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Die '''Orgellandschaft Ostfriesland''' ist mit über 100 historischen [[Orgel]]n aus sieben Jahrhunderten eine der reichsten Orgellandschaften der Welt. Aus der Zeit vor 1850 finden sich ca. 60 historische Orgeln. Es ist vor allem das Verdienst von [[Harald Vogel]], den Wert dieser Instrumente ins öffentliche Bewusstsein gerufen und [[Orgelbauer]]n und [[Organist]]en aus aller Welt, aber auch einem breiten Publikum erschlossen zu haben.
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== Kopiervorlage ==
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== Geschichte ==
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Schon in [[Gotik|spätgotischer]] Zeit ist in [[Ostfriesland]] eine blühende Orgelkultur auszumachen. So sind allein in der [[Krummhörn]] zehn Orgelwerke in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachweisbar. Eine dieser weltweit ältesten, noch in ihrem Grundbestand erhaltenen und spielbaren Orgeln steht in [[Orgel der Rysumer Kirche|Rysum]]. Das Instrument wurde im Jahr 1457 vielleicht von Meister Harmannus aus [[Groningen]] als [[Blockwerk]] gebaut. Die Rysumer bezahlten in Naturalien und trieben nach der Chronik des [[Eggerik Beninga]] "ere vette beeste" (ihre fetten Rinder) über den zugefrorenen [[Dollart]] nach Groningen. Spätestens im 17. Jh. geschah der Umbau in ein Werk mit den später üblichen [[Schleiflade]]n. Die [[Prinzipal (Orgel)|Prinzipalregister]] aus gehämmertem Blei klingen ungewöhnlich dunkel und intensiv. Die [[Renaissance]]-Orgel in [[Osteel]] stammt von Edo Evers (1619), der Pfeifen aus der alten Andreas de Mare-Orgel (1566/1567) aus Norden - St. Ludgeri verwendete. Mit ihren kräftigen Klängen wurde die Orgel in [[Westerhusen]] von Jost Sieburg (1642/1643) speziell für einen starken [[Kirchenlied|Gemeindegesang]] konzipiert. 1641 wurde in Ostfriesland im Gottesdienst die Orgelbegleitung für den Gemeindegesang eingeführt; vorher sang die Gemeinde unbegleitet und hatte die Orgel nur liturgische Funktion (im Wechsel mit dem Chor). Die Orgel in [[Uttum]] wurde um 1660 von einem anonymen Meister erbaut und ist ein Zeugnis für die Blüte des niederländischen Orgelbaus der Renaissance. Das Pfeifenwerk mit seinen vokalen Prinzipalen und den anderen farbigen und unterschiedliche Instrumentenfamilien imitierenden [[Register (Orgel)|Registern]] stammt zum Teil aus dem 16. Jh. und ist noch im Wesentlichen original. [[Joachim Richborn]], der bedeutendste Orgelbauer vor Schnitger, hat Orgeln in [[Berdum]] (1677) und [[Buttforde]] (1681) gebaut; letztere ist fast vollständig unversehrt erhalten. Vom [[Aurich]]<nowiki/>er Orgelbauer [[Valentin Ulrich Grotian]] finden sich Instrumente in [[Pilsum]] (1694), [[Petkum]] (1694/99), [[Bensersiel]] (1696) und [[Stedesdorf]] (1696), vom [[Jever]]<nowiki/>aner [[Joachim Kayser]] eine Orgel in [[Hohenkirchen (Wangerland)|Hohenkirchen]] (1694). [[Bild:ArpSchnitgerNorden.PNG|thumb|Arp-Schnitger-Orgel in Norden]] Auch [[Arp Schnitger]], mit dem der [[barock]]e Orgelbau in Nordeuropa seinen Höhepunkt findet, hat die Orgelkultur Ostfrieslands mit geprägt. In [[Norden (Ostfriesland)|Norden]] (1686-1693) steht Schnitgers zweitgrößtes erhaltenes Werk in Deutschland. In der [[Orgel der St. Georgskirche (Weener)|Weener]] (1709-1710) erklingen noch sechs Register von ihm. Schnitgers Orgeln in der Lutherkirche [[Leer]], in [[Wittmund]] und [[Rastede]] wurden später durch Neubauten ersetzt.
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Von Schnitgers zahlreichen Schülern bauten [[Christian Vater (Orgelbauer)|Christian Vater]] (1721-1722 in Bockhorn und 1730-1731 in [[Wiefelstede]]) und [[Gerhard von Holy]] (1710-1711 in Dornum und 1711-1713 in Marienhafe) wertvolle Orgeln im ostfriesischen Raum. Nur ein einziges Instrument ist von [[Friedrich Constabel]] (1738) erhalten. Ursprünglich für [[Bargebur]] gebaut, stand es 1864-1967 in [[Hamswehrum]], um anschließend zum heutigen Standort in [[Jennelt]] überführt zu werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konkurrierten [[Hinrich Just Müller]] und [[Johann Friedrich Wenthin]] (Emden) mit zahlreichen Orgelneubauten und Umbauten in Ostfriesland. Wenthins Orgel in [[Groothusen]] (1798-1801) ist mit seinem innovativen Klangkonzept ein Kunstdenkmal europäischen Ranges. Einzigartig sind die zarten Flötenregister aus [[Mahagoni]], insbesondere der Traversflötenchor. Weitere Orgeln von Wenthin, der 1774-1805 in Ostfriesland wirkte, finden sich in [[Backemoor]] (1783) und [[Reepsholt]] (1788-1789). Von Müller, der 1760-1811 in Ostfriesland wirkte, sind Werke in [[Midlum (Rheiderland)|Klein-Midlum]] (1766), [[Nortmoor]] (1773-1775), [[Simonswolde]] (1777), [[Manslagt]] (1776-1778), [[Carolinensiel]] (1780-1781) und [[Middels]] (1786) erhalten. Dirk Lohman aus Emden verfertigte eine Orgel in [[Hage]] (1776-1783).

