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Kurt Scharf und David Alden: Unterschied zwischen den Seiten

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'''David Alden''' (* [[1949]] in [[New York City]]) ist ein [[Opernregisseur]], der für seine postmodernen Operninszenierungen bekannt ist. Vereinzelt hat er auch als [[Filmregisseur]] gearbeitet.
{{Dieser Artikel|behandelt den Bischof Kurt Scharf. Zum Übersetzer siehe [[Kurt Scharf (Übersetzer)]].}}
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-P060374, Ev. Kirchentag, Hauptversammlung im Olympiastadion.jpg|mini|Kurt Scharf (Mitte) während des [[Deutscher Evangelischer Kirchentag|Evangelischen Kirchentags]] 1961 im [[Olympiastadion Berlin|Berliner Olympiastadion]]]]


Er ist der Zwillingsbruder des gleichfalls als Opernregisseur tätigen Christopher Alden. Beide Brüder haben in ihrer Karriere ein ähnliches Repertoire abgedeckt. Während aber Christopher in seinen Inszenierungen mehr Gewicht auf die emotionale Bandbreite seiner Charaktere legt, sind die Protagonisten bei David Alden stärker karikiert und seine Produktionen weitaus stärker politisch geprägt. Ein weiterer Unterschied zwischen den Brüdern ist, dass der Schwerpunkt von David Aldens Arbeit mehr in Europa liegt. Mit Sir [[Peter Jonas (Intendant)|Peter Jonas]] verband ihn eine enge Zusammenarbeit über mehr als zwanzig Jahre sowohl bei der [[English National Opera]] als auch an der [[Bayerische Staatsoper|Bayerischen Staatsoper]].
'''Kurt Scharf''' (* [[21. Oktober]] [[1902]] in [[Gorzów Wielkopolski|Landsberg/Warthe]]; † [[28. März]] [[1990]] in [[Berlin]]) war [[Bischof]] der [[Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg|Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg]] und Ratsvorsitzender der [[Evangelische Kirche in Deutschland|Evangelischen Kirche in Deutschland]].


== Lebenslauf ==
== Anfänge ==
Nach dem Abitur studierte Kurt Scharf von 1920 bis 1928 in [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Tübingen]], [[Friedrich-Schiller-Universität Jena|Jena]], [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Halle]] und [[Humboldt-Universität zu Berlin|Berlin]] evangelische [[Theologie]] und wurde Mitglied im [[Verein Deutscher Studenten Berlin und Charlottenburg|VDSt Berlin]] und [[Alter Herr (Studentenverbindung)|Alter Herr]] beim [[Verein Deutscher Studenten zu Tübingen|VDSt zu Tübingen]].<ref>Louis Lange (Hrsg.): ''Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten. Anschriftenbuch 1931.'' Berlin 1931, S. 194.</ref> In den dreißiger Jahren war er [[Pfarrer]] der [[Kirche der Altpreußischen Union|Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union]] in [[Sachsenhausen (Oranienburg)|Sachsenhausen]] bei [[Oranienburg]] und hatte als solcher seltene Möglichkeiten zum Dienst an Inhaftierten des dortigen [[KZ Sachsenhausen|KZ]].<ref>Scharf konnte zum Beispiel als Erster bestätigen, dass [[Martin Niemöller]] nach Sachsenhausen geschafft worden war. Quelle: [http://www.niemoeller-haus-ausstellung.de/tafel21.html Ausstellung: Auf dem Weg zur mündigen Gemeinde]</ref> 1933 wurde Scharf mit den Gemeindekirchenräten von Sachsenhausen und [[Friedrichsthal (Oranienburg)|Friedrichsthal]] Mitglied der [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]]. Wegen dieses Engagements erhielt er mehrfach Rede- und Schreibverbot. Am 2. August 1934 wurde er von der Gestapo für einige Tage verhaftet und erhielt danach Aufenthaltsverbot für seine Gemeinden Sachsenhausen und Friedrichsthal, das erst nach zwei Monaten aufgehoben wurde. 1935 wurde er als [[Präses]] der Bekenntnissynode von [[Brandenburg]] Vorsitzender der Konferenz der Landesbruderräte.


