Edewecht und Erdbebensicheres Bauen: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Horyu-ji National Treasure World heritage 国宝・世界遺産法隆寺27.JPG|mini|Die Stockwerke von [[Pagode]]n, wie die Pagode von [[Hōryū-ji]], schwingen bei Erdbeben, so dass ein Einsturz meist verhindert werden kann<ref name="UWI">[https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Bauten/Tempel/Pagoden ''Japanische Pagoden''.] [[Universität Wien]]; abgerufen am 20. Februar 2022</ref>]] |
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{{Infobox Gemeinde in Deutschland |
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'''Erdbebensicheres Bauen''' bezeichnet die gesamten Bemühungen, [[Bauwerk]]e so auszulegen, auszustatten oder nachzurüsten, dass sie [[Erdbeben]] bis zu einer gewissen [[Erdbebenstärke|Stärke]] überstehen. Dabei unterscheidet man zwei Ansätze. |
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|Wappen = DEU Edewecht COA.svg |
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* '''Erdbebengerechtes Bauen''' mit dem Schutzziel, in großen Erdbeben die [[Fluchtweg]]e offen zu halten |
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|Breitengrad = 53.12817 |
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** [[Duktilität|Duktiles]] Tragwerkverhalten per [[Sollbruchstelle]]n bei Überbelastung |
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|Längengrad = 7.98431 |
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** Ungeschützte Einbauten |
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|Lageplan = Edewecht in WST.svg |
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* '''Erdbebensicheres Bauen''' mit dem Schutzziel der Ausfallsicherheit |
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|Bundesland = Niedersachsen |
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** Elastisches Tragwerkverhalten per Erdbebenisolation |
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|Landkreis = Ammerland |
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** Zerstörungsfreies Reaktionsverhalten der Einbauten |
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|Höhe = 10 |
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|PLZ = 26188 |
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|Vorwahl = 04405, [[Friedrichsfehn|04486]] |
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|Gemeindeschlüssel = 03451004 |
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|LOCODE = DE EDT |
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|Gliederung = 15 [[Ortsteil]]e |
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|Straße = Rathausstraße 7 |
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|Website = [http://www.edewecht.de/ www.edewecht.de] |
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|Bürgermeister = Petra Knetemann |
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|Bürgermeistertitel = Bürgermeisterin |
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|Partei = parteilos |
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<!-- wird automatisch ausgefüllt:|Einwohner=22569 |
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|ZENSUS=<small>(''30. Juni 2017'')</small>}}<ref>{{Internetquelle|url=http://www.edewecht.de/die-gemeinde/zahlen-daten-fakten/einwohnerzahlen.php|titel=Gemeinde Edewecht|abruf=2017-10-08}}</ref> -->}} |
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== Normung == |
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'''Edewecht''' ([[Niederdeutsche Sprache|plattdeutsch]] ''Erwech'', historisch ''Adewacht'') ist eine [[Gemeinde (Deutschland)|Gemeinde]] im [[Landkreis Ammerland]] in [[Niedersachsen]] ([[Deutschland]]). |
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Als [[Bemessung (Ingenieurwesen)|Bemessungsregeln]] gelten europaweit seit ihrem Erscheinen die [[Eurocode]]s (EC). Die ''Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben'' ist in der Normenreihe des [[Eurocode 8]] (EC 8) ([[Europäische Norm]] EN 1998-1 bis 6) geregelt. Die von Land zu Land unterschiedlichen Randbedingungen, z. B. die zu erwartenden Erdbebenintensitäten und [[Spitzenbodenbeschleunigung|Bodenbeschleunigungen]], werden in den jeweiligen nationalen Anwenderdokumenten festgehalten. |
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{{Infobox Norm |
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== Geographie == |
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|Typ = EN |
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=== Geographische Lage === |
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|Nummer = 1998 |
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Der Hauptort liegt 18 km westlich der Stadt Oldenburg. Westlichster Punkt der Gemeinde ist Lohorst, der östlichste Punkt liegt im [[Wildenloh]], der nördlichste Punkt im [[Fintlandsmoor]] und der südlichste Punkt in Hohendamm. |
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|Bereich = Bauwesen |
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|Titel = Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben |
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|Beschreibung = |
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|Teile = Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwirkungen und Regeln für Hochbauten<br />Teil 2: Brücken<br />Teil 3: Beurteilung und Ertüchtigung von Gebäuden<br />Teil 4: Silos, Tankbauwerke und Rohrleitungen<br />Teil 5: Gründungen, Stützbauwerke und geotechnische Aspekte<br />Türme, Maste und Schornsteine |
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|Erstveröffentlichung = |
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|Stand = Teil 1:2004+ AC:2009<br />Teil 2:2005 + A1:2009 + A2:2011 + AC:2010<br />Teil 3: 2005 + AC:2010<br />Teil 4: 2006<br />Teil 5: 2004<br />Teil 6:2005 |
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|Berichtigung Titel = |
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|Berichtigung = |
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|Zurückziehdatum = |
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|ICS = 91.010.30, 91.080.13, 93.040 |
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|Übernahme von = |
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|nationale Übernahmen = DIN EN 1998<br />ÖNORM EN 1998<br />SN EN 1998 |
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|ersetzt = DIN 4149 |
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|Normverweis = |
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}} |
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{{Infobox Norm |
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=== Fließgewässer === |
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|Typ = DIN |
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Fließgewässer sind die vom [[Zwischenahner Meer]] kommende [[Aue (Zwischenahner Meer)|Aue]] sowie die aus Süden kommende [[Vehne]], die bei der Ortschaft Osterscheps in die Aue mündet. Ein kleinerer, für die Edewechter Ortsentwässerung wichtiger [[Vorfluter]] ist die ''Espergöhler Bäke'', die von Portsloge kommend in Edewecht in die Aue mündet. Sie ist der einzige im Gemeindegebiet entspringende [[Geest]]bach und im Oberlauf in Portsloge noch relativ naturnah, im Ortsbereich Edewecht begradigt und technisch ausgebaut. <br> |
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|Nummer = 4149 |
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Durch die Aue entwässert die Gemeinde natürlicherweise in südwestlicher Richtung über die [[Jümme (Fluss)|Jümme]] und [[Leda (Fluss)|Leda]] zur [[Ems]]. Mitte des 20. Jahrhunderts beendete der Bau des [[Ledasperrwerk|Leda-Sperrwerkes]] die bis dahin üblichen winterlichen Überflutungen der Aue- und Vehneniederung, die bis an die Ortsränder von Osterscheps, Edewecht und Jeddeloh heranreichten. Für die [[Gewässerunterhaltung]] ist die Ammerländer Wasseracht,<ref>[http://www.ammerlaender-wasseracht.de/ ''Homepage Ammerländer Wasseracht'']</ref> mit Sitz in [[Westerstede]] verantwortlich. Im Gemeindegebiet liegen die [[Fischereirecht]]e an der Vehne sowie an der Aue bis Osterscheps beim Fischereiverein Edewecht e. V.<ref>[https://fischereiverein-edewecht.de/ ''Homepage Fischeiverein Edewecht'']</ref> die Aue unterhalb Osterscheps wird vom Fischereiverein Scheps e. V. von 1931<ref>[http://www.fischereiverein-scheps.de/ ''Homepage Fischeiverein Scheps e. V. von 1931'']</ref> betreut. Der Gemeindeabschnitt des Küstenkanals wird von beiden Fischereivereinen gemeinsam genutzt. |
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|Bereich = Bauwesen |
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|Titel = Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten |
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|Beschreibung = |
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|Teile = |
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|Erstveröffentlichung = |
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|Stand = 2005-04 (zurückgezogen, aber baurechtlich anzuwenden) |
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|Berichtigung Titel = |
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|Berichtigung = |
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|Zurückziehdatum = 2010-11 |
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|ICS = 91.120.25 |
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|Übernahme von = |
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|nationale Übernahmen = |
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|ersetzt = |
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|Normverweis = |
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}} |
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[[Datei:Erdbebenzonen.png|mini|Erdbebenzonen nach Eurocode 8, Teil 1, Nationales Anwenderdokument für Deutschland.]] |
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=== Ausdehnung des Gemeindegebiets und Landschaftsformen === |
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Edewecht ist mit einer Fläche von 11.340 ha die viertgrößte und zugleich südlichste Gemeinde des Ammerlandes. Das Gemeindegebiet erstreckt sich 20 km auf der West-Ost-Achse und 12 km in Nord-Süd-Richtung. |
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<!-- Die vier Überschriften oben fasse ich in diesem Absatz zusammen, auch wenn „Geographie“ nur halb passt --> |
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Die Geländehöhen liegen im westlichen Gemeindegebiet bei 3,5 m NN (Aueniederung) und steigen nach Osten auf 18 m NN ([[Wildenloh]]). Die Landschaft ist geprägt vom Wechsel der [[Geest]]rücken der [[Ostfriesisch-Oldenburgische Geest|oldenburgisch-ostfriesischen Grundmoräne]] mit den ehemaligen [[Regenmoor|Hochmooren]]. Naturräumlich gehören der Westen und der Süden der Gemeinde (Bauerschaften Wittenberge, Süddorf, Husbäke, Jeddeloh I und II) zur moorreichen „Hunte-Leda-Moorniederung“, wohingegen die alten Ortschaften Edewecht und Scheps der höher gelegenen „Oldenburgen Geest“ (Untereinheit „Edewechter Geest“) zugeordnet sind. Im Gemeindegebiet bestehen vier Geesthügel, auf denen [[Eschflur|Esche]] geschaffen wurden. Darunter gilt der Edewechter Esch mit einer Fläche von etwa 100 ha als der größte und längste des Ammerlands. In den Randlagen dieser höhergelegenen, trockeneren Esche begann in vorgeschichtlicher Zeit die locker gestreute Besiedelung. Diese alten Dorfkerne befinden sich in Westerscheps, Osterscheps, Edewecht und Jeddeloh I. Mit der Eingemeindung [[Friedrichsfehn]]s (1934) kamen zu diesen ursprünglichen Eschflächen noch die zwei Geesthügel des Großen und kleinen Wildenlohs dazu. |
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[[Datei:Municipal Services Building-1.jpg|mini|Dämpfende Gummilager unter dem Träger eines öffentlichen Gebäudes in Glendale, Kalifornien]] |
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Heute wird die kleinräumig durch offene Wiesen, [[Wallhecke]]n und Waldflächen strukturierte Landschaft in der Tourismuswerbung mit dem Begriff ''[[Parklandschaft]] Ammerland'' plakativ beschrieben. |
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Für Deutschland gilt die übernommene Version des Eurocodes, DIN EN 1998 mit ihren 6 Teilen. |
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=== Naturschutzgebiete === |
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Im Gemeindegebiet sind von den ehemals ausgedehnten Hochmooren fünf Restflächen mit einer Gesamtfläche von rund 350 ha als [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebiet]] (NSG) ausgewiesen: |
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* [[Fintlandsmoor]] (NSG WE 88; 50 ha) |
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* [[Dänikhorster Moor]] (NSG WE 181; 20 ha) |
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* [[Moorkamp bei Süddorf|Moorkämpe Süddorf]] (NSG WE 199; 19 ha) |
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* [[Vehnemoor]] (NSG WE 270; Edewecht: 206 ha) |
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* [[Jeddeloher Moor]] (NSG WE 226; 50 ha) |
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Vorläufer war die [[DIN-Norm]] DIN 4149 „Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten“. Bis auf weiteres ist die bereits normativ zurückgezogene Norm DIN 4149:2005 baurechtlich anzuwenden, da der Eurocode 8 nicht in den [[Listen der Technischen Baubestimmungen|Listen der bauaufsichtlich eingeführten Technischen Baubestimmungen]] der Bundesländer steht. Dabei gelten in den einzelnen Bundesländern, je nachdem in welcher Erdbebenzone sich die Grundstücke befinden, unterschiedliche technische Bestimmungen.<ref>{{Webarchiv|url=https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/2_Presse_und_Service/Publikationen/Umwelt/Erdbebensicher_Bauen.pdf |wayback=20220220155816 |text=''Erdbebensicher Bauen. Hinweise für das Bauen in Erdbebengebieten Baden-Württembergs''. |archiv-bot=2024-12-04 23:42:13 InternetArchiveBot }} (PDF; 596 kB) [[Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg|Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg]]; abgerufen am 20. Februar 2022</ref> |
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Bei den NSG Fintlandsmoor, Dänikhorster Moor und Süddorfer Moorkämpe handelt es sich um Reste kleinräumig strukturierter, bäuerlicher [[Torfstich|Handtorfstiche]]. Diese entwässerten Bereiche haben sich durch natürliche Sukzession vielfach zu [[Moor-Birke|Moorbirken-Standorten]] entwickelt oder regenerieren sich nach Wiedervernässung als Lebensraum hochmoorgebundener Lebensgemeinschaften. In den unter Schutz gestellten Flächen des industriell abgetorften Vehnemoors leiten aktuell erste Vernässungsflächen eine großflächige Renaturierung ein. Langfristig soll hier über die verschiedenen Renaturierungsstadien der ehemalige Hochmoorcharakter wieder hergestellt werden.<ref>[http://www.ammerland.de/ammerland%20nsg.php/ Homepage Landkreis Ammerland]</ref> |
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Wichtiger Bestandteil der deutschen Ausgabe des Eurocodes ist ein nationales Anwenderdokument. Der Bemessung liegt eine darin enthaltene [[Erdbebenzone]]nkarte zugrunde, die auch schon in der DIN 4149 enthalten war. Die in der Karte festgelegten Zonen richten sich nach dem 475-jährlichen Erdbeben, ein Erdbeben mit einer bestimmten Stärke, die in 50 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 % überschritten wird. |
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=== Gemeindegliederung === |
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Die Gemeinde besteht aus 15 [[Bauerschaft]]en. ''Nord Edewecht I'' und ''Nord Edewecht II'' bilden als Ortszentrum ein geschlossenes Siedlungsgebiet. Dort befinden sich die Gemeindeverwaltung und die Kirche. Mit 6331 Personen wohnen etwa 30 % der Gemeindebevölkerung im Ort Edewecht. |
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Der Großteil des Bundesgebietes gilt als nicht erdbebengefährdet, das heißt, das im statistischen Mittel einmal in 475 Jahren auftretende Erdbeben weist eine [[Intensität (Erdbeben)|Intensität]] ≤ 6 auf der [[Europäische Makroseismische Skala|Europäischen Makroseismischen Skala]] (EMS) auf. Die am stärksten gefährdeten Gebiete der ''Zone 3'' (EMS-Intensität I ≥ 7,5) liegen um [[Basel]] und [[Aachen]] sowie in den [[Hohenzollernsche Lande|Hohenzollernschen Landen]]. Als an sich gefährdet (einschließlich ''Zone 0'') gelten große Gebiete beiderseits des [[Rhein]]s, Südwürttemberg, das [[Donau]]tal bis etwa zur [[Altmühl]]mündung sowie das [[Vogtland]] und seine weitere Umgebung bis etwa [[Leipzig]] und schließlich die [[Alpen]] und das nähere [[Alpenvorland]]. |
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Zweitgrößter Ort der Gemeinde ist mit etwa 4700 Einwohnern ''[[Friedrichsfehn]]''. Die Bauerschaften ''Husbäke'', ''[[Jeddeloh I]]'', ''[[Jeddeloh II]]'', ''Klein Scharrel'', ''Osterscheps'' und ''[[Portsloge]]'' haben jeweils unter 2000 Einwohner. Noch kleiner sind ''[[Kleefeld (Edewecht)|Kleefeld]]'', ''Süddorf'', ''Westerscheps'', ''Wittenberge'' und ''[[Wildenloh]]''. |
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Entscheidend für die konkrete Gefährdung am Standort ist darüber hinaus der dortige Untergrund. |
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(Stand der Einwohnerzahlen: 30. Juni 2015). |
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== Bauweise == |
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Als förderlich gelten Bauweisen, die bei horizontaler Belastung große Verformungen zulassen und nur mit Vorankündigung ([[Duktilität|duktil]], nicht spröde) versagen. Wird erdbebengerecht konstruiert und ausgeführt, können das u. a. sein: |
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Die Gemeinde Edewecht grenzt an drei Städte und fünf Gemeinden. Das sind die Ammerländer Kommunen [[Apen]], [[Westerstede]] und [[Bad Zwischenahn]], die kreisfreie Stadt [[Oldenburg (Oldenburg)|Oldenburg]], die Gemeinde [[Wardenburg]] des [[Landkreis Oldenburg|Landkreises Oldenburg]] und die Kommunen [[Bösel]], [[Friesoythe]] und [[Barßel]] des [[Landkreis Cloppenburg|Landkreises Cloppenburg]]. Die Aufzählung beginnt im Nordwesten und setzt sich im Uhrzeigersinn fort. |
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* Stahlbauten, |
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* Stahlbetonkonstruktionen in Ortbetonbauweise, |
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* Stahl–Stahlbeton–Verbundbauweise, |
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* [[Holzbau]]weise, |
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* [[Fachwerk]].<ref name="humboldt">{{cite web|url=http://www.humboldt-foundation.de/web/2667.html|title=Erdbebensichere Häuser für Entwicklungsländer|author=Hamid Isfahany und Georg Pegels|publisher=Alexander von Humboldt-Stiftung|accessdate=2009-08-08|archiveurl=https://web.archive.org/web/20100529182540/http://www.humboldt-foundation.de/web/2667.html|archivedate=2010-05-29|url-status=live|archivebot=2023-12-18 18:18:32 InternetArchiveBot}}</ref> |
