil hatte der Abt 24 [[Pfund]] Heller zum Bau beizusteuern und das nötige [[Bauholz]] zu stellen. Die Bauern sollten aber dieses Bauholz selbst aus dem Wald abfahren.
<blockquote>'''''Erlkönig'''''<br>
''1. Folge''</blockquote>


Nach 1366 tauschte Graf Eberhard I. einige Dörfer in Lothringen des Herzogs Friedrich von Lothringen gegen die Burg und Herrschaft [[Bitche|Bitsch]] und verlegte seinen Wohnsitz dorthin. Er nannte sich jetzt [[Eberhard (Zweibrücken)|Graf Eberhard von Zweibrücken-Bitsch]]. Während seiner Amtszeit war er wegen Verschuldung gezwungen, [[Bad Bergzabern|Bergzabern]], [[Hornbach]] und [[Zweibrücken]] an [[Ruprecht I. (Pfalz)|Ruprecht den Roten]] zu verkaufen bzw. zu verpfänden. Eberhard starb 1394 ohne Nachkommen und die Grafschaft kam zur [[Kurpfalz]], sein Vermögen fiel an Johannes I. von [[Zweibrücken-Bitsch]].
<blockquote>''Wer fährt da so rasch durch Regen und Wind?''<br>
''Ist es ein Straßenkreuzer von drüben,''<br>
''der nur im Umfang zurückgeblieben''<br>
''oder gar Daimlers jüngstes Kind?''</blockquote>


Während des [[Deutscher Bauernkrieg|Bauernkrieges]] um 1525 wurde die Festung Bitsch von lothringischen Bauernscharen eingenommen und verwüstet. Auch das Lemberger Schloss wurde geplündert. Wenige Wochen nach der [[Kirchweih]] in [[Nußdorf (Pfalz)|Nußdorf]] ließen die [[Fürst]]en die Bauernaufstände auf dem Feld bei [[Worms-Pfeddersheim|Pfeddersheim]] blutig niederschlagen.
<blockquote>''Der stille Betrachter wär gar nicht verwundert,''<br>
''wenn jenes durchgreifend neue Modell,''<br>
''das selbst dem Fotografen zu schnell,''<br>
''nichts anderes wär als der Sohn vom »Dreihundert«.''</blockquote>


=== Die Grafschaft fällt an Hanau-Lichtenberg ===
==Testgebiete==
1560 heiratete Graf [[Philipp V. (Hanau-Lichtenberg)|Philipp V. von Hanau-Lichtenberg]] die einzige Tochter des Grafen Jakob, des letzten männlichen Gliedes der Grafen von [[Zweibrücken-Bitsch]]. Als Graf Jakob im Jahre 1570 starb, beanspruchte Philipp V. die Herrschaft Lemberg und Bitsch als sein rechtmäßiges Erbe. Graf Philipp I. von [[Leiningen-Westerburg]] machte ihm diese Erbschaft streitig, da er mit Amalia, der Nichte Graf Jakobs, verheiratet war. Herzog [[Karl III. (Lothringen)|Karl von Lothringen]] belehnte sowohl Philipp I. von Leiningen-Westerburg sowie auch Philipp V. von Hanau-Lichtenberg mit der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch.
Um die neuen Bauteile und Fahrzeuge unter extremen Witterungsverhältnissen zu testen, finden die meisten Kältetests im schwedischen [[Arjeplog]]<ref>[http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,63335,00.html SPIEGEL online: ERLKÖNIGE – C-Klasse unterm Polarstern (8. Februar 2000)], Abgerufen 2. Januar 2009</ref> und die Hitze- und Staubtests in der [[Mojave-Wüste]] (insbesondere im [[Death Valley]]) von [[Arizona]] statt.


Im Jahre 1572 überfielen Truppen des Herzogs Karl die Ämter Lemberg und Bitsch und besetzten beide Burgen. Hieraus entwickelte sich ein 34-jähriger Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht. In den Jahren 1570–1575 wurde in der [[Grafschaft Hanau-Lichtenberg]] die Reformation eingeführt, da der jeweilige Landesherr die Religion in seinem Lande bestimmte. Pirmasens wurde 1575 unter Pfarrer Frölig evangelisch.
== Bilder eines Erlkönigs ==
Die folgenden Bilder zeigen die „neue“ [[Mercedes-Benz]] [[Mercedes-Benz A-Klasse|A-Klasse]] ([[Mercedes-Benz W169|W169]]). Deutlich kann man erkennen, dass der Wagen wenige Monate vor der offiziellen Veröffentlichung noch recht gut getarnt ist. Die Bilder entstanden am 19. Juni 2004, offizielle Premiere war am 11. September des gleichen Jahres.
<gallery>
Image:A-Klasse-Erlkoenig01.jpg|Frontansicht, die Scheinwerfer sind teilweise abgeklebt, …
Image:A-Klasse-Erlkoenig05.jpg|… auch der typische [[Mercedes-Stern]] auf der Motorhaube fehlt.
Image:A-Klasse-Erlkoenig03.jpg|Heckscheibe, genaue Form abgeklebt.
Image:A-Klasse-Erlkoenig02.jpg|Um den genauen Verlauf …
Image:A-Klasse-Erlkoenig04.jpg|… der hinteren Türen und Fenster …
Image:A-Klasse-Erlkoenig06.jpg|… zu verschleiern, werden diese …
Image:A-Klasse-Erlkoenig07.jpg|… großzügig abgeklebt.
Image:A-Klasse-Erlkoenig08.jpg|Selbst im Innenraum sind markante Stellen abgeklebt …
Image:A-Klasse-Erlkoenig09.jpg|… oder, wenn das Auto steht, abgedeckt.
</gallery>


Als Philipp V. 1599 starb, verstand es dessen Nachfolger, [[Johann Reinhard I. (Hanau-Lichtenberg)|Johann Reinhard I.]], den Streit durch einen Vergleich zu beenden. Er verzichtete auf den Hauptteil der Herrschaft Bitsch, erhielt aber das Amt Lemberg und einige Dörfer von Bitsch. Im Jahre 1606 verließen die Truppen des Herzogs von Lothringen das Amt Lemberg, das bis zu seiner Auflösung 1801 während der französischen Vorherrschaft bei der Grafschaft Hanau-Lichtenberg verblieb.
== Quellen ==
<references/>


== Siehe auch ==
=== Dreißigjähriger Krieg ===
1620 waren in Pirmasens 59 Familien und etwa 235 Einwohner ansässig, in Lemberg wurden 54 Familien (ungefähr 215 Einwohner) gezählt. Bei der Zählung wird davon ausgegangen, dass zu dieser Zeit eine Familie aus vier bis fünf Personen bestand. 1622 erreichte der 1618 ausgebrochene [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] auch Pirmasens und es zogen Spanier und [[kroatische Reiter]] der kaiserlichen Truppen durch die Pfalz. Die Bevölkerung litt unter Einquartierungen, Brandschatzung und sonstigen Kriegslasten. Nach dem Buchsweiler Kirchenbuch wurden am 4. Oktober 1622 vier Pirmasenser Bürger, Hans Seegmüller, Johannes Krämer, Hans Krämer und Jost Jakob, hingerichtet, weil sie vier kaiserliche Soldaten wehrlos gemacht, erschossen oder erschlagen hatten. Ursprünglich zu Rad und Feuer verurteilt, wurden sie auf ihr Flehen mit dem Schwert gerichtet. Die kaiserliche Armada hatte das Dorf teilweise in Brand gesteckt.
*[[Erlkönig (Film)]] [[Colonia Media]] Regie: [[Urs Egger]]
Die Verwaltung und Rechtsausübung in den Dörfern nahm ein vom Landesherrn eingesetzter [[Schultheiß]] wahr. 1626 gab es im Amt Lemberg sechs Schultheißereien, darunter die in Pirmasens mit Winzeln, Gerspach, Fehrbach und Erlenbron. 1634 durchzogen wieder kaiserliche Truppen unter General Gallas die Pfalz und verwüsteten das Land. Sie legten auch die [[Burg Lemberg|Lemberger Burg]] in Schutt und Asche. Nach dem Weggang des [[Evangelisch-Lutherische Kirchen|lutherischen]] Pfarrers Johann Georg Fiedler aus Lemberg baten die Bürger dieser Gemeinde die Herrschaft, „''man möge ihnen keinen neuen Pfarrer schicken, da sie denselben nicht bezahlen könnten''“. Darauf wurde der Hauptsitz der lutherischen Pfarrei von Lemberg nach Pirmasens verlegt. In den lutherischen Kirchenbüchern, die ab 1640 geführt wurden, war auch der Schultheiß Ebert Faul genannt, der um 1635 Pirmasens verließ und sich erst 1640 wieder zurückwagte. Ein Amtsinventar von 1641 besagt, dass damals in Lemberg noch drei Familien (etwa 15 Einwohner) wohnten.


== Literatur ==
=== Neubesiedlung ===
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Dorfverwaltung reformiert. Der eigentliche Dorfvorsteher, der mit einem Bürgermeister zu vergleichen ist, war der ''Heimburger''. 1657 konnten in Pirmasens nach der neuen Kirchenrechnung nur noch 9 Familien mit etwa 40 Einwohnern erfasst werden. Fast alle Höfe und Mühlen waren niedergebrannt und verfallen, die Felder verwildert. Die Bewohner waren meist von durchziehenden Soldaten ermordet worden, vor ihnen geflohen oder durch Seuchen und Hunger gestorben.
*[[Dirk Maxeiner]] und Hans G. Lehmann: ''Testfahrer und Autospione. Abenteuer mit geheimen Automobilen.'', Stuttgart: Motorbuch Verlag, 1985, ISBN 978-3613010222.


