Bilm und Schloss und Benediktinerabtei Iburg: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Schloss und Kloster Iburg''' in [[Bad Iburg]] gehören zu den historisch bedeutenden Bauanlagen im Landkreis [[Osnabrück]] (Niedersachsen). |
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! Wappen |
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Das Benediktinerkloster wurde 1080 gegründet. Vom 11. bis Ende des 17. Jahrhunderts residierten die Bischöfe von Osnabrück im Iburger Schloss. 1668 wurde hier [[Sophie Charlotte von Hannover]] geboren, die 1701 als Ehefrau von [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] erste Königin in [[Preußen]] wurde. Der Rittersaal aus dem 17. Jahrhundert ist wegen seiner Deckenmalerei in perspektivischer Scheinarchitektur kunstgeschichtlich herausragend. |
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! Karte |
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== Baugeschichte == |
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| width="145" | [[Bild:Wappenbilm.jpg|140px]]<br /> |
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[[Bild:Kardinal Franz Wilhelm von Wartenberg.jpg|thumb|Aus der Zeit Franz Wilhelm von Wartenbergs stammt der Rittersaal des Schlosses]] |
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| width="145" | {{Positionskarte|Deutschland|label=|position=none|lat=52.3406|long=09.9119|width=140|caption=|border=none|mark=Reddot.svg|marksize=5|float=center}} |
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Erstes Bauwerk an der durch den Ausläufer des [[Teutoburger Wald]]es führenden Passstraße (heute [[Bundesstraße 51]]) war eine sächsische Fluchtburg. |
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Auf ihren Ruinen ließen Bischof Benno I. (1052-1067) und [[Benno II. von Osnabrück|Bischof Benno II.]] (1068-1088) die Residenz des [[Bistum Osnabrück|Bistums Osnabrück]] bauen. Bischof Benno II. brachte im Jahr 1080 zwölf [[Benediktiner|Benediktinermönche]] aus Mainz nach Iburg. Dieses Jahr wird als Gründungsjahr des Klosters angesehen, jedoch hatte schon 1070 auf dem Burgberg eine Holzkapelle gestanden. |
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! colspan="2" | Basisdaten |
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Unter Bischof Konrad IV. von Rietberg (1492 bis 1508) wurde der achteckige Bergfried errichtet. |
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Er wird in der Bevölkerung Bennoturm genannt. |
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| [[Bundesland (Deutschland)|Bundesland]]: || [[Niedersachsen]] |
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Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Burg und Kloster auf Veranlassung von Fürstbischof Philipp Sigismund (1591 bis 1623) zu einer reich gegliederten Anlage entwickelt. |
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| [[Landkreis]]: || [[Region Hannover]] |
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Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] erlitten Schloss und Kloster schwere Schäden, 1632 durch die Niederländer und insbesondere durch die Schweden, die die Burg 1633 bis 1650 besetzt hielten. |
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| [[Stadt]]: || [[Sehnde]] |
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Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg, der vor den Schweden geflohen war, kehrte 1650 zurück und ließ ganze Gebäudeflügel von Grund auf erneuern. Die Ausstattung des Rittersaales stammt aus den Jahren 1656/57. Verantwortlicher Architekt war Johannes Crafft, der aus Süddeutschland stammte. |
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| [[Geografische Lage]]: || {{Koordinate Text Artikel|52_20_26_N_9_54_43_E_type:city(875)_scale:10000_region:DE-NI|52° 20' 26" N, 9° 54' 43" O}} |
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Die von dem katholischen Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg begonnenen Arbeiten wurden um 1674 von seinem Nachfolger [[Ernst August, Kurfürst von Hannover|Ernst August I.]], dem ersten lutherischen Bischof aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg, vollendet. Er ließ die lutherische Schlosskirche (1664) einbauen. |
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| [[Höhe]]: || {{Höhe|66|DE-NN|link=true}} |
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Abt Adolph Hane (1706 bis 1768) ließ durch den westfälischen Barockbaumeister [[Johann Conrad Schlaun]] einen Klosterneubau auf dem Burgberg errichten. |
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| [[Fläche]]: || 6,9 [[Quadratkilometer|km²]] |
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Vom hannoverschen Landbaumeister Franz Schädler (1733-1796) stammt der Entwurf für das Eingangstor zur Schlossanlage an der so genannten ''Klotzbahn''. Es wurde 1781 von dem Schmiedemeister Johann Georg Reinhard angefertigt. <ref>Hans Galen, Helmut Ottenjan (Hrsg): ''Westfalen in Niedersachsen'' Museumsdorf Cloppenburg, Cloppenburg 1993 ISBN 3-923675-37-2 Seite 145 </ref> |
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| [[Einwohner]]: || 875 <ref>Stadt Sehnde:[http://www.sehnde.de/sehnde/TreeViewServlet?openNode=112]</ref> |
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== Fürstbischöfliches Familienleben == |
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| [[Bevölkerungsdichte]]: || 127 Einwohner je km² |
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|[[Bild: Sophie Charlotte von Hannover.jpg|thumb|Sophie Charlotte, erste Königin in Preußen, wurde 1668 im Iburger Schloss geboren]] |
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| [[Postleitzahl]]: || 31319<br />(alt: 3163 Sehnde 4) |
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|[[Bild:Sophie von der Pfalz von Peter Lely.jpg|thumb|Ihre Mutter Sophie von der Pfalz bezeichnete das Schloss als „sehr hübsches Haus“ ]] |
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| [[Telefonvorwahl|Vorwahl]]: || 0 51 38 |
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| [[Kfz-Kennzeichen]]: || H |
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| Website: || [http://www.bilm.de www.bilm.de] |
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! colspan="2" | Politik |
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| [[Bürgermeister|Ortsbürgermeister]]: || Bernd Ostermeyer ([[CDU]]) |
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Über das Iburger Schloss schrieb [[Sophie von der Pfalz]], die darin von 1662 bis 1673 mit ihrem Mann, dem Fürstbischof [[Ernst August (Calenberg)|Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg]] lebte, nach der Ankunft an ihren Bruder [[Karl I. Ludwig (Pfalz)|Karl Ludwig von der Pfalz]]: ''Vor drei Tagen bin ich hier eingetroffen und befinde mich in einem sehr hübschen Hause, welches mich bei seiner Ankunft recht erfreut hat; alles, was daran in die Augen fällt, erscheint prächtig: Gerät, Möbel, Livreen, Wachen, Hellebarden. '' <ref>Ute Heuer: ''Schloss Iburg - Von alten Schätzen und neuen Plänen'' in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, Seite 78</ref> Im Jahr 1663 beschrieb sie das Leben in der Iburg: ''Wir spielen Kegel, ziehen Enten, halten Ringelrennen, spielen Trictrac, wollen jedes Jahr nach Italien, doch gehen die Dinge ganz gut für einen kleinen Bischof, der in Frieden leben kann.'' <ref>Wolf Schneider: ''Ernst August I. und Sophie von der Pfalz als Bischofspaar in Iburg und Osnabrück (1662-1672)'' in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, Seite 197</ref> Drei Jahre später konnte der kleine Bischof nicht in Frieden leben. 1666 zogen Ernst August I. und Sophie von der Pfalz zeitweilig wegen politischer Spannungen mit dem benachbarten katholischen Bischof von Münster, [[Christoph Bernhard Graf von Galen]], in einen Hof in der Osnabrücker Neustadt, weiter entfernt von Münster. Nach der Rückkehr nach Iburg schrieb Sophie am 2. Juni des Jahres erleichtert: ''Wir leben hier in der angenehmsten Einsamkeit der Welt. Wir genießen alle Freuden des Landlebens und weisen alle zurück, die uns bei der Tafel aufwarten wollen; außer unserer Gesellschaft sehen wir niemand.'' <ref> Wolf Schneider: ''Ernst August I. und Sophie von der Pfalz als Bischofspaar in Iburg und Osnabrück (1662-1672)'' in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, Seite 197</ref> |