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Zudem wirken folgende Konstruktionsprinzipien günstig auf den Widerstand gegen Erdbebenbelastung: |
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=== Klima === |
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* statisch [[Balkentheorie#Statische Bestimmtheit|überbestimmte]] Systeme, |
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Das Klima in Edewecht ist durch die Nähe zur [[Nordsee]] stark atlantisch geprägt mit moderat warmen Sommern und relativ milden Wintern. Klimadaten der nächstgelegenen Messstation des deutschen Wetterdienstes in Friesoythe-Altenoythe nennen für den Bezugszeitraum 1991–2020 ein langjähriges Temperaturmittel von 10,0 °C und eine durchschnittliche Regenmenge von 778 mm / Jahr. Allgemein sind Sommer und Herbst feuchter, Winter und Frühjahr dagegen etwas trockener (Maximum Juli: 84 mm; Minimum April: 42 mm).<ref>[http://www.dwd.de/bvbw/appmanager/bvbw/dwdwwwDesktop?_nfpb=true&_pageLabel=_dwdwww_klima_umwelt_klimadaten_deutschland&T82002gsbDocumentPath=Navigation%2FOeffentlichkeit%2FKlima__Umwelt%2FKlimadaten%2Fkldaten__kostenfrei%2Fkldat__D__mittelwerte__node.html%3F__nnn%3Dtrue Homepage DWD Friesoythe-Altenoythe]</ref> |
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* [[Redundanz (Technik)|redundante]] Bauteile, |
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* symmetrische Grundrisse der Gebäude (insbesondere rund), |
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* Anordnung vertikal durchlaufender, zentraler Mittelpfeiler,<ref name="UWI" /> |
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* horizontale Aussteifungen durch z. B. Schubwände, |
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* duktile Materialien und Verbindungen, |
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* möglichst bodennaher Schwerpunkt |
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* massearme leichte Bauweise |
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== Seismische Isolation == |
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=== Überblick === |
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Die [[Grundkräfte der Physik|Entkopplung]] von [[Bauwerk]]en von ihrem [[Baugrund|Untergrund]], um die Wirkung der [[Seismische Welle|Erdbebenwellen]] auf diese zu verringern, kann durch verschiedene Arten der [[Lager (Statik)|Lagerung]] erreicht werden. Das wesentliche Prinzip beruht dabei auf einer Erhöhung der [[Eigenschwingung|Eigen]][[Schwingungsdauer|schwingdauer]] des Bauwerks gemeinsam mit der Lagerung. Die auftretenden [[3D|dreidimensional]] einwirkenden [[Erdbeben]]<nowiki />kräfte werden durch eine Verschiebung im [[Antwortspektrum]] des Bauwerkes verringert. |
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[[Archäologie|Archäologisches Fundmaterial]] aus Osterscheps und Süddorf-Voßbarg belegt die Anwesenheit von Menschen seit der [[Altsteinzeit]]. In einer von einigen [[Findling]]en umgebenen Bodenerhöhung am [[Portsloge]]r Fischteich vermuten Archäologen ein zerstörtes Großsteingrab der jüngeren Steinzeit ([[#Volkssagen|sog. „Pastorengrab“]]). Wichtige Funde aus der [[Römische Kaiserzeit|römischen Kaiserzeit]] sind mehrere [[Moorleiche]]n wie der [[Mann aus Hogenseth]] (Fundjahr: 1920) sowie der [[Mann von Husbäke 1931|Mann von Husbäke von 1931]] und der [[Mann von Husbäke 1936]] (Todeszeitraum zwischen 75 und 215 n. Chr.),<ref>Ortsverein Süddorf (Hrsg.) (2020): ''Chronik der Bauerschaft Süddorf - Eine Chronik zum 100-jährigen Bestehen.''</ref> ein [[Vorgeschichtlicher Bohlenweg|Bohlenweg]] zwischen Edewecht und Jeddeloh I (datiert um Christi Geburt) und eine seltene römische Bronze[[kasserolle]]. |
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{{Siehe auch|Schwingungsisolierung}} |
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=== Elastomerlager === |
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Um 500 n. Chr. sind Bauern aus dem Stamm der [[Chauken]] im Ammerland und damit vermutlich auch in Edewecht sesshaft geworden. Im späten 7. Jahrhundert setzte die Besiedlung durch [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] ein. Nach dem [[Sachsenkriege Karls des Großen|Sieg]] [[Karl der Große|Karls des Großen]] über die Sachsen (785 n. Chr.) erfolgt die [[Christianisierung]] und die [[Zehnt]]pflicht wurde eingeführt. Gleichzeitig bildete die neue [[Graf]]schaftsverfassung die Grundlage fester Verwaltungsstrukturen [[Ammergau (Altsachsen)|(„pagus ammeri“)]]. Eine bedeutende Entdeckung aus dem 13./14. Jahrhundert ist eine knopfgroße, blauschillernde „[[Alsengemme]]“, als Glücksbringer vermutlich die Heiligen drei Könige darstellend (eine vergrößerte Nachbildung befindet sich heute vor der Süd-Edewechter „Alten Apotheke“).<ref name="ReferenceA">Dieter Zoller: ''Beiträge zur archäologischen Landesaufnahme für den Landkreis Ammerland Gemeinde Edewecht III.''</ref> |
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==== Große Vollgummilager ==== |
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Hochelastische zylindrische [[Elastomer]]lager wirken in alle Raumrichtungen isolierend und dämpfend. Sie sind bei entsprechender Auslegung zum Schutz gegen die größten Erdbeben geeignet (RSL: Räumlich schwimmende Lagerung). |
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==== Modifizierte Brückenlager ==== |
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=== Mittelalter bis Dreißigjähriger Krieg === |
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Diese wirken in horizontaler Richtung (2D; vertikal steif) isolierend und dämpfend. Sie sind bei großer Schubverformungsfähigkeit zum Schutz vor kleineren Erdbeben geeignet (HSL: Horizontal schwimmende Lagerung). |
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Der Ortsname ''Edewecht'' ist erstmals 1139 im Zusammenhang mit der Stiftung eines ''decimam adewacht'' (= der [[Zehnt]]e zu Edewecht) an das [[Bremer Dom]]- und St. Willhadistift fassbar. ''Adewacht'' bezieht sich vermutlich auf die durch Edewecht fließende ''Aue'', ''wacht'' ist in dieser Deutung mit ''Wachstelle, Zollstelle'' zu übersetzen ([[#Museen|s. u. „Tollhus up’n Wurnbarg“)]]. Die Orte Scheps (1260: „Scepesen“, 1390: „Schephusen“) und Jeddeloh („Yedelo“) werden erstmals im Bruchhauser Lehnsregister um 1260/’70 erwähnt. |
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=== Bleikernlager === |
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Siedlungskerne der Gemeinde waren die vier ackerbaulich nutzbaren [[Eschflur]]en auf den Geestrücken. Urkundlich sind im [[Kirchspiel]] Edewecht aus dieser frühen Periode insgesamt 27 Hofstellen erwähnt. Wester- und Osterscheps (13 Vollbauern) wurde als Haufendorf besiedelt, während Jeddeloh eine Einzelhofsiedlung von zwei Vollbauern darstellte. In Edewecht bildeten 12 Bauernhöfe westlich des langgestreckten Esches (heute etwa Verlauf der Landesstraße 831) ein [[Reihendorf]]. Diese Vollbauern („Hausleute“) bildeten über die folgenden Jahrhunderte die gesellschaftlich bestimmende „Bauerschaft“, die das Gemeinwesen auf genossenschaftlicher Basis selbstverwaltete. Grundlage der Selbstverwaltung waren die 16 Paragraphen des [[Bauerrecht von Edewecht|„Edewechter Bauerbriefs“]] (schriftlich um 1600), die vor allem die wirtschaftlich-sozialen Fragen der Dorfgemeinschaft regelten. Die Autonomie von Bauerschaft und Bauerbrief wurde von der [[Grafschaft Oldenburg|Landesherrschaft]] geduldet, soweit sie im Einklang mit deren Rechtsvorgaben standen. |
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Ein Gummilager enthält dabei zusätzlich einen Bleikern, der durch plastische Verformung dämpfend wirkt und Energie absorbiert. |
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=== Gleitlager === |
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Mit der vollständigen Besiedlung der Esche im 13. Jahrhundert war die erste Siedlungsperiode weitgehend abgeschlossen. In der folgenden Zeit wird in Nord-Edewecht 1305 mit einer Kapelle die Vorläuferin der heutigen [[St.-Nikolai-Kirche (Edewecht)|St.-Nikolai-Kirche]] erwähnt. |
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[[Gleitlager]] ermöglichen die horizontale Bewegung (2D) des Bauwerks auf dem Untergrund und werden meist in Kombination mit anderen Verfahren der Absorption und Dämpfung eingesetzt. |
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=== Gleitpendellager === |
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Ab 1400 gehen [[Lehnswesen|Lehnsrechte]] zunehmend auf das oldenburgische Herrscherhaus über und seitdem gehörte Edewecht zum Kerngebiet des [[Oldenburg (Land)|Oldenburger Landes]], das bis zu seiner Auflösung 1946 den übergeordneten historischen Rahmen Edewechter Lokalgeschichte bildete. |
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Diese Bauwerklager kombinieren verschiedene Verfahren und verwenden eine [[Konkave Fläche|konkave]] Gleitplatte. Sie wurden unter anderem beim [[Akropolismuseum]] angewendet.<ref name="faz">{{Internetquelle |autor=Georg Küffner |url=http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/bautechnik-fuesse-in-schalen-1282204.html |titel=Füße in Schalen |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] |datum=2005-10-11 |abruf=2014-12-14}}</ref> |
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Weiche Bauteile wie eine [[Lagerungskonzepte|schwimmende Lagerung]] oder die Aufhängung einer [[Hängebrücke]] sind weitere Möglichkeiten der Lagerung von Bauwerken zur Verringerung der Belastung aus Erdbeben. |
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Um ihre neue Macht zur Geltung zu bringen, siedelten die [[Grafschaft Oldenburg|oldenburgischen Grafen]] in der Folgezeit in Edewecht neben den etablierten Hausleuten auch einen [[Ministeriale|niederen Ritteradel]] auf sieben kleinen Gütern [[#Volkssagen|(„Ick slah de Eier in de Pann“)]] an. Westerscheps als Kreuzungspunkt des alten [[Militärstraße|Heerweges]] nach [[Apen]], eines Fahrwegs ins [[Niederstift Münster|münsterländische]] [[Harkebrügge]] und der schiffbaren Aue wurde militärisch befestigt. Zwei zeitlich getrennt angelegte Verteidigungsanlagen sollten das oldenburgische Ammerland vor feindlichen Einfällen schützen. Ab etwa 1500 sperrte ein [[Landwehr|Wall mit vorgelagerten Grabensystem]] am natürlichen Engpass zwischen [[Aue (Zwischenahner Meer)|Aueniederung]] und [[Fintlandsmoor]] den Weg nach Godensholt und damit Richtung [[Grafschaft Ostfriesland]]. Eine zweite, sternförmig angelegte [[Schanze (Festungsbau)|Schanze]] bewachte ab etwa 1440–1460 westlich der Oellienbrücke den Aueübergang ins [[Niederstift Münster|Münsterland]] und sicherte ebenfalls gegen ostfriesische Einfälle. Hier befand sich auch eine Zollstätte, die den Schiffs- und Wagenverkehr Richtung Münsterland kontrollierte [[#Museen|(''vgl. „Tollhus up’n Wurnbarg“'')]]. |
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=== Ablenken der Wellen === |
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Diese Schanze kam aber schnell ihrer Aufgabe nicht mehr nach, da bereits ab 1471 wegen Grenzstreitigkeiten an [[Aue (Zwischenahner Meer)|Aue]] und [[Vehne]] mehrfach kriegerische Einfälle aus dem benachbarten [[Niederstift Münster]] erfolgten. In diesen sog. „[[Münsterische Stiftsfehde|Münsterschen Fehden]]“ wurden Edewecht und auch umliegende Dörfer bis 1538 dreimal vollständig niedergebrannt. Nach Ende der Fehden sank die Bedeutung der gräflichen [[Ministeriale]]n, die allmählich in den Bauernstand übertraten. |
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Wissenschaftler an der [[Universität Marseille]] haben 2009 eine [[Simulation]] entwickelt, die nahelegt, dass [[Rayleigh-Welle]]n durch Ringe aus ausgewählten Materialien, die in [[konzentrisch]]en Kreisen um Gebäude herum verbaut werden, die Erdbebenwellen ableiten können und so die Gebäude im Zentrum der Anlage geschützt würden.<ref>{{cite web|url=http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1002128/|title=Tarnkappe gegen Erdbeben. Konzentrische Ringe sichern Gebäude|author=Suzanne Krause|accessdate=2009-08-08}}</ref> |
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Eine praktische Anwendung ist dafür aber nicht absehbar. |
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== Schwingungsverhalten und Schwingungstilger == |
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1450 raffte die [[Geschichte der Pest|Pest]] viele Einwohner dahin. Gleichzeitig belegen aber zu dieser Zeit mehrere [[Mühlenrecht|Mühlen]] einen ertragreichen [[Plaggendüngung|Ackerbau]]. So gestattete die „Bauerschaft“ ab Ende des 16. Jahrhunderts eine begrenzte Zusiedlung kleinbäuerlicher Höfe, sogenannte [[Kötter|Köter]]. Die [[Oldenburger Bauerbriefe|Beziehungen zwischen alteingesessenen Vollbauern und diesem neuen, minderberechtigten Mittelstand]] waren nicht ohne Spannungen und wurden explizit im Bauerbrief geregelt. Zu dieser galt der Ort Edewecht als das volkreichste Dorf des Ammerlandes. Um 1530 setzte in Edewecht mit Wirken des ersten [[Martin Luther|lutherisch]] predigenden Pastors die [[Reformation]] ein. Um 1568 wird erstmals der Schiffbau an der Edewechter [[Vehne]] urkundlich erwähnt. |
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Bei der Planung moderner Gebäude, orientiert man sich zunehmend an historischen Gebäudetypen, die sich als besonders erbebenresistent erwiesen haben. So zeigen [[Tō|Japanische Pagoden]] bei [[Erdbeben]] ein Schwingungsmuster (auch ''Schlangentanz'' genannt) um den zentralen Mittelpfeiler, durch das die Erschütterungen abgefedert werden, da sich jedes „Stockwerk“ in eine entgegengesetzte Richtung bewegt. Außerdem werden Schwingungen bei Pagoden und anderen traditionellen [[Holzbau]]ten dadurch abgebremst, dass die einzelnen Balken nicht genagelt, sondern in einander gesteckt und verkeilt sind, was zusätzliche Beweglichkeit ermöglicht.<ref name="UWI" /> |
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Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] konnte die Neutralitätspolitik [[Anton Günther (Oldenburg)|Graf Anton Günthers]] das durch seine Grenzlage gefährdete Edewecht aus Kriegshandlungen heraushalten, jedoch mussten Edewecht, Scheps und Jeddeloh 1627 und 1628 Einquartierungen kaiserlicher [[Söldner]] dulden. 1624 wurde Edewecht ein viertes Mal durch ein Großfeuer vernichtet. |
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[[Datei:Thyssenkrupp Testturm - Schwingungstilger1.jpg|mini|Schwingungstilger im [[TK-Elevator-Testturm]]]] |
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=== Dänen- und Franzosenzeit === |
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Von 1667 bis 1773 war Edewecht als Teil der [[Grafschaft Oldenburg]] [[Geschichte Dänemarks|dänisch]] verwaltet. Nach einem viertägigen [[Interregnum]] 1773, in dem auch Edewecht zum [[Russisches Kaiserreich|russischen Zarenreich]] gehörte, erlangte Oldenburg seine [[Vertrag von Zarskoje Selo|Souveränität]] wieder und wurde 1774 zum [[Herzogtum Oldenburg|Herzogtum]] erhoben. [[Reichsdeputationshauptschluss|1803]] erhielt Oldenburg für den Verzicht auf den [[Elsflether Weserzoll]] das angrenzende [[Niederstift Münster]] zugesprochen. Dadurch verlor Edewecht seine Funktion als Grenzort. Bemerkenswert sind in dieser Zeit (1730 bis nach 1800) bis zu acht Schiffszimmereien, die an der schiffbaren [[Vehne]] vor allem [[Tjalk|traditionelle Binnenschiffe]] für das damals entstehende [[Moorkolonisierung#Fehnsiedlungen|norddeutsche Kanalsystem]], z. T. aber auch hochseetaugliche Segelschiffe bauten. Heute erinnern an diese Edewechter Schifffahrtsära im Ortszentrum das Standbild des „Käpt’n Kuper“, eine Schiffsskulptur am Kleinbahnweg (Künstler: Dieter Sur und [[Klaus Groh (Künstler)|Klaus Groh]]) sowie in Oldenburg die ehemalige [[Heinrich Brand Schiffswerft]]. |
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Besonders bei Hochhäusern kommen [[Schwingungstilger]] (Schwingungspendel) zum Einsatz. Ihre Aufgabe ist es, bei einem Erdbeben die auftretende Schwingungsenergie aufzunehmen und dadurch ein Schwingen des eigentlichen Gebäudes zu verhindern. Solche Systeme können als aktive, passive oder Hybridsysteme ausgelegt sein und finden sich beispielsweise im [[John Hancock Tower]] in [[Boston]] oder dem australischen [[Sydney Tower]].<ref>{{cite web|url=http://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/konstruktion/erdbebensicheres-bauen/|title=Erdbebensicheres Bauen|author=Konstantin Meskouris|publisher=Bundesministerium für Bildung und Forschung|accessdate=2015-05-22|archiveurl=https://web.archive.org/web/20150505180609/http://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/konstruktion/erdbebensicheres-bauen/|archivedate=2015-05-05}}</ref> |
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1811 wurde Norddeutschland von [[Napoleon Bonaparte|napoleonischen Truppen]] besetzt und damit war Edewecht bis 1813 eine [[Mairie]] des [[Departement der Wesermündungen]]. Kurze Zeit galten die französische Verfassung und der [[Code Napoléon]], wobei die Bevölkerung diesen politischen und administrativen Neuerungen reserviert begegnete. Mit Ende der sogenannten „[[Franzosenzeit]]“ strebte man die Rückkehr altgewohnter Strukturen an. Jedoch erfolgte 1814 mit der Neufassung der [[Großherzogtum Oldenburg|oldenburgischen Landesverfassung]] die schleichende Entmachtung der bäuerlich-genossenschaftlichen Selbstverwaltung und damit die Schaffung einer politischen Gemeinde Edewecht. |
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Konstruktiv handelt es sich bei solchen Systemen um eine große Masse, teilweise mehrerer hundert Tonnen, die gleitend gelagert oder als Pendel freischwingend im oberen Teil eines Hochhauses eingebaut werden und die eingetragene vertikale Energie aufnehmen und abbauen, ohne dass das eigentliche Tragwerk damit belastet wird. In der Regel werden zusätzlich Dämpfersysteme in diese Konstruktionen integriert, um Resonanzeffekte und zu große Bewegungen zu verhindern. |
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=== 19. Jahrhundert – Gemeinheitsteilung und Moorkolonisierung === |
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Zwischen Dreißigjährigem Krieg und der so genannten [[Franzosenzeit]] hatte sich die Edewechter Bevölkerung mehr als verdreifacht, was neben vergleichsweise guten Lebensumständen mit der [[Gemeinheitsteilung]] zusammenhing, die der ärmeren Bevölkerung soziale und wirtschaftliche Verbesserungen geben sollte. Bereits 1749 wurde die Edewechter [[Allmende|Gemeinheit]] kartographiert und ab 1790 kamen in den Randlagen der Eschdörfer Edewecht, Jeddeloh und Wittenberge verödete Gemeinschaftsländereien in kleinbäuerlichen Besitz. 1782 erfolgte die erste feste Ansiedlung in [[Portsloge]],<ref>Hartmut Kahlen und Chronikteam Portsloge (2003): ''Unser Portsloge. Dorfleben im Ammerland. Bildchronik.''</ref> 1794 begann die Besiedlung des „Scharrelsberges“, aus dem sich die Bauerschaft Klein Scharrel entwickelte. |
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== Besondere Gebäude == |
