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Manfred Seel und Alexander Alexandrowitsch Sinowjew: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Nowodewitschi-Friedhof Grab Sinowjew Gesamtansicht.jpg|mini|Grabstein Sinowjews]]
'''Manfred Adolf Seel''' (* [[30. Oktober]] [[1946]] in [[Königstein im Taunus]];<ref>[https://www.reservistenverband.de/evewa2.php?d=1464903594&menu=0110&newsid=34538 ''Polizei fragt: Wer kennt Manfred Adolf Seel?''] In: ''reservistenverband.de.'' 1. Juni 2016.</ref> † [[26. August]] [[2014]] in [[Schwalbach am Taunus]]), von der Presse ''Hessen-Ripper'' oder ''Jack the Ripper von Schwalbach'' genannt, war ein mutmaßlicher [[Deutschland|deutscher]] [[Mordserie|Serienmörder]], der seine Opfer im [[Rhein-Main-Gebiet]] tötete. Seels Täterschaft wird derzeit für fünf Mordfälle angenommen, in vier weiteren ungeklärten Fällen wird noch ermittelt.
'''Alexander Alexandrowitsch Sinowjew''' ({{RuS|Александр Александрович Зиновьев}} ([[Internationales Phonetisches Alphabet|IPA]]: [{{IPA|ʌlʲɪk'sandr ʌlʲɪk'sandrəvɪʨ zɪ'novj̞əf}}]), wiss. [[Transliteration]] ''{{lang|ru-Latn|Aleksandr Aleksandrovič Zinov'ev}}''; * [[29. Oktober]] [[1922]] in [[Pachtino]], [[Gouvernement Kostroma]], [[Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik|RSFSR]]; † [[10. Mai]] [[2006]] in [[Moskau]]) war ein [[Russland|russischer]] [[Dissident]], [[Soziologe]], [[Logik]]er und [[Schriftsteller]].


== Leben ==
== Biografie ==
Sinowjew wurde am 29. Oktober 1922 in Pachtino, heute in der [[Oblast Kostroma]], als siebtes von elf Kindern eines Arbeiters und einer Bäuerin geboren.<ref>{{Munzinger|00000015772|Alexander Sinowjew|Abruf=2024-02-02}}</ref> Seine Familie floh 1929 vor dem Hunger nach Moskau.<ref name="peoples.ru">{{Internetquelle |url=https://www.peoples.ru/art/literature/prose/roman/alexander_zinoviev/ |titel=Александр Зиновьев. Верующий Безбожник. Философ и писатель (deutsch: Alexander Sinowjew. Gläubiger Atheist. Philosoph und Schriftsteller) |werk=Peoples.ru |datum=2006-05-11 |sprache=ru |abruf=2024-02-01}}</ref>
Manfred Seel wuchs als Einzelkind<ref name="spiegel-144886570" /> in [[Kronberg im Taunus]] auf. 1957 wechselte er auf die Realschule in [[Oberursel]]. Danach absolvierte er in der [[Frankfurt am Main|Frankfurter]] Traditionsdruckerei und Klischeeanstalt ''Georg Stritt & Co.'' in der [[Mainzer Landstraße]] 184 eine Lehre als [[Klischeeätzer]]. 1967 begann sein zweijähriger [[Wehrdienst]].<ref name="spiegel-1092814">[http://www.spiegel.de/sptv/spiegel-tv-magazin-tristan-bruebach-whistleblower-a-1092814.html ''Fall Tristan Brübach: Aktenzeichen gelöst.''] In: ''[[Spiegel TV Magazin]]'', Ausstrahlung am 22. Mai 2016 um 22:20 bis 23:40 Uhr auf [[RTL Television|RTL]]</ref> Von 1968 bis 1969 diente Seel im [[Raketenartilleriebataillon 52]] in der [[Steuben-Kaserne (Gießen)|Steuben-Kaserne]] in [[Gießen]].<ref name="spiegel-144886570" />