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'''Bilm''' ist ein Ortsteil der Stadt [[Sehnde]], südöstlich von [[Hannover]]. |
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Das älteste erhaltene Dokument, das Bilm erwähnt, stammt aus dem Jahr 1233. |
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1668 wurde die einzige Tochter des Fürstbischofspaars, [[Sophie Charlotte von Hannover|Sophie Charlotte]], im Iburger Schloss geboren. Sie wurde als Ehefrau von [[ Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] erste Königin in Preußen. |
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Dem Fürstbischof reichten im Laufe der Jahre die Räumlichkeiten der Iburg nicht aus. Er wollte zudem die Unabhängigkeit der Stadt Osnabrück einschränken und beschloss deswegen, dort einen Neubau zu errichten. 1673 bezog die fürstbischöfliche Familie das [[Schloss Osnabrück]]. Damit endete die Ära der Bischöfe von Osnabrück in Schloss Iburg. |
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== Bischöfe von Osnabrück im Iburger Schloss == |
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Von 1086 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts residierten die [[Liste der Bischöfe von Osnabrück|Osnabrücker Bischöfe]] in Iburg. |
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*1086 - 1088 [[Benno II. von Osnabrück|Benno II.]], Gründer des Benediktinerklosters |
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*1088 - 1093 Marquardt |
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*1093 - 1101 Wiho II. |
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*1101 - 1109 Johann I. |
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*1109 - 1119 Gottschalk von Diepholz |
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*1119 - 1137 Thiedhard |
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*1137 - 1141 Udo von Steinfurt |
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*1141 - 1173 Philipp von Katzenelnbogen |
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*1173 - 1191 Arnold Graf von Altena |
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*1191 - 1216 Gerhard von Oldenburg-Wildeshausen, später Erzbischof in Bremen |
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*1216 - 1224 [[Adolf von Tecklenburg]] |
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*1224 - 1225 Engelbert I. von Isenberg |
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*1225 - 1227 Otto I. |
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*1227 - 1238 Conrad I. von Velber |
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*1238 - 1250 erneut Engelbert von Isenburg |
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*1250 - 1258 Bruno von Isenberg |
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*1258 - 1265 Balduin von Russel |
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*1258 - 1270 Widukind von Schwabenburg |
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*1270 - 1296 Konrad II. Graf von Rietberg |
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*1296 - 1308 Ludwig Graf von Ravensberg |
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*1309 - 1318 Engelbert II. von Weihe |
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*1318 - 1350 Gottfried Graf von Arnsberg |
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*1350 - 1366 Johann II. Hoet |
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*1366 - 1376 Melchior von Grubenhagen, Herzog von Braunschweig |
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*1376 - 1402 Diederich von Hoya (oder von Horne?) |
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*1402 - 1404 Heinrich I. von Schaumburg-Holstein |
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*1404 - 1424 Otto Graf von Hoya |
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*1424 - 1437 Johann III. Graf von Diepholz |
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*1437 - 1441 Erich Graf von Hoya |
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*1442 - 1450 Heinrich II. Graf von Moers |
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*1450 - 1454 Albert Graf von Hoya |
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*1455 - 1482 Konrad III. von Diepholz |
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*1482 - 1508 [[Konrad VI. (Rietberg)|Konrad VI. von Rietberg]] |
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*1508 - 1531 [[Erich von Braunschweig-Grubenhagen]] |
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*1532 - 1553 [[Franz von Waldeck]] |
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*1553 - 1574 [[Johann II. von Hoya|Johannes Graf von Hoya]] |
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*1574 - 1585 [[Heinrich von Sachsen-Lauenburg]] |
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*1585 - 1585 Wilhelm von Schenking - er starb fünf Tage nach der Wahl |
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*1585 - 1591 Bernhard von Waldeck |
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*1591 - 1623 Philipp Sigismund zu Wolfenbüttel, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg |
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*1623 - 1625 [[Eitel Friedrich von Hohenzollern (Osnabrück)|Eitel Friedrich von Hohenzollern]] |
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*1625 - 1661 [[Franz Wilhelm von Wartenberg]] (Kardinal) |
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*1661 - 1698 [[Ernst August, Kurfürst von Hannover|Kurfürst Ernst August I. von Hannover]], Herzog zu Braunschweig und Lüneburg |
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Ernst August I. von Hannover ließ das [[Schloss Osnabrück]] bauen. Damit endete die Geschichte der Bischöfe von Osnabrück im Iburger Schloss. |
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== Das Benediktinerkloster == |
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Das im Jahr 1080 gegründete Kloster bestand bis Anfang des 19. Jahrhunderts. |
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Mit dem 13. Februar [[1803]] wurde es aufgehoben. |
