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== Beschreibung, Quelle == |
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'''Fundamentalismus''' ist allgemein gesehen eine Überzeugung, die sich zu ihrer [[Rechtfertigungsstrategie | Rechtfertigung]] auf eine Grundlage beruft, die auf einer [[Letztbegründung]] beruhe und absolut wahr sei. Nicht nur [[Religion]]en, sondern auch [[Philosophie]]n, [[Weltanschauung]]en oder [[politische Theorie]]n vertreten so nicht selten den Anspruch auf den Besitz der absoluten Wahrheit, was praktisch einhergeht mit einer Aufspaltung der Mitmenschen in Rechtgläubige und Ungläubige bzw. im Konfliktfall in Freund und Feind ([[Manichäismus]]). |
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* Quelle: selbst gezeichnet und verändert nach Succow, M. & Jeschke, M.: ''Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore''. Thun, Frankfurt/Main, 1990, ISBN 3-87144-954-7 |
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* Fotograf/Zeichner: [[Benutzer:Zirpe|Zirpe]] 14:36, 10. Apr 2006 (CEST) |
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Im engeren, ursprünglichen Sinn bezeichnet das Wort eine im [[Vereinigte Staaten|US-amerikanischen]] Protestantismus entstandene [[Konservatismus|konservativistische]] Strömung, die in einer [[Eschatologie]] wurzelt. |
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* Datum: 10.4.06 |
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== Lizenz == |
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Im weitesten Sinne wird als fundamentalistisch eine religiöse oder weltanschauliche Bewegung bezeichnet, die eine Rückbesinnung auf die Wurzeln einer bestimmten [[Religion]] oder [[Ideologie]] fordert, welche notfalls mit [[Radikalismus|radikalen]] und [[Intoleranz|intoleranten]] Mitteln durchgesetzt werden soll. |
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== Entwicklung und Begriffsverwendungen == |
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In seiner ursprünglichen Bedeutung geht der Begriff '''Fundamentalismus''' auf eine konservative Reformbewegung gegen modernistische Tendenzen innerhalb des US-amerikanischen [[Protestantismus]] zurück. Zwischen 1910 und 1915 verfasste eine Gruppe Geistlicher am [[Princeton Theological Seminary]] und dem [[Westminster Theological Seminary]] eine weit verbreitete Reihe von [[Traktat|Traktaten]] (Auflage drei Millionen) unter dem Titel ''The Fundamentals: A Testimony to the Truth''. Als 1920 ein sympathisierender Journalist, [[Curtis Lee Laws]], die Verfechter der Reformbewegung ''fundamentalists'' nannte, bekam die Bewegung damit einen bleibenden Namen.<ref>Max Deen Larsen: ''Religiöser Fundamentalismus in den USA. Eine historische Perspektive''. In: Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hg.): ''Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung'', StudienVerlag, Innsbruck u.a. 2004, ISBN 3-7065-4071-1. S. 70</ref> |
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Inhaltlich richtete man sich gegen die moderne Theologie, insbesondere gegen die Anwendung der [[Historisch-kritische Methode|historisch-kritischen Methode]] auf die [[Bibelexegese]]. Auch die moderne darwinsche [[Evolutionslehre]] wurde zurückgewiesen, weil sie im Widerspruch zur wörtlich verstandenen [[Schöpfung]]sgeschichte im Alten Testament stand. Federführend für diese Gedanken waren Leiter aus der amerikanischen [[Erweckungsbewegung]] des 19. Jahrhunderts. Höhepunkt war der [[Scopes-Prozess]] 1925 in [[Dayton (Tennessee)]], bei dem es um die Evolutionslehre im Widerspruch zur [[Schöpfungslehre]] ging. |
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Die vier „Fundamente“ der Bewegung waren: |
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*1) die buchstäbliche Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift sowie die unbeirrbare Gewissheit, dass diese keinen Irrtum enthalten könne, |
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*2) die Nichtigkeit der modernen Theologie und Wissenschaft, insofern sie dem Bibelglauben widersprechen, |
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*3) die Überzeugung, wer vom fundamentalistischen Standpunkt abweiche, könne kein wahrer Christ sein, |
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*4) die Überzeugung, dass die moderne Trennung von Kirche und Staat immer dann zugunsten einer religiösen Bestimmung des Politischen aufgehoben werden muss, wenn politische Regelungen mit fundamentalen religiösen Überzeugungen kollidieren. |
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Durch den Absolutheitsanspruch und die emotionale Spannung der sich bedroht fühlenden Fundamentalisten wurde [[Fanatismus]] geweckt, der sich ebenfalls bewusst und ausdrücklich durch [[Intoleranz]] auszeichnet und durch Ablehnung einer Wirklichkeit, die als [[Korruption]] der Glaubenswerte verstanden wird.<ref>vgl. 100 Wörter des Jahrhunderts, Frankfurt 1999, Brockhaus Mannheim 2004</ref> [[Toleranz]] ist, nach Ansicht der Fundamentalisten, nichts anderes als das Akzeptieren von Entwicklungen, die ihren Glauben und Leben gefährdeten, indem sie sie vom tragenden Fundament entfernten. |
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Die transreligiöse Verwendung verdankt der Begriff der islamischen Revolution im Iran 1979. Unter dem Einfluss des [[Ruhollah Chomeini|Ayatollah Khomeini]] (s.u.), der auf Grund seiner wörtlichen Auslegung des Korans Körperstrafen wie Auspeitschen, Handabhacken und Steinigungen wieder einführte, griffen Publizisten auf diesen Begriff zurück, weil sich der protestantische Fundamentalismus ebenfalls auf eine absolute, wörtliche Auslegung ihrer heiligen Schrift bezog. <!--POV OHNE QUELLE Und es ist zu fragen, ob man nicht angesichts des späteren, inflationären Gebrauches zu seiner engeren Ursprungsbedeutung (von Fundamentalisten als 'Textfetischisten') zurückkehren soll.--> Im Bezug auf den Islam erschwert "''Fundamentalismus''" nach Meinung von Kritikern dieses Begriffs eine Differenzierung verschiedener Strömungen und Ursachen.<sup>Quellenangabe fehlt!</sup> Eventuell, weil jede Strömung einen anderen [[Kanon]] an fundamentalen Texten heranzieht, etwa mit oder ohne [[Scharia]]. Siehe [[Islamischer Fundamentalismus]]. |
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Im populären Sprachgebrauch werden unter dem Begriff Fundamentalismus zuweilen unterschiedslos [[Konservatismus|konservative]] religiöse Gruppen, [[gewalt]]tätige Mitglieder einiger [[Volksgruppe]]n mit mehr oder weniger religiöser [[Motivation]], oder [[Terrorist]]en zusammengefasst, was diesen Begriff heute problematisch macht. Während es unbestreitbar unter diesen Gruppentypen Überschneidungen gibt, lassen sie sich nicht prinzipiell gleichsetzen; auch büßt der Begriff an Bedeutung ein, wenn nicht auf die jeweiligen Fundamente Bezug genommen wird. Fundamentalisten charakterisiert man im allgemeinen dadurch, dass sie sich auf bestimmte konkrete Grundlagen (oder das, was sie darunter verstehen) ihrer Religion (oder gelegentlich auch im weiteren Sinne verwendet: ihrer Partei, Ideologie) beziehen und darüber keine Diskussion zulassen, mit dem Begriff sollen [[Intoleranz]], [[Radikalismus]] und auch daraus entstehende Gewaltbereitschaft suggeriert werden, wobei dies durchaus auch dem selbst geäußerten Selbstverständnis der Gruppe entsprechen kann. |
