St. Georg und Katharina (Traunstein) und Benutzer:Drekamu/Grabhügelsitte: Unterschied zwischen den Seiten
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Als '''Grabhügelsitte''' - auch '''Tumulussitte''' - bezeichnet die [[Archäologie]] eine [[Ur- und Frühgeschichte|ur- und frühgeschichtliche]] [[Bestattungsritus|Bestattungssitte]], Gräber durch [[künstlicher Hügel|künstlich aufgeschüttete Erdhügeln]], sogenannte [[Grabhügel]], zu markieren und zu ehren. Diese Sitte ist in vielen Kulturen über die Jahrtausende hinweg verbreitet und hat verschiedene Formen angenommen. Die Form und Größe der Grabhügel variieren je nach Kultur und Zeitraum. Diese Sitte war in der Ur- und Frühgeschichte vor allem während der [[Jungsteinzeit]], [[Bronzezeit]] und [[Eisenzeit]] sowie auch in der Frühgeschichte verbreitet.<ref>Vgl. [[Ulrich Fischer (Prähistoriker)|Ulrich Fischer]]: ''Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet. Studien über neolithische und frühbronzezeitliche Grab- und Bestattungsformen in Sachsen-Thüringen'' (= ''Vorgeschichtliche Forschungen.'' Band 15). De Gruyter, Berlin 1956 ([https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110839388/html kostenpflichtiges Digitalisat]), S. 192—195. (= ''Grabtiefen und Grabhügel''.)</ref> |
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[[Datei:Traunstein St. Georg und Katharina.JPG |mini|St. Georg und Katharina in Traunstein]] |
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Grabhügel können auch andere Zwecke als reine Bestattungen aufweisen, so können sie zugleich als Gedenkstätten oder rituelle Orte genutzt worden sein. |
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[[Datei:St. Georg und Katharina (Traunstein) Innenraum.jpg|mini|Innenraum]] |
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Die [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Friedhofskapelle|Friedhofskirche]] ''' St. Georg und Katharina''' steht auf dem ehemaligen [[Friedhof]] von [[Traunstein]] im gleichnamigen [[Landkreis|Landkreis]]. Die Kirche ist in der [[Liste der Baudenkmäler in Traunstein]] unter der Nummer=D-1-89-155-4 eingetragen. Sie gehört zum [[Erzbistum München und Freising]]. |
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Die Grabhügelsitte ist in vielen Regionen Europas - insbesondere in [[Nordeuropa|Nord-]], [[Mitteleuropa|Mittel-]] und [[Osteuropa]] - nachgewiesen und wurde über verschiedene Perioden der [[Ur- und Frühgeschichte]] hinweg praktiziert. Grabhügel sind wichtige [[Archäologischer Fund|archäologische Fundstellen]], die Einblicke in die Bestattungspraktiken, sozialen Strukturen und kulturellen Entwicklungen vergangener [[Gesellschaft]]en geben. Die Errichtung von Grabhügeln kann als Ausdruck von [[Soziale Hierarchie|sozialer Hierarchie]], [[Religion|religiösen Vorstellungen]] oder [[Territorium|territorialen Ansprüchen]] interpretiert werden. |
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== Beschreibung == |
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Die 1639 gebaute Friedhofskirche ist seit 1922 [[Kriegerdenkmal]]. Sie besteht aus einem [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] zu drei [[Joch (Architektur)|Jochen]], einem eingezogenen, dreiseitig geschlossenen [[Chor (Architektur)|Chor]] im Osten und einem [[Dachreiter]], der sich aus dem [[Satteldach]] des Langhauses im Westen erhebt. Das Langhaus ist mit einem [[Gewölbe#Stichkappengewölbe|Stichkappengewölbe]] überspannt. |
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Die Hügelgräberkultur war eine archäologische Kultur in Mitteleuropa, die während der mittleren Bronzezeit existierte und durch die Errichtung von Grabhügeln gekennzeichnet war. |