Doch die Bevölkerung nahm durch Zuwanderung reformierter Schweizer, katholischer Tiroler sowie Familien aus Mainfranken und Württemberg langsam wieder zu, so dass 1661 in Pirmasens 21 Familien (ungefähr 87 Einwohner) gezählt wurden. 1666 dezimierte die Pest wiederum die Bevölkerung und 1667 waren in Pirmasens dadurch nur noch 18 Familien mit etwa 74 Personen ansässig. Die französischen Raubzüge hemmten Wiederaufbau des Landes. Um die französische [[Festung Landau]] zu entlasten und gegen kaiserliche Truppen zu verstärken, sandte [[Ludwig XIV. (Frankreich)|Ludwig XIV.]] in der Zeit nach 1672 vermehrt seinen Marschall [[Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne|Turenne]] in die Pfalz, wodurch auch das Gebiet um Pirmasens wiederum verwüstet und geplündert wurde. 1677 wurde Pirmasens niedergebrannt, vier Jahre später hatte es noch 14 bewohnte Häuser (14 Familien mit ungefähr 56 Einwohnern). Durch die [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Reunion]] von 1679–81 hatte der französische König alle Gebiete, die einmal mit Frankreich verbunden waren, wieder als französisches Hoheitsgebiet erklärt.
== Weblinks ==
*[http://www.heise.de/autos/news/erlkoenige/ Erlkönige] auf den Seiten von [[heise Autos]] ([[heise online]])
*[http://www.lampertheimer-zeitung.de/ratgeber/auto_verkehr/berichte/6659048.htm Tarnen und Testen: Erlkönige vor Entdeckung schützen] in der [[Lampertheimer Zeitung]], vom 7. April 2009
*[http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/15/0,1872,2106287,00.html ZDF.reporter „Erlkönigen auf der Spur – Fotografieren, was keiner sehen soll“] (Stand 20. Februar 2004)
**[http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/4/0,4070,2171268-0,00.html ZDF mediathek] Filmbeitrag (Stand 25. Februar 2004)
*[http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,3907560,00.html ZDF.reporter „Katz und Maus – Erlkönigen am Polarkreis auf der Spur“] (Stand 6. März 2006)
**[http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/4/0,4070,3908228-0,00.html ZDF mediathek] ZDF.reporter mit „Erlkönigjägern“ entdecken streng geheime Auto-Prototypen (Stand: 8. März 2006)


1685 trat [[Johann Reinhard III. (Hanau)|Johann Reinhard III.]] die Regentschaft der Grafschaft Hanau-Lichtenberg an, nachdem sein Onkel, [[Friedrich Casimir (Hanau)|Friedrich Casimir]], ohne Leibeserben verstorben war. Reinhard III. konnte sein Land zu neuer Blüte führen. Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg zählte zu seiner Zeit mit zu den angesehensten Reichsständen.
[[Kategorie:Automobil]]

Nach vielen Jahren des praktischen Ausübung wurden 1691 im Pirmasenser Weistum die Aufgaben, Rechte und Pflichten des Heimburgers und der Bürger der Gemeinde gegenüber festgelegt.

=== Verwaltungssitz ===
Im [[Pfälzischer Erbfolgekrieg|Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697]] verwüsteten französische Truppen unter General [[Ezéchiel de Mélac]] die Pfalz. Von der Lemberger Burg wurde der Teil, der nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg noch bewohnbar war, restlos zerstört. Da nun die Burg und das Dorf praktisch nicht mehr existierten und keine Bewohner mehr dort lebten, wurde 1697 der Amtssitz des Amtes Lemberg nach Pirmasens verlegt. Dadurch wurde das Dorf Pirmasens bedeutend aufgewertet. Das Amtshaus, die Residenz des Amtmannes, stand in der Amtsstraße, der heutigen Bahnhofstraße.

Als Liebhaber der Jagd besuchte Graf Reinhard III. des Öfteren das waldreiche Amt Lemberg, dessen Wälder sein bevorzugtes Jagdrevier waren. Dazu ließ sich der Graf 1720 von dem Tiroler Baumeister Jennewein oberhalb des Dorfes Pirmasens ein geräumiges Jagdschloss als angenehmen und bequemen Aufenthaltsort während der Jagden bauen. Neben dem Schloss wurden unterhalb der heutigen Pirminiuskirche zwei große Höfe und Pavillons gebaut und ein Garten angelegt. Das Dorf Pirmasens um den Wedebrunnen lag wesentlich tiefer und bestand aus 21 einstöckigen und 22 zweistöckigen Häusern. 1722 hatte Pirmasens bereits ein Rathaus; 56 Familien mit etwa 245 Personen waren ansässig.

Die Schultheißerei Pirmasens bestand aus den Dörfern Pirmasens und Fehrbach, dem Haseneckerhof, dem Hungerpfühlhof oder Neuhof, dem Lambsbacher Hof, dem Nesselthaler Hof, der neuen Blümelsmühle, der Imsbachermühle, der Gerberei am Dankelsbach sowie der alten und neuen Ziegelhütte.

Gersbach war eine eigene Schultheißerei und umfasste Gersbach und Winzeln, die Rehmühle und die Schelermühle, die Eichelsbacher Mühle und die Blümelsmühle sowie die Littersbacher Mühle oder Katzenmühle.

Neben der Landwirtschaft war auch die Fischzucht zu damaliger Zeit eine wesentliche Ernährungsgrundlage. Im Raum Pirmasens gab es insgesamt 13 Fisch<b/>[[Woog|wooge]], die alle in dem Tal an der heutigen Landauer Straße und in den Nebentälern lagen.

== Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Ludwig IX. (1735–1790) ==
[[Bild:Ludwig-IX.JPG|thumb|right|200px|Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt]]
Die einzige Tochter Graf Reinhards, [[Charlotte Christine Magdalene Johanna von Hanau-Lichtenberg|Charlotte]], starb 1726 nach nur neun Jahren Ehe mit [[Ludwig VIII. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig VIII.]]. Graf Reinhard bestimmte daraufhin ihren erstgeborenen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Da die im Elsass gelegenen Ämter der Grafschaft seit 1681 durch die Reunion unter der Souveränität Frankreichs standen, musste der Graf von Hanau-Lichtenberg dem französischen König den Treueeid leisten. Reinhard III. ließ die Grafschaft auf die männlichen und weiblichen Nachkommen seiner Tochter Charlotte übertragen, so dass nach seinem Tode die Herrschaft nicht an seinen Schwiegersohn, Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, sondern an dessen Sohn [[Ludwig IX. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig IX.]] fiel. 1735 kam Ludwig zum ersten Mal nach Pirmasens. Als Graf Reinhard III. 1736 starb, war Ludwig noch minderjährig. Aus diesem Grund wurde am Sitz der Regierung in [[Bouxwiller (Haut-Rhin)|Buchsweiler]] ein Regentschaftsrat bestellt. Mit seiner Volljährigkeit 1741 übernahm er selbst die Regentschaft über die Grafschaft. Im gleichen Jahr vermählte er sich mit Prinzessin [[Henriette Karoline von Pfalz-Zweibrücken|Henriette Karoline Christine von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld]].

=== Garnisonsgründung ===
Ludwig IX. wollte über eine eigene militärische Truppe verfügen und baute eine [[Garnison]] auf. Er ließ Soldaten vor allem in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt anwerben und zog sie zunächst in [[Baerenthal]] im Elsass zusammen. Wegen der französischen Oberhoheit über die elsässischen Ämter der Grafschaft Hessen-Darmstadt durfte Ludwig in Buchsweiler keine Soldaten halten, es sei denn, er hätte sie nur mit Holzgewehren ausrüsten und exerzieren lassen. Pirmasens war dagegen Reichsgebiet. Die ersten [[Grenadier]]e trafen am Fronleichnamstag, 1. Juni 1741, in Baerental ein. Nachdem sie vom Erbprinzen am 15. Juni besichtigt worden waren, gab er den zunächst nur 46 Mann den Befehl, sich in Richtung Pirmasens in Marsch zu setzen. Zu dieser Zeit gab es in Pirmasens 20 einstöckige und 18 doppelstöckige Häuser, in denen ungefähr 200–250 Einwohner lebten. Durch die Grenadiere stieg die Einwohnerzahl verhältnismäßig schnell. Jedoch setzte Ludwig seine Grenadiere niemals zu kriegerischen Diensten ein, im Gegensatz zu seinen Vettern in [[Hessen-Kassel]], die ihre Soldaten ins Ausland, wie etwa nach Amerika, verkauften.

1742 bestand Pirmasens aus sechs Gassen:
*Pfarrgasse, benannt nach der Pfarrkirche.
*Kümmelgasse, deren Name von einer Branntweinbrennerei stammt, in der viel Kümmel verwendet wurde.
*Allmendegässel, sie führte zum Gemeindebesitz, der [[Allmende]].
*Untergasse, die spätere Sandstraße, lag an tiefer Stelle. Bei starkem Regen wurde dort von der Höhe des Blocksbergs viel Sand angeschwemmt.
*Alte Straße, die spätere Alleestraße, lag damals außerhalb des Dorfes.
*Landstraße, die heutige Hauptstraße, war der Hauptdurchgangsweg aus Richtung Zweibrücken, lag aber nicht in der Mitte des Dorfes, sondern etwas oberhalb davon. In dieser Straße wohnten auch der Schultheiß, der Pfarrer und die hanau-lichtenbergischen Beamten des Amtes Lemberg.

=== Errichtung von Mauer und Exerzierhalle ===
1758 wurde Pirmasens mit einem Schanzzaun aus Schanzpfählen, sogenannten [[Palisade]]n umgeben, um das [[Fahnenflucht|Desertieren]] der Grenadiere zu erschweren. Daran wurde 14&nbsp;Tage in Tag- und Nachtarbeit gebaut, vom 22. August bis zum 4. September. Als der Zaun errichtet war, wurde die an ihrem inneren Rand verlaufende Straße ''An der Mauer'' benannt. Sie war die längste Straße von Pirmasens und wurde später in einzelne Straßenzüge unterteilt; ihr Verlauf kann noch [[Rekonstruktion|rekonstruiert]] werden. Auf einer Karte ist das an einer Seite abgeflachte Oval klar erkennbar. Vom Zweibrücker Tor an der [[Straßenkreuzung|Wegespinne]] Zweibrücker-, Rodalber-, Dankelsbach-, Schloß- und Gärtnerstraße verlief der Zaun über Gärtnerstraße, Fröhnstraße, Bogenstraße, Höhstraße, Bergstaße und Dankelsbachstraße. Das Buchsweiler Tor stand am südlichen Teil des Ovals, an der Kreuzung Hauptstraße/Bergstraße. Weit vor den beiden Toren waren steinerne Wegweiser errichtet worden, wie sie noch an der Gabelung Lemberger Straße/Volksgartenstraße und an der Abzweigung Zweibrücker Straße/Hügelstraße vorhanden sind.

Für seine Grenadiere baute Ludwig Kasernen und die zweitgrößte [[Exerzieren|Exerzierhalle]] Europas; größer war nur jene des [[Russisches Reich|russischen]] [[Zar]]en in [[Sankt Petersburg]].<ref>Marion Dilg: [http://www.swr.de/regionen/pfalz/stadtportraet-pirmasens/-/id=3378/nid=3378/did=1471876/1vembu2/index.html ''Stadtportrait Pirmasens - Treppen und Schlappen''], auf SWR.de</ref> Auch ein [[Zeughaus]], Ställe, [[Lazarett]]e und Wachhäuser ließ er errichten. Der Landgraf erlaubte seinen Grenadieren, die er wegen ihrer Körpergröße als „lange Kerls“ bezeichnete, zu heiraten um sie noch mehr an seine Garnison zu binden. Jeder Soldat konnte solange dienen, wie es möglich war, mindestens aber sechs Jahre. In seiner Freizeit durfte er ein Handwerk ausüben. Für besonders verdiente Soldaten baute er ein „Grenadierhäuschen“. Ab 1758 bekam jeder Grenadier, der heiraten und bauen wollte, im Amt Lemberg kostenlos einen [[Bauland|Bauplatz]], Bauholz und zwei [[Morgen (Einheit)|Morgen]] [[Ödland]], das er [[Rodung|roden]] konnte. Auf diese Weise entstanden in Pirmasens rasch ganze Straßenzüge mit Grenadierhäusern. In der Regel waren die Grenadierhäuser einstöckig, es gab aber auch zweistöckige. 1759 war die Garnison bereits auf fünf Kompanien mit 755 Soldaten angewachsen.

