Absurdistan und Eugene Bird: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Image:Ekbird.jpg|thumb|Eugene K. Bird]] |
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'''Absurdistan''' ist die an reale Namen wie [[Kurdistan]] und [[Kirgistan]] angelehnte Bezeichnung eines [[Fiktiver Ort|fiktiven Landes]], das von [[Absurdität]]en erfüllt ist. Es wird gesagt „''Willkommen in Absurdistan!''“, wenn jemand ausdrücken möchte, dass bestimmte Verhältnisse nicht nachvollziehbar sind. Bei dieser [[Sozialkritik]] steht oft die staatliche [[Bürokratie]] im Zentrum. |
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'''Eugene K. Bird''' (*[[11. März]] [[1926]] in [[Lambert (Montana)|Lambert]], [[Montana]], [[Vereinigte Staaten]]; † [[28. Oktober]] [[2005]] in [[Berlin]]) war ein [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischer]] Offizier und von 1964 bis 1972 Direktor des [[Kriegsverbrechergefängnis Spandau]]. |
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Er kam 1944 zur [[United States Army|US-Armee]] und nahm in Europa an den Kämpfen gegen das Deutsche Reich teil. 1947 war er der oberste amerikanische Wachsoldat im [[Kriegsverbrechergefängnis Spandau]]. Von 1956 bis 1959 war er als amerikanischer Offizier am Aufbau der deutschen [[Bundeswehr]] beteiligt. Von 1964 bis 1972 war er Kommandant des Gefängnisses. |
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== Zur Geschichte == |
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Über die Jahre im Gefängnis baute er zu dem ehemaligen [[Adolf Hitler|Hitler]]-Stellvertreter [[Rudolf Heß]] eine enge Beziehung auf. Dieser war in den [[Nürnberger Prozesse|Nürnberger Prozessen]] zu lebenslanger Haft verurteilt worden und war ab 1966 der einzige Insasse des Gefängnisses. Nach eigenen Angaben war Eugene Bird derjenige mit dem engsten Kontakt zu Heß, seit dieser 1941 nach England geflogen war. Hierdurch wurde er zu dessen Freund und Bewunderer. |
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Seit wann von Absurdistan gesprochen wird und wo die (auch im [[Englische Sprache|englischen]] Sprachraum verbreitete) Bezeichnung aufkam, ist bisher unklar. In der [[New York Times]] kam ''Absurdistan'' anscheinend erstmals am 30. August 1990 in einem Artikel über die Sowjetunion vor ([[Moskau]] als ''Capital of Absurdistan''). Im Londoner ''Spectator'' vom 26. August 1989 erschien ein Artikel über die damalige [[Tschechoslowakei]] (Abstract: ''Czechoslovakians have taken to calling their country „Absurdistan“, because everyday life there has long resembled the Theater of the Absurd.''). Am 18. September 1989 wurde in ''The Nation'' (New York) ein Artikel betitelt: ''Prague Summer of '89: Journey to Absurdistan''. Demzufolge könnte die Entstehung des [[Schlagwort (Sprachwissenschaft)|Schlagworts]] in den Kontext der Auflösung des [[Ostblock]]s im Zuge der [[Perestroika]] gehören. Ein prominenter Verwender scheint der [[Dissident]] [[Václav Havel]] gewesen zu sein. |
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Während seiner Zeit als Gefängnisdirektor entstand das 1972 veröffentlichte Buch „[[Rudolf Heß]], Stellvertreter des Führers“ („The Loneliest Man in The World“), das in zwölf Sprachen übersetzt wurde, in über 35 Länder erschien und zu einem [[Bestseller]] wurde. Er gab offen zu, dass er Hess heimlich in dessen Zelle aufgesucht hatte, um an dem Text zu arbeiten. Dies schockierte die Alliierten. Die Veröffentlichung des Buches führte zu seiner Entlassung in Spandau, da dies laut den alliierten Behörden einen Bruch der Gefängnisvorschriften bedeutet hatte und Heß laut diesen unter strenger Einzelhaft stand. Bird wurde weiterhin dazu gedrängt, seinen Abschied bei der [[United States Army|US Army]] zu nehmen. |
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''Abenteuer in Absurdistan'' mit [[Micky Maus]] erschien in Deutschland 1993 als Band 189 der Comic-Reihe ''[[Lustiges Taschenbuch|Walt Disneys Lustiges Taschenbuch]]''. 1994 erschien von Lubomyr Luciuc ''Welcome to Absurdistan: Ukraine, the Soviet disunion and the West'' (ISBN 096941255X). |
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Bird selbst äußerte, dass er das Buch geschrieben habe, um Heß' Sicht auf dessen Taten zu erhalten. Laut ihm bereute Heß seine Handlungen nicht. |
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Absurdistan heißt ebenfalls ein Lied der [[Blind Passengers]] (erschienen auch als Single und als Video, 1995). |
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Er blieb in [[Berlin]], wo er im Bezirk [[Berlin-Zehlendorf|Zehlendorf]] wohnte und eine kleine Firma betrieb. Es wird berichtet, dass er in der Folge auch von der [[CIA]] überwacht wurde. Nach eigenem Bekunden bereute er es aber nie, das Buch geschrieben zu haben. |
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Die österreichische Filmkomödie ''[[Geboren in Absurdistan]]'' wollte 1999 den alltäglichen Rassismus entlarven. |
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Als Rudolf Heß 1987 starb, wurde Bird einer der Wortführer derer, die die offizielle Version, dass dieser Selbstmord begangen habe, bezweifeln. Seiner Ansicht nach wurde Heß von den [[Vereinigtes Königreich|Briten]] ermordet, da die [[Sowjetunion]] unter [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Gorbatschow]] die Bereitschaft gezeigt habe, Hess freilassen zu wollen. Die Briten hätten Heß aber nicht in Freiheit sehen wollen. Zudem äußerte er Zweifel, dass der zu seiner Todeszeit 93-jährige Heß physisch in der Lage gewesen wäre, Selbstmord zu begehen. Diese Ansichten sind stark umstritten. |
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Im Oktober 2006 erschien ein Roman namens ''Absurdistan'' von [[Gary Shteyngart]]. |
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Bird war Mitglied in mehreren Organisationen, die dem christlich-konservativen bis rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Hierzu gehören neben dem [[Arbeitskreis christlicher Publizisten]] (ACP) auch die [[Vereinigung 17. Juni 1953]]. Als solcher nahm er auch an Veranstaltungen mit einschlägig bekannten Größen aus der rechten Szene teil. |