David Alden und sein eineiiger Zwillingsbruder Christopher wurden in einer eng mit dem Broadway verbundenen Show-Business-Familie geboren. Ihr Vater war der Bühnenautor Jerome Alden, ihre Mutter die Tänzerin Barbara Gaye, die in den ersten Produktionen von ''[[On the Town]]'' und ''[[Annie Get Your Gun (Musical)|Annie Get Your Gun]]'' mit [[Ethel Merman]] tanzte. Mit acht Jahren hörten sie zu Hause Schallplatten mit Operetten von [[Gilbert und Sullivan]], und als Teenager kauften sie häufig Stehplatzkarten in der [[Metropolitan Opera]]. Im Alter von dreizehn Jahren hatten sich beide entschieden, Opernregisseur zu werden.
1937 gehörte er zu denen, die ''Die Erklärung der 96 evangelischen Kirchenführer gegen [[Alfred Rosenberg]]''<ref>[[Friedrich Siegmund-Schultze]] (Hrsg.): ''Ökumenisches Jahrbuch 1936–1937''. Max Niehans, Zürich 1939, S. 240–247.</ref> wegen dessen Schrift ''[[Protestantische Rompilger]]'' unterzeichneten.


David studierte an der [[University of Pennsylvania]] und begann seinen Weg als Regisseur (wie sein Bruder) an der Opera Omaha. 1976 reiste er nach Europa, wo er die Opernregie im Stil von [[Giorgio Strehler]], [[Harry Kupfer]], [[Hans Neuenfels]] und [[Ruth Berghaus]] kennenlernte. Diese Generation von Regisseuren setzten die Tradition des [[Expressionismus]] und insbesondere [[Bertolt Brecht]]s fort. Für Alden enthüllte diese Begegnung intensive Leidenschaften, die er schon lange im Musiktheater umsetzen wollte. Seine erste europäische Produktion war [[Rigoletto]] an der [[Scottish Opera]] in den späten Siebzigerjahren, die von der Kritik angegriffen wurde, denn es war, wie Alden sagt, für diesen Stil „in England noch sehr früh, einen Stil, mit dem ich versucht hatte, das Publikum direkt anzusprechen, und auf der Bühne Leidenschaftlichkeit und Schizophrenie darzustellen.“<ref>[http://www.bayerische.staatsoper.de/63-ZG9tPWRvbTEmaWQ9NjQmbD1kZSZ0ZXJtaW49-~spielplan~v_inszenierung.html Gespräch zwischen Peter Jonas und David Alden]{{Toter Link |url=http://www.bayerische.staatsoper.de/63-ZG9tPWRvbTEmaWQ9NjQmbD1kZSZ0ZXJtaW49-~spielplan~v_inszenierung.html |date=2019-03 }}</ref>
1938 besuchte er [[Martin Niemöller]] im [[KZ Sachsenhausen]] kurz nach dessen Inhaftierung und feierte mit ihm das Abendmahl.<ref>Wolf-Dieter Zimmermann: ''Kurt Scharf'', S. 46f.</ref>


Im Jahre 1980 engagierte die Metropolitan Opera Alden als Ersatz für den verstorbenen [[Herbert Graf (Regisseur)|Herbert Graf]] für die Neuproduktion von [[Wozzeck (Berg)|Wozzeck]] sowie für die Wiederaufnahmen 1985 und 1988. John Rockwell schrieb damals in der [[The New York Times|New York Times]]: „Aldens Inszenierung steht in der Tradition expressionistischer Filme wie [[Das Cabinet des Dr. Caligari]], voller kahler Umrisse und torkelnder [[Zombie]]s.“
1945 berief man ihn im Zuge einer kirchlichen Neu- und Umordnung zum [[Propst]] und Leiter der Abteilung Brandenburg im [[Evangelisches Konsistorium (Berlin)|Berliner Evangelischen Konsistorium]]. 1952 verlieh ihm die Theologische Fakultät der [[Humboldt-Universität zu Berlin|Humboldt-Universität]] die [[Ehrendoktor]]würde zusammen mit dem [[Potsdam]]er Generalsuperintendenten [[Walter Braun (Geistlicher)|Walter Braun]] sowie dem [[Jena]]er Theologieprofessor [[Rudolf Meyer (Theologe)|Rudolf Meyer]].<ref>Tageszeitung ''Neue Zeit'', 19. Februar 1952, S. 2</ref>
In der Folgezeit übernahm Kurt Scharf mehrere Führungsämter innerhalb der evangelischen Kirche. Von 1957 bis 1960 war Kurt Scharf Vorsitzender des Rates der [[Evangelische Kirche der Union|Evangelischen Kirche der Union (EKU)]], ab 1953 die Nachfolge-Organisation der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union, die sich unter Änderung von Namen und Kirchenordnung reorganisiert hatte.


