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Ralph Ruthe und Zeltmission: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Bild:Ruthe.jpg|thumb|Ralph Ruthe]]
[[Bild:Zk-plakat20050504.jpg|thumb|Einladungsplakat einer Zeltmission in Bretten / Württemberg]]
'''Zeltmission''' ist eine Form der [[Evangelisation]]. Dabei werden Zelte aufgebaut (meist für ca. eine Woche) und ein christliches Programm für Menschen in der Umgebung angeboten. Die größten Zelte der Zeltmission fassen mehr als 10.000 Menschen und werden u. a. von dem deutsch-südafrikanischen [[Evangelist (Prediger)|Evangelisten]] [[Reinhard Bonnke]] in [[Afrika]] eingesetzt.


== Kennzeichen und Anliegen der Zeltmission ==
'''Ralph Ruthe''' (* [[20. Mai]] [[1972]] in [[Bielefeld]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Cartoonist]]/[[Comiczeichner]], [[Autor]], [[Regisseur]]<ref>http://www.carninchen.de/</ref> und [[Musiker]].
Die Zeltkirche ist der Versuch, kirchen- und glaubensdistanzierte Menschen an einem neutralen Ort für den christlichen Glauben zu interessieren. Charakteristisch für die Zeltmission ist eine volkstümliche Verkündigungsweise und aufgelockerte Programmgestaltung.


Die Zeltmission will allerdings nicht nur über [[Jesus Christus]] informieren, sondern auch zum Glauben einladen. Bei den meisten Zeltmissionen erfolgt im Anschluss an die [[Predigt|Zeltpredigt]] ein [[Aufruf zur Entscheidung]], auf den der Hörer auf unterschiedliche Weise reagieren kann.
== Leben ==


Aufgrund ihrer Mobilität kann die Zeltmission außerdem flexibel auf die Bedürfnisse der missionierenden Gemeinden und Gemeinschaften eingehen.
Ralph Ruthe wurde 1972 in Bielefeld als zweites Kind eines Tischlermeisters und einer Hausfrau geboren. Bereits während seiner [[Realschule|Realschulzeit]] suchte er Kontakt zu vielen deutschsprachigen Comiczeitschriften, wodurch er die Schöpfer des Volksbank-Kundenheftes ''[[Mike, der Taschengeldexperte|Mike]]'', Mali Beinhorn und Werner Büsch, kennenlernte. Mit ihrer Unterstützung steuerte er bereits im Alter von 14 Jahren Texte für ''Mike'' bei.


== Geschichte ==
Nach seinem [[Fachabitur]] absolvierte er eine [[Ausbildung]] zum [[Schriftsetzer]] und arbeitete als Texter für die [[Honk-Studios]], wo er unter anderem Texte für [[Käptn Blaubär]] schrieb. Nach seinem [[Zivildienst]] wurde [[1996]] sein erstes Buch ''Schweinskram'' veröffentlicht.
Die Zeltmission hat ihren Ursprung in der [[Erweckungsbewegung]]. Als eigentlicher Begründer der kontinentaleuropäischen Zeltmission gilt [[Jakob Vetter]]. Er war innerlich beeindruckt von der sozialen und geistlichen Not des Industrieproletariats des [[19. Jahrhundert]]s. Besonders bewegt war er von der großen Distanz, die durch die Verbürgerlichung der Kirchen in breiten Schichten der Bevölkerung zu den kirchlichen Angeboten erwachsen war. Vetter sah die tiefere Ursache dieser Entwicklung im theologischen [[Liberalismus]] und [[Rationalismus]] der [[Kirche (Organisation)|Kirchen]]. Es stellte sich ihm in diesem Zusammenhang vor allem die Frage, wie denn das „einfache Volk” mit dem [[Evangelium]] erreicht werden kann. In seinen Lebenserinnerungen berichtet Vetter von einer Vision [[1895]], die ihm Antwort auf seine Fragen gab. Er sah ein „großes Zelt” und hörte dabei die Stimme Gottes: „Das ist der Ort, an dem du die Massen des Volkes unterbringen wirst.” In dieser Vison sah Vetter nach eigenen Aussagen auch die gesamte Konstruktion sowie auch die Inneneinrichtung des Zeltes: „So wurde die Zeltmission von dem liebevollen Herrn geschenkt.” Von ihm stammt die Aussage: "Wenn die Leute nicht mehr in die Kirche gehen, dann muss die Kirche zu den Menschen gehen!"


