Mondgestein und Dom St. Martin (Rottenburg): Unterschied zwischen den Seiten
K Bot: Ergänze: pl:Skały księżycowe |
siehe Lit. |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
[[Bild:rottenburgerdom.jpg|thumb|Dom zu Rottenburg]] |
|||
[[Bild:Lunar Ferroan Anorthosite 60025.jpg|thumb|right|Apollo-Probe #60025, aufgesammelt durch [[Apollo 16]] und gegenwärtig im ''National Museum of Natural History'' in [[Washington (District of Columbia)|Washington, D. C.]], ausgestellt.]] |
|||
'''Mondgestein''' ist [[Gestein]], das auf dem [[Mond]] (Erdmond) entstanden ist. Der Begriff wird ebenso für andere Materialien gebraucht, die während der Erkundung des Mondes aufgesammelt wurden. |
|||
Der '''Rottenburger Dom St. Martin''' ist die Kathedralkirche des [[Bistum Rottenburg-Stuttgart|Bistums Rottenburg-Stuttgart]] und dem Heiligen [[Martin von Tours]] geweiht. |
|||
== Herkunft == |
|||
Gegenwärtig gibt es drei Quellen für Mondgestein auf der [[Erde]]: |
|||
# Die durch die [[Vereinigte Staaten|amerikanischen]] [[Apollo-Programm|Apollo]]-Missionen gesammelten Gesteine, |
|||
# Proben, die von [[Sowjetunion|sowjetischen]] [[Luna-Programm|Luna]]-Missionen mitgebracht wurden und |
|||
# Gesteine, die auf natürliche Weise durch [[Impakt]]e aus der Oberfläche des Mondes geschleudert wurden und als [[Meteorit]]e auf die Erde fielen. |
|||
Am [[Rottenburg am Neckar|Rottenburger]] Marktplatz entstand um 1280 eine [[Frühgotik|frühgotische]] Liebfrauenkapelle. Die [[Pfarrkirche]] befand sich noch im Dorf Sülchen vor der Stadt und war dem Heiligen Martin geweiht. An die Stelle der Marktkapelle trat ab 1424 eine gotische Stadtpfarrkirche. Ihr Name und Patrozinium St. Martin wurde von der Sülchenkirche übernommen. Diese dreischiffige [[Basilika]] hatte einen unregelmäßigen [[Grundriss]], da beim Bau auf den Straßenverlauf geachtet werden musste und der Sockel des romanischen Turms erhalten blieb, der bis heute in den Chor der Kirche hineinragt. Gleichzeitig wurde mit dem [[Spätgotik|spätgotischen]] durchbrochenen [[Turmhelm]] das bedeutendste Kunstwerk der Kirche geschaffen. Der 58 Meter hohe Turm ist bis heute [[Wahrzeichen]] der Stadt. |
|||
Während der sechs Apollo-Exkursionen wurden 2415 Proben mit einem Gesamtgewicht von 382 kg gesammelt, das meiste davon durch [[Apollo 15]], [[Apollo 16|16]] und [[Apollo 17|17]]. Die drei Luna-Raketen brachten weitere 326 g Material zurück. Mehr als 90 [[Mondmeteoriten]] wurden bis 2006 auf der Erde gefunden, insgesamt mehr als 30 kg Material. |
|||
Der Stadtbrand von 1644 machte einen grundlegenden Wiederaufbau notwendig, der mit der [[Kirchweihe]] am 8. September 1655 abgeschlossen wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Kirche [[barock]]isiert, die [[Säule]]n verstärkt und ein [[Tonnengewölbe]] eingezogen. Der unsymmetrische Grundriss blieb allerdings erhalten. |
|||
Im Apollo-Programm wurde Mondgestein mit einer Vielzahl von Werkzeugen gesammelt, einschließlich [[Hammer|Hämmern]], [[Rechen]], [[Schaufel]]n, [[Zange]]n und [[Erdbohrer]]n. Die meisten dieser Stücke wurden vor dem Einsammeln fotografiert, um ihren Fundzustand festzuhalten. Sie wurden in Tüten verpackt und dann in einem speziellen Behälter (''Special Environmental Sample Container'') beim Rückflug zur Erde aufbewahrt, um sie vor Kontaminationen zu schützen. |
|||