== English National Opera ==
Im Frühjahr 1961 fiel Scharf überraschend das höchste Führungsamt innerhalb des deutschen Protestantismus zu, als er von 1961 bis 1967 Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland ([[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]]) wurde, als Nachfolger von [[Otto Dibelius]]. Scharf war damals als Kompromisskandidat zum Zuge gekommen, da die DDR einen profilierten westdeutschen Bischof als (gesamtdeutschen) Ratsvorsitzenden blockierte. Aber Scharf fiel bei den DDR-Machthabern schon unmittelbar nach dem [[Berliner Mauer#Mauerbau|Mauerbau]] im August 1961 ebenfalls in Ungnade, obwohl er ein sehr bedächtiger Charakter war und jede Provokation vermied. Am 31. August 1961 wurde Scharf, aus West-Berlin kommend, die Einreise zu seinem Wohnsitz im Ostteils Berlins verweigert und ihm sein DDR-Pass abgenommen.<ref>Bundesarchiv: [https://www.ddr-im-blick.de/jahrgaenge/jahrgang-1961/report/zurueckweisung-von-praeses-scharf-an-der-grenze/ Einzel-Information Nr. 505/61 über die Zurückweisung des Vorsitzenden des Rates der EKD, Präses Dr. Kurt Scharf, nach Westberlin] (Bericht des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR vom 1. September 1961), abgerufen am 12. Dezember 2022</ref>
1984 wurde der frühere künstlerische Leiter des [[Chicago Symphony Orchestra]] [[Peter Jonas (Intendant)|Peter Jonas]] zum Intendanten der [[English National Opera]] berufen. Gemeinsam mit dem Chefdirigenten [[Mark Elder]] und dem Chefregisseur David Pountney begann Jonas die sogenannte „Kraftwerk-Ära“ („powerhouse years“) an der English National Opera mit modernen Inszenierungen klassischer Stücke und Produktionen von Auftragswerken. Eine kontrovers diskutierte David-Alden-Inszenierung von [[Mazeppa (Oper)|Mazeppa]] (Tschaikowskij) wurde gleich im ersten Jahr der Jonas-Intendanz zum Aushängeschild der neuen Spielplanpolitik. Am Ende des zweiten Aktes, wenn der Held Kotschubej und sein Freund Iskra zur Hinrichtung geführt werden, schockierte Alden das Publikum mit einem grausigen Kettensägen-Massaker, so dass sich die gesamte Produktion im Bewusstsein des Londoner Opernpublikums als „Kettensägen-Mazeppa“ einprägte und „eine Art Stenogramm für das gesamte Jonas-Projekt wurde – brutal, kompromisslos, ein Muss, der ultimative ‚succès de scandale‘“<ref>Stephen Moss: „Twin Powers“ in ''The Guardian''. 26. Mai 2006</ref>.


