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Edwin Frederick O’Brien und Mitteltönige Stimmung: Unterschied zwischen den Seiten

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Unter '''Mitteltönigen Temperaturen''' versteht man eine Reihe von [[Stimmung (Musik)|Temperatur]]en, die in der [[Renaissance]], im [[Barock]], und vielfach auch in späterer Zeit (bis in das 19. Jahrhundert) hauptsächlich für Tasteninstrumente gebräuchlich waren.
'''Edwin Frederick O'Brien''' (* [[8. April]] [[1939]] in [[New York City|New York]], [[USA]]) ist der 15. [[Erzbischof]] des [[Erzbistum Baltimore|Erzbistums Baltimore]].
Ist nichts Weiteres angegeben, ist die ''<sup>1</sup>/<sub>4</sub>-Komma-mitteltönige Temperatur'' gemeint, auch ''Terzenrein mitteltönige Temperatur'' genannt.


== Leben ==
== Aufbau ==
Bei der mitteltönigen Temperatur werden elf Quinten des [[Quintenzirkel]]s je um so viel vermindert, dass die sich aus vier dieser Quinten ergebenden großen Terzen rein oder annähernd rein werden. Bei der gebräuchlichsten und am häufigsten beschriebenen Variante ist die große Terz rein. Die vier Quinten werden daher um je 1/4 des [[Syntonisches Komma|syntonischen Komma]]s verkleinert. Mit anderen Worten: Verkleinert man die 11 Quinten um <sup>1</sup>/<sub>4</sub> des [[Syntonisches Komma|syntonischen Komma]]s, so werden die benutzbaren Terzen exakt rein. Die so entstandene Stimmung wird ''<sup>1</sup>/<sub>4</sub>-(syntonisches)-Komma-mitteltönige Stimmung'' genannt.
Edwin O'Brien wurde im New Yorker Stadtteil [[Bronx]] geboren und besuchte dort mehrere Schule in katholischer Trägerschaft. Nach dem Ende der Schulzeit studierte er [[Katholische Theologie]] und [[Philosophie]] am erzbischöflichen [[Priesterseminar]] ''St. Joseph'' in Dunwoodie ([[Yonkers]]).


Die zwölfte „Quinte“ des Quintenzirkels ist damit festgelegt. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Quinte, sondern um eine verminderte Sexte (in der Regel Gis-Es) die stark von der reinen Quinte abweicht, und in der Regel als musikalisch unbrauchbar gilt. Sie wird häufig [[Wolfsquinte]] genannt. Vier vermeintlich große Terzen, deren Quintenkette die Wolfsquinte enthält, sind verminderte Quarten (Cis-F, Gis-C), die ebenfalls in der Regel nicht als große Terzen gebraucht werden können. Es bleiben daher acht reine oder annähernd [[Reines Intervall|reine]] große Terzen.
Am 29. Mai 1965 empfing er durch [[Francis Joseph Spellman|Francis Kardinal Spellman]] das [[Sakrament]] der [[Priesterweihe]]. Anschließend war er [[Kaplan]] der ''Most Holy Trinity Parish'' und Zivil-Kaplan der ''[[United States Military Academy]]'' in [[West Point (New York)|West Point]]. Von 1970 bis 1973 war er Militärkaplan der [[Streitkräfte der Vereinigten Staaten|US-Army]] in [[Vietnam]] und den Vereinigten Staaten von Amerika. Nach dieser Zeit wurde er für Studien am ''Pontificio Collegio Americano del Nord'' in Rom freigestellt und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] 1976 im Fachgebiet [[Moraltheologie]] an der [[Päpstliche Universität Heiliger Thomas von Aquin|Päpstlichen Universität „St. Thomas von Aquin“]] mit einer [[Dissertation]] zum Thema ''„The Origin and Development of Moral Principles in the Writings of [[Paul Ramsey]]“''.


Andere bekannte, jedoch geschichtlich in der Stimmpraxis nur selten bis kaum nachzuweisende, mitteltönige Temperaturen sind die <sup>1</sup>/<sub>6</sub>-, <sup>1</sup>/<sub>5</sub>-, <sup>2</sup>/<sub>7</sub>-, und <sup>1</sup>/<sub>3</sub>-Komma-mitteltönige Temperatur, bei denen die 11 Quinten um den entsprechenden Bruchteil des syntonischen Kommas verkleinert werden. Das vermindert den Missklang der [[Wolfsquinte]] allerdings nur unwesentlich, gleichzeitig wird jedoch die Reinheit der „guten“ großen Terzen vermindert.
1976 wurde er Kaplan an der ''[[St. Patrick’s Cathedral (New York)|Saint Patrick’s Cathedral]]'' in New York und Vizekanzler des Erzbistums. 1981 wurde er zum Diözesandirektor für die sozialen Kommunikationsmittel berufen und war seit 1983 persönlicher Sekretär von [[Terence James Cooke|Terence James Kardinal Cooke]], dem New Yorker Erzbischof. Gleichzeitig übernahm er die Aufgabe des Seelsorgers für die katholischen Mediziner der Erzdiözese. 1985 wurde er Direktor des erzbischöflichen Priesterseminars ''Saint Joseph'' in Dunwoodie und 1990 Rektor des ''Päpstlichen Nordamerikanischen Kollegs'' in Rom. 1994 wurde er erneut zum Rektor des Priesterseminars ''Saint Joseph'' berufen, das er bis 1997 leitete.