=== Verleihung der Stadtrechte ===
Erbprinz Ludwig IX. erhob am 25. August 1763, seinem Namenstag, seine Residenz zur Stadt.<ref>Marita A. Panzer: ''Die grosse Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt (1721-1774).'' Pustet, 2005, ISBN 9783791719658, S. 270</ref> Als äußeres Merkmal ließ er den Palisadenzaun durch eine vier Meter hohe Steinmauer ersetzen. Hinter der Mauer wurden in regelmäßigen Abständen Wohn- und Diensthäuser für militärische Posten errichtet. Bei Tag und Nacht [[Patrouille|patrouillierten]] ungefähr 30 [[Husaren]], um Ausbrecher dingfest zu machen. Im Bereich der beiden Stadttore wurde nach dem Bau der Steinmauer die Straße [[Pflaster (Belag)|gepflastert]]. Alle anderen Haupt- und Nebenstraßen waren damals noch unbefestigt. Deren Pflasterung wollte der Erbprinz unterstützen, wenn sie von der Stadt beantragt würde, denn die Unterhaltung der Straßen und der Mauer oblag dem [[Stadtrat]]. Lediglich die Unterhaltung der Tore hatte Ludwig übernommen.

Erst am 22. Juli 1769 erhielt Pirmasens die aus elf Artikeln bestehenden[[Stadtrecht]]e. Die Bürgerschaft wurde von der Leibeigenschaft befreit. Beim Wegzug eines Bürgers aus der Gemeinde, der nur mit der Erlaubnis der fürstlichen Rent-Cammer erfolgen durfte, war ein Abzugsschilling zu entrichten. Die [[Frondienst]]-Pflicht blieb bestehen. Die Ernennung der acht Stadtratsmitglieder hatte sich der Erbprinz vorbehalten. Die Auswahl sollte nach amtlichem Vorschlag aus den „capabelsten Subjekten“ erfolgen. Da der Stadtrat die niederste [[Instanz (Recht)|Gerichtsinstanz]] wahrzunehmen hatte, sollten auch Gerichtspersonen darin vertreten sein.

Während der Zeit Ludwigs IX. entstanden in Pirmasens einige neue Straßen, wie die Hauptstraße, die Schloßstraße und die Alleestraße. Sein Plan, zwischen Hauptstraße und Alleestraße eine breite Allee anzulegen, die schnurgerade vom Zweibrücker Tor bis zum anderen Ende der Stadt verlaufen sollte, scheiterte an Geldmangel. Neben dem Faible für seine Soldaten war Ludwig IX. eine für die damalige Zeit [[Toleranz|tolerante]] Persönlichkeit. Er förderte den Bau von Straßen und Schulen in der Stadt und in den Dörfern. Der Erbprinz schätzte die [[Würde]] des Menschen und dessen Rechte und widmete besondere Sorgfalt dem Schutz der Untertanen gegen Übergriffe seiner [[Beamter|Beamten]] und [[Offizier]]e.

Als deutliches Zeichen der neuen Rechte der Stadt entstand 1770 das heutige ''Alte Rathaus'' als aufwendiger [[Mansarddach]]bau. Dafür wurde der Tiroler Werkmeister Rochus Pfeiffer gewonnen, der Pläne des [[Saarbrücken|Saarbrücker]] [[Baumeister]]s [[Friedrich-Joachim Stengel]] verwendete.<ref name=gdke/> 1771 initiierte Ludwig die erste [[Immanuel-Kant-Gymnasium Pirmasens|Lateinschule]] der Stadt.

=== Ludwig IX. wird Landgraf ===
Im Jahre 1768 verstarb Landgraf Ludwig VIII. Sein Sohn, Erbprinz Ludwig IX., wurde Landgraf von Hessen-Darmstadt. Entgegen den Erwartungen der Darmstädter Bürger blieb der neue Herrscher in seiner Garnisonsstadt Pirmasens. Seine Ehefrau Karoline, die große Landgräfin, residierte in [[Darmstadt]] und Buchsweiler und machte nur kurze Visiten in Pirmasens. 1784 gab es in Pirmasens 1576 Soldaten, davon 240 Offiziere und 1336 Grenadiere und Unteroffiziere. 1790 bestand die Garnison aus zwei Regimentern mit insgesamt 2400 Soldaten, und es gab 51 Gassen, Straßen und Wege. In dieser Zeit hatte die Stadt 9000 Einwohner. In Darmstadt, dem offiziellen Regierungssitz, waren in dem gleichen Jahr genau so viele Bürger registriert. Mit dem Tod des Landgrafen im Jahr 1790 wurde die Garnison aufgelöst. Damit endete die kurze Blüte der Stadt. 1793 schlugen Preußen und Braunschweig die französische [[Moselarmee]] in der [[Schlacht bei Pirmasens]]. Trotzdem konnte nicht verhindert werden, dass Pirmasens von 1793 bis 1815 an Frankreich fiel. Danach kam die Stadt mit der übrigen Pfalz zu Bayern.

== Ära der Schuhindustrie ==
[[Bild:Pirmasens silbener Schuh hoch.jpg|thumb|Das Foto zeigt den "Silbernen Schuh" als Kunstwerk am Ortseingang von Pirmasens aus Richtung Rodalben kommend.]]
=== Aufbau und Blüte ===
Als nach dem Tod des Landgrafen Ludwig IX. im Jahre 1790 die Pirmasenser Garnison aufgelöst wurde, waren 2400 in Pirmasens lebende Grenadiere und deren Familien ohne Beschäftigung. Aus der Not heraus fertigten sie aus Resten der Uniformen ''Schlabbe'', einfache [[Schuh]]e. Die Familien zogen umher, um die gefertigten Schuhe zu verkaufen, während die Männer zuhause neue herstellten. Mit der Zeit erwarben sich die in Pirmasens hergestellten Schuhe einen guten Ruf und es entwickelte sich eine beachtliche Schuhindustrie. Da zur Herstellung der Schuhe Leder und Werkzeug, später Maschinen, Klebstoffe und Farben benötigt wurden, musste für diese Waren eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden.

Die zunehmende Industrialisierung im 19. Jahrdundert begünstigte den Aufbau von Großbetrieben; aus kleinen Familienbetrieben entstanden Schuhfabriken wie [[Neuffer (Schuhfabrik)|Neuffer]], [[Rheinberger (Schuhfabrik)|Rheinberger]] und die noch existierende Firma [[Peter Kaiser (Schuhfabrik)|Peter Kaiser]]. Auch in der näheren Umgebung, wie z.&nbsp;B. in [[Waldfischbach-Burgalben]] oder [[Hauenstein (Pfalz)|Hauenstein]] entwickelten sich Großbetriebe wie [[Mattill]] und [[Josef Seibel]].

Im Jahr 1914 existierten in der Stadt Pirmasens 240 Schuhfabriken mit 14.000 Beschäftigten.<ref>[http://www.wer-zu-wem.de/firma/Kaiser-Schuhfabrik.html Wer-zu-wem: Peter Kaiser]</ref> Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein Großteil der Innenstadt nach zwei Luftangriffen zerstört war, wurden die Fabriken wieder aufgebaut und teilweise vergrößert. 1970 arbeiteten 22.000 Menschen in der Schuhindustrie.<ref>LRP.DE : [http://213.216.16.234/WEBSITE/portraet/download/zlrp/LRP_zlrp_2004_34_kl.pdf ''Auf leisen Sohlen die Zukunft einholen'', Lebendiges Rheinland-Pfalz, Heft III-IV, 2004, ISSN 0934-9294]</ref>

=== Niedergang und heutige Situation ===
In den Jahren nach 1970 wurde die Produktion vieler Firmen ins Ausland verlagert, während die Modell-Entwicklung und Verwaltung in Pirmasens verblieb. Nach und nach jedoch mussten immer mehr Betriebe schließen, da die Produktion zunächst in Deutschland und später auch in Ländern wie [[Spanien]] und [[Portugal]] oder in Osteuropa durch die große Entfernung nicht mehr rentabel war.

Derzeit arbeiten noch etwa 1200 Personen für Schuhbetriebe, davon allein 500 bei Peter Kaiser. Auch der größte Arbeitgeber in der Stadt, die 1897 gegründete Firma [[Kömmerling (Unternehmen)|Kömmerling]] (''profine GmbH'') entstand als Zulieferbetrieb für die Schuhindustrie. Eine der ehemaligen Schuhfabriken wurde in einen Gewerbepark ''[[Neuffer (Schuhfabrik)|Neuffer am Park]]'' umgewandelt; in einer weiteren (''Bleiching'') ist seit vielen Jahren ein Teil des Finanzamts untergebracht. Bei der ehemals größten Schuhfabrik Europas, Rheinberger, war der Umbauprozess zum Dienstleistungszentrum und Science-Center ''[[Dynamikum]]'' 2008 abgeschlossen.<ref>GIU Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH: [http://www.giu.de/miscdb/060103_rheinberger_ps.pdf Projektblatt]</ref><ref>Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: [http://www.stadtumbauwest.de/newsletterdaten/Rheinberger.pdf Stadtumbau West]</ref>

=== Kritischer Rückblick ===
Die Bezeichnung ''Deutsche Schuhmetropole'' stammt aus der Blütezeit der Schuhindustrie. Obwohl der Namenszusatz bisher nicht aberkannt wurde, erscheint er inzwischen überholt, da durch die Abwanderung der meisten Firmen der Arbeitsmarkt der Stadt nicht mehr von der Schuhindustrie dominiert wird. Existierten auf dem Höhepunkt der Schuhindustrie rund 300 Betriebe, ist heute noch ungefähr ein Zehntel davon in Pirmasens ansässig, ebenso das deutsche Schuhhandelszentrum. Ansonsten erinnern die [[Deutsche Schuhfachschule]], das Schuhmuseum im städtischen Rathaus und das Dampfmaschinendenkmal an die ''Deutsche Schuhmetropole''.

Ein Blick hinter die Kulissen bringt ans Tageslicht, dass die Arbeitsbedingungen in den Schuhbetrieben schlecht waren und die Entlohnung vieler Schuharbeiter im [[Niedriglohnsektor]] lag, da für die meisten Arbeitsplätze keine Berufsausbildung notwendig war. Um die Existenz der Familie zu sichern, mussten auch die meisten Ehefrauen in den Schuhfabriken arbeiten. In der Regel wurde im [[Akkordlohn|Akkord]] gearbeitet, was die Menschen teilweise sehr belastete. Wenn die vorgegebene Stückzahl nicht erreicht wurde, musste der Rest in Heimarbeit bewältigt werden. Wie in anderen Industriebereichen führte dies bei einem Teil der Beschäftigten zu [[Krüppel|Verkrüppelungen]], [[Rundrücken]] und niedriger [[Lebenserwartung]]. Im Gegensatz dazu gelang es den Besitzern vieler Schuhfirmen, Millionäre zu werden.

