Erzbistum Algier und Potsdamer Abkommen: Unterschied zwischen den Seiten
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Als '''Potsdamer Abkommen''' wird das Ergebnis der '''[[Potsdamer Konferenz]]''' vom 17. Juli bis 2. August 1945 auf [[Schloss Cecilienhof]] in [[Potsdam]] nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] in [[V-E-Day|Europa]] bezeichnet. Die politische und geografische Neuordnung [[Deutschland]]s, seine Demilitarisierung, die von Deutschland zu entrichtenden Reparationen und der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern wurde auf dieser Konferenz beschlossen. |
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{{Infobox Römisch-katholisches Bistum |
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|Karte = |
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|Karte Kirchenprovinz = |
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|Staat = [[Algerien]] |
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|Diözesanbischof = [[Ghaleb Moussa Abdalla Bader]] (ernannt) |
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|Emeritierter Diözesanbischof= [[Henri Antoine Marie Teissier]] |
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|Weihbischof = |
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|Generalvikar = |
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|Fläche = 54927 |
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|Stand = 31.12.2007 / [[Annuario Pontificio|AP2008]] |
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|Dekanate = |
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|Pfarreien = 15 |
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|Einwohner = 9663000 |
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|Katholiken = 3000 |
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|Diözesanpriester = 20 |
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|Ordenspriester = 21 |
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|Ordensbrüder = 27 |
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|Ordensschwestern = 73 |
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|Ständige Diakone = 2 |
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|Kathedrale = Cathédrale du Sacré Coeur |
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|Anschrift = 13 Rue Khelifa-Boukhalfa, 16000 Alger-Gare, Algerie |
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|Website = |
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|Suffraganbistümer = [[Bistum Constantine|Constantine]]<br/>[[Bistum Oran|Oran]]</br>[[Bistum Laghouat|Laghouat]] |
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[[Bild:Potsdam conference 1945-3.jpg|thumb|[[Josef Stalin|Stalin]], [[Harry S. Truman|Truman]] und [[Winston Churchill|Churchill]] kurz vor der Eröffnung der Potsdamer Konferenz]] |
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Das in [[Algerien]] gelegene '''Erzbistum Algier''' (lat. ''Archidioecesis Algeriensis'') wurde am 10. August 1838 als [[Bistum]] begründet und bereits am 25. Juli 1866 zum [[Erzbistum]] erhoben: Seine [[Suffraganbistum|Suffraganbistümer]] sind die [[Diözese]]n [[Bistum Constantine|Constantine]], [[Bistum Laghouat|Laghouat]] und [[Bistum Oran|Oran]]. |
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Teilnehmer dieser Konferenz waren die höchsten Vertreter der drei Siegermächte, die [[Sowjetunion]], die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] und das [[Vereinigtes Königreich|Vereinigte Königreich]] und deren Außenminister. Anfangs waren dies [[Josef Stalin]] (Sowjetunion), [[Harry S. Truman]] (Vereinigte Staaten) und [[Winston Churchill]] (Vereinigtes Königreich). Nach der verlorenen [[House of Commons (Großbritannien)|Unterhaus]]<nowiki>wahl</nowiki> kam der neue Premierminister [[Clement Attlee]] in die Konferenz. |
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[[Frankreich]] war an dieser Konferenz nicht beteiligt, stimmte aber am 4. August 1945 unter Vorbehalten zu. Am 1. Oktober 1945 erklärte der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungsarmee General Pierre Koenig vor dem [[Alliierter Kontrollrat|Alliierten Kontrollrat]] in Berlin, ''„dass die Schaffung deutscher Zentralverwaltungen die ausdrücklichen Vorbehalte meinerseits hervorrufen würde.“'' Dieses Vorhaben der übrigen Alliierten konnte daher nicht verwirklicht werden. Der Wert dieses „Abkommens“ besteht darin, dass hierdurch die Gesamtverantwortung aller vier Alliierten für [[Gesamtdeutschland]] festgestellt wurde. |
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Der Weggang der [[Frankreich|französischen]] Besatzung führte in der [[Erzdiözese]] zu einer tiefgreifenden Umstrukturierung, so wie in den anderen [[Diözese]]n [[Algerien]]s auch. Nicht ohne Interesse ist, dass die meisten [[Bischof|Bischöfe]] stets [[Diözesanpriester]] waren. |
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== Abschlussprotokoll == |
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'''Bischöfe''' |
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[[Bild:Potsdam conference 1945-1.jpg|thumb|[[Chirchill]], [[Harry S. Truman]], |[[Josef Stalin]]]] |
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# [[Antoine Marie Dupuch]] (1838 – 1845) |
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# [[Louis Antoine Augustin Pavy]] (1846 – 16. November 1866) |
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'''Erzbischöfe''' |
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# [[Charles Martial Allemand Lavigerie]] (1867 – 1892) |
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# [[Prosper Auguste Dusserre]] (1892 – 1897) |
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# [[Fédéric Henri Oury]] (1898 – 1909) |
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# [[Barthélemy Clément Combes]] (1908 – 1916) |
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# [[Auguste-Fernand Leynaud]] (1916 – 1953) |
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# [[Léon-Etienne Duval]] (1954 – 1988) |
