Gefahrstoff und Weinbau: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Redundanztext|[[Benutzer:Chrisqwq|Chrisqwq]] 20:32, 22. Mai 2006 (CEST)|Altlasten|Geschichte des Weines|Weinbau}} |
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'''Gefahrstoffe''' sind [[Chemischer Stoff|chemische Stoffe]] oder Stoffgemische (Zubereitung), die in der EU harmonisiert nach ihrem Gefährdungspotential eingestuft werden. Die Gefährlichkeit eines Stoffes oder einer Zubereitung wird durch [[Gefahrensymbol]]e (auch Gefahrenkennzeichen genannt) sowie durch [[R- und S-Sätze]] angegeben. |
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[[Bild:Weintrauben.jpg|thumb|135px|Rote Weintraube der Sorte ''Flame Seedless'']] |
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Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem '''Weinbau''' oder '''Weinanbau''' in [[Deutschland]]. Die beiden Begriffe, die oftmals synonym verwendet werden, bezeichnen die [[landwirtschaft]]liche Kultivierung von [[Edle Weinrebe|Weinreben]] zum Zwecke der Gewinnung von [[Wein]]. In der Schweiz spricht man vom Rebbau, da unter der Bezeichnung Wein nur das Getränk, nicht aber die Pflanze verstanden wird. Die eigentliche Weinherstellung, als ''Winzerei'' bezeichnet, ist in der Praxis so gut wie immer eng mit dem Anbau verknüpft; nur in seltenen Fällen liegen Anbau und Weinerzeugung in komplett unterschiedlichen Händen. |
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Die Wissenschaft der Weinherstellung ist die [[Önologie]]. |
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== Voraussetzungen == |
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Weinreben benötigen viel Sonneneinstrahlung, deswegen werden sie oft auf nach Süden ausgerichteten [[Weinberg]]en oder ''Rebbergen'' angebaut. Aber auch in der Ebene wird Weinbau in [[Weingarten|Weingärten]] (an der [[Mosel-Saar-Ruwer (Weinbaugebiet)|Mosel]], in [[Rheinhessen (Weinbaugebiet)|Rheinhessen]] und der [[Pfalz (Region)|Pfalz]] als ''Wingert'', in [[Baden (Weinbaugebiet)|Baden]], [[Württemberg (Weinbaugebiet)|Württemberg]] und [[Franken (Weinbaugebiet)|Franken]] als ''Wengert'' bezeichnet) betrieben. Insbesondere im [[Mittelmeer]]raum liefern auch die Ebenen [[Qualität|qualitativ]] gute Weine in erheblichen Mengen. |
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== Weinbaugebiete == |
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Als zusätzliches Gefährdungspotential git die Einstufung als '''CMR-Stoff''' (''cancerogen'', ''mutagen'', ''reprotoxisch'', in Deutschland entsprechend [[Gefahrstoffverordnung]] auch "KMR") |
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Wein wird in der Regel in geschlossenen Weinbaugebieten angepflanzt, die für den Weinbau einheitliche Rahmenbedingungen, wie bestimmte Licht- und Temperaturschwellenwerte, aufweisen. Neben der Rebsorte und der Qualitätsstufe gehört der Standort zu den wichtigsten Faktoren, die den Charakter und Geschmack eines Weines bestimmen. Je nach Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung und Tradition sind für einzelne Anbaugebiete unterschiedliche Rebsorten typisch. |
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''Siehe Hauptartikel:'' [[Weinbaugebiet]] |
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== Begriffsklärung == |
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*Wenn Gefahrstoffe verpackt und transportiert werden, spricht man von ''[[Gefahrgut|Gefahrgütern]]'' - die beiden Begriffe sind nicht identisch, weil nicht alle Stoffe jeweils beiden Bestimmungen unterliegen. Weiters umfasst der Begriff Gefahrgut neben Substanzen auch ganze Produkte (wie Munition), Geräte, Bauteile und ähnliches. |
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*Im Fall eines Unfalles mit einem Gefahrstoff spricht man auch oft von einem ''[[Schadstoff]]'', dessen Freisetzung oder unkontrollierte Reaktion zu einem [[Gefahrgutunfall]] geführt hat. |
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Bild:Bodensee_Weinbau_Birnau.jpg|Weinberg am [[Bodensee]] |
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*Gefahrgüter sind auch nicht mit ''gefährlichem Abfall'' ([[Sondermüll]]) zu verwechseln. Hier gilt ebenso, dass nicht jeder gefährliche Abfall unbedingt ein Gefahrstoff ist. |
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Bild:weinberg.jpg|Weinberge bei [[Hambach an der Weinstraße]] |
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Bild:Weinbergsterassen2.JPG|Weinbergterrassen |
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Bild:Brauneberg_Juffer.png|Weinberg in [[Steillagenweinbau|Mosel-Steillage]] |
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== Geschichte == |
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=== Ursprünge === |
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[[Bild:Maler_der_Grabkammer_des_Nebamun_002.jpg|thumb|Weinbau im alten Ägypten, dargestellt in einer Grabmalerei]] |
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! !! <sup>[1]</sup> !! Gefahrenbezeichnung !! Einstufung !! Beispiele |
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Schon [[5000 v. Chr.]] lässt sich im Südkaukasus (heute [[Georgien]]), sowie in der [[Vorderasien|vorderasiatischen]] Landschaft [[Sumer]] (heute südlicher [[Irak]]) erstmals die [[Domestizierung]] von Weinreben nachweisen. Der Weinbau breitete sich im gesamten [[Naher Osten|Nahen Osten]] aus, und etwa [[1700 v. Chr.]] kultivierten die Griechen erste Edelreben. In [[Italien]] prägten sich verschiedene [[Erziehungsmethode (Wein)|Erziehungsmethoden]] aus: an Bäumen, als Dachspalier am Kurzstamm oder kriechend auf dem Boden. Mit den Römern breitete sich der Weinbau nach [[Spanien]], [[Gallien]] und [[Nordafrika]] aus, etwas verspätet auch nach [[Germanien]]. |
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|[[Bild:Hazard_E.svg|35px]] || '''E''' || [[explosionsgefährlich]] || wenn sie leicht [[explodieren]] können || [[Trinitrotoluol|TNT]], [[Glycerintrinitrat]], [[Pikrinsäure]] |
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|[[Bild:Hazard_F.svg|35px]] || '''F+''' || [[hochentzündlich]] || wenn ihr [[Siedepunkt]] unter 35 °C und ihr [[Flammpunkt]] in flüssigem Zustand unter 0 °C liegt || [[Wasserstoff]], [[Ethin]], [[Diethylether]] |
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|[[Bild:Hazard_F.svg|35px]] || '''F''' || [[leichtentzündlich]] || wenn sie sich bei Raumtemperatur an der Luft ohne Energiezufuhr erhitzen und später entzünden können und ihr [[Flammpunkt]] in flüssigem [[Aggregatzustand|Zustand]] unter 21 °C liegt || [[Aceton]], [[Benzin]], [[Ethanol]] |
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|[[Bild:Hazard_O.svg|35px]] || '''O''' || [[brandfördernd]] || wenn sie, ohne selbst brennbar zu sein, eine [[Verbrennung (Chemie)|Verbrennung]] unterstützen || [[Sauerstoff]], sauerstoffreiche [[Salze]] wie [[Kaliumchlorat]], [[Peroxide]], [[Fluor]] |
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|[[Bild:Hazard_T.svg|35px]] || '''T+''' || [[sehr giftig]] || wenn sie in sehr geringer Menge bei Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut zum [[Tod]]e führen oder akute oder chronische [[Gesundheit]]s<b/>schäden verursachen können || [[Heroin]], [[Nikotin]] |
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|[[Bild:Hazard_T.svg|35px]] || '''T''' || [[giftig]] || wenn sie in geringer Menge beim Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut zum Tode führen oder akute oder chronische Gesundheitsschäden verursachen können || [[Methanol]], [[Tetrachlormethan]] |
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|[[Bild:Hazard_X.svg|35px]] || '''Xn''' || [[gesundheitsschädlich]] || wenn sie bei Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut akute oder chronische Gesundheitsschäden verursachen können || [[Kaliumchlorat]] |
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|[[Bild:Hazard_C.svg|35px]] || '''C''' || [[ätzend]] || wenn sie lebende Gewebe bei Berührung zerstören können (siehe [[Pathohistologie]]) || [[Schwefelsäure]], [[Natronlauge]], [[Abflussreiniger]] |
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|[[Bild:Hazard_X.svg|35px]] || '''Xi''' || [[reizend]] || wenn sie, ohne ätzend zu sein - bei kurzzeitigem, länger andauerndem oder wiederholtem Kontakt mit Haut oder Schleimhaut eine [[Entzündung]] hervorrufen können || [[Kaliumcarbonat]], [[Natriumcarbonat]] |