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Größte siedlungs- und bevölkerungshistorische Bedeutung hatte für Edewecht die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Moorkolonisation. So entstand von 1827 bis 1844 am Langendamm im [[Vehnemoor]] die erste Moorkolonie der Gemeinde, das heutige [[Jeddeloh II]]. Dazu beigetragen hat auch die 1790 erfolgte Grenzfestlegung zwischen der [[Grafschaft Oldenburg]] und dem [[Niederstift Münster]], die Teile des Vehnemoores mit den Jeddeloher Wiesen dem Land Oldenburg zuschlug. Weitere Kolonisierungen folgten in den Jahren 1846/'47 am Wildenlohsweg (heute [[Kleefeld (Edewecht)|Kleefeld]]) und 1851 mit der Kolonie hinter dem Wildenloh (heute [[Friedrichsfehn]]). Innerhalb eines halben Jahrhunderts verdoppelte sich die Anzahl Edewechter Bauerschaften. |
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Die [[Nuklearkatastrophe von Fukushima]] seit März 2011 lenkte weltweit das Augenmerk darauf, dass Kernkraftwerke nicht jedem Beben trotzen können und dass sie trotz ihrer teilweise massiven Bauweise von [[Flutwelle]]n erheblich beschädigt werden können. |
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Nach dem verheerenden [[Erdbeben von Kōbe 1995]], bei dem mehr als 6400 Menschen starben, wurden in Japan die Vorschriften verschärft. Seitdem gebaute Reaktoren müssen mindestens Erdstößen der Richter-Magnitude M 7,75 standhalten können; in besonders gefährdeten Regionen sogar Beben bis M 8,25. Das [[Tōhoku-Erdbeben 2011|Tōhoku-Erdbeben von 2011]] hatte allerdings eine [[Momenten-Magnitude]] von M 9,0. |
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In ursächlichem Zusammenhang mit dem [[Landesausbau]] stand die Erschließung der unwegsamen Moore durch verschiedene Verkehrswege (1822: „Scharreler Damm“ nach [[Wardenburg]], 1830/'40: „[[Edewechterdamm|Edewechter Damm]]“ nach [[Altenoythe]]). Die 1874–1895 gebaute befestigte Chaussee Edewecht – Oldenburg hatte für Edewecht die komfortable Folge, dass der bisherige Umweg über [[Bad Zwischenahn|Zwischenahn]] wegfiel. Für den Bau von [[Chaussee|Klinkerstraßen]] und solider Siedlerhäuser produzierten zu dieser Zeit nicht weniger als sechs [[Ziegelei]]betriebe in der Gemeinde. |
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* Das zeigt auf, dass Richter-Magnituden (als Maß für die freigesetzte Wellenenergie) und Zerstörungsintensitäten gemäß der [[Mercalli-Sieberg-Skala]] (als Maß für das globale Ausmaß der Zerstörungen) nicht repräsentativ sein müssen für die konkrete Zerstörungswirkung am einzelnen Bauwerk. |
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* Für die Zerstörungswirkung am einzelnen Bauwerk repräsentativ sind drei Größen. |
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** Seismische Kennwerte (3D) am Felshorizont des Standorts: Kennwerte für die 3-dimensional wirkenden Erdbebenwellen (größte Beschleunigung, Geschwindigkeit, Verschiebung – Erdbebentyp – Dauer der Intensivbewegung) |
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** Allfällige Verstärkung bei lockerem Boden zwischen dem Felshorizont und dem Fundament („Baugrund“) |
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** Erdbebenexposition (von einer vollen bis zu keiner Exposition infolge lokaler Wellenmuster) |
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* Beim Tōhoku-Erdbeben (Seebeben verantwortlich für die Super-GAUs an drei AKWs in Fukushima, Japan) „verschluckte“ ein Seegraben ca. 130 km außerhalb tatsächlich einen erheblichen Anteil der Wellenenergie, bevor sie das Festland erreichte. |
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In Kalifornien stehen (Stand November 2011) zwei alte Kernkraftwerke an exponierten Standorten, die im Zusammenhang mit dem Thema Erdbebensicherheit oft erwähnt werden: das [[Kernkraftwerk San Onofre#Geologisches Umfeld|Kernkraftwerk San Onofre]] (seit 1968 und mittlerweile stillgelegt)<ref name="sz-1072018">{{Internetquelle |autor=Lena Jakat |url=http://www.sueddeutsche.de/panorama/jenseits-von-japan-die-gefaehrlichsten-akw-standorte-spaltung-auf-spalten-1.1072018 |titel=Reaktoren in Risikogebieten – Die gefährlichsten AKW-Standorte der Welt |werk=sueddeutsche.de |datum=2012-03-07 |abruf=2015-05-26}}</ref> und das [[Kernkraftwerk Diablo Canyon]] (seit 1984/1985). Letzteres liegt 3 km entfernt von einer Erdbebenspalte (die man während des Baus entdeckte); beide liegen in der Nähe der [[San-Andreas-Verwerfung]]. |
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Die Überwindung der naturräumlichen Begrenzungen intensivierte den Warenaustausch und beschleunigte die Kommunikation. |
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<!-- === Wolkenkratzer === --> |
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stagnierte die Bevölkerungszahl, da die Siedlungsreserven weitgehend erschöpft waren. Die allgemeine Erwerbssituation blieb schlecht. Die neuansiedelnden [[Heuerlingswesen|Heuerleute]] waren sich durchaus bewusst, dass die [[Moorkolonisierung]] hart und entbehrungsreich war und die kleinen Stellen auf nährstoffarmen Böden für den Lebensunterhalt der Siedlerfamilien nicht ausreichten („Den Ersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Dritten sien Brot“). Oft musste als [[Nebenerwerb]] bei den Hausleuten gearbeitet oder ein zusätzliches Handwerk ausgeübt werden.<ref>Ortsverein Süddorf (Hrsg.) (2020): ''Chronik der Bauerschaft Süddorf - Eine Chronik zum 100-jährigen Bestehen.''</ref><br>Daher wanderten damals rund 1700 Personen – fast jeder zweite Edewechter – in die [[gründerzeit]]lichen Industriegebiete ab oder verdingten sich auswärts als saisonale Wanderarbeiter (z. B. „[[Hollandgänger]]“). Entsprechend sank der Siedlungsdruck. |
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=== Wende zum 20. Jahrhundert === |
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stieg die landwirtschaftliche Produktivität durch die – noch bescheidene – [[Lokomobil|Mechanisierung]], Ablösung der [[Plaggendüngung|Plaggenwirtschaft]] durch Kunstdünger sowie die Innovationsbereitschaft von Moorgütern und Neusiedlern spürbar. Zeugen dieses rasanten Aufschwungs waren [[Mühlenzwang|elf neue, zwischen 1865 und 1890 errichtete Korn-Windmühlen]] (Edewecht, Friedrichsfehn, Kleinscharrel, Jeddeloh I, Jeddeloh II, Wittenberge, Portsloge: je eine Mühle; Osterscheps und Westerscheps: je 2 Mühlen), die Gründung einer Molkerei-Genossenschaft im Jahr 1900 (Vorläufer der heutigen Zentral-Käserei) und das Entstehen der „Ammerländischen Fleischwarenfabrik“ im Jahr 1908 (heute: Meica). Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden Elektrizitätswerke in Jeddeloh I und Edewecht, bis 1921 waren alle Bauerschaften elektrifiziert. Die steigende Mobilität durch [[Fahrrad]] und Automobil sowie die zunehmende Verbreitung [[Telefon|öffentlicher Fernsprechstellen]] oder [[Volksempfänger|Rundfunkgeräte]] veränderten die Lebensverhältnisse. |
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Entscheidende wirtschaftliche Impulse gingen von zwei großen Verkehrsprojekten aus. Von 1855 bis 1893 erfolgte der Bau des [[Hunte-Ems-Kanal]]s (1925–1935 zum [[Küstenkanal]] erweitert), der durch [[Moorkultivierung|Entwässerung]] die weiten Flächen des [[Vehnemoor]]es im Süden Edewechts nutzbar machte [[#Naturschutzgebiete|(''vgl. „NSG Vehnemoor“'')]]. Kanal- und Brückenbau bot notleidenden Familien willkommenes Einkommen. Das zweite Projekt war der Bau der [[Kleinbahn Bad Zwischenahn-Edewechterdamm|Kleinbahn Zwischenahn – Edewecht]], die 1920 bis Edewechterdamm verlängert wurde. Haupttreiber dieser Verlängerung war neben den dort befindlichen Torfwerken das staatliche Siedlungsamt, welches die Moorflächen am Küstenkanal für Siedlungsaktivitäten besser erschließen wollte (heute: Süddorf und Husbäke). Sowohl Küstenkanal als auch Kleinbahn waren Voraussetzung zur überregionalen Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, Ziegelsteine und – dominierend – [[Torf]]produkte. Letzteres begünstigte die Gründung zahlreicher Torfwerke, Torfstreufabriken und Moorgutgesellschaften. Die boomende Torfindustrie bot auch vielen niederländischen und polnischen Arbeitern Erwerb. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur führte aber auch zum Erlöschen des Schiffbaus an der Vehne, da dieser nun nicht mehr lukrativ war. |
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Nach Abtorfung und Entwässerung konnten die Moorflächen anschließend landwirtschaftlich genutzt werden. In der Folge lebte auch die Hochmoorkolonisierung nochmals auf: Jeddeloh II (1901) und Kleinscharrel (1905) wurden planmäßig erweitert und 1911 entstand die neue Hochmoorkolonie „Süd Edewechtermoor“ (seit 1920 die Bauerschaften Süddorf und Husbäke).<ref>Ortsverein Süddorf (Hrsg.) (2020): ''Chronik der Bauerschaft Süddorf - Eine Chronik zum 100-jährigen Bestehen.''</ref> Mitte der 1920er entstand hier das weit über das Oldenburger Land beachtete reformpädagogische „[[Bertha Ramsauer|Volkshochschulheim Edewecht]]“, in der 1927 auch der erste Kindergarten der Gemeinde entstand. |
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=== Erster Weltkrieg und Weimarer Republik === |
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Der [[Erster Weltkrieg|Erste Weltkrieg]] bedeutete auch für Edewecht Veränderungen. Die Landwirtschaft wurde zu Vieh- und Getreideabgaben verpflichtet, einberufene Soldaten fehlten in den Betrieben. Ersatz fand man ab 1915 in den zeitweilig bis zu 6000 Kriegsgefangenen, die in den Moorgütern „Jordanshof“ (Husbäke) und [[Ahrensdorf bei Friesoythe|„Langenmoor“ (Heinfelde)]] als Erntehelfer und zur Moorkultivierung eingesetzt wurden. |
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1918 beklagte die Gemeinde Edewecht mindestens 149 Kriegstote und 10 vermisste Soldaten. Nach Ende des Ersten Weltkriegs agierte bis zur Stabilisierung der innenpolitischen Lage 1919 kurzzeitig ein von der ländlichen Führungsschicht initiierter Bauernrat, der die Ordnung wahren und radikalen Veränderungen der Besitzverhältnisse entgegenwirken sollte. Wirtschaftlich erfuhr die Edewechter Torfindustrie in der Krisenzeit der frühen [[Weimarer Republik]] weitere Wachstumsimpulse, da Heizkohle durch [[Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg|Reparationslieferungen]] und dem Wegfall [[Oberschlesien|oberschlesischer Zechen]] knapp war. Später stärkten die [[Autarkie]]bestrebungen der Nationalsozialisten den Einsatz heimischen Brenntorfs. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Fleischwarenindustrie, bis heute ein prägendes Wirtschaftsstandbein Edewechts. Beide, Torf- und Fleischwarenindustrie liefen der bisher überwiegenden Agrarwirtschaft den Rang ab und förderten den wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde stark. |
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Politisch zeigte sich in der späten Weimarer Republik ein wachsender [[Politische Rechte (Politik)|Rechtstrend]] der Wähler. Ergaben die ersten Parlamentswahlen 1919 in Edewecht noch eine bürgerlich-[[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] Mehrheit, begann spätestens 1928 auch in Edewecht der Aufstieg der [[NSDAP]] zur Milieupartei des agrarisch geprägten Oldenburger Landes. Zeitgleich wurde in Edewecht die erste ammerländer Ortsgruppe der NSDAP gegründet. Bei der Landtagswahl 1932 erzielte die NSDAP in der Gemeinde Edewecht 84,6 % der Stimmen. Aus taktischen Gründen kam es bald auch zu Annäherungen an die Kirchengemeinde, deren Vorsteher seit 1930 den NS-Gliederungen zumindest nahe standen.<ref name="Christoph Müller 2000">Christoph Müller (2000): Die Kirchengemeinde Edewecht in der Zeit des Nationalsozialismus. Oldenburger Jahrbuch 100: 161 – 176</ref> |
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=== Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) === |
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Individuell spürbaren Nachteilen der straffen NS-Zwangsorganisationen ([[Reichsnährstand]], [[Deutsche Arbeitsfront]], Jugendorganisationen u. a.) standen Preisanhebungen für landwirtschaftliche Produkte sowie die wirtschaftliche Belebung durch Notstandsarbeiten und der einsetzenden NS-Rüstungskonjunktur gegenüber, die die wirtschaftliche Situation besserte. |
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„Die Gleichzeitigkeit von grundsätzlicher Zustimmung zum NS-Regime und Kritik an oder Missachtung von einzelnen Maßnahmen war charakteristisch für die große Mehrheit der Edewechter, die trotz eindeutiger Voten für die NSDAP bei den Wahlen vor der Machtübernahme keineswegs überzeugte oder gar fanatische Nationalsozialisten waren. Auf die auch für sie neue Situation der praktischen Herrschaftsausübung des NS-Regimes reagierten sie zumeist entsprechend der im ländlichen Raum seit alters her immer wieder bestätigten Erfahrung, dass man sich mit der jeweiligen Obrigkeit am besten arrangiert, solange eine auskömmliche Lebensführung gewährleistet scheint.“<ref>Karl Ludwig Sommer: ''Edewecht vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.'' In: Albrecht Eckardt (Hrsg.): ''Geschichte der Gemeinde Edewecht im Ammerland''. S. 310 f. Isensee, Oldenburg 2005, ISBN 3-89995-226-X.</ref> |
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Auch im sog. „[[Kirchenkampf]]“ verhielten sich die Vertreter der Edewechter Kirchengemeinde ruhig. Jedoch versuchte Pastor Georg Hanßmann<ref name="ev-kirche-edewecht.de">{{Internetquelle |titel=FRAGMENTE aus der Geschichte der KIRCHENGEMEINDE EDEWECHT |hrsg=Ev.-Luth. Kirchengemeinde Edewecht |werk=Achim Neubauer |url=https://www.ev-kirche-edewecht.de/wp-content/downloads/Fragmente/Fragmente01.pdf |format=PDF |abruf=2019-06-28 }}</ref> ab 1934, die Edewechter Kirchengemeinde durch Orientierung zur [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] den zunehmenden nationalsozialistischen Einflussversuchen möglichst zu entziehen.<ref name="Christoph Müller 2000" /> |
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1933 erfolgte eine Gebietsreform, wodurch Teile von Jeddeloh II an die Gemeinde [[Wardenburg]] fielen (heute: Harbern I). Kleinere Zugewinne hatte die Gemeinde Edewecht durch die Harkebrügger Mark westlich von Westerscheps und des Hansa-Gebietes südlich von Husbäke. Bedeutend war der Zugewinn des Bezirks Friedrichsfehn aus der aufgelösten [[Ofen (Bad Zwischenahn)|Gemeinde Ofen]]. |
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Durch diese Eingemeindungen wuchs die Fläche von 9.412 ha auf 11.340 ha, verbunden mit einem Bevölkerungsanstieg. Das machte den Bau mehrerer „Zwergschulen“ nötig, die den Gemeindehaushalt nicht unbedeutend belasteten. Die „rote“ Volkshochschule Edewecht wurde 1937 in die „[[Bräuteschule#Husbäke|Reichsbräute- und Heimmütterschule Husbäke]]“ umgewandelt. |
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=== Zweiter Weltkrieg === |
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Seit 1940 gab es Kriegsgefangenenlager in Edewecht, wie das ehemalige [[Reichsarbeitsdienst|RAD]]-Lager „Hogenset“. Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter (Schätzungen zwischen mehreren hundert bis weit über 1000 Personen) wurden in der Landwirtschaft und in Torfwerken eingesetzt. Edewecht blieb bis Ende 1944 ohne größere Kriegsschäden. Edewechter Feuerwehreinheiten unterstützten bei der Brandbekämpfung im bombardierten Bremen und Wilhelmshaven. 1944 wurden die verbliebenen Männer zu [[Volkssturm]]-Kompanien eingezogen. |
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Mit Beginn des [[Operation Plunder|alliierten Vormarsches nach Nordwest-Deutschland]] Ende März 1945 wurde der das Gemeindegebiet begrenzende [[Küstenkanal]] militärisch zur Sicherungslinie „[[Seelöwen-Stellung|''Seelöwenstellung'']]“ ausgebaut. Soldaten wurden bei den Einwohnern der Gemeinde einquartiert. Mit Herannahen der Front sprengten die Deutschen am 15. April die [[Edewechterdamm]]er Kanalbrücke, kurz später die Übergänge in Husbäke und Jeddeloh II und zuletzt die Brücke bei Klein Scharrel am 20. April. Am 16. April forderte Tieffliegerbeschuss erste Ziviltote, nachmittags begann das Einschießen der kanadischen [[Artillerie]], das sich bis Mitternacht zum Trommelfeuer entwickelte. |
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Nach Bildung eines [[Brückenkopf]]es am Edewechterdamm am 17. April kamen die kanadischen Truppen trotz massiver Artillerieunterstützung und laufendem [[Hawker Typhoon|Jagdbombereinsatz]] in dem unwegsamen Moorgelände und auf den verminten oder gesprengten Straßen nur schrittweise vorwärts. Erst am 25. April wurde Süd-Edewecht erreicht. Der Ort Edewecht war am 27. April befreit, Jeddeloh I und Portsloge am folgenden Tag. Wenig später wurde in [[Ekern]] die Nachbargemeinde [[Bad Zwischenahn]] erreicht. |
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Bei den Kämpfen im Gemeindegebiet starben 412 Wehrmachtsangehörige<ref>[http://www.volksbund.de/kriegsgraeberstaette/edewecht-kriegsgraeberstaette.html Kriegsgräberfriedhof Edewecht], abgerufen am 19. August 2015.</ref> und etwa 300 alliierte Soldaten. Obwohl viele vor den Kämpfen in die für die eingesetzten [[M4 Sherman|Sherman-Panzer]] unpassierbaren Moorgebiete geflohen waren, fielen auch 104 Zivilisten den Kämpfen zum Opfer. 45 % des Gebäudebestands – über 370 Wohnhäuser und mehr als 600 landwirtschaftliche Gebäude – waren Totalschäden. |
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Eine Woche vor der [[Teilkapitulation der Wehrmacht für Nordwestdeutschland, Dänemark und die Niederlande]] waren in Edewecht, Scheps und Portsloge erhebliche Schäden durch die Kriegseinwirkungen entstanden. |
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=== Nachkriegszeit – Wiederaufbau === |
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Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Edewecht zur [[Britische Besatzungszone|britischen Besatzungszone]]. Seit dem 1. November 1946 gehört die Gemeinde dem neu gegründeten Land [[Niedersachsen]] an, das 1949 Gliedstaat der Bundesrepublik [[Deutschland]] wurde. Unmittelbar nach Kriegsende waren in der Gemeinde etwa 3000 Menschen obdachlos, weitere 1000 Personen hausten in beschädigten Gebäuden. Notunterkünfte kennzeichneten die Dörfer, viele litten Hunger. Während die über 100 Ziviltoten unmittelbar nach Kriegsende auf dem Kirchenfriedhof begraben werden konnten, beschloss man im August 1945, die während der Kampfhandlungen notdürftig in Feldgräbern beigesetzten deutschen Soldaten auf den neuen [[Kriegsgräberfriedhof Edewecht]] umzubetten. Die bei den Kämpfen gefallenen kanadischen Soldaten wurden 1948 auf die zentrale kanadische Kriegsgräberstätte („Canadian War Cemetery“) im niederländischen Holten umgebettet, die britischen Toten wurden in ihre Heimat überführt. |
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Die Versorgung und Eingliederung von [[Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950|Flüchtlingen und Vertriebenen]] – fast ein Viertel der Gesamteinwohnerschaft (2000 Personen) war schwierig. Die jahrhundertealte protestantische Einheitlichkeit wurde durch den Zustrom katholischer Neubürger aufgehoben. Dem materiellen Mangel wurde durch Improvisieren und Organisieren auf dem [[Schwarzmarkt]] begegnet. Zusätzlich erfolgte bis Mitte 1949 die [[Entnazifizierung]] aller gesellschaftlichen und politischer Bereiche, was in Edewecht 533 Parteiangehörige der NSDAP, 76 [[Sturmabteilung|SA]]- und vier [[Schutzstaffel|SS]]-Mitglieder betraf. 1946 ergab die erste freie Wahl nach Ende der [[Zeit des Nationalsozialismus]] eine liberal-sozialdemokratisch bestimmte Gemeindevertretung. |