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Der [[Hochaltar]] stammt aus dem [[Kloster Herrenchiemsee]]. Das Gemälde aus dem 17. Jahrhundert im Altarblatt zeigt die Krönung des Gottesmutter Maria im Himmel, links neben ihr Jesus und rechts Gottvater, über ihr der Heilige Geist in Gestalt der Taube. Im [[Altarauszug]] ist die heiligen Katharina von Blättern und Ähren umrahmt dargestellt. Die Beschreibung des nur noch schwer zu erkennenden Reliefs in der [[Predella]] als Taufe des heiligen Georg, die in einer Veröffentlichung zu lesen ist, scheint zweifelhaft. Über den Durchgängen an den Seiten des Altars stehen Figuren des heiligen [[Ludwig von Toulouse]] und des heiligen [[Georg_(Heiliger)|Georg]].<ref name="hey.bayern">[https://hey.bayern/st-georg-und-katharina-kirche-traunstein Website hey-bayern]. Abgerufen am 27. Juni 2025.</ref> |
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* Der [[Tumulus von Nickenich]] in Deutschland ist ein bekanntes Beispiel für einen Grabhügel mit einem Durchmesser von 7 Metern und einer Höhe von 2,5 Metern. |
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== Literatur == |
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* Der [[Tumulus du Montioux]] in Frankreich ist ein weiteres Beispiel, das auf eine lange Nutzungsgeschichte von der Jungsteinzeit bis zur Eisenzeit zurückblickt und Überreste von Grabkammern aufweist. |
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* {{Literatur |
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|Autor=[[Georg Dehio]] |
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|Titel=[[Dehio-Handbuch|Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler]], Bayern IV, München und Oberbayern. |
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|Verlag=Deutscher Kunstverlag |
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|Ort=München |
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|Datum=2006 |
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|Seiten=1281-1282}} |
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Die Grabhügelsitte ist somit ein Ausdruck der Bestattungsrituale und des Umgangs mit dem Tod in verschiedenen Kulturen und Zeiten. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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* [https://hey.bayern/st-georg-und-katharina-kirche-traunstein Informationen] über St. Georg und Katharina in Traunstein |
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* [https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2024_ausgabe,-die-glocken-von-st-georg-und-katharina-_chid,668.html#google_vignette Traunsteiner Tagblatt]: ''Die Glocken von St. Georg und Katharina'' |
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===Merkmale der Grabhügelsitte:=== |
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{{Coordinate|NS=47.869738|EW=12.643700|type=building|region=DE-BY}} |
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* Künstliche Aufschüttung: Die künstlich aufgeschütteten Grabhügel bestehen aus Erde und Steinen, die über einer oder mehreren Grabkammern errichtet wurden. |
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* Vielfältige Größen: die Größe der Hügel variiert von kleinen Erhebungen bis hin zu großen Monumenten. |
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* Bestattungsformen: Innerhalb der Hügel können sich Körperbestattungen, Urnengräber oder ausgestreuter Leichenbrand befinden. |
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* Grabkammern und Einbauten: Einige Hügelgräber weisen konzentrische Kreise, Steinkisten oder andere Einbauten auf. |
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* Verbreitung: Die Grabhügelsitte ist in vielen Teilen Europas und auch auf anderen Kontinenten nachgewiesen. |
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* Ende der Sitte: Die Grabhügelsitte endete in Mitteleuropa meist mit der Christianisierung, kann aber in manchen Regionen noch bis ins Mittelalter nachweisbar sein. Die Grabhügelsitte endete in Nordeuropa erst mit der Christianisierung der Wikinger etwa 1050 n. Chr. und in Osteuropa mit der Christianisierung des Baltikums. |
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===Rezeption=== |
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Im Fürst-Pückler-Park ... |
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===Bedeutung der Grabhügelsitte:=== |
