International Christian Fellowship und Posttraumatische Belastungsstörung: Unterschied zwischen den Seiten
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Repat (Diskussion | Beiträge) K Posttraumatic->Post-traumatic(-> The New York Times, Montag, 14. Mai 2007, "An Invisible War" von Bob Herbert). |
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[[Bild:Icf logo.jpg|thumb|ICF Logo]] |
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| 01-CODE = F43.1 |
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Die '''ICF Movement''' oder kurz '''ICF''' (phonetisch [ai'siːæf], [[Akronym|akronymisch]] für ''International Christian Fellowship'') auch „ICF Church“ genannt ist eine 1990 entstandene internationale [[Christentum|christliche]] [[Freikirche]], die zur [[Neocharismatische Bewegung|neocharismatischen Bewegung]] gezählt wird. Mit ihren Gottesdiensten (intern ''Celebrations'' genannt) richtet sich die ICF vor allem an ein junges Publikum. |
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| 01-BEZEICHNUNG = Posttraumatische Belastungsstörung |
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Die '''Posttraumatische Belastungsstörung''' (Abk.: '''PTBS'''; engl.: '''Post-traumatic Stress Disorder''', Abk.: '''PTSD''') fasst unterschiedliche [[Psychische Störung|psychische]] und [[Psychosomatik|psychosomatische]] Symptome zusammen, die als Langzeitfolgen eines [[Trauma (Psychologie)|Traumas]] oder mehrerer Traumata auftreten können, dessen oder deren Tragweite die Strategien des Organismus für eine abschließende Bewältigung überfordert hat. Allermeist zeigt sich eine PTBS in individuell unterschiedlichen [[Symptomenkomplex]]en. Schwere, Zeitpunkt und Dauer der zugrundeliegenden Traumatisierung haben dabei Auswirkungen auf das Ausmaß und den Grad der [[Manifestation]] der Störungen. Durch eine frühzeitige [[Psychotherapie|psychotherapeutische]] [[Intervention]] kann der Entwicklung einer PTBS entgegengewirkt werden, siehe [[Psychotraumatologie]]. |
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Besonders schwere Formen von PTBS sind etwa das so genannte [[Überlebenden-Syndrom|KZ-Syndrom]] bei Überlebenden des [[Holocaust]] oder des sowjetischen [[Gulag]]-Systems und das speziell im englischen Sprachraum bekannte ''Post Vietnam Syndrome (PVS)''. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sprach man von der „bomb-shell disease”, in Deutschland wurden PTBS-Patienten damals als „[[Kriegszitterer]]” bezeichnet. |
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Es fühlen sich mehrere Schweizer Prominente der ICF zugehörig, z.B. [[Claudio Minder]] (Ex-Mister Schweiz) oder [[Jeannette Macchi]] (ehemalige Sängerin, heute Moderatorin der Sendung [[Fenster zum Sonntag]]). |
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Weitere Synonyme für „Posttraumatische Belastungsstörung”: '''Posttraumatische Belastungserkrankung''', '''Posttraumatisches Belastungssyndrom''', '''Psychotraumatische Belastungsstörung'''. |
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== Gottesdienst und Praxis == |
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== Ursachen == |
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Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht weder aufgrund einer erhöhten psychischen Labilität, noch ist sie Ausdruck einer (psychischen) Erkrankung – auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen können eine PTBS entwickeln. Sie stellt einen Versuch des Organismus dar, eine mögliche Existenzbedrohung zu überstehen. Daher handelt es sich ursächlich nicht um eine Störung (Fehlfunktion), sondern um eine gesunde und zweckdienliche Reaktion. Die ebenfalls geläufige Bezeichnung „Posttraumatische Belastungs''reaktion''” weist auf diese Unterscheidung hin, gleichzeitig verdeutlicht sie in ihrer begrifflichen Anlehnung den Unterschied zur so genannten [[Akute Belastungsreaktion|''Akuten'' Belastungsreaktion]], welche als eine kurzfristige, auf die Überlebenssicherung abzielende Reaktion auftreten kann und nicht wie die PTBS zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung führt. |
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Die PTBS kann infolge eines als existentiell bedrohlich erlebten Ereignisses oder mehrerer Ereignisse dieser Art auftreten, etwa [[Deprivation]], [[Gewalt]]androhungen, [[Misshandlung]]en, [[Sexueller Missbrauch|sexuelle Übergriffe]], [[Krieg]], [[Katastrophe]]n aller Art, Unfälle, schwerwiegende Verluste wie etwa den Tod nahestehender Menschen, aber auch Bindungstraumatisierungen, einschneidende Veränderungen oder deren Erwartung wie etwa hervorgerufen durch die [[Diagnose]] einer schweren Krankheit oder auch durch [[Mobbing]]. Das traumatisierende Ereignis geht meist mit [[Todesangst]], Entsetzen oder Gefühlen von Hilflosigkeit einher. Auch das Erleben von „mental defeat” (zu deutsch: sich aufgeben) wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit posttraumatischer Symptombildung in Zusammenhang gebracht. Häufig kommt es zu [[Schock]]reaktionen, die sich in [[Übersprungshandlung|Übersprungsreaktionen und -handlungen]] oder [[Dissoziation (Psychologie)|Distanzerleben]] äußern können. Ist das der Fall, wird die Tragweite des Ereignisses oftmals nicht sofort deutlich, das Erlebnis wird daher häufig übergangen, die zur Verarbeitung (Integration) wichtige Abarbeitung [[somatisch]]er [[Somatic Experiencing|Traumareaktionen]] bleibt u.U. aus. Erfolgt keine zeitnahe Verarbeitung oder Behandlung, kann eine PTBS entstehen, deren Symptome sich mitunter erst Jahre nach dem auslösenden Ereignis zeigen können, z. B. wenn das Ereignis durch spätere Informationen eine andere Bedeutung erhält. |
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=== Gottesdienste === |
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Eine andere verbreitete Position (z. B. Ehlers,1999) ist, dass die traumatische Erfahrung, aufgrund des extremen Stresses in der Situation und damit einhergehender neuronaler und hormoneller Veränderungen, nicht (wie normal) im deklarativen, autobiographischen Gedächtnis abgespeichert werden kann. Statt dessen bleiben einzelne Erinnerungsfragmente wie Bilder, Körpergefühle, Emotionen etc., die intrusiv ins Bewusstsein dringen (s.u.). |
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=== PTBS und Gene === |
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Für die Anfälligkeit nach Misshandlungen antisoziale Symptome zu entwickeln scheint nicht nur das Trauma, sondern auch die Veranlagung eine Bedeutung zu haben. Personen mit Kinder mit X-chromosomal vererbter niedriger MAOA-Aktivität scheinen etwa doppelt so häufig im Jugendalter Verhaltensstörungen zu entwickeln, wie Traumaopfer ohne diese genetische Variante. Bis zu ihrem 26. Lebensjahr werden sie fast zehnmal so häufig in Straftaten verwickelt, wie Traumaopfer ohne die genetische Variante. <ref>http://www.nature.com/mp/journal/v11/n10/abs/4001851a.html MAOA, maltreatment, and gene–environment interaction predicting children's mental health: new evidence and a meta-analysis</ref> <ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?db=pubmed&uid=17534436&cmd=showdetailview&indexed=google Early trauma and increased risk for physical aggression during adulthood: the moderating role of MAOA genotype.</ref> <ref>Biol Psychiatry, Januar 2005: 15;57(2): S. 167-72</ref> <ref>Biol Psychiatry. Oktober 2006;60(7): S. 677-83 </ref> <ref>http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=12161658&ordinalpos=1&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVAbstractPlus |
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Role of genotype in the cycle of violence in maltreated children</ref> |
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=== PTBS und Rauchen === |
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Ein Team um Koenen untersuchte die Gesundheitsakten von 6.744 männlichen Zwillingspaaren, die während des Vietnamkrieges in den amerikanischen Streitkräften gedient hatten. Die Analyse ergab, dass bereits vor der Traumatisierung rauchende Soldaten, die einer traumatischen Erfahrung ausgesetzt waren, über ein doppelt so hohes PTBS-Risiko verfügten. Koenen erklärte gegenüber New Scientist, dass Nikotin einige der gleichen neurobiologischen Bahnen stimuliert, die auch mit Stress und Sucht in Verbindung stehen. Rauchen könnte daher diese Bahnen sensibilisieren. Zusätzlich zeigte sich, dass Menschen nach einer traumatischen Erfahrung eher dazu neigten, mit dem Rauchen anzufangen. Ein Teufelskreislauf, da Rauchen die Symptome der PTBS nur kurzfristig abmildert, auf lange Sicht jedoch verstärkt.<ref>Archives of General Psychiatry (Volume 62, S. 1258)</ref> <ref>http://www.newscientist.com/article/dn8285.html</ref> |
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=== Soziale Erblichkeit der PTBS === |
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Mütter, die die Anschläge des elften September miterlebt haben, könnten eine Empfänglichkeit für Stress an ihre Kinder weitergegeben haben. Es konnte festgestellt werden, dass ihre Kinder einen abnormal niedrigen Cortisol-Spiegel haben. Ein abnormal niedriger Cortisol-Spiegel wird typischerweise bei Trauma-Überlebenden gefunden. Noch sind nicht alle Auswirkungen des Hormons Cortisol bekannt. Ein niedriger Cortisol-Spiegel wird jedoch in Zusammenhang mit Konzentrationstörungen, Lernproblemen, erhöhter Reizbarkeit und Suchtverhalten gebracht. Außerdem hat er Auswirkungen auf das Immunsystem.<ref>Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, doi:10.1210/jc.2005-0550, Volume 90, Nr. 7, S. 4115-4118</ref><ref>http://www.newscientist.com/article.ns?id=dn7336 9/11 babies inherit stress from mothers</ref> |
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== Charakteristika == |
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[[Bild:Hillsong4.jpg|thumb|[[Darlene Zschech]] von [[Hillsong]], Vorbild für Worshipmusik in der ICF]] |
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Charakteristisch für die PTBS sind [[Alptraum|Alpträume]], Schlafstörungen sowie das immer wiederkehrende unwillkürliche Nacherleben der bedrohlichen (oder als bedrohlich erlebten) traumatisierenden Situation in so genannten [[Flashback (Psychopathologie)|Flashbacks]], auch ''Intrusionen'' genannt. Diese Flashbacks sind typischerweise sehr deutlich, ähnlich einer filmischen Aufzeichnung, sie sind von Gerüchen, Geräuschen und Emotionen begleitet. Da auch Amnesien typisch für PTBS sind, fehlen häufig Teile dieses „Films”. Therapien, die Erinnerungen an diese Elemente wiederherstellen wollen ([[Regressionshypnose]] u. Ä.), gelten als wissenschaftlich umstritten. Die plötzlich hereinbrechenden Erinnerungssequenzen können jedoch auch eine andere, subtilere Form annehmen – die auslösende Situation als ein klares Bild tritt hierbei nicht oder nicht voll ins Bewusstsein, wohl aber die damit verbundenen Emotionen und Körperreaktionen: Als Reaktion auf bestimmte persönliche Auslöser („[[Trigger]]”), die [[akustisch]], [[visuell]], [[olfaktorisch]] oder [[taktil]] sein können, treten plötzlich starke Gefühle von Angst, Panik, Zittern, [[Bewusstlosigkeit]] oder andere Schockreaktionen auf, vergl. ''[[Amygdala#Medizinische Bedeutung|Amygdala: Medizinische Bedeutung]]''. |
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Ein spezifisches Merkmal der ICF-Zürich als grösste der ICF-Gemeinden sind die Gottesdienste, die sich an ein junges Publikum richten und wöchentlich von mehreren Hundert Gläubigen besucht werden. Die Gottesdienste, vor allem der Anbetungsteil ähneln dabei denen der [[Hillsong Church]]. Hierbei spielen insbesondere Multimediaclips, eine Band etc. eine Rolle. Es werden moderne Musikstilrichtungen wie [[Rockmusik|Rock]], [[Soul]], [[Funk (Musik)|Funk]], [[Reggae]] oder [[Hip-Hop (Musik)|Hip-Hop]] in die Gottesdienste eingebaut. |