1821 wurde das [[Bistum]] Rottenburg für das [[Königreich Württemberg]] gegründet und Rottenburg als Stadt mit der größten katholischen Bevölkerung zum Bischofssitz bestimmt. Gegen den Widerstand des ersten Bischofs [[Johann Baptist von Keller]] wurde die Pfarrkirche St. Martin zur Bischofskirche erhoben, blieb aber zugleich wie bisher Pfarrkirche der Stadt. Wegen ihrer architektonischen Unregelmäßigkeiten und ihrer geringen Größe wurde sie als einer Bischofskirche nicht würdig empfunden. Alle Neubaupläne haben sich aber bis heute zerschlagen. |
|||
Etwas Mondstaub wurde angeblich auch von einem [[Hasselblad]]-Mitarbeiter gesammelt, der die von den Astronauten verwendeten Kameras nach den Apollo-Missionen reinigte. |
|||
Dafür wurde die Domkirche in den vergangenen zwei Jahrhunderten mehrfach renoviert und dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst: [[Neugotik]] (1867/68 und 1897), [[Neubarock]] (1927/28), Purismus (1955/56), Neubarock/[[Eklektizismus]] (1977/78). Die letzte Renovierung erfolgte 2001-2003 nach einem Gutachterverfahren durch das Architekturbüro Hahn Helten, [[Aachen]] zum 175-jährigen Jubiläums der [[Diözese]]. Durch den Einzug einer Zwischendecke, ein modernes Beleuchtungskonzept, neue Bestuhlung und das Entfernen spätgotischer Altäre soll der Eindruck eines historischen Raumes mit gotisch-barockem Stilgemisch vergessen gemacht werden. Die barocken Apostelfiguren eines Rottenburger Meisters aus dem 17. Jahrhundert blieben als Säulenschmuck aber erhalten. |
|||
{| border="1" cellspacing="0" cellpadding="4" align="right" style="clear: right" |
|||
!Mond-<br />Mission |
|||
!Mitgebrachte<br />Proben |
|||
|- |
|||
|[[Apollo 11]] |
|||
|align="right"|22 kg |
|||
|- |
|||
|[[Apollo 12]] |
|||
|align="right"|34 kg |
|||
|- |
|||
|[[Apollo 14]] |
|||
|align="right"|43 kg |
|||
|- |
|||
|[[Apollo 15]] |
|||
|align="right"|77 kg |
|||
|- |
|||
|[[Apollo 16]] |
|||
|align="right"|95 kg |
|||
|- |
|||
|[[Apollo 17]] |
|||
|align="right"|111 kg |
|||
|- |
|||
|[[Luna 16]] |
|||
|align="right"|101 g |
|||
|- |
|||
|[[Luna 20]] |
|||
|align="right"|55 g |
|||
|- |
|||
|[[Luna 24]] |
|||
|align="right"|170 g |
|||
|} |
|||
== |
== Der Turm == |
||
Die unteren Geschosse des Turms wurden bereits 1280 als Teil der Liebfrauenkapelle erbaut. Bei der Erweiterung der Kirche ab 1424 blieb dieser massive Turm stehen, weshalb der Chor aus der Mittelachse des Langhauses verschoben werden musste. Ab 1486 wurden dann die oberen Geschosse gebaut mit der kunstvoll durchbrochenen Pyramide. Sie ist wahrscheinlich vom [[Freiburger Münster|Freiburger Münsterturm]] beeinflusst und einer der wenigen gotischen Turmhelme, die noch in der Zeit der Gotik vollendet wurden. Nach dem ''Verdingbrief'' von 1486 wird der Steinmetzmeister Hans Schwarzacher mit dem Bau des Turms beauftagt. Beim Stadtbrand von 1644 wurde auch der Turm in Mitleidenschaft gezogen. Die grundlegende Turmrenovierung 1961-69 stellte aber sein ursprüngliches Aussehen wieder her. |
|||
Insgesamt gesehen, sind die auf dem Mond gesammelten Gesteine sehr alt im Vergleich zu Gesteinen, die auf der Erde gefunden werden, wie mit Hilfe von [[Radiometrische Datierung|Radiometrischen Datierungsmethoden]] festgestellt werden konnte. Selbst das jüngste ist noch älter als alle auf der Erde vorkommenden Gesteine. Die Altersspanne reicht dabei von 3,2 Milliarden Jahren für die [[Basalt]]-Proben aus den [[Mare]]n bis zu 4,6 Milliarden Jahren in den [[Mond#Terrae|Terrae]], sie stellen daher Proben aus einer sehr frühen Periode des [[Sonnensystem]]s dar. |