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== Selbstverständnis und Ausrichtungen == |
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Fundamentalismus, der als eine grundsätzliche Gegenbewegung gegen die [[Moderne]] gesehen werden kann ("Fundamentalismus ist misslungene Modernisierung. Er ist ... eine Reaktion auf Modernisierungsprozesse, die mit der Vorstellung verbunden ist, der Komplexität der Moderne müsste man ganz einfache Antworten entgegensetzen.")<ref>Ev. Bischof [[Wolfgang Huber]] im TAGESSPIEGEL, 8. Juli 2007 [http://www.tagesspiegel.de/meinung/Kommentare-Religion;art141,2335118]</ref>, sieht die grundlegenden [[Prinzip]]ien einer Religion durch [[Relativismus]], [[sexuelle Selbstbestimmung]], [[Pluralismus]], [[Historismus]], [[Toleranz]] und das Fehlen von [[Autorität]] gefährdet. Er propagiert die Rückkehr zu traditionellen [[Wert]]en und striktes Festhalten an religiösen [[Dogma|Dogmen]]. Ein Mittel dazu sieht er im politischen Engagement. Typisch für ihn ist, dass er die in westlichen Ländern übliche [[Trennung von Kirche und Staat]] aufgibt, um seine Ziele auch mit politischen Mitteln durchsetzen zu können. |
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Die fundamentalistische [[Weltanschauung]] ist in der Regel durch ein [[Dualismus|dualistisches]] Konzept des [[Niedergang]]s, nach dem die Anhänger des ''Wahren und Guten'' im Kampf gegen die ''Schlechten, das "Böse", anders Denkenden und anders Gläubigen'' begriffen sind, geprägt. Dazu vertreten sie eine Lehre, der zufolge [[Sünde]] weniger das persönliche Fehlverhalten, sondern eine gesellschaftliche Kraft darstellt. Dieser politisch verstandenen Sünde kann in der Konsequenz nur mit der Errichtung einer [[Theokratie]] entgegengewirkt werden. |
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Strittig ist insbesondere die Abgrenzung zu Anhängern konservativer oder [[orthodox]]er Richtungen von Religionen oder [[Ideologie]]n. Diese stehen ebenfalls gegenwärtigen Entwicklungen [[Kritik|kritisch]] oder ablehnend gegenüber, nehmen dabei aber eine eher moderate Haltung ein. Konservative und Orthodoxe wollen auch eher die real existierenden [[Tradition]]en ihrer unmittelbaren Vorfahren fortsetzen, während Fundamentalisten zu einem angenommenen "Urzustand" vergangener Zeiten zurücklenken zu können meinen. |
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Charakteristisch für den Fundamentalismus ist ferner die oft kritiklose Rezeption heiliger Texte bzw. die Ablehnung [[Kritik|kritischer]], [[wissenschaft]]licher Auseinandersetzung mit religiösen Texten (siehe [[Verbalinspiration]]). |
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Typisch ist auch die "Annahme einer in baldiger Zukunft bevorstehenden Weltwende", etwa durch die - buchstäblich vorgestellte - [[Wiederkunft Christi]] (christlich), die Ankunft des 12. Imam (schiitisch), die [[Apokalypse|apokalyptische Endschlacht]] zwischen Gut und Böse oder den Beginn des [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gerichts]]. |
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[[Religionssoziologie|Religionssoziologisch]] bilden die Fundamentalisten oft kleinere Gruppen innerhalb großer Religionen, die sich von der Mehrheit absetzt, weil diese die grundlegenden Prinzipien der Religion verraten habe. Versteht man Fundamentalismus als eine Bewegung zurück zu den Quellen der Religion, so waren die [[Reformator]]en in vergröberter Sicht ebenfalls eine Art Fundamentalisten. |
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Islamwissenschaftler wie zum Beispiel [[Oliver Roy]] (u.a. in seinem Buch "Der islamische Weg nach Westen - Globalisierung|Entwurzelung|Radikalisierung", dt. Ausg. Pantheon 2006) unterschieden im Islamismus unter anderem einen militanten [[Islamismus]] (oder [[Islamistischer Terrorismus|islamistischen Terrorismus]]) und einen [[Neofundamentalismus]]. |
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Solche Gruppen können [[Theologie|theologisch]] Fundamentalisten sein, aber sie kommen ebenso unter [[Neue religiöse Bewegung|neuen religiösen Bewegungen]] vor. (Siehe auch: [[Totalitarismus]]) |
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Terroristische Gruppen üben [[Gewalt]] undifferenziert gegen Unbeteiligte aus, um ihre, gewöhnlich [[Politik|politischen]], Ziele zu erreichen. Die Motivation kann ganz oder teilweise aus einer religiösen oder ideologischen Überzeugung stammen; diese ist aber nicht notwendigerweise fundamentalistisch. |
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== Religiöse Ausprägungen == |
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* [[Christlicher Fundamentalismus]] |
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Der [[Christlicher Fundamentalismus|christliche Fundamentalismus]] ist als Begriff vor allem als ein Teil der evangelischen [[Erweckungsbewegung]] in den USA zu sehen, die besonders am Ende des 19. Jahrhunderts stark war, einer Zeit des [[Millenarismus]]. Gegen die moderne Bibelkritik auf den Kanzeln der protestantischen Hauptkonfessionen in den USA wuchs zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschiedener Widerstand, der zunächst unorganisiert war. In Deutschland war dafür vor dem Aufkommen des Begriffs ''Fundamentalismus'' der Ausdruck [[Repristinationstheologie]] üblich. |
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Eine lose Schriftenreihe "The Fundamentals - A Testimony to the Truth" erschien daraufhin von 1910 bis 1915 in einer Auflage von je 175.000-300.000, welche verschiedene wertkonservative christliche Gedanken umfasste und eher ökumenisch und nicht separatistisch gedacht war. Finanziert wurden die Traktate von den kalifornischen Ölmagnaten Lyman und Milton Stewart. |
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Als Erfinder des Begriffes "Fundamentalismus" gilt Curtis Lee Laws (1858-1946) in der Zeitschrift "Watchman Examiner" in der Ausgabe vom 1. Juli 1920. Mit Fundamentalisten bezeichnete Laws eine Gruppe innerhalb der Northern Baptists, die an der Irrtumslosigkeit der Bibel festhielt. |
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1919 wurde eine "World's Christian Fundamentals Association" WCFA gegründet, die jedoch unbedeutend blieb. |
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Als Klassik des christlichen Fundamentalismus in den USA kann man die ökumenisch-pazifistische Grundausrichtung von 1910-1918 ansehen. |
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Durch die russische Revolution, die beiden Weltkriege und die Angst vor dem [[Kommunismus]] (Kalter Krieg) wurde die amerikanische Gesellschaft stark verändert. Diese Angstkultur war der Nährboden für die spätere fundamentalistische kirchliche Splitterbewegung in den USA, die vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg lauter wurde und einen rigorosen konfessionellen Separatismus umzusetzen begann, als innerkirchliches Pendant zum Kalten Krieg auch als Separatismus innerhalb der protestantischen [[Erweckungsbewegung]]. Die Erweckungsbewegung als Ganzes und insbesondere der [[Evangelikalismus]] setzte sich zwar auch von vielen theologisch-bibelkritischen Strömungen ab, verzichtete aber meist auf die beissende Polemik und die als unbiblisch empfundene Rechthaberei. |
