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„Apollo 8“ – Versionsunterschied

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'''Apollo 8''' war ein bemannter Raumflug des [[Vereinigte Staaten|amerikanischen]] [[Apollo-Programm]]s und der erste bemannte Flug zum Mond und damit zu einem anderen Himmelskörper. Die drei Astronauten [[Frank Borman]], [[William Alison Anders|William Anders]] und [[James Arthur Lovell|James Lovell]] waren die ersten Menschen, die die Anziehung der Erde verließen und auch die ersten Menschen, die mit eigenen Augen die Rückseite des Mondes sahen. Apollo 8 startete am 21. Dezember 1968 vom [[Kennedy Space Center]] in Florida und erreichte drei Tage später, am 24. Dezember 1968, die Mondumlaufbahn. Große Bekanntheit erlangte die Fernsehübertragung aus dem Mondorbit, während der die drei Astronauten die ersten Zeilen der [[Schöpfungsgeschichte]] als Weihnachtsbotschaft verlasen. Nach zehn Umkreisungen des Mondes leiteten die Astronauten am Morgen des 25. Dezember die Rückkehr zur Erde ein, wo die Raumkapsel am 27. Dezember im [[Pazifischer Ozean|Pazifischen Ozean]] wasserte.
'''Apollo 8''' war ein bemannter Raumflug im Rahmen des [[USA|US-amerikanischen]] [[Apollo-Programm]]s, der erste, der zum Mond führte.


== Planungen ==
== Missionsplanung und Besatzung ==
Am 22. Dezember 1966 stellte die NASA Frank Borman, [[Michael Collins (Astronaut)|Michael Collins]] und William Anders der Öffentlichkeit als Besatzung für den dritten bemannten Flug des Apollo-Programms vor. Ihre Mission E sollte das [[Lunar Module]] in einer hohen Erdumlaufbahn erproben und war für Frühjahr 1969 angesetzt. Collins musste sich aber im Juli 1968 einer Operation wegen eines [[Bandscheibenvorfall]]s unterziehen, weshalb sein Ersatzmann James Lovell in die Crew aufrückte.


Im Juni 1968 wurde klar, dass [[Grumman Aerospace Corporation|Grumman]] die Mondlandefähre nicht bis zum geplanten Flugtermin Ende des Jahres fertig stellen konnte, da noch über 100 verschiedene Fehler und Probleme einen Einsatz verhinderten. Der früheste Fertigstellungstermin wurde von den Grumman-Ingenieuren mit Februar 1969 angegeben,<ref name="Zimmer185">Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 185</ref> was die NASA nun vor Probleme bei der Missionsplanung stellte. Ohne das Lunar Module wäre die nächste Mission eine reine Wiederholung des Fluges von Apollo 7, eine Verschiebung des Fluges ins Jahr 1969 hätte möglicherweise das gesamte Mondflugprogramm verschoben und das Ziel einer Mondlandung bis Ende des Jahrzehnts unmöglich gemacht.
Der Mondflug von Apollo 8 stand in der ursprünglichen Planung nicht im Programm, sondern wurde erst relativ kurzfristig eingeschoben, nachdem Geheimdienstberichte nahe legten, dass die Sowjetunion kurz vor einer bemannten Mondumrundung stehen würde.


[[George Low]], Manager des Apollo Spacecraft Program Office, schlug daher Anfang August vor, die Mission von Apollo 8 neu zu strukturieren und die Astronauten mit der [[Saturn (Rakete)#Saturn V|Saturn V]] zum Mond zu schicken. Die Mission D, die Erprobung des Lunar Module, sollte verschoben, Mission E gestrichen werden. Die Besatzung der Mission E sollte den Mondflug übernehmen. Unterstützung erhielt Low hierbei von [[Wernher von Braun]], der nach anfänglichen Problemen mit der Rakete diese nun bereit für einen bemannten Flug sah. {{"-en|Once you decide to man [a Saturn 5] it doesn’t matter how far you go|Übersetzung=Wenn man sich dazu entscheidet, sie [die Saturn 5] zu bemannen, ist es egal, wie weit man fliegt}}<ref name="Zimmer185"/>
Ursprünglich war vorgesehen, dass [[Frank Borman]], [[William Alison Anders|William Anders]] und [[Michael Collins (Astronaut)|Michael Collins]] den dritten bemannten Apollo-Flug durchführen sollten, der intern unter der Bezeichnung '''Mission E''' lief. Dieser sollte mit einer Saturn-V-Rakete gestartet werden und ein Test der [[Mondlandefähre]] in einer hohen Erdumlaufbahn sein. Für die Ersatzmannschaft wurden zuerst [[Charles Conrad]], [[Richard Gordon]] und [[Clifton Williams]] ausgewählt. Als diese drei später der D-Mission zugeteilt wurden, wurden [[Neil Armstrong]], [[James A. Lovell|James Lovell]] und [[Edwin Aldrin]] neue Ersatzmannschaft.


Vor einer endgültigen Entscheidung sprach [[Deke Slayton]], der Direktor des NASA-Astronautenbüros, mit den Astronauten über die geplante Mission. Alle drei stimmten den Planänderungen sofort zu, lediglich Anders war enttäuscht darüber, dass sein 18-monatiges Training für das Lunar Module nun umsonst gewesen war.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 187</ref> [[James Edwin Webb|James Webb]], Direktor der NASA, war zunächst nicht besonders angetan von der Idee ({{"-en|Are you out of your mind?|Übersetzung=Seid ihr verrückt?}}<ref ">Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 188</ref>), da er, wie einige andere hochrangige NASA-Mitglieder, Sicherheitsbedenken hatte. Der Besatzung von Apollo 8 stand mit dem [[Apollo (Raumschiff)#Triebwerk|Service Propulsion System]] nur ein Triebwerk zur Verfügung, ein Versagen konnte nicht durch ein weiteres Triebwerk des Lunar Module kompensiert werden. Letztendlich ließ Webb sich jedoch überzeugen, auch, weil die [[Central Intelligence Agency|CIA]] Erkenntnisse über sowjetische Vorbereitungen für den Start einer [[N1|eigenen Mondrakete]] lieferte. Die NASA begann am 19. August mit der Planung für die nun C’ (C prime) genannte Mission, die erstmals Menschen zum Mond bringen sollte.<ref name="ap8dec">[http://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/SP-4205/ch11-5.html The Apollo 8 decision], Stand: 5. Februar 2008</ref> Webb entschied aber, die Öffentlichkeit über das genaue Ziel des Fluges erst nach dem Abschluss der vorherigen [[Apollo 7|Apollo-7-Mission]] zu informieren, bis dahin wurden auch die genauen Flugpläne nicht veröffentlicht. Am 8. September begann die Besatzung mit dem Training für den Raumflug. Im Simulator übte Borman die Kontrolle des Raumschiffs während der Wiedereintrittsphase, Lovell trainierte die Navigation des Raumschiffs mittels Fixsternen, um im Fall eines Funkverbindungsabbruchs zur Erde die Flugbahn weiterhin berechnen zu können. Anders oblag die Kontrolle der Funktionen des Raumschiffs.
Zur Unterstützungsmannschaft (Support-Crew) gehörten [[Thomas K. Mattingly]], [[Gerald Carr]] und [[John Sumter Bull|John Bull]].


Nach dem erfolgreichen Jungfernflug des Apolloraumschiffs vom 11. bis zum 22. Oktober 1968 und zwei Starts sowjetischer [[Zond]]-Raumschiffe im September und November verkündete die NASA am 12. November, dass Apollo 8 an der Spitze der Saturn V zum Mond fliegen würde. Die endgültige Entscheidung dazu war zwei Tage früher während eines Treffens aller Verantwortlichen gefallen und sollte einem bemannten sowjetischen Start zum Mond, der ebenfalls für Dezember 1968 erwartet war, zuvorkommen.<ref name="ap8dec"/>
Im Sommer 1968 zeichnete sich jedoch ab, dass die Mondlandefähre, die im zweiten bemannten Apolloflug (der Mission&nbsp;D) getestet werden sollte, nicht rechtzeitig einsatzbereit sein würde. Im August entschied die [[NASA]], vorerst ohne die Öffentlichkeit zu informieren, dass die Mission&nbsp;E vorgezogen werden könnte und Bormans Team als '''Mission C' ''' (C-prime) den Mond umrunden sollte.


== Crew ==
Allerdings musste sich Michael Collins einer Operation unterziehen und wurde durch James Lovell ersetzt. Lovell war bereits beim Rekordflug von [[Gemini 7]] mit Borman als Kommandant geflogen, es war nun das erste Mal, dass eine Gemini-Besatzung auch zusammen bei Apollo eingesetzt wurde. Lovells Platz in der Ersatzmannschaft übernahm [[Fred Haise]], der zuvor zur Support-Crew von Mission&nbsp;D gehört hatte. Haise war somit der erste Astronaut der fünften Auswahlgruppe, der in eine Ersatzmannschaft berufen wurde. Als John Bull aus gesundheitlichen Gründen aus dem Astronautenkorps ausscheiden musste, übernahm [[Vance DeVoe Brand|Vance Brand]] seinen Platz in der Support-Crew.
Kommandant von Apollo 8 war [[Frank Borman]], Colonel der [[United States Air Force|Air Force]]. Er war Mitglied der zweiten Astronautengruppe, die am 17. September 1962 ausgewählt wurde. Borman hatte bereits mit [[Gemini 7]] einen Langzeitraumflug unternommen.


Pilot des Command Module war [[James Arthur Lovell|James Lovell]], Captain der [[United States Navy|US Navy]] und ebenfalls Astronaut der zweiten Auswahlgruppe. Er war bereits während des Rekordfluges von Gemini 7 zusammen mit Frank Borman geflogen und hatte mit [[Gemini 12]] einen zweiten Raumflug absolviert. Lovell galt als einer der erfahrensten Astronauten der NASA.
Nachdem die Mission&nbsp;C (Apollo 7) erfolgreich verlief, entschied die NASA am 10. November endgültig, dass Bormans Mannschaft die erste sein sollte, die zum Mond fliegt. Dadurch wurde es auch sehr wahrscheinlich, dass der Ersatzkommandant [[Neil Armstrong]] das Kommando von [[Apollo 11]] übernehmen würde, dem ersten Flug, für den eine Landung auf dem Mond geplant war.


[[William Alison Anders|William Anders]], das dritte Mitglied der Besatzung, Major der Air Force und Astronaut der dritten Auswahlgruppe vom 17. Oktober 1963, war Weltraumneuling. Ursprünglich als Pilot des Lunar Module eingeteilt, übernahm er nun die Aufgabe des Bordingenieurs und Fotografen. Er war das Besatzungsmitglied mit der fundiertesten wissenschaftlichen Ausbildung, Anders hatte einen Bachelor of Science in Electric Engineering sowie einen Master of Science in Nuclear Engineering, zudem bei der NASA mehrere Kurse zur Geologie besucht.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 174</ref>
== Vorbereitung ==


=== Ersatz- und Backup-Crew ===
Apollo 8 übernahm Rakete und Raumschiff, die für die Mission&nbsp;D vorgesehen waren. Die erste und die dritte Stufe der Rakete wurden bereits im Dezember 1967 in Cape Canaveral angeliefert, es dauerte aber bis zum 7. Oktober 1968, bis die Rakete vollständig zusammengesetzt werden konnte. Am 9. Oktober wurde die erste Mondrakete zur Startrampe 39A gerollt.
Die Ersatzmannschaft, die die reguläre Besatzung im Falle von Krankheit oder anderweitig bedingtem Ausfall ersetzen sollte, bestand aus [[Neil Armstrong]] als Kommandant, [[Edwin Aldrin]] als Command-Module-Pilot und [[Fred Haise]] als Lunar-Module-Pilot.


Als Backup-Crew, die die Astronauten beim Training unterstützen und auch als [[Capsule Communicator|CapCom]] arbeiteten, waren [[John Sumter Bull|John Bull]], [[Vance DeVoe Brand|Vance Brand]], [[Gerald Paul Carr|Gerald Carr]] und [[Thomas Kenneth Mattingly|Ken Mattingly]] eingeteilt.
Die Rakete trug die Bezeichnung AS-503, es war die dritte Saturn V, die hergestellt wurde, und die erste, die bemannt fliegen sollte. Das Apollo-Raumschiff trug die Nummer CSM-103. Anstatt einer Mondlandefähre wurde ein Dummy (LTA-B) mitgeführt, der allerdings nur die Hälfte des Gewichts hatte.


Flugdirektoren während des Fluges waren [[Cliff Charlesworth]] (Grünes Team), [[Glynn Lunney]] (Schwarzes Team) und [[Milton Windler]] (Braunes Team).
Als Verbindungssprecher ([[Capsule Communicator|CapCom]]) während des Flugs dienten die Ersatzmannschaft (Armstrong, Haise und Aldrin), die Support-Crew (Mattingly, Carr und Brand), sowie Michael Collins.


=== Missionsabzeichen ===
Die Besatzung bekam vor dem Start Besuch von [[Charles Lindbergh]] und seiner Frau, die sich mit ihnen unterhielten und später dem Start beiwohnten. Lindbergh war dabei sehr überrascht, als er erfuhr, dass die Saturn-V-Rakete beim Start pro Sekunde zehnmal soviel Treibstoff verbrauchte wie Lindberghs Flugzeug [[Spirit of St. Louis]] bei seinem ganzen Atlantikflug nach Paris. Lindberghs Frau, Anne Morrow Lindbergh, verarbeitete ihre Erlebnisse mit Apollo 8 dann später in dem Buch ''Die Erde leuchtet''.
Die dreieckige Form des Abzeichens symbolisiert die Form des Command Module der Mission. Es trägt eine rote Acht, die sich um die Erde und den Mond schlingt und die Nummer des Fluges, die Flugbahn und zugleich auch die Unendlichkeit des Alls symbolisiert. Auf dem unteren Rand der Acht stehen die Namen der drei Astronauten. Das Abzeichen war von James Lovell entworfen worden, kurz nachdem er von der Änderung des Missionsplanes erfahren hatte.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 187</ref>


== Flugverlauf ==
== Saturn V ==
[[Bild:Ap8-KSC-68PC-147.jpg|thumb|right|Die Saturn V auf dem Weg zum Launch Pad 39A]]
=== Start und Hinflug ===
Die Saturn-V-Rakete der Apollo-8-Mission trug die Seriennummer SA-503 (manchmal auch als AS-503 bezeichnet). SA war die Abkürzung für Saturn-Apollo, die Nummer setzte sich aus der 5 für die Saturn V und die 03 für den dritten Flug des Raketenmodells zusammen. Die Aufrichtung der Saturn V begann am 27. Dezember 1967 in der High Bay 1 des [[Vertical Assembly Building]] mit Eintreffen der S-IC-Stufe und war im Januar 1986 abgeschlossen. Ursprünglich war sie für Mission D vorgesehen, die erste Erprobung der Mondfähre. Ende April 1968 wurde die Rakete noch einmal demontiert und die S-II-Stufe im [[John C. Stennis Space Center|Mississippi Test Facility]] einer gründlichen Prüfung unterzogen, um ihre Tauglichkeit für einen bemannten Flug zu gewährleisten. Im Mai musste ein [[F-1 (Raketentriebwerk)|F-1-Triebwerk]] der ersten Stufe ausgetauscht werden, weil es ein Leck hatte. Das erneute Zusammensetzen der Rakete war am 15. August abgeschlossen.


Am 19. August 1968 wurde dann die Änderung des Missionsplans beschlossen und die Rakete nun dem ersten bemannten Mondflug zugeteilt. Sie sollte das Command Module mit der Seriennummer CM-103 und das zugehörige Service Module SM-103 sowie einen „Lunar module test article“, der etwa halb soviel wog, wie die fertige Mondfähre, in eine Mondumlaufbahn bringen. Das Command und Service Module wurde am 7. Oktober auf die Spitze der Saturn V montiert, nach abschließenden Überprüfungen wurde die Rakete am 9. Oktober mit dem Crawler zum fünf Kilometer entfernten [[Kennedy Space Center Launch Complex 39|Launch Pad 39A]] gebracht.<ref>[http://history.nasa.gov/MHR-5/app_h.htm APPENDIX H - SATURN AT THE CAPE], Stand: 3. Februar 2008</ref>
[[Bild:Apollo 8 Liftoff.jpg|thumb|upright|left|Kurz nach dem Start]]
Der Start erfolgte am 21. Dezember 1968 um 12:51 Uhr [[UTC]] vom neu erbauten Startkomplex 39A des [[Kennedy Space Center]]s. Bei diesem ersten bemannten Start der Saturn V betrug die maximale [[Beschleunigung]] 4&nbsp;g und erfolgte kurz vor Brennschluss der zweiten Stufe. Nach 11&nbsp;Minuten erreichte Apollo&nbsp;8 die Erdumlaufbahn.