|||
Der achteckige Trumhelm erhebt sich über dem quadratischen, durch gesimse in Geschosse gegliederten Schaft. Die acht sicht verjüngenenden Seitenfächen sind in je acht Zonenen unterteilt und durch Amßwerkeinsätze durchbrochen. Die unterste Zone nach Westen zeigt zwei tanzende Rittergestalten, die nach Osten die Mantelteilungsszene des hl. Martin. Den oberen Abschluss bildet eine monumentale doppelte [[Kreuzblume]]. |
|||
Die Gesteine verfügen über Charakteristika, die den Gesteinen auf der Erde sehr ähnlich sind, insbesondere was den Gehalt an [[Sauerstoff]]-[[Isotop]]en angeht. Allerdings findet man recht wenig [[Eisen]] in den Mondgesteinen, und sie sind auch arm an flüchtigen Chemikalien wie [[Kalium]] und [[Natrium]], Wasser fehlt gänzlich. |
|||
== Literatur == |
|||
Unter den auf dem Mond neu gefundenen Mineralien war auch ''[[Armalcolit]]'', der nach den drei [[Raumfahrer|Astronauten]] der [[Apollo 11|Apollo-11-Mission]] benannt wurde: ''Arm''strong, ''Al''drin, und ''Col''lins. |
|||
* Wolfgang Sannwald, Geschichtszüge, ISBN 3-926-969-25-3 |
|||
* Dieter Manz, Rottenburger Miniaturen, hrsg. von der Stadt Rottenburg, 1991 |
|||
{{Koordinate Artikel|48.47742_N_08.93424_E_type:city_region:DE-BW|48° 28′ 39″ N, 08° 56′ 03″ O}} |
|||
[[Kategorie:Kirchengebäude in Baden-Württemberg]] |
|||
== Wert == |
|||
[[Kategorie:Katholische Bischofskirche (Deutschland)]] |
|||
Mondgestein, das während der Erforschung des Mondes gesammelt wurde, wird gegenwärtig als unbezahlbar angesehen. 1993 wurden drei kleine, von Luna 16 mitgebrachte Fragmente, die 0,2 g wogen, für 442.500 Dollar verkauft. Im Jahr 2002 wurde ein Safe aus dem ''Lunar Sample Building'' gestohlen, der winzige Stücke Material vom Mond und Mars enthielt. Diese Stücke wurden wiedergefunden und 2003 von der [[NASA]] für das Gerichtsverfahren auf einen Wert von 1 Million Dollar für 285 g Material geschätzt. Mondgestein in Form von Meteoriten wird unter privaten Sammlern oft verkauft und getauscht, allerdings ebenfalls zu hohen Preisen. |
|||
[[Kategorie:Rottenburg am Neckar]] |
|||
[[Kategorie:Gotisches Bauwerk in Baden-Württemberg]] |
|||
== Aufbewahrung == |
|||
[[Bild:Apollo 15 Genesis Rock.jpg|thumb|right|[[Genesis Rock]], der von [[Apollo 15]] mitgebracht wurde.]] |
|||
Der Hauptaufbewahrungsort des Apollo-Mondgesteins ist das ''Lunar Sample Building'' am [[Lyndon B. Johnson Space Center]] in [[Houston]], [[Texas]]. Nach Aussagen der NASA werden fast 295 kg von ursprünglichen 382 kg der Proben noch immer unberührt dort aufbewahrt. Aus Sicherheitsgründen wird eine kleinere Sammlung auf der [[Brooks Air Force Base]] in [[San Antonio (Texas)|San Antonio, Texas]] aufbewahrt. Die meisten Steine werden in Stickstoff aufbewahrt, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Sie werden nur indirekt mit Spezialwerkzeugen angefasst. |
|||
Nach der letzten Apollo-Mission ([[Apollo 17]]) wurden kleine Mondgestein-Proben in [[Acrylglas]] eingegossen. Zusammen mit der jeweiligen Nationalflagge, die von den Apollo-Astronauten zum Mond und wieder zurück gebracht wurde, wurden diese als „Goodwill Moon Rock“ bezeichneten Proben an 135 verschiedene Nationen verschenkt.<ref>The history of the Goodwill moon rock. [http://www.collectspace.com/resources/moonrocks_goodwill.html]</ref> |
