Blümer Mühle und Vieraugenbeutelratten: Unterschied zwischen den Seiten
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|Name=Mühlenstandort heute und früher |
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| Taxon_Name = Vieraugenbeutelratten |
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| Taxon_WissName = Philander |
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| Taxon_Rang = Gattung |
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|Datei:Wasserkraftwerk Standort Blumer Mühle von Werrabrücke.jpg|Früherer Mühlenstandort an der heutigen Wasserkraftanlage ''Blumer Wehr'' |
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| Taxon_Autor = [[Mathurin-Jacques Brisson|Brisson]], 1762 |
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|Datei:Blümer Mühle 1900.jpg|Die Blümer Mühle um 1900 |
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| Taxon2_Name = Beutelratten |
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| Taxon2_WissName = Didelphidae |
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| Taxon2_Rang = Familie |
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| Taxon3_Name = Beutelrattenartige |
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| Taxon3_WissName = Didelphimorphia |
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| Taxon3_Rang = Ordnung |
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| Taxon4_Name = Beuteltiere |
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| Taxon4_WissName = Marsupialia |
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| Taxon4_Rang = Unterklasse |
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| Taxon5_Name = Säugetiere |
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| Taxon5_WissName = Mammalia |
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| Taxon5_Rang = Klasse |
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| Taxon6_Name = Synapsiden |
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| Taxon6_WissName = Synapsida |
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| Taxon6_Rang = ohne Rang |
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| Bild = Cuica verdadeira2.jpg |
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| Bildbeschreibung = [[Graue Vieraugenbeutelratte]] (''Philander opossum'') |
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Die '''Vieraugenbeutelratten''' (''Philander'') sind eine Gattung der [[Beutelsäuger]] aus der Familie der [[Beutelratten]] (Didelphidae). Ihren Namen verdanken sie einem hellen Fleck über jedem Auge. |
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Die '''Blümer Mühle''' war eine aus der Zeit des [[Mittelalter]]s stammende [[Wassermühle]] an der [[Werra]] im [[Südniedersachsen|südniedersächsischen]] [[Hann. Münden]], die im 20. Jahrhundert abgerissen wurde. Sie gehörte zur Ansiedlung [[Blume (Hann. Münden)|Blume]] als historischer Vorstadt des früheren Mündens und ist danach benannt. |
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== Beschreibung == |
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Vieraugenbeutelratten sind äußerlich [[mäuse]]ähnliche Tiere. Ihr raues Fell ist an der Oberseite grau oder schwarz gefärbt, die Unterseite ist heller, oft weißlich oder gelb. Ihr Körper ist sehr schlank gebaut, die Schnauze spitz. Der Schwanz ist gleich lang oder länger als der Körper und bis auf das erste Viertel unbehaart. Mit einer Kopfrumpflänge von 25 bis 33 Zentimeter und einem Gewicht von 200 bis 700 Gramm (Tiere in Gefangenschaft erreichen manchmal bis zu 1,5 Kilogramm) zählen sie zu den größeren Vertretern ihrer Familie. |
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[[Datei:Blumer Mühle Merian 1654 braun.jpg|mini|links|[[Matthäus Merian|Merian]]-Kupferstich um 1650 mit der [[Alte Werrabrücke|Alten Werrabrücke]], daneben die Gebäude der Blümer Mühle]] |
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[[Datei:Blumer Mühle Lage Münden 1728.jpg|mini|Lage der Mühle auf einer Karte von 1728]] |
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|Name=1828 und heute |
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|Größe= |
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|Datei:Blümer Mühle 1850 nach Vorlage 1828.jpg|Links die Blümer Mühle, daneben [[Alte Werrabrücke]] und [[Welfenschloss Münden]] gestochen nach einer Skizze von [[Robert Batty]] um 1828 |
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|Datei:Blümer Mühle 2025 Perspektive nach Vorlage 1828.jpg|Gleicher Blickwinkel mit der heutigen Wasserkraftanlage ''Blumer Wehr'' am früheren Mühlenstandort, 2025}} |
