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„Liberec“ – Versionsunterschied

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'''Liberec''' ([[deutsche Sprache|deutsch]] ''Reichenberg'', [[Romani]] ''Libercis'') ist eine Stadt in [[Tschechien]]. Mit 100.000 Einwohnern ist sie (neben [[Ústí nad Labem]] (Aussig an der Elbe)) die größte und wichtigste Stadt [[Böhmen|Nordböhmens]] und Hauptstadt des [[Okres Liberec|Bezirks]] und der [[Liberecký kraj]].

==Geografie==
Liberec liegt im Norden der Tschechischen Republik nicht weit vom Dreiländereck mit [[Polen]] und [[Deutschland]] in einem Becken, das vom [[Isergebirge]] im Nordosten und dem Kamm des [[Ještěd]] (dt. Jeschken) im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die [[Neiße]] (Nisa).

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Nach dem [[Münchener Abkommen]] besetzen deutsche Truppen in der Zeit vom 1. bis 10. Oktober 1938 die
Nach dem [[Münchener Abkommen]] besetzen deutsche Truppen in der Zeit vom 1. bis 10. Oktober 1938 die
Stadt. Sie gehört jetzt mit ihrer früheren deutsch-österreichischen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen Bezirk [[Landkreis Reichenberg|Reichenberg]]. Am 20. November 1938 wird Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen [[Stadtkreis]] erhoben und nach der [[Deutsche Gemeindeordnung|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Janaur 1935 verwaltet.
Stadt. Sie gehört jetzt mit ihrer früheren deutsch-österreichischen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen Bezirk [[Landkreis Reichenberg|Reichenberg]]. Am 20. November 1938 wird Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen [[Stadtkreis]] erhoben und nach der [[Deutsche Gemeindeordnung|Deutschen Gemeindeordnung]] vom 30. Januar 1935 verwaltet.


Am folgenden Tag wird die Stadt förmlich in das Deutsche Reich eingegliedert und tritt zum Verwaltungsbezirk der ''Sudetendeutschen Gebiete'' unter dem Reichskommissar [[Konrad Henlein]].
Am folgenden Tag wird die Stadt förmlich in das Deutsche Reich eingegliedert und tritt zum Verwaltungsbezirk der ''Sudetendeutschen Gebiete'' unter dem Reichskommissar [[Konrad Henlein]].
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Bei diesem Zustand bleibt es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Bei diesem Zustand bleibt es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.


Seit 1945 gehört die Stadt unter dem Namen Liberec zunächst wieder zur Tschoslowakei und heute zur tschechischen Republik. Die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung wird vertrieben.
Seit 1945 gehört die Stadt unter dem Namen Liberec zunächst wieder zur Tschechoslowakei und heute zur tschechischen Republik. Die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung wird vertrieben.


Während der Niederschlagung des [[Prager Frühling]]s kommen in der Stadt neun Menschen ums Leben, die sich den [[Sowjetunion|sowjetischen]] Panzern widersetzen.
Während der Niederschlagung des [[Prager Frühling]]s kommen in der Stadt neun Menschen ums Leben, die sich den [[Sowjetunion|sowjetischen]] Panzern widersetzen.
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Nach der [[Samtene Revolution|Samtenen Revolution]] von [[1989]] wird das historische Zentrum der Stadt renoviert und die Infrastruktur, insbesondere die berühmten Straßenbahngeleise, erneuert.
Nach der [[Samtene Revolution|Samtenen Revolution]] von [[1989]] wird das historische Zentrum der Stadt renoviert und die Infrastruktur, insbesondere die berühmten Straßenbahngeleise, erneuert.
Die Textilfabrik ''Textilana'' fällt allerdings den verschärften Wettbewerbsbedingungen zum Opfer und steht heute weitgehend leer. Ein wichtiger Industriezweig ist das LIAZ-Werk - Liberecký automobilný závod ([[Škoda]]-LKW).
Die Textilfabrik ''Textilana'' fällt allerdings den verschärften Wettbewerbsbedingungen zum Opfer und steht heute weitgehend leer. Ein wichtiger Industriezweig ist das LIAZ-Werk - Liberecký automobilný závod ([[Škoda]]-LKW).

