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„Investigativer Journalismus“ – Versionsunterschied

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Ein bekannter wie erfolgreicher Investigativjournalist im frühen 20. Jahrhundert war der Wiener [[Max Winter]], der mit seinen Reportagen unter anderem eine Reform der Militärgerichtsbarkeit in der [[Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen]] Monarchie erzwang und zahlreiche soziale Missstände aufdeckte, um Verbesserungen zu fordern.
Ein bekannter wie erfolgreicher Investigativjournalist im frühen 20. Jahrhundert war der Wiener [[Max Winter]], der mit seinen Reportagen unter anderem eine Reform der Militärgerichtsbarkeit in der [[Österreich-Ungarn|Österreichisch-Ungarischen]] Monarchie erzwang und zahlreiche soziale Missstände aufdeckte, um Verbesserungen zu fordern.


Aus der jüngeren Geschichte ist etwa [[Alfred Worm]] zu nennen, der unter anderem den [[AKH-Skandal]], eine Schmiergeldaffäre im [[Allgemeines Krankenhaus Wien|Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien]], Ende der 1970er-Jahre aufdeckte. Ein weiterer bekannter Investigativ Journalist ist Stephan Pfeifhofer, der unter anderem den Jugendwohlfahrt Skandal in Österreich und damit verbunden den europaweiten Handel mit Kindern aufdeckte.<ref>Artikel im [[XlargE (Zeitschrift)|Nachrichtenmagazin XlargE]] vom 03.08.2008: ''[http://www.xlarge.at/?p=558 - Aufgedeckt: Die Kinderverarbeitungs-Industrie - Teil 1]'' </ref><ref>Presseaussendung vom 03.08.2008: ''[http://www.stephan-pfeifhofer.com/index.php?id=35,36,0,0,1,0 - Jugendfürsorge Live: Drehort u.a. das Landesgericht Klagenfurt]'' </ref>
Aus der jüngeren Geschichte ist etwa [[Alfred Worm]] zu nennen, der unter anderem den [[AKH-Skandal]], eine Schmiergeldaffäre im [[Allgemeines Krankenhaus Wien|Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien]], Ende der 1970er-Jahre aufdeckte.


=== Schweiz ===
=== Schweiz ===

Version vom 15. August 2008, 17:11 Uhr

Investigativer Journalismus (von lat.: „investigare“; zu dt.: „aufspüren, genauestens untersuchen“) bezeichnet eine Form des Journalismus. Der Veröffentlichung geht eine genaue und umfassende Recherche voraus. Thema sind meistens politische oder wirtschaftliche skandalöse Verhältnisse, aber auch Privates aus dem Leben bekannter Personen. Im Englischen heißt er „investigative journalism“ oder „investigative reporting“, in den USA auch „Muckraker“ (engl. für „Schmutzaufwühler“ oder „Nestbeschmutzer“), bezogen auf den Boulevard-Journalismus und seine Themen, deutsch auch „Enthüllungsjournalismus“. Viele dieser Reporter erfüllen, als sogenannte „Vierte Macht“, eine wichtige Funktion bei der Kontrolle der Staatsorgane und Wirtschaftskonzerne in modernen Demokratien (siehe auch „Checks and Balances“).

Gegenstand dieser aufwändigsten und höchste Ansprüche an das Können und Durchhalten stellenden Form der Berichterstattung sind meist skandalöse Vorfälle oder demokratiegefährdendes Fehlverhalten leitender Personen aus Politik und Wirtschaft. Eine Hochphase erlebte der investigative Journalismus in den 1970er Jahren in den USA als Reporter großer Zeitungen eine Reihe von politischen Skandalen aufdeckten. Ob die klassische Funktion der Besten unter den Journalisten zumal in den USA noch besteht und Zukunft hat? Ein umfangreicher Essay des New York Review of Books vom August 2007 wägt alle Entwicklungen ab und ist skeptisch .[1]

Beispiele

Deutschland

In Deutschland deckte Hans Leyendecker, Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins Spiegel, später der Süddeutschen Zeitung, die Flick-Affäre und die CDU-Schwarzgeldaffäre auf. Weitere Beispiele sind die Kießling-Affäre, aufgedeckt von Udo Röbel, und die Barschel-Affäre, aufgedeckt vom „Spiegel“. Zuletzt legten 2005 die beiden deutschen Journalisten Cerstin Gammelin und Götz Hamann mit Die Strippenzieher: Manager, Minister, Medien - wie Deutschland regiert wird ein über viele Monate aufwendig und recherchiertes 300 Seiten starkes Buch über den Filz zwischen deutschen Ministerien, Wirtschaftskonzernlobbyismus und der interessegeleiteten Ausformulierung konkreter Gesetze vor. Von dem Frankfurter Publizisten und Organisierte Kriminalität-Sachkundigen Jürgen Roth kam 2004 mit Ermitteln Verboten! ein Reportage-Buch über die Grenzen polizeilicher Ermittlungsbemühungen heraus. Im Jahr 2006 nimmt sein Buch Der Deutschland-Clan die Abhängigkeiten zwischen hochrangigen Politikern, führenden Managern und Justizbeamten ins Visier.