Daran hat sich nur wenig geändert. Die gesundheitlichen Belastungen sind zwar nicht mehr so gravierend, aber immer noch vorhanden. Nach wie vor liegt die Entlohnung der ungelernten Beschäftigten auf niedrigem Niveau. Die zunehmende Technisierung in den weiter bestehenden Schuhfabriken hat jedoch dazu geführt, dass ein größerer Anteil der Mitarbeiter eine Ausbildung absolviert, eine Fachschule besucht oder studiert hat und damit auch besser bezahlt wird.

Obwohl die Schuhindustrie heute nicht mehr diese dominierende Rolle spielt, ist ihr historischer Einfluss noch sehr spürbar. Junge Menschen verzichteten noch bis in die sechziger und siebziger Jahr hinein auf eine reguläre Berufsausbildung, um als angelernte Arbeiter früh Geld zu verdienen. In Zeiten der Globalisierung erweist sich das als fatal: Die Arbeitslosenquote ist relativ hoch, wie auch das soziale Gefälle. Zu diesem Ausbildungsproblem der mittleren und älteren Generation kommt noch, dass sich damals nur wenige Firmen anderer Branchen entwickeln konnten, weil es nicht genügend Arbeitskräfte gab. Entsprechende Arbeitsplätze fehlen heute, was zu erheblichen Abwanderungsbewegungen in der jüngeren Generation führt.

== Seit 1900 ==
[[Datei:Pirmasens-1910.jpg|thumb|right|300px|Ansicht der Stadt um 1910]]
Die Encyclopædia Britannica aus dem Jahr 1911 vermerkt unter dem Stichwort Pirmasens:

{{Zitat|''Stadt in Deutschland, in der bayerischen Pfalz; 40 Meilen westlich von Speyer, 34.002 Einwohner (1905), an der Eisenbahnlinie von Biebermühle. Die einzig bemerkenswerten Gebäude sind das Rathaus und die evangelische Hauptkirche die ein schönes Denkmal von Ludwig IX (gest. 1790), Dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt enthält. Hauptindustrie ist die Produktion von Stiefeln und Schuhen, aber es werden auch Musikinstrumente, Leder und Maschinen hergestellt.''|Encyclopædia Britannica }}
[[Datei:sepraPS.jpg|thumb|right|300px|Gedenktafel zum 12. Februar 1924]]

1923/24 versuchten [[Autonome Pfalz|pfälzische Separatisten]], in Pirmasens dauerhaft Fuß zu fassen, scheiterten aber am 12. Februar 1924. Es kam zur gewaltsamen Stürmung des Bezirksamts, des Sitzes der separatistischen Stadtregierung, durch Bürger und zu mehreren Todesopfern auf beiden Seiten. Die Gedenktafel (siehe Bild) ist in der Nazizeit entstanden, was sich in der Wortwahl niedergeschlagen hat. Gedacht wird nur der Opfer auf Seiten der Bürger. Sie wurde nach dem Krieg von der Besatzungsmacht entfernt und in den 1960er Jahren nach einem umstrittenen Stadtratsbeschluss wieder aufgehängt, nachdem das Hakenkreuz entfernt worden war.

=== Die Jüdische Gemeinde in Pirmasens ===
In Pirmasens bestand bis 1940 eine jüdische Gemeinde, deren erste Mitglieder 1767 in die Stadt kamen. 1772 waren es fünf Familien, 1924 800 Personen von 40.000 Einwohnern. Zwischen 1933 und Januar 1936 verließen 67 jüdische Bewohner wegen des zunehmenden Drucks auf Juden in Deutschland Pirmasens, meist in Richtung [[Vereinigte Staaten|USA]] oder [[Israel]]. 82 jüdische Männer wurden in ein [[Konzentrationslager]] verschleppt. 116 Juden kamen in der Zeit von 1933 bis 1945 ums Leben.<ref name="Judaica">Alemannia Judaica: [http://www.alemannia-judaica.de/pirmasens_synagoge.htm ''Die Jüdische Geschichte / Synagoge in Pirmasens'']</ref>

1813 wurde ein erster Friedhof an der Zeppelinstraße angelegt, von dem noch 95 Grabsteine erhalten sind. 1876–1927 wurden die verstorbenen Juden auf dem noch bestehenden ''Alten Friedhof'' beigesetzt. Dieser Teil der Friedhofsanlage wurde in der NS-Zeit fast völlig zerstört; es sind lediglich 17 Grabsteine erhalten, ein Gedenkstein wurde errichtet.<ref name=gdke>Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: [http://www.gdke-rlp.de/GemDaten/Liste/Pirmasens.PDF ''Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreisfreie Stadt Pirmasens''], Stand 04. Februar 2009</ref> Ab 1927 gab es im neuen Waldfriedhof einen jüdischen Teil.<ref>Alemannia Judaica: [http://www.alemannia-judaica.de/pirmasens_friedhof.htm ''Jüdische Friedhöfe in Pirmasens'']</ref>

Nachdem zunächst ein Betsaal für den Gottesdienst ausgereicht hatte, wurde ab 1778 der Bau einer [[Synagoge]] für die 100 Gemeindeglieder geplant. 1780/1781 wurde diese im ''Judengässel'' fertiggestellt und ab 1880 durch einen Neubau ersetzt. Am 5. November 1938 fand der letzte Gottesdienst statt, vier Tage später wurden die Synagoge und viele jüdische Geschäfte und Wohnungen während der sogenannten [[Novemberpogrome]] zerstört; eine Gedenktafel in der ''Synagogengasse'' erinnert an das Gebäude.<ref name="Judaica"/>

=== Bombenangriffe und Ende des Zweiten Weltkriegs ===
Nach einem ersten alliierten Bombenangriff am 9. August 1944 gab es zahlreiche Todesopfer unter der Bevölkerung. Am 15. März 1945 folgte eine weitere Bombardierung mit der vollständigen Zerstörung der Innenstadt; eine Woche später, am 22. März 1945, marschierten amerikanische Truppen in das Stadtgebiet ein, wodurch der Zweite Weltkrieg für die Bevölkerung zu Ende war.

=== Amerikanische Husterhöh-Kaserne (1946–1997) ===
Mit der [[Kaiserslautern Military Community]] (''KMC'') der amerikanischen Streitkräfte ab 1945 wurde eine Kaserne auf der Husterhöhe errichtet. Das ''Pirmasens Army Depot Husterhoeh Kaserne'' enthielt Wohnanlagen (sogenannte ''Housings''), die ''Husterhoeh Kaserne'' der US-Armee, eine ''Communication Site'' (''Defense Message System Transition Hub''), eine ''Repair Facility'', eine ''Medical Facility'' und einen Hubschrauberstützpunkt der US-Luftwaffe. Der Standort wickelte über einen Vertrag mit einer bosnischen Spedition den Hin- und Rücktransport von technischen Geräten zur Reparatur, Ersatzteilen und medizinischen Gütern in ganz Westeuropa ab. Während des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] wurden in unterirdischen ''Supply Caves'' fertig betankte und munitionierte [[Panzer]] zum Einsatz bereitgehalten. <ref>[http://www.globalsecurity.org/military/facility/pirmasens.htm ''Pirmasens Army Depot Husterhoeh Kaserne Pirmasens, Germany'']</ref>
In der Kaserne wohnten oder arbeiteten zeitweise bis zu 8.000 Amerikaner und Deutsche. Im Jahr 1995 umfasste die KMC mit den Standorten Kaiserslautern, [[Landstuhl]], [[Miesau]], Pirmasens und [[Ramstein Air Base|Ramstein]] Wohnungen, Geschäfte und sonstige unterstützende Einrichtungen für 35.000 Amerikaner. Die zentralen Schulen in Kaiserslautern und Ramstein nahmen 7.500 Schüler und Studenten auf.<ref>D.Cragg: ''Guide to Military Installations'', 2001, Stackpole Books, [[ISBN]] 0811727815</ref>

Nach dem fast vollständigen Abzug der Amerikaner aus Pirmasens erhielt der Bund im Jahr 1997 das Gelände zurück. 74&nbsp;Hektar davon wurden im Rahmen eines [[Konversion]]sprojektes erschlossen und in einen Gewerbepark umgewandelt, was Kosten in Höhe von 31&nbsp;Millionen Euro verursachte. Auch die [[Fachhochschule Kaiserslautern#Standort Pirmasens|Fachhochschule]] mit 500 Studenten zog im Jahr 2005 in die ehemalige Kaserne. Der gesamte Gewerbepark bietet (Stand 30. Juni 2007) 1.395 Arbeitsplätze, verteilt auf rund 100 Firmen (2005: 1.200 Arbeitsplätze).<ref>[http://www.husterhoehe.de/sites/husterhoehe/start.asp?language=2 Gewerbepark Husterhöhe]</ref>

''Siehe auch'': [http://www.usarmygermany.com/USAREUR_City_Pirmasens.htm Bilder und Karten der ''Husterhöh-Kaserne'']

=== Neuere Geschichte ===
1946 wurde Pirmasens Teil des neu gegründeten Bundeslandes [[Rheinland-Pfalz]]. Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurden am 7. Juni 1969 die Gemeinden [[Erlenbrunn]], [[Fehrbach]], [[Hengsberg (Pirmasens)|Hengsberg]], [[Niedersimten]] und [[Winzeln (Pirmasens)|Winzeln]] eingemeindet, am 22. April 1972 die Gemeinden [[Gersbach (Pirmasens)|Gersbach]] und [[Windsberg]]<ref>[http://www.statistik.rlp.de/verlag/sonstiges/AmtlichesGemeindeverzeichnis_2006.pdf Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz - Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006]</ref>. Der Standort Pirmasens der [[Fachhochschule Kaiserslautern#Standort Pirmasens|Fachhochschule Kaiserslautern]] wurde 1989 gegründet. In der zum ''Dienstleistungszentrum Rheinberger'' umgebauten ehemaligen Schuhfabrik wurde im April 2008 das erste [[Rheinland-Pfalz|rheinland-pfälzische]] [[Science Center]] ''[[Dynamikum]]'' eröffnet.<ref>[http://www.pirmasens.de/www.pirmasens.de/repo/tmp/1207901574.SVMWILOFTZIDFXHFVDAJXCSZJEXYLSEE/23374_2007_exp0087.pdf ''Visionen und Wirklichkeiten rund um den Rheinberger''], [[Pirmasenser Zeitung]], 31. August 2007, S. 12</ref>

== Einzelnachweise ==
<references/>


[[Kategorie:Geschichte deutscher Städte|Pirmasens]]
[[en:Development_mule]]
[[Kategorie:Geschichte Rheinland-Pfalz|Pirmasens]]
[[Kategorie:Pirmasens]]

Version vom 20. August 2009, 18:23 Uhr

Wappen der Stadt Pirmasens

Die Geschichte der Stadt Pirmasens beschreibt die Entwicklung einer kleinen Siedlung am Westrand des Pfälzerwaldes zu einer Garnisonsstadt und einem Zentrum der deutschen Schuhindustrie. Als Siedlungsursprung gilt das Gebiet um den Wedebrunnen in Pirmasens. Der Name der Stadt geht auf den heiligen Pirminius zurück, der 742 ein Kloster im nahen Hornbach gründete, als dessen „Waldmark“ die Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Pirmasens um 750 angelegt wurde. Landgraf Ludwig IX. erweiterte das kleine Dorf im 18. Jahrhundert durch Aufbau einer Garnison zu einer Stadt. Im 19. Jahrhundert begann die „Ära der Schuhindustrie“, die bis zum Ende der 1970er Jahre andauerte.