Spricht man gemeinhin von mitteltöniger Stimmung, so ist meistens die <sup>1</sup>/<sub>4</sub>-Komma-mitteltönige Stimmung gemeint. Nur bei ihr sind die großen Terzen exakt rein. Die <sup>1</sup>/<sub>4</sub>-Komma-mitteltönige Stimmung lässt sich relativ leicht realisieren, wenn man lernt, die vier temperierten Quinten genau zu stimmen. Die anderen Töne ergeben sich dann über das Einstimmen reiner großer Terzen.
Am 6. Februar 1996 ernannte ihn [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] zum [[Titularbischof]] von ''Thizica'' und zum [[Weihbischof]] in [[Erzbistum New York|New York]]. Die [[Bischofsweihe]] spendete ihm [[John Joseph O'Connor (New York)|John Joseph Kardinal O'Connor]] am 25. März desselben Jahres. Bereits ein Jahr später, am 7. April 1997, wurde er zum [[Koadjutor]]-[[Militärordinarius|Militärerzbischof]] der Vereinigten Staaten ernannt und zum Titularerzbischof von ''Thizica'' erhoben. Am 12. August desselben Jahres wurde er schließlich Militärerzbischof.


==Geschichte==
Seit 2006 ist O'Brien Mitglied der [[Kongregation für das Katholische Bildungswesen]].
[[image:Harpsichord.9023840.jpg|thumb|Italienisches Cembalo mit „gebrochenen Obertasten“, das ohne Umstimmen ein Spielen in mehreren Tonarten (jeweils mitteltönig temperiert) ermöglicht]]
Während die große Terz im Mittelalter meist als [[Dissonanz]] wahrgenommen wurde, bildete sie ab der Renaissance eine wichtige [[Konsonanz]]. Jedoch enthielt bereits die ältere, verbreitete Pythagoreische Stimmung ausgezeichnete, fast reine große Terzen, und man kann vermuten, dass die Entwicklung der Mitteltönigen Temperatur hieraus einen wesentlichen Impuls erhielt.


Auch wenn man vereinzelte Quellen des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts bereits als praktische Beschreibung der Mitteltönigen Temperatur ansehen kann, wurde sie erstmals 1571 durch Gioseffino Zarlino korrekt und eindeutig beschrieben. Im deutschen Sprachraum war es Michael Praetorius, der sie 1619 in seiner „Organographia“ (''Syntagma Musicum'', Bd. 2) als gängige Praxis beschrieb und drei Arten angab, wie man sie praktisch legen konnte (neben einer nicht bedeutsamen Modifikation, die jedoch keine Tonart zusätzlich ermöglicht). Aufgrund Praetorius' Beschreibung wurde die Mitteltönige Temperatur bis ins 18. Jahrhundert gern als „Praetorianisch“ bezeichnet. Im Orgelbau wurde sie in Deutschland bis weit in das 18. Jahrhundert als Standardtemperatur verwendet – in einzelnen Regionen noch darüber hinaus –, weshalb in Orgelbauverträgen und Prüfungsberichten (Abnahmeberichten) die Temperatur nicht bezeichnet werden brauchte.
Papst [[Benedikt XVI.]] berief O'Brien am 12. Juli 2007 zum Erzbischof von Baltimore. Die feierliche Amtseinführung durch Erzbischof [[Pietro Sambi]], den [[Apostolischer Nuntius|Apostolischen Nuntius]] in den USA, fand am 1. Oktober desselben Jahres statt.
In Norddeutschland ist die Mitteltönige Temperatur zum Beispiel für sämtliche Orgeln Hamburgs 1729 in gedruckten Quellen belegt, und auch die von Arp Schnitger neu erbaute Orgel des Bremer Doms stand noch bis zur Umstimmung 1775-6 in der mitteltönigen Temperatur. Neuere Forschungen haben auch wieder plausibel gemacht, dass die Orgeln die Dieterich Buxtehude in Lübeck zur Verfügung standen in dieser Standardtemperierung standen. Es gibt im übrigen keinerlei Äußerungen Buxtehudes zu Temperaturfragen – B.s Widmungsgedicht für Andreas Werckmeisters ''Harmonologia Musica'', 1702, einer Kontrapunkt- und Improvisationslehre, nimmt auch nicht auf Temperaturfragen Bezug und kann nicht als Unterstützung Werckmeisterscher Temperaturentwürfe gedeutet werden.


