Friesische Freiheit und Bilka: Unterschied zwischen den Seiten
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{{dieser Artikel|behandelt die Kaufhauskette "Bilka". Für die tschechische Stadt siehe [[Bílka]]}} |
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[[Image:Upstalsboommeyer.jpg|thumb|right|Upstalsboom, älteste bekannte Ansicht von C. B. Meyer (1790)]] |
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Die '''Friesische Freiheit''' ist ein den [[Friesen]] angeblich von [[Karl der Große|Karl dem Großen]] verliehenes [[Recht]], keinen Herren außer dem [[Kaiser]] über sich zu haben. Die friesische [[Sage]] berichtet von [[Liber Friso]] (= freier Friese) und seinen Weggefährten, die im [[9. Jahrhundert]] siegreich aus [[Italien]] ins Land am Meer zurückkehrten. Im fernen [[Rom]] hatten die Friesen vollkommen und unerwartet für ihren verehrten König Karl die [[Römer]] besiegt - listig und löwenmutig. Der König war begeistert, belohnte und beschenkte seine tapferen friesischen Krieger mit dem höchsten Gut: Der Freiheit. |
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'''Bilka''' war eine von [[Hertie]] gegründete Niedrigpreiskaufhauskette. Insgesamt waren es zur besten Zeit (1986) einmal 53 Filialen in Westdeutschland und Westberlin. |
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Die moderne Geschichtsforschung schreibt die "Friesische Freiheit" heute [[Karl der Dicke|Karl dem Dicken]] zu, danach verliehen im Jahre 885 als einer Folge der [[Normannen|Normannenbesiegung]]. |
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== Geschichte == |
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Die erste Filiale eröffnete am 27. Juni 1952 in Berlin. Bilka war als Kaufhaus für Stadtteile und Kleinstädte konzipiert worden und bis Anfang der 1970er Jahre auch wirtschaftlich. 1972 konnte das letzte Mal eine positive Bilanz vorgelegt werden, danach gelang es der Kette bis zum Ende nicht mehr, in einen wirtschaftlichen Bereich mit deutlichen Gewinnen zu kommen. 1989 begann der Anfang vom Ende mit dem beschlossenen Verkauf von 30 Filialen an [[Woolworth]] und die [[Kaufhalle AG]]. 1996 schloss die letzte Bilka-Filiale. |
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Als um [[800]] die [[Skandinavien|skandinavischen]] [[Wikinger]] das noch unter der Herrschaft der [[Karolinger]] stehende [[Friesland]] erstmals angriffen, wurden die Friesen vom Militärdienst auf fremden Territorien freigestellt, um sich gegen die heidnischen Wikinger verteidigen zu können. Über Jahrhunderte, während in Europa die [[Feudalismus|Feudalherren]] regierten, bestimmten beinahe [[Demokratie|demokratische]] Strukturen das Leben der Friesen. Angeführt von zunächst gewählten [[Ostfriesische Häuptlinge|Häuptlingen]], verteidigten sie ihre “Friesische Freiheit” gegen jeden, der sie ihnen streitig machen wollte. |
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== Die drei Bereiche der Bilka == |
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==Blütezeit== |
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[[Bild:Friesische Seelande.png|thumb|right|Die Seelande etwa um 1300]] |
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Zur Blütezeit um das Jahr [[1300]] umfasste das Reich der "Freien friesischen Länder" 27 Provinzen vom Nordwesten der [[Niederlande]] über [[Ostfriesland]] bis ins Land [[Wursten]] nördlich von [[Bremerhaven]]. Die Landesgemeinden schlossen sich zu den "[[Sieben Seelande]]n" zusammen. Ihre Abgesandten trafen sich zu [[Pfingsten]] am [[Upstalsboom]] in [[Rahe]] bei [[Aurich]], einem Versammlungsort auf einem Hügel. Zwei Vertreter, von jeder Landesgemeinde gewählt, traten dort als „Seeländische Richter“ auf. Von diesen Vertretern kann man annehmen, dass sie aus führenden Familien kamen, denn das [[aktives Wahlrecht|aktive]] und [[passives Wahlrecht|passive]] Wahlrecht war an den Grundbesitz gebunden. Das bedeutet, dass zwar die Entscheidungen von jeweils zwei Abgesandten getragen, die Versammlung am Upstalsboom sich aber aus der Gesamtheit der Begleitung der „Richter“ zusammensetzte. Damit war der Upstalsboom zwar nicht die Versammlungsstätte aller „freien Friesen“, aber zumindest ein Ort der Begegnung einflussreicher Mitglieder der Landesgemeinden. |
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=== Bilka (1952-1996) === |
