Wolfgang Wodarg und Gudenauer Weg 134–136: Unterschied zwischen den Seiten
ein Leerzeichen zuviel |
→Beschreibung: Plastik |
||
| Zeile 1: | Zeile 1: | ||
Das Gebäude '''Gudenauer Weg 134–136''' im [[Bonn]]er Ortsteil [[Ippendorf]] ist die ehemalige [[Akademie Auswärtiger Dienst|Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes]] (1973–2005). |
|||
'''Wolfgang Wodarg''' (* [[2. März]] [[1947]] in [[Itzehoe]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Innere Medizin|Internist]], [[Sozialmedizin|Sozial-]] und [[Umweltmedizin]]er sowie Politiker ([[Basisdemokratische Partei Deutschland|dieBasis]], vorher [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]). |
|||
[[Datei:Ippendorf, Gudenauer Weg 134–136 004-.jpg|mini|Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes, Luftaufnahme (2013)]] |
|||
== Lage == |
|||
Wodarg war von 1994 bis 2009 Abgeordneter der SPD-Fraktion im [[Mitglied des Deutschen Bundestages|Bundestag]] und anschließend Mitglied der [[Parlamentarische Versammlung des Europarates|Parlamentarischen Versammlung des Europarates]]. Als Europapolitiker war er für Fragen der Sicherheit, Medizin und Gesundheit zuständig und initiierte eine Untersuchung des Europarates zur [[Pandemie H1N1 2009/10]]. |
|||
Der Gebäudekomplex liegt im Süden des Ortsteils Ippendorf in der [[Gemarkung]] [[Kessenich (Bonn)|Kessenich]] am Rande des [[Kottenforst]]s auf etwa {{Höhe|173|DE-NHN|link=true}}. |
|||
== Geschichte == |
|||
Seine Stellungnahmen während der [[COVID-19-Pandemie in Deutschland]] stießen bei Wissenschaftlern, Politikern und Medien auf breite Kritik: Wodarg verharmlose Charakter und Wirkungen der Pandemie. Im Jahr 2021 trat Wodarg aus der SPD aus und in die Partei [[Basisdemokratische Partei Deutschland|dieBasis]] ein, für die er [[#Spitzenkandidat für die Basisdemokratische|als Spitzenkandidat]] bei der [[Bundestagswahl 2021]] in [[Mecklenburg-Vorpommern]] und im Bundestagswahlkreis [[Bundestagswahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II|Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II]] als Direktkandidat kandidierte. [[Bundestagswahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II#Bundestagswahl 2021|Das Ergebnis]] (Wodarg/Erststimmen 2,2 %, Partei/Zweitstimmen 1,9 %) überschritt nicht die [[Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland|Fünf-Prozent-Hürde]]. |
|||
Mit Gründung des Vorläufers des Auswärtigen Amts 1950, der Dienststelle des [[Bundeskanzleramt (Deutschland)|Bundeskanzleramts]] für Auswärtige Angelegenheiten, wurde auch eine Diplomatenschule zur Ausbildung der Anwärter für den [[Auswärtiger Dienst|Auswärtigen Dienst]] eingerichtet. Sie nahm ihren Sitz zunächst in [[Speyer]], das bereits früher eine solche Einrichtung beheimatete, in einem gemeinsamen Gebäude mit der [[Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer|Hochschule für Verwaltungswissenschaften]]. Der erste [[Attaché]]lehrgang begann am 1. April 1950.<ref>[[Eckart Conze]], [[Norbert Frei]], [[Peter Hayes (Historiker)|Peter Hayes]], [[Moshe Zimmermann]]: ''Das Amt und die Vergangenheit: Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik.'' Karl Blessing Verlag, 2010, S. 474.</ref> 1955 wurde die Diplomatenschule an den [[Regierungssitz]] Bonn verlegt, wo sie in einer nahe der [[Villa Ingenohl]] stehenden „Baracke“ des Auswärtigen Amtes ansässig war.<ref name="Schyma2013" />{{rp|281}} |
|||
Die neue Aus- und Fortbildungsstätte in Ippendorf entstand nach einem [[Entwurf#Architektur|Entwurf]] des Bonner Architekten [[Ernst van Dorp]] in [[Arbeitsgemeinschaft]] mit Karl Rudolf Hautz, die aus einem 1966 ausgeschriebenen [[Architekturwettbewerb|Wettbewerb]] siegreich hervorgegangen waren. Das [[Grundstück]] stellte in einer späteren Phase die Stadt Bonn bereit. Die Planung des Gebäudes begann 1967, im August 1971 wurde das [[Richtfest]] gefeiert und im Dezember 1972 waren die Bauarbeiten beendet. Die Einweihung erfolgte am 7. Juni 1973. Das Gebäude war von Beginn an für eine mögliche Alternativnutzung als Hotel konzipiert.<ref name="Schyma2013">Angelika Schyma: ''Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf.''</ref>{{rp|278}} Von 1992 bis 1995 wurde die Aus- und Fortbildungsstätte bei Kosten von sieben Millionen Euro saniert und um einen Erweiterungsbau ergänzt, mit dessen Umsetzung erneut van Dorp beauftragt war. Auch die Gartenanlagen erfuhren eine Überarbeitung. |
|||
== Werdegang und Beruf == |
|||
Nach dem [[Abitur]] im Jahr 1966 studierte Wodarg [[Studium der Medizin|Medizin]] und [[Sozialpädagogik]] in [[Hamburg]] und [[Alice Salomon Hochschule Berlin|Berlin]]. Im Rahmen seiner Ausbildung erlernte er [[Gesprächspsychotherapie]] (nach [[Reinhard Tausch|Tausch]]) und arbeitete als Medizinalassistent und Stationsarzt, u. a. im [[Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin]] in Hamburg. 1973 erhielt er seine [[Approbation (Heilberufe)|Approbation]] als Arzt. Anschließend war Wodarg zunächst als [[Schiffsarzt]] tätig und ließ sich nach einer Forschungsreise nach [[Südamerika]] als Hafenarzt in Hamburg nieder. 1974 erfolgte seine [[Promotion (Doktor)|Promotion]] zum [[Dr. med.]] an der [[Universität Hamburg]] mit der Arbeit ''Psychische Krankheiten der Seeleute. Untersuchung über Selbsttötung, Alkoholismus und andere wichtige psychiatrische Erkrankungen.'' Von 1975 bis 1979 arbeitete er als Lehrer an der Krankenpflegeschule des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Wandsbek (heute [[Asklepios Klinik Wandsbek]]). Seine [[internist]]ische und [[Pneumologie|pneumologische]] [[Facharzt]]ausbildung absolvierte er im AK Wandsbek und in der [[LungenClinic Grosshansdorf|Lungen-Fachklinik Großhansdorf]]. |
|||
Im Nachgang zur [[Hauptstadtbeschluss|Verlegung des Regierungssitzes]] nach [[Berlin]] (1999) zog die Aus- und Fortbildungsstätte mit zuletzt 50 Mitarbeitern zum Jahresbeginn 2006 auf das Gelände der [[Borsig-Villa Reiherwerder]] in Berlin-Tegel um. Die Liegenschaft in Ippendorf steht seitdem leer, Vorschläge für eine neue Nutzung durch andere Dienststellen des Bundes scheiterten bislang.<ref>''[http://www.general-anzeiger-bonn.de/lokales/region/Bund-findet-keine-Kaeufer-fuer-seine-Immobilien-article78785.html?&i=5 Bund findet keine Käufer für seine Immobilien].'' In: ''[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]].'' 21. Dezember 2005.</ref><ref>Bernd Leyendecker: ''[http://www.general-anzeiger-bonn.de/lokales/bonn/ehemalige-diplomatenschule-in-ippendorf-haelt-sich-wie-sauer-bier-article160618.html Ehemalige Diplomatenschule in Ippendorf hält sich wie sauer Bier].'' In: ''[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]].'' 2. April 2008.</ref> Anfang 2013 stellte die [[Bezirksregierung Köln]] den Gebäudekomplex (ohne die Anbauten aus den Jahren 1992–1995) unter [[Denkmalschutz]], wogegen die [[Bundesanstalt für Immobilienaufgaben]] als Eigentümerin erfolgreich<ref>{{Webarchiv|url=https://www.bonn.de/medien-global/amt-61/Denkmalliste_2019.pdf |wayback=20190626083106 |text=Denkmalliste der Stadt Bonn |archiv-bot=2022-11-10 11:51:09 InternetArchiveBot }} (PDF), S. 65</ref><ref>''Ex-Diplomatenschule ist kein Denkmal.'' In: ''[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]].'' 18. Oktober 2013.</ref> Klage einreichte.<ref>''Behörden streiten über ein Denkmal'', General-Anzeiger, 6. März 2013, S. 19</ref> Nach einem Beschluss im Januar 2016 wurde der 1995 fertiggestellte Erweiterungsbau bis Mai 2016 als [[Notunterkunft]] für bis zu 50 Flüchtlinge hergerichtet, die ab Ende Juni einziehen sollten.<ref>[http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/bonn/suedstadt/stadt-kann-ermekeilkaserne-nutzen-article1787899.html ''Stadt kann Ermekeilkaserne nutzen''.] [[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]], vom 19. Dezember 2015.</ref><ref>''[http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Sporthalle-Wasserland-wird-zuerst-belegt-article3160904.html Sporthalle Wasserland wird zuerst belegt].'' In: ''[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]].'' 25. Januar 2016</ref><ref>''[http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/hardtberg/Stadt-quartiert-bis-zu-50-Fl%C3%BCchtlinge-ein-article3268824.html Stadt quartiert bis zu 50 Flüchtlinge ein].'' In: ''[[General-Anzeiger (Bonn)|General-Anzeiger]].'' 