=== Die „Deutsche Zeltmission” ===
[[1998]] begann Ruthe für die deutsche Ausgabe des [[MAD-Magazin]] zu zeichnen. Bis [[2001]] war er fester Mitarbeiter der [[Neue Westfälische|Neuen Westfälischen]] in Bielefeld, danach wurde er freier Comicautor, -zeichner und -texter. Bis heute hat Ruthe an weit mehr als 5000 Seiten Comics und Cartoons mitgearbeitet.
[[1902]] gründete [[Jakob Vetter]] die [[Deutsche Zeltmission]], die noch heute besteht und seit 1904 ihren Sitz in [[Siegen-Geisweid|Geisweid]] bei [[Siegen]] hat. Die erste deutsche Zeltmission fand am [[27. April]] 1902 auf der Anhöhe ''[[Tersteegen|Tersteegenruh]]'' bei [[Mülheim an der Ruhr]] statt. Bereits 1905 erfolgte die Anschaffung eines zweiten Zeltes. Es war größer als das erste und konnte bis zu 3.000 Menschen fassen. Bereits 1907 betrieb die Deutsche Zeltmission 5 Zeltkirchen, die deutschlandweit, aber auch in den [[Niederlande]]n und in der [[Schweiz]] zum Einsatz kamen.


Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] unterbrach diese Entwicklung. Erst in den [[1920er]] Jahren wurde sie unter der Leitung des [[Ostpreußen|ostpreußischen]] Evangelisten [[Ernst Krupka]] wieder aufgenommen. 3.000 bis 4.000 Besucher pro Zeltabend waren in diesen Jahren keine Seltenheit. Der Sturz des Kaiserreichs, die große [[Inflation]] sowie die [[Ideologie|ideologischen]] und politischen Auseinandersetzungen jener Jahre ließ viele Menschen nach einer grundlegenden Neuorientierung suchen. Davon profitierte die Zeltmission; sie wurde allerdings von Gruppen unterschiedlicher Couleur auch angefeindet. Massive Störungen und gewalttätige Angriffe waren bei Veranstaltungen der Zeltmission in diesen Jahren an der Tagesordnung.
Seit [[2003]] arbeitet er schwerpunktmäßig an seinen Cartoonserien ''Shit Happens!'' und ''Flossen'', die in vielen [[Zeitung|Zeitungen]] (z.&nbsp;B. [[Thüringer Allgemeine]]) und Magazinen (z.&nbsp;B. [[Yam!]]) erscheinen. Außerdem arbeitet er regelmäßig an seiner Jugend-Serie ''Frühreif'' (erscheint z.&nbsp;B. in der [[Westdeutsche Allgemeine Zeitung|WAZ]]), die auch für eine TV-Umsetzung bearbeitet wurde.


Der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] Polizeistaat installierte zwar zunächst eine äußere Ordnung, blockierte die zeltmissionarische Arbeit dann aber durch Bespitzelung, Überwachung und eine Fülle von Auflagen.
In den Jahren [[2005]] und [[2006]] erhielt er für ''Shit Happens!'' den [[Sondermann (Cartoon)#Sondermann als Comic-Preis|Sondermann-Preis]] der [[Frankfurter Buchmesse]] in der Kategorie "Cartoon".


Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] brachte die Zeltarbeit zum völligen Erliegen. Sie wurde aber in Westdeutschland – zum Teil mit ausländischer Hilfe – ab [[1947]] wieder aufgebaut.
==Werbeparodien==


Heute ist die Deutsche Zeltmission ein moderner Dienstleister für christliche Gemeinden. Mit zwei Zeltpavillons, dem dzm-Jubiläumszelt und einer großen Festzelthalle, einem umfangreichen und modularen Konzept für evangelistische Veranstaltungen und einem kompetenten Mitarbeiterstamm stellt die Deutsche Zeltmission diesen Gemeinden alle Möglichkeiten zur evangelistischen Arbeit kostenlos zur Verfügung. Das Missionswerk trägt sich auch heute noch allein durch Spenden. Außerdem wurden Konzepte für Veranstaltungen ohne Zelt mit ins Programm aufgenommen.
Für die Heftrückseite jeder Ausgabe des MAD-Magazins fertigt Ralph Ruthe eine [[Parodie|Werbeparodie]] in Comicform an, die auf einem existierenden Werbemotiv beruht.