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Viele fundamentalistische Gruppen sehen ihrerseits den Evangelikalismus als zu verweltlicht und zu ökumenisch an. In Fragen von Ökonomie und Politik besteht beim christlichen Fundamentalismus eine starke Affinität zu ultraliberalen oder rechtsradikalen Auffassungen. So wird die [[Todesstrafe]] meist von ihnen befürwortet, im Unterschied zu den Evangelikalen, die hier gespalten sind und ein sehr breites politisches Spektrum aufweisen. Viele Evangelikale empfinden nämlich das Aufrechterhalten der Todesstrafe als theologisch unhaltbar, da man nicht für sich selbst die Gnade Christi beanspruchen und gleichzeitig anderen gegenüber ungnädig sein kann. ([[Lukasevangelium]] 6,37: "Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.") |
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Hinter dem Fundamentalismus und Evangelikalismus verstecken sich unterschiedliche soziale Hintergründe. Die Fundamentalisten sind oft die Landmenschen aus dem Mittleren Westen, die Evangelikalen oft die Stadtmenschen aus Kalifornien und den Neu-England-Staaten. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Komplexität der sozialen Hintergründe der unterschiedlichen Richtungen in der protestantischen Erweckungsbewegung extrem groß ist und die Kategorisierungen daher nur kommunikatorische Hilfsgrößen sein können und nicht Tatsachen. |
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In der evangelischen Welt außerhalb der USA gibt es nur wenige Entsprechungen zur fundamentalistischen Bewegung. Sie ist ein typisch US-amerikanisches Phänomen, welches durch die typische kommunikatorische Radikalität entstanden ist, welche durch die Größe der US-Gesellschaft (heute ca. 300 Mio. Einwohner) vorgegeben ist und in allen Lebensbereichen wahrzunehmen ist. |
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Filialen der US-amerikanischen Missionsgesellschaften fundamentalistischer Prägung wurden in Europa durch den pietistisch geprägten Evangelikalismus gezähmt und kulturspezifisch umgeformt. Die fundamentalistische Mission ist weltweit mehr oder weniger erfolglos geblieben. In Südamerika ist die charismatisch-pfingstlerische Bewegung sehr erfolgreich. |
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Bei der Berichterstattung über die evangelische Erweckungsbewegung wird in der allgemeinen Presse der Begriff Fundamentalismus auch als Oberbegriff für die ganze Bewegung verwendet, was religionshistorisch und -soziologisch jedoch nicht haltbar ist. |
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In der Außenwahrnehmung wird es in jüngerer Zeit oft als christlicher Fundamentalismus bezeichnet, wie evangelisch-konservative Christen in den USA ihre Glaubensidentität stark mit der amerikanischen Kultur- und Nationalidentität überlagern, und damit eine Art von Antipathie ernten, welche man in Europa der Kategorie "Unheimliche Patrioten" (im Sinne eines übersteigerten Nationalismus) entgegenzubringen pflegt. In der europäischen Presse wird diese Antipathie oft am Thema [[Kreationismus]] kondensiert. Grund hierfür ist auch der medien-ökonomische Sachzwang, mit möglichst wenig Aufwand bei der Leserschaft möglichst viel emotionales Engagement hervorzurufen. Auch der so genannte [[Christlicher Zionismus|christliche Zionismus]] wird heute meist als fundamentalistisch wahrgenommen. |
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Auch andere Christen können, einzeln oder in nicht ausdrücklich fundamentalistischen Gruppen, Intoleranz zeigen; die überzeugten Anhänger der christlichen Konfessionen können durchaus sich auf die Schriften z.B. des [[Papst]]es, [[Luther]]s oder [[John Wesley]]s beziehen und gegen andere Christen argumentieren, die sie für korrupt halten im Sinne eines Nichtbefolgens der [[Bibel]]. Dies ist, besonders wenn die gepredigten Werte [[Bigotterie|nicht selbst befolgt]] werden, unter anderem in den [[Satire]]n der [[Aufklärung (Literatur)|Aufklärung]] thematisiert<!--, etwa von [[Oliver Goldsmith]], [[Henry Fielding]], und danach auch [[Sartre]] und [[Nietzsche#Kritik der Moral]] NUR WENN QUELLEN NÖTIG SIND- |
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* [[Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage|Mormonischer Fundamentalismus]] |
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* [[Islamischer Fundamentalismus]] |
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''Hauptartikel'': [[Islamischer Fundamentalismus]]. |
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Der islamische Fundamentalismus, oft auch als Islamismus bezeichnet, versteht sich als ein kritischer Moment am vermeintlichen Niedergang des Islam in der islamischen Welt und der [[Diaspora]]. |
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Sowohl im Glaubenssystem als auch in den Handlungsanweisungen stellt er Abweichung von den wörtlich verstandenen Texten aus [[Koran]] und [[Hadith]] fest, u. macht sie als ideen- und [[Sozialkritik|sozialkritische]] Bewegung für Unmoral, [[Korruption]] und andere politische Übel der islamischen Länder sowie ihre "Verwestlichung" verantwortlich. [[Sayyid Qutb]] ([[1906]] - [[1966]]), Mitglied und Vordenker der [[Muslimbruderschaft]], propagierte einen islamischen Staat als Garant [[Soziale Gerechtigkeit|sozialer Gerechtigkeit]]. Hierbei unterscheiden sich Fundamentalisten von "Konservativen" in der Verwerfung der historischen, bis an die Gegenwart gewachsenen islamischen Traditionen als "degeneriert". |
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Der islamische Fundamentalismus ist eine [[Reaktion]] auf den Identitätsverlust, den viele arabische Länder durch die [[Kolonialismus|Kolonisierung]] erlebten, und auf eine durch den Westen dominierte [[Globalisierung]], die westliche Werte wie [[Individualismus]] oder [[Säkularismus]] absolut setze und traditionelle orientalische Werte, wie Gemeinschaftssinn und Familie, verdrängen wolle. |
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Im Islam bildeten sich fundamentalistische Bewegungen im engeren Sinne in den [[1930er]] Jahren, gleichwohl hatte es in der Geschichte des Islam immer wieder radikale religiöse Bewegungen gegeben, so beispielsweise die [[Wahhabiten]] im [[18. Jahrhundert]], die später den heutigen Staat [[Saudi-Arabien]] prägten. Ein wichtiger "geistiger Ahne" ist der [[Damaskus|Damaszener]] Rechtsgelehrte [[Ibn Taimiya]] (1263-1328). Bis heute maßgeblich ist zum einen die [[1928]] vom Lehrer [[Hasan al-Banna]] (1906-1949) in [[Ägypten]] gegründete [[Muslimbruderschaft]] (''Al-Ikhwan al-muslimun''). Der zweite wichtige Vordenker ist der in Indien und (ab 1947) in Pakistan wirkende [[Abû l-A’lâ al-Maudûdî]] (1903-1979) mit seiner 1941 gegründeten Kaderpartei [[Jama'at-e islami]]. In Iran entstand eine von der schiitischen [[Imam]]atslehre geprägte Sonderform des islamischen Fundamentalismus. Unter der Führung des [[Ajatollah|Ayatollah]] [[Khomeini|Ruhollah Musawi Khomeini]] (1906-1989) errang sie in der islamischen Revolution 1979 nach dem Sturz des Schahs die Macht. |