Die [[Wolfsquinte]] und die vier verminderten Quarten wurden im 17. und 18. Jahrhundert als völlig unbrauchbar angesehen. Moderne Vermutungen, dass diese kompositorisch eingesetzt wurden (also etwa H-Es-Fis als vermeintliches H-Dur, F-Gis-C als vermeintliches f-moll, etc.), werden jedoch durch Äußerungen der Quellen des 17. und 18. Jahrhunderts regelmäßig widerlegt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Wolfs-Intervalle von professionellen Musikern zum Scherz, als Schock-Intervalle oder zur Vermittlung drastischer Affekte von Komponisten verwendet wurden.
Da die Erzbischöfe von Baltimore, dem ''ersten Bischofssitz'' (''premier see'') der Vereinigten Saaten, in der Vergangenheit mehrfach die Kardinalswürde empfingen, gilt O'Brien als möglicher Anwärter auf die Erhebung zum [[Kardinal]].
Die kontrapunktisch korrekte Auflösung von Vorhalten, Dissonanzen, etc. ist davon nicht berührt, wenn zum Beispiel in d(-moll) über der 5. Stufe A ein übermäßiger Akkord A-Cis-F (A 6 3#) entsteht, der in einer Kadenz so aufgelöst würde: 6 3# - 6 4 – 5 4 – 5 3#. Cis-F ist hier richtig eine verminderte Quarte, die zwischen der großen Terz (Cis) und der kleinen Sexte (F) über dem Grundklang (A) entsteht. Sie wird korrekt in die kleine Terz (D-F) überführt, die mit dem Grundklang (A) einen Quartsextakkord bildet (der natürlich weiter aufzulösen ist).


Um den Tonartenvorrat der gewöhnlichen Mitteltönigen Temperatur zu erweitern, wurden daher an Stätten professioneller Musikpflege in Westeuropa zwischen ca. 1450 und 1700 nicht selten Tasteninstrumente mit zusätzlichen Obertasten (Subsemitonien, engl. split keys) ausgestattet. Solche Instrumente sind verwandt mit den sog. enharmonischen Instrumenten. Bekannt sind Instrumente mit bis zu vier Subsemitonien. Die Entwicklung begann offenbar in Italien und gewann schnell eine gewisse Verbreitung. Nördlich der Alpen war es erst Gottfried Fritzsche, der in Deutschland 1612 die erste Orgel mit Subsemitonien baute (in der kurfürstlichen Schlosskapelle, Dresden).
Sein [[Wahlspruch]] lautet: ''Pastores dabo vobis'' ([[Jeremia|Jer.]] 3,15).


Auf besaiteten Tasteninstrumenten setzten sich seit Ende des 17. Jahrhunderts langsam aber zunehmend [[wohltemperierte Stimmung]]en durch, auch praktische Annäherungen an die Gleichstufige Temperatur, d. h. solche Temperaturen, die den Gebrauch aller Tonarten zuließen. Die Wohltemperierten Stimmungen waren nicht die heute auf elektronischen Instrumenten und meist auf Klavieren zu hörende [[gleichstufige Stimmung]] sondern solche, bei denen die einzelnen Tonarten mal mehr, mal weniger „gespannt“ klangen (Tonartencharakteristik, die auch im 18. Jahrhundert als subjektives Moment verstanden wurde). Es steht zu vermuten, ist aber nicht zu beweisen, dass Bach bei der Transposition älterer Werke (!) und teilweisen Neukomposition von Praeludien und Fugen der beiden Bände des „Wohltemperirten Claviers“ an die damals noch ganz neuen ungleichstufigen Wohltemperierten Stimmungen gedacht hat, auch wenn die Gleichstufige Temperatur, praktisch gelegt in seiner späteren Lebensphase nicht auszuschließen ist. Hier ist aber auch zu beachten, dass Friedrich Suppig 1722 in einem Manuskript beschrieb, dass alle ''Claviere'' in Dresden mitteltönig gestimmt seien – im gleichen Jahr als Bach den ersten Band des Wohltemperirten Claviers zusammenstellte und mit dem datierten Titelblatt versah.
== Weblinks ==
* [http://212.77.1.245/news_services/bulletin/news/20590.php?index=20590&lang=ge Ernennungsverlautbarung des Heiligen Stuhls vom 12. Juli 2007] (italienisch)
* [http://www.archbalt.org/home-documents/archbishop-obrien-biography.pdf Homepage des Erzbistums Baltimore] (englisch)
* [http://www.catholic-hierarchy.org/bishop/bobrien.html Eintrag über Edwin O'Brien bei ''www.catholic-hierarchy.org''] (englisch)