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{{SORTIERUNG: Tittmoning, Friedhofskirche }} |
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* Kulturelle Praxis: Sie spiegelt die Bestattungsriten und Glaubensvorstellungen vergangener Kulturen wider. |
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[[Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Traunstein]] |
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* Bestattungsort: Hügelgräber dienten als Grabstätten für Einzelpersonen oder Gruppen. |
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[[Kategorie:Baudenkmal in Traunstein]] |
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* Archäologische Quelle: Grabhügel bieten wertvolle Einblicke in die Lebensweise und die Bestattungspraktiken der Menschen in der Vergangenheit. |
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[[Kategorie:Friedhofskirche]] |
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[[Kategorie:Saalkirche in Bayern]] |
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===Beispiele:=== |
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[[Kategorie:Erbaut in den 1630er Jahren]] |
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;Hügelgräber der Bronzezeit: |
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[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa]] |
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In Mitteleuropa sind Hügelgräber der Bronzezeit weit verbreitet und oft mit besonderen Bestattungen verbunden. |
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;Norisch-pannonische Hügelgräber: |
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In den römischen Provinzen Noricum und Pannonia sind Hügelgräber aus der römischen Kaiserzeit bekannt. |
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;Mounds: |
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In Nordamerika werden künstliche Hügel, die von verschiedenen Indianerkulturen als Kult- und Bestattungsbauten errichtet wurden, als Mounds bezeichnet. |
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== Nordeuropa == |
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== Mitteleuropa == |
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=== Mitteleuropäische Urgeschichte === |
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Das Aufkommen der Grabhügelsitte in der [[Jungsteinzeit]] zieht sich durch die gesamte [[Urgeschichte Mitteleuropas]] bis zu den frühgeschichtlichen Grabhügeln der [[Kelten]] und [[Germanen]]. Noch in der [[Merowingerzeit]] lassen sich Bestattungen an jungsteinzeitlichen Grabhügeln nachweisen. Die europäische Grabhügelsitte endet erst mit der [[Wikingerzeit]] bzw. der [[Christianisierung]] der [[Wikinger]] [[Nordeuropa]]s. |
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==== Jungsteinzeit ==== |
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In den [[Altsiedelland|Altsiedelgebieten]] [[Mitteleuropa]]s prägten die Grabhügel der [[Schnurkeramik|schnurkeramischen Kultur]] aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. die [[Kulturraum|Kulturräume]] des 2. Jahrtausends. In der mitteleuropäischen [[Frühbronzezeit]] wurden [[kupfersteinzeit]]liche [[Hügel]] augenscheinlich als [[grabmal|Grabdenkmäler]] wahrgenommen und dienten immer wieder als räumliche Bezugspunkte für [[Grab|Gräber]] und [[Nekropole]]n ([[Helmsdorf]], [[Franzhausen]] I).<ref>3</ref> |
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Im Kulturraum Süddeutschlands ist die Körpergrabsitte ein Erbe der kupfersteinzeitlichen Becherkulturen. Die Frühbronzezeit war geprägt von Hockerbestattungen in Flachgräbern (Flachgräberzeit), die je nach Region mehr oder weniger streng regelhafte |
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Ausrichtungen der Bestattungen tradierten.<ref>2</ref> |
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==== Bronzezeit ==== |