==Eingemeindungen==
Nach der 1939 erfolgten Eingemeindung von 5 Orten in unmittelbarer Stadtnähe sind in den Jahren 1954 (4), 1963 (2), und 1976 (5) weitere 11 Dörfer zur Stadt Liberec hinzugekommen.

1980 erfolgte die Eingemeindung von Kunratice, [[Vratislavice nad Nisou]], Krásná Studánka, Radčice, Machnín, Bedřichovka und Karlov pod Ještědem.

1991 kamen Dlouhý Most und Jeřmanice, sowie 1992 auch Šimonovice zu Liberec, alle drei Gemeinden sind jedoch seit 1993 wieder eigenständig.

== Bekannte Persönlichkeiten ==
* [[Otfried Preußler]] (*1923, [[Kinderbuch]]autor)
* [[Uwe-Karsten Heye]] (*1940, [[Regierungssprecher]])
* [[Beate Weber]], (*1943), [[Politiker]]in

==Weblinks==

*[http://www.liberec.cz/ Offizielle Homepage der Stadt]
*[http://www.liberec.cz/default-de.htm Offizielle Homepage auf Deutsch]
*[http://www.heimatkreis.de/ Heimatkreis Reichenberg e. V.]

[[Kategorie:Ort in Tschechien]]
{{Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Okres Liberec}}

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==Eingemeindungen==
==Eingemeindungen==

Version vom 4. März 2005, 22:36 Uhr

Datei:Liberec Rathaus.jpg
Liberec, Rathaus
Liberec, Theater

Liberec (deutsch Reichenberg, Romani Libercis) ist eine Stadt in Tschechien. Mit 100.000 Einwohnern ist sie (neben Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe)) die größte und wichtigste Stadt Nordböhmens und Hauptstadt des Bezirks und der Liberecký kraj.

Geografie

Liberec liegt im Norden der Tschechischen Republik nicht weit vom Dreiländereck mit Polen und Deutschland in einem Becken, das vom Isergebirge im Nordosten und dem Kamm des Ještěd (dt. Jeschken) im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die Neiße (Nisa).

Datei:Liberec Rathaus.jpg
Liberec, Rathaus
Liberec, Theater

Liberec (deutsch Reichenberg, Romani Libercis) ist eine Stadt in Tschechien. Mit 100.000 Einwohnern ist sie (neben Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe)) die größte und wichtigste Stadt Nordböhmens und Hauptstadt des Bezirks und der Liberecký kraj.

Geografie

Liberec liegt im Norden der Tschechischen Republik nicht weit vom Dreiländereck mit Polen und Deutschland in einem Becken, das vom Isergebirge im Nordosten und dem Kamm des Ještěd (dt. Jeschken) im Südwesten begrenzt wird. Durch Liberec fließt die Neiße (Nisa).

Geschichte

Die Gegend um Reichenberg gewann im 13. Jahrhundert an Bedeutung, da der Weg vom Zentrum Böhmens zur Ostsee hier durchführte. Die älteste belegte Siedlung der Gegend ist Friedland (Frýdlant), von wo aus die Fürsten, denen unter anderem auch Reichenberg unterstand, jahrhundertelang herrschten.

Reichenberg wird im Jahr 1352 erstmals urkundlich erwähnt. Ende des 14. Jahrhunderts ist es bereits gut besiedelt.

In den Hussitenkriegen hatten die Hussiten in der Gegend um Reichenberg ihre Stützpunkte gegen die katholische Lausitzen. Deshalb fanden hier keine größeren Schlachten statt. Nach dem Ende der Kriege begann eine ruhige Zeit des Aufbaus. Mit dem Entstehen neuerer Siedlungen bildete sich bereits in etwa die heutige Besiedlungsstruktur heraus.