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Die Blümer Mühle befand sich außerhalb der mittelalterlichen Stadt Münden auf dem gegenüberliegenden Ufer der Werra. Zum Betrieb der Mühle wurde im Fluss ein [[Wehr (Wasserbau)|Wehr]] geschaffen, um das Wasser anzustauen. Die Blumer Mühle gehörte zur historischen Vorstadt Blume, die lange aus einer doppelseitigen Häuserreihe entlang der Straße parallel zur Werra bestand. Blume war mit Münden über die im 13. Jahrhundert erbaute [[Alte Werrabrücke]] verbunden. Die Mühle wird erstmals 1329 in einer Urkunde des Stifts [[Hilwartshausen]] erwähnt, das dort ein Grundstück für den Bau des heute nicht mehr vorhandenen [[Hospital St. Spiritus (Münden)|Heilig Geist-Hospitals]] zur Verfügung stellte. Die Mühle stand im Eigentum der [[Welfen|welfischen]] Herzöge. 1398 wird die Blümer Mühle im Abgabenbuch des [[Welfenschloss Münden|Welfenschlosses Münden]] genannt. Laut den Aufzeichnungen bestanden zu dieser Zeit mit der Blümer Mühle, der [[Graumühle]] und der Werdermühle auf dem [[Tanzwerder]] drei Mühlen im Ort. Von 1489 bis 1491 war die Blümer Mühle Pfandobjekt für ein Darlehen, das Herzog [[Wilhelm II. (Braunschweig-Calenberg-Göttingen)|Wilhelm der Jüngere]] von der Stadt Münden erhalten hatte. |
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== Verbreitung und Lebensweise == |
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Nach einer [[Kopfsteuer]]liste von 1689 gehörten 12 Personen zur Mühle. Dazu zählten der Müller und seine Familie sowie [[Knecht]]e und [[Magd|Mägde]]. Im Laufe der Geschichte wurden an der Mühle vielfach Reparaturen bis hin zur vollständigen Erneuerung durchgeführt. 1750 waren die äußeren Wasserbauanlagen so desolat, dass sie [[Hochwasser]] mit [[Eisgang]] hätte wegreißen können. 1751 waren die Anlagen wieder hergestellt. Von 1738 bis 1818 hatte die Müllerfamilie Hesse die Mühle gepachtet. 1821 übernahm sie der Müller Johann Heinrich Apell als neuer Pächter. Er erneuerte 1823 die äußeren Wasserbauanlagen und baute im Inneren drei [[Mahlgang|Mahlgänge]] ein, die die Leistungsfähigkeit der Mühle erheblich verbesserten. |
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Diese Tiere sind auf dem [[Amerika|amerikanischen Kontinent]] verbreitet, ihr Verbreitungsgebiet reicht vom nördlichen [[Mexiko]] bis in das nördliche [[Argentinien]]. |
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Ihr Lebensraum sind in erster Linie feuchte, tropische Wälder. In erster Linie leben sie auf dem Boden, obwohl sie auch gut klettern und sogar schwimmen können. Ihr Bewegungen gelten als schnell und agil. Die Tiere sind vorwiegend nachtaktiv, obwohl sie manchmal auch tagsüber beobachtet werden können. Als Schlafplatz dienen ihnen runde Blätternester, die sie in den unteren Ästen errichten, selten auch Erdhöhlen. Sie gelten als ausgesprochen aggressiv, die sich mit Zischlauten und notfalls wildem Kämpfen gegenüber ihren Feinden verbreiten. |
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1837 genehmigte die [[Domänenkammer Hannover]] als Besitzerin der Mühle einen Gebäudeanbau für einen weiteren Mahlgang. Dieser war erforderlich wegen der gestiegenen Nachfrage und der Lieferung von Weizenmehl nach Amerika. Später kam der Niedergang der Mühle infolge von Konkurrenz durch die Mündener [[Graumühle]] an der [[Fulda]]. Diese Wassermühle war ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts [[Wasserturbine|turbinengetrieben]] und in einen industriellen Mühlenbetrieb umgewandelt worden. |
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Vieraugenbeutelratten sind ausgesprochene Allesfresser. Zu ihrer Nahrung zählen kleine Wirbeltiere, Eier, Insekten, Krabben und Würmer, aber auch Früchte, Blätter und Samen. |
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Im 19. Jahrhundert war die Blümer Mühle ein beliebtes Motiv bei Zeichnern und Malern. Karl Runge als letzter Mühlenpächter legte sie 1913 still. 1964 wurden die Baulichkeiten beim Ausbau der [[Bundesstraße 80|B 80]] abgerissen. |
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== Fortpflanzung == |
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== Wasserkraftwerk Blumer Wehr == |
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Weibchen haben einen gut entwickelten Beutel mit fünf bis neun Zitzen und können in wärmeren Regionen das ganze Jahr über Nachwuchs zur Welt bringen. Nach kurzer Tragzeit wirft das Weibchen vier bis fünf Jungtiere. Diese werden rund drei Monate gesäugt und erreichen die Geschlechtsreife im Alter von sechs bis acht Monaten. Mit ein bis zwei Jahren ist die Lebenserwartung niedrig. |
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{{Galerie |
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|Name=Rundgang um die [[Wasserkraftschnecke]]n |
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== Bedrohung == |
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Vieraugenbeutelratten sind weitverbreitet und zählen nicht zu den bedrohten Arten. Gelegentlich fallen sie über Felder oder Plantagen her und werden deshalb als Plage betrachtet. |
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|Datei:2025-03-29 WasserkraftschneckeBluemerWehr oberwasser.jpg |Die Wasserkraftschnecken vom Oberwasser aus gesehen, mit Generatorgehäusen, Wartungssteg und [[Treibgutrechen|Rechenanlage]] |
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== Die Arten == |
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|Datei:2025-03-29 WasserkraftschneckeBluemerWehr schrauben.jpg |Die [[Archimedische Schraube|Archimedischen Schrauben]] des Wasserkraftwerks „Blumer Wehr“ |
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In einer im Januar 2018 veröffentlichten [[Revision (Biologie)|Revision]] der Gattung werden folgende Arten anerkannt:<ref name="Voss2018"/> |
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|Datei:2025-03-29 WasserkraftschneckeBluemerWehr technik.jpg |Leistungsanzeige (90 [[Liste_von_Größenordnungen_der_Leistung#Kilowatt|kW]]) und technische Daten des Wasserkraftwerks „Blumer Wehr“ |
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|Datei:2025-03-29 WasserkraftschneckeBluemerWehr total.jpg |Das heutige Wasserkraftwerk ''Blumer Wehr'' steht am früheren Mühlenstandort}} |
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* Die [[Anderson-Vieraugenbeutelratte]] (''Philander andersoni'') kommt im nordwestlichen Amazonasbecken vor. |
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Mit einem [[Planfeststellung#Planfeststellungsbeschluss|Planfeststellungsbeschluss]] von 2007 wurde auf private Initiative hin das Aufstauen des „Mühlenarmes“ der Werra und das Ableiten einer Wassermenge von bis zu 7 m³/s aus dem „Mühlengraben“ zur Gewinnung [[Erneuerbare Energie|erneuerbarer Energie]] genehmigt und 2009 wurde die Nutzung der [[Wasserkraft]] mit [[Wasserkraftschnecke]]n zugelassen.<ref name="Klein2019">{{Internetquelle |autor=Dorothea Klein |titel=Bau und Betrieb einer Wasserkraftanlage am Blumer Mühlenwehr in Hann. Münden |url=https://www.nlwkn.niedersachsen.de/startseite/wasserwirtschaft/zulassungsverfahren/oberirdische_gewasser_und_kustengewasser/wasserkraftanlage_blumer_muhlenwehr/-46143.html |hrsg=[[Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz]] |datum=2019 |abruf=2025-03-31 |offline= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190926173152/https://www.nlwkn.niedersachsen.de/startseite/wasserwirtschaft/zulassungsverfahren/oberirdische_gewasser_und_kustengewasser/wasserkraftanlage_blumer_muhlenwehr/-46143.html}}</ref> Daraufhin entstand 2011 am früheren Standort der Blümer Mühle das [[Wasserkraftwerk]] ''Blumer Wehr''<ref>Helmut Krischmann: [https://www.hna.de/lokales/hann-muenden/schnecken-erzeugen-strom-1376936.html ''Schnecken erzeugen den Strom''] bei [[Hessische/Niedersächsische Allgemeine]] vom 25. August 2011.</ref>, das zur örtlichen Stromversorgung beiträgt. Die beiden installierten Wasserkraftschnecken arbeiten nach dem Prinzip der [[Archimedische Schraube|Archimedischen Schraube]] und sind laut Betreiberangaben für die jährliche Erzeugung von 450.000 [[Kilowattstunde]]n (kWh) ausgelegt, den Jahresbedarf von rund 500 Personen.<ref>[https://www.hna.de/lokales/hann-muenden/hann-muenden-testlauf-wasserkraftwerk-1169970.html ''Hann. Münden: Testlauf für Wasserkraftwerk''] bei Hessische/Niedersächsische Allgemeine vom 21. März 2011.</ref> |
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* Die [[Gewöhnliche Vieraugenbeutelratte]] (''Philander canus''), eine im tropischen Südamerika weit verbreitete Art, die vorher als [[Synonym (Taxonomie)|Synonym]] oder Unterart der Grauen Vieraugenbeutelratte galt. |
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* [[McIlhennys Vieraugenbeutelratte]] (''Philander mcilhennyi'') aus dem westlichen Amazonasbecken. |
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* Die [[Dunkle Vieraugenbeutelratte]] (''Philander melanurus'') (Thomas, 1899), aus Panama und Kolumbien und Ecuador westlich der Anden. |
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* Die [[Graue Vieraugenbeutelratte]] (''Philander opossum'') aus dem östlichen Amazonasbecken. |
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* Die [[Pebas-Vieraugenbeutelratte]] (''Philander pebas''), eine Anfang 2018 neu beschriebene Art, die im Amazonasbecken endemisch ist. |
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* Die [[Südöstliche Vieraugenbeutelratte]] (''Philander quica''), ist im [[Mata Atlântica|Atlantischen Regenwald]] endemisch. |
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* Die [[Fahle Vieraugenbeutelratte]] (''Philander vossi'') Gardner & Ramírez-Pulido, 2020, aus Mittelamerika (Yukatan, Belize, El Salvador). |
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Die [[Schwarze Vieraugenbeutelratte]] (''Philander nigratus'') wurde 2020 als weitere valide Art anerkannt.<ref name="Voss2020" /> |
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Über die Validität der Orinokodelta-Vieraugen-Beutelratte (''Philander deltae'') konnte bisher Aussage getroffen werden, da keine DNA-Proben vorlagen. |
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Die [[Nacktschwanzbeutelratte]] wird manchmal als Braune Vieraugenbeutelratte bezeichnet, sie hat aber nur oberflächliche Ähnlichkeiten mit dieser Gattung und ist nicht näher mit ihr verwandt. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Nowak, Ronald M.: ''Walker's Mammals of the World''. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9 |
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* Johann Dietrich von Pezold: ''Die Blümer Mühle.'' In: ''Geschichte an den drei Flüssen. Streiflichter in die Vergangenheit der Stadt Hann. Münden an Werra, Fulda und Weser.'' Hann. Münden, 2008, S. 107–109 |
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== Belege == |
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<references> |
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{{Commonscat|Blümer Mühle}} |
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<ref name="Voss2018">Robert S. Voss, Juan F. Díaz-Nieto und Sharon A. Jansa. 2018. ''A Revision of Philander (Marsupialia: Didelphidae), Part 1: P. quica, P. canus, and A New Species from Amazonia.'' American Museum Novitates. Number 3891; 1-70. [[DOI: 10.1206/3891.1]]</ref> |
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* [https://www.akpool.de/ansichtskarten/25841018-ansichtskarte-postkarte-hann-muenden-in-niedersachsen-blick-auf-die-blumenmuehle Ansichtskarte der Blümer Mühle von 1899] |
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<ref name="Voss2020">Robert S. Voss, Juan F. Díaz-Nieto und Sharon A. Jansa. 2020. ''A Revision of Philander (Marsupialia: Didelphidae), Part 2: Phylogenetic Relationships and Morphological Diagnosis of P. nigratus Thomas, 1923.'' Juni 2020, American Museum Novitates 2020 (3955):1, [[DOI:10.1206/3955.1]]</ref> |
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== Einzelnachweise == |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Philander|Vieraugenbeutelratten (''Philander'')}} |
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* {{IUCNSearch |Text=Philander |Linktext=''Philander'' |Year=2008 |Download=16. April 2015 }} |
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[[Kategorie:Beutelratten]] |
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{{SORTIERUNG:Blumer Muhle}} |
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[[Kategorie:Wassermühle in Niedersachsen]] |
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[[Kategorie:Bauwerk in Hann. Münden]] |
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[[Kategorie:Erbaut im 14. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Abgegangenes Bauwerk in Niedersachsen]] |
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[[Kategorie:Werra]] |
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[[Kategorie:Mühle in Europa]] |
Aktuelle Version vom 1. April 2025, 01:08 Uhr
Vieraugenbeutelratten | ||||||||||||
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![]() Graue Vieraugenbeutelratte (Philander opossum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Philander | ||||||||||||
Brisson, 1762 |
Die Vieraugenbeutelratten (Philander) sind eine Gattung der Beutelsäuger aus der Familie der Beutelratten (Didelphidae). Ihren Namen verdanken sie einem hellen Fleck über jedem Auge.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vieraugenbeutelratten sind äußerlich mäuseähnliche Tiere. Ihr raues Fell ist an der Oberseite grau oder schwarz gefärbt, die Unterseite ist heller, oft weißlich oder gelb. Ihr Körper ist sehr schlank gebaut, die Schnauze spitz. Der Schwanz ist gleich lang oder länger als der Körper und bis auf das erste Viertel unbehaart. Mit einer Kopfrumpflänge von 25 bis 33 Zentimeter und einem Gewicht von 200 bis 700 Gramm (Tiere in Gefangenschaft erreichen manchmal bis zu 1,5 Kilogramm) zählen sie zu den größeren Vertretern ihrer Familie.