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Die [[Aunjetitzer Kultur|Aunjetitzer]] „Fürstenhügelgräber“ im [[Mitteldeutschland|mitteldeutschen Raum]] aus dem 20.–19. Jahrhundert v. Chr.<ref> (Bz A2)</ref> mit ihren [[Elitegrab|Elitegräbern]] in [[Holzgrabkammer|hölzernen Kammern]], unter mächtigen Steinpackungen und monumentalen [[Grabhügel]]n<ref>4</ref> waren wohl die Vorbilder für das Wiederaufleben der Grabhügelsitte mit Beginn der [[Mittlere Bronzezeit|mittleren Bronzezeit]].<ref>Vgl.[[Frank Falkenstein]]: ''Zum Wandel der Bestattungssitten von der Hügelgräber- zur Urnenfelderkultur in Süddeutschland''.</ref> |
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Dieser Niedergang der früh- und mittelbronzezeitlichen Grabhügelsitte geht einher mit dem Wandel der Bestattungspraxis von der [[Hügelgräberkultur]] mit [[Körperbestattung]]en in Hügeln zur [[Urnenfelderkultur]] mit [[Brandbestattung]]en in Flachgräberfeldern. Dieser umfassende Wandel der Bestattungspraxis zum Anlegen von Flachgräbern markiert den Übergang von der [[Mittelbronzezeit|Mittel-]] zur [[Spätbronzezeit]].<ref>1</ref> |
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In Süddeutschland dagegen wurde mit dem Übergang zur Mittelbronzezeit an der Körpergrabsitte festgehalten; der Wandel im Bestattungsbrauchtum betrifft dabei den Wechsel von der Hockerbestattung zur Körperbestattung in gestreckter Rückenlage und das regelhafte Aufkommen von Grabhügeln. Die Hintergründe für diesen Kulturwandel müssen als noch nicht hinreichend geklärt gelten.<ref>Vgl.[[Frank Falkenstein]]: ''Zum Wandel der Bestattungssitten von der Hügelgräber- zur Urnenfelderkultur in Süddeutschland''.</ref> |
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==== Eisenzeit ==== |
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=== Mitteleuropäische Frühgeschichte === |
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==== Merowingerzeit ==== |
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Die Anfänge der merowingerzeitlichen Grabhügelsitte finden sich bei Königsgräbern der 2. Hälfte des 5. Jh. wie etwa dem [[Žuráň]] bei Brünn oder dem [[Childerichgrab]].<ref>Stork, Jenseits 425 mit Anm. 31-32.</ref> |
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<!--1161 Schmidt, Mitteldeutschland 72-74; H. Ament, Merowingische Grabhügel. In: W. Schlesinger (Hrsg.), Althessen im |
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Frankenreich. Nationes Bd. 2 (Sigmaringen 1975) 63-93; Martin, Basel-Bernerring 25-27 mit Kartierung Abb. 11; Schnurbein, Fridingen 25-27 mit Abb. 8-9; Stork, Jenseits 425-426; I. Sudhoff, Kreisgräben, Grabhügel und verwandte |
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Sonderformen von Grabanlagen im Merowingerreich (Dissertation Bonn 1999); RGA 152 (Berlin/New York 2000) |
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180 s.v. Hügelgrab (T. Capelle). – Vgl. jetzt auch weitere Kreisgräben aus Langenenslingen auf der Ostalb (D. |
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Bibby/J. Bofinger/D. Krausse, Ein unbekanntes Gräberfeld der jüngeren Merowingerzeit aus Langenenslingen, Kreis |
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Biberach. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2008, 181), oder die zahlreichen Vorkommen in der Pfalz: Bockenheim- |
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„In der Heyer“ (Bernhard, Pfalz 43 Abb. 18), Dirmstein-„Heuchelheimer Straße“ (ebd. 47 Abb. 22), Edesheim (ebd. |
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71 Abb. 39), Frankenthal-Eppstein (ebd. 55 Abb. 28), Frankenthal-Ormsheimer Hof (ebd. 57 Abb. 29), Fußgönheim |
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(ebd. 58 Abb. 30), Meckenheim (ebd. 69 Abb. 38), Speyer-St. German (ebd. 91 Abb. 52) oder Weingarten- |
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„Schierlingsgarten“ (ebd. 75 Abb. 42). – In Basel-Bernerring ist die Sitte bereits für das 6. Jh. bezeugt (Martin, Basel- |
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Bernerring 6 Abb. 3; 20-21). Die Anfänge der merowingerzeitlichen Grabhügelsitte finden sich bei Königsgräbern der |