Die Geschichte der Mitteltönigen Temperatur ist zwar in ihren theoretischen Verästelungen recht gut bekannt.
Jedoch ist die praktische Anwendung, Verbreitung und der offenbar vielfach erst viel später als bisher angenommene Übergang zu neueren Temperaturen (oft direkt zu Annäherungen an die Gleichstufige Temperatur) in vielen Regionen erst in Ansätzen erforscht, da man allzu oft annahm, dass sich theoretische Temperaturentwürfe alsbald durchsetzten. Wie jedoch Werckmeister und andere beklagten, die neue Temperaturen entwarfen folgten die Orgelbauer ihren Entwürfen nicht und blieben noch lange bei der mitteltönigen Stimmpraxis.
Die Mitteltönige Temperatur stellte die günstigste Annäherung an das Netz reiner Quinten und reiner Terzen der Reinen Stimmung dar. Für die Begleitung von vokaler, instrumentaler und gemischt vokal-instrumentaler Musik bot sie lange Zeit die beste Voraussetzung. Außerdem waren im Gottesdienst Choräle und deren Vorspiele in Kirchentonarten mit Leichtigkeit mitteltönig zu begleiten. Es gab aus der kirchenmusikalischen Praxis lange Zeit heraus keinen Bedarf für eine Welle von Umstimmungen. Gewisse Probleme in der Begleitung von Ensembles ergaben sich jedoch durch die Existenz verschiedener Stimmtonhöhenstandards: In Deutschland etwa standen Orgeln um 1700 gemeinhin im (gemeinen) Chorton (a' = ca. 465 Hz), oder gelegentlich im Hohen Chorton (a' = ca. 495 Hz), während die meisten Instrumente und Sänger im Kammerton (a' = ca. 415 Hz) musizierten. Der Organist war hier gefordert zu transponieren, wobei sich leicht ergab, dass die Grenzen der Mitteltönigkeit erreicht oder auch überschritten wurden. Solange dies nicht ständig geschah, konnte der Begleiter „Wolfs“-Töne auslassen, vielleicht umspielen oder mit einer Verzierung versehen (wodurch jedoch der Ton noch vorgehoben werden kann), auch durch geeignete Registerwahl den hässlichen Ton verdecken. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war die musikalische Entwicklung der Ensemblemusik soweit fortgeschritten, dass die Mitteltönige Temperatur vielen als mehr als geeignet erschien. Hier setzte nun die Entwicklung neuer Temperaturen ein: Sie entsprang nicht aus Forderungen, in solistischen Werken für Tasteninstrumente „entfernte“ Tonarten zu verwenden.
Aus dieser Erkenntnis heraus lassen sich Konsequenzen für die Sicht auf vermeintliches Orgelrepertoire nicht vermeiden, dass in mitteltönig nicht-spielbaren Tonarten stand (d. h. Verwendung von Akkorden machte, die in der Mitteltönigen Temperatur nicht verfügbar war). So waren z. B. weder die Tonumfänge noch die Temperaturen der meisten Orgeln zu Bachs Zeit geeignet für seine „Clavir-Uebung“, 3. Teil, die damit an einem angenommenen Markt für Aufführungsmaterial „vorbeigeschrieben“ wurde. Es muss andere Erklärungen geben, die die Entstehung und den Zweck solcher Musik erklären, z. B. Spiel auf besaiteten Pedal-Instrumenten (Pedal-Cembalo, Pedal-Clavichord), pädagogische Grundlagen für komplex kontrapunktische Improvisation etc. Diese Problematik zeigt, dass die Frage der Temperatur, nicht nur der Mitteltönigen, zentrale Bedeutung für die Aufführungspraxis hat.


== Aufbau ==
{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[William Henry Keeler|William Henry Kardinal Keeler]]
''Grundton: C, Beginn des Quintenzirkel bei Es''
|NACHFOLGER=-
|AMT=[[Erzbistum Baltimore#Erzbischöfe|Erzbischof von Baltimore]]
|ZEIT=seit [[2007]]}}


Das [[Syntonisches_Komma|Syntonische Komma]] beträgt <math>\frac{81}{80}</math>. Dann ergibt sich die mitteltönige Quinte zu: <math>\frac{3}{2}:\left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}25}</math>.

{| class="prettytable"
!Ton-Bezeichnung
!Frequenzverh. zum Grundton
!Frequenzmultiplikator
![[Cent (Musik)|Cent]]
|-----
| '''Es''' ||<math>\frac{8}{27} \cdot \left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}75} \cdot 4</math>||1,19627902498||310,26
|-----
| '''B''' ||<math>\frac{4}{9} \cdot \left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}5} \cdot 4</math>||1,788854382||1006,84
|-----
| '''F''' ||<math>\frac{2}{3} \cdot \left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}25} \cdot 2</math>||1,33748060995||503,42
|-----
| '''C''' ||<math>\frac{1}{1} = 1</math>||1||0
|-----
| '''G''' ||<math>\frac{3}{2}:\left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}25}</math>||1,49534878122||696,58
|-----
| '''D''' ||<math>\frac{9}{4}:\left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}5} \cdot \frac{1}{2}</math>||1,11803398875||193,16
|-----
| '''A''' ||<math>\frac{27}{8}:\left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}75} \cdot \frac{1}{2}</math>||1,67185076244||889,74
|-----
| '''E''' ||<math>\frac{81}{16}:\frac{81}{80} \cdot \frac{1}{4} = \frac{5}{4}</math>||1,25||386,31
|-----
| '''H''' ||<math>\frac{243}{32}:\left(\frac{81}{80}\right)^{1{,}25} \cdot \frac{1}{4}</math>||1,86918597653||1082,89
|-----
| '''Fis''' ||<math>\frac{729}{64}:\left(\frac{81}{80}\right)^{1{,}5} \cdot \frac{1}{8}</math>||1,39754248594||579,47
|-----
| '''Cis''' ||<math>\frac{2187}{128}:\left(\frac{81}{80}\right)^{1{,}75} \cdot \frac{1}{16}</math>||1,04490672653||76,05
|-----
| '''Gis''' ||<math>\frac{6561}{256}:\left(\frac{81}{80}\right)^2 \cdot \frac{1}{16} = \frac{25}{16} </math>||1,5625||772,63
|}