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Im Unterschied zur [[Akute Belastungsreaktion|akuten Belastungsreaktion]] (Dauer der Symptome bis zu einem Monat) spricht man von PTBS ab einer Dauer von einem Monat. Ab einer Dauer von 3 Monaten ist von einer Chronifizierung der PTBS auszugehen. |
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Kennzeichend für die Neugestaltung ist der Gebrauch von [[Anglizismen]] wie z. B. ''Celebration'' für Gottesdienst, ''Message'' für Predigt, ''Worship'' für [[Lobpreis]]musik. Diese Anglizismen weisen auf das amerikanische Vorbild hin. |
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== Diagnoseschemata == |
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Nach der [[ICD-10]] (International Classification of Diseases) der WHO hat die PTBS den Code F 43.1. Diese psychologisch-psychiatrische Diagnose fand 1980 erstmals Eingang in das auch international bedeutsame amerikanische Diagnose-Manual [[DSM IV]], das von der American Psychiatric Association (APA) [http://www.psych.org] herausgegeben wird. Dort ist das Syndrom heute unter 309.81 als eine Form der Angststörung gelistet. Neben dem Vorliegen eines traumatisierenden Ereignisses (sog. A-Kriterium) müssen Symptome aus drei anderen Kategorien vorliegen: Intrusionen (unvermeidbare belastende Erinnerungen), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal). |
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== Symptome == |
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Symptome können sowohl direkt nach Erleben des Traumas, aber auch mit Verzögerung von vielen Jahren oder Jahrzehnten auftreten. |
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=== allgemeine Symptome === |
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* [[Albtraum|Albträume]] |
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* [[Schlafstörung]]en |
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* [[Flashback (Psychopathologie)|Flashbacks]] (intrusive [[Symptom]]e) |
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* [[Amnesie|Teilamnesie]] |
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* Schreckhaftigkeit |
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* [[Konzentration (Psychologie)|Konzentrations]]<nowiki></nowiki>störungen |
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* [[Depression]]en |
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* [[Dissoziative Störung]]en |
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* [[Persönlichkeit]]sveränderungen |
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* [[Bindungsstörung]]en |
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* Interessensverlust |
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* [[Emotion]]s<nowiki></nowiki>losigkeit, im Englischen als ''Numbing'' „Abstumpfung, Betäubung” bezeichnet |
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* [[Sucht]]<nowiki></nowiki>verhalten |
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* Vermeidungsverhalten (konstriktive [[Symptom]]e) von beispielsweise Berührungen, aber vor allem auch von Gedanken und Gefühlen, Menschen, Orten, Situationen und Gegenständen |
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* [[Aggression|Aggressive Verhaltensmuster]] |
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* [[Selbstverletzendes Verhalten]] |
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*[[Angst]]zustände und [[Panikattacke]]n bei Konfrontation oder Kontakt mit Menschen, Gegenständen, Orten oder in Situationen, die in irgendeinem Zusammenhang mit auslösenden Ereignissen stehen oder auch nur eine gewisse Ähnlichkeit zu diesen aufweisen. |
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*[[Suizidversuch]]e |
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*Innere Unruhe |
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=== spezielle Symptome bei Kindern als Opfer von sexueller Gewalt === |
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Zu den oben genannten, allgemeinen Symptomen kommt es bei Kindern als Opfer von [[Sexueller Missbrauch von Kindern|sexueller Gewalt]] zu speziellen Symptomen: |
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* Einnässen ([[Enuresis]]), nachdem das Kind bereits „trocken” war oder altersuntypische langanhaltende Enuresis ohne „Trockenwerden” |
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* Einkoten ([[Enkopresis]]) |
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* stark sexualisiertes Verhalten |
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* nicht altersgemäßes und sexuell geprägtes Spiel |
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Bei Kindern kann es im Anschluss an ein Trauma zum so genannten „traumatischen Spiel” kommen. |
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Hierbei wird das Trauma vom Kind im Spiel nachempfunden wie beispielsweise der tödliche Unfall des Vaters. |
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Dies kann auch bei erwachsenen Betroffenen geschehen. Inwieweit im Kindesalter erlittene Traumata später zu anderen Störungen, wie der [[Borderline-Persönlichkeitsstörung]], führen können, wird in der Wissenschaft diskutiert. |
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== Häufigkeit == |
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Ob eine PTBS auftritt, ist stark abhängig von der Art des erlebten Traumas. Es wird gelegentlich behauptet, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit |
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* ca. 15 Prozent bei schweren Erkrankungen (z. B. Krebs) |
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* ca. 20 Prozent bei Kriegs-, Gefangenschafts- und Unfallopfern |
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* ca. 25 Prozent bei [[Gewaltverbrechen]] |
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* ca. 50 Prozent nach [[Vergewaltigung]] und [[Sexueller Missbrauch|sexuellem Missbrauch]] |
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beträgt, zu bedenken ist aber, dass tatsächlich unter den Millionen von schwer traumatisierten Opfern bspw. von Krieg und Naturkatastrophen nur ganz wenige eine klinisch relevante mehrere Monate überdauernde psychische Störung entwickeln. Mit entscheidend sind erwartungsgemäß traumatische Geschehen in der Vorgeschichte, beispielsweise frühkindliche Trennung, Vergewaltigung etc. Die Kumulierung lässt dann das Trauma ausbrechen. Selbstverständlich auch bei Chronifizierung bisweilen individuell abzuhandeln und immer stark abhängig von der aktuellen Lebenslage: Arbeitslosigkeit, Mobbing, Erkrankungen usw., neue Schicksalsschläge verschlimmern. Am besten kamen nach einer alten Untersuchung ehemalige KZ-Häftlinge zurecht, wenn sie später in sicheren Lebenslagen sein konnten. Besonders tragisch ist stets, dass die furchtbaren Erinnerungen jederzeit aufflackern können und kein Ende nehmen. Therapien, die „in die Erinnerungen” hineingehen und sie so heilen wollen, dürften wohl nur wirken, wo die traumatisierenden Stimuli kurz waren. |
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Bis zu 90 % der Erwachsenen und Kinder haben in ihrem Leben ein Trauma-bezogenes Problem, was nicht unbedingt zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen muss. Die [[Lebenszeitprävalenz]] einer PTBS liegt bei etwa 8 %, kann aber bei exponierten Personen wie Rettungskräften, Ärzten, Polizisten oder Soldaten auf über 50 % ansteigen. <ref>Abgewandelt zitiert nach „Normale Reaktionen auf ein [[abnormal]]es Ereignis”, Christoph Kröger, Der Hausarzt, 1/07, S. 47 f.</ref> |
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Die Showeinlagen bilden aber keinen Wert an und für sich. Das Ziel der Verantstaltung ist wie bei jeder Kirche vor allem die [[Predigt]], das [[Gebet]] und die Lobpreisung Gottes. Allerdings wird betont, dass auch mittels kurzer Theaterstücke oder in Videoclips sowie Interviews Gottesdienstbesucher die Existenz Gott erleben können. |
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Der [[Tsunami]] im indischen Ozean am 26. Dezember 2004 hat nicht nur 310.000 Todesopfer und unzählige Verletzte gefordert, unter den Opfern und Helfern wird auch eine nennenswerte Zahl von PTBS-Patienten sein. [[Heilsarmee]], [[Rotes Kreuz]] und ähnliche Organisationen beraten die Opfer präventiv um die Häufigkeit des Auftretens von PTBS zu vermindern (siehe Kasten im Abschnitt „Therapie”). |
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Die Predigten (intern ''Messages'' genannt) sollen für das Publikum anschaulich gemacht werden. Ziel der ICF Movement ist es, dass die Predigten von den Gläubigen umgesetzt werden können. |
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Nach Flatten und Hoffmann 2001 liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit für eine PTBS nach politischer Haft und Verfolgung deutlich höher als hier angegeben, bei 50 - 70 % (''Posttraumatische Belastungsstörung'', 2. Auflage, Schattauer Verlag, ISBN 3-7945-2303-2) allerdings legen diese Autoren andere Kriterien für die Diagnose an, als von der Weltgesundheitsorganisation gefordert. |
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ICF schreibt die Musikstücke zum Teil selbst, vielfach werden auch andere Bands „beliehen“, das heisst die Rechte für die entsprechenden Songs gekauft und diese dann gespielt. Eine viel genannte Band ist in diesem Zusammenhang die australische Hillsong United. |
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== Zu Heilungschancen beim Trauma == |
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Clark und Hanisee untersuchten den Lebensweg von aus Entwicklungsländern adoptierten Kindern, die unterernährt waren und traumatische Kindheitserfahrungen gemacht hatten. Die Kinder wurden von amerikanischen Familien aus der oberen [[Mittelschicht]] adoptiert. Entgegen der Annahme, dass diese Kinder unter schweren Beeinträchtigungen leiden würden, erwiesen sie sich als überdurchschnittlich intelligent und überdurchschnittlich sozial kompetent. Beim Peabody Picture Vocabulary Test erreichten sie einen IQ von 120, auf der Vineland Social Maturity Scale erreichten sie im Schnitt 137 Punkte. 100 Punkte gelten als Durchschnitt, 137 als außerordentlich gut. Clark und Hanisee kamen zu dem Ergebnis, dass unterernährte und traumatisierte Kinder sich als erstaunlich [[Resilienz|resilent]] erweisen, wenn sie in stabile Familienverhältnisse adoptiert werden.<ref> Clark, Audry & Hanisee, Janette (1982): Intellectual and Adaptive Performance of Asian Children in Adoptive American Settings, Developmental Psychology, Vol 18, No 4., Seite 595-599</ref>. |
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Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Aron Antonovsky. Dieser untersuchte eine Gruppe von Frauen, welche in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager gewesen war. Ihre emotionale Befindlichkeit wurde mit der einer Kontrollgruppe verglichen. Der Anteil der in ihrer Gesundheit nicht beeinträchtigten Frauen betrug in der Kontrollgruppe 51%, im Vergleich zu 29% der KZ-Überlebenden. Nicht der Unterschied an sich, sondern die Tatsache, dass in der Gruppe der KZ-Überlebenden 29% der Frauen trotz der unvorstellbaren Qualen eines Lagerlebens mit anschließendem Flüchtlingsdasein als körperlich und psychisch ‚gesund’ beurteilt wurden, war für ihn ein unerwartetes Ergebnis. |
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Neben den Gottesdiensten bietet die ICF auch Kurse an. Diese gehen von Glaubensgrundkursen über Kurse zu persönlichen Begabungen über Kurse zu Geldfragen bis hin zu Leiterschaftsausbildungen. |
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Diese Beobachtung führte ihn zu der Frage, welche Eigenschaften und Ressourcen diesen Menschen geholfen hatten, unter den Bedingungen der KZ-Haft sowie in den Jahren danach ihre körperliche und psychische Gesundheit zu erhalten. So schuf Antonovsky (im Gegensatz zum Pathogenesekonzept der traditionellen Medizin) das Konzept der ‚[[Salutogenese]]’ – der Entstehung von Gesundheit |
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=== Das SmallGroup-Prinzip oder G12 === |