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Die islamischen Fundamentalisten opponieren dem [[Säkularismus|säkularen]] [[Staat]]smodell und fordern die Einführung des [[Schari'a|islamischen Rechts]], da in ihrem Verständnis die Einheit von Religion, Gesellschaft, Familie, und Staat integral zum Islam gehört. Die Parallelen ihres Staatsmodells zu [[Totalitär|totalitären Systemen]] säkularer Prägung sind offensichtlich. [[Verschwörungstheorie]]n sind ein zentrales Element der islamisch-fundamentalistischen [[Ideologie]]. |
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Besonderen Zustrom findet der islamische Fundamentalismus durch die soziale Situation: wegen der [[Landflucht]] gibt es in den Slums der Riesenstädte von [[Kairo]] und [[Ghaza-Stadt]], [[Jakarta]] und [[Islamabad]] entwurzelte Massen, die beim [[Islamismus]] nicht nur einen geistigen Halt sondern auch soziale Hilfe finden. [[Islamistisch Organisation|Islamistische Organisationen]] predigen nicht nur in den [[Moschee]]n, sie führen auch [[Spital|Spitäler]] und [[Schule]]n, die den [[Armut|Ärmsten]] offen stehen - ein wichtiger Faktor in Ländern mit hoher [[Analphabetismus|Analphabetenrate]]. Die Stärke des islamischen Fundamentalismus in [[Saudi-Arabien]] und den wohlhabenden [[Golfstaaten]] zeigt jedoch, dass die Entstehung des islamischen Fundamentalismus nicht einseitig durch sozio-ökonomische Faktoren erklärt werden kann. |
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Fundamentalistische Gruppen des Islams werden nicht durch eine [[Hierarchie|hierarchische]] Organisation zusammengehalten, sondern sie treten quer durch die islamische Welt in einzelnen, hierarchisch strukturierten Gruppen auf. Viele davon erhalten [[Finanzen|finanzielle]] Unterstützung vom Staat [[Saudi-Arabien]] beziehungsweise [[Iran]]. |
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In [[Deutschland]] wird im aktuellen [[Verfassungsschutzbericht]] berichtet, dass es derzeit 24 aktive islamistische Organisationen im Bundesgebiet gibt. Sie hatten im Jahr 2003 nach Schätzungen der Behörden insgesamt 30 950 Mitglieder. Davon sind 27 300 türkischer und 3300 arabischer Herkunft. Insgesamt entspricht dies nur einem Prozent der über drei Millionen hier lebenden Muslime. Deutschland gilt vor allem als "Ruheraum" für potenzielle islamische Terroristen. |
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Die wichtigsten islamistischen Gruppierungen in Deutschland im Überblick: |
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* Die türkische "Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V." (IGMG) ist mit rund 26 500 Mitgliedern die größte islamistische Organisation in Deutschland. Der 1985 in Köln gegründete Verein steht islamistischen Parteien in der Türkei nahe, z.B. der "Partei der Glückseligkeit" (SP). Bundesweit unterhält die Vereinigung mehr als 300 Einrichtungen. Sie fördert laut [[Verfassungsschutz]] "die Entstehung und Ausbreitung islamistischer Milieus in Deutschland". |
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* Extrem gewaltbereit sind die 200 Mitglieder der Islamisten-Partei "Hisb el Tahrir el Islami" (Partei der islamischen Befreiung). Die straff organisierte Gruppe strebt eine Vereinigung aller Moslems in einem Gottesstaat an. Hauptfeind ist Israel. 2003 wurde die Organisation in Deutschland verboten. |
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* Die 800 Mitglieder starke libanesische "Hisbollah" und die 300 Anhänger der palästinensischen "Islamische Widerstandsbewegung" (Hamas) sind gewaltbereit und unterstützen von Deutschland aus den Terror im Libanon und in Palästina. |
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* Die rund 800 Anhänger des Ende 2001 verbotenen "Kalifatstaats" von Metin Kaplan bekämpfen die freiheitlich demokratische Grundordnung und streben die weltweite Herrschaft des Islam an. |
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Der Anteil der vor religiös motivierter Gewalt besorgter Deutscher lag in einer Umfrage 2006 bei 40 %.<ref>http://derstandard.at/?url=/?id=2508165</ref> |
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* [[Jüdischer Fundamentalismus]] |
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Auch im [[Judentum]] ist zwischen liberalen, konservativen, orthodoxen und fundamentalistischen Richtungen zu unterscheiden (letztere werden oft auch als [[ultra-orthodox]] bezeichnet), die das gesamte [[Spektrum]] von engerer oder weiterer Auslegung des [[Gesetz (Theologie)|Religionsgesetzes]], des so genannten "Zauns um die Tora" abdecken. |
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In der Beziehung zum Staat [[Israel]] gibt es unter den ultra-orthodoxen [[Juden]] zwei [[diametral]] entgegengesetzte Sichtweisen: |
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* Gewisse [[Chassidismus|chassidische]] Strömungen lehnen den [[Zionismus]] als [[Ketzerei]] ab und nehmen eine militant feindselige Haltung zum Staat [[Israel]] und zu allen sich mit Israel identifizierenden Juden ein, da die Existenz Israels die Ankunft des [[Messias]] verhindere. Auch die [[Ivrith|Neuhebräische Sprache]] lehnen sie strikt ab und sprechen stattdessen weiter [[Jiddisch]]. |
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* Der religiöse [[Zionismus]] hingegen, mit dem geistigen Vater [[Abraham Isaak Kook]] (1865-1935), sieht im Staat Israel den Anbruch der messianischen Zeit und interpretiert Ereignisse wie den [[Sechs-Tage-Krieg]] als Zeichen der Bestätigung. Politisch bedeutsam ist der von jüdischen Fundamentalisten, beispielsweise der Bewegung [[Gush Emunim]] (Block der Gläubigen), vertretene göttliche Anspruch der Juden auf ''Eretz Israel'', das heilige Land. Territoriale Zugeständnisse werten sie als Sakrileg, was [[1995]] zur Ermordung [[Jitzhak Rabin]]s führte. |
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* [[Hinduistischer Fundamentalismus]] |
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Das grundlegende gemeinschaftsbildende Element des hinduistischen Fundamentalismus ist der Glaube an die Einzigartigkeit der indischen Erde. |
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[[Indien]], [[Pakistan]], [[Bangladesch]], [[Nepal]], [[Sri Lanka]], [[Bhutan]] und große Teile [[Burma]]s, werden als "heiliges Land" mit hervorgehobener Bedeutung für die Weltgeschichte betrachtet. Dieser geographische Raum ist im eigentlichen als Beginn der menschlichen Schöpfung anzusehen. Die Götterwelt hat daher in Indien ihr zu Hause. |
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Hinduistischer Fundamentalismus sieht das Leben „als integriertes Ganzes”. Indien und die Welt befänden sich im Zuge der Moderne in einem Zustand des Chaos und der Richtungslosigkeit. Dies mache die Rückbesinnung auf die eigene Kultur notwendig, die durch das religiöse Konzept des ‚[[Dharma]]‘ gestützt würde. Dieses Dharma war als außerweltliche, auch göttliche Ordnung, die der einzelne Mensch nicht beeinflussen könne und die das Handeln des Menschen von ihr abhängig mache, zu verstehen. Der Hinduismus hat durch dieses ordnende Prinzip des Dharmas auch eine für die gesamte Erde zukunftsweisende Bedeutung. Ein Hindu ist ein 'vertrauensvoller, den Traditionen verpflichteter, recht handelnder Mensch’. |