Im Laufe der folgenden Jahre spielte Alden weiterhin die Rolle des Provokateurs mit vielen Produktionen an der English National Opera wie u.&nbsp;a. [[Simon Boccanegra]], [[Un ballo in maschera]], [[Ariodante]] (Händel), [[La damnation de Faust]] (Berlioz) und [[Tristan und Isolde (Oper)|Tristan und Isolde]]. Seine [[Jenůfa]]-Inszenierung von 2006 gewann einen ''Laurence Olivier Award'' als beste neue Opernproduktion.
In seiner Zeit als EKD-Ratsvorsitzender erfolgte die diplomatische Anerkennung des [[Staat Israel|Staates Israel]] durch die Bundesrepublik Deutschland, die am 12. Mai 1965 vollzogen wurde. Scharf gehörte zu denen, die den öffentlichen Druck erhöhten, der schließlich Bundeskanzler [[Ludwig Erhard]] dazu bewog, gegen den Willen des [[Auswärtiges Amt|Auswärtigen Amtes]] den Botschafteraustausch in die Wege zu leiten. Denn am 26. Oktober 1964 sandte der Rat der EKD ein von Scharf unterzeichnetes Schreiben an die Bundesregierung, in dem deutlich zugunsten eines deutsch-israelischen Botschafteraustausches plädiert wurde.<ref>So Gerhard Gronauer: ''Der Staat Israel im westdeutschen Protestantismus. Wahrnehmungen in Kirche und Publizistik von 1948 bis 1972'' (AKIZ.B57). Göttingen 2013, S. 185–190.</ref>


== Bayerische Staatsoper ==
Von 1966 bis 1976 war er ebenfalls als Nachfolger von [[Otto Dibelius]] gewählter [[Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg#Synode|Bischof]] der [[Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg|Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg]], seit dem Mauerbau 1961 allerdings in seinem Aufgaben- und Einflussbereich auf West-Berlin beschränkt. Scharf, zeitweilig auch Mitglied des Zentralausschusses des [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenischen Rates der Kirchen]], war ein Verfechter der [[Ökumenische Bewegung|ökumenischen]] Idee. Als Vizepräsident der Vereinigten Weltbibelgesellschaften setzte er sich für die weltweite Verbreitung der [[Bibel]] ein. Kurt Scharf übernahm schwierige Fälle der [[Gefängnisseelsorge]], beispielsweise bei wegen [[Kriegsverbrechen]] inhaftierten Deutschen und Inhaftierten der [[Baader-Meinhof-Gruppe]].
Während der Intendanz Peter Jonas’ an der Bayerischen Staatsoper 1993–2006 war David Alden ständiger Gast in München. Zu seinen dortigen zahlreichen Produktionen zählt eine Reihe von Händel-Opern ([[Ariodante]], [[Orlando (Händel)|Orlando]], [[Rinaldo]] und [[Rodelinda]]), ferner [[L’incoronazione di Poppea]] und [[Il ritorno d’Ulisse in patria]] von [[Claudio Monteverdi]], von [[Richard Wagner]] der [[Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg|Tannhäuser]] und der [[Ring des Nibelungen]]; [[La Calisto]] von [[Francesco Cavalli]], [[Giuseppe Verdi]]s [[La forza del destino]], [[Pique Dame (Oper)|Pique Dame]] von [[Peter Tschaikowsky]] sowie [[Lulu (Oper)|Lulu]] von [[Alban Berg]].


Zu den [[Münchner Opernfestspiele]]n 2006 nahm die Staatsoper acht dieser Produktionen wieder ins Programm. Außerdem wurde David Alden ein spezieller Bayerischer Theaterpreis für die Gesamtheit seiner Münchner Produktionen verliehen.
Scharf war von 1980 bis 1984 Vorsitzender der [[Aktion Sühnezeichen Friedensdienste]] und hielt in dieser Eigenschaft am 24. Juni 1982 eine Ansprache vor der Sondersitzung der [[Vereinte Nationen|UNO]]. Darüber hinaus war Scharf entscheidend am Gelingen des Baus der Internationalen Jugendbegegnungstätte in [[Oświęcim]]/Auschwitz beteiligt.


== De Nederlandse Opera ==
[[Datei:Grab Kurt Scharf.jpg|mini|Ehrengrab von Kurt Scharf]]
Im Jahr 2009 inszenierte Alden Francesco Cavallis ''[[Ercole amante]]'' für [[De Nationale Opera|De Nederlandse Opera]] in Amsterdam und erntete viel Beifall der Kritiker. Mit demselben künstlerischen Team inszenierte er dort 2012 Händels ''[[Deidamia (Oper)|Deidamia]]'', 2013 folgten Wagners ''[[Die Meistersinger von Nürnberg|Meistersinger.]]''