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Der [[Reichsdeputationshauptschluss]] stammt zwar erst vom 25. Februar 1803 und wurde am 27. April 1803 kaiserlich bestätigt, doch erfolgte die [[Säkularisierung]] in vielen Gebieten schon vor der Rechtsgültigkeit. Iburg war das erste Kloster im Fürstentum Osnabrück, das aufgehoben wurde. Der Konvent hatte zu dieser Zeit noch 22 Mitglieder. Bedienstete und Domestiken waren bereits am 9. und 10. Februar 1803 entlassen worden. Das Kloster wurde vollständig ausgeräumt, das Inventar wurde bis auf Kirchenausstattung und Bibliothek, deren Bestand auf 4000 Bücher geschätzt wurde, verkauft. Die Bibliothek ging in staatlichen Besitz über. In napoleonischen Zeiten blieb sie ungenutzt in Iburg, 1816 wurde sie ins Osnabrücker Schloss gebracht. 1817 übernahm das [[Gymnasium Carolinum (Osnabrück)|Gymnasium Carolinum]] in Osnabrück den Bestand. Bei der Bombardierung Osnabrücks im September 1944 wurde er zum größten Teil zerstört; die Reste befinden sich in der Osnabrücker Stadtbücherei. |
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== Wiedertäufer im Bergfried des Iburger Schlosses == |
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Der [[Täuferreich von Münster|Wiedertäufer]] Johann Bockelson, genannt [[Jan van Leiden]], schickte im Oktober 1534 von [[Münster (Westfalen)|Münster]] 27 Prädikanten als Apostel hinaus, darunter auch sechs nach Osnabrück. Der Rat der Stadt ließ alle sechs am 15. Oktober festnehmen. Es waren die beiden Niederländer Dionysius Vinne aus Diest und Peter Kueper aus [[Sneek]], der [[Borken]]er Schulmeister Heinrich Graes, der Münsteraner Fleischhauer Johann Boentorp, Johann Scheffer aus [[Freckenhorst]] und Paul Schwering. Sie wurden nach Iburg gebracht, wo sie am 18. oder 19. Oktober 1534 eintrafen. Die Gefangenen wurden in den Bergfried, den so genannten Bennoturm, gebracht und in den folgenden Tagen verhört und gefoltert. Einer von ihnen überlebte die Qualen nicht. Die übrigen wurden wegen Aufruhrs zum Tode verurteilt und enthauptet - bis auf den ehemaligen Schulmeister Heinrich Graes. Dieser war von den übrigen Gefangenen getrennt worden, nachdem er zu erkennen gegeben hatte, er könne wichtige Aussagen machen. So gelang es ihm, vor Bischof [[Franz von Waldeck]] geführt zu werden. Dieser glaubte seinen Beteuerungen, er könne einen Anschlag gegen die Stadt Münster vorbereiten oder die Pläne der Wiedertäufer ausspionieren. Der Bischof setzte ihn gegen eine Bürgschaft von 1100 Gulden frei. |
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In Münster nahm man Graes freudig auf. Als Jan van Leiden ihn nach Wesel und Deventer schickte, trennte er sich von seinen Begleitern und kehrte zur Jahreswende 1534/45 nach Iburg zurück. Dort verriet er die Pläne der Täufer. Er wurde erneut ausgesandt, um die Absichten der Täufer in Wesel zu erkunden. Nach seiner Rückkehr belohnte ihn der Bischof und entließ ihn, weil er der „ganzen Deutschen Nation“ wichtige Dienste geleistet hatte. |
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== Zwei Kirchen im Schloss == |
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Das Iburger Schloss beherbergt zwei Kirchen, die katholische St.-Clemens-Kirche und |
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die Evangelisch-lutherische Schlosskirche. |
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=== St.-Clemens-Kirche === |
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Die katholische St.-Clemens-Kirche, eine dreischiffige Halle mit Querhaus und rechteckigem Chor, geht auf Bischof Benno II. zurück, der hier auch sein Grab fand. |
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Die heutige Kirchenform stammt aus dem 13. Jahrhundert. |
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Eine barocke Einrichtung erhielt die Kirche in der Bauzeit des westfälischen Barockbaumeisters [[Johann Conrad Schlaun]]. Sie wurde jedoch zum großen Teil 1890 zu Gunsten der Neugotik aufgegeben. |
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Nach der Aufhebung des Klosters 1803 wurde die Kirche vier Jahre lang als Pulvermagazin genutzt, dann nahm die katholische Gemeinde sie in Gebrauch, doch wurde sie erst 1836 der Kirchengemeinde übertragen. |
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Eine bauliche Besonderheit der Kirche ist das mittelalterliche [[Hagioskop]], eine so genannte Lepraspalte. |
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==== Kirchenbücher ==== |
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Die Kirchenbücher von St. Clemens sind von Beginn bis zum Jahr 1876 abgeschrieben und zu einem so genannten Ortsfamilienbuch verarbeitet worden. Das Ortsfamilienbuch Iburg ist in der Bibliothek des Arbeitskreises Familienforschung Osnabrück einzusehen. |
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=== Evangelisch-lutherische Schlosskirche === |
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Die Evangelisch-lutherische Schlosskirche, deren barocke Erstausstattung weitgehend erhalten ist, ließ Ernst August von Braunschweig-Lüneburg 1664 einbauen. Sie diente als Hofkapelle zunächst nur dem Bischof und seinem Gefolge. Erreichbar war sie lediglich durch den Prinzenflügel innerhalb des Schlosses. Sie wurde am 1. Mai 1664 eingeweiht. Die Kirchweihpredigt hielt Magister Wilhelm Stratemann. 1674 wurde Ernst Georg Wöbeking erster evangelischer Pastor, der nicht nur für die Angehörigen des Hofs, sondern auch für die evangelischen Christen in Iburg selbst zuständig war. |
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Nach dem Tod Ernst Augusts ließ dessen katholischer Nachfolger die Kirche schließen. Entsprechend der ''alternierenden Sukzession'' folgte ihm 1716 Ernst August II. als evangelischer Landesherr. Er ließ die Kirche renovieren und wieder öffnen. 1728 folgt erneut ein katholischer Landesherr, den 1764 Friedrich, zweitältester Sohn von Georg III. von Großbritannien, ablöste. |
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Die evangelische Gemeinde erhielt 1814 eigene Pfarrrechte. Für sie wurde ein eigener Aufgang geschaffen. |
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1913 wurde von der Klotzbahn ein Treppenvorbau im Stil der Neurenaissance angebaut, gestiftet durch Berta von Bardeleben. Ihr Wappen befindet sich im Bleiglasfenster des Treppenvorbaus. |
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Am 1. Mai 2003 feierte die Kirchengemeinde das 340-jährige Bestehen der Schlosskirche mit einem Festakt. |
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Geistliche der evangelisch-lutherischen Schlosskirche seit 1905: |
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*1905 - 1911 Pastor Franz Theodor Wesenack |
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*1911 - 1949 Pastor Karl Wilhelm Thimme, Professor an der Universität Münster |
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*1949 - 1960 Pastor Günther Herbst |
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*1961 - 1977 Pastor Christian Walter Schulze |
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*1977 - 1990 Pastor Günther Robert Aden |
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*1990 - 1994 Pastor Uwe Höppner |
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*seit 1994 Pastorin Angelika Schmidt |
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Nach 19 Pastoren hat die Gemeinde zum ersten Mal eine Pastorin. |
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== Rittersaal == |
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Der Rittersaal des Schlosses von zwölf mal 15 Meter Größe wurde im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts von Fürstbischof [[Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel]] als Jagd- und Speisesaal geschaffen, während des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Kriegs]] 1933 bis 1650 unter schwedischer Besatzung jedoch schwer beschädigt. |