Erste Besiedlung

Keltische Besiedlung

Die ältesten Besiedlungsspuren in Pirmasens stammen von keltischen Bauwerken in der Nähe der heutigen Ortsteile Gersbach und Windsberg.[1] Diese enthalten auch Reste von Opferstätten, die dem ursprünglich keltischen, später von den Römern übernommenen Waldgott Vosegus (auch Vosagus, Vosacius)[2], Namensgeber für die Vogesen (Vosges) und den Wasgau, geweiht waren und im Jahr 1830 entdeckt wurden.[3] Die Ruinenreste sind etwa drei Kilometer vom historischen Siedlungsursprung Wedebrunnen entfernt.

Pirminius und das Kloster Hornbach

Standbild des Heiligen Pirminius beim Kloster Murbach

Namenspatron von Pirmasens ist der Heilige Pirminius, der 742 sein letztes Kloster in Hornbach gründete und 753 dort starb.[4] In dieser Zeit wurde ihm die sehr waldreiche Hornbacher Waldmark übereignet. Sie umfasste ein Landgebiet mit den später entstandenen Siedlungen Pirmasens, Ruhbank, Simten, Winzeln, Gersbach, Fehrbach, dem untergegangenen Dorf Hunscheid auf der Husterhöhe, dem auf dem linken Ufer der Rodalb gelegenen Teil des Dorfes Münchweiler, Ruppertsweiler und dem untergegangenen Dorf Gutenbach nordwestlich von Lemberg, dessen Bann mit dem von Lemberg vereinigt wurde. Abgesehen von wenigen Ausnahmen war die damalige Waldmark identisch mit dem Stadtgebiet des heutigen Pirmasens.

Das Kloster Hornbach trieb die Besiedlung voran, und die Mönche gründeten 820 ein Kloster in der Nähe des späteren Wedebrunnens. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Siedlung um 860 als „Pirminiseusna“ (auch „Pirminisensna“), sie gehörte dem Kloster Hornbach. Die Endungen seusna bzw. sensna stehen im Althochdeutschen für allein und sind vom lateinischen sus, Schwein, abgeleitet. Es handelte sich um eine einsame Waldsiedlung, in der das klösterliche Vieh, vorwiegend Schweine, gehalten wurde.[5]

Die Salzstraße

Die Ansiedlung war an die schon lange existierende Salzstraße angebunden. Diese kam aus dem lothringischen Salzgau (Saulnois) bei Château-Salins. Das dort liegende Städtchen Dieuze oder Duss, wie es früher hieß, gab der Straße den Namen Duser Straße. Sie führte durch Hornbach, weiter nach dem nach ihr benannten Dusenbrücken und südlich an Höheischweiler vorbei, wo sie sich mit der von Zweibrücken kommenden Straße vereinigte. Diese kam aus dem gallischen Gebiet, überquerte westlich von Zweibrücken die Blies, führte durch Zweibrücken, stieg südöstlich einen Höhenrücken hinauf, führte dann weiter durch die heutige Bärenhütte bei Nünschweiler und vereinigte sich südlich von Höheischweiler mit der Salzstraße. Die gemeinsame Straße lief an Fehrbach vorbei auf das Dorf Pirmasens zu und führte durch die damalige Landstraße (heutige Hauptstraße) oder die Alte Straße (heutige Alleestraße). Dieser Hauptverbindungsweg durchquerte nicht das Dorf, sondern streifte es nur. Von Pirmasens ging die Straße auf Lemberg zu und verlief dort in Richtung Osten weiter. Der Salzbach wurde über die alte Salzbrücke unweit von Salzwoog überquert, die Straße führte weiter in Richtung Hinterweidenthal und an Hauenstein vorbei in Richtung Rheinebene. Damals war diese Straße nicht befestigt sondern ein gewöhnlicher Feldweg.[6]

Übergang zu Speyer und erste Kirche

Die Schutzfunktion über das Kloster Hornbach, die auch als Vogtei bezeichnet werden kann, lag zunächst in den Händen des Bischofs von Metz[7]. 1100 wurde Hornbach Eigenkloster des Bistums Speyer und ging um 1179/1180 an die durch Erbteilung entstandene Grafschaft Saarbrücken über.

Im Jahr 1150 erhielt das Dorf Pirmasens seine erste Kirche, die zwischen dem Wedebrunnen und der Pirminiusstraße stand.

Die Grafschaften Saarbrücken und Hanau-Lichtenberg

Teilung der Grafschaft

1180 wurde die Grafschaft Saarbrücken zwischen den beiden gräflichen Brüdern Simon und Heinrich aufgeteilt. Simon erhielt den westlichen Teil, Heinrich alle Ländereien östlich der Blies und damit auch die Hornbacher Waldmark sowie die Lothringer Lehen. Er nannte sich fortan Graf Heinrich von Zweibrücken und ließ sich in Zweibrücken ein Wasserschloss erbauen. Ihm wurde auch die Vogtei über das Kloster Hornbach zugesprochen, womit auch die Gerechtsamkeit verbunden war. Alljährlich an Mariä Geburt saß er im Kloster zu Gericht und schlichtete Streithändel, die zwischen den Rittern, Leibeigenen, Hubern und sonstigen Klosterbauern vorgefallen waren. Für diese Tätigkeit hatte ihm der Abt stets 12 Heller für Fleisch und Brot sowie ein Maß Wein und für sein Pferd 20 Bund Stroh auszuhändigen.

Zur Sicherung der Waldmark mit den Weilern, Dörfern und Höfen, aber auch der Straßen, wollte Heinrich I. in Lemberg eine Burg errichten. Da er in diesem Gebiet keinen Grundbesitz hatte, kaufte er 1198 vom Abt Wernher, dem damaligen Vorsteher des Klosters Hornbach, den Gutenberg und den Ruprechtsberg mit Umgebung. Dort baute er 1200 die Lemberger Burg und die Wachtburg Ruppertsstein. Die Lemberger Burg war anfangs eine Vogteiburg. Sie wurde nicht vom Grafen, sondern von Vögten, von den Grafen auserkorene Edelleute bewohnt.

Aus einer Urkunde des Jahres 1202 geht hervor, dass das Dorf Pirmasens ein Pfarrort mit Kirche und eigenem Pfarrer, allerdings abhängig vom Kloster Hornbach war.[8] Diese Kirche war Mittelpunkt der Seelsorge und des Gottesdienstes für die Gläubigen aus den umliegenden Dörfern, Gehöften und Mühlen. 1225 bestätigte der Bischof von Metz die Übertragung der Pfarrverwaltung von Pirmasens an das Kloster Hornbach. Damit mussten alle Einkünfte der Pfarrei zur Errichtung und Unterhaltung der Krankenversorgung an das Kloster abgeführt werden.

Erneute Teilung

Dem Grafen Heinrich I. 1237 folgte sein Sohn Graf Heinrich II. nach. Von den vier Söhnen, die dieser 1281 hinterließ, übernahmen Eberhard und Walram gemeinsam die Regentschaft über die Grafschaft Zweibrücken. Da dies nicht immer in Eintracht möglich war, entschlossen sie sich 1297 zur Teilung. Eberhard I. erhielt den „niederen“ Teil mit dem Hauptort Birmesessen, wie Pirmasens damals hieß; Walram I. bekam den „niedersten“ Teil mit Eischweiler (das heutige Thaleischweiler) zugesprochen. Diese Teilung bezog sich in erster Linie auf die Leibeigenen, die Gerichtsbarkeit blieb verbunden. Bußen von Frevlern dagegen wurden geteilt. Die Untertanen hatten wie bisher das Recht des freien Zuzugs. Wenn ein Leibeigener des einen Bruders in das Gebiet des anderen zog, verblieb dessen Haus, Hof und Erbe seinem früheren Herrn. Eine Jungfrau dagegen, die einen Leibeigenen des anderen Bruders heiratete, folgte ihrem Mann, so dass ihr bisheriger Herr keine Rechte mehr über sie hatte. Witwer und Witwen durften ohne Genehmigung ihres Herrn keine neue Ehe beginnen.

1308 verstarb Walram I., und sein Sohn Simon II. (Zweibrücken) übernahm für drei Jahre den Besitz. Als dieser 1312 starb und sein Sohn Walram II. noch minderjährig war, führte dessen Mutter Gräfin Agnes von Zweibrücken die Regentschaft bis 1327. Von ihr ist bekannt, dass sie während ihrer Vormundschaft gemeinsam mit dem Erzpriester Gerhard von Hornbach wegen eines Streits zwischen der Abtei Hornbach und den Bewohnern von Pirmasens zu Gericht saß. Die Kirche in Pirmasens war abgebrannt und sollte wieder aufgebaut werden. Nach dem Urteil hatte der Abt 24 Pfund Heller zum Bau beizusteuern und das nötige Bauholz zu stellen. Die Bauern sollten aber dieses Bauholz selbst aus dem Wald abfahren.

Nach 1366 tauschte Graf Eberhard I. einige Dörfer in Lothringen des Herzogs Friedrich von Lothringen gegen die Burg und Herrschaft Bitsch und verlegte seinen Wohnsitz dorthin. Er nannte sich jetzt Graf Eberhard von Zweibrücken-Bitsch. Während seiner Amtszeit war er wegen Verschuldung gezwungen, Bergzabern, Hornbach und Zweibrücken an Ruprecht den Roten zu verkaufen bzw. zu verpfänden. Eberhard starb 1394 ohne Nachkommen und die Grafschaft kam zur Kurpfalz, sein Vermögen fiel an Johannes I. von Zweibrücken-Bitsch.

Während des Bauernkrieges um 1525 wurde die Festung Bitsch von lothringischen Bauernscharen eingenommen und verwüstet. Auch das Lemberger Schloss wurde geplündert. Wenige Wochen nach der Kirchweih in Nußdorf ließen die Fürsten die Bauernaufstände auf dem Feld bei Pfeddersheim blutig niederschlagen.

Die Grafschaft fällt an Hanau-Lichtenberg

1560 heiratete Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg die einzige Tochter des Grafen Jakob, des letzten männlichen Gliedes der Grafen von Zweibrücken-Bitsch. Als Graf Jakob im Jahre 1570 starb, beanspruchte Philipp V. die Herrschaft Lemberg und Bitsch als sein rechtmäßiges Erbe. Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg machte ihm diese Erbschaft streitig, da er mit Amalia, der Nichte Graf Jakobs, verheiratet war. Herzog Karl von Lothringen belehnte sowohl Philipp I. von Leiningen-Westerburg sowie auch Philipp V. von Hanau-Lichtenberg mit der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch.