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|[[Bild:Hazard_N.svg|35px]] || '''N''' || [[umweltgefährlich]] || wenn sie Wasser, Boden oder Luft, Klima, Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen verändern können, so dass dadurch sofort oder später [[Umwelt]]<b/>schäden hervorgerufen werden können || [[Kaliumpermanganat]] |
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:[1] Die ''Kennbuchstaben'' sind nicht Gegenstand der Kennzeichnung. |
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: Die von der [[EU]] festgelegten Gefahrenbezeichnungen in englischer, französischer, italienischer und spanischer Sprache siehe unter [[Gefahrensymbol]]e. |
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Neuesten Erkenntnissen zufolge soll der Weinbau sogar noch älter als 9000 Jahre sein. Funde in [[China]] deuten darauf hin. Tongefäße, die mit Spuren eines gegorenen Getränkes aus Reis, Honig und Trauben oder Hagedorn gefüllt waren, wurden in der nordchinesischen Provinz Henan entdeckt. |
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=== CMR-Stoffe === |
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=== Eisenzeit, Römerzeit, Mittelalter === |
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Die Kennzeichnung [[krebserzeugend]]er, [[erbgutverändernd]]er oder [[fortpflanzungsgefährdend]]er Stoffe, die ''CMR-Stoffe'', mit T oder Xn hängt von der Einstufung dieser Substanzen ab. |
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[[Bild:Rebmann.jpg|thumb|135px|left|''Der Rebmann'' aus [[Jost Amman]]s ''Ständebuch'' (1568)]] |
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Es gibt hierbei 3 Kategorien, wobei die Gefährlichkeit von 1 nach 3 abnimmt: |
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Spuren [[hallstattzeit]]lichen Weinbaus sind im Osten Österreichs in einem Hügelgrab in [[Zagersdorf]] ([[Burgenland]], s. a. [[Geschichte des Burgenlandes]]) nachgewiesen worden. Die entdeckten Weinkerne (Vitis vinifera) belegen den Anbau von Weißwein. Gewürzter Wein spielte bei den [[eisenzeit]]lichen Trinksitten eine große Rolle. |
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* ''Kategorie 1'': aus Erfahrung beim Menschen nachgewiesen |
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* ''Kategorie 2'': bei Tieren nachgewiesen, wird beim Menschen vermutet |
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* ''Kategorie 3'': es wird angenommen, dass es beim Menschen so ist |
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Ist ein CMR-Stoff in die Kategorie 1 oder 2 eingestuft, d. h. dass dessen krebserzeugende, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdende beim Menschen bzw. im Tierversuch nachgewiesen werden konnten, erfolgt die Kennzeichnung mit „T - giftig“, falls die akute Toxizität keine Einstufung T+ erfordert. |
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Im [[Römisches Reich|Römischen Reich]] wurde der Wein so massenhaft produziert, dass er zuweilen billiger als Wasser war. Bereits unter [[Domitian]] wurde die Einfuhr billiger Produkte aus den Provinzen nach Italien gestoppt. Unter [[Probus (Kaiser)]] wurde die Einfuhrbeschränkung wieder aufgehoben. Ab dem Jahr 100 wurde von den Römern an [[Rhein]], [[Mosel]] und [[Ahr]] Weinbau betrieben. Das Getränk und der Weinbau wurden in Deutschland immer beliebter, um 1500 war die Anbaufläche auf mehr als 300.000 [[Hektar|ha]] angewachsen. |
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Ist der Stoff in die Kategorie 3 eingestuft, d. h. ist er möglicherweise krebserzeugend, erbgutverändernd oder fortpflanzungsgefährdend, so ist er mit „Xn - gesundheitsschädlich“ zu kennzeichnen, falls die akute Toxizität keine Einstufung in T bzw T+ erfordert. |
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Im [[Spätmittelalter]] und in der frühen [[Neuzeit]] wurde Weinbau auch in klimatisch weniger günstigen Lagen betrieben. Deshalb musste der Wein oftmals mit Zusatzstoffen ([[Honig]], [[Gewürz]]e) trinkbar gemacht werden. In den guten Lagen achtete man jedoch meist auf hochwertige Rebsorten und erzeugte nach den Kriterien der Zeit sehr gute Weine. |
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==Gesetzliche Regelung== |
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Allgemein sind gültig: |
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* ''[[Gefahrstoffrecht]]'' − bei der Lagerung und der Verwendung |
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* ''[[Gefahrgutrecht]]'' − bei der gesamten Beförderung und transportbedingter Zwischenlagerung |
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Innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten gibt es europäische ''Gefahrstoffrichtlinien'', die von den Mitgliedern in nationales Recht umgesetzt werden. |
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*In Deutschland ist die [[Gefahrstoffverordnung]] die gesetzliche Grundlage für die Umsetzung von Schutz für [[Arbeitnehmer]]/-innen. |
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*In Österreich ist das [[Chemikaliengesetz (Österreich)|Chemikaliengesetz]] 1996 (ChemG) maßgeblich. Daneben gelten eine Anzahl weitere Gesetze und Verordnungen etwa im Umfeld [[Immissionsschutzrecht]], [[Naturschutzrecht]], [[Abfallrecht]]<ref>[http://www.iur.jku.at/lehre/SSP2006w.html Lehrveranstaltungen] - Institut für Umweltrecht, Johanes Kepler Universität Linz (gibt einen guten überblick über die rechtliche Situation)</ref><ref>[http://ris.bka.gv.at/gesamtabfrage/ Suchbegriff: ChemG] im [[Rechtsinformationssystem der Republik Österreich|ris.bka]], Gefahrstoffrecht ist [[Bundesrecht (Österreich)|Bundesrecht]]</ref> |
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=== Dreißigjähriger Krieg === |
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== Umgang mit Gefahrstoffen == |
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In den betroffenen Gebieten bildete der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] einen starken Einschnitt. Einerseits wurden die Rebflächen drastisch reduziert, weil durch den Bevölkerungsverlust sowohl Arbeitskräfte wie auch Verbraucher fehlten. Andererseits erzwangen die umherziehenden Soldaten hohe Weinabgaben, so dass nun in den Weinbergen viele "Massenträger", also Rebsorten geringer Güte mit hohem Ertrag, gepflanzt wurden. |
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Der Gesetzgeber fasst alle Tätigkeiten mit Gefahrstoffen unter dem Begriff ''Umgang mit Gefahrstoffen'' zusammen. |
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=== Definierte Anbaugebiete === |
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===Allgemein gilt:=== |
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Das erste Weinbaugebiet wurde 1756 in [[Portugal]] für den [[Portwein]] festgelegt. 1855 folgte die Klassifizierung der Weingüter im [[Médoc]] in Frankreich. |
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* Vermeiden |
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* Eindämmen |
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* Schützen |
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=== Erfindungen === |
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Möglichst auf ungefährliche Stoffe umsteigen. Gefahrstoffe so wenig wie möglich verwenden, evt. Arbeitsbereiche abtrennen und/oder spezielle Filter in den Absauganlagen verwenden. Wenn das nicht reicht, muss den Mitarbeitern persönliche Schutzausrüstung kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. |
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Im 19. Jahrhundert setzten in vielen Ländern Bemühungen zur Verbesserung des Weinbaus ein. Man experimentierte mit neuen Rebsorten und mit verbesserten [[Gärung|Gärmethoden]]. Auch die Bearbeitung der Reben und die Kellereitechnik wurden wissenschaftlich untersucht; statt der gemischten (''verschnittenen'') Weine wurden nun sortenreine Weine produziert. Es gelang auch, [[Schaumwein]] in Flaschengärung (Champagner-Methode) als Massenprodukt herzustellen. 1826 gründete [[Georg Christian Kessler]] in [[Esslingen am Neckar]] die erste deutsche [[Sekt]]kellerei. |
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=== Schädlinge und Krankheiten=== |
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===Für den Arbeitgeber gilt:=== |
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Einen ersten Rückschlag erlebte der Weinbau in Europa um 1850 durch die Einschleppung des [[echten Mehltaus]] ([[Oidium tuckerii]]) aus Amerika. |
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* Es besteht Prüfungspflicht! Handelt es sich überhaupt um einen Gefahrstoff? |