Als 17-Jähriger begann er im Jahr 1939 ein Studium am Institut für Philosophie, Literatur und Geschichte der [[Lomonossow-Universität]] in Moskau. Schon im ersten Semester wurde er wegen einer Rede gegen den [[Personenkult]] um [[Stalin]] von der Universität verwiesen und in eine [[psychiatrische Klinik]] zur Beobachtung eingewiesen. Nachdem die Ärzte seine psychische Normalität festgestellt hatten, wurde er mehrmals vom [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]] verhört, der herausfinden wollte, wer dem Sohn aus proletarischer Familie kritisches Denken beigebracht und ihn zum Widerstand motiviert habe. Sinowjew flüchtete nach [[Sibirien]], wo er auf einer [[Kolchos]]e arbeitete.<ref>[[Ota Filip]]: ''Die Gähnenden Höhen. Nachruf auf Alexander Sinonowjew.'' In: Bayerische Akademie der Schönen Künste: ''Jahrbuch 20.'' 2006, ISBN 3-8353-0199-3, S. 337–338.</ref> Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] meldete er sich freiwillig zur [[Rote Armee|Roten Armee]] und diente in Panzereinheiten und als Kampfflieger. Aufgrund seiner militärischen Auszeichnungen durfte er 1950 sein Studium fortsetzen, das er 1951 mit einer [[Promotion (Doktor)|Promotion]] über die Philosophie von [[Karl Marx]] abschloss. Später wurde Sinowjew Professor für Philosophie und Mitglied der [[Sowjetische Akademie der Wissenschaften|Akademie der Wissenschaften]]. Er ist einer der bedeutendsten Logiker des letzten Jahrhunderts. Einer seiner engsten Mitarbeiter war der deutsche Logiker [[Horst Wessel (Philosoph)|Horst Wessel]].
Ab 1970 arbeitete er in seinem gelernten Beruf in Frankfurt und begann 1973,<ref name="spiegel-1092814" /> nachdem er auf dem zweiten Bildungsweg<ref name="fr-online-34260890">{{Internetquelle |autor=Georg Leppert |url=https://www.fr.de/rhein-main/blaulicht-sti879542/familienvater-serienmoerder-11128222.html |titel=Schwalbach: Familienvater als Serienmörder |werk=[[Frankfurter Rundschau|fr-online.de]] |datum=2016-05-19 |abruf=2016-06-20}}</ref> sein [[Abitur]] absolviert hatte, an der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main|Goethe-Universität Frankfurt]] ein Studium der Kunst- und Sozialgeschichte, das er kurze Zeit später wieder abbrach.<ref name="spiegel-1092814" /> Seine Arbeitsstelle in der Mainzer Landstraße befand sich in Nähe zum Johanna-Kirchner-Stift, in dem 1970 die beiden Opfer Gudrun Ebel und Hatice Erülkeroğlu beschäftigt waren. Zusammen mit seinem Partner Werner Lederer<ref name="spiegel-1092814" /> führte er ab 1986<ref name="spiegel-1092814" /> ein kleines Entrümpelungs- und Gartenbau-Unternehmen in [[Schwalbach am Taunus|Schwalbach]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.gewerbeverein-schwalbach.de/details/lederer-und-seel.html |text=''Fa. Lederer & Seel.'' |wayback=20160525031021}} Mitgliederliste der Schwalbacher Gewerbedatenbank</ref> Seine Frau, mit der er seit 1973<ref name="spiegel-1092814" /> verheiratet war und seit 1979<ref name="spiegel-144886570">{{Der Spiegel |ID=144886570 |Autor=Julia Jüttner |Titel=„Im Keller brennt wieder Licht“ |Jahr=2016 |Nr=21 |Datum=21. Mai 2016 |Seiten=}}</ref> eine gemeinsame Tochter hatte, starb im Jahr 2013. In seiner Freizeit spielte Seel von 1985 bis 2014<ref name="spiegel-144886570" /> [[Klarinette]] und [[Saxophon]] in der Band Overall Jazz Gang. Von seinen Nachbarn wurde er als freundlicher und unauffälliger Mann beschrieben, der jedoch gelegentlich zu aggressiven Ausbrüchen neigte.