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Die heutige barocke Ausstattung aus der Zeit von 1650 bis 1661 gab Franz Wilhelm von Wartenberg bei dem Architekten Johann Crafft in Auftrag. Die Deckenmalerei aus den Jahren 1656 bis 1658 von [[Andrea Alovsii]] mit Zeus im Mittelpunkt, umrahmt von den Heldentaten des [[Herakles]], ist ein herausragendes Beispiel perspektivischer Scheinarchitektur. Sie ist die einzige dieser Art, die nördlich der Alpen im Original erhalten ist. Älter war nur die Deckenmalerei der Münchner Residenz, die im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstört wurde. 73 Porträts an den Wänden zeigen die Osnabrücker Bischöfe in der Iburg sowie Landesherrn. |
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Der Steinfußboden mit blauschwarzen und weißgrauen Fliesen, die in Rautenform verlegt wurden, symbolisieren das bayrische Wappen Franz Wilhelm von Wartenbergs. Der Boden wurde 1997 rekonstruiert, nachdem der Rittersaal viele Jahrzehnte mit einem Holzfußboden ausgestattet gewesen war. |
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Im Rittersaal wird die Ausstellung ''Zwischen Prunkgeschirr und Wäscheleine - die Rekonstruktion des Rittersaales der Iburg'' gezeigt. Er ist bei Schlosskonzerten und bei Führungen sowie anderen öffentlichen Veranstaltungen zugänglich. |
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== Schlossmuseum == |
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Das Schlossmuseum, das 2002 nach einer grundlegenden Neugestaltung wieder eröffnet wurde, zeigt die Ausstellung ''Befestigung, Bischofsresidenz, Kloster - archäologische Forschungen auf der 1200 Jahre alten Iburg''. Sie beschreibt die Entstehungsgeschichte von Schloss und Klosteranlage. Die Baugeschichte wird mit einem Modell der Anlage veranschaulicht, die Burg und Kloster um das Jahr 1600 zeigt. Zu Exponaten aus Grabungen der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück gehören ein Thebalring, Abtsstäbe, Teile einer [[Armbrust]] aus dem hohen Mittelalter sowie Alltagsgegenstände wie Schreibgriffel, Bodenfliesen und Behältnisse aus Keramik. Träger des Schlossmuseums ist der Schlossverein Iburg e. V. |
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Im Münzkabinett, einem Teil des Schlossmuseums, werden ''Münzen und Medaillen aus 800 Jahren Münzgeschichte des Osnabrücker Landes'' ausgestellt. Der Schlossverein erhielt 2005 vom Landschaftsverein Osnabrücker Land e. V. eine Münze und eine Medaille mit direktem Bezug zur Iburg als Dauerleihgabe für das Münzkabinett. Die ''Klippe zu 1 Reichstaler'' ist eine rechteckige Münze mit einseitiger Prägung des Bischofswappens, die das Osnabrücker Domkapitel 1633 unter dem katholischen Fürstbischof [[Franz Wilhelm von Wartenberg]] als Notgeld aus dem Stiftssilber prägen ließ. Silbermedaillen prägte der Schwede Karsteen Arvid, einer der bedeutendsten Medailleure seiner Zeit, aus Anlass der Hochzeit der in Schloss Iburg geborenen [[Sophie Charlotte von Hannover|Sophie Charlotte]]. Sie wurde als 16-Jährige mit dem damaligen brandenburgischen Kurprinzen [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich]] vermählt. Die Erinnerungsmedaille von 1684 im Münzkabinett zeigt auf der einen Seite das Brustbild Sophie Charlottes, auf der anderen Seite das Brustbild Friedrichs, des späteren Königs in Preußen, mit Allongeperücke. <ref>http://www.lvosl.de/lvosl/eigenprojekte/muenzuebergabe.html</ref> |
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== Nutzung von Schloss Iburg == |
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Nach der ''Säkularisierung'' waren das Fürstbistum Osnabrück und Schloss Iburg mit dem Kloster endgültig an das Welfenhaus gegangen. 1866 wurde Hannover preußische Provinz, womit auch Schloss Iburg preußisch wurde. |
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Schloss Iburg ist jetzt im Besitz des Landes Niedersachsen. |
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Die Liegenschaft wird vom Kultusministerium verwaltet. |
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=== Kreisverwaltung === |
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Ab 1885 war Schloss Iburg Sitz der Kreisverwaltung Iburg. |
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Der Kreis Iburg wurde 1932 aufgelöst. |
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=== Amtsgericht Bad Iburg === |
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Das Iburger Schloss ist Sitz des [[Amtsgericht Bad Iburg|Amtsgerichts Bad Iburg]]. |
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=== Heimschule === |
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Von 1948 bis 1971 wurde das Schloss als Heimschule des Landes Niedersachsen genutzt. Die sechs Heimschulen des Landes Niedersachsen, darunter das Iburger Internat, sollten vor allem dazu dienen, Kindern aus Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. So kamen in den ersten Jahren 90 Prozent der Internatsschüler aus Flüchtlingsfamilien. |
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Die Iburger Heimschule war ein Gymnasium in Kurzform (GiK). Es begann mit der siebten Klasse. Englisch war die erste Fremdsprache ab der siebten Klasse, in der achten Klasse kam Französisch hinzu. Beide Sprachen waren Pflichtstoff bis zur Reifeprüfung. Von der zehnten Klasse an konnte Latein als Wahlfach hinzu genommen werden. Mathematik und Naturwissenschaften blieben Pflichtstoff bis zum Abitur. |
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Die musische Erziehung spielte eine besondere Rolle. Der Madrigalchor und der "Singkreis der Heimschule Iburg" waren über Iburgs Grenzen hinaus bekannt. |
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Oberstudiendirektor Lorenz Heiny, der Schulleiter, spielte im öffentlichen Leben Iburgs eine besondere Rolle. |
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1971 wurde die Schule in die Trägerschaft des Landkreises Osnabrück überführt und in eine Halbtagsschule umgewandelt. Das Internat wurde geschlossen. Das Gymnasium zog im August 1972 in das neue Schulzentrum um. |
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Bis dahin hatten viele Iburger ihre Kinder statt als Externe in die Heimschule lieber auf Gymnasien in Osnabrück geschickt, ungeachtet der Beschwernisse für die Fahrschüler. Manchen Iburgern galt das Gymnasium in Kurzform als nicht anspruchsvoll genug. Dennoch waren in den letzten Jahren der Heimschule fast zwei Drittel der Schüler Externe. |
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=== Polizeischule des Landes Niedersachsen === |
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Von 1973 bis 2004 bildete das Land Niedersachsen im Iburger Schloss seinen Polizeinachwuchs aus. Am 1. Oktober 1973 begann der Lehrbetrieb mit zwei Klassen im Grundausbildungslehrgang für Polizeianwärter. |
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Die Polizeischule wurde im Mai 1997 Außenstelle des Bildungsinstitutes der niedersächsischen Polizei mit Sitz in Hann. Münden. Als die Bildungseinrichtung im Oktober 2003 ihr 30-jähriges Bestehen feierte, war die Diskussion über die Zukunft des Schlosses in vollem Gange. Horst Denningmann, von 1975 bis 1988 Leiter der Bad Iburger Polizeischule, äußerte bei der Festveranstaltung im Rittersaal des Schlosses die Hoffnung, man könne auch das nächste Jubiläum noch an diesem Ort feiern. Zwar entschied sich das Land Niedersachsen gegen einen Verkauf des Schlosses, doch die Hoffnung auf einen Erhalt der Bildungseinrichtung für die Polizei erfüllte sich nicht. |
