Gintautas Paluckas und Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Immigrants 1951.jpg|mini|Irakische Juden verlassen den [[Flughafen Lod]] (Israel) auf ihrem Weg zum [[Ma'abarot|ma'abara]]-Transitlager (1951).]] |
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[[Datei:Gintautas Paluckas by Augustas Didzgalvis.jpg|mini|Gintautas Paluckas (2023)]] |
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[[Datei:Beit Lid Maabara 1950.jpg|mini|Bet-Lid-Flüchtlingslager (Israel 1950)]] |
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'''Gintautas Paluckas''' (* [[19. August]] [[1979]] in [[Vilnius]]) ist ein [[Litauen|litauischer]] sozialdemokratischer [[Politiker]], seit 2020 Mitglied des [[Seimas]], seit November 2024 Partei-Kandidat zum [[Premierminister Litauens]]. Von 2017 bis 2021 war er [[LSDP]]-Parteivorsitzender und von 2015 bis 2019 [[Vizebürgermeister]] der [[Stadtgemeinde Vilnius]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.vilnius.lt/lit/Mero_pavaduotojai/22/24909 |text=Stadt Vilnius |wayback=20150426000643 |archiv-bot=2019-04-13 23:31:47 InternetArchiveBot}}</ref> |
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Die '''Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern''' ({{heS|יציאת יהודים ממדינות ערב‎|Yetziat yehudim mi-medinot Arav}}; {{arS|التهجير الجماعي لليهود من الدول العربية والإسلامية‎|at-tahdschīr al-Dschamāʻī lil-yahūd min ad-duwal al-ʻarabīya wal-islāmīya}}) umfasste sowohl [[Flucht]] als auch [[Vertreibung]] von 850.000 [[Juden]] hauptsächlich [[Misrachim|misrachischer]] und [[Sefarden|sefardischer]] Herkunft aus [[Arabische Welt|arabischen]] und [[Dār al-Islām|islamisch geprägten Ländern]] von 1948 bis in die 1970er Jahre, die abgeschwächt bis heute anhalten. Dadurch erloschen teils Jahrtausende alte jüdische Gemeinden. Sie wird auch '''jüdische Nakba''' genannt, womit auf Parallelen zwischen dem Schicksal der jüdischen Flüchtlinge des [[Nahostkonflikt]]es und dem als [[Nakba]] bezeichneten Schicksal der [[Palästinensisches Flüchtlingsproblem|palästinensischen Flüchtlinge]] hingewiesen werden soll. |
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== Hintergrund == |
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Wie [[Christentum|Christen]], [[Zarathustrier]] und andere [[Ahl al-kitāb|''Leute des Buches'']] waren auch die Juden in muslimischen Ländern seit dem Aufkommen des [[Islam]] nach dem Recht der [[Dhimma]] gegen Zahlung von Schutzgeld geduldet, wenngleich sie weniger Rechte hatten als Muslime. Obwohl die Abwanderung von Juden aus dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] und [[Nordafrika]] bereits im späten 19. Jahrhundert begann, blieb sie bis zum [[Palästinakrieg]] (1948) gering. Die Idee des [[Zionismus]] und des jüdischen Staates machte nur auf eine Minderheit der Juden dieser Länder Eindruck. Nach dem Palästinakrieg und der [[Israelische Unabhängigkeitserklärung|Gründung des Staates Israel]] im Jahre 1948 verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Juden in diesen Ländern jedoch erheblich; in vielen Staaten kam es zu [[Bombenattentat]]en, wie dem [[Angriff auf die Menarscha-Synagoge]], [[Pogrom]]en wie dem [[Pogrom von Tripolis 1948|von Tripolis 1948]], Verhaftungen, [[Folter]], [[Enteignung]]en und Massen[[ausweisung]]en von Juden. Eine Drohrede hoher islamischer Geistlicher an der [[Azhar (Ägypten)#Azhar-Universität|al-Azhar-Universität]] unmittelbar nach dem [[UN-Teilungsplan für Palästina|UN-Teilungsplan]] (1947) löste Gewaltakte gegen jüdische Gemeinden in vielen arabischen und islamischen Staaten aus.<ref>{{Internetquelle |url=http://zionismus.info/antizionismus/arabisch-6.htm |titel=Der Beschluß der Vereinten Nationen zur Gründung des Staates Israel und die Reaktion der arabischen Staaten |werk=Zionisums.info |hrsg=haGalil e. V. |datum=2003-10-14 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20231202090819/http://zionismus.info/antizionismus/arabisch-6.htm |archiv-datum=2023-12-02 |abruf=2024-05-17}}</ref> |
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Nach dem Abitur 1997 am [[Juozas-Balčikonis-Gymnasium]] in [[Panevėžys]] studierte Gintautas Paluckas von 2000 bis 2001 [[englische Sprache]] am ''Charles Dickens College'' in [[London]]. 2003 absolvierte er das Bachelorstudium der [[Informatik]] an der [[Universität Vilnius]] (UV) und 2004 das Wirtschaftsstudium an der [[Vilnius University Business School]]. Ab 2004 studierte er [[Rechtswissenschaft]] an der UV. Von 2003 bis 2005 arbeitete Gintautas Paluckas als Oberspezialist bei der nationalen Sozialversicherungsbehörde [[SoDra]]. Ab 2005 war er Gehilfe von [[Justas Vincas Paleckis]], eines [[Europaparlament]]-Mitglieds. Von 2007 bis 2009 leitete Paluckas als Direktor die [[Verwaltung der Stadtgemeinde Vilnius]]. |
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Vom Anfang des Krieges 1948 zwischen Israel und den arabischen Staaten bis in die frühen 1970er Jahre wurden zwischen 800.000 und einer Million Juden aus ihren Heimatgebieten in den arabischen Staaten vertrieben oder mussten flüchten. Allein zwischen 1948 und 1951 kamen 260.000 von ihnen nach Israel und stellten damit 56 % aller Einwanderer in dem neu gegründeten Staat.<ref>Shindler, Colin. ''A history of modern Israel.'' Cambridge University Press 2008. Seiten 63–64.</ref> 600.000 Juden aus arabischen und muslimischen Ländern konnten Israel noch bis 1972 erreichen.<ref>{{Internetquelle |autor=Adi Schwartz |url=https://www.haaretz.com/2008-01-03/ty-article/all-i-wanted-was-justice/0000017f-e08b-d804-ad7f-f1fbdd0e0000 |titel=All I Wanted was Justice |werk=[[Haaretz]] |datum=2001-01-04 |sprache=en |abruf=2024-05-16}}</ref><ref>Malka Hillel Shulewitz, ''The Forgotten Millions: The Modern Jewish Exodus from Arab Lands'', Continuum 2001, Seiten 139 und 155.</ref><ref name="Aharoni">Ada Aharoni: {{Webarchiv |url=http://www.hsje.org/forcedmigration.htm |text=''The Forced Migration of Jews from Arab Countries'' |wayback=20120213230126}}, Historical Society of Jews from Egypt website. Abgerufen am 1. Februar 2009.</ref> |
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== Politische Karriere == |
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In der Jugendzeit war Gintautas Paluckas Mitglied der litauischen konservativen Jugendorganisation [[Liga Junger Konservativer]]. |
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Zum Zeitpunkt des [[Jom-Kippur-Krieg]]es von 1973 existierte praktisch keine jüdische Gemeinde mehr in der gesamten arabischen Welt sowie in [[Pakistan]] und [[Afghanistan]]. Bis 2002 machten Juden aus arabischen Ländern und ihre Nachkommen fast die Hälfte der Bevölkerung Israels aus.<ref name="Aharoni" /> |
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Seit 2003 ist er Mitglied der [[Lietuvos socialdemokratų partija]] und seit 2005 der [[Lietuvos socialdemokratinio jaunimo sąjunga]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.2013.vrk.lt/rinkimai/440_lt/Kandidatai/Kandidatas74026/Kandidato74026Anketa.html |text=Leben |wayback=20150504125936 |archiv-bot=2018-04-12 11:08:05 InternetArchiveBot}}</ref> Ende April 2017 wurde er zum [[LSDP]]-Parteivorsitzenden ausgewählt. Er setzte sich gegen Minister [[Mindaugas Sinkevičius]] durch.<ref>[http://vz.lt/verslo-aplinka/2017/04/22/naujuoju-lsdp-pirmininku-isrinktas-paluckas Išrinktas Paluckas]</ref> Paluckas leitete die Partei zwei Amtszeiten. Seine Amtsnachfolgerin wurde [[Vilija Blinkevičiūtė]] (* 1960). |
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== Ursachen == |
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2015 wurde Gintautas Paluckas zum Vilniusser Ratsmitglied ausgewählt bei den [[Kommunalwahlen in Litauen 2015]]. Bei den [[Kommunalwahlen in Litauen 2019]] wurde er nicht ausgewählt; dabei bekam seine Partei LSDP überhaupt keine Sitze im Rat der litauischen Hauptstadt. Von 2020 bis 2024 war er Mitglied im [[13. Seimas]] (ausgewählt als Kandidat der Parteiliste). Seit November 2024 ist er Mitglied im [[14. Seimas]] (ausgewählt als Kandidat der Parteiliste). Sowohl 2020 als auch 2024 hatte er keinen Erfolg als Partei-Kandidat im [[Wahlkreis]] von [[Utena]]; er gelang zum zweiten Wahlgang nicht. |
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Neben Flucht vor [[Antizionismus]], [[Antijudaismus]] und [[Geschichte des Antisemitismus seit 1945#Arabische und islamische Staaten|Antisemitismus]], militärischen Zwangsmaßnahmen, politischer Instabilität, Verfolgung und [[Vertreibung]] wollten einige Auswanderer auch ihrer zionistischen Sehnsucht folgen oder einen besseren wirtschaftlichen Status sowie eine gesicherte Heimat in [[Europa]] und [[Amerika]] erreichen. Ein bedeutender Teil der Juden flüchtete wegen politischer Unsicherheit und des Aufstiegs des [[Arabischer Nationalismus|arabischen Nationalismus]], sowie später wegen der Politik der arabischen Regierungen, welche die Judenvertreibungen als eine von der Bevölkerungsmasse gewollte Vergeltungsmaßnahme für die [[Palästinensisches Flüchtlingsproblem|arabischen Flüchtlinge]] aus [[Völkerbundsmandat für Palästina|Palästina]] darzustellen versuchten.<ref>Middle East: [http://www.meforum.org/263/why-jews-fled-the-arab-countries Why Jews fled the Arab Countries] by Ya'akov Meron</ref> |
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Daneben gab es auch wirtschaftliche Gründe für die systematische Vertreibungspolitik. Viele Juden wurden dazu angehalten, ihr Eigentum in ihren Heimatländern, aus denen sie flüchteten, zu verkaufen oder aufzugeben, manche wurden auch staatlicherseits enteignet.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.jcpa.org/JCPA/Templates/ShowPage.asp?DBID=1&TMID=111&LNGID=1&FID=388&PID=0&IID=2196 |wayback=20081227100514 |text=The Palestinian Refugee Issue: Rhetoric vs. Reality by Sidney Zabludoff |archiv-bot=2023-02-05 14:37:49 InternetArchiveBot }}</ref><ref>Malka Hillel Shulewitz, ''The Forgotten Millions: The Modern Jewish Exodus from Arab Lands'', Continuum 2001, Seiten 52, 71, 87, 92, 100, 110, 113–114, 116, 135, 139.</ref><ref>Rayyum al-Schawaf, ''Iraqi Jews: A story of mass exodus'', Democratiya 7 2006.</ref> |
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== Amtsdelikt == |
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Paluckas wurde 2010 vom [[1. Stadtkreisgericht Vilnius]] gemäß Artikel 228 Absatz 1 des [[Strafgesetzbuch (Litauen)|Strafgesetzbuches Litauens]] verurteilt. Der Anklagepunkt war eine [[Straftat]] der Kategorie „Verbrechen und Strafverletzungen gegen [[Öffentliches Amt|öffentliche Ämter]] und öffentliche Interessen“, konkret der [[Amtsdelikt|Missbrauch des Amtes]]. |
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== Juden in arabischen Ländern ab 1947 == |
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=== Nach Land === |
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==== Maghreb ==== |
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===== Libyen ===== |
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Die meisten [[Geschichte der Juden in Libyen|libyschen Juden]] flohen bis 1951 nach Israel; den Verbliebenen wurde 1961 die [[Libyen|libysche]] Staatsbürgerschaft entzogen und die Restgemeinde wurde als Folge des [[Sechstagekrieg]]es schließlich nach [[Italien]] gebracht. |
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===== Algerien ===== |
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[[Algerien|Algerische]] Juden besaßen seit dem [[Décret Crémieux]] von 1870 die [[französische Staatsbürgerschaft]], weshalb die meisten von ihnen in Folge des [[Algerienkrieg]]es nach [[Frankreich]] zogen. |
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===== Marokko ===== |
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Infolge der [[Pogrome von Oujda und Jerada]] begannen [[Marokko|marokkanische]] Juden 1948 ihr Land zu verlassen; der größte Teil der Gemeinschaft floh jedoch erst in den 1960er Jahren nach Frankreich, Kanada und Israel. |
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===== Tunesien ===== |
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Die tunesischen Juden verließen [[Tunesien]] zwischen 1948 und 1973, die meisten jedoch zwischen 1956 und 1966. Viele ließen sich in Frankreich, einige in Israel und Kanada nieder. Juden aus Nordafrika, die nach Frankreich emigrierten, erhielten automatisch die französische Staatsbürgerschaft. |
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==== Nahost ==== |
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===== Jemen ===== |
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Fast alle [[Geschichte des Judentums im Jemen|jemenitischen Juden]] wurden 1949 bis 1950 in der [[Operation Magic Carpet (Jemen)|Operation fliegender Teppich]] aus Angst um ihre Sicherheit [[Alija|evakuiert]]. |
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===== Irak ===== |
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[[Geschichte des Judentums im Irak|Irakische]] und [[kurdische Juden]] wurden 1950 zunächst von der [[irak]]ischen Regierung „ermutigt“, das Land zu verlassen, worauf die Regierung 1951 „die Vertreibung derjenigen Juden, die sich weigerten eine Erklärung des [[Antizionismus]] zu unterzeichnen“, anordnete.<ref>{{Google Buch |BuchID=G2wAxqCqKrUC |Seite=176 |Hervorhebung=the expulsion of Jews who refused to sign a statement of anti-Zionism |Linktext=A history of modern Palestine: one land, two peoples, by Ilan Pappé, 2004, S. 176}}</ref> |
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===== Ägypten ===== |
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Die Juden [[Ägypten]]s wurden bereits 1948 zum Auswandern [[Pogrome von Kairo|genötigt]],<ref>Racheline Barda. [http://www.nebidaniel.org/documents/Whence%20_%20Hence%20by%20R.Barda.doc ''The modern Exodus of the Jews of Egypt'']. ([[Microsoft Word|MS Word]]; 351 kB) „The 1948 War triggered their first exodus, forced or otherwise. In fact, the Jewish Agency records showed that 20,000 Jews, a sizable 25 % of the total Jewish population of about 75,000 to 85,000, left during 1949–1950 of whom 14,299 settled in Israel.“</ref> und die meisten verbliebenen, etwa 21.000, wurden im Jahre 1956 offen staatlicherseits vertrieben.<ref>{{Google Buch |BuchID=5H7pfJLQE2sC |Seite=34 |Hervorhebung=jews of egypt expelled in 1956 |Linktext=The Sephardim of Sydney: coping with political processes and social pressures by Naomi Gale, S. 34}}</ref> |
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===== Libanon ===== |
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Der [[Libanon]] war der einzige arabische Staat, der nach 1948 eine temporäre Zunahme seiner jüdischen Bevölkerungszahl erlebte, was an den Flüchtlingsströmen aus anderen arabischen Ländern lag.<ref>Parfitt, Tudor. (2000) S. 91.</ref> Allerdings schrumpfte die jüdische Gemeinschaft des Libanon in der Folge ebenfalls aufgrund der Feindschaften im [[Libanesischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg im Libanon]]. |
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=== Bevölkerung === |
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{| class="wikitable" cellpadding="5" colspan="3" style="text-align:right; width:60%;" |
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|+ Entwicklung der jüdischen Bevölkerung in der arabischen Welt von 1948 bis heute |
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! Land oder Gebiet |
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! jüdische<br />Bevölkerung<br />1948 |
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!jüdische<br />Bevölkerung<br />1960 |
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! jüdische<br />Bevölkerung<br />1972 |
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! jüdische<br />Bevölkerung<br />heute |
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|- |
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|style="text-align:left;"| Marokko |
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| 250.000<ref name="Stearns" />–265.000<ref name="Avneri" /> |
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|200.000<ref name="u219">{{cite journal |last=Shapiro |first=Leon |title=World Jewish Population |journal=The American Jewish Year Book |language=en |volume=62 |pages=382–388 |quote=It was practically impossible to ascertain the precise number of Jews in the various countries of the world in 1960. Even where census data were generally reliable, many Jews might not be recorded. [...] |
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Most of the figures returned by local organizations were estimates. Especially when based on communal registrations, they may have overlooked the unaffiliated. In a few cases, census figures were adjusted to take into account changes since the census. |publisher=American Jewish Committee |date=1961 |year= |issn=00658987 |jstor=23603272}}</ref> |
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| 31.000<ref name="wjp" /> |
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| 3.500 <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/MOROCCO/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Morocco |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=According to Jewish community leaders, there are an estimated 3,500 Jews in the country, approximately 2,500 of whom reside in Casablanca.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Algerien |
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| 140.000<ref name="Stearns">{{cite book |last=Stearns |first=Peter N. |title=The Encyclopedia of World History: Ancient, Medieval, and Modern, Chronologically Arranged |publisher=Houghton Mifflin |edition=6. |date=2001 |language=en |chapter=The Middle East and North Africa, 1945–2000, Overview |isbn=978-0-395-65237-4 |url=http://www.bartleby.com/67/3770.html/ |archive-url=https://web.archive.org/web/20080216032457/http://www.bartleby.com/67/3770.html |access-date=2024-05-25}}</ref><ref name="Avneri" /> |
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|130.000<ref name="u219" /> |
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| 1.000<ref name="wjp" /> |
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| <200 <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/algeria/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Algeria |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=Religious leaders estimate there are fewer than 200 Jews}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Tunesien |
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| 50.000<ref name="Stearns" />–105.000<ref name="Avneri" /> |
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|65.000<ref name="u219" /> |
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| 8.000<ref name="wjp" /> |
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| 1.500 <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/tunisia |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Tunisia |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=According to members of the Jewish community, there are approximately 1,500 Jewish citizens in the country. Around 1,100 of them live on the island of Djerba and in the neighboring town of Zarzis and the remainder in and around Tunis.}}</ref> |
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|- |
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|style="text-align:left;"| Libyen |
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| 35.000<ref name="Stearns" />–38.000<ref name="Avneri" /> |
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|3.750<ref name="u219" /> |
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| 50<ref name="wjp" /> |
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| 0 |
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|style="text-align:left;"| '''[[Maghreb]] insgesamt''' |
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| '''475.000–548.000''' |
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|'''398.750''' |
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| '''40.050''' |
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| '''5.000–5.200''' |
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|- |
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|style="text-align:left;"| Irak |
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| 135.000<ref name="Avneri" />–140.000<ref name="Stearns" /> |
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|6.000<ref name="u219" /> |
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| 500<ref name="wjp" /> |
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| 4–250 <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/IRAQ/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Iraq |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=According to media organizations, following the death by stroke of a Jewish doctor in 2021, only four Jewish citizens remain in federal Iraq. According to unofficial statistics from the KRG Ministry of Endowments and Religious Affairs (MERA), there are possibly as few as 100 to as many as 250 Jewish individuals in the IKR. Jewish leaders report that most do not openly acknowledge their religion for fear of persecution or violence by extremist actors.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Ägypten |
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| 75.000<ref name="Avneri" />–80.000<ref name="Stearns" /> |
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|13.500<ref name="u219" /> |
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| 500<ref name="wjp" /> |
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| 6–10 <small>(2021)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/EGYPT/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Egypt |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=According to a local Jewish NGO, there are six to 10 Jews in the country, residing in Alexandria and Cairo.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Jemen und Aden |
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| {{formatnum: {{#expr: (45000+8000)}}}}<ref name="Stearns" />–{{formatnum: {{#expr: (55000+8000)}}}}<ref name="Avneri">{{Literatur |Autor=Aryeh L. Avneri |Titel=The claim of dispossession: Jewish land-settlement and the Arabs, 1878–1948 |Verlag=Yad Tabenkin Institute |Datum=1984 |ISBN=0-87855-964-7 |Seiten=276 |Online={{Google Buch |BuchID=8Teb4dKHQcoC |Seite=276}}}}</ref> |
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|3.500<ref name="u219" /> |
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| 500<ref name="wjp" /> |
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| 7 <small>(2021)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/YEMEN/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Yemen |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=In January, a different UN report issued by the UN Panel of Experts stated that seven Jewish individuals remain in the country, including one whom the Houthis have detained.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Syrien |
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| 15.000<ref name="Stearns" />–30.000<ref name="Avneri" /> |
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|5.000<ref name="u219" /> |
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| 4.000<ref name="wjp" /> |
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| 0 <small>(2020)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/syria/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Syria |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=Before the civil war, there were small Jewish populations in Aleppo and Damascus, but in 2020, the Jewish Chronicle reported that there were no known Jews still living in the country.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Libanon |
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| 5.000<ref name="Avneri" />–20.000<ref>{{Internetquelle |url=https://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/anti-semitism/lebjews.html |titel=Jews of Lebanon |abruf=2015-01-16}}</ref> |
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|7.000<ref name="u219" /> |
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| 2.000<ref name="wjp" /> |
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| 70–100 <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/LEBANON/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Lebanon |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat= The Jewish Community Council, which represents the country’s Jewish community, estimates 70 to 100 Jews reside in the country.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Bahrain |
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| 550–600<ref>{{Internetquelle |url=https://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/vjw/bahrain.html |titel=The Virtual Jewish History Tour – Bahrain |abruf=2015-01-16}}</ref> |
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| 20–40 <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/Bahrain/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Bahrain |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=According to Jewish community members, there are between 20-40 Jewish citizens encompassing six families.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Sudan |
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| 350<ref>M. Cohen: ''Know your people, Survey of the world Jewish population.'' 1962.</ref> |
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| mindestens eine Familie <small>(2022)</small><ref>{{Internetquelle |url=https://www.state.gov/reports/2022-report-on-international-religious-freedom/SUDAN/ |titel=2022 Report on International Religious Freedom: Sudan |werk=U.S. Department of State |datum=2022 |sprache=en |zugriff=2024-04-21 |zitat=At least one Jewish family remains in the Khartoum area.}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| '''Arabische Länder insgesamt<br /> (Maghreb eingerechnet)''' |
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| '''758.350–881.350''' |
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|'''433.750''' |
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|'''47.550''' |
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| '''5.107–5.607''' |
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|} |
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== Vertreibung aus anderen muslimischen Ländern == |
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Unter den nichtarabischen muslimischen Ländern erreichte die Fluchtwelle der [[iran]]ischen Juden nach der [[Islamische Revolution|Islamischen Revolution]] 1979 ihren Höhepunkt, als über 80 % der Juden im Iran im Zuge des [[Iran-Irak-Krieg|Krieges mit dem Irak]] in die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] sowie nach Israel flohen. [[Türkische Juden]] wanderten hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen oder zionistischer Motivation aus; in den 1990er Jahren jedoch verursachten zunehmende terroristische Attacken gegen Juden Sicherheitsbedenken mit dem Ergebnis, dass erneut viele Juden nach Israel auswanderten. |
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{| class="wikitable" cellpadding="5" colspan="3" style="text-align:right; width:60%;" |
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|+ Entwicklung der jüdischen Bevölkerung in nicht-arabischen muslimischen Ländern von 1948 bis 2008 |
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! Land oder Gebiet |
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! jüdische<br />Bevölkerung<br />1948 |
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!jüdische<br />Bevölkerung<br />1960 |
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! jüdische<br />Bevölkerung<br />1971 |
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! jüdische<br />Bevölkerung<br />2008 |
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|style="text-align:left;"| Afghanistan |
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| 5.000 |
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|4000<ref name="u219" /> |
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| 500<ref name="wjp" /> |
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| 1<ref>Der letzte afghanische Jude, [[Zebulon Simentov]], floh im September 2021 in die USA.</ref> |
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|style="text-align:left;"| [[Bangladesch]] |
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| unbekannt |
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| 175 bis 3.500<ref name="americanchronicle.com">{{Webarchiv |url=http://www.americanchronicle.com/articles/view/119744 |text=Americanchronicle.com |wayback=20090923145507}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Iran |
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| 140.000–150.000<ref>{{Internetquelle |url=http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/10877/edition_id/208/format/html/displaystory.html |titel=Iranian Jews in U.S. recall their own difficult exodus as they cling to heritage, building new communities |abruf=2012-12-28}}</ref> |
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|80.000<ref name="u219" /> |
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| 80.000<ref name="wjp" /> |
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| 10.800<ref name="jewishvirtuallibrary.org">{{Internetquelle |url=https://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Judaism/jewpop.html |titel=Jewish Virtual Library |abruf=2014-11-13}}</ref> |
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|style="text-align:left;"| Pakistan |
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| 2.000–2.500<ref>{{Webarchiv |url=http://www.imageusa.com/index2.php?option=com_content&do_pdf=1&id=435 |text=Jews and Judaism in Pakistan |archive-is=20121227181558}}</ref> |
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|400<ref name="u219" /> |
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| 250<ref name="wjp" /> |
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| Kleine Gemeinde in [[Karatschi]], etwa 200.<ref name="americanchronicle.com" /> |
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|style="text-align:left;"| [[Türkei]] |
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| 80.000<ref>{{Internetquelle |url=http://ajcarchives.org/AJC_DATA/Files/1950_7_WJP.pdf |titel=World Jewish Population |abruf=2012-12-28 |format=PDF; 105 kB}}</ref> |
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|50.000<ref name="u219" /> |
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| 30.000<ref name="wjp">{{cite journal |last=Shapiro |first=Leon |title=World Jewish Population |journal=The American Jewish Year Book |language=en |volume=74 |pages=522–529 |quote=There is no way of ascertaining the exact number of Jews in the various countries of the world. The figures presented below are the best possible estimates for the year 1972. They are based on local censuses, communal registration, estimates of informed residents, and data obtained from a special inquiry conducted during the year. [...] |
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The figures provided here are subject to a substantial margin of error, and will have to be revised when more precise data become available. It should be noted that some figures given in earlier volumes were used again because while there may have been changes in the size of the Jewish population in a number of the countries due to natural increase or migration, there was no way of arriving at a new valid estimate. Only changes reflected in figures received in responses to the special inquiry have been taken into account. There were no mass departures of Jews from any one country to another during the period under review, although substantial numbers of Soviet Jews emigrated to Israel and small groups emigrated from the Soviet Union to the United States, Canada, and other Western countries. |publisher=American Jewish Committee |year=1973 |issn=00658987 |jstor=23605704}}</ref> |
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| 17.800<ref name="jewishvirtuallibrary.org" /> |
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|style="text-align:left;"| '''Gesamt''' |
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| '''202.000–282.500''' |
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|'''134.400''' |
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| '''110.750''' |
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| '''32.100''' |
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== Integration in Israel == |
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[[Datei:Memorial Sherover Promenade.jpg|mini|Das Denkmal zur Vertreibung und Flucht der Juden aus arabischen Ländern und dem Iran, auf der Scherower-Promenade in [[Jerusalem]] (2021)]]{{Hauptartikel|Mizrachim#Mizrachim im heutigen Israel|titel1=„Mizrachim im heutigen Israel“ im Artikel Mizrachim}} |
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Nach der Ankunft in Israel wurden zahlreiche Juden aus arabischen und islamischen Ländern zunächst in Auffanglagern (''Ma'abarot'') untergebracht und später im ganzen Land verteilt, wobei viele in [[Israelische Entwicklungsstadt|Entwicklungsstädten]] angesiedelt wurden. Anders als die palästinensischen Flüchtlinge des Nahostkonfliktes, die in ihren arabischen Aufnahmestaaten meist weder Staatsbürgerschaft noch Arbeitserlaubnis erhielten und teilweise bis heute in Lagern ghettoisiert werden, konnten die Mizrachim meist vollständig in die zuvor [[Aschkenasim|aschkenasisch]] geprägte Mehrheitsgesellschaft Israels integriert werden, auch wenn sie lange Zeit in politischen, wirtschaftlichen und militärischen Führungspositionen unterrepräsentiert waren. Dies änderte sich aber in den späten 1970er Jahren mit dem Aufstieg der konservativen Partei [[Likud]], deren Anhängerschaft und Führungspersonal sich überwiegend aus Mizrachim zusammensetzte. Aufgrund der Zersplitterung der israelischen Parteienlandschaft seit den 1990er Jahren und der sukzessiven Vermischung von Aschkenasim und Mizrachim sind sozialer Status und politische Einstellungen mittlerweile weitgehend unabhängig von der Herkunft. |
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Am 23. Juni 2014 hat das [[Knesset|israelische Parlament]] ein Gesetz verabschiedet, das den 30. November als jährlichen landesweiten Gedenktag der Vertreibung von Juden aus den arabischen Ländern und dem Iran im 20. Jahrhundert festlegt.<ref>Newsletter der [[Israelische Botschaft in Berlin|Botschaft des Staates Israel]] vom 27. November 2014</ref> |
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== „Jüdische Nakba“ == |
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Bereits 1951, anlässlich der Beschlagnahme des zurückgelassenen Eigentums von aus dem Irak geflohenen Juden durch die dortige Regierung, wurde von israelischer Seite das Schicksal der jüdischen Flüchtlinge als wesensgleiches Gegenstück zu dem der palästinensischen Opfer des Nahostkonfliktes betrachtet. Der israelische Außenminister [[Mosche Scharet]] erklärte zu palästinensischen Entschädigungsforderungen für bei der Nakba zurückgelassenen Besitz, dass die wechselseitigen Forderungen miteinander aufzurechnen seien.<ref>Kurt O Wyss: ''Wir haben nur dieses Land - Der Israel-Palästinenser-Streit als Mutter aller Nahostkonflikte'', [[Stämpfli Verlag]], Bern 2015, E-Book, dritter und vierter Absatz des Kapitels „Exodus versus Vertreibung“.</ref> |
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Inzwischen werden die Vertreibungen gelegentlich auch als „jüdische [[Nakba]]“ bezeichnet. Ben-Dror Yemini, ein israelischer Journalist [[Geschichte des Judentums im Jemen|jemenitischer Abstammung]], die in Ägypten geborene Schriftstellerin und Friedensforscherin Ada Aharoni sowie der ehemalige kanadische Justizminister [[Irwin Cotler]] verwenden diesen Ausdruck bzw. ''doppelte Nakba''. Damit wird auf Parallelen zwischen der Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern und der Flucht und Vertreibung der etwa 700.000 arabischen Palästinenser bei der Gründung des Staates Israel hingewiesen, derer die Palästinenser jährlich am Nakba-Tag gedenken.<ref name="ben">{{Internetquelle |autor=Ben Dror Yemini |url=http://www.nrg.co.il/online/1/ART1/891/209.html |titel=The Jewish Nakba: Expulsions, Massacres and Forced Conversions |werk=Maariv |datum=2009-03-16 |sprache=he |archiv-url=http://www.nrg.co.il/online/1/ART1/891/209.html |archiv-datum=2012-01-14 |abruf=2009-06-23}} [https://schalomchaverim.files.wordpress.com/2009/05/die-juedische-nakba-von-ben-dror-yemini.pdf Deutsche Fassung] (PDF; 214 kB).</ref> |
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== UNO-Resolutionen zu jüdischen und palästinensischen Flüchtlingen == |
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Seit 1947 wurden über 1000 UNO-Resolutionen zum arabisch-israelischen Konflikt verabschiedet. Mehr als 170 davon behandeln das Schicksal der 750.000 palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachkommen. Keine einzige beschäftigt sich mit dem Schicksal jüdischer Flüchtlinge aus den arabischen Ländern und dem Iran und ihrer Nachkommen.<ref name=":0">[[Stephan Grigat (Politikwissenschaftler)|Stephan Grigat]], [https://www.nzz.ch/international/zweierlei-vertreibungen-zweierlei-integration-ld.1471990 Das vergessene Leid der arabischen Juden], NZZ, 15. Mai 2019. Abgerufen am 29. August 2019.</ref><ref>[https://www.audiatur-online.ch/2017/08/07/die-vertreibung-von-der-keiner-spricht-die-naqba-der-juden/ Die Vertreibung, von der keiner spricht – Die „Naqba“ der Juden], Audiaturonline, 7. August 2017. Abgerufen am 30. August 2019.</ref><ref>[[Alex Feuerherdt]], Florian Markl: „Vereinte Nationen gegen Israel“. Hentrich und Hentrich, Berlin 2018, ISBN 3-95565-249-1.</ref> |
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Der Politologe [[Stephan Grigat (Politikwissenschaftler)|Stephan Grigat]] sieht darin ein „antiisraelisches Agieren der Vereinten Nationen“.<ref name=":0" /> |
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== Filme == |
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* ''I Miss The Sun'' (1984), USA, Mary Hilawani (Produktion und Regie) |
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* ''The Dhimmis: To Be a Jew in Arab Lands'' (1987), Baruch Gitlis (Regisseur) und David Goldstein (Produzent). |
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* ''The Forgotten Refugees'' (2005) ist ein Dokumentarfilm des ''The David Project''. |
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* ''The Silent Exodus'' (2004) von Pierre Rehov. |
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* ''The Last Jews of Libya'' (2007). |
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* ''The Farhud'' (2008) ist ein Dokumentarfilm von Itzhak Halutzi. |
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== Siehe auch == |
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* [[Pogrom von Aden]] |
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* [[Pogrom von Aleppo]] und [[Angriff auf die Menarscha-Synagoge]] |
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* [[Pogrom von Manama]] |
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* [[Pogrom von Tripolis]] und [[Pogrom von Tripolis 1948]] |
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== Literatur == |
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* Joel Beinin: [http://ark.cdlib.org/ark:/13030/ft2290045n/ ''The Dispersion Of Egyptian Jewry Culture, Politics, And The Formation Of A Modern Diaspora.''] University of California Press, c1998. American University of Cairo Press, 2005, ISBN 977-424-890-2. |
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* [[Georges Bensoussan (Historiker)|Georges Bensoussan]]: ''Die Juden der arabischen Welt. Die verbotene Frage.'' Hentrich & Hentrich, Leipzig 2019, ISBN 978-3-95565-327-9. |
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* [[André Chouraqui]]: ''Between East and West: A History of the Jews of North Africa.'' 2002, ISBN 1-59045-118-X. |
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* Hayyim J. Cohen: ''The Jews of the Middle East, 1860–1972.'' Israel Universities Press, Jerusalem 1973, ISBN 0-470-16424-7. |
|||
* Sir Martin Gilbert: ''The Jews of Arab lands: Their history in maps.'' World Organisation of Jews from Arab Countries: Board of Deputies of British Jews, London 1976, ISBN 0-9501329-5-0. |
|||
* Itamar Levin: ''Locked Doors: The Seizure of Jewish Property in Arab Countries.'' Praeger/Greenwood, 2001, ISBN 0-275-97134-1. |
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* Bernard Lewis: ''The Jews of Islam.'' Princeton University Press, Princeton 1984, ISBN 0-691-00807-8. |
|||
* Bernard Lewis: ''Semites and Anti-Semites: An Inquiry into Conflict and Prejudice.'' W. W. Norton & Co, ISBN 0-393-02314-1. |
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* Malka Hillel Schulewitz: ''The Forgotten Millions: The Modern Jewish Exodus from Arab Lands.'' London 2001, 1986, ISBN 0-8264-4764-3. |
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* Kristen Schulze: ''The Jews of Lebanon: Between Coexistence and Conflict.'' Sussex 2001, ISBN 1-902210-64-6. |
|||
* Norman Stillman: ''Jews of Arab Lands in Modern Times.'' Jewish Publication Society, Philadelphia 2003, ISBN 0-8276-0370-3. |
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* Shmuel Triango (Hrsg.): ''La fin du judaïsme en terres d’islam''. Éditions Denoël, Paris 2009, ISBN 978-2-207-26104-0. |
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* Nathan Weinstock: ''Der zerrissene Faden. Wie die arabische Welt ihre Juden verlor. 1947–1967''. Verlag ça ira, Freiburg 2019, ISBN 978-3-86259-111-4. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www.sixdaywar.co.uk/jews_in_arab_countries_intro.htm The impact of the Six Day War on Jews in Arab lands] |
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{{Commonscat}} |
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* [http://www.aish.com/jewishissues/middleeast/The_Middle_Easts_Forgotten_Refugees.asp The Middle East’s Forgotten Refugees] by Semha Alwaya |
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* [http://www.paluckas.lt/ Website von Paluckas] |
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* {{Webarchiv |url=http://www.library.cornell.edu/colldev/mideast/isljew.htm |text=In the Islamic Mideast, Scant Place for Jews |wayback=20070307010000}} |
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* [https://www.vrk.lt/kandidatai-kandidatu-sarasai-2024-sei?srcUrl=/rinkimai/1544/rnk1870/kandidatai/KandidatasAnketa_rkndId-2437189.html Lebensdaten] (2024) |
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* [http://uk.reuters.com/article/2008/05/05/uk-israel-palestinians-1948-jews-idUKL0272854620080505 Israel’s advent altered outlook for Middle East Jews] Reuters |
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* [http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4068854,00.html How Arabs stole Jewish property] by Tani Goldstein |
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* Adi Schwartz, [http://azure.org.il/article.php?id=581 'A Tragedy Shrouded in Silence: The Destruction of the Arab World’s Jewry']. In: ''Azure'', 45 (Summer 2011) |
|||
* [[Stephan Grigat (Politikwissenschaftler)|Stephan Grigat]], [https://www.nzz.ch/international/zweierlei-vertreibungen-zweierlei-integration-ld.1471990 Das vergessene Leid der arabischen Juden]. In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'', 15. Mai 2019. Abgerufen am 29. August 2019. |
|||
* [https://cha-shc.ca/_uploads/5c3747d8f1333.pdf Bernard L. Vigod:] ''Jews in Canada'', S. 6: [[Kanada]] nahm 1950–1970 eine große Zahl jüdischer Flüchtlinge aus Marokko auf, weltweit gerechnet an zweiter Stelle nach Israel. |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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Aktuelle Version vom 10. November 2024, 22:37 Uhr


Die Vertreibung von Juden aus arabischen und islamischen Ländern (hebräisch יציאת יהודים ממדינות ערב Yetziat yehudim mi-medinot Arav; arabisch التهجير الجماعي لليهود من الدول العربية والإسلامية at-tahdschīr al-Dschamāʻī lil-yahūd min ad-duwal al-ʻarabīya wal-islāmīya) umfasste sowohl Flucht als auch Vertreibung von 850.000 Juden hauptsächlich misrachischer und sefardischer Herkunft aus arabischen und islamisch geprägten Ländern von 1948 bis in die 1970er Jahre, die abgeschwächt bis heute anhalten. Dadurch erloschen teils Jahrtausende alte jüdische Gemeinden. Sie wird auch jüdische Nakba genannt, womit auf Parallelen zwischen dem Schicksal der jüdischen Flüchtlinge des Nahostkonfliktes und dem als Nakba bezeichneten Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge hingewiesen werden soll.
Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie Christen, Zarathustrier und andere Leute des Buches waren auch die Juden in muslimischen Ländern seit dem Aufkommen des Islam nach dem Recht der Dhimma gegen Zahlung von Schutzgeld geduldet, wenngleich sie weniger Rechte hatten als Muslime. Obwohl die Abwanderung von Juden aus dem Nahen Osten und Nordafrika bereits im späten 19. Jahrhundert begann, blieb sie bis zum Palästinakrieg (1948) gering. Die Idee des Zionismus und des jüdischen Staates machte nur auf eine Minderheit der Juden dieser Länder Eindruck. Nach dem Palästinakrieg und der Gründung des Staates Israel im Jahre 1948 verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Juden in diesen Ländern jedoch erheblich; in vielen Staaten kam es zu Bombenattentaten, wie dem Angriff auf die Menarscha-Synagoge, Pogromen wie dem von Tripolis 1948, Verhaftungen, Folter, Enteignungen und Massenausweisungen von Juden. Eine Drohrede hoher islamischer Geistlicher an der al-Azhar-Universität unmittelbar nach dem UN-Teilungsplan (1947) löste Gewaltakte gegen jüdische Gemeinden in vielen arabischen und islamischen Staaten aus.[1]
Vom Anfang des Krieges 1948 zwischen Israel und den arabischen Staaten bis in die frühen 1970er Jahre wurden zwischen 800.000 und einer Million Juden aus ihren Heimatgebieten in den arabischen Staaten vertrieben oder mussten flüchten. Allein zwischen 1948 und 1951 kamen 260.000 von ihnen nach Israel und stellten damit 56 % aller Einwanderer in dem neu gegründeten Staat.[2] 600.000 Juden aus arabischen und muslimischen Ländern konnten Israel noch bis 1972 erreichen.[3][4][5]
Zum Zeitpunkt des Jom-Kippur-Krieges von 1973 existierte praktisch keine jüdische Gemeinde mehr in der gesamten arabischen Welt sowie in Pakistan und Afghanistan. Bis 2002 machten Juden aus arabischen Ländern und ihre Nachkommen fast die Hälfte der Bevölkerung Israels aus.[5]
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben Flucht vor Antizionismus, Antijudaismus und Antisemitismus, militärischen Zwangsmaßnahmen, politischer Instabilität, Verfolgung und Vertreibung wollten einige Auswanderer auch ihrer zionistischen Sehnsucht folgen oder einen besseren wirtschaftlichen Status sowie eine gesicherte Heimat in Europa und Amerika erreichen. Ein bedeutender Teil der Juden flüchtete wegen politischer Unsicherheit und des Aufstiegs des arabischen Nationalismus, sowie später wegen der Politik der arabischen Regierungen, welche die Judenvertreibungen als eine von der Bevölkerungsmasse gewollte Vergeltungsmaßnahme für die arabischen Flüchtlinge aus Palästina darzustellen versuchten.[6]
Daneben gab es auch wirtschaftliche Gründe für die systematische Vertreibungspolitik. Viele Juden wurden dazu angehalten, ihr Eigentum in ihren Heimatländern, aus denen sie flüchteten, zu verkaufen oder aufzugeben, manche wurden auch staatlicherseits enteignet.[7][8][9]
Juden in arabischen Ländern ab 1947
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Land
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Maghreb
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Libyen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten libyschen Juden flohen bis 1951 nach Israel; den Verbliebenen wurde 1961 die libysche Staatsbürgerschaft entzogen und die Restgemeinde wurde als Folge des Sechstagekrieges schließlich nach Italien gebracht.
Algerien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Algerische Juden besaßen seit dem Décret Crémieux von 1870 die französische Staatsbürgerschaft, weshalb die meisten von ihnen in Folge des Algerienkrieges nach Frankreich zogen.
Marokko
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Infolge der Pogrome von Oujda und Jerada begannen marokkanische Juden 1948 ihr Land zu verlassen; der größte Teil der Gemeinschaft floh jedoch erst in den 1960er Jahren nach Frankreich, Kanada und Israel.
Tunesien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die tunesischen Juden verließen Tunesien zwischen 1948 und 1973, die meisten jedoch zwischen 1956 und 1966. Viele ließen sich in Frankreich, einige in Israel und Kanada nieder. Juden aus Nordafrika, die nach Frankreich emigrierten, erhielten automatisch die französische Staatsbürgerschaft.
Nahost
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jemen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fast alle jemenitischen Juden wurden 1949 bis 1950 in der Operation fliegender Teppich aus Angst um ihre Sicherheit evakuiert.
Irak
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Irakische und kurdische Juden wurden 1950 zunächst von der irakischen Regierung „ermutigt“, das Land zu verlassen, worauf die Regierung 1951 „die Vertreibung derjenigen Juden, die sich weigerten eine Erklärung des Antizionismus zu unterzeichnen“, anordnete.[10]
Ägypten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Juden Ägyptens wurden bereits 1948 zum Auswandern genötigt,[11] und die meisten verbliebenen, etwa 21.000, wurden im Jahre 1956 offen staatlicherseits vertrieben.[12]
Libanon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Libanon war der einzige arabische Staat, der nach 1948 eine temporäre Zunahme seiner jüdischen Bevölkerungszahl erlebte, was an den Flüchtlingsströmen aus anderen arabischen Ländern lag.[13] Allerdings schrumpfte die jüdische Gemeinschaft des Libanon in der Folge ebenfalls aufgrund der Feindschaften im Bürgerkrieg im Libanon.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Land oder Gebiet | jüdische Bevölkerung 1948 |
jüdische Bevölkerung 1960 |
jüdische Bevölkerung 1972 |
jüdische Bevölkerung heute |
---|---|---|---|---|
Marokko | 250.000[14]–265.000[15] | 200.000[16] | 31.000[17] | 3.500 (2022)[18] |
Algerien | 140.000[14][15] | 130.000[16] | 1.000[17] | <200 (2022)[19] |
Tunesien | 50.000[14]–105.000[15] | 65.000[16] | 8.000[17] | 1.500 (2022)[20] |
Libyen | 35.000[14]–38.000[15] | 3.750[16] | 50[17] | 0 |
Maghreb insgesamt | 475.000–548.000 | 398.750 | 40.050 | 5.000–5.200 |
Irak | 135.000[15]–140.000[14] | 6.000[16] | 500[17] | 4–250 (2022)[21] |
Ägypten | 75.000[15]–80.000[14] | 13.500[16] | 500[17] | 6–10 (2021)[22] |
Jemen und Aden | 53.000[14]–63.000[15] | 3.500[16] | 500[17] | 7 (2021)[23] |
Syrien | 15.000[14]–30.000[15] | 5.000[16] | 4.000[17] | 0 (2020)[24] |
Libanon | 5.000[15]–20.000[25] | 7.000[16] | 2.000[17] | 70–100 (2022)[26] |
Bahrain | 550–600[27] | 20–40 (2022)[28] | ||
Sudan | 350[29] | mindestens eine Familie (2022)[30] | ||
Arabische Länder insgesamt (Maghreb eingerechnet) |
758.350–881.350 | 433.750 | 47.550 | 5.107–5.607 |
Vertreibung aus anderen muslimischen Ländern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter den nichtarabischen muslimischen Ländern erreichte die Fluchtwelle der iranischen Juden nach der Islamischen Revolution 1979 ihren Höhepunkt, als über 80 % der Juden im Iran im Zuge des Krieges mit dem Irak in die Vereinigten Staaten sowie nach Israel flohen. Türkische Juden wanderten hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen oder zionistischer Motivation aus; in den 1990er Jahren jedoch verursachten zunehmende terroristische Attacken gegen Juden Sicherheitsbedenken mit dem Ergebnis, dass erneut viele Juden nach Israel auswanderten.
Land oder Gebiet | jüdische Bevölkerung 1948 |
jüdische Bevölkerung 1960 |
jüdische Bevölkerung 1971 |
jüdische Bevölkerung 2008 |
---|---|---|---|---|
Afghanistan | 5.000 | 4000[16] | 500[17] | 1[31] |
Bangladesch | unbekannt | 175 bis 3.500[32] | ||
Iran | 140.000–150.000[33] | 80.000[16] | 80.000[17] | 10.800[34] |
Pakistan | 2.000–2.500[35] | 400[16] | 250[17] | Kleine Gemeinde in Karatschi, etwa 200.[32] |
Türkei | 80.000[36] | 50.000[16] | 30.000[17] | 17.800[34] |
Gesamt | 202.000–282.500 | 134.400 | 110.750 | 32.100 |
Integration in Israel
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Nach der Ankunft in Israel wurden zahlreiche Juden aus arabischen und islamischen Ländern zunächst in Auffanglagern (Ma'abarot) untergebracht und später im ganzen Land verteilt, wobei viele in Entwicklungsstädten angesiedelt wurden. Anders als die palästinensischen Flüchtlinge des Nahostkonfliktes, die in ihren arabischen Aufnahmestaaten meist weder Staatsbürgerschaft noch Arbeitserlaubnis erhielten und teilweise bis heute in Lagern ghettoisiert werden, konnten die Mizrachim meist vollständig in die zuvor aschkenasisch geprägte Mehrheitsgesellschaft Israels integriert werden, auch wenn sie lange Zeit in politischen, wirtschaftlichen und militärischen Führungspositionen unterrepräsentiert waren. Dies änderte sich aber in den späten 1970er Jahren mit dem Aufstieg der konservativen Partei Likud, deren Anhängerschaft und Führungspersonal sich überwiegend aus Mizrachim zusammensetzte. Aufgrund der Zersplitterung der israelischen Parteienlandschaft seit den 1990er Jahren und der sukzessiven Vermischung von Aschkenasim und Mizrachim sind sozialer Status und politische Einstellungen mittlerweile weitgehend unabhängig von der Herkunft.
Am 23. Juni 2014 hat das israelische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den 30. November als jährlichen landesweiten Gedenktag der Vertreibung von Juden aus den arabischen Ländern und dem Iran im 20. Jahrhundert festlegt.[37]
„Jüdische Nakba“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1951, anlässlich der Beschlagnahme des zurückgelassenen Eigentums von aus dem Irak geflohenen Juden durch die dortige Regierung, wurde von israelischer Seite das Schicksal der jüdischen Flüchtlinge als wesensgleiches Gegenstück zu dem der palästinensischen Opfer des Nahostkonfliktes betrachtet. Der israelische Außenminister Mosche Scharet erklärte zu palästinensischen Entschädigungsforderungen für bei der Nakba zurückgelassenen Besitz, dass die wechselseitigen Forderungen miteinander aufzurechnen seien.[38]
Inzwischen werden die Vertreibungen gelegentlich auch als „jüdische Nakba“ bezeichnet. Ben-Dror Yemini, ein israelischer Journalist jemenitischer Abstammung, die in Ägypten geborene Schriftstellerin und Friedensforscherin Ada Aharoni sowie der ehemalige kanadische Justizminister Irwin Cotler verwenden diesen Ausdruck bzw. doppelte Nakba. Damit wird auf Parallelen zwischen der Vertreibung von Juden aus arabischen Ländern und der Flucht und Vertreibung der etwa 700.000 arabischen Palästinenser bei der Gründung des Staates Israel hingewiesen, derer die Palästinenser jährlich am Nakba-Tag gedenken.[39]
UNO-Resolutionen zu jüdischen und palästinensischen Flüchtlingen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1947 wurden über 1000 UNO-Resolutionen zum arabisch-israelischen Konflikt verabschiedet. Mehr als 170 davon behandeln das Schicksal der 750.000 palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachkommen. Keine einzige beschäftigt sich mit dem Schicksal jüdischer Flüchtlinge aus den arabischen Ländern und dem Iran und ihrer Nachkommen.[40][41][42]
Der Politologe Stephan Grigat sieht darin ein „antiisraelisches Agieren der Vereinten Nationen“.[40]
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- I Miss The Sun (1984), USA, Mary Hilawani (Produktion und Regie)
- The Dhimmis: To Be a Jew in Arab Lands (1987), Baruch Gitlis (Regisseur) und David Goldstein (Produzent).
- The Forgotten Refugees (2005) ist ein Dokumentarfilm des The David Project.
- The Silent Exodus (2004) von Pierre Rehov.
- The Last Jews of Libya (2007).
- The Farhud (2008) ist ein Dokumentarfilm von Itzhak Halutzi.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pogrom von Aden
- Pogrom von Aleppo und Angriff auf die Menarscha-Synagoge
- Pogrom von Manama
- Pogrom von Tripolis und Pogrom von Tripolis 1948
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joel Beinin: The Dispersion Of Egyptian Jewry Culture, Politics, And The Formation Of A Modern Diaspora. University of California Press, c1998. American University of Cairo Press, 2005, ISBN 977-424-890-2.
- Georges Bensoussan: Die Juden der arabischen Welt. Die verbotene Frage. Hentrich & Hentrich, Leipzig 2019, ISBN 978-3-95565-327-9.
- André Chouraqui: Between East and West: A History of the Jews of North Africa. 2002, ISBN 1-59045-118-X.
- Hayyim J. Cohen: The Jews of the Middle East, 1860–1972. Israel Universities Press, Jerusalem 1973, ISBN 0-470-16424-7.
- Sir Martin Gilbert: The Jews of Arab lands: Their history in maps. World Organisation of Jews from Arab Countries: Board of Deputies of British Jews, London 1976, ISBN 0-9501329-5-0.
- Itamar Levin: Locked Doors: The Seizure of Jewish Property in Arab Countries. Praeger/Greenwood, 2001, ISBN 0-275-97134-1.
- Bernard Lewis: The Jews of Islam. Princeton University Press, Princeton 1984, ISBN 0-691-00807-8.
- Bernard Lewis: Semites and Anti-Semites: An Inquiry into Conflict and Prejudice. W. W. Norton & Co, ISBN 0-393-02314-1.
- Malka Hillel Schulewitz: The Forgotten Millions: The Modern Jewish Exodus from Arab Lands. London 2001, 1986, ISBN 0-8264-4764-3.
- Kristen Schulze: The Jews of Lebanon: Between Coexistence and Conflict. Sussex 2001, ISBN 1-902210-64-6.
- Norman Stillman: Jews of Arab Lands in Modern Times. Jewish Publication Society, Philadelphia 2003, ISBN 0-8276-0370-3.
- Shmuel Triango (Hrsg.): La fin du judaïsme en terres d’islam. Éditions Denoël, Paris 2009, ISBN 978-2-207-26104-0.
- Nathan Weinstock: Der zerrissene Faden. Wie die arabische Welt ihre Juden verlor. 1947–1967. Verlag ça ira, Freiburg 2019, ISBN 978-3-86259-111-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The impact of the Six Day War on Jews in Arab lands
- The Middle East’s Forgotten Refugees by Semha Alwaya
- In the Islamic Mideast, Scant Place for Jews ( vom 7. März 2007 im Internet Archive)
- Israel’s advent altered outlook for Middle East Jews Reuters
- How Arabs stole Jewish property by Tani Goldstein
- Adi Schwartz, 'A Tragedy Shrouded in Silence: The Destruction of the Arab World’s Jewry'. In: Azure, 45 (Summer 2011)
- Stephan Grigat, Das vergessene Leid der arabischen Juden. In: Neue Zürcher Zeitung, 15. Mai 2019. Abgerufen am 29. August 2019.
- Bernard L. Vigod: Jews in Canada, S. 6: Kanada nahm 1950–1970 eine große Zahl jüdischer Flüchtlinge aus Marokko auf, weltweit gerechnet an zweiter Stelle nach Israel.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Beschluß der Vereinten Nationen zur Gründung des Staates Israel und die Reaktion der arabischen Staaten. In: Zionisums.info. haGalil e. V., 14. Oktober 2003, archiviert vom am 2. Dezember 2023; abgerufen am 17. Mai 2024.
- ↑ Shindler, Colin. A history of modern Israel. Cambridge University Press 2008. Seiten 63–64.
- ↑ Adi Schwartz: All I Wanted was Justice. In: Haaretz. 4. Januar 2001, abgerufen am 16. Mai 2024 (englisch).
- ↑ Malka Hillel Shulewitz, The Forgotten Millions: The Modern Jewish Exodus from Arab Lands, Continuum 2001, Seiten 139 und 155.
- ↑ a b Ada Aharoni: The Forced Migration of Jews from Arab Countries ( vom 13. Februar 2012 im Internet Archive), Historical Society of Jews from Egypt website. Abgerufen am 1. Februar 2009.
- ↑ Middle East: Why Jews fled the Arab Countries by Ya'akov Meron
- ↑ The Palestinian Refugee Issue: Rhetoric vs. Reality by Sidney Zabludoff ( des vom 27. Dezember 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Malka Hillel Shulewitz, The Forgotten Millions: The Modern Jewish Exodus from Arab Lands, Continuum 2001, Seiten 52, 71, 87, 92, 100, 110, 113–114, 116, 135, 139.
- ↑ Rayyum al-Schawaf, Iraqi Jews: A story of mass exodus, Democratiya 7 2006.
- ↑ A history of modern Palestine: one land, two peoples, by Ilan Pappé, 2004, S. 176 in der Google-Buchsuche
- ↑ Racheline Barda. The modern Exodus of the Jews of Egypt. (MS Word; 351 kB) „The 1948 War triggered their first exodus, forced or otherwise. In fact, the Jewish Agency records showed that 20,000 Jews, a sizable 25 % of the total Jewish population of about 75,000 to 85,000, left during 1949–1950 of whom 14,299 settled in Israel.“
- ↑ The Sephardim of Sydney: coping with political processes and social pressures by Naomi Gale, S. 34 in der Google-Buchsuche
- ↑ Parfitt, Tudor. (2000) S. 91.
- ↑ a b c d e f g h Peter N. Stearns: The Encyclopedia of World History: Ancient, Medieval, and Modern, Chronologically Arranged. 6. Auflage. Houghton Mifflin, 2001, ISBN 978-0-395-65237-4, The Middle East and North Africa, 1945–2000, Overview (englisch, bartleby.com ( des im Internet Archive) [abgerufen am 25. Mai 2024]).
- ↑ a b c d e f g h i Aryeh L. Avneri: The claim of dispossession: Jewish land-settlement and the Arabs, 1878–1948. Yad Tabenkin Institute, 1984, ISBN 0-87855-964-7, S. 276 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Leon Shapiro: World Jewish Population. In: The American Jewish Year Book. 62. Jahrgang. American Jewish Committee, 1961, ISSN 0065-8987, S. 382–388, JSTOR:23603272 (englisch): “It was practically impossible to ascertain the precise number of Jews in the various countries of the world in 1960. Even where census data were generally reliable, many Jews might not be recorded. [...] Most of the figures returned by local organizations were estimates. Especially when based on communal registrations, they may have overlooked the unaffiliated. In a few cases, census figures were adjusted to take into account changes since the census.”
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Leon Shapiro: World Jewish Population. In: The American Jewish Year Book. 74. Jahrgang. American Jewish Committee, 1973, ISSN 0065-8987, S. 522–529, JSTOR:23605704 (englisch): “There is no way of ascertaining the exact number of Jews in the various countries of the world. The figures presented below are the best possible estimates for the year 1972. They are based on local censuses, communal registration, estimates of informed residents, and data obtained from a special inquiry conducted during the year. [...] The figures provided here are subject to a substantial margin of error, and will have to be revised when more precise data become available. It should be noted that some figures given in earlier volumes were used again because while there may have been changes in the size of the Jewish population in a number of the countries due to natural increase or migration, there was no way of arriving at a new valid estimate. Only changes reflected in figures received in responses to the special inquiry have been taken into account. There were no mass departures of Jews from any one country to another during the period under review, although substantial numbers of Soviet Jews emigrated to Israel and small groups emigrated from the Soviet Union to the United States, Canada, and other Western countries.”
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Morocco. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „According to Jewish community leaders, there are an estimated 3,500 Jews in the country, approximately 2,500 of whom reside in Casablanca.“
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Algeria. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „Religious leaders estimate there are fewer than 200 Jews“
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Tunisia. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „According to members of the Jewish community, there are approximately 1,500 Jewish citizens in the country. Around 1,100 of them live on the island of Djerba and in the neighboring town of Zarzis and the remainder in and around Tunis.“
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Iraq. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „According to media organizations, following the death by stroke of a Jewish doctor in 2021, only four Jewish citizens remain in federal Iraq. According to unofficial statistics from the KRG Ministry of Endowments and Religious Affairs (MERA), there are possibly as few as 100 to as many as 250 Jewish individuals in the IKR. Jewish leaders report that most do not openly acknowledge their religion for fear of persecution or violence by extremist actors.“
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Egypt. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „According to a local Jewish NGO, there are six to 10 Jews in the country, residing in Alexandria and Cairo.“
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Yemen. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „In January, a different UN report issued by the UN Panel of Experts stated that seven Jewish individuals remain in the country, including one whom the Houthis have detained.“
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Syria. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „Before the civil war, there were small Jewish populations in Aleppo and Damascus, but in 2020, the Jewish Chronicle reported that there were no known Jews still living in the country.“
- ↑ Jews of Lebanon. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Lebanon. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „The Jewish Community Council, which represents the country’s Jewish community, estimates 70 to 100 Jews reside in the country.“
- ↑ The Virtual Jewish History Tour – Bahrain. Abgerufen am 16. Januar 2015.
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Bahrain. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „According to Jewish community members, there are between 20-40 Jewish citizens encompassing six families.“
- ↑ M. Cohen: Know your people, Survey of the world Jewish population. 1962.
- ↑ 2022 Report on International Religious Freedom: Sudan. In: U.S. Department of State. 2022, abgerufen am 21. April 2024 (englisch): „At least one Jewish family remains in the Khartoum area.“
- ↑ Der letzte afghanische Jude, Zebulon Simentov, floh im September 2021 in die USA.
- ↑ a b Americanchronicle.com ( vom 23. September 2009 im Internet Archive)
- ↑ Iranian Jews in U.S. recall their own difficult exodus as they cling to heritage, building new communities. Abgerufen am 28. Dezember 2012.
- ↑ a b Jewish Virtual Library. Abgerufen am 13. November 2014.
- ↑ Jews and Judaism in Pakistan ( vom 27. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)
- ↑ World Jewish Population. (PDF; 105 kB) Abgerufen am 28. Dezember 2012.
- ↑ Newsletter der Botschaft des Staates Israel vom 27. November 2014
- ↑ Kurt O Wyss: Wir haben nur dieses Land - Der Israel-Palästinenser-Streit als Mutter aller Nahostkonflikte, Stämpfli Verlag, Bern 2015, E-Book, dritter und vierter Absatz des Kapitels „Exodus versus Vertreibung“.
- ↑ Ben Dror Yemini: The Jewish Nakba: Expulsions, Massacres and Forced Conversions. In: Maariv. 16. März 2009, archiviert vom am 14. Januar 2012; abgerufen am 23. Juni 2009 (hebräisch). Deutsche Fassung (PDF; 214 kB).
- ↑ a b Stephan Grigat, Das vergessene Leid der arabischen Juden, NZZ, 15. Mai 2019. Abgerufen am 29. August 2019.
- ↑ Die Vertreibung, von der keiner spricht – Die „Naqba“ der Juden, Audiaturonline, 7. August 2017. Abgerufen am 30. August 2019.
- ↑ Alex Feuerherdt, Florian Markl: „Vereinte Nationen gegen Israel“. Hentrich und Hentrich, Berlin 2018, ISBN 3-95565-249-1.