1. Juni 2016.</ref> 2021 wurde das Gebäude als Drehort für die Serie ''[[How to Sell Drugs Online (Fast)]]'' genutzt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.pressreader.com/germany/rheinische-post-wesel-dinslaken/20210727/281964610750342?srsltid=AfmBOoqL96CPKKMKgeGljKPfZ1Xzvl56f343H0uVGBQRZ1wfTBx6S8XN |titel=An diesen Schauplätzen wird gedreht |werk=PressReader.com |datum=2021-07-27 |sprache= |abruf=2025-10-13}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Lorraine Dindas |url=https://rp-online.de/nrw/panorama/drehorte-nrw-an-diesen-orten-wurden-filme-und-serien-produziert_aid-103847273 |titel=NRW goes Hollywood: An diesen Orten in der Region wurden bekannte Filme und Serien produziert |datum=2023-12-22 |sprache=de |abruf=2025-10-13}}</ref> Seit 2021 ist geplant, die Liegenschaft als Aus- und Fortbildungsstätte der [[Zoll (Behörde)|Zollverwaltung des Bundes]] zu nutzen.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander Hertel |url=https://ga.de/bonn/stadt-bonn/diplomatenschule-in-bonn-neue-nutzung-ausbildungsstaette-des-zolls_aid-56139943 |titel=Ausbildungsstätte des Zolls: Neue Nutzung für ehemalige Diplomatenschule in Bonn steht fest |datum=2021-02-10 |sprache=de |abruf=2025-10-01}}</ref> |
|||
Wodarg besitzt insgesamt drei Facharztqualifikationen: Facharzt für Innere Krankheiten – Pneumologie, Facharzt für Hygiene – Umweltmedizin und Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen – Sozialmedizin.<ref>[https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Aktuelles/Veranstaltungen/Praesentationen/Berlin__Medizinische_Leitlinien_-_Qualitaet_und_Unabhaengigkeit_sichern/17-07-01-Wodarg_Einfuehrung_LL.pdf ''Eintrag Wolfgang Wodarg''] bei Transparency Deutschland</ref> |
|||
== Architektur == |
|||
Im Jahr 1981 übernahm er die Leitung des [[Gesundheitsamt]]s der Stadt [[Flensburg]], wo er bis 1994 als [[Amtsarzt]] arbeitete. Dort leitete er unter anderem die [[reisemedizin]]ische Beratungsstelle, die [[Gelbfieberimpfstoff|Gelbfieberimpfstelle]] und die [[AIDS]]-Beratung sowie die Abteilung Lungen- und Bronchialheilkunde. 1982 stellte Wodarg den [[Hochstapler]] [[Gert Postel]] ein, der sich als [[Psychiater]] ausgab und eine Stelle als stellvertretender Amtsarzt erhielt, diese aber wegen einer geplanten Versetzung nach wenigen Monaten kündigte.<ref>''[https://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/dr-clemens-bartholdy-als-der-falsche-doktor-aufflog-id11051411.html Dr. Clemens Bartholdy – als der falsche Doktor aufflog.]'' In: ''[[Flensburger Tageblatt]]'', 27. Oktober 2015, abgerufen am 8. März 2020.</ref> 1983 ließ Wodarg sich an der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in [[Düsseldorf]] zum Arzt im staatlichen Gesundheitswesen weiterbilden. Von 1985 bis 1986 besuchte er die Akademie für [[Arbeitsmedizin]] in Berlin. |
|||
=== Beschreibung === |
|||
Das Ursprungsgebäude aus den Jahren 1968–1972 ist ein [[Stahlskelett|Skelettbau]] aus [[Stahlbeton]] und besteht aus vier kreuzartig angeordneten, unterschiedlich langen und breiten sowie terrassenförmig abgestuften Baukörpern, die von einem viergeschossigen Erschließungstrakt aus zugänglich sind. Den oberen Abschluss bildet ein flaches [[Warmdach]] mit Kiesauflage. Bestimmendes Fassadenmerkmal sind nach oben abgeschrägte Balkon- und Terrassenbrüstungen sowie in der Horizontalen der Wechsel zwischen weiß [[Bänderung (Architektur)|gebänderten]] Brüstungsfeldern und dunkel gerahmten Fensterbändern. Das Gebäude umfasst eine Brutto-[[Grundfläche (Architektur)|Grundfläche]] von 42.000 [[Quadratmeter|m²]].<ref name="Schyma2013" />{{rp|281}} Die Dachterrassen sind [[Dachbegrünung|begrünt]]. Das Erdgeschoss nimmt die ehemaligen Gesellschafts- und Unterrichtsräume auf und die Obergeschosse insgesamt 206 [[Apartment]]s (davon 23 Doppelzimmer). Bei den 1992–95 hinzugekommenen Gebäuden handelt es sich um die Erweiterungsbauten Nord und Süd sowie ein [[Pförtner]]haus.<ref name="Schyma2013" />{{rp|278}} |
|||
Der Verbindungstrakt zwischen dem Alt- und dem Erweiterungsbau ist mit [[Glaskunst]]werken von [[Johannes Schreiter]] ausgestattet. Die Gartenanlagen sind seit der Erweiterung nach dem Vorbild [[Japanischer Garten|japanischer Gärten]] gestaltet. |
|||
Ab 1985 war er Dozent für Gesundheitspädagogik an der [[Europa-Universität Flensburg|Pädagogischen Hochschule Flensburg]] und unterrichtete Medizin und Arbeitsschutz für Schiffsoffiziere an der [[Hochschule Flensburg (Fachhochschule)|Fachhochschule Flensburg]]. In dieser Zeit entwickelte er eine Gesundheitsverträglichkeitsprüfung als Teil der kommunalen [[Umweltverträglichkeitsprüfung]] und war von 1986 bis 2003 Vorsitzender des Fachausschusses Gesundheitlicher Umweltschutz bei der [[Ärztekammer Schleswig-Holstein]], wo er die Erarbeitung eines [[Lehrplan|Curriculums]] für [[Umweltmedizin]] koordinierte. Von 1985 bis 1994 gehörte er den Prüfungsausschüssen für Umweltmedizin, Lungen- und Bronchialheilkunde und für Sozialmedizin der Ärztekammer an. Wodarg führte Lehrveranstaltungen an der [[Charité Berlin]] sowie an weiteren europäischen Hochschulen zu verschiedenen [[Medizinethik|medizinethischen]] und [[sozialmedizin]]ischen Themen durch. |
|||
Neben dem Eingang zum Gelände wurde 1974 eine Großplastik aus [[Aluminium]] des Bildhauers [[Wilhelm Loth]] aufgestellt.<ref>{{Internetquelle |autor=Gabriele Zabel-Zottmann |url=https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/bitstream/handle/20.500.11811/5238/3025-2.pdf?sequence=2&isAllowed=y |titel=Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn |titelerg=Dissertation |werk=Universität Bonn |seiten=60 |format=PDF |abruf=2025-10-13}}</ref> |
|||
Im Jahr 1991 erhielt er ein Stipendium des [[Deutscher Akademischer Austauschdienst|DAAD]] für eine Weiterbildung in [[Epidemiologie]] und [[Gesundheitsökonomie]] an der [[Johns Hopkins University|Johns-Hopkins-Universität]] in Baltimore (USA). Während dieser Zeit vertiefte er seine Kenntnisse in der Evaluation von Gesundheitsmaßnahmen, [[Health Technology Assessment|HTA]] und in epidemiologischer Methodik.<ref name="bio-spd">{{Internetquelle |url=https://www.spd-geschichtswerkstatt.de/wiki/Wolfgang_Wodarg |titel=SPD Geschichtswerkstatt Biografie Dr. Wolfgang Wodarg |werk=www.spd-geschichtswerkstatt.de |datum=2020-03-18 |abruf=2020-03-20}}</ref><ref name="bio-lang-wodarg">{{Internetquelle |url=https://www.wodarg.com/vorstellung/ausführlicher-werdegang/ |titel=Biografie Dr. Wolfgang Wodarg |werk=www.wodarg.com |datum=2020-03-18 |abruf=2020-03-20}}</ref> |
|||
=== Architekturgeschichtliche Einordnung === |
|||
== Politische Karriere == |
|||
Die Diplomatenschule nimmt Bezug auf zwei Motive und Formen, die auf die 1920er-Jahre zurückgehen und in den 1960er-Jahren fortgesetzt bzw. wiederaufgenommen wurden: das „Dampfermotiv“ und den Kreuzgrundriss. Ersteres kommt außer der weißen Farbe in der horizontalen Ausrichtung der einzelnen Baukörper, die aufgrund der [[Bänderung (Architektur)|Bänderung]] der Brüstungen – alternierend mit den Fensterbändern – der Form eines Ozeandampfers ähneln, in den an ein [[Deck (Schiffbau)|Deck]] erinnernden gestaffelten und abgestuften Außenterrassen sowie in [[Bug (Schiffbau)|bugartig]] auskragenden Balkonen auf der Stirnseite zum Ausdruck. Das Dampfermotiv kann – passend zur Funktion einer Diplomatenschule – sowohl den Charakter einer geschlossenen Gemeinschaft und eines Zusammenlebens für eine begrenzte Zeit als auch der anschließenden (Ab)Reise vermitteln.<ref name="Schyma2013" />{{rp|283}} Der Kreuzgrundriss, der insbesondere mit dem ''[[Plan Voisin]]'' (1925) von [[Le Corbusier]] identifiziert wird, findet eine bauzeitliche Entsprechung in den für Bundesministerien in Bonn errichteten [[Kreuzbauten (Bonn)|Kreuzbauten]] (1969–1975).<ref name="Schyma2013" />{{rp|284}} |
|||
=== Beginn der politischen Arbeit === |
|||
Seit 1972 ist Wodarg Mitglied der ÖTV/Ver.di, Personalrat im Krankenhaus Hamburg-Wandsbek und seit 1988 Mitglied der SPD. Von 1986 bis 1998 gehörte er dem [[Gemeinderat (Deutschland)|Gemeinderat]] seines Heimatortes [[Nieby]] an. In den Jahren 1992 bis 2002 gehörte er dem Vorstand des SPD-Kreisverbandes [[Kreis Schleswig-Flensburg|Schleswig-Flensburg]] an. Vom 19. November 2005 bis zum 1. Dezember 2007 war Wodarg Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Flensburg. |