=== Zeltmission der Baptisten ===
==Werke (Auswahl)==
Noch [[1934]] begannen die deutschen [[Baptisten]] mit dem Aufbau einer eigenen Zeltmission, die sich hier aus der sogenannten [[Wagenmission]] entwickelt hat. Die Wagenmission, bei der zunächst ein Pferdefuhrwerk mit einem ausgebauten Wohn- und Materialwagen zum Einsatz kam, war ursprünglich ein Zweig der baptistischen Jugendarbeit. Auch die aufkeimende Zeltmission war bei den Baptisten zunächst im Jugendsektor ihrer Missionsarbeit angesiedelt. Am [[10. Mai]] 1934, dem [[Himmelfahrt|Himmelfahrtstag]] wurde das erste Missionszelt der Baptisten in [[Goslar]] eingeweiht. Als erster Zeltevangelist wirkte [[Franz Lüllau]].
* Schweinskram ''([[1996]])''
* Schweine im Kino ''([[2002]])''
* Shit happens! 1 ''([[2003]])''
* Shit happens! 2 ''([[2004]])''
* Shit happens! 3 ''([[2005]])''
* Flossen ''([[2006]])''
* Frühreif ''(2006)''
* Shit happens! - Das Weihnachtsbuch ''(2006)''
* Shit happens! - Das Skandalbuch ''(2007)''


== Musik ==
== Zeltmission heute ==
Rund 50 Zelte, von denen die meisten zwischen 300 und 1.000 Besucher fassen, sind heute in der [[Bundesrepublik Deutschland]] für die Zeltmission der verschiedenen evangelischen Kirchen, [[Freikirchen]] und Gemeinschaften unterwegs. Träger der Zeltmission sind neben der schon erwähnten „Deutschen Zeltmission” die [[Evangelisch-methodistische Kirche]], der [[Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden]] (auch Baptisten genannt), der [[Bund Freier Evangelischer Gemeinden]], der Jugendverband [[Entschieden_für_Christus]] (EC), die [[Berliner Stadtmission]] und das [[Missionswerk Neues Leben]]. Daneben gibt es noch kleinere Zeltmissionen wie die [[Neulandmission Plettenberg]], die der [[Brüderbewegung]] nahe steht sowie die von Claas Aeilts gegründete ''Ostfriesische Zeltmission'', die sich dem ''Ostfriesischen Gemeinschaftsverband'' verbunden weiß.
Neben seinen Cartoons macht Ralph Ruthe Musik (siehe Weblinks).


Insgesamt ist innerhalb der Bundesrepublik eine Abnahme der zeltmissionarischen Einsätze zu verzeichnen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Die Gründe werden zum einen darin gesehen, dass viele Gemeinden die Evangelisationsarbeit in den Gemeindealltag integriert haben und lieber regelmäßige [[Gästegottesdienst|Gästegottesdienste]] und evangelistische Glaubensgrundkurse veranstalten, als eine Zeltmission zu organisieren. Zum anderen scheinen neue evangelistische Großveranstaltungen wie zum Beispiel [[ProChrist]] und [[JesusHouse]] jenen Platz eingenommen, der früher von der Zeltmission eingenommen wurde. Allerdings ist auch festzustellen, dass generell die missionarische Motivation der traditionellen Gemeinden in Deutschland stark abgenommen hat. Das schränkt zum einen auch Zeltmission ein, öffnet aber ebenso neue Türen für missionarische Zeltevangelisationen mit neuen Gemeindeformen und -konzepten. Einige der Zeltmissionen in Deutschland haben diesen neuen Weg erkannt und sind wieder stärker nachgefragt.
== Quellen ==
<references />