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Erst nach der [[Währungsreform 1948 (Westdeutschland)|Währungsreform von 1948]] fasste die Wirtschaft wieder Tritt und im Rahmen eines Barackenräumprogramms und einer neuen Ortsplanung begann der geordnete Wiederaufbau. Beigetragen hat dazu auch, dass Edewecht neben [[Haren (Ems)]], [[Friesoythe]] und [[Cloppenburg]] vom Staatsministerium zu einer von vier niedersächsischen Notstandsgemeinden erklärt worden war, die bevorzugt beim Wiederaufbau zu berücksichtigen seien. In dieser Phase feierte Edewecht 1950 die 800-Jahr-Feier, wobei auch der bei den Kämpfen 1945 abgebrannte hölzerne Glockenturm der St.-Nikolai-Kirche als Wahrzeichen der Gemeinde wieder aufgebaut wurde. Der Seelsorge und Integration [[Bischöflich Münstersches Offizialat|katholischer Gläubiger Edewechts]] diente 1953 der Bau einer Kapelle an der Holljestraße (heute: Jugendzentrum). Ebenfalls 1953 wurde die Gemeinde durch die parallel des Küstenkanals neugebaute [[Bundesstraße 401]] an das Straßenfernverkehrsnetz angebunden, worauf auch die [[Bailey-Brücke|provisorischen Behelfsbrücken]] der frühen Nachkriegszeit durch Brückeneubauten ersetzt wurden (Klein Scharrel: 1953, Jeddeloh II 1954, Edewechterdamm 1955/'56, Husbäke 1959). |
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In den 1950er Jahren wandelte sich Edewecht in der Phase des „[[Wirtschaftswunder]]s“ zur Wirtschaftsgemeinde und zum Dienstleistungszentrum. Dazu trug die seit Ende der 1960er Jahre erfolgte Ausweisung mehrerer Industriegebiete bei, unter denen das Gewerbegebiet „Im Brannen“ die heute bedeutende ernährungswirtschaftliche Position Edewechts begründete [[#Persönlichkeiten|(''s. Heinz zu Jührden'')]]. Verbunden mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel war eine stetig abnehmende Bedeutung der Landwirtschaft als Arbeitgeber. Auch die Torfwirtschaft erreichte nicht mehr die frühere Bedeutung. In der Folge wurde 1991 die zuletzt nur noch im Güterverkehr tätige [[Kleinbahn Bad Zwischenahn-Edewechterdamm]] eingestellt, deren Trasse 1995 als touristische Radwanderstrecke hergerichtet worden ist. |
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Dem Bedarf an Wohnraum begegnete die Gemeinde im Ort Edewecht mit der Ausweisung großer Siedlungen auf den bis dahin für Bebauung tabuisierten Eschflächen („Dichterviertel“, „Süderesch“, „Hoher Esch“, „Musikerviertel“, „Pastorensiedlung“) und auf nicht mehr bewirtschafteten oder ausgesiedelten Hofstellen. Die Edewechter Straßennamen „Dierkshof“, „Grubenhof“, „Bunjeshof“, „Holljehof“ und „Deyehof“ weisen auf diese ehemaligen Hofstellen hin. Durch die rege Bautätigkeit verschmolzen die Ortsteile Süd- und Nord-Edewecht und auch Portsloge folgt diesem Trend. Ein weiterer Siedlungsschwerpunkt wurde Friedrichsfehn durch seine attraktive Lage zu Oldenburg. Eine Moorkolonisierung erfolgte nach dem Krieg 1955 nur noch einmalig in Wittenriede (siehe [[Fintlandsmoor]]). |
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Im „[[Kalter Krieg|Kalten Krieg]]“ war eine Einheit der US-Armee (51st USAAD) in Südedewecht stationiert.<ref>[http://www.usarmygermany.com/Sont.htm?http&&&www.usarmygermany.com/units/ordnance/USAREUR_5th%20USAAG.htm Homepage 5th US Army Artillery Group]</ref> Von 1973 bis 1988 bewachte sie in Westerscheps atomar bestückbare [[Nike Hercules|Nike-Hercules]]-Flugabwehrraketen, bis diese 1988 durch das nicht atomare System [[MIM-104 Patriot|Patriot]] ersetzt wurden.<ref>[http://nike-hercules-system.de/phocadownload/userupload/chronik-flarakg24.pdf Chronik des Flugabwehrraketenbataillon 24]</ref><ref>[http://www.relikte.com/nds_atom/luftwaffe.htm Atomwaffen für die Luftwaffe in Niedersachsen]</ref> 1993 wurde die Westerschepser Raketenstellung aufgegeben und ist heute ein Wind- und Solarpark. |
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Von 1986 bis 2006 bestand in Edewecht das ''Micro Hall Art Center'' (MHAC). Ursprünglich wurde es 1971 als „Five towers micro hall center“ in [[Augustfehn]] von [[Klaus Groh (Künstler)|Klaus Groh]] gegründet, weil es äußerlich dem deutschen [[Barcelona-Pavillon]] – allerdings mit fünf Lüftungsschächten – angelehnt war. 1986 wurde die Einrichtung in Augustfehn aufgelöst und in Edewecht in einem umgebauten Altbau erneut ins Leben gerufen, allerdings unter dem Namen ''Micro Hall Art Center''. Bis 2006 fanden hier auf ca. 100 m² Ausstellungs- und ca. 400 m² Gartenfläche [[Kunstausstellung|Ausstellungen]], [[Performance (Kunst)|Performances]], [[Theater]] und [[Kleinkunst]] statt. In einem Teil des Gebäudes war das Literaturium, ein privates Kulturzentrum, untergebracht. 2006 wurde die Einrichtung aus Altersgründen aufgelöst, da sich kein Betreiber als Nachfolger fand. |
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Im Jahr 2000 wurde das 850-jährige Ortsjubiläum begangen, in deren Zusammenhang im Ortszentrum ein funktionsfähiger Nachbau der ehemaligen Edewechter Kokerwindmühle errichtet wurde (Original im [[Museumsdorf Cloppenburg]]). |
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=== Heimatarchiv === |
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Das ehrenamtlich betriebene<ref>https://www.heimatarchiv-edewecht.de|</ref> Edewechter Heimatarchiv besteht seit 2018. Seine Aufgabe ist es, zur Materialien die Geschichte der Gemeinde Edewecht mit ihren 15 Bauerschaften zu bewahren und sie der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Grundlagen des Archivs bilden Nachlässe verschiedener lokaler Chronisten (vor allem Christel Looks-Theile, Hans Looks, Friedrich Winkler, Fritz Warnke, Almuth Suntay), Verfassern einzelner Dorfchroniken und privat überlassenes Material. |
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=== Einwohnerentwicklung === |
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[[Datei:Einwohnerentwicklung von Edewecht.svg|mini|400px|Einwohnerentwicklung von Edewecht von 1702 bis 2017 nach nebenstehenden Daten]] |
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Die folgende Tabelle stellt die aus historischen und aktuellen Quellen ermittelten Einwohnerzahlen der im Text dargestellten Siedlungsepochen und -ereignisse dar. |
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[[Datei:Luftaufnahmen Nordseekueste 2013 05 by-RaBoe 054.jpg|mini|Ortsteil Friedrichsfehn mit dem [[Wildenloh]] (rechts) und dem Roten Steinwegsee, südlich davon der Küstenkanal]] |
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| valign="top" | |
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{| class="wikitable" |
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! Jahr |
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! Einwohner |
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|- |
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| 1702<sup>a</sup> || align="right" | ~900 |
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|- |
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| 1769<sup>a</sup> || align="right" | ~1.400 |
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|- |
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| 1855<sup>a</sup> || align="right" | 3.451 |
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|- |
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| 1895<sup>a</sup> || align="right" | 3.452 |
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|- |
|||
| 1925<sup>b</sup> || align="right" | 5.565 |
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|- |
|||
| 1933<sup>c</sup> || align="right" | 6.000 |
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|- |
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| 1950<sup>c</sup> || align="right" | 9.470 |
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|} |
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| valign="top" | |
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{| class="wikitable" |
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! Jahr |
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! Einwohner |
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|- |
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| 6. Juni 1961<sup>d</sup> || align="right" | 9.967 |
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|- |
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| 1. August 1964<sup>d</sup> || align="right" | 10.745 |
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|- |
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| 25. Oktober 1968<sup>d</sup> || align="right" | 11.995 |
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|- |
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| 31. Dezember 1972<sup>d</sup> || align="right" | 12.723 |
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|- |
|||
| 3. Juni 1974<sup>d</sup> || align="right" | 13.383 |
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|- |
|||
| 1985<sup>c</sup> || align="right" | 14.166 |
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|- |
|||
| 1990<sup>c</sup> || align="right" | 15.334 |
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|} |
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| valign="top" | |
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{| class="wikitable" |
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! Jahr |
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! Einwohner |
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|- |
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| 1995<sup>c</sup> || align="right" | 17.097 |
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|- |
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| 31. Dezember 1998 || align="right" | 18.210 |
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|- |
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| 31. Dezember 2000 || align="right" | 19.226 |
|||
|- |
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| 31. Dezember 2002 || align="right" | 20.085 |
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|- |
|||
| 31. Dezember 2004 || align="right" | 20.654 |
|||
|- |
|||
| 31. Dezember 2006 || align="right" | 21.013 |
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|- |
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| 31. Dezember 2007 || align="right" | 21.127 |
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|- |
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| 31. Dezember 2016 || align="right" | 22.031 |
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|- |
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|} |
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|- |
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|colspan="3" |<sup>a</sup>laut Winkler<ref>Winkler, S. 336</ref> |
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|colspan="3" |<sup>b</sup>laut Winkler<ref>Winkler, S. 286</ref> |
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|- |
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|colspan="3" |<sup>c</sup>laut Homepage der Gemeinde Edewecht<ref>{{Webarchiv | url=http://www.edewecht.de/html/edewecht_zahlen_daten_fakten_entwicklung.html | wayback=20071010035622 | text=Einwohnerentwicklung Edewecht}}</ref> |
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|- |
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|colspan="3" |<sup>d</sup>Auswertungen der Gemeinde Edewecht für das statistische Landesamt laut Winkler<ref>Winkler, S. 335.</ref> |
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|} |
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Der Altersdurchschnitt in der Gemeinde liegt mit 42,9 Jahren unter dem niedersächsischen Landeswert (44,3 Jahre) und dem anderer ammerländer Gemeinden (Stand 2018). |
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== Religionen == |
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Größte Religionsgemeinschaft ist die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Edewecht mit ca. 10.000 Mitgliedern (rund 44 % der Gesamtbevölkerung).<ref>Arne Jürgens: [https://www.nwzonline.de/plus-ammerland/edewecht-ev-luth-gemeinde-wechsel-an-kirchenspitze-in-edewecht_a_51,1,2179441537.html Wechsel an ev.-luth. Kirchenspitze in Edewecht], auf nwzonline.de</ref> Daneben gibt es die katholische Kapellengemeinde St. Vinzenz Pallotti, die Evangelisch-methodistische Kirche und die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten) in [[Jeddeloh I]]. Seit Anfang der 1980er Jahre arbeiten diese vier Kirchengemeinden zusammen im ''Ökumenischen Arbeitskreis''. Am 8. Januar 2006 wurde dieser Zusammenarbeit durch die Gründung einer lokalen [[Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland|ACK]] (''Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Edewecht, ACKE'') zudem eine verbindliche durch Satzung geregelte Struktur gegeben. |
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== Politik == |
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=== Gemeinderat === |
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Der [[Gemeinderat (Deutschland)|Rat der Gemeinde]] Edewecht besteht aus 34 Mitgliedern. Das ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.001 und 25.000.<ref>[http://www.nds-voris.de/jportal/?quelle=jlink&query=KomVerfG+ND&psml=bsvorisprod.psml&max=true Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten], abgerufen am 6. Januar 2017.</ref> Die 34 Ratsmitglieder werden durch eine [[Kommunalwahl]] für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2021 und endet am 31. Oktober 2026. |
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Stimmberechtigt im Gemeinderat ist außerdem der amtierende Bürgermeister. |
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Die letzten Gemeinderatswahlen ergaben folgende Ergebnisse: |
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{| class="wikitable" style="text-align:right" width="80%" |
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! rowspan="2" width=100| Partei |
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! colspan="3" |2021<ref>{{Internetquelle |url=https://votemanager.kdo.de/20210912/03451004/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=222&stimmentyp=0&id=ebene_3_id_519 |titel=Ergebnis Gemeinderatswahl 2021 |abruf=2022-08-22}}</ref> |
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! rowspan="13" | |
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! colspan="3" | 2016<ref>[http://wahlen.kdo.de/content.php?kunde=gemeinde_edewecht&wahlverz=gemeinde_edewecht/web/201609_K__Gemeindewahl_2016_11.09.2016&wahlname=Gemeindewahl_2016_11.09.2016&datei=160803101433892_0_1_txt_p_.html Gesamtergebnis Gemeindewahl 2016 11.09.2016], abgerufen am 6. Januar 2017</ref> |
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! colspan="3" | 2011 |
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! colspan="3" | 2006 |
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! colspan="3" | 2001 |
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|- |
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!Stimmen |
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!% |
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!Sitze |
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! Stimmen || % || Sitze || Stimmen || % || Sitze || Stimmen || % || Sitze |
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!Stimmen |
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!% |
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!Sitze |
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|- |
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| align="left"| [[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]] |
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|12.603 |
|||
|38,5 |
|||
|align="center" |13 |
|||
| align="right" | 12.237 || align="right" | 41,2 || align="center" | 14 |
|||
| align="right" | 9.511 || align="right" | 38,6 || align="center" | 13 |
|||
| align="right" | 10.598 || align="right" | 42,8 || align="center" | 14 |
|||
| align="right" | 12.544 || align="right" | 47,8 || align="center" | 16 |
|||
|- |
|||
| align="left"| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] |
|||
|10.480 |
|||
|32,0 |
|||
|align="center" |11 |
|||
| align="right" | 9.843 || align="right" | 33,1 || align="center" | 11 |
|||
| align="right" | 9.053 || align="right" | 36,7 || align="center" | 13 |
|||
| align="right" | 9.280 || align="right" | 37,5 || align="center" | 12 |
|||
| align="right" | 10.067 || align="right" | 38,4 || align="center" | 12 |
|||
|- |
|||
| align="left"| [[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]] |
|||
|4.594 |
|||
|14,0 |
|||
|align="center" |{{0}}5 |
|||
| align="right" | 2.776 || align="right" | 9,3 || align="center" | {{0}}3 |
|||
| align="right" | 3.669 || align="right" | 14,9 || align="center" | {{0}}5 |
|||
| align="right" | 1.427 || align="right" | 5,8 || align="center" | {{0}}2 |
|||
| align="right" | 1.678 || align="right" | 6,4|| align="center" | {{0}}2 |
|||
|- |
|||
| align="left"| [[Freie Demokratische Partei|FDP]] |
|||
|2.073 |
|||
|6,3 |
|||
|align="center" |{{0}}2 |
|||
| align="right" | 1.816|| align="right" | 6,1 || align="center" | {{0}}2 |
|||
| align="right" | 1.043|| align="right" | 4,2 || align="center" | {{0}}1 |
|||
| align="right" | 2.083|| align="right" | 8,4 || align="center" | {{0}}2 |
|||
| align="right" | 1.957 || align="right" | 7,5|| align="center" | {{0}}2 |
|||
|- |
|||
| align="left"| [[Wählergruppe|UWG]] |
|||
|1.231 |
|||
|3,8 |
|||
|align="center" |{{0}}1 |
|||
| align="right" | 1.644 || align="right" | 5,5 || align="center" | {{0}}2 |
|||
| align="right" | 1.357 || align="right" | 5,5 || align="center" | {{0}}2 |
|||
| align="right" | 1.374 || align="right" | 5,5 || align="center" | {{0}}2 |
|||
| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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|- |
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| align="left" |[[Die PARTEI|PARTEI]] |
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|885 |
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|2,7 |
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| align="center" |{{0}}1 |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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| align="center" |– |
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|- |
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| align="left"|[[Einzelbewerber]] |
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|878 |
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|2,7 |
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|align="center" |{{0}}1 |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|- |
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| align="left"| [[Die Linke]] |
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|align="center" |– |