Der einflussreichste ostfriesische Orgelbauer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Müllers Schüler [[Johann Gottfried Rohlfs]], der auch einen Familienbetrieb begründete. Seine größte Orgel befindet sich in der Magnuskirche in [[Esens]] (1848/1860). Neben Rohlfs waren im 19. Jh. die Familienbetriebe von Wilhelm Eilert Schmid und Gerd Sieben Janssen in Ostfriesland tätig, die aber nicht mehr das bisherige Niveau halten konnten und sich vor allem durch Wartungen und Umbauten von Orgeln verdingten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielt die [[Orgelbewegung]] wichtige Impulse durch den reichen Bestand historischer Orgeln in Nordwestdeutschland. Kaum zu unterschätzen ist die Arbeit von [[Jürgen Ahrend]] aus [[Loga (Leer)|Leer-Loga]] (bis 1971 zusammen mit Gerhard Brunzema), dessen vorbildliche Restaurationen und Neubauten ab 1954 weltweit Aufsehen erregt und im Orgelbau vielfach eine Rückkehr zu den traditionellen handwerklichen Prinzipien und den klassischen Klangidealen des Orgelbaus bewirkt haben. Einflussreiche Neubauten von Ahrend finden sich z.B. in der St. Lambertikirche Aurich (1960-1961) und der Lutherkirche Leer (2002). Heute befinden sich vier weitere Orgelbauer in Norden (Bartelt Immer),<ref>http://www.orgelbau-immer.de (Abgerufen am 18. September 2008)</ref> Aurich (Regina Stegemann), [[Uplengen]] (Martin der Haseborg)<ref>http://www.orgelbau-ostfriesland.de (Abgerufen am 18. September 2008)</ref> und [[Stapelmoor]] (Harm Dieder Kirschner)<ref>http://www.orgelbauwerkstatt.de (Abgerufen am 18. September 2008)</ref>. Um den Erhalt und die Restaurierung historischer Orgeln in Ostfriesland hat sich auch die Firma [[Alfred Führer]] (Wilhelmshaven) verdient gemacht, die ebenfalls weit beachtete Neubauten durchgeführt hat, wie z.B. die Orgel in [[Orgel der altreformierten Kirche (Bunde)|Bunde]] (1980). Ergänzt wird die Orgellandschaft durch die originalgetreue [[Replik]] der Louis-Alexandre Clicquot-Orgel aus [[Houdan]] in [[Stapelmoor]] (1997), der ersten Orgel Deutschlands in konsequent klassisch-französischem Stil.