|||
Mindestens eines dieser Stücke wurde später gestohlen, verkauft und wiedergefunden.<ref>Apollo Moon Rock Is Returned to Honduras[http://www.space.com/news/honduras_moon_030923.html]</ref> |
|||
Einige kleine Stücke wurden auf Sockel montiert und an ehemalige Astronauten und andere verdiente Personen verschenkt. <ref>NASA honoring astronauts, others with moon rocks[http://www.collectspace.com/news/news-071404a.html]</ref><ref>NASA gives Neil Armstrong a moon rock [http://www.collectspace.com/news/news-041806a.html]</ref> Andere Proben wurden an ausgewählte Museen gegeben, z. B. das [[National Air and Space Museum]], das [[Kansas Cosmosphere and Space Center]], und das Besucherzentrum am [[Kennedy Space Center]]. Dort ist es möglich, „ein Stück Mond zu berühren“, es handelt sich allerdings in Wirklichkeit um ein kleines Stück Mondgestein, das in einem Pfeiler einzementiert ist, der in der Mitte eines für Besucher zugänglichen Tresorraums steht. |
|||
In Deutschland ist Mondgestein im [[Deutsches Technikmuseum Berlin|Deutschen Technik Museum]] in [[Berlin]] (333 g, von Apollo 17), im [[Haus der Geschichte]] in [[Bonn]] (282 g, von [[Apollo 12]]), im [[Rieskrater-Museum]] in [[Nördlingen]] (163 g, von [[Apollo 16]]), im [[Naturmuseum Senckenberg]] in [[Frankfurt am Main]] (von der ersten bemannten Mondlandung mit [[Apollo 11]]) und im [[Deutsches Museum|Deutschen Museum]] in [[München]] ausgestellt. <ref>Wo kann man in Deutschland echtes Mondgestein sehen? [http://www.urbin.de/fakten/fa_086.htm]</ref> <ref>Wikipedia aaO [http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurt-Bockenheim#Museen]</ref> In Österreich ist ein Stück Mondgestein im Meteoritensaal des [[Naturhistorisches Museum Wien|Naturhistorischen Museums]] in [[Wien]] zu sehen. Bei den beiden letztgenannten Proben handelt es sich um die oben erwähnten „Goodwill Moon Rocks“ von Deutschland und Österreich. |
|||
== Siehe auch == |
|||
* [[Mond#Selenologie und Selenographie|Selenologie]] |
|||
* [[Mondmeteorit]] |
|||
* [[Astrogeologie]] |
|||
* [[Marsgestein]] |
|||
== Quellen == |
|||
<references /> |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
* [http://www-curator.jsc.nasa.gov/curator/lunar/lunar.htm Rocks & Soils from the Moon] — Johnson Space Center |
|||
* [http://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/alsj/tools/Welcome.html Apollo Geology Tool Catalog] |
|||
* [http://www.geotimes.org/sept02/NN_moon.html Moon rocks for sale!] |
|||
* [http://epsc.wustl.edu/admin/resources/moon_meteorites.html Lunar meteorites] — Washington University, Department of Earth and Planetary Sciences |
|||
[[Kategorie:Apollo-Programm]] |
|||
[[Kategorie:Erdmond]] |
|||
[[Kategorie:Gestein]] |
|||
[http://www.Dom-St-Martin.de Dom St. Martin] |
|||
[[ar:صخور القمر]] |
|||
[[ast:Roca llunar]] |
|||
[[ca:Roca lunar]] |
|||
[[da:Månesten]] |
|||
[[en:Moon rock]] |
|||
[[es:Roca lunar]] |
|||
[[he:סלע ירח]] |
|||
[[ja:月の石]] |
|||
[[ko:월석]] |
|||
[[kw:Karrek loerek]] |
|||
[[la:Lapis lunaris]] |
|||
[[pl:Skały księżycowe]] |
|||
[[scn:Macignu lunari]] |
|||
[[sv:Sten från månen]] |
|||
[[tr:Ay taşı]] |
|||
[[zh:月岩]] |
Version vom 25. November 2007, 21:03 Uhr

Der Rottenburger Dom St. Martin ist die Kathedralkirche des Bistums Rottenburg-Stuttgart und dem Heiligen Martin von Tours geweiht.