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<ref>Schliehe, Ferdinand/Schäfer, Heike/Buschmann-Steinhage, Rolf/Döll, Susanne (2000): Aktiv Gesundheit fördern, Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (Hrsg)</ref> |
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Seit 2002 gibt es in der ICF ein Kleingruppen-Modell (Smallgroups), das zum Ziel hat, den Glauben durch persönlichen Austausch zu festigen und vertiefen. Modell steht die Gemeinschaft der [[Jünger (Bibel)|Jünger]] Jesu im [[Neues Testament|Neuen Testament]]. In regelmässigen, alle 14 Tage stattfindenden Treffen wird einer der beiden letzten Gottesdienste vertieft und der persönliche Aspekt der jeweiligen Botschaft hervorgehoben. |
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PTBS verläuft oft chronisch, kann sich aber durch Therapien oder auch spontan von selbst bessern. |
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Die nach Geschlechtern getrennten Kleingruppen mit je 6-12 Mitgliedern sind hierarchisch aufgebaut: Jeder Leiter einer Smallgroup ist auch Teilnehmer einer übergeordneten SmallGroup. Der Senior Pastor (Gemeindeleiter) und seine Frau leiten jeweils die oberste SmallGroup. |
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==Therapie== |
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Ursprünglich gab es im Rahmen der Kleingruppen eine so genanntes Pyramiden- oder [[Schneeballsystem]], wobei jeder Teilnehmer einer Smallgroup als „Missionar“ fungierte, der jeweils zwölf Interessenten anzuwerben hatte, die dann seine eigene Smallgroup bildeten. Dieses System wurde extern und auch intern stark kritisiert. Als problematisch gesehen wurden dabei der Missionierungsdrucks auf den einzelnen, eine eventuell zu starken Bindung an den Gruppenleiter. Aufgrund der Schwierigkeiten wurde in der Praxis bald wieder auf den Missionierungsdruck verzichtet. <ref Name=LIV>[http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/154/30357/ Livenet: ''ICF: Für junge Menschen der Inbegriff von Kirche'']</ref> |
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Die Störung wird in vielen Fällen durch eine Kombination von [[Psychotraumatologie]] und medikamentöser Therapie (unter anderem [[SSRI]]s, wie etwa [[Paroxetin]], [[Sertralin]] oder [[Fluoxetin]]) behandelt. Außerdem kann [[Venlafaxin]] <ref>http://www.medscape.com/viewarticle/545535</ref> genutzt werden. Unter den TCA scheint [[Amitriptylin]] eine Wirkung zu zeigen. [[Imipramin]] dagegen scheint wirkungslos zu sein <ref>http://clinicalevidence.bmj.com/ceweb/conditions/meh/1005/1005_I13.jsp</ref><ref>National Institute for Clinical Excellence. Post traumatic stress disorder: the management of PTSD in primary and secondary care, 2005</ref>. |
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Bei schwerer Traumatisierung (Kriegsveteranen) scheint [[Mirtazapin]] besser zu wirken als die SSRI <ref>Korean J Psychopharmacol., Dezember 2002 ;13(4): S. 254-261. Korean.</ref> <ref> Hum Psychopharmacol. Oktober 2004 ;19(7): S. 489-94.</ref> |
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==Lehre== |
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Bei schwerer Traumatisierung kann eine stationäre Traumatherapie sinnvoll sein. Auf jeden Fall sollte sichergestellt werden, dass die betroffene Person keinen weiteren Traumaeinwirkungen ausgesetzt ist/wird. |
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Vom englischen ''National Intitute for Clinical Excellence (Nice)'' werden vor allem [[Paroxetin]], [[Mirtazapin]], [[Amitryptilin]] und [[Phenelzin]] empfohlen <ref>http://www.nice.org.uk/pdf/CG026NICEguideline.pdf</ref> |
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Die ICF-Bewegung sieht sich als neocharismatische Bewegung, weil sie sich in [[Theologie|theologischen]] Grundsatzfragen nicht zwischen [[Evangelikal|evangelikalem]] und [[Charismatische Bewegung|charismatischem]] Gedankengut festlegen will. |
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Wichtig ist, dass die betroffenen Personen einen Rückhalt in ihrem sozialen Umfeld erhalten. |
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Als Fundament der Lehre wird die Bibel gesehen. Die ICF betont, dass sie keine vertritt, die sich von andern Kirchen unterscheidet. Die Auslegung entspricht der evangelikalen Tradition, auch in ethischen Fragen wie vorehelichem Geschlechtsverkehr oder Homosexualität nimmt die ICF eine konservative Position ein. |
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Die [[Narrative Expositionstherapie]] ist eine bei Mehrfachtraumatisierung und nach organisierter Gewalt angewendete Behandlungsmethode. Mittlerweile gibt es gute empirische Evidenz für die Wirksamkeit der NET bei einfachen und multiplen Traumata. Die Therapiemethode wird auch international empfohlen (vgl. 'NICE guidelines' - National Institute for Health and Clinical Excellence).<ref> Schauer, M., Neuner, F., Elbert, T. (2005) Narrative Exposure Therapy (NET). A Short-Term Intervention for Traumatic Stress Disorders after War, Terror, or Torture. Cambridge/Göttingen: Hogrefe & Huber Publishers |
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Zentraler Aspekt der Lehre ist laut ICF „Menschen in eine persönliche und wachsende Beziehung mit [[Jesus von Nazareth|Jesus Christus]] zu führen“. |
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Ruf, M., Schauer, M., Neuner, F., Schauer, E., Catani, C., & Elbert, T. (2007), KIDNET - Narrative Expositionstherapie für Kinder. In: M. Landolt, T. Hensel (Hrsg.) Traumatherapie mit Kindern. Göttingen: Hogrefe.</ref> |
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Auch psychodynamische Verfahren werden eingesetzt; in Deutschland hat Luise Reddemann durch die Ausarbeitung imaginativer Behandlungsverfahren (PITT= [[Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie|Psychodynamische imaginative Traumatherapie]]) neue Ansätze zur Behandlung vor allem chronisch Traumatisierter (vgl. [[Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung]] geliefert. Auch die MPTT (Mehrdimensionale Psychodynamische Traumatherapie) von Gottfried Fischer, mit Peter Riedesser Autor des „Lehrbuch der Psychotraumatologie”, ist ein zur Behandlung dieser Störung angewendetes Verfahren. Ebenso die integrative Traumatherapie, entwickelt von [[Willi Butollo]], LMU München. |
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Die ICF-Church hat keine einheitliche theologische Prägung, die einzelnen Gemeinden sind unterschiedlich stark evangelikal und charismatisch geprägt. Das verbindende Element der einzelnen Gemeinden ist die ähnliche moderne Gestaltung der [[Gottesdienst|Gottesdienste]]. Die Wahl des Themas, die Verkündigung und die Gestaltung des Gottesdienstes ist Sache der regionalen Gemeinden. Beliebt sind „Themenmonate“. D. h. ein bestimmtes Thema (z. B. Geld) wird während eines Monats intensiv in den Gottesdiensten und den ''SmallGroups'' besprochen. |
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Zur Behandlung von PTBS wie auch zur Prävention (bei Akuttraumatisierten) wird auch das [[Eye Movement Desensitization and Reprocessing|EMDR]] (eye movement desensitization and reprocessing) nach Francine Shapiro (Shapiro, 1989) erfolgreich eingesetzt <ref>Shapiro, F. & Forrest, M.S. (1998). EMDR in Aktion. Die neue Kurzzeittherapie in der Praxis. Paderborn: Junfermann.</ref>. |
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Die ICF-Bewegung hat 2006 als gemeinsamen Nenner eine ''Vision'' entwickelt, nach welcher sich die einzelnen Gemeinden ausrichten sollen.<ref>[http://www.icf.ch/about-icf/2/3/vision.html ICF: Vision]</ref> In der ''Vision'' werden folgende Werte deklariert: |
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* Menschen ermutigen, Gottes Liebe zu erfahren und weiterzugeben. |
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* Diese Menschen unterstützen, damit sie ein solides Glaubensfundament entwickeln. |
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* Sie darin fördern, ihre Talente zu entdecken und ihr Leiterschaftspotential zu entwickeln. |
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* Schliesslich die Menschen motivieren, das Gelernte an andere weiterzugeben. |
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Ein ''neuropsychotherapeutisches Behandlungsprogramm'' wurde am Institut für Psychologie der Universität Göttingen von Dr. Stefan Jacobs, Micha Strack und Anna de Jong entwickelt: |
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==Geschichte== |
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Ausgehend von neueren Befunden aus den Neurowissenschaften, die darauf hinweisen, dass eine Dissoziation zwischen implizitem und explizitem Traumagedächtnis die wesentliche Grundlage der PTB darstellt, wurden verschiedene Module in das Behandlungsprogramm integriert. Dazu gehören, neben der gezielten Bereitstellung von Informationen über die Störungszusammenhänge, ein Patientenedukationsfilm, spezielle kognitiv-behaviorale Interventionstechniken sowie Biofeedback-gestütztes EMDR. Ziel der Anwendung des [[Biofeedback]] im Rahmen der EMDR-Sitzungen ist es zum einen, den Patienten implizite Prozesse während der Traumaexposition zurückzumelden und zum anderen das Ausmaß der Übereinstimmung zwischen subjektivem Belastungsgrad und physiologisch messbarer Erregung zu überprüfen. Erste Ergebnisse einer begleitenden Studie an 16 Patienten zeigen verschiedene EDA-Muster (Elektrodermale Aktivität) bei der EMDR-Desensitivierung (blandes und assoziatives Reprozessieren). Die PTB-Symptome (subjektive und objektive physiologische Entlastung) werden in einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 16 Sitzungen deutlich reduziert (Effektstärken liegen zwischen 1.0 und 2.5). Die Dropoutrate betrug 0%. |
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<ref>Jacobs,S., Strack,M., de Jong,A: EMDR und Biofeedback in der Traumatherapie. - Ein neuropsychotherapeutisches Konzept zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung. Jahrestagung der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie, MHH Hannover,11-14.05.06</ref> |
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Ein biologisch orientierter Ansatz ([[Somatic Experiencing]]) zur Behandlung von Schock- und Traumafolgen wurde von Dr. Peter Levine entwickelt. Durch die dosiert und bewusst ausgeführte Komplettierung biologischer Selbstschutz- und Orientierungsreaktionen wird die im Trauma fixierte Energie freigesetzt und das Nervensystem kehrt zu seiner natürlichen Balance zurück. |
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[[Bild:Zürich river.jpg|thumb|[[Zürich]] - Hauptsitz der ICF-Bewegung und der "Mutterkirche"]] |
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''Heinz Strupler'' organisierte 1990 einen [[Konfession|überkonfessionellen]] Gottesdienst in der alten Börse in [[Zürich]]. Dies war die eigentliche Geburtsstunde für die ICF-Bewegung. Nach diversen Spaltungen und Wiedervereinigungen gründeten 1996 ''Leo Bigger'', ''Matthias Bölsterli'' und ''Mickey Connod'' den Verein '''ICF Church'''. Schon damals war ihr erklärtes Ziel, eine internationale Bewegung zu werden. Heute ist dies insofern Realität geworden, da ICF-Gemeinden nicht nur in der Schweiz, sondern nebst zwölf Gemeinden in Deutschland auch je eine Gemeinde in Österreich, in Grossbritannien und in Tschechien existieren. Kurz war sogar in [[Norwegen]] ([[Trondheim]]) eine Gemeinde aktiv. Der grösste Zulauf hat die Bewegung aber nach wie vor in der Schweiz, die 15 Gemeinden zählt. |
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[[Albtraum|Albträume]] können mit dem Verfahren „imagery rehearsal” <ref>[http://www.kluweronline.com/article.asp?PIPS=300244&PDF=1 Forbes, D. ''et al.'' (2001)] ''Brief report: treatment of combat-related nightmares using imagery rehearsal: a pilot study'', Journal of Traumatic Stress 14 (2): 433-442]</ref> bekämpft werden: Dabei stellt sich der Betroffene untertags vor, dass der Albtraum ein gutes Ende nimmt. Es ist dabei nicht wichtig, jeden einzelnen Albtraum zu visualisieren. Der Patient verwendet eine typische wiederkehrende Traumhandlung, malt sie sich in allen Einzelheiten aus und erfindet ein gutes Ende. Durch dieses Verfahren können nicht nur die Albträume, sondern auch andere Symptome gebessert werden. |
