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„Judentum in Kuba“ – Versionsunterschied

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== Jüdisches Einwanderung im 20. Jahrhundert ==
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[[Bild:Juden-in-Kuba-Grabstein.jpg|thumb|300px|Grabstein - jüdischer Friedhof in Havanna]]
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Erst im 20. Jahrhundert kam es zu größeren Einwanderungen von Menschen jüdischen Glaubens nach Kuba.
Im 20. Jahrhundert kam es zu größeren Einwanderungen von Menschen jüdischen Glaubens nach Kuba.


In den 1920er Jahren gab es starke Einwanderungen aus [[Rumänien]], [[Litauen]], [[Russland]] und [[Polen]]. Ursache waren die in den Herkunftsländern herrschende [[Judenfeindlichkeit]] und/oder wirtschaftliche Not. Viele der eingewanderten Juden wollten eigentlich in die [[USA]], scheiterten jedoch an den dort herrschenden [[Einwanderungsquote]]n. In der Bevölkerung wurden diese Juden selten mit ihrer Religion identifiziert, sondern unabhängig von ihrer Herkunft als ''Polen'' bezeichnet.
In den 1920er Jahren gab es starke Einwanderungen aus [[Rumänien]], [[Litauen]], [[Russland]] und [[Polen]]. Ursache waren die in den Herkunftsländern herrschende [[Judenfeindlichkeit]] und/oder wirtschaftliche Not. Viele der eingewanderten Juden wollten eigentlich in die [[USA]], scheiterten jedoch an den dort herrschenden [[Einwanderungsquote]]n. In der Bevölkerung wurden diese Juden selten mit ihrer Religion identifiziert, sondern unabhängig von ihrer Herkunft als ''Polen'' bezeichnet.

Version vom 10. Juni 2005, 08:31 Uhr

Judentum in Kuba gibt es bereits seit der Eroberung durch die Spanier 1492.


Juden in der spanischen Kolonie Kuba

Die ersten sephardischen Juden kamen bereits 1492 mit Christoph Kolumbus nach Kuba. Dazu gehört nach Aussagen von Kolumbus Luís de Torres (kurz vor der Einschiffung getauft) und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Rodrigo de Jerez.

Nach der Eroberung Granadas 1492 und dem Abschluss der Wiedereroberung Spaniens durch das Christentum fand die Verfolgung der spanischen Juden (Sephardim) ihren vorläufigen Höhepunkt. Den spanischen Juden blieben nur zwei Möglichkeiten: Die Auswanderung (meist nach Griechenland oder in die heutige Türkei) oder die Annahme des Christentums (Converso). Viele der unter diesem Zwang konvertierten Juden führten jedoch ihre Religion heimlich weiter fort. Auch Rodrigo de Triana, der Seemann, der das berühmte "Land in Sicht!" ("Tierra!") rief, war jüdischer Abstammung.

Die auch auf Kuba existierende spanische Inquisition machte ein offenes Bekenntnis zum Judentum unmöglich, so dass verlässliche Angaben über die Zahl der Juden auf Kuba bis in die Neuzeit kaum möglich sind. Mehr Informationen gibt es über die sogenannten "neuen Christen", wobei offen bleibt, wie viele von ihnen insgeheim dem jüdischen Glauben treu blieben.

Da auch viele portugiesische Juden in die Antillen und nach Kuba auswanderten, wurde der Begriff Portugiese bald zu einem Synonym für Jude.

Tatsächlich war ein Überleben für die sephardischen Juden in den spanischen Kolonien einfacher als im Mutterland. Die allgemeine Korruption der spanischen Kolonialverwaltung und auch der Kirche machte es häufig möglich sich von der drohenden Verfolgung frei zu kaufen. Selbst Ferdinand II. (Aragón) akzeptierte Geldzahlungen von Juden, die sich auf den Antillen niederlassen wollten, eine Regelung, die dann von seinem Enkel Karl V. (HRR) 1518 annulliert wurde.

Bis ins 18. Jahrhundert verweisen Prozessakten der Inquisition auf die Verurteilung von kubanischen Juden, die sich zu ihrem Glauben bekannten. Besonders die kubanische Stadt Remedios scheint einen starken Bevölkerungsanteil jüdischer Herkunft gehabt zu haben.

Erst die Gründung der Kubanischen Republik 1902 als säkularer Staat gab den Juden auf Kuba die Möglichkeit zu uneingeschränkter Religionsausübung.

Jüdisches Einwanderung im 20. Jahrhundert

Grabstein - jüdischer Friedhof in Havanna

Im 20. Jahrhundert kam es zu größeren Einwanderungen von Menschen jüdischen Glaubens nach Kuba.

In den 1920er Jahren gab es starke Einwanderungen aus Rumänien, Litauen, Russland und Polen. Ursache waren die in den Herkunftsländern herrschende Judenfeindlichkeit und/oder wirtschaftliche Not. Viele der eingewanderten Juden wollten eigentlich in die USA, scheiterten jedoch an den dort herrschenden Einwanderungsquoten. In der Bevölkerung wurden diese Juden selten mit ihrer Religion identifiziert, sondern unabhängig von ihrer Herkunft als Polen bezeichnet.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland gab es eine starke Einwanderungswelle aus Deutschland, so dass zwischen 1933 und 1950 ca. 20.000 Juden auf Kuba lebten.

Neben den bestehenden sephardischen Gemeinden entstanden nun auch aschkenasische Gemeinden, die bald das öffentliche jüdische Leben in Havanna bestimmten. Zusammen mit den nordamerikanischen Juden, die in Havanna lebten, wurde eine Dachorganisation, das Patronato de la Comunidad Hebrea de Cuba gegründet.


Die kubanische Revolution von 1959

Nach den ersten Sozialreformen der kubanischen Revolution verließen neben vielen Mitgliedern der kubanischen Oberschicht auch wohlhabende Juden Kuba, um in die USA zu emigrieren. Das Zurückdrängen religiöser Einflüsse in den 1960er Jahren führte wie in allen Religionen auf Kuba auch zu einem Absterben des jüdischen Gemeindelebens, so dass häufig nicht einmal die notwendige Zahl der für einen Gottesdienst notwendigen Juden erreicht wurde.

Erst mit der Wirtschaftskrise von 1993 entdeckten viele Kubaner jüdischer Herkunft wieder ihre Wurzeln und schlossen sich, mitunter auch nur um an der Verteilung von Lebensmitteln teilzuhaben, wieder den jüdischen Gemeinden an, die aus Kanada und den USA Unterstützung erhielten. Letztlich führte dies zu einer Wiederbelebung der Gemeinden. Heute gibt es etwa 1.500 Menschen auf Kuba, die sich zum jüdischen Glauben bekennen.

Im Rahmen der Restaurierung der Altstadt von Havanna werden auch jüdische Straßenbilder mit Geschäften und Einrichtungen wieder hergestellt.

Literatur

  • Fernando Ortíz. Historia de una pelea cubana contra los demonios. Havanna 1975, S. 415ff
  • Yasmin Boffill Orama. Chinatown und Synagogen - Minderheiten in Havanna, in: Matices, 11. Jg. Heft 44, S. 36ff