Somit erhalten wir folgende Intervalle:
*Acht reine große Terzen: Es-G, B-D, F-A, C-E, G-H, D-Fis, A-Cis, E-Gis
*Elf mitteltönige Quinten: Es-B, B-F, F-C, C-G, G-D, D-A, A-E, E-H, H-Fis, Fis-Cis, Cis-Gis
*Eine zu große [[Wolfsquinte]]: Gis-Es mit dem Frequenzverhältnis
::<math>2 \cdot \frac{32}{27} \cdot \left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}75} \cdot \frac{16}{25} =
\frac{1024}{675} \cdot \left(\frac{81}{80}\right)^{0{,}75} \approx \frac{3{,}0625}{2} \approx 737{,}64\,\mathrm{Cent}</math>
*Vier zu große Terzen (''verminderte Quarten''): H-Es, Fis-B, Cis-F, Gis-C
::<math>\frac{32}{25}\approx 427{,}37\,\mathrm{Cent}</math>

Bei der mitteltönigen Temperatur stehen nicht alle erhöhten bzw. erniedrigten Töne zur Verfügung. Im obigen Beispiel nur Es, B, Fis, Cis und Gis, nicht aber deren enharmonische Wechseltöne Dis, Ais, Ges, Des und As. Dasselbe gilt auch für die enharmonischen Wechseltöne der übrigen Töne; zum Beispiel stehen auch Fes und Eis nicht zur Verfügung.

In dieser Einschränkung kommt zum Ausdruck, dass drei übereinandergelegte reine große Terzen nicht exakt eine Oktave geben. Der höchste Ton einer solchen Terzenkette ist um eine kleine [[Diësis]] (ca. 1/5 gleichstufiger Ganzton) tiefer als die reine Oktave des Ausgangstones. Auch bei den Varianten der mitteltönigen Temperatur, bei der die benutzbaren großen Terzen nur annähernd rein sind, bleibt ein großer Unterschied zwischen den enharmonischen Wechseltönen bestehen.

Man kann daher nur in Tonarten annehmbar spielen, in denen die fehlenden Töne nicht benötigt werden.

==Literatur==

* Manuel Op de Coul, Brian McLaren, Franck Jedrzejewski, and Dominique Devie: ''[http://www.xs4all.nl/~huygensf/doc/bib.html Temperament & Tuning Bibliography]''. (Umfassende, allgemeine Literaturübersicht).

* Mark Lindley: ''Stimmung und Temperatur''. In: ''Geschichte der Musiktheorie, Band 6.'' Darmstadt, 1987, S. 109–331.
* Ibo Ortgies: ''Die Praxis der Orgelstimmung in Norddeutschland im 17. und 18. Jahrhundert und ihr Verhältnis zur zeitgenössischen Musikpraxis''. Dissertation, Göteborg: Göteborgs universitet, 2004. 315 S. (rev. Fassung, 2007. 317 S.). [http://ibo.ortgies.googlepages.com/phd-dissertationiboortgies Download (in Form einer großen oder mehrerer, kleiner PDF-Dateien)], [http://ibo.ortgies.googlepages.com/Dissertation_komplett_IO01_web.htm Webversion], [http://ibo.ortgies.googlepages.com/tableofcontentsphd-thesis Inhaltsverzeichnis], [http://ibo.ortgies.googlepages.com/englishsummaryphd-thesis English Summary], [http://ibo.ortgies.googlepages.com/backtohomepageiboortgies Abstract].

==Siehe auch==
* [[Cent (Musik)|Cent]]

== Weblinks ==
* [http://www.fres.ch/bd/content/music/bach.html Zu den historischen Angaben]
* [http://zynaddsubfx.sourceforge.net/ ZynAddSubFX] ist ein mikrotonaler Open-Source-Software-Synthesizer, mit dessen Hilfe die mitteltönige Stimmung realisiert und ausprobiert werden kann [http://www.sbox.tugraz.at/home/t/tomm/archiv/ZynAddSubFX_Setup.exe Windows-Version]
{{Vorlage:Stimmungen (Musik)}}


{{DEFAULTSORT:O’Brien, Edwin}}
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:US-Amerikaner]]
[[Kategorie:Militärgeistlicher]]
[[Kategorie:Moraltheologe]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Theologe (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Geboren 1939]]


[[Kategorie:Stimmung (Musik)]]
{{Personendaten|
NAME=O’Brian, Edwin
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=[[Erzbischof]] von [[Baltimore]]
|GEBURTSDATUM=[[8. April]] [[1939]]
|GEBURTSORT=[[New York City]], [[USA]]
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
}}


[[cs:Středotónové ladění]]
[[en:Edwin Frederick O'Brien]]
[[en:Meantone temperament]]
[[fr:Tempérament mésotonique]]
[[hu:Középhangú temperálás]]
[[it:Temperamento mesotonico]]
[[ja:中全音律]]
[[nl:Middentoonstemming]]
[[ru:Среднетоновый строй]]
[[uk:Середньотоновий стрій]]

Version vom 6. März 2008, 18:57 Uhr

Unter Mitteltönigen Temperaturen versteht man eine Reihe von Temperaturen, die in der Renaissance, im Barock, und vielfach auch in späterer Zeit (bis in das 19. Jahrhundert) hauptsächlich für Tasteninstrumente gebräuchlich waren. Ist nichts Weiteres angegeben, ist die 1/4-Komma-mitteltönige Temperatur gemeint, auch Terzenrein mitteltönige Temperatur genannt.