== Missionsverlauf ==
Während zweier Erdumkreisungen erfolgte ein nochmaliger Test aller Systeme, dann wurde die dritte Stufe 5&nbsp;Minuten lang ein weiteres Mal gezündet. Apollo&nbsp;8 befand sich auf dem Weg zum Mond. Aus Sicherheitsgründen war die Bahn so berechnet, dass sie, wenn die Triebwerke versagen würden, um den Mond herum und zur Erde zurück führen würde.
===Startvorbereitungen ===
[[Bild:Apollo 8 crew leaves Manned Spacecraft Operations Building during countdown.jpg|thumb|right|Die Besatzung von Apollo 8 verlässt das Manned Spacecraft Operations Building einige Stunden vor dem Start]]
Am 2. Dezember 1968 wurden die Tanks der ersten Stufe der Saturn-Rakete zum ersten Mal mit RP-1, einem hochdestilliertem [[Kerosin]], und flüssigem [[Sauerstoff]] befüllt und unter Druck gesetzt. Am 5. Dezember begann der fünftägige Count Down Demonstration Test (CDDT), der den Ablauf des Starts simulierte. Im Anschluss an den Test wurden die Tanks wieder geleert.<ref name="flight1">[http://history.nasa.gov/ap08fj/01launch_ascent.htm Apollo Flight Jounal: Day 1: Launch and Ascent to Earth Orbit], Stand: 5. Februar 2008</ref>


Der eigentlich [[Countdown|Startcountdown]] begann am 15. Dezember 1968 um 19 Uhr [[Zeitzone#UTC-5_bis_UTC-4|Eastern Standard Time]] bei T -103 Stunden. Bei T -9 Stunden wird der Countdown für sechs Stunden angehalten, um kleinere Probleme beheben zu können. Acht Stunden vor dem geplanten Starttermin, kurz vor Mitternacht am 20. Dezember, beginnt die Befüllung der Raketenstufen mit flüssigem Sauerstoff, Kerosin und Flüssigwasserstoff. Diese Arbeiten dauern etwa bis dreieinhalb Stunden vor dem Start.<ref name="flight1"/> Die Arbeiten wurden von der Ersatzmannschaft (Armstrong, Aldrin und Haise) überwacht, die auch am Abend zuvor die Funktionsfähigkeit des Raumschiffs überprüft hatte.
=== Die Rückseite des Mondes ===


Die drei Astronauten wurden um 2:36 Uhr geweckt, nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung folgt um halb vier morgens ein gemeinsames Frühstück mit den Leitern und Offiziellen der NASA. Um kurz nach vier Uhr beginnen die drei Astronauten, unterstützt von mehreren Technikern, ihre Raumanzüge anzulegen, um 4:32 Uhr verlassen sie dann das Manned Spacecraft Operations Building und werden mit einem Transporter zur Startplattform gebracht. Nachdem die Besatzung mit dem Aufzug zur Spitze der Rakete gebracht wurde, beginnt um 4:58 Uhr die Einstiegsprozedur. Es dauert etwa zehn Minuten, bis alle drei Astronauten in der Apollo-Kapsel festgeschnallt sind und die Luke hermetisch verschlossen wurde.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 12f</ref>
[[Bild:NASA-Apollo8-Dec24-Earthrise.jpg|right|thumb|Aufgang der [[Erde]] nach einer Mondumkreisung]]
Am 24. Dezember schwenkte die Crew in die [[Umlaufbahn]] des Mondes ein. In den folgenden 20&nbsp;Stunden umkreiste das [[Apollo-Raumschiff]] zehn Mal den Erdtrabanten. Zum Teil wurde der Flug live im [[Fernsehen]] übertragen; nachdem die Mannschaft schon während des Hinfluges Fragen von Reportern beantwortet hatte, las sie während des Mondumlaufs aus der {{Bibel2|1Mos|1||text=[[Schöpfungsgeschichte]]|version=LUT}} der [[Bibel]] vor. Es wurden zahlreiche hochauflösende Fotografien von der Oberfläche und von möglichen Landeplätzen gemacht. Die Flugbahn führte auch über das „[[Mare Tranquillitatis|Meer der Ruhe]]“, dem zukünftigen Landeplatz von Apollo 11. Die geringste Höhe über der Mondoberfläche betrug 111&nbsp;km. Bei jeder Umkreisung verschwand das Raumschiff für etwa 30&nbsp;Minuten hinter dem Mond, so dass die Astronauten als erste Menschen die Mondrückseite betrachten konnten; Fotos davon waren bereits durch die sowjetische Sonde [[Lunik-Mission|Lunik&nbsp;3]] gemacht worden.
Hier wurde zum ersten Male dem Menschen bei einem Erdaufgang über dem Mond der Begriff „Raumschiff Erde“ bewusst. James Lovell nannte sie „ein wunderbarer Stein auf dunklem Untergrund“. Bei einem späteren Interview sagte er: „Wir reisten zum Mond und entdeckten die Erde.“


=== Start und Trans Lunar Injection ===
Bedenken hatte die Bodenstation wegen des Manövers, das Apollo&nbsp;8 wieder aus der Mondumlaufbahn in Richtung Erde bringen sollte. Es musste von der Crew ohne weitere Unterstützung durchgeführt werden, da sie sich zu diesem Zeitpunkt auf der Rückseite des Mondes im [[Funkschatten]] befand.
[[Bild:Apollo 8 Liftoff.jpg|thumb|right|upright|Apollo 8 hebt ab]]
25 Minuten vor dem Start wird die Stromversorgung der Kommandokapsel von externer auf interner Versorgung umgestellt, die Energie wird nun von drei [[Brennstoffzelle]]n geliefert. Bei T -5 Minuten wird der oberste Verbindungsarm zur Seite geschwenkt, der der Besatzung im Notfall eine Flucht ermöglicht hätte. Zwei Minuten vor dem Start werden die Sauerstofftanks der ersten Stufe mittels Helium unter Druck gesetzt, das von außen zugeführt wird. Eine Minute später werden auch die Tanks der anderen beiden Stufen unter Druck gesetzt, 10 Sekunden vor darauf wird die elektrische Versorgung der Raketensysteme von bordeigenen Batterien übernommen. Die Zündungssequenz wird um 7:50:52 Uhr eingeleitet, die Saturn V wird, während die fünf F-1-Triebwerke Schub aufbauen, von Halterungen festgehalten. 8 Sekunden später, um 7 Uhr, 51 Minuten und 665 Millisekunden, hebt die Rakete ab.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 17ff</ref>


Nach 13 Sekunden hat die Saturn V den Kabelturm passiert und wendet sich leicht in nordöstliche Richtung, Kurs 72°. Nach zwei Minuten, 36 Sekunden ist die erste Stufe ausgebrannt und wird abgetrennt. Sie hat Apollo 8 auf 6818,4 Kilometer pro Stunde beschleunigt und fällt nun aus einer Höhe von 65,7 Kilometern in den [[Atlantik]] ({{Koordinate Text|30_12_N_74_7_W_type:waterbody|30° 12′ n. Br., 74° 7′ w. L.}}). Eine Sekunde später zünden die fünf [[J-2 (Triebwerk)|J-2-Triebwerke]] der zweiten Stufe und beschleunigen die Rakete weiter. Drei Minuten und 25 Sekunden nach dem Start wird der Rettungsturm der Apollo-Kapsel abgesprengt. Etwa acht Minuten nach dem Start, kurz vor Ende der Brennphase der zweiten Stufe, treten leichte [[Pogoeffekt|Pogoschwingungen]] auf. Acht Minuten und 44 Sekunden nach dem Abheben ist auch die zweite Stufe ausgebrannt, wird abgetrennt und fällt zurück zur Erde ({{Koordinate Text|31_50_N_37_17_W_type:waterbody|31° 50′ n. Br., 37° 17′ w. L.}}). Vier Sekunden nach der Trennung zündet die S-IVB-Stufe, die Apollo 8 auf einen Erdorbit mit 190,7 Kilometer Höhe bringen soll. Der Brennschluss der S-IVB erfolgt elf Minuten, 30 Sekunden nach dem Abheben bei einer Geschwindigkeit von 7796 Metern pro Sekunde (28065,6 km/h).<ref name="flight1"/> Der Orbit war nicht - wie geplant - exakt kreisförmig, sondern leicht elliptisch, mit einen [[Perigäum]] von 179,2 Kilometern und einem [[Apogäum]] von 190 Kilometern.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 25</ref>
=== Rückflug und Landung ===


Während der nun folgenden zwei Erdumkreisungen werden alle Systeme des Raumschiffs geprüft, ob sie für den Flug zum Mond bereit sind. Ein kleiner Zwischenfall passierte, als Jim Lovell durch eine unglückliche Bewegung die [[Rettungsweste]] seines Raumanzugs auslöste. Da diese mit reinem [[Kohlendioxid]] gefüllt war, durfte der Inhalt nicht in die Kapsel entlassen werden, da das CO<sub>2</sub> die [[Lithiumhydroxid]]-Filter der Apollo-Kapsel gesättigt hätte. Lovell behalf sich, indem er die Weste in den „urine dump“, also die Toilette des Raumschiffs und damit in den Weltraum abließ.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 54</ref> Zwei Stunden und 27 Minuten nach dem Start, während der zweiten Umkreisung, erhält Apollo 8 dann das Go für den Einschuss zum Mond.<ref name="flight2">[http://history.nasa.gov/ap08fj/02earth_orbit_tli.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 1: Earth Orbit and Translunar Injection], Stand: 5. Februar 2008</ref>
Nach zwanzig Stunden im Mondorbit zündete das Apollo-Raumschiff das Triebwerk drei Minuten lang, um das Raumschiff wieder auf Erdkurs zu bringen.


[[Bild: Apollo 8 go for TLI.ogg|left|noicon|30px]]
Beim [[Wiedereintritt]] in die [[Erdatmosphäre]] mussten die drei Astronauten eine Beschleunigung von 6,8&nbsp;g aushalten. Die [[Wasserung]] erfolgte am 27. Dezember 1968, 15:51 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] in der Morgendämmerung nur 2,6&nbsp;km entfernt vom anvisierten Zielpunkt. Wie bei Apollo 7 schlug die Landekapsel um und lag zuerst mit der Spitze nach unten im Wasser, wurde aber durch aufblasbare Luftsäcke aufgerichtet.
{{Zitat-en|Apollo 8, Houston.|Michael Collins, CapCom}}


{{Zitat-en|Go ahead, Houston.|Frank Borman, CDR}}
Hubschrauber und Flugzeuge kreisten über Apollo&nbsp;8, aber aus Sicherheitsgründen wurden Rettungsschwimmer erst bei Sonnenaufgang, 43&nbsp;Minuten nach der Wasserung eingesetzt. Die Astronauten wurden mit einem [[Hubschrauber]] zum Bergungsschiff [[USS Yorktown (CV-10)|USS Yorktown]] gebracht.


{{Zitat-en|Apollo 8. You are Go for TLI. Over.|Michael Collins }}
== Bedeutung für das Apollo-Programm ==


{{Zitat-en|Roger. We understand; we are Go for TLI.|Frank Borman}}
Es war eine riskante Entscheidung der NASA, den ersten bemannten Start einer Saturn&nbsp;V gleich für eine zuvor nicht eingeplante Mondmission einzusetzen. Aus technischer Sicht erwies sich dies jedoch als eine der problemlosesten Missionen des gesamten Apollo-Programms. Ein ungeheurer Motivationsschub ging von diesem Erfolg aus, denn es war gezeigt worden, dass [[John F. Kennedy|Kennedys]] Versprechen, noch 1969 den Mond zu erreichen, ein durchaus realistisches Ziel war. 1968 war ein innenpolitisch schwieriges Jahr für die USA. Der [[Vietnamkrieg]], die Ermordungen von [[Martin Luther King]] und [[Robert Kennedy]] sowie Studentenunruhen prägten das Jahr. Der reibungslose Flug von Apollo 8 war ein großes Erfolgserlebnis und ein positiver Jahresausklang für die amerikanische Bevölkerung.


Zwei Stunden, 50 Minuten und 40 Sekunden nach dem Start wird die S-IVB-Stufe hoch über dem [[Pazifik]], nördlich von [[Hawaii]], zum zweiten Mal gezündet. Für 5 Minuten und 17 Sekunden beschleunigt sie das Raumschiff weiter, bis es bei Brennschluss eine Geschwindigkeit von 10.822 Metern pro Sekunde hat, in einer Höhe von 346,7 Kilometern. Apollo 8 befand sich auf dem Weg zum Mond.<ref name="flight2"/>
== Weblinks ==

=== Flug zum Mond ===
[[Bild:As8-16-2583.jpg|thumb|right|Blick auf die abgetrennte S-IVB-Stufe, umgeben von Pseudosternen aus gefrorenem Treibstoff]]
Die erste Aufgabe auf dem Flug ist nun die Abtrennung der S-IVB-Stufe, die das Raumschiff auf Kurs zum Mond gebracht hat. Um 11:14 Uhr (CST) (3 Stunden, 21 Minuten nach dem Abheben) werden die Bolzen gesprengt, die die dritte Stufe mit dem Service Module verbunden haben. Kommandant Frank Borman nutzt das Lageregelungssystem, um das Raumschiff um 180 Grad zu drehen und etwa 300 Meter von der Stufe wegzubewegen. Als Nächstes wird die Richtantenne am Service Module ausgefahren, die eine bessere Funkverbindung im [[Frequenzband#Mikrowellenbereich|Mikrowellenbereich]] zur Erde ermöglicht. 40 Minuten nach dem Einschuss zum Mond ist das Raumschiff bereits 12.000 Kilometer von der Erde entfernt, und die Besatzung sieht zum ersten Mal die gesamte Erde als Kugel.<ref name="flight3">[http://history.nasa.gov/ap08fj/03day1_green_sep.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 1: The Green Team and Separation], Stand: 5. Februar 2008</ref>

[[Bild:As08-16-2593.jpg|thumb|left|Die Erde, aufgenommen aus etwa 30.000 Kilometern Entfernung]]
Erste Positionsbestimmungen des Raumschiffs durch Jim Lovell wurden durch den aus der S-IVB-Stufe austretenden und in der Kälte des Raums gefrierenden Treibstoff erschwert, da die Kristalle das Sonnenlicht reflektierten und als „Pseudosterne“ die Sicht von den zur Navigation benötigten Fixsterne ablenkten. Um die dritte Stufe der Saturn V, die sich immer noch auf dem gleichen Kurs wie das Apollo-Raumschiff befand, auf eine andere Flugbahn zu bringen und damit auch eine Gefährdung des Raumschiffs und seiner Besatzung auszuschließen, wurde etwa eineinhalb Stunden nach der Stufentrennung (Flugzeit 5 Stunden, 8 Minuten) der in der Stufe verbliebene Sauerstoff schlagartig abgelassen. Durch dieses Manöver verringerte sich die Geschwindigkeit der Stufe um etwa 30 Meter pro Sekunde bei einer Fluggeschwindigkeit von etwa 11 Kilometern pro Sekunde, diese kleine Änderung reichte aber aus, um die S-IVB auf einen Sonnenorbit einzusteuern, den sie nach einem Swing-By-Manöver auf der von der Erde aus gesehenen rechten Seite des Monds erreichen würde.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 39</ref>

Etwa zeitgleich begann die Besatzung von Apollo 8 mit den ersten Vorbereitungen für die erste Zündung des [[Apollo (Raumschiff)#Triebwerk|Service Propulsion System]], dem Triebwerk des Service Modules. Die Kurskorrektur, die etwa elf Stunden nach dem Abheben erfolgen sollte, war der entscheidende Test für die Funktionstüchtigkeit des Triebwerks, das für die Abbremsung und die Wiederbeschleunigung des Raumschiffs in der Mondumlaufbahn benötigt wurde. Elf Stunden und eine Minute nach Beginn des Fluges wurde das Triebwerk gezündet, die Brenndauer betrug lediglich zweieinhalb Sekunden. Diese kurze Zündung war aber dennoch ausreichend, um den Kurs des Raumschiffs so zu verändern, dass bis zum Eintritt in die Mondumlaufbahn keine weiteren Korrekturen notwendig waren.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 57</ref>

Etwa 20 Stunden nach dem Start erlitt Frank Borman einen Übelkeitsanfall und [[Erbrechen|erbrach]] sich zweimal. Er hatte kurz zuvor eine [[Seconal]]-Schlaftablette genommen, weil er in der Schwerelosigkeit nicht einschlafen konnte. Erste Befürchtungen, Borman hätte sich einen [[Gastroenteritis|Magen-Darm-Entzündung]] eingehandelt oder wäre durch die Strahlung des [[Van-Allen-Gürtel]]s erkrankt, zerschlugen sich, als sich der Zustand des Kommandanten einige Stunden später wieder besserte. Aufgrund der möglichen Gefährdung der Besatzung durch eine Magen-Darm-Grippe wurde kurzzeitig aber ein Abbruch des Fluges zum Mond diskutiert.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 47f</ref> Lovell und Anders litten die ersten Stunden des Fluges ebenfalls unter leichter Übelkeit, bei ihnen handelte es sich aber um eine leichte [[Raumkrankheit]], die sich nach der Akklimatisierung in der Schwerelosigkeit legte.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 48</ref>