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Zu den Verhaltensregeln eines Hindus zählen die vom [[Vishwa Hindu Parishad]] vorgeschriebene und sanktionierte Teilnahme an gewissen Feiern und Zeremonien. Unabdingbar ist das Engagement, für den Bau eines Tempels an der angeblichen Geburtsstätte von Gott Rama in [[Ayodhya]] am Ort der am 6. Dezember 1992 von Freiwilligen des VHP zerstörten [[Babri-Moschee]] zu wirken. |
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Der hinduistische Fundamentalismus wirkt organisatorisch mit der politischen Partei [[Bharatiya Janata Party]] (BJP) und der ideologischen Kader- und Freiwilligenorganisation [[Rashtriya Swayamsevak Sangh]] (RSS) zusammen. Die [[nationalistisch]]e Bharatiya-Janata-Partei oder die militante [[Vishwa Hindu Parishad]] sind Beispiele für Fundamentalismus im [[Hinduismus]]. Der Hindu-Fundamentalismus versucht vor allem alle vermeintlichen ehemaligen hinduistischen Inder (Muslime, Christen, Sikhs) wieder zum Hinduismus "zurückzubekehren", Hindi zur alleinigen Sprache all jener Hindus zu machen, die eine dem Hindi verwandte Sprache sprechen (beispielsweise [[Nepali]], [[Pandschabi]]) und ein Groß-Indien, vor allem unter Einschluss ganz [[Kaschmir]]s aber auch Teilen anderer angrenzender Länder, zu schaffen. Außerdem tritt der Hindu-Fundamentalismus dafür ein, die [[Indien|Republik Indien]] von einem [[Laizismus|laizistischen]] Staat zu einem Staat mit hinduistischer [[Staatsreligion]] zu machen. |
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<!-- * [[Buddhistischer Fundamentalismus]] Der Artikel wurde nach Löschdiskussion vom 1. Juni 2007 gelöscht. --> |
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Durch die starke Tendenz zur Zersplitterung unter den buddhistischen Denkrichtungen, ist es schwierig, eine offizielle "Lehrmeinung", auf die Fundamentalisten harren könnten, festzustellen. Am ehesten sind Fundamentalisten jedoch unter westlichen [[Konvertit]]en zu finden. Als einheimische Fundamentalisten bezeichnen kann man gewisse Teile der japanischen [[Nichiren]]-Schule, beispielsweise die [[Nichiren Shoshu]] und die [[Soka Gakkai|Soka-Gakkai]]-Bewegung. Auch der mittelalterliche Schulgründer Nichiren selbst kann mit gewisser Berechtigung als Fundamentalist bezeichnet werden. |
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Gemäß [[Robert Lifton]]s Definition des "fundamentalistischen Selbst" zeigt eine Studie von David N. Kay, dass die [[Neue Kadampa Tradition]] wegen ihrer gleichförmigen organisatorischen Struktur, ihrem Versuch, einen uniformen Glauben und eine einheitliche Praxis innerhalb der Organisation zu schaffen und die Betonung nur einer einzigen Tradition, verbunden mit einer kritischen Einstellung gegenüber anderen Traditionen, in Lifton’s Kategorie von "Fundamentalismus" passt.<ref>Tibetan and Zen Buddhism in Britain: Transplantation, Development and Adaptation by David N. Kay, London and New York, ISBN 0-415-29765-6, S. 111-113, speziell S.110</ref> In der Studie wird zudem aufgezeigt, wie der Kampf um die Kontrolle des Instituts und die Unterdrückung der Erinnerung an die Konflikte im Institut zur späteren "fundamentalistischen" Identität der [[NKT]] beitrugen.<ref>Inken Prohl, FU Berlin in einer Buchbesprechung zu David N: Kays Studie, [http://www.globalbuddhism.org/7/prohl06.htm]</ref> |
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Im Himalaya-Königreich [[Bhutan]] ist der Mahayana-Buddhismus Staatsreligion. Andere Religionen finden keine offizielle Anerkennung und werden, sofern ihre Praxis öffentlich bekannt wird, verfolgt. Muslimen, Christen und anderen Andersgläubigen ist es z.B. nicht gestattet, in der Öffentlichkeit zu beten oder zu feiern. Religiöse Versammlungen in nicht-buddhistischen Häusern, an denen mehrere Familien beteiligt sind, sind verboten. Die Einfuhr von gedrucktem religiösen Material ist eingeschränkt. Auch Festnahmen dienen der Polizei als Druckmittel gegenüber Andersgläubigen. Neben dem behördlichen Druck gibt es auch Druck von Seiten buddhistischer Geistlicher und gewaltsame Übergriffe auf Andersgläubige. Die Gesellschaft übt somit einen starken Druck aus, buddhistischen Normen zu entsprechen. |
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== Politische Ausprägung == |
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Die Verwendung des Begriffes auf die Politik ist recht jung (1990er Jahre), und seine Verwendung noch problematischer als in Bezug auf Religion. Die Politik von [[McCarthy]], oder von [[Diktator]]en entspricht in vielerlei Hinsicht der Definition von Fundamentalismus, fußt aber nicht auf einem bereits überlieferten Fundament, außer der jeweiligen Heiligen Schrift. |
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In der Politik wird Fundamentalismus allerdings als Problem diskutiert: Im späten [[20. Jahrhundert]] erlangten einige fundamentalistische Bewegungen vor allem wegen ihrer Verbindung mit [[Gewalt]] und [[Terrorismus]] weltweite Aufmerksamkeit. Der sich gewaltsam äußernde Fundamentalismus wird deshalb von einigen als eines der größten weltpolitischen Probleme des [[21. Jahrhundert]]s gesehen (siehe auch Huntingtons Theorie vom [[Kampf der Kulturen]]). Gewalttätige politische fundamentalistische Gruppen sind beispielsweise die deutsche [[Rote Armee Fraktion|RAF]], der griechische [[17. November (Untergrundorganisation)|17. November]], [[Al-Qaida]], die [[Libanon|libanesische]] [[Hisbollah]] (''Hizb Allah'' "Partei Allahs"), der [[peru]]anische [[Sendero Luminoso]] ("Leuchtender Pfad") und die US-amerikanischen [[Ku Klux Klan]] und [[Jewish Defense League]]. Auch der Begriff [[Marktfundamentalismus]] ist bei Kritikern des [[Neoliberalismus]] gebräuchlich. |
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== Literatur (chronologisch) == |
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*Thomas Meyer: ''Fundamentalismus: Aufstand gegen die Moderne.'' Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-499-12414-9 |
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*Martin Riesebrodt: ''Fundamentalismus als patriarchalische Protestbewegung: amerikanische Protestanten (1910-28) und iranische Schiiten (1961-79) im Vergleich''. Tübingen 1990, ISBN 3-16-145669-6 |
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* Stephan H. Pfürtner: Fundamentalismus - Die Flucht ins Radikale. Herder, Freiburg 1991, ISBN 345104031X |
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*Hubertus Mynarek: ''Denkverbot - Fundamentalismus in Christentum und Islam''. 1992, ISBN 3-926901-45-4 |
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* Kevin Phillips: ''American Theocracy. The Peril and Politics of Radical Religion, Oil, and Borrowed Money in the 21st Century.'' Viking Books, März 2006. - ISBN 0-67003-486-X (''Rezension:'' [http://www.nytimes.com/2006/03/19/books/review/19brink.html?_r=1&incamp=article_popular&oref=slogin]''; auch als Audiobuch erhältlich'') |
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*Martin E. Marty, R. Scott Appleby (Hg.): ''Fundamentalisms observed''. (The Fundamentalism project; v. 1). University of Chicago Press, Chicago u.a. 1994, XVI, ISBN 0-226-50878-1 |
