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Klaus Reichert (Anglist) und Ernst Wilhelm Bohle: Unterschied zwischen den Seiten

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Image:Ernst Wilhelm Bohle.JPG Ernst Wilhelm Bohle auf der Anklagebank im Nürnberger Prozess
 
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'''Klaus Reichert''' (* [[1938]] in [[Fulda]]) ist ein deutscher [[Anglist]], [[Übersetzer]] und [[Lyriker]].
'''Ernst Wilhelm Bohle''' (* [[28. Juli]] [[1903]] in [[Bradford]], [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Großbritannien]]; † [[9. November]] [[1960]] in [[Düsseldorf]]) war von 1933 bis 1945 Leiter der [[NSDAP/AO]], der Auslands-Organisation der [[NSDAP]].


== Leben ==
Reichert studierte [[Philosophie]] und Sprachen in [[Marburg]], [[London]], [[Gießen]] und [[Frankfurt am Main]]. Von 1975 bis 2003 lehrte er als Professor für [[Anglistik]] an der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität]]. Seit 2002 ist er Präsident der [[Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung]] in Darmstadt.
Ernst Wilhelm Bohle wurde als Sohn des nach England ausgewanderten [[College]]-Lehrers und Ingenieurs Hermann Bohle (1877-1943) geboren. 1906 kam er nach [[Kapstadt]], wo sein Vater eine Professur für Elektrotechnik angetreten hatte (siehe [[Universität Kapstadt]]), und besuchte dort eine höhere Schule. Er studierte in [[Köln]] und [[Berlin]] Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre und schloss im Dezember 1923 an der [[Handelshochschule Berlin]] als [[Diplom-Kaufmann]] ab. Am 14. November 1925 heiratete er Gertrud Bachmann. Bohle war von 1924 bis 1930 als Niederlassungsleiter und Agent im Import-Export-Geschäft für verschiedene Unternehmen im [[Rheinland]] beschäftigt und gründete und leitete danach eine große Automobilfirma in [[Hamburg]] von 1930 bis Juni 1933.


Am 1. März 1932 trat Bohle der NSDAP bei (Mitglieds-Nr. 999.185) und am 13. September 1933 schloss er sich der [[Schutzstaffel|SS]] an (Mitglieds-Nr. 276.915), wobei er im Rang eines Brigadeführers aufgenommen wurde. Am 20. April 1937 wurde Bohle zum [[Organisationsstruktur der SS|SS-Gruppenführer]] und am 21. Juni 1943 zum SS-Obergruppenführer befördert.
==Werke==
* ''Vielfacher Schriftsinn.'' Zu [[Finnegans Wake]]. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1989.
* ''Kehllaute.'' Gedichte. Residenz, Salzburg 1992.
* ''Das Hohelied Salomos''. Übersetzt, transkribiert und kommentiert von Klaus Reichert. Residenz, Salzburg und Wien 1996
* ''Der fremde Shakespeare.'' Hanser, München 1998.
* ''Wär ich ein Seeheld.'' Gedichte. Jung u. Jung, Salzburg 2001.
* ''Die unendliche Aufgabe.'' Hanser, München 2003.
* ''Welt-Alltag der Epoche.'' Essays zum Werk von James Joyce. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004.
* ''William Shakespeare: Die Sonette''. Prosa-Übersetzung von Klaus Reichert. Jung und Jung, Salzburg und Wien 2005
* ''Lesenlernen. Über moderne Literatur und das Menschenrecht auf Poesie.'' Hanser, München 2006.
* ''Wüstentage.'' Insel, Frankfurt a.M. und Leipzig 2007.