Aufbau

Bei der mitteltönigen Temperatur werden elf Quinten des Quintenzirkels je um so viel vermindert, dass die sich aus vier dieser Quinten ergebenden großen Terzen rein oder annähernd rein werden. Bei der gebräuchlichsten und am häufigsten beschriebenen Variante ist die große Terz rein. Die vier Quinten werden daher um je 1/4 des syntonischen Kommas verkleinert. Mit anderen Worten: Verkleinert man die 11 Quinten um 1/4 des syntonischen Kommas, so werden die benutzbaren Terzen exakt rein. Die so entstandene Stimmung wird 1/4-(syntonisches)-Komma-mitteltönige Stimmung genannt.

Die zwölfte „Quinte“ des Quintenzirkels ist damit festgelegt. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Quinte, sondern um eine verminderte Sexte (in der Regel Gis-Es) die stark von der reinen Quinte abweicht, und in der Regel als musikalisch unbrauchbar gilt. Sie wird häufig Wolfsquinte genannt. Vier vermeintlich große Terzen, deren Quintenkette die Wolfsquinte enthält, sind verminderte Quarten (Cis-F, Gis-C), die ebenfalls in der Regel nicht als große Terzen gebraucht werden können. Es bleiben daher acht reine oder annähernd reine große Terzen.

Andere bekannte, jedoch geschichtlich in der Stimmpraxis nur selten bis kaum nachzuweisende, mitteltönige Temperaturen sind die 1/6-, 1/5-, 2/7-, und 1/3-Komma-mitteltönige Temperatur, bei denen die 11 Quinten um den entsprechenden Bruchteil des syntonischen Kommas verkleinert werden. Das vermindert den Missklang der Wolfsquinte allerdings nur unwesentlich, gleichzeitig wird jedoch die Reinheit der „guten“ großen Terzen vermindert.

Spricht man gemeinhin von mitteltöniger Stimmung, so ist meistens die 1/4-Komma-mitteltönige Stimmung gemeint. Nur bei ihr sind die großen Terzen exakt rein. Die 1/4-Komma-mitteltönige Stimmung lässt sich relativ leicht realisieren, wenn man lernt, die vier temperierten Quinten genau zu stimmen. Die anderen Töne ergeben sich dann über das Einstimmen reiner großer Terzen.

Geschichte

Italienisches Cembalo mit „gebrochenen Obertasten“, das ohne Umstimmen ein Spielen in mehreren Tonarten (jeweils mitteltönig temperiert) ermöglicht

Während die große Terz im Mittelalter meist als Dissonanz wahrgenommen wurde, bildete sie ab der Renaissance eine wichtige Konsonanz. Jedoch enthielt bereits die ältere, verbreitete Pythagoreische Stimmung ausgezeichnete, fast reine große Terzen, und man kann vermuten, dass die Entwicklung der Mitteltönigen Temperatur hieraus einen wesentlichen Impuls erhielt.

Auch wenn man vereinzelte Quellen des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts bereits als praktische Beschreibung der Mitteltönigen Temperatur ansehen kann, wurde sie erstmals 1571 durch Gioseffino Zarlino korrekt und eindeutig beschrieben. Im deutschen Sprachraum war es Michael Praetorius, der sie 1619 in seiner „Organographia“ (Syntagma Musicum, Bd. 2) als gängige Praxis beschrieb und drei Arten angab, wie man sie praktisch legen konnte (neben einer nicht bedeutsamen Modifikation, die jedoch keine Tonart zusätzlich ermöglicht). Aufgrund Praetorius' Beschreibung wurde die Mitteltönige Temperatur bis ins 18. Jahrhundert gern als „Praetorianisch“ bezeichnet. Im Orgelbau wurde sie in Deutschland bis weit in das 18. Jahrhundert als Standardtemperatur verwendet – in einzelnen Regionen noch darüber hinaus –, weshalb in Orgelbauverträgen und Prüfungsberichten (Abnahmeberichten) die Temperatur nicht bezeichnet werden brauchte. In Norddeutschland ist die Mitteltönige Temperatur zum Beispiel für sämtliche Orgeln Hamburgs 1729 in gedruckten Quellen belegt, und auch die von Arp Schnitger neu erbaute Orgel des Bremer Doms stand noch bis zur Umstimmung 1775-6 in der mitteltönigen Temperatur. Neuere Forschungen haben auch wieder plausibel gemacht, dass die Orgeln die Dieterich Buxtehude in Lübeck zur Verfügung standen in dieser Standardtemperierung standen. Es gibt im übrigen keinerlei Äußerungen Buxtehudes zu Temperaturfragen – B.s Widmungsgedicht für Andreas Werckmeisters Harmonologia Musica, 1702, einer Kontrapunkt- und Improvisationslehre, nimmt auch nicht auf Temperaturfragen Bezug und kann nicht als Unterstützung Werckmeisterscher Temperaturentwürfe gedeutet werden.