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* Andreas Becke: ''Fundamentalismus in Indien? Säkularismus und Kommunalismus am Beispiel von Ayodhya'', in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, 78. Jahrgang, 1994, Heft 1, S. 3-24, ISSN 0044-3123 |
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*Martin E. Marty, R. Scott Appleby (Hg.): ''Fundamentalisms and the State. Remaking Polities, Militance, and Economies''. (The Fundamentalism project; v. 3). University of Chicago Press, Chicago u.a. 1996, IX, ISBN 0-226-50884-6 |
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* Schnabel, Eckhard J. "Sind Evangelikale Fundamentalisten?" Wuppertal; Zürich: Brockhaus, 1996. (ISBN 3-417-29067-8) |
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*Hubert Schleichert: ''Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren.'' München 1997, ISBN 3406419895 |
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* Holthaus, Stephan, ''Fundamentalismus in Deutschland: Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts'', 2. Aufl. Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2003. (ISBN 3-932829-85-9) |
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* R. A. Torrey, A. C. Dixon (Hg.): ''The Fundamentals: A Testimony to the truth''. Baker Books, Grand Rapids 2003 (ISBN 0-80108-750-3) |
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*Manfred Brocker: ''Protest - Anpassung - Etablierung. Die Christliche Rechte im politischen System der USA.'' Frankfurt a. M./New York: Campus 2004, ISBN 3-593-37600-8 |
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*Karen Armstrong: ''Im Kampf für Gott. Fundamentalismus in Christentum, Judentum und Islam''. Siedler Verlag, München 2004. |
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*Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hg.): ''Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung''. StudienVerlag, Innsbruck u.a. 2004, ISBN 3-7065-4071-1 |
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*Raúl Páramo-Ortega: ''Fundamentalisten sind immer die Anderen. Freud im Zeitalter des Fundamentalismus.'' 2005. http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2005/560/ |
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*Martin Urban: ''Warum der Mensch glaubt. Von der Suche nach dem Sinn'', Rankfurt 2005. |
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*''Der Fundamentalist'', in: Mitternachtsruf, Mai 2006, S. 11-15 ([http://www.mnr.ch/files/zeitschrift/DE/MNR%202006-05.pdf PDF]) |
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*''Gottes Wort und Teufels Einfluß'', in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.12.2006, S. 63 |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary|Fundamentalismus}} |
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* [[Gret Haller]], [http://www.fr-aktuell.de/fr_home/startseite/?sid=4feeeb7ef80e4b38038cd75018ad2e7f&cnt=833307 Wider das Freund-Feind-Denken] ("[[Frankfurter Rundschau]]", 25. März 2006 - ''vgl.'' [http://www.latimes.com/news/opinion/commentary/la-oe-albright24mar24,0,5251258.story?coll=la-home-headlines], [http://www.fr-aktuell.de/fr_home/startseite/?cnt=833311]) |
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* Interview mit [[Slavoj Žižek]]: [http://www.eurozine.com/articles/2002-03-15-zizek-de.html Der Krieg und das fehlende ontologische Zentrum der Politik] (Eurozine, Oktober 2001 - ''Žižek sieht die Spannung zwischen fundamentalistischer Gewalt und Toleranz innerhalb der Zivilisationen und nicht zwischen ihnen entstehen und gibt einige Beispiele dafür'') |
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*[http://www.nzz.ch/2005/08/28/il/articleD39BI.html Der schleichende Fundamentalismus in den Landeskirchen] von [[Walter J. Hollenweger]] in der [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]] |
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*[http://them.polylog.org/5/ack-de.htm Hinduismus: Auf dem Weg vom Universalismus zum Fundamentalismus?] von Katharina Ceming |
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*[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21126/1.html Sind religiöse Gesellschaften "besser"?] |
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*[http://bfgb.de/vortraege/fundamentalismus_heute.htm Fundamentalismus und religiöser Fanatismus in der Welt von heute - Bund für Geistesfreiheit und Humanistisches Bildungswerk Bayern] |
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*[http://www.theologie-systematisch.de/religion/12fundamentalismus.htm Aktuelle Literatur zum religiösen Fundamentalismus] |
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*[http://www.fundamentalismusdebatte.de Diskussion – Kirche versus christlicher Fundamentalismus] ''Argumentationen beider Ausrichtungen'' |
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== Fußnoten == |
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Version vom 14. November 2007, 16:55 Uhr
Fundamentalismus ist allgemein gesehen eine Überzeugung, die sich zu ihrer Rechtfertigung auf eine Grundlage beruft, die auf einer Letztbegründung beruhe und absolut wahr sei. Nicht nur Religionen, sondern auch Philosophien, Weltanschauungen oder politische Theorien vertreten so nicht selten den Anspruch auf den Besitz der absoluten Wahrheit, was praktisch einhergeht mit einer Aufspaltung der Mitmenschen in Rechtgläubige und Ungläubige bzw. im Konfliktfall in Freund und Feind (Manichäismus).
Im engeren, ursprünglichen Sinn bezeichnet das Wort eine im US-amerikanischen Protestantismus entstandene konservativistische Strömung, die in einer Eschatologie wurzelt.
Im weitesten Sinne wird als fundamentalistisch eine religiöse oder weltanschauliche Bewegung bezeichnet, die eine Rückbesinnung auf die Wurzeln einer bestimmten Religion oder Ideologie fordert, welche notfalls mit radikalen und intoleranten Mitteln durchgesetzt werden soll.
Entwicklung und Begriffsverwendungen
In seiner ursprünglichen Bedeutung geht der Begriff Fundamentalismus auf eine konservative Reformbewegung gegen modernistische Tendenzen innerhalb des US-amerikanischen Protestantismus zurück. Zwischen 1910 und 1915 verfasste eine Gruppe Geistlicher am Princeton Theological Seminary und dem Westminster Theological Seminary eine weit verbreitete Reihe von Traktaten (Auflage drei Millionen) unter dem Titel The Fundamentals: A Testimony to the Truth. Als 1920 ein sympathisierender Journalist, Curtis Lee Laws, die Verfechter der Reformbewegung fundamentalists nannte, bekam die Bewegung damit einen bleibenden Namen.[1]
Inhaltlich richtete man sich gegen die moderne Theologie, insbesondere gegen die Anwendung der historisch-kritischen Methode auf die Bibelexegese. Auch die moderne darwinsche Evolutionslehre wurde zurückgewiesen, weil sie im Widerspruch zur wörtlich verstandenen Schöpfungsgeschichte im Alten Testament stand. Federführend für diese Gedanken waren Leiter aus der amerikanischen Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Höhepunkt war der Scopes-Prozess 1925 in Dayton (Tennessee), bei dem es um die Evolutionslehre im Widerspruch zur Schöpfungslehre ging.