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* Bei einem Gefahrstoff besteht Kennzeichnungspflicht. |
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* Das entsprechende EG-Sicherheitsdatenblatt muss vorhanden sein. Mitarbeiter haben Recht auf Einsichtnahme. |
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* Warnschilder müssen aufgestellt werden. |
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* Mitarbeiter, die mit Gefahrstoffen in Berührung kommen, müssen speziell und regelmäßig an Betriebsanweisungen unterwiesen werden. |
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* Je nach Gefahrstoff ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung der Mitarbeiter durch einen Arbeits- bzw. Betriebsmediziner verpflichtend. |
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* Für jeden Gefahrstoff muss gemäss §16 Gefahrstoffverordnung eine Ersatzstoffsuche durchgeführt und das Ergebnis dieser Recherche dokumentiert werden. |
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Nur wenig später, im Jahr 1863, wurde die [[Reblaus]] aus Amerika nach Südfrankreich eingeschleppt. Der Schädling, der an den Wurzeln der Rebe saugt und diese quasi verhungern lässt, verbreitete sich schnell in allen europäischen Weinbaugebieten. Erneut gingen die Rebflächen zurück, in Frankreich kam der Weinbau teilweise ganz zum Erliegen. Nur die [[Pfropfung]] europäischer Reben auf amerikanische [[Unterlagsrebe]]n rettete schließlich den europäischen Weinbau. |
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In Deutschland ist der der Umgang mit radioaktiven Stoffen (Schutz der Arbeitnehmer) in der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) geregelt (nicht in der Gefahrstoffverordnung). |
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Einen weiteren schweren Rückschlag für den Weinbau bedeutete die Invasion der Pilzkrankheit [[Peronospora]] ([[Falscher Mehltau]]) in den 1880er Jahren aus Amerika. Der weiträumige Befall der Weinberge, bedrohte den gesamten Weinbau in Mitteleuropa. |
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== Literatur == |
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* Dietmar Breuer, Maria Quintana, Alan Howe, Martine Demange, Carina Lützenkirchen, Silvia Springer, Begoña Uribe, André Ensminger, Niels Haunso, Hajo-Hennig Fricke, Bruno Janis, Göran Lidén, Miklos Naray, Mike Wright: ''[http://www.hvbg.de/d/bia/pub/grl/2005_144.pdf Analytische Methoden für chemische Stoffe] - Ergebnisse des EU-Projektes "Analytical Methods for Chemical Agents" zur Bewertung von Verfahren zur Messung von Gefahrstoffen in Arbeitsbereichen''. [http://www.gefahrstoffe.de Gefahrstoffe - Reinhaltung Luft] 65(10), S. 407 - 414 (2005), ISSN 0949-8036 |
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* [http://www.institut-aser.de/667.htm K.-H. Lang, A. Schäfer, Hj. Gebhardt, M. Stein, B.-J. Vorath: ''Gefahrstoffportal im Internet - Ein Instrument für das betriebliche Gefahrstoffmanagement''. Leistung und Lohn Nr. 410/413, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Berlin (Hrsg.), HEIDER Verlag, Bergisch Gladbach, 2005] |
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Der [[Bekreuzter Traubenwickler|Bekreuzte Traubenwickler]] und der [[Einbindiger Traubenwickler|Einbindige Traubenwickler]] sind weitere Schädlinge, die den Ertrag mindern. |
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* [http://www.institut-aser.de/679.htm W. Hamacher, K.-H. Lang, T. Langhoff, R. Pieper, M. Schmauder, B.-J. Vorath, L. Wienhold: ''Handbuch Arbeitsschutz - Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz''. 2. vollst. überarb. Auflage, Bund Verlag, Frankfurt a.M., 2005] |
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Auch Vögel wie [[Star (Art)|Star]] und [[Amsel]] gelten für den Weinbauern als Schädlinge, da sie mit Vorliebe reife Trauben fressen, vor allem in Gebieten mit annähernder Monokultur (z. B. [[Rheinhessen]]). Vögel lassen sich immer nur punktuell vertreiben, durch Abwehrmaßnahmen kann der Schaden also allenfalls verlagert oder verteilt werden. Deshalb sind Schäden durch Vögel im Weinbau unvermeidbar. |
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''Siehe auch:'' [[Pflanzenschutz]] |
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== Wirtschaftliche Bedeutung == |
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=== Weinbau in Zahlen === |
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{{Deutschlandlastig}} |
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Für [[Wein|Qualitätswein]] bestimmter Anbaugebiete (QbA) sind heute in [[Deutschland]] 13 [[Weinbaugebiet]]e ausgewiesen, die in der Navigationsleiste am Seitenende zusammengefasst sind. |
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In Deutschland liegen ca. 100.000 Hektar der 5.000.000 Hektar in [[Europa]] und weltweit rund 8.000.000 Hektar Anbaufläche. Der Durchschnittsflächenertrag liegt etwa bei 1 l/m²; je hochwertiger ein Wein ausgebaut wird, desto geringer ist der Ertrag. |
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54 % der 77.388 Weinbaubetriebe in Deutschland haben (1990) eine Anbaufläche von unter einem halben Hektar, weitere 15 % bis ein Hektar, weitere 24 % bis fünf Hektar. Viele Betriebe werden von [[Nebenerwerb]]slandwirten bewirtschaftet. |
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=== Trends === |
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Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] hielten neue Kellereitechniken weltweit Einzug. Vollernter, Edelstahltanks, eine temperaturgesteuerte Gärung gehören heute zur Standardausrüstung jeder größeren Kellerei. |
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Gleichzeitig wurde der Weinbau zum globalen Geschäft. In verschiedenen Ländern wie [[USA]], [[Australien]], [[Chile]], aber auch in [[Osteuropa]] baute man Weinberge neu auf oder intensivierte und modernisierte den Weinbau. Damit entstand auf dem Weinmarkt eine internationale Konkurrenz. |
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Aus dem Weinbauern wurde so der "[[Winemaker]]", der häufig in einem weitgehend industrialisierten Prozess große Mengen an Wein herstellt. Damit zeichnet sich eine Standardisierung des Weins ab, begünstigt durch Verarbeitungsmethoden wie Konzentrierung, Färbung, chemische Behandlung, die heute schon in vielen Ländern Standard sind. |
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Gleichzeitig sinkt der Weinkonsum in den europäischen Ländern stetig, vor allem in den klassischen Verbraucherländern Frankreich und Italien. Dies stellt für die Weinwirtschaft, vor allem im mittleren und unteren Preissegment, ein ernst zu nehmendes Problem dar. |
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== Sonderformen == |
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Sonderformen des Weinbaus sind der [[Ökologischer Weinbau|ökologische Anbau]], der Qualitätweinbau sowie der Anbau von Weinen, die als Zwischenprodukt dienen. Gemeinsames Merkmal der ersten beiden Formen ist der deutlich geringere Ertrag gegenüber dem regulären Weinbau. Dies ist beim ökologischen Anbau auf die größeren Verluste durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten aufgrund vermindertem Einsatz von [[Pestizid|Pestiziden]] und [[Insektizid|Insektiziden]] zurückzuführen. Beim Qualitätsweinbau werden schlechtere Trauben vor der Reife entfernt, damit der Weinstock mehr Kraft in die verbleibenden investieren kann. |
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Um 1970 entstanden die ersten [[Ökologischer Weinbau|ökologisch]] bzw. [[Biologisch-dynamische Landwirtschaft|biologisch-dynamisch]] bewirtschafteten Weingüter. Zu dieser Zeit stand offensichtlich die biologische Verarbeitung im Vordergrund, und die Qualität der Weine ließ meist zu wünschen übrig. Aus diesem Grund waren Bio-Weine bis vor wenigen Jahren oftmals im Visier der [[Weinkritiker]]. Dies hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. In vielen Ländern nehmen immer mehr Winzer die teilweise sehr lange Umstellung in Kauf und produzieren hochwertige Weine mit durchaus auch für Weinkritiker überzeugender Qualität. So findet man heute vor allem in Deutschland, Frankreich und in Italien, aber auch in anderen Weinbauländern, Spitzenproduzenten, die nach den Methoden eines ökologischen bzw. biologisch-dynamischen Weinbaus arbeiten und vielleicht gerade deshalb exzellente Weinqualitäten vorweisen können. |