Im Dezember 1931 wurde er Assistent von [[Hans Nieland]], dem Leiter der „Auslands-Organisation (AO)“ der NSDAP, zunächst zuständig für Süd- und Südwestafrika, später für Nordamerika. Diese Organisationseinheit war am 1. Mai 1931 in Hamburg gegründet worden und der NS-Reichsorganisationsleiter [[Gregor Strasser]] hatte Nieland zu ihrem Chef ernannt. Nachdem Nieland am 8. Mai 1933 von diesem Amt zurücktrat (weil er inzwischen Chef der Hamburger Polizeibehörde und später Mitglied der Hamburger Landesregierung geworden war), betraute man Ernst Wilhelm Bohle mit der Leitung der [[NSDAP/AO|NSDAP-Auslands-Organisation]] im Rang eines [[Gauleiter]]s. [[Joseph Goebbels]] bezeichnet ihn in seinem Tagebuch am 7. November 1935 als ''„eine(n) unserer fähigsten Leute“''. Bohles Vater Hermann war von 1932 bis 1934 Landesgruppenleiter der NSDAP/AO in der [[Südafrikanische Union|Südafrikanischen Union]] und seit 1938 Präsident der in Berlin ansässigen ''Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft''.
==Auszeichnungen==

*1983 [[Christoph-Martin-Wieland-Preis]]
Vom 12. November 1933 bis zum Ende des „[[Drittes Reich|Dritten Reiches]]“ war er Mitglied des [[Reichstag (Zeit des Nationalsozialismus)|Reichstages]] für den Wahlbezirk [[Württemberg]]. Seit dem 3. Oktober 1933 gehörte er zum Stab des „Stellvertreters des Führers“ [[Rudolf Heß]]. Als dieser Stab 1937 ins [[Auswärtiges Amt|Auswärtige Amt]] eingegliedert wurde, übernahm man Bohle als [[Staatssekretär]]. Diesen Rang bekleidete er bis 1945.
*1996 [[Hessischer Kulturpreis]] für Wissenschaft

Am 11. April 1949 wurde Bohle in einem der [[Nürnberger Prozesse|Nürnberger Nachfolge-Prozesse]], dem so genannten [[Wilhelmstraßen-Prozess]], zu fünf Jahren Haft verurteilt, jedoch schon am 21. Dezember 1949 vom amerikanischen Hochkommissar [[John Jay McCloy]] wieder begnadigt. Anschließend war er in Hamburg als Kaufmann tätig.

Ernst Wilhelm Bohle gab in der Nachkriegszeit den Anstoß zur Neugründung einer Organisation, die sich für den Ausbau zwischenstaatlicher Wirtschaftsbeziehungen zur Südafrikanischen Union einsetzte. Über verschiedene Zwischenstufen, zu denen ab Anfang 1950 ''„Südafrikanische Studiengesellschaften“'' in Hamburg, [[München]], [[Stuttgart]] und [[Düsseldorf]] gehörten (der Düsseldorfer Kreis wurde vom ehemaligen „Reichspressechef“ [[Otto Dietrich]] geleitet), entstand 1965 wieder die ''Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft (DSAG)''.

== Auszeichnungen ==
* [[Kriegsverdienstkreuz]] (KVK) I. Klasse ohne Schwerter
* [[Kriegsverdienstkreuz]] (KVK) II. Klasse ohne Schwerter
* [[Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP]] (1937)
* Dienstauszeichnung der NSDAP für 10 Dienstjahre (Bronze)
* [[SS-Ehrenring]] (Totenkopfring)
* Ehrendegen des Reichsführers-SS

== Literatur ==
* Ehrich, Emil: ''Die Auslands-Organisation der NSDAP''. - Berlin : Junker u. Dünnhaupt, 1937. - 32 S. - (Schriften der Deutschen Hochschule für Politik : 2, Der organisatorische Aufbau des Dritten Reiches ; 13)
* Jong, Louis de: T''he German fifth column in the Second World War'' / translated from the Dutch by C.M. Geyl. - Rev. ed. - London : Routledge, 1956. - 308 S. : Landkarten. - (''Niederländ. Originaltitel:'' De duitse vijfde colonne in de tweede wereldoorlog)
*Klee, Ernst: ''Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945''. - Aktualisierte Ausg. - Frankfurt a.M.: S. Fischer, 2005. - 732 S. - ISBN 3-596-16048-0
* Luther, Tammo: ''Volkstumspolitik des Deutschen Reiches 1933 - 1938 : die Auslanddeutschen im Spannungsfeld zwischen Traditionalisten und Nationalsozialisten''. - Stuttgart : Steiner, 2004. - 217 S. - (Historische Mitteilungen : Beiheft ; Bd. 55). - (Zugl.: Kiel, Univ., Diss., 2002). - ISBN 3-515-08535-1
* McKale, Donald M.: ''The swastika outside Germany''. - Kent, Ohio : Kent State Univ. Press, 1977. - XVI, 288 S. - ISBN 0-87338-209-9
* Müller, Jürgen: ''Nationalsozialismus in Lateinamerika : die Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko, 1931 - 1945''. - Stuttgart : Akademischer Verlag Heinz, 1997. - 566 S. : Ill. - (Historamericana ; 3). - ISBN 3-88099-672-5. - (Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1995)