Die vier „Fundamente“ der Bewegung waren:
- 1) die buchstäbliche Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift sowie die unbeirrbare Gewissheit, dass diese keinen Irrtum enthalten könne,
- 2) die Nichtigkeit der modernen Theologie und Wissenschaft, insofern sie dem Bibelglauben widersprechen,
- 3) die Überzeugung, wer vom fundamentalistischen Standpunkt abweiche, könne kein wahrer Christ sein,
- 4) die Überzeugung, dass die moderne Trennung von Kirche und Staat immer dann zugunsten einer religiösen Bestimmung des Politischen aufgehoben werden muss, wenn politische Regelungen mit fundamentalen religiösen Überzeugungen kollidieren.
Durch den Absolutheitsanspruch und die emotionale Spannung der sich bedroht fühlenden Fundamentalisten wurde Fanatismus geweckt, der sich ebenfalls bewusst und ausdrücklich durch Intoleranz auszeichnet und durch Ablehnung einer Wirklichkeit, die als Korruption der Glaubenswerte verstanden wird.[2] Toleranz ist, nach Ansicht der Fundamentalisten, nichts anderes als das Akzeptieren von Entwicklungen, die ihren Glauben und Leben gefährdeten, indem sie sie vom tragenden Fundament entfernten.
Die transreligiöse Verwendung verdankt der Begriff der islamischen Revolution im Iran 1979. Unter dem Einfluss des Ayatollah Khomeini (s.u.), der auf Grund seiner wörtlichen Auslegung des Korans Körperstrafen wie Auspeitschen, Handabhacken und Steinigungen wieder einführte, griffen Publizisten auf diesen Begriff zurück, weil sich der protestantische Fundamentalismus ebenfalls auf eine absolute, wörtliche Auslegung ihrer heiligen Schrift bezog. Im Bezug auf den Islam erschwert "Fundamentalismus" nach Meinung von Kritikern dieses Begriffs eine Differenzierung verschiedener Strömungen und Ursachen.Quellenangabe fehlt! Eventuell, weil jede Strömung einen anderen Kanon an fundamentalen Texten heranzieht, etwa mit oder ohne Scharia. Siehe Islamischer Fundamentalismus.
Im populären Sprachgebrauch werden unter dem Begriff Fundamentalismus zuweilen unterschiedslos konservative religiöse Gruppen, gewalttätige Mitglieder einiger Volksgruppen mit mehr oder weniger religiöser Motivation, oder Terroristen zusammengefasst, was diesen Begriff heute problematisch macht. Während es unbestreitbar unter diesen Gruppentypen Überschneidungen gibt, lassen sie sich nicht prinzipiell gleichsetzen; auch büßt der Begriff an Bedeutung ein, wenn nicht auf die jeweiligen Fundamente Bezug genommen wird. Fundamentalisten charakterisiert man im allgemeinen dadurch, dass sie sich auf bestimmte konkrete Grundlagen (oder das, was sie darunter verstehen) ihrer Religion (oder gelegentlich auch im weiteren Sinne verwendet: ihrer Partei, Ideologie) beziehen und darüber keine Diskussion zulassen, mit dem Begriff sollen Intoleranz, Radikalismus und auch daraus entstehende Gewaltbereitschaft suggeriert werden, wobei dies durchaus auch dem selbst geäußerten Selbstverständnis der Gruppe entsprechen kann.
Selbstverständnis und Ausrichtungen
Fundamentalismus, der als eine grundsätzliche Gegenbewegung gegen die Moderne gesehen werden kann ("Fundamentalismus ist misslungene Modernisierung. Er ist ... eine Reaktion auf Modernisierungsprozesse, die mit der Vorstellung verbunden ist, der Komplexität der Moderne müsste man ganz einfache Antworten entgegensetzen.")[3], sieht die grundlegenden Prinzipien einer Religion durch Relativismus, sexuelle Selbstbestimmung, Pluralismus, Historismus, Toleranz und das Fehlen von Autorität gefährdet. Er propagiert die Rückkehr zu traditionellen Werten und striktes Festhalten an religiösen Dogmen. Ein Mittel dazu sieht er im politischen Engagement. Typisch für ihn ist, dass er die in westlichen Ländern übliche Trennung von Kirche und Staat aufgibt, um seine Ziele auch mit politischen Mitteln durchsetzen zu können.
Die fundamentalistische Weltanschauung ist in der Regel durch ein dualistisches Konzept des Niedergangs, nach dem die Anhänger des Wahren und Guten im Kampf gegen die Schlechten, das "Böse", anders Denkenden und anders Gläubigen begriffen sind, geprägt. Dazu vertreten sie eine Lehre, der zufolge Sünde weniger das persönliche Fehlverhalten, sondern eine gesellschaftliche Kraft darstellt. Dieser politisch verstandenen Sünde kann in der Konsequenz nur mit der Errichtung einer Theokratie entgegengewirkt werden.
Strittig ist insbesondere die Abgrenzung zu Anhängern konservativer oder orthodoxer Richtungen von Religionen oder Ideologien. Diese stehen ebenfalls gegenwärtigen Entwicklungen kritisch oder ablehnend gegenüber, nehmen dabei aber eine eher moderate Haltung ein. Konservative und Orthodoxe wollen auch eher die real existierenden Traditionen ihrer unmittelbaren Vorfahren fortsetzen, während Fundamentalisten zu einem angenommenen "Urzustand" vergangener Zeiten zurücklenken zu können meinen.
Charakteristisch für den Fundamentalismus ist ferner die oft kritiklose Rezeption heiliger Texte bzw. die Ablehnung kritischer, wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit religiösen Texten (siehe Verbalinspiration).
Typisch ist auch die "Annahme einer in baldiger Zukunft bevorstehenden Weltwende", etwa durch die - buchstäblich vorgestellte - Wiederkunft Christi (christlich), die Ankunft des 12. Imam (schiitisch), die apokalyptische Endschlacht zwischen Gut und Böse oder den Beginn des Jüngsten Gerichts.
Religionssoziologisch bilden die Fundamentalisten oft kleinere Gruppen innerhalb großer Religionen, die sich von der Mehrheit absetzt, weil diese die grundlegenden Prinzipien der Religion verraten habe. Versteht man Fundamentalismus als eine Bewegung zurück zu den Quellen der Religion, so waren die Reformatoren in vergröberter Sicht ebenfalls eine Art Fundamentalisten. Islamwissenschaftler wie zum Beispiel Oliver Roy (u.a. in seinem Buch "Der islamische Weg nach Westen - Globalisierung|Entwurzelung|Radikalisierung", dt. Ausg. Pantheon 2006) unterschieden im Islamismus unter anderem einen militanten Islamismus (oder islamistischen Terrorismus) und einen Neofundamentalismus.
Solche Gruppen können theologisch Fundamentalisten sein, aber sie kommen ebenso unter neuen religiösen Bewegungen vor. (Siehe auch: Totalitarismus)
Terroristische Gruppen üben Gewalt undifferenziert gegen Unbeteiligte aus, um ihre, gewöhnlich politischen, Ziele zu erreichen. Die Motivation kann ganz oder teilweise aus einer religiösen oder ideologischen Überzeugung stammen; diese ist aber nicht notwendigerweise fundamentalistisch.