31 Stunden und 11 Minuten nach dem Abhebenm, um 15:03 Uhr Floridazeit am 22. Dezember 1968, absolviert die Besatzung von Apollo 8 aus einer Entfernung von 221.940 Kilometern zur Erde ihre erste von sechs geplanten Live-Fernsehübertragungen. Bill Anders fungiert als Kameramann, er filmt Borman und Lovell, wie sie den Zuschauern die Auswirkung der Schwerelosigkeit in der Kommandokapsel demonstrieren. Versuche, die Erde zu zeigen, scheiterten an der Telelinse der Fernsehkamera, die sich nicht montieren ließ. Mit der Weitwinkellinse aufgenommen, erschien die Erde nur als heller Lichtfleck auf den Bildschirmen. Die Liveschaltung dauert 15 Minuten und endet um 15:18 Uhr (CST).<ref name="flight4">[http://history.nasa.gov/ap08fj/07day2_maroon.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 2: The Maroon Team], Stand: 5. Februar 2008</ref>

Die 24 Stunden bis zur nächsten Fernsehübertragung verbringen die drei Astronauten abwechselnd an den Kontrollen des Raumschiffs, mit der Flugkontrolle in Houston wurde eine Lockerung des Flugplans ausgehandelt, um den Astronauten mehr Ruhephasen zu verschaffen. Am Morgen des dritten Flugtages befand sich die Besatzung in einer besseren körperlichen Verfassung und war auch ausgeruhter als die Tage zuvor. Um 14:58 Uhr (CST) (Bordzeit: 55 Stunden, 7 Minuten) beginnt die zweite Fernsehübertragung von Apollo 8. Kommandant Borman hat die Kamera im linken Rendezvous-Fenster montiert und das Raumschiff auf die Erde ausgerichtet. Nach einigen Korrekturmanvövern befindet sich die Erde im Zentrum des Fensters – Apollo 8 überträgt die ersten klaren Live-Bilder der gesamten Erde aus 325.000 Kilometern Entfernung. Jim Lovell beschreibt den Anblick:

[[Bild:Earth seen during Apollo 8 TV live transmission on December 23.jpg|thumb|right|Schwarz-Weiß-Livebild der Erde aus etwa 325.000 Kilometern Entfernung. Norden ist links.]]
[[Bild:Apollo 8 Lovell describing the Earth.ogg|left|noicon|30px]]
{{Zitat-en|What you're seeing, Mike, is a - Houston, what you are seeing is the Western Hemisphere. Looking at the top is the North Pole; in the center - just lower to the center is South America - all the way down to Cape Horn. I can see Baja California and the southwestern part of the United States. There's a big, long cloud bank going northeast, covers a lot of the Gulf of Mexico, going up to the eastern part of the United States, and it appears now that the east coast is cloudy. I can see clouds over parts of Mexico; the parts of Central America are clear. And we can also see the white, bright spot of the subsolar point on the light side of the Earth.<ref name="flight5">[http://history.nasa.gov/ap08fj/09day3_green.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 3: The Green Team], Stand: 5. Februar 2008</ref>|Jim Lovell|Übersetzung=Was du siehst, Mike ist die… Houston, was ihr seht, ist die westliche Hemisphäre. Von hier aus gesehen ist der Nordpol oben. In der Mitte, etwas unterhalb der Mitte ist Südamerika, bis hinunter zum Kap Hoorn. Ich kann Niederkalifornien ausmachen und den südwestlichen teil der Vereinigten Staaten.Es scheint, dass die Ostküste jetzt bewölkt ist. Ich kann Wolken über Teilen von Mexiko sehen. Der Hauptteil von Zentralamerika ist klar. Und wir können auch denhellen weißen Schein des subsolaren Punkts auf der Sonnenseite der Erde sehen.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 57</ref>}}

Kurz unterbrochen von CapCom Mike Collins fährt er fort:

{{Zitat-en|Okay. For colors, the waters are all sort of a royal blue; clouds, of course, are bright white; the reflection off the Earth is - appears much greater than the Moon. The land areas are generally a brownish - sort of dark brownish to light brown in texture. Many of the vortices of clouds can be seen of the various weather cells, and a long band of - it appears cirrus clouds that extend from the entrance to the Gulf of Mexico going straight out across the Atlantic. The terminator, of course, cuts through the Atlantic Ocean right now, going from north to south. [The] southern hemisphere is almost completely clouded over, and up near the North Pole there is quite a few clouds. Southwestern Texas and southwestern United States is clear. I'd say there are some clouds up in the northwest and over in the northeast portion.<ref name="flight5"/>|Jim Lovell|Übersetzung=Okay. Was die Farben betrifft: die Wasserflächen sind alle mehr oder weniger von einem Königsblau. Wolken sind natürlich blendend weiß. Die Reflektion der Erde erscheint viel stärker als die des Mondes. Die Landmassen sind im Allgemeinen bräunlich, so etwa von dunkelbrauner bis hellbrauner Textur. Viele Wolkenbänder bilden Wetterzellen, und ein langes Band von Zirruswolken erstreckt sich vom Eingang zum Golf von Mexiko schnurgrade hinaus quer über den Atlantik. Der Terminator durchschneidet natürlich zur Zeit den Atlantischen Ocean, von Norden bis Süden. Die südliche Halbkugel ist fast völlig bewölkt, und oben am Nordpol liegen eine Menge Wolken. Der Süden, Südwest-Texas und die südlichen Vereinigten Staaten sind wolkenfrei. Ich würde sagen, dass da einige Wolken über dem nordwestlichen und Nordöstlichen Teil sind.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 57f</ref>}}

{{Zitat-en|You are looking at yourselves at 180,000 miles out in space.|Frank Borman|Übersetzung=Jetzt seht ihr euch selbst aus 180.000 Meilen im Weltraum.}}

Nach einigen Minuten fügt Lovell hinzu:

{{Zitat-en|Mike, what I keep imagining is, if I'm a - some lonely traveler from another planet, what I think about the Earth at this altitude, whether I think it'd be inhabited or not.<ref name="flight5"/>|Jim Lovell|Übersetzung=Mike, woran ich dauernd denken muss: wenn ich ein einsamer Reisender von einem anderen Planeten wäre, was ich mir da in dieser Entfernung über diese Erde wohl überlegen würde. Ob ich sie für bewohnt halten würde oder nicht.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 58</ref>}}

=== Mondumlaufbahn ===
Nach 23 Minuten endet auch die zweite Fernsehübertragung von Bord. Knapp zehn Minuten später (Bordzeit: 55 Stunden, 39 Minuten) tritt das Apollo-Raumschiff in das Schwerefeld des Mondes ein. In einer Entfernung von 326.400 Kilometern zur Erde beträgt die Geschwindigkeit des Raumschiffs nur noch knapp 3565 Kilometer pro Stunde, den niedrigsten Wert während der gesamten Reise. Apollo 8 wurde durch die Anziehungskraft der Erde immer weiter verlangsamt, ab jetzt, in einer Entfernung von 62.000 Kilometern zum Mond, steigt die Geschwindigkeit durch die Anziehung des Mondes wieder an. Ein Korrekturmanöver mit den Lageregelungstriebwerken des Service Modules bringt Apollo 8 61 Stunden nach dem Start auf den gewünschten Kurs um den Mond.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 59</ref>

Gegen zwei Uhr morgens am 24. Dezember (Bordzeit etwa 66 Stunden) beginnt die Mannschaft mit den Vorbereitungen für die „Lunar Orbit Injection“, den Einschuss in die Mondumlaufbahn. Der Bordcomputer wird mit den entsprechenden Daten für das Triebwerk und die Raumlage gefüttert, das Raumschiff wird für die Zündung des Triebwerks im Raum ausgerichtet. Da das Raumschiff durch die Zündung abgebremst wird, zeigt das Triebwerk in Flugrichtung, die Kommandokapsel und damit der Blick der Besatzung ist auf die Erde gerichetet. Anders vergleicht den Flug mit einem U-Boot, da die Besatzung vom Ziel, dem Mond, bisher nichts sieht.<ref name="flight6">[http://history.nasa.gov/ap08fj/11day3_black_approach.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 3: The Black Team - Approaching the Moon], Stand: 5. Februar 2008</ref> Die Zündung des Triebwerks muss aus himmelsmechanischen Gründen auf der Rückseite des Mondes erfolgen – im Funkschatten des Mondes und ausßerhalb des Einflusses der Flugkontrolle in Houston. Aus diesem Grund werden alle Systeme gründlich geprüft, eine Fehlfunktion könnte schwere Folgen haben und eventuell sogar das Leben der Besatzung gefährden.

==== Lunar Orbit Injection ====

Um 3:52 Uhr (CST) (Bordzeit: 68 Stunden, 4 Minuten) übermittelt CapCom Gerald Carr der Besatzung die Freigabe für die Zündung.

{{Zitat-en|Apollo 8, this is Houston. At 68:04, you're Go for LOI.|Gerald Carr}}

In der folgenden Stunde bis zum Signalverlust des Raumschiffs hinter dem Mond intensiviert sich der Funkverkehr zwischen Apollo und Houston, Statusmeldungen über Entfernung, Geschwindigkeit und Zustand des Raumschiffs werden ausgetauscht. Der Verlust des Kontakts zum Raumschiff ist für 4:49 Uhr (CST) vorausgesagt.

{{Zitat-en|Apollo 8, 10 seconds to go [to LOS]. You're Go all the way. <ref name="flight6"/>|Gerald Carr|Übersetzung=Apollo 8, 10 Sekunden bis LOS (Loss of Signal). Ihr seid „Go“ von vorne bis hinten}}

{{Zitat-en|Roger|Frank Borman}}

Am 24. Dezember 1968 um 4:49:02 Uhr (CST) (Bordzeit: 68 Stunden, 58 Minuten, 2 Sekunden) verschwindet Apollo 8 hinter dem Mond und der Funkkontakt bricht ab.

Der geplante Zeitpunkt für die Zündung des Triebwerks ist 69 Stunden, 8 Minuten und 52 Sekunden, also 8 Minuten und 50 Sekunden nach der Unterbrechung der Funkverbindung. Die Flugkontrolle in Houston wird davon aber erst erfahren, wenn Apollo 8 24 Minuten später wieder aus dem Funkschatten des Mondes auftaucht. Sollte AOS (Acquisiton of Signal) früher erfolgen, hätte das Triebwerk nicht gezündet und das Raumschiff befände sich nicht im Mondorbit. Das wäre der Fall gewesen, wenn Apollo 8 zehn Minuten früher als geplant wieder zu empfangen gewesen wäre.

Als dann um 5:19 Uhr (Bordzeit: 69 Stunden, 34 Minuten, 7 Sekunden) Jim Lovell auf die Anrufe der Bodenkontrolle antwortet, bricht im Kontrollraum Jubel aus.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 70</ref> Das Raumschiff hat auf einen elliptischen Orbit eingeschwenkt, das Perycynthion (mondnaher Punkt) liegt bei 112 Kilometern, das Apocynthium (mondferner Punkt) bei 312 Kilometern. Die Umlaufbahn ist um zwei Grad gegen den Mondäquator geneigt, um alle geplanten Landeplätze späterer Missionen fotografieren zu können. Die übermittelten Telemetriedaten zeigen, dass das Triebwerk wie geplant 4 Minuten und sechseinhalb Sekunden gefeuert hat. Kommandant Borman richtet das Raumschiff nun mit der Spitze zum Mond hin aus, um durch die vorderen Fenster des Command Module eine gute Sicht auf die Oberfläche zu haben.

[[Bild:AS8-13-2344.jpg|thumb|right|[[Mare Tranquillitatis]] von Apollo 8 fotografiert]]
Jim Lovell liefert einige Zeit später eine erste Beschreibung der Mondoberfläche:

{{Zitat-en|Apollo 8, Houston. What does the ole Moon look like from 60 miles? Over.|Gerald Carr|Übersetzung=Apollo 8, Houston. Wie sieht der olle Mond aus 60 Meilen Entfernung aus? Over?<ref name="Putt2">von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 72</ref> }}

{{Zitat-en|Okay, Houston. The Moon is essentially grey, no color; looks like plaster of Paris or sort of a grayish beach sand. We can see quite a bit of detail. The Sea of Fertility doesn't stand out as well here as it does back on Earth. There's not as much contrast between that and the surrounding craters. The craters are all rounded off. There's quite a few of them, some of them are newer. Many of them look like - especially the round ones - look like hit by meteorites or projectiles of some sort. Langrenus is quite a huge crater; it's got a central cone to it. The walls of the crater are terraced, about six or seven different terraces on the way down.<ref name="flight7">[http://history.nasa.gov/ap08fj/13day4_orbits123.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 4: Lunar Orbit 1, 2 and 3], Stand: 5. Februar 2008</ref>|Jim Lovell|Übersetzung=Okay, Houston. Der Mond ist im Wesentlichen grau, keine Farben. Sieht wie Gips aus oder wie gräulicher Strandsand. Wir können sehr viele Einzelheiten sehen. Das Mare Fecunditatis ist von hier aus nicht so deutlich abgezeichnet, wie von der Erde. Es herrscht kein großer Kontrast zwischen ihm und den umliegenden Kratern. Die Krater sind alle abgerundet. Es gibt davon eine ganze Menge, manche sind neueren Datums. Viele von ihnen, besonders die runden, sehen aus, als ob sie von Meteoriten oder sonstigen Projektilen getroffen worden seien. Langrenus ist ein riesiger Krater. Er hat einen Zentralkegel. Die Wände des Kraters sind abgestuft, etwa sechs oder sieben verschiedene Terassen auf dem Weg hinunter.<ref name="Putt2"/>}}

Gleichzeitig begannen Anders und Borman mit der fotografischen Erfassung der Mondoberfläche. Sie setzten mehrere Kameras ein, darunter unter anderem eine Reihenbildkamera, die kontinuierlich die überflogene Mondoberfläche abfotografierte sowie diverse Filmkameras. Nach der Übermittlung verschiedener telemetrischer und technischer Daten bereitet sich die Besatzung auf den zweiten Loss of Signal (Kontaktabbruch) vor, der bei Bordzeit 70:56:35 erfolgen soll. Nach dem Abbruch des Funkkontakts bereitet sich die Besatzung dann auf der Rückseite des Mondes auf die dritte Live-Übertragung während des Fluges und die erste von zweien aus der Mondumlaufbahn vor. Zwischenzeitlich fotografiert die Besatzung weiter die Mondoberfläche und schießt auch eine große Anzahl von Bildern von der bisher weitestgehend unbekannten Rückseite des Mondes. Um 7:31 Uhr (CST) (Bordzeit 71 Stunden, 40 Minuten) taucht Apollo 8 wieder aus dem Funkschatten auf und übermittelt die ersten Live-Fernsehbilder der Mondoberfläche, die unter dem Raumschiff vorbeizieht. Die drei Astronauten beschreiben während der 13-minütigen Übertragung ihre Eindrücke von der Oberfläche und vergleichen sie mit Mondkarten. Zudem wird mit der Programmierung des Bordcomputers für eine weitere Zündung des Haupttriebwerks begonnen, die den Orbit in eine Kreisbahn abändern soll.<ref name="flight7"/>

Die Zündung erfolgt bei 73 Stunden, 35 Minuten und sechs Sekunden Bordzeit auf der Rückseite des Mondes, die elfsekündige Zündung bringt das Apollo-Raumschiff auf eine kreisförmige Umlaufbahn in 111,7 Kilometern Höhe über der Mondoberfläche. Im nun kreisförmigen Orbit setzt Anders eine [[Stereografie|stereografische Kamera]] in Gang, die dreidimensionale Bilder der Oberfläche liefert. Die Kamera lief während der gesamte dritte Umkreisung des Mondes und fotografierte einen breiten Streifen der Mondoberfläche.

==== Earthrise ====
[[Bild:AS8-13-2329.jpg|thumb|right|Das erste Foto des Erdaufgangs über dem Mondhorizont, aufgenommen von Frank Borman.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 173</ref>]]
Während sich das Raumschiff zum dritten Mal auf der Rückseite des Mondes befindet, schließt Anders die stereografischen Aufnahmen ab. Da Jim Lovell eine Positionsbestimmung des Raumschiffs durchführen will, manövriert Kommandant Borman das Raumschiff mit der Spitze nun in Flugrichtung. Als er aus den Fenstern des Raumschiffs blickt, erkennt er über dem Horizont des Mondes einen blauen und weißen Bogen, der schnell größer wird.

{{Zitat-en| Oh, my God! Look at that picture over there! Here's the Earth coming up. Wow, is that pretty!<ref name="flight8">[http://history.nasa.gov/ap08fj/14day4_orbits456.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 4: Lunar Orbits 4, 5 and 6], Stand: 5. Februar 2008</ref>|Frank Borman|Übersetzung=Oh mein Gott! Seht euch dieses Bild da an! Hier geht die Erde auf. Wow, ist das schön!}}

[[Bild:NASA-Apollo8-Dec24-Earthrise.jpg|thumb|left|Das berühmte Farbbild des Erdaufgangs, aufgenommen von Bill Anders kurze Zeit nach dem ersten Foto]]
Als Borman nach der Kamera greift, um den Anblick festzuhalten, witzelt Bill Anders: {{"-en|Hey, don't take that, it's not scheduled.|Übersetzung=Hey, nicht fotografieren. Das ist nicht vorgesehen}}<ref name="flight8"/> Borman reicht die Kamera anschließend an Anders weiter, der einen Farbfilm einlegt und weitere Fotos macht.

