ČSD-Baureihe E 479.0 und Landnahme (Roman): Unterschied zwischen den Seiten
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Der [[Roman]] '''Landnahme''' wurde von [[Christoph Hein]] verfasst und im Jahr [[2004]] durch den [[Suhrkamp]] Verlag veröffentlicht. |
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|Baureihe=ČSD Baureihe E 479.0<br />ČD Baureihe 130 |
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|Abbildung=CzechLocomotive130.jpg |
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|Name=Baureihe 130 |
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|Anzahl=40 |
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|Nummerierung=ČSD E 479.0001–0040<br />ČD 130.001–040 |
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|Hersteller=[[Škoda (Maschinenbau)|Škoda]] |
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|Baujahre=1977 |
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|Achsformel=Bo'Bo' |
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|Dienstmasse=84,8 t |
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|Radsatzfahrmasse=21,2 t |
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|LängeÜberPuffer=17.210 mm |
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|Höchstgeschwindigkeit=100 km/h |
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|Stromsystem=3 kV DC |
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|AnzahlFahrmotoren=4 |
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|Antrieb=[[Tatzlager]] |
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|Stundenleistung=4×585 kW = 2.340 kW |
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|Dauerleistung=4×510 kW = 2.040 kW |
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|Anfahrzugkraft=228 kN |
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|Bremsen=[[DAKO]] |
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Die '''ČSD Baureihe E 479.0''' (ab 1988: '''Baureihe 130''') ist eine elektrische Lokomotive der einstigen [[ČSD|Tschechoslowakischen Staatsbahn]] (ČSD) für das 3kV-Gleichstromsystem. |
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[[Christoph Hein | Hein]] erzählt in diesem Roman die Lebensgeschichte des Umsiedlers Bernhard Haber aus fünf unterschiedlichen Blickwinkeln (multiperspektiv bzw. polyphon) anhand fünf verschiedener Ich- Erzähler, die jeweils eigene sprachliche und charakterliche Authentizität beanspruchen sowie verschiedene Lebensentwürfe darstellen. Zeitlich und geschichtlich erstreckt sich der Roman dabei von einer Zeit kurz nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bis in die Zeit nach der [[deutsche Wiedervereinigung | deutschen Wiedervereinigung]]. |
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== Entwicklung == |
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Die 40 Lokomotiven für die ČSD wurden im Jahre 1977 von [[Škoda (Maschinenbau)|Škoda]] in [[Plzeň]] gefertigt. Weitere 14 Lokomotiven erhielt das Bergbauunternehmen [[Doly Nástup Tušimice]] als Werkbahnlokomotiven. |
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Die Lokomotiven stellen die letzte Baureihe der ersten Generation elektrischer Lokomotiven von Škoda dar. Als solche besitzen sie noch die für Gleichstromlokomotiven bislang übliche [[Serien-Parallelschaltung]] zur Zugkraft- und Geschwindigkeitsregelung. Als Neuerung erhielten die Lokomotiven jedoch moderne [[Einholmstromabnehmer]] und ein Diagnosesystem. |
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Zusammenfassend ergibt sich die Geschichte eines nach dem zweiten Weltkrieg umgesiedelten Bernhard Haber, der entgegen aller Tücken und Barrieren, welche die neue Heimat, die ostdeutsche Kleinstadt Guldenberg, bietet, die Integration in die Gemeinde erfolgreich meistert. |
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Denn trotz der Feindseligkeiten der Gesellschaft gegenüber den Neuankömmlingen aus dem Osten (Schlesien), dem Tod des geliebten Hundes Tinz, dem vermeintlichen Selbstmord des Vaters, welcher sich später als Mord durch einen Guldenberger Bürger herausstellen wird, und anderer Unannehmlichkeiten, schafft Haber es trotz oder gerade wegen seines Starrsinnes einer der einflussreichsten Bürger der Stadt zu werden. |