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Im Jahr 1998 diversifizierte die Bewegung ihre Gottesdienste, um verschiedene Altersgruppen ansprechen zu können: ''Ground-Zero''- (13 bis 15 Jahre), ''Youthplanet''- (16 bis 19 Jahre) und seit 2002 gibt es den ''Zwänzger''-Gottesdienst (20 bis 25 Jahre). Seit wenigen Jahren gibt es zudem den ''GenX''-Gottesdienst für Über-25-jährige (''GenX'' steht für [[Generation X]]). |
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In den neunziger Jahren erfolgte die Behandlung im englischsprachigen Raum häufig im Rahmen des so genannten [[Recovery-Paradigma]]s mittels [[Regressionshypnose]]; heute ist dieses Verfahren der Rückerlangung von Erinnerungen an das traumatische Ereignis umstritten. |
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Im Jahr 1999 wurde die erste Gemeinde von „ICF Church“ aufgrund der Entstehung weiterer ICF-Gemeinden in anderen Städten in „ICF-Zürich“ umbenannt. |
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Oft erfolgt die Behandlung in mehreren Stufen, wobei der erste Schritt die Schaffung eines als sicher wahrgenommenen Umfelds ist. |
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2002 verlegte die Zürcher Gemeinde ihren Standort von der alten Börse in die Maag Event Hallen im Kreis 5 in Zürich. |
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Im Jahr 2006 feierte die ICF-Bewegung ihr zehnjähriges Bestehen. Die Feier war mit einer Konferenz verbunden worden und wurde mit der Feier zur [[Christi Himmelfahrt]] zusammengelegt. Sie erhielt intern die Bezeichnung "Big10" (ausgesprochen „Big Ten“ in Anlehnung an „[[Big Ben]]“) Etwa 3500 Personen besuchten den Anlass in Zürich. |
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Neueste Forschungen arbeiten mit [[MDMA]] in der [[Psycholytische Psychotherapie|psycholytischen Therapie]]. |
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== Gemeindestruktur == |
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== Prävention == |
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Vorbeugend wird versucht, durch eine frühzeitige Intervention die [[akute Belastungsreaktion]] für den Betroffenen handhabbar zu machen und frühzeitig adäquate Bearbeitungsstrategien zu aktivieren. Mit dieser Thematik befasst sich die [[Notfallpsychologie]]. Für Einsatzkräfte sind die [[SbE]]-Teams (in Deutschland [[PSU]]-Teams ([[Peer für Einsatzkräfte|Psychosoziale Unterstützung für Einsatzkräfte]]) genannt), für Angehörige und sonstige Betroffene ist die [[Krisenintervention im Rettungsdienst]] zuständig. Beide geben konkrete Hinweise auf weiterbetreuende psychosoziale Einrichtungen. Beim Verfahren der „Normalitätsintervention” werden dem Patienten detailliert seine Symptome als normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis gedeutet, z. B. kann die Schlafstörung erklärt werden als Wunsch des Körpers, sich wach zu halten, um nicht wieder überfallen zu werden. Nicht in jedem Fall ist eine Intervention nötig. Vor allem Fälle mit einem hohen Risiko der Chronifizierung sollten früh therapiert werden. Zur Beurteilung dieses Risikos gibt es diverse Checklisten wie z.B. den Kölner Risiko-Index. Das Rote Kreuz berät die Opfer in Katastrophengebieten routinemäßig auch im Hinblick auf PTBS. |
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== Hintergrund und Geschichte == |
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Zum ersten Mal wurden die psychischen Folgen eines Traumas 1900 v. Chr. von einem ägyptischen Arzt beschrieben (Veith 1965). 1895 wurden die möglichen Langzeitfolgen von Traumata von [[Josef Breuer]] und [[Sigmund Freud]] in ihren „[[Studien über Hysterie]]” als eine Unterklasse der hysterischen Erkrankung beschrieben, vgl. [[Traumatische Hysterie]]. Der Freud- Analysand und -Schüler [[Abram Kardiner]] war der erste, der um 1900 PTBS-Symptome beschrieb (Lamprecht & Sack 2002). PTBS-Symptome wurden im letzten Jahrhundert mit verschiedenen anderen Bezeichnungen belegt, zum Beispiel sprach man in Bezug auf die Kriegsgeschädigten des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] von „shell shock”, „Granatfieber” oder einer [[Neurose|Kriegsneurose]]. |
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Die britische Armee allein zählte bis Kriegsende 80.000 Soldaten, die ihren „Breaking Point” erreicht hatten, die ausgebrannt und nicht mehr einsatzfähig waren. Doch die relativ schnell etablierte Erkenntnis der Ärzte, dass man es mit einem eigenständigen Krankheitsbild zu tun hatte, setzte sich weder in der Militärführung noch bei der Zivilbevölkerung durch. Letztere begrüßte psychisch traumatisierte Heimkehrer oft mit tiefster Verachtung. Man ließ die Soldaten spüren, dass man sie für Feiglinge hielt. Einige Hundert dieser Patienten kamen gar nicht zurück nach Großbritannien: Die Armeeführung hatte sie wegen Feigheit erschießen lassen. In Deutschland soll sich die Zahl der Hinrichtungen auf etwa zwei Dutzend belaufen haben. |
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Der Hauptsitz befindet sich in [[Zürich]] (sog. Mutterkirche). Im Mai 2007 existierten in der Schweiz fünfzehn ICF-Gemeinden, zwölf in Deutschland und drei im übrigen europäischen Ausland: |
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Mit dem Begriff [[Überlebenden-Syndrom]] belegte der Psychiater [[William G. Niederland]] die psychischen Folgen der Verfolgung und der KZ-Inhaftierung im nationalsozialistischen Regime. In mehr als hundert Gutachterprozessen musste er sich auch mit den Gutachten der konservativen deutschen Psychiater auseinandersetzen, die in fast allen Fällen keinen Krankheitswert der KZ-Überlebenden feststellen konnten, eine [[Renten-Neurose]] attestierten oder aber die Erkrankung auf die „schwache Konstitution” der Überlebenden schoben.<ref>William G. Niederland: Folgen der Verfolgung: Das Überlebenden-Syndrom. Seelenmord</ref> Auch [[K. R. Eisler]] kritisierte die Unfähigkeit der deutschen Nachkriegspsychiatrie. In seinem Artikel ''Die Ermordung von wievielen seiner Kinder muß ein Mensch symptomfrei ertragen können, um eine normale Konstitution zu haben?'' von 1963 setzt er sich mit der Fehde auseinander, die zwischen den US-amerikanischen und den deutschen Gutachtern bezogen auf die Anerkennung einer Posttraumatischen Belastungsstörung stattfand.<ref>K. R. Eisler (1963): Die Ermordung von wievielen seiner Kinder muß ein Mensch symptomfrei ertragen können, um eine normale Konstitution zu haben?, in: Hans-Martin Lohmann (Hrsg.): Psychoanalyse und Nationalsozialismus</ref> [[Milton Kestenberg]] untersuchte verschiedene diskriminierende Aspekte der deutschen Entschädigungspraxis und betonte, dass erst ab 1965 von deutschen Gerichten die Möglichkeit eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen psychiatrischen Zuständen und der Verfolgung anerkannt wurde.<ref>Milton Kestenberg: Diskriminierende Aspekte der deutschen Entschädigungspraxis: Eine Fortsetzung der Verfolgung, in: Martin S. Bergmann u.a.: Kinder der Opfer. Kinder der Täter. Psychoanalyse und Holocaust.</ref> |
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* in der [[Schweiz]]: [[Zürich]] (seit Mai 2007 auch in [[Rapperswil]] im Rahmen des Projekts „One Church – Two Locations“), [[Aarau]], [[Basel]], [[Bern]], [[Biel]], [[Chur]], [[Emmental]] (in [[Hasle-Rüegsau]] gelegen), [[Genève|Genf]], [[Lausanne]], [[Schaffhausen]], [[Thun]], [[St. Gallen]], [[Zofingen]], [[Zug (Stadt)|Zug]] und [[Zürcher Oberland]] (in [[Wetzikon]] gelegen); |
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* in [[Deutschland]]: [[Berlin]], [[Bonn]], [[Braunschweig]], [[Coburg]], [[Freiburg im Breisgau]], [[Hamburg]], [[Karlsruhe]], [[Kiel]], [[Lemgo]] ([[Kreis Lippe]]), [[München]], [[Nürnberg]] und [[Paderborn]]; |
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* in [[Österreich]]: [[Bregenz]]; |
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* in [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]]: [[London]]; |
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* in [[Tschechien]]: [[Prag]] |
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Der Begriff PTBS wurde vor allem von der US-amerikanischen Psychologin Dr. Judith Lewis Herman eingeführt, als Konsequenz aus ihrer Arbeit mit [[Vietnamkrieg]]s-Veteranen wie auch von [[Häusliche Gewalt|häuslicher Gewalt]] betroffenen Frauen. |
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Die ICF-Movement kennt, im Gegensatz zu einigen anderen [[Freikirche|Freikirchen]], keine verbindliche Mitgliedschaft. Besucher, welche die ICF als ihre Kirche betrachten, gehören zur ICF, sind jedoch keine Mitglieder im Sinne eines [[Verein]]s. Von den regelmässigen Besuchern der Gottesdienste und SmallGroups wird hingegen eine gewisse Verbindlichkeit erwartet. |
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== Chronologie der Bezeichnungen == |
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* 1600 [[Nostalgie]] |
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Jede Besucherin und jeder Besucher wird ermuntert, selbst Teil der Kirche zu werden. Durch Mitarbeit in den Celebrations und im Hintergrund der jeweiligen lokalen Gemeinde können so Dienste (sog. Ministries) abgedeckt werden. Ziel ist es, dass jedermann nach seinen Begabungen eingesetzt werden kann und selbst durch die Mitarbeit aufblüht. |
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* 1800 [[Effort-Syndrom]] |
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* 1910–20 traumatische [[Neurose]], Zitterkrankheit (vgl. [[Kriegszitterer]]) |
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Nach Aussage von ICF ist die Mitarbeit absolut freiwillig, es wird kein Druck dazu ausgeübt.<ref> Portrait ICF-Zofingen </ref>. |
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* 1940–50 Kriegsneurose, „neurozirkulatorische Asthenie” |
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* 1950-70 [[Überlebenden-Syndrom]] |
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Die ICF-Gemeinden sind als Non-Profit-Organisationen im Sinne eingetragener Vereine in den jeweiligen Handelsregistern der Schweizer [[Kanton]]e eingetragen. |
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* 1970–80 Post-Vietnam-Syndrom |
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* 1980 PTBS |
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== Finanzierung == |
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Die Gemeinden finanzieren sich ausschliesslich aus Spenden. Das biblische Prinzip des [[Zehnt|Zehnten]] als freiwillige Abgabe an die Gemeinde wird, wie in den meisten Freikirchen üblich, bejaht. |
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ICF versucht, seine Finanzen transparent zu halten. Den Spendern wird einmal im Jahr ein Finanzbericht abgegeben, worin die einzelnen Eingaben und Ausgaben ersichtlich sind. So erfährt jeder Spender, was mit seinem Geld geschieht. Einige Gemeinden stellen ihre Finanzberichte ins Netz <ref>[http://www.lifestylechurch.de/images/stories/Intern/finanzbericht_2_quartal_2007.pdf ICF Nürnberg: Finanzbericht 2. Quartal 2007]</ref><ref> [http://www.icf-sg.ch/fileadmin/dokumente/finance/ICFSG_BilanzER_2006.pdf ICF St. Gallen: Jahresabschluss 2006]</ref> Ein Teil des Geldes fliesst in karitative Hilfe. |
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Die finanziellen Entscheidungen werden in der Regel von einem mehrköpfigen Team bestehend aus dem Senior Pastor und Ministryleitern getragen. |
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== Ökumene == |