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# [[Henri Antoine Marie Teissier]] (1988 – 2008) |
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# [[Ghaleb Moussa Abdalla Bader]] (seit 2008) (ernannt) |
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Das Abschlussprotokoll der Konferenz wurde in der Kurzfassung unter dem Titel ''Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin'' veröffentlicht. Bei diesem Abkommen handelt es sich bis zu seiner [[Ratifikation]] nicht um einen völkerrechtlichen Vertrag im strengen Sinne, sondern nur um eine gemeinsame Willens- beziehungsweise Absichtserklärung. Das von den Verhandlungspartnern unterzeichnetes Protokoll, enthält folgende Punkte der Konferenz: u. a.: |
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== Verwandte Themen == |
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* [[Liste der katholischen Bistümer]] |
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* Ablauf der Konferenz |
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* Errichtung eines „Rates der Außenminister“ |
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* Grundsätze für die [[Deutschland 1945 bis 1949|Besetzung Deutschlands]] |
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* Bestimmungen über die [[Reparationen]] |
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* Betrachtung Deutschlands als wirtschaftliche Einheit |
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* Verfügung über die deutsche [[Kriegsmarine|Kriegs-]] und [[Handelsmarine]] |
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* Behandlung von [[Kriegsverbrecher]]n |
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* Regelungen über territoriale Fragen bzgl. den [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|deutschen Ostgebieten]] (bis zur endgültigen Friedensregelung unter einstweiliger polnischer [[Verwaltungshoheit|Verwaltung]]), [[Österreich]] und [[Polen]] |
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* Abschluss von Friedensverträgen |
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* territoriale Treuhänderschaft |
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* ordnungsgemäße Umsiedlung verbliebener deutscher Bevölkerungsteile aus Polen bzw. den polnisch verwalteten Gebieten Deutschlands, der [[Tschechoslowakei]] und [[Ungarn]] |
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* alliierter Aufruf zur [[Bedingungslose Kapitulation|bedingungslosen Kapitulation]] an das [[Japanisches Kaiserreich|Kaiserreich Japan]] |
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== Folgen == |
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[[Bild:Potsdam conference 1945-2.jpg|thumb|[[Josef Stalin]] und [[Harry S. Truman]] bei der Konferenz. Dahinter: [[Wladimir Pawlow]] (hinten Mitte) und [[Andrej Gromyko]] (hinten rechts)]] |
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=== Grundsätze für die Besetzung und Reparationen === |
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Die Ergebnisse der Potsdamer Konferenz über die Grundsätze für die Besetzung des [[Deutsches Reich|Deutschen Reiches]] und die Bestimmungen über die Reparationen, wodurch vordergründig die Ziele der [[Alliierte]]n manifestiert werden sollten, lassen sich auch als die „4 ''D''“ (mit „Demontage“ wird zum Teil auch von „5 D“ gesprochen) zusammenfassen: |
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* '''D'''enazifizierung (auch: Entnazifizierung) |
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:Die [[Entnazifizierung]] war eine Initiative der Alliierten nach ihrem Sieg über das [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|nationalsozialistische Deutschland]] ab Mitte 1945. Bekräftigt durch das Potsdamer Abkommen sollte eine „Säuberung“ der deutschen und österreichischen Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie, Jurisdiktion und Politik von allen Einflüssen des [[Nationalsozialismus]] erfolgen. |
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:Für Deutschland verabschiedete der Alliierte Kontrollrat in Berlin ab Januar 1946 eine Vielzahl an Entnazifizierungsdirektiven, mittels derer man bestimmte Personengruppen definierte und anschließend einer gerichtlichen Untersuchung zuführte. |
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* '''D'''emilitarisierung (auch: Entmilitarisierung) |
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:Unter [[Demilitarisierung]] bzw. Entmilitarisierung versteht man den Abbau der Armee, Beseitigung des Waffenarsenals in Verbindung mit der vollständigen Demontage (''siehe unten'') der [[Rüstungsindustrie]] im [[Nachkriegsdeutschland|besetzten Deutschland]], damit von dort keine Gefahr eines militärischen Angriffs mehr ausgehen kann. |
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:So war im Potsdamer Abkommen eine Demilitarisierung Deutschlands vorgesehen. Wegen des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] kam es aber zur Wiederbewaffnung der [[Westdeutschland|Bundesrepublik Deutschland]] und der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]. |
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* '''D'''emokratisierung |
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:Die endgültige Umgestaltung des deutschen politischen Lebens auf [[Demokratie|demokratischer Grundlage]] sollte vorbereitet, in ganz Deutschland sollten alle demokratischen Parteien erlaubt und gefördert werden. |
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:Unter Berücksichtigung militärischer Sicherheit wurde die Freiheit der Rede, der Presse und der Religion gewährt. |
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:Das Erziehungswesen in Deutschland sollte so überwacht werden, dass eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht werde. |
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* '''D'''ezentralisierung |