Im 16. Jahrhundert erleben Stadt und Umgebung eine Blütezeit. Die Familie von Redern, das neue Herrschergeschlecht auf Friedland, fördert den Aufbau der Textilerzeugung, einer guten Einnahmequelle in dieser rauen Gegend, in der außer Hanf nicht viel wächst. So wird Nordböhmen zu einem Zentrum der Leinenweberei und der Tuchmacherei.

Reichenberg entwickelt sich in dieser Zeit vom Dorf zur größeren Siedlung. 1577 wird es von Kaiser Rudolf II. zur Stadt erhoben und erhält das Stadtwappen, das zwei Türme und ein Rad (das Symbol derer von Redern) enthält.

Nach der Schlacht am Weißen Berge 1620 wird Christoph Freiherr von Redern enteignet, da er auf Seiten der protestantischen der Opposition gegen das Haus Habsburg gestanden war. Die Ländereien um Reichenberg werden Albrecht von Waldstein zugesprochen. Dieser sorgt dafür, dass seine eigenen Ländereien von den Kampfhandlungen des Dreißigjährigen Krieges zunächst weitgehend verschont bleiben. Er verhilft der Gegend zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung, die ihm Waffen und starke und wohlgenährte Söldner beschert. Für die so aufgestellten Heere bekommt er wiederum neue Ländereien.

Bei der Aufteilung von Waldsteins Besitz nach seiner Ermordung 1634 fällt die Gegend um Friedland der italienischen Familie Gallas zu. Jetzt werden Reichenberg und Umgebung von durchziehenden Armeen stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges emigrieren besonders aus dem Grenzgebiet viele Adlige ins protestantische Sachsen, da für sie in Böhmen nur die katholische Konfession zugelassen ist. Es dauert etwa 70 Jahre, bis sich die Gegend von diesen Schlägen wieder erholt hat.

In der Zeit des Frühkapitalismus entstehen aus vielen Handwerksbetrieben Manufakturen. Aus dem Landesinneren kommen tschechischsprachige Menschen auf der Suche nach Arbeit in die Industriegebiete des Nordens. Aus dieser Zeit stammen die ersten Belege des tschechischen Namens der Stadt Liberec. Er hat sich angeblich aus der deutschen Bezeichnung entwickelt.

Im 19. Jahrhundert begünstigen die vielen Flüsse in der bergigen Gegend, die nun als Engergiequelle genutzt werden können, die Entwicklung von Fabriken. Neben Textilfabriken entstehen bald auch welche, wo Maschinen für die Textilerzeugung hergestellt werden. Nicht zuletzt dank der von Johann Liebig aufgebauten Textilana entwickelt sich Reichenberg/Liberec zu einer der wichtigsten Industriestädte Österreich-Ungarns. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts ist es die zweitgrößte Stadt Böhmens und tritt auch auf kulturellem Gebiet in Konkurrenz mit Prag. So hat etwa kurz nach der Eröffnung des Nationaltheaters in Prag 1893 auch Reichenberg sein Theater. Die Unternehmer bauen sich prachtvolle Villen. Das 1603 erbaute Renaissance- Rathaus wird zu klein und so wird nach Plänen von Franz von Neumann zwischen 1888 und 1893 ein neues gebaut. Seine Ähnlichkeit mit dem Wiener Rathaus hat der Stadt den Beinamen "Wien des Nordens" eingebracht.

Der 1. Weltkrieg bereitet der "Goldenen Zeit" der Stadt ein jähes Ende. Da Liberec keine Schwerindustrie hat, hat es auch wirtschaftlich durch den Krieg keine Vorteile. Mit der Gründung der Tschechoslowakei verliert die Industrie ihre Märkte in Ungarn und Jugoslawien. Reichenberg kann sich in den zwanziger Jahren dennoch erholen.

Die Weltwirtschaftskrise 1929 führt zu politischen Konflikten. Vor allem der deutsche Teil der Bevölkerung verlangt eine Änderung und setzt dabei auch auf Nationalismus. 1934 gründet Konrad Henlein in Reichenberg/Liberec die Sudentendeutsche Heimatfront, die 1935 in Sudetendeutsche Partei umbenannt wird.