|||
{{Zitat |
|||
Nachdem Wodarg schon seit 1990 dem Bundesvorstand der [[Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesundheitswesen]] angehörte, wurde er 1994 zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden und 2002 zum Vorsitzenden des Bundesausschusses gewählt. |
|||
|Text=Ernst van Dorp ist es durch ihre symbiotische Verbindung gelungen, die zu bewältigenden Bauvolumina in eine Maßstäblichkeit zu bringen, die den großen Komplex mit all seinen Funktionen landschaftsverträglich einbindet. Dabei vermeidet er Monotonie und gestaltet die Bauaufgabe künstlerisch und im Erscheinungsbild überfunktional. |
|||
|Autor=[[Angelika Schyma]] |
|||
|Quelle=''Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf''. 2013. |
|||
|ref=<ref>Angelika Schyma: ''Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf''. S. 284.</ref>}} |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
Wodarg zog [[Bundestagswahl 1994|1994]] über die [[Landesliste]] [[Schleswig-Holstein]] und danach stets als direkt gewählter Abgeordneter des [[Bundestagswahlkreis|Wahlkreises]] [[Bundestagswahlkreis Flensburg – Schleswig|Flensburg – Schleswig]] in den [[Deutscher Bundestag|Bundestag]] ein. Als [[Mitglied des Deutschen Bundestages]] war Wodarg von 1999 bis 2005 in der 14. und 15. Legislaturperiode Sprecher der SPD-[[Fraktion (Bundestag)|Bundestagsfraktion]] in der [[Enquête-Kommission]] Recht und Ethik (bis 2002) bzw. ''Ethik und Recht der modernen Medizin'' und verfasste Berichte zu den Themen Patientenverfügung, Organlebendspende, ethische Prinzipien der medizinischen Versorgung (Allokations-Ethik), Priorisierung im Gesundheitswesen, Gen-Diagnostik, ethische Fragen der Medizin am Lebensanfang, am Lebensende und in der Forschung, Patentierung von Genen, Lebewesen oder deren Teilen, Kommerzialisierung der Organ- und Gewebespenden. |
|||
== Literatur == |
|||
Während seiner Tätigkeit im Ausschuss für „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ von 2005 bis 2009 war Wodarg Berichterstatter für alle gesundheitsbezogenen Themen, für den zentralafrikanischen Raum und EU-Berichterstatter für den AWZ mit folgenden Schwerpunkten zuständig: Maßnahmen im weltweiten Kampf gegen HIV/Aids, [[Malaria]], [[Tuberkulose]] und vernachlässigten Krankheiten in den armen Ländern (Gesundheit und Armut), Zugang zu Medikamenten und gesundheitlichen Hilfe für alle, Bevölkerungspolitik, regenerative Energie in Entwicklungsländern, Mikrokredite, Menschenrechtsfragen, Trinkwasserversorgung und -sicherheit, [[Krisenprävention]], die Rolle der Gewaltökonomien und des wachsenden Marktes für Militär und Sicherheitsfirmen, Zusammenarbeit mit den in diesen Feldern aktiven staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen. |
|||
* {{Literatur |Autor=Frank Maier-Solgk |Titel=Diplomatenschule im Dornröschenschlaf |Hrsg=Architektenkammer NRW |Sammelwerk=Deutsches Architektenblatt Regionalausgabe Nordrhein-Westfalen |Nummer=8 |Datum=2023 |Seiten=19 |Online=https://www.aknw.de/fileadmin/user_upload/DAB-NRW_PDFs/dab-nrw_8_2023_final_k.pdf}} |
|||
* [[Angelika Schyma]]: ''Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf.'' In: ''Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege.'' Band 43, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-335-0, S. 278–286. |
|||
Zudem war er in den Ausschüssen für „Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz“, „Angelegenheiten der Europäischen Union“, stellvertretend im Umweltausschuss sowie Sprecher für Fragen der Minderheiten im deutsch-[[Dänemark|dänischen]] Grenzgebiet. Bei der [[Bundestagswahl 2009]] unterlag er im Wahlkreis [[Wolfgang Börnsen]] (CDU), so dass er dem 17. Deutschen Bundestag nicht mehr angehörte. |
|||
* Andreas Pellens: ''Ein Bonner baut. Ernst van Dorp 1950–2000''. Bouvier-Verlag, Bonn 2002, ISBN 978-3-416-03033-5, S. 106/107, 192–195. |
|||
* [[Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau|Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau]] (Hrsg.); Wolfgang Leuschner: ''Bauten des Bundes 1965–1980''. C. F. Müller, Karlsruhe 1980, ISBN 3-7880-9650-0, S. 124/125. |
|||
Seit 1999 gehörte Wodarg auch der [[Parlamentarische Versammlung des Europarates|Parlamentarischen Versammlung des Europarates]] an. In den Jahren 2002 bis 2010 war er dort stellvertretender Vorsitzender der [[Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament|sozialistischen Fraktion]], ab 2006 Sprecher der deutschen Sozialdemokraten, von 2006 bis 2010 stellvertretender Leiter der deutschen Delegation<ref name="bio-spd" /><ref name="bio-lang-wodarg" /><ref name="landtag">{{Internetquelle |url=http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D2604&format=WEBVOLLLANG |titel=Biographie sowie chronologisch detailliert aufgeführte Gremien-Mitgliedschaften im Landtag, Mandate und Mandatsfunktionen im Bundestag, Fraktionsmitgliedschaften im Bundestag sowie Bundesversammlungen von Dr. Wolfgang Wodarg vom Schleswig-Holsteiner Landtag |werk=lissh.lvn.parlanet.de |datum=2020-03-18 |abruf=2020-03-20}}</ref> und wurde dadurch nach seinem Ausscheiden automatisch Ehrenmitglied. |
|||
Er war Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung und Wissenschaft, Mitglied im Politischen Ausschuss und Vertreter der Parlamentarischen Versammlung des Europarates im CDBI (Comité Directeur pour la Bioéthique) und im North-South-Center (Lissabon). Wodargs Berichterstattungsthemen im Europarat waren: die Entwicklung der grünen Gentechnik in den Staaten des Europarates, [[Palliativmedizin]] in Europa, [[Sterbehilfe]], [[Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin|Bioethik-Konvention]] und Zusatzprotokolle, nationale und internationale Regeln für private Militär- und Sicherheitsfirmen, Einrichtung eines europaweiten Medien-Monitoring und weitere Einzelthemen. Er war der Initiator der Untersuchungen des Europarates zur [[Pandemie H1N1 2009/10]] zur Rolle der Impfstoff-Hersteller und der [[Weltgesundheitsorganisation|WHO]].<ref name="bio-lang-wodarg" /><ref name="europarat">{{Internetquelle |url=https://pace.coe.int/en/members/4199?lang=FR |titel=aufgeführte Publikationen von Wolfgang Wodarg beim Europarat |werk=pace.coe.int |datum=2020-03-18 |abruf=2020-03-20}}</ref> |
|||
'''Politische Themen und Schwerpunkte während des Mandates''' (1994 bis 2010): |
|||
In dieser Zeit war Wodarg Berichterstatter bei zahlreichen gesundheitspolitischen Projekten; z. B.: [[Infektionsschutzgesetz]], [[Transplantationsgesetz (Deutschland)|Transplantationsgesetz]], mehrere [[Gesundheitsreformgesetz]]e, [[Gendiagnostikgesetz]], [[Stammzellgesetz]], [[Patientenverfügungs-Gesetz|Gesetz zur Patientenverfügung]], [[Europäische Dienstleistungsrichtlinie]], [[Arzneimittelgesetz (Deutschland)|Arzneimittelgesetz]], Umsetzung der EU-[[Biopatent]]-Richtlinie und Themen wie HIV/AIDS, Prävention, Epidemiologie, gesundheitlicher Umweltschutz, Infektionsschutz (BSE, Influenza und andere Viruserkrankungen, Tierseuchen, Antibiotika-Resistenzen) und in Fragen der Gen-Technik: enge und kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsausschuss. Des Weiteren war er EU-Berichterstatter für die SPD-Fraktion von 1998 bis 2009. |
|||
=== Spitzenkandidat für die Basisdemokratische Partei === |
|||
Wodarg trat im April 2021 aus der SPD aus.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.spd-geschichtswerkstatt.de/wiki/Wolfgang_Wodarg |titel=Wolfgang Wodarg |werk=www.spd-geschichtswerkstatt.de |abruf=2021-07-31}}</ref> Im selben Monat wählte die aus der [[Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland|Protestbewegung gegen die Coronamaßnahmen]] hervorgegangene [[Basisdemokratische Partei Deutschland]] Wodarg zum Spitzenkandidaten des Landesverbandes [[Mecklenburg-Vorpommern]] für die [[Bundestagswahl 2021]] und somit auf Platz 1 der [[Landesliste]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2021/wahlbewerber/bund-99/land-13.html |titel=Mecklenburg-Vorpommern |titelerg=Landeslisten der Parteien |werk=bundeswahlleiter.de |hrsg=[[Bundeswahlleiter]] |abruf=2021-09-13 |archiv-url=http://web.archive.org/web/20210927230828/https://www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahlen/2021/wahlbewerber/bund-99/land-13.html#64d056b6-04b7-4916-a09f-1c2a65b6fcb8 |archiv-datum=2021-09-27}}</ref> Als Beweggründe für seine Kandidatur nannte Wodarg, dass in der Politik „welche am Ruder“ seien, die man „nicht weiter steuern lassen“ könne, da sie „sehr viel Schaden angerichtet“ hätten.<ref>[https://nordschleswiger.dk/de/deutschland-politik-gesellschaft-suedschleswig/wolfgang-wodarg-wird-spitzenkandidat ''Partei „Die Basis“ in Mecklenburg-Vorpommern. Wolfgang Wodarg wird Spitzenkandidat.''] In: ''[[Der Nordschleswiger]]'', 25. April 2021. Abgerufen am 7. Mai 2025.</ref> |