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Alle Lokomotiven sind bei der [[ČD]] bzw. [[Doly Nástup Tušimice]] noch im Einsatz. |
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== Die fünf Erzähler == |
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* [[Liste der Lokomotiv- und Triebwagenbaureihen der ČSD]] |
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* [[Liste der Lokomotiv- und Triebwagenbaureihen der ČD]] |
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* '''Thomas Nicolas''' (Anlehnung an 'Der Beschützer') |
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Thomas Nicolas stellt in dem Roman einen Schulkamerad Bernhard Habers dar und schildert einen wesentlichen Teil aus Bernhards Schulzeit. So beschreibt er die Ankunft der Familie Haber, die Einführung Bernhards in der Schule sowie die Existenzgründung der Familie, die durch mehrere Unannehmlichkeiten wie den Brand der vom Vater Bernhards gegründeten Schreinerei, gestört bzw. gänzlich verhindert wird. Besonders deutlich wird in diesem Abschnitt der Umgang mit den Vertriebenen in der Kleinstadt Guldenberg dargestellt. |
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* [http://elektricke.atlaslokomotiv.cz/130/index.html Beschreibung der Baureihe E 479.0] (tschechisch) |
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Die Erzählungen Thomas Nicolas sind recht nüchtern und auch wenn er am Anfang seiner Erzählung Bernhard eher ablehnend gegenübersteht, ist er doch zum Ende seiner Erzählung um den Kontakt zu Bernhard bemüht. |
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[[Kategorie:Triebfahrzeug (Tschechien)|E 479.0]] |
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[[pl:Seria 130 ČD]] |
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* '''Marion Demutz''' (Anlehnung an 'Die Demütige) |
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Mario Demutz ist die erste Freundin des Protagonisten Bernhard Habers. Neben einigen politischen Hintergründen beschreibt sie das Beziehungsbild des Protagonisten Bernhard Habers sowie dessen politischen Aktionen, die sich im Laufe des Romans als Rache an der Gemeinde Guldenberg herausstellen werden. |
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Sie selber stellt in dem Roman einen eher naiven Charakter dar, der sehr auf das Äussere und die Anerkennung durch ihre Mitmenschen bedacht ist. So lügt sie sich oftmals selber etwas vor und ist eher an materiellen Dingen orientiert. |
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* '''Peter Koller''' |
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Dem Erzähler Peter Koller hat Christoph Hein wohl bedacht den mittleren und vor allem auch den längsten Teil der Erzählungen gewidmet. |
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Ausgehend von der gemeinsamen Schulzeit mit Bernhard Haber beschreibt Peter Koller die Geschichten windiger Geschäfte, die Bernhard nach der Schulzeit ausübt. Peter selber versucht sich an diesen Geschäften zu beteiligen, ist dabei allerdings glücklos und landet nach dem versuchten Menschenschmuggel einiger Flüchtlinge aus der [[DDR]] im Gefängnis. |
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Peter stellt in diesem Roman den menschlichen, teilweise schon naiv anmutenden Erzähler dar, der stets bemüht ist materiell und sozial abgesichert zu sein. Schlussletztendlich zeigt sich an dieser Figur welche Fehler es mit sich bringen kann, wenn man zu viel Menschlichkeit zulässt. |
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* '''Katharina Hollenbach''' (Anlehnung an 'aufbrausend') |
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Katharina Hollenbach ist die Schwägerin Bernhards und somit die Schwester von Bernhards späterer Frau Rieke. Sie beschreibt die Entwicklung der Beziehung zwischen Ihrer Schwester Rieke und Bernhard, wobei sie es selber es sich nicht nehmen lässt Bernhard zu verführen um ihn damit später zu erpressen. |
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Somit stellt Katharina einen erpresserischen, scheinheiligen Charakter dar, der teilweise neidisch auf den familiären und materiellen Wohlstand ihrer Schwester reagiert. |