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:[[Dezentralisierung]] (als [[Englische Sprache|engl.]] ''dismemberment'', „Zerstückelung“) bedeutet die Übertragung von Aufgaben, Zuständigkeiten, Ressourcen und politischen Entscheidungsbefugnissen an mittlere (z. B. Provinzen, Distrikte, Regionen) und untere Ebenen (Städte, Gemeinden, Dörfer) und auf wirtschaftlicher Ebene die Dekonzentration der deutschen Wirtschaftskraft. |
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:''Siehe auch: [[Politische Ebene]], [[Politisches System Deutschlands]]'' |
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* '''D'''emontage |
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:Unter dem historischen Begriff „[[Demontage]]“ versteht man in Deutschland den Abbau von [[Industrie]]anlagen, insbesondere der [[Metallindustrie|Metall-]] und [[Schwerindustrie]]. So kam es nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland zu Demontagen. Gründe dafür waren, dass die [[Siegermächte]], insbesondere die Sowjetunion, Wiedergutmachung für erlittene Schäden anstrebten und Deutschland durch die Zerschlagung seiner industriellen Basis schwächen und einen erneuten Aggressionskrieg unmöglich machen wollten. In den Westzonen wurde wegen der [[Truman-Doktrin]] die Politik der Demontagen bald beendet. |
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:''Siehe auch: [[Konversion (Bauwesen)|Konversion]] (Umnutzung von Militäranlagen)'' |
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=== Territorale Entscheidungen === |
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[[Image:Besatzungszonen2.jpg|thumb|Das Resultat: Grenzverlauf in Ostpreußen und im Stettiner Haff zeigt noch Unsicherheit]] |
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==== Oblast Kaliningrad ==== |
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Das heute zu [[Nordwestrussland]] gehörende [[Oblast Kaliningrad|Gebiet Kaliningrad]] verdankt seine Entstehung ebenfalls dem Potsdamer Abkommen. Im Artikel VI über die Stadt [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] und das anliegende Gebiet heißt es dort, dass die „[…] Westgrenze der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, [die] an die Ostsee grenzt, von einem Punkt an der östlichen Küste der [[Danziger Bucht]] in östlicher Richtung nördlich von Braunsberg-Goldap und von da zu dem Schnittpunkt der Grenzen Litauens, der Polnischen Republik und Ostpreußens verlaufen soll.“<ref name="Daten3">''Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin'' („Potsdamer Abkommen“) vom 2. August 1945</ref> Anders als bei der territorialen Umverteilung Zugunsten Polens sagen die Westalliierten der Sowjetunion bei einer künftigen Friedenskonferenz ihre politische und diplomatische Unterstützung zu: „Der Präsident der USA und der britische Premierminister haben erklärt, dass sie den Vorschlag der Konferenz bei der bevorstehenden Friedensregelung unterstützen werden.“<ref name="Daten3">''Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin'' („Potsdamer Abkommen“) vom 2. August 1945</ref> |
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==== Oder-Neiße-Grenze ==== |
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===== Lausitzer Neiße oder Glatzer Neiße ===== |
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Konfrontiert mit vollendeten Tatsachen, akzeptierten auch die beiden westlichen alliierten Siegermächte die polnische Verwaltung dieser Gebiete für die Zeit bis zu einer [[friedensvertrag]]lichen Regelung. Strittig war zunächst auch noch, ob die Grenzziehung entlang der [[Lausitzer Neiße]] oder [[Glatzer Neiße]] erfolgen sollte. Es wird kolportiert, dass den amerikanischen und englischen Verhandlungsdelegationen die Existenz der [[Lausitzer Neiße]] anfangs nicht bewusst gewesen sei. Von diesen wurde kurzzeitig statt der [[Oder-Neiße-Linie]] noch die 50 Kilometer weiter östliche Oder-[[Bober]]-Linie (besser: Oder-Bober-[[Queis (Fluss)|Queis]]-Linie) als deutsche Ostgrenze ins Spiel gebracht, die Sowjetunion verweigerte aber die Zustimmung dazu. Eine solche Regelung hätte immerhin die östliche [[Lausitz]] komplett bei Deutschland belassen und die Teilung von Städten wie [[Görlitz]] und [[Guben]] vermieden. Letztlich einigte man sich auf die Lausitzer Neiße. Im Schlussdokument heißt es: „Die Häupter der drei Regierungen stimmen darin überein, dass bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze Polens, die früher deutschen Gebiete östlich der Linie, die von der Ostsee unmittelbar westlich von [[Swinemünde]] und von dort die Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche Neiße entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze verläuft, einschließlich des Teiles Ostpreußens, der nicht unter die Verwaltung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken in Übereinstimmung mit den auf dieser Konferenz erzielten Vereinbarungen gestellt wird und einschließlich des Gebietes der früheren [[Freie Stadt Danzig|Freien Stadt Danzig]], unter die Verwaltung des polnischen Staates kommen und in dieser Hinsicht nicht als Teil der [[Sowjetische Besatzungszone|sowjetischen Besatzungszone]] in Deutschland betrachtet werden sollen.“<ref name="Daten3">''Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin'' („Potsdamer Abkommen“) vom 2. August 1945</ref> |
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===== Stettin ===== |
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Nachdem die Potsdamer Konferenz den Grenzverlauf über die Lausitzer Neiße zugestimmt hatte, sollte zumindest die Oder als Grenzfluss genommen werden. Hingegen dieser Abmachung hatte die Sowjetunion bereits am 5. Juli 1945 die westlich der Oder liegende Stadt [[Stettin]] und die darin noch lebenden ca. 84.000 Deutsche, der polnischen Verwaltung unterstellt. Das bedeutet, das Potsdamer Abkommen wurde hier nicht gebrochen, sondern zum Zeitpunkt der Unterzeichnung waren bereits Realitäten geschaffen, die von den Verantwortlichen als irreversibel betrachtet wurden. Dies lässt den gesamten Wert des Abkommens bezüglich der Grenzgestaltung fraglich erscheinen. |