Am 28. März 1990 starb Scharf in einem Linienbus der [[Berliner Verkehrsbetriebe]] (BVG) auf dem Weg zu einem Krankenbesuch. Sein Grab, heute ein [[Liste der Ehrengräber in Berlin|Ehrengrab der Stadt Berlin]], befindet sich in Berlin-Dahlem auf dem [[St.-Annen-Kirchhof (Berlin)|St.-Annen-Kirchhof]].

== Ehrungen ==
Scharf gehörte zu den Vordenkern der Ostdenkschrift der [[Evangelische Kirche in Deutschland|EKD]] und ist für sein Eintreten für die Versöhnung mit Polen 1973 mit der [[Kopernikus-Medaille]] der [[Volksrepublik Polen]] und 1985 mit der Ehrendoktorwürde der [[Christliche Theologische Akademie Warschau|Christlich-Theologischen Akademie Warschau]] ausgezeichnet worden. 1971 erhielt er die [[Buber-Rosenzweig-Medaille]], 1976 die [[Ernst-Reuter-Plakette]], 1977 den [[Gustav-Heinemann-Bürgerpreis]] und 1978 den [[Dr.-Leopold-Lucas-Preis]]<ref>[https://uni-tuebingen.de/fakultaeten/evangelisch-theologische-fakultaet/fakultaet/lucas-preis/preistraeger/bisherige-preistraeger/ Lucas-Preis: Liste bisheriger Preisträger], uni-tuebingen.de, abgerufen am 18. Juli 2021.</ref>.

Auf Initiative von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste sollte 2012 in [[Berlin-Steglitz]] die Treitschkestraße (→ [[Heinrich von Treitschke]]) in Kurt-Scharf-Straße umbenannt werden. Nachdem in einer aufwändigen schriftlichen Anwohnerbefragung jedoch die klare Mehrheit der Teilnehmenden gegen die Namensänderung stimmte und auch die [[Bezirksverordnetenversammlung|BVV]] dagegen entschied, war das Anliegen vom Tisch.<ref>[https://www.tagesspiegel.de/berlin/namensstreit-in-steglitz-bvvlehnt-umbenennung-der-steglitzer-treitschkestrasse-ab/7820884.html BVV lehnt Umbenennung der Steglitzer Treitschkestraße ab], [[Der Tagesspiegel]] vom 21. Februar 2013, abgerufen am 18. Juli 2021.</ref> Im September 2022 beschloss die BVV die Umbenennung der Treitschkestraße. Wie die Straße in Zukunft heißen soll, ist jedoch noch unklar.<ref>Boris Buchholz: [https://leute.tagesspiegel.de/steglitz-zehlendorf/intro/2022/09/15/239895/?bezuggrd=LEU ''Was für ein Paukenschlag kurz vor Mitternacht''], Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf, 15. September 2022</ref>

== Schriften ==
* (als Hrsg.): ''Vom Herrengeheimnis der Wahrheit. Festschrift für Heinrich Vogel''. Lettner, Berlin 1962.
* ''Für ein politisches Gewissen der Kirche.'' Edition W. Erk, 1972.
* ''Brücken und Breschen''. Hrsg. von Wolf-Dieter Zimmermann. CVZ-Verlag, Berlin 1977.
* ''Streit mit der Macht''. Pendo, Zürich 1983.
* ''Widerstehen und Versöhnen. Rückblicke und Ausblicke''. Edition Jo Krummacher, 1987.