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* '''Sigurd Kitzerow''' (Anlehnung an 'siegend') |
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Der Geschäftspartner und Freund (wobei die Rolle des Freundes nicht gänzlich erfüllt wird) Sigurd Kitzerow beschreibt das 'startup' Bernhard Habers und die geschäftliche und somit materielle Entwicklung Bernhard Habers von der er zum Ende seiner Erzählung selber abhängig ist. Jedoch kommt Sigurd eine Schlüsselrolle zu, da er Bernhard in den 'Kegelclub' der Gemeinde verhilft, der in Wirklichkeit ein kleines Wirtschaftskartell der Selbständigen des Ortes darstellt und somit für Bernhards geschäftliches Gelingen unabdingbar ist. |
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Sigurd Kitzerow stellt einen relativ neutralen Erzähler dar, der als Machertyp und Stratege wesentlichen Einfluss auf Bernhard hat. |
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== Interpretationsansätze == |
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Stellt der Roman selber zu genüge die Schwierigkeiten der Integration in die Gesellschaft dar, so ist auch hier ein Interpretationsansatz vorhanden: Die Problematik des Einzelnen mit der Gesellschaft sowie der Umgang des Einzelnen bzw. von Gruppen mit 'dem Fremden' bieten hier gute Möglichkeiten zur Interpretation. Die Rahmenerzählung des Karnevals kann als Parodie zur deutschen Wiedervereinigung begriffen werden, ist jedoch nur an wenigen Stellen so zu belegen. |
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Weiterhin zeigt sich in diesem Roman die von Christoph Hein als 'fünfte Grundrechenart' benannte Operation: Zuerst wird der Schlussstrich gezogen und das erforderliche und gewünschte Ergebnis darunter geschrieben. Das gibt dann einen festen Halt für die waghalsigen Operationen, die anschließend und über dem Schlussstrich erfolgen. |
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[[Kategorie: Literarisches Werk]] |
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[[Kategorie: Roman, Epik]] |
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[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)]] |
Version vom 26. Dezember 2006, 22:45 Uhr
Der Roman Landnahme wurde von Christoph Hein verfasst und im Jahr 2004 durch den Suhrkamp Verlag veröffentlicht.
Hein erzählt in diesem Roman die Lebensgeschichte des Umsiedlers Bernhard Haber aus fünf unterschiedlichen Blickwinkeln (multiperspektiv bzw. polyphon) anhand fünf verschiedener Ich- Erzähler, die jeweils eigene sprachliche und charakterliche Authentizität beanspruchen sowie verschiedene Lebensentwürfe darstellen. Zeitlich und geschichtlich erstreckt sich der Roman dabei von einer Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung.
Inhalt
Zusammenfassend ergibt sich die Geschichte eines nach dem zweiten Weltkrieg umgesiedelten Bernhard Haber, der entgegen aller Tücken und Barrieren, welche die neue Heimat, die ostdeutsche Kleinstadt Guldenberg, bietet, die Integration in die Gemeinde erfolgreich meistert.
Denn trotz der Feindseligkeiten der Gesellschaft gegenüber den Neuankömmlingen aus dem Osten (Schlesien), dem Tod des geliebten Hundes Tinz, dem vermeintlichen Selbstmord des Vaters, welcher sich später als Mord durch einen Guldenberger Bürger herausstellen wird, und anderer Unannehmlichkeiten, schafft Haber es trotz oder gerade wegen seines Starrsinnes einer der einflussreichsten Bürger der Stadt zu werden.
Die fünf Erzähler
- Thomas Nicolas (Anlehnung an 'Der Beschützer')
Thomas Nicolas stellt in dem Roman einen Schulkamerad Bernhard Habers dar und schildert einen wesentlichen Teil aus Bernhards Schulzeit. So beschreibt er die Ankunft der Familie Haber, die Einführung Bernhards in der Schule sowie die Existenzgründung der Familie, die durch mehrere Unannehmlichkeiten wie den Brand der vom Vater Bernhards gegründeten Schreinerei, gestört bzw. gänzlich verhindert wird. Besonders deutlich wird in diesem Abschnitt der Umgang mit den Vertriebenen in der Kleinstadt Guldenberg dargestellt.
Die Erzählungen Thomas Nicolas sind recht nüchtern und auch wenn er am Anfang seiner Erzählung Bernhard eher ablehnend gegenübersteht, ist er doch zum Ende seiner Erzählung um den Kontakt zu Bernhard bemüht.
