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„Heiligenbeil“ – Versionsunterschied

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'''Heiligenbeil''' (russ. '''Mamonowo''') ist eine Stadt an der [[Jarft]] in [[Ostpreußen]].
'''Heiligenbeil''' ([[Russische Sprache|russisch]] ''Мамоново'', ''Mamonowo'') ist eine Stadt an der [[Jarft]] in [[Ostpreußen]].
Heute liegt die Stadt im [[Kaliningrader Oblast]], [[Russland]], an der Grenze zu [[Polen]]. Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze liegt die polnische Stadt [[Braniewo]] (''Braunsberg'').
Heute liegt die Stadt in der [[Oblast Kaliningrad]], [[Russland]], an der Grenze zu [[Polen]]. Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze liegt die polnische Stadt [[Braniewo]] (''Braunsberg'').


Von [[1819]] bis [[1945]] war Heiligenbeil Kreisstadt und hatte [[1939]] 12100 Einwohner. Die Innenstadt wurde im Krieg vollständig zerstört.
Von [[1819]] bis [[1945]] war Heiligenbeil Kreisstadt und hatte [[1939]] 12100 Einwohner. Die Innenstadt wurde im Krieg vollständig zerstört.

Version vom 27. September 2004, 14:40 Uhr

Heiligenbeil (russisch Мамоново, Mamonowo) ist eine Stadt an der Jarft in Ostpreußen. Heute liegt die Stadt in der Oblast Kaliningrad, Russland, an der Grenze zu Polen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze liegt die polnische Stadt Braniewo (Braunsberg).

Von 1819 bis 1945 war Heiligenbeil Kreisstadt und hatte 1939 12100 Einwohner. Die Innenstadt wurde im Krieg vollständig zerstört.

Bis 1272 befand sich hier eine Ansiedlung der Prussen namens "Swentopil" (heiliger Berg). Nach 1272 unterstand die Gegend dem Deutschen Orden.


Die Stadt wurde 1301 unter dem Namen Heiligenstadt vom Deutschen Ritterorden mit kulmischem Recht in der Nähe der prußischen Kultstätte Swentomest gegründet. 1344 wurde der Name in Heiligenbil (bil/Burg) umgewandelt und 1349 eine Kirche eingeweiht.

Die Gründung der späteren Stadt Zinten erfolgte durch den Orden im Jahr 1313. Die ersten Ordensritter waren per Schiff über das Frische Haff bereits 1238 am Ufer von Balga gelandet. Hier wurde in den folgenden Jahren die Ordensburg Balga erbaut, in späteren Jahrhunderten eins der großen Wahrzeichen Ostpreußens.

Im Februar und März 1945 wurde das Kreisgebiet Kriegsschauplatz. Es bildete sich der militärische "Heiligenbeiler Kessel". Nach schwersten und wochenlangen Abwehrkämpfen der 4. deutschen Armee gegen mehrere sowjetische Armeen erfolgte der endgültige Untergang in den letzten Märztagen. Im Morgengrauen des 29. März 1945 haben sich die letzten deutschen Soldaten vom Haffufer unterhalb der Burgruine Balga in Richtung Pillau eingeschifft. In den Winterwochen zuvor flüchteten hunderttausende von Ostpreußen aus allen Teilen der Provinz, darunter auch der größte Teil der Bevölkerung des Kreises Heiligenbeils, über das Eis des Haffs auf die Frische Nehrung und von dort auf die rettenden Schiffe in Pillau oder auf dem Landweg der Nehrung nach Danzig.

Von den rund 53.000 Bewohnern des Kreises Heiligenbeil verloren ca. 20 Prozent ihr Leben durch Krieg, Flucht, Vertreibung, Deportation, Vergewaltigungen, Hunger, Krankheiten oder unmenschliche Behandlungen in ostpreußischen Zwangslagern. Nach der Besetzung durch sowjetische Truppen und dem Kriegsende wurde Ostpreußen formell am 17. Oktober 1945 aufgeteilt. Die Demarkationslinie, wie man die Grenze zwischen der Sowjetunion und Polen nannte, verlief auch durch den Kreis. Alles, was südlich der horizontalen Linie von Leisuhnen, Heiligenbeil, Deutsch Thierau, Hermsdorf-Pellen, Zinten, Schwengels und Robitten lag, wurde Polen zugeteilt. Es war der kleinere Teil. Alles, was nördlich davon lag, kam unter sowjetische Verwaltung. Die Besiedlung durch Russen beziehungsweise Polen begann langsam aber stetig. Die letzten noch im sowjetischen Teil verbliebenen Deutschen wurden 1948 ausgewiesen. Zahlreiche Dörfer wurden gänzlich ausradiert, Häuser und Straßen sind verschwunden.

Nur Heiligenbeil hat wieder eine gewisse Größe erreicht und wird heute von ca. 9000 Russen bewohnt. Andere Kommunen sind völlig unbedeutend geworden und kümmern nur dahin. Im polnischen Teil des Kreises sieht manches etwas freundlicher aus, aber es gibt hier im Grenzgebiet auch noch viel zu tun. Die Kreisgemeinschaft mit dem Vorstand, sowie ihren Untergliederungen wie Kirchspiels- und Dorfgemeinschaften, unterhält zu diversen russischen und polnischen Administrationen, Schulen, Krankenhäusern, Kindergärten und privaten Familien gute zwischenmenschliche, völkerverbindende Kontakte. Regelmäßige Hilfe wird geleistet. In Heiligenbeil konnte 1995 eine Heimatstube mit Ausstellung einweihen. In Lichtenfeld, heute polnisch, folgte dies im Jahr 1999.