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Am 23. April 2004 endete der letzte Aufstiegslehrgang in Schloss Iburg. |
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Die Liegenschaftsverwaltung ging an das Niedersächsische Kultusministerium über. |
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=== Niedersächsische Schulinspektion === |
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Seit Mai 2005 ist Schloss Iburg offizieller Sitz der Niedersächsischen Schulinspektion. |
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=== Schlosskonzerte === |
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Seit mehr als 30 Jahren werden im Rittersaal die Schlosskonzerte veranstaltet. Die Konzertreihe wurde von dem Musiklehrer Harry Jahns ins Leben gerufen, um dem Rittersaal neues Leben einzuhauchen. Das erste Konzert fand am 29. November 1975 statt. Das Programm bietet im Wesentlichen Klassik, Romantik und Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Der Deutsche Musikrat vermittelt dem Verein Iburger Schlosskonzerte e. V. begabte Nachwuchskünstler. Zu den international bekannten Künstlerinnen, die am Beginn ihrer Karriere in Bad Iburg auftraten, gehört die Klarinettistin [[Sabine Meyer]]. |
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== Weblinks == |
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* [http://home.arcor.de/horst_grebing/Kloster.jpg Foto des Schlosses] |
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Quelle: <ref>[[Hannoversche Allgemeine Zeitung]], Ausgabe 248 vom 24.10.2006</ref> |
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* [http://www.schlosskonzert.de Schlosskonzerte im Rittersaal des Iburger Schlosses] |
|||
* um 800 Besiedlung des Gebiets um Bilm mit [[Franken (Volk)|fränkischen]] Militärkolonisten und Zugehörigkeit zum [[Das Große Freie|Großen Freien]] |
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* [http://www.osfa.de Ortsfamilienbuch (Bad) Iburg] |
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* 1233: Erste urkundliche Erwähnung. |
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* 1578: Die Glocke der Kapelle wird gegossen. |
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* 1616: Bau der Kapelle. |
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* 1666: Die rote [[Amöbenruhr|Ruhr]] grassiert im Dorf. |
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* 1794: Müller Boedeckers Pferdeknecht wird vom Blitz erschlagen. |
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* 1835: Generalteilung des Köthenwaldes. Von den 4378 Morgen erhält Bilm 485. Die Vergabe erfolgt nach der Größe der Viehherde. |
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* 1839: Bau des ersten Schulhauses. |
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* 1894: Die [[Gemeinde]] Bilm kauft eine neue [[Handdruckspritze]]. |
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* 1898: Bei Fritz Schrader brennt das erste elektrische Licht im Ort. Auch die Straßen werden beleuchtet. Die elektrische Bahn bis Haimar ist fertig. Von Bilm nach Ilten gibt es einen Gleisanschluss. |
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* 1912: Drei Höfe sind von der Maul- und Klauenseuche befallen. |
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* 1920: Die Bockwindmühle von 1789 wird bis auf die Grundmauern abgebrochen. |
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* 1925: Ein Blitz zerstört den [[Transformator]]. In der Gemeinde gibt es zwei Tage lang kein Licht. |
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* 1927: Gründung der Feuerwehr. |
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* 1939: Der Winter ist so kalt, dass der [[Mittellandkanal]] zufriert und die Kinder bis nach [[Misburg-Anderten|Anderten]] Schlittschuh laufen können. |
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* 1944: Luftangriff auf Bilm |
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* 1946: Die [[Feuerwehr]] bekommt eine eigene Motorspritze. |
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* 1950: In der Bilmer [[Feldmark]] wird nach Öl gebohrt. |
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* 1952: Eröffnung der neuen Schule. |
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* 1967: Bau der [[Kanalisation]]. |
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* 1968: Anschluss an die zentrale Wasserversorgung. |
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* 1974: Die alte Schule am Reuteranger wird abgerissen. |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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* Bürgerschützengesellschaft Bilm von 1927 e.V. |
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* Diesel Jungs |
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* Freiwillige Feuerwehr Bilm |
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* Eissport-Club Bilm e.V. |
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Version vom 17. April 2007, 21:24 Uhr
Schloss und Kloster Iburg in Bad Iburg gehören zu den historisch bedeutenden Bauanlagen im Landkreis Osnabrück (Niedersachsen).
Das Benediktinerkloster wurde 1080 gegründet. Vom 11. bis Ende des 17. Jahrhunderts residierten die Bischöfe von Osnabrück im Iburger Schloss. 1668 wurde hier Sophie Charlotte von Hannover geboren, die 1701 als Ehefrau von Friedrich I. erste Königin in Preußen wurde. Der Rittersaal aus dem 17. Jahrhundert ist wegen seiner Deckenmalerei in perspektivischer Scheinarchitektur kunstgeschichtlich herausragend.
Baugeschichte

Erstes Bauwerk an der durch den Ausläufer des Teutoburger Waldes führenden Passstraße (heute Bundesstraße 51) war eine sächsische Fluchtburg. Auf ihren Ruinen ließen Bischof Benno I. (1052-1067) und Bischof Benno II. (1068-1088) die Residenz des Bistums Osnabrück bauen. Bischof Benno II. brachte im Jahr 1080 zwölf Benediktinermönche aus Mainz nach Iburg. Dieses Jahr wird als Gründungsjahr des Klosters angesehen, jedoch hatte schon 1070 auf dem Burgberg eine Holzkapelle gestanden. Unter Bischof Konrad IV. von Rietberg (1492 bis 1508) wurde der achteckige Bergfried errichtet. Er wird in der Bevölkerung Bennoturm genannt. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurden Burg und Kloster auf Veranlassung von Fürstbischof Philipp Sigismund (1591 bis 1623) zu einer reich gegliederten Anlage entwickelt.
Im Dreißigjährigen Krieg erlitten Schloss und Kloster schwere Schäden, 1632 durch die Niederländer und insbesondere durch die Schweden, die die Burg 1633 bis 1650 besetzt hielten.
Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg, der vor den Schweden geflohen war, kehrte 1650 zurück und ließ ganze Gebäudeflügel von Grund auf erneuern. Die Ausstattung des Rittersaales stammt aus den Jahren 1656/57. Verantwortlicher Architekt war Johannes Crafft, der aus Süddeutschland stammte.
Die von dem katholischen Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg begonnenen Arbeiten wurden um 1674 von seinem Nachfolger Ernst August I., dem ersten lutherischen Bischof aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg, vollendet. Er ließ die lutherische Schlosskirche (1664) einbauen.
Abt Adolph Hane (1706 bis 1768) ließ durch den westfälischen Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun einen Klosterneubau auf dem Burgberg errichten.