Religiöse Ausprägungen
- Christlicher Fundamentalismus
- Mormonischer Fundamentalismus
- Islamischer Fundamentalismus
- Jüdischer Fundamentalismus
- Hinduistischer Fundamentalismus
Politische Ausprägung
Die Verwendung des Begriffes auf die Politik ist recht jung (1990er Jahre), und seine Verwendung noch problematischer als in Bezug auf Religion. Die Politik von McCarthy, oder von Diktatoren entspricht in vielerlei Hinsicht der Definition von Fundamentalismus, fußt aber nicht auf einem bereits überlieferten Fundament, außer der jeweiligen Heiligen Schrift.
In der Politik wird Fundamentalismus allerdings als Problem diskutiert: Im späten 20. Jahrhundert erlangten einige fundamentalistische Bewegungen vor allem wegen ihrer Verbindung mit Gewalt und Terrorismus weltweite Aufmerksamkeit. Der sich gewaltsam äußernde Fundamentalismus wird deshalb von einigen als eines der größten weltpolitischen Probleme des 21. Jahrhunderts gesehen (siehe auch Huntingtons Theorie vom Kampf der Kulturen). Gewalttätige politische fundamentalistische Gruppen sind beispielsweise die deutsche RAF, der griechische 17. November, Al-Qaida, die libanesische Hisbollah (Hizb Allah "Partei Allahs"), der peruanische Sendero Luminoso ("Leuchtender Pfad") und die US-amerikanischen Ku Klux Klan und Jewish Defense League. Auch der Begriff Marktfundamentalismus ist bei Kritikern des Neoliberalismus gebräuchlich.
Literatur (chronologisch)
- Thomas Meyer: Fundamentalismus: Aufstand gegen die Moderne. Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-499-12414-9
- Martin Riesebrodt: Fundamentalismus als patriarchalische Protestbewegung: amerikanische Protestanten (1910-28) und iranische Schiiten (1961-79) im Vergleich. Tübingen 1990, ISBN 3-16-145669-6
- Stephan H. Pfürtner: Fundamentalismus - Die Flucht ins Radikale. Herder, Freiburg 1991, ISBN 345104031X
- Hubertus Mynarek: Denkverbot - Fundamentalismus in Christentum und Islam. 1992, ISBN 3-926901-45-4
- Kevin Phillips: American Theocracy. The Peril and Politics of Radical Religion, Oil, and Borrowed Money in the 21st Century. Viking Books, März 2006. - ISBN 0-67003-486-X (Rezension: [2]; auch als Audiobuch erhältlich)
- Martin E. Marty, R. Scott Appleby (Hg.): Fundamentalisms observed. (The Fundamentalism project; v. 1). University of Chicago Press, Chicago u.a. 1994, XVI, ISBN 0-226-50878-1
- Andreas Becke: Fundamentalismus in Indien? Säkularismus und Kommunalismus am Beispiel von Ayodhya, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, 78. Jahrgang, 1994, Heft 1, S. 3-24, ISSN 0044-3123
- Martin E. Marty, R. Scott Appleby (Hg.): Fundamentalisms and the State. Remaking Polities, Militance, and Economies. (The Fundamentalism project; v. 3). University of Chicago Press, Chicago u.a. 1996, IX, ISBN 0-226-50884-6
- Schnabel, Eckhard J. "Sind Evangelikale Fundamentalisten?" Wuppertal; Zürich: Brockhaus, 1996. (ISBN 3-417-29067-8)
- Hubert Schleichert: Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. München 1997, ISBN 3406419895
- Holthaus, Stephan, Fundamentalismus in Deutschland: Der Kampf um die Bibel im Protestantismus des 19. und 20. Jahrhunderts, 2. Aufl. Bonn: Verlag für Kultur und Wissenschaft, 2003. (ISBN 3-932829-85-9)
- R. A. Torrey, A. C. Dixon (Hg.): The Fundamentals: A Testimony to the truth. Baker Books, Grand Rapids 2003 (ISBN 0-80108-750-3)
- Manfred Brocker: Protest - Anpassung - Etablierung. Die Christliche Rechte im politischen System der USA. Frankfurt a. M./New York: Campus 2004, ISBN 3-593-37600-8
- Karen Armstrong: Im Kampf für Gott. Fundamentalismus in Christentum, Judentum und Islam. Siedler Verlag, München 2004.
- Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hg.): Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung. StudienVerlag, Innsbruck u.a. 2004, ISBN 3-7065-4071-1
- Raúl Páramo-Ortega: Fundamentalisten sind immer die Anderen. Freud im Zeitalter des Fundamentalismus. 2005. http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2005/560/
- Martin Urban: Warum der Mensch glaubt. Von der Suche nach dem Sinn, Rankfurt 2005.
- Der Fundamentalist, in: Mitternachtsruf, Mai 2006, S. 11-15 (PDF)
- Gottes Wort und Teufels Einfluß, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 03.12.2006, S. 63
Weblinks
- Gret Haller, Wider das Freund-Feind-Denken ("Frankfurter Rundschau", 25. März 2006 - vgl. [3], [4])
- Interview mit Slavoj Žižek: Der Krieg und das fehlende ontologische Zentrum der Politik (Eurozine, Oktober 2001 - Žižek sieht die Spannung zwischen fundamentalistischer Gewalt und Toleranz innerhalb der Zivilisationen und nicht zwischen ihnen entstehen und gibt einige Beispiele dafür)
- Der schleichende Fundamentalismus in den Landeskirchen von Walter J. Hollenweger in der NZZ
- Hinduismus: Auf dem Weg vom Universalismus zum Fundamentalismus? von Katharina Ceming
- Sind religiöse Gesellschaften "besser"?
- Fundamentalismus und religiöser Fanatismus in der Welt von heute - Bund für Geistesfreiheit und Humanistisches Bildungswerk Bayern
- Aktuelle Literatur zum religiösen Fundamentalismus
- Diskussion – Kirche versus christlicher Fundamentalismus Argumentationen beider Ausrichtungen
Fußnoten
- ↑ Max Deen Larsen: Religiöser Fundamentalismus in den USA. Eine historische Perspektive. In: Clemens Six, Martin Riesebrodt, Siegfried Haas (Hg.): Religiöser Fundamentalismus. Vom Kolonialismus zur Globalisierung, StudienVerlag, Innsbruck u.a. 2004, ISBN 3-7065-4071-1. S. 70
- ↑ vgl. 100 Wörter des Jahrhunderts, Frankfurt 1999, Brockhaus Mannheim 2004
- ↑ Ev. Bischof Wolfgang Huber im TAGESSPIEGEL, 8. Juli 2007 [1]
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aktuell | 14:36, 10. Apr. 2006 | ![]() | 1.035 × 762 (110 KB) | Zirpe (Diskussion | Beiträge) | * Bildbeschreibung: Verteilung der Moore auf der Erde * Quelle: selbst gezeichnet und verändert nach Succow, M. & Jeschke, M.: ''Moore in der Landschaft: Entstehung, Haushalt, Lebewelt, Verbreitung, Nutzung und Erhaltung der Moore''. Thun, Frankfurt/Mai |
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