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„Der Stamm ist nach außen frei, keinem anderen Herrn unterworfen. Für die Freiheit gehen sie in den Tod und wählen lieber den Tod, als dass sie sich mit dem Joch der Knechtschaft belasten ließen. Daher haben sie die militärischen Würden abgeschafft und dulden nicht, dass einige unter ihnen sich mit einem militärischen Rang hervorheben. Sie unterstehen jedoch Richtern, die sie jährlich aus der Mitte wählen, die das Staatswesen unter ihnen ordnen und regeln...“. |
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Bilka war die Vollsortimentvariante der Niedrigpreiskette, die Häuser hatten oft mehr als nur eine Verkaufsetage, etliche waren vor ihrer Umwandlung in Bilka „echte“ Hertie-Kaufhäuser gewesen. Die meisten waren jedoch als Bilka gegründet worden. Den Namen Bilka gab es von 1952 bis 1996. |
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Diese Einschätzung des englischen [[Franziskaner]]s [[Bartholomaeus Anglicus]] stammt aus der Zeit um [[1240]]. |
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=== Bilka-Textil (1960-1990) === |
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Verhandlungen, vor allem politischer Natur, brauchen eine gewisse Zeit. Für die Ausfertigung von Verträgen benötigt man zudem eine leistungsfähige, schreibende Institution. Diese könnten wir im benachbarten [[Kloster Ihlow]] sehen, in dem die Ergebnisse der Verhandlungen in Verträge gefasst und auch das [[Siegel]] aufbewahrt werden konnte. Eine Übernachtungsmöglichkeit könnte das Kloster bei längerer Verhandlungsdauer ebenso geboten haben. |
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Der Name lässt es bereits vermuten, bei der Bilka-Textil handelte es sich um etwas kleinere Filialen, welche hauptsächlich Textilien verkauften. |
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=== Preisland-City-SB (1986-1990) === |
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Aus dem „sagenhaften“ Auftrag Karls, der die Friesen nach der Einnahme Roms mit der Freiheit belohnt haben sollte und sie zugleich mit Pflichten belegte, spricht [[genossenschaft]]liche Praxis. Die Freistellung von der Heeresfolge außerhalb Frieslands wird mit der gemeinsamen Abwehr von Feinden und des Wassers begründet. Als Gemeinschaftaufgabe forderte sie alle, Männer Frauen Kinder, Alte und Kranke. Im gemeinsamen Kampf gegen die drohende See zerflossen immer wieder die Standesunterschiede. Reich und Arm, Herr und Knecht mussten zusammenstehen - jeder hatte bei diesem Kampf gleiche Rechte und Pflichten. Der bekannteste Grundsatz des [[Deichrecht]]s war: „De nich will dieken, mutt wieken" |
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Die Preisland-City-SB Sparte wurde 1986 von der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, Frankfurt gegründet, es handelte sich dabei um Bilka- und Hertie-Filialen, bei denen der Kunde fast vollkommen in Selbstbedienung einkaufen sollte. Das Preisland-City-SB-Konzept war die innerstädtische Antwort von Hertie auf die vor den Toren der Städte entstehenden SB-Warenhäuser, wie zum Beispiel [[Allkauf]]. Insgesamt wurden 7 Häuser in das kurze, erfolglose Preisland-City-SB-Konzept umgewandelt. Die Filiale in Oldenburg wurde als einzige als Hertie-Warenhaus im Dezember 1990 wiedereröffnet, aber bereits zum 31. Juli 1993 wieder geschlossen, heute City-Center-Oldenburg. |
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== Hauptkonkurrenten == |
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==Niedergang== |
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*'''[[Woolworth]]''' – Woolworth war der größte Konkurrent und bereits seit den 1920er Jahren im deutschen Markt. Zu den Zeiten der Konkurrenz gehört Woolworth noch zu seiner gleichnamigen amerikanischen Muttergesellschaft. |
