„Vegetarismus“ – Versionsunterschied
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⚫ | Zudem unterscheiden sich die Vegetarier hinsichtlich der Konsequenz, mit der sie sich an ihre Prinzipien halten. Beispielsweise sind viele Käsesorten und bestimmte klare Säfte nicht vegetarisch, da bei ihrer Produktion [[Lab]] bzw. [[Gelatine]] verwendet werden. Nur ein Teil der Vegetarier berücksichtigt das in seinem Kauf- und Essverhalten. |
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Mitunter werden auch [[Pescetarier]] in die Gruppe der Vegetarier eingeordnet. Diese verzichten in ihrer Ernährung zwar auf Fleisch, verzehren jedoch Fisch und weitere tierische Produkte. |
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Ein häufiges Argument von Vegetariern ist, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.<ref>Barlösius, Eva: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende'', Frankfurt 1997; ''Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise'', hg. M. Linnemann/C. Schorcht, Erlangen 2001, S. 81-83.</ref> Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.<ref>So z.B. Diamond, H. und M.: ''Fit fürs Leben'', 1990, S. 120f.</ref> |
Ein häufiges Argument von Vegetariern ist, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.<ref>Barlösius, Eva: ''Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende'', Frankfurt 1997; ''Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise'', hg. M. Linnemann/C. Schorcht, Erlangen 2001, S. 81-83.</ref> Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.<ref>So z.B. Diamond, H. und M.: ''Fit fürs Leben'', 1990, S. 120f.</ref> |
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Biologisch gesehen ist der Mensch jedoch weder ein reiner Pflanzen- noch ein reiner Fleischfresser. Als [[Omnivor]] (Allesfresser) hat er die Fähigkeit, sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost zu ernähren. Die [[Evolution]] seiner Vorfahren verlief anscheinend von Pflanzenfressern über omnivore Pflanzen- und Aasfresser<ref>[http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=962820490&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=962820490.pdf Lechler, T.: Die Ernährung als Einflussfaktor auf die Entwicklung des Menschen, Diss. rer. nat., Hannover 2001, S. 71-73 und 209f.]</ref> ([[Homo habilis]]) zu jagenden Homo-Arten ([[Homo erectus]], [[Homo heidelbergensis]], [[Neandertaler]]). Zu letzteren gehörte [[Homo sapiens]] offenbar von Anfang an, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen [[Jäger und Sammler]] waren.<ref>Rösener, Werner: ''Die Geschichte der Jagd'', Düsseldorf 2004, S. 28-48.</ref> Ein zusätzliches Indiz liefert die Existenz des [[Taenia saginata|Rinderfinnenbandwurmes]] und des [[Taenia solium|Schweinefinnenbandwurmes]]. Diese zwei [[Parasit]]en haben sich [[Evolution|evolutionär]] auf den (fleischfressenden) Menschen als einzig möglichen [[Endwirt]] spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum von Fleisch befallen. |
Biologisch gesehen ist der Mensch jedoch weder ein reiner Pflanzen- noch ein reiner Fleischfresser. Als [[Omnivor]] (Allesfresser) hat er die Fähigkeit, sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost zu ernähren. Die [[Evolution]] seiner Vorfahren verlief anscheinend von Pflanzenfressern über omnivore Pflanzen- und Aasfresser<ref>[http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=962820490&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=962820490.pdf Lechler, T.: Die Ernährung als Einflussfaktor auf die Entwicklung des Menschen, Diss. rer. nat., Hannover 2001, S. 71-73 und 209f.]</ref> ([[Homo habilis]]) zu jagenden Homo-Arten ([[Homo erectus]], [[Homo heidelbergensis]], [[Neandertaler]]). Zu letzteren gehörte [[Homo sapiens]] offenbar von Anfang an, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen [[Jäger und Sammler]] waren.<ref>Rösener, Werner: ''Die Geschichte der Jagd'', Düsseldorf 2004, S. 28-48.</ref> Ein zusätzliches Indiz liefert die Existenz des [[Taenia saginata|Rinderfinnenbandwurmes]] und des [[Taenia solium|Schweinefinnenbandwurmes]]. Diese zwei [[Parasit]]en haben sich [[Evolution|evolutionär]] auf den (fleischfressenden) Menschen als einzig möglichen [[Endwirt]] spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum von Fleisch befallen. |
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Der Anteil der Fleischnahrung ist - in der Vergangenheit noch stärker als heute - immer auch vom Nahrungsangebot des jeweiligen Lebensraumes abhängig gewesen. So ernähren sich die [[Inuit]] beinahe ausschließlich von Fleisch, während in anderen Regionen pflanzliche Kost vorherrscht. |
Der Anteil der Fleischnahrung ist - in der Vergangenheit noch stärker als heute - immer auch vom Nahrungsangebot des jeweiligen Lebensraumes abhängig gewesen. So ernähren sich die [[Inuit]] beinahe ausschließlich von Fleisch, während in anderen Regionen pflanzliche Kost vorherrscht. |
Version vom 14. September 2007, 17:34 Uhr

Als Vegetarismus wird eine Ernährungsweise des Menschen bezeichnet, bei der der Verzehr von Fleisch und Fisch bewusst vermieden wird. Der Vegetarismus schließt Nahrungsmittel, die von Tieren produziert werden (beispielsweise Eier, Milchprodukte oder Honig), nicht grundsätzlich aus. Nur eine Sonderform, der Veganismus, lehnt den Konsum tierischer Produkte generell ab.