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=== Vertreibungen === |
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[[Image:Vertreibungsgebiet.jpg|thumb|Überlegungen zur Gebietsabgabe mit den resultierenden Folgen; Stettin noch nicht zu Polen]] |
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Das Potsdamer Abkommen legalisiert die [[Vertreibung#Flucht und Vertreibung von Deutschen 1944 bis 1948|Vertreibung]] von ca. 12 Millionen [[Deutsche]]n aus ihrer angestammten [[Heimatvertriebener|Heimat]]. Dies geschah vor allem um Forderungen aus Osteuropa zu begleichen. Bereits ab Sommer 1941 forderten die polnische und tschechoslowakische Exilregierung in London Grenzkorrekturen nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland. Dies sollte ausdrücklich die Entfernung der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten wie auch aus dem restlichen Staatsgebiet einschließen. Der bekannte XIII. Artikel spricht in diesem Zusammenhang allerdings nur von „Überführung“ von zurückgebliebenen Deutschen aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn. |
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Tatsächlich umfassten die Vertreibungsgebiete: |
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* durch Polen das das südliche [[Ostpreußen]], [[Danzig-Westpreußen]], [[Pommern (Land)|Pommern]], [[Neumark Brandenburg]] und [[Schlesien]] sowie Gebiete, die seit 1919 dem [[Weimarer Republik|Deutschen Reich]] abgesprochen wurden, in denen aber nach wie vor viele Deutsche lebten (beispielsweise [[Westpreußen]] und das östliche Oberschlesien) |
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* durch die Tschechoslowakei das [[Sudetenland]] sowie [[Prag]] und die deutschen Sprachinseln in Zentral-[[Böhmen]] und -[[Mähren]] |
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* durch die Sowjetunion das nördliche Ostpreußen sowie Streusiedlungen der Sowjetunion von [[Deutschstämmige|deutschstämmigen]] Staatsangehörigen, z. B. [[Wolgadeutsche Republik]] |
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* durch [[Litauen]] das lange umstrittene [[Memelland]] |
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* durch die [[Baltikum|baltischen Staaten]] die deutschen Streusiedlungen |
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* Ungarn, [[Rumänien]], [[Jugoslawien]], das heißt vor allem [[Kroatien]], [[Serbien]], [[Slowenien]] und deutsche Streusiedlungen in Südosteuropa |
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Diese Überführung soll „in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen“. Gleichzeitig werden die tschechoslowakische und polnische provisorische Regierung sowie der Alliierte Kontrollrat in Ungarn ersucht, weitere Ausweisungen einzustellen, bis die Westalliierten die Aufnahmekapazität im Westen festgestellt hätten. |
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Tatsächlich erreichte die Vertreibungswelle zu dieser Zeit noch nicht ihren traurigen Höhepunkt. Realistische Schätzungen zufolge gehen von etwa 600.000 Todesopfern aus.<ref>[http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/massenflucht [[Deutsches Historisches Museum]]: ''Massenflucht 1944/45]''</ref> Wobei etwa 240.000 Frauen Opfer von [[Vergewaltigung|sexuellen Übergriffen]] wurden. <ref>H. Sander / B. Johr, ''Befreier und Befreite'', Fischer 2005, Frankfurt, ISBN 3-596-16305-6.</ref> Das gesamte private [[Eigentum]] der Ost- und Sudetendeutschen wurde entschädigungslos konfisziert, auch das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum in diesen Gebieten wurde enteignet. Ende der 1950er Jahre kann als mittelbare Folge dieser Vertreibung noch etwa vier Millionen deutsche oder deutschstämmige [[Aussiedler]] hinzugerechnet werden. |
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== Kritik == |
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[[Bild:Potsdam conference 1945-7.jpg|thumb|Nach Ausscheiden von Churchill]] |
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Die Legitimierung der zu dieser Zeit andauernden Vertreibungen der deutschen Zivilbevölkerung aus den [[Ostgebiete des Deutschen Reiches|Ostgebieten]] wurde später scharf kritisiert. [[Rudolf Augstein]] schrieb über die Potsdamer Konferenz: ''„Das Besondere an der Potsdamer Konferenz lag darin, daß hier ein Kriegsverbrechergericht von Siegern beschlossen wurde, die nach den Maßstäben des späteren [[Nürnberger Prozesse]]s allesamt hätten hängen müssen. Stalin zumindest für [[Massaker von Katyn|Katyn]], wenn nicht überhaupt. Truman für die völlig überflüssige Bombardierung von [[Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Nagasaki]], wenn nicht schon für [[Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki|Hiroshima]], und Churchill zumindest als [[Luftangriffe auf Dresden|Oberbomber von Dresden]], zu einem Zeitpunkt, als Deutschland schon erledigt war. Alle drei hatten [[Vertreibung#Flucht und Vertreibung von Deutschen 1944 bis 1948|Bevölkerungsumsiedlungen]] verrückten Ausmaßes beschlossen, alle drei wußten, wie verbrecherisch diese vor sich gingen.“''<ref>[[Der Spiegel|Der SPIEGEL]] 2/85, S. 30.</ref> |
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Die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und das alliierte Kontrollverfahren wurden bestätigt und konkretisiert. US-Außenminister Byrnes schlug dies ([[Teilung Deutschlands]]) seinem US-Kollegen an einem Montagnachmittag des 31. Juli 1945 vor, dieser akzeptierte den Vorschlag. Bei der territorialen Gestaltung der Besatzungszonen hielt man sich an Vorschläge der ''European Advisory Commission'' (EAC), allerdings versprach man Frankreich eine eigene Zone, die aus Teilen der britischen und der amerikanischen Zone gebildet wurde. |
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Äußerst folgenreich war der Beschluss auf der Potsdamer Konferenz, Deutschland als Reparationsgebiet zu teilen, das heißt jeder Besatzungsmacht frei zu stellen, in ihrer jeweiligen Zone ihre eigenen Interessen an Reparationszahlungen durchzusetzen. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Westmächte, die eine moderate Reparationspolitik verfolgten, sich mit Stalin, der eine sehr harte Linie vertrat, in Reparationsfragen nicht einigen konnten.<br /> |