== Erschließung für die Öffentlichkeit ==
Wesentliche Impulse für die Förderung der Orgellandschaft gingen vom Dollartfestival (1981-2003) und der Arbeit der Norddeutschen Orgelakademie (ab 1977) aus, die beide von [[Harald Vogel]] gegründet und geleitet wurden. Seine Radio- und CD-Aufnahmen haben die ostfriesischen Orgeln bekanntgemacht und Organisten und Orgelbauer aus aller Welt angezogen. Vogels internationale Meisterkurse mit dem Konzept, die Orgelliteratur der Gotik, Renaissance und Barock auf den jeweiligen Originalinstrumenten in historischer Spielweise (mit alten [[Fingersatz|Fingersätzen]]) zur Darstellung zu bringen, hatte multiplikatorische Wirkung. Heute ist das [[Organeum]] mit der Orgelakademie Ostfriesland in Weener das wichtigste Orgelzentrum zur Erforschung und Förderung der regionalen Orgelkultur und bietet neben Konzerten auch Orgelexkursionen an. Alljährlich werden u.a. in der St. Ludgerikirche Norden, der Lutherkirche und der Großen Kirche in Leer, der St. Georgskirche Weener und in Dornum<ref>http://www.nachtorgel.de (Abgerufen am 18. September 2008)</ref> Konzertreihen veranstaltet. Auch im Rahmen des überregional bekannten ostfriesischen Klassikfestivals "Musikalischer Sommer"<ref>http://www.musikalischersommer.de (Abgerufen am 18. September 2008)</ref> (seit 1985) finden Orgelkonzerte statt.

== Literatur ==
* Cleveland Johnson: ''Ems-Dollart Region''. In: ''The Organ. An Encyclopedia''. Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.). Routledge, New York u. London 2006, ISBN 0415941741, S. 170-172.
* Walter Kaufmann: ''Die Orgeln Ostfrieslands''. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
* Harald Vogel / Reinhard Ruge / Robert Noah / Martin Stromann: ''Orgellandschaft Ostfriesland''. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1995, ISBN 3928327194.
* Harald Vogel / Günter Lade / Nicola Borger-Geweloh: ''Orgeln in Niedersachsen''. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3931785505.

== Diskografie ==
* ''Dietrich Buxtehude: Orgelwerke''. Vol. 1. MD+G L 3268. 1987. (Harald Vogel in St. Jakobi, Lübeck u. St. Ludgeri, Norden).
* ''Dietrich Buxtehude: Orgelwerke''. Vol. 2. MD+G L 3269. 1988. (Harald Vogel in St. Cosmae, Stade u. Weener).
* ''Dietrich Buxtehude: Orgelwerke''. Vol. 5. MD+G L 3425. 1993. (Harald Vogel in Pilsum, Buttforde, Langwarden, Basedow, Groß Eichsen).
* ''Das Goldene Zeitalter der Norddeutschen Orgelkunst''. Organa ORA 3207. 1985. (Harald Vogel in St. Ludgeri, Norden).
* ''Orgelland Ostfriesland''. Deutsche Harmonia Mundi HM 939-2. 1989. (Harald Vogel in Norden, Uttum, Rysum, Westerhusen, Marienhafe, Weener).
* ''Orgeln in Ostfriesland''. Vol. 1. Organeum OC-09601. 1996. (Harald Vogel in Osteel, Buttforde, Neermoor, Veenhusen, Groothusen).
* ''Orgeln in Ostfriesland''. Vol. 2. Organeum OC-09602. 1997. (Harald Vogel in Rysum, Uttum, Norden, Marienhafe).
* ''Jacob Praetorius: Motets & Organ Works''. CPO 999215-2. 1996. (Harald Vogel in Osteel).