Begriff
Der Begriff "Vegetarismus" ist Übersetzung des englischen vegetarianism. Dieses Wort ist von vegetable ("pflanzlich", "Gemüse") abgeleitet, nicht – wie manchmal behauptet wird – von dem lateinischen vegetus ("lebhaft, munter, rüstig").[1]
Der Begriff vegetarian ist laut dem Oxford English Dictionary erstmals 1839 belegt. Allgemein gebräuchlich wurde er erst durch die Gründung der englischen Vegetarian Society im Jahre 1847. Bis dahin sprach man von pflanzlicher Diät (vegetable regimen, vegetable system of diet) oder von der "pythagoreischen Diät" (da die Anhänger des antiken griechischen Philosophen Pythagoras Vegetarier waren).[2]
Ausprägungen des Vegetarismus
Man unterscheidet mehrere Unterarten vegetarischer Ernährung:
- Ovo-Lacto-Vegetarier essen Eier und Milchprodukte.
- Lacto-Vegetarier essen keine Eier, jedoch Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Quark.
- Ovo-Vegetarier essen keine Milchprodukte, jedoch Eier.
- Veganer konsumieren generell keine tierischen Produkte. Außerdem legen sie auch bei Kleidung (z.B. Leder, Wolle) und Haushaltwaren (z.B. Seife, Kosmetika) Wert auf Tierproduktfreiheit.
- Frutarier ernähren sich ausschließlich von pflanzlichen Produkten, die ohne Zerstörung der Pflanzen gewonnen werden, wie Obst oder Nüsse.
Zudem unterscheiden sich die Vegetarier hinsichtlich der Konsequenz, mit der sie sich an ihre Prinzipien halten. Beispielsweise sind viele Käsesorten und bestimmte klare Säfte nicht vegetarisch, da bei ihrer Produktion Lab bzw. Gelatine verwendet werden. Nur ein Teil der Vegetarier berücksichtigt das in seinem Kauf- und Essverhalten.
Mitunter werden auch Pescetarier in die Gruppe der Vegetarier eingeordnet. Diese verzichten in ihrer Ernährung zwar auf Fleisch, verzehren jedoch Fisch und weitere tierische Produkte.
Motivation
Die Gründe für vegetarische Ernährung sind je nach Person und Kulturkreis verschieden. Häufig werden folgende Beweggründe genannt:
- Ethische Motivation: Als ethische Begründung geben Vegetarier an, dass sie nicht möchten, dass ihretwegen Tiere leiden müssen und getötet werden. Auch tierrechtliche Überlegungen können eine Rolle spielen.
- Gesundheitliche Motivation: Viele Vegetarier sind der Überzeugung, ihre Ernährungsweise sei gesünder als die nichtvegetarische.
- Ökologische Motivation: Manche Vegetarier halten die Massentierhaltung und den Anbau von Futtermitteln für ökologisch unverantwortlich, da dies die Umwelt insgesamt stärker belaste als der Anbau von Pflanzen für die menschliche Ernährung. Sie argumentieren auch, dass eine so ineffiziente Nahrungsmittelproduktion angesichts von Hungersnöten in der Dritten Welt unverantwortlich sei.
- Religiöse Motivation: In einigen Religionen bzw. religiösen Richtungen bestehen Prinzipien und Ernährungsregeln, die Vegetarismus fordern (Jainismus, einzelne Richtungen des Hinduismus) oder zumindest begünstigen (Buddhismus). Manche christliche Vegetarier berufen sich auf Bibelstellen.
Religiöse Einstellungen
Abrahamitische Religionen
Judentum
In der jüdischen Religion gibt es umfangreiche Speisegebote, die bestimmte Tierarten als Nahrung ausschließen. Die Einteilung in milchige und fleischige Speisen, die nicht zugleich gegessen werden dürfen, zwingt bei strenger Kaschrut zur Beachtung komplizierter Vorschriften (Benutzung zweierlei Geschirrs, Wartezeiten zwischen den Mahlzeiten). Daher wird manchmal lieber auf Fleisch verzichtet.
Christentum
Im biblischen Buch Genesis 1,29 spricht Gott zu Adam und Eva und weist den Menschen alle Pflanzen und Früchte als Nahrung zu; Tierprodukte werden nicht erwähnt. In Genesis 9,2-3 hingegen, wo Gott sich nach der Sintflut an Noah wendet, gibt er ausdrücklich die Tiere ebenso wie die Pflanzen dem Menschen zur Nahrung. Daraus hat schon der Kirchenvater Hieronymus gefolgert, die Fleischnahrung sei bis zur Sintflut unbekannt gewesen.[3] Für die Zeit seit Noah zeigen die Ernährungsregeln des Alten Testaments aber keinerlei grundsätzlichen Vorbehalt gegen den Fleischverzehr als solchen.[4]
Das Neue Testament kennt keine Verbote bestimmter Nahrungsmittel außer dem Blutverbot (Apostelgeschichte 15,28-29 ELB). Nach Matthäus 15,11 sagt Jesus: „Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein“ (ebenso Mk 7,15 ELB). Das wird im Christentum gewöhnlich als Aufhebung aller mosaischen Speisegebote gedeutet.[5]
Manche christliche Vegetarier betrachten den Vegetarismus als von Gott gewollt und begründen dies u.a. mit der Stelle Jesaja 11,6-9 ELB, wo die Friedfertigkeit verherrlicht wird.[6]
Islam
Ebenso wie das Judentum kennt der Islam detaillierte Speisevorschriften, insbesondere das Verbot von Schweinefleisch. Vegetarismus als Konzept ist in traditionell islamischen Ländern kaum bekannt.[7] Fastenregeln beziehen sich auf eine bestimmte Tageszeit und nicht auf die Art der Speisen.