Sonderformen des recherchierenden Undercover-Journalismus sind die Veröffentlichungen von Gerhard Kromschröder und Günter Wallraff. Wallraff nahm pseudonyme Identitäten an, um skandalöse Verhältnisse aufzuklären.

Weitere deutschsprachige Recherche-Journalisten:

  • Jürgen Bertram: mit seinem politischem Buch „Mattscheibe - Das Ende der Fernsehkultur“ über Schleichwerbung;
  • Ulrike Holler Frankfurter Hörfunk-Journalistin, die jahrzehntlang Sozialberichterstattung (Kinder, Arme, Asyl, Abschiebung) recherchierte und im Hessischen Rundfunk publizierte;
  • Cerstin Gammelin und Götz Hamann mit Die Strippenzieher : Manager, Minister, Medien - wie Deutschland regiert wird. 5. Aufl. Econ, Düsseldorf 2006. 303 S. ISBN 3-430-13011-5 ; 978-3-430-13011-0;
  • Jürgen Roth mit Die Gangster aus dem Osten 2003, Ermitteln Verboten! 2004 und Der Deutschland-Clan 2006.
  • Sabine Rückert, Unrecht im Namen des Volkes. Ein Justizirrtum und seine Folgen, Verlag Hoffmann und Campe, erschienen im Januar 2007

Österreich

Ein bekannter wie erfolgreicher Investigativjournalist im frühen 20. Jahrhundert war der Wiener Max Winter, der mit seinen Reportagen unter anderem eine Reform der Militärgerichtsbarkeit in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie erzwang und zahlreiche soziale Missstände aufdeckte, um Verbesserungen zu fordern.

Aus der jüngeren Geschichte ist etwa Alfred Worm zu nennen, der unter anderem den AKH-Skandal, eine Schmiergeldaffäre im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien, Ende der 1970er-Jahre aufdeckte.

Schweiz

Ein schweizerischer Investigativjournalist war Niklaus Meienberg, der mit seinen Veröffentlichungen maßgeblich zur öffentlichen Diskussion nicht nur über die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg beitrug.

USA

Das bekannteste Beispiel ist die Aufdeckung der Watergate-Affäre durch die amerikanischen Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein von der Washington Post. Ein weiterer bedeutender Fall war der Bericht von Seymour Hersh über das Massaker von My Lai 1968, bei dem amerikanische Soldaten über 500 Bewohner eines vietnamesischen Dorfes umgebracht hatten. Im Jahr 2004 brachte Hersh den Folterskandal um das Abu-Ghuraib-Gefängnis im Irak in die US-amerikanischen Medien.

Weitere bekannte Muckraker in den USA:

Literatur

  • Johannes Ludwig: Investigativer Journalismus, Recherchestrategien - Quellen - Informanten. UVK 2002, ISBN 978-3-89669-348-8
  • Manfred Redelfs: Recherche mit Hindernissen: Investigativer Journalismus in Deutschland und den USA. in: Wolfgang R. Langenbucher (Hrsg.): Die Kommunikationsfreiheit der Gesellschaft (2003), S. [208] - 238
  • Alan Taylor: „We, the media...“, Peter Lang, Frankfurt & New York, 2005, pp.418 ISBN 3631518528
  • Wolfgang Janisch: Investigativer Journalismus und Pressefreiheit : ein Vergleich des deutschen und amerikanischen Rechts. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1998. 167 S. (Zugl.: Dissertation Rechts- und Wirtschaftswiss. Univ. Mainz, 1997) ISBN 3-7890-5316-3
  • Klaus Stute: Investigativer Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk : dargestellt am Selbstverständnis von Moderatoren des Bayerischen Rundfunks. Diplomarbeit der Universität Eichstätt 1987. 138 Bl.

Siehe auch

Quellen

  1. Russell Baker: Goodbye to Newspapers in New York Review of Book 18. August 2007