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Die ICF ist in keiner [[Ökumene|ökumenischen]] Organisation Mitglied. ICF-Zürich als Mutterkirche empfindet auch die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Allianz als nicht notwendig <ref>[http://www.relinfo.ch/icf/kurz.html Relinfo, Seite ICF] </ref>, wirkt aber bei evangelikal-charismatischen Kongressen mit. Einzelnen Gemeinden beteiligen sich an überkonfessionellen Aktionen: |
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* ICF-Berlin nimmt regelmässig an den sog. 24/7-Prayers teil, einer überkonfessionellen Gebetsbewegung (24 Stunden 7 Tage die Woche wird gebetet). |
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* ICF-Nürnberg half 2006 am ökumenischen „Fest für Fussballfreunde“ mit und organisierte den technischen Ablauf. |
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* ICF-Zofingen beteiligt sich mit der [[reformiert]]en Landeskirche und diversen Freikirchen an der Gebetswoche der [[evangelische Allianz|evangelischen Allianz]]. |
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* ICF-Karlsruhe ist im Netzwerk "Forum Christlicher Leiter Karlsruhe" vertreten und Teil der "evangelischen Allianz Karlsruhe" wobei einer der leitenden Pastoren 2007 sogar den Vorsitz Allianz übernahm. |
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* ICF-Basel und ICF-Chur sindt Mitglied der lokalen Sektionen der [[Schweizerische Evangelische Allianz|Schweizerischen Evangelischen Allianz]] <ref>[http://www.each.ch/sea/sektionen/index.php?limitpos Schweizerische Evangelische Allianz, Sektionen]</ref>. |
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== Kontroversen == |
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ICF ist eine relativ schnell wachsende, gleichzeitig aber zum Teil stark polarisierende Kirche. Die häufigsten Kritikpunkte sind |
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* die biblisch-konservative Ethik |
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* das als [[Schneeballsystem]] gesehene Smallgroup-Prinzip |
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* die starke Fixierung der SmallGroup-Teilnehmer auf ihren Mentor/Leiter |
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Es stellt sich angesichts dieser Punkte häufig die Frage, ob ICF eine Freikirche oder eine [[Sekte]] sei und löste in der jüngeren Vergangenheit kontroverse Diskussionen aus. |
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=== ICF aus der Sicht einiger Theologen und Sektenexperten === |
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[[Hugo Stamm]], Sektenexperte aus Zürich, hat in der Anfangsphase der ICF-Bewegung die Kirche noch unterstützt, so meinte er damals in der Sendung „Talkin z“ vom November 2000, ICF sei ganz klar keine Sekte. Mittlerweile sieht er aber mehr sektiererische Tendenzen. Im Detail meinte er in einem Interview in der [[Mittelland Zeitung|Aargauer Zeitung]] 2006, ICF sei „eine charismatische Freikirche mit sektiererischen Tendenzen.“ Und „das Heikle ist, dass junge Menschen, teilweise schon Schüler, missioniert werden. Mit Livemusik, Videoclips und einem topmodernen Pastor fasziniert ICF junge Leute und macht den Eindruck, modern zu sein. Doch der Inhalt ist alttestamentarisch.“ Auch meint er: „Mit ihren hohen Anforderungen, starren Verhaltensregeln und ihrem fundamentalistischen Bibelverständnis engen sie die Menschen zu sehr ein. So gelten praktizierte Homosexualität und Sex vor der Ehe als Sünde. Letzteres führt dazu, dass viele Mitglieder sehr jung heiraten. Mich stören auch die Teufelsaustreibungen und dass die Mitglieder 10 Prozent des Einkommens abliefern müssen. Auch das G12-Konzept finde ich heikel. Jedes Mitglied wird motiviert, durch Evangelisation im persönlichen Umfeld einen Kreis von zwölf gleichgeschlechtlichen Jüngern aufzubauen.“ |
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Das Interview löste eine ganze Menge entrüsteter Leserbriefe in der erwähnten Zeitung aus, nicht nur von ICFlern. |
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Georg Otto Schmid, reformierter Pfarrer und Sektenexperte der reformierten Landeskirche, betonte in der Sendung „Marktplatz live“ auf SF2 vom Sonntag, 26. November 2000, ICF sei ''keine'' Sekte: "Wichtig ist der Blick auf die Früchte: in der ICF verändern sich Menschen positiv: Menschen werden frei von Süchten oder Depressionen, Ehen werden geheilt, Menschen finden einen Sinn in ihrem Leben und erfahren Frieden in ihren Herzen. Zuvor egoistisch ausgerichtete Menschen werden zu liebenden Menschen, denen das Wohl anderer wichtiger ist als die |
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eigenen Interessen." |
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=== ICF aus der Sicht anderer Landes- und Freikirchen === |
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Die meisten Landeskirchen stehen dem konservativen Bibelverständnis der ICF kritisch gegenüber. Bei den meisten Freikirchen hingegen ist ICF anerkannt. |
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Durch das relativ schnelle Wachstum der Kirche zieht ICF aber auch junge Menschen aus anderen Kirchen an. Dies löste den Protest einiger Kirchen aus, welche der Meinung sind, ICF werbe Teile der dort bisher engagierten Jugendlichen ab <ref Name="LIV"> </ref>. Von seiten der ICF Church wird dies bestritten: Es gäbe keine gezielte Abwerbung. |
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=== ICF aus eigener Sicht === |
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ICF wehrt sich vehement gegen den Vorwurf, eine Sekte zu sein. Folgende Begründung war bis vor kurzem auf der Webseite von ICF-Zofingen zu lesen: |
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*ICF hat keine Mitglieder. |
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*ICF hat keinen Guru. |
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*ICF arbeitet ohne Druckmittel und bemüht sich, nicht zu manipulieren. |
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*ICF hat grosse Türen um hineinzugehen, und genauso grosse Türen, um wieder hinauszugehen. Niemand wird daran gehindert, ICF zu verlassen. |
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*ICF ist in allen Dingen transparent, insbesondere bei den Finanzen. |
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*ICF will Menschen zu Gott führen, und nicht in eine Institution. |
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*ICF hilft Menschen, ihre eigene Identität und ihre Persönlichkeit zu entdecken und zu entfalten <ref> [http://www.icf-zofingen.ch/index_faq.html FAQ icf-zofingen] (alte Homepage ICF-Zofingen, nicht mehr in Betrieb) </ref>. |
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Weiter wird zu den Anstosspunkten Stellung bezogen: ICF behauptet von sich, dass die ''biblisch-konservative Ethik'' „alter Wein in neuen Schläuchen“ sei, ICF vertritt somit die biblischen Prinzipien nach ihrer Auslegung konsequent und loyal. Sie behaupten weiter, dass gerade die biblische Ethik in der Gesellschaft als konservativ und daher veraltet gelte, müsse kein Massstab sein. ICF ist der Ansicht, dass die Homosexualität als in der Bibel (vor allem in den Paulusbriefen des Neuen Testaments, siehe auch: [[Homosexualität im Neuen Testament]]) als Sünde bezeichnet wird. ICF ist der Meinung, das es selbst Homosexuelle nicht diskriminiere, da es jegliche Menschen willkommen heisse. Dazu äussert sich die ICF weiter: Es veruteile die Sünde, nicht aber den Sünder. Für die ICF ist jede Sünde vor Gott gleich. |
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== Einzelnachweise == |
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<references/> |
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Volksmund: |
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* [[Sezessionskrieg]]: „soldier's heart” (Soldatenherz) |
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* [[Erster Weltkrieg]]: „shell shock” (Granatenschock) |
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* [[Zweiter Weltkrieg]]: „war fatigue” (Kriegsmüdigkeit) |
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* [[Vietnamkrieg]]: „combat stress” (Gefechtsstress) |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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*Boos, A. (2005). Kognitive Verhaltenstherapie nach chronischer Traumatisierung. Hogrefe: Göttingen. ISBN 3-8017-1791-7 |
|||
*Butollo, Willi, Hagl, Maria (2003): Trauma, Selbst und Therapie, Verlag Hans Huber: Bern. ISBN 3-456-84037-3 |
|||
*Ehlers, Anke (1999). Posttraumatische Belastungsstörung. Hogrefe: Göttingen. ISBN 3801707970 |
|||
*Ehlers, A. & Clark, D.M. (2000). A cognitive model of posttraumatic stress disorder. Behaviour Research and Therapy, 38(4), 319-345. |
|||
*Gottfried Fischer, Peter Riedesser (1998): Lehrbuch der Psychotraumatologie. Ernst Reinhardt-Verlag: München. ISBN 3-8252-8165-5 |
|||
* Greene, Paul (2006): ''FDNY Crisis Counseling: Innovative Responses to 9/11 Firefighters, Families, and Communities''. Verlag John Wiley & Sons, USA. 268 Seiten. ISBN 0471714259 (Englisch; über Feuerwehrleute NY, ''siehe auch'' [[New York City Fire Department|FDNY]]) |
|||
* Die "[[Hannover Polytrauma Langzeitstudie]]" wurde gemeinsam von der [[Medizinische Hochschule Hannover|Medizinischen Hochschule Hannover (MMH)]] , der E+S [[Rückversicherung]]/Hannover Rück sowie der University of Pittsburgh erstellt. Für die Untersuchung wurden sechs Jahre lang die Lebensverhältnisse von 1.553 Patienten der MMH untersucht, die 10 bis 15 Jahre zuvor einen lebensbedrohlichen Unfall oder eine schwere Krankheit erlitten hatten. |
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*Herman, Judith Lewis (2003): Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. Junfermann: Paderborn. ISBN 3-87387-525-X |
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* Huber, Michaela: Trauma und die Folgen. Trauma und Traumabehandlung, Teil 1. Junfermann, Paderborn, 3. Auflage 2007. ISBN 3-87387-510-1 |
|||
* Huber, Michaela: Wege der Traumabehandlung. Trauma und Traumabehandlung, Teil 2. Junfermann: Paderborn, 3. Auflage 2006. ISBN 3-87387-550-0 |
|||
*Stefan Jacobs, Timo Bruns: EMDR und Biofeedback in der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. Lehrfilm, DVD 45 Min, Zentrale Einrichtung Medien, Universität Göttingen 2004 |
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*Hans Keilson (1979): Sequentielle Traumatisierung bei Kindern. Untersuchungen zum Schicksal jüdischer Kriegswaisen. ...: Stuttgart. ISBN 3898064565 |
|||
*Kinzie, David J.; Goetz, Rupert, R. (1996): A. Century of Controversy Surrounding Posttraumatic Stress-Spectrum Syndromes: The Impact on DSM-III and DSM-IV. In: Journal of Traumatic Stress 9(2), S. 159–179. |
|||
*Knieper, Thomas (2006): Die Flut im Wohnzimmer: Die Tsunami-Berichterstattung als traumatischer Stressor für die bundesdeutsche Bevölkerung. In: Publizistik: Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung. 51. Jahrgang, Heft 1. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 52–66. |
|||
* Philipp Kuwert, Carsten Spitzer, Anna Träder, Harald J. Freyberger, Michael Ermann: Posttraumatische Belastungssymptome als Spätfolge von Kindheiten im Zweiten Weltkrieg . In: Psychotherapeut. Volume 52, Number 3 / Mai 2007, Seiten 212-217. DOI 10.1007/s00278-006-0521-y |
|||
*Laibow, Rima E.; Laue, Shaffia (1993): Posttraumatic Stress Disorder in Experienced Anomalous Trauma. In: International Handbook of Traumatic Stress Syndroms, Hrsg. John P. Wilson und Beverly Raphael, New York: Plenum Press, S. 93–103. |
|||
*Levine, Peter A.; Synthesis, Ann Frederick (1998): Trauma-Heilung. Verlag: Stadt. ISBN 3922026915 |
|||
*Maercker, A. (2003). Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörungen. Springer: Berlin. ISBN 3540000704 |
|||
*{{Literatur |Autor=Andreas Maerker & Rita Rosner (Hg) |Titel=Psychotherapie der posttraumatischen Belastungsstörungen. Krankheitsmodelle und Therapiepraxis - störungsspezifisch und schulenübergreifend (Lindauer Psychotherapie-Module) | Auflage=1. |Verlag=Georg-Thieme-Verlag |Ort=Stuttgart |Jahr=2006 |Monat=April |Jahr=2006|ISBN=3131411112 |Kommentar=}} |