== Quellen ==
<references/>

== Siehe auch ==
{{Portal|Orgel}}
[[Liste der Orgelbauer]]

== Weblinks ==
* [http://www.ostfriesland.de/kultur/orgeln.html Orgeln in Ostfriesland (mit einigen Fotos)]

[[Kategorie:Disposition]]
[[Kategorie:Ostfriesland]]

Version vom 19. September 2008, 07:43 Uhr

Die Orgellandschaft Ostfriesland ist mit über 100 historischen Orgeln aus sieben Jahrhunderten eine der reichsten Orgellandschaften der Welt. Aus der Zeit vor 1850 finden sich ca. 60 historische Orgeln. Es ist vor allem das Verdienst von Harald Vogel, den Wert dieser Instrumente ins öffentliche Bewusstsein gerufen und Orgelbauern und Organisten aus aller Welt, aber auch einem breiten Publikum erschlossen zu haben.

Geschichte

Schon in spätgotischer Zeit ist in Ostfriesland eine blühende Orgelkultur auszumachen. So sind allein in der Krummhörn zehn Orgelwerke in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts nachweisbar. Eine dieser weltweit ältesten, noch in ihrem Grundbestand erhaltenen und spielbaren Orgeln steht in Rysum. Das Instrument wurde im Jahr 1457 vielleicht von Meister Harmannus aus Groningen als Blockwerk gebaut. Die Rysumer bezahlten in Naturalien und trieben nach der Chronik des Eggerik Beninga "ere vette beeste" (ihre fetten Rinder) über den zugefrorenen Dollart nach Groningen. Spätestens im 17. Jh. geschah der Umbau in ein Werk mit den später üblichen Schleifladen. Die Prinzipalregister aus gehämmertem Blei klingen ungewöhnlich dunkel und intensiv. Die Renaissance-Orgel in Osteel stammt von Edo Evers (1619), der Pfeifen aus der alten Andreas de Mare-Orgel (1566/1567) aus Norden - St. Ludgeri verwendete. Mit ihren kräftigen Klängen wurde die Orgel in Westerhusen von Jost Sieburg (1642/1643) speziell für einen starken Gemeindegesang konzipiert. 1641 wurde in Ostfriesland im Gottesdienst die Orgelbegleitung für den Gemeindegesang eingeführt; vorher sang die Gemeinde unbegleitet und hatte die Orgel nur liturgische Funktion (im Wechsel mit dem Chor). Die Orgel in Uttum wurde um 1660 von einem anonymen Meister erbaut und ist ein Zeugnis für die Blüte des niederländischen Orgelbaus der Renaissance. Das Pfeifenwerk mit seinen vokalen Prinzipalen und den anderen farbigen und unterschiedliche Instrumentenfamilien imitierenden Registern stammt zum Teil aus dem 16. Jh. und ist noch im Wesentlichen original. Joachim Richborn, der bedeutendste Orgelbauer vor Schnitger, hat Orgeln in Berdum (1677) und Buttforde (1681) gebaut; letztere ist fast vollständig unversehrt erhalten. Vom Auricher Orgelbauer Valentin Ulrich Grotian finden sich Instrumente in Pilsum (1694), Petkum (1694/99), Bensersiel (1696) und Stedesdorf (1696), vom Jeveraner Joachim Kayser eine Orgel in Hohenkirchen (1694).