Fernöstliche Religionen
In außereuropäischen Kulturen ist religiös begründeter Vegetarismus nur in Traditionen indischen Ursprungs anzutreffen. Strengen Vegetarismus praktizieren alle Anhänger des Jainismus und einzelne Richtungen des Hinduismus sowie manche Buddhisten. Die Motivation ist ihnen allen gemeinsam. Es ist in erster Linie das Gebot der Gewaltlosigkeit, welches das Verletzen und Töten untersagt und daher verbietet, davon auf irgendeine Weise zu profitieren.[8] Nichtvegetarische Nahrung wird als Anlass zur Entstehung von schlechtem Karma aufgefasst. Außerdem sind diese Traditionen ursprünglich asketisch orientiert; die Nahrung soll einfach sein und sich auf das unbedingt Notwendige beschränken. Milch und Milchprodukte sind in allen diesen asiatischen Traditionen erlaubt.[9]
Hinduismus
Im Hinduismus war ursprünglich Fleischnahrung (einschließlich Rindfleisch) unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Im Rahmen religiöser Zeremonien wurden Tiere geschlachtet und ihr Fleisch anschließend verzehrt. Das Gesetzbuch des Manu, das grundlegende Gesetzeswerk des Hinduismus, erlaubt den Fleisch- und Fischverzehr und legt die Bedingungen fest, an die er geknüpft ist. Im Lauf der Zeit konnte sich aber der Lakto-Vegetarismus durchsetzen. In der Kolonialzeit wurde er von der Oberschicht weitgehend befolgt, während die armen, im Kastensystem niedrig eingestuften Menschen gewöhnlich aßen, was sie bekommen konnten.[10]
Strikten Lakto-Vegetarismus praktizieren die Yogis und die Vaishnavas (Verehrer Vishnus).[11] Sie schreiben dem Fleisch unerwünschte Auswirkungen auf Bewusstseinszustand und Charakter des Essenden zu. Nach ihren Lehren sind Fleischspeisen der Guna Tamas zugeordnet, dem Eigenschaftstypus der Trägheit und Verwirrung. Daher und wegen des schlechten Karmas gilt die Fleischnahrung als Hindernis auf dem Weg zur Reinigung und Erlösung.
Buddhismus
Auch im Buddhismus ergibt sich aus der Lehre von Ursache und Wirkung (Karma) der Grundsatz der Gewaltlosigkeit. Daher gilt generell, dass Buddhisten weder ein Schlachttier töten noch bei einer Schlachtung anwesend sein sollen. Sie sollen auch kein Fleisch von Tieren essen, die eigens ihretwegen geschlachtet wurden.[12] Gelübde für Mönche, Nonnen und Laien enthalten entsprechende Selbstverpflichtungen. Es gibt aber keine allgemeine Regel, die Fleisch- und Fischnahrung grundsätzlich ausschließt. Daher hat sich der Vegetarismus in der buddhistischen Bevölkerung der ostasiatischen Länder und auch in den Klöstern nicht auf breiter Basis durchsetzen können. Er wird vielfach gelobt und als moralisch höherwertig betrachtet, doch nehmen buddhistische Bettelmönche auch Fleisch als Almosen von Laien an und verzehren es.[13] Andererseits gibt es sogar in tibetischen Klöstern Vegetarier, obwohl der Fleischverzicht bei der dortigen klimabedingten Ernährungslage schwierig einzuhalten ist.
Unter den Lehrschriften des Mahayana loben manche den Vegetarismus (auch aus asketischem Motiv), eine relativ kleine Gruppe von Texten schreibt ihn sogar vor; das Lankavatara-Sutra befürwortet ihn nachdrücklich, und manche heutige buddhistische Lehrer äußern sich in diesem Sinne.[14]
Jainismus
Die Anhänger des Jainismus, vor allem die Mönche, sind äußerst konsequent bei der Umsetzung der allgemeinen Gewaltlosigkeit im Alltag. Sie vermeiden jegliche Nutzung von Produkten, die aus toten Tierkörpern gewonnen werden.[15]
Argumente und Kritik
Ethik
Häufig verweisen Vegetarier auf die biologische Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier und darauf, dass manche Arten mit nicht unerheblicher Intelligenz und Leidensfähigkeit ausgestattet sind. Mit dem Leid der Tiere, das sie vermeiden wollen, meinen sie eine nicht artgerechte Tierhaltung – vor allem die Massentierhaltung – sowie Vorgänge vor und während der Schlachtung.
Die Kritiker des Vegetarismus argumentieren, es sei dem Menschen grundsätzlich nicht möglich, die Verursachung von Leid und Tod in der Tierwelt völlig zu vermeiden. Daher sei jede Festlegung einer Grenze des ethisch Vertretbaren subjektiv und willkürlich. Somit sei der ethisch begründete Vegetarismus nicht konsequent. Außerdem seien Pflanzen ebenso wie Tiere Lebewesen und hätten daher ebenfalls ein Lebensrecht, wenn man dieses den Tieren zubillige.
Tierrechte
Insbesondere unter den Veganern ist die Idee von Tierrechten weit verbreitet. Im Gegensatz zum Tierschutz werden dabei bestimmte Menschenrechte auf nichtmenschliche Tiere übertragen, insbesondere das Recht auf Leben. Für Tierrechtler ergibt sich daraus als Konsequenz eine vegetarische oder vegane Ernährung.
Tierethiker wie Peter Singer argumentieren, dass es keinen ethisch relevanten Grund gibt, die Interessen von nichtmenschlichen Tieren nicht zu berücksichtigen − ebenso wie es keinen Grund gibt, die Interessen von Frauen oder Schwarzen unberücksichtigt zu lassen. Unterscheidungen, die nur aufgrund der Zugehörigkeit eines Individuums zu einer Spezies getroffen werden, bezeichnet er als Speziesismus.
Neben diesen utilitaristisch geprägten Überlegungen schreibt Tom Regan im Sinne der Ethik Immanuel Kants (aber im Gegensatz zu Kants eigener Meinung) auch Tieren einen inhärenten Wert zu.
Ökonomische und ökologische Aspekte
Seit den siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts werden in Entwicklungsländern Futtermittel für die Massentierhaltung zur Deckung des Fleischbedarfs in den Industrieländern angebaut. Der dadurch bedingte Bedarf an Anbauflächen führt mitunter zu großflächigen Waldrodungen. Ökologisch argumentierende Vegetarier sehen in diesem Trend einen negativen Strukturwandel, dem man nach ihrer Ansicht durch Verzicht auf Fleischkonsum entgegenwirken sollte.[16] Ökonomen hingegen verweisen auf die Vorteile der globalen Arbeitsteilung, die den Bauern in den Entwicklungsländern eine höhere Rendite und damit bessere Lebensverhältnisse verschaffe.