Während der folgenden zwei Umkreisungen des Mondes widmet sich die Bestazung weiter der fotografischen und kartografischen Erfassung des Mondes. Radarmessungen der Flugbahn von Apollo 8 erlaubten auch genauere Rückschlüsse auf die [[Mascon]]s unterhalb der Mondoberfläche, die den Orbit des Raumschiffs beeinflußten.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 82f</ref> Während der siebten Umrundung des Mondes entscheidet Kommandant Borman dann, den Flugplan abzuändern, die geplanten Experimente ausfallen zu lassen und seiner Besatzung nach den Strapazen der letzten Tage etwas Entspannung und Schlaf zu ermöglichen. Borman selbst blieb wach, um die Position des Raumschiffs zu steuern, Lovell und Anders schickte er mit nachdrücklicher Stimme schlafen. ({{"-en|I want you to get your ass in bed! Right now! No, get to bed! Go to bed! Hurry up! I'm not kidding you, get to bed!<ref name="flight9">[http://history.nasa.gov/ap08fj/15day4_orbits789.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 4: Lunar Orbits 7, 8 and 9], Stand: 10. Februar 2008</ref>|Frank Borman zu Bill Anders|Ich will, dass du deinen Hintern ins Bett bewegst! Jetzt! Nein, geh ins Bett! Beeil dich! Ich scherze nicht, geh ins Bett!}})

In den folgenden zwei Umrundungen ruhen sich Anders und Lovell in ihren Schlafsäcken im unteren Teil des Command Modules aus, während Borman an der Steuerung bleibt. Als sich das Raumschiff zum achten Mal auf der Rückseite des Mondes befindet, beginnt die Besatzung mit den vorbereitungen für die vierte Fernsehübertragung, die gegen halb zehn Uhr abends Ostküstenzeit beginnen soll.

==== Weihnachtsbotschaft ====
Um 21:31 Uhr (CST) (Bordzeit: 85 Stunden, 43 Minuten) taucht das Raumschiff hinter dem Mond auf und übermittelt erste Fernsehbilder zur Erde. Die Besatzung hat die Kamera und das Raumschiff in Flugrichtung ausgerichtet und überträgt das Bild der langsam über dem Mondhorizont aufgehenden Erde. Eine Minute später wechselt das Bild und zeigt die karge Mondoberfläche, die langsam unter dem Raumschiff vorbeizieht. Kommandant Frank Borman schildert seine Eindrücke:

{{Zitat-en|This is Apollo 8, coming to you live from the Moon. We've had to switch the TV camera now. We showed you first a view of Earth as we've been watching it for the past 16 hours. Now we're switching so that we can show you the Moon that we've been flying over at 60 miles altitude for the last 16 hours. Bill Anders, Jim Lovell, and myself have spent the day before Christmas up here doing experiments, taking pictures, and firing our spacecraft engines to maneuver around. What we'll do now is follow the trail that we've been following all day and take you on through to a lunar sunset. The Moon is a different thing to each one of us. I think that each one of - each one carries his own impression of what he's seen today. I know my own impression is that it's a vast, lonely, forbidding-type existence, or expanse of nothing, that looks rather like clouds and clouds of pumice stone […] and it certainly would not appear to be a very […]inviting place to live or work.<ref name="flight9"/>|Frank Borman|Übersetzung=Hier ist Apollo 8 mit einer Live-Übertragung vom Mond. Wir haben die Kamera umgeschaltet. Zuerst haben wir ihnen ein Bild der Erde gezeigt, wie wir es die letzten 16 Stunden gesehen haben. Jetzt schalten wir um, so dass wir ihnen den mond zeigen können, über den wir in einer Höhe von 60 Meilen seit 16 Stunden fliegen. Bill Anders, Jim Lovell und ich haben den heiligen Abend hier oben damit verbracht, Experimente durchzuführen, Fotos zu machen und das Raumschiff mit den Triebwerken in Position zu halten. Wir werden jetzt weiter unseren kurs fortsetzen wie schon den ganzen tag und sie mitnehmen zu einem Sonnenuntergang auf dem Mond. Der Mond bedeutet für jeden von uns etwas anderes. Ich denke, jeder von usn wird von dem, was er heute gesehen hat, seinen eigenen Eindruck mitnehmen.. Ich weiß, mein eigener Eindruck ist der einer gewaltigen, einsamen Ausdehnung von Nichts. Es sieht aus wie Wolken über Wolken von Bimsstein. Und auf jeden Fall erscheint es als Platz zum leben oder Arbeiten nicht sehr einladend.<ref name="Putt3">von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 85</ref>}}

Jim Lovell fährt fort:

{{Zitat-en|Well, Frank, my thoughts are very similar. The vast loneliness up here of the Moon is awe inspiring, and it makes you realize just what you have back there on Earth. The Earth from here is a grand oasis in the big vastness of space.<ref name="flight9"/>|Jim Lovell|Übersetzung=Ja, Frank, meine Gedanken sind ähnlich. Die riesenhafte Einsamkeit des Mondeshier oben ist furchteinflößend, und sie lässt einen erst begreifen, was ihr zu Hause auf der Erde wirklich habt. Von hier aus gesehen ist die Erde eine grandiose Oase in der weiten Wüste des Weltalls.<ref name="Putt3"/>}}

Bill Anders Eindrücke sind etwas positiver:

{{Zitat-en|I think the thing that impressed me the most was the lunar sunrises and sunsets. These in particular bring out the stark nature of the terrain, and the long shadows really bring out the relief that is here and hard to see at this very bright surface that we're going over right now.<ref name="flight9"/>|Bill Anders|Übersetzung=Ich glaube, was mich am meisten beeindruckt hat, waren die lunaren Sonnenaufgänge und Sonnenuntergäge.Sie insbesondere bringen die nackte, rohe Naturder Landschaft hervor und die langen Schatten zeichnen deutlich das Relief der Landschaft, das jetzt gerade in der Helligkeit der Oberfläche kaum zu erkennen ist.<ref name="Putt3"/>}}

Während des weiteren Fluges beschreibt die Besatzung weiter die Oberfläche des Mondes, die Krater und die Maria. Als sich das Raumschiff dem Terminator, der Grenze zwischen Tag und Nacht auf dem Mond nähert, fährt Bill Anders fort:

[[Bild:As8-13-2225.jpg|thumb|right|Die Mondoberfläche, aufgenommen von Apollo 8]]
[[Bild: Apollo 8 genesis reading.ogg|left|noicon|30px]]
{{Zitat-en|We are now approaching lunar sunrise, and for all the people back on Earth, the crew of Apollo 8 has a message that we would like to send to you. In the beginning, God created the Heaven and the Earth. And the Earth was without form and void, and darkness was upon the face of the deep. And the spirit of God moved upon the face of the waters, and God said, "Let there be light." And there was light. And God saw the light, that it was good, and God divided the light from the darkness<ref name="flight9"/>|Bill Anders|Übersetzung=Wir nähern uns nun dem lunaren Sonnenaufgang. Und für alle Menschen unten auf der Erde hat die Besatzung der Apollo 8 eine Botschaft, die wir euch senden möchten: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. Der Geist Gottes schwebte über dem Wasser und sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war und Gott teilte das licht von der Dunkelheit<ref name="Putt4">von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 85f</ref>}}

{{Zitat-en|And God called the light Day, and the darkness he called Night. And the evening and the morning were the first day. And God said, "Let there be a firmament in the midst of the waters. And let it divide the waters from the waters." And God made the firmament and divided the waters which were under the firmament from the waters which were above the firmament. And it was so. And God called the firmament Heaven. And the evening and the morning were the second day.<ref name="flight9"/>|Jim Lovell|Übersetzung=Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Und Gott sprach: Es werde ein Gewölbe zwischen den Wassern, das da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott das Gewölbe und schied das Wasser unter dem Gewölbe von dem Wasser über dem Gewölbe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.<ref name="Putt4"/>}}

{{Zitat-en|And God said, "Let the waters under the Heavens be gathered together into one place. And let the dry land appear." And it was so. And God called the dry land Earth. And the gathering together of the waters called he seas. And God saw that it was good. And from the crew of Apollo 8, we close with good night, good luck, a Merry Christmas and God bless all of you - all of you on the good Earth.<ref name="flight9"/>|Frank Borman|Übersetzung=Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel anbesondere Stellen. Lass trockenes Land erscheinen. Und so geschah es. Und Gott nannte das trockene Land Erde und die Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und von der Besatzung der Apollo 8: wir schließen mit einem Gute Nacht, Viel Glück, Fröhliche Weihnachten und Gott segne euch alle – euch alle auf der guten Erde.<ref name="Putt4"/>}}

=== Rückkehr zur Erde ===
Mit dem Abschluss der 29-minütigen Live-Übertragung um zehn Uhr abends beginnt die Besatzung mit der Vorbereitung für die zehnte un letzte Umkreisung des Mondes. Nachdem das Raumschiff aus dem Schatten des Mondes tritt, beginnen Anders und Borman mit der Programmierung des Bordcomputers für die Zündung des Triebwerks, die das Schiff auf Kurs Richtung Erde bringen sollte. Die Zündung muss, wie schon die beiden zuvor, auf der Rückseite des Mondes und damit ohne Funkkontakt zur Erde erfolgen. Ein Funktionieren des Triebwerks war unerlässlich, da die Astronauten sonst ohne Rettungsöglichkeit in der Mondumlaufbahn gestrandet wären.

88 Stunden und 51 Minuten nach dem Start, kurz nach Mitternacht am 25. Dezember verschwindet das Raumschiff zum letzten Mal hinter dem Mond, die Zündung des Triebwerks erfolgt 28 Minuten später. Die 198 Sekunden lange Zündung beschleunigt das Apollo-Raumschiff um einen Kilometer pro Sekunde und bringt es damit aus der Anziehungskraft des Mondes auf Kurs zur Erde. 15 Minuten nach der Triebwerkszündung kommt das Raumschiff hinter dem Mond hervor und Jim Lovell übermittelt mit den Worten {{"-en|Houston, Apollo 8. Please be informed there is a Santa Claus.<ref name="flight10">[http://history.nasa.gov/ap08fj/16day4_final_orbit_tei.htm Apollo 8 Flight Journal: Day 4: Final Orbit and Trans-Earth Injection], Stand: 11. Februar 2008</ref>|Übersetzung=Houston, Apollo 8. Nehmt bitte zur Kenntnis, dass es einen Weihnachtsmann gibt}} die erfolgreiche Zündung. Kurz darauf jagt er dem Kontrollzentrum allerdings einen Schrecken ein, als er eine um eine Minute zu kurze Brenndauer durchgibt, was bedeuten würde, dass die Geschwindigkeit des Raumschiffs zu niedrig wäre. Lovell bemerkt seinen Fehler aber und korrigiert sich.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 89</ref>

[[Bild: As08-16-2593.jpg|thumb|right|Die Erde aus etwa 30.000 Kilometern Entfernung, aufgenommen am Morgen des siebten Flugtages]]
In den folgenden Minuten und Stunden ist die Stimmung gelöst, zum ersten Mal witzeln die Bodenkontrolle und die Besatzung über Funk, Weihnachtsgrüße werden übermittelt.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 221</ref> Einige Stunden später verliert die Bodenkontrolle jedoch den Funkkontakt zu Apollo 8, was sich jedoch nach einer dreiviertel Stunde als loser Kontakt eines Steckers herausstellt und schnell behoben werden kann.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 91</ref> Die folgenden Stunden vergehen ohne weitere Zwischenfälle, 11 Stunden und 28 Minuten nach dem mondfluchtmanöver verläßt Apollo 8 dann das Gravitationsfeld des mondes. Die Geschwindigkeit, die in den letzten Stunden auf 4480 Kilometer pro Stunde abgefallen ist, steigt von jetzt an wieder an. Zwei Stunden und 13 Minuten später führt Kommandant Borman mit dem Lageregeleungssystem des Service Module eine kleine Kurskorrektur durch, die das Raumschiff so exakt auf Kurs bringt, dass bis zum Wiedereintritt keine weiteren Korrekturen notwendig sind. Direkt im Anschluss beginnt die Besatzung mit der Vorbereitung für die fünfte Fernsehübertragung von Bord, die um 16:15 Uhr (CST) (Bordzeit: 104 Stunden, 24 Minuten) beginnt. Während der zehnminütigen Live-Übertragung zeigt die Besatzung den Zuschauern das Innere des Command Module, in dem sie die letzten vier Tage gelebt haben. Nach Abschluss der Übertragung stellt die Besatzung erfreut fest, dass es als Weihnachtsmahl keine gefriergetrocknete Nahrung gibt, wie die Tage zuvor, sondern Pute mit Soße und Preiselbeeren.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 93</ref>

Drei Stunden später geschieht Jim Lovell ein Missgeschick. Als er das Command Module zur regelmäßigen Positionsbestimmung mittels Sextant das Raumschiff ausrichtet, löscht er versehentlich einen Teil des Speichers des Bordcomputers. Durch die fehlenden Bezugsdaten nimmt dieser nun an, das Raumschiff befände sich wieder auf dem Launch Pad und richtet es demenstprechend durch Steuerschübe aus. Lovell gelingt es aber, durch manuelles Anpeilen einiger Fixsterne und Neuprogrammierung des Computers, das Raumschiff wieder korrekt auszurichten.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 223</ref> Am Nachmittag des 26. Dezembers, gegen 14:51 Uhr (CST) (Bordzeit: 127 Stunden) hat das Raumschiff die Hälfte der Strecke zwischen Mond und Erde zurückgelegt, die Geschwindigkeit liegt bei 6400 Kilometern pro Stunde und nimmt weiter zu. Eine Stunde später, um 15:52 Uhr (CST) startet die sechste und letzte Fernsehübertragung von Bord. Die Mannschaft von Apollo 8 zeigt den Zuschauern aus einer Entfernung aus etwa 180.000 Kilometern Entfernung die Erde und schildert ihre Eindrücke des immer größer werdenden Heimatplaneten. Am Ende der vierminütigen Übertragung bedankt Kommandant Borman bei den Zuschauern für das rege Interesse.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 99f</ref>

In den folgenden Stunden bereitet sich sowohl die Mannschaft an Bord des Raumschiffs als auch die Bodenkontrolle auf den Wiedereintritt am nächsten Morgen vor. Die Bergungsflotte um den Flugzeugträger [[USS Yorktown (CV-10)|USS ''Yorktown'']] läuft in das Seegebiet etwas 1000 Kilometer südlich von Hawaii, wo für den nächsten Morgen die Wasserung der Kommandokapsel erwartet wird.

=== Wiedereintritt, Wasserung und Bergung ===
[[Bild: Apollo 8 reentry, December 27, 1968.jpg|thumb|right|Apollo 8 während des Wiedereintritts, aufgenommen aus einer [[Boeing KC-135|KC-135A]] in 12 Kilometern Höhe]]
Am Morgen des siebten Flugtages, am 27. Dezember gegen 9 Uhr (CST), beginnt sich die Besatzung in ihren Sitzen anzuschnallen und für den Wiedereintritt vorzubereiten, nachdem alle losen Gegenstände an Bord verstaut wurde. Bei Bordzeit 146 Stunden, 27 Minuten erhält die Besatzung die Erlaubnis, die Sprengladungen, die das Command Module vom Service Module trennen sollen, scharf zu machen. Die Trennung erfolgt fünf Minuten später in einer Höhe von 2985 Kilometern und bei 32.900 Kiloemtern pro Stunde.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 108</ref> Das Command Module wird nun nur noch über Batterien und interne Sauerstofftanks versorgt, die die Besatzung während des Abstiegs versorgen. Sollte das Raumschiff in einem zu flachen Winkel auftreffen und wieder ins All zurückgeschleudert werden, würden die Vorräte für ein Überleben der drei Astronauten nicht lange ausreichen.

14 Minuten nach der Trennung trifft die Kommandokapsel in einer Höhe von 122 Kilometern auf die obersten Schichten der Atmosphäre, die Geschwindigkeit beträgt 39.200 Kilometer pro Stunde (11 Kilometer pro Sekunde). In den folgenden Minuten steigt die Temperatur des Hitzeschilds auf bis zu 2800°C an, die maximale Bremsverzögerung erreicht Apollo 8 zwei Minuten nach dem Eintritt in die Atmosphäre, sie beträgt 6,8 g. Auch steigt die Flugbahn der Kapsel zu diesem zeitpunkt von 57 Kilometern Höhe auf 64 Kilometer an, bedingt durch den höheren Auftrieb in den dichteren Luftschichten. Dieses Flugprofil reduziert die maximale Belastung für die Astronauten.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 111</ref>

Der Wiedereintritt des Raumschiffs wird von einer KC-135 der US-Luftwaffe fotografiert, auch zwei Linienmaschinen der PanAm, die sich zu diesem Zeitpunkt über dem Pazifik befinden, können den kometenähnlichen Schweif am Himmel verfolgen.