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Der ökologische Weinbau verzichtet weitgehend auf den Einsatz von chemischen [[Schädlingsbekämpfungsmittel]]n und setzt auf [[biologische Schädlingsbekämpfung]], z. B. mit der [[Verwirrmethode]]. |
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Besondere Bewirtschaftungstechniken wie Seilzug oder Schienenbahnen erfordert der [[Steillagenweinbau]], wie er vor allem in den steilen Flusstälern der Mosel, des Mittelrheins und der Ahr betrieben wird. Der Terrassenweinbau ist eine besondere Form des Steillagenweinbaus. Zur Verringerung der Steilheit werden Trockenmauern errichtet oder Terrassen in [[Löss]] einplaniert. |
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== Grundlagen des Weinbaus == |
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=== Neuanlage von Rebflächen === |
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Die Neuanlage von Rebflächen sollte im Vorfeld gut geplant und durchdacht sein. Je nach Weinbaugebiet, Weinlage und Rebsorte ergben sich unterschiedliche Anforderungen. Nach Möglichkeit sollte die Pflanzung der Reben nicht in Reihen [[Orthogonalität|senkrecht]] zum Verlauf der [[Höhenlinie]]n erfolgen, sondern [[Parallel (Geometrie)|parallel]] zu diesen. Besonders ist darauf zu achten, die Jungpflanzen auf ''Lücke'' zu setzen, so dass der Entstehenung sogenannter Erosionsrinnen bereits mit der Neuanlage einer Rebfläche entgegengewirkt werden kann. Der Versatz der einzelnen Rebstöcke dient dabei nicht nur dem Bodenschutz, sondern sorgt tagsüber auch für eine gleichmäßigere Beschattung der Rebenzwischenräume in den Sommermonaten sowie für einen geringeren [[Kaltluft]]abfluss in der Nacht. Ein gleichmäßigerer Temperaturgang wirkt sich nicht nur günstig auf das Mostgewicht, sondern auch auf die [[Qualitätsstufe (Wein)|Qualität des Weines]] aus. Ein weiterer Vorteil dieser [[Raute|rautenförmig]]en Anlage ist vorallem in steilen Hanglagen, dass bei der [[Weinlese]] nicht mit oder gegen das Gefälle gearbeitet wird, sondern hangparallel. An den [[Grenze|Parzellengrenze]]n können die gefüllten Eimer in Rücken[[zuber]] umgefüllt und abtransportiert werden. Bei großen [[Flurstück|Parzelle]]n mit starkem [[Relief (Geologie)|Relief]] können auch [[Winde]]n für den Abtransport der gefüllten Zuber zum Einsatz kommen. |
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Die Weinrebe bedarf einer Rank- bzw. Kletterhilfe. Hierfür dient i.d.R. ein [[verzinken|verzinkter]] oder [[Plastifizierung|plastifizierter]] [[Draht|Führungsdraht]] der üblicherweise mit [[Krampe (Verbindungselement)|Krampen]] an Holzpfählen befestigt wird. Diese Holzpfähle werden im Weinbau auch als [[Stickel]] bezeichnet. Der Abstand der Holzpfähle darf nicht zu üppig bemessen sein, damit der Zug auf das Drahtgerüst nicht an einer Stelle zu groß wird. Je mehr Stickel eingesetzt werden umso geringer ist außerdem die [[Spannung (Mechanik)|Zugbelastung]] auf den Endstickel einer hangparallelen Holzzeile. Das Loch für den Stickel sollte mindestens halb so tief ausgehoben werden, wie der Stickel aus dem Boden ragt, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Zur besseren [[Drainage (Boden)|Drainage]] an der [[Grenzschicht]] zwischen Boden und Luft kann zur Erde etwas lockerer [[Kies]] oder [[Sand]] in das Loch um den Stickel gefüllt werden. Aus Gründen der Haltbarkeit sollten die Stickel nicht in rein tonigem Substrat gründen. |
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Der Draht wird über einen im Boden verankerten Drahtroller mit der Hand von der Drahtspule entlang der Pflanzzeile gezogen. An den Endstickeln wird der Draht nicht mit Krampen befestigt sondern über einen beweglichen Drahtroller zu einem [[Hering (Bauteil)|Stabanker]] geführt, der im Boden verankert wird. Die Spannung des Drahtes erfolgt über den Roller/[[Spannschloss]]. Vor der Spannung des Drahtes ist darauf zu achten, dass sich dieser nicht in den Krampen verkeilt hat, was eine unreglmäßige [[Linear-elastische Bruchmechanik|Zugverteilung]] zur Folge hätte und ein Reißen begünstigen würde. Es sind je nach Wuchshöhe der Rebe mehrere parallele Drahtreihen in Lotrichtung erforderlich. Dabei empfiehlt es sich diese nicht in einem [[äquidistant]]em Niveau anzubringen, sondern die Abstände zwischen den Drahtreihen mit der Höhe zu veringern. Dies trägt dem natürlichen [[Wuchsmerkmal]] der Rebe Rechnung, der sich nach oben verjüngt. Außerdem kann hierduch auch die Zuglast auf die oberen Drähte vermindert werden. |
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=== Bodenbegrünung im Ökologischen Weinbau === |
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[[Bild:Grape gathering.jpg|thumb|135px|Manuelle [[Traubenlese]]]] |
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Die Maßnahmen und Ziele der [[Begrünung]] im Weinbau haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Diente die Begrünung beispielsweise in Form einer Oberflächenabdeckung in der Vergangenheit hauptsächlich dem [[Erosion]]sschutz und der besseren [[Mechanisierung]], so kommen ihr heute entscheidene Aufgaben zu - nicht nur unter ökologischen sowie ökonomischen, sondern auch unter qualitätssteigernden Gesichtspunkten. |
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; Ziele und Nutzen von Begrünungen |
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Die Hauptziele einer effektiven Begrünung lassen sich unter drei gleichrangigen Hauptkriterien wie folgt zusammenfassen: |
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# In der Vergangenheit wurden im Anbau hauptsächlich ökonomische Aspekte in den Vordergrund gestellt, da sich diese i.d.R. kurzfristig direkt auf die Arbeitsweise und die monetärene Ausgaben des Winzers auswirken. Eine zeitgemäße Anbauweise erfolgt nach den [[Managementregeln der Nachhaltigkeit]], die [[Ökonomie]], [[Ökologie]] und [[Soziologie|soziale Aspekte]] als [[Trias]] vereinen. In der Praxis spielen jedoch ökologische Anbautechniken bedauernswerterweise bislang noch eine untergeordnete Rolle. Die Kriterien des Nachhaltigkeitsprinzips lassen sich jedoch nicht unabhägig voneinander betrachten, da zwischen ihnen Wechselwirkungen auftreten, die kurz- und langfristig zur Effektivität des Weinbaus maßgeblich beitragen. U.a. wird dies an Begrünungsmaßnahmen besonders deutlich. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass eine an das jeweilige Weinbaugebiet individuell angepasste effektive Begrünung langfristig zur Stabilisierung des [[Ökosystem]]s Weinberg beiträgt. Im Wesentlichen wird dies vor allem durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen [[Nützling]]en und [[Schädling]]en, durch einen harmonischeren Rebwuchs sowie durch die Aktivierung des Bodenlebens erreicht. |
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# Gelingt es die pflanzlichen Artenvielfalt ([[Biodiversität]]) zu erhöhen, wird einerseits die [[Monokultur]] gelockert, werden Nützlinge angelockt und somit das Bodenleben verbessert. Zudem stellt sich eine Harmonisierung des Wuchses der [[Kulturpflanze]] ein, was wirksam gegen [[Pilze|Pilzbefall]] vorbeugt, das Verhältnis der Beereninhaltsstoffe positiv verändert und nicht zuletzt die Qualität des Beerensaftes verbessert. Hervorgerufen wird dies hauptsächlich durch Veränderungen der [[Bodenbeschaffenheit]]: Durch die Schaffung einer Schattengare, einer Erhöhung der [[Humus]]produktion und damit des Humusgehaltes im [[Oberboden]] sowie einer verminderten [[Pedogenese|Mineralstoffauswaschung]] wird die [[Pufferkapazität]] des Bodens gegenüber [[Schadstoff]]einträgen verbessert und das Wasseraufnahme- und Haltevermögen erhöht. |
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# Anforderungen an Standort und Begrünung: Um eine „optimale“ Begrünung an einem Standort anzusiedeln, bedarf es allerdings einiger Vorkenntnisse. Zum einen muss ermittelt werden welche Standortmodalitäten im zu begrünenden Weingarten vorherrschen, zum anderen muss aber auch die Arbeitskapazität im Betrieb überdacht werden, da manche Begrünungen extrem Arbeitsintensiv sind und die Biologie der Begrünungspflanzen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtbegrünung hat. |
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; Standort-Modalitäten |
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Bei den Standort-Modalitäten lassen sich drei Hauptkriterien zusammenfassen: |