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2. Hälfte des 5. Jh. wie etwa dem Žuráň bei Brünn oder dem Childerichgrab. Solch frühe und monumentale Belege |
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fehlen in Südwestdeutschland allerdings bislang (Stork, Jenseits 425 mit Anm. 31-32).--> |
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== Osteuropa == |
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=== Die Grabhügelsitte in Südosteuropa === |
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Die Sitte der Grabhügelbestattung, die in der Periode des Überganges zur frühen Bronzezeit (im Sinne der von den rumä. |
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== Anmerkungen == |
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<references /> |
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== Literatur == |
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* Mario Becker: ''Einführung von neuen Begräbnissitten: Neue Bevölkerungsströmung oder eine autochthone, romanisierte Bevölkerung? Problemdarstellung am Beispiel der Tumulussitte''. In: ''Römerzeitliche Gräber als Quellen zu Religion, Bevölkerungsstruktur und Sozialgeschichte. Internationale Fachkonferenz, Mainz 18.-20. Februar 1991''. Mainz 1993, S. 361−370. |
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* [[Frank Falkenstein]]: ''Zum Wandel der Bestattungssitten von der Hügelgräber- zur Urnenfelderkultur in Süddeutschland''. |
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* Draga Garašanin: ''Die Grabhügelsitte in Südosteuropa''. 1988 ([https://balcanica.rs/index.php/journal/article/download/1004/1225&ved=2ahUKEwiBj9vBxYyOAxUQgP0HHSMJOxQQFnoECDIQAQ&usg=AOvVaw0o-JBkpNNekLMabp7kK-AH Digitalisat]). |
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* [[Sabine Hornung]]: ''Gedanken zu den kaiserzeitlichen Grabhügeln der Nordwestprovinzen''. |
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<!--Notiz: |
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Balcanica - Annual of the Institute for Balkan Studies |
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von D Garašanin · 1988 — DIE GRABHÜGELSITTE IN SÜDOSTEUROPA. Die Sitte der Grabhügelbestattung die in der Periode des. Überganges zur frühen Bronzezeit (im Sinne der von den rumä.--> |
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[[:Kategorie:Bestattungskultur]] |
Version vom 28. Juni 2025, 14:37 Uhr
Als Grabhügelsitte - auch Tumulussitte - bezeichnet die Archäologie eine ur- und frühgeschichtliche Bestattungssitte, Gräber durch künstlich aufgeschüttete Erdhügeln, sogenannte Grabhügel, zu markieren und zu ehren. Diese Sitte ist in vielen Kulturen über die Jahrtausende hinweg verbreitet und hat verschiedene Formen angenommen. Die Form und Größe der Grabhügel variieren je nach Kultur und Zeitraum. Diese Sitte war in der Ur- und Frühgeschichte vor allem während der Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit sowie auch in der Frühgeschichte verbreitet.[1] Grabhügel können auch andere Zwecke als reine Bestattungen aufweisen, so können sie zugleich als Gedenkstätten oder rituelle Orte genutzt worden sein.
Die Grabhügelsitte ist in vielen Regionen Europas - insbesondere in Nord-, Mittel- und Osteuropa - nachgewiesen und wurde über verschiedene Perioden der Ur- und Frühgeschichte hinweg praktiziert. Grabhügel sind wichtige archäologische Fundstellen, die Einblicke in die Bestattungspraktiken, sozialen Strukturen und kulturellen Entwicklungen vergangener Gesellschaften geben. Die Errichtung von Grabhügeln kann als Ausdruck von sozialer Hierarchie, religiösen Vorstellungen oder territorialen Ansprüchen interpretiert werden.
Die Hügelgräberkultur war eine archäologische Kultur in Mitteleuropa, die während der mittleren Bronzezeit existierte und durch die Errichtung von Grabhügeln gekennzeichnet war.
- Der Tumulus von Nickenich in Deutschland ist ein bekanntes Beispiel für einen Grabhügel mit einem Durchmesser von 7 Metern und einer Höhe von 2,5 Metern.