Verbreitung und Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Tiere sind auf dem amerikanischen Kontinent verbreitet, ihr Verbreitungsgebiet reicht vom nördlichen Mexiko bis in das nördliche Argentinien.
Ihr Lebensraum sind in erster Linie feuchte, tropische Wälder. In erster Linie leben sie auf dem Boden, obwohl sie auch gut klettern und sogar schwimmen können. Ihr Bewegungen gelten als schnell und agil. Die Tiere sind vorwiegend nachtaktiv, obwohl sie manchmal auch tagsüber beobachtet werden können. Als Schlafplatz dienen ihnen runde Blätternester, die sie in den unteren Ästen errichten, selten auch Erdhöhlen. Sie gelten als ausgesprochen aggressiv, die sich mit Zischlauten und notfalls wildem Kämpfen gegenüber ihren Feinden verbreiten.
Vieraugenbeutelratten sind ausgesprochene Allesfresser. Zu ihrer Nahrung zählen kleine Wirbeltiere, Eier, Insekten, Krabben und Würmer, aber auch Früchte, Blätter und Samen.
Fortpflanzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weibchen haben einen gut entwickelten Beutel mit fünf bis neun Zitzen und können in wärmeren Regionen das ganze Jahr über Nachwuchs zur Welt bringen. Nach kurzer Tragzeit wirft das Weibchen vier bis fünf Jungtiere. Diese werden rund drei Monate gesäugt und erreichen die Geschlechtsreife im Alter von sechs bis acht Monaten. Mit ein bis zwei Jahren ist die Lebenserwartung niedrig.
Bedrohung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vieraugenbeutelratten sind weitverbreitet und zählen nicht zu den bedrohten Arten. Gelegentlich fallen sie über Felder oder Plantagen her und werden deshalb als Plage betrachtet.
Die Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer im Januar 2018 veröffentlichten Revision der Gattung werden folgende Arten anerkannt:[1]
- Die Anderson-Vieraugenbeutelratte (Philander andersoni) kommt im nordwestlichen Amazonasbecken vor.
- Die Gewöhnliche Vieraugenbeutelratte (Philander canus), eine im tropischen Südamerika weit verbreitete Art, die vorher als Synonym oder Unterart der Grauen Vieraugenbeutelratte galt.
- McIlhennys Vieraugenbeutelratte (Philander mcilhennyi) aus dem westlichen Amazonasbecken.
- Die Dunkle Vieraugenbeutelratte (Philander melanurus) (Thomas, 1899), aus Panama und Kolumbien und Ecuador westlich der Anden.
- Die Graue Vieraugenbeutelratte (Philander opossum) aus dem östlichen Amazonasbecken.
- Die Pebas-Vieraugenbeutelratte (Philander pebas), eine Anfang 2018 neu beschriebene Art, die im Amazonasbecken endemisch ist.
- Die Südöstliche Vieraugenbeutelratte (Philander quica), ist im Atlantischen Regenwald endemisch.
- Die Fahle Vieraugenbeutelratte (Philander vossi) Gardner & Ramírez-Pulido, 2020, aus Mittelamerika (Yukatan, Belize, El Salvador).
Die Schwarze Vieraugenbeutelratte (Philander nigratus) wurde 2020 als weitere valide Art anerkannt.[2] Über die Validität der Orinokodelta-Vieraugen-Beutelratte (Philander deltae) konnte bisher Aussage getroffen werden, da keine DNA-Proben vorlagen.
Die Nacktschwanzbeutelratte wird manchmal als Braune Vieraugenbeutelratte bezeichnet, sie hat aber nur oberflächliche Ähnlichkeiten mit dieser Gattung und ist nicht näher mit ihr verwandt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nowak, Ronald M.: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0-8018-5789-9
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Robert S. Voss, Juan F. Díaz-Nieto und Sharon A. Jansa. 2018. A Revision of Philander (Marsupialia: Didelphidae), Part 1: P. quica, P. canus, and A New Species from Amazonia. American Museum Novitates. Number 3891; 1-70. DOI: 10.1206/3891.1
- ↑ Robert S. Voss, Juan F. Díaz-Nieto und Sharon A. Jansa. 2020. A Revision of Philander (Marsupialia: Didelphidae), Part 2: Phylogenetic Relationships and Morphological Diagnosis of P. nigratus Thomas, 1923. Juni 2020, American Museum Novitates 2020 (3955):1, DOI:10.1206/3955.1