[[Bild:Crew of Apollo 8 leaves recovery helicopter, December 27, 1968.jpg|thumb|left|Die Besatzung von Apollo 8 verlässt den Bergungshubschrauber]]
Vier Minuten nach Beginn des Blackouts, der durch die ionisierten Gase hervorgerufen wird, kann die Flugkontrolle wieder Kontakt zum Raumschiff aufnehmen. In einer Höhe von sieben Kilometern (Bordzeit: 146 Stunden, 56 Minuten) öffnet sich der Stabilisierungsfallschirm, der die Kapsel abbremst und stabilsiert. Eine Minute später, nachdem die Geschwindigkeit unter Mach 1 abgefallen ist, wird der Stabiliserungsschirm abgeworfen und die drei Hauptschirme werden ausgelöst. Zwei Minuten später entdekcne die Besatzungen der Bergungsschiffe und der Bergungshubschrauber das blinklicht an der Spitze der Kapsel, das langsam herabssinkt. Um 5:51 Uhr (Ortszeit) (Bordzeit: 147 Stunden) wassert Apollo 8 im Pazifik ({{Koordinate Text|8_6_N_165_1_W_type:waterbody|8° 6′ n. Br., 165° 1′ w. L.}}). Der Wellengang und die Fallschirme, die einen Sekundenbruchteil zu spät abgeworfen wurden, werfen die Kapsel um, so dass sie mit der Spitze nach unten im Wasser schwimmt. Das automatische Aufrichtsystem, bestehend aus drei druckluftgefüllten Ballons an der Spitze richtet die Kapsel jedoch innerhalb von drei Minuten wieder auf. Neun Minuten nach der Wasserung setzt ein Hubschrauber erste Kampfschwimmer an der Kommandokapsel ab. Da das Raumschiff allerdings im Dunkeln, etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang, gewassert ist, wird mit der Bergung bis nach Sonnenaufgang gewartet.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 112</ref>

Zwei Stunden nach der Wasserung öffnet Jim Lovell die Luke der Kommandokapsel und steigt aus. Ihm folgen Kommandanr Borman und LM-Pilot Anders, die ebenso wie Lovell an Bord eines wartenden [[Sikorsky H-3|SH-3-Hubschraubers]] gehievt. Vierzig Minuten später, um 7:44 Ortszeit (12:44 Floridazeit) betreten die drei Astronauten das Deck der ''Yorktown'', wo sie vom Kapitän begrüßt werden. Nach einem ausgiebigen Dinner an Bord des Flugzeugträgers wurden die drei Astronauten zuerst nach [[Honolulu]] geflogen, wo sie begeistert empfangen wurden. Auch bei der Ankunft auf der [[Ellington Air Force Base]] südlich von Houston in der Nacht des 28. Dezembers wurden sie von tausenden Schaulustigen begeistert empfangen.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 234</ref>

== Historische Bedeutung ==
Der Aufbruch zu einem anderen Himmelskörper wird mit dem Aufbruch [[Christoph Columbus]] nach Amerika verglichen.<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 30</ref> Nach der Eskalation des [[Vietnamkrieg]]s, der Ermordung [[Martin Luther King]]s und [[Robert F. Kennedy]]s, den Studenten- und Rassenunruhen war der erfolgreiche Flug von Apollo 8 ein positiver Abschluss des Jahres 1968 für Amerika. Dies wird deutlich in einem Glückwunschtelegramm, das Kommandant Borman nach Abschluss des Fluges erhielt: {{"-en|Thank you Apollo 8. You saved 1968.<ref>[http://observer.guardian.co.uk/review/story/0,,2243585,00.html The Guardian: These were the days that shook the world], Stand: 12. Februar 2008</ref>|Übersetzung=Danke Apollo 8. Sie haben das Jahr 1968 gerettet.}} Die Redaktion des [[Time]]-Magazins wählte die drei Astronauten zu den [[Person of the Year|Men of the Year 1968]], den bedeutendsten Persönlichkeiten des Jahres.<ref>[http://www.time.com/time/subscriber/personoftheyear/archive/stories/1968.html Time magazine: Men of the year 1968], Stand: 12. Februar 2008</ref>

Auch für die NASA und das amerikanische Mondflugprogramm war Apollo 8 von großer Bedeutung. Zum ersten Mal hatten Menschen die Anziehungskraft der erde verlassen und einen interplanetaren Raumflug absolviert. Zuvor war kein Weltraumflug weiter als 1500 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt gewesen. Der Flug zum Mond war ein wichtiger Schritt zur Mondlandung von [[Apollo 11]] sechs Monate später. Für das sowjetische Mondprogramm war Apollo 8 hingegen ein herber Rückschlag, es wurde in der Folgezeit drastisch gekürzt und zusammengestrichen, nach der erfolgreichen Landung von Apollo 11 gab die Sowjetunion dann alle Pläne auf, Kosmonauten zum Mond zu schicken.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 237</ref>

Die Lesung aus der Schöpfungsgeschichte in der Mondumlaufbahn wurde von etwa einer Milliarde Menschen weltweit gesehen,<ref> von Puttkamer: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. S. 53</ref>, insgesamt waren während des gesamten Fluges etwa 1200 Journalisten im Flugkontrollzentrum anwesend, die rund um die Uhr in alle Welt berichteten. Die Atheistin [[Madalyn Murray O'Hair]] protestierte gegen die Lesung, im August 1969 reichte sie Klage vor dem [[Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten|Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten]] ein, in der sie den Astronauten als Regierungsangestellten das Beten im Weltraum untersagen wollte.<ref>[http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,901237-2,00.html Time Magazine, 15. August 1969], Stand: 12. Februar 2008</ref> Die Klage wurde zwar abgewiesen, dennoch hielt die NASA ihre Astronauten bei der Ausübung von Religiosität im All von nun an zurück. Als Edwin Aldrin nach der Mondlandung am 20. Juli 1969 die heilige [[Kommunion]] auf dem Mond feierte, tat er dies heimlich, erst Jahre später erfuhr die Öffentlichkeit davon.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 238f</ref>

Das Bild, das Bill Anders von der über dem Mondhorizont aufgehenden Erde aufgenommen hat, wurde 1969 vom US Postal Service als Motiv für eine Briefmarke gewählt, als Bildunterschrift wurden die ersten drei Worte der Schöpfungsgeschichte „In the beginning…“ gewählt.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 238</ref> Das Bild, eines der bekanntesten des 20. Jahrhunderts, gilt zudem auch als Auslöser erster Umweltschutzbewegungen, da den Menschen erstmals gezeigt und bewußt wurde, wie klein und zerbrechlich die Erde ist. 1970 wurde der erste [[Tag der Erde]] gefeiert.<ref>Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. S. 242f</ref>

== Weiterführende Informationen ==
=== Literatur ===
*Robert Zimmermann: ''Genesis. The Story of Apollo 8''. Four Walls Eight Windows, New York City, 2001. ISBN 1-56858-118-1
*[[Jesco von Puttkamer]]: ''Apollo 8, Aufbruch ins All''. Heyne-Verlag, München, 1969

=== Weblinks ===
{{Commons|Apollo 8}}
{{Commons|Apollo 8}}
*[http://history.nasa.gov/ap08fj/index.htm The Apollo 8 Flight Journal (englisch) – Komplette Beschreibung des Apollo-8-Flugs] (englisch)
*[http://history.nasa.gov/ap08fj/index.htm The Apollo 8 Flight Journal (englisch) – Komplette Beschreibung des Apollo-8-Flugs] (englisch)
*[http://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/alsj/a410/A08_MissionReport.pdf NASA: Apollo 8 Mission Report] (PDF, 252 Seiten, englisch)
*[http://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/alsj/a410/A08_MissionReport.pdf NASA: Apollo 8 Mission Report] (PDF, 252 Seiten, englisch)
*[http://nssdc.gsfc.nasa.gov/database/MasterCatalog?sc=1968-118A NSSDC Master Catalog: Apollo 8] (englisch)
*[http://nssdc.gsfc.nasa.gov/database/MasterCatalog?sc=1968-118A NSSDC Master Catalog: Apollo 8] (englisch)

== Einzelnachweise ==
<references />


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[[da:Apollo 8]]

Version vom 12. Februar 2008, 22:02 Uhr

Missionsemblem
Missionsemblem Apollo 8
Missionsdaten
Mission Apollo 8
NSSDCA ID 1968-118A
Kommandomodul CM-103
Servicemodul SM-103
Mondlandefähre Lunar Test Article (LTA-B)
Trägerrakete Saturn V, Seriennummer SA-503
Besatzung 3
Start 21. Dezember 1968, 12:51:00 UTC
Startplatz Kennedy Space Center, LC-39A
Mondumkreisungen 10
Zeit in der Mondumlaufbahn 20h 10h 13s
Landung 27. Dezember 1968, 15:51:42 UTC
Landeplatz Pazifik, 8,10°N, 165,00°W
Flugdauer 6d 3h 00m 42s
Bergungsschiff USS Yorktown
Mannschaftsfoto
v.l.n.r. William Anders, James Lovell, Frank Borman
v.l.n.r. William Anders, James Lovell, Frank Borman
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Apollo 7 Apollo 9

Apollo 8 war ein bemannter Raumflug des amerikanischen Apollo-Programms und der erste bemannte Flug zum Mond und damit zu einem anderen Himmelskörper. Die drei Astronauten Frank Borman, William Anders und James Lovell waren die ersten Menschen, die die Anziehung der Erde verließen und auch die ersten Menschen, die mit eigenen Augen die Rückseite des Mondes sahen. Apollo 8 startete am 21. Dezember 1968 vom Kennedy Space Center in Florida und erreichte drei Tage später, am 24. Dezember 1968, die Mondumlaufbahn. Große Bekanntheit erlangte die Fernsehübertragung aus dem Mondorbit, während der die drei Astronauten die ersten Zeilen der Schöpfungsgeschichte als Weihnachtsbotschaft verlasen. Nach zehn Umkreisungen des Mondes leiteten die Astronauten am Morgen des 25. Dezember die Rückkehr zur Erde ein, wo die Raumkapsel am 27. Dezember im Pazifischen Ozean wasserte.

Planungen

Am 22. Dezember 1966 stellte die NASA Frank Borman, Michael Collins und William Anders der Öffentlichkeit als Besatzung für den dritten bemannten Flug des Apollo-Programms vor. Ihre Mission E sollte das Lunar Module in einer hohen Erdumlaufbahn erproben und war für Frühjahr 1969 angesetzt. Collins musste sich aber im Juli 1968 einer Operation wegen eines Bandscheibenvorfalls unterziehen, weshalb sein Ersatzmann James Lovell in die Crew aufrückte.

Im Juni 1968 wurde klar, dass Grumman die Mondlandefähre nicht bis zum geplanten Flugtermin Ende des Jahres fertig stellen konnte, da noch über 100 verschiedene Fehler und Probleme einen Einsatz verhinderten. Der früheste Fertigstellungstermin wurde von den Grumman-Ingenieuren mit Februar 1969 angegeben,[1] was die NASA nun vor Probleme bei der Missionsplanung stellte. Ohne das Lunar Module wäre die nächste Mission eine reine Wiederholung des Fluges von Apollo 7, eine Verschiebung des Fluges ins Jahr 1969 hätte möglicherweise das gesamte Mondflugprogramm verschoben und das Ziel einer Mondlandung bis Ende des Jahrzehnts unmöglich gemacht.

George Low, Manager des Apollo Spacecraft Program Office, schlug daher Anfang August vor, die Mission von Apollo 8 neu zu strukturieren und die Astronauten mit der Saturn V zum Mond zu schicken. Die Mission D, die Erprobung des Lunar Module, sollte verschoben, Mission E gestrichen werden. Die Besatzung der Mission E sollte den Mondflug übernehmen. Unterstützung erhielt Low hierbei von Wernher von Braun, der nach anfänglichen Problemen mit der Rakete diese nun bereit für einen bemannten Flug sah. Vorlage:"-en[1]

Vor einer endgültigen Entscheidung sprach Deke Slayton, der Direktor des NASA-Astronautenbüros, mit den Astronauten über die geplante Mission. Alle drei stimmten den Planänderungen sofort zu, lediglich Anders war enttäuscht darüber, dass sein 18-monatiges Training für das Lunar Module nun umsonst gewesen war.[2] James Webb, Direktor der NASA, war zunächst nicht besonders angetan von der Idee (Vorlage:"-en[3]), da er, wie einige andere hochrangige NASA-Mitglieder, Sicherheitsbedenken hatte. Der Besatzung von Apollo 8 stand mit dem Service Propulsion System nur ein Triebwerk zur Verfügung, ein Versagen konnte nicht durch ein weiteres Triebwerk des Lunar Module kompensiert werden. Letztendlich ließ Webb sich jedoch überzeugen, auch, weil die CIA Erkenntnisse über sowjetische Vorbereitungen für den Start einer eigenen Mondrakete lieferte. Die NASA begann am 19. August mit der Planung für die nun C’ (C prime) genannte Mission, die erstmals Menschen zum Mond bringen sollte.[4] Webb entschied aber, die Öffentlichkeit über das genaue Ziel des Fluges erst nach dem Abschluss der vorherigen Apollo-7-Mission zu informieren, bis dahin wurden auch die genauen Flugpläne nicht veröffentlicht. Am 8. September begann die Besatzung mit dem Training für den Raumflug. Im Simulator übte Borman die Kontrolle des Raumschiffs während der Wiedereintrittsphase, Lovell trainierte die Navigation des Raumschiffs mittels Fixsternen, um im Fall eines Funkverbindungsabbruchs zur Erde die Flugbahn weiterhin berechnen zu können. Anders oblag die Kontrolle der Funktionen des Raumschiffs.

Nach dem erfolgreichen Jungfernflug des Apolloraumschiffs vom 11. bis zum 22. Oktober 1968 und zwei Starts sowjetischer Zond-Raumschiffe im September und November verkündete die NASA am 12. November, dass Apollo 8 an der Spitze der Saturn V zum Mond fliegen würde. Die endgültige Entscheidung dazu war zwei Tage früher während eines Treffens aller Verantwortlichen gefallen und sollte einem bemannten sowjetischen Start zum Mond, der ebenfalls für Dezember 1968 erwartet war, zuvorkommen.[4]

Crew

Kommandant von Apollo 8 war Frank Borman, Colonel der Air Force. Er war Mitglied der zweiten Astronautengruppe, die am 17. September 1962 ausgewählt wurde. Borman hatte bereits mit Gemini 7 einen Langzeitraumflug unternommen.

Pilot des Command Module war James Lovell, Captain der US Navy und ebenfalls Astronaut der zweiten Auswahlgruppe. Er war bereits während des Rekordfluges von Gemini 7 zusammen mit Frank Borman geflogen und hatte mit Gemini 12 einen zweiten Raumflug absolviert. Lovell galt als einer der erfahrensten Astronauten der NASA.

William Anders, das dritte Mitglied der Besatzung, Major der Air Force und Astronaut der dritten Auswahlgruppe vom 17. Oktober 1963, war Weltraumneuling. Ursprünglich als Pilot des Lunar Module eingeteilt, übernahm er nun die Aufgabe des Bordingenieurs und Fotografen. Er war das Besatzungsmitglied mit der fundiertesten wissenschaftlichen Ausbildung, Anders hatte einen Bachelor of Science in Electric Engineering sowie einen Master of Science in Nuclear Engineering, zudem bei der NASA mehrere Kurse zur Geologie besucht.[5]

Ersatz- und Backup-Crew

Die Ersatzmannschaft, die die reguläre Besatzung im Falle von Krankheit oder anderweitig bedingtem Ausfall ersetzen sollte, bestand aus Neil Armstrong als Kommandant, Edwin Aldrin als Command-Module-Pilot und Fred Haise als Lunar-Module-Pilot.

Als Backup-Crew, die die Astronauten beim Training unterstützen und auch als CapCom arbeiteten, waren John Bull, Vance Brand, Gerald Carr und Ken Mattingly eingeteilt.

Flugdirektoren während des Fluges waren Cliff Charlesworth (Grünes Team), Glynn Lunney (Schwarzes Team) und Milton Windler (Braunes Team).