Im Jahre 1572 überfielen Truppen des Herzogs Karl die Ämter Lemberg und Bitsch und besetzten beide Burgen. Hieraus entwickelte sich ein 34-jähriger Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht. In den Jahren 1570–1575 wurde in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg die Reformation eingeführt, da der jeweilige Landesherr die Religion in seinem Lande bestimmte. Pirmasens wurde 1575 unter Pfarrer Frölig evangelisch.

Als Philipp V. 1599 starb, verstand es dessen Nachfolger, Johann Reinhard I., den Streit durch einen Vergleich zu beenden. Er verzichtete auf den Hauptteil der Herrschaft Bitsch, erhielt aber das Amt Lemberg und einige Dörfer von Bitsch. Im Jahre 1606 verließen die Truppen des Herzogs von Lothringen das Amt Lemberg, das bis zu seiner Auflösung 1801 während der französischen Vorherrschaft bei der Grafschaft Hanau-Lichtenberg verblieb.

Dreißigjähriger Krieg

1620 waren in Pirmasens 59 Familien und etwa 235 Einwohner ansässig, in Lemberg wurden 54 Familien (ungefähr 215 Einwohner) gezählt. Bei der Zählung wird davon ausgegangen, dass zu dieser Zeit eine Familie aus vier bis fünf Personen bestand. 1622 erreichte der 1618 ausgebrochene Dreißigjährige Krieg auch Pirmasens und es zogen Spanier und kroatische Reiter der kaiserlichen Truppen durch die Pfalz. Die Bevölkerung litt unter Einquartierungen, Brandschatzung und sonstigen Kriegslasten. Nach dem Buchsweiler Kirchenbuch wurden am 4. Oktober 1622 vier Pirmasenser Bürger, Hans Seegmüller, Johannes Krämer, Hans Krämer und Jost Jakob, hingerichtet, weil sie vier kaiserliche Soldaten wehrlos gemacht, erschossen oder erschlagen hatten. Ursprünglich zu Rad und Feuer verurteilt, wurden sie auf ihr Flehen mit dem Schwert gerichtet. Die kaiserliche Armada hatte das Dorf teilweise in Brand gesteckt. Die Verwaltung und Rechtsausübung in den Dörfern nahm ein vom Landesherrn eingesetzter Schultheiß wahr. 1626 gab es im Amt Lemberg sechs Schultheißereien, darunter die in Pirmasens mit Winzeln, Gerspach, Fehrbach und Erlenbron. 1634 durchzogen wieder kaiserliche Truppen unter General Gallas die Pfalz und verwüsteten das Land. Sie legten auch die Lemberger Burg in Schutt und Asche. Nach dem Weggang des lutherischen Pfarrers Johann Georg Fiedler aus Lemberg baten die Bürger dieser Gemeinde die Herrschaft, „man möge ihnen keinen neuen Pfarrer schicken, da sie denselben nicht bezahlen könnten“. Darauf wurde der Hauptsitz der lutherischen Pfarrei von Lemberg nach Pirmasens verlegt. In den lutherischen Kirchenbüchern, die ab 1640 geführt wurden, war auch der Schultheiß Ebert Faul genannt, der um 1635 Pirmasens verließ und sich erst 1640 wieder zurückwagte. Ein Amtsinventar von 1641 besagt, dass damals in Lemberg noch drei Familien (etwa 15 Einwohner) wohnten.

Neubesiedlung

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Dorfverwaltung reformiert. Der eigentliche Dorfvorsteher, der mit einem Bürgermeister zu vergleichen ist, war der Heimburger. 1657 konnten in Pirmasens nach der neuen Kirchenrechnung nur noch 9 Familien mit etwa 40 Einwohnern erfasst werden. Fast alle Höfe und Mühlen waren niedergebrannt und verfallen, die Felder verwildert. Die Bewohner waren meist von durchziehenden Soldaten ermordet worden, vor ihnen geflohen oder durch Seuchen und Hunger gestorben.

Doch die Bevölkerung nahm durch Zuwanderung reformierter Schweizer, katholischer Tiroler sowie Familien aus Mainfranken und Württemberg langsam wieder zu, so dass 1661 in Pirmasens 21 Familien (ungefähr 87 Einwohner) gezählt wurden. 1666 dezimierte die Pest wiederum die Bevölkerung und 1667 waren in Pirmasens dadurch nur noch 18 Familien mit etwa 74 Personen ansässig. Die französischen Raubzüge hemmten Wiederaufbau des Landes. Um die französische Festung Landau zu entlasten und gegen kaiserliche Truppen zu verstärken, sandte Ludwig XIV. in der Zeit nach 1672 vermehrt seinen Marschall Turenne in die Pfalz, wodurch auch das Gebiet um Pirmasens wiederum verwüstet und geplündert wurde. 1677 wurde Pirmasens niedergebrannt, vier Jahre später hatte es noch 14 bewohnte Häuser (14 Familien mit ungefähr 56 Einwohnern). Durch die Reunion von 1679–81 hatte der französische König alle Gebiete, die einmal mit Frankreich verbunden waren, wieder als französisches Hoheitsgebiet erklärt.

1685 trat Johann Reinhard III. die Regentschaft der Grafschaft Hanau-Lichtenberg an, nachdem sein Onkel, Friedrich Casimir, ohne Leibeserben verstorben war. Reinhard III. konnte sein Land zu neuer Blüte führen. Die Grafschaft Hanau-Lichtenberg zählte zu seiner Zeit mit zu den angesehensten Reichsständen.

Nach vielen Jahren des praktischen Ausübung wurden 1691 im Pirmasenser Weistum die Aufgaben, Rechte und Pflichten des Heimburgers und der Bürger der Gemeinde gegenüber festgelegt.

Verwaltungssitz

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697 verwüsteten französische Truppen unter General Ezéchiel de Mélac die Pfalz. Von der Lemberger Burg wurde der Teil, der nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg noch bewohnbar war, restlos zerstört. Da nun die Burg und das Dorf praktisch nicht mehr existierten und keine Bewohner mehr dort lebten, wurde 1697 der Amtssitz des Amtes Lemberg nach Pirmasens verlegt. Dadurch wurde das Dorf Pirmasens bedeutend aufgewertet. Das Amtshaus, die Residenz des Amtmannes, stand in der Amtsstraße, der heutigen Bahnhofstraße.

Als Liebhaber der Jagd besuchte Graf Reinhard III. des Öfteren das waldreiche Amt Lemberg, dessen Wälder sein bevorzugtes Jagdrevier waren. Dazu ließ sich der Graf 1720 von dem Tiroler Baumeister Jennewein oberhalb des Dorfes Pirmasens ein geräumiges Jagdschloss als angenehmen und bequemen Aufenthaltsort während der Jagden bauen. Neben dem Schloss wurden unterhalb der heutigen Pirminiuskirche zwei große Höfe und Pavillons gebaut und ein Garten angelegt. Das Dorf Pirmasens um den Wedebrunnen lag wesentlich tiefer und bestand aus 21 einstöckigen und 22 zweistöckigen Häusern. 1722 hatte Pirmasens bereits ein Rathaus; 56 Familien mit etwa 245 Personen waren ansässig.

Die Schultheißerei Pirmasens bestand aus den Dörfern Pirmasens und Fehrbach, dem Haseneckerhof, dem Hungerpfühlhof oder Neuhof, dem Lambsbacher Hof, dem Nesselthaler Hof, der neuen Blümelsmühle, der Imsbachermühle, der Gerberei am Dankelsbach sowie der alten und neuen Ziegelhütte.

Gersbach war eine eigene Schultheißerei und umfasste Gersbach und Winzeln, die Rehmühle und die Schelermühle, die Eichelsbacher Mühle und die Blümelsmühle sowie die Littersbacher Mühle oder Katzenmühle.

Neben der Landwirtschaft war auch die Fischzucht zu damaliger Zeit eine wesentliche Ernährungsgrundlage. Im Raum Pirmasens gab es insgesamt 13 Fischwooge, die alle in dem Tal an der heutigen Landauer Straße und in den Nebentälern lagen.

Die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Ludwig IX. (1735–1790)

Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt

Die einzige Tochter Graf Reinhards, Charlotte, starb 1726 nach nur neun Jahren Ehe mit Ludwig VIII.. Graf Reinhard bestimmte daraufhin ihren erstgeborenen Sohn Ludwig zu seinem Nachfolger in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Da die im Elsass gelegenen Ämter der Grafschaft seit 1681 durch die Reunion unter der Souveränität Frankreichs standen, musste der Graf von Hanau-Lichtenberg dem französischen König den Treueeid leisten. Reinhard III. ließ die Grafschaft auf die männlichen und weiblichen Nachkommen seiner Tochter Charlotte übertragen, so dass nach seinem Tode die Herrschaft nicht an seinen Schwiegersohn, Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, sondern an dessen Sohn Ludwig IX. fiel. 1735 kam Ludwig zum ersten Mal nach Pirmasens. Als Graf Reinhard III. 1736 starb, war Ludwig noch minderjährig. Aus diesem Grund wurde am Sitz der Regierung in Buchsweiler ein Regentschaftsrat bestellt. Mit seiner Volljährigkeit 1741 übernahm er selbst die Regentschaft über die Grafschaft. Im gleichen Jahr vermählte er sich mit Prinzessin Henriette Karoline Christine von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld.

Garnisonsgründung

Ludwig IX. wollte über eine eigene militärische Truppe verfügen und baute eine Garnison auf. Er ließ Soldaten vor allem in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt anwerben und zog sie zunächst in Baerenthal im Elsass zusammen. Wegen der französischen Oberhoheit über die elsässischen Ämter der Grafschaft Hessen-Darmstadt durfte Ludwig in Buchsweiler keine Soldaten halten, es sei denn, er hätte sie nur mit Holzgewehren ausrüsten und exerzieren lassen. Pirmasens war dagegen Reichsgebiet. Die ersten Grenadiere trafen am Fronleichnamstag, 1. Juni 1741, in Baerental ein. Nachdem sie vom Erbprinzen am 15. Juni besichtigt worden waren, gab er den zunächst nur 46 Mann den Befehl, sich in Richtung Pirmasens in Marsch zu setzen. Zu dieser Zeit gab es in Pirmasens 20 einstöckige und 18 doppelstöckige Häuser, in denen ungefähr 200–250 Einwohner lebten. Durch die Grenadiere stieg die Einwohnerzahl verhältnismäßig schnell. Jedoch setzte Ludwig seine Grenadiere niemals zu kriegerischen Diensten ein, im Gegensatz zu seinen Vettern in Hessen-Kassel, die ihre Soldaten ins Ausland, wie etwa nach Amerika, verkauften.