In der sogenannten [[Neulandmission]], die in Gebieten mit einem hohen Anteil kirchendistanzierter Bevölkerung durchgeführt wird, sowie beim Aufbau neuer Gemeinden ist die Zeltmission nach wie vor ein wichtiges Werkzeug.
== Weblinks ==
* [http://www.ruthe.de Offizielle Homepage]
* [http://www.ruthe-reklamiert.de/ Ruthe Reklamiert (Werbeparodien)]
* [http://www.die-fruehreifen.de/ Die Frühreifen]
* [http://www.myspace.com/ralphruthe Ruthes Musik bei myspace]
* [http://www.youtube.com/results?search_query=ralph+ruthe&search=Search Ruthe-Cartoons bei youtube]
* [http://www.soerendesign.de/index.php?s=61 Interview 2004]
* [http://www.comicgate.de/content/view/655/76 Interview 2006]


Zu den neueren Zeltevangelisten gehören auch Nichttheologen – so zum Beispiel der Physiker [[Werner Gitt]].
[[Kategorie:Mann|Ruthe, Ralph]]
[[Kategorie:Deutscher|Ruthe, Ralph]]
[[Kategorie:Comiczeichner|Ruthe, Ralph]]
[[Kategorie:Geboren 1972|Ruthe, Ralph]]


== Zeltevangelisten ==
* [[Reinhard Bonnke]]
* [[Manfred Bönig]]
* [[Waldemar Didschun]]
* [[Werner Gitt]]
* [[Billy Graham (Evangelist)|Billy Graham]]
* [[Peter Hahne]]
* [[Ernst Krupka]]
* [[Franz Lüllau]]
* [[Jakob Vetter]]
* [[Herbert Sczepan]]
* [[Friedrich Sondheimer]]
* [[Peter Strauch]]
* [[Wilhelm Pahls]]
* [[Reinhold Schwamm]]


== Literatur ==
{{Personendaten|
* Peter Scharpff: ''Geschichte der Evangelisation.'' 1964
NAME=Ruthe, Ralph
* Jakob Vetter, ''Gottes Fußspuren in der Zeltmission.'' 1907
|ALTERNATIVNAMEN=Ruthe
* Ludwig Henrichs: ''Etliche zu Evangelisten.'' 1922
|KURZBESCHREIBUNG=Comiczeichner
* Franz Lüllau: ''Wir bleiben Missionare. Ein Sommer Volksmission im neuen Deutschland in Wort und Bild.'' Kassel 1934
|GEBURTSDATUM=[[1972]]
* Otto Riecker: ''Das evangelistische Wort.'' 2. Auflage, 1953
|GEBURTSORT=[[Bielefeld]]

|STERBEDATUM=
== Siehe auch ==
|STERBEORT=
* [[Gemeinschaftsbewegung]]
}}
* [[Mission]]
* [[Aufruf zur Entscheidung]]
* [[Neulandmission Plettenberg]]
* [[Missionsgesellschaft]]

==Weblinks==
* [http://www.liebenzell.org/cms/deutschland/evangelisation/ Liebenzeller Zeltmission]
* [http://www.dzm.de/ Deutsche Zeltmission]
* [http://www.neulandmissionplettenberg.de Neulandmission Plettenberg]
* [http://www.dipm.de/DIPM-EiD.html Deutsche Indianer Pionier Mission]

[[Kategorie:christliche Mission]]
[[Kategorie:Freikirche]]

Version vom 30. Oktober 2007, 19:37 Uhr

Einladungsplakat einer Zeltmission in Bretten / Württemberg

Zeltmission ist eine Form der Evangelisation. Dabei werden Zelte aufgebaut (meist für ca. eine Woche) und ein christliches Programm für Menschen in der Umgebung angeboten. Die größten Zelte der Zeltmission fassen mehr als 10.000 Menschen und werden u. a. von dem deutsch-südafrikanischen Evangelisten Reinhard Bonnke in Afrika eingesetzt.

Kennzeichen und Anliegen der Zeltmission

Die Zeltkirche ist der Versuch, kirchen- und glaubensdistanzierte Menschen an einem neutralen Ort für den christlichen Glauben zu interessieren. Charakteristisch für die Zeltmission ist eine volkstümliche Verkündigungsweise und aufgelockerte Programmgestaltung.