Arp-Schnitger-Orgel in Norden

Auch Arp Schnitger, mit dem der barocke Orgelbau in Nordeuropa seinen Höhepunkt findet, hat die Orgelkultur Ostfrieslands mit geprägt. In Norden (1686-1693) steht Schnitgers zweitgrößtes erhaltenes Werk in Deutschland. In der Weener (1709-1710) erklingen noch sechs Register von ihm. Schnitgers Orgeln in der Lutherkirche Leer, in Wittmund und Rastede wurden später durch Neubauten ersetzt.

Von Schnitgers zahlreichen Schülern bauten Christian Vater (1721-1722 in Bockhorn und 1730-1731 in Wiefelstede) und Gerhard von Holy (1710-1711 in Dornum und 1711-1713 in Marienhafe) wertvolle Orgeln im ostfriesischen Raum. Nur ein einziges Instrument ist von Friedrich Constabel (1738) erhalten. Ursprünglich für Bargebur gebaut, stand es 1864-1967 in Hamswehrum, um anschließend zum heutigen Standort in Jennelt überführt zu werden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konkurrierten Hinrich Just Müller und Johann Friedrich Wenthin (Emden) mit zahlreichen Orgelneubauten und Umbauten in Ostfriesland. Wenthins Orgel in Groothusen (1798-1801) ist mit seinem innovativen Klangkonzept ein Kunstdenkmal europäischen Ranges. Einzigartig sind die zarten Flötenregister aus Mahagoni, insbesondere der Traversflötenchor. Weitere Orgeln von Wenthin, der 1774-1805 in Ostfriesland wirkte, finden sich in Backemoor (1783) und Reepsholt (1788-1789). Von Müller, der 1760-1811 in Ostfriesland wirkte, sind Werke in Klein-Midlum (1766), Nortmoor (1773-1775), Simonswolde (1777), Manslagt (1776-1778), Carolinensiel (1780-1781) und Middels (1786) erhalten. Dirk Lohman aus Emden verfertigte eine Orgel in Hage (1776-1783).

Der einflussreichste ostfriesische Orgelbauer in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Müllers Schüler Johann Gottfried Rohlfs, der auch einen Familienbetrieb begründete. Seine größte Orgel befindet sich in der Magnuskirche in Esens (1848/1860). Neben Rohlfs waren im 19. Jh. die Familienbetriebe von Wilhelm Eilert Schmid und Gerd Sieben Janssen in Ostfriesland tätig, die aber nicht mehr das bisherige Niveau halten konnten und sich vor allem durch Wartungen und Umbauten von Orgeln verdingten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielt die Orgelbewegung wichtige Impulse durch den reichen Bestand historischer Orgeln in Nordwestdeutschland. Kaum zu unterschätzen ist die Arbeit von Jürgen Ahrend aus Leer-Loga (bis 1971 zusammen mit Gerhard Brunzema), dessen vorbildliche Restaurationen und Neubauten ab 1954 weltweit Aufsehen erregt und im Orgelbau vielfach eine Rückkehr zu den traditionellen handwerklichen Prinzipien und den klassischen Klangidealen des Orgelbaus bewirkt haben. Einflussreiche Neubauten von Ahrend finden sich z.B. in der St. Lambertikirche Aurich (1960-1961) und der Lutherkirche Leer (2002). Heute befinden sich vier weitere Orgelbauer in Norden (Bartelt Immer),[1] Aurich (Regina Stegemann), Uplengen (Martin der Haseborg)[2] und Stapelmoor (Harm Dieder Kirschner)[3]. Um den Erhalt und die Restaurierung historischer Orgeln in Ostfriesland hat sich auch die Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven) verdient gemacht, die ebenfalls weit beachtete Neubauten durchgeführt hat, wie z.B. die Orgel in Bunde (1980). Ergänzt wird die Orgellandschaft durch die originalgetreue Replik der Louis-Alexandre Clicquot-Orgel aus Houdan in Stapelmoor (1997), der ersten Orgel Deutschlands in konsequent klassisch-französischem Stil.