1742 bestand Pirmasens aus sechs Gassen:

  • Pfarrgasse, benannt nach der Pfarrkirche.
  • Kümmelgasse, deren Name von einer Branntweinbrennerei stammt, in der viel Kümmel verwendet wurde.
  • Allmendegässel, sie führte zum Gemeindebesitz, der Allmende.
  • Untergasse, die spätere Sandstraße, lag an tiefer Stelle. Bei starkem Regen wurde dort von der Höhe des Blocksbergs viel Sand angeschwemmt.
  • Alte Straße, die spätere Alleestraße, lag damals außerhalb des Dorfes.
  • Landstraße, die heutige Hauptstraße, war der Hauptdurchgangsweg aus Richtung Zweibrücken, lag aber nicht in der Mitte des Dorfes, sondern etwas oberhalb davon. In dieser Straße wohnten auch der Schultheiß, der Pfarrer und die hanau-lichtenbergischen Beamten des Amtes Lemberg.

Errichtung von Mauer und Exerzierhalle

1758 wurde Pirmasens mit einem Schanzzaun aus Schanzpfählen, sogenannten Palisaden umgeben, um das Desertieren der Grenadiere zu erschweren. Daran wurde 14 Tage in Tag- und Nachtarbeit gebaut, vom 22. August bis zum 4. September. Als der Zaun errichtet war, wurde die an ihrem inneren Rand verlaufende Straße An der Mauer benannt. Sie war die längste Straße von Pirmasens und wurde später in einzelne Straßenzüge unterteilt; ihr Verlauf kann noch rekonstruiert werden. Auf einer Karte ist das an einer Seite abgeflachte Oval klar erkennbar. Vom Zweibrücker Tor an der Wegespinne Zweibrücker-, Rodalber-, Dankelsbach-, Schloß- und Gärtnerstraße verlief der Zaun über Gärtnerstraße, Fröhnstraße, Bogenstraße, Höhstraße, Bergstaße und Dankelsbachstraße. Das Buchsweiler Tor stand am südlichen Teil des Ovals, an der Kreuzung Hauptstraße/Bergstraße. Weit vor den beiden Toren waren steinerne Wegweiser errichtet worden, wie sie noch an der Gabelung Lemberger Straße/Volksgartenstraße und an der Abzweigung Zweibrücker Straße/Hügelstraße vorhanden sind.

Für seine Grenadiere baute Ludwig Kasernen und die zweitgrößte Exerzierhalle Europas; größer war nur jene des russischen Zaren in Sankt Petersburg.[9] Auch ein Zeughaus, Ställe, Lazarette und Wachhäuser ließ er errichten. Der Landgraf erlaubte seinen Grenadieren, die er wegen ihrer Körpergröße als „lange Kerls“ bezeichnete, zu heiraten um sie noch mehr an seine Garnison zu binden. Jeder Soldat konnte solange dienen, wie es möglich war, mindestens aber sechs Jahre. In seiner Freizeit durfte er ein Handwerk ausüben. Für besonders verdiente Soldaten baute er ein „Grenadierhäuschen“. Ab 1758 bekam jeder Grenadier, der heiraten und bauen wollte, im Amt Lemberg kostenlos einen Bauplatz, Bauholz und zwei Morgen Ödland, das er roden konnte. Auf diese Weise entstanden in Pirmasens rasch ganze Straßenzüge mit Grenadierhäusern. In der Regel waren die Grenadierhäuser einstöckig, es gab aber auch zweistöckige. 1759 war die Garnison bereits auf fünf Kompanien mit 755 Soldaten angewachsen.

Verleihung der Stadtrechte

Erbprinz Ludwig IX. erhob am 25. August 1763, seinem Namenstag, seine Residenz zur Stadt.[10] Als äußeres Merkmal ließ er den Palisadenzaun durch eine vier Meter hohe Steinmauer ersetzen. Hinter der Mauer wurden in regelmäßigen Abständen Wohn- und Diensthäuser für militärische Posten errichtet. Bei Tag und Nacht patrouillierten ungefähr 30 Husaren, um Ausbrecher dingfest zu machen. Im Bereich der beiden Stadttore wurde nach dem Bau der Steinmauer die Straße gepflastert. Alle anderen Haupt- und Nebenstraßen waren damals noch unbefestigt. Deren Pflasterung wollte der Erbprinz unterstützen, wenn sie von der Stadt beantragt würde, denn die Unterhaltung der Straßen und der Mauer oblag dem Stadtrat. Lediglich die Unterhaltung der Tore hatte Ludwig übernommen.

Erst am 22. Juli 1769 erhielt Pirmasens die aus elf Artikeln bestehendenStadtrechte. Die Bürgerschaft wurde von der Leibeigenschaft befreit. Beim Wegzug eines Bürgers aus der Gemeinde, der nur mit der Erlaubnis der fürstlichen Rent-Cammer erfolgen durfte, war ein Abzugsschilling zu entrichten. Die Frondienst-Pflicht blieb bestehen. Die Ernennung der acht Stadtratsmitglieder hatte sich der Erbprinz vorbehalten. Die Auswahl sollte nach amtlichem Vorschlag aus den „capabelsten Subjekten“ erfolgen. Da der Stadtrat die niederste Gerichtsinstanz wahrzunehmen hatte, sollten auch Gerichtspersonen darin vertreten sein.

Während der Zeit Ludwigs IX. entstanden in Pirmasens einige neue Straßen, wie die Hauptstraße, die Schloßstraße und die Alleestraße. Sein Plan, zwischen Hauptstraße und Alleestraße eine breite Allee anzulegen, die schnurgerade vom Zweibrücker Tor bis zum anderen Ende der Stadt verlaufen sollte, scheiterte an Geldmangel. Neben dem Faible für seine Soldaten war Ludwig IX. eine für die damalige Zeit tolerante Persönlichkeit. Er förderte den Bau von Straßen und Schulen in der Stadt und in den Dörfern. Der Erbprinz schätzte die Würde des Menschen und dessen Rechte und widmete besondere Sorgfalt dem Schutz der Untertanen gegen Übergriffe seiner Beamten und Offiziere.

Als deutliches Zeichen der neuen Rechte der Stadt entstand 1770 das heutige Alte Rathaus als aufwendiger Mansarddachbau. Dafür wurde der Tiroler Werkmeister Rochus Pfeiffer gewonnen, der Pläne des Saarbrücker Baumeisters Friedrich-Joachim Stengel verwendete.[11] 1771 initiierte Ludwig die erste Lateinschule der Stadt.

Ludwig IX. wird Landgraf

Im Jahre 1768 verstarb Landgraf Ludwig VIII. Sein Sohn, Erbprinz Ludwig IX., wurde Landgraf von Hessen-Darmstadt. Entgegen den Erwartungen der Darmstädter Bürger blieb der neue Herrscher in seiner Garnisonsstadt Pirmasens. Seine Ehefrau Karoline, die große Landgräfin, residierte in Darmstadt und Buchsweiler und machte nur kurze Visiten in Pirmasens. 1784 gab es in Pirmasens 1576 Soldaten, davon 240 Offiziere und 1336 Grenadiere und Unteroffiziere. 1790 bestand die Garnison aus zwei Regimentern mit insgesamt 2400 Soldaten, und es gab 51 Gassen, Straßen und Wege. In dieser Zeit hatte die Stadt 9000 Einwohner. In Darmstadt, dem offiziellen Regierungssitz, waren in dem gleichen Jahr genau so viele Bürger registriert. Mit dem Tod des Landgrafen im Jahr 1790 wurde die Garnison aufgelöst. Damit endete die kurze Blüte der Stadt. 1793 schlugen Preußen und Braunschweig die französische Moselarmee in der Schlacht bei Pirmasens. Trotzdem konnte nicht verhindert werden, dass Pirmasens von 1793 bis 1815 an Frankreich fiel. Danach kam die Stadt mit der übrigen Pfalz zu Bayern.

Ära der Schuhindustrie

Das Foto zeigt den "Silbernen Schuh" als Kunstwerk am Ortseingang von Pirmasens aus Richtung Rodalben kommend.

Aufbau und Blüte

Als nach dem Tod des Landgrafen Ludwig IX. im Jahre 1790 die Pirmasenser Garnison aufgelöst wurde, waren 2400 in Pirmasens lebende Grenadiere und deren Familien ohne Beschäftigung. Aus der Not heraus fertigten sie aus Resten der Uniformen Schlabbe, einfache Schuhe. Die Familien zogen umher, um die gefertigten Schuhe zu verkaufen, während die Männer zuhause neue herstellten. Mit der Zeit erwarben sich die in Pirmasens hergestellten Schuhe einen guten Ruf und es entwickelte sich eine beachtliche Schuhindustrie. Da zur Herstellung der Schuhe Leder und Werkzeug, später Maschinen, Klebstoffe und Farben benötigt wurden, musste für diese Waren eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden.

Die zunehmende Industrialisierung im 19. Jahrdundert begünstigte den Aufbau von Großbetrieben; aus kleinen Familienbetrieben entstanden Schuhfabriken wie Neuffer, Rheinberger und die noch existierende Firma Peter Kaiser. Auch in der näheren Umgebung, wie z. B. in Waldfischbach-Burgalben oder Hauenstein entwickelten sich Großbetriebe wie Mattill und Josef Seibel.

Im Jahr 1914 existierten in der Stadt Pirmasens 240 Schuhfabriken mit 14.000 Beschäftigten.[12] Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein Großteil der Innenstadt nach zwei Luftangriffen zerstört war, wurden die Fabriken wieder aufgebaut und teilweise vergrößert. 1970 arbeiteten 22.000 Menschen in der Schuhindustrie.[13]

Niedergang und heutige Situation

In den Jahren nach 1970 wurde die Produktion vieler Firmen ins Ausland verlagert, während die Modell-Entwicklung und Verwaltung in Pirmasens verblieb. Nach und nach jedoch mussten immer mehr Betriebe schließen, da die Produktion zunächst in Deutschland und später auch in Ländern wie Spanien und Portugal oder in Osteuropa durch die große Entfernung nicht mehr rentabel war.

Derzeit arbeiten noch etwa 1200 Personen für Schuhbetriebe, davon allein 500 bei Peter Kaiser. Auch der größte Arbeitgeber in der Stadt, die 1897 gegründete Firma Kömmerling (profine GmbH) entstand als Zulieferbetrieb für die Schuhindustrie. Eine der ehemaligen Schuhfabriken wurde in einen Gewerbepark Neuffer am Park umgewandelt; in einer weiteren (Bleiching) ist seit vielen Jahren ein Teil des Finanzamts untergebracht. Bei der ehemals größten Schuhfabrik Europas, Rheinberger, war der Umbauprozess zum Dienstleistungszentrum und Science-Center Dynamikum 2008 abgeschlossen.[14][15]

Kritischer Rückblick

Die Bezeichnung Deutsche Schuhmetropole stammt aus der Blütezeit der Schuhindustrie. Obwohl der Namenszusatz bisher nicht aberkannt wurde, erscheint er inzwischen überholt, da durch die Abwanderung der meisten Firmen der Arbeitsmarkt der Stadt nicht mehr von der Schuhindustrie dominiert wird. Existierten auf dem Höhepunkt der Schuhindustrie rund 300 Betriebe, ist heute noch ungefähr ein Zehntel davon in Pirmasens ansässig, ebenso das deutsche Schuhhandelszentrum. Ansonsten erinnern die Deutsche Schuhfachschule, das Schuhmuseum im städtischen Rathaus und das Dampfmaschinendenkmal an die Deutsche Schuhmetropole.