Die Zeltmission will allerdings nicht nur über Jesus Christus informieren, sondern auch zum Glauben einladen. Bei den meisten Zeltmissionen erfolgt im Anschluss an die Zeltpredigt ein Aufruf zur Entscheidung, auf den der Hörer auf unterschiedliche Weise reagieren kann.

Aufgrund ihrer Mobilität kann die Zeltmission außerdem flexibel auf die Bedürfnisse der missionierenden Gemeinden und Gemeinschaften eingehen.

Geschichte

Die Zeltmission hat ihren Ursprung in der Erweckungsbewegung. Als eigentlicher Begründer der kontinentaleuropäischen Zeltmission gilt Jakob Vetter. Er war innerlich beeindruckt von der sozialen und geistlichen Not des Industrieproletariats des 19. Jahrhunderts. Besonders bewegt war er von der großen Distanz, die durch die Verbürgerlichung der Kirchen in breiten Schichten der Bevölkerung zu den kirchlichen Angeboten erwachsen war. Vetter sah die tiefere Ursache dieser Entwicklung im theologischen Liberalismus und Rationalismus der Kirchen. Es stellte sich ihm in diesem Zusammenhang vor allem die Frage, wie denn das „einfache Volk” mit dem Evangelium erreicht werden kann. In seinen Lebenserinnerungen berichtet Vetter von einer Vision 1895, die ihm Antwort auf seine Fragen gab. Er sah ein „großes Zelt” und hörte dabei die Stimme Gottes: „Das ist der Ort, an dem du die Massen des Volkes unterbringen wirst.” In dieser Vison sah Vetter nach eigenen Aussagen auch die gesamte Konstruktion sowie auch die Inneneinrichtung des Zeltes: „So wurde die Zeltmission von dem liebevollen Herrn geschenkt.” Von ihm stammt die Aussage: "Wenn die Leute nicht mehr in die Kirche gehen, dann muss die Kirche zu den Menschen gehen!"

Die „Deutsche Zeltmission”

1902 gründete Jakob Vetter die Deutsche Zeltmission, die noch heute besteht und seit 1904 ihren Sitz in Geisweid bei Siegen hat. Die erste deutsche Zeltmission fand am 27. April 1902 auf der Anhöhe Tersteegenruh bei Mülheim an der Ruhr statt. Bereits 1905 erfolgte die Anschaffung eines zweiten Zeltes. Es war größer als das erste und konnte bis zu 3.000 Menschen fassen. Bereits 1907 betrieb die Deutsche Zeltmission 5 Zeltkirchen, die deutschlandweit, aber auch in den Niederlanden und in der Schweiz zum Einsatz kamen.

Der Erste Weltkrieg unterbrach diese Entwicklung. Erst in den 1920er Jahren wurde sie unter der Leitung des ostpreußischen Evangelisten Ernst Krupka wieder aufgenommen. 3.000 bis 4.000 Besucher pro Zeltabend waren in diesen Jahren keine Seltenheit. Der Sturz des Kaiserreichs, die große Inflation sowie die ideologischen und politischen Auseinandersetzungen jener Jahre ließ viele Menschen nach einer grundlegenden Neuorientierung suchen. Davon profitierte die Zeltmission; sie wurde allerdings von Gruppen unterschiedlicher Couleur auch angefeindet. Massive Störungen und gewalttätige Angriffe waren bei Veranstaltungen der Zeltmission in diesen Jahren an der Tagesordnung.

Der nationalsozialistische Polizeistaat installierte zwar zunächst eine äußere Ordnung, blockierte die zeltmissionarische Arbeit dann aber durch Bespitzelung, Überwachung und eine Fülle von Auflagen.

Der Zweite Weltkrieg brachte die Zeltarbeit zum völligen Erliegen. Sie wurde aber in Westdeutschland – zum Teil mit ausländischer Hilfe – ab 1947 wieder aufgebaut.

