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„Bilderverbot im Islam“ – Versionsunterschied

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{{Zitat|Sie machten für ihn, was er wollte:Paläste, Bildwerke, Schüsseln (so groß) wie Tröge und (auf Füßen?) feststehende Kochkessel. Stattet der Sippe Davids (die euch derartige Errungenschaften hinterlassen hat, euren) Dank ab! Aber (wer wird dieser Aufforderung nachkommen? Nur wenige von meinen Dienern (d.h. von den Menschen) sind wirklich dankbar.|Koran 34:13, nach [[Rudi Paret]]}}
{{Zitat|Sie machten für ihn, was er wollte:Paläste, Bildwerke, Schüsseln (so groß) wie Tröge und (auf Füßen?) feststehende Kochkessel. Stattet der Sippe Davids (die euch derartige Errungenschaften hinterlassen hat, euren) Dank ab! Aber (wer wird dieser Aufforderung nachkommen? Nur wenige von meinen Dienern (d.h. von den Menschen) sind wirklich dankbar.|Koran 34:13, nach [[Rudi Paret]]}}


Das Wort, das für Bildwerke verwendet wird, lautet {{ArF|تَمَثِيِل|d=tamāṯīl}} und ist der Plural von {{ArF|تِمْثال|d=timṯāl}}. Timṯāl steht im Arabischen für jedes künstliche Objekt (Bild, Statue), das nach etwas Existierendem nachgebildet wurde, egal ob es lebendig oder tot ist. Das Wort Timṯal schließt die Darstellung von Menschen, Tieren, Pflanzen, Steine etc. ein. Jedoch wird im Koran nicht gesagt, wer oder was konkret dargestellt wird.
Das Wort, das für Bildwerke verwendet wird, lautet {{arF|تمثال , تماثيل |w=timsal / tamasil |d=timṯāl / tamāṯīl}}. Timṯāl steht im Arabischen für jedes künstliche Objekt (Bild, Statue), das nach etwas Existierendem nachgebildet wurde, egal ob es lebendig oder tot ist. Das Wort Timṯal schließt die Darstellung von Menschen, Tieren, Pflanzen, Steine etc. ein. Jedoch wird im Koran nicht gesagt, wer oder was konkret dargestellt wird.


Außerdem kommt das Wort Tamāṯīl auch in Sura 21:52 vor:
Außerdem kommt das Wort Tamāṯīl auch in Sura 21:52 vor:

Version vom 5. Mai 2007, 15:00 Uhr

Bilderverbot im Koran

Der Koran enthält kein ausgesprochenes Bilderverbot, jedoch wird aus dem koranischen Verbot der Vielgötterei und Idolatrie oftmals ein Bilderverbot abgeleitet. In der Sprache des Koran werden im Zusammenhang mit dem Bild unterschiedliche Begriffe verwendet:

  1. صَوَّرَ / ṣawwara / ‚bilden,formen‘, صُورَة / Ṣūrā / ‚Bild‘, المُصَوِّر / al-Muṣawwir / ‚Erschaffer, Schöpfer‘
  2. تِمْثال / timṯāl, Pl.tamāṯīl / ‚Bild, Abbild“, arabische Wurzel: „maṯala: gleichen, ähneln, nachahmen‘
  3. نُصُب / nuṣub, Pl. anṣāb / ‚Bild“ arabische Wurzel: „naṣaba: erheben, aufrichten, aufstellen‘

Gott als „Muṣawwir“

Im Koran werden die Begriffe صَوَّرَ / ṣawwara / ‚bilden,formen‘ und بَرَأ / baraʿa / ‚erschaffen, schöpfen‘ als schöpfende Eigenschaften Gottes verwendet (vgl. 7:10, 3:4, 40:66). Allāh wird in der Sure 59:24 als المُصَوِّر / al-Muṣawwir, الخالق / al-Ḫāliq, und البارئ / al-Bāriʾ bezeichnet. Diese Begriffe werden im Koran synonym verwendet.[1]

Dies hat unter den islamischen Gelehrten zur Vorstellung geführt, dass das Erschaffen von (insbesondere dreidimensionalen) Bildern eine Nachahmung der Schöpfereigenschaft Allāhs ist. Der Begriff Muṣawwir bezeichnet im Arabischen auch den malenden/bildenden Künstler. In den Hadithen des Propheten finden sich Aussagen, in denen der Prophet Mohammed die مُصَوِّرون / muṣawwīrun / ‚Bilder, Schöpfer, Erschaffer‘ verflucht, weil sie durch das Schaffen von Bildern der Götzenverehrung einen Boden geben könnten. Andererseits beinhalten Hadithe auch Aussagen, die die Unfähigkeit des Menschen als Schöpfer (von Kreaturen) demonstrieren. So sagte Mohammed „Wer immer in dieser Welt ein Bild macht, wird am Tage der Auferstehung aufgefordert werden, die Seele in das Bild einzuhauchen, und er wird keine Seele hineinhauchen können!“ [2].