Die Wolfsquinte und die vier verminderten Quarten wurden im 17. und 18. Jahrhundert als völlig unbrauchbar angesehen. Moderne Vermutungen, dass diese kompositorisch eingesetzt wurden (also etwa H-Es-Fis als vermeintliches H-Dur, F-Gis-C als vermeintliches f-moll, etc.), werden jedoch durch Äußerungen der Quellen des 17. und 18. Jahrhunderts regelmäßig widerlegt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Wolfs-Intervalle von professionellen Musikern zum Scherz, als Schock-Intervalle oder zur Vermittlung drastischer Affekte von Komponisten verwendet wurden. Die kontrapunktisch korrekte Auflösung von Vorhalten, Dissonanzen, etc. ist davon nicht berührt, wenn zum Beispiel in d(-moll) über der 5. Stufe A ein übermäßiger Akkord A-Cis-F (A 6 3#) entsteht, der in einer Kadenz so aufgelöst würde: 6 3# - 6 4 – 5 4 – 5 3#. Cis-F ist hier richtig eine verminderte Quarte, die zwischen der großen Terz (Cis) und der kleinen Sexte (F) über dem Grundklang (A) entsteht. Sie wird korrekt in die kleine Terz (D-F) überführt, die mit dem Grundklang (A) einen Quartsextakkord bildet (der natürlich weiter aufzulösen ist).

Um den Tonartenvorrat der gewöhnlichen Mitteltönigen Temperatur zu erweitern, wurden daher an Stätten professioneller Musikpflege in Westeuropa zwischen ca. 1450 und 1700 nicht selten Tasteninstrumente mit zusätzlichen Obertasten (Subsemitonien, engl. split keys) ausgestattet. Solche Instrumente sind verwandt mit den sog. enharmonischen Instrumenten. Bekannt sind Instrumente mit bis zu vier Subsemitonien. Die Entwicklung begann offenbar in Italien und gewann schnell eine gewisse Verbreitung. Nördlich der Alpen war es erst Gottfried Fritzsche, der in Deutschland 1612 die erste Orgel mit Subsemitonien baute (in der kurfürstlichen Schlosskapelle, Dresden).

Auf besaiteten Tasteninstrumenten setzten sich seit Ende des 17. Jahrhunderts langsam aber zunehmend wohltemperierte Stimmungen durch, auch praktische Annäherungen an die Gleichstufige Temperatur, d. h. solche Temperaturen, die den Gebrauch aller Tonarten zuließen. Die Wohltemperierten Stimmungen waren nicht die heute auf elektronischen Instrumenten und meist auf Klavieren zu hörende gleichstufige Stimmung sondern solche, bei denen die einzelnen Tonarten mal mehr, mal weniger „gespannt“ klangen (Tonartencharakteristik, die auch im 18. Jahrhundert als subjektives Moment verstanden wurde). Es steht zu vermuten, ist aber nicht zu beweisen, dass Bach bei der Transposition älterer Werke (!) und teilweisen Neukomposition von Praeludien und Fugen der beiden Bände des „Wohltemperirten Claviers“ an die damals noch ganz neuen ungleichstufigen Wohltemperierten Stimmungen gedacht hat, auch wenn die Gleichstufige Temperatur, praktisch gelegt in seiner späteren Lebensphase nicht auszuschließen ist. Hier ist aber auch zu beachten, dass Friedrich Suppig 1722 in einem Manuskript beschrieb, dass alle Claviere in Dresden mitteltönig gestimmt seien – im gleichen Jahr als Bach den ersten Band des Wohltemperirten Claviers zusammenstellte und mit dem datierten Titelblatt versah.