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Die Kompromissformel wurde schließlich aufgesetzt, um die Konferenz, die bis dahin keine wesentlichen Ergebnisse erbracht hatte, nicht völlig scheitern zu lassen. |
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Zu dieser Entscheidung schrieb der Historiker [[Hermann Graml]]: ''„Zwar durften sich Amerikaner und Briten sagen, daß sie mit der Teilung des Reparationsgebiets die Basis für eine rationale Reparationspolitik in den [[Westzone|westlichen Besatzungszonen]] geschaffen hatten, doch konnten sie sich nicht verhehlen, daß die wirtschaftliche Befreiung der Westzonen – darum handelte es sich im Prinzip – zu Lasten der Bewohner der sowjetischen Zone ging, die nun nahezu allein die sowjetischen Reparationsansprüche zu befriedigen hatten und so nach menschlicher Voraussicht einer weitaus brutaleren Ausplünderungs- und Ausbeutungspolitik überantwortet wurden, als sie sonst gewärtigen mußten.“''<ref>Hermann Graml, ''Die Alliierten und die Teilung Deutschlands'', 1985, S. 99 ff.</ref> |
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In der Folge (auch aufgrund der französischen [[Obstruktion]] im Alliierten Kontrollrat) zerbrach die deutsche Wirtschaftseinheit; bald darauf – im Zuge des beginnenden Kalten Krieges – auch die politische. |
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In Bezug auf den [[Pazifikkrieg]] legte die [[Potsdamer Erklärung]] vom [[26. Juli]] [[1945]] die offiziellen amerikanisch-britisch-chinesischen Bedingungen für die [[Kapitulation Japans]] fest. Die ''Potsdamer Erklärung'' wurde von Präsident Harry S. Truman und Premierminister Winston Churchill im Rahmen der Potsdamer Konferenz formuliert, von [[Generalissimo]] [[Chiang Kai-shek]] telegrafisch mitunterzeichnet. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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== Siehe auch == |
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* [[Nachkriegszeit]] |
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== Literatur == |
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* Wilfried Fiedler: ''[http://www.jura.uni-saarland.de/projekte/Bibliothek/text.php?id=74 Die völkerrechtlichen Präzedenzwirkungen des Potsdamer Abkommens für die Entwicklung des allgemeinen Völkerrechts.]'' Erstveröffentlichung: Timmermann, Heiner (Hrsg.): Potsdam 1945. „Konzept, Taktik, Irrtum?“ Duncker & Humblot, Berlin 1997. ISBN 3-428-08876-X |
|||
* ''Potsdam Papers. Foreign Relations of the United States – Diplomatic Papers – The Conference of Berlin (The Potsdam Conference) 1945''. Two Volumes. Washington 1960 |
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* ''Potsdamer Abkommen und andere Dokumente'', herausgegeben vom Kongreß-Verlag GmbH, Berlin W 8, Thälmannplatz 8/9, 1950 |
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* Helmut Kistlers: ''Die Bundesrepublik Deutschland. Vorgeschichte und Geschichte 1945–1983'', S. 19 |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{wikisource|Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin#XIII. Ordnungsmäßige Überführung deutscher Bevölkerungsteile|Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin: XIII. Ordnungsmäßige Überführung deutscher Bevölkerungsteile}} |
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* [http://www.ada.asso.dz/index.htm Homepage des Erzbistums Algier] |
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* [http://www.documentarchiv.de/in/1945/potsdamer-abkommen.html Wortlaut des Potsdamer Abkommens bei www.documentarchiv.de] |
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* [http://www.fragmentsdumonde.org/2001/groupes2001/Alger112/IMAGES/Photos/Ketch_.jpg Bild der Kathedrale in Algier] |
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* [http://www.potsdamer-konferenz.de/dokumente/protokoll_de.php Potsdamer Abkommen] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Geschichte Potsdams]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Deutsche Teilung]] |
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[[Kategorie:Politik (Zweiter Weltkrieg)]] |
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[[Kategorie:Völkerrecht]] |
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[[cs:Postupimská dohoda]] |
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[[en:Roman Catholic Archdiocese of Alger]] |
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[[da:Potsdam-konferencen]] |
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[[fr:Archidiocèse d'Alger]] |
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[[ |
[[en:Potsdam Agreement]] |
||
[[ja:ポツダム協定]] |
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[[nl:Aartsbisdom Algiers]] |
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[[ro:Acordul de la Potsdam]] |
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[[sv:Potsdamöverenskommelsen]] |
Version vom 25. Mai 2008, 23:48 Uhr
Als Potsdamer Abkommen wird das Ergebnis der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August 1945 auf Schloss Cecilienhof in Potsdam nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa bezeichnet. Die politische und geografische Neuordnung Deutschlands, seine Demilitarisierung, die von Deutschland zu entrichtenden Reparationen und der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern wurde auf dieser Konferenz beschlossen.

Teilnehmer dieser Konferenz waren die höchsten Vertreter der drei Siegermächte, die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich und deren Außenminister. Anfangs waren dies Josef Stalin (Sowjetunion), Harry S. Truman (Vereinigte Staaten) und Winston Churchill (Vereinigtes Königreich). Nach der verlorenen Unterhauswahl kam der neue Premierminister Clement Attlee in die Konferenz.
Frankreich war an dieser Konferenz nicht beteiligt, stimmte aber am 4. August 1945 unter Vorbehalten zu. Am 1. Oktober 1945 erklärte der Oberbefehlshaber der französischen Besatzungsarmee General Pierre Koenig vor dem Alliierten Kontrollrat in Berlin, „dass die Schaffung deutscher Zentralverwaltungen die ausdrücklichen Vorbehalte meinerseits hervorrufen würde.“ Dieses Vorhaben der übrigen Alliierten konnte daher nicht verwirklicht werden. Der Wert dieses „Abkommens“ besteht darin, dass hierdurch die Gesamtverantwortung aller vier Alliierten für Gesamtdeutschland festgestellt wurde.
Abschlussprotokoll

Das Abschlussprotokoll der Konferenz wurde in der Kurzfassung unter dem Titel Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin veröffentlicht. Bei diesem Abkommen handelt es sich bis zu seiner Ratifikation nicht um einen völkerrechtlichen Vertrag im strengen Sinne, sondern nur um eine gemeinsame Willens- beziehungsweise Absichtserklärung. Das von den Verhandlungspartnern unterzeichnetes Protokoll, enthält folgende Punkte der Konferenz: u. a.:
- Ablauf der Konferenz
- Errichtung eines „Rates der Außenminister“
- Grundsätze für die Besetzung Deutschlands
- Bestimmungen über die Reparationen
- Betrachtung Deutschlands als wirtschaftliche Einheit
- Verfügung über die deutsche Kriegs- und Handelsmarine
- Behandlung von Kriegsverbrechern
- Regelungen über territoriale Fragen bzgl. den deutschen Ostgebieten (bis zur endgültigen Friedensregelung unter einstweiliger polnischer Verwaltung), Österreich und Polen
- Abschluss von Friedensverträgen
- territoriale Treuhänderschaft
- ordnungsgemäße Umsiedlung verbliebener deutscher Bevölkerungsteile aus Polen bzw. den polnisch verwalteten Gebieten Deutschlands, der Tschechoslowakei und Ungarn
- alliierter Aufruf zur bedingungslosen Kapitulation an das Kaiserreich Japan
Folgen

Grundsätze für die Besetzung und Reparationen
Die Ergebnisse der Potsdamer Konferenz über die Grundsätze für die Besetzung des Deutschen Reiches und die Bestimmungen über die Reparationen, wodurch vordergründig die Ziele der Alliierten manifestiert werden sollten, lassen sich auch als die „4 D“ (mit „Demontage“ wird zum Teil auch von „5 D“ gesprochen) zusammenfassen:
- Denazifizierung (auch: Entnazifizierung)
- Die Entnazifizierung war eine Initiative der Alliierten nach ihrem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland ab Mitte 1945. Bekräftigt durch das Potsdamer Abkommen sollte eine „Säuberung“ der deutschen und österreichischen Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie, Jurisdiktion und Politik von allen Einflüssen des Nationalsozialismus erfolgen.
- Für Deutschland verabschiedete der Alliierte Kontrollrat in Berlin ab Januar 1946 eine Vielzahl an Entnazifizierungsdirektiven, mittels derer man bestimmte Personengruppen definierte und anschließend einer gerichtlichen Untersuchung zuführte.
- Demilitarisierung (auch: Entmilitarisierung)
- Unter Demilitarisierung bzw. Entmilitarisierung versteht man den Abbau der Armee, Beseitigung des Waffenarsenals in Verbindung mit der vollständigen Demontage (siehe unten) der Rüstungsindustrie im besetzten Deutschland, damit von dort keine Gefahr eines militärischen Angriffs mehr ausgehen kann.
- So war im Potsdamer Abkommen eine Demilitarisierung Deutschlands vorgesehen. Wegen des Kalten Krieges kam es aber zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.
- Demokratisierung
- Die endgültige Umgestaltung des deutschen politischen Lebens auf demokratischer Grundlage sollte vorbereitet, in ganz Deutschland sollten alle demokratischen Parteien erlaubt und gefördert werden.
- Unter Berücksichtigung militärischer Sicherheit wurde die Freiheit der Rede, der Presse und der Religion gewährt.
- Das Erziehungswesen in Deutschland sollte so überwacht werden, dass eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht werde.
- Dezentralisierung
- Dezentralisierung (als engl. dismemberment, „Zerstückelung“) bedeutet die Übertragung von Aufgaben, Zuständigkeiten, Ressourcen und politischen Entscheidungsbefugnissen an mittlere (z. B. Provinzen, Distrikte, Regionen) und untere Ebenen (Städte, Gemeinden, Dörfer) und auf wirtschaftlicher Ebene die Dekonzentration der deutschen Wirtschaftskraft.
- Siehe auch: Politische Ebene, Politisches System Deutschlands
- Demontage
- Unter dem historischen Begriff „Demontage“ versteht man in Deutschland den Abbau von Industrieanlagen, insbesondere der Metall- und Schwerindustrie. So kam es nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland zu Demontagen. Gründe dafür waren, dass die Siegermächte, insbesondere die Sowjetunion, Wiedergutmachung für erlittene Schäden anstrebten und Deutschland durch die Zerschlagung seiner industriellen Basis schwächen und einen erneuten Aggressionskrieg unmöglich machen wollten. In den Westzonen wurde wegen der Truman-Doktrin die Politik der Demontagen bald beendet.
- Siehe auch: Konversion (Umnutzung von Militäranlagen)
Territorale Entscheidungen
Oblast Kaliningrad
Das heute zu Nordwestrussland gehörende Gebiet Kaliningrad verdankt seine Entstehung ebenfalls dem Potsdamer Abkommen. Im Artikel VI über die Stadt Königsberg und das anliegende Gebiet heißt es dort, dass die „[…] Westgrenze der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, [die] an die Ostsee grenzt, von einem Punkt an der östlichen Küste der Danziger Bucht in östlicher Richtung nördlich von Braunsberg-Goldap und von da zu dem Schnittpunkt der Grenzen Litauens, der Polnischen Republik und Ostpreußens verlaufen soll.“[1] Anders als bei der territorialen Umverteilung Zugunsten Polens sagen die Westalliierten der Sowjetunion bei einer künftigen Friedenskonferenz ihre politische und diplomatische Unterstützung zu: „Der Präsident der USA und der britische Premierminister haben erklärt, dass sie den Vorschlag der Konferenz bei der bevorstehenden Friedensregelung unterstützen werden.“[1]
Oder-Neiße-Grenze
Lausitzer Neiße oder Glatzer Neiße
Konfrontiert mit vollendeten Tatsachen, akzeptierten auch die beiden westlichen alliierten Siegermächte die polnische Verwaltung dieser Gebiete für die Zeit bis zu einer friedensvertraglichen Regelung. Strittig war zunächst auch noch, ob die Grenzziehung entlang der Lausitzer Neiße oder Glatzer Neiße erfolgen sollte. Es wird kolportiert, dass den amerikanischen und englischen Verhandlungsdelegationen die Existenz der Lausitzer Neiße anfangs nicht bewusst gewesen sei. Von diesen wurde kurzzeitig statt der Oder-Neiße-Linie noch die 50 Kilometer weiter östliche Oder-Bober-Linie (besser: Oder-Bober-Queis-Linie) als deutsche Ostgrenze ins Spiel gebracht, die Sowjetunion verweigerte aber die Zustimmung dazu. Eine solche Regelung hätte immerhin die östliche Lausitz komplett bei Deutschland belassen und die Teilung von Städten wie Görlitz und Guben vermieden. Letztlich einigte man sich auf die Lausitzer Neiße. Im Schlussdokument heißt es: „Die Häupter der drei Regierungen stimmen darin überein, dass bis zur endgültigen Festlegung der Westgrenze Polens, die früher deutschen Gebiete östlich der Linie, die von der Ostsee unmittelbar westlich von Swinemünde und von dort die Oder entlang bis zur Einmündung der westlichen Neiße und die westliche Neiße entlang bis zur tschechoslowakischen Grenze verläuft, einschließlich des Teiles Ostpreußens, der nicht unter die Verwaltung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken in Übereinstimmung mit den auf dieser Konferenz erzielten Vereinbarungen gestellt wird und einschließlich des Gebietes der früheren Freien Stadt Danzig, unter die Verwaltung des polnischen Staates kommen und in dieser Hinsicht nicht als Teil der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland betrachtet werden sollen.“[1]
Stettin
Nachdem die Potsdamer Konferenz den Grenzverlauf über die Lausitzer Neiße zugestimmt hatte, sollte zumindest die Oder als Grenzfluss genommen werden. Hingegen dieser Abmachung hatte die Sowjetunion bereits am 5. Juli 1945 die westlich der Oder liegende Stadt Stettin und die darin noch lebenden ca. 84.000 Deutsche, der polnischen Verwaltung unterstellt. Das bedeutet, das Potsdamer Abkommen wurde hier nicht gebrochen, sondern zum Zeitpunkt der Unterzeichnung waren bereits Realitäten geschaffen, die von den Verantwortlichen als irreversibel betrachtet wurden. Dies lässt den gesamten Wert des Abkommens bezüglich der Grenzgestaltung fraglich erscheinen.
Vertreibungen

Das Potsdamer Abkommen legalisiert die Vertreibung von ca. 12 Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat. Dies geschah vor allem um Forderungen aus Osteuropa zu begleichen. Bereits ab Sommer 1941 forderten die polnische und tschechoslowakische Exilregierung in London Grenzkorrekturen nach dem Sieg über das nationalsozialistische Deutschland. Dies sollte ausdrücklich die Entfernung der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten wie auch aus dem restlichen Staatsgebiet einschließen. Der bekannte XIII. Artikel spricht in diesem Zusammenhang allerdings nur von „Überführung“ von zurückgebliebenen Deutschen aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn.
Tatsächlich umfassten die Vertreibungsgebiete:
- durch Polen das das südliche Ostpreußen, Danzig-Westpreußen, Pommern, Neumark Brandenburg und Schlesien sowie Gebiete, die seit 1919 dem Deutschen Reich abgesprochen wurden, in denen aber nach wie vor viele Deutsche lebten (beispielsweise Westpreußen und das östliche Oberschlesien)
- durch die Tschechoslowakei das Sudetenland sowie Prag und die deutschen Sprachinseln in Zentral-Böhmen und -Mähren
- durch die Sowjetunion das nördliche Ostpreußen sowie Streusiedlungen der Sowjetunion von deutschstämmigen Staatsangehörigen, z. B. Wolgadeutsche Republik
- durch Litauen das lange umstrittene Memelland
- durch die baltischen Staaten die deutschen Streusiedlungen
- Ungarn, Rumänien, Jugoslawien, das heißt vor allem Kroatien, Serbien, Slowenien und deutsche Streusiedlungen in Südosteuropa
Diese Überführung soll „in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen“. Gleichzeitig werden die tschechoslowakische und polnische provisorische Regierung sowie der Alliierte Kontrollrat in Ungarn ersucht, weitere Ausweisungen einzustellen, bis die Westalliierten die Aufnahmekapazität im Westen festgestellt hätten.
Tatsächlich erreichte die Vertreibungswelle zu dieser Zeit noch nicht ihren traurigen Höhepunkt. Realistische Schätzungen zufolge gehen von etwa 600.000 Todesopfern aus.[2] Wobei etwa 240.000 Frauen Opfer von sexuellen Übergriffen wurden. [3] Das gesamte private Eigentum der Ost- und Sudetendeutschen wurde entschädigungslos konfisziert, auch das öffentliche und kirchliche deutsche Eigentum in diesen Gebieten wurde enteignet. Ende der 1950er Jahre kann als mittelbare Folge dieser Vertreibung noch etwa vier Millionen deutsche oder deutschstämmige Aussiedler hinzugerechnet werden.
Kritik

Die Legitimierung der zu dieser Zeit andauernden Vertreibungen der deutschen Zivilbevölkerung aus den Ostgebieten wurde später scharf kritisiert. Rudolf Augstein schrieb über die Potsdamer Konferenz: „Das Besondere an der Potsdamer Konferenz lag darin, daß hier ein Kriegsverbrechergericht von Siegern beschlossen wurde, die nach den Maßstäben des späteren Nürnberger Prozesses allesamt hätten hängen müssen. Stalin zumindest für Katyn, wenn nicht überhaupt. Truman für die völlig überflüssige Bombardierung von Nagasaki, wenn nicht schon für Hiroshima, und Churchill zumindest als Oberbomber von Dresden, zu einem Zeitpunkt, als Deutschland schon erledigt war. Alle drei hatten Bevölkerungsumsiedlungen verrückten Ausmaßes beschlossen, alle drei wußten, wie verbrecherisch diese vor sich gingen.“[4]
Die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und das alliierte Kontrollverfahren wurden bestätigt und konkretisiert. US-Außenminister Byrnes schlug dies (Teilung Deutschlands) seinem US-Kollegen an einem Montagnachmittag des 31. Juli 1945 vor, dieser akzeptierte den Vorschlag. Bei der territorialen Gestaltung der Besatzungszonen hielt man sich an Vorschläge der European Advisory Commission (EAC), allerdings versprach man Frankreich eine eigene Zone, die aus Teilen der britischen und der amerikanischen Zone gebildet wurde.
Äußerst folgenreich war der Beschluss auf der Potsdamer Konferenz, Deutschland als Reparationsgebiet zu teilen, das heißt jeder Besatzungsmacht frei zu stellen, in ihrer jeweiligen Zone ihre eigenen Interessen an Reparationszahlungen durchzusetzen. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Westmächte, die eine moderate Reparationspolitik verfolgten, sich mit Stalin, der eine sehr harte Linie vertrat, in Reparationsfragen nicht einigen konnten.
Die Kompromissformel wurde schließlich aufgesetzt, um die Konferenz, die bis dahin keine wesentlichen Ergebnisse erbracht hatte, nicht völlig scheitern zu lassen.
Zu dieser Entscheidung schrieb der Historiker Hermann Graml: „Zwar durften sich Amerikaner und Briten sagen, daß sie mit der Teilung des Reparationsgebiets die Basis für eine rationale Reparationspolitik in den westlichen Besatzungszonen geschaffen hatten, doch konnten sie sich nicht verhehlen, daß die wirtschaftliche Befreiung der Westzonen – darum handelte es sich im Prinzip – zu Lasten der Bewohner der sowjetischen Zone ging, die nun nahezu allein die sowjetischen Reparationsansprüche zu befriedigen hatten und so nach menschlicher Voraussicht einer weitaus brutaleren Ausplünderungs- und Ausbeutungspolitik überantwortet wurden, als sie sonst gewärtigen mußten.“[5]
In der Folge (auch aufgrund der französischen Obstruktion im Alliierten Kontrollrat) zerbrach die deutsche Wirtschaftseinheit; bald darauf – im Zuge des beginnenden Kalten Krieges – auch die politische.
In Bezug auf den Pazifikkrieg legte die Potsdamer Erklärung vom 26. Juli 1945 die offiziellen amerikanisch-britisch-chinesischen Bedingungen für die Kapitulation Japans fest. Die Potsdamer Erklärung wurde von Präsident Harry S. Truman und Premierminister Winston Churchill im Rahmen der Potsdamer Konferenz formuliert, von Generalissimo Chiang Kai-shek telegrafisch mitunterzeichnet.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin („Potsdamer Abkommen“) vom 2. August 1945
- ↑ Deutsches Historisches Museum: Massenflucht 1944/45
- ↑ H. Sander / B. Johr, Befreier und Befreite, Fischer 2005, Frankfurt, ISBN 3-596-16305-6.
- ↑ Der SPIEGEL 2/85, S. 30.
- ↑ Hermann Graml, Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985, S. 99 ff.
Siehe auch
Literatur
- Wilfried Fiedler: Die völkerrechtlichen Präzedenzwirkungen des Potsdamer Abkommens für die Entwicklung des allgemeinen Völkerrechts. Erstveröffentlichung: Timmermann, Heiner (Hrsg.): Potsdam 1945. „Konzept, Taktik, Irrtum?“ Duncker & Humblot, Berlin 1997. ISBN 3-428-08876-X
- Potsdam Papers. Foreign Relations of the United States – Diplomatic Papers – The Conference of Berlin (The Potsdam Conference) 1945. Two Volumes. Washington 1960
- Potsdamer Abkommen und andere Dokumente, herausgegeben vom Kongreß-Verlag GmbH, Berlin W 8, Thälmannplatz 8/9, 1950
- Helmut Kistlers: Die Bundesrepublik Deutschland. Vorgeschichte und Geschichte 1945–1983, S. 19