Vom hannoverschen Landbaumeister Franz Schädler (1733-1796) stammt der Entwurf für das Eingangstor zur Schlossanlage an der so genannten Klotzbahn. Es wurde 1781 von dem Schmiedemeister Johann Georg Reinhard angefertigt. [1]
Fürstbischöfliches Familienleben
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Über das Iburger Schloss schrieb Sophie von der Pfalz, die darin von 1662 bis 1673 mit ihrem Mann, dem Fürstbischof Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg lebte, nach der Ankunft an ihren Bruder Karl Ludwig von der Pfalz: Vor drei Tagen bin ich hier eingetroffen und befinde mich in einem sehr hübschen Hause, welches mich bei seiner Ankunft recht erfreut hat; alles, was daran in die Augen fällt, erscheint prächtig: Gerät, Möbel, Livreen, Wachen, Hellebarden. [2] Im Jahr 1663 beschrieb sie das Leben in der Iburg: Wir spielen Kegel, ziehen Enten, halten Ringelrennen, spielen Trictrac, wollen jedes Jahr nach Italien, doch gehen die Dinge ganz gut für einen kleinen Bischof, der in Frieden leben kann. [3] Drei Jahre später konnte der kleine Bischof nicht in Frieden leben. 1666 zogen Ernst August I. und Sophie von der Pfalz zeitweilig wegen politischer Spannungen mit dem benachbarten katholischen Bischof von Münster, Christoph Bernhard Graf von Galen, in einen Hof in der Osnabrücker Neustadt, weiter entfernt von Münster. Nach der Rückkehr nach Iburg schrieb Sophie am 2. Juni des Jahres erleichtert: Wir leben hier in der angenehmsten Einsamkeit der Welt. Wir genießen alle Freuden des Landlebens und weisen alle zurück, die uns bei der Tafel aufwarten wollen; außer unserer Gesellschaft sehen wir niemand. [4]
1668 wurde die einzige Tochter des Fürstbischofspaars, Sophie Charlotte, im Iburger Schloss geboren. Sie wurde als Ehefrau von Friedrich I. erste Königin in Preußen.
Dem Fürstbischof reichten im Laufe der Jahre die Räumlichkeiten der Iburg nicht aus. Er wollte zudem die Unabhängigkeit der Stadt Osnabrück einschränken und beschloss deswegen, dort einen Neubau zu errichten. 1673 bezog die fürstbischöfliche Familie das Schloss Osnabrück. Damit endete die Ära der Bischöfe von Osnabrück in Schloss Iburg.
Bischöfe von Osnabrück im Iburger Schloss
Von 1086 bis zum Ende des 17. Jahrhunderts residierten die Osnabrücker Bischöfe in Iburg.
- 1086 - 1088 Benno II., Gründer des Benediktinerklosters
- 1088 - 1093 Marquardt
- 1093 - 1101 Wiho II.
- 1101 - 1109 Johann I.
- 1109 - 1119 Gottschalk von Diepholz
- 1119 - 1137 Thiedhard
- 1137 - 1141 Udo von Steinfurt
- 1141 - 1173 Philipp von Katzenelnbogen
- 1173 - 1191 Arnold Graf von Altena
- 1191 - 1216 Gerhard von Oldenburg-Wildeshausen, später Erzbischof in Bremen
- 1216 - 1224 Adolf von Tecklenburg
- 1224 - 1225 Engelbert I. von Isenberg
- 1225 - 1227 Otto I.
- 1227 - 1238 Conrad I. von Velber
- 1238 - 1250 erneut Engelbert von Isenburg
- 1250 - 1258 Bruno von Isenberg
- 1258 - 1265 Balduin von Russel
- 1258 - 1270 Widukind von Schwabenburg
- 1270 - 1296 Konrad II. Graf von Rietberg
- 1296 - 1308 Ludwig Graf von Ravensberg
- 1309 - 1318 Engelbert II. von Weihe
- 1318 - 1350 Gottfried Graf von Arnsberg
- 1350 - 1366 Johann II. Hoet
- 1366 - 1376 Melchior von Grubenhagen, Herzog von Braunschweig
- 1376 - 1402 Diederich von Hoya (oder von Horne?)
- 1402 - 1404 Heinrich I. von Schaumburg-Holstein
- 1404 - 1424 Otto Graf von Hoya
- 1424 - 1437 Johann III. Graf von Diepholz
- 1437 - 1441 Erich Graf von Hoya
- 1442 - 1450 Heinrich II. Graf von Moers
- 1450 - 1454 Albert Graf von Hoya
- 1455 - 1482 Konrad III. von Diepholz
- 1482 - 1508 Konrad VI. von Rietberg
- 1508 - 1531 Erich von Braunschweig-Grubenhagen
- 1532 - 1553 Franz von Waldeck
- 1553 - 1574 Johannes Graf von Hoya
- 1574 - 1585 Heinrich von Sachsen-Lauenburg
- 1585 - 1585 Wilhelm von Schenking - er starb fünf Tage nach der Wahl
- 1585 - 1591 Bernhard von Waldeck
- 1591 - 1623 Philipp Sigismund zu Wolfenbüttel, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg
- 1623 - 1625 Eitel Friedrich von Hohenzollern
- 1625 - 1661 Franz Wilhelm von Wartenberg (Kardinal)
- 1661 - 1698 Kurfürst Ernst August I. von Hannover, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg
Ernst August I. von Hannover ließ das Schloss Osnabrück bauen. Damit endete die Geschichte der Bischöfe von Osnabrück im Iburger Schloss.
Das Benediktinerkloster
Das im Jahr 1080 gegründete Kloster bestand bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit dem 13. Februar 1803 wurde es aufgehoben. Der Reichsdeputationshauptschluss stammt zwar erst vom 25. Februar 1803 und wurde am 27. April 1803 kaiserlich bestätigt, doch erfolgte die Säkularisierung in vielen Gebieten schon vor der Rechtsgültigkeit. Iburg war das erste Kloster im Fürstentum Osnabrück, das aufgehoben wurde. Der Konvent hatte zu dieser Zeit noch 22 Mitglieder. Bedienstete und Domestiken waren bereits am 9. und 10. Februar 1803 entlassen worden. Das Kloster wurde vollständig ausgeräumt, das Inventar wurde bis auf Kirchenausstattung und Bibliothek, deren Bestand auf 4000 Bücher geschätzt wurde, verkauft. Die Bibliothek ging in staatlichen Besitz über. In napoleonischen Zeiten blieb sie ungenutzt in Iburg, 1816 wurde sie ins Osnabrücker Schloss gebracht. 1817 übernahm das Gymnasium Carolinum in Osnabrück den Bestand. Bei der Bombardierung Osnabrücks im September 1944 wurde er zum größten Teil zerstört; die Reste befinden sich in der Osnabrücker Stadtbücherei.