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[[Absurdistan (Film)|Absurdistan]] ist außerdem ein Film von [[Veit Helmer]] betitelt. |
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2002 wurde Eugene Bird von [[Ferdinand Fürst von Bismarck]] für seine Verdienste um [[Deutschland]] mit der [[Bismarck-Erinnerungsmedaille]] ausgezeichnet. |
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== Literatur == |
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Eugene Bird war verheiratet und hatte zwei Töchter. |
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* ''Abenteuer in Absurdistan'' (= ''Walt Disneys lustiges Taschenbuch''; 189). Egmont-Ehapa, Echterdingen 1993 |
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* Holger Liebs: ''Durchs wilde Absurdistan'', in: Süddeutsche Zeitung, 2. August 2001 |
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* Winfried Rathke: ''Randnotizen aus Absurdistan. Eine seltsame Anthologie''. Rheingau-Echo-Verlag, Geisenheim/Rhein 2002, ISBN 3-9808438-0-7 |
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* Rüdiger Heer: ''Durchs wilde Absurdistan nach Mindien. Der Expeditionsbericht eines Schwaben aus dem 20. Jahrhundert''. LiterARTur, Minden 2004, ISBN 3-9807387-4-4 |
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* Paul M. Stern: ''Von Deutschland nach Absurdistan. Verwandlung einer Nation''. Aton, Unna 2005, ISBN 3-9809478-0-7 |
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* Gary Shteyngart: ''Absurdistan. A Novel''. Random House, New York 2006, ISBN 0812971671 |
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== Film == |
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* [http://de.wikipedia.org/wiki/Absurdistan_(Film)/ Absurdistan] ist das dritte Spielfilm-Projekt des deutschen Film-Regisseurs und Produzenten [http://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Helmer/ Veit Helmer]. |
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Das Skript wurde entwickelt mit Unterstützung von Sources2 und dem MFI (Mediterranean Film Institute) und des MEDIA-Programms "Neue Talente für die Projektentwicklung. |
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Der Film wurde im Sommer 2006 in Aserbaidschan gedreht. |
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Die Idee für den Film basiert auf einem Zeitungsartikel. |
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2001 erklärten Frauen des türkischen Dorfes SIRT den Streik. Solange die Männer nicht die Wasserleitungen reparierten, verweigerten sie den Sex. |
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Veit Helmer war fasziniert vom komischen und dramatischen Potenzial dieses Streiks. |
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Zusammen mit Gordan Mihic ( "Black Cat, White Cat") und Zaza Buadze entwickelte er das Drehbuch für eine Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen zur Zeit des Kampfes zwischen den Männern und Frauen ... |
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* Geboren in Absurdistan |
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== Siehe auch == |
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* [[Bananenrepublik]] |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{PND|108034259}} |
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* [http://www.17juni1953.de/bird.htm Nachruf der Vereinigung 17. Juni 1953 zu Birds Tod] |
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* [http://www.acp-international.de/hefte/h102/meldungen.htm ACP über seine Auszeichnung mit der Bismarck-Erinnerungsmedaille] |
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* [http://www.expatica.com/source/site_article.asp?subchannel_id=26&story_id=25124&name=Former+governor+of+Spandau+Prison+dies+in+Berlin Pressemeldung zu seinem Tod (englisch)] |
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{{DEFAULTSORT:Bird, Eugene}} |
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{{Wiktionary|Absurdistan}} |
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[[Kategorie:Militärperson (United States Army)]] |
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* [http://www.hradec.org/ Satirische Homepage von Absurdistan] |
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* {{IMDb Titel|tt0235413|Geboren in Absurdistan}} |
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[[Kategorie:Geboren 1926]] |
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[[Kategorie:Gestorben 2005]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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|NAME=Bird, Eugene |
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|ALTERNATIVNAMEN=Bird, Eugene K. |
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|KURZBESCHREIBUNG=US-amerikanischer Offizier |
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|GEBURTSDATUM=11. März 1926 |
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|GEBURTSORT=[[Lambert (Montana)|Lambert]], Montana, Vereinigte Staaten |
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|STERBEDATUM=28. Oktober 2005 |
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|STERBEORT=[[Berlin]] |
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}} |
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[[en: |
[[en:Eugene K. Bird]] |
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[[nl: |
[[nl:Eugene Bird]] |
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[[ru:Гавел, Вацлав#.D0.98.D0.B4.D0.B5.D0.B8]] |
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Version vom 20. August 2008, 06:11 Uhr
Eugene K. Bird (*11. März 1926 in Lambert, Montana, Vereinigte Staaten; † 28. Oktober 2005 in Berlin) war ein US-amerikanischer Offizier und von 1964 bis 1972 Direktor des Kriegsverbrechergefängnis Spandau.