Manche Vegetarier argumentieren, dass Massentierhaltung die Umwelt stärker belaste als der Anbau von Pflanzen,[17] z.B. durch im Tierkot enthaltene Nitrate, die ins Grundwasser gelangen. Das durch den tierischen Stoffwechsel ausgeschiedene Methangas gilt als wesentlicher Faktor für den derzeitigen weltweiten Klimawandel. Dem wird entgegengehalten, dass beispielsweise auch der Anbau von Reis zu einem hohen Ausstoß von Methangas führt. Außerdem stammen auch von Vegetariern konsumierte Milchprodukte aus umweltbelastender Tierhaltung.
Ein weiteres Argument von Vegetariern lautet, dass eine Erhöhung des pflanzlichen Nahrungsanteils erforderlich sei, um auch zukünftig den wegen der Zunahme der Weltbevölkerung wachsenden Nahrungsbedarf zu decken. Sie meinen, der Umweg über das Tier sei verschwenderisch, da zur Bildung von einem Kilogramm tierischen Proteins etwa fünf bis zehn Kilogramm Pflanzeneiweiß benötigt werden.[18]
Gesundheitliche Aspekte
Eine vegetarische Ernährung hat aus gesundheitlichen Gesichtspunkten sowohl Vor- als auch Nachteile. Viele Vegetarier berufen sich auf Studien, denen zufolge ihr durchschnittlicher Gesundheitsstatus besser ist als derjenige der Gesamtbevölkerung.[19] Einige Studien ergaben, dass Vegetarier in westlichen Industriegesellschaften überdurchschnittlich gesundheitsbewußt leben, zum Beispiel weniger rauchen, weniger Alkohol trinken und häufiger Sport treiben als Nichtvegetarier. Das trägt zu ihrem günstigeren Abschneiden bei. Untersuchungen, die solche Nebeneffekte mitberücksichtigen (z. B. Studien, die mit der Matched Pair-Technik durchgeführt wurden), zeigen aber immer noch Vorteile bei einer vegetarischen Ernährung.
Kritiker des Vegetarismus verweisen auf Gesundheitsgefahren, die sich bei einer Unterversorgung mit einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen ergeben können. Sie argumentieren, der Mensch könne Eiweiße aus Fleisch leichter verarbeiten als pflanzliche. Besonders Leistungssportler seien auf Fleisch angewiesen, da sich Muskeln sonst langsamer und schwächer entwickeln würden. Forscher verweisen in diesem Zusammenhang auf Versuche mit anderen Omnivoren, wonach einzelne Individuen, die kein tierisches Eiweiß erhielten, wesentlich kleiner und schwächer blieben als solche, die zusätzlich noch beispielsweise Insekten verzehren konnten. Der Durchschnittsdeutsche liegt zur Zeit aber deutlich über der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Menge für die Eiweißzufuhr, während Vegetarier die Empfehlung einhalten. Sogar Veganer haben bei der richtigen Auswahl und Kombination der Lebensmittel kein Problem mit ihrer Eiweißversorgung.[20] Hinsichtlich der Versorgung mit den lebenswichtigen acht essentiellen Aminosäuren berufen sich die Vegetarier auf Untersuchungen, denen zufolge diese Aminosäuren bei einer abwechslungsreichen vegetarischen Ernährung in mehr als ausreichender Menge aufgenommen werden.[21]
Besonders hervorgehoben wird die Problematik der ausreichenden Versorgung mit dem Vitamin B12, dessen Mangel das Zellwachstum hemmt und Perniziöse Anämie hervorrufen kann. In pflanzlicher Nahrung kommt kein für den Menschen verwertbares B12 vor. Es ist außer in Fleisch auch in Milchprodukten und Eiern enthalten und wird jahrelang in der Leber gespeichert.[22] Das Problem betrifft daher vor allem Veganer, aber auch Vegetarier, die sehr wenig Tierprodukte essen. Vitamin B12 wird ausschließlich von bestimmten Mikroorganismen gebildet. Zwar finden sich diese Mikroorganismen auch im Verdauungstrakt des Menschen, doch wird bezweifelt, dass das dort gebildete Vitamin B12 ausreicht. Daher sei eine zusätzliche Aufnahme von Vitamin B12 durch die Nahrung nötig.[23] Der Bedarf an Vitamin B12 kann im Bedarfsfall mit veganen Tabletten gedeckt werden kann.