Missionsabzeichen

Die dreieckige Form des Abzeichens symbolisiert die Form des Command Module der Mission. Es trägt eine rote Acht, die sich um die Erde und den Mond schlingt und die Nummer des Fluges, die Flugbahn und zugleich auch die Unendlichkeit des Alls symbolisiert. Auf dem unteren Rand der Acht stehen die Namen der drei Astronauten. Das Abzeichen war von James Lovell entworfen worden, kurz nachdem er von der Änderung des Missionsplanes erfahren hatte.[6]

Saturn V

Die Saturn V auf dem Weg zum Launch Pad 39A

Die Saturn-V-Rakete der Apollo-8-Mission trug die Seriennummer SA-503 (manchmal auch als AS-503 bezeichnet). SA war die Abkürzung für Saturn-Apollo, die Nummer setzte sich aus der 5 für die Saturn V und die 03 für den dritten Flug des Raketenmodells zusammen. Die Aufrichtung der Saturn V begann am 27. Dezember 1967 in der High Bay 1 des Vertical Assembly Building mit Eintreffen der S-IC-Stufe und war im Januar 1986 abgeschlossen. Ursprünglich war sie für Mission D vorgesehen, die erste Erprobung der Mondfähre. Ende April 1968 wurde die Rakete noch einmal demontiert und die S-II-Stufe im Mississippi Test Facility einer gründlichen Prüfung unterzogen, um ihre Tauglichkeit für einen bemannten Flug zu gewährleisten. Im Mai musste ein F-1-Triebwerk der ersten Stufe ausgetauscht werden, weil es ein Leck hatte. Das erneute Zusammensetzen der Rakete war am 15. August abgeschlossen.

Am 19. August 1968 wurde dann die Änderung des Missionsplans beschlossen und die Rakete nun dem ersten bemannten Mondflug zugeteilt. Sie sollte das Command Module mit der Seriennummer CM-103 und das zugehörige Service Module SM-103 sowie einen „Lunar module test article“, der etwa halb soviel wog, wie die fertige Mondfähre, in eine Mondumlaufbahn bringen. Das Command und Service Module wurde am 7. Oktober auf die Spitze der Saturn V montiert, nach abschließenden Überprüfungen wurde die Rakete am 9. Oktober mit dem Crawler zum fünf Kilometer entfernten Launch Pad 39A gebracht.[7]

Missionsverlauf

Startvorbereitungen

Die Besatzung von Apollo 8 verlässt das Manned Spacecraft Operations Building einige Stunden vor dem Start

Am 2. Dezember 1968 wurden die Tanks der ersten Stufe der Saturn-Rakete zum ersten Mal mit RP-1, einem hochdestilliertem Kerosin, und flüssigem Sauerstoff befüllt und unter Druck gesetzt. Am 5. Dezember begann der fünftägige Count Down Demonstration Test (CDDT), der den Ablauf des Starts simulierte. Im Anschluss an den Test wurden die Tanks wieder geleert.[8]

Der eigentlich Startcountdown begann am 15. Dezember 1968 um 19 Uhr Eastern Standard Time bei T -103 Stunden. Bei T -9 Stunden wird der Countdown für sechs Stunden angehalten, um kleinere Probleme beheben zu können. Acht Stunden vor dem geplanten Starttermin, kurz vor Mitternacht am 20. Dezember, beginnt die Befüllung der Raketenstufen mit flüssigem Sauerstoff, Kerosin und Flüssigwasserstoff. Diese Arbeiten dauern etwa bis dreieinhalb Stunden vor dem Start.[8] Die Arbeiten wurden von der Ersatzmannschaft (Armstrong, Aldrin und Haise) überwacht, die auch am Abend zuvor die Funktionsfähigkeit des Raumschiffs überprüft hatte.

Die drei Astronauten wurden um 2:36 Uhr geweckt, nach einer gründlichen medizinischen Untersuchung folgt um halb vier morgens ein gemeinsames Frühstück mit den Leitern und Offiziellen der NASA. Um kurz nach vier Uhr beginnen die drei Astronauten, unterstützt von mehreren Technikern, ihre Raumanzüge anzulegen, um 4:32 Uhr verlassen sie dann das Manned Spacecraft Operations Building und werden mit einem Transporter zur Startplattform gebracht. Nachdem die Besatzung mit dem Aufzug zur Spitze der Rakete gebracht wurde, beginnt um 4:58 Uhr die Einstiegsprozedur. Es dauert etwa zehn Minuten, bis alle drei Astronauten in der Apollo-Kapsel festgeschnallt sind und die Luke hermetisch verschlossen wurde.[9]

Start und Trans Lunar Injection

Apollo 8 hebt ab

25 Minuten vor dem Start wird die Stromversorgung der Kommandokapsel von externer auf interner Versorgung umgestellt, die Energie wird nun von drei Brennstoffzellen geliefert. Bei T -5 Minuten wird der oberste Verbindungsarm zur Seite geschwenkt, der der Besatzung im Notfall eine Flucht ermöglicht hätte. Zwei Minuten vor dem Start werden die Sauerstofftanks der ersten Stufe mittels Helium unter Druck gesetzt, das von außen zugeführt wird. Eine Minute später werden auch die Tanks der anderen beiden Stufen unter Druck gesetzt, 10 Sekunden vor darauf wird die elektrische Versorgung der Raketensysteme von bordeigenen Batterien übernommen. Die Zündungssequenz wird um 7:50:52 Uhr eingeleitet, die Saturn V wird, während die fünf F-1-Triebwerke Schub aufbauen, von Halterungen festgehalten. 8 Sekunden später, um 7 Uhr, 51 Minuten und 665 Millisekunden, hebt die Rakete ab.[10]

Nach 13 Sekunden hat die Saturn V den Kabelturm passiert und wendet sich leicht in nordöstliche Richtung, Kurs 72°. Nach zwei Minuten, 36 Sekunden ist die erste Stufe ausgebrannt und wird abgetrennt. Sie hat Apollo 8 auf 6818,4 Kilometer pro Stunde beschleunigt und fällt nun aus einer Höhe von 65,7 Kilometern in den Atlantik (Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:30_12_N_74_7_W_type:waterbody, 2:30° 12′ n. Br., 74° 7′ w. L. ). Eine Sekunde später zünden die fünf J-2-Triebwerke der zweiten Stufe und beschleunigen die Rakete weiter. Drei Minuten und 25 Sekunden nach dem Start wird der Rettungsturm der Apollo-Kapsel abgesprengt. Etwa acht Minuten nach dem Start, kurz vor Ende der Brennphase der zweiten Stufe, treten leichte Pogoschwingungen auf. Acht Minuten und 44 Sekunden nach dem Abheben ist auch die zweite Stufe ausgebrannt, wird abgetrennt und fällt zurück zur Erde (Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:31_50_N_37_17_W_type:waterbody, 2:31° 50′ n. Br., 37° 17′ w. L. ). Vier Sekunden nach der Trennung zündet die S-IVB-Stufe, die Apollo 8 auf einen Erdorbit mit 190,7 Kilometer Höhe bringen soll. Der Brennschluss der S-IVB erfolgt elf Minuten, 30 Sekunden nach dem Abheben bei einer Geschwindigkeit von 7796 Metern pro Sekunde (28065,6 km/h).[8] Der Orbit war nicht - wie geplant - exakt kreisförmig, sondern leicht elliptisch, mit einen Perigäum von 179,2 Kilometern und einem Apogäum von 190 Kilometern.[11]

Während der nun folgenden zwei Erdumkreisungen werden alle Systeme des Raumschiffs geprüft, ob sie für den Flug zum Mond bereit sind. Ein kleiner Zwischenfall passierte, als Jim Lovell durch eine unglückliche Bewegung die Rettungsweste seines Raumanzugs auslöste. Da diese mit reinem Kohlendioxid gefüllt war, durfte der Inhalt nicht in die Kapsel entlassen werden, da das CO2 die Lithiumhydroxid-Filter der Apollo-Kapsel gesättigt hätte. Lovell behalf sich, indem er die Weste in den „urine dump“, also die Toilette des Raumschiffs und damit in den Weltraum abließ.[12] Zwei Stunden und 27 Minuten nach dem Start, während der zweiten Umkreisung, erhält Apollo 8 dann das Go für den Einschuss zum Mond.[13]

noicon

“Apollo 8, Houston.”

Michael Collins, CapCom

“Go ahead, Houston.”

Frank Borman, CDR

“Apollo 8. You are Go for TLI. Over.”

Michael Collins

“Roger. We understand; we are Go for TLI.”

Frank Borman

Zwei Stunden, 50 Minuten und 40 Sekunden nach dem Start wird die S-IVB-Stufe hoch über dem Pazifik, nördlich von Hawaii, zum zweiten Mal gezündet. Für 5 Minuten und 17 Sekunden beschleunigt sie das Raumschiff weiter, bis es bei Brennschluss eine Geschwindigkeit von 10.822 Metern pro Sekunde hat, in einer Höhe von 346,7 Kilometern. Apollo 8 befand sich auf dem Weg zum Mond.[13]

Flug zum Mond

Blick auf die abgetrennte S-IVB-Stufe, umgeben von Pseudosternen aus gefrorenem Treibstoff

Die erste Aufgabe auf dem Flug ist nun die Abtrennung der S-IVB-Stufe, die das Raumschiff auf Kurs zum Mond gebracht hat. Um 11:14 Uhr (CST) (3 Stunden, 21 Minuten nach dem Abheben) werden die Bolzen gesprengt, die die dritte Stufe mit dem Service Module verbunden haben. Kommandant Frank Borman nutzt das Lageregelungssystem, um das Raumschiff um 180 Grad zu drehen und etwa 300 Meter von der Stufe wegzubewegen. Als Nächstes wird die Richtantenne am Service Module ausgefahren, die eine bessere Funkverbindung im Mikrowellenbereich zur Erde ermöglicht. 40 Minuten nach dem Einschuss zum Mond ist das Raumschiff bereits 12.000 Kilometer von der Erde entfernt, und die Besatzung sieht zum ersten Mal die gesamte Erde als Kugel.[14]

Die Erde, aufgenommen aus etwa 30.000 Kilometern Entfernung

Erste Positionsbestimmungen des Raumschiffs durch Jim Lovell wurden durch den aus der S-IVB-Stufe austretenden und in der Kälte des Raums gefrierenden Treibstoff erschwert, da die Kristalle das Sonnenlicht reflektierten und als „Pseudosterne“ die Sicht von den zur Navigation benötigten Fixsterne ablenkten. Um die dritte Stufe der Saturn V, die sich immer noch auf dem gleichen Kurs wie das Apollo-Raumschiff befand, auf eine andere Flugbahn zu bringen und damit auch eine Gefährdung des Raumschiffs und seiner Besatzung auszuschließen, wurde etwa eineinhalb Stunden nach der Stufentrennung (Flugzeit 5 Stunden, 8 Minuten) der in der Stufe verbliebene Sauerstoff schlagartig abgelassen. Durch dieses Manöver verringerte sich die Geschwindigkeit der Stufe um etwa 30 Meter pro Sekunde bei einer Fluggeschwindigkeit von etwa 11 Kilometern pro Sekunde, diese kleine Änderung reichte aber aus, um die S-IVB auf einen Sonnenorbit einzusteuern, den sie nach einem Swing-By-Manöver auf der von der Erde aus gesehenen rechten Seite des Monds erreichen würde.[15]

Etwa zeitgleich begann die Besatzung von Apollo 8 mit den ersten Vorbereitungen für die erste Zündung des Service Propulsion System, dem Triebwerk des Service Modules. Die Kurskorrektur, die etwa elf Stunden nach dem Abheben erfolgen sollte, war der entscheidende Test für die Funktionstüchtigkeit des Triebwerks, das für die Abbremsung und die Wiederbeschleunigung des Raumschiffs in der Mondumlaufbahn benötigt wurde. Elf Stunden und eine Minute nach Beginn des Fluges wurde das Triebwerk gezündet, die Brenndauer betrug lediglich zweieinhalb Sekunden. Diese kurze Zündung war aber dennoch ausreichend, um den Kurs des Raumschiffs so zu verändern, dass bis zum Eintritt in die Mondumlaufbahn keine weiteren Korrekturen notwendig waren.[16]

Etwa 20 Stunden nach dem Start erlitt Frank Borman einen Übelkeitsanfall und erbrach sich zweimal. Er hatte kurz zuvor eine Seconal-Schlaftablette genommen, weil er in der Schwerelosigkeit nicht einschlafen konnte. Erste Befürchtungen, Borman hätte sich einen Magen-Darm-Entzündung eingehandelt oder wäre durch die Strahlung des Van-Allen-Gürtels erkrankt, zerschlugen sich, als sich der Zustand des Kommandanten einige Stunden später wieder besserte. Aufgrund der möglichen Gefährdung der Besatzung durch eine Magen-Darm-Grippe wurde kurzzeitig aber ein Abbruch des Fluges zum Mond diskutiert.[17] Lovell und Anders litten die ersten Stunden des Fluges ebenfalls unter leichter Übelkeit, bei ihnen handelte es sich aber um eine leichte Raumkrankheit, die sich nach der Akklimatisierung in der Schwerelosigkeit legte.[18]

31 Stunden und 11 Minuten nach dem Abhebenm, um 15:03 Uhr Floridazeit am 22. Dezember 1968, absolviert die Besatzung von Apollo 8 aus einer Entfernung von 221.940 Kilometern zur Erde ihre erste von sechs geplanten Live-Fernsehübertragungen. Bill Anders fungiert als Kameramann, er filmt Borman und Lovell, wie sie den Zuschauern die Auswirkung der Schwerelosigkeit in der Kommandokapsel demonstrieren. Versuche, die Erde zu zeigen, scheiterten an der Telelinse der Fernsehkamera, die sich nicht montieren ließ. Mit der Weitwinkellinse aufgenommen, erschien die Erde nur als heller Lichtfleck auf den Bildschirmen. Die Liveschaltung dauert 15 Minuten und endet um 15:18 Uhr (CST).[19]

Die 24 Stunden bis zur nächsten Fernsehübertragung verbringen die drei Astronauten abwechselnd an den Kontrollen des Raumschiffs, mit der Flugkontrolle in Houston wurde eine Lockerung des Flugplans ausgehandelt, um den Astronauten mehr Ruhephasen zu verschaffen. Am Morgen des dritten Flugtages befand sich die Besatzung in einer besseren körperlichen Verfassung und war auch ausgeruhter als die Tage zuvor. Um 14:58 Uhr (CST) (Bordzeit: 55 Stunden, 7 Minuten) beginnt die zweite Fernsehübertragung von Apollo 8. Kommandant Borman hat die Kamera im linken Rendezvous-Fenster montiert und das Raumschiff auf die Erde ausgerichtet. Nach einigen Korrekturmanvövern befindet sich die Erde im Zentrum des Fensters – Apollo 8 überträgt die ersten klaren Live-Bilder der gesamten Erde aus 325.000 Kilometern Entfernung. Jim Lovell beschreibt den Anblick:

Schwarz-Weiß-Livebild der Erde aus etwa 325.000 Kilometern Entfernung. Norden ist links.
noicon

“What you're seeing, Mike, is a - Houston, what you are seeing is the Western Hemisphere. Looking at the top is the North Pole; in the center - just lower to the center is South America - all the way down to Cape Horn. I can see Baja California and the southwestern part of the United States. There's a big, long cloud bank going northeast, covers a lot of the Gulf of Mexico, going up to the eastern part of the United States, and it appears now that the east coast is cloudy. I can see clouds over parts of Mexico; the parts of Central America are clear. And we can also see the white, bright spot of the subsolar point on the light side of the Earth.[20]

„Was du siehst, Mike ist die… Houston, was ihr seht, ist die westliche Hemisphäre. Von hier aus gesehen ist der Nordpol oben. In der Mitte, etwas unterhalb der Mitte ist Südamerika, bis hinunter zum Kap Hoorn. Ich kann Niederkalifornien ausmachen und den südwestlichen teil der Vereinigten Staaten.Es scheint, dass die Ostküste jetzt bewölkt ist. Ich kann Wolken über Teilen von Mexiko sehen. Der Hauptteil von Zentralamerika ist klar. Und wir können auch denhellen weißen Schein des subsolaren Punkts auf der Sonnenseite der Erde sehen.[21]

Jim Lovell

Kurz unterbrochen von CapCom Mike Collins fährt er fort:

“Okay. For colors, the waters are all sort of a royal blue; clouds, of course, are bright white; the reflection off the Earth is - appears much greater than the Moon. The land areas are generally a brownish - sort of dark brownish to light brown in texture. Many of the vortices of clouds can be seen of the various weather cells, and a long band of - it appears cirrus clouds that extend from the entrance to the Gulf of Mexico going straight out across the Atlantic. The terminator, of course, cuts through the Atlantic Ocean right now, going from north to south. [The] southern hemisphere is almost completely clouded over, and up near the North Pole there is quite a few clouds. Southwestern Texas and southwestern United States is clear. I'd say there are some clouds up in the northwest and over in the northeast portion.[20]

„Okay. Was die Farben betrifft: die Wasserflächen sind alle mehr oder weniger von einem Königsblau. Wolken sind natürlich blendend weiß. Die Reflektion der Erde erscheint viel stärker als die des Mondes. Die Landmassen sind im Allgemeinen bräunlich, so etwa von dunkelbrauner bis hellbrauner Textur. Viele Wolkenbänder bilden Wetterzellen, und ein langes Band von Zirruswolken erstreckt sich vom Eingang zum Golf von Mexiko schnurgrade hinaus quer über den Atlantik. Der Terminator durchschneidet natürlich zur Zeit den Atlantischen Ocean, von Norden bis Süden. Die südliche Halbkugel ist fast völlig bewölkt, und oben am Nordpol liegen eine Menge Wolken. Der Süden, Südwest-Texas und die südlichen Vereinigten Staaten sind wolkenfrei. Ich würde sagen, dass da einige Wolken über dem nordwestlichen und Nordöstlichen Teil sind.[22]

Jim Lovell

“You are looking at yourselves at 180,000 miles out in space.”