Nach dem Münchener Abkommen besetzen deutsche Truppen in der Zeit vom 1. bis 10. Oktober 1938 die Stadt. Sie gehört jetzt mit ihrer früheren deutsch-österreichischen Bezeichnung Reichenberg zunächst weiterhin zum politischen Bezirk Reichenberg. Am 20. November 1938 wird Reichenberg zu einem eigenen selbstständigen Stadtkreis erhoben und nach der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verwaltet.

Am folgenden Tag wird die Stadt förmlich in das Deutsche Reich eingegliedert und tritt zum Verwaltungsbezirk der Sudetendeutschen Gebiete unter dem Reichskommissar Konrad Henlein.

Ab 15. April 1939 gilt das Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im Reichsgau Sudetetenland (Sudetengaugesetz) . Danach tritt Reichenberg zum Reichsgau Sudetenland und wurden dem neuen Regierungsbezirk Aussig zugeteilt. Die Stadt ist Hauptstadt des Reichsgaues und erhält später die offizielle Bezeichnung „Gauhauptstadt“.

Zum 1. Mai 1939 werden die Gemeinden Alt Harzdorf, Alt Paulsdorf, Franzendorf, Johannesthal, Neu Paulsdorf, Nieder Hanichen, Ober Rosenthal, Röchlitz, Rosenthal I und Ruppersdorf aus dem Landkreis Reichenberg in die Stadt eingegliedert.

Bei diesem Zustand bleibt es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.

Seit 1945 gehört die Stadt unter dem Namen Liberec zunächst wieder zur Tschechoslowakei und heute zur tschechischen Republik. Die überwiegend deutschsprachige Bevölkerung wird vertrieben.

Während der Niederschlagung des Prager Frühlings kommen in der Stadt neun Menschen ums Leben, die sich den sowjetischen Panzern widersetzen. Eine Gedenktafel mit neun Gliedern einer Panzerkette an der Vorderfront des Rathauses erinnert heute daran.

Nach der Samtenen Revolution von 1989 wird das historische Zentrum der Stadt renoviert und die Infrastruktur, insbesondere die berühmten Straßenbahngeleise, erneuert. Die Textilfabrik Textilana fällt allerdings den verschärften Wettbewerbsbedingungen zum Opfer und steht heute weitgehend leer. Ein wichtiger Industriezweig ist das LIAZ-Werk - Liberecký automobilný závod (Škoda-LKW).

Eingemeindungen

Nach der 1939 erfolgten Eingemeindung von 5 Orten in unmittelbarer Stadtnähe sind in den Jahren 1954 (4), 1963 (2), und 1976 (5) weitere 11 Dörfer zur Stadt Liberec hinzugekommen.

1980 erfolgte die Eingemeindung von Kunratice, Vratislavice nad Nisou, Krásná Studánka, Radčice, Machnín, Bedřichovka und Karlov pod Ještědem.

1991 kamen Dlouhý Most und Jeřmanice, sowie 1992 auch Šimonovice zu Liberec, alle drei Gemeinden sind jedoch seit 1993 wieder eigenständig.

Bekannte Persönlichkeiten

Eingemeindungen

Nach der 1939 erfolgten Eingemeindung von 5 Orten in unmittelbarer Stadtnähe sind in den Jahren 1954 (4), 1963 (2), und 1976 (5) weitere 11 Dörfer zur Stadt Liberec hinzugekommen.

1980 erfolgte die Eingemeindung von Kunratice, Vratislavice nad Nisou, Krásná Studánka, Radčice, Machnín, Bedřichovka und Karlov pod Ještědem.

1991 kamen Dlouhý Most und Jeřmanice, sowie 1992 auch Šimonovice zu Liberec, alle drei Gemeinden sind jedoch seit 1993 wieder eigenständig.

Bekannte Persönlichkeiten