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Im Verlauf des [[14. Jahrhundert|14. Jahrhunderts]] zerfiel die [[Redjeven]]-Verfassung zusehends und weitere Ereignisse wie z.B. der Ausbruch der [[Pest]] und große [[Sturmflut]]katastrophen sorgten für weitere Destabilisierung der Verhältnisse. Diese Situation machten sich dann einige einflussreiche Familien zu Nutze und schufen ein Herrschaftssystem indem sie als "[[Ostfriesische Häuptlinge|Häuptlinge]]" (hovedlinge) die Macht über mehr oder weniger weite Gebiete an sich rissen. Dabei etablierten sie aber weiterhin kein Feudalsystem, wie es im übrigen [[Europa]] zu finden war, sondern eher ein Gefolgschaftssystem, das älteren Herrschaftsformen [[Germanen|germanischer]] Kulturen im Norden ähnelte, indem die Bewohner der jeweiligen Machtbereiche zwar dem Häuptling verschiedentlich verpflichtet waren, im Übrigen aber ihre Freiheit behielten und sich auch anderweitig niederlassen konnten. |
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*'''[[Kaufhalle AG]]''' – Die Kaufhalle war das exakte Gegenstück vom Kaufhof zu Herties Bilka-Filialen. Mit ähnlicher Verkaufsfläche und Kundenausrichtung. |
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* '''Kepa''' – Kepa war die Niedrigpreissparte von [[Karstadt]] bis 1980. |
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* '''[[DeFaKa]]''' – DeFaKa (Deutsches Familien-Kaufhaus) war die Niedrigpreissparte der [[Horten AG]]. |
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== Die Abwicklung der Kette == |
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[[1498]] endet die Friesische Freiheit schließlich, als Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] [[Herzog]] [[Albrecht III. (Sachsen)|Albrecht von Sachsen]] im Tausch für ein Darlehen von 300.000 [[Gulden]] mit Friesland (inklusive [[Dithmarschen]]) belehnt. Hiermit fängt für Friesland eine Periode politischer Zersplitterung und Abhängigkeit an. |
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Die Abwicklung geschah in mehreren Etappen zwischen 1987 und 1996. |
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=== die 1980er === |
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In den 1980er Jahren trennte sich Bilka von insgesamt 13 Filialen (inklusive 4 Bilka-Textil). Es blieben somit nur noch 33 Bilka(-Textil) und 7 Preisland-SB übrig. |
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[[Kategorie:Niedersächsische Geschichte]] |
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=== 1989/90 – der Ausverkauf === |
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[[fy:Fryske frijheid]] |
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1989 wurde von der Muttergesellschaft Hertie beschlossen die defizitäre Kette los zu werden. Willige Käufer wurden schnell gefunden: es waren mit Woolworth und Kaufhalle, die ehemaligen Konkurrenten, an die man das ungeliebte Kind größtenteils abstoßen konnte. 30 der übrig gebliebenen 40 Filialen konnten verkauft werden, 5 Berliner Filialen standen aus dem Paket dabei gar nicht zum Verkauf. Die 30 Filialen teilten sich 16 Woolworth zu 14 Kaufhalle auf. Unter den verkauften Filialen befanden sich auch alle sieben Filialen der erst kurz zu vor gegründeten Preisland-SB. |
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[[nl:Friese Vrijheid]] |
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=== Umwandlung in Hertie === |
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Fünf Berliner Filialen wurden zwischen 1990 und 1994 zu Hertie umgebaut, teilweise mit enormen Geldsummen. Mit der Übernahme durch die Karstadt AG bleiben weitere Umwidmungen zu Hertie aus. |
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=== Verbleib der restlichen fünf Filialen === |
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* 1 Filiale wurde in die Karstadt-Niedrigpreiskette „FOX“ integriert |
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* 3 Filialen wurden in „Karstadt Sport“ umgebaut |
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* 1 Filiale wurde 1996 als letzte Bilka-Filiale geschlossen |
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Damit war nach über 40-jähriger Geschichte die Existenz dieser Kaufhauskette beendet. |
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== Quellen == |
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* SPIEGEL |
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* „Zur Geschichte der Warenhäuser“ von Friedrich W. Köhler |
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[[Kategorie:Handelskette]] |
Version vom 1. März 2007, 23:15 Uhr
Bilka war eine von Hertie gegründete Niedrigpreiskaufhauskette. Insgesamt waren es zur besten Zeit (1986) einmal 53 Filialen in Westdeutschland und Westberlin.