„Jetzt seht ihr euch selbst aus 180.000 Meilen im Weltraum.“

Frank Borman

Nach einigen Minuten fügt Lovell hinzu:

“Mike, what I keep imagining is, if I'm a - some lonely traveler from another planet, what I think about the Earth at this altitude, whether I think it'd be inhabited or not.[20]

„Mike, woran ich dauernd denken muss: wenn ich ein einsamer Reisender von einem anderen Planeten wäre, was ich mir da in dieser Entfernung über diese Erde wohl überlegen würde. Ob ich sie für bewohnt halten würde oder nicht.[23]

Jim Lovell

Mondumlaufbahn

Nach 23 Minuten endet auch die zweite Fernsehübertragung von Bord. Knapp zehn Minuten später (Bordzeit: 55 Stunden, 39 Minuten) tritt das Apollo-Raumschiff in das Schwerefeld des Mondes ein. In einer Entfernung von 326.400 Kilometern zur Erde beträgt die Geschwindigkeit des Raumschiffs nur noch knapp 3565 Kilometer pro Stunde, den niedrigsten Wert während der gesamten Reise. Apollo 8 wurde durch die Anziehungskraft der Erde immer weiter verlangsamt, ab jetzt, in einer Entfernung von 62.000 Kilometern zum Mond, steigt die Geschwindigkeit durch die Anziehung des Mondes wieder an. Ein Korrekturmanöver mit den Lageregelungstriebwerken des Service Modules bringt Apollo 8 61 Stunden nach dem Start auf den gewünschten Kurs um den Mond.[24]

Gegen zwei Uhr morgens am 24. Dezember (Bordzeit etwa 66 Stunden) beginnt die Mannschaft mit den Vorbereitungen für die „Lunar Orbit Injection“, den Einschuss in die Mondumlaufbahn. Der Bordcomputer wird mit den entsprechenden Daten für das Triebwerk und die Raumlage gefüttert, das Raumschiff wird für die Zündung des Triebwerks im Raum ausgerichtet. Da das Raumschiff durch die Zündung abgebremst wird, zeigt das Triebwerk in Flugrichtung, die Kommandokapsel und damit der Blick der Besatzung ist auf die Erde gerichetet. Anders vergleicht den Flug mit einem U-Boot, da die Besatzung vom Ziel, dem Mond, bisher nichts sieht.[25] Die Zündung des Triebwerks muss aus himmelsmechanischen Gründen auf der Rückseite des Mondes erfolgen – im Funkschatten des Mondes und ausßerhalb des Einflusses der Flugkontrolle in Houston. Aus diesem Grund werden alle Systeme gründlich geprüft, eine Fehlfunktion könnte schwere Folgen haben und eventuell sogar das Leben der Besatzung gefährden.

Lunar Orbit Injection

Um 3:52 Uhr (CST) (Bordzeit: 68 Stunden, 4 Minuten) übermittelt CapCom Gerald Carr der Besatzung die Freigabe für die Zündung.

“Apollo 8, this is Houston. At 68:04, you're Go for LOI.”

Gerald Carr

In der folgenden Stunde bis zum Signalverlust des Raumschiffs hinter dem Mond intensiviert sich der Funkverkehr zwischen Apollo und Houston, Statusmeldungen über Entfernung, Geschwindigkeit und Zustand des Raumschiffs werden ausgetauscht. Der Verlust des Kontakts zum Raumschiff ist für 4:49 Uhr (CST) vorausgesagt.

“Apollo 8, 10 seconds to go [to LOS]. You're Go all the way. [25]

„Apollo 8, 10 Sekunden bis LOS (Loss of Signal). Ihr seid „Go“ von vorne bis hinten“

Gerald Carr

“Roger”

Frank Borman

Am 24. Dezember 1968 um 4:49:02 Uhr (CST) (Bordzeit: 68 Stunden, 58 Minuten, 2 Sekunden) verschwindet Apollo 8 hinter dem Mond und der Funkkontakt bricht ab.

Der geplante Zeitpunkt für die Zündung des Triebwerks ist 69 Stunden, 8 Minuten und 52 Sekunden, also 8 Minuten und 50 Sekunden nach der Unterbrechung der Funkverbindung. Die Flugkontrolle in Houston wird davon aber erst erfahren, wenn Apollo 8 24 Minuten später wieder aus dem Funkschatten des Mondes auftaucht. Sollte AOS (Acquisiton of Signal) früher erfolgen, hätte das Triebwerk nicht gezündet und das Raumschiff befände sich nicht im Mondorbit. Das wäre der Fall gewesen, wenn Apollo 8 zehn Minuten früher als geplant wieder zu empfangen gewesen wäre.

Als dann um 5:19 Uhr (Bordzeit: 69 Stunden, 34 Minuten, 7 Sekunden) Jim Lovell auf die Anrufe der Bodenkontrolle antwortet, bricht im Kontrollraum Jubel aus.[26] Das Raumschiff hat auf einen elliptischen Orbit eingeschwenkt, das Perycynthion (mondnaher Punkt) liegt bei 112 Kilometern, das Apocynthium (mondferner Punkt) bei 312 Kilometern. Die Umlaufbahn ist um zwei Grad gegen den Mondäquator geneigt, um alle geplanten Landeplätze späterer Missionen fotografieren zu können. Die übermittelten Telemetriedaten zeigen, dass das Triebwerk wie geplant 4 Minuten und sechseinhalb Sekunden gefeuert hat. Kommandant Borman richtet das Raumschiff nun mit der Spitze zum Mond hin aus, um durch die vorderen Fenster des Command Module eine gute Sicht auf die Oberfläche zu haben.

Mare Tranquillitatis von Apollo 8 fotografiert

Jim Lovell liefert einige Zeit später eine erste Beschreibung der Mondoberfläche:

“Apollo 8, Houston. What does the ole Moon look like from 60 miles? Over.”

„Apollo 8, Houston. Wie sieht der olle Mond aus 60 Meilen Entfernung aus? Over?[27]

Gerald Carr

“Okay, Houston. The Moon is essentially grey, no color; looks like plaster of Paris or sort of a grayish beach sand. We can see quite a bit of detail. The Sea of Fertility doesn't stand out as well here as it does back on Earth. There's not as much contrast between that and the surrounding craters. The craters are all rounded off. There's quite a few of them, some of them are newer. Many of them look like - especially the round ones - look like hit by meteorites or projectiles of some sort. Langrenus is quite a huge crater; it's got a central cone to it. The walls of the crater are terraced, about six or seven different terraces on the way down.[28]

„Okay, Houston. Der Mond ist im Wesentlichen grau, keine Farben. Sieht wie Gips aus oder wie gräulicher Strandsand. Wir können sehr viele Einzelheiten sehen. Das Mare Fecunditatis ist von hier aus nicht so deutlich abgezeichnet, wie von der Erde. Es herrscht kein großer Kontrast zwischen ihm und den umliegenden Kratern. Die Krater sind alle abgerundet. Es gibt davon eine ganze Menge, manche sind neueren Datums. Viele von ihnen, besonders die runden, sehen aus, als ob sie von Meteoriten oder sonstigen Projektilen getroffen worden seien. Langrenus ist ein riesiger Krater. Er hat einen Zentralkegel. Die Wände des Kraters sind abgestuft, etwa sechs oder sieben verschiedene Terassen auf dem Weg hinunter.[27]

Jim Lovell

Gleichzeitig begannen Anders und Borman mit der fotografischen Erfassung der Mondoberfläche. Sie setzten mehrere Kameras ein, darunter unter anderem eine Reihenbildkamera, die kontinuierlich die überflogene Mondoberfläche abfotografierte sowie diverse Filmkameras. Nach der Übermittlung verschiedener telemetrischer und technischer Daten bereitet sich die Besatzung auf den zweiten Loss of Signal (Kontaktabbruch) vor, der bei Bordzeit 70:56:35 erfolgen soll. Nach dem Abbruch des Funkkontakts bereitet sich die Besatzung dann auf der Rückseite des Mondes auf die dritte Live-Übertragung während des Fluges und die erste von zweien aus der Mondumlaufbahn vor. Zwischenzeitlich fotografiert die Besatzung weiter die Mondoberfläche und schießt auch eine große Anzahl von Bildern von der bisher weitestgehend unbekannten Rückseite des Mondes. Um 7:31 Uhr (CST) (Bordzeit 71 Stunden, 40 Minuten) taucht Apollo 8 wieder aus dem Funkschatten auf und übermittelt die ersten Live-Fernsehbilder der Mondoberfläche, die unter dem Raumschiff vorbeizieht. Die drei Astronauten beschreiben während der 13-minütigen Übertragung ihre Eindrücke von der Oberfläche und vergleichen sie mit Mondkarten. Zudem wird mit der Programmierung des Bordcomputers für eine weitere Zündung des Haupttriebwerks begonnen, die den Orbit in eine Kreisbahn abändern soll.[28]

Die Zündung erfolgt bei 73 Stunden, 35 Minuten und sechs Sekunden Bordzeit auf der Rückseite des Mondes, die elfsekündige Zündung bringt das Apollo-Raumschiff auf eine kreisförmige Umlaufbahn in 111,7 Kilometern Höhe über der Mondoberfläche. Im nun kreisförmigen Orbit setzt Anders eine stereografische Kamera in Gang, die dreidimensionale Bilder der Oberfläche liefert. Die Kamera lief während der gesamte dritte Umkreisung des Mondes und fotografierte einen breiten Streifen der Mondoberfläche.

Earthrise

Das erste Foto des Erdaufgangs über dem Mondhorizont, aufgenommen von Frank Borman.[29]

Während sich das Raumschiff zum dritten Mal auf der Rückseite des Mondes befindet, schließt Anders die stereografischen Aufnahmen ab. Da Jim Lovell eine Positionsbestimmung des Raumschiffs durchführen will, manövriert Kommandant Borman das Raumschiff mit der Spitze nun in Flugrichtung. Als er aus den Fenstern des Raumschiffs blickt, erkennt er über dem Horizont des Mondes einen blauen und weißen Bogen, der schnell größer wird.

“Oh, my God! Look at that picture over there! Here's the Earth coming up. Wow, is that pretty![30]

„Oh mein Gott! Seht euch dieses Bild da an! Hier geht die Erde auf. Wow, ist das schön!“

Frank Borman
Das berühmte Farbbild des Erdaufgangs, aufgenommen von Bill Anders kurze Zeit nach dem ersten Foto

Als Borman nach der Kamera greift, um den Anblick festzuhalten, witzelt Bill Anders: Vorlage:"-en[30] Borman reicht die Kamera anschließend an Anders weiter, der einen Farbfilm einlegt und weitere Fotos macht.

Während der folgenden zwei Umkreisungen des Mondes widmet sich die Bestazung weiter der fotografischen und kartografischen Erfassung des Mondes. Radarmessungen der Flugbahn von Apollo 8 erlaubten auch genauere Rückschlüsse auf die Mascons unterhalb der Mondoberfläche, die den Orbit des Raumschiffs beeinflußten.[31] Während der siebten Umrundung des Mondes entscheidet Kommandant Borman dann, den Flugplan abzuändern, die geplanten Experimente ausfallen zu lassen und seiner Besatzung nach den Strapazen der letzten Tage etwas Entspannung und Schlaf zu ermöglichen. Borman selbst blieb wach, um die Position des Raumschiffs zu steuern, Lovell und Anders schickte er mit nachdrücklicher Stimme schlafen. (Vorlage:"-en)

In den folgenden zwei Umrundungen ruhen sich Anders und Lovell in ihren Schlafsäcken im unteren Teil des Command Modules aus, während Borman an der Steuerung bleibt. Als sich das Raumschiff zum achten Mal auf der Rückseite des Mondes befindet, beginnt die Besatzung mit den vorbereitungen für die vierte Fernsehübertragung, die gegen halb zehn Uhr abends Ostküstenzeit beginnen soll.

Weihnachtsbotschaft

Um 21:31 Uhr (CST) (Bordzeit: 85 Stunden, 43 Minuten) taucht das Raumschiff hinter dem Mond auf und übermittelt erste Fernsehbilder zur Erde. Die Besatzung hat die Kamera und das Raumschiff in Flugrichtung ausgerichtet und überträgt das Bild der langsam über dem Mondhorizont aufgehenden Erde. Eine Minute später wechselt das Bild und zeigt die karge Mondoberfläche, die langsam unter dem Raumschiff vorbeizieht. Kommandant Frank Borman schildert seine Eindrücke:

“This is Apollo 8, coming to you live from the Moon. We've had to switch the TV camera now. We showed you first a view of Earth as we've been watching it for the past 16 hours. Now we're switching so that we can show you the Moon that we've been flying over at 60 miles altitude for the last 16 hours. Bill Anders, Jim Lovell, and myself have spent the day before Christmas up here doing experiments, taking pictures, and firing our spacecraft engines to maneuver around. What we'll do now is follow the trail that we've been following all day and take you on through to a lunar sunset. The Moon is a different thing to each one of us. I think that each one of - each one carries his own impression of what he's seen today. I know my own impression is that it's a vast, lonely, forbidding-type existence, or expanse of nothing, that looks rather like clouds and clouds of pumice stone […] and it certainly would not appear to be a very […]inviting place to live or work.[32]

„Hier ist Apollo 8 mit einer Live-Übertragung vom Mond. Wir haben die Kamera umgeschaltet. Zuerst haben wir ihnen ein Bild der Erde gezeigt, wie wir es die letzten 16 Stunden gesehen haben. Jetzt schalten wir um, so dass wir ihnen den mond zeigen können, über den wir in einer Höhe von 60 Meilen seit 16 Stunden fliegen. Bill Anders, Jim Lovell und ich haben den heiligen Abend hier oben damit verbracht, Experimente durchzuführen, Fotos zu machen und das Raumschiff mit den Triebwerken in Position zu halten. Wir werden jetzt weiter unseren kurs fortsetzen wie schon den ganzen tag und sie mitnehmen zu einem Sonnenuntergang auf dem Mond. Der Mond bedeutet für jeden von uns etwas anderes. Ich denke, jeder von usn wird von dem, was er heute gesehen hat, seinen eigenen Eindruck mitnehmen.. Ich weiß, mein eigener Eindruck ist der einer gewaltigen, einsamen Ausdehnung von Nichts. Es sieht aus wie Wolken über Wolken von Bimsstein. Und auf jeden Fall erscheint es als Platz zum leben oder Arbeiten nicht sehr einladend.[33]

Frank Borman

Jim Lovell fährt fort:

“Well, Frank, my thoughts are very similar. The vast loneliness up here of the Moon is awe inspiring, and it makes you realize just what you have back there on Earth. The Earth from here is a grand oasis in the big vastness of space.[32]

„Ja, Frank, meine Gedanken sind ähnlich. Die riesenhafte Einsamkeit des Mondeshier oben ist furchteinflößend, und sie lässt einen erst begreifen, was ihr zu Hause auf der Erde wirklich habt. Von hier aus gesehen ist die Erde eine grandiose Oase in der weiten Wüste des Weltalls.[33]

Jim Lovell

Bill Anders Eindrücke sind etwas positiver:

“I think the thing that impressed me the most was the lunar sunrises and sunsets. These in particular bring out the stark nature of the terrain, and the long shadows really bring out the relief that is here and hard to see at this very bright surface that we're going over right now.[32]

„Ich glaube, was mich am meisten beeindruckt hat, waren die lunaren Sonnenaufgänge und Sonnenuntergäge.Sie insbesondere bringen die nackte, rohe Naturder Landschaft hervor und die langen Schatten zeichnen deutlich das Relief der Landschaft, das jetzt gerade in der Helligkeit der Oberfläche kaum zu erkennen ist.[33]

Bill Anders

Während des weiteren Fluges beschreibt die Besatzung weiter die Oberfläche des Mondes, die Krater und die Maria. Als sich das Raumschiff dem Terminator, der Grenze zwischen Tag und Nacht auf dem Mond nähert, fährt Bill Anders fort:

Die Mondoberfläche, aufgenommen von Apollo 8
noicon

“We are now approaching lunar sunrise, and for all the people back on Earth, the crew of Apollo 8 has a message that we would like to send to you. In the beginning, God created the Heaven and the Earth. And the Earth was without form and void, and darkness was upon the face of the deep. And the spirit of God moved upon the face of the waters, and God said, "Let there be light." And there was light. And God saw the light, that it was good, and God divided the light from the darkness[32]

„Wir nähern uns nun dem lunaren Sonnenaufgang. Und für alle Menschen unten auf der Erde hat die Besatzung der Apollo 8 eine Botschaft, die wir euch senden möchten: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. Der Geist Gottes schwebte über dem Wasser und sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war und Gott teilte das licht von der Dunkelheit[34]

Bill Anders

“And God called the light Day, and the darkness he called Night. And the evening and the morning were the first day. And God said, "Let there be a firmament in the midst of the waters. And let it divide the waters from the waters." And God made the firmament and divided the waters which were under the firmament from the waters which were above the firmament. And it was so. And God called the firmament Heaven. And the evening and the morning were the second day.[32]

„Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Und Gott sprach: Es werde ein Gewölbe zwischen den Wassern, das da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott das Gewölbe und schied das Wasser unter dem Gewölbe von dem Wasser über dem Gewölbe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Gewölbe Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag.[34]

Jim Lovell

“And God said, "Let the waters under the Heavens be gathered together into one place. And let the dry land appear." And it was so. And God called the dry land Earth. And the gathering together of the waters called he seas. And God saw that it was good. And from the crew of Apollo 8, we close with good night, good luck, a Merry Christmas and God bless all of you - all of you on the good Earth.[32]

„Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel anbesondere Stellen. Lass trockenes Land erscheinen. Und so geschah es. Und Gott nannte das trockene Land Erde und die Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und von der Besatzung der Apollo 8: wir schließen mit einem Gute Nacht, Viel Glück, Fröhliche Weihnachten und Gott segne euch alle – euch alle auf der guten Erde.[34]

Frank Borman

Rückkehr zur Erde

Mit dem Abschluss der 29-minütigen Live-Übertragung um zehn Uhr abends beginnt die Besatzung mit der Vorbereitung für die zehnte un letzte Umkreisung des Mondes. Nachdem das Raumschiff aus dem Schatten des Mondes tritt, beginnen Anders und Borman mit der Programmierung des Bordcomputers für die Zündung des Triebwerks, die das Schiff auf Kurs Richtung Erde bringen sollte. Die Zündung muss, wie schon die beiden zuvor, auf der Rückseite des Mondes und damit ohne Funkkontakt zur Erde erfolgen. Ein Funktionieren des Triebwerks war unerlässlich, da die Astronauten sonst ohne Rettungsöglichkeit in der Mondumlaufbahn gestrandet wären.