Wiedertäufer im Bergfried des Iburger Schlosses
Der Wiedertäufer Johann Bockelson, genannt Jan van Leiden, schickte im Oktober 1534 von Münster 27 Prädikanten als Apostel hinaus, darunter auch sechs nach Osnabrück. Der Rat der Stadt ließ alle sechs am 15. Oktober festnehmen. Es waren die beiden Niederländer Dionysius Vinne aus Diest und Peter Kueper aus Sneek, der Borkener Schulmeister Heinrich Graes, der Münsteraner Fleischhauer Johann Boentorp, Johann Scheffer aus Freckenhorst und Paul Schwering. Sie wurden nach Iburg gebracht, wo sie am 18. oder 19. Oktober 1534 eintrafen. Die Gefangenen wurden in den Bergfried, den so genannten Bennoturm, gebracht und in den folgenden Tagen verhört und gefoltert. Einer von ihnen überlebte die Qualen nicht. Die übrigen wurden wegen Aufruhrs zum Tode verurteilt und enthauptet - bis auf den ehemaligen Schulmeister Heinrich Graes. Dieser war von den übrigen Gefangenen getrennt worden, nachdem er zu erkennen gegeben hatte, er könne wichtige Aussagen machen. So gelang es ihm, vor Bischof Franz von Waldeck geführt zu werden. Dieser glaubte seinen Beteuerungen, er könne einen Anschlag gegen die Stadt Münster vorbereiten oder die Pläne der Wiedertäufer ausspionieren. Der Bischof setzte ihn gegen eine Bürgschaft von 1100 Gulden frei. In Münster nahm man Graes freudig auf. Als Jan van Leiden ihn nach Wesel und Deventer schickte, trennte er sich von seinen Begleitern und kehrte zur Jahreswende 1534/45 nach Iburg zurück. Dort verriet er die Pläne der Täufer. Er wurde erneut ausgesandt, um die Absichten der Täufer in Wesel zu erkunden. Nach seiner Rückkehr belohnte ihn der Bischof und entließ ihn, weil er der „ganzen Deutschen Nation“ wichtige Dienste geleistet hatte.
Zwei Kirchen im Schloss
Das Iburger Schloss beherbergt zwei Kirchen, die katholische St.-Clemens-Kirche und die Evangelisch-lutherische Schlosskirche.
St.-Clemens-Kirche
Die katholische St.-Clemens-Kirche, eine dreischiffige Halle mit Querhaus und rechteckigem Chor, geht auf Bischof Benno II. zurück, der hier auch sein Grab fand. Die heutige Kirchenform stammt aus dem 13. Jahrhundert. Eine barocke Einrichtung erhielt die Kirche in der Bauzeit des westfälischen Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun. Sie wurde jedoch zum großen Teil 1890 zu Gunsten der Neugotik aufgegeben. Nach der Aufhebung des Klosters 1803 wurde die Kirche vier Jahre lang als Pulvermagazin genutzt, dann nahm die katholische Gemeinde sie in Gebrauch, doch wurde sie erst 1836 der Kirchengemeinde übertragen. Eine bauliche Besonderheit der Kirche ist das mittelalterliche Hagioskop, eine so genannte Lepraspalte.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher von St. Clemens sind von Beginn bis zum Jahr 1876 abgeschrieben und zu einem so genannten Ortsfamilienbuch verarbeitet worden. Das Ortsfamilienbuch Iburg ist in der Bibliothek des Arbeitskreises Familienforschung Osnabrück einzusehen.
Evangelisch-lutherische Schlosskirche
Die Evangelisch-lutherische Schlosskirche, deren barocke Erstausstattung weitgehend erhalten ist, ließ Ernst August von Braunschweig-Lüneburg 1664 einbauen. Sie diente als Hofkapelle zunächst nur dem Bischof und seinem Gefolge. Erreichbar war sie lediglich durch den Prinzenflügel innerhalb des Schlosses. Sie wurde am 1. Mai 1664 eingeweiht. Die Kirchweihpredigt hielt Magister Wilhelm Stratemann. 1674 wurde Ernst Georg Wöbeking erster evangelischer Pastor, der nicht nur für die Angehörigen des Hofs, sondern auch für die evangelischen Christen in Iburg selbst zuständig war. Nach dem Tod Ernst Augusts ließ dessen katholischer Nachfolger die Kirche schließen. Entsprechend der alternierenden Sukzession folgte ihm 1716 Ernst August II. als evangelischer Landesherr. Er ließ die Kirche renovieren und wieder öffnen. 1728 folgt erneut ein katholischer Landesherr, den 1764 Friedrich, zweitältester Sohn von Georg III. von Großbritannien, ablöste.
Die evangelische Gemeinde erhielt 1814 eigene Pfarrrechte. Für sie wurde ein eigener Aufgang geschaffen. 1913 wurde von der Klotzbahn ein Treppenvorbau im Stil der Neurenaissance angebaut, gestiftet durch Berta von Bardeleben. Ihr Wappen befindet sich im Bleiglasfenster des Treppenvorbaus. Am 1. Mai 2003 feierte die Kirchengemeinde das 340-jährige Bestehen der Schlosskirche mit einem Festakt.
Geistliche der evangelisch-lutherischen Schlosskirche seit 1905:
- 1905 - 1911 Pastor Franz Theodor Wesenack
- 1911 - 1949 Pastor Karl Wilhelm Thimme, Professor an der Universität Münster
- 1949 - 1960 Pastor Günther Herbst
- 1961 - 1977 Pastor Christian Walter Schulze
- 1977 - 1990 Pastor Günther Robert Aden
- 1990 - 1994 Pastor Uwe Höppner
- seit 1994 Pastorin Angelika Schmidt
Nach 19 Pastoren hat die Gemeinde zum ersten Mal eine Pastorin.
Rittersaal
Der Rittersaal des Schlosses von zwölf mal 15 Meter Größe wurde im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts von Fürstbischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel als Jagd- und Speisesaal geschaffen, während des Dreißigjährigen Kriegs 1933 bis 1650 unter schwedischer Besatzung jedoch schwer beschädigt.
Die heutige barocke Ausstattung aus der Zeit von 1650 bis 1661 gab Franz Wilhelm von Wartenberg bei dem Architekten Johann Crafft in Auftrag. Die Deckenmalerei aus den Jahren 1656 bis 1658 von Andrea Alovsii mit Zeus im Mittelpunkt, umrahmt von den Heldentaten des Herakles, ist ein herausragendes Beispiel perspektivischer Scheinarchitektur. Sie ist die einzige dieser Art, die nördlich der Alpen im Original erhalten ist. Älter war nur die Deckenmalerei der Münchner Residenz, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. 73 Porträts an den Wänden zeigen die Osnabrücker Bischöfe in der Iburg sowie Landesherrn.
Der Steinfußboden mit blauschwarzen und weißgrauen Fliesen, die in Rautenform verlegt wurden, symbolisieren das bayrische Wappen Franz Wilhelm von Wartenbergs. Der Boden wurde 1997 rekonstruiert, nachdem der Rittersaal viele Jahrzehnte mit einem Holzfußboden ausgestattet gewesen war.
Im Rittersaal wird die Ausstellung Zwischen Prunkgeschirr und Wäscheleine - die Rekonstruktion des Rittersaales der Iburg gezeigt. Er ist bei Schlosskonzerten und bei Führungen sowie anderen öffentlichen Veranstaltungen zugänglich.
Schlossmuseum
Das Schlossmuseum, das 2002 nach einer grundlegenden Neugestaltung wieder eröffnet wurde, zeigt die Ausstellung Befestigung, Bischofsresidenz, Kloster - archäologische Forschungen auf der 1200 Jahre alten Iburg. Sie beschreibt die Entstehungsgeschichte von Schloss und Klosteranlage. Die Baugeschichte wird mit einem Modell der Anlage veranschaulicht, die Burg und Kloster um das Jahr 1600 zeigt. Zu Exponaten aus Grabungen der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück gehören ein Thebalring, Abtsstäbe, Teile einer Armbrust aus dem hohen Mittelalter sowie Alltagsgegenstände wie Schreibgriffel, Bodenfliesen und Behältnisse aus Keramik. Träger des Schlossmuseums ist der Schlossverein Iburg e. V.