Das Schaffen von „Timṯāl“

Das Schaffen von Bildern/Statuen wird im Koran mehrfach erwähnt. Die Dschinn, die Salomon dienen, erschaffen für ihn Bildwerke. So sagt der Koran:

„Sie machten für ihn, was er wollte:Paläste, Bildwerke, Schüsseln (so groß) wie Tröge und (auf Füßen?) feststehende Kochkessel. Stattet der Sippe Davids (die euch derartige Errungenschaften hinterlassen hat, euren) Dank ab! Aber (wer wird dieser Aufforderung nachkommen? Nur wenige von meinen Dienern (d.h. von den Menschen) sind wirklich dankbar.“

Koran 34:13, nach Rudi Paret

Das Wort, das für Bildwerke verwendet wird, lautet timsal / tamasil / تمثال , تماثيل / timṯāl / tamāṯīl. Timṯāl steht im Arabischen für jedes künstliche Objekt (Bild, Statue), das nach etwas Existierendem nachgebildet wurde, egal ob es lebendig oder tot ist. Das Wort Timṯal schließt die Darstellung von Menschen, Tieren, Pflanzen, Steine etc. ein. Jedoch wird im Koran nicht gesagt, wer oder was konkret dargestellt wird.

Außerdem kommt das Wort Tamāṯīl auch in Sura 21:52 vor:

„(Damals) als er zu seinem Vater und seinen Leuten sagt:‚Was sind das für Bildwerke, denen ihr euch (in eurem Kult) hingebt?‘“

Koran nach Paret

Und weiter:

„(53)Sie sagten: ‚Wir haben (schon) unsere Väter dabei vorgefunden, daß sie ihnen dienten.‘.
(54) Er sagte: ‚Dann waret ihr und euren Vätern offensichtlich im Irrtum.‘.
(55)Sie sagten: ‚Bringst du uns die Wahrheit oder willst du Scherz (mit uns) treiben?‘
(56)Er sagte: ‚Nein (mir ist es bitterer Ernst)! Euer Herr ist der Herr von Himmel und Erde, die er (beide) geschaffen hat. Das bezeuge ich euch (in aller Form).
(57)Und ich werde, bei Gott, eure Götzen überlisten, nachdem ihr den Rücken gekehrt (und mich mit ihnen alleingelassen) habt.‘
(58)Und er schlug sie in Stücke, ausgenommen einen (Götzen), der ihnen (ebenfalls) gehörte, und der (besonders) groß war. Vielleicht würden sie (d.h. die Götzendiener)(später) zu ihm zurückkehren.
(59)Sie (entdeckten das Werk der Zerstörung und) sagten: ‚Wer hat dies mit unseren Göttern gemacht? Er gehört zu den Frevlern.‘“

Koran, nach Paret

Dieser im Koran erwähnte Bildersturm war jedoch nicht im Sinne des islamischen Bilderverbots, sondern sollte die Götzen der Ungläubigen der Lächerlichkeit preis geben. Desweiteren ist der Bildersturm unvollständig, da Abraham den größten Götzen unbeschädigt lässt.

Desweiteren formt und erschafft Jesus kleine Statuen von Vögeln aus Lehm und haucht ihnen den Lebensodem ein, was jedoch nur mit der Erlaubnis Gottes geschieht.