Die Geschichte der Mitteltönigen Temperatur ist zwar in ihren theoretischen Verästelungen recht gut bekannt. Jedoch ist die praktische Anwendung, Verbreitung und der offenbar vielfach erst viel später als bisher angenommene Übergang zu neueren Temperaturen (oft direkt zu Annäherungen an die Gleichstufige Temperatur) in vielen Regionen erst in Ansätzen erforscht, da man allzu oft annahm, dass sich theoretische Temperaturentwürfe alsbald durchsetzten. Wie jedoch Werckmeister und andere beklagten, die neue Temperaturen entwarfen folgten die Orgelbauer ihren Entwürfen nicht und blieben noch lange bei der mitteltönigen Stimmpraxis. Die Mitteltönige Temperatur stellte die günstigste Annäherung an das Netz reiner Quinten und reiner Terzen der Reinen Stimmung dar. Für die Begleitung von vokaler, instrumentaler und gemischt vokal-instrumentaler Musik bot sie lange Zeit die beste Voraussetzung. Außerdem waren im Gottesdienst Choräle und deren Vorspiele in Kirchentonarten mit Leichtigkeit mitteltönig zu begleiten. Es gab aus der kirchenmusikalischen Praxis lange Zeit heraus keinen Bedarf für eine Welle von Umstimmungen. Gewisse Probleme in der Begleitung von Ensembles ergaben sich jedoch durch die Existenz verschiedener Stimmtonhöhenstandards: In Deutschland etwa standen Orgeln um 1700 gemeinhin im (gemeinen) Chorton (a' = ca. 465 Hz), oder gelegentlich im Hohen Chorton (a' = ca. 495 Hz), während die meisten Instrumente und Sänger im Kammerton (a' = ca. 415 Hz) musizierten. Der Organist war hier gefordert zu transponieren, wobei sich leicht ergab, dass die Grenzen der Mitteltönigkeit erreicht oder auch überschritten wurden. Solange dies nicht ständig geschah, konnte der Begleiter „Wolfs“-Töne auslassen, vielleicht umspielen oder mit einer Verzierung versehen (wodurch jedoch der Ton noch vorgehoben werden kann), auch durch geeignete Registerwahl den hässlichen Ton verdecken. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war die musikalische Entwicklung der Ensemblemusik soweit fortgeschritten, dass die Mitteltönige Temperatur vielen als mehr als geeignet erschien. Hier setzte nun die Entwicklung neuer Temperaturen ein: Sie entsprang nicht aus Forderungen, in solistischen Werken für Tasteninstrumente „entfernte“ Tonarten zu verwenden.

Aus dieser Erkenntnis heraus lassen sich Konsequenzen für die Sicht auf vermeintliches Orgelrepertoire nicht vermeiden, dass in mitteltönig nicht-spielbaren Tonarten stand (d. h. Verwendung von Akkorden machte, die in der Mitteltönigen Temperatur nicht verfügbar war). So waren z. B. weder die Tonumfänge noch die Temperaturen der meisten Orgeln zu Bachs Zeit geeignet für seine „Clavir-Uebung“, 3. Teil, die damit an einem angenommenen Markt für Aufführungsmaterial „vorbeigeschrieben“ wurde. Es muss andere Erklärungen geben, die die Entstehung und den Zweck solcher Musik erklären, z. B. Spiel auf besaiteten Pedal-Instrumenten (Pedal-Cembalo, Pedal-Clavichord), pädagogische Grundlagen für komplex kontrapunktische Improvisation etc. Diese Problematik zeigt, dass die Frage der Temperatur, nicht nur der Mitteltönigen, zentrale Bedeutung für die Aufführungspraxis hat.

Aufbau

Grundton: C, Beginn des Quintenzirkel bei Es

Das Syntonische Komma beträgt . Dann ergibt sich die mitteltönige Quinte zu: .

Ton-Bezeichnung Frequenzverh. zum Grundton Frequenzmultiplikator Cent
Es 1,19627902498 310,26
B 1,788854382 1006,84
F 1,33748060995 503,42
C 1 0
G 1,49534878122 696,58
D 1,11803398875 193,16
A 1,67185076244 889,74
E 1,25 386,31
H 1,86918597653 1082,89
Fis 1,39754248594 579,47
Cis 1,04490672653 76,05
Gis 1,5625 772,63

Somit erhalten wir folgende Intervalle:

  • Acht reine große Terzen: Es-G, B-D, F-A, C-E, G-H, D-Fis, A-Cis, E-Gis
  • Elf mitteltönige Quinten: Es-B, B-F, F-C, C-G, G-D, D-A, A-E, E-H, H-Fis, Fis-Cis, Cis-Gis
  • Eine zu große Wolfsquinte: Gis-Es mit dem Frequenzverhältnis
  • Vier zu große Terzen (verminderte Quarten): H-Es, Fis-B, Cis-F, Gis-C

Bei der mitteltönigen Temperatur stehen nicht alle erhöhten bzw. erniedrigten Töne zur Verfügung. Im obigen Beispiel nur Es, B, Fis, Cis und Gis, nicht aber deren enharmonische Wechseltöne Dis, Ais, Ges, Des und As. Dasselbe gilt auch für die enharmonischen Wechseltöne der übrigen Töne; zum Beispiel stehen auch Fes und Eis nicht zur Verfügung.

In dieser Einschränkung kommt zum Ausdruck, dass drei übereinandergelegte reine große Terzen nicht exakt eine Oktave geben. Der höchste Ton einer solchen Terzenkette ist um eine kleine Diësis (ca. 1/5 gleichstufiger Ganzton) tiefer als die reine Oktave des Ausgangstones. Auch bei den Varianten der mitteltönigen Temperatur, bei der die benutzbaren großen Terzen nur annähernd rein sind, bleibt ein großer Unterschied zwischen den enharmonischen Wechseltönen bestehen.

Man kann daher nur in Tonarten annehmbar spielen, in denen die fehlenden Töne nicht benötigt werden.

Literatur

Siehe auch

Vorlage:Stimmungen (Musik)