Geschichte
Die erste Filiale eröffnete am 27. Juni 1952 in Berlin. Bilka war als Kaufhaus für Stadtteile und Kleinstädte konzipiert worden und bis Anfang der 1970er Jahre auch wirtschaftlich. 1972 konnte das letzte Mal eine positive Bilanz vorgelegt werden, danach gelang es der Kette bis zum Ende nicht mehr, in einen wirtschaftlichen Bereich mit deutlichen Gewinnen zu kommen. 1989 begann der Anfang vom Ende mit dem beschlossenen Verkauf von 30 Filialen an Woolworth und die Kaufhalle AG. 1996 schloss die letzte Bilka-Filiale.
Die drei Bereiche der Bilka
Bilka (1952-1996)
Bilka war die Vollsortimentvariante der Niedrigpreiskette, die Häuser hatten oft mehr als nur eine Verkaufsetage, etliche waren vor ihrer Umwandlung in Bilka „echte“ Hertie-Kaufhäuser gewesen. Die meisten waren jedoch als Bilka gegründet worden. Den Namen Bilka gab es von 1952 bis 1996.
Bilka-Textil (1960-1990)
Der Name lässt es bereits vermuten, bei der Bilka-Textil handelte es sich um etwas kleinere Filialen, welche hauptsächlich Textilien verkauften.
Preisland-City-SB (1986-1990)
Die Preisland-City-SB Sparte wurde 1986 von der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, Frankfurt gegründet, es handelte sich dabei um Bilka- und Hertie-Filialen, bei denen der Kunde fast vollkommen in Selbstbedienung einkaufen sollte. Das Preisland-City-SB-Konzept war die innerstädtische Antwort von Hertie auf die vor den Toren der Städte entstehenden SB-Warenhäuser, wie zum Beispiel Allkauf. Insgesamt wurden 7 Häuser in das kurze, erfolglose Preisland-City-SB-Konzept umgewandelt. Die Filiale in Oldenburg wurde als einzige als Hertie-Warenhaus im Dezember 1990 wiedereröffnet, aber bereits zum 31. Juli 1993 wieder geschlossen, heute City-Center-Oldenburg.
Hauptkonkurrenten
- Woolworth – Woolworth war der größte Konkurrent und bereits seit den 1920er Jahren im deutschen Markt. Zu den Zeiten der Konkurrenz gehört Woolworth noch zu seiner gleichnamigen amerikanischen Muttergesellschaft.
- Kaufhalle AG – Die Kaufhalle war das exakte Gegenstück vom Kaufhof zu Herties Bilka-Filialen. Mit ähnlicher Verkaufsfläche und Kundenausrichtung.
- Kepa – Kepa war die Niedrigpreissparte von Karstadt bis 1980.
- DeFaKa – DeFaKa (Deutsches Familien-Kaufhaus) war die Niedrigpreissparte der Horten AG.
Die Abwicklung der Kette
Die Abwicklung geschah in mehreren Etappen zwischen 1987 und 1996.
die 1980er
In den 1980er Jahren trennte sich Bilka von insgesamt 13 Filialen (inklusive 4 Bilka-Textil). Es blieben somit nur noch 33 Bilka(-Textil) und 7 Preisland-SB übrig.
1989/90 – der Ausverkauf
1989 wurde von der Muttergesellschaft Hertie beschlossen die defizitäre Kette los zu werden. Willige Käufer wurden schnell gefunden: es waren mit Woolworth und Kaufhalle, die ehemaligen Konkurrenten, an die man das ungeliebte Kind größtenteils abstoßen konnte. 30 der übrig gebliebenen 40 Filialen konnten verkauft werden, 5 Berliner Filialen standen aus dem Paket dabei gar nicht zum Verkauf. Die 30 Filialen teilten sich 16 Woolworth zu 14 Kaufhalle auf. Unter den verkauften Filialen befanden sich auch alle sieben Filialen der erst kurz zu vor gegründeten Preisland-SB.
Umwandlung in Hertie
Fünf Berliner Filialen wurden zwischen 1990 und 1994 zu Hertie umgebaut, teilweise mit enormen Geldsummen. Mit der Übernahme durch die Karstadt AG bleiben weitere Umwidmungen zu Hertie aus.
Verbleib der restlichen fünf Filialen
- 1 Filiale wurde in die Karstadt-Niedrigpreiskette „FOX“ integriert
- 3 Filialen wurden in „Karstadt Sport“ umgebaut
- 1 Filiale wurde 1996 als letzte Bilka-Filiale geschlossen
Damit war nach über 40-jähriger Geschichte die Existenz dieser Kaufhauskette beendet.
Quellen
- SPIEGEL
- „Zur Geschichte der Warenhäuser“ von Friedrich W. Köhler