|||
|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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| align="right" | 804 || align="right" | 2,7 || align="center" | {{0}}1 |
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| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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|- |
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| align="left"| [[NPD]] |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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|align="center" |– |
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| align="right" | 604 || align="right" | 2,0 || align="center" | {{0}}1 |
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| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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| align="center" | – || align="center" | – || align="center" | – |
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|- |
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| rowspan="2" align="left"|''[[Wahlbeteiligung]]'' |
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| colspan="3" align="center" |''60,7 %'' |
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| colspan="3" align="center" | ''56,6 %'' |
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| colspan="3" align="center" | ''49,8 %'' |
|||
| colspan="3" align="center" | ''52,6 %'' |
|||
| colspan="3" align="center" | ''60,0 %'' |
|||
|- |
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| colspan="3" align="center" |''11.200 von 18.446'' |
|||
| colspan="3" align="center" | ''10.218 von 18.050'' |
|||
| colspan="3" align="center" | ''8.472 von 17.008'' |
|||
| colspan="3" align="center" | ''8.630 von 16.414'' |
|||
| colspan="3" align="center" | ''9.012 von 15.031'' |
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|} |
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=== Bürgermeister === |
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Bei der letzten Bürgermeisterwahl am 12. September 2021 wurde die parteilose Petra Knetemann bei zwei Gegenkandidaten mit 51,6 Prozent gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 60,7 Prozent. Für Knetemann ist es die erste Amtszeit. |
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=== Wappen und Flagge === |
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[[Datei:DEU Edewecht COA.svg|mini|100px]] |
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[[Datei:Flagge Edewecht.svg|mini|100px]] |
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Das [[Wappen]] der Gemeinde Edewecht zeigt auf grünem Hügel in Silber eine blaue Bockwindmühle mit schwarzen Segelscheiten. Die Gemeinde Edewecht führt seit 1934 in Erinnerung an die 1456 errichtete erste [[#Von der Edewechter Kirchenmühle|Bockwindmühle]] diese in Wappen und Siegel. |
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Die [[Flagge]] der Gemeinde ist in der oberen Hälfte weiß (silber), in der unteren Hälfte blau und belegt mit dem Gemeindewappen.<ref>[https://www.edewecht.de/uploads/files/s20_hauptsatzung_fuer_die_gemeinde_edewecht_mit_1._aenderung.pdf Hauptsatzung der Gemeinde Edewecht]</ref> |
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=== Städtepartnerschaften === |
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* {{POL|#}} [[Krosno]], [[Polen]] |
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* {{DEU|#}} [[Wusterhausen/Dosse]], [[Brandenburg]] |
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* {{POL|#}} [[Czermin (Powiat Pleszewski)]], Polen |
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Jeddeloh II pflegt seit 1991 eine Partnerschaft zu [[Breddin]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.jeddeloh2.de/html/breddin.html |wayback=20140508180521 |text=''Partnerschaft zwischen |
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dem Straßendorf Breddin und der Bauernschaft Jeddeloh II'' }}</ref> |
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== Kultur und Sehenswürdigkeiten == |
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{{Siehe auch|Liste der Baudenkmale in Edewecht}} |
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[[Datei:St. Nikolai-Kirche Edewecht.jpg|mini|St.-Nikolai-Kirche Edewecht mit hölzernem Glockenturm]] |
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[[Datei:Westerscheps, molen foto2 2010-05-16 11.03.JPG|mini|hochkant|Windmühle Kruse-Deeken in Westerscheps]] |
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[[Datei:Edewecht Kokermühle.JPG|mini|hochkant|Kokermühle Edewecht]] |
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[[Datei:Westerscheps Landschaftsfenster.jpg|mini|hochkant|[[Landschaftsfenster]] „Mühlen“ in Westerscheps]] |
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=== Theater === |
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„De Plattsnackers“ sind ein niederdeutsches Theaterensemble aus Jeddeloh I. Die Stücke des Ensemble wurden im ehemaligen Gasthof Witte in Jeddeloh I aufgeführt. Die „Speelkoppel Friedrichsfehn“<ref>[https://www.nwzonline.de/ammerland/kultur/friedrichsfehn-eversten-theater-der-friedrichsfehner-speelkoppel-verwirrspiel-um-ein-golfressort_a_50,4,1016361275.html Theater Der Friedrichsfehner Speelkoppel {{!}} Verwirrspiel um ein Golfressort], auf nwzonline.de, abgerufen am 28. August 2022.</ref> nutzt einmal im Jahr die Turnhalle Friedrichsfehn für drei Wochen als niederdeutsche Theaterbühne. Seit 2001 führt das Laienensemble des „Theater Pur“ aus Edewecht selbstgeschriebene Theaterstücke vom Krimi bis zum Lustspiel in der Diele der Gaststätte „Hempen Fied“ in Ekern auf. |
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=== Museen === |
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Das ''Tollhus up’n Wurnbarg'' ist ein Heimat- und Freilichtmuseum in Wittenberge. Das Ensemble besteht aus mehreren alten Gebäuden, die idyllisch am Flusslauf der Aue um ein ehemaliges [[Zollhaus]] (plattdeutsch: Tollhus) gelegen sind. Das „Tollhus“ war ein Zollhaus der Grafschaft Oldenburg zum Niederstift Münster, dessen Grenze in Edewecht etwa dem Lauf der Flüsse Vehne und Aue folgte. Der ursprüngliche Standort des 1758 erbauten [[Rauchhaus]]es war am Schlagbaum vor den Schanzen und Wehren der Oellienbrücke (Auebrücke Kortenmoorstraße in Westerscheps). Seit 1428 mussten an dieser Zollstation die Benutzer der Heerstraße Ammerland – Münsterland und der Aue an den Vogt Zoll entrichten. Im Jahre 1961 wurde das „Tollhus“ abgetragen und 1962 originalgetreu auf dem Wurnbarggelände wieder aufgebaut. Heute dient es als Heimatmuseum und präsentiert zahlreiche Gegenstände aus der Geschichte der Ammerländer Landwirtschaft. Daneben stehen noch eine Remise, eine Bleicherhütte und ein Backhaus. Führungen finden auf Anfrage statt. Das ''Tollhus up’n Wurnbarg'' kann seit Ende 2014 als Außenstelle des Edewechter Standesamtes für Eheschließungen genutzt werden. |
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=== Kunst === |
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Der 1996 gegründete ''Kunstpfad Ammerland e. V.'' ist eine Interessengemeinschaft Ammerländer Kulturveranstalter. Darin zusammengeschlossen sind ''Der Kunst- und Kulturkreis Rastede'', die ''Vortragsgesellschaft Westerstede'', der ''Bahnhofsverein Westerstede'', das ''LITERATURIUM Klein Scharrel/Edewecht'', das ''Heimatmuseum Wiefelstede'' und die ''Studio Galerie Rastede.'' Ein ständiger Kulturaustausch besteht zwischen dem Landkreis Ammerland und dem polnischen Landkreis Pleszew. |
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Die ''Edewechter Kunstfreunde'' bieten ein Kulturprogramm aus den verschiedensten Sparten: Konzerte von Klassik über Jazz bis zu populärer Unterhaltungsmusik, Lesungen, Vorträge und Kunstausstellungen.<ref>{{Internetquelle |url=https://edewecht.de/leben-in-edewecht/ueber-edewecht/gemeindeportrait/ | abruf=2022-08-28 | titel=Die Gemeinde Edewecht }}</ref> |
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=== Bauwerke === |
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Die evangelische ''[[St.-Nikolai-Kirche (Edewecht)|Sankt-Nikolai-Kirche]]'' ist das älteste Gebäude des Ortes. Die Kirche mit dem freistehenden hölzernen Glockenturm wurde um 1305 erstmals urkundlich erwähnt. Im Original erhalten sind in der Kirche bemerkenswerte Gewölbemalereien des späten 15. Jahrhunderts sowie die mit zahlreichen Schnitzereien verzierte Kanzel von 1653 und der Taufschalenträger von 1656. 2002 wurde mit der Replik des 1520 in der Werkstatt des „[[Meister von Osnabrück|Meisters von Osnabrück]]“ hergestellten dreiflügeligen Kreuzigungsaltars ein hochrangiges spätgotisches Kunstwerk oldenburgischer Sakralkunst wieder gewonnen.<ref name="ev-kirche-edewecht.de" /> Einzigartig für das Ammerland ist der freistehende, hölzerne Glockenturm der Kirche. Er ist das Wahrzeichen der evangelischen Kirchengemeinde. |
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In Edewecht existieren mehrere [[Bergfried]]e, die im 15. und 16. Jahrhundert im Rahmen der damaligen Grenzkonflikte mit dem Hochstift Münster („[[Münsterische Stiftsfehde|münstersche Fehden]]“) als Verteidigungsbauten der Bauernhöfe gebaut wurden. Zumeist dienten sie jedoch lediglich als Speicher. Der besterhaltene ist der Heinje Bergfried von 1476. Neben ihm wächst die größte Traueredeltanne Deutschlands. Ein weiterer kleiner, unterkellerter Bergfried in Fachwerkbauweise befindet sich beim Oellien-Hof (Baujahr nach 1582, restauriert 2022 mit Mitteln der [[Deutsche Stiftung Denkmalschutz|Deutschen Stiftung für Denkmalschutz]].<ref>[https://www.denkmalschutz.de/presse/archiv/artikel/oelliens-bergfried-in-edewecht-wird-dsd-foerderprojekt.html Oelliens Bergfried in Edewecht wird DSD-Förderprojekt], auf denkmalschutz.de</ref>) |
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Seit 1934 führt die Gemeinde Edewecht eine [[Bockwindmühle]] in ihrem Wappen. Noch heute gibt es im Gemeindegebiet zwei funktionsfähige Mühlen: in Westerscheps befindet sich eine [[Holländerwindmühle#Galerieholländer / Zwickstellholländer|Galerieholländer-Mühle]], die 1799 erbaut und 1998 saniert wurde. Sie kann nach Absprache besucht werden. Die [[Holländerwindmühle#Wallholländer (Bergholländer)|Wallholländer-Windmühle]] in Osterscheps wurde im Jahre 1888 auf einem Erdwall errichtet. Diese Mühle ist noch voll funktionsfähig und wurde ebenfalls im Jahre 1998 saniert. Im Erdgeschoss findet sich eine Dokumentation zur Mühlenkunde sowie zu Geschichte und Renovierung der Mühle. Eine 1879 an der Edewechter Straße „Im Vieh“ gebaute getreidemahlende [[Kokerwindmühle]] wurde 1904 abgebaut und in Altenoythe wieder aufgebaut. Dort wurde sie 1956 vom [[Museumsdorf Cloppenburg]] erworben und dort zum dritten Mal errichtet. Seit 2001 steht eine Replik dieser Mühle im Edewechter Ortszentrum.<ref>Niedersächsische Mühlenstraße: [https://www.niedersaechsische-muehlenstrasse.de/index_id_421.html ''Kokermühle Edewecht'']</ref> Als Außenstelle des Edewechter Standesamtes dient sie u. a. für Trauzeremonien. |
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=== Parks === |
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Der ''Bauerngarten Anke zu Jeddeloh'' in Jeddeloh I ist ein 5000 m² großer Garten hinter einem Gulfhaus und besteht aus verschiedenen Bepflanzungen für den Sonnenbereich, den Halbschatten und Schattenbereich. Unter einem alten Baumbestand und eingebettet in großzügige Rasenflächen können bei einer Führung Rhododendron mit Begleitpflanzen, abwechslungsreiche Staudenrabatten, wertvolle Koniferen entdeckt oder optional auch die angeschlossenen Baumschule besucht werden. |
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=== Naturdenkmäler === |
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Im Norden von Edewecht steht im denkmalgeschützten Gartenpark der Baumschule Lehei – Heinje als botanische Rarität Deutschlands größte Traueredeltanne (''Abies alba ‚Pendula‘''), eine merkwürdig anmutende Hängeform der Weißtanne mit anfangs aufstrebenden Stamm und stark herabhängender Seitenbeastung. Unmittelbar daneben befindet sich einer der erhaltenen Bergfriede Edewechts. |
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=== Sport === |
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Edewecht verfügt über ein vielfältiges Vereinssportangebot. Über die Ortsgrenzen hinaus bekannt ist der [[VfL Edewecht]], dessen 1. Herren-Handballmannschaft 2009 in die [[2. Handball-Bundesliga|2. Bundesliga]] aufstieg. Bekannt ist auch die Fußballmannschaft des [[SSV Jeddeloh]], die von 2012 bis 2017 in der [[Fußball-Oberliga Niedersachsen 2013/14|Oberliga Niedersachsen]] spielte und der 2017 der Aufstieg in die Regionalliga Nord gelang. |
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Edewecht hat vier Sporthallen (Heinz-zu-Jührden-Halle, Göhlenweghalle am Gymnasium und die Sporthallen an der Edewechter Grundschule und an der Astrid-Lindgren-Schule). Im Ort finden sich neben dem zentralen Sportplatz Zum Stadion weitere Sportplätze an der Heinz-zu-Jührden-Halle und bei der Astrid-Lindgren-Schule. Auch in den Bauerschaften finden sich Sportplätze und weitere Sporthallen. |
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Das Stadionbad ist ein Hallen- und Freibad mit Sauna- und Wellnesslandschaft, das vom Edewechter Schwimmverein genutzt wird. Es gibt eine Schießsportanlage, die von den Edewechter Schützenvereinen genutzt wird. Daneben gibt es sieben weitere Schießanlagen in den Bauerschaften. |
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Reitsport ist in der Reitanlage Portsloge<ref>[https://reitverein-edewecht.de/ Homepage Edewechter Reit- und Fahrverein e.V.]</ref> möglich, Modellsport wird auf dem Modellflugplatz in Jeddeloh I betrieben. Der Schiffsmodellclub Bad Zwischenahn-Edewecht e. V.<ref>[http://www.smc-edewecht.de/ Homepage Schiffsmodellclub Bad Zwischenahn-Edewecht e. V.]</ref> führt wöchentliche Modellschiffausfahrten auf seinem Vereinsgewässer „Espergöhler Teich“ im Portsloger Busch durch. Der Tennisclub Edewecht<ref>[http://tcedewecht.de/ Homepage des TC Edewecht]</ref> verfügt über eine Anlage mit 5 Sandplätzen sowie über einen Hallenplatz mit Teppichbelag. |
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Eine regionale Besonderheit ist das [[Boßeln|Straßenboßeln]], das vereinsmäßig in den Bauerschaften Portsloge<ref>[http://www.bv-portsloge.de/ Homepage Boßelerverein "Frei weg" Portsloge e. V. gegr. 1919]</ref> und Westerscheps praktiziert wird. |
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=== Vereine === |
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Der ''Heimatverein „Vergnögde Goodheit“ e. V.''<ref>[http://heimatverein-westerscheps.de/ Homepage Vergnögde Goodheit]</ref> in Westerscheps besteht seit 1919 und hat sich zum Ziel gesetzt, die plattdeutsche Sprache zu erhalten, heimatliche Sitten und Gebräuche zu bewahren und die alten Trachten zu pflegen. Auf der Bühne im „Tollhus up’n Wurnbarg“ (s. o.) finden auch Theateraufführungen statt. Jährlicher Programmhöhepunkt ist die Ausrichtung der „Grooden ammerschen Arntefier“ mit großem Festumzug in Westerscheps. Sitz des Vereins ist das Tollhus up’n Wurnbarg. |
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Die ''De Afrümers e. V.''<ref>[http://afruemers.de/ Homepage des Vereins "De Afrümers"]</ref> aus Süddorf wurden 1982 von Jugendlichen ins Leben gerufen, um ein Angebot sinnvoller Freizeitaktivitäten auf dem Dorf zu schaffen. Bekannt geworden ist der Verein durch die jährlich in Süddorf stattfindende Freiluftfete und das Treckerkino, das 2017 letztmals stattfand. |
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Der 1987 gegründete ''Trecker Treck Edewecht e. V.''<ref>{{Webarchiv | url=http://bremswagen.webserv-it.net/ | wayback=20140519083053 | text=Homepage Trecker Treck Edewecht e. V.}}</ref> richtet seit 1988 offizielle Wettkampfziehen für Standardschlepper auf einem präparierten Wiesengelände im Edewechter Göhlengebiet aus, die seit 1992 auch Wertungsläufe der Deutschen Meisterschaft im Tractor Pulling sind. Heute ist der Verein mit den in Edewecht gebauten, vereinseigenen Bremswagen „Red Shadow“ und „Red Shadow SE“ auf Traktor-Pulling Veranstaltungen in ganz Deutschland und Europa vertreten. Der 2013 erstmals eingesetzte „Red Shadow TE (Third Edition)“ gehört zur neuesten Bremswagengeneration und gilt als der derzeit modernste in Europa. Er wurde mit der Goldmedaille des ''European Tractor Pulling Commitee'' prämiert. |
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Auf Initiative von Bürgern, Unternehmern und der Gemeindeverwaltung besteht seit 2013 das ''Veranstaltungsforum Edewecht''.<ref>[http://www.veranstaltungsforum-edewecht.de/ Homepage Veranstaltungsforum Edewecht e. V.]</ref> Ziele des Vereins sind die Stärkung des Kulturangebots und Organisation von bürgernahen Veranstaltungen (u. a. Weihnachtsmarkt, Marktpartie). Gleichzeitig bietet er eine niedrigschwellige Plattform für eine breite Beteiligung an Veranstaltungen und zur Interessenvertretung. |
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=== Regelmäßige Veranstaltungen === |
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Marktpartie im Frühling, Osterfeuer, [[Maibaum]]setzen, Tractor Pulling, Weihnachtsmarkt, „Groode Ammersche Arntefier“, Freiluftfete der „Afrümers“ Süddorf. |
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=== Kulinarische Spezialitäten === |
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Der ''Ammerländer Räucherschinken'' ist eine weitbekannte Delikatesse, die mindestens sechs Monate gereift ist. Beliebt ist er zum Spargel serviert. Auch sonst gehört zu einer echten Ammerländer Brotzeit mit Schwarzbrot dazu. |
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Eine lokale, deftige Spezialität ist ''[[Grünkohlessen|Grünkohl]]'' mit [[Pinkel]] (eine Grützwurst). Grünkohl ist ein typisches Wintergemüse und in anderen Regionen auch unter dem Namen Braun-, Blatt-, Pflück- oder Winterkohl bekannt. Traditionell besteht eine Grünkohlmahlzeit aus Grünkohl mit Kartoffeln, Pinkel, Kochwurst (sog. Rauchenden) und Bauchfleisch (Kasseler oder Kasselernacken). Die Grünkohlsaison beginnt im Herbst nach dem ersten Frost. Viele Gastwirtschaften bieten daher ab Herbst bis Gründonnerstag spezielle Termine für dieses Traditionsessen an. Häufig gehen dem Kohlessen gesellige Kohlfahrten mit Freunden, Nachbarn, Kollegen oder Vereinen in der freien Natur voraus. |
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''Bookweeten Janhinnerk'' ist eine deftige Spezialität aus dem Moor. Buchweizen wurde als Getreideersatz früher viel auf Moorflächen angebaut, da er auf ärmeren Böden gut gedeiht. Sein grobes Mehl schmeckt aromatisch-nussig. Zubereitet als Pfannkuchen mit untergemischtem gerösteten Speck, wird er traditionell mit Rübensirup serviert. Eine weitere Buchweizenspezialität ist Buchweizen-Torte. |
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''Bückelsbraten'' ist eine weitere kulinarische Besonderheit für gesellige Runden. Die sogenannten „Bückel“ sind fettarme, drei Tage lang gewässerte Salzheringe, die aufgespießt im offenen Kaminfeuer geräuchert werden. Dazu gibt es kerniges Schwarzbrot und ''Heet un Sööt'' – heißes Bier mit Zucker! |