Heute ist die Deutsche Zeltmission ein moderner Dienstleister für christliche Gemeinden. Mit zwei Zeltpavillons, dem dzm-Jubiläumszelt und einer großen Festzelthalle, einem umfangreichen und modularen Konzept für evangelistische Veranstaltungen und einem kompetenten Mitarbeiterstamm stellt die Deutsche Zeltmission diesen Gemeinden alle Möglichkeiten zur evangelistischen Arbeit kostenlos zur Verfügung. Das Missionswerk trägt sich auch heute noch allein durch Spenden. Außerdem wurden Konzepte für Veranstaltungen ohne Zelt mit ins Programm aufgenommen.

Zeltmission der Baptisten

Noch 1934 begannen die deutschen Baptisten mit dem Aufbau einer eigenen Zeltmission, die sich hier aus der sogenannten Wagenmission entwickelt hat. Die Wagenmission, bei der zunächst ein Pferdefuhrwerk mit einem ausgebauten Wohn- und Materialwagen zum Einsatz kam, war ursprünglich ein Zweig der baptistischen Jugendarbeit. Auch die aufkeimende Zeltmission war bei den Baptisten zunächst im Jugendsektor ihrer Missionsarbeit angesiedelt. Am 10. Mai 1934, dem Himmelfahrtstag wurde das erste Missionszelt der Baptisten in Goslar eingeweiht. Als erster Zeltevangelist wirkte Franz Lüllau.

Zeltmission heute

Rund 50 Zelte, von denen die meisten zwischen 300 und 1.000 Besucher fassen, sind heute in der Bundesrepublik Deutschland für die Zeltmission der verschiedenen evangelischen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften unterwegs. Träger der Zeltmission sind neben der schon erwähnten „Deutschen Zeltmission” die Evangelisch-methodistische Kirche, der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (auch Baptisten genannt), der Bund Freier Evangelischer Gemeinden, der Jugendverband Entschieden_für_Christus (EC), die Berliner Stadtmission und das Missionswerk Neues Leben. Daneben gibt es noch kleinere Zeltmissionen wie die Neulandmission Plettenberg, die der Brüderbewegung nahe steht sowie die von Claas Aeilts gegründete Ostfriesische Zeltmission, die sich dem Ostfriesischen Gemeinschaftsverband verbunden weiß.

Insgesamt ist innerhalb der Bundesrepublik eine Abnahme der zeltmissionarischen Einsätze zu verzeichnen. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Die Gründe werden zum einen darin gesehen, dass viele Gemeinden die Evangelisationsarbeit in den Gemeindealltag integriert haben und lieber regelmäßige Gästegottesdienste und evangelistische Glaubensgrundkurse veranstalten, als eine Zeltmission zu organisieren. Zum anderen scheinen neue evangelistische Großveranstaltungen wie zum Beispiel ProChrist und JesusHouse jenen Platz eingenommen, der früher von der Zeltmission eingenommen wurde. Allerdings ist auch festzustellen, dass generell die missionarische Motivation der traditionellen Gemeinden in Deutschland stark abgenommen hat. Das schränkt zum einen auch Zeltmission ein, öffnet aber ebenso neue Türen für missionarische Zeltevangelisationen mit neuen Gemeindeformen und -konzepten. Einige der Zeltmissionen in Deutschland haben diesen neuen Weg erkannt und sind wieder stärker nachgefragt.

In der sogenannten Neulandmission, die in Gebieten mit einem hohen Anteil kirchendistanzierter Bevölkerung durchgeführt wird, sowie beim Aufbau neuer Gemeinden ist die Zeltmission nach wie vor ein wichtiges Werkzeug.

Zu den neueren Zeltevangelisten gehören auch Nichttheologen – so zum Beispiel der Physiker Werner Gitt.

Zeltevangelisten

Literatur

  • Peter Scharpff: Geschichte der Evangelisation. 1964
  • Jakob Vetter, Gottes Fußspuren in der Zeltmission. 1907
  • Ludwig Henrichs: Etliche zu Evangelisten. 1922
  • Franz Lüllau: Wir bleiben Missionare. Ein Sommer Volksmission im neuen Deutschland in Wort und Bild. Kassel 1934
  • Otto Riecker: Das evangelistische Wort. 2. Auflage, 1953

Siehe auch