Vegetarier argumentieren, dass bei einer abwechslungsreichen vegetarischen Ernährung in der Regel keine Mangelerscheinungen zu befürchten seien. Besondere individuelle Mangelprobleme können ebenso wie bei Nichtvegetariern durch Nahrungsergänzungsmittel behoben werden.[24]
Weiterhin wird die Versorgung mit Eisen diskutiert. Die Aufnahmerate von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln ist niedriger als aus Fleisch. Pflanzliche Begleitstoffe wie Phytinsäure und Ballaststoffe hemmen zudem zusätzlich die Aufnahme. Die meisten Vegetarier weisen trotzdem Bluteisenwerte im Normbereich auf und haben nachweislich keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Bezug auf die Eisenversorgung. Ursache dafür ist, dass die Aufnahmerate sich automatisch an die geringe Aufnahmemenge anpasst und dass bestimmte Stoffe aus Obst und Gemüse (Vitamin C, Zitronensäure, Fruktose) die Eisenaufnahme wiederum erhöhen. Zudem bestehen Bedenken, ob die aktuellen Empfehlungen zu hoch gesetzt sind, da Hinweise bestehen, dass Eisenblutwerte im unteren Normbereich vor Infektionskrankheiten schützen.[25]
Für eine vegetarische Ernährung sprechen aus gesundheitlicher Sicht einige Vorteile. Pflanzen enthalten im Gegensatz zu Fleisch keine Tierarzneimittelrückstände wie z. B. Antibiotika. Wohingegen Pflanzenschutzmittel sich sowohl in der Pflanze wie auch im Tier – aus dessen Futter stammend – anreichern. Insgesamt kommen Vegetarier dem empfohlenen Nährstoffverhältnis von Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß (50-60 %, 25-30 %, 10-15 %) näher, da sie mehr Kohlenhydrate, weniger Fett und Eiweiß zu sich nehmen als Fleischesser mit ihrer oft zu fett- und eiweißreichen Mischkost. Dabei ist die Fettzusammensetzung der vegetarischen Kost ebenfalls günstiger, weil diese mehr ungesättigte und dafür weniger gesättigte Fettsäuren sowie Cholesterin enthält. Auch die Aufnahme an Vitamin B1, B6, Vitamin C, Magnesium, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen ist höher. Dadurch leiden Vegetarier nachweislich seltener an ernährungsbedingten Erkrankungen wie Übergewicht, Arteriosklerose, Altersdiabetes und Krebs.[20]
'Natürlichkeit' vegetarischer Ernährung
Ein häufiges Argument von Vegetariern ist, die vegetarische Ernährung sei naturgemäß.[26] Unter anderem wird angeführt, der Mensch sei nach der Beschaffenheit seines Gebisses und der Länge seines Darms nicht als Raubtier anzusehen, sondern für pflanzliche Kost eingerichtet.[27]
Biologisch gesehen ist der Mensch jedoch weder ein reiner Pflanzen- noch ein reiner Fleischfresser. Als Omnivor (Allesfresser) hat er die Fähigkeit, sich sowohl von pflanzlicher als auch von tierischer Kost zu ernähren. Die Evolution seiner Vorfahren verlief anscheinend von Pflanzenfressern über omnivore Pflanzen- und Aasfresser[28] (Homo habilis) zu jagenden Homo-Arten (Homo erectus, Homo heidelbergensis, Neandertaler). Zu letzteren gehörte Homo sapiens offenbar von Anfang an, denn zahlreiche Funde aus verschiedenen Regionen bezeugen, dass die steinzeitlichen Vorfahren der heutigen Menschen Jäger und Sammler waren.[29] Ein zusätzliches Indiz liefert die Existenz des Rinderfinnenbandwurmes und des Schweinefinnenbandwurmes. Diese zwei Parasiten haben sich evolutionär auf den (fleischfressenden) Menschen als einzig möglichen Endwirt spezialisiert. Sie sind auf ihn zur Fortpflanzung angewiesen und können ihn nur durch den Konsum von Fleisch befallen.
Der Anteil der Fleischnahrung ist - in der Vergangenheit noch stärker als heute - immer auch vom Nahrungsangebot des jeweiligen Lebensraumes abhängig gewesen. So ernähren sich die Inuit beinahe ausschließlich von Fleisch, während in anderen Regionen pflanzliche Kost vorherrscht.
Geschichte
Der Vegetarismus entstand in Indien und unabhängig davon im antiken griechischen Kulturkreis (östlicher Mittelmeerraum, Süditalien). In beiden Regionen war er von Anfang an ein Bestandteil religiös-philosophischer Bestrebungen. Weltweit konnte bisher bei keinem Naturvolk oder indigenen Volk Vegetarismus als kollektive prinzipielle Haltung nachgewiesen werden.
Vorchristliche Antike
In der Antike wurde der Vegetarismus als Enthaltung vom Beseelten (griechisch Vorlage:Polytonisch) bezeichnet.[30] Er blieb stets auf eine relativ kleine Zahl von Anhängern beschränkt. Die große Masse der Bevölkerung ernährte sich notgedrungen fleischarm, da sie sich Fleisch nur gelegentlich leisten konnte; Fisch hingegen war ein beliebtes Volksnahrungsmittel.[31]
Schon Homer (Odyssee 9, 82–104) und Herodot (4, 177) erwähnen ein Naturvolk, die Lotophagen, das sich angeblich nur von Früchten ernährte. Diodor (3, 23–24) erzählt von vegetarischen Völkern in Äthiopien. Diese Berichte, von denen es in der Antike noch weitere gab,[32] tragen aber sagenhafte Züge und gelten daher nicht als glaubhaft.

In Europa ist der Vegetarismus erstmals im 6. Jahrhundert v. Chr. bezeugt. Vegetarier waren die Orphiker, eine religiöse Bewegung, die sich damals in Griechenland verbreitete, sowie Pythagoras und zumindest der engere Kreis der Pythagoreer. In beiden Traditionen wurde auf Eier und auf die damals allgemein üblichen rituellen Tieropfer verzichtet.[33] Im 5. Jahrhundert v. Chr. trat Empedokles als radikaler Vertreter des Vegetarismus und einer allgemeinen Verschonung der Tiere hervor. [34]
Die antiken Vegetarier betrachteten Fleischnahrung als nachteilig für ihre asketischen und philosophischen Bestrebungen. Großenteils waren sie ethisch motiviert, verwarfen Tieropfer und betonten die Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Tier (während ihre Gegner die Unterschiede hervorhoben). Die Frage, ob es ethische Pflichten gegenüber den Tieren gibt, wurde kontrovers diskutiert.[35] Oft war der Vegetarismus mit religiösen Überzeugungen verbunden, zu denen die Seelenwanderungslehre gehörte.[36] Auch unter Nichtvegetariern war die Ansicht verbreitet, in einem vergangenen Goldenen Zeitalter habe es noch keine Fleischkost gegeben und die Erde habe von sich aus alle benötigte Nahrung hervorgebracht. Dieser Mythos findet sich bei Hesiod (Werke und Tage 109 ff.), Platon (Staatsmann 271–2), Ovid (Metamorphosen 1,89 ff.; 15,96 ff.) und anderen.