- Der Tumulus du Montioux in Frankreich ist ein weiteres Beispiel, das auf eine lange Nutzungsgeschichte von der Jungsteinzeit bis zur Eisenzeit zurückblickt und Überreste von Grabkammern aufweist.
Die Grabhügelsitte ist somit ein Ausdruck der Bestattungsrituale und des Umgangs mit dem Tod in verschiedenen Kulturen und Zeiten.
Merkmale der Grabhügelsitte:
- Künstliche Aufschüttung: Die künstlich aufgeschütteten Grabhügel bestehen aus Erde und Steinen, die über einer oder mehreren Grabkammern errichtet wurden.
- Vielfältige Größen: die Größe der Hügel variiert von kleinen Erhebungen bis hin zu großen Monumenten.
- Bestattungsformen: Innerhalb der Hügel können sich Körperbestattungen, Urnengräber oder ausgestreuter Leichenbrand befinden.
- Grabkammern und Einbauten: Einige Hügelgräber weisen konzentrische Kreise, Steinkisten oder andere Einbauten auf.
- Verbreitung: Die Grabhügelsitte ist in vielen Teilen Europas und auch auf anderen Kontinenten nachgewiesen.
- Ende der Sitte: Die Grabhügelsitte endete in Mitteleuropa meist mit der Christianisierung, kann aber in manchen Regionen noch bis ins Mittelalter nachweisbar sein. Die Grabhügelsitte endete in Nordeuropa erst mit der Christianisierung der Wikinger etwa 1050 n. Chr. und in Osteuropa mit der Christianisierung des Baltikums.
Rezeption
Im Fürst-Pückler-Park ...
Bedeutung der Grabhügelsitte:
- Kulturelle Praxis: Sie spiegelt die Bestattungsriten und Glaubensvorstellungen vergangener Kulturen wider.
- Bestattungsort: Hügelgräber dienten als Grabstätten für Einzelpersonen oder Gruppen.
- Archäologische Quelle: Grabhügel bieten wertvolle Einblicke in die Lebensweise und die Bestattungspraktiken der Menschen in der Vergangenheit.
Beispiele:
- Hügelgräber der Bronzezeit
In Mitteleuropa sind Hügelgräber der Bronzezeit weit verbreitet und oft mit besonderen Bestattungen verbunden.
- Norisch-pannonische Hügelgräber
In den römischen Provinzen Noricum und Pannonia sind Hügelgräber aus der römischen Kaiserzeit bekannt.
- Mounds
In Nordamerika werden künstliche Hügel, die von verschiedenen Indianerkulturen als Kult- und Bestattungsbauten errichtet wurden, als Mounds bezeichnet.
Nordeuropa
Mitteleuropa
Mitteleuropäische Urgeschichte
Das Aufkommen der Grabhügelsitte in der Jungsteinzeit zieht sich durch die gesamte Urgeschichte Mitteleuropas bis zu den frühgeschichtlichen Grabhügeln der Kelten und Germanen. Noch in der Merowingerzeit lassen sich Bestattungen an jungsteinzeitlichen Grabhügeln nachweisen. Die europäische Grabhügelsitte endet erst mit der Wikingerzeit bzw. der Christianisierung der Wikinger Nordeuropas.