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|116399309}}
*{{PND|116231521}}
* [http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/proc/03-25-46.htm Sitzungsprotokoll des Nürnberger Verfahrens, 90. Tag, Montag, 25. März 1946, Aussage von Ernst Wilhelm Bohle (''nach „bohle“ suchen'')]
* [http://markner.free.fr/reichert.htm Rezension zu "Vielfacher Schriftsinn"]
* Wolfgang Reith: ''[http://www.namibia24.com/print.php?sid=272 50 Jahre Unterstützung fürs Südliche Afrika]'', Gastbeitrag zum 50-jährigen Jubiläum des Düsseldorfer Kreises der Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft, 3. September 2005


[[Kategorie:Mann|Reichert, Klaus]]
[[Kategorie:Mann|Bohle, Ernst Wilhelm]]
[[Kategorie:Deutscher|Reichert, Klaus]]
[[Kategorie:Deutscher|Bohle, Ernst Wilhelm]]
[[Kategorie:Anglist|Reichert, Klaus]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied|Bohle, Ernst Wilhelm]]
[[Kategorie:Geboren 1938|Reichert, Klaus]]
[[Kategorie:SS-Mitglied|Bohle, Ernst Wilhelm]]
[[Kategorie:Reichstagsabgeordneter|Bohle, Ernst Wilhelm]]
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[[en:Ernst Wilhelm Bohle]]
[[he:ארנסט וילהלם בוהלה]]

Version vom 11. November 2007, 13:52 Uhr

Ernst Wilhelm Bohle auf der Anklagebank im Nürnberger Prozess

Ernst Wilhelm Bohle (* 28. Juli 1903 in Bradford, Großbritannien; † 9. November 1960 in Düsseldorf) war von 1933 bis 1945 Leiter der NSDAP/AO, der Auslands-Organisation der NSDAP.

Leben

Ernst Wilhelm Bohle wurde als Sohn des nach England ausgewanderten College-Lehrers und Ingenieurs Hermann Bohle (1877-1943) geboren. 1906 kam er nach Kapstadt, wo sein Vater eine Professur für Elektrotechnik angetreten hatte (siehe Universität Kapstadt), und besuchte dort eine höhere Schule. Er studierte in Köln und Berlin Politikwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre und schloss im Dezember 1923 an der Handelshochschule Berlin als Diplom-Kaufmann ab. Am 14. November 1925 heiratete er Gertrud Bachmann. Bohle war von 1924 bis 1930 als Niederlassungsleiter und Agent im Import-Export-Geschäft für verschiedene Unternehmen im Rheinland beschäftigt und gründete und leitete danach eine große Automobilfirma in Hamburg von 1930 bis Juni 1933.

Am 1. März 1932 trat Bohle der NSDAP bei (Mitglieds-Nr. 999.185) und am 13. September 1933 schloss er sich der SS an (Mitglieds-Nr. 276.915), wobei er im Rang eines Brigadeführers aufgenommen wurde. Am 20. April 1937 wurde Bohle zum SS-Gruppenführer und am 21. Juni 1943 zum SS-Obergruppenführer befördert.