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# [[Klima]]: Hier spielen vor allem die [[Niederschlag|Niederschläge]] eine bedeutende Rolle, da sie meist der begrenzende Faktor für Begrünungen im Weinbau darstellen. Dabei ist aber nicht nur die [[Niederschlagsmenge]] entscheidend, sondern auch die [[Niederschlagsregime]] während der [[Vegetationsperiode]]. Dies hängt damit zusammen, dass der Gesamtniederschlag ausreichend sein kann, aber durch lange [[Dürre|Trockenperiode]]n im Sommer extremer [[Trockenstress]] auftreten kann, welcher dann noch durch einer Begrünung verstärkt werden würde. |
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# Boden: Neben den Niederschlägen ist auch das Speichermedium für Wasser, der Boden von zentraler Bedeutung. Neben der Bodenart, spielen hier vor allem Bodenmächtigkeit sowie der Humusgehalt des Bodens eine wichtige Rolle. Diese drei Faktoren bestimmen in Wechselwirkung mit den Begrünungsmaßnahmen das [[Mikroklima]] maßgeblich. Die Wasserhalte- und Speicherkapazität geben der Rebe somit die Chance auch kurzfristige Trockenperioden ohne nennenswerten Schäden zu überstehen. |
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# Lage: Auch die einzelne Weinbergslage hat großen Einfluss auf den Wasserhaushalt und damit auf die Modalitäten des Standortes. Hier spielen vor allem Ausrichtung des Weingartens (Himmelsrichtung) sowie die [[Topographie]] (Einfallswinkel der Sonne) eine bedeutende Rolle. Dies betrifft vor allem den [[Evapotranspiration|Evapotranpirationskoeffizient]]en, der sich aus der Verdunstung von Wasser aus dem Boden sowie der [[Atmung|Veratmung]] von Wasser über die [[Stomata]] der Pflanze (Kühlung) zusammensetzt. |
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== Oenologie == |
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=== Wein als Zwischenprodukt === |
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Eine dritte Sonderform des Weinanbaus bezieht sich auf die Bereiche, in denen der Wein nicht als Endprodukt vermarktet wird, sondern weiterer Verarbeitung unterworfen wird. Wein als Zwischenprodukt wird insbesondere benötigt für die Herstellung von [[Weinbrand|Weinbränden]], [[Schaumwein]]en und [[Verstärkte Weine|verstärkten Weinen]]. Dabei wird dem Ausbau des Weines weniger Bedeutung zugemessen; in aller Regel werden die zur Weiterverarbeitung vorgesehenen Weine [[Verschnitt|verschnitten]], bevor die eigentliche Veredelung zum Endprodukt durchgeführt wird. |
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== Ausbildung und Berufsbilder == |
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Zum landwirtschaftlichen Weinbau benötigen [[Winzer]] Fachwissen im Bereich der [[Biologie|Rebbiologie]], Standort, [[Klima]], Lage, Rebanlage, Arbeiten im [[Weinberg]], [[Bodenkunde]] und [[Pflanzenschutz]]. |
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In Deutschland gibt es zum einen den ''Studiengang für Weinbau und Önologie'' mit dem Abschluss ''Dipl.-Ing. Weinbau'' an der [[Fachhochschule Wiesbaden]] mit ihrem Studienort [[Geisenheim]] im Rheingau. |
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Die [[Fachhochschule Heilbronn]] bietet einen ''Studiengang für Weinbetriebswirtschaft'' an, der zum Abschluss ''Dipl.-Betriebswirt (FH)'' führt. |
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In der Schweiz kann Önologie und Hortikultur (mit Spezialisierung auf Weinbau) an der [[Hochschule Wädenswil]] und an der Ecole d'Ingénieurs de Changins studiert werden. Die Berufslehre als Winzer wird von einigen Kantonen angeboten, an diesen Schulen kann in einem entsprechenden Ausbildungsgang - nach einigen Jahren Berufstätigkeit - auch der Meistertitel erworben werden. |
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In Österreich gibt es einen Studiengang in Önologie an der [[Universität für Bodenkultur Wien]] sowie die Ausbildung an der [http://hbla.weinobstklosterneuburg.at/start.php Höheren Bundeslehranstalt] für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg. |
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Fachschule für Weinbau und Kellerwirtschaft und Weingut Silberberg, Leibnitz. Ausbildung zum Facharbeiter, Betriebsleiter und Weinbau und Kellerwirtschafts-Meister. |
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== Fachsprache == |
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Die deutschsprachige Fachterminologie des Weinbaus erfassen das [[Wörterbuch der deutschen Winzersprache]] und der [[Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie]]. |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[Portal:Wein|Portal Wein]] |
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* [[Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien]] |
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* [[Weinbaugebiet|Weinbaugebiete der Welt]] |
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* [[Gefahrstoffverordnung]] (GefStoffV) |
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* [[ |
* [[Edle Weinrebe|Weinrebe]] |
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* [[Deutscher Weinbauverband]] |
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* [[Gefahrensymbol]]e; [[Gefährdung]] |
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* [[OIV|Internationales Weinamt]] |
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* [[UN-Nummer]] |
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* [[CAS-Nummer]] |
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== Literatur == |
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* [[Gefahrendiamant]] |
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* [[Friedrich von Bassermann-Jordan]]: ''Geschichte des Weinbaus'', Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1991, ISBN 387629181X |
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* [[Gefahrgut]] |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www. |
* [http://www.winzersprache.de/onlinewb/ Wörterbuch der deutschen Winzersprache] |
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* [http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/Gefahrstoffe.html Gefahrstoffinformationen aus erster Hand] |
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{{Navigationsleiste Weinbaugebiete in Deutschland}} |
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* [http://www.einfaches-massnahmenkonzept-gefahrstoffe.de Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe] |
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* [http://www.hvbg.de/bgia/stoffdatenbank GESTIS Stoffdatenbank] |
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* [http://www.gischem.de GisChem, Gefahrstoffinformationssystem der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie] |
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* [http://www.gefahrstoffe.de Zeitschrift Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft] |
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* [http://www.institut-aser.de/244.htm Online-Werkzeuge für Tätigkeiten mit Arbeits- und Gefahrstoffen] |
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* [http://www.giftpflanzen.com/gifte.html Exkurs Zum Thema Gefahrstoffe] |
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* [http://www.gefahrstoffwissen.de Alles zum Thema: "Tätigkeiten mit Gefahrstoffen" von der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie] |
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* [http://www.stoffdaten-stars.de STARS: Stoffdatenbank für bodenschutz- und umweltrelevante Stoffe] |
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[[Kategorie:Weinbau| ]] |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Chemikalienrecht]] |
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[[Kategorie:Gefährliche Stoffe und Güter| ]] |
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[[mk:Лозарство]] |
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Version vom 3. April 2007, 14:14 Uhr

Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Weinbau oder Weinanbau in Deutschland. Die beiden Begriffe, die oftmals synonym verwendet werden, bezeichnen die landwirtschaftliche Kultivierung von Weinreben zum Zwecke der Gewinnung von Wein. In der Schweiz spricht man vom Rebbau, da unter der Bezeichnung Wein nur das Getränk, nicht aber die Pflanze verstanden wird. Die eigentliche Weinherstellung, als Winzerei bezeichnet, ist in der Praxis so gut wie immer eng mit dem Anbau verknüpft; nur in seltenen Fällen liegen Anbau und Weinerzeugung in komplett unterschiedlichen Händen. Die Wissenschaft der Weinherstellung ist die Önologie.