Jungsteinzeit
In den Altsiedelgebieten Mitteleuropas prägten die Grabhügel der schnurkeramischen Kultur aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. die Kulturräume des 2. Jahrtausends. In der mitteleuropäischen Frühbronzezeit wurden kupfersteinzeitliche Hügel augenscheinlich als Grabdenkmäler wahrgenommen und dienten immer wieder als räumliche Bezugspunkte für Gräber und Nekropolen (Helmsdorf, Franzhausen I).[2] Im Kulturraum Süddeutschlands ist die Körpergrabsitte ein Erbe der kupfersteinzeitlichen Becherkulturen. Die Frühbronzezeit war geprägt von Hockerbestattungen in Flachgräbern (Flachgräberzeit), die je nach Region mehr oder weniger streng regelhafte Ausrichtungen der Bestattungen tradierten.[3]
Bronzezeit
Die Aunjetitzer „Fürstenhügelgräber“ im mitteldeutschen Raum aus dem 20.–19. Jahrhundert v. Chr.[4] mit ihren Elitegräbern in hölzernen Kammern, unter mächtigen Steinpackungen und monumentalen Grabhügeln[5] waren wohl die Vorbilder für das Wiederaufleben der Grabhügelsitte mit Beginn der mittleren Bronzezeit.[6]
Dieser Niedergang der früh- und mittelbronzezeitlichen Grabhügelsitte geht einher mit dem Wandel der Bestattungspraxis von der Hügelgräberkultur mit Körperbestattungen in Hügeln zur Urnenfelderkultur mit Brandbestattungen in Flachgräberfeldern. Dieser umfassende Wandel der Bestattungspraxis zum Anlegen von Flachgräbern markiert den Übergang von der Mittel- zur Spätbronzezeit.[7]
In Süddeutschland dagegen wurde mit dem Übergang zur Mittelbronzezeit an der Körpergrabsitte festgehalten; der Wandel im Bestattungsbrauchtum betrifft dabei den Wechsel von der Hockerbestattung zur Körperbestattung in gestreckter Rückenlage und das regelhafte Aufkommen von Grabhügeln. Die Hintergründe für diesen Kulturwandel müssen als noch nicht hinreichend geklärt gelten.[8]
Eisenzeit
Mitteleuropäische Frühgeschichte
Merowingerzeit
Die Anfänge der merowingerzeitlichen Grabhügelsitte finden sich bei Königsgräbern der 2. Hälfte des 5. Jh. wie etwa dem Žuráň bei Brünn oder dem Childerichgrab.[9]
Osteuropa
Die Grabhügelsitte in Südosteuropa
Die Sitte der Grabhügelbestattung, die in der Periode des Überganges zur frühen Bronzezeit (im Sinne der von den rumä.
Anmerkungen
- ↑ Vgl. Ulrich Fischer: Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet. Studien über neolithische und frühbronzezeitliche Grab- und Bestattungsformen in Sachsen-Thüringen (= Vorgeschichtliche Forschungen. Band 15). De Gruyter, Berlin 1956 (kostenpflichtiges Digitalisat), S. 192—195. (= Grabtiefen und Grabhügel.)
- ↑ 3
- ↑ 2
- ↑ (Bz A2)
- ↑ 4
- ↑ Vgl.Frank Falkenstein: Zum Wandel der Bestattungssitten von der Hügelgräber- zur Urnenfelderkultur in Süddeutschland.
- ↑ 1
- ↑ Vgl.Frank Falkenstein: Zum Wandel der Bestattungssitten von der Hügelgräber- zur Urnenfelderkultur in Süddeutschland.
- ↑ Stork, Jenseits 425 mit Anm. 31-32.
Literatur
- Mario Becker: Einführung von neuen Begräbnissitten: Neue Bevölkerungsströmung oder eine autochthone, romanisierte Bevölkerung? Problemdarstellung am Beispiel der Tumulussitte. In: Römerzeitliche Gräber als Quellen zu Religion, Bevölkerungsstruktur und Sozialgeschichte. Internationale Fachkonferenz, Mainz 18.-20. Februar 1991. Mainz 1993, S. 361−370.
- Frank Falkenstein: Zum Wandel der Bestattungssitten von der Hügelgräber- zur Urnenfelderkultur in Süddeutschland.
- Draga Garašanin: Die Grabhügelsitte in Südosteuropa. 1988 (Digitalisat).
- Sabine Hornung: Gedanken zu den kaiserzeitlichen Grabhügeln der Nordwestprovinzen.