Im Dezember 1931 wurde er Assistent von Hans Nieland, dem Leiter der „Auslands-Organisation (AO)“ der NSDAP, zunächst zuständig für Süd- und Südwestafrika, später für Nordamerika. Diese Organisationseinheit war am 1. Mai 1931 in Hamburg gegründet worden und der NS-Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser hatte Nieland zu ihrem Chef ernannt. Nachdem Nieland am 8. Mai 1933 von diesem Amt zurücktrat (weil er inzwischen Chef der Hamburger Polizeibehörde und später Mitglied der Hamburger Landesregierung geworden war), betraute man Ernst Wilhelm Bohle mit der Leitung der NSDAP-Auslands-Organisation im Rang eines Gauleiters. Joseph Goebbels bezeichnet ihn in seinem Tagebuch am 7. November 1935 als „eine(n) unserer fähigsten Leute“. Bohles Vater Hermann war von 1932 bis 1934 Landesgruppenleiter der NSDAP/AO in der Südafrikanischen Union und seit 1938 Präsident der in Berlin ansässigen Deutsch-Südafrikanischen Gesellschaft.

Vom 12. November 1933 bis zum Ende des „Dritten Reiches“ war er Mitglied des Reichstages für den Wahlbezirk Württemberg. Seit dem 3. Oktober 1933 gehörte er zum Stab des „Stellvertreters des Führers“ Rudolf Heß. Als dieser Stab 1937 ins Auswärtige Amt eingegliedert wurde, übernahm man Bohle als Staatssekretär. Diesen Rang bekleidete er bis 1945.

Am 11. April 1949 wurde Bohle in einem der Nürnberger Nachfolge-Prozesse, dem so genannten Wilhelmstraßen-Prozess, zu fünf Jahren Haft verurteilt, jedoch schon am 21. Dezember 1949 vom amerikanischen Hochkommissar John Jay McCloy wieder begnadigt. Anschließend war er in Hamburg als Kaufmann tätig.

Ernst Wilhelm Bohle gab in der Nachkriegszeit den Anstoß zur Neugründung einer Organisation, die sich für den Ausbau zwischenstaatlicher Wirtschaftsbeziehungen zur Südafrikanischen Union einsetzte. Über verschiedene Zwischenstufen, zu denen ab Anfang 1950 „Südafrikanische Studiengesellschaften“ in Hamburg, München, Stuttgart und Düsseldorf gehörten (der Düsseldorfer Kreis wurde vom ehemaligen „Reichspressechef“ Otto Dietrich geleitet), entstand 1965 wieder die Deutsch-Südafrikanische Gesellschaft (DSAG).

Auszeichnungen

Literatur

  • Ehrich, Emil: Die Auslands-Organisation der NSDAP. - Berlin : Junker u. Dünnhaupt, 1937. - 32 S. - (Schriften der Deutschen Hochschule für Politik : 2, Der organisatorische Aufbau des Dritten Reiches ; 13)
  • Jong, Louis de: The German fifth column in the Second World War / translated from the Dutch by C.M. Geyl. - Rev. ed. - London : Routledge, 1956. - 308 S. : Landkarten. - (Niederländ. Originaltitel: De duitse vijfde colonne in de tweede wereldoorlog)
  • Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. - Aktualisierte Ausg. - Frankfurt a.M.: S. Fischer, 2005. - 732 S. - ISBN 3-596-16048-0
  • Luther, Tammo: Volkstumspolitik des Deutschen Reiches 1933 - 1938 : die Auslanddeutschen im Spannungsfeld zwischen Traditionalisten und Nationalsozialisten. - Stuttgart : Steiner, 2004. - 217 S. - (Historische Mitteilungen : Beiheft ; Bd. 55). - (Zugl.: Kiel, Univ., Diss., 2002). - ISBN 3-515-08535-1
  • McKale, Donald M.: The swastika outside Germany. - Kent, Ohio : Kent State Univ. Press, 1977. - XVI, 288 S. - ISBN 0-87338-209-9
  • Müller, Jürgen: Nationalsozialismus in Lateinamerika : die Auslandsorganisation der NSDAP in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko, 1931 - 1945. - Stuttgart : Akademischer Verlag Heinz, 1997. - 566 S. : Ill. - (Historamericana ; 3). - ISBN 3-88099-672-5. - (Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1995)