Unter den Platonikern war der Anteil der Vegetarier und Tierfreunde relativ hoch, in den anderen Philosophenschulen (Peripatetiker, Stoiker, Epikureer) sehr klein oder nicht vorhanden. Die Stoiker waren fast alle entschieden antivegetarisch. Wegen der Vernunftlosigkeit der Tiere waren sie der Überzeugung, dass der Mensch gegenüber der Tierwelt keinerlei ethische Pflichten habe.[37] Die extreme Anspruchslosigkeit der Kyniker bewog sie zu weitgehend fleischloser Ernährung, jedoch machten sie daraus kein Prinzip.[38]
In der Platonischen Akademie traten die Scholarchen Xenokrates und (wahrscheinlich) Polemon für den Vegetarismus ein,[39] unter den Peripatetikern Theophrastos.[40] Ein Teil der prominenten kaiserzeitlichen Platoniker und Neuplatoniker lebte vegetarisch, darunter Plutarch (mutmaßlich nur zeitweilig), Apollonios von Tyana, Plotin und Porphyrios.[41]
Bei den Manichäern waren die Electi (Auserwählte) ethisch motivierte Vegetarier, die auch keine Eier aßen und grundsätzlich nicht töteten; für den breiteren Kreis der Auditores (Hörer) galten weniger strenge Regeln.[42]
Christliche Antike und Mittelalter
Im Urchristentum der apostolischen Zeit gab es Befürchtungen, das Fleischessen könne zu einer kultischen Verunreinigung führen. Der Apostel Paulus wandte sich nachdrücklich gegen diese Auffassung (Röm 14,2-21; vgl. 1 Kor 8,8-9, Kol 2,20-22).[43]
Unter den spätantiken Christen und in der mittelalterlichen Kirche verzichteten viele Mönche und Einsiedler im Rahmen der Askese auf Fleischverzehr.[44] Zu ihnen gehörte der Kirchenvater Hieronymus († 419), auf den sie sich meist beriefen.[45] Den Benediktinern gestattete ihre Ordensregel das Fleisch vierfüßiger Tiere nur im Krankheitsfall; Fisch und Geflügel waren ihnen jedoch erlaubt.[46] Viele andere Ordensregeln enthielten ähnliche Fleischverbote und dehnten sie zum Teil auf Geflügel aus, aber niemals auf Fisch. Dabei ging es den Mönchen und Nonnen um bescheidene Lebensweise, freiwillige Entbehrung und Abtötung der Begierden.[47] Für einen ethisch motivierten Vegetarismus aus Rücksichtnahme auf die Tiere gibt es im kirchlichen Christentum der Antike und des Mittelalters keine Belege. Dies gilt auch für den heiligen Franziskus, der trotz der Einbeziehung der Tiere in seine religiöse Gedankenwelt Vegetarismus weder praktiziert noch propagiert hat.[48]
Viele Häretiker der Antike wie die Enkratiten, Ebioniten und Eustathianer betrachteten den Verzicht auf Fleisch als notwendigen Teil ihrer Askese.[49] Auch mittelalterliche Häretiker wie die Bogomilen und die Katharer lehnten Fleischnahrung ab.[50]
Frühe Neuzeit
Erst in der frühen Neuzeit traten wieder prominente Persönlichkeiten für einen ethisch begründeten Vegetarismus ein. Zu ihnen zählten Leonardo da Vinci (1452-1519)[51] und Pierre Gassendi (1592-1655).[52] Der führende Theoretiker des Vegetarismus im 17. Jahrhundert war der Engländer Thomas Tryon (1634-1703).[53] Andererseits vertraten einflussreiche Philosophen wie René Descartes[54] und Immanuel Kant[55] die Auffassung, dass es keine ethischen Pflichten gegenüber der Tierwelt geben könne.
Entwicklung im 19. Jahrhundert

In England war die Bereitschaft zur praktischen Umsetzung und Verbreitung der vegetarischen Idee am größten. 1801 wurde in London der erste Vegetarierverein gegründet, dem bald ähnliche Vereinigungen in anderen englischen Städten folgten. Im frühen 19. Jahrhundert war der prominenteste Wortführer des ethisch motivierten Vegetarismus der Dichter Shelley.[56] 1847 kam es zur Gründung der Vegetarian Society. Ein typischer Repräsentant des in der Öffentlichkeit aktiven englischen Vegetarismus war George Bernard Shaw.[57]
In Rußland war Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) der prominenteste Befürworter des Vegetarismus.[58]
Als Begründer der vegetarischen Bewegung in Deutschland gilt Gustav Struve (1805–1870), der durch Jean-Jacques Rousseaus Roman Émile zu dieser Lebensweise motiviert wurde.[59] 1868 gründete er mit Gesinnungsgenossen aus Stuttgart und Umgebung einen vegetarischen Verein, der noch heute besteht. 1869 erschien sein Werk Pflanzenkost – die Grundlage einer neuen Weltanschauung, das die vegetarische Bewegung nachhaltig beeinflusste. Der religiös motivierte Vegetarier Eduard Baltzer (1814–1887) gründete 1867 einen „Verein für natürliche Lebensweise“, der rasch wuchs und 1869 in „Deutscher Verein für naturgemäße Lebensweise (Vegetarianer)“ umbenannt wurde.[60]
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gewann die vegetarische Bewegung an Bedeutung. Zahlreiche Vereine wurden gegründet. 1892 schlossen sich zwei Dachverbände zum „Deutschen Vegetarier-Bund“ mit Sitz in Leipzig zusammen.
1893 wurde von Anhängern der Lebensreformbewegung in Oranienburg bei Berlin die vegetarische Obstbaugenossenschaft Eden gegründet. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten fast 1000 Menschen im genossenschaftlich organisierten „Eden“.