Ein Blick hinter die Kulissen bringt ans Tageslicht, dass die Arbeitsbedingungen in den Schuhbetrieben schlecht waren und die Entlohnung vieler Schuharbeiter im Niedriglohnsektor lag, da für die meisten Arbeitsplätze keine Berufsausbildung notwendig war. Um die Existenz der Familie zu sichern, mussten auch die meisten Ehefrauen in den Schuhfabriken arbeiten. In der Regel wurde im Akkord gearbeitet, was die Menschen teilweise sehr belastete. Wenn die vorgegebene Stückzahl nicht erreicht wurde, musste der Rest in Heimarbeit bewältigt werden. Wie in anderen Industriebereichen führte dies bei einem Teil der Beschäftigten zu Verkrüppelungen, Rundrücken und niedriger Lebenserwartung. Im Gegensatz dazu gelang es den Besitzern vieler Schuhfirmen, Millionäre zu werden.

Daran hat sich nur wenig geändert. Die gesundheitlichen Belastungen sind zwar nicht mehr so gravierend, aber immer noch vorhanden. Nach wie vor liegt die Entlohnung der ungelernten Beschäftigten auf niedrigem Niveau. Die zunehmende Technisierung in den weiter bestehenden Schuhfabriken hat jedoch dazu geführt, dass ein größerer Anteil der Mitarbeiter eine Ausbildung absolviert, eine Fachschule besucht oder studiert hat und damit auch besser bezahlt wird.

Obwohl die Schuhindustrie heute nicht mehr diese dominierende Rolle spielt, ist ihr historischer Einfluss noch sehr spürbar. Junge Menschen verzichteten noch bis in die sechziger und siebziger Jahr hinein auf eine reguläre Berufsausbildung, um als angelernte Arbeiter früh Geld zu verdienen. In Zeiten der Globalisierung erweist sich das als fatal: Die Arbeitslosenquote ist relativ hoch, wie auch das soziale Gefälle. Zu diesem Ausbildungsproblem der mittleren und älteren Generation kommt noch, dass sich damals nur wenige Firmen anderer Branchen entwickeln konnten, weil es nicht genügend Arbeitskräfte gab. Entsprechende Arbeitsplätze fehlen heute, was zu erheblichen Abwanderungsbewegungen in der jüngeren Generation führt.

Seit 1900

Ansicht der Stadt um 1910

Die Encyclopædia Britannica aus dem Jahr 1911 vermerkt unter dem Stichwort Pirmasens:

Stadt in Deutschland, in der bayerischen Pfalz; 40 Meilen westlich von Speyer, 34.002 Einwohner (1905), an der Eisenbahnlinie von Biebermühle. Die einzig bemerkenswerten Gebäude sind das Rathaus und die evangelische Hauptkirche die ein schönes Denkmal von Ludwig IX (gest. 1790), Dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt enthält. Hauptindustrie ist die Produktion von Stiefeln und Schuhen, aber es werden auch Musikinstrumente, Leder und Maschinen hergestellt.

Encyclopædia Britannica
Gedenktafel zum 12. Februar 1924

1923/24 versuchten pfälzische Separatisten, in Pirmasens dauerhaft Fuß zu fassen, scheiterten aber am 12. Februar 1924. Es kam zur gewaltsamen Stürmung des Bezirksamts, des Sitzes der separatistischen Stadtregierung, durch Bürger und zu mehreren Todesopfern auf beiden Seiten. Die Gedenktafel (siehe Bild) ist in der Nazizeit entstanden, was sich in der Wortwahl niedergeschlagen hat. Gedacht wird nur der Opfer auf Seiten der Bürger. Sie wurde nach dem Krieg von der Besatzungsmacht entfernt und in den 1960er Jahren nach einem umstrittenen Stadtratsbeschluss wieder aufgehängt, nachdem das Hakenkreuz entfernt worden war.

Die Jüdische Gemeinde in Pirmasens

In Pirmasens bestand bis 1940 eine jüdische Gemeinde, deren erste Mitglieder 1767 in die Stadt kamen. 1772 waren es fünf Familien, 1924 800 Personen von 40.000 Einwohnern. Zwischen 1933 und Januar 1936 verließen 67 jüdische Bewohner wegen des zunehmenden Drucks auf Juden in Deutschland Pirmasens, meist in Richtung USA oder Israel. 82 jüdische Männer wurden in ein Konzentrationslager verschleppt. 116 Juden kamen in der Zeit von 1933 bis 1945 ums Leben.[16]

1813 wurde ein erster Friedhof an der Zeppelinstraße angelegt, von dem noch 95 Grabsteine erhalten sind. 1876–1927 wurden die verstorbenen Juden auf dem noch bestehenden Alten Friedhof beigesetzt. Dieser Teil der Friedhofsanlage wurde in der NS-Zeit fast völlig zerstört; es sind lediglich 17 Grabsteine erhalten, ein Gedenkstein wurde errichtet.[11] Ab 1927 gab es im neuen Waldfriedhof einen jüdischen Teil.[17]

Nachdem zunächst ein Betsaal für den Gottesdienst ausgereicht hatte, wurde ab 1778 der Bau einer Synagoge für die 100 Gemeindeglieder geplant. 1780/1781 wurde diese im Judengässel fertiggestellt und ab 1880 durch einen Neubau ersetzt. Am 5. November 1938 fand der letzte Gottesdienst statt, vier Tage später wurden die Synagoge und viele jüdische Geschäfte und Wohnungen während der sogenannten Novemberpogrome zerstört; eine Gedenktafel in der Synagogengasse erinnert an das Gebäude.[16]

Bombenangriffe und Ende des Zweiten Weltkriegs

Nach einem ersten alliierten Bombenangriff am 9. August 1944 gab es zahlreiche Todesopfer unter der Bevölkerung. Am 15. März 1945 folgte eine weitere Bombardierung mit der vollständigen Zerstörung der Innenstadt; eine Woche später, am 22. März 1945, marschierten amerikanische Truppen in das Stadtgebiet ein, wodurch der Zweite Weltkrieg für die Bevölkerung zu Ende war.

Amerikanische Husterhöh-Kaserne (1946–1997)

Mit der Kaiserslautern Military Community (KMC) der amerikanischen Streitkräfte ab 1945 wurde eine Kaserne auf der Husterhöhe errichtet. Das Pirmasens Army Depot Husterhoeh Kaserne enthielt Wohnanlagen (sogenannte Housings), die Husterhoeh Kaserne der US-Armee, eine Communication Site (Defense Message System Transition Hub), eine Repair Facility, eine Medical Facility und einen Hubschrauberstützpunkt der US-Luftwaffe. Der Standort wickelte über einen Vertrag mit einer bosnischen Spedition den Hin- und Rücktransport von technischen Geräten zur Reparatur, Ersatzteilen und medizinischen Gütern in ganz Westeuropa ab. Während des Kalten Krieges wurden in unterirdischen Supply Caves fertig betankte und munitionierte Panzer zum Einsatz bereitgehalten. [18] In der Kaserne wohnten oder arbeiteten zeitweise bis zu 8.000 Amerikaner und Deutsche. Im Jahr 1995 umfasste die KMC mit den Standorten Kaiserslautern, Landstuhl, Miesau, Pirmasens und Ramstein Wohnungen, Geschäfte und sonstige unterstützende Einrichtungen für 35.000 Amerikaner. Die zentralen Schulen in Kaiserslautern und Ramstein nahmen 7.500 Schüler und Studenten auf.[19]

Nach dem fast vollständigen Abzug der Amerikaner aus Pirmasens erhielt der Bund im Jahr 1997 das Gelände zurück. 74 Hektar davon wurden im Rahmen eines Konversionsprojektes erschlossen und in einen Gewerbepark umgewandelt, was Kosten in Höhe von 31 Millionen Euro verursachte. Auch die Fachhochschule mit 500 Studenten zog im Jahr 2005 in die ehemalige Kaserne. Der gesamte Gewerbepark bietet (Stand 30. Juni 2007) 1.395 Arbeitsplätze, verteilt auf rund 100 Firmen (2005: 1.200 Arbeitsplätze).[20]

Siehe auch: Bilder und Karten der Husterhöh-Kaserne

Neuere Geschichte

1946 wurde Pirmasens Teil des neu gegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurden am 7. Juni 1969 die Gemeinden Erlenbrunn, Fehrbach, Hengsberg, Niedersimten und Winzeln eingemeindet, am 22. April 1972 die Gemeinden Gersbach und Windsberg[21]. Der Standort Pirmasens der Fachhochschule Kaiserslautern wurde 1989 gegründet. In der zum Dienstleistungszentrum Rheinberger umgebauten ehemaligen Schuhfabrik wurde im April 2008 das erste rheinland-pfälzische Science Center Dynamikum eröffnet.[22]

Einzelnachweise

  1. Pirmasens.de: Pirmasens - Windsberg
  2. B. Maier: Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. C.H.Beck, 2000, ISBN 3406460941
  3. J. E. Fischer : Die Einführung des Christenthums im jetzigen Königreiche Bayern, 1863, A. Volkhart'sche Buchdruckerei
  4. H. Schäfer: Geschichte der Stadt Pirmasens, S. 8, 2000, Wartberg-Verlag
  5. H. Schäfer: Geschichte der Stadt Pirmasens, S. 16, 2000, Wartberg-Verlag
  6. Sprater, Friedrich: Die Salzstraße, die einst vom Salzgau über Pirmasens, die Salzbrücke, den Salzbach und Salzwoog nach dem Speyergau führte., in Rings um den Horeb. - 1 (1950/51), Bl. 9.
  7. Homepage der Prot. Kirchengemeinden Hornbach und Brenschelbach: Die Geschichte des Klosters Hornbach
  8. Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz, 1882, S.114
  9. Marion Dilg: Stadtportrait Pirmasens - Treppen und Schlappen, auf SWR.de
  10. Marita A. Panzer: Die grosse Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt (1721-1774). Pustet, 2005, ISBN 9783791719658, S. 270
  11. a b Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreisfreie Stadt Pirmasens, Stand 04. Februar 2009
  12. Wer-zu-wem: Peter Kaiser
  13. LRP.DE : Auf leisen Sohlen die Zukunft einholen, Lebendiges Rheinland-Pfalz, Heft III-IV, 2004, ISSN 0934-9294
  14. GIU Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH: Projektblatt
  15. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: Stadtumbau West
  16. a b Alemannia Judaica: Die Jüdische Geschichte / Synagoge in Pirmasens
  17. Alemannia Judaica: Jüdische Friedhöfe in Pirmasens
  18. Pirmasens Army Depot Husterhoeh Kaserne Pirmasens, Germany
  19. D.Cragg: Guide to Military Installations, 2001, Stackpole Books, ISBN 0811727815
  20. Gewerbepark Husterhöhe
  21. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz - Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006
  22. Visionen und Wirklichkeiten rund um den Rheinberger, Pirmasenser Zeitung, 31. August 2007, S. 12