Wegen seiner fortgesetzten Kritik am [[Stalinismus]] wurde Alexander Sinowjew 1978 nach der Veröffentlichung seines Romans ''Gähnende Höhen'', einer Abrechnung mit dem gesellschaftlichen und politischen System der Sowjetunion, aus dieser ausgebürgert. Er lebte bis zu seiner Rückkehr nach [[Russland]] im Jahr 1999 in [[München]].
Manfred Seel soll laut Zeugenaussagen Anfang der 1990er Jahre<ref name="spiegel-144886570" /> regelmäßig den Frankfurter Straßenstrich aufgesucht haben. Eine Prostituierte berichtete, dass sie von ihm misshandelt worden sei<ref name="spiegel-144886570" /> und diesen Vorfall der ''[[Hotline]]'' des Frankfurter Streetwork- und Beratungsprojekts für Sexarbeiterinnen<ref>[http://hessenschau.de/panorama/fall-manfred-seel-die-perfekten-opfer,drogen-prostitution-opfer-serienmorde-100.html Mordserie an Prostituierten. Die perfekten Opfer, Hessenschau, 26. Juni 2016]</ref><ref>[http://www.idh-frankfurt.de/hotline Hotline Streetwork und Beratung für Frauen die der Prostitution nachgehen, idh, integrative Drogenhilfe e.V.]</ref> meldete, um andere Frauen vor seinem gewalttätigen Verhalten zu warnen. Im Jahr 1996 machte er eine Alkoholentziehungskur in der Entzugsklinik ''Sonnenberg'' in [[Erbach (Odenwald)|Erbach]]/[[Odenwald]].<ref>{{Internetquelle |autor=ots |url=http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/43563/3331349 |titel=LKA-HE: Hessisches Landeskriminalamt ermittelt in Serienmord in Hessen/ PM im Nachgang der Pressekonferenz 19.05.2016 |werk=presseportal.de |datum=2016-05-19 |abruf=2016-06-20}}</ref> 2014 starb Manfred Seel, nachdem er ein Jahr zuvor die Diagnose [[Speiseröhrenkrebs]] erhalten hatte.


Die Kritik am bürokratischen System der Sowjetunion und später auch Russlands beherrschte weiter sein schriftstellerisches Schaffen. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang seine Werke ''[[Homo sovieticus]]'', ''Lichte Zukunft'' und ''Katastroika. Gorbatschows Potemkinsche Dörfer''. Sinowjew blieb seiner Linie als unbequemer „Querdenker“ treu und ging auch mit [[Michail Sergejewitsch Gorbatschow|Gorbatschows]] [[Perestroika]] scharf ins Gericht. Bei den [[Präsidentschaftswahl in Russland 1996|Präsidentschaftswahlen 1996]] unterstützte er den kommunistischen Widersacher [[Boris Nikolajewitsch Jelzin|Boris Jelzins]], [[Gennadi Andrejewitsch Sjuganow|Gennadi Sjuganow]].