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''Löffeltrunk'' – beim traditionellen Löffeltrunk wird Korn aus einem Zinnlöffel getrunken, der in der linken Faust gehalten wird. Die Trinkzeremonie wird von einem plattdeutschen Wechselspruch zwischen Gastgeber und Gästen begleitet: |
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''Ick seh di – Dat freit mi'' |
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''Ick sup di to – Dat do'' |
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''Prost! – Prost!'' |
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''Ick heb di tosapen – Hest den Rechten drapen'' |
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''So hebt wi dat immer doh’n – So schallt ok wieder goh’n.'' |
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</poem> |
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Nach dem ''Prost'' müssen die Zinnlöffel mit der Zunge so abgeleckt werden, dass sie beim Ablegen keine feuchten Ränder auf dem Tischtuch hinterlassen. |
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== Wirtschaft und Infrastruktur == |
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[[Datei:2013-05-03 Fotoflug Leer Papenburg DSCF6854.jpg|mini|Gartenbau in Jeddeloh I]] |
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[[Datei:2013-05-03 Fotoflug Leer Papenburg DSCF6855.jpg|mini|Werk Edewecht des Deutschen Milchkontors]] |
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In der Gemeinde Edewecht hat sich insbesondere die Nahrungsmittelindustrie angesiedelt. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Metallbau. |
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=== Ansässige Unternehmen === |
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Edewecht ist ein Zentrum der Nahrungsmittelindustrie. Zahlreiche bundesweit bekannte Produkte werden vor Ort hergestellt. Etablierte mittelständische Hersteller sind: |
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* [[Meica]]: Die ''Ammerländische Fleischwarenfabrik Fritz Meinen GmbH & Co'' hat ihren Unternehmensstammsitz in Edewecht.<ref>[http://www.meica.de/ Homepage Meica]</ref> |
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* [[Deutsches Milchkontor]] (früher [[Nordmilch]]): Im Werk Edewecht sind über 550 Mitarbeiter beschäftigt, die u. a. Schnittkäse, [[Butter]] und [[Molke|Süßmolkenpulver]] herstellen. Die Käserei gilt als die modernste in Europa.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dmk.de/de/unternehmen/standorte/ |titel=Standorte |abruf=2014-08-25 |abruf-verborgen=1 |hrsg=DMK Deutsches Milchkontor GmbH |archiv-url=https://web.archive.org/web/20141129112257/http://www.dmk.de/de/unternehmen/standorte/ |archiv-datum=2014-11-29 |offline=1}}</ref> Die Produkte finden sich unter anderem unter den Markennamen ''Milram'' und ''Oldenburger'' im Handel.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.dmk.de/de/unternehmen/standorte/in/edewecht/ | wayback=20140223135712 | text=Homepage Dt. Milchkontor Edewecht}}</ref> |
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* [[Abraham Schinken|Abraham]]: 1998 übernahm die Abraham-Gruppe die ''Ammerländer Schinkenräucherei Sandstede'' aus dem Edewechter Ortsteil Osterscheps. Dort wird nach wie vor der inzwischen [[Herkunftsbezeichnung|namentlich geschützte]] [[Ammerländer Schinken]] produziert. Seit September 2012 gehört Abraham als Marke zu [[Bell Deutschland]] in Seevetal.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.abraham.de/Zahlen-Fakten.692.0.html | wayback=20080607082231 | text=Homepage Abrahams}}</ref> |
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* Bley Fleisch und Wurstwaren: Der Familienbetrieb produziert seit 1988 im Edewechter Industriegebiet als Spezialität handgesalzenen Ammerländer Bauernschinken und weiter regionale Nahrungsprodukte wie luftgetrocknete Rohwurst, Grünkohl, Kochmettwurst und Pinkel für den norddeutschen Absatzmarkt sowie Dänemark und Niederlande.<ref>[https://bleybestewurst.de/ Homepage Bley]</ref> |
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Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere kleinere fleischverarbeitende Betriebe. Die wichtigsten Betriebe außerhalb der Nahrungsmittelindustrie sind der Metall- und Elementebauer ''Haskamp'' mit 200 Beschäftigten,<ref>[http://udb.regis-online.de/rd=ammerland/usearch/profil_1556.html Homepage Haskamp]</ref> der Maschinen- und Anlagenbauer ''BACKHUS Eggersmann Group''<ref>[http://www.backhus.com/ Homepage Backhus Eggersmann Group]</ref> als Weltmarktführer von Umsetztechnik für Kompostierung, Abfallaufbereitung und Bodensanierung, die Firma ''Sommerfeld'' im Baugewerbe sowie mehrere international renommierte [[Baumschulen]]. Vom ehemals bedeutenden [[Poroton]]hersteller ''Oltmanns'' ist nach der Fusion mit ''[[Wienerberger]]'' nurmehr ein kleiner Standort in Jeddeloh I geblieben. |
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=== Medien === |
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Neben der Tageszeitung [[Nordwest-Zeitung]] werden in Edewecht der ''Hunte Report'' und die ''Ammerländer Sonntagszeitung'' verteilt. |
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=== Öffentliche Einrichtungen === |
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* Bad am Stadion: Kombiniertes Hallen- und Freibad mit Sauna- und Wellnesslandschaft. |
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* Bücherkeller: Öffentliche Bücherei in gemeinsamer Trägerschaft von Gemeinde und evangelischer Kirchengemeinde. |
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* Katholische Bücherei im Gemeindezentrum ''St. Vinzenz-Palotti''. |
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* Jugendzentren: ''Kirche'' (Edewecht) und Friedrichsfehn |
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=== Bildung === |
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In der Gemeinde gibt es vier Grundschulen, inklusive einer [[Ganztagsschule]], eine [[Oberschule (Niedersachsen)|Oberschule]] und ein [[Gymnasium]] (Sekundarstufe I) sowie eine [[Förderschule (Deutschland)|Förderschule]] mit den Schwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung (Astrid-Lindgren-Schule). |
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Die bisherige Haupt- und Realschule Edewecht ist 2013 zur Edewechter Oberschule zusammengefasst worden. Sie wird als teilweise gebundene Ganztagsschule geführt. An drei Wochentagen (Di–Do) können Schüler an Nachmittagsangeboten teilnehmen, zwei Tage sind verpflichtend. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hier auf der Hausaufgabenbetreuung, der Vorbereitung für Abschlussprüfungen und der sportlichen (sozial-affektiven) Bildung. Als einzige Oberschule in Niedersachsen trägt sie seit 2016 das Prädikat „Plattdüütsche School“ für ihre vielfältigen Aktivitäten ums Niederdeutsche. |
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Aufgrund rückgängiger Anmeldezahlen wurde die Hauptschule in Osterscheps geschlossen. |
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Rund 96 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren können eine Vormittagsgruppe der Kindergärten besuchen, ergänzt wird das Angebot durch Nachmittagsgruppen und Ganztagsgruppen. In fast allen Standorten gibt es auch integrative Angebote. Die Kindergärten befinden sich teils in kommunaler, teils in kirchlicher Trägerschaft. |
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In den 2010er Jahren wurden auch Einrichtungen im Krippenbereich (Vormittags- sowie Ganztagsgruppen) geschaffen. Alle Krippen (zwei Gruppen in Edewecht/Stadion) sind in kommunaler Trägerschaft. In Planung ist ein Neubau einer Kinderkrippe (zwei Gruppen) in Edewecht-Friedrichsfehn. Mit Angeboten der Edewechter Tagesmütter wird die Gemeinde Edewecht die gesetzlich vorgeschriebenen Betreuungsplätze für unter 3-jährige Kinder erreichen. |
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=== Verkehr === |
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Von den [[Bundesautobahn]]en [[Bundesautobahn 28|A 28]] und [[Bundesautobahn 29|A 29]] sowie der [[Bundesstraße]] [[Bundesstraße 401|B 401]] lässt sich die Gemeinde über ein gut ausgebautes Straßennetz schnell erreichen. |
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Das Gemeindegebiet wird von Buslinien des [[Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen|Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen]] angefahren. Eine [[Bürgerbus]]linie ergänzt das [[Öffentlicher Personennahverkehr|ÖPNV]]-Angebot mit regelmäßigen Rundtouren durch die Bauerschaften des Gemeindegebietes und bietet auch Anschluss nach Bad Zwischenahn (ZOB).<ref>[https://www.vbn.de/mobilitaet/buergerbus-angebot BürgerBus-Angebot], auf vbn.de, abgerufen am 28. August 2022</ref> |
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In der Nachbargemeinde [[Bad Zwischenahn]] befindet sich der nächstgelegene Bahnhof ([[Bahnstrecke Oldenburg–Leer|Bahnstrecke Bremen – Oldenburg – Emden]] mit Halt von Intercity-Zügen, Regionalexpress, [[Regio-S-Bahn Bremen/Niedersachsen#RS 3|Regio-S-Bahn]]). Die Gemeinde war von 1912 bis 1991 Eigentümerin einer eigenen Eisenbahn, der [[Kleinbahn Bad Zwischenahn–Edewechterdamm]]. |
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Neben einem im Jahre 2006 eröffneten Radwanderweg ''Rund um Edewecht'' durchqueren Teile größerer Radwanderrouten (Ammerland-Route,<ref>[http://www.nordwestreisemagazin.de/radrouten/ammerlandroute.htm Ammerland-Route], auf nordwestreisemagazin.de</ref> Reiherweg) die Gemeinde. Zudem besteht ein Radwegenetz. |
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Als [[Binnenschifffahrt]]sweg führt ein Teil des [[Küstenkanal]]s durch Edewecht. Mehrere Anlegestellen befinden sich im Gemeindegebiet. Die seit dem 19. Jahrhundert vermehrten Wasserstraßen machten den Bau von Brücken notwendig.<ref>Albrecht Eckhardt: ''Brücken über den Hunte-Ems- und Küstenkanal in der Gemeinde Edewecht 1893-2015'', in: Der Oldenburgische Hauskalender 2023, S. 45–51.</ref> |
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Der nächstgelegene [[Liste der Verkehrsflughäfen in Deutschland|Verkehrsflughafen]] ist Bremen (ca. 60 km Entfernung). |
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== Persönlichkeiten == |
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=== Söhne und Töchter der Gemeinde === |
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* [[Hermann Kruse]] (vor 1560 – † 1599), erster lutherischer Geistlicher am [[Doberaner Münster]] |
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* August Heidkämper (* 1889 in Jeddeloh I; † 31. Mai 1975 in Edewecht): Bauunternehmer und Baustoffhändler. 1946–1966 Bürgermeister von Edewecht, 1946–1967 Kreistagsabgeordneter. Träger des Bundesverdienstkreuzes (1962), Ehrenbürgermeister in Anerkennung seiner Leistungen beim Wiederaufbau des kriegszerstörten Edewechts (1966). |
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* Johann Bünting (* 20. Mai 1782 in Edewecht; † 6. Februar 1853 in Leer): Gründer der Fa. „[[Bünting-Gruppe|Joh. Bünting & Co.]]“ (u. a. „Bünting Tee“) |
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* [[Hein ten Hoff]] (* 19. November 1919 in Süddorf; † 13. Juni 2003 in Hamburg): Profiboxer und mehrfacher deutscher und Europameister im Schwergewicht; langjähriger Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer |
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* Johann-Dietrich zu Jeddeloh (* 25. Februar 1914; † August 1999 in Jeddeloh): Baumschulist und Züchter; international renommierter Koniferen-Spezialist und -züchter, Stifter des „Pinetums“ im Gartenkulturzentrum Rostrup |
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* Heinz zu Jührden (* 1. Oktober 1920 in Edewecht; † 3. Juli 2008 in Edewecht): 1966 bis 2001 Bürgermeister Edewecht (Ehrenbürgermeister), 1968 bis 1991 Landrat Ammerland (Ehrenlandrat); Träger des Großen Verdienstkreuzes des [[Niedersächsischer Verdienstorden|Niedersächsischen Verdienstordens]] (1990); erhielt als Landrat bei der Kreisreform in den 1960er und 1970er Jahren die Selbstständigkeit des Ammerlandes und ist als Bürgermeister Edewechts Initiator des Industriegebietes „Im Brannen“. |
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=== Persönlichkeiten, die mit der Gemeinde in Verbindung stehen === |
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* [[Anton Günther (Oldenburg)|Graf Anton Günther]] (* 10. November 1583 in Oldenburg; † 19. Juni 1667 in Rastede): Reichsgraf von Oldenburg; besaß um 1650/1660 an der heutigen Straße „Grubenhof“ ein gräfliches Jagdhaus in Edewecht |
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* [[Joseph Beuys]] (* 12. Mai 1921 in Krefeld; † 23. Januar 1986 in Düsseldorf): Aktionskünstler und Kunsttheoretiker; als Soldat am 27. April 1945 in Edewecht schwer verwundet |
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* Heinrich Christian Brand (* 27. September 1821 in Hundsmühlen; † 1891): Schiffsbauer, lernte auf einer Werft in Edewecht und gründete 1850 hier eine eigene [[Heinrich Brand Schiffswerft|Werft]], die 1853 nach Oldenburg verlegt wurde und 1997 wegen eines Versicherungsschadens in Konkurs ging<ref>[https://www.alt-oldenburg.de/gewerbe/brand-werft/ Historische Brand Werft], auf alt-oldenburg.de</ref> |
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* Alfred Bruns (* 11. Juni 1907 in Oldenburg; † 21. Februar 1974 in Husbäke): Maler; 1960/1961 1. Vorsitzender des Bundes Bildender Künstler |
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* Uwe Gräbe (* 1965 in Korbach): Mai 2006 – Mai 2012 Propst von Jerusalem und Repräsentant der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Israel, Palästina und Jordanien; zuvor 1999–2006 Pastor der Martin-Luther-Kirche Süddorf |
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* [[Wilhelm Morisse|Ludwig Wilhelm Martin Morisse]] (* 16. Oktober 1870 in Brake; † 22. September 1936 in Oldenburg): Kirchenrestaurator und Maler; restaurierte 1906 vorreformatorische Deckenmalereien in der Edewechter St. Nikolai-Kirche |
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* [[Johann Ludwig Mosle]] (* 2. Januar 1794 in Varel; † 24. Oktober 1877 in Oldenburg): Oldenburgischer Minister; propagierte 1844 den Edewecht prägenden Hunte-Ems-Kanal als Schifffahrtsweg und zur Moorkolonisierung (vgl. Ortschaft „Mosleshöhe“) |
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* [[Bertha Ramsauer]] (* 14. November 1884 in Oldenburg; † 12. Juli 1947 ebd.): Erwachsenenpädagogin; 1923–1935 Leiterin des [[Bräuteschule|Volkshochschulheims Edewecht]] in Husbäke |
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* [[Heinrich Seidel]] (* 25. Juni 1842 in Perlin, Mecklenburg-Schwerin; † 7. November 1906 in Groß-Lichterfelde bei Berlin): Schriftsteller und Ingenieur. Schrieb 1889 das Gedicht „[[Jeddeloh I#Ballade|''Brun Jeddeloh'']]“ (in: Glockenspiel – Band VII der Gesammelten Schriften) |
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* [[Wolfgang Späte]] (* 8. September 1911 in [[Podbořany|Podersam]]; † 30. April 1997 in Edewecht): 1942 in der [[Erprobungsstelle Rechlin|Erprobungsstelle der Luftwaffe Rechlin]] verantwortlich für die Entwicklung des [[Messerschmitt Me 163|Raketenflugzeugs Me 163]] und Testpilot von ihm; Träger des [[Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes|Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub]] und der französischen Goldmedaille für Verdienste um die Luftfahrt |
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* [[Klaus Groh (Künstler)|Klaus Groh]] (* 1936 in [[Nysa|Neisse]], Oberschlesien): Künstler und Buchautor; Gründer und Leiter der International Artists`Cooperation (1969–1990), Gründer des Dada Research Centers, Gründer und Leiter des Klein-Scharreler Micro Hall Art Centers und der Kleinkunstbühne LITERATURIUM (1971–2006); Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der [[Biennale]] in Florenz (Italien), Kurator verschiedener Kunstprojekte (u. a. „Kunstpfad Ammerland“) |
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* [[Wilfried Grunau]] (* 1958), Ingenieur und Geodät, Präsident des [[Verband Deutscher Vermessungsingenieure|Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure]] (VDV) und des [[Zentralverband der Ingenieurvereine|Zentralverbandes der Ingenieurvereine]] (ZBI), Träger des Bundesverdienstkreuzes. Lebt seit 1995 in Friedrichsfehn |
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* [[Thomas Kossendey]] (* 4. März 1948 in Berlin): Politiker (CDU), 2006–2013 parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium |
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== Volkssagen == |
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=== Wie der Teufel Oldenburg vernichten wollte === |
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Nach einer Oldenburgischen Sage ist das Zwischenahner Meer ein Teufelswerk – „Düwelswark“. |
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Und das kam so: Als die Oldenburger ihre erste Kirche bauten, verdross das Luzifer sehr, und er gedachte, diesen Plan zu verhindern. In seinem Jähzorn riss er um die Mitternachtsstunde einen großen Klumpen mit Bäumen und Sträuchern aus der Erde und flog damit über das Moor, um ihn auf die Kirche zu werfen. Als er eine Strecke weit gekommen war, krähte ein weißer Hahn. Da erschrak der Gehörnte, da er wusste, dass er beim dritten „Kikeriki“ alle Macht verlieren würde und er rief: |
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„Witte Hahn witt, ich acht’ di een Schitt und wiek die kein Schritt!“. |
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Der Teufel setzte seinen Weg fort. Nach einer Weile krähte ein roter Hahn. Da sprach der Teufel: |
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„Rode Hahn rot, du trettst mi up den Fot, wat makst du mi för Not!“ |
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Um rascher voranzukommen, ließ er einen Teil seiner schweren Last fallen, woraus der kleine Wildenloh entstand. Weiter dämmerte der Morgen und ein schwarzer Hahn krähte. Der Teufel hatte sein Spiel verloren und rief voller Zorn: |
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„Swarte Hahn swart, du dreppst mi in’t Hart. O, wo mi dat smart!“ |
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und ließ über dem Moor den Rest des Waldes fallen, den heutigen großen Wildenloh. Dort aber, wo er die Bäume herausgerissen hatte, war eine weite Kuhle entstanden, die sich mit Wasser füllte. Sie heißt das Zwischenahner Meer. Die Stadt Oldenburg aber blieb seither vom Teufel unbehelligt. |
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=== Die Gespenster vom Wildenloh === |