== Literatur ==
* [[Heinrich Vogel (Theologe)|Heinrich Vogel]] (Hrsg.): ''Männer der Evangelischen Kirche in Deutschland. Eine Festgabe für Kurt Scharf zu seinem 60. Geburtstag''. Lettner, Berlin 1962.
* [[Heinrich Albertz]], [[Heinrich Böll]], [[Helmut Gollwitzer]] u.&nbsp;a.: ''Pfarrer, die dem Terror dienen? Bischof Scharf und der Berliner Kirchenstreit 1974. Eine Dokumentation.'' Rowohlt, Reinbek 1975 u.&nbsp;ö., ISBN 3-499-11885-8.
* [[Rudolf Weckerling]] u. a. (Hrsg.): ''Jenseits vom Nullpunkt. Christsein im westl. Deutschland; [Bischof D. Kurt Scharf zum 70. Geburtstag am 21. Okt. 1972]''. Kreuz, Stuttgart 1972.
* Hartmut Walsdorff (Hrsg.): ''Schalom, Kurt Scharf''. Berlin 1983.
* [[Wolfgang Brinkel]] (Hrsg.): ''Bruder Scharf 1902–1990. Ein Christ – sanft, kraftvoll und unbeirrbar im Glauben''. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Berlin 1990.
* Wolf-Dieter Zimmermann: ''Kurt Scharf''. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992.
* Evangelisches Bildungswerk Berlin (Hrsg.): ''Dokumentation über Kurt Scharf zu seinem neunzigsten Geburtstag''. Nr. 95/1993.
* [[Aktion Sühnezeichen Friedensdienste]] e.V. (Hrsg.): ''Kurt Scharf – Ein Leben für Gerechtigkeit und Frieden''. Berlin 2003, ISBN 3-89246-044-2.
* {{NDB|22|569|570|Scharf, Kurt Franz Wilhelm|[[Werner Raupp]]|118606514}}
* [[Marc Zirlewagen]]: ''Kurt Scharf''. In: Marc Zirlewagen (Hrsg.): ''1881–2006 – 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten, Bd. 1: Ein historischer Rückblick''. Bad Frankenhausen 2006, S. 239–242.
* {{WWW-DDR|id=kurt-scharf|lemma=Scharf, Kurt|autor=[[Ehrhart Neubert]]|band=2|idNum=2999}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.bayerische.staatsoper.de/63-ZG9tPWRvbTEmaWQ9NjQmbD1kZSZ0ZXJtaW49-~spielplan~v_inszenierung.html Gespräch zwischen Peter Jonas und David Alden]
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== Quellen ==
== Quellen ==
''Dieser Artikel beruht auf einer gekürzten Übersetzung des englischen Wikipedia-Artikels zu David Alden.''

<references />
<references />


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[[Kategorie:Evangelischer Bischof (20. Jahrhundert)]]
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[[Kategorie:Bischof (Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg)]]
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Aktuelle Version vom 30. August 2024, 14:35 Uhr

David Alden (* 1949 in New York City) ist ein Opernregisseur, der für seine postmodernen Operninszenierungen bekannt ist. Vereinzelt hat er auch als Filmregisseur gearbeitet.

Er ist der Zwillingsbruder des gleichfalls als Opernregisseur tätigen Christopher Alden. Beide Brüder haben in ihrer Karriere ein ähnliches Repertoire abgedeckt. Während aber Christopher in seinen Inszenierungen mehr Gewicht auf die emotionale Bandbreite seiner Charaktere legt, sind die Protagonisten bei David Alden stärker karikiert und seine Produktionen weitaus stärker politisch geprägt. Ein weiterer Unterschied zwischen den Brüdern ist, dass der Schwerpunkt von David Aldens Arbeit mehr in Europa liegt. Mit Sir Peter Jonas verband ihn eine enge Zusammenarbeit über mehr als zwanzig Jahre sowohl bei der English National Opera als auch an der Bayerischen Staatsoper.

David Alden und sein eineiiger Zwillingsbruder Christopher wurden in einer eng mit dem Broadway verbundenen Show-Business-Familie geboren. Ihr Vater war der Bühnenautor Jerome Alden, ihre Mutter die Tänzerin Barbara Gaye, die in den ersten Produktionen von On the Town und Annie Get Your Gun mit Ethel Merman tanzte. Mit acht Jahren hörten sie zu Hause Schallplatten mit Operetten von Gilbert und Sullivan, und als Teenager kauften sie häufig Stehplatzkarten in der Metropolitan Opera. Im Alter von dreizehn Jahren hatten sich beide entschieden, Opernregisseur zu werden.

David studierte an der University of Pennsylvania und begann seinen Weg als Regisseur (wie sein Bruder) an der Opera Omaha. 1976 reiste er nach Europa, wo er die Opernregie im Stil von Giorgio Strehler, Harry Kupfer, Hans Neuenfels und Ruth Berghaus kennenlernte. Diese Generation von Regisseuren setzten die Tradition des Expressionismus und insbesondere Bertolt Brechts fort. Für Alden enthüllte diese Begegnung intensive Leidenschaften, die er schon lange im Musiktheater umsetzen wollte. Seine erste europäische Produktion war Rigoletto an der Scottish Opera in den späten Siebzigerjahren, die von der Kritik angegriffen wurde, denn es war, wie Alden sagt, für diesen Stil „in England noch sehr früh, einen Stil, mit dem ich versucht hatte, das Publikum direkt anzusprechen, und auf der Bühne Leidenschaftlichkeit und Schizophrenie darzustellen.“[1]

Im Jahre 1980 engagierte die Metropolitan Opera Alden als Ersatz für den verstorbenen Herbert Graf für die Neuproduktion von Wozzeck sowie für die Wiederaufnahmen 1985 und 1988. John Rockwell schrieb damals in der New York Times: „Aldens Inszenierung steht in der Tradition expressionistischer Filme wie Das Cabinet des Dr. Caligari, voller kahler Umrisse und torkelnder Zombies.“

English National Opera

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1984 wurde der frühere künstlerische Leiter des Chicago Symphony Orchestra Peter Jonas zum Intendanten der English National Opera berufen. Gemeinsam mit dem Chefdirigenten Mark Elder und dem Chefregisseur David Pountney begann Jonas die sogenannte „Kraftwerk-Ära“ („powerhouse years“) an der English National Opera mit modernen Inszenierungen klassischer Stücke und Produktionen von Auftragswerken. Eine kontrovers diskutierte David-Alden-Inszenierung von Mazeppa (Tschaikowskij) wurde gleich im ersten Jahr der Jonas-Intendanz zum Aushängeschild der neuen Spielplanpolitik. Am Ende des zweiten Aktes, wenn der Held Kotschubej und sein Freund Iskra zur Hinrichtung geführt werden, schockierte Alden das Publikum mit einem grausigen Kettensägen-Massaker, so dass sich die gesamte Produktion im Bewusstsein des Londoner Opernpublikums als „Kettensägen-Mazeppa“ einprägte und „eine Art Stenogramm für das gesamte Jonas-Projekt wurde – brutal, kompromisslos, ein Muss, der ultimative ‚succès de scandale‘“[2].

Im Laufe der folgenden Jahre spielte Alden weiterhin die Rolle des Provokateurs mit vielen Produktionen an der English National Opera wie u. a. Simon Boccanegra, Un ballo in maschera, Ariodante (Händel), La damnation de Faust (Berlioz) und Tristan und Isolde. Seine Jenůfa-Inszenierung von 2006 gewann einen Laurence Olivier Award als beste neue Opernproduktion.

Bayerische Staatsoper

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Während der Intendanz Peter Jonas’ an der Bayerischen Staatsoper 1993–2006 war David Alden ständiger Gast in München. Zu seinen dortigen zahlreichen Produktionen zählt eine Reihe von Händel-Opern (Ariodante, Orlando, Rinaldo und Rodelinda), ferner L’incoronazione di Poppea und Il ritorno d’Ulisse in patria von Claudio Monteverdi, von Richard Wagner der Tannhäuser und der Ring des Nibelungen; La Calisto von Francesco Cavalli, Giuseppe Verdis La forza del destino, Pique Dame von Peter Tschaikowsky sowie Lulu von Alban Berg.

Zu den Münchner Opernfestspielen 2006 nahm die Staatsoper acht dieser Produktionen wieder ins Programm. Außerdem wurde David Alden ein spezieller Bayerischer Theaterpreis für die Gesamtheit seiner Münchner Produktionen verliehen.

De Nederlandse Opera

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Im Jahr 2009 inszenierte Alden Francesco Cavallis Ercole amante für De Nederlandse Opera in Amsterdam und erntete viel Beifall der Kritiker. Mit demselben künstlerischen Team inszenierte er dort 2012 Händels Deidamia, 2013 folgten Wagners Meistersinger.

Dieser Artikel beruht auf einer gekürzten Übersetzung des englischen Wikipedia-Artikels zu David Alden.

  1. Gespräch zwischen Peter Jonas und David Alden@1@2Vorlage:Toter Link/www.bayerische.staatsoper.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2019. Suche in Webarchiven)
  2. Stephen Moss: „Twin Powers“ in The Guardian. 26. Mai 2006