„(Damals) als Gott sagte: ,Jesus, Sohn der Maria! Gedenke meiner Gnade, die dir und deiner Mutter erwiesen habe, (damals) als ich dich mit dem heiligen Geist stärkte, so daß du (schon als Kind) in der Wiege zu den Leuten sprachst, und (auch später) als Erwachsener, und (damals) als ich dich die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehrte, und (damals) als du mit meiner Erlaubnis aus Lehm etwas schufst, was so aussah wie Vögel, und in sie hineinbliesest, so daß sie mit meiner Erlaubnis (schließlich wirkliche) Vögel waren, und (als du) mit meiner Erlaubnis Blinde und Aussätzige heiltest, und als du mit meiner Erlaubnis Tote (aus dem Grab wieder) herauskommen ließest, und (damals) als ich die Kinder Israels von dir zurückhielt (so daß sie dir nichts anhaben konnten), als du mit den klaren Beweisen zu ihnen kamst, worauf diejenigen von ihnen, die ungläubig waren, sagten: ‚Das ist ganz offensichtlich Zauberei.‘“

Koran 5:110, nach Rudi Paret

Bilderverbot in der Sunna

Hadīthe werde im Islam primär als Quellenliteratur gewertet,jedoch haben die islamischen Rechtswerke einen verpflichtenden Charakter. Diese islamischen Rechtswerke verarbeiten die Hadīthe mit Hinzuziehung des Koran und formulieren daraus Rechtsnormen. Somit wird klar ersichtlich, das nicht der Hadīth an sich sondern erst die Rechtsliteratur eine klare Aussage zum Bilderverbot gibt.

Rudi Paret hat die Hadīthe bezüglich Bilderverbot in den Hadīthwerken, also den Kutub sitta,al-Muwatta` und Musnad, zusammen getragen und kam auf 260 Hadīthe mit unterschiedlichen Isnaden. Diese ordnete er dann inhaltlich zu einander ein und die Zahl der Hadīthe "schrumpfte" auf vierzehn Gruppen zusammen.

I.

Āʾiša nutzte ein Stück Stoff, das mit Bildern versehen war, zum verdecken ihres Wohnraumes. Das Stück Stoff erregt das Mißfallen Mohammeds, und muss wieder abgenommen werden.

„Der Prophet kam eines Tages von einer Reise zurück, während ich einen Vorhang mit Bildern aufhing. Er befahl mir, diesen herunterzureißen und ich riß ihn auch herunter.“

Āʾiša, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Nr. 5955

„Wir hatten einen Vorhang mit dem Bild eines Vogels. Wenn man hereinkan, erblickte man ihn als Erstes. Der Gesandte Allahs sagte zu mir: "Lass diesen vor mir verschwinden; denn jedes Mal wenn ich eintrete und diesen sehe, erinnere ich mich des Diesseits." Damals hatten wir auch einen Stoff aus Plüsch mit seidenen Fäden geziert und er erlaubte es uns, ihn zu tragen.“

Āʾiša, Ṣaḥīḥ Muslim, Nr. 3934
Aber auch:

„Ich kaufte einmal einen Stoff mit Bildern. Als der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, kam, blieb er an der Tür stehen und trat nicht ein. Ich sagte zu ihm: »Ich bin ja bereit mich reumütig zu Allāh zu bekennen, wenn du mir sagst, was ich für eine Sünde begangen habe!« Er erwiderte: »Was ist das für ein Stoff?« Ich sagte:»Damit du dich entweder darauf setzt oder ihn als Kopfkissen verwendest« Er sagte: »Wahrlich, diejenigen, die diese Bilder gemacht haben, werden am Tage der Auferstehung bestraft. Zu ihnen wird gesagt werden: 〉Macht das lebendig, was ihr geschaffen habt!〈 Auch die Engel betreten keine Wohnung in der sich ein Bild befindet.«“

Aischa, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Nr. 5957

II.

„Die Engel betreten keine Wohnung, in der es einen Hund bzw. ein Bild/ und oder eine Skulptur gibt.“

Ibn ʿAbbās, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Nr. 3225

III.

„Gabriel verabredete sich mit dem Propheten, erschien jedoch nicht zu der Zeit, zu der er erwartet wurde. Diese Situation fiel dem Propheten sehr schwer und ließ ihn aus seiner Wohnung hinausgehen. Draußen sah er Gabriel und klagte ihm, was er Schweres empfunden hatte. Da sagte Gabriel zu ihm: »Wir (Engel) betreten keine Wohnung, in der sich ein Bild oder Hund befindet.«“

Sālim, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Nr. 5957

IV.

„Diejenigen, die (diese) Bilder verfertigen, werden am Tag der Auferstehung bestraft werden. Man wird zu ihnen Sagen:‚Macht lebendig, was ihr geschaffen habt‘“

V.

„Ich hörte Muḥammad sagen: »Wer immer in dieser Welt ein Bild macht wird am Tage der Auferstehung aufgefordert werden, die Seele(rūḥ) in das Bild einzuhauchen, und er wird keine Seele hineinhauchen können!«“

Ibn ʿAbbās, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī Nr. 5963

VI.