Voraussetzungen
Weinreben benötigen viel Sonneneinstrahlung, deswegen werden sie oft auf nach Süden ausgerichteten Weinbergen oder Rebbergen angebaut. Aber auch in der Ebene wird Weinbau in Weingärten (an der Mosel, in Rheinhessen und der Pfalz als Wingert, in Baden, Württemberg und Franken als Wengert bezeichnet) betrieben. Insbesondere im Mittelmeerraum liefern auch die Ebenen qualitativ gute Weine in erheblichen Mengen.
Weinbaugebiete
Wein wird in der Regel in geschlossenen Weinbaugebieten angepflanzt, die für den Weinbau einheitliche Rahmenbedingungen, wie bestimmte Licht- und Temperaturschwellenwerte, aufweisen. Neben der Rebsorte und der Qualitätsstufe gehört der Standort zu den wichtigsten Faktoren, die den Charakter und Geschmack eines Weines bestimmen. Je nach Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung und Tradition sind für einzelne Anbaugebiete unterschiedliche Rebsorten typisch.
Siehe Hauptartikel: Weinbaugebiet
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Weinberg am Bodensee
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Weinberge bei Hambach an der Weinstraße
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Weinbergterrassen
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Weinberg in Mosel-Steillage
Geschichte
Ursprünge

Schon 5000 v. Chr. lässt sich im Südkaukasus (heute Georgien), sowie in der vorderasiatischen Landschaft Sumer (heute südlicher Irak) erstmals die Domestizierung von Weinreben nachweisen. Der Weinbau breitete sich im gesamten Nahen Osten aus, und etwa 1700 v. Chr. kultivierten die Griechen erste Edelreben. In Italien prägten sich verschiedene Erziehungsmethoden aus: an Bäumen, als Dachspalier am Kurzstamm oder kriechend auf dem Boden. Mit den Römern breitete sich der Weinbau nach Spanien, Gallien und Nordafrika aus, etwas verspätet auch nach Germanien.
Neuesten Erkenntnissen zufolge soll der Weinbau sogar noch älter als 9000 Jahre sein. Funde in China deuten darauf hin. Tongefäße, die mit Spuren eines gegorenen Getränkes aus Reis, Honig und Trauben oder Hagedorn gefüllt waren, wurden in der nordchinesischen Provinz Henan entdeckt.
Eisenzeit, Römerzeit, Mittelalter

Spuren hallstattzeitlichen Weinbaus sind im Osten Österreichs in einem Hügelgrab in Zagersdorf (Burgenland, s. a. Geschichte des Burgenlandes) nachgewiesen worden. Die entdeckten Weinkerne (Vitis vinifera) belegen den Anbau von Weißwein. Gewürzter Wein spielte bei den eisenzeitlichen Trinksitten eine große Rolle.
Im Römischen Reich wurde der Wein so massenhaft produziert, dass er zuweilen billiger als Wasser war. Bereits unter Domitian wurde die Einfuhr billiger Produkte aus den Provinzen nach Italien gestoppt. Unter Probus (Kaiser) wurde die Einfuhrbeschränkung wieder aufgehoben. Ab dem Jahr 100 wurde von den Römern an Rhein, Mosel und Ahr Weinbau betrieben. Das Getränk und der Weinbau wurden in Deutschland immer beliebter, um 1500 war die Anbaufläche auf mehr als 300.000 ha angewachsen.
Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit wurde Weinbau auch in klimatisch weniger günstigen Lagen betrieben. Deshalb musste der Wein oftmals mit Zusatzstoffen (Honig, Gewürze) trinkbar gemacht werden. In den guten Lagen achtete man jedoch meist auf hochwertige Rebsorten und erzeugte nach den Kriterien der Zeit sehr gute Weine.
Dreißigjähriger Krieg
In den betroffenen Gebieten bildete der Dreißigjährige Krieg einen starken Einschnitt. Einerseits wurden die Rebflächen drastisch reduziert, weil durch den Bevölkerungsverlust sowohl Arbeitskräfte wie auch Verbraucher fehlten. Andererseits erzwangen die umherziehenden Soldaten hohe Weinabgaben, so dass nun in den Weinbergen viele "Massenträger", also Rebsorten geringer Güte mit hohem Ertrag, gepflanzt wurden.
Definierte Anbaugebiete
Das erste Weinbaugebiet wurde 1756 in Portugal für den Portwein festgelegt. 1855 folgte die Klassifizierung der Weingüter im Médoc in Frankreich.
Erfindungen
Im 19. Jahrhundert setzten in vielen Ländern Bemühungen zur Verbesserung des Weinbaus ein. Man experimentierte mit neuen Rebsorten und mit verbesserten Gärmethoden. Auch die Bearbeitung der Reben und die Kellereitechnik wurden wissenschaftlich untersucht; statt der gemischten (verschnittenen) Weine wurden nun sortenreine Weine produziert. Es gelang auch, Schaumwein in Flaschengärung (Champagner-Methode) als Massenprodukt herzustellen. 1826 gründete Georg Christian Kessler in Esslingen am Neckar die erste deutsche Sektkellerei.
Schädlinge und Krankheiten
Einen ersten Rückschlag erlebte der Weinbau in Europa um 1850 durch die Einschleppung des echten Mehltaus (Oidium tuckerii) aus Amerika.
Nur wenig später, im Jahr 1863, wurde die Reblaus aus Amerika nach Südfrankreich eingeschleppt. Der Schädling, der an den Wurzeln der Rebe saugt und diese quasi verhungern lässt, verbreitete sich schnell in allen europäischen Weinbaugebieten. Erneut gingen die Rebflächen zurück, in Frankreich kam der Weinbau teilweise ganz zum Erliegen. Nur die Pfropfung europäischer Reben auf amerikanische Unterlagsreben rettete schließlich den europäischen Weinbau.
Einen weiteren schweren Rückschlag für den Weinbau bedeutete die Invasion der Pilzkrankheit Peronospora (Falscher Mehltau) in den 1880er Jahren aus Amerika. Der weiträumige Befall der Weinberge, bedrohte den gesamten Weinbau in Mitteleuropa.
Der Bekreuzte Traubenwickler und der Einbindige Traubenwickler sind weitere Schädlinge, die den Ertrag mindern.