- Marion Demutz (Anlehnung an 'Die Demütige)
Mario Demutz ist die erste Freundin des Protagonisten Bernhard Habers. Neben einigen politischen Hintergründen beschreibt sie das Beziehungsbild des Protagonisten Bernhard Habers sowie dessen politischen Aktionen, die sich im Laufe des Romans als Rache an der Gemeinde Guldenberg herausstellen werden.
Sie selber stellt in dem Roman einen eher naiven Charakter dar, der sehr auf das Äussere und die Anerkennung durch ihre Mitmenschen bedacht ist. So lügt sie sich oftmals selber etwas vor und ist eher an materiellen Dingen orientiert.
- Peter Koller
Dem Erzähler Peter Koller hat Christoph Hein wohl bedacht den mittleren und vor allem auch den längsten Teil der Erzählungen gewidmet.
Ausgehend von der gemeinsamen Schulzeit mit Bernhard Haber beschreibt Peter Koller die Geschichten windiger Geschäfte, die Bernhard nach der Schulzeit ausübt. Peter selber versucht sich an diesen Geschäften zu beteiligen, ist dabei allerdings glücklos und landet nach dem versuchten Menschenschmuggel einiger Flüchtlinge aus der DDR im Gefängnis.
Peter stellt in diesem Roman den menschlichen, teilweise schon naiv anmutenden Erzähler dar, der stets bemüht ist materiell und sozial abgesichert zu sein. Schlussletztendlich zeigt sich an dieser Figur welche Fehler es mit sich bringen kann, wenn man zu viel Menschlichkeit zulässt.
- Katharina Hollenbach (Anlehnung an 'aufbrausend')
Katharina Hollenbach ist die Schwägerin Bernhards und somit die Schwester von Bernhards späterer Frau Rieke. Sie beschreibt die Entwicklung der Beziehung zwischen Ihrer Schwester Rieke und Bernhard, wobei sie es selber es sich nicht nehmen lässt Bernhard zu verführen um ihn damit später zu erpressen.
Somit stellt Katharina einen erpresserischen, scheinheiligen Charakter dar, der teilweise neidisch auf den familiären und materiellen Wohlstand ihrer Schwester reagiert.
- Sigurd Kitzerow (Anlehnung an 'siegend')
Der Geschäftspartner und Freund (wobei die Rolle des Freundes nicht gänzlich erfüllt wird) Sigurd Kitzerow beschreibt das 'startup' Bernhard Habers und die geschäftliche und somit materielle Entwicklung Bernhard Habers von der er zum Ende seiner Erzählung selber abhängig ist. Jedoch kommt Sigurd eine Schlüsselrolle zu, da er Bernhard in den 'Kegelclub' der Gemeinde verhilft, der in Wirklichkeit ein kleines Wirtschaftskartell der Selbständigen des Ortes darstellt und somit für Bernhards geschäftliches Gelingen unabdingbar ist.
Sigurd Kitzerow stellt einen relativ neutralen Erzähler dar, der als Machertyp und Stratege wesentlichen Einfluss auf Bernhard hat.
Interpretationsansätze
Stellt der Roman selber zu genüge die Schwierigkeiten der Integration in die Gesellschaft dar, so ist auch hier ein Interpretationsansatz vorhanden: Die Problematik des Einzelnen mit der Gesellschaft sowie der Umgang des Einzelnen bzw. von Gruppen mit 'dem Fremden' bieten hier gute Möglichkeiten zur Interpretation. Die Rahmenerzählung des Karnevals kann als Parodie zur deutschen Wiedervereinigung begriffen werden, ist jedoch nur an wenigen Stellen so zu belegen.
Weiterhin zeigt sich in diesem Roman die von Christoph Hein als 'fünfte Grundrechenart' benannte Operation: Zuerst wird der Schlussstrich gezogen und das erforderliche und gewünschte Ergebnis darunter geschrieben. Das gibt dann einen festen Halt für die waghalsigen Operationen, die anschließend und über dem Schlussstrich erfolgen.