„Wer ist ungerechter als der, der versucht, etwas zu erschaffen wir nur Ich(d.h. Allah) erschaffe? Soll er doch ein Weizenkorn erschaffen oder ein Atom.“

Hadīth qudsi, Fath Al-Bāri 10/385

VII.

„Diejenigen Menschen, die am Tag der Auferstehung am härtesten bestraft werden, sind solche, die Bilder (vom Menschen oder vom Tier) machen.“

Ṣaḥīḥ Muslim Nr. 3943

VIII.

Verfluchung des Bildermachers

IX.

Einladungen sollen abgelehnt werden, wenn ein bebildeter Vorhang sichtbar ist.

X.

Der Prophet verbietet (Götzen)bilder im Bait und die Anfertigung solcher. Mohammed befiehlt ʿUmar nach der Eroberung von Mekka die (Götzen)bilder aus der Kaaba zu entfernen.

XI.

In der Kaaba gab es Bilder von Abraham, Maria oder Ismael

XII.

„Umm Habiba und Umm Salama erwähnten in der Gegenwart des Propheten eine Kirche, in der es Bilder bzw. Skulpturen gab, die sie in Abessinien gesehen hatten, und der Prophet sagte: „Dies sind diejenigen Leute, die - wenn ein rechtschaffener Mensch unter ihnen stirbt - auf seinem Grab eine Gebetsstätte errichten und diese mit solchen Bildern bzw. Skulpturen versehen. Diese sind die schlimmsten Menschen bei Allah am Tage der Auferstehung.““

Āʾiša, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Nr. 0427

XIII.

„Lass kein Bild, ohne es auszuwischen, und kein hochragendes Grab, ohne es einzuebnen“

Mohammed zu ʿAli,Ṣaḥīḥ Muslim Nr. 2115

XIV.

Diverse andere Hadīthe im Zusammenhang mit Abbildungen. z.B.:

„Ich pflegte mit Puppen zu spielen*, als ich mit dem Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihm, verheiratet war, und ich hatte einige Freundinnen, die auch mit mir spielten. Sie verhielten sich so, dass sie - wenn der Gesandte Allahs kam - hinter die Vorhänge verschwanden. Er aber sprach zu ihnen so lieb und leise, dass sie weiter mit mir spielten.“

Āʾiša, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Nr. 6130

Nach islamischem Gesetz ist es somit verboten, Bilder und Statuen von Wesen, welche eine Seele (rūḥ) besitzen, zu schaffen (IV.). Der Bildermacher wird als einer der schlechtesten Geschöpfe bezeichnet, von Mohammed verflucht (VIII.), und dem Kafir gleichgestellt (Al-Tirmidhi,Dschahannam, B.1).

Islamischer Ikonoklasmus

Gelegentlich finden sich muslimische ikonoklastische Übergriffe gegen heilige Bildwerke anderer Religionen. Für die moderne Zeit gilt als Beispiel die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamiyan und -Fresken sowie buddhistischer Ausstellungsstücke des Museums in Kabul durch die Taliban im Jahr 2001.

Die Darstellung des Propheten wird gescheut oder man lässt ihn zumindest einen Gesichtsschleier tragen. In Verbindung mit der großen Bedeutung des Wortes, gleichsam als Träger der Offenbarung, führt das Vermeiden bildlicher Darstellungen zu einer überragenden Rolle von Schrift (Kalligraphie) und Ornament in der islamischen Kunst. Dabei wird die Schrift häufig selbst zum Schmuck oder Ornamente werden schriftähnlich gestaltet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Rudi Paret, Schriften zum Islam, S. 241
  2. berichtet von Ibn ʿAbbās, Ṣaḥīḥ al-Buḫārī Nr. 5963

Literatur

  • Rudi Paret: Schriften zum Islam. Volksroman, Frauenfrage, Bilderverbot. Stuttgart 1981 ISBN 3-17-005981-5
  • Ibric Almir: Das Bilderverbot im Islam. Eine Einführung. Tectum-Verl., Marburg 2004 ISBN 3-8288-8766-X
  • Ibric Almir: Islamisches Bilderverbot vom Mittel- bis ins DigitalzeitalterLit Verl., Wien/Münster ISBN 3-8258-9597-1

Landau, Jacob M.: "Taṣwīr" in The Encyclopedia of Islam² vol. X., Leiden: Brill, pp. 363-365.