88 Stunden und 51 Minuten nach dem Start, kurz nach Mitternacht am 25. Dezember verschwindet das Raumschiff zum letzten Mal hinter dem Mond, die Zündung des Triebwerks erfolgt 28 Minuten später. Die 198 Sekunden lange Zündung beschleunigt das Apollo-Raumschiff um einen Kilometer pro Sekunde und bringt es damit aus der Anziehungskraft des Mondes auf Kurs zur Erde. 15 Minuten nach der Triebwerkszündung kommt das Raumschiff hinter dem Mond hervor und Jim Lovell übermittelt mit den Worten Vorlage:"-en die erfolgreiche Zündung. Kurz darauf jagt er dem Kontrollzentrum allerdings einen Schrecken ein, als er eine um eine Minute zu kurze Brenndauer durchgibt, was bedeuten würde, dass die Geschwindigkeit des Raumschiffs zu niedrig wäre. Lovell bemerkt seinen Fehler aber und korrigiert sich.[35]

Die Erde aus etwa 30.000 Kilometern Entfernung, aufgenommen am Morgen des siebten Flugtages

In den folgenden Minuten und Stunden ist die Stimmung gelöst, zum ersten Mal witzeln die Bodenkontrolle und die Besatzung über Funk, Weihnachtsgrüße werden übermittelt.[36] Einige Stunden später verliert die Bodenkontrolle jedoch den Funkkontakt zu Apollo 8, was sich jedoch nach einer dreiviertel Stunde als loser Kontakt eines Steckers herausstellt und schnell behoben werden kann.[37] Die folgenden Stunden vergehen ohne weitere Zwischenfälle, 11 Stunden und 28 Minuten nach dem mondfluchtmanöver verläßt Apollo 8 dann das Gravitationsfeld des mondes. Die Geschwindigkeit, die in den letzten Stunden auf 4480 Kilometer pro Stunde abgefallen ist, steigt von jetzt an wieder an. Zwei Stunden und 13 Minuten später führt Kommandant Borman mit dem Lageregeleungssystem des Service Module eine kleine Kurskorrektur durch, die das Raumschiff so exakt auf Kurs bringt, dass bis zum Wiedereintritt keine weiteren Korrekturen notwendig sind. Direkt im Anschluss beginnt die Besatzung mit der Vorbereitung für die fünfte Fernsehübertragung von Bord, die um 16:15 Uhr (CST) (Bordzeit: 104 Stunden, 24 Minuten) beginnt. Während der zehnminütigen Live-Übertragung zeigt die Besatzung den Zuschauern das Innere des Command Module, in dem sie die letzten vier Tage gelebt haben. Nach Abschluss der Übertragung stellt die Besatzung erfreut fest, dass es als Weihnachtsmahl keine gefriergetrocknete Nahrung gibt, wie die Tage zuvor, sondern Pute mit Soße und Preiselbeeren.[38]

Drei Stunden später geschieht Jim Lovell ein Missgeschick. Als er das Command Module zur regelmäßigen Positionsbestimmung mittels Sextant das Raumschiff ausrichtet, löscht er versehentlich einen Teil des Speichers des Bordcomputers. Durch die fehlenden Bezugsdaten nimmt dieser nun an, das Raumschiff befände sich wieder auf dem Launch Pad und richtet es demenstprechend durch Steuerschübe aus. Lovell gelingt es aber, durch manuelles Anpeilen einiger Fixsterne und Neuprogrammierung des Computers, das Raumschiff wieder korrekt auszurichten.[39] Am Nachmittag des 26. Dezembers, gegen 14:51 Uhr (CST) (Bordzeit: 127 Stunden) hat das Raumschiff die Hälfte der Strecke zwischen Mond und Erde zurückgelegt, die Geschwindigkeit liegt bei 6400 Kilometern pro Stunde und nimmt weiter zu. Eine Stunde später, um 15:52 Uhr (CST) startet die sechste und letzte Fernsehübertragung von Bord. Die Mannschaft von Apollo 8 zeigt den Zuschauern aus einer Entfernung aus etwa 180.000 Kilometern Entfernung die Erde und schildert ihre Eindrücke des immer größer werdenden Heimatplaneten. Am Ende der vierminütigen Übertragung bedankt Kommandant Borman bei den Zuschauern für das rege Interesse.[40]

In den folgenden Stunden bereitet sich sowohl die Mannschaft an Bord des Raumschiffs als auch die Bodenkontrolle auf den Wiedereintritt am nächsten Morgen vor. Die Bergungsflotte um den Flugzeugträger USS Yorktown läuft in das Seegebiet etwas 1000 Kilometer südlich von Hawaii, wo für den nächsten Morgen die Wasserung der Kommandokapsel erwartet wird.

Wiedereintritt, Wasserung und Bergung

Apollo 8 während des Wiedereintritts, aufgenommen aus einer KC-135A in 12 Kilometern Höhe

Am Morgen des siebten Flugtages, am 27. Dezember gegen 9 Uhr (CST), beginnt sich die Besatzung in ihren Sitzen anzuschnallen und für den Wiedereintritt vorzubereiten, nachdem alle losen Gegenstände an Bord verstaut wurde. Bei Bordzeit 146 Stunden, 27 Minuten erhält die Besatzung die Erlaubnis, die Sprengladungen, die das Command Module vom Service Module trennen sollen, scharf zu machen. Die Trennung erfolgt fünf Minuten später in einer Höhe von 2985 Kilometern und bei 32.900 Kiloemtern pro Stunde.[41] Das Command Module wird nun nur noch über Batterien und interne Sauerstofftanks versorgt, die die Besatzung während des Abstiegs versorgen. Sollte das Raumschiff in einem zu flachen Winkel auftreffen und wieder ins All zurückgeschleudert werden, würden die Vorräte für ein Überleben der drei Astronauten nicht lange ausreichen.

14 Minuten nach der Trennung trifft die Kommandokapsel in einer Höhe von 122 Kilometern auf die obersten Schichten der Atmosphäre, die Geschwindigkeit beträgt 39.200 Kilometer pro Stunde (11 Kilometer pro Sekunde). In den folgenden Minuten steigt die Temperatur des Hitzeschilds auf bis zu 2800°C an, die maximale Bremsverzögerung erreicht Apollo 8 zwei Minuten nach dem Eintritt in die Atmosphäre, sie beträgt 6,8 g. Auch steigt die Flugbahn der Kapsel zu diesem zeitpunkt von 57 Kilometern Höhe auf 64 Kilometer an, bedingt durch den höheren Auftrieb in den dichteren Luftschichten. Dieses Flugprofil reduziert die maximale Belastung für die Astronauten.[42]

Der Wiedereintritt des Raumschiffs wird von einer KC-135 der US-Luftwaffe fotografiert, auch zwei Linienmaschinen der PanAm, die sich zu diesem Zeitpunkt über dem Pazifik befinden, können den kometenähnlichen Schweif am Himmel verfolgen.

Datei:Crew of Apollo 8 leaves recovery helicopter, December 27, 1968.jpg
Die Besatzung von Apollo 8 verlässt den Bergungshubschrauber

Vier Minuten nach Beginn des Blackouts, der durch die ionisierten Gase hervorgerufen wird, kann die Flugkontrolle wieder Kontakt zum Raumschiff aufnehmen. In einer Höhe von sieben Kilometern (Bordzeit: 146 Stunden, 56 Minuten) öffnet sich der Stabilisierungsfallschirm, der die Kapsel abbremst und stabilsiert. Eine Minute später, nachdem die Geschwindigkeit unter Mach 1 abgefallen ist, wird der Stabiliserungsschirm abgeworfen und die drei Hauptschirme werden ausgelöst. Zwei Minuten später entdekcne die Besatzungen der Bergungsschiffe und der Bergungshubschrauber das blinklicht an der Spitze der Kapsel, das langsam herabssinkt. Um 5:51 Uhr (Ortszeit) (Bordzeit: 147 Stunden) wassert Apollo 8 im Pazifik (Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:8_6_N_165_1_W_type:waterbody, 2:8° 6′ n. Br., 165° 1′ w. L. ). Der Wellengang und die Fallschirme, die einen Sekundenbruchteil zu spät abgeworfen wurden, werfen die Kapsel um, so dass sie mit der Spitze nach unten im Wasser schwimmt. Das automatische Aufrichtsystem, bestehend aus drei druckluftgefüllten Ballons an der Spitze richtet die Kapsel jedoch innerhalb von drei Minuten wieder auf. Neun Minuten nach der Wasserung setzt ein Hubschrauber erste Kampfschwimmer an der Kommandokapsel ab. Da das Raumschiff allerdings im Dunkeln, etwa eine Stunde vor Sonnenaufgang, gewassert ist, wird mit der Bergung bis nach Sonnenaufgang gewartet.[43]

Zwei Stunden nach der Wasserung öffnet Jim Lovell die Luke der Kommandokapsel und steigt aus. Ihm folgen Kommandanr Borman und LM-Pilot Anders, die ebenso wie Lovell an Bord eines wartenden SH-3-Hubschraubers gehievt. Vierzig Minuten später, um 7:44 Ortszeit (12:44 Floridazeit) betreten die drei Astronauten das Deck der Yorktown, wo sie vom Kapitän begrüßt werden. Nach einem ausgiebigen Dinner an Bord des Flugzeugträgers wurden die drei Astronauten zuerst nach Honolulu geflogen, wo sie begeistert empfangen wurden. Auch bei der Ankunft auf der Ellington Air Force Base südlich von Houston in der Nacht des 28. Dezembers wurden sie von tausenden Schaulustigen begeistert empfangen.[44]

Historische Bedeutung

Der Aufbruch zu einem anderen Himmelskörper wird mit dem Aufbruch Christoph Columbus nach Amerika verglichen.[45] Nach der Eskalation des Vietnamkriegs, der Ermordung Martin Luther Kings und Robert F. Kennedys, den Studenten- und Rassenunruhen war der erfolgreiche Flug von Apollo 8 ein positiver Abschluss des Jahres 1968 für Amerika. Dies wird deutlich in einem Glückwunschtelegramm, das Kommandant Borman nach Abschluss des Fluges erhielt: Vorlage:"-en Die Redaktion des Time-Magazins wählte die drei Astronauten zu den Men of the Year 1968, den bedeutendsten Persönlichkeiten des Jahres.[46]

Auch für die NASA und das amerikanische Mondflugprogramm war Apollo 8 von großer Bedeutung. Zum ersten Mal hatten Menschen die Anziehungskraft der erde verlassen und einen interplanetaren Raumflug absolviert. Zuvor war kein Weltraumflug weiter als 1500 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt gewesen. Der Flug zum Mond war ein wichtiger Schritt zur Mondlandung von Apollo 11 sechs Monate später. Für das sowjetische Mondprogramm war Apollo 8 hingegen ein herber Rückschlag, es wurde in der Folgezeit drastisch gekürzt und zusammengestrichen, nach der erfolgreichen Landung von Apollo 11 gab die Sowjetunion dann alle Pläne auf, Kosmonauten zum Mond zu schicken.[47]

Die Lesung aus der Schöpfungsgeschichte in der Mondumlaufbahn wurde von etwa einer Milliarde Menschen weltweit gesehen,[48], insgesamt waren während des gesamten Fluges etwa 1200 Journalisten im Flugkontrollzentrum anwesend, die rund um die Uhr in alle Welt berichteten. Die Atheistin Madalyn Murray O'Hair protestierte gegen die Lesung, im August 1969 reichte sie Klage vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten ein, in der sie den Astronauten als Regierungsangestellten das Beten im Weltraum untersagen wollte.[49] Die Klage wurde zwar abgewiesen, dennoch hielt die NASA ihre Astronauten bei der Ausübung von Religiosität im All von nun an zurück. Als Edwin Aldrin nach der Mondlandung am 20. Juli 1969 die heilige Kommunion auf dem Mond feierte, tat er dies heimlich, erst Jahre später erfuhr die Öffentlichkeit davon.[50]

Das Bild, das Bill Anders von der über dem Mondhorizont aufgehenden Erde aufgenommen hat, wurde 1969 vom US Postal Service als Motiv für eine Briefmarke gewählt, als Bildunterschrift wurden die ersten drei Worte der Schöpfungsgeschichte „In the beginning…“ gewählt.[51] Das Bild, eines der bekanntesten des 20. Jahrhunderts, gilt zudem auch als Auslöser erster Umweltschutzbewegungen, da den Menschen erstmals gezeigt und bewußt wurde, wie klein und zerbrechlich die Erde ist. 1970 wurde der erste Tag der Erde gefeiert.[52]

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Robert Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. Four Walls Eight Windows, New York City, 2001. ISBN 1-56858-118-1
  • Jesco von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. Heyne-Verlag, München, 1969
Commons: Apollo 8 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 185
  2. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 187
  3. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 188
  4. a b The Apollo 8 decision, Stand: 5. Februar 2008
  5. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 174
  6. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 187
  7. APPENDIX H - SATURN AT THE CAPE, Stand: 3. Februar 2008
  8. a b c Apollo Flight Jounal: Day 1: Launch and Ascent to Earth Orbit, Stand: 5. Februar 2008
  9. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 12f
  10. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 17ff
  11. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 25
  12. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 54
  13. a b Apollo 8 Flight Journal: Day 1: Earth Orbit and Translunar Injection, Stand: 5. Februar 2008
  14. Apollo 8 Flight Journal: Day 1: The Green Team and Separation, Stand: 5. Februar 2008
  15. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 39
  16. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 57
  17. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 47f
  18. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 48
  19. Apollo 8 Flight Journal: Day 2: The Maroon Team, Stand: 5. Februar 2008
  20. a b c Apollo 8 Flight Journal: Day 3: The Green Team, Stand: 5. Februar 2008
  21. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 57
  22. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 57f
  23. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 58
  24. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 59
  25. a b Apollo 8 Flight Journal: Day 3: The Black Team - Approaching the Moon, Stand: 5. Februar 2008
  26. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 70
  27. a b von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 72
  28. a b Apollo 8 Flight Journal: Day 4: Lunar Orbit 1, 2 and 3, Stand: 5. Februar 2008
  29. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 173
  30. a b Apollo 8 Flight Journal: Day 4: Lunar Orbits 4, 5 and 6, Stand: 5. Februar 2008
  31. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 82f
  32. a b c d e f Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen flight9.
  33. a b c von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 85
  34. a b c von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 85f
  35. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 89
  36. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 221
  37. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 91
  38. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 93
  39. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 223
  40. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 99f
  41. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 108
  42. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 111
  43. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 112
  44. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 234
  45. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 30
  46. Time magazine: Men of the year 1968, Stand: 12. Februar 2008
  47. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 237
  48. von Puttkamer: Apollo 8, Aufbruch ins All. S. 53
  49. Time Magazine, 15. August 1969, Stand: 12. Februar 2008
  50. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 238f
  51. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 238
  52. Zimmermann: Genesis. The Story of Apollo 8. S. 242f

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