Die Begründungen für eine fleischlose Lebensweise waren unterschiedlich. Der „hygienische“ Vegetarismus führte vor allem physiologisch-anatomische Argumente ins Feld und behauptete, dass der Fleischkonsum für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich sei. Andere Vegetarier begründeten den Verzicht auf Fleischkonsum auch sozioökonomisch. Oft waren ihre Konzepte mit einer scharfen Zivilisationskritik verbunden und trugen stark romantische oder gar utopische Züge. Eine dritte Richtung betonte die ethischen Aspekte und wandte sich konsequenterweise auch gegen Tierversuche, was zur Konfrontation mit Ärzten und Naturwissenschaftlern führte.
Entwicklung ab dem 20. Jahrhundert
Nachdem sich bereits im neunzehnten Jahrhundert mehrere nationale Vegetarierverbände gebildet hatten, entstand im Jahr 1908 die Internationale Vegetarier-Union als Dachverband.
In Deutschland waren zur Zeit der Weimarer Republik die Mitgliederzahlen des Vegetarierbunds stark rückläufig. 1935 löste sich der Bund auf, um seiner geplanten Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen.
Albert Schweitzer setzte sich seit seiner Jugend intensiv mit der ethischen Problematik der Anwendung tödlicher Gewalt gegen Tiere auseinander. Das von ihm entwickelte Prinzip der Ehrfurcht vor dem Leben spielt noch heute in einschlägigen Diskussionen eine Rolle.[61] Er selber ging jedoch erst kurz vor seinem Tod zur vegetarischen Ernährung über.[62]
Ein prominenter Befürworter des Vegetarismus war Gandhi.[63]
Zahl der Vegetarier
Verschiedenen Umfragen zufolge ernähren sich in Deutschland etwa 9-10% der Bevölkerung vegetarisch, wöchentlich kommen etwa 4.000 hinzu.[64][65] In den übrigen Ländern der EU ist die Zahl geringer, so wie etwa in der Schweiz, wo nur 3% „echte“ Vegetarier sind. In Großbritannien gibt es mehr Vegetarier als in Deutschland, insbesondere unter den Jugendlichen.
In den USA gibt es 4-6% Vegetarier.[66][65] In Indien liegt der Anteil der Vegetarier laut dem Vegetarier-Bund Deutschlands zwischen fünfzehn und zwanzig Prozent der Bevölkerung (150-200 Millionen) und somit deutlich höher, was unter anderem mit religiösen Einstellungen zu erklären ist. Laut dem Anthropological Survey of India ASI aus dem Zeitraum 1985-1992 sind in Indien 220 Millionen Einwohner Vegetarier, andere Studien gehen von über zu 400 Millionen aus.[65]
Insgesamt lässt sich ein deutlicher Anstieg in der Zahl der Vegetarier in der westlichen Welt verzeichnen. So hat sich seit 1983 die Zahl der sich vegetarisch ernährenden Bevölkerung in Deutschland von 0,6% auf 9-10% stark erhöht.[64]
Kennzeichnung vegetarischer Produkte
Bei Fertigprodukten und verarbeiteten Nahrungsmitteln ist oft nicht leicht zu erkennen, ob nichtvegetarische Rohstoffe enthalten sind. Solche Stoffe wie Gelatine oder Fette können insbesondere in Obstquark, Kuchen, Pudding, Joghurt, Eiscreme, Margarine, Marmelade und Gummifrüchten beigemengt sein.
Es existieren unterschiedliche Erkennungssymbole für vegetarische Produkte. Deshalb wird zur Zeit in Europa von den Vegetarier-Organisationen ein vegetarisches Label, das sogenannte V-Label [67] eingeführt, mit dem für Vegetarier geeignete Produkte und Dienstleistungen zuverlässig gekennzeichnet werden sollen.
In Großbritannien wird das Label „suitable for vegetarians“ schon seit den achtziger Jahren verwendet. Es gibt dafür jedoch keine einheitlichen Kriterien.
Haustiere
Einige Vegetarier ernähren ihre Hunde und Katzen vegetarisch. Hunde sind im biologischen Sinn Allesfresser und können dauerhaft von vegetarischer Nahrung leben. Wenn nicht auf fertige Tiernahrung zurückgegriffen wird, erfordert dies jedoch in jedem Fall eine gute Planung und viel Sachverstand.
Katzen gehören jedoch zu den Fleischfressern. Die vegetarische Ernährung von Katzen ist zwar möglich, doch muss die Nahrung mit einer Reihe von teilweise künstlichen Nahrungsergänzungsstoffen angereichert sein, sonst drohen schwere gesundheitliche Schäden. Hierfür stehen neben Fertigfutter Supplementmischungen zur eigenen Nahrungszubereitung zur Verfügung. Viele Tier- und Naturschutzorganisationen warnen jedoch vor der rein vegetarischen Fütterung von Katzen, da diese nicht artgerecht sei, Mangelerscheinungen bewirke und daher als Tierquälerei zu werten sei.[68]
Organisationen
In Deutschland informiert der Vegetarier-Bund Deutschlands e.V., kurz VEBU, über die vegetarische Lebensweise. Er gibt die Zeitschrift natürlich vegetarisch heraus und ist in Regionalgruppen organisiert. In der Schweiz besteht die Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus (SVV). Sie gibt die Zeitschrift Vegi-Info heraus.
Der Weltvegetariertag (1. Oktober) ist ein internationaler Aktionstag. Er wurde am Welt-Vegetarier-Kongress in Schottland 1977 von der „North American Vegetarian Society“ eingeführt.
Einzelnachweise
- ↑ Spencer, Colin: The Heretic’s Feast. A History of Vegetarianism, London 1993, S. 252; Webster’s Third New International Dictionary S. 2537.
- ↑ Cocchi, Antonio: Del vitto pitagorico per uso della medicina, Florenz 1743; Gregerson, Jon: Vegetarianism. A History, Fremont 1994, S. 71f.