|||
*Miller, Alice (2004): Die Revolte des Körpers. Suhrkamp: Frankfurt am Main. ISBN 3518457438 |
|||
*Nash, Michael R. (1994): Memory Distortion and Sexual Trauma: The Problem of False Negatives and False Positives. In: International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis 42, S. 346–362. |
|||
*Elisabeth Nieberg (2001): Posttraumatische Belastungsstörungen und andere Störungen nach schweren Verkehrs- und Arbeitsunfällen. Eine prospektive Studie. [http://www.freidok.uni-freiburg.de/freidok/volltexte/2005/2173/pdf/Inaugural_Dissertation_Elisabeth_Nyberg_SS_2001.pdf (PDF; 1,54 MB)] |
|||
* [[Sebastian Roth]]: Krisen-Bildung - Aus- und Weiterbildung von KriseninterventionshelferInnen. [[Verlag Dr. Kovac]], Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3537-4. [http://www.verlagdrkovac.de/978-3-8300-3537-4.htm Link zum Buch] |
|||
*Sachsse, Ulrich et al.(2004) "Traumazentrierte Psychotherapie", Theorie, Klinik und Praxis: Schattauer Verlag; ISBN 3-7945-1971-X |
|||
* Sautter, Christiane (2005) ''Wenn die Seele verletzt ist - Trauma - Ursachen und Auswirkungen'', Ein Buch über Beziehungstraumata und ihre "Mechanik". Verlag für Systemische Konzepte: ISBN 3-9809936-0-4 |
|||
*Schäfer Ulrike, Rütter Eckart, Sachsse Ulrich (2006); "Hilfe und Selbsthilfe nach dem Trauma"; Vandenhoeck & Ruprecht; ISBN 3525462506 |
|||
*Schauer Maggie, Neuner; Frank; Elbert, Thomas (2005) Narrative Exposure Therapy. A short-term intervention for traumatic stress disorder after war, terror or torture. Hogrefe & Huber: Göttingen. ISBN 088937290X |
|||
*Streeck-Fischer, Anette; Sachsse, Ulrich; Özkan, Ibrahim (2001): Perspektiven der Traumaforschung. In: Körper, Seele, Trauma. Biologie, Klinik und Praxis, Hrsg. Anette Streeck-Fischer, Ulrich Sachsse und Ibrahim Özkan, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 12-22. ISBN 3525458681 |
|||
*van der Kolk, Bessel A.; Weisaeth, Lars; van der Hart, Onno (2000): Die Geschichte des Traumas in der Psychiatrie. In: Traumatic Stress, Grundlagen und Behandlungsansätze, Hrsg. Bessel A. van der Kolk, Alexander C McFarlane und Lars Weisaeth. Junfermann: Paderborn. S. 71–93. ISBN 3-87387-384-2 |
|||
*van der Kolk, Bessel A. (Hrsg. 2000): Traumatic Stress. Grundlagen und Behandlungsansätze; Theorie, Praxis und Forschungen zu posttraumatischem Stress sowie Traumatherapie. Junfermann: Paderborn. ISBN 3-87387-384-2 |
|||
*Wilson, John P. (1992): Post-traumatic Stress Disorder (PTSD) and Experiences Anomalous Trauma (EAT): Similarities in Reported UFO Abductions and Exposure to Invisible Toxic Contaminants. In: Anomalous Experience & Trauma. Current Theoretical, Research and Clinical Perspectives, Hrsg. Rima E. Laibow, Robert N. Sollod und John P. Wilson. New York: TREAT, S. 31–45. |
|||
*Zobel, M. (Hrsg.) (2006): Traumatherapie. Eine Einführung. Bonn: Psychiatrie-Verlag. ISBN 978-3-88414-404-6 |
|||
== Siehe auch == |
|||
* Georg Schmid, Georg Otto Schmid (Hrsg.): Die Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum. ISBN 3-290-17215-5, Theologischer Verlag Zürich, 7. Auflage Zürich 2003. |
|||
* [[Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung]] |
|||
* [[Psychotraumatologie]] |
|||
*Mehrere Autoren, ICF-Zofingen (Hrsg.): Portrait ICF Zofingen, Eigendruck 2005. |
|||
* [[Somatic Experiencing]] |
|||
*Mehrere Autoren, ICF-Zofingen (Hrsg.): Geschäftsbericht (ICF Zofingen), Eigendruck 2006. |
|||
* Interventionen bei Helfern beim [[ICE-Unglück von Eschede]] (1998 f) |
|||
* [[Salutogenese]], [[Resilienz (Psychologie und verwandte Disziplinen)]] (zum Thema Bewältigung von Traumen) |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
* [http://www.childtrauma.org/CTAMATERIALS/adrenergic.asp Zur Neurophysiologie der PTBS] |
|||
* [http://www.brainexplorer.org/brain_disorders/Focus_PTSD.shtml www.brainexplorer.org: Ausführliches zum Stand der Wissenschaft der Neurobiologie von PTBS sowie Studien zur Wirksamkeit verschiedener Medikamente] |
|||
*[http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/posttrauma1.html Die Posttraumatische Belastungsstörung] |
|||
*[http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/posttrauma2.html PTBS nach Extrembelastung] |
|||
*[http://www.psych.uni-goettingen.de/special/tbz/info_traumapatienten.pdf?lang=de Informationen für Traumapatienten], [http://www.psych.uni-goettingen.de/special/tbz/info_gewalt_unfall.pdf?lang=de Informationen Gewalt- und Unfallopfer] (TBZ Göttingen, PDF) |
|||
*http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/051-010.htm Leitlinie der AWMF |
|||
*[http://wiki.dissentnetwork.org/wiki/Posttraumatische_Belastungsst%C3%B6rung_%E2%80%93Ein_Trauma_bewirkt_bleibende_Angstzust%C3%A4nde Buchauszug] aus Morschitzky, H. (2002). Angststörungen. Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe. |
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== Referenzen == |
|||
*[http://www.icf.ch Webseite der ICF Zürich (Mutterkirche)] |
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<references/> |
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*[http://www.relinfo.ch/icf/ Informationsseite zu icf von [[Relinfo]]] |
|||
*[http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/154/30357/ Artikel zur ICF auf der christlichen Seite livenet.ch] |
|||
*[http://www.infosekta.ch/is4/aktueller/TB_infosekta_2003.pdf „Cool sein und Style haben!“ Interview mit einem ehemaligen icf-Mitglied – infosekta.ch] |
|||
*[http://www.franz-diwischek.de/icf/stellungnahme-cool-sein-icf.pdf Inoffizielle Stellungnahme zu „Cool sein und Style haben!“] |
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{{Gesundheitshinweis}} |
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[[Kategorie:Freikirche (Schweiz)]] |
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[[Kategorie:Freikirche (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:Neocharismatische Kirche]] |
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[[Kategorie:Psychische Störung]] |
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[[en:International Christian Fellowship]] |
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[[Kategorie:Psychosoziale Notfallversorgung]] |
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[[bs:Posttraumatski stresni poremećaj]] |
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{{Review|S}} |
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[[cs:Posttraumatická stresová porucha]] |
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[[da:Posttraumatisk belastningsreaktion]] |
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[[en:Posttraumatic stress disorder]] |
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[[es:Trastorno por estrés postraumático]] |
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[[fr:Trouble de stress post-traumatique]] |
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[[he:הפרעת דחק פוסט-טראומטית]] |
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[[hr:Posttraumatski stresni poremećaj]] |
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[[it:Disturbo post traumatico da stress]] |
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[[ja:心的外傷後ストレス障害]] |
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[[ko:외상후 스트레스 장애]] |
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[[lt:Potrauminio streso sindromas]] |
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[[nl:Posttraumatische stress-stoornis]] |
|||
[[no:Posttraumatisk stresslidelse]] |
|||
[[pl:Zespół stresu pourazowego]] |
|||
[[pt:Transtorno de estresse pós-traumático]] |
|||
[[sv:Posttraumatiskt stressyndrom]] |
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[[zh:创伤后心理压力紧张综合症]] |
Version vom 6. März 2008, 15:24 Uhr
Klassifikation nach ICD-10 | |
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F43.1 | Posttraumatische Belastungsstörung |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Posttraumatische Belastungsstörung (Abk.: PTBS; engl.: Post-traumatic Stress Disorder, Abk.: PTSD) fasst unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammen, die als Langzeitfolgen eines Traumas oder mehrerer Traumata auftreten können, dessen oder deren Tragweite die Strategien des Organismus für eine abschließende Bewältigung überfordert hat. Allermeist zeigt sich eine PTBS in individuell unterschiedlichen Symptomenkomplexen. Schwere, Zeitpunkt und Dauer der zugrundeliegenden Traumatisierung haben dabei Auswirkungen auf das Ausmaß und den Grad der Manifestation der Störungen. Durch eine frühzeitige psychotherapeutische Intervention kann der Entwicklung einer PTBS entgegengewirkt werden, siehe Psychotraumatologie.
Besonders schwere Formen von PTBS sind etwa das so genannte KZ-Syndrom bei Überlebenden des Holocaust oder des sowjetischen Gulag-Systems und das speziell im englischen Sprachraum bekannte Post Vietnam Syndrome (PVS). Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sprach man von der „bomb-shell disease”, in Deutschland wurden PTBS-Patienten damals als „Kriegszitterer” bezeichnet.
Weitere Synonyme für „Posttraumatische Belastungsstörung”: Posttraumatische Belastungserkrankung, Posttraumatisches Belastungssyndrom, Psychotraumatische Belastungsstörung.
Ursachen
Eine Posttraumatische Belastungsstörung entsteht weder aufgrund einer erhöhten psychischen Labilität, noch ist sie Ausdruck einer (psychischen) Erkrankung – auch psychisch gesunde und gefestigte Menschen können eine PTBS entwickeln. Sie stellt einen Versuch des Organismus dar, eine mögliche Existenzbedrohung zu überstehen. Daher handelt es sich ursächlich nicht um eine Störung (Fehlfunktion), sondern um eine gesunde und zweckdienliche Reaktion. Die ebenfalls geläufige Bezeichnung „Posttraumatische Belastungsreaktion” weist auf diese Unterscheidung hin, gleichzeitig verdeutlicht sie in ihrer begrifflichen Anlehnung den Unterschied zur so genannten Akuten Belastungsreaktion, welche als eine kurzfristige, auf die Überlebenssicherung abzielende Reaktion auftreten kann und nicht wie die PTBS zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung führt.
Die PTBS kann infolge eines als existentiell bedrohlich erlebten Ereignisses oder mehrerer Ereignisse dieser Art auftreten, etwa Deprivation, Gewaltandrohungen, Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, Krieg, Katastrophen aller Art, Unfälle, schwerwiegende Verluste wie etwa den Tod nahestehender Menschen, aber auch Bindungstraumatisierungen, einschneidende Veränderungen oder deren Erwartung wie etwa hervorgerufen durch die Diagnose einer schweren Krankheit oder auch durch Mobbing. Das traumatisierende Ereignis geht meist mit Todesangst, Entsetzen oder Gefühlen von Hilflosigkeit einher. Auch das Erleben von „mental defeat” (zu deutsch: sich aufgeben) wird mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit posttraumatischer Symptombildung in Zusammenhang gebracht. Häufig kommt es zu Schockreaktionen, die sich in Übersprungsreaktionen und -handlungen oder Distanzerleben äußern können. Ist das der Fall, wird die Tragweite des Ereignisses oftmals nicht sofort deutlich, das Erlebnis wird daher häufig übergangen, die zur Verarbeitung (Integration) wichtige Abarbeitung somatischer Traumareaktionen bleibt u.U. aus. Erfolgt keine zeitnahe Verarbeitung oder Behandlung, kann eine PTBS entstehen, deren Symptome sich mitunter erst Jahre nach dem auslösenden Ereignis zeigen können, z. B. wenn das Ereignis durch spätere Informationen eine andere Bedeutung erhält. Eine andere verbreitete Position (z. B. Ehlers,1999) ist, dass die traumatische Erfahrung, aufgrund des extremen Stresses in der Situation und damit einhergehender neuronaler und hormoneller Veränderungen, nicht (wie normal) im deklarativen, autobiographischen Gedächtnis abgespeichert werden kann. Statt dessen bleiben einzelne Erinnerungsfragmente wie Bilder, Körpergefühle, Emotionen etc., die intrusiv ins Bewusstsein dringen (s.u.).