Auch Vögel wie Star und Amsel gelten für den Weinbauern als Schädlinge, da sie mit Vorliebe reife Trauben fressen, vor allem in Gebieten mit annähernder Monokultur (z. B. Rheinhessen). Vögel lassen sich immer nur punktuell vertreiben, durch Abwehrmaßnahmen kann der Schaden also allenfalls verlagert oder verteilt werden. Deshalb sind Schäden durch Vögel im Weinbau unvermeidbar.
Siehe auch: Pflanzenschutz
Wirtschaftliche Bedeutung
Weinbau in Zahlen
Für Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (QbA) sind heute in Deutschland 13 Weinbaugebiete ausgewiesen, die in der Navigationsleiste am Seitenende zusammengefasst sind.
In Deutschland liegen ca. 100.000 Hektar der 5.000.000 Hektar in Europa und weltweit rund 8.000.000 Hektar Anbaufläche. Der Durchschnittsflächenertrag liegt etwa bei 1 l/m²; je hochwertiger ein Wein ausgebaut wird, desto geringer ist der Ertrag.
54 % der 77.388 Weinbaubetriebe in Deutschland haben (1990) eine Anbaufläche von unter einem halben Hektar, weitere 15 % bis ein Hektar, weitere 24 % bis fünf Hektar. Viele Betriebe werden von Nebenerwerbslandwirten bewirtschaftet.
Trends
Nach dem Zweiten Weltkrieg hielten neue Kellereitechniken weltweit Einzug. Vollernter, Edelstahltanks, eine temperaturgesteuerte Gärung gehören heute zur Standardausrüstung jeder größeren Kellerei.
Gleichzeitig wurde der Weinbau zum globalen Geschäft. In verschiedenen Ländern wie USA, Australien, Chile, aber auch in Osteuropa baute man Weinberge neu auf oder intensivierte und modernisierte den Weinbau. Damit entstand auf dem Weinmarkt eine internationale Konkurrenz.
Aus dem Weinbauern wurde so der "Winemaker", der häufig in einem weitgehend industrialisierten Prozess große Mengen an Wein herstellt. Damit zeichnet sich eine Standardisierung des Weins ab, begünstigt durch Verarbeitungsmethoden wie Konzentrierung, Färbung, chemische Behandlung, die heute schon in vielen Ländern Standard sind.
Gleichzeitig sinkt der Weinkonsum in den europäischen Ländern stetig, vor allem in den klassischen Verbraucherländern Frankreich und Italien. Dies stellt für die Weinwirtschaft, vor allem im mittleren und unteren Preissegment, ein ernst zu nehmendes Problem dar.
Sonderformen
Sonderformen des Weinbaus sind der ökologische Anbau, der Qualitätweinbau sowie der Anbau von Weinen, die als Zwischenprodukt dienen. Gemeinsames Merkmal der ersten beiden Formen ist der deutlich geringere Ertrag gegenüber dem regulären Weinbau. Dies ist beim ökologischen Anbau auf die größeren Verluste durch Schädlinge und Pflanzenkrankheiten aufgrund vermindertem Einsatz von Pestiziden und Insektiziden zurückzuführen. Beim Qualitätsweinbau werden schlechtere Trauben vor der Reife entfernt, damit der Weinstock mehr Kraft in die verbleibenden investieren kann.
Um 1970 entstanden die ersten ökologisch bzw. biologisch-dynamisch bewirtschafteten Weingüter. Zu dieser Zeit stand offensichtlich die biologische Verarbeitung im Vordergrund, und die Qualität der Weine ließ meist zu wünschen übrig. Aus diesem Grund waren Bio-Weine bis vor wenigen Jahren oftmals im Visier der Weinkritiker. Dies hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. In vielen Ländern nehmen immer mehr Winzer die teilweise sehr lange Umstellung in Kauf und produzieren hochwertige Weine mit durchaus auch für Weinkritiker überzeugender Qualität. So findet man heute vor allem in Deutschland, Frankreich und in Italien, aber auch in anderen Weinbauländern, Spitzenproduzenten, die nach den Methoden eines ökologischen bzw. biologisch-dynamischen Weinbaus arbeiten und vielleicht gerade deshalb exzellente Weinqualitäten vorweisen können.
Der ökologische Weinbau verzichtet weitgehend auf den Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln und setzt auf biologische Schädlingsbekämpfung, z. B. mit der Verwirrmethode.
Besondere Bewirtschaftungstechniken wie Seilzug oder Schienenbahnen erfordert der Steillagenweinbau, wie er vor allem in den steilen Flusstälern der Mosel, des Mittelrheins und der Ahr betrieben wird. Der Terrassenweinbau ist eine besondere Form des Steillagenweinbaus. Zur Verringerung der Steilheit werden Trockenmauern errichtet oder Terrassen in Löss einplaniert.
Grundlagen des Weinbaus
Neuanlage von Rebflächen
Die Neuanlage von Rebflächen sollte im Vorfeld gut geplant und durchdacht sein. Je nach Weinbaugebiet, Weinlage und Rebsorte ergben sich unterschiedliche Anforderungen. Nach Möglichkeit sollte die Pflanzung der Reben nicht in Reihen senkrecht zum Verlauf der Höhenlinien erfolgen, sondern parallel zu diesen. Besonders ist darauf zu achten, die Jungpflanzen auf Lücke zu setzen, so dass der Entstehenung sogenannter Erosionsrinnen bereits mit der Neuanlage einer Rebfläche entgegengewirkt werden kann. Der Versatz der einzelnen Rebstöcke dient dabei nicht nur dem Bodenschutz, sondern sorgt tagsüber auch für eine gleichmäßigere Beschattung der Rebenzwischenräume in den Sommermonaten sowie für einen geringeren Kaltluftabfluss in der Nacht. Ein gleichmäßigerer Temperaturgang wirkt sich nicht nur günstig auf das Mostgewicht, sondern auch auf die Qualität des Weines aus. Ein weiterer Vorteil dieser rautenförmigen Anlage ist vorallem in steilen Hanglagen, dass bei der Weinlese nicht mit oder gegen das Gefälle gearbeitet wird, sondern hangparallel. An den Parzellengrenzen können die gefüllten Eimer in Rückenzuber umgefüllt und abtransportiert werden. Bei großen Parzellen mit starkem Relief können auch Winden für den Abtransport der gefüllten Zuber zum Einsatz kommen.
Die Weinrebe bedarf einer Rank- bzw. Kletterhilfe. Hierfür dient i.d.R. ein verzinkter oder plastifizierter Führungsdraht der üblicherweise mit Krampen an Holzpfählen befestigt wird. Diese Holzpfähle werden im Weinbau auch als Stickel bezeichnet. Der Abstand der Holzpfähle darf nicht zu üppig bemessen sein, damit der Zug auf das Drahtgerüst nicht an einer Stelle zu groß wird. Je mehr Stickel eingesetzt werden umso geringer ist außerdem die Zugbelastung auf den Endstickel einer hangparallelen Holzzeile. Das Loch für den Stickel sollte mindestens halb so tief ausgehoben werden, wie der Stickel aus dem Boden ragt, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Zur besseren Drainage an der Grenzschicht zwischen Boden und Luft kann zur Erde etwas lockerer Kies oder Sand in das Loch um den Stickel gefüllt werden. Aus Gründen der Haltbarkeit sollten die Stickel nicht in rein tonigem Substrat gründen.
Der Draht wird über einen im Boden verankerten Drahtroller mit der Hand von der Drahtspule entlang der Pflanzzeile gezogen. An den Endstickeln wird der Draht nicht mit Krampen befestigt sondern über einen beweglichen Drahtroller zu einem Stabanker geführt, der im Boden verankert wird. Die Spannung des Drahtes erfolgt über den Roller/Spannschloss. Vor der Spannung des Drahtes ist darauf zu achten, dass sich dieser nicht in den Krampen verkeilt hat, was eine unreglmäßige Zugverteilung zur Folge hätte und ein Reißen begünstigen würde. Es sind je nach Wuchshöhe der Rebe mehrere parallele Drahtreihen in Lotrichtung erforderlich. Dabei empfiehlt es sich diese nicht in einem äquidistantem Niveau anzubringen, sondern die Abstände zwischen den Drahtreihen mit der Höhe zu veringern. Dies trägt dem natürlichen Wuchsmerkmal der Rebe Rechnung, der sich nach oben verjüngt. Außerdem kann hierduch auch die Zuglast auf die oberen Drähte vermindert werden.
Bodenbegrünung im Ökologischen Weinbau

Die Maßnahmen und Ziele der Begrünung im Weinbau haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Diente die Begrünung beispielsweise in Form einer Oberflächenabdeckung in der Vergangenheit hauptsächlich dem Erosionsschutz und der besseren Mechanisierung, so kommen ihr heute entscheidene Aufgaben zu - nicht nur unter ökologischen sowie ökonomischen, sondern auch unter qualitätssteigernden Gesichtspunkten.
- Ziele und Nutzen von Begrünungen
Die Hauptziele einer effektiven Begrünung lassen sich unter drei gleichrangigen Hauptkriterien wie folgt zusammenfassen:
- In der Vergangenheit wurden im Anbau hauptsächlich ökonomische Aspekte in den Vordergrund gestellt, da sich diese i.d.R. kurzfristig direkt auf die Arbeitsweise und die monetärene Ausgaben des Winzers auswirken. Eine zeitgemäße Anbauweise erfolgt nach den Managementregeln der Nachhaltigkeit, die Ökonomie, Ökologie und soziale Aspekte als Trias vereinen. In der Praxis spielen jedoch ökologische Anbautechniken bedauernswerterweise bislang noch eine untergeordnete Rolle. Die Kriterien des Nachhaltigkeitsprinzips lassen sich jedoch nicht unabhägig voneinander betrachten, da zwischen ihnen Wechselwirkungen auftreten, die kurz- und langfristig zur Effektivität des Weinbaus maßgeblich beitragen. U.a. wird dies an Begrünungsmaßnahmen besonders deutlich. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass eine an das jeweilige Weinbaugebiet individuell angepasste effektive Begrünung langfristig zur Stabilisierung des Ökosystems Weinberg beiträgt. Im Wesentlichen wird dies vor allem durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nützlingen und Schädlingen, durch einen harmonischeren Rebwuchs sowie durch die Aktivierung des Bodenlebens erreicht.
- Gelingt es die pflanzlichen Artenvielfalt (Biodiversität) zu erhöhen, wird einerseits die Monokultur gelockert, werden Nützlinge angelockt und somit das Bodenleben verbessert. Zudem stellt sich eine Harmonisierung des Wuchses der Kulturpflanze ein, was wirksam gegen Pilzbefall vorbeugt, das Verhältnis der Beereninhaltsstoffe positiv verändert und nicht zuletzt die Qualität des Beerensaftes verbessert. Hervorgerufen wird dies hauptsächlich durch Veränderungen der Bodenbeschaffenheit: Durch die Schaffung einer Schattengare, einer Erhöhung der Humusproduktion und damit des Humusgehaltes im Oberboden sowie einer verminderten Mineralstoffauswaschung wird die Pufferkapazität des Bodens gegenüber Schadstoffeinträgen verbessert und das Wasseraufnahme- und Haltevermögen erhöht.
- Anforderungen an Standort und Begrünung: Um eine „optimale“ Begrünung an einem Standort anzusiedeln, bedarf es allerdings einiger Vorkenntnisse. Zum einen muss ermittelt werden welche Standortmodalitäten im zu begrünenden Weingarten vorherrschen, zum anderen muss aber auch die Arbeitskapazität im Betrieb überdacht werden, da manche Begrünungen extrem Arbeitsintensiv sind und die Biologie der Begrünungspflanzen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtbegrünung hat.
- Standort-Modalitäten
Bei den Standort-Modalitäten lassen sich drei Hauptkriterien zusammenfassen:
- Klima: Hier spielen vor allem die Niederschläge eine bedeutende Rolle, da sie meist der begrenzende Faktor für Begrünungen im Weinbau darstellen. Dabei ist aber nicht nur die Niederschlagsmenge entscheidend, sondern auch die Niederschlagsregime während der Vegetationsperiode. Dies hängt damit zusammen, dass der Gesamtniederschlag ausreichend sein kann, aber durch lange Trockenperioden im Sommer extremer Trockenstress auftreten kann, welcher dann noch durch einer Begrünung verstärkt werden würde.
- Boden: Neben den Niederschlägen ist auch das Speichermedium für Wasser, der Boden von zentraler Bedeutung. Neben der Bodenart, spielen hier vor allem Bodenmächtigkeit sowie der Humusgehalt des Bodens eine wichtige Rolle. Diese drei Faktoren bestimmen in Wechselwirkung mit den Begrünungsmaßnahmen das Mikroklima maßgeblich. Die Wasserhalte- und Speicherkapazität geben der Rebe somit die Chance auch kurzfristige Trockenperioden ohne nennenswerten Schäden zu überstehen.
- Lage: Auch die einzelne Weinbergslage hat großen Einfluss auf den Wasserhaushalt und damit auf die Modalitäten des Standortes. Hier spielen vor allem Ausrichtung des Weingartens (Himmelsrichtung) sowie die Topographie (Einfallswinkel der Sonne) eine bedeutende Rolle. Dies betrifft vor allem den Evapotranpirationskoeffizienten, der sich aus der Verdunstung von Wasser aus dem Boden sowie der Veratmung von Wasser über die Stomata der Pflanze (Kühlung) zusammensetzt.
Oenologie
Wein als Zwischenprodukt
Eine dritte Sonderform des Weinanbaus bezieht sich auf die Bereiche, in denen der Wein nicht als Endprodukt vermarktet wird, sondern weiterer Verarbeitung unterworfen wird. Wein als Zwischenprodukt wird insbesondere benötigt für die Herstellung von Weinbränden, Schaumweinen und verstärkten Weinen. Dabei wird dem Ausbau des Weines weniger Bedeutung zugemessen; in aller Regel werden die zur Weiterverarbeitung vorgesehenen Weine verschnitten, bevor die eigentliche Veredelung zum Endprodukt durchgeführt wird.
Ausbildung und Berufsbilder
Zum landwirtschaftlichen Weinbau benötigen Winzer Fachwissen im Bereich der Rebbiologie, Standort, Klima, Lage, Rebanlage, Arbeiten im Weinberg, Bodenkunde und Pflanzenschutz.
In Deutschland gibt es zum einen den Studiengang für Weinbau und Önologie mit dem Abschluss Dipl.-Ing. Weinbau an der Fachhochschule Wiesbaden mit ihrem Studienort Geisenheim im Rheingau.
Die Fachhochschule Heilbronn bietet einen Studiengang für Weinbetriebswirtschaft an, der zum Abschluss Dipl.-Betriebswirt (FH) führt.
In der Schweiz kann Önologie und Hortikultur (mit Spezialisierung auf Weinbau) an der Hochschule Wädenswil und an der Ecole d'Ingénieurs de Changins studiert werden. Die Berufslehre als Winzer wird von einigen Kantonen angeboten, an diesen Schulen kann in einem entsprechenden Ausbildungsgang - nach einigen Jahren Berufstätigkeit - auch der Meistertitel erworben werden.
In Österreich gibt es einen Studiengang in Önologie an der Universität für Bodenkultur Wien sowie die Ausbildung an der Höheren Bundeslehranstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg. Fachschule für Weinbau und Kellerwirtschaft und Weingut Silberberg, Leibnitz. Ausbildung zum Facharbeiter, Betriebsleiter und Weinbau und Kellerwirtschafts-Meister.
Fachsprache
Die deutschsprachige Fachterminologie des Weinbaus erfassen das Wörterbuch der deutschen Winzersprache und der Wortatlas der kontinentalgermanischen Winzerterminologie.
Siehe auch
Literatur
- Friedrich von Bassermann-Jordan: Geschichte des Weinbaus, Nachdruck Pfälzische Verlagsanstalt, Landau 1991, ISBN 387629181X