- ↑ Hieronymus, Adversus Iovinianum 1,18.
- ↑ Lutterbach, Hubertus: Der Fleischverzicht im Christentum, in: Saeculum 50/II (1999) S. 180, 185-187.
- ↑ Lutterbach S. 180-183.
- ↑ Religious Vegetarianism, hg. K.S. Walters/L. Portmess, Albany 2001, S. 123ff.
- ↑ Gregerson S. 108.
- ↑ Alsdorf, Ludwig: Beiträge zur Geschichte von Vegetarismus und Rinderverehrung in Indien, Wiesbaden 1962, S. 5ff.
- ↑ Bartolf, Christian: Gewaltfreiheit als Opferverwerfung‚ in: Die erste Stufe, hg. Christian Bartolf, Berlin 1996, S. 78-90.
- ↑ Alsdorf S. 16ff.; Jolly, J.: Artikel Food (Hindu), in: Encyclopaedia of Religion and Ethics, Bd. 6 (1937), S. 63-65.
- ↑ Syed, Renate: Das heilige Essen, in: Die Religion und das Essen, hg. Perry Schmidt-Leukel, Kreuzlingen 2000, S. 102, 131.
- ↑ Schmithausen, Lambert: Essen ohne zu töten. Zur Frage von Fleischverzehr und Vegetarismus im Buddhismus, in: Die Religionen und das Essen, hg. Perry Schmidt-Leukel, Kreuzlingen 2000, S. S. 150-158; Deeg, Max: Speisegebote. VII. Buddhismus, in: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Bd. 7 (2004), Sp. 1556.
- ↑ Alsdorf S. 5-8.
- ↑ Schmithausen S. 177-193. Eine Zusammenstellung solcher Texte bietet Geshe Thubten Soepa: Zwei Texte in der Tradition des Buddha Shakyamuni: Die Udambara-Lotusblume, die das Leben hilfloser Wesen beschützt. Aussagen aus den Sutras zum Thema Fleischessen; und: Buddha-Puja: Rezitation für buddhistische Feiertage [deutsch und tibetisch], München: Aryatara Institut o.J.
- ↑ Tobias, Michael: Life Force. The World of Jainism, Berkeley 1991, S. 20-23, 54-59, 87-95.
- ↑ Spencer S. 331f.
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- ↑ http://www.vegetarierbund.de/nv/dv/__Studien_mit_Vegetariern.htm
- ↑ a b UGB: Vegetarismus: Gesünder leben ohne Fleisch[1]
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- ↑ http://www.westonaprice.org/basicnutrition/vitaminb12_de.html
- ↑ BfR: Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln, S. 212.
- ↑ Langley, Gill: Vegane Ernährung, 1999, S. 27; Lee, C./Howe, J. M./Carlson, K./Clark, H. E.: Nitrogen retention of young men fed rice with or without supplementary chicken, Am. J. Clin. Nutr. 24 (1971), S.318–323.
- ↑ UGB: Vegane Ernährung - Geht's auch rein pflanzlich?
- ↑ Barlösius, Eva: Naturgemäße Lebensführung. Zur Geschichte der Lebensreform um die Jahrhundertwende, Frankfurt 1997; Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise, hg. M. Linnemann/C. Schorcht, Erlangen 2001, S. 81-83.
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- ↑ Albert Schweitzer in einem Brief von 1964, zitiert von Gotthard M. Teutsch: Mensch und Tier – Lexikon der Tierschutzethik, Göttingen 1987, S. 47.
- ↑ Gandhi, M.K.: Die ethische Grundlage der vegetarischen Ernährung, in: Die erste Stufe, hg. Christian Bartolf, Berlin 1996, S. 72-76; Stuart S. 424-430.
- ↑ a b vegetarierbund.de
- ↑ a b c European Vegetarian Union
- ↑ [2]
- ↑ Europäisches Vegetarismus Label
- ↑ „Kann ich bei der Ernährung meiner Katze ganz auf Fleisch verzichten?“; Deutscher Tierschutzbund; ([3])
Literatur
- Helmut Kaplan: Warum ich Vegetarier bin – Prominente erzählen. Rowohlt Verlag, 1995, ISBN 3-499-19675-1
- Wolfgang R. Krabbe: Gesellschaftsveränderung durch Lebensreform. Strukturmerkmale einer sozialreformerischen Bewegung im Deutschland der Industrialisierungsperiode. Göttingen 1974
- Manuela Linnemann, Claudia Schorcht (Hg.): Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise. Harald Fischer Verlag, Erlangen 2001, ISBN 3-89131-403-5
- Hans Jürgen Teuteberg: Zur Sozialgeschichte des Vegetarismus. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 81 (1994), S. 33–65
- Ronald Zürrer, Armin Risi: Vegetarisch leben. Govinda Verlag, 1999, ISBN 978-3906347776
- Peter Singer: Animal Liberation, deutsch: Die Befreiung der Tiere, Hirthammer, München 1976, ISBN 3-92-128893-2
- Rosen, Steven: Die Erde bewirtet euch festlich. Vegetarismus und die Religionen der Welt, Aquamarin Verlag, 1992, ISBN 978-3894272180
Dokumentarfilme über Vegetarismus
- Meet Your Meat (auf Deutsch) (Adobe Flash Video)
- „Götterspeise in Berlin“ (VHS, 1987, VedaVid-Produktion, mit Georg Thomalla)
Weblinks
- Vegetarier-Bund Deutschlands
- Österreichische Vegetarier Union
- Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus
- Europäische Vegetarier Union (EVU)
- Internationale Vegetarier-Union (IVU)
- Medizinische Aspekte des Vegetarismus von Dr. med. Werner Hartinger
- FutureFood-Projekt über vegetarisches "Pflanzenfleisch"
- Vegetarierstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums
Linkkatalog zum Thema Vegetarisch bei odp.org (ehemals DMOZ) ru-sib:Вегетариянсво