PTBS und Gene
Für die Anfälligkeit nach Misshandlungen antisoziale Symptome zu entwickeln scheint nicht nur das Trauma, sondern auch die Veranlagung eine Bedeutung zu haben. Personen mit Kinder mit X-chromosomal vererbter niedriger MAOA-Aktivität scheinen etwa doppelt so häufig im Jugendalter Verhaltensstörungen zu entwickeln, wie Traumaopfer ohne diese genetische Variante. Bis zu ihrem 26. Lebensjahr werden sie fast zehnmal so häufig in Straftaten verwickelt, wie Traumaopfer ohne die genetische Variante. [1] [2] [3] [4] [5]
PTBS und Rauchen
Ein Team um Koenen untersuchte die Gesundheitsakten von 6.744 männlichen Zwillingspaaren, die während des Vietnamkrieges in den amerikanischen Streitkräften gedient hatten. Die Analyse ergab, dass bereits vor der Traumatisierung rauchende Soldaten, die einer traumatischen Erfahrung ausgesetzt waren, über ein doppelt so hohes PTBS-Risiko verfügten. Koenen erklärte gegenüber New Scientist, dass Nikotin einige der gleichen neurobiologischen Bahnen stimuliert, die auch mit Stress und Sucht in Verbindung stehen. Rauchen könnte daher diese Bahnen sensibilisieren. Zusätzlich zeigte sich, dass Menschen nach einer traumatischen Erfahrung eher dazu neigten, mit dem Rauchen anzufangen. Ein Teufelskreislauf, da Rauchen die Symptome der PTBS nur kurzfristig abmildert, auf lange Sicht jedoch verstärkt.[6] [7]
Soziale Erblichkeit der PTBS
Mütter, die die Anschläge des elften September miterlebt haben, könnten eine Empfänglichkeit für Stress an ihre Kinder weitergegeben haben. Es konnte festgestellt werden, dass ihre Kinder einen abnormal niedrigen Cortisol-Spiegel haben. Ein abnormal niedriger Cortisol-Spiegel wird typischerweise bei Trauma-Überlebenden gefunden. Noch sind nicht alle Auswirkungen des Hormons Cortisol bekannt. Ein niedriger Cortisol-Spiegel wird jedoch in Zusammenhang mit Konzentrationstörungen, Lernproblemen, erhöhter Reizbarkeit und Suchtverhalten gebracht. Außerdem hat er Auswirkungen auf das Immunsystem.[8][9]
Charakteristika
Charakteristisch für die PTBS sind Alpträume, Schlafstörungen sowie das immer wiederkehrende unwillkürliche Nacherleben der bedrohlichen (oder als bedrohlich erlebten) traumatisierenden Situation in so genannten Flashbacks, auch Intrusionen genannt. Diese Flashbacks sind typischerweise sehr deutlich, ähnlich einer filmischen Aufzeichnung, sie sind von Gerüchen, Geräuschen und Emotionen begleitet. Da auch Amnesien typisch für PTBS sind, fehlen häufig Teile dieses „Films”. Therapien, die Erinnerungen an diese Elemente wiederherstellen wollen (Regressionshypnose u. Ä.), gelten als wissenschaftlich umstritten. Die plötzlich hereinbrechenden Erinnerungssequenzen können jedoch auch eine andere, subtilere Form annehmen – die auslösende Situation als ein klares Bild tritt hierbei nicht oder nicht voll ins Bewusstsein, wohl aber die damit verbundenen Emotionen und Körperreaktionen: Als Reaktion auf bestimmte persönliche Auslöser („Trigger”), die akustisch, visuell, olfaktorisch oder taktil sein können, treten plötzlich starke Gefühle von Angst, Panik, Zittern, Bewusstlosigkeit oder andere Schockreaktionen auf, vergl. Amygdala: Medizinische Bedeutung.
Im Unterschied zur akuten Belastungsreaktion (Dauer der Symptome bis zu einem Monat) spricht man von PTBS ab einer Dauer von einem Monat. Ab einer Dauer von 3 Monaten ist von einer Chronifizierung der PTBS auszugehen.
Diagnoseschemata
Nach der ICD-10 (International Classification of Diseases) der WHO hat die PTBS den Code F 43.1. Diese psychologisch-psychiatrische Diagnose fand 1980 erstmals Eingang in das auch international bedeutsame amerikanische Diagnose-Manual DSM IV, das von der American Psychiatric Association (APA) [1] herausgegeben wird. Dort ist das Syndrom heute unter 309.81 als eine Form der Angststörung gelistet. Neben dem Vorliegen eines traumatisierenden Ereignisses (sog. A-Kriterium) müssen Symptome aus drei anderen Kategorien vorliegen: Intrusionen (unvermeidbare belastende Erinnerungen), Vermeidung (Avoidance) und Übererregung (Hyperarousal).
Symptome
Um Suchvorgänge und automatische Auswertung zu gewährleisten, ist in Artikeln ausschließlich die Bezeichnung
Nur Liste
zulässig.Symptome können sowohl direkt nach Erleben des Traumas, aber auch mit Verzögerung von vielen Jahren oder Jahrzehnten auftreten.
allgemeine Symptome
- Albträume
- Schlafstörungen
- Flashbacks (intrusive Symptome)
- Teilamnesie
- Schreckhaftigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Depressionen
- Dissoziative Störungen
- Persönlichkeitsveränderungen
- Bindungsstörungen
- Interessensverlust
- Emotionslosigkeit, im Englischen als Numbing „Abstumpfung, Betäubung” bezeichnet
- Suchtverhalten
- Vermeidungsverhalten (konstriktive Symptome) von beispielsweise Berührungen, aber vor allem auch von Gedanken und Gefühlen, Menschen, Orten, Situationen und Gegenständen
- Aggressive Verhaltensmuster
- Selbstverletzendes Verhalten
- Angstzustände und Panikattacken bei Konfrontation oder Kontakt mit Menschen, Gegenständen, Orten oder in Situationen, die in irgendeinem Zusammenhang mit auslösenden Ereignissen stehen oder auch nur eine gewisse Ähnlichkeit zu diesen aufweisen.
- Suizidversuche
- Innere Unruhe
spezielle Symptome bei Kindern als Opfer von sexueller Gewalt
Zu den oben genannten, allgemeinen Symptomen kommt es bei Kindern als Opfer von sexueller Gewalt zu speziellen Symptomen:
- Einnässen (Enuresis), nachdem das Kind bereits „trocken” war oder altersuntypische langanhaltende Enuresis ohne „Trockenwerden”
- Einkoten (Enkopresis)
- stark sexualisiertes Verhalten
- nicht altersgemäßes und sexuell geprägtes Spiel
Bei Kindern kann es im Anschluss an ein Trauma zum so genannten „traumatischen Spiel” kommen. Hierbei wird das Trauma vom Kind im Spiel nachempfunden wie beispielsweise der tödliche Unfall des Vaters. Dies kann auch bei erwachsenen Betroffenen geschehen. Inwieweit im Kindesalter erlittene Traumata später zu anderen Störungen, wie der Borderline-Persönlichkeitsstörung, führen können, wird in der Wissenschaft diskutiert.
Häufigkeit
Ob eine PTBS auftritt, ist stark abhängig von der Art des erlebten Traumas. Es wird gelegentlich behauptet, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit
- ca. 15 Prozent bei schweren Erkrankungen (z. B. Krebs)
- ca. 20 Prozent bei Kriegs-, Gefangenschafts- und Unfallopfern
- ca. 25 Prozent bei Gewaltverbrechen
- ca. 50 Prozent nach Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch
beträgt, zu bedenken ist aber, dass tatsächlich unter den Millionen von schwer traumatisierten Opfern bspw. von Krieg und Naturkatastrophen nur ganz wenige eine klinisch relevante mehrere Monate überdauernde psychische Störung entwickeln. Mit entscheidend sind erwartungsgemäß traumatische Geschehen in der Vorgeschichte, beispielsweise frühkindliche Trennung, Vergewaltigung etc. Die Kumulierung lässt dann das Trauma ausbrechen. Selbstverständlich auch bei Chronifizierung bisweilen individuell abzuhandeln und immer stark abhängig von der aktuellen Lebenslage: Arbeitslosigkeit, Mobbing, Erkrankungen usw., neue Schicksalsschläge verschlimmern. Am besten kamen nach einer alten Untersuchung ehemalige KZ-Häftlinge zurecht, wenn sie später in sicheren Lebenslagen sein konnten. Besonders tragisch ist stets, dass die furchtbaren Erinnerungen jederzeit aufflackern können und kein Ende nehmen. Therapien, die „in die Erinnerungen” hineingehen und sie so heilen wollen, dürften wohl nur wirken, wo die traumatisierenden Stimuli kurz waren.
Bis zu 90 % der Erwachsenen und Kinder haben in ihrem Leben ein Trauma-bezogenes Problem, was nicht unbedingt zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) führen muss. Die Lebenszeitprävalenz einer PTBS liegt bei etwa 8 %, kann aber bei exponierten Personen wie Rettungskräften, Ärzten, Polizisten oder Soldaten auf über 50 % ansteigen. [10]
Der Tsunami im indischen Ozean am 26. Dezember 2004 hat nicht nur 310.000 Todesopfer und unzählige Verletzte gefordert, unter den Opfern und Helfern wird auch eine nennenswerte Zahl von PTBS-Patienten sein. Heilsarmee, Rotes Kreuz und ähnliche Organisationen beraten die Opfer präventiv um die Häufigkeit des Auftretens von PTBS zu vermindern (siehe Kasten im Abschnitt „Therapie”).
Nach Flatten und Hoffmann 2001 liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit für eine PTBS nach politischer Haft und Verfolgung deutlich höher als hier angegeben, bei 50 - 70 % (Posttraumatische Belastungsstörung, 2. Auflage, Schattauer Verlag, ISBN 3-7945-2303-2) allerdings legen diese Autoren andere Kriterien für die Diagnose an, als von der Weltgesundheitsorganisation gefordert.
Zu Heilungschancen beim Trauma
Clark und Hanisee untersuchten den Lebensweg von aus Entwicklungsländern adoptierten Kindern, die unterernährt waren und traumatische Kindheitserfahrungen gemacht hatten. Die Kinder wurden von amerikanischen Familien aus der oberen Mittelschicht adoptiert. Entgegen der Annahme, dass diese Kinder unter schweren Beeinträchtigungen leiden würden, erwiesen sie sich als überdurchschnittlich intelligent und überdurchschnittlich sozial kompetent. Beim Peabody Picture Vocabulary Test erreichten sie einen IQ von 120, auf der Vineland Social Maturity Scale erreichten sie im Schnitt 137 Punkte. 100 Punkte gelten als Durchschnitt, 137 als außerordentlich gut. Clark und Hanisee kamen zu dem Ergebnis, dass unterernährte und traumatisierte Kinder sich als erstaunlich resilent erweisen, wenn sie in stabile Familienverhältnisse adoptiert werden.[11].
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Aron Antonovsky. Dieser untersuchte eine Gruppe von Frauen, welche in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager gewesen war. Ihre emotionale Befindlichkeit wurde mit der einer Kontrollgruppe verglichen. Der Anteil der in ihrer Gesundheit nicht beeinträchtigten Frauen betrug in der Kontrollgruppe 51%, im Vergleich zu 29% der KZ-Überlebenden. Nicht der Unterschied an sich, sondern die Tatsache, dass in der Gruppe der KZ-Überlebenden 29% der Frauen trotz der unvorstellbaren Qualen eines Lagerlebens mit anschließendem Flüchtlingsdasein als körperlich und psychisch ‚gesund’ beurteilt wurden, war für ihn ein unerwartetes Ergebnis.
Diese Beobachtung führte ihn zu der Frage, welche Eigenschaften und Ressourcen diesen Menschen geholfen hatten, unter den Bedingungen der KZ-Haft sowie in den Jahren danach ihre körperliche und psychische Gesundheit zu erhalten. So schuf Antonovsky (im Gegensatz zum Pathogenesekonzept der traditionellen Medizin) das Konzept der ‚Salutogenese’ – der Entstehung von Gesundheit [12]
PTBS verläuft oft chronisch, kann sich aber durch Therapien oder auch spontan von selbst bessern.
Therapie
Die Störung wird in vielen Fällen durch eine Kombination von Psychotraumatologie und medikamentöser Therapie (unter anderem SSRIs, wie etwa Paroxetin, Sertralin oder Fluoxetin) behandelt. Außerdem kann Venlafaxin [13] genutzt werden. Unter den TCA scheint Amitriptylin eine Wirkung zu zeigen. Imipramin dagegen scheint wirkungslos zu sein [14][15].
Bei schwerer Traumatisierung (Kriegsveteranen) scheint Mirtazapin besser zu wirken als die SSRI [16] [17] Bei schwerer Traumatisierung kann eine stationäre Traumatherapie sinnvoll sein. Auf jeden Fall sollte sichergestellt werden, dass die betroffene Person keinen weiteren Traumaeinwirkungen ausgesetzt ist/wird.
Vom englischen National Intitute for Clinical Excellence (Nice) werden vor allem Paroxetin, Mirtazapin, Amitryptilin und Phenelzin empfohlen [18]
Wichtig ist, dass die betroffenen Personen einen Rückhalt in ihrem sozialen Umfeld erhalten.
Die Narrative Expositionstherapie ist eine bei Mehrfachtraumatisierung und nach organisierter Gewalt angewendete Behandlungsmethode. Mittlerweile gibt es gute empirische Evidenz für die Wirksamkeit der NET bei einfachen und multiplen Traumata. Die Therapiemethode wird auch international empfohlen (vgl. 'NICE guidelines' - National Institute for Health and Clinical Excellence).[19]
Auch psychodynamische Verfahren werden eingesetzt; in Deutschland hat Luise Reddemann durch die Ausarbeitung imaginativer Behandlungsverfahren (PITT= Psychodynamische imaginative Traumatherapie) neue Ansätze zur Behandlung vor allem chronisch Traumatisierter (vgl. Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung geliefert. Auch die MPTT (Mehrdimensionale Psychodynamische Traumatherapie) von Gottfried Fischer, mit Peter Riedesser Autor des „Lehrbuch der Psychotraumatologie”, ist ein zur Behandlung dieser Störung angewendetes Verfahren. Ebenso die integrative Traumatherapie, entwickelt von Willi Butollo, LMU München.