Die Ermittlungen gegen Seel begannen wenige Wochen nach seinem Tod: Seine Tochter und ihr Lebensgefährte entdeckten bei der Auflösung seines Haushalts in einer von Seel gemieteten Garage Leichenteile und informierten die Polizei. Seit September 2015 ist die [[Landeskriminalamt (Deutschland)|LKA]]-Arbeitsgruppe ''Alaska'', die Manfred Seel als Hauptverdächtigen<ref name="HR-2810817831056041" /> mehrerer Morde ausgemacht hat, mit der Aufklärung dieser Fälle beschäftigt.<ref name="SPON-1093098">{{Internetquelle |url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/tristan-bruebach-aus-hessen-was-die-polizei-ueber-den-verdaechtigen-manfred-seel-weiss-a-1093098.html |titel=Serienmorde in Hessen: Grausames und sadistisches Vorgehen |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2016-05-19 |abruf=2016-06-20}}</ref> ''Alaska'' war der Spitzname von Manfred Seel, da er dafür bekannt war, auch in der warmen Jahreszeit häufig Pelzbekleidung zu tragen und zudem [[Alaska]] eines seiner bevorzugten Reiseziele war.<ref name="abendblatt-207582801">{{Internetquelle |autor=Sören Kittel |url=http://www.abendblatt.de/vermischtes/article207582801/Ermittler-von-Schwalbach-blicken-in-menschliche-Abgruende.html |titel=Ermittler von Schwalbach blicken in menschliche Abgründe |werk=[[Hamburger Abendblatt|abendblatt.de]] |datum=2016-05-19 |abruf=2016-06-20}}</ref> Seel galt zuvor als „unbescholtener Bürger“.<ref>[http://hessenschau.de/panorama/grausige-details-zum-schwalbacher-serienmoerder-,serienmoerder-schwalbach-100.html Grausige Details zum Schwalbacher Serienmörder, Hessenschau, 19. Mai 2016]</ref> Die Spur<!-- welche? --> führt ins Frankfurter Rotlichtmilieu und zum [[Cold-Case-Ermittlungen|Aufrollen alter und ungeklärter Fälle]] von Prostituiertenmorden.<ref name="HR-2810817831056041" />


In den letzten zwei Jahrzehnten seines Schaffens interessierten ihn vor allem die Strukturen des sogenannten Postsowjetismus (eine spezielle Theorie über den russischen [[Postsozialismusforschung|Postsozialismus]]) sowie die Idee der Übergesellschaften zur Beschreibung der [[Globalisierung]]. Laut dem Historiker und Soziologen Mischa Gabowitsch „verstieg“ er sich dabei in „abstruse [[Verschwörungstheorie|Theorien]] über eine westliche Verschwörung gegen Russland.“<ref>[https://www.blaetter.de/ausgabe/2022/mai/von-faschisten-und-nazis Von »Faschisten« und »Nazis«], [[Blätter für deutsche und internationale Politik|Blätter]], Mai 2022</ref>
== Morde ==
Die Seel zugeschriebenen Morde wurden mit großer [[Brutalität]] und [[Destruktivität]] aus sexuellem [[Sadismus]] ausgeführt. Die Opfer wurden durch „scharfe Gewalt in sexuell relevanten Zonen“ getötet.<ref>Er trank gerne ein Bier zu viel, Das Doppelleben des Serienmörders, BILD-Zeitung, 20. Mai 2016.</ref> Bezeichnend ist, dass der Täter als [[Trophäe]] seinen Opfern, bis auf einen Fall [[post mortem]], Organe entnahm, beziehungsweise ihnen bestimmte Körperteile wie Genitalien oder Arme und Beine abschnitt, die er später an verborgenen Orten aufbewahrte. Der Täter habe sich vermutlich bewusst einen Rückzugsort gesucht, um die Tatbegehung dann ungestört in seine sexuellen Phantasien mit einbauen zu können.<ref name="SPON-1092904" /> Auch [[Kannibalismus]] kann derzeit nicht ausgeschlossen werden.


Er verstarb am 10. Mai 2006 nach einem langen Krebsleiden und wurde auf dem Moskauer [[Nowodewitschi-Friedhof]] beerdigt.
Den Opfern wurden stets unterschiedliche Körperteile entnommen und niemals die gleichen. Ermittler Frank Hermann sagte dazu auf einer Pressekonferenz: „Mal sei es ein rechtes Bein, mal ein linker Arm&nbsp;– wenn Sie das zusammenrechnen, könnten Sie sich tatsächlich dadