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Fritz Lenz und Taekwondo: Unterschied zwischen den Seiten

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<div style="position:relative; float:right; background:white; margin-left:1em; line-height:1.3em; border: 1px solid grey; padding:0.3em; min-width:200px; width:16em; overflow:visible;">
'''Fritz Lenz''' (* [[1887]], † [[1976]]) war ein [[deutsch]]er [[Anthropologe]] und Rassenhygieniker. [[1923]] erhielt er den ersten Lehrstuhl für [[Rassenhygiene]] ([[Universität München]]), war ab [[1933]] Professor für [[Eugenik]] in Berlin und Abteilungsleiter am ''Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik'' (Berlin).
== Charakteristika ==
Lenz zählt zu den profiliertester Theoretikern der Rassenhygiene. Er trat offen für eine negative [[Eugenik]] in Form von [[Abtreibung]] und [[Sterilisation]] ein. Zusammen mit [[Erwin Baur]] und [[Eugen Fischer]] verfasste er das Buch ''Grundriß der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene'', dessen von Lenz verfasster 2. Band ''Menschliche Auslese und Rassenhygiene'' später in [[Adolf Hitler|Hitlers]] ''[[Mein Kampf]]'' mit einfloss.
* [[korea]]nischer [[Kampfsport]]
[[Bild:Bruchtest.jpg]]
* Betonung von hohen Fuß-/Beintechniken
* relativ jung, moderne Form ab [[1955]]
* [[Olympische Spiele|Olympische Disziplin]] seit [[2000]]
</div>
[[Bild:Armedforces taekwondo.jpg|200px|right|Taekwondo]]
'''Taekwondo''' (auch '''Tae-Kwon-Do''' oder '''Taekwon-Do''', [[Hangul]]: 태권도; [[Hanja]]: 跆拳道) ist ein [[Korea|korea]]nischer [[Kampfsport]] und steht für die ''Kunst der Fäuste und Füße''. Obwohl Taekwondo für den laienhaften Betrachter große Ähnlichkeiten mit anderen asiatischen Kampfsportarten aufweist, so unterscheidet es sich doch in einigen wesentlichen Punkten von diesen. Ein wichtiger Unterscheidungspunkt ist der stark ausgeprägte Formenlauf (auch Schattenkampf genannt), in dem insbesondere Stellungen, Bewegungsabläufe und Präzision trainiert werden. Darüber hinaus ist die [[Taekwondo-Technik]] sehr auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt, was nicht zuletzt durch den Wettkampf bedingt ist. Im Taekwondo dominieren Fußtechniken deutlicher als in vergleichbaren Kampfsportarten.

Der Begriff ''"Taekwondo"'' sowie die heutige Art der Ausübung ist erst in neuerer Zeit entstanden und kann ganz grob als [[Synthese]] der vielen diversen [[Korea|koreanischen]] Kampfsportstile betrachtet werden. Die traditionellen Wurzeln des Taekwondo reichen folglich bis etwa zum 1. Jahrhundert nach Christus zurück und wurden seitdem durch zahlreiche Einflüsse anderer Kampfsportstile und -Schulen ausgebaut und verfeinert.
Um diese Synthese auszudrücken, wurde der Name Taekwondo gewählt, der sich aus den folgenden drei koreanischen Worten zusammensetzt:

{| border="0"
|''Tae'' =
|"Springen, Schlagen, Treten mit dem Fuß" (stellvertretend,für alle Fuß- und Beintechniken),
|-
|''Kwon'' =
|"Faust" (für alle Hand- und Armtechniken) und
|-
|''Do'' =
|"Der Weg zur geistigen Reife, die Kunst des waffenlosen Kämpfens".
|}

Taekwondo als moderner Sport unterteilt sich heute in die einzelnen Disziplinen:
#'''Formenlauf''' (''Tul'', ''Hyong'', ''Taeguk''/''Poomse''): festgelegte Techniken werden in vorgegebener Reihenfolge durchgeführt.
#'''Selbstverteidigung''' (''Hosinsul''): [[Selbstverteidigung]] gegen einen/mehrere unbewaffnete oder bewaffnete [[Gegner]].
#'''Bruchtest''' (''Kyok-pa''): Zerstören von Holzbrettern, Ziegeln oder sonstigen Materialien mittels Taekwondo-Techniken.
#'''Freikampf''' (''Taeryon'', ''Matsoki'' oder ''Kyorugi''): abgesprochener oder freier [[Kampf]] in verschiedenen Kombinationen.
#'''Wettkampf''' (''Chayu Matsoki''): Teil- oder Vollkontaktkampf gegen einen Gegner.
#'''Grundschule''' (''Kibon Yonsup''), Gymnastik (''Dosoo Dallyon'') und Theorie (''Ilon'') sollten aber auch ständige Trainingsbestandteile sein.

Durch kontinuierliches Training und bewußte Ausübung dieser Disziplinen sollten die ''Taekwondoins'', so werden alle Taekwondo-Betreibenden genannt, ihren Geist schulen. General [[Choi Hong Hi]], der Begründer des modernen Taekwondos, hat dies in zehn zu erreichenden Zielen zusammengefaßt ("Grundsätze des Tae-Kwon-Do"), die wie folgt lauten:

# ''Ye-Ui'', die Höflichkeit
# ''Yom-Chi'', die Integrität
# ''Innee'', die Geduld bzw. die Ausdauer
# ''In-Nae'', das Durchhaltevermögen
# ''Guk-Gi'', die Selbstdisziplin
# ''Beakjul-bool-gul'', die Unbezwingbarkeit
# ''Hullyung-ham'', die Fairness
# ''Jung-shin-soo-yang'', die moralische, ethische Einstellung und Bildung im Taekwondo
# ''Kyum-son'', die Menschlichkeit
# ''Chung-shin-t´ong-il'', die Konzentrationsfähigkeit

== Geschichte und Entwicklung ==

Wie bei vielen Kampfsportarten lässt sich die Geschichte des Taekwondo in eine weit zurückreichende Abstammungslinie und eine moderne Neuordnung unterteilen. Der Ursprung liegt irgendwo vor dem [[1. Jahrhundert]] nach [[Christus]], die moderne, sportorientierte und regelbasierte Variante wurde ab [[1945]] entwickelt. Einige Grab-Wandmalereien im Norden Koreas, die auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert wurden, stellen bereits Personen dar, die noch heute übliche Taekwondo Techniken praktizieren. Es wird sogar davon ausgegangen, daß es Taekwondo bzw. die Vorläufer dieser Kampfsportart schon zur Zeit der Gründung Koreas im Jahre [[2333 v. Chr.]] gegeben haben soll. Doch dieses Datum ist eher im Zusammenhang mit der Diskussion um die "Urherberschaft der waffenlosen Kampfkunst" zu sehen, eine schon seit Jahrzehnten schwelende Auseinandersetzung zwischen China, Japan, Indien und Korea.

Bis ins 7. Jahrhundert nach Christus bestand Korea aus den drei Königreichen. Der ''Koguryo-Dynastie'' im Norden und gleichzeitig auch das größte der drei Reiche, aus dem westlichen Königreich der ''Paek Che-Dynastie'' sowie dem kleinsten Reich im Südosten, der ''Silla-Dynastie''. Zwischen allen drei Reichen gab es zu jederzeit Konflikte aber auch Vereinigungsbestrebungen. Insbesondere fürchteten aber die beiden kleinen Reiche irgendwann einmal vom großen Nachbarn Koguryo geschluckt zu werden. Diese Spannungen sorgten schon allein dafür, daß sich im Laufe der Zeit in den beiden kleinen Reichen eine Art "[[Miliz]]" bildete, die vor allem auf die Traditionen der waffenlosen Kampfkünste zurückgriff. Diese militärische Organisation nannte man '''[[Hwarang-Do]]''', was heute in Korea selbst wieder eine spezielle Form der Selbstverteidigung ist.

=== Historische Entwicklung ([[7. Jahrhundert|7.]] bis [[19. Jahrhundert]]) ===

Im Jahre [[668]] schließlich gelang [[Kim-Yu Sin]], aus der Silla-Dynastie, mit Hilfe der Hwarang-Do-Einheiten sowie der Unterstützung Chinas die drei Reiche zu vereinen. [[935]] kam es zum Umsturz, initiiert durch [[Kyong-Hum]], und es wurde ein neues Königreich namens ''Koryo'' (auch Namensgeber der 1. Poomse) gegründet. Aus dem Namen Koryo entwickelt sich auch der moderne Name Koreas. Zur Zeit der Koryo-Dynastie wurde die waffenlose Kampfkunst besonders gefördert und erreicht unter König Chung Hae auch seinen (vorläufigen) Höhepunkt.
In den folgenden Jahrhunderten der Yi-Dynastie allerdings verloren die waffenlosen Kampfkünste mehr und mehr an Bedeutung. Alles was mit dem Militärwesen oder dem Kriegswesen zu tun hatte, wurde gesellschaftlich abgewertet zugunsten anderer kultureller Errungenschaften. Vor allem aber waren hierfür auch religiöse Gründe verantwortlich, da der - alles kriegerische ablehnende - [[Konfuzianismus]] den [[Buddhismus]] als Staatsreligion Koreas abgelöst hatte. So wurden bis ins 20. Jahrhundert die Kampfkünste in Korea kaum oder nur sehr versteckt weiterentwickelt. Unter der zwischenzeitlichen Herrschaft der [[Mongolen]] und der Japaner wurde sogar die Ausübung koreanischer Kampfkunst ganz verboten! Dennoch entwickelten sie einige alte Meister unter Namen wie Tang Su, Kong Su, Kwon Pop und Tae Su heimlich weiter. Aber auch im Ausland wurden zu dieser Zeit die Vorläufer des Taekwondo vorangetieben, speziell in Okinawa und China.

Heute geht man davon aus, daß sich das Taekwondo (welches zunächst Tang-Su-Do = Kara-Te-Do = China-Hand-Weg genannt wurde) wahrscheinlich aus dem Karate entwickelte, welches selbst wiederum aus dem Tôde (Okinawa) entstand. Dieses wiederum soll aus einer Mischung aus dem okinawanischen "Te" und dem [[Kung Fu]] hervorgegangen sein.

Die frühere Version, dass Taekwondo vom [[Taekyon]] abstamme, ist mittlerweile eindeutig widerlegt. Diese Geschichtsversion wird vom koreanischen Weltverband WTF und der ITF allerdings immer noch aufrecht erhalten. Vermutlich, da man Verbindungen zu Japan nicht zugeben möchte.

=== Moderne Entwicklung (ab dem [[20. Jahrhundert]]) ===
Nach der [[Yi-Dynastie]] wurde [[Korea]] [[1910]] von [[Japan]] annektiert, was dazu führte, dass die jungen Koreaner eher japanische Sportarten wie [[Jujutsu]], [[Kendo]], [[Judo]], [[Karate]] oder [[Sumo]] erlernten. Nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr [[1945]] gab es dann ein großes Bestreben koreanischer Meister, ihre Ressourcen zu vereinigen und eine gemeinsame, koreanische Kampfkunst zu schaffen. Einen besonderen Stellenwert hat dabei General [[Choi Hong Hi]], der sich bereits als junger Mensch mit den koreanischen Kampfkünsten auseinandersetzte, in japanischer Gefangenschaft weiter praktizierte und Elemente aus japanischen Kampfkünsten integrierte. Er wurde später von der koreanischen Regierung mit der Entwicklung eines koreanischen Nationalsports beauftragt, den er auch durch seine Tätigkeit als Ausbilder und General im Militär sehr propagierte: das Taekwondo moderner Prägung entstand.

Taekwondo wurde offiziell am [[11. Juni]] [[1955]] begründet, als die meisten koreanischen Meister versuchten, ihre diversen Kampfkünste wie [[Soo Bak Do]] (vgl. [[Subak]]), [[Tang Soo Do]] etc. unter dem Namen ''Tae Soo Do'' zu vereinen. Obwohl nicht jeder Stil in die neue Organisation eintrat, wurde eine neue Dachorganisation mit der offiziellen Unterstützung der Regierung Koreas gegründet. Ihr Name wurde [[1957]] (Hinweis: andere Quellen sprechen vom [[11. April]] [[1955]]) von einer Arbeitsgruppe auf Vorschlag von General [[Choi Hong Hi]], Träger des 9. Dans, in ''"Taekwon-Do"'' geändert.

Die weltweite Verbreitung wurde durch den [[Koreakrieg]] ([[1950]]-[[1953]]) angestoßen, da dort viele [[UN]]-Soldaten insbesondere aus den [[USA]] mit der koreanischen Sportart in Kontakt kamen. Die koreanische Regierung beauftragte eine Gruppe von Großmeistern mit der Verbreitung in der Welt, so kam das Taekwondo als Sportart in den [[1960]]er Jahren u.a. auch nach [[Europa]]. Im Jahr [[2000]] wurde Taekwondo als Disziplin bei den [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen]] aufgenommen.

== Verbände und Organisationen ==

=== Allgemein ===
Taekwondo ist in sehr viele Verbände zersplittert; es lassen sich allerdings zwei dominante Organisationen identifizieren: die beiden Weltverbände ITF (''International Taekwon-Do Federation'', gegründet im Jahr [[1966]]) und WTF (''World Taekwondo Federation'', gegründet [[1973]]).

Darüber hinaus gibt es viele unabhängige Schulen, die sich mehr oder weniger an die Verbandsstile anlehnen oder sich am "traditionellen" Taekwondo-Stil orientieren, wie er ursprünglich von General [[Choi Hong Hi]] in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt wurde (Beispiel: "Traditionelles Taekwon-Do" nach [[Kwon, Jae-Hwa]]).

=== Die zwei größten Verbände: ITF und WTF ===
Die ITF hat ihren Sitz in [[Wien]], nachdem ihr Gründer General [[Choi Hong Hi]] nach [[Kanada]] emigrierte und den [[Sitz (juristische Person)|Sitz]] der ITF zuerst nach [[Toronto]] und dann [[1985]] nach [[Wien]] verlegt hat.

Die WTF hat ihren Sitz in [[Südkorea]], der Gründer ist Kim Un-Yong. Sie wurde [[1973]], als Reaktion auf die Emigration von General Choi und die parallel stattfindende Verlegung der ITF-Zentrale gegründet. Begründung dafür war, daß Taekwondo als koreanischer Nationalsport seinen Zentralsitz unbedingt in Korea haben sollte. Unter dem Dach der WTF findet das olympische Taekwondo statt, d.h. man kann nur an den olympischen Spielen teilnehmen, wenn man dem WTF angehört.

=== Stilunterschiede ===
Aus verbandspolitischen Gründen haben sich im Taekwondo verschiedene Stile entwickelt, auch deshalb, weil sich gerade die großen Weltverbände gezielt weiterentwickeln: vor allem die WTF versucht, den Sport publikumswirksamer zu gestalten und damit die Wettkämpfe attraktiver zu machen. Demgegenüber setzen die traditionellen Schulen auf das Althergebrachte, das sie bewahren wollen.
Die Stile unterscheiden sich daher vor allem in den Formenläufen, in der Namensgebung der Techniken sowie in der Art des Wettkampfes. Die Techniken selbst sind im Grunde identisch. Hinzu kommt das diverse Großmeister den jeweiligen Stil ebenfalls leicht beeinflussen, was dazu führt, daß alle untergeordneten Schulen diesen Stil übernehmen. Dies betrifft vor allem bestimmte Techniken und hier insbesondere den jeweiligen Bewegungsablauf. Einige Großmeister verlangen weiche, fließende Bewegungen, andere kantig-dynamische. Auch die Ausführungsgeschwindigkeit der jeweiligen Technik unterscheidet sich oftmals.

==== Schreibweisen ====
Zur Abgrenzung musste sogar die Schreibweise des Begriffes Taekwondo herhalten. Traditionell heißt es ''Taekwon-Do'', diese Schreibweise hat auch die ITF behalten. Die WTF schreibt den Namen "Taekwondo". Manche Schulen trennen die Silben komplett und schreiben "Tae-Kwon-Do".
Auch Techniken werden manchmal unterschiedlich benannt, obwohl sie in gleicher Weise ausgeführt werden. Das resultiert vor allem darin, dass die Übersetzung der koreanischen Schreibweisen in westliche Schriften nicht ganz eindeutig ist. Daher können solche Bezeichnungen voneinander abweichen.

==== Formenlauf ====
Formen (englisch "Pattern") sind festgelegte Schritt- und Technikfolgen, sie gleichen einem Kampf gegen imaginäre Gegner und dienen vor allem der Automatisierung von Bewegungsfolgen und dem Training von passenden Atemtechniken.

Der geschichtliche Hintergrund ist angeblich, dass es früher viel zu gefährlich gewesen wäre, einen Trainingskampf gegen einen echten Gegner zu führen - bei Verletzung oder Tod hätte dies zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen (Arbeitskraft in der Landwirtschaft) und entsprechenden Racheakten der Familie des Opfers geführt.

Bei den festgelegten Bewegungsformen unterscheidet man zwischen
* Poomse (Taeguek, Palge),
* Hyong (die traditionellen Formen, von [[Choi Hong Hi]] zusammengestellt) und
* Tul (von [[Choi Hong Hi]] später aus den Hyong weiterentwickelt).

{| border=1
! colspan=5 align="center" | Bezeichnung, Name und Relevanz der Form
|-
! width="50"|Nummer
! width="150"|Taeguek/Poomse <sup>1</sup>
! width="150"|Hyong/Tul<sup>2</sup>
! width="100"|Relevant für...
|-
| 1
| Il jang
| Chon-ji
| 8. Kup
|-
| 2
| I jang
| Tan-gun
| 7. Kup
|-
| 3
| Sam jang
| To-san
| 6. Kup
|-
| 4
| Sa jang
| Won-hyo
| 5. Kup
|-
| 5
| Oh jang
| Yul-gok
| 4. Kup
|-
| 6
| Yuk jang
| Chun-gun
| 3. Kup
|-
| 7
| Chil jang
| Toi-ge
| 2. Kup
|-
| 8
| Pal jang
| Hwa-rang
| 1. Kup
|-
| 9
| Koryo
| Chung-mu
| 1. Dan
|-
| 10
| Kumgang
| Gwang-gae<br> Po-eun<br>Ge-baek
| 2. Dan
|-
| 11
| Taebaek
| Eui-am<br> Choong-jang<br> Ko-Dang
| 3. Dan
|-
| 12
| Pyongwon
| Sam-il<br> Yoo-sin<br> Choi-yong
| 4. Dan
|-
| 13
| Sipjin
| Yon-gae<br> Ul-ji<br> Moon-moo
| 5. Dan
|-
| 14
| Jitae
| So-san<br> Se-jong
| 6. Dan
|-
| 15
| Chonkwon
| Tong-Il
| 7. Dan
|-
| 16
| Hansu
|
| 8. Dan
|-
| 17
| Ileyo
|
| 9. Dan
|}
¹) Bis zum 1. Kup werden die Formen Taeguek genannt, ab dem 1. Dan dann Poomsen. Beispiel: Taeguek pal jang und Kumgang-Poomse.<br>
²) Hyongs gibt es traditionell 24. Der 24 Hyong heißt ''Tong-il''. Allerdings wurden die Hyongs bereits mehrfach verändert, umgenannt bzw. umsortiert. Manche Taekwondo-Schulen laufen bspw. nur 20 Hyongs.

==== Wettkampf ====
Das Taekwondo hat sich von einem koreanischen Volkssport mit der Verbreitung in der Welt, der Austragung von internationalen Wettkämpfen und der Aufnahme in das Programm der [[Olympische Spiele|Olympischen Spiele]] zu einem richtigen Wettkampfsport entwickelt.

Ein solcher Wettkampf (Freikampf) findet auf einem abgegrenzten Feld statt und wird von mehreren Schiedsrichtern beobachtet, von einem Kampfrichter geleitet. Der Wettkampf geht über wenige Minuten, in denen die Teilnehmer versuchen müssen, Taekwondo-Techniken am Gegner anzubringen. Je nach getroffener Stelle, Trefferwirkung und Sauberkeit der Ausführung werden Punkte vergeben, bei unsportlichem Verhalten können auch Strafen vergeben werden. Die genauen Kampfordnungen unterscheiden sich von Verband zu Verband, können aber idR. auf den Webseiten der Verbände eingesehen werden (siehe Weblinks, unten).

Ein Nachteil dieser starken Wettkampforientierung ist, dass manchmal nur noch Techniken geübt werden, die im Wettkampf Trefferpunkte bringen. Die traditionellen Schulen besinnen sich deshalb oft auf ein Taekwondo ohne Wettkampfdruck und wollen sich nicht auf bestimmte Techniken einschränken. Dennoch finden auch hier Freikämpfe statt, allerdings stehen statt der Trefferwirkung eher die korrekte Ausführung der Technik im Vordergrund.

Neben dem Freikampf existieren auch Formenturniere, diese Disziplin ist aber nicht olympisch.

==== Übersicht ====
{| border="1"
|'''Stil/Verband'''
|'''Formenbezeichnung'''
|'''Wettkampf'''
|-
|WTF
|Poomse
|Vollkontakt mit (weichem) Helm, Schutzweste, Tiefschutz, Unterarm- und Schienbeinschoner sowie je nach Altersklasse auch einen Spannschutz. Ein Zahnschutz ist optional, aber vielfach auf Turnieren vorgeschrieben. Im Vordergrund stehen Fußtechniken zum Körper und Kopf, Handtechniken zum Kopf sind nicht erlaubt, bei Handtechniken zum Körper ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Ausführende einen Punkt dafür erhält. Tiefe Fußtechniken (auf die Beine) sind verboten.
|-
|ITF
|Tul
|Semikontakt mit Hand- und Fußschutz. Fußtechniken in allen Varianten und Kombinationen werden kombiniert mit realen Faustkampftechniken, auch Fauststoßtechniken zum Kopf. <!-- Alle Schläge müssen kontrolliert ausgeführt werden. ??? Was heisst das genau??? -->
|-
|TTGD
|Hyong
|Ohne Kontakt beziehungsweise nur Leichtkontakt, kein Schutz. An Techniken sind bis auf wenige potentiell sehr gefährliche Ausnahmen (zum Beispiel Handkante gegen den Hals) alle regulären Taekwondo-Techniken erlaubt, man darf allerdings den Gegner dabei nicht oder nur leicht berühren, was eine enorme Beherrschung erfordert.
|}

== Taekwondo in [[Deutschland]] ==

Taekwondo wurde ab 1965 durch die Großmeister [[Choi Hong Hi]] und [[Kwon, Jae-Hwa]] auch im deutschsprachigen Raum verbreitet (diese Arbeit wurde später von vielen anderen koreanischen Großmeistern unterstützt und fortgesetzt, die zum Teil heute noch in [[Deutschland]] ansässig sind). Die ersten deutschen Meisterschaften fanden bereits [[1967]] in [[München]] statt.

Erster Bundestrainer der Sektion Taekwondo im deutschen Judo-Bund wurde [[Kwon, Jae-Hwa]] 1972.

Die ''Deutsche Taekwondo Union'' (DTU) ist Mitglied in der ''European Taekwondo Union'' (ETU) und der WTF.

Die ITF-D mit Sitz in [[Köln]] ist der deutsche Nationalverband der ITF und ist deren europäischem Verband und dem Weltverband angeschlossen. Präsident ist seit über 15 Jahren Paul Weiler, 7. [[Dan (Kampfsport)|Dan]].

Seit dem Jahr [[2003]] findet in Deutschland innerhalb der DTU die Taekwondo-Bundesliga statt, die im Freikampf (olympische Disziplin) den deutschen Taekwondo-Vereinsmeister ermittelt und den Sport publikumswirksamer gestalten soll. Bei den [[Olympische Spiele|Olympischen Spielen]] [[2000]] in [[Sydney]] gewann Deutschland eine Silbermedaille. Das Deutsche Nationalteam der DTU gewann 2003 zum dritten Mal in Folge die Europameisterschaften.

[[2003]] fand die Weltmeisterschaft in [[Garmisch-Partenkirchen]] statt. Ca. 1000 Teilnehmer aus über 100 Ländern nahmen daran teil. Es war nach 24 Jahren die erste Taekwondo WM, die in [[Deutschland]] ausgefochten wurde

== Bekleidung ==

Der Kampfanzug (''Dobok'') ist ein Anzug aus leichtem, weißgebleichtem Leinen, der aus Jacke, Hose und Gürtel (''Ty'') besteht. Er ist strapazierfähig, lässt alle Bewegungen zu und man kann bei bestimmten Techniken auch mal fest daran zupacken, ohne dass der Anzug reißt. Zur Grundbekleidung kommen ggf. noch Schutzausrüstungen für den Wettkampf hinzu(siehe oben).
Jegliche Form von Schmuck (Ringe, Hals-/Fußkettchen, Armbänder/Uhren und große Ohrringe) müssen wegen der Verletzungsgefahr vor jedem Training abgelegt werden.

Die Füße bleiben unbekleidet. Ausnahmen gibt es für Sportler mit Fußverletzungen o.ä., bei Bedarf sollte man den Lehrer fragen. Spezielle Taekwondo-Schuhe gibt es zwar, doch sollten diese nur zu speziellen Anlässen (Vorführungen oder Training im Freien) getragen werden.

Im Taekwondo hat der weiße Dobok sowie der weiße Gürtel auch symbolischen Charakter. Die Farbe '''Weiß''' ist rein und kann noch leicht alle anderen Farben annehmen. Sie ist wie ein noch unbeschriebenes Blatt, völlig leer. Ein Schüler im Weißen Dobok ist vergleichbar mit einem noch leeren Glas, in das langsam neues Wissen der Meister eingegossen wird. Der Schüler sollte dieses Wissen und Können "aufsaugen", verarbeiten, um es dann erfolgreich in die Tat umzusetzen. Unabhängig von dieser Bedeutung entstand der weiße Trainingsanzug wohl ganz pragmatisch aus der Tatsache, dass Farbstoffe früher sehr teuer waren.
Der Farbe der Gürtel liegt ebenfalls eine Symbolik zugrunde.
*Der '''Weiße Gürtel''' wird von Anfängern getragen, die noch unwissend sind und dem Taekwondo offen und wissbegierig gegenüberstehen.
*Der '''Gelbe Gürtel''' steht für fruchtbaren Erdboden, auf dem Wissen und Können gedeihen sollen.
*Der''' Grüne Gürtel''' symbolisiert die ersten Sprößlinge und Früchte, Zeichen dafür, daß sich die Trainingsanstrengungen gelohnt haben und etwas im Schüler heranreift.
*Der '''Blaue Gürtel''' steht für den Himmel und somit sinnbildlich für eine Grenze. Der Schüler muß nun zeigen, daß er in der Lage ist höheres anzustreben und auch zu erreichen.
*Der '''Rote Gürtel''' repräsentiert eine Signalfarbe, eine Warnfarbe. Der Schüler steht kurz davor Meister zu werden und wird angehalten sich noch intensiver und ausdauernder mit dem Taekwondo zu beschäftigen.
*'''Schwarz''' und auch der "Schwarze Gürtel" ist die Farbe der Meister und nur diesen vorbehalten. Schwarz vereinigt alle anderen Farben in sich und ist somit die stärkste alle Farben. Schwarz soll auch die Autorität, das Wissen und die Erfahrung der Meister symbolisieren. Daher dürfen auch nur Dan-Träger Doboks mit einen schwarzen Revers tragen, sowie generell alle Verzierungen am Trainingsanzug in Schwarz nur den Meistern zusteht.

=== Jacke und Hose ===
Die Jacke soll das Gesäß bedecken, ihre Ärmel reichen mindestens über den halben Unterarm, höchstens bis zu den Handgelenken. Schwarzer Rand und schwarzes Revers ist nur für [[Dan (Kampfsport)|Danträger]] zulässig.

Die Hose ist so gearbeitet, dass ein seitlicher [[Spagat]] möglich ist. Sie reicht mindestens bis zur halben Wade.

An Jacke und/oder Hose können auch Verbandsabzeichen und Aufdrucke angebracht werden, das regeln die Bekleidungsordnungen der jeweiligen Verbände und Schulen.

Für die erste Schnupperstunde reicht sicher auch normale Sportbekleidung, sie sollte aber strapazierfähig sein und hohe Beinschwünge zulassen. Wenn man ernsthaft trainieren will, sollte man sich einen ''Dobok'' anschaffen.

=== Gürtel und Graduierungssystem ===
Die Graduierungs- beziehungsweise Gürtelsysteme der Kampfsportarten sind erst im [[20. Jahrhundert]] entstanden. Aber auch schon in historischen Zeiten zeigten unterschiedliche Kleider- und Gürtelfarben verschiedene Ränge in der höfischen Hierarchie an (sowohl in Asien als auch in Europa).

Zu Beginn des modernen Taekwondo gab es nur vier Gürtelfarben: weiß, blau, rot und schwarz, die Farben der Koreanischen Flagge. Diese wurden mittlerweile ergänzt durch gelb und grün.

"''Der Gürtel ist dazu da, den Anzug zusammenzuhalten!''" (alte koreanische Weisheit)

Das moderne Graduierungssystem dient vor allem dazu, den Trainings- und Wissensstand zu repräsentieren. Die Aufstellung beim Taekwondo-Training wird aus praktischen Gründen im Block nach Gürtelfarben geordnet vorgenommen: rechts vorne steht der höchstgraduierte, links hinten der niedrigste Grad.

Die Gürtelgrade sind unterteilt in Schülerklasse ([[Kup]], Zählung abwärts) und Meisterklasse ([[Dan (Kampfsport)|Dan]] bzw Poom (WTF; nur 1.-3.) bei unter 15-Jährigen, Zählung aufwärts).

{| border="0" cellpadding="2" cellspacing="0" style="table-layout:fixed;"
|width="100"| '''Bezeichnung'''
|width="30"|
|width="3"|
|width="10"|
|width="400"|'''Gürtelfarbe'''
|-
|10. Kup
|style="background:#fffff0"|
|style="background:#fffff0"|
|style="background:#fffff0"|
|weiß (Neueinsteiger)
|-
|9. Kup
|style="background:#fffff0"|
|style="background:#ffd700"|
|style="background:#fffff0"|
|weiß oder weiß-gelb
|-
|8. Kup
|style="background:#ffd700"|
|style="background:#ffd700"|
|style="background:#ffd700"|
|gelb
|-
|7. Kup
|style="background:#ffd700"|
|style="background:#228b22"|
|style="background:#ffd700"|
|gelb oder gelb-grün
|-
|6. Kup
|style="background:#228b22"|
|style="background:#228b22"|
|style="background:#228b22"|
|grün
|-
|5. Kup
|style="background:#228b22"|
|style="background:#0000FF"|
|style="background:#228b22"|
|grün oder grün-blau
|-
|4. Kup
|style="background:#0000FF"|
|style="background:#0000FF"|
|style="background:#0000FF"|
|blau
|-
|3. Kup
|style="background:#0000FF"|
|style="background:#FF0000"|
|style="background:#0000FF"|
|blau oder blau-rot beziehungsweise blau-braun
|-
|2. Kup
|style="background:#FF0000"|
|style="background:#FF0000"|
|style="background:#FF0000"|
|rot bzw. braun
|-
|1. Kup
|style="background:#FF0000"|
|style="background:#000000"|
|style="background:#FF0000"|
|rot bzw. braun oder rot-schwarz / braun-schwarz
|-
|1. bis 9. Dan
|style="background:#000000"|
|style="background:#000000"|
|style="background:#000000"|
|schwarz (bei Poomträgern rot-schwarz)
|-
|10. Dan
|style="background:#000000"|
|style="background:#000000"|
|style="background:#000000"|
|schwarz (WTF-Präsident)
|}

<!-- das hier ist die Tabelle, die jemand mit der IP 80.240.227.195 geändert hat, allerdings entspricht das nicht den Farben, die in den Prüfungsordnungen der ITF, der DTU/WTF oder beim System von Kwon Jae-Hwa gebräuchlich sind. Falls es diese Farbgebungen doch gibt, bitte als neue Spalte mit entsprechender Bezeichnung oben einfügen! ---[[Benutzer:Bnow]] 02 Aug 2004 02:50 (CEST)
{| border=1
|'''Bezeichnung'''
|'''Gürtelfarbe'''
|-
|Anfänger
|weiß
|-
|10. Kup
|gelb
|-
|9. Kup
|gelb oder gelb-grün
|-
|8. Kup
|grün
|-
|7. Kup
|grün oder grün-blau
|-
|6. Kup
|blau
|-
|5. Kup
|blau oder blau-braun
|-
|4. Kup
|braun
|-
|3. Kup
|braun oder braun-rot
|-
|2. Kup
|rot
|-
|1. Kup
|rot beziehungsweise rot-schwarz
|-
|1. bis 9. Dan
|schwarz (bei Kindern rot-schwarz)
|-
|10. Dan
|schwarz (erhält automatisch der WTF-Präsident)
|}
//-->

Gürtelprüfungen finden meist nach festgelegten Schemata (Prüfungsordnung) statt und werden von Meistergraden abgenommen. Sie beinhalten Theoriewissen, Formenlauf und Demonstration von Techniken (abgesprochener Kampf, Freikampf, Bruchtests).

== Verhalten als Taekwondo-Sportler ==

Taekwondo hat gewaltiges Potenzial, mit einer kleinen Unaufmerksamkeit kann man sich und andere verletzen. Der Lehrer ist für den geordneten Ablauf der Übungsstunde verantwortlich. Er kann aber nicht für lauter Einzelpersonen sorgen, die sich nicht an die Regeln halten. Deshalb müssen den Anweisungen des Lehrers unbedingt Folge geleistet werden, dazu gehört auch, dass man dem Lehrer seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

=== Regeln ===
Je nach Stilrichtung, Schule oder Großmeister gibt es unterschiedlich strikte, strenge oder verbindliche Ansprüche und Anforderungen an das Benehmen oder das Verhalten der Taekwondoins während einer Trainingseinheit. Je traditioneller Taekwondo ausgeübt wird, desto strenger sind diese Regeln gefasst und desto genauer wird auch auf ihre Einhaltung geachtet. Einige Regeln gelten jedoch grundsätzlich für das Taekwondo und werden nachfolgend aufgelistet:

* Zum Training erscheint man pünktlich und in sauberer Sportkleidung (Dobok). Hände und Füße sind gewaschen, Finger- und Fußnägel sind kurz gehalten, um Verletzungen vorzubeugen.
* Während einer Trainingseinheit darf nicht getrunken oder gegessen werden. Kaugummi kauen oder eine Rauchpause sind ebenfalls nicht gestattet. Die gesamte Aufmerksamkeit soll dem Lehrer beziehungsweise dem Übungspartner gewidmet sein.
* Während einer Trainingseinheit sollte der Trainingsbereich möglichst nicht verlassen werden. Auf die Toilette sollte man vor Beginn des Trainings gehen. In dringenden Fällen meldet man sich beim Lehrer ab, doch sollte bedacht werden, dass jede Unterbrechung den Unterricht insgesamt stört, den eigenen Körper wieder auskühlen lässt und somit Verletzungsgefahr birgt. Außerdem können so Dreck, Steinchen oder Splitter aus dem Gangbereich auf die Trainingsfläche gebracht werden, was ebenfalls zu Problemem führen kann, da viele barfuß trainieren.
* Bevor das Training beginnt, stellen sich die Schüler vor dem Meister in einer fest vorgegebenen Reihefolge gemäß ihrer Graduierung auf. Der höchste Grad steht dabei immer vorne rechts.
* Das Training beginnt, wenn der Lehrer den Befehl zur Aufstellung gibt. Üblicherweise wird der Trainer vom ersten Schüler (vorne rechts) auf koreanisch gegrüßt, dann verbeugt sich die Gruppe zum Lehrer und der Lehrer zur Gruppe hin. Einige Schulen legen Wert darauf, dass beim Begrüßungszeremoniell zusätzlich die Fahne Koreas gegrüßt wird.
* Beim Training darf nicht geschwatzt oder laut gelacht werden. Die Kommandos des Lehrers müssen jederzeit verstanden werden können und müssen auch befolgt werden.
* Nur der Lehrer oder hohe Graduierungen dürfen anderen Schülern Techniken beibringen oder die Schüler korrigieren. Damit wird sichergestellt, dass die Techniken richtig gelernt werden und sich keine Unsauberkeiten einschleichen. Dies gilt besonders für den Formenlauf, da sich sonst schnell falsche Bewegungsabläufe verbreiten können.
* Angriffe gegeneinander, Bruchtests, Übungen mit Waffen (z. B. bei Selbstverteidigung) oder andere schwierige Übungen dürfen nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Lehrers unter dessen Beobachtung durchgeführt werden. Ansonsten ist die Verletzungsgefahr zu groß.
* Befiehlt der Lehrer Übungsabbruch (Kommando ''Gumahn'' oder ''Paro''), müssen alle Übungen sofort beendet werden.

=== Zeremoniell und Respekt ===
Respekt und Formwahrung ist gerade in Asien selbstverständlicher Inhalt des täglichen Lebens. Es hat seine Vor- und Nachteile, aber es ist nun mal so - und das findet man auch beim Taekwondo.

Ein hervorstechendes Merkmal dieses Zeremoniells ist das Verneigen:
Mit der Verneigung wird nicht nur Respekt vor dem Lehrer und dem Übungspartner ausgedrückt, sie dient vor allem der Sammlung und Konzentration. Sie sollte bewusst geschehen, denn sie zeigt an, dass man sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert. Konzentration ist ein wesentliches Element im Taekwondo, sie ermöglicht komplexe Bewegungsabläufe und stellt sicher, dass der Partner nicht versehentlich verletzt wird.

Mit dem Gruß bestätigt man, dass man die Alltagssorgen abstreift, sich auf die bevorstehende Übung konzentriert. Es signalisiert dem Partner, dass man ihn als Person respektiert und darauf achten wird, fair und ohne Gefahr mit ihm zu üben.

"''Der Edle verneigt sich, aber beugt sich nicht.''" ([[Konfuzius]])

Man verneigt sich in der Regel
* beim Betreten und Verlassen des Übungsraums: Damit übertritt man ganz bewusst auch geistig die Schwelle vom Alltag zum Training und umgekehrt. Wenn Landesfahnen aufgehängt sind (z. B. bei Prüfungen die koreanische neben der nationalen) begrüßt man auch die Fahnen, um dem Ursprungs- und Gastgeberland Respekt zu zeigen.
* zu Beginn und Ende der Übungsstunde: Schüler und Lehrer bekunden gegenseitigen Respekt und versichern sich ihrer Konzentration auf die Übungen.
* vor und nach Partnerübungen: Damit signalisieren sich die Partner, dass sie alle Aufmerksamkeit in die Ausübung der Technik legen, so dass der Partner nicht gefährdet wird.
* vor und nach einem Bruchtest: Taekwondo ist zur Verteidigung gedacht und nicht zum Zerstören. Da beim Bruchtest etwas zerstört werden soll (zum Beispiel ein Holzbrett), fragt der Übende mit der Verneigung gegenüber dem Lehrer oder Prüfer um Erlaubnis nach, ausnahmsweise etwas zerstören zu dürfen.

Die Verneigung wird meist mit dem Kommando ''Cha Ryut'' (Achtung!) vorbereitet (Füße
nebeneinander im ''Moa Sogi'', Fäuste am gestreckten Arm leicht neben dem Körper, Gegenüber ansehen) und mit dem Kommando ''Kyong Ye'' (grüßen, verneigen) eingeleitet (Oberkörper beugt sich 45° vor, Arme mit den Fäusten werden leicht angewinkelt).

=== "Fremdartiges Zeremoniell" oder "Sportliche Etikette"? ===

==== Kulturelle Einblicke eines Großmeisters ====
Großmeister Song Chae-Yong berichtete in einem Interview [[1987]] über seine Anfänge als Taekwondo-Lehrer in [[München]] und die Unterschiede der Kulturen (aus "Taekwon-Do im Westen", Mönchseulen-Verlag, [[1989]]):
::[...]
::So habe ich Taekwon-Do an der Volkshochschule gemacht, im Herbst 1972. Damals habe ich viele Fehler gemacht. Ich wollte original Taekwon-Do zeigen und habe ein hartes Training gemacht. Die Leute konnten das aber nicht durchstehen. Ich wollte Taekwon-Do so weitergeben, wie ich es von meinem Lehrer gelernt hatte, auf die gleiche Art, aber die Leute konnten das nicht vertragen und sind immer wieder weggegangen. Daraufhin habe ich das Training milder gemacht.
::[...]
::Bei uns ist das etwas anderes gewesen. Disziplin ist sehr hart in Korea und besonders ein Judo- oder Taekwon-Do-Trainer gilt als Respektsperson. Man sagt Sahbum-Nim zu einem Meister in den Budo-Sportarten. Wenn also ein Sahbum-Nim das Training leitet, das ist dann vollkommen akzeptiert, was der macht, niemand kann etwas dagegen sagen. Ich habe mich das hier nicht getraut. In Korea ist Sahbum-Nim ein Begriff, aber nicht in Europa, hier denken die Leute: Ach, das ist ja nur ein Trainer! Damals haben wir in Korea streng mit Meditation das Training angefangen, aber ich habe befürchtet, daß die Leute hier das nicht wissen, daß sie es komisch finden, einfach so zu sitzen, mit geschlossenen Augen. In Korea durfte man im Übungsraum, im Dojang, nicht sprechen, man durfte nicht einmal die Zähne zeigen. Man achtete sogar darauf, nicht auf den Schatten des Lehrers zu treten. Ein Lehrer ist für uns eine absolute Respektsperson. Als ich hier in München an einem Gymnasium ein Praktikum machte für mein Diplom als Deutschlehrer, da war ich überrascht von der Atmosphäre des Unterrichts. Das kannte ich nicht. Das waren Schüler der 9. Klasse und die waren natürlich sehr frech. Am Schluss der Stunde packten sie einfach ihre Sachen und rannten weg, ohne zu grüßen. So etwas gibt es in Korea nicht.
::[...]
::Ein Lehrer ist grundsätzlich eine Respektsperson, also auch ein Sahbum-Nim. Vielleicht hat man aber auch Angst vor ihm, denn er ist ein Do-in, also nicht nur ein charakterlich, sondern auch ein körperlich geschulter Mann. Man fürchtet ihn also auch ein wenig. Für Japaner, Koreaner, Chinesen ist ein Sahbum-Nim ein Begriff, den die sofort verstehen. ..... Was er sagt, das haben wir ohne Kritik angenommen. Wir hätten nie gewagt "Warum?" zu sagen.

==== Zeremoniell im "Westen" ====
Gerade asiatische Kampfsportarten gelten meist als Inbegriff des Zeremoniellen. Viele Europäer oder "normale" Sportler machen sich darüber lustig oder finden es unangenehm, sehen vielleicht sogar religiöse oder sektiererische Hintergründe.

Neben den praktischen Aspekten (z. B. Verneigung als Signal, sich auf den Partner zu konzentrieren und ihm keine Verletzungen zuzufügen) gibt es aber auch eine andere interessante Sichtweise: So unbekannt, wie man in Europa immer annimmt, sind Höflichkeitsregeln nämlich gar nicht, wie Beispiele aus typisch europäischen Sportarten zeigen:
* Beim Reitsport ist das formale Grüßen des Schiedsgerichts durch den Reiter streng vorgeschrieben und führt bei Nichtbeachtung zur Disqualifikation.
* Bei typisch europäischen Schwertsportarten (zum Beispiel Fechten) wird ebenfalls formal gegrüßt, mit genau festgelegten Abläufen (zum Beispiel das Führen des Floretts zum Gesichtsschutz).

Der Hang zu mystischen Interpretationen und Bedeutungen mag im asiatischen Kulturraum sehr ausgeprägt sein, jedoch sind auch asiatische Beobachter beeindruckt von der Hingabe (inklusive dem Sammeln von symbolischen Gegenständen und Zeichen) der europäischen Fußballfans.


==Kritik==

Die hohen Bein-Techniken des Taekwondo können langfristig zu Schäden an den Hüften führen. Manche Techniken, die mit bloßem Fuß getreten werden, würden in einem Ernstfall mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Bruch des Fußgelenkes führen. Ein Gutteil der Techniken ist im Ernstfall nicht anwendbar. Zudem muss der erste Tritt sitzen, weil für einen zweiten keine Zeit bleibt, wenn der Gegner gut im Parieren und Kontern mit inneren Techniken ist.

== Weiterführende Informationen ==

=== Weblinks ===
*http://www.etftaekwondo.de/ - Euro Taekwondo Federation - The European Way of Taekwondo - Die Gemeinschaft von TAEKWONDO-Vereinen, -Schulen und -Sportlern auf deutscher und europäischer Ebene.
*http://www.taekwondo-schwerte.de/02TSG-Schueler/gw02.htm - Die wohl vollständigste und neutralste Geschichtsschreibung des Taekwondo im Internet
*http://www.munhwa.de/ - DKK e.V. älteste und traditionsreichste Taekwondo-Schule Deutschlands
*http://www.taekwondo.de/ - verbandsunabhängiges Taekwondo-Nachschlagewerk
*http://www.tkd-itf.org/ -ITF Weltverband
*http://www.itf-d.de/ - ITF Deutschland
*http://wtf.org/ - World Taekwondo Federation
*http://www.taekwon-do.de/ - [[Kwon, Jae-Hwa]] Taekwon-Do Federation
*http://www.dtu.de/ - Deutsche Taekwondo Union
*http://www.taekwondo.ch/ - schweizerischer Taekwondo Verband
*http://www.oetdv.at/ - Österreichischer Taekwondo Verband
*http://www.selfdefense-germany.de/ - Independent Taekwondo Association Deutschland - unabhängiger weltweiter Taekwondo Verband
*http://www.hwarang.de/ - Traditionelle Tae Kwon Do Schulen mit Hinweisen zur Taekwondo Philosophie
<!-- Zur Technik-Seite umgezogen: *http://www.zohari.de - Homepage von Worna Zohari (4. Dan WTF) mit vielen Specials zum Taekwondo -->
<!-- auch hier überwiegt der Vereinsanteil - die Infos gibt es auch (und oft besser lesbar) über Google) *http://www.tkd.at.tf/ - Allgemeine Informationen und Wörterbuch zum Sport -->
<!-- Hier ist TKD nur eines unter vielen, finde ich nicht geeignet, sonst könnte man noch 1000 andere Seiten reinnehmen. War: *http://www.kampfkunstforum.at/ -->

=== Literatur ===
*Taekwon-Do Lexikon, ISBN 3930918226
*Die 12 Taekwondo Hyong's (Michael Unruh, Manfred Zakrzewicz), ISBN 3878920490
*TAE-KWON-DO perfekt. Technik, Training, Formenschule (Eric Wagner), ISBN 3833007958
*Taekwondo perfekt 1 (Konstantin Gil, Kim Chul Hwan), ISBN 3806808902
*Taekwondo perfekt 2 (Konstantin Gil, Kim Chul Hwan), ISBN 3806809763
*Taekwondo perfekt 3 (Konstantin Gil, Kim Chul Hwan), ISBN 3806810680
*Taekwondo. Traditionen - Grundlagen - Techniken (Charles A. Stephan), ISBN 3613504162
*Taekwondo - Technik/Training/ Selbstverteidigung (W. Pieter, J. Heijmans), ISBN 3891242557
*Taeguek: The New Forms of Tae Kwon Do (Pu Gill Gwon), ISBN 0897500970
*Taekwondo Selbstverteidigung (Jürgen Höller, Axel Maluschka), ISBN 3891249543
*Richtig Taekwondo (Kyong Lee Myong), ISBN 3405159415
*Taekwondo modern (Streif, Georg), ISBN 3932576179

=== Siehe auch ===
* [[Taekwondo-Technik]]
* General [[Choi Hong Hi]]
* Bekannte Kampfsportarten: [[Karate]], [[Kungfu]], [[Judo]]
* [[Kampfsport]] und [[Kampfkunst]]

[[Kategorie:Kampfsport]]

[[ca:Taekwondo]]
[[cs:Taekwondo]]
[[en:Taekwondo]]
[[eo:Tekvondo]]
[[es:Taekwondo]]
[[fi:Taekwondo]]
[[fr:Taekwondo]]
[[he:טאיקוונדו]]
[[ja:テコンドー]]
[[la:Thequondo]]
[[nl:Taekwondo]]
[[no:Taekwon-Do]]
[[pl:Taekwondo]]
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Version vom 13. Februar 2005, 02:48 Uhr

Charakteristika

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Taekwondo
Taekwondo

Taekwondo (auch Tae-Kwon-Do oder Taekwon-Do, Hangul: 태권도; Hanja: 跆拳道) ist ein koreanischer Kampfsport und steht für die Kunst der Fäuste und Füße. Obwohl Taekwondo für den laienhaften Betrachter große Ähnlichkeiten mit anderen asiatischen Kampfsportarten aufweist, so unterscheidet es sich doch in einigen wesentlichen Punkten von diesen. Ein wichtiger Unterscheidungspunkt ist der stark ausgeprägte Formenlauf (auch Schattenkampf genannt), in dem insbesondere Stellungen, Bewegungsabläufe und Präzision trainiert werden. Darüber hinaus ist die Taekwondo-Technik sehr auf Schnelligkeit und Dynamik ausgelegt, was nicht zuletzt durch den Wettkampf bedingt ist. Im Taekwondo dominieren Fußtechniken deutlicher als in vergleichbaren Kampfsportarten.

Der Begriff "Taekwondo" sowie die heutige Art der Ausübung ist erst in neuerer Zeit entstanden und kann ganz grob als Synthese der vielen diversen koreanischen Kampfsportstile betrachtet werden. Die traditionellen Wurzeln des Taekwondo reichen folglich bis etwa zum 1. Jahrhundert nach Christus zurück und wurden seitdem durch zahlreiche Einflüsse anderer Kampfsportstile und -Schulen ausgebaut und verfeinert. Um diese Synthese auszudrücken, wurde der Name Taekwondo gewählt, der sich aus den folgenden drei koreanischen Worten zusammensetzt:

Tae = "Springen, Schlagen, Treten mit dem Fuß" (stellvertretend,für alle Fuß- und Beintechniken),
Kwon = "Faust" (für alle Hand- und Armtechniken) und
Do = "Der Weg zur geistigen Reife, die Kunst des waffenlosen Kämpfens".

Taekwondo als moderner Sport unterteilt sich heute in die einzelnen Disziplinen:

  1. Formenlauf (Tul, Hyong, Taeguk/Poomse): festgelegte Techniken werden in vorgegebener Reihenfolge durchgeführt.
  2. Selbstverteidigung (Hosinsul): Selbstverteidigung gegen einen/mehrere unbewaffnete oder bewaffnete Gegner.
  3. Bruchtest (Kyok-pa): Zerstören von Holzbrettern, Ziegeln oder sonstigen Materialien mittels Taekwondo-Techniken.
  4. Freikampf (Taeryon, Matsoki oder Kyorugi): abgesprochener oder freier Kampf in verschiedenen Kombinationen.
  5. Wettkampf (Chayu Matsoki): Teil- oder Vollkontaktkampf gegen einen Gegner.
  6. Grundschule (Kibon Yonsup), Gymnastik (Dosoo Dallyon) und Theorie (Ilon) sollten aber auch ständige Trainingsbestandteile sein.

Durch kontinuierliches Training und bewußte Ausübung dieser Disziplinen sollten die Taekwondoins, so werden alle Taekwondo-Betreibenden genannt, ihren Geist schulen. General Choi Hong Hi, der Begründer des modernen Taekwondos, hat dies in zehn zu erreichenden Zielen zusammengefaßt ("Grundsätze des Tae-Kwon-Do"), die wie folgt lauten:

  1. Ye-Ui, die Höflichkeit
  2. Yom-Chi, die Integrität
  3. Innee, die Geduld bzw. die Ausdauer
  4. In-Nae, das Durchhaltevermögen
  5. Guk-Gi, die Selbstdisziplin
  6. Beakjul-bool-gul, die Unbezwingbarkeit
  7. Hullyung-ham, die Fairness
  8. Jung-shin-soo-yang, die moralische, ethische Einstellung und Bildung im Taekwondo
  9. Kyum-son, die Menschlichkeit
  10. Chung-shin-t´ong-il, die Konzentrationsfähigkeit

Geschichte und Entwicklung

Wie bei vielen Kampfsportarten lässt sich die Geschichte des Taekwondo in eine weit zurückreichende Abstammungslinie und eine moderne Neuordnung unterteilen. Der Ursprung liegt irgendwo vor dem 1. Jahrhundert nach Christus, die moderne, sportorientierte und regelbasierte Variante wurde ab 1945 entwickelt. Einige Grab-Wandmalereien im Norden Koreas, die auf das 1. Jahrhundert vor Christus datiert wurden, stellen bereits Personen dar, die noch heute übliche Taekwondo Techniken praktizieren. Es wird sogar davon ausgegangen, daß es Taekwondo bzw. die Vorläufer dieser Kampfsportart schon zur Zeit der Gründung Koreas im Jahre 2333 v. Chr. gegeben haben soll. Doch dieses Datum ist eher im Zusammenhang mit der Diskussion um die "Urherberschaft der waffenlosen Kampfkunst" zu sehen, eine schon seit Jahrzehnten schwelende Auseinandersetzung zwischen China, Japan, Indien und Korea.

Bis ins 7. Jahrhundert nach Christus bestand Korea aus den drei Königreichen. Der Koguryo-Dynastie im Norden und gleichzeitig auch das größte der drei Reiche, aus dem westlichen Königreich der Paek Che-Dynastie sowie dem kleinsten Reich im Südosten, der Silla-Dynastie. Zwischen allen drei Reichen gab es zu jederzeit Konflikte aber auch Vereinigungsbestrebungen. Insbesondere fürchteten aber die beiden kleinen Reiche irgendwann einmal vom großen Nachbarn Koguryo geschluckt zu werden. Diese Spannungen sorgten schon allein dafür, daß sich im Laufe der Zeit in den beiden kleinen Reichen eine Art "Miliz" bildete, die vor allem auf die Traditionen der waffenlosen Kampfkünste zurückgriff. Diese militärische Organisation nannte man Hwarang-Do, was heute in Korea selbst wieder eine spezielle Form der Selbstverteidigung ist.

Historische Entwicklung (7. bis 19. Jahrhundert)

Im Jahre 668 schließlich gelang Kim-Yu Sin, aus der Silla-Dynastie, mit Hilfe der Hwarang-Do-Einheiten sowie der Unterstützung Chinas die drei Reiche zu vereinen. 935 kam es zum Umsturz, initiiert durch Kyong-Hum, und es wurde ein neues Königreich namens Koryo (auch Namensgeber der 1. Poomse) gegründet. Aus dem Namen Koryo entwickelt sich auch der moderne Name Koreas. Zur Zeit der Koryo-Dynastie wurde die waffenlose Kampfkunst besonders gefördert und erreicht unter König Chung Hae auch seinen (vorläufigen) Höhepunkt. In den folgenden Jahrhunderten der Yi-Dynastie allerdings verloren die waffenlosen Kampfkünste mehr und mehr an Bedeutung. Alles was mit dem Militärwesen oder dem Kriegswesen zu tun hatte, wurde gesellschaftlich abgewertet zugunsten anderer kultureller Errungenschaften. Vor allem aber waren hierfür auch religiöse Gründe verantwortlich, da der - alles kriegerische ablehnende - Konfuzianismus den Buddhismus als Staatsreligion Koreas abgelöst hatte. So wurden bis ins 20. Jahrhundert die Kampfkünste in Korea kaum oder nur sehr versteckt weiterentwickelt. Unter der zwischenzeitlichen Herrschaft der Mongolen und der Japaner wurde sogar die Ausübung koreanischer Kampfkunst ganz verboten! Dennoch entwickelten sie einige alte Meister unter Namen wie Tang Su, Kong Su, Kwon Pop und Tae Su heimlich weiter. Aber auch im Ausland wurden zu dieser Zeit die Vorläufer des Taekwondo vorangetieben, speziell in Okinawa und China.

Heute geht man davon aus, daß sich das Taekwondo (welches zunächst Tang-Su-Do = Kara-Te-Do = China-Hand-Weg genannt wurde) wahrscheinlich aus dem Karate entwickelte, welches selbst wiederum aus dem Tôde (Okinawa) entstand. Dieses wiederum soll aus einer Mischung aus dem okinawanischen "Te" und dem Kung Fu hervorgegangen sein.

Die frühere Version, dass Taekwondo vom Taekyon abstamme, ist mittlerweile eindeutig widerlegt. Diese Geschichtsversion wird vom koreanischen Weltverband WTF und der ITF allerdings immer noch aufrecht erhalten. Vermutlich, da man Verbindungen zu Japan nicht zugeben möchte.

Moderne Entwicklung (ab dem 20. Jahrhundert)

Nach der Yi-Dynastie wurde Korea 1910 von Japan annektiert, was dazu führte, dass die jungen Koreaner eher japanische Sportarten wie Jujutsu, Kendo, Judo, Karate oder Sumo erlernten. Nach der Unabhängigkeit Koreas im Jahr 1945 gab es dann ein großes Bestreben koreanischer Meister, ihre Ressourcen zu vereinigen und eine gemeinsame, koreanische Kampfkunst zu schaffen. Einen besonderen Stellenwert hat dabei General Choi Hong Hi, der sich bereits als junger Mensch mit den koreanischen Kampfkünsten auseinandersetzte, in japanischer Gefangenschaft weiter praktizierte und Elemente aus japanischen Kampfkünsten integrierte. Er wurde später von der koreanischen Regierung mit der Entwicklung eines koreanischen Nationalsports beauftragt, den er auch durch seine Tätigkeit als Ausbilder und General im Militär sehr propagierte: das Taekwondo moderner Prägung entstand.

Taekwondo wurde offiziell am 11. Juni 1955 begründet, als die meisten koreanischen Meister versuchten, ihre diversen Kampfkünste wie Soo Bak Do (vgl. Subak), Tang Soo Do etc. unter dem Namen Tae Soo Do zu vereinen. Obwohl nicht jeder Stil in die neue Organisation eintrat, wurde eine neue Dachorganisation mit der offiziellen Unterstützung der Regierung Koreas gegründet. Ihr Name wurde 1957 (Hinweis: andere Quellen sprechen vom 11. April 1955) von einer Arbeitsgruppe auf Vorschlag von General Choi Hong Hi, Träger des 9. Dans, in "Taekwon-Do" geändert.

Die weltweite Verbreitung wurde durch den Koreakrieg (1950-1953) angestoßen, da dort viele UN-Soldaten insbesondere aus den USA mit der koreanischen Sportart in Kontakt kamen. Die koreanische Regierung beauftragte eine Gruppe von Großmeistern mit der Verbreitung in der Welt, so kam das Taekwondo als Sportart in den 1960er Jahren u.a. auch nach Europa. Im Jahr 2000 wurde Taekwondo als Disziplin bei den Olympischen Spielen aufgenommen.

Verbände und Organisationen

Allgemein

Taekwondo ist in sehr viele Verbände zersplittert; es lassen sich allerdings zwei dominante Organisationen identifizieren: die beiden Weltverbände ITF (International Taekwon-Do Federation, gegründet im Jahr 1966) und WTF (World Taekwondo Federation, gegründet 1973).

Darüber hinaus gibt es viele unabhängige Schulen, die sich mehr oder weniger an die Verbandsstile anlehnen oder sich am "traditionellen" Taekwondo-Stil orientieren, wie er ursprünglich von General Choi Hong Hi in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt wurde (Beispiel: "Traditionelles Taekwon-Do" nach Kwon, Jae-Hwa).

Die zwei größten Verbände: ITF und WTF

Die ITF hat ihren Sitz in Wien, nachdem ihr Gründer General Choi Hong Hi nach Kanada emigrierte und den Sitz der ITF zuerst nach Toronto und dann 1985 nach Wien verlegt hat.

Die WTF hat ihren Sitz in Südkorea, der Gründer ist Kim Un-Yong. Sie wurde 1973, als Reaktion auf die Emigration von General Choi und die parallel stattfindende Verlegung der ITF-Zentrale gegründet. Begründung dafür war, daß Taekwondo als koreanischer Nationalsport seinen Zentralsitz unbedingt in Korea haben sollte. Unter dem Dach der WTF findet das olympische Taekwondo statt, d.h. man kann nur an den olympischen Spielen teilnehmen, wenn man dem WTF angehört.

Stilunterschiede

Aus verbandspolitischen Gründen haben sich im Taekwondo verschiedene Stile entwickelt, auch deshalb, weil sich gerade die großen Weltverbände gezielt weiterentwickeln: vor allem die WTF versucht, den Sport publikumswirksamer zu gestalten und damit die Wettkämpfe attraktiver zu machen. Demgegenüber setzen die traditionellen Schulen auf das Althergebrachte, das sie bewahren wollen. Die Stile unterscheiden sich daher vor allem in den Formenläufen, in der Namensgebung der Techniken sowie in der Art des Wettkampfes. Die Techniken selbst sind im Grunde identisch. Hinzu kommt das diverse Großmeister den jeweiligen Stil ebenfalls leicht beeinflussen, was dazu führt, daß alle untergeordneten Schulen diesen Stil übernehmen. Dies betrifft vor allem bestimmte Techniken und hier insbesondere den jeweiligen Bewegungsablauf. Einige Großmeister verlangen weiche, fließende Bewegungen, andere kantig-dynamische. Auch die Ausführungsgeschwindigkeit der jeweiligen Technik unterscheidet sich oftmals.

Schreibweisen

Zur Abgrenzung musste sogar die Schreibweise des Begriffes Taekwondo herhalten. Traditionell heißt es Taekwon-Do, diese Schreibweise hat auch die ITF behalten. Die WTF schreibt den Namen "Taekwondo". Manche Schulen trennen die Silben komplett und schreiben "Tae-Kwon-Do". Auch Techniken werden manchmal unterschiedlich benannt, obwohl sie in gleicher Weise ausgeführt werden. Das resultiert vor allem darin, dass die Übersetzung der koreanischen Schreibweisen in westliche Schriften nicht ganz eindeutig ist. Daher können solche Bezeichnungen voneinander abweichen.

Formenlauf

Formen (englisch "Pattern") sind festgelegte Schritt- und Technikfolgen, sie gleichen einem Kampf gegen imaginäre Gegner und dienen vor allem der Automatisierung von Bewegungsfolgen und dem Training von passenden Atemtechniken.

Der geschichtliche Hintergrund ist angeblich, dass es früher viel zu gefährlich gewesen wäre, einen Trainingskampf gegen einen echten Gegner zu führen - bei Verletzung oder Tod hätte dies zu erheblichen wirtschaftlichen Problemen (Arbeitskraft in der Landwirtschaft) und entsprechenden Racheakten der Familie des Opfers geführt.

Bei den festgelegten Bewegungsformen unterscheidet man zwischen

  • Poomse (Taeguek, Palge),
  • Hyong (die traditionellen Formen, von Choi Hong Hi zusammengestellt) und
  • Tul (von Choi Hong Hi später aus den Hyong weiterentwickelt).
Bezeichnung, Name und Relevanz der Form
Nummer Taeguek/Poomse 1 Hyong/Tul2 Relevant für...
1 Il jang Chon-ji 8. Kup
2 I jang Tan-gun 7. Kup
3 Sam jang To-san 6. Kup
4 Sa jang Won-hyo 5. Kup
5 Oh jang Yul-gok 4. Kup
6 Yuk jang Chun-gun 3. Kup
7 Chil jang Toi-ge 2. Kup
8 Pal jang Hwa-rang 1. Kup
9 Koryo Chung-mu 1. Dan
10 Kumgang Gwang-gae
Po-eun
Ge-baek
2. Dan
11 Taebaek Eui-am
Choong-jang
Ko-Dang
3. Dan
12 Pyongwon Sam-il
Yoo-sin
Choi-yong
4. Dan
13 Sipjin Yon-gae
Ul-ji
Moon-moo
5. Dan
14 Jitae So-san
Se-jong
6. Dan
15 Chonkwon Tong-Il 7. Dan
16 Hansu 8. Dan
17 Ileyo 9. Dan

¹) Bis zum 1. Kup werden die Formen Taeguek genannt, ab dem 1. Dan dann Poomsen. Beispiel: Taeguek pal jang und Kumgang-Poomse.
²) Hyongs gibt es traditionell 24. Der 24 Hyong heißt Tong-il. Allerdings wurden die Hyongs bereits mehrfach verändert, umgenannt bzw. umsortiert. Manche Taekwondo-Schulen laufen bspw. nur 20 Hyongs.

Wettkampf

Das Taekwondo hat sich von einem koreanischen Volkssport mit der Verbreitung in der Welt, der Austragung von internationalen Wettkämpfen und der Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele zu einem richtigen Wettkampfsport entwickelt.

Ein solcher Wettkampf (Freikampf) findet auf einem abgegrenzten Feld statt und wird von mehreren Schiedsrichtern beobachtet, von einem Kampfrichter geleitet. Der Wettkampf geht über wenige Minuten, in denen die Teilnehmer versuchen müssen, Taekwondo-Techniken am Gegner anzubringen. Je nach getroffener Stelle, Trefferwirkung und Sauberkeit der Ausführung werden Punkte vergeben, bei unsportlichem Verhalten können auch Strafen vergeben werden. Die genauen Kampfordnungen unterscheiden sich von Verband zu Verband, können aber idR. auf den Webseiten der Verbände eingesehen werden (siehe Weblinks, unten).

Ein Nachteil dieser starken Wettkampforientierung ist, dass manchmal nur noch Techniken geübt werden, die im Wettkampf Trefferpunkte bringen. Die traditionellen Schulen besinnen sich deshalb oft auf ein Taekwondo ohne Wettkampfdruck und wollen sich nicht auf bestimmte Techniken einschränken. Dennoch finden auch hier Freikämpfe statt, allerdings stehen statt der Trefferwirkung eher die korrekte Ausführung der Technik im Vordergrund.

Neben dem Freikampf existieren auch Formenturniere, diese Disziplin ist aber nicht olympisch.

Übersicht

Stil/Verband Formenbezeichnung Wettkampf
WTF Poomse Vollkontakt mit (weichem) Helm, Schutzweste, Tiefschutz, Unterarm- und Schienbeinschoner sowie je nach Altersklasse auch einen Spannschutz. Ein Zahnschutz ist optional, aber vielfach auf Turnieren vorgeschrieben. Im Vordergrund stehen Fußtechniken zum Körper und Kopf, Handtechniken zum Kopf sind nicht erlaubt, bei Handtechniken zum Körper ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Ausführende einen Punkt dafür erhält. Tiefe Fußtechniken (auf die Beine) sind verboten.
ITF Tul Semikontakt mit Hand- und Fußschutz. Fußtechniken in allen Varianten und Kombinationen werden kombiniert mit realen Faustkampftechniken, auch Fauststoßtechniken zum Kopf.
TTGD Hyong Ohne Kontakt beziehungsweise nur Leichtkontakt, kein Schutz. An Techniken sind bis auf wenige potentiell sehr gefährliche Ausnahmen (zum Beispiel Handkante gegen den Hals) alle regulären Taekwondo-Techniken erlaubt, man darf allerdings den Gegner dabei nicht oder nur leicht berühren, was eine enorme Beherrschung erfordert.

Taekwondo in Deutschland

Taekwondo wurde ab 1965 durch die Großmeister Choi Hong Hi und Kwon, Jae-Hwa auch im deutschsprachigen Raum verbreitet (diese Arbeit wurde später von vielen anderen koreanischen Großmeistern unterstützt und fortgesetzt, die zum Teil heute noch in Deutschland ansässig sind). Die ersten deutschen Meisterschaften fanden bereits 1967 in München statt.

Erster Bundestrainer der Sektion Taekwondo im deutschen Judo-Bund wurde Kwon, Jae-Hwa 1972.

Die Deutsche Taekwondo Union (DTU) ist Mitglied in der European Taekwondo Union (ETU) und der WTF.

Die ITF-D mit Sitz in Köln ist der deutsche Nationalverband der ITF und ist deren europäischem Verband und dem Weltverband angeschlossen. Präsident ist seit über 15 Jahren Paul Weiler, 7. Dan.

Seit dem Jahr 2003 findet in Deutschland innerhalb der DTU die Taekwondo-Bundesliga statt, die im Freikampf (olympische Disziplin) den deutschen Taekwondo-Vereinsmeister ermittelt und den Sport publikumswirksamer gestalten soll. Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewann Deutschland eine Silbermedaille. Das Deutsche Nationalteam der DTU gewann 2003 zum dritten Mal in Folge die Europameisterschaften.

2003 fand die Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen statt. Ca. 1000 Teilnehmer aus über 100 Ländern nahmen daran teil. Es war nach 24 Jahren die erste Taekwondo WM, die in Deutschland ausgefochten wurde

Bekleidung

Der Kampfanzug (Dobok) ist ein Anzug aus leichtem, weißgebleichtem Leinen, der aus Jacke, Hose und Gürtel (Ty) besteht. Er ist strapazierfähig, lässt alle Bewegungen zu und man kann bei bestimmten Techniken auch mal fest daran zupacken, ohne dass der Anzug reißt. Zur Grundbekleidung kommen ggf. noch Schutzausrüstungen für den Wettkampf hinzu(siehe oben). Jegliche Form von Schmuck (Ringe, Hals-/Fußkettchen, Armbänder/Uhren und große Ohrringe) müssen wegen der Verletzungsgefahr vor jedem Training abgelegt werden.

Die Füße bleiben unbekleidet. Ausnahmen gibt es für Sportler mit Fußverletzungen o.ä., bei Bedarf sollte man den Lehrer fragen. Spezielle Taekwondo-Schuhe gibt es zwar, doch sollten diese nur zu speziellen Anlässen (Vorführungen oder Training im Freien) getragen werden.

Im Taekwondo hat der weiße Dobok sowie der weiße Gürtel auch symbolischen Charakter. Die Farbe Weiß ist rein und kann noch leicht alle anderen Farben annehmen. Sie ist wie ein noch unbeschriebenes Blatt, völlig leer. Ein Schüler im Weißen Dobok ist vergleichbar mit einem noch leeren Glas, in das langsam neues Wissen der Meister eingegossen wird. Der Schüler sollte dieses Wissen und Können "aufsaugen", verarbeiten, um es dann erfolgreich in die Tat umzusetzen. Unabhängig von dieser Bedeutung entstand der weiße Trainingsanzug wohl ganz pragmatisch aus der Tatsache, dass Farbstoffe früher sehr teuer waren. Der Farbe der Gürtel liegt ebenfalls eine Symbolik zugrunde.

  • Der Weiße Gürtel wird von Anfängern getragen, die noch unwissend sind und dem Taekwondo offen und wissbegierig gegenüberstehen.
  • Der Gelbe Gürtel steht für fruchtbaren Erdboden, auf dem Wissen und Können gedeihen sollen.
  • Der Grüne Gürtel symbolisiert die ersten Sprößlinge und Früchte, Zeichen dafür, daß sich die Trainingsanstrengungen gelohnt haben und etwas im Schüler heranreift.
  • Der Blaue Gürtel steht für den Himmel und somit sinnbildlich für eine Grenze. Der Schüler muß nun zeigen, daß er in der Lage ist höheres anzustreben und auch zu erreichen.
  • Der Rote Gürtel repräsentiert eine Signalfarbe, eine Warnfarbe. Der Schüler steht kurz davor Meister zu werden und wird angehalten sich noch intensiver und ausdauernder mit dem Taekwondo zu beschäftigen.
  • Schwarz und auch der "Schwarze Gürtel" ist die Farbe der Meister und nur diesen vorbehalten. Schwarz vereinigt alle anderen Farben in sich und ist somit die stärkste alle Farben. Schwarz soll auch die Autorität, das Wissen und die Erfahrung der Meister symbolisieren. Daher dürfen auch nur Dan-Träger Doboks mit einen schwarzen Revers tragen, sowie generell alle Verzierungen am Trainingsanzug in Schwarz nur den Meistern zusteht.

Jacke und Hose

Die Jacke soll das Gesäß bedecken, ihre Ärmel reichen mindestens über den halben Unterarm, höchstens bis zu den Handgelenken. Schwarzer Rand und schwarzes Revers ist nur für Danträger zulässig.

Die Hose ist so gearbeitet, dass ein seitlicher Spagat möglich ist. Sie reicht mindestens bis zur halben Wade.

An Jacke und/oder Hose können auch Verbandsabzeichen und Aufdrucke angebracht werden, das regeln die Bekleidungsordnungen der jeweiligen Verbände und Schulen.

Für die erste Schnupperstunde reicht sicher auch normale Sportbekleidung, sie sollte aber strapazierfähig sein und hohe Beinschwünge zulassen. Wenn man ernsthaft trainieren will, sollte man sich einen Dobok anschaffen.

Gürtel und Graduierungssystem

Die Graduierungs- beziehungsweise Gürtelsysteme der Kampfsportarten sind erst im 20. Jahrhundert entstanden. Aber auch schon in historischen Zeiten zeigten unterschiedliche Kleider- und Gürtelfarben verschiedene Ränge in der höfischen Hierarchie an (sowohl in Asien als auch in Europa).

Zu Beginn des modernen Taekwondo gab es nur vier Gürtelfarben: weiß, blau, rot und schwarz, die Farben der Koreanischen Flagge. Diese wurden mittlerweile ergänzt durch gelb und grün.

"Der Gürtel ist dazu da, den Anzug zusammenzuhalten!" (alte koreanische Weisheit)

Das moderne Graduierungssystem dient vor allem dazu, den Trainings- und Wissensstand zu repräsentieren. Die Aufstellung beim Taekwondo-Training wird aus praktischen Gründen im Block nach Gürtelfarben geordnet vorgenommen: rechts vorne steht der höchstgraduierte, links hinten der niedrigste Grad.

Die Gürtelgrade sind unterteilt in Schülerklasse (Kup, Zählung abwärts) und Meisterklasse (Dan bzw Poom (WTF; nur 1.-3.) bei unter 15-Jährigen, Zählung aufwärts).

Bezeichnung Gürtelfarbe
10. Kup weiß (Neueinsteiger)
9. Kup weiß oder weiß-gelb
8. Kup gelb
7. Kup gelb oder gelb-grün
6. Kup grün
5. Kup grün oder grün-blau
4. Kup blau
3. Kup blau oder blau-rot beziehungsweise blau-braun
2. Kup rot bzw. braun
1. Kup rot bzw. braun oder rot-schwarz / braun-schwarz
1. bis 9. Dan schwarz (bei Poomträgern rot-schwarz)
10. Dan schwarz (WTF-Präsident)


Gürtelprüfungen finden meist nach festgelegten Schemata (Prüfungsordnung) statt und werden von Meistergraden abgenommen. Sie beinhalten Theoriewissen, Formenlauf und Demonstration von Techniken (abgesprochener Kampf, Freikampf, Bruchtests).

Verhalten als Taekwondo-Sportler

Taekwondo hat gewaltiges Potenzial, mit einer kleinen Unaufmerksamkeit kann man sich und andere verletzen. Der Lehrer ist für den geordneten Ablauf der Übungsstunde verantwortlich. Er kann aber nicht für lauter Einzelpersonen sorgen, die sich nicht an die Regeln halten. Deshalb müssen den Anweisungen des Lehrers unbedingt Folge geleistet werden, dazu gehört auch, dass man dem Lehrer seine volle Aufmerksamkeit schenkt.

Regeln

Je nach Stilrichtung, Schule oder Großmeister gibt es unterschiedlich strikte, strenge oder verbindliche Ansprüche und Anforderungen an das Benehmen oder das Verhalten der Taekwondoins während einer Trainingseinheit. Je traditioneller Taekwondo ausgeübt wird, desto strenger sind diese Regeln gefasst und desto genauer wird auch auf ihre Einhaltung geachtet. Einige Regeln gelten jedoch grundsätzlich für das Taekwondo und werden nachfolgend aufgelistet:

  • Zum Training erscheint man pünktlich und in sauberer Sportkleidung (Dobok). Hände und Füße sind gewaschen, Finger- und Fußnägel sind kurz gehalten, um Verletzungen vorzubeugen.
  • Während einer Trainingseinheit darf nicht getrunken oder gegessen werden. Kaugummi kauen oder eine Rauchpause sind ebenfalls nicht gestattet. Die gesamte Aufmerksamkeit soll dem Lehrer beziehungsweise dem Übungspartner gewidmet sein.
  • Während einer Trainingseinheit sollte der Trainingsbereich möglichst nicht verlassen werden. Auf die Toilette sollte man vor Beginn des Trainings gehen. In dringenden Fällen meldet man sich beim Lehrer ab, doch sollte bedacht werden, dass jede Unterbrechung den Unterricht insgesamt stört, den eigenen Körper wieder auskühlen lässt und somit Verletzungsgefahr birgt. Außerdem können so Dreck, Steinchen oder Splitter aus dem Gangbereich auf die Trainingsfläche gebracht werden, was ebenfalls zu Problemem führen kann, da viele barfuß trainieren.
  • Bevor das Training beginnt, stellen sich die Schüler vor dem Meister in einer fest vorgegebenen Reihefolge gemäß ihrer Graduierung auf. Der höchste Grad steht dabei immer vorne rechts.
  • Das Training beginnt, wenn der Lehrer den Befehl zur Aufstellung gibt. Üblicherweise wird der Trainer vom ersten Schüler (vorne rechts) auf koreanisch gegrüßt, dann verbeugt sich die Gruppe zum Lehrer und der Lehrer zur Gruppe hin. Einige Schulen legen Wert darauf, dass beim Begrüßungszeremoniell zusätzlich die Fahne Koreas gegrüßt wird.
  • Beim Training darf nicht geschwatzt oder laut gelacht werden. Die Kommandos des Lehrers müssen jederzeit verstanden werden können und müssen auch befolgt werden.
  • Nur der Lehrer oder hohe Graduierungen dürfen anderen Schülern Techniken beibringen oder die Schüler korrigieren. Damit wird sichergestellt, dass die Techniken richtig gelernt werden und sich keine Unsauberkeiten einschleichen. Dies gilt besonders für den Formenlauf, da sich sonst schnell falsche Bewegungsabläufe verbreiten können.
  • Angriffe gegeneinander, Bruchtests, Übungen mit Waffen (z. B. bei Selbstverteidigung) oder andere schwierige Übungen dürfen nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Lehrers unter dessen Beobachtung durchgeführt werden. Ansonsten ist die Verletzungsgefahr zu groß.
  • Befiehlt der Lehrer Übungsabbruch (Kommando Gumahn oder Paro), müssen alle Übungen sofort beendet werden.

Zeremoniell und Respekt

Respekt und Formwahrung ist gerade in Asien selbstverständlicher Inhalt des täglichen Lebens. Es hat seine Vor- und Nachteile, aber es ist nun mal so - und das findet man auch beim Taekwondo.

Ein hervorstechendes Merkmal dieses Zeremoniells ist das Verneigen: Mit der Verneigung wird nicht nur Respekt vor dem Lehrer und dem Übungspartner ausgedrückt, sie dient vor allem der Sammlung und Konzentration. Sie sollte bewusst geschehen, denn sie zeigt an, dass man sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentriert. Konzentration ist ein wesentliches Element im Taekwondo, sie ermöglicht komplexe Bewegungsabläufe und stellt sicher, dass der Partner nicht versehentlich verletzt wird.

Mit dem Gruß bestätigt man, dass man die Alltagssorgen abstreift, sich auf die bevorstehende Übung konzentriert. Es signalisiert dem Partner, dass man ihn als Person respektiert und darauf achten wird, fair und ohne Gefahr mit ihm zu üben.

"Der Edle verneigt sich, aber beugt sich nicht." (Konfuzius) 

Man verneigt sich in der Regel

  • beim Betreten und Verlassen des Übungsraums: Damit übertritt man ganz bewusst auch geistig die Schwelle vom Alltag zum Training und umgekehrt. Wenn Landesfahnen aufgehängt sind (z. B. bei Prüfungen die koreanische neben der nationalen) begrüßt man auch die Fahnen, um dem Ursprungs- und Gastgeberland Respekt zu zeigen.
  • zu Beginn und Ende der Übungsstunde: Schüler und Lehrer bekunden gegenseitigen Respekt und versichern sich ihrer Konzentration auf die Übungen.
  • vor und nach Partnerübungen: Damit signalisieren sich die Partner, dass sie alle Aufmerksamkeit in die Ausübung der Technik legen, so dass der Partner nicht gefährdet wird.
  • vor und nach einem Bruchtest: Taekwondo ist zur Verteidigung gedacht und nicht zum Zerstören. Da beim Bruchtest etwas zerstört werden soll (zum Beispiel ein Holzbrett), fragt der Übende mit der Verneigung gegenüber dem Lehrer oder Prüfer um Erlaubnis nach, ausnahmsweise etwas zerstören zu dürfen.

Die Verneigung wird meist mit dem Kommando Cha Ryut (Achtung!) vorbereitet (Füße nebeneinander im Moa Sogi, Fäuste am gestreckten Arm leicht neben dem Körper, Gegenüber ansehen) und mit dem Kommando Kyong Ye (grüßen, verneigen) eingeleitet (Oberkörper beugt sich 45° vor, Arme mit den Fäusten werden leicht angewinkelt).

"Fremdartiges Zeremoniell" oder "Sportliche Etikette"?

Kulturelle Einblicke eines Großmeisters

Großmeister Song Chae-Yong berichtete in einem Interview 1987 über seine Anfänge als Taekwondo-Lehrer in München und die Unterschiede der Kulturen (aus "Taekwon-Do im Westen", Mönchseulen-Verlag, 1989):

[...]
So habe ich Taekwon-Do an der Volkshochschule gemacht, im Herbst 1972. Damals habe ich viele Fehler gemacht. Ich wollte original Taekwon-Do zeigen und habe ein hartes Training gemacht. Die Leute konnten das aber nicht durchstehen. Ich wollte Taekwon-Do so weitergeben, wie ich es von meinem Lehrer gelernt hatte, auf die gleiche Art, aber die Leute konnten das nicht vertragen und sind immer wieder weggegangen. Daraufhin habe ich das Training milder gemacht.
[...]
Bei uns ist das etwas anderes gewesen. Disziplin ist sehr hart in Korea und besonders ein Judo- oder Taekwon-Do-Trainer gilt als Respektsperson. Man sagt Sahbum-Nim zu einem Meister in den Budo-Sportarten. Wenn also ein Sahbum-Nim das Training leitet, das ist dann vollkommen akzeptiert, was der macht, niemand kann etwas dagegen sagen. Ich habe mich das hier nicht getraut. In Korea ist Sahbum-Nim ein Begriff, aber nicht in Europa, hier denken die Leute: Ach, das ist ja nur ein Trainer! Damals haben wir in Korea streng mit Meditation das Training angefangen, aber ich habe befürchtet, daß die Leute hier das nicht wissen, daß sie es komisch finden, einfach so zu sitzen, mit geschlossenen Augen. In Korea durfte man im Übungsraum, im Dojang, nicht sprechen, man durfte nicht einmal die Zähne zeigen. Man achtete sogar darauf, nicht auf den Schatten des Lehrers zu treten. Ein Lehrer ist für uns eine absolute Respektsperson. Als ich hier in München an einem Gymnasium ein Praktikum machte für mein Diplom als Deutschlehrer, da war ich überrascht von der Atmosphäre des Unterrichts. Das kannte ich nicht. Das waren Schüler der 9. Klasse und die waren natürlich sehr frech. Am Schluss der Stunde packten sie einfach ihre Sachen und rannten weg, ohne zu grüßen. So etwas gibt es in Korea nicht.
[...]
Ein Lehrer ist grundsätzlich eine Respektsperson, also auch ein Sahbum-Nim. Vielleicht hat man aber auch Angst vor ihm, denn er ist ein Do-in, also nicht nur ein charakterlich, sondern auch ein körperlich geschulter Mann. Man fürchtet ihn also auch ein wenig. Für Japaner, Koreaner, Chinesen ist ein Sahbum-Nim ein Begriff, den die sofort verstehen. ..... Was er sagt, das haben wir ohne Kritik angenommen. Wir hätten nie gewagt "Warum?" zu sagen.

Zeremoniell im "Westen"

Gerade asiatische Kampfsportarten gelten meist als Inbegriff des Zeremoniellen. Viele Europäer oder "normale" Sportler machen sich darüber lustig oder finden es unangenehm, sehen vielleicht sogar religiöse oder sektiererische Hintergründe.

Neben den praktischen Aspekten (z. B. Verneigung als Signal, sich auf den Partner zu konzentrieren und ihm keine Verletzungen zuzufügen) gibt es aber auch eine andere interessante Sichtweise: So unbekannt, wie man in Europa immer annimmt, sind Höflichkeitsregeln nämlich gar nicht, wie Beispiele aus typisch europäischen Sportarten zeigen:

  • Beim Reitsport ist das formale Grüßen des Schiedsgerichts durch den Reiter streng vorgeschrieben und führt bei Nichtbeachtung zur Disqualifikation.
  • Bei typisch europäischen Schwertsportarten (zum Beispiel Fechten) wird ebenfalls formal gegrüßt, mit genau festgelegten Abläufen (zum Beispiel das Führen des Floretts zum Gesichtsschutz).

Der Hang zu mystischen Interpretationen und Bedeutungen mag im asiatischen Kulturraum sehr ausgeprägt sein, jedoch sind auch asiatische Beobachter beeindruckt von der Hingabe (inklusive dem Sammeln von symbolischen Gegenständen und Zeichen) der europäischen Fußballfans.


Kritik

Die hohen Bein-Techniken des Taekwondo können langfristig zu Schäden an den Hüften führen. Manche Techniken, die mit bloßem Fuß getreten werden, würden in einem Ernstfall mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Bruch des Fußgelenkes führen. Ein Gutteil der Techniken ist im Ernstfall nicht anwendbar. Zudem muss der erste Tritt sitzen, weil für einen zweiten keine Zeit bleibt, wenn der Gegner gut im Parieren und Kontern mit inneren Techniken ist.

Weiterführende Informationen

Literatur

Siehe auch