Zur Behandlung von PTBS wie auch zur Prävention (bei Akuttraumatisierten) wird auch das EMDR (eye movement desensitization and reprocessing) nach Francine Shapiro (Shapiro, 1989) erfolgreich eingesetzt [20].
Ein neuropsychotherapeutisches Behandlungsprogramm wurde am Institut für Psychologie der Universität Göttingen von Dr. Stefan Jacobs, Micha Strack und Anna de Jong entwickelt: Ausgehend von neueren Befunden aus den Neurowissenschaften, die darauf hinweisen, dass eine Dissoziation zwischen implizitem und explizitem Traumagedächtnis die wesentliche Grundlage der PTB darstellt, wurden verschiedene Module in das Behandlungsprogramm integriert. Dazu gehören, neben der gezielten Bereitstellung von Informationen über die Störungszusammenhänge, ein Patientenedukationsfilm, spezielle kognitiv-behaviorale Interventionstechniken sowie Biofeedback-gestütztes EMDR. Ziel der Anwendung des Biofeedback im Rahmen der EMDR-Sitzungen ist es zum einen, den Patienten implizite Prozesse während der Traumaexposition zurückzumelden und zum anderen das Ausmaß der Übereinstimmung zwischen subjektivem Belastungsgrad und physiologisch messbarer Erregung zu überprüfen. Erste Ergebnisse einer begleitenden Studie an 16 Patienten zeigen verschiedene EDA-Muster (Elektrodermale Aktivität) bei der EMDR-Desensitivierung (blandes und assoziatives Reprozessieren). Die PTB-Symptome (subjektive und objektive physiologische Entlastung) werden in einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 16 Sitzungen deutlich reduziert (Effektstärken liegen zwischen 1.0 und 2.5). Die Dropoutrate betrug 0%. [21]
Ein biologisch orientierter Ansatz (Somatic Experiencing) zur Behandlung von Schock- und Traumafolgen wurde von Dr. Peter Levine entwickelt. Durch die dosiert und bewusst ausgeführte Komplettierung biologischer Selbstschutz- und Orientierungsreaktionen wird die im Trauma fixierte Energie freigesetzt und das Nervensystem kehrt zu seiner natürlichen Balance zurück.
Albträume können mit dem Verfahren „imagery rehearsal” [22] bekämpft werden: Dabei stellt sich der Betroffene untertags vor, dass der Albtraum ein gutes Ende nimmt. Es ist dabei nicht wichtig, jeden einzelnen Albtraum zu visualisieren. Der Patient verwendet eine typische wiederkehrende Traumhandlung, malt sie sich in allen Einzelheiten aus und erfindet ein gutes Ende. Durch dieses Verfahren können nicht nur die Albträume, sondern auch andere Symptome gebessert werden.
In den neunziger Jahren erfolgte die Behandlung im englischsprachigen Raum häufig im Rahmen des so genannten Recovery-Paradigmas mittels Regressionshypnose; heute ist dieses Verfahren der Rückerlangung von Erinnerungen an das traumatische Ereignis umstritten.
Oft erfolgt die Behandlung in mehreren Stufen, wobei der erste Schritt die Schaffung eines als sicher wahrgenommenen Umfelds ist.
Neueste Forschungen arbeiten mit MDMA in der psycholytischen Therapie.
Prävention
Vorbeugend wird versucht, durch eine frühzeitige Intervention die akute Belastungsreaktion für den Betroffenen handhabbar zu machen und frühzeitig adäquate Bearbeitungsstrategien zu aktivieren. Mit dieser Thematik befasst sich die Notfallpsychologie. Für Einsatzkräfte sind die SbE-Teams (in Deutschland PSU-Teams (Psychosoziale Unterstützung für Einsatzkräfte) genannt), für Angehörige und sonstige Betroffene ist die Krisenintervention im Rettungsdienst zuständig. Beide geben konkrete Hinweise auf weiterbetreuende psychosoziale Einrichtungen. Beim Verfahren der „Normalitätsintervention” werden dem Patienten detailliert seine Symptome als normale Reaktion auf ein unnormales Ereignis gedeutet, z. B. kann die Schlafstörung erklärt werden als Wunsch des Körpers, sich wach zu halten, um nicht wieder überfallen zu werden. Nicht in jedem Fall ist eine Intervention nötig. Vor allem Fälle mit einem hohen Risiko der Chronifizierung sollten früh therapiert werden. Zur Beurteilung dieses Risikos gibt es diverse Checklisten wie z.B. den Kölner Risiko-Index. Das Rote Kreuz berät die Opfer in Katastrophengebieten routinemäßig auch im Hinblick auf PTBS.
Hintergrund und Geschichte
Zum ersten Mal wurden die psychischen Folgen eines Traumas 1900 v. Chr. von einem ägyptischen Arzt beschrieben (Veith 1965). 1895 wurden die möglichen Langzeitfolgen von Traumata von Josef Breuer und Sigmund Freud in ihren „Studien über Hysterie” als eine Unterklasse der hysterischen Erkrankung beschrieben, vgl. Traumatische Hysterie. Der Freud- Analysand und -Schüler Abram Kardiner war der erste, der um 1900 PTBS-Symptome beschrieb (Lamprecht & Sack 2002). PTBS-Symptome wurden im letzten Jahrhundert mit verschiedenen anderen Bezeichnungen belegt, zum Beispiel sprach man in Bezug auf die Kriegsgeschädigten des Ersten Weltkrieges von „shell shock”, „Granatfieber” oder einer Kriegsneurose.
Die britische Armee allein zählte bis Kriegsende 80.000 Soldaten, die ihren „Breaking Point” erreicht hatten, die ausgebrannt und nicht mehr einsatzfähig waren. Doch die relativ schnell etablierte Erkenntnis der Ärzte, dass man es mit einem eigenständigen Krankheitsbild zu tun hatte, setzte sich weder in der Militärführung noch bei der Zivilbevölkerung durch. Letztere begrüßte psychisch traumatisierte Heimkehrer oft mit tiefster Verachtung. Man ließ die Soldaten spüren, dass man sie für Feiglinge hielt. Einige Hundert dieser Patienten kamen gar nicht zurück nach Großbritannien: Die Armeeführung hatte sie wegen Feigheit erschießen lassen. In Deutschland soll sich die Zahl der Hinrichtungen auf etwa zwei Dutzend belaufen haben.
Mit dem Begriff Überlebenden-Syndrom belegte der Psychiater William G. Niederland die psychischen Folgen der Verfolgung und der KZ-Inhaftierung im nationalsozialistischen Regime. In mehr als hundert Gutachterprozessen musste er sich auch mit den Gutachten der konservativen deutschen Psychiater auseinandersetzen, die in fast allen Fällen keinen Krankheitswert der KZ-Überlebenden feststellen konnten, eine Renten-Neurose attestierten oder aber die Erkrankung auf die „schwache Konstitution” der Überlebenden schoben.[23] Auch K. R. Eisler kritisierte die Unfähigkeit der deutschen Nachkriegspsychiatrie. In seinem Artikel Die Ermordung von wievielen seiner Kinder muß ein Mensch symptomfrei ertragen können, um eine normale Konstitution zu haben? von 1963 setzt er sich mit der Fehde auseinander, die zwischen den US-amerikanischen und den deutschen Gutachtern bezogen auf die Anerkennung einer Posttraumatischen Belastungsstörung stattfand.[24] Milton Kestenberg untersuchte verschiedene diskriminierende Aspekte der deutschen Entschädigungspraxis und betonte, dass erst ab 1965 von deutschen Gerichten die Möglichkeit eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen psychiatrischen Zuständen und der Verfolgung anerkannt wurde.[25]
Der Begriff PTBS wurde vor allem von der US-amerikanischen Psychologin Dr. Judith Lewis Herman eingeführt, als Konsequenz aus ihrer Arbeit mit Vietnamkriegs-Veteranen wie auch von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen.
Chronologie der Bezeichnungen
- 1600 Nostalgie
- 1800 Effort-Syndrom
- 1910–20 traumatische Neurose, Zitterkrankheit (vgl. Kriegszitterer)
- 1940–50 Kriegsneurose, „neurozirkulatorische Asthenie”
- 1950-70 Überlebenden-Syndrom
- 1970–80 Post-Vietnam-Syndrom
- 1980 PTBS
Volksmund:
- Sezessionskrieg: „soldier's heart” (Soldatenherz)
- Erster Weltkrieg: „shell shock” (Granatenschock)
- Zweiter Weltkrieg: „war fatigue” (Kriegsmüdigkeit)
- Vietnamkrieg: „combat stress” (Gefechtsstress)
Literatur
- Boos, A. (2005). Kognitive Verhaltenstherapie nach chronischer Traumatisierung. Hogrefe: Göttingen. ISBN 3-8017-1791-7
- Butollo, Willi, Hagl, Maria (2003): Trauma, Selbst und Therapie, Verlag Hans Huber: Bern. ISBN 3-456-84037-3
- Ehlers, Anke (1999). Posttraumatische Belastungsstörung. Hogrefe: Göttingen. ISBN 3801707970
- Ehlers, A. & Clark, D.M. (2000). A cognitive model of posttraumatic stress disorder. Behaviour Research and Therapy, 38(4), 319-345.
- Gottfried Fischer, Peter Riedesser (1998): Lehrbuch der Psychotraumatologie. Ernst Reinhardt-Verlag: München. ISBN 3-8252-8165-5
- Greene, Paul (2006): FDNY Crisis Counseling: Innovative Responses to 9/11 Firefighters, Families, and Communities. Verlag John Wiley & Sons, USA. 268 Seiten. ISBN 0471714259 (Englisch; über Feuerwehrleute NY, siehe auch FDNY)
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- Herman, Judith Lewis (2003): Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. Junfermann: Paderborn. ISBN 3-87387-525-X
- Huber, Michaela: Trauma und die Folgen. Trauma und Traumabehandlung, Teil 1. Junfermann, Paderborn, 3. Auflage 2007. ISBN 3-87387-510-1
- Huber, Michaela: Wege der Traumabehandlung. Trauma und Traumabehandlung, Teil 2. Junfermann: Paderborn, 3. Auflage 2006. ISBN 3-87387-550-0
- Stefan Jacobs, Timo Bruns: EMDR und Biofeedback in der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen. Lehrfilm, DVD 45 Min, Zentrale Einrichtung Medien, Universität Göttingen 2004
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Siehe auch
- Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
- Psychotraumatologie
- Somatic Experiencing
- Interventionen bei Helfern beim ICE-Unglück von Eschede (1998 f)
- Salutogenese, Resilienz (Psychologie und verwandte Disziplinen) (zum Thema Bewältigung von Traumen)
Weblinks
- Zur Neurophysiologie der PTBS
- www.brainexplorer.org: Ausführliches zum Stand der Wissenschaft der Neurobiologie von PTBS sowie Studien zur Wirksamkeit verschiedener Medikamente
- Die Posttraumatische Belastungsstörung
- PTBS nach Extrembelastung
- Informationen für Traumapatienten, Informationen Gewalt- und Unfallopfer (TBZ Göttingen, PDF)
- http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/051-010.htm Leitlinie der AWMF
- Buchauszug aus Morschitzky, H. (2002). Angststörungen. Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe.
Referenzen
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- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?db=pubmed&uid=17534436&cmd=showdetailview&indexed=google Early trauma and increased risk for physical aggression during adulthood: the moderating role of MAOA genotype.
- ↑ Biol Psychiatry, Januar 2005: 15;57(2): S. 167-72
- ↑ Biol Psychiatry. Oktober 2006;60(7): S. 677-83
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez?Db=pubmed&Cmd=ShowDetailView&TermToSearch=12161658&ordinalpos=1&itool=EntrezSystem2.PEntrez.Pubmed.Pubmed_ResultsPanel.Pubmed_RVAbstractPlus Role of genotype in the cycle of violence in maltreated children
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