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Wer spät abends durch den Wildenloh wandert, kann dort öfter drei Gespenster sehen. Das erste Gespenst ist ''Rode Jan Harm'', ein rothaariger Fährmann aus Elsfleth, der beim Übersetzen über die Weser einen reichen Kaufmann ins Wasser gestoßen und seine Geldkiste geraubt hatte. Nach einem Leben in Saus und Braus musste er aber im Tode als Geist umgehen und beunruhigte die Elsflether. Schließlich glückte es dem Pastoren, ihn in den Wildenloh zu verbannen, wo er bis heute Bickbeerenblätter zählen muss. Das zweite Gespenst ist der Kaufmann ''Muhle'' aus Oldenburg. Dieser betrog einen Arbeiter um eine große Erbschaft und daher musste er nach seinem Tode im Haus umgehen. Als die Hausbewohner das nicht mehr ertrugen, riefen sie zwei Patres aus Vechta, die ''Muhle'' in den Wildenloh verbannten, wo sie ihm befahlen, alle Heideblüten zu zählen. Das dritte Gespenst ist Bürgermeister ''Rottmann'' aus Oldenburg. Dieser gewann durch Meineid einen Prozess zu Unrecht. Auch er musste nach seinem Tod zur Strafe als Geist im Wildenloh spuken und die Quelle im Wildenloh mit einem Eimer ohne Boden ausschöpfen. |
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=== Die mutige Magd vom Wildenloh === |
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Mitten im Wildenloh stand einst ein großes Bauernhaus. Eines Tages fuhren die Bauern zu einer Hochzeit nach Jeddeloh. Davon erhielt eine Räuberbande von sieben Brüdern aus dem Vehnemoor Kenntnis und sie beschlossen, in den Hof einzubrechen. |
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Als es dunkel wurde, schlichen die Räuberbrüder um das Bauernhaus, fanden aber alles wohl verriegelt. Da beschlossen sie, unter der Hauswand ein Loch zu wühlen und so in die Diele einzudringen. Nun hütete dort aber eine wachsame Magd das Haus und bemerkte die drohende Gefahr. Sie bewaffnete sich mit einem Torfspaten und lauschte, wo die Räuber am Werk waren. Als nun der erste Räuber aus dem Loch schaute, stach die Magd ihm den Kopf ab und zog den Rumpf in das Haus hinein. Die draußen wartenden Brüder riefen leise: „Bist du drin?“ und die Magd antwortete mit verstellter Stimme „Ja!“. So kroch einer nach dem anderen hinein und einem nach dem anderen wurde der Garaus gemacht. Als der letzte Räuber sich anschickte, durch das Loch zu kriechen, spürte er Blut an seinen Händen und zog den Kopf schnell wieder zurück. Die Magd hatte ihm aber schon ein Stück der Kopfhaut abgeschabt. |
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Der Räuber verband den Kopf und ging nach Jeddeloh zur Hochzeit. Dort tanzte er wie toll und rief übermütig: „Hallo, hallo, hallo! De Magd van‘n Wildenloh, har se den säwten man darto! Hoho, hoho, hoho!“. Erst viel später bekamen die Gäste heraus, was es damit auf sich hatte. |
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Etliche Jahre danach sprach auf dem Bauernhof ein feingekleideter Herr vor und hielt um die Hand der Magd an. Diese wollte ihm wohl folgen. Ein paar Tage später kam der Herr mit einer Kutsche vorgefahren und fuhr mit seiner Braut durch das Vehnemoor. Unterwegs legte er seinen Kopf an ihre Brust und bat sie, ihm ein wenig die Locken zu kraulen. Als die Braut das tat, erkannte sie den Räuber, den sie lange zuvor verwundet hatte. Dieser sprach nun: „Ich habe dich entführt, um den Tod meiner Brüder zu rächen.“ |
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Am Haus des Räubers angekommen, zerrte er die Magd in die Diele, wo ein großer Holzblock stand, vor dem ein scharfes Beil blinkte. Da wusste die Braut, welches Schicksal ihr gedacht war. Da griff sie zu einer List und bat, das kostbare Brautkleid vorher ablegen zu dürfen. Der Räuber war einsichtig und wollte ihr dabei behilflich sein. Als er vor ihr in die Knie ging, griff sie geschwind das Beil und schlug so zu, dass er tot zu Boden fiel. |
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Nun sprang die Magd auf die Kutsche und trieb die Pferde gen Wildenloh zurück. Vor dem Bauernhaus stand ihr Dienstherr, dem sie nun zurief: „Hallo, hallo, hallo! De Magd van’n Wildenloh hätt nu den säwten noch darto! Hoho, hoho, hoho!“ |
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=== Ick slah de Eier in de Pann === |
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In alter Zeit hatte der Oldenburger Graf sieben Ritter in Edewecht angesetzt, die das Ammerland gegen Angriffe des Bischofs von Münster schützen sollten. |
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Eines Tages war der Junker zu Jeddeloh mit seinen beiden Knappen nach Edewecht zur Kirche geritten und seine Frau war allein auf dem Hof geblieben. Plötzlich erschienen die Münsterländischen und umstellten das Haus. Die Frau erschrak, hieß die Eindringlinge aber freundlich willkommen und bot ihnen zu Essen an. Während es sich die ungebetenen Gäste schmecken ließen, schaffte die Frau die Gewehre der Münsterschen unauffällig beiseite und eilte in Windeseile nach Edewecht. Dort meldete sie den in der Kirche versammelten Junkern und Knappen, was sich zugetragen hatte. Diese schwangen sich auf ihre Pferde, ritten nach Jeddeloh und umzingelten den Hof. Die Münsterschen, die ihre Waffen nicht finden konnten, wurden im Handgemenge niedergemacht. Nur ein Knabe konnte entkommen und versteckte sich in der Vehne, wo ihn einer der Knappen entdeckte. In seiner Angst flehte der Junge, der Knappe möge ihm doch das Leben lassen, er wolle nie wieder einen Raubzug ins Ammerland machen. |
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Der Knappe aber war hartherzig und sagte bei sich |
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„Ick slah de Eier in de Pann, dann kamt da kiene Küken van“ |
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und schlug auch den Jungen tot. |
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Zu dem Überfall der „Münsterschen“ schrieb [[Heinrich Seidel]] 1889 auch die Ballade „[[Jeddeloh I#Ballade|Brun Jeddeloh]]“. |
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=== Jümmer een Been vör‘t anner setten === |
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Am Fußweg von Edewecht nach Osterscheps liegt eine Stelle, die heißt ''De Schatt'', weil dort ein Schatz vergraben sein soll. |
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Einstmals wollten zwei Männer diesen Schatz heben und fingen an zu graben. Sie wussten, dass das Werk nur gelingen könne, wenn kein Wort gesprochen würde und gingen schweigend ans Werk. Als sie etwas Hartes unter den Spaten spürten, nahte ein sonderbares Gefährt. Vor einem Wagen ging ein Pferd mit einem Reiter, vor diesem war ein Hahn eingespannt. Der Reiter war ebenso viel auf der Erde wie auf dem Pferde. Er sprang auf und setzte dem Pferd den rechten Vorderfuß vor, saß wieder auf, und das Pferd zog den linken Hinterfuß nach. Dann saß der Reiter ab und setzte dem Pferd den linken Vorderlauf vor, und das Pferd zog den rechten Hinterfuß nach. So ging es fort, und man kann sich denken, dass es nicht rasch ging. Darum rief auch der eine der Schatzgräber: „Du dumme Kärl, wenn du doch dat Pärd een Been vör‘t anner setten musst, dann schustu ok man leever glieks unnen bliwen!“ |
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Da verschwand die Erscheinung, aber auch der Schatz war verschwunden, und alles Graben half nichts mehr. |
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=== Vom Pastorengrab === |
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Im [[Portsloge|Portsloger Busch]] ist eine Stelle als ''Pastorengrab'' bekannt. Der Sage nach gab es vor einigen Jahrhunderten in Edewecht einen Pfarrer namens ''Greverus''. Dieser war dem Trunk ergeben und frönte während der Sonntagsruhe der Jagd. Nach seinem Tode wurde er auf dem Edewechter Friedhof beigesetzt, kam aber wegen seiner Verfehlungen nicht zur Ruhe. In der Mitternachtsstunde begann er wieder zu gehen, es spukte auf dem Kirchhof. Darauf wurde die Leiche des Pastors exhumiert und weitab entfernt in Portsloge beim „Bremer Stehrt“ im sogenannten „Pastorengrab“ beigesetzt. Um das Wiedergehen des Pastors zu verhindern, wurde er in einer Steinkammer beigesetzt, auf die ein großer Stein gesetzt wurde. Trotzdem spukte es weiterhin an dieser Stelle. In jeder Nacht muss nun der Pastor auf der benachbarten Weide die Grashalme zählen. Ist ihm das ein Jahr über gelungen, rückt er in der Neujahrsnacht einen Hahnentritt näher an die Nikolaikirche heran. Hat er diese erreicht, ist er erlöst. |
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Weiterhin geht die Sage, dass man von der Weide, auf der das Pastorengrab liegt, nach Sonnenuntergang kein Fuder Heu mehr herunterbekommt, weil die Pferde scheu werden und nicht mehr ziehen wollen. |
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Zahlreiche Steinfunde und Geländemodellierungen lassen vermuten, dass es sich bei dem „Pastorengrab“ in Portsloge um ein zerstörtes [[Großsteingrab]] handeln könnte.<ref name="ReferenceA" /> Bei dem Pastoren dürfte es sich entweder um den 1636–1676 tätigen Pfarrer Magister ''Gerhard Greverus'' oder um Pfarrer ''Herrmann Greverus'' (1676–1727) handeln. |
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=== Von der Edewechter Kirchenmühle === |
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1456 kam es zwischen den Edewechter Kirchengeschworenen und den Oldenburger Grafenbrüdern [[Moritz III. (Oldenburg-Delmenhorst)|Moritz]] und [[Gerd der Mutige|Gerd]] zu einem originellen Kaufvertrag. Die Grafenbrüder verkauften den Edewechtern für zwei Tonnen Hering jährlich „''den windt, de in de lucht'' (= Luft) ''weyet, to ener windmolen to buwende'' ( = bauen)“. Falls die Mühle einem Feuer zum Opfer fallen sollte, durfte sie wieder aufgerichtet werden, auf dass die Edewechter den Wind auf ewige Zeiten behalten sollten. Das war die Geburtsstunde der Edewechter Kirchen-Bockmühle, die zu den ersten [[Mühlenzwang|Bannmühlen]] des Ammerlands zählte. Ihr Standort befand sich zwischen Edewecht und Scheps [heute Straße „Am Möhlenbült“ (= Mühlenhügel) in der Siedlung Evenkamp]. Der Weg zur Mühle wurde „Wehwaters Weg“ genannt, was folgendermaßen zu deuten ist: Da die Uferwiesen der angrenzenden Aue und Vehne häufig unter Wasser standen, sollen die benachbarten Münsterländer den Ausspruch getan haben: „''Oh, wat hebbt de Aerwachter doch veel Wehwater'' ( = Weihwasser)“. Bis heute ziert diese Bockwindmühle das Wappen der Gemeinde Edewecht. |
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=== Vom Edewechter Zehnten === |
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Als Wiefelstede noch die einzige Kirche im Ammerland war, waren auch Osterschepser dorthin zehntpflichtig. Sie mussten einen sogenannten Zugzehnten und eine Lieferung Aale leisten, welcher der Prediger aus Wiefelstede in Osterscheps abholen ließ. Das verdross aber die Osterschepser sehr und so überfielen sie eines Tages den voll beladenen Wagen des Predigers am Hemeler-Weg und verbrannten alles darauf. Darauf kam es zu Unterhandlungen mit den Wiefelstedern und die Osterschepser mussten nun versprechen, Roggen und Aale an eine bestimmte Stelle in Wiefelstede zu bringen, wo der Prediger den Zehnten entgegennehmen sollte. Kam dieser nicht rechtzeitig, durften die Osterschepser ihre Abgaben in eine dort befindliche Grube werfen und umkehren. Das Loch, in das der Roggen geworfen wurde, heißt darum heute noch Roggenkuhle. |
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Außer Roggen und Aalen war auch ein Schwein abzuliefern. Als eines Tages der Prediger zu spät kam, fand er in der Roggenkuhle zwar das Schwein vor, aber dieses hatte sich am Roggen totgefressen. Darauf durften die Schepser dann ihren Zehnten bei einem Gristeder Bauern abgeben, der die Schepser bewirten und ihren Pferden Futter geben musste. |
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== Sonstiges == |
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* Ein überlieferter Aberglaube aus Edewecht nennt als Mittel gegen Gicht und Rheumatismus eine Mischung aus 13 Regenwürmern in Branntwein, die als Ganzes hinunterzuschlucken sind.<ref>Ludwig Strackerjan: ''Aberglaube und Sagen aus dem Herzogthum Oldenburg 1–2''. Stalling, Oldenburg 1867, Abschnitt 111</ref> |
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* Ein auch in Berliner Zeitungen vermerktes Kuriosum war, dass in den 1930er Jahren unter den etwa 100 Schülern der Volksschule Jeddeloh I zeitgleich acht Zwillingspaare die Schulbänke drückten.<ref>Abbildung dazu in: Friedrich Winkler: ''Die Gemeinde Edewecht in alten Bildern''. Plois, Westerstede 1992, ISBN 3-9802558-0-8</ref> |
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* Im Jahre 1934 waren neben anderen ammerländer Motiven der Bahnhof und die [[Kleinbahn Bad Zwischenahn–Edewechterdamm|Kleinbahn von Edewecht]] Schauplätze der volkstümlichen Kino-Komödie „Krach um Jolanthe“ nach Vorlage des Bühnenstück „De Swienskummödi“ von [[August Hinrichs]] (Regie: [[Carl Froelich]], Schauspieler u. a. Marianne Hoppe, [[Albert Lieven]], [[Carsta Löck]], [[Fritz Hoopts]], [[Jaspar von Oertzen]]). |
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* 1955 waren die damalige „Entenfarm Bölts“ in Westerscheps (heute: Fa. [[Wichmann Enten]]) und andere Orte der Gemeinde Drehorte des Kinofilms ''Uns gefällt die Welt'' (Regisseur: [[Robert A. Stemmle|R.A. Stemmle]]; mitwirkende Schauspieler u. a. [[Topsy Küppers]], [[Kurt Heintel]], [[Peer Schmidt]], [[Inge Meysel]] u. v. a.). |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* {{ZentralblBauverw |Autor=- |Titel=Erdbebensichere Häuser |Jahr=1909 |Heft=71 |Seiten=476 |Kommentar=kurze Darstellung |zlb=495}} |
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* Albrecht Eckhardt: ''Klein Scharrel 1794–1994: Geschichte einer Ammerländer Bauerschaft in der Gemeinde Edewecht''. Isensee, Oldenburg 1994, ISBN 3-89442-211-4<!-- auch mit falscher ISBN 3-8494-2211-4 --> |
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* Albrecht Eckhardt (Hrsg.): ''Geschichte der Gemeinde Edewecht im Ammerland''. Isensee, Oldenburg 2005, ISBN 3-89995-226-X |
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* Helmut Harms: ''Vom „Heil“ zum Unheil. Das Ammerland 1945/46''. Plois, Westerstede 1995, ISBN 3-9802558-2-4 |
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* Hartmut Kahlen: ''Unser Portsloge – Dorfleben im Ammerland''. Eigenverlag, 2003 |
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* Heinrich Kruse, Klaus Kruse: ''Dorfchronik Jeddeloh I 800 Jahre''. Eigenverlag, 1990. ([http://www.jeddeloh.com/_pdf/_download/3.pdf Download]) |
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* Thomas Kossendey, Gerd von Seggern (Hrsg.): ''Aus braunem Moor wird grünes Land – Kleefeld: ein Dorfbuch''. Littmanndruck, Oldenburg 1982 |
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* Herrmann Lübbing: ''Oldenburgische Sagen''. 2. Auflage. Heinz Holzberg, Oldenburg 1968, ISBN 3-87358-017-9 |
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* Ortsverein Süddorf (Hrsg.): ''Chronik der Bauerschaft Süddorf – Eine Chronik zum 100-jährigen Bestehen.'' Eigenverlag Süddorf 2020 |
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* Fritz Warnke: ''Der Brückenkopf Edewechterdamm. Die Kämpfe im Raum Edewecht, April 1945''. Eigenverlag, Edewecht 2000 |
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* Günter Wegmann: ''Das Kriegsende zwischen Weser und Ems 1945''. Bültmann & Gerriets, Oldenburg 2000, ISBN 3-928076-13-2 |
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* Friedrich Winkler: ''Chronik der Gemeinde Edewecht''. Eigenverlag, Edewecht 1974. (1. Nachdruck 1985) |
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* Friedrich Winkler: ''Die Gemeinde Edewecht in alten Bildern''. Plois, Westerstede 1982, ISBN 3-9802558-0-8 |
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* Dieter Zoller: ''Beiträge zur archäologischen Landesaufnahme für den Landkreis Ammerland Gemeinde Edewecht III''. In: Oldenburger Jahrbuch 80 (Hrsg.: Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur- und Heimatkunde e. V.). 271–300. Prull Druck, Oldenburg 1980, {{ISSN|0340-4447}} |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www.beuth.de/cmd%3Bjsessionid=9E001D51D59A514712F9AE01F3D16210.2?workflowname=infoInstantdownload&customerid=&docname=9616192&orgdocname=&contextid=beuth&servicerefname=beuth&LoginName=&ixos=toc Inhaltsverzeichnis der DIN 4149-2005:04.] Beuth-Verlag |
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{{Commonscat}} |
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* {{Webarchiv | url=http://www.bafu.admin.ch/naturgefahren/14806/14964/14966/index.html?lang=de | wayback=20161101164427 | text=Erdbebengerechtes Bauen.}} Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz). |
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* {{DNB-Portal|4124806-5}} |
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* [https://sgeb.ch/userdata/uploads/pdf/dokumentationen/ui-1064-de-faltblatt-erdbeben-neubau-v-web.pdf Faltblatt Erdbebengerechte Neubauten in der Schweiz] Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz) |
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* [http://www.edewecht.de/ Website der Gemeinde Edewecht] |
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* [https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/wald-holz/fachinfo-daten/nr_06_12_erdbebengerechtesentwerfenundkonstruierenvonmehrgeschos.pdf.download.pdf/nr_06_12_erdbebengerechtesentwerfenundkonstruierenvonmehrgeschos.pdf Erdbebengerechtes Entwerfen und Konstruieren von mehrgeschossigen Holzbauten] Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz) und Lignatec |
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* [https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/erdbeben/uw-umwelt-wissen/erdbebengerechterentwurfvonhochbauten.pdf.download.pdf/erdbebengerechterentwurfvonhochbauten.pdf Erdbebengerechter Entwurf von Hochbauten] Richtlinien des BWG Schweiz 2002 |
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* [https://www.sirnach.ch/public/upload/assets/637/Erdbebensicheres_Bauen.pdf?fp=1469711299000 Erdbeben und Bauwerke in der Schweiz] Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen |
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* [http://seismo.ethz.ch/export/sites/sedsite/research-and-teaching/.galleries/pdf_infoanlass/5_2_Mondet_DE.pdf Erdbebengerechtes Bauen] Basler & Hofmann Zürich |
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* [http://www.gfz-potsdam.de/din4149_erdbebenzonenabfrage/ Abfrage zur Zuordnung von Orten zu Erdbebenzonen der DIN 4149] |
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* [https://mlw.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mlw/intern/Dateien/03_Bauen-Wohnen/Bautechnik_und_Bauökologie/20220818_Erdbebensicher_Bauen_2008.pdf Erdbebensicheres Bauen – Hinweise für das Bauen in Erdbebengebieten Baden-Württembergs.] (PDF; 0,6 MB) Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, 2008. |
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== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 7. April 2025, 08:31 Uhr
Erdbebensicheres Bauen bezeichnet die gesamten Bemühungen, Bauwerke so auszulegen, auszustatten oder nachzurüsten, dass sie Erdbeben bis zu einer gewissen Stärke überstehen. Dabei unterscheidet man zwei Ansätze.