Er kam 1944 zur US-Armee und nahm in Europa an den Kämpfen gegen das Deutsche Reich teil. 1947 war er der oberste amerikanische Wachsoldat im Kriegsverbrechergefängnis Spandau. Von 1956 bis 1959 war er als amerikanischer Offizier am Aufbau der deutschen Bundeswehr beteiligt. Von 1964 bis 1972 war er Kommandant des Gefängnisses.
Über die Jahre im Gefängnis baute er zu dem ehemaligen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß eine enge Beziehung auf. Dieser war in den Nürnberger Prozessen zu lebenslanger Haft verurteilt worden und war ab 1966 der einzige Insasse des Gefängnisses. Nach eigenen Angaben war Eugene Bird derjenige mit dem engsten Kontakt zu Heß, seit dieser 1941 nach England geflogen war. Hierdurch wurde er zu dessen Freund und Bewunderer.
Während seiner Zeit als Gefängnisdirektor entstand das 1972 veröffentlichte Buch „Rudolf Heß, Stellvertreter des Führers“ („The Loneliest Man in The World“), das in zwölf Sprachen übersetzt wurde, in über 35 Länder erschien und zu einem Bestseller wurde. Er gab offen zu, dass er Hess heimlich in dessen Zelle aufgesucht hatte, um an dem Text zu arbeiten. Dies schockierte die Alliierten. Die Veröffentlichung des Buches führte zu seiner Entlassung in Spandau, da dies laut den alliierten Behörden einen Bruch der Gefängnisvorschriften bedeutet hatte und Heß laut diesen unter strenger Einzelhaft stand. Bird wurde weiterhin dazu gedrängt, seinen Abschied bei der US Army zu nehmen.
Bird selbst äußerte, dass er das Buch geschrieben habe, um Heß' Sicht auf dessen Taten zu erhalten. Laut ihm bereute Heß seine Handlungen nicht.
Er blieb in Berlin, wo er im Bezirk Zehlendorf wohnte und eine kleine Firma betrieb. Es wird berichtet, dass er in der Folge auch von der CIA überwacht wurde. Nach eigenem Bekunden bereute er es aber nie, das Buch geschrieben zu haben.
Als Rudolf Heß 1987 starb, wurde Bird einer der Wortführer derer, die die offizielle Version, dass dieser Selbstmord begangen habe, bezweifeln. Seiner Ansicht nach wurde Heß von den Briten ermordet, da die Sowjetunion unter Gorbatschow die Bereitschaft gezeigt habe, Hess freilassen zu wollen. Die Briten hätten Heß aber nicht in Freiheit sehen wollen. Zudem äußerte er Zweifel, dass der zu seiner Todeszeit 93-jährige Heß physisch in der Lage gewesen wäre, Selbstmord zu begehen. Diese Ansichten sind stark umstritten.
Bird war Mitglied in mehreren Organisationen, die dem christlich-konservativen bis rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Hierzu gehören neben dem Arbeitskreis christlicher Publizisten (ACP) auch die Vereinigung 17. Juni 1953. Als solcher nahm er auch an Veranstaltungen mit einschlägig bekannten Größen aus der rechten Szene teil.
2002 wurde Eugene Bird von Ferdinand Fürst von Bismarck für seine Verdienste um Deutschland mit der Bismarck-Erinnerungsmedaille ausgezeichnet.
Eugene Bird war verheiratet und hatte zwei Töchter.
Weblinks
- Nachruf der Vereinigung 17. Juni 1953 zu Birds Tod
- ACP über seine Auszeichnung mit der Bismarck-Erinnerungsmedaille
- Pressemeldung zu seinem Tod (englisch)
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Bird, Eugene |
| ALTERNATIVNAMEN | Bird, Eugene K. |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Offizier |
| GEBURTSDATUM | 11. März 1926 |
| GEBURTSORT | Lambert, Montana, Vereinigte Staaten |
| STERBEDATUM | 28. Oktober 2005 |
| STERBEORT | Berlin |