Am Rottenburger Marktplatz entstand um 1280 eine frühgotische Liebfrauenkapelle. Die Pfarrkirche befand sich noch im Dorf Sülchen vor der Stadt und war dem Heiligen Martin geweiht. An die Stelle der Marktkapelle trat ab 1424 eine gotische Stadtpfarrkirche. Ihr Name und Patrozinium St. Martin wurde von der Sülchenkirche übernommen. Diese dreischiffige Basilika hatte einen unregelmäßigen Grundriss, da beim Bau auf den Straßenverlauf geachtet werden musste und der Sockel des romanischen Turms erhalten blieb, der bis heute in den Chor der Kirche hineinragt. Gleichzeitig wurde mit dem spätgotischen durchbrochenen Turmhelm das bedeutendste Kunstwerk der Kirche geschaffen. Der 58 Meter hohe Turm ist bis heute Wahrzeichen der Stadt.
Der Stadtbrand von 1644 machte einen grundlegenden Wiederaufbau notwendig, der mit der Kirchweihe am 8. September 1655 abgeschlossen wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Kirche barockisiert, die Säulen verstärkt und ein Tonnengewölbe eingezogen. Der unsymmetrische Grundriss blieb allerdings erhalten.
1821 wurde das Bistum Rottenburg für das Königreich Württemberg gegründet und Rottenburg als Stadt mit der größten katholischen Bevölkerung zum Bischofssitz bestimmt. Gegen den Widerstand des ersten Bischofs Johann Baptist von Keller wurde die Pfarrkirche St. Martin zur Bischofskirche erhoben, blieb aber zugleich wie bisher Pfarrkirche der Stadt. Wegen ihrer architektonischen Unregelmäßigkeiten und ihrer geringen Größe wurde sie als einer Bischofskirche nicht würdig empfunden. Alle Neubaupläne haben sich aber bis heute zerschlagen.
Dafür wurde die Domkirche in den vergangenen zwei Jahrhunderten mehrfach renoviert und dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst: Neugotik (1867/68 und 1897), Neubarock (1927/28), Purismus (1955/56), Neubarock/Eklektizismus (1977/78). Die letzte Renovierung erfolgte 2001-2003 nach einem Gutachterverfahren durch das Architekturbüro Hahn Helten, Aachen zum 175-jährigen Jubiläums der Diözese. Durch den Einzug einer Zwischendecke, ein modernes Beleuchtungskonzept, neue Bestuhlung und das Entfernen spätgotischer Altäre soll der Eindruck eines historischen Raumes mit gotisch-barockem Stilgemisch vergessen gemacht werden. Die barocken Apostelfiguren eines Rottenburger Meisters aus dem 17. Jahrhundert blieben als Säulenschmuck aber erhalten.
Der Turm
Die unteren Geschosse des Turms wurden bereits 1280 als Teil der Liebfrauenkapelle erbaut. Bei der Erweiterung der Kirche ab 1424 blieb dieser massive Turm stehen, weshalb der Chor aus der Mittelachse des Langhauses verschoben werden musste. Ab 1486 wurden dann die oberen Geschosse gebaut mit der kunstvoll durchbrochenen Pyramide. Sie ist wahrscheinlich vom Freiburger Münsterturm beeinflusst und einer der wenigen gotischen Turmhelme, die noch in der Zeit der Gotik vollendet wurden. Nach dem Verdingbrief von 1486 wird der Steinmetzmeister Hans Schwarzacher mit dem Bau des Turms beauftagt. Beim Stadtbrand von 1644 wurde auch der Turm in Mitleidenschaft gezogen. Die grundlegende Turmrenovierung 1961-69 stellte aber sein ursprüngliches Aussehen wieder her.
Der achteckige Trumhelm erhebt sich über dem quadratischen, durch gesimse in Geschosse gegliederten Schaft. Die acht sicht verjüngenenden Seitenfächen sind in je acht Zonenen unterteilt und durch Amßwerkeinsätze durchbrochen. Die unterste Zone nach Westen zeigt zwei tanzende Rittergestalten, die nach Osten die Mantelteilungsszene des hl. Martin. Den oberen Abschluss bildet eine monumentale doppelte Kreuzblume.
Literatur
- Wolfgang Sannwald, Geschichtszüge, ISBN 3-926-969-25-3
- Dieter Manz, Rottenburger Miniaturen, hrsg. von der Stadt Rottenburg, 1991