- Erdbebengerechtes Bauen mit dem Schutzziel, in großen Erdbeben die Fluchtwege offen zu halten
- Duktiles Tragwerkverhalten per Sollbruchstellen bei Überbelastung
- Ungeschützte Einbauten
- Erdbebensicheres Bauen mit dem Schutzziel der Ausfallsicherheit
- Elastisches Tragwerkverhalten per Erdbebenisolation
- Zerstörungsfreies Reaktionsverhalten der Einbauten
Normung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Bemessungsregeln gelten europaweit seit ihrem Erscheinen die Eurocodes (EC). Die Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben ist in der Normenreihe des Eurocode 8 (EC 8) (Europäische Norm EN 1998-1 bis 6) geregelt. Die von Land zu Land unterschiedlichen Randbedingungen, z. B. die zu erwartenden Erdbebenintensitäten und Bodenbeschleunigungen, werden in den jeweiligen nationalen Anwenderdokumenten festgehalten.
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Bereich | Bauwesen | ||
Titel | Eurocode 8: Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben | ||
Teile | Teil 1: Grundlagen, Erdbebeneinwirkungen und Regeln für Hochbauten Teil 2: Brücken Teil 3: Beurteilung und Ertüchtigung von Gebäuden Teil 4: Silos, Tankbauwerke und Rohrleitungen Teil 5: Gründungen, Stützbauwerke und geotechnische Aspekte Türme, Maste und Schornsteine | ||
Letzte Ausgabe | Teil 1:2004+ AC:2009 Teil 2:2005 + A1:2009 + A2:2011 + AC:2010 Teil 3: 2005 + AC:2010 Teil 4: 2006 Teil 5: 2004 Teil 6:2005 | ||
Klassifikation | 91.010.30, 91.080.13, 93.040 | ||
Nationale Normen | DIN EN 1998 ÖNORM EN 1998 SN EN 1998 | ||
Ersatz für | DIN 4149 |
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Bereich | Bauwesen | ||
Titel | Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten | ||
Letzte Ausgabe | 2005-04 (zurückgezogen, aber baurechtlich anzuwenden) | ||
Zurückgezogen | November 2010 | ||
Klassifikation | 91.120.25 |


Für Deutschland gilt die übernommene Version des Eurocodes, DIN EN 1998 mit ihren 6 Teilen.
Vorläufer war die DIN-Norm DIN 4149 „Bauten in deutschen Erdbebengebieten – Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten“. Bis auf weiteres ist die bereits normativ zurückgezogene Norm DIN 4149:2005 baurechtlich anzuwenden, da der Eurocode 8 nicht in den Listen der bauaufsichtlich eingeführten Technischen Baubestimmungen der Bundesländer steht. Dabei gelten in den einzelnen Bundesländern, je nachdem in welcher Erdbebenzone sich die Grundstücke befinden, unterschiedliche technische Bestimmungen.[2]
Wichtiger Bestandteil der deutschen Ausgabe des Eurocodes ist ein nationales Anwenderdokument. Der Bemessung liegt eine darin enthaltene Erdbebenzonenkarte zugrunde, die auch schon in der DIN 4149 enthalten war. Die in der Karte festgelegten Zonen richten sich nach dem 475-jährlichen Erdbeben, ein Erdbeben mit einer bestimmten Stärke, die in 50 Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 10 % überschritten wird.
Der Großteil des Bundesgebietes gilt als nicht erdbebengefährdet, das heißt, das im statistischen Mittel einmal in 475 Jahren auftretende Erdbeben weist eine Intensität ≤ 6 auf der Europäischen Makroseismischen Skala (EMS) auf. Die am stärksten gefährdeten Gebiete der Zone 3 (EMS-Intensität I ≥ 7,5) liegen um Basel und Aachen sowie in den Hohenzollernschen Landen. Als an sich gefährdet (einschließlich Zone 0) gelten große Gebiete beiderseits des Rheins, Südwürttemberg, das Donautal bis etwa zur Altmühlmündung sowie das Vogtland und seine weitere Umgebung bis etwa Leipzig und schließlich die Alpen und das nähere Alpenvorland.
Entscheidend für die konkrete Gefährdung am Standort ist darüber hinaus der dortige Untergrund.
Bauweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als förderlich gelten Bauweisen, die bei horizontaler Belastung große Verformungen zulassen und nur mit Vorankündigung (duktil, nicht spröde) versagen. Wird erdbebengerecht konstruiert und ausgeführt, können das u. a. sein:
- Stahlbauten,
- Stahlbetonkonstruktionen in Ortbetonbauweise,
- Stahl–Stahlbeton–Verbundbauweise,
- Holzbauweise,
- Fachwerk.[3]
Zudem wirken folgende Konstruktionsprinzipien günstig auf den Widerstand gegen Erdbebenbelastung:
- statisch überbestimmte Systeme,
- redundante Bauteile,
- symmetrische Grundrisse der Gebäude (insbesondere rund),
- Anordnung vertikal durchlaufender, zentraler Mittelpfeiler,[1]
- horizontale Aussteifungen durch z. B. Schubwände,
- duktile Materialien und Verbindungen,
- möglichst bodennaher Schwerpunkt
- massearme leichte Bauweise
Seismische Isolation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Entkopplung von Bauwerken von ihrem Untergrund, um die Wirkung der Erdbebenwellen auf diese zu verringern, kann durch verschiedene Arten der Lagerung erreicht werden. Das wesentliche Prinzip beruht dabei auf einer Erhöhung der Eigenschwingdauer des Bauwerks gemeinsam mit der Lagerung. Die auftretenden dreidimensional einwirkenden Erdbebenkräfte werden durch eine Verschiebung im Antwortspektrum des Bauwerkes verringert.
Elastomerlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Große Vollgummilager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hochelastische zylindrische Elastomerlager wirken in alle Raumrichtungen isolierend und dämpfend. Sie sind bei entsprechender Auslegung zum Schutz gegen die größten Erdbeben geeignet (RSL: Räumlich schwimmende Lagerung).
Modifizierte Brückenlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese wirken in horizontaler Richtung (2D; vertikal steif) isolierend und dämpfend. Sie sind bei großer Schubverformungsfähigkeit zum Schutz vor kleineren Erdbeben geeignet (HSL: Horizontal schwimmende Lagerung).
Bleikernlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Gummilager enthält dabei zusätzlich einen Bleikern, der durch plastische Verformung dämpfend wirkt und Energie absorbiert.
Gleitlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gleitlager ermöglichen die horizontale Bewegung (2D) des Bauwerks auf dem Untergrund und werden meist in Kombination mit anderen Verfahren der Absorption und Dämpfung eingesetzt.
Gleitpendellager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Bauwerklager kombinieren verschiedene Verfahren und verwenden eine konkave Gleitplatte. Sie wurden unter anderem beim Akropolismuseum angewendet.[4]
Weiche Bauteile wie eine schwimmende Lagerung oder die Aufhängung einer Hängebrücke sind weitere Möglichkeiten der Lagerung von Bauwerken zur Verringerung der Belastung aus Erdbeben.
Ablenken der Wellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wissenschaftler an der Universität Marseille haben 2009 eine Simulation entwickelt, die nahelegt, dass Rayleigh-Wellen durch Ringe aus ausgewählten Materialien, die in konzentrischen Kreisen um Gebäude herum verbaut werden, die Erdbebenwellen ableiten können und so die Gebäude im Zentrum der Anlage geschützt würden.[5] Eine praktische Anwendung ist dafür aber nicht absehbar.
Schwingungsverhalten und Schwingungstilger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Planung moderner Gebäude, orientiert man sich zunehmend an historischen Gebäudetypen, die sich als besonders erbebenresistent erwiesen haben. So zeigen Japanische Pagoden bei Erdbeben ein Schwingungsmuster (auch Schlangentanz genannt) um den zentralen Mittelpfeiler, durch das die Erschütterungen abgefedert werden, da sich jedes „Stockwerk“ in eine entgegengesetzte Richtung bewegt. Außerdem werden Schwingungen bei Pagoden und anderen traditionellen Holzbauten dadurch abgebremst, dass die einzelnen Balken nicht genagelt, sondern in einander gesteckt und verkeilt sind, was zusätzliche Beweglichkeit ermöglicht.[1]

Besonders bei Hochhäusern kommen Schwingungstilger (Schwingungspendel) zum Einsatz. Ihre Aufgabe ist es, bei einem Erdbeben die auftretende Schwingungsenergie aufzunehmen und dadurch ein Schwingen des eigentlichen Gebäudes zu verhindern. Solche Systeme können als aktive, passive oder Hybridsysteme ausgelegt sein und finden sich beispielsweise im John Hancock Tower in Boston oder dem australischen Sydney Tower.[6]
Konstruktiv handelt es sich bei solchen Systemen um eine große Masse, teilweise mehrerer hundert Tonnen, die gleitend gelagert oder als Pendel freischwingend im oberen Teil eines Hochhauses eingebaut werden und die eingetragene vertikale Energie aufnehmen und abbauen, ohne dass das eigentliche Tragwerk damit belastet wird. In der Regel werden zusätzlich Dämpfersysteme in diese Konstruktionen integriert, um Resonanzeffekte und zu große Bewegungen zu verhindern.
Besondere Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Nuklearkatastrophe von Fukushima seit März 2011 lenkte weltweit das Augenmerk darauf, dass Kernkraftwerke nicht jedem Beben trotzen können und dass sie trotz ihrer teilweise massiven Bauweise von Flutwellen erheblich beschädigt werden können.
Nach dem verheerenden Erdbeben von Kōbe 1995, bei dem mehr als 6400 Menschen starben, wurden in Japan die Vorschriften verschärft. Seitdem gebaute Reaktoren müssen mindestens Erdstößen der Richter-Magnitude M 7,75 standhalten können; in besonders gefährdeten Regionen sogar Beben bis M 8,25. Das Tōhoku-Erdbeben von 2011 hatte allerdings eine Momenten-Magnitude von M 9,0.
- Das zeigt auf, dass Richter-Magnituden (als Maß für die freigesetzte Wellenenergie) und Zerstörungsintensitäten gemäß der Mercalli-Sieberg-Skala (als Maß für das globale Ausmaß der Zerstörungen) nicht repräsentativ sein müssen für die konkrete Zerstörungswirkung am einzelnen Bauwerk.
- Für die Zerstörungswirkung am einzelnen Bauwerk repräsentativ sind drei Größen.
- Seismische Kennwerte (3D) am Felshorizont des Standorts: Kennwerte für die 3-dimensional wirkenden Erdbebenwellen (größte Beschleunigung, Geschwindigkeit, Verschiebung – Erdbebentyp – Dauer der Intensivbewegung)
- Allfällige Verstärkung bei lockerem Boden zwischen dem Felshorizont und dem Fundament („Baugrund“)
- Erdbebenexposition (von einer vollen bis zu keiner Exposition infolge lokaler Wellenmuster)
- Beim Tōhoku-Erdbeben (Seebeben verantwortlich für die Super-GAUs an drei AKWs in Fukushima, Japan) „verschluckte“ ein Seegraben ca. 130 km außerhalb tatsächlich einen erheblichen Anteil der Wellenenergie, bevor sie das Festland erreichte.
In Kalifornien stehen (Stand November 2011) zwei alte Kernkraftwerke an exponierten Standorten, die im Zusammenhang mit dem Thema Erdbebensicherheit oft erwähnt werden: das Kernkraftwerk San Onofre (seit 1968 und mittlerweile stillgelegt)[7] und das Kernkraftwerk Diablo Canyon (seit 1984/1985). Letzteres liegt 3 km entfernt von einer Erdbebenspalte (die man während des Baus entdeckte); beide liegen in der Nähe der San-Andreas-Verwerfung.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erdbebensichere Häuser. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 71, 1909, S. 476 (zlb.de – kurze Darstellung).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Inhaltsverzeichnis der DIN 4149-2005:04. Beuth-Verlag
- Erdbebengerechtes Bauen. ( vom 1. November 2016 im Internet Archive) Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz).
- Faltblatt Erdbebengerechte Neubauten in der Schweiz Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz)
- Erdbebengerechtes Entwerfen und Konstruieren von mehrgeschossigen Holzbauten Bundesamt für Umwelt BAFU (Schweiz) und Lignatec
- Erdbebengerechter Entwurf von Hochbauten Richtlinien des BWG Schweiz 2002
- Erdbeben und Bauwerke in der Schweiz Stiftung für Baudynamik und Erdbebeningenieurwesen
- Erdbebengerechtes Bauen Basler & Hofmann Zürich
- Abfrage zur Zuordnung von Orten zu Erdbebenzonen der DIN 4149
- Erdbebensicheres Bauen – Hinweise für das Bauen in Erdbebengebieten Baden-Württembergs. (PDF; 0,6 MB) Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, 2008.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Japanische Pagoden. Universität Wien; abgerufen am 20. Februar 2022
- ↑ Erdbebensicher Bauen. Hinweise für das Bauen in Erdbebengebieten Baden-Württembergs. ( des vom 20. Februar 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 596 kB) Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg; abgerufen am 20. Februar 2022
- ↑ Hamid Isfahany und Georg Pegels: Erdbebensichere Häuser für Entwicklungsländer. Alexander von Humboldt-Stiftung, abgerufen am 8. August 2009.
- ↑ Georg Küffner: Füße in Schalen. In: FAZ.net. 11. Oktober 2005, abgerufen am 14. Dezember 2014.
- ↑ Suzanne Krause: Tarnkappe gegen Erdbeben. Konzentrische Ringe sichern Gebäude. Abgerufen am 8. August 2009.
- ↑ Konstantin Meskouris: Erdbebensicheres Bauen. Bundesministerium für Bildung und Forschung, archiviert vom am 5. Mai 2015; abgerufen am 22. Mai 2015.
- ↑ Lena Jakat: Reaktoren in Risikogebieten – Die gefährlichsten AKW-Standorte der Welt. In: sueddeutsche.de. 7. März 2012, abgerufen am 26. Mai 2015.