Im Münzkabinett, einem Teil des Schlossmuseums, werden Münzen und Medaillen aus 800 Jahren Münzgeschichte des Osnabrücker Landes ausgestellt. Der Schlossverein erhielt 2005 vom Landschaftsverein Osnabrücker Land e. V. eine Münze und eine Medaille mit direktem Bezug zur Iburg als Dauerleihgabe für das Münzkabinett. Die Klippe zu 1 Reichstaler ist eine rechteckige Münze mit einseitiger Prägung des Bischofswappens, die das Osnabrücker Domkapitel 1633 unter dem katholischen Fürstbischof Franz Wilhelm von Wartenberg als Notgeld aus dem Stiftssilber prägen ließ. Silbermedaillen prägte der Schwede Karsteen Arvid, einer der bedeutendsten Medailleure seiner Zeit, aus Anlass der Hochzeit der in Schloss Iburg geborenen Sophie Charlotte. Sie wurde als 16-Jährige mit dem damaligen brandenburgischen Kurprinzen Friedrich vermählt. Die Erinnerungsmedaille von 1684 im Münzkabinett zeigt auf der einen Seite das Brustbild Sophie Charlottes, auf der anderen Seite das Brustbild Friedrichs, des späteren Königs in Preußen, mit Allongeperücke. [5]
Nutzung von Schloss Iburg
Nach der Säkularisierung waren das Fürstbistum Osnabrück und Schloss Iburg mit dem Kloster endgültig an das Welfenhaus gegangen. 1866 wurde Hannover preußische Provinz, womit auch Schloss Iburg preußisch wurde. Schloss Iburg ist jetzt im Besitz des Landes Niedersachsen. Die Liegenschaft wird vom Kultusministerium verwaltet.
Kreisverwaltung
Ab 1885 war Schloss Iburg Sitz der Kreisverwaltung Iburg. Der Kreis Iburg wurde 1932 aufgelöst.
Amtsgericht Bad Iburg
Das Iburger Schloss ist Sitz des Amtsgerichts Bad Iburg.
Heimschule
Von 1948 bis 1971 wurde das Schloss als Heimschule des Landes Niedersachsen genutzt. Die sechs Heimschulen des Landes Niedersachsen, darunter das Iburger Internat, sollten vor allem dazu dienen, Kindern aus Flüchtlings- und Vertriebenenfamilien den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. So kamen in den ersten Jahren 90 Prozent der Internatsschüler aus Flüchtlingsfamilien.
Die Iburger Heimschule war ein Gymnasium in Kurzform (GiK). Es begann mit der siebten Klasse. Englisch war die erste Fremdsprache ab der siebten Klasse, in der achten Klasse kam Französisch hinzu. Beide Sprachen waren Pflichtstoff bis zur Reifeprüfung. Von der zehnten Klasse an konnte Latein als Wahlfach hinzu genommen werden. Mathematik und Naturwissenschaften blieben Pflichtstoff bis zum Abitur.
Die musische Erziehung spielte eine besondere Rolle. Der Madrigalchor und der "Singkreis der Heimschule Iburg" waren über Iburgs Grenzen hinaus bekannt. Oberstudiendirektor Lorenz Heiny, der Schulleiter, spielte im öffentlichen Leben Iburgs eine besondere Rolle.
1971 wurde die Schule in die Trägerschaft des Landkreises Osnabrück überführt und in eine Halbtagsschule umgewandelt. Das Internat wurde geschlossen. Das Gymnasium zog im August 1972 in das neue Schulzentrum um.
Bis dahin hatten viele Iburger ihre Kinder statt als Externe in die Heimschule lieber auf Gymnasien in Osnabrück geschickt, ungeachtet der Beschwernisse für die Fahrschüler. Manchen Iburgern galt das Gymnasium in Kurzform als nicht anspruchsvoll genug. Dennoch waren in den letzten Jahren der Heimschule fast zwei Drittel der Schüler Externe.
Polizeischule des Landes Niedersachsen
Von 1973 bis 2004 bildete das Land Niedersachsen im Iburger Schloss seinen Polizeinachwuchs aus. Am 1. Oktober 1973 begann der Lehrbetrieb mit zwei Klassen im Grundausbildungslehrgang für Polizeianwärter.
Die Polizeischule wurde im Mai 1997 Außenstelle des Bildungsinstitutes der niedersächsischen Polizei mit Sitz in Hann. Münden. Als die Bildungseinrichtung im Oktober 2003 ihr 30-jähriges Bestehen feierte, war die Diskussion über die Zukunft des Schlosses in vollem Gange. Horst Denningmann, von 1975 bis 1988 Leiter der Bad Iburger Polizeischule, äußerte bei der Festveranstaltung im Rittersaal des Schlosses die Hoffnung, man könne auch das nächste Jubiläum noch an diesem Ort feiern. Zwar entschied sich das Land Niedersachsen gegen einen Verkauf des Schlosses, doch die Hoffnung auf einen Erhalt der Bildungseinrichtung für die Polizei erfüllte sich nicht. Am 23. April 2004 endete der letzte Aufstiegslehrgang in Schloss Iburg.
Die Liegenschaftsverwaltung ging an das Niedersächsische Kultusministerium über.
Niedersächsische Schulinspektion
Seit Mai 2005 ist Schloss Iburg offizieller Sitz der Niedersächsischen Schulinspektion.
Schlosskonzerte
Seit mehr als 30 Jahren werden im Rittersaal die Schlosskonzerte veranstaltet. Die Konzertreihe wurde von dem Musiklehrer Harry Jahns ins Leben gerufen, um dem Rittersaal neues Leben einzuhauchen. Das erste Konzert fand am 29. November 1975 statt. Das Programm bietet im Wesentlichen Klassik, Romantik und Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Der Deutsche Musikrat vermittelt dem Verein Iburger Schlosskonzerte e. V. begabte Nachwuchskünstler. Zu den international bekannten Künstlerinnen, die am Beginn ihrer Karriere in Bad Iburg auftraten, gehört die Klarinettistin Sabine Meyer.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hans Galen, Helmut Ottenjan (Hrsg): Westfalen in Niedersachsen Museumsdorf Cloppenburg, Cloppenburg 1993 ISBN 3-923675-37-2 Seite 145
- ↑ Ute Heuer: Schloss Iburg - Von alten Schätzen und neuen Plänen in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, Seite 78
- ↑ Wolf Schneider: Ernst August I. und Sophie von der Pfalz als Bischofspaar in Iburg und Osnabrück (1662-1672) in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, Seite 197
- ↑ Wolf Schneider: Ernst August I. und Sophie von der Pfalz als Bischofspaar in Iburg und Osnabrück (1662-1672) in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, Seite 197
- ↑ http://www.lvosl.de/lvosl/eigenprojekte/muenzuebergabe.html