Erschließung für die Öffentlichkeit

Wesentliche Impulse für die Förderung der Orgellandschaft gingen vom Dollartfestival (1981-2003) und der Arbeit der Norddeutschen Orgelakademie (ab 1977) aus, die beide von Harald Vogel gegründet und geleitet wurden. Seine Radio- und CD-Aufnahmen haben die ostfriesischen Orgeln bekanntgemacht und Organisten und Orgelbauer aus aller Welt angezogen. Vogels internationale Meisterkurse mit dem Konzept, die Orgelliteratur der Gotik, Renaissance und Barock auf den jeweiligen Originalinstrumenten in historischer Spielweise (mit alten Fingersätzen) zur Darstellung zu bringen, hatte multiplikatorische Wirkung. Heute ist das Organeum mit der Orgelakademie Ostfriesland in Weener das wichtigste Orgelzentrum zur Erforschung und Förderung der regionalen Orgelkultur und bietet neben Konzerten auch Orgelexkursionen an. Alljährlich werden u.a. in der St. Ludgerikirche Norden, der Lutherkirche und der Großen Kirche in Leer, der St. Georgskirche Weener und in Dornum[4] Konzertreihen veranstaltet. Auch im Rahmen des überregional bekannten ostfriesischen Klassikfestivals "Musikalischer Sommer"[5] (seit 1985) finden Orgelkonzerte statt.

Literatur

  • Cleveland Johnson: Ems-Dollart Region. In: The Organ. An Encyclopedia. Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.). Routledge, New York u. London 2006, ISBN 0415941741, S. 170-172.
  • Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
  • Harald Vogel / Reinhard Ruge / Robert Noah / Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1995, ISBN 3928327194.
  • Harald Vogel / Günter Lade / Nicola Borger-Geweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3931785505.

Diskografie

  • Dietrich Buxtehude: Orgelwerke. Vol. 1. MD+G L 3268. 1987. (Harald Vogel in St. Jakobi, Lübeck u. St. Ludgeri, Norden).
  • Dietrich Buxtehude: Orgelwerke. Vol. 2. MD+G L 3269. 1988. (Harald Vogel in St. Cosmae, Stade u. Weener).
  • Dietrich Buxtehude: Orgelwerke. Vol. 5. MD+G L 3425. 1993. (Harald Vogel in Pilsum, Buttforde, Langwarden, Basedow, Groß Eichsen).
  • Das Goldene Zeitalter der Norddeutschen Orgelkunst. Organa ORA 3207. 1985. (Harald Vogel in St. Ludgeri, Norden).
  • Orgelland Ostfriesland. Deutsche Harmonia Mundi HM 939-2. 1989. (Harald Vogel in Norden, Uttum, Rysum, Westerhusen, Marienhafe, Weener).
  • Orgeln in Ostfriesland. Vol. 1. Organeum OC-09601. 1996. (Harald Vogel in Osteel, Buttforde, Neermoor, Veenhusen, Groothusen).
  • Orgeln in Ostfriesland. Vol. 2. Organeum OC-09602. 1997. (Harald Vogel in Rysum, Uttum, Norden, Marienhafe).
  • Jacob Praetorius: Motets & Organ Works. CPO 999215-2. 1996. (Harald Vogel in Osteel).

Quellen

  1. http://www.orgelbau-immer.de (Abgerufen am 18. September 2008)
  2. http://www.orgelbau-ostfriesland.de (Abgerufen am 18. September 2008)
  3. http://www.orgelbauwerkstatt.de (Abgerufen am 18. September 2008)
  4. http://www.nachtorgel.de (Abgerufen am 18. September 2008)
  5. http://www.musikalischersommer.de (Abgerufen am 18. September 2008)

Siehe auch

Portal: Orgel – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Orgel

Liste der Orgelbauer