|||
Er trat im [[Bundestagswahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II]] an und erhielt 2,2 % der Erststimmen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zeit.de/politik/deutschland/bundestagswahl/wahlergebnis-mecklenburgische-seenplatte-1-vorpommern-greifswald-2-wahlkreis-16-live |titel=Bundestagswahl 2021: Wahlergebnis Mecklenburgische Seenplatte I – Vorpommern-Greifswald II |werk=www.zeit.de |abruf=2021-11-16 |sprache=de-DE}}</ref> |
|||
== Mitgliedschaften == |
|||
* von 2002 bis 2008 stellvertretendes Mitglied der Parlamentarischen Versammlung bei der [[Westeuropäische Union|WEU]] in Paris<ref name="Bio Bundestag" /> |
|||
* bis 2008 Mitglied des Vorstandes beim deutsch-dänischen [[Europäisches Zentrum für Minderheitenfragen|Europäischen Zentrum für Minderheitenfragen]] (ECMI) in Flensburg |
|||
* von 2011 bis 2020 Mitglied des Vorstandes von [[Transparency International Deutschland]]<ref name="Rücktritt Transparency" /> |
|||
* von 2010 bis 2021 Mitglied im Sozialpolitischen Ausschuss des [[Sozialverband Deutschland|Sozialverbandes Deutschland]] (SoVD) Schleswig-Holstein, Landesverband Schleswig-Holstein<ref name="wodarg.com">{{Internetquelle |url=https://www.wodarg.com/vorstellung/kurzvita-ausf%C3%BChrlicher-werdegang/ |titel=Kurzvita / Ausführlicher Werdegang |werk=www.wodarg.com|abruf=2023-11-16}}</ref> |
|||
* von 2009 bis 2020 Gründungs- und Kuratoriumsmitglied beim [[Institut Solidarische Moderne]] (2020 erst suspendiert worden und dann ausgetreten)<ref name=":1" /> |
|||
* von 2002 bis 2020 ehrenamtlich Präsident der [[Deutsche Rheuma-Liga|Deutschen Rheuma-Liga]] Schleswig-Holstein e. V.<ref name="Bio Bundestag">{{Biographie beim Deutschen Bundestag|Wolfgang Wodarg}}</ref><ref name="wodarg.com" /> |
|||
* Mitglied der [[Arbeiterwohlfahrt]] |
|||
* Mitglied im Verband der Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen Schleswig-Holstein e. V. |
|||
* Mitglied in der [[Deutsche Parlamentarische Gesellschaft|Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft]] |
|||
* Mitglied in [[Mehr Demokratie]] |
|||
* Als Patientenvertreter ist bzw. war er im [[Gemeinsamer Bundesausschuss|Gemeinsamen Bundesausschuss]] (G-BA), in der Gendiagnostik-Kommission der Bundesregierung (GeKo), im gemeinsamen Landesgremium des Landes Schleswig-Holstein (nach § 90a SGB V) sowie (bis 2020) im Auswahlbeirat des ThemenCheck beim [[Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen|IQWiG]]. |
|||
== Gesundheitspolitische Standpunkte und Kritik an der WHO == |
|||
=== Gegner des GKV-Vertragswettbewerbs === |
|||
Wodarg war von Anfang an Gegner des Vertragswettbewerbs der [[Gesetzliche Krankenversicherung|gesetzlichen Krankenversicherung]] (GKV) und setzte sich über sein Bundestagsmandat hinaus für Landesarbeitsgemeinschaften der Kassen ein, die mit einem risikoadjustierten Landesgesundheitsfonds gemeinsame Verträge auf Landesebene abschließen. Er stimmte deshalb 2007 gegen das [[Gesundheitsreform in Deutschland#Verabschiedung der Gesundheitsreform 2007|GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG)]] seiner Gesundheitsministerin [[Ulla Schmidt (Politikerin, 1949)|Ulla Schmidt]]. |
|||
=== Kritiker des Umgangs mit der H1N1-Pandemie („Schweinegrippe“) === |
|||
{{Neutralität|1=Nochmals_Schweinegrippe_-_Outcome_immer_noch_unklar}} |
|||
Ab 2009 kritisierte Wodarg die Ausrufung der [[Pandemie H1N1 2009/10|H1N1-Pandemie]], den politischen Umgang mit ihr, danach besonders die [[Schweinegrippe-Impfung]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrike Henning |url=https://www.nd-aktuell.de/artikel/164558.profitable-pandemiewarnung.html |titel=Profitable Pandemiewarnung |werk=[[Neues Deutschland]] |datum=2010-02-06 |abruf=2020-03-08}}</ref><ref name="taz-schmidt">{{Internetquelle |autor=Katja Schmidt |url=https://taz.de/Hype-um-Schweinegrippe/!5148868/ |titel=Hype um Schweinegrippe: „Es stinkt nach Einfluss der Industrie“ |werk=[[Die Tageszeitung]] |datum=2010-01-25 |abruf=2019-07-01}}</ref> Er beurteilte den Umgang mit der [[Influenza-A-Virus H1N1|H1N1-Infektion]] durch Politik und [[Pharmahersteller]] als „einen der größten Medizinskandale des Jahrhunderts“.<ref>Rainer Woratschka: ''[https://www.zeit.de/politik/2009-12/schweinegrippe-europa/komplettansicht Schweinerei mit der Grippe]'', 16. Dezember 2009, [[Die Zeit]], abgerufen im März 2020.</ref> In einem Interview behauptete er u. a., die „Hysterie“ um die Schweinegrippe sei ein erfolgreiches Marketing für die Impfstoffhersteller gewesen und die Grippe in Mexiko sei zu einer Pandemie hochstilisiert worden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/angstmache-zum-nutzen-der-pharmaindustrie-grippe-in-mexiko.954.de.html?dram:article_id=144881 |titel=Angstmache zum Nutzen der Pharmaindustrie – Grippe in Mexiko wurde zur Pandemie „aufgeblasen“ |werk=www.deutschlandfunkkultur.de |sprache=de-DE |abruf=2021-08-08}}</ref> |
|||
Wodarg war Vorsitzender des Unterausschusses für Gesundheit in der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und beantragte im Dezember 2009 eine Anhörung und einen [[Untersuchungsausschuss]] im Europarat zur Schweinegrippe-Impfung und zur Rolle der WHO bei deren Förderung.<ref>{{Internetquelle |autor=Rainer Woratschka |url=https://www.tagesspiegel.de/politik/vor-dem-europarat-schweinegrippe-rolle-der-pharmaindustrie-im-visier/1649878.html |titel=Schweinegrippe: Rolle der Pharmaindustrie im Visier |werk=[[Der Tagesspiegel]] |datum=2009-12-16 |abruf=2020-03-18}}</ref> Dieser Antrag wurde vom Ausschuss einstimmig angenommen. |
|||
Wodarg ließ sich 2010 vom Verschwörungstheoretiker [[Alex Jones (Radiomoderator)|Alex Jones]] zum Thema ''Falsche Schweinegrippe-Pandemie'' interviewen, wobei er auch die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses präsentierte.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/volle-parks-und-scharlatane-der-coronavirus-kosmos-der-unvernuenftigen/25663164.html |werk=tagesspiegel.de |titel=Volle Parks und Scharlatane: Der Coronavirus-Kosmos der Unvernünftigen |datum=2020-03-20 |abruf=2021-01-02 |zitat=Wolfgang Wodarg hat keine Berührungsängste, auf Plattformen berüchtigter Verschwörungstheoretiker aufzutreten. In der Vergangenheit war er etwa beim rechten Hetzer Alex Jones zu Gast}}</ref><ref>{{YouTube |id=TDQO3n-NjnI |titel=Dr. Wolfgang Wodarg on Alex Jones: The false swine flu pandemic and the WHO cartel.}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://scienceblogs.de/weitergen/2010/02/wolfgang-wodarg-bei-alex-jones-von-infowars/ |titel=Wolfgang Wodarg bei Alex Jones von Infowars |werk=scienceblogs.de |datum=2010-02-07 |sprache=de-DE |abruf=2022-08-08}}</ref> |
|||
=== Umstrittene Aussagen zur COVID-19-Pandemie === |
|||
In der Anfangsphase der [[COVID-19-Pandemie in Deutschland]] kritisierte er u. a. in einem Meinungsbeitrag und in der am 10. März 2020 ausgestrahlten [[ZDF]]-Sendung [[Frontal21]] die Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen als „Panikmache“ und erklärte, [[Epidemie]]n mit [[Coronaviridae|Coronaviren]] träten jedes Jahr auf und bedürften keiner besonderen Schutzvorkehrungen oder Tests. Ein positiver [[Corona-Test #PCR-Test|PCR-Test]] habe für sich genommen, besonders mit sehr hohen [[Ct-Wert]]en, noch keine [[Infektiologie|krankheitsindizierende]] klinische Bedeutung. Die wegen der [[Pandemie]] verhängten Maßnahmen der Gesundheitsbehörden und die Empfehlungen der WHO und später des [[Robert Koch-Institut]]s bewertete Wodarg als überzogen und interessengetrieben und bezeichnete diese Institutionen als viel zu oft „durch Sekundärinteressen aus Wirtschaft und/oder Politik korrumpiert“.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.zdf.de/uri/b1f9ad85-e6d9-4e85-a247-eb7742ed3f3e |titel=Corona und die Folgen |werk=[[Frontal 21]] |hrsg=ZDF |datum=2020-03-10 |abruf=2020-03-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.zdf.de/uri/b1f9ad85-e6d9-4e85-a247-eb7742ed3f3e |titel=Corona und die Folgen |werk=[[Frontal 21]] |hrsg=ZDF |datum=2020-03-10 |abruf=2020-03-18}}</ref> In einem [[Webvideo]] leugnete er im März 2020 die der COVID-19-Pandemie zugemessene hohe Bedeutung und führte sie darauf zurück, dass in Fachkreisen ein entsprechendes Netz von Meinungen und Informationen gesponnen worden sei.<ref>[[Stefan Rahmstorf]]: [https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wissenschaftsleugnung-in-zeiten-von-corona/ ''Wissenschaftsleugnung in Zeiten von Corona'',] [[Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft|Scilogs]], 17. März 2020</ref> |
|||
Wodarg führte u. a. die [[Schweinegrippe-Impfung|Schweinegrippe]] der Jahre 2009/10 und die Ergebnisse im diesbezüglichen [[Untersuchungsausschuss]] des Europarates an, um vor angeblich gewollter Verunsicherung der Bevölkerung und teils schadhaften, sonderzugelassenen Impfstoffen zu warnen ([[Notzulassung]]en). Er bezeichnete die seinerzeitige „Angstmachung“ vor der Schweinegrippe als „totale Fehlannahme“ und wies auf die im Mai 2017 durch Überarbeitung der Leitlinien zum Pandemic Influenza Risk Management veränderten Kriterien der WHO für Pandemien hin. |
|||
Die Darstellung Wodargs in YouTube-Videos, in der er die COVID-19-Pandemie mit einer gewöhnlichen Grippewelle gleichsetzt und Mutmaßungen über mögliche finanzielle Nutznießer der Herstellung von Tests und Impfstoffen anstellt, sorgten für Verärgerung in Teilen der SPD, namentlich bei [[Karl Lauterbach]] und [[Bärbel Bas]].<ref>{{Internetquelle |werk=[[Westdeutsche Zeitung]] |url=https://www.wz.de/politik/inland/der-spd-mann-wolfgang-wodarg-und-die-corona-luege_aid-49614149 |titel=Der SPD-Mann Wolfgang Wodarg und die „Corona-Lüge“ |datum=2020-03-17 |abruf=2021-01-15 |sprache=de}}</ref> |
|||
Im November 2020 verbreitete Wodarg die [[Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie|Falschinformation]], die Impfung gegen Corona könne zu [[Empfängnis]]unfähigkeit<ref>{{Internetquelle |autor=Carolin Nieder-Entgelmeier |url=https://www.haller-kreisblatt.de/region/22935474_Angst-vor-Unfruchtbarkeit-Junge-Frauen-glauben-an-Impfmythos.html |titel=Angst vor Unfruchtbarkeit: Junge Frauen glauben an Impfmythos |werk=www.haller-kreisblatt.de |abruf=2021-01-15 |sprache=de}}</ref><ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Steffen Kutzner |url=https://correctiv.org/faktencheck/2021/01/14/keine-belege-dass-die-covid-19-impfung-unfruchtbar-macht/ |titel=Keine Belege, dass die Covid-19-Impfung unfruchtbar macht |werk=correctiv.org |datum=2021-01-14 |abruf=2021-01-19}}</ref> und zur Veränderung der menschlichen Genetik führen.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Band |url=https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Paderborn/Paderborn/4343816-Flyer-mit-falschen-Behauptungen-zur-Corona-Pandemie-verteilt-Demo-gegen-Corona-Massnahmen-in-Paderborn-Desinformation-im-Briefkasten |titel=Desinformation im Briefkasten |werk=www.westfalen-blatt.de |abruf=2021-01-15 |sprache=de}}</ref> Das [[Paul-Ehrlich-Institut]], von [[correctiv.org]] befragte Biochemiker und Ärzte,<ref name=":0"/> das Universitätsklinikum Jena<ref>{{Internetquelle |url=https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin_media/1_Wir+sind+f%C3%BCr+Sie+da/Impfung_unfruchtbarkeit.pdf |titel=Impfung gegen COVID-19 beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit |hrsg=Universitätsklinikum Jena |werk=www.uniklinikum-jena.de |autor=Udo Markert, Ekkehard Schleußer |abruf=2021-03-29}}</ref> und andere widersprachen der Behauptung. |
|||
Auch auf den [[Verschwörungstheorie|verschwörungstheoretischen]] und Desinformation zur Pandemie verbreitenden Kanälen ''[[Ken Jebsen|KenFM]]'', ''[[ServusTV]]'' und ''[[Boris Reitschuster|reitschuster]].de'' sowie in einem Interview mit [[Eva Herman]] auf der rechtspopulistischen Webseite ''Wissensmanufaktur'' äußerte sich Wodarg zu dieser Thematik.<ref>Malte Kreutzfeld: [https://taz.de/Lungenarzt-zu-Corona/!5669085/ ''Gefährliche Verschwörungstheorien''] taz.de, 19. März 2020</ref><ref>Elisabeth Kagermeier: [https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/servustv-der-sender-der-querdenker,SxWRcVg ''Der Sender der Querdenker?''] www.br.de, 18. Februar 2022</ref><ref>[[Hans Demmel]]: ''Anderswelt. Ein Selbstversuch mit rechten Medien, begleitet von [[Friedrich Küppersbusch (Journalist)|Friedrich Küppersbusch]].'' Kunstmann, München 2021, S. 149</ref> |
|||
Im Dezember 2020 richtete Wodarg mit [[Michael Yeadon]], der bis 2011 Chefwissenschaftler der Pfizer-Abteilung für Allergie- und Atemwegsforschung in Sandwich, Kent, war,<!-- https://www.nature.com/articles/nrd3936 --> eine [[Petition]] an die [[Europäische Arzneimittel-Agentur]], in der sie die umgehende Einstellung der klinischen Versuche mit allen COVID-19-Impfstoffen verlangten.<ref>[https://www.bundestag.de/resource/blob/827940/cb0f78bdc022e555dc0b10aa6eb5a10f/WD-9-119-20-pdf-data.pdf ''Kurzinformation: Einzelfragen zu Nebenwirkungen von mRNA-Impfstoffen.''] [[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages]], 17. Dezember 2020.</ref><ref>Christina Mikalo: [https://www.schwaebische.de/portale/gesundheit_artikel,-faktencheck-machen-impfungen-gegen-das-coronavirus-frauen-unfruchtbar-_arid,11303322.html ''Faktencheck: Machen Impfungen gegen das Coronavirus Frauen unfruchtbar?'',] schwaebische.de, 8. Dezember 2020</ref> |
|||
=== Kritik von Experten, Medien und Nichtregierungsorganisationen === |
|||
Auf Anfrage des [[Norddeutscher Rundfunk|Norddeutschen Rundfunks]] für die Reportageserie ''[[STRG F]]''<!-- sic mit Unterstrich --> distanzierten sich das [[Robert Koch-Institut]] und die [[Weltgesundheitsorganisation]] von Wodargs Aussagen.<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=3duErFbfFM0 ''Corona: die krassesten Thesen und Lügen | STRG_F.''] In: YouTube, 24. März 2020 (bei 17:20).</ref> Der Virologe [[Christian Drosten]], Leiter der Virologie an der Berliner [[Charité]], dessen Team den PCR-Test entwickelt hat, wies im NDR-Podcast ''[[Coronavirus-Update]]'' unter anderem die Kritik am PCR-Test sowie die Unterstellung persönlicher finanzieller Profitinteressen zurück.<ref name="correctiv">Frederik Richter, Bianca Hoffmann: [https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/03/18/coronavirus-warum-die-aussagen-von-wolfgang-wodarg-wenig-mit-wissenschaft-zu-tun-haben ''Coronavirus: Warum die Aussagen von Wolfgang Wodarg wenig mit Wissenschaft zu tun haben.''] In: [[Correctiv]] vom 18. März 2020.<br />[https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html ''(16) „Wir brauchen Abkürzungen bei der Impfstoffzulassung“.''] In: NDR Podcast, 18. März 2020. ([https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript132.pdf PDF Manuskript]) ([https://www.youtube.com/watch?v=WZqcTTTVkXY YouTube])</ref><ref name="swr3" /><ref name="tagesschau" /> [[Karl Lauterbach]] bezeichnete die Aussagen Wodargs als „abwegig und wissenschaftlich nicht haltbar, eine echte Räuberpistole“.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=http://gesundheitsoekonomie.uk-koeln.de/unser-team%20Direktor%20des%20Instituts%20für%20Gesundheitsökonomie%20und%20Klinische%20Epidemiologie%20an%20der%20Uniklinik%20Köln. |titel=Direktor des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie an der Uniklinik Köln |titelerg= |hrsg=Universitätsklinikum Köln |werk=gesundheitsoekonomie.uk-koeln.de |datum= |abruf=2024-12-14 |sprache=de |format= |offline=ja }}</ref><ref name="LauterbachWZ">[https://www.wz.de/politik/inland/der-spd-mann-wolfgang-wodarg-und-die-corona-luege_aid-49614149 ''Verschwörungstheorien. Der SPD-Mann Wolfgang Wodarg und die „Corona-Lüge“.''] In: ''[[Westdeutsche Zeitung]]'', 17. März 2020, abgerufen am gleichen Tag.<br />[https://www.youtube.com/watch?v=gQAnb4F5Hxw Videobotschaft von Karl Lauterbach zu den Äußerungen von Wolfgang Wodarg.] Im Videokanal der SPD-Fraktion im Bundestag auf ''[[YouTube]]'', 18. März 2020, 23. März 2020.</ref> |
|||
Der Virologe [[Alexander S. Kekulé|Alexander Kekulé]] beurteilte im MDR-Podcast ''[[Kekulés Corona-Kompass]]'' Wodargs vorgetragene Argumentation als „ganz, ganz missverständlich“. Grundsätzlich sei die Frage, ob bei der Bekämpfung der Pandemie überreagiert werde, durchaus wichtig und berechtigt, denn es könne durch Bekämpfungsmaßnahmen zu [[Begleitschaden|Kollateralschäden]] kommen, die unter Umständen schlimmer als die Wirkungen des Virus selbst ausfallen. Bei seinen Vergleichen mit anderen Coronaviren und mit den Todeszahlen saisonaler Grippeepidemien übersehe Wodarg jedoch die besondere Virulenz des neuartigen 2019/2020 aufgetretenen Erregers: Die Infektion mit SARS-CoV-2 berge ein weit höheres Sterberisiko als gewöhnliche, durch andere Coronaviren ausgelöste Erkältungen, und die Gesamtzahl der Infektionen einer ganzen Saison werde hier oft innerhalb von wenigen Tagen und Wochen erreicht, was zur Überforderung des Gesundheitssystems führen und dadurch weitere, eigentlich unnötige Opfer hervorrufen könne. Deshalb seien scharfe Abwehrmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Infektion nicht überzogen, sondern richtig.<ref>''[https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/kekule-corona/corona-kompass-kekule-ausbreitung100.html Kekulés Corona-Kompass.]'' [[Podcast]] im [[Mitteldeutscher Rundfunk|mdr]], 17. März 2020, Minute 12:20 bis 17:00.</ref> |
|||
Der Biophysiker Richard Neher sagte im März 2020, die Aussage Wodargs, dass es dieses Virus schon lange gebe, sei falsch und klar durch die Tatsache widerlegbar, dass der gemeinsame Vorfahre des Virus erst wenige Monate alt sei.<ref name="watson" /> Verschiedene Medien prüften Wodargs Behauptungen auf Richtigkeit und kamen zu dem Schluss, seine Aussagen zum neuartigen Coronavirus widersprächen größtenteils den belegbaren Fakten. Manche seiner Aussagen seien weder widerlegbar noch belegbar, erwiesen sich aber bei genauer Betrachtung als irreführend. Es würden Tatsachen vermischt, die nichts miteinander zu tun hätten.<ref name="correctiv" /><ref name="swr3">Veronika Simon: [https://www.swr.de/wissen/dr-wodarg-versucht-corona-zu-verharmlosen-100.html ''Wird Corona überschätzt? Faktencheck.''] In: [[SWR.de]], 19. März 2020.</ref><ref name="tagesschau">Jochen Taßler und Jana Heck: [https://www.tagesschau.de/faktenfinder/corona-wodarg-101.html ''Alles nur Panikmache?''] In: [[Tagesschau.de]], 19. März 2020.<br />[https://www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/coronavirus-fakecheck?id=abda749a-09a0-4d1d-85e5-e333bea0de73 Coronavirus: Fakecheck], 10vor10, 19. März 2020; Der Epidemiologe Richard Neher: „Ich halte das für Unverantwortlich“<br />Jan Kerckhoff, Susanne Delonge: [https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/ohne-fundament-arzt-nennt-corona-massnahmen-panikmache,RtaPFlQ ''Ohne Fundament: Arzt nennt Corona-Maßnahmen Panikmache.''] In: [[Bayerischer Rundfunk|BR.de]], 19. März 2020.<br />{{Webarchiv|url=https://www.naumburger-tageblatt.de/ratgeber/gesundheit/corona---alles--panikmache---virale-thesen-des-lungenarztes-wodarg-im-faktencheck-36439190 |wayback=20200319195404 |text=''Corona – alles „Panikmache“? Virale Thesen des Lungenarztes Wodarg im Faktencheck.''}}, [[dpa]]-Meldung. In: naumburger-tageblatt.de, 19. März 2020.</ref><ref name="tagesspiegel">Selina Bettendorf et al.: [https://www.tagesspiegel.de/politik/fake-news-zum-coronavirus-wolfgang-wodarg-verbreitet-thesen-die-wichtige-fakten-ignorieren/25654104.html ''Faktencheck. Wolfgang Wodarg verbreitet Thesen, die wichtige Fakten ignorieren.''] In: [[Tagesspiegel.de]], 19. März 2020.<br />[https://www.mdr.de/wissen/wolfgang-wodarg-corona-uebertrieben-faktencheck-100.html ''Kritik an Wolfgang Wodarg: Faktencheck: Sind die Maßnahmen gegen Corona übertrieben?''] In: [[MDR.de]], 19. März 2020.</ref><ref name="watson">Sarah Serafini: [https://www.watson.ch/schweiz/digital/885559885-warum-das-video-von-wolfgang-wodarg-zum-coronavirus-bloedsinn-ist ''«Kompletter Blödsinn» – so demontiert ein Biophysiker ein Video eines deutschen Arztes.''] In: [[Watson.ch]], 19. März 2020.</ref><ref name="nordkurier">Carsten Korfmacher: [https://www.nordkurier.de/politik-und-wirtschaft/die-corona-parallelgesellschaft-1938784003.html ''Verschwörungstheorien. Die Corona-Parallelgesellschaft.''] In: [[Nordkurier]], 19. März 2020.<br />Nike Heinen: [https://www.welt.de/gesundheit/article206667595/Wolfgang-Wodarg-Warum-dieser-Mann-die-Fakten-ignorieren-will.html ''Warum dieser Mann die Epidemie kleinredet.''] In: [[Welt.de]], 19. März 2020.<br />Julia Merlot: [https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-die-gefaehrlichen-falschinformationen-des-wolfgang-wodarg-a-f74bc73b-aac5-469e-a4e4-2ebe7aa6c270 ''Die gefährlichen Falschinformationen des Wolfgang Wodarg.''] In: [[Spiegel.de]], 20. März 2020.<br />[[Harald Lesch]]: [https://www.youtube.com/watch?v=Fx11Y4xjDwA ''Coronavirus – unnötiger Alarm bei COVID-19?''] In: [[Terra X Lesch & Co]], [[YouTube]], 20. März 2020.<br />Stephanie Lahrtz: [https://www.nzz.ch/wissenschaft/coronaviruas-wolfgang-wodarg-verkennt-fakten-zu-covid-19-ld.1547589 ''Welche Fakten der Corona-Verharmloser Wolfgang Wodarg verkennt.''] In: [[Neue Zürcher Zeitung]], 21. März 2020.<br />Friedemann Weber: [https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/uns-virologen-regen-wodargs-behauptungen-maechtig-auf-li.79099 ''„Uns Virologen regen Wodargs Behauptungen mächtig auf“.''] In: [[Berliner Zeitung]], 20. März 2020.<br />Claudia Spiess: [https://www.mimikama.at/allgemein/corona-krise-euromomo-warnt-vor-fehlinterpretation-ihrer-statistiken/ ''Corona-Krise: EuroMOMO warnt vor Fehlinterpretation ihrer Statistiken!''] In: [[Mimikama.at]], 20. April 2020; [https://www.presseportal.de/pm/133833/4574008 ''Covid-19-Pandemie: EuroMOMO warnt vor Fehlinterpretation ihrer Statistiken.''] dpa-Faktencheck, 17. April 2020.</ref> |
|||
[[Transparency International Deutschland]], dessen Vorstand Wodarg damals angehörte, distanzierte sich am 17. März 2020 von seinen Aussagen. Seine pauschale Kritik an den staatlichen Maßnahmen zum Schutz vor dem Corona-Virus könne zu einer Verunsicherung in der Bevölkerung führen. Wolfgang Wodarg äußere sich in dieser Sache als Privatperson und nicht in seiner Funktion als Vorstandsmitglied.<ref name="tagesspiegel" /><ref>[https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/in-eigener-sache-zu-den-aktuellen-aeusserungen-von-wolfgang-wodarg/ ''In eigener Sache: Zu den aktuellen Äußerungen von Wolfgang Wodarg.''] In: Transparency Deutschland, 17. März 2020.</ref> Am 25. März 2020 entschied der Vorstand, seine Vereinsmitgliedschaft „bis auf Weiteres ruhend“ zu stellen, womit Wodarg vorerst keine Funktionen im Vorstand oder als Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheit mehr ausüben kann. Der Vorstand beauftragte ein unabhängiges Gremium, sich mit Wodargs Äußerungen zum Corona-Virus zu befassen und aufzuarbeiten, ob sein Verhalten die Interessen von Transparency Deutschland verletzt habe.<ref name="Ruhen Mitgliedschaft Transparency">{{Internetquelle |url=https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/in-eigener-sache-vorstand-beschliesst-ruhen-der-mitgliedschaft-von-wolfgang-wodarg-1/ |titel=In eigener Sache: Vorstand beschließt Ruhen der Mitgliedschaft von Wolfgang Wodarg |werk=www.transparency.de |datum=2020-03-25 |abruf=2023-11-16}}</ref><ref>[[Hartmut Bäumer]]: [https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Aktuelles/2020/20-03-25_Brief_Baeumer.pdf ''Ruhen der Mitgliedschaft von Wolfgang Wodarg.''] Brief von Transparency Deutschland, 25. März 2020, abgerufen am 25. März 2020 (PDF).<br />{{Internetquelle |werk=Transparency Deutschland |url=https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/in-eigener-sache-vorstand-beschliesst-ruhen-der-mitgliedschaft-von-wolfgang-wodarg-1/ |titel=Mitgliedschaft von Wolfgang Wodarg ruht |datum=2020-03-25 |abruf=2020-03-25}}<br />[[Malte Kreutzfeldt (Journalist)|Malte Kreutzfeldt]]: [https://taz.de/Corona-Zweifler-Wolfgang-Wodarg/!5674257/ ''Transparency-Mitgliedschaft ruht.''] In: ''[[taz]]'', 25. März 2020. Abgerufen am 25. März 2020.</ref> Nach dem Bericht des unabhängigen Gremiums sei Letzteres der Fall. Allerdings solle nicht der Vorstand, sondern die Versammlung der Mitglieder entscheiden, ob Wodarg weiter Mitglied des Vorstands und des Gesundheitsgremiums von TI-D bleiben soll. Wodarg blieb daher, bis auf Weiteres, Mitglied des Vorstands. Das Gremium stützte seinen Vorschlag des Ausschlusses auf die umstrittenen Aussagen Wodargs zur COVID-19-Pandemie. Die Interviews in „radikalen“ Medien können einen Ausschluss nicht begründen, da Wodarg selber sich von [[Antisemitismus|antisemitischen]], [[Verschwörungstheorie|verschwörungstheoretischen]] oder weiteren [[Rechtsextremismus|rechtsradikalen]] Thesen distanziert habe und da er von anderen Medien ausgeschlossen würde.<ref>[https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Aktuelles/2020/20-05-02_Bericht_Wodarg.pdf Gutachten von TI-D] (S. 35–37)</ref> Im September 2020 legte Wodarg sein Vorstandsmandat nieder. Grund waren stark divergierende Meinungen in Bezug auf die Haltung von Transparency Deutschland in der Coronakrise.<ref name="Rücktritt Transparency">[https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/in-eigener-sache-ruecktritt-von-vorstandsmitglied-wolfgang-wodarg/ ''In eigener Sache: Rücktritt von Vorstandsmitglied Wolfgang Wodarg.''] In: Transparency Deutschland, 26. September 2020.</ref> Er war weiterhin für kurze Zeit Leiter der Arbeitsgruppe Gesundheitswesen von Transparency Deutschland.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.transparency.de/mitmachen/arbeitsgruppen/ |titel=Arbeits- und Projektgruppen| werk=Transparency Deutschland |abruf=2020-10-13 }}</ref> |
|||
Das [[Institut Solidarische Moderne]] (ISM), dessen Gründungsmitglied Wodarg war, meldete im Mai 2020 auf seiner Website, der ISM-Vorstand habe die Mitgliedschaft von Wodarg suspendiert. Hintergrund sei seine Kooperation mit [[Neue Rechte|neu-rechten]]/rechtsextremen Medien und Organisationen. Wodarg sei im Vorfeld auch gebeten worden, aus dem ISM auszutreten. Ende Juli 2020 teilte das Institut Wodargs Austritt aus dem ISM mit.<ref name=":1">''[https://www.solidarische-moderne.de/de/article/581.ism-vorstand-suspendiert-mitgliedschaft-von-wolfgang-wodarga-8232-a-8232.html ISM-Vorstand suspendiert Mitgliedschaft von Wolfgang Wodarg.]'' [[Institut Solidarische Moderne]], 4. Mai 2020, aktualisiert am 31. Juli 2020.</ref> |
|||
Der [[Klimatologie|Klimaforscher]] [[Stefan Rahmstorf]] maß die Glaubwürdigkeit Wodargs im Juli 2021 an der Zahl der [[Peer-Review|peer-reviewten]] Publikationen. Drosten als renommierter Experte für Coronaviren sei auf dieser Grundlage glaubwürdiger als der pensionierte Amtsarzt Wodarg,<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Rahmstorf |url=https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/false-balance-kann-man-der-wissenschaft-glauben-a-9c5e1d67-6870-4b98-8ef9-65062f90959b |titel=False Balance: Kann man der Wissenschaft glauben? |werk=Der Spiegel |datum=2021-07-07 |sprache=de |abruf=2021-07-10}}</ref> der sich zudem an ein Laienpublikum wende statt an wissenschaftliche Institutionen. Ein Arzt sei kein Forscher, ebenso wenig könne etwa ein pensionierter Geograf einen Beitrag zur modernen Klimaforschung leisten. Auf Kritik an seiner Darstellung äußerte Rahmstorf, als Klimaforscher habe er keine medizinische [[Expertise]], aber er „erkenne … die Machweise und Argumentationsmuster solcher Beiträge, die ein Laienpublikum davon überzeugen sollen, böse Wissenschaftler würden aus Eigeninteresse Panikmache betreiben, und in Wahrheit sei alles komplett anders als die Wissenschaft sagt.“<ref>{{Internetquelle |url=https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wissenschaftsleugnung-in-zeiten-von-corona/ |titel=Wissenschaftsleugnung in Zeiten von Corona |werk=KlimaLounge |datum=2020-03-18 |sprache=de-DE |abruf=2021-07-10}}</ref> |
|||
Laut [[Wolfram Goertz]] ([[Rheinische Post]]) stellte Wodarg in seinem 2021 erschienenen Buch ''Falsche Pandemien – Argumente gegen die Herrschaft der Angst'' viele Behauptungen auf, jedoch seriöse Beweise und Quellen nenne er kaum. Das Buch wurde ein „Spiegel“-[[Bestsellerliste|Bestseller]] im Bereich „Sachbuch Paperback“.<ref name="buch">[[Wolfram Goertz]]: [https://rp-online.de/panorama/coronavirus/wolfgang-wodarg-buch-falsche-pandemien-ist-unserioes-rezension_aid-59833057 ''Der Arzt, der zum Leugner wurde.''] In: [[RP Online]], 22. Juni 2021, abgerufen am 1. Dezember 2021.</ref> |
|||
== Veröffentlichungen == |
|||
'''Bücher''' |
|||
* {{cite book| publisher = Psychiatrie-Verlag| isbn = 978-3-88414-013-0| last = Wodarg| first = Wolfgang| title = Psychische Krankheiten der Seeleute: Untersuchung über Selbsttötung, Alkoholismus und andere wichtige psychiatrische Erkrankungen| location = Wunstorf, Rehburg-Loccum| date = 1979}} |
|||
* {{cite book| publisher = Rubikon Verlag| isbn = 978-3-96789-018-1 | last = Wodarg| first = Wolfgang| title = Falsche Pandemien: Argumente gegen die Herrschaft der Angst| location = München| date = 2021}}<ref name="buch"/> |
|||
'''Artikel''' |
|||
* {{cite journal| pages = 120–137| last = Wodarg| first = Wolfgang| title = Illusion: Friedenssicherung durch private Militärfirmen| journal = „Zeit für Frieden“ / Dortmund | date = 2009}} |
|||
* {{cite journal| issn = 0490-1630| volume = 57| issue = 12| pages = 414| last = Wodarg| first = Wolfgang| title = Gesundheit – Kooperation statt Wettbewerb der Kassen – Fragwürdiger Kassen-Wettbewerb erschwert eine bedarfsgerechte Versorgung| journal = Soziale Sicherheit| date = 2008}} |
|||
* {{cite journal| issn = 0490-1630| volume = 55| issue = 8| pages = 262| last = Wodarg| first = Wolfgang| title = Gesundheitspolitik – Durch Reform-Eckpunkte drohen irreparable Schäden – Nachfragemacht der gesetzlichen Kassen muss gestärkt werden| journal = Soziale Sicherheit| date = 2006}} |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
* [https://www.museum-der-1000-orte.de/liegenschaften/liegenschaft/ehemalige-diplomatenschule-des-auswartigen-amtes Ehemalige Diplomatenschule des Auswärtigen Amtes], Museum der 1000 Orte ([[Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung]]) |
|||
* {{DNB-Portal|1064135161}} |
|||
* {{Internetquelle |autor=Verena Pfeiffer-Kloss |url=https://www.moderne-regional.de/ernst-va-dorp/ |titel=Der heimliche Stadtarchitekt |werk=Moderne regional |datum=2024-04-29 |abruf=2025-10-01 |abruf-verborgen=1}} |
|||
* [https://www.wodarg.com/ Website von Wolfgang Wodarg] |
|||
* [https://pace.coe.int/en/members/4199?lang=FR Biographie beim Europarat – mit Publikationen] |
|||
* {{Biographie beim Deutschen Bundestag|Wolfgang Wodarg}} |
|||
* [http://lissh.lvn.parlanet.de/cgi-bin/starfinder/0?path=samtflmore.txt&id=fastlink&pass=&search=ID%3D2604&format=WEBVOLLLANG Biographie beim Schleswig-Holsteiner Landtag] |
|||
* [https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/wolfgang-wodarg Wolfgang Wodargs Profil bei abgeordnetenwatch.de] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
<references /> |
|||
{{Coordinate |NS=50.688695 |EW=7.084426 |type=landmark |region=DE-NW}} |
|||
{{Normdaten|TYP=p|GND=1064135161|VIAF=44874706}} |
|||
[[Kategorie:Standort der Exekutive in Bonn]] |
|||
{{SORTIERUNG:Wodarg, Wolfgang}} |
|||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Erbaut in den 1960er Jahren]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Ippendorf]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Gemarkung Kessenich]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Bauwerk von Ernst van Dorp]] |
||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Auswärtiges Amt]] |
||
[[Kategorie:Mitglied der Basisdemokratischen Partei Deutschland]] |
|||
[[Kategorie:Politiker (20. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Politiker (21. Jahrhundert)]] |
|||
[[Kategorie:Sachbuchautor]] |
|||
[[Kategorie:Person (Gemeinsamer Bundesausschuss)]] |
|||
[[Kategorie:Deutscher]] |
|||
[[Kategorie:Geboren 1947]] |
|||
[[Kategorie:Mann]] |
|||
{{Personendaten |
|||
|NAME=Wodarg, Wolfgang |
|||
|ALTERNATIVNAMEN= |
|||
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (SPD), MdB |
|||
|GEBURTSDATUM=2. März 1947 |
|||
|GEBURTSORT=[[Itzehoe]] |
|||
|STERBEDATUM= |
|||
|STERBEORT= |
|||
}} |
|||
Version vom 13. Oktober 2025, 17:18 Uhr
Das Gebäude Gudenauer Weg 134–136 im Bonner Ortsteil Ippendorf ist die ehemalige Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes (1973–2005).

Lage
Der Gebäudekomplex liegt im Süden des Ortsteils Ippendorf in der Gemarkung Kessenich am Rande des Kottenforsts auf etwa 173 m ü. NHN.
Geschichte
Mit Gründung des Vorläufers des Auswärtigen Amts 1950, der Dienststelle des Bundeskanzleramts für Auswärtige Angelegenheiten, wurde auch eine Diplomatenschule zur Ausbildung der Anwärter für den Auswärtigen Dienst eingerichtet. Sie nahm ihren Sitz zunächst in Speyer, das bereits früher eine solche Einrichtung beheimatete, in einem gemeinsamen Gebäude mit der Hochschule für Verwaltungswissenschaften. Der erste Attachélehrgang begann am 1. April 1950.[1] 1955 wurde die Diplomatenschule an den Regierungssitz Bonn verlegt, wo sie in einer nahe der Villa Ingenohl stehenden „Baracke“ des Auswärtigen Amtes ansässig war.[2]:281
Die neue Aus- und Fortbildungsstätte in Ippendorf entstand nach einem Entwurf des Bonner Architekten Ernst van Dorp in Arbeitsgemeinschaft mit Karl Rudolf Hautz, die aus einem 1966 ausgeschriebenen Wettbewerb siegreich hervorgegangen waren. Das Grundstück stellte in einer späteren Phase die Stadt Bonn bereit. Die Planung des Gebäudes begann 1967, im August 1971 wurde das Richtfest gefeiert und im Dezember 1972 waren die Bauarbeiten beendet. Die Einweihung erfolgte am 7. Juni 1973. Das Gebäude war von Beginn an für eine mögliche Alternativnutzung als Hotel konzipiert.[2]:278 Von 1992 bis 1995 wurde die Aus- und Fortbildungsstätte bei Kosten von sieben Millionen Euro saniert und um einen Erweiterungsbau ergänzt, mit dessen Umsetzung erneut van Dorp beauftragt war. Auch die Gartenanlagen erfuhren eine Überarbeitung.
Im Nachgang zur Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin (1999) zog die Aus- und Fortbildungsstätte mit zuletzt 50 Mitarbeitern zum Jahresbeginn 2006 auf das Gelände der Borsig-Villa Reiherwerder in Berlin-Tegel um. Die Liegenschaft in Ippendorf steht seitdem leer, Vorschläge für eine neue Nutzung durch andere Dienststellen des Bundes scheiterten bislang.[3][4] Anfang 2013 stellte die Bezirksregierung Köln den Gebäudekomplex (ohne die Anbauten aus den Jahren 1992–1995) unter Denkmalschutz, wogegen die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümerin erfolgreich[5][6] Klage einreichte.[7] Nach einem Beschluss im Januar 2016 wurde der 1995 fertiggestellte Erweiterungsbau bis Mai 2016 als Notunterkunft für bis zu 50 Flüchtlinge hergerichtet, die ab Ende Juni einziehen sollten.[8][9][10] 2021 wurde das Gebäude als Drehort für die Serie How to Sell Drugs Online (Fast) genutzt.[11][12] Seit 2021 ist geplant, die Liegenschaft als Aus- und Fortbildungsstätte der Zollverwaltung des Bundes zu nutzen.[13]
Architektur
Beschreibung
Das Ursprungsgebäude aus den Jahren 1968–1972 ist ein Skelettbau aus Stahlbeton und besteht aus vier kreuzartig angeordneten, unterschiedlich langen und breiten sowie terrassenförmig abgestuften Baukörpern, die von einem viergeschossigen Erschließungstrakt aus zugänglich sind. Den oberen Abschluss bildet ein flaches Warmdach mit Kiesauflage. Bestimmendes Fassadenmerkmal sind nach oben abgeschrägte Balkon- und Terrassenbrüstungen sowie in der Horizontalen der Wechsel zwischen weiß gebänderten Brüstungsfeldern und dunkel gerahmten Fensterbändern. Das Gebäude umfasst eine Brutto-Grundfläche von 42.000 m².[2]:281 Die Dachterrassen sind begrünt. Das Erdgeschoss nimmt die ehemaligen Gesellschafts- und Unterrichtsräume auf und die Obergeschosse insgesamt 206 Apartments (davon 23 Doppelzimmer). Bei den 1992–95 hinzugekommenen Gebäuden handelt es sich um die Erweiterungsbauten Nord und Süd sowie ein Pförtnerhaus.[2]:278
Der Verbindungstrakt zwischen dem Alt- und dem Erweiterungsbau ist mit Glaskunstwerken von Johannes Schreiter ausgestattet. Die Gartenanlagen sind seit der Erweiterung nach dem Vorbild japanischer Gärten gestaltet.
Neben dem Eingang zum Gelände wurde 1974 eine Großplastik aus Aluminium des Bildhauers Wilhelm Loth aufgestellt.[14]
Architekturgeschichtliche Einordnung
Die Diplomatenschule nimmt Bezug auf zwei Motive und Formen, die auf die 1920er-Jahre zurückgehen und in den 1960er-Jahren fortgesetzt bzw. wiederaufgenommen wurden: das „Dampfermotiv“ und den Kreuzgrundriss. Ersteres kommt außer der weißen Farbe in der horizontalen Ausrichtung der einzelnen Baukörper, die aufgrund der Bänderung der Brüstungen – alternierend mit den Fensterbändern – der Form eines Ozeandampfers ähneln, in den an ein Deck erinnernden gestaffelten und abgestuften Außenterrassen sowie in bugartig auskragenden Balkonen auf der Stirnseite zum Ausdruck. Das Dampfermotiv kann – passend zur Funktion einer Diplomatenschule – sowohl den Charakter einer geschlossenen Gemeinschaft und eines Zusammenlebens für eine begrenzte Zeit als auch der anschließenden (Ab)Reise vermitteln.[2]:283 Der Kreuzgrundriss, der insbesondere mit dem Plan Voisin (1925) von Le Corbusier identifiziert wird, findet eine bauzeitliche Entsprechung in den für Bundesministerien in Bonn errichteten Kreuzbauten (1969–1975).[2]:284
„Ernst van Dorp ist es durch ihre symbiotische Verbindung gelungen, die zu bewältigenden Bauvolumina in eine Maßstäblichkeit zu bringen, die den großen Komplex mit all seinen Funktionen landschaftsverträglich einbindet. Dabei vermeidet er Monotonie und gestaltet die Bauaufgabe künstlerisch und im Erscheinungsbild überfunktional.“
Einzelnachweise
- ↑ Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes, Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit: Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. Karl Blessing Verlag, 2010, S. 474.
- ↑ a b c d e f Angelika Schyma: Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf.
- ↑ Bund findet keine Käufer für seine Immobilien. In: General-Anzeiger. 21. Dezember 2005.
- ↑ Bernd Leyendecker: Ehemalige Diplomatenschule in Ippendorf hält sich wie sauer Bier. In: General-Anzeiger. 2. April 2008.
- ↑ Denkmalliste der Stadt Bonn ( des vom 26. Juni 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF), S. 65
- ↑ Ex-Diplomatenschule ist kein Denkmal. In: General-Anzeiger. 18. Oktober 2013.
- ↑ Behörden streiten über ein Denkmal, General-Anzeiger, 6. März 2013, S. 19
- ↑ Stadt kann Ermekeilkaserne nutzen. General-Anzeiger, vom 19. Dezember 2015.
- ↑ Sporthalle Wasserland wird zuerst belegt. In: General-Anzeiger. 25. Januar 2016
- ↑ Stadt quartiert bis zu 50 Flüchtlinge ein. In: General-Anzeiger. 1. Juni 2016.
- ↑ An diesen Schauplätzen wird gedreht. In: PressReader.com. 27. Juli 2021, abgerufen am 13. Oktober 2025.
- ↑ Lorraine Dindas: NRW goes Hollywood: An diesen Orten in der Region wurden bekannte Filme und Serien produziert. 22. Dezember 2023, abgerufen am 13. Oktober 2025.
- ↑ Alexander Hertel: Ausbildungsstätte des Zolls: Neue Nutzung für ehemalige Diplomatenschule in Bonn steht fest. 10. Februar 2021, abgerufen am 1. Oktober 2025.
- ↑ Gabriele Zabel-Zottmann: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn. (PDF) Dissertation. In: Universität Bonn. S. 60, abgerufen am 13. Oktober 2025.
- ↑ Angelika Schyma: Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf. S. 284.
Literatur
- Frank Maier-Solgk: Diplomatenschule im Dornröschenschlaf. In: Architektenkammer NRW (Hrsg.): Deutsches Architektenblatt Regionalausgabe Nordrhein-Westfalen. Nr. 8, 2023, S. 19 (aknw.de [PDF]).
- Angelika Schyma: Die ehemalige Diplomatenschule in Bonn-Ippendorf. In: Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege. Band 43, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-335-0, S. 278–286.
- Andreas Pellens: Ein Bonner baut. Ernst van Dorp 1950–2000. Bouvier-Verlag, Bonn 2002, ISBN 978-3-416-03033-5, S. 106/107, 192–195.
- Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.); Wolfgang Leuschner: Bauten des Bundes 1965–1980. C. F. Müller, Karlsruhe 1980, ISBN 3-7880-9650-0, S. 124/125.
Weblinks
- Ehemalige Diplomatenschule des Auswärtigen Amtes, Museum der 1000 Orte (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung)
- Verena Pfeiffer-Kloss: Der heimliche Stadtarchitekt. In: Moderne regional. 29. April 2024.
Koordinaten: 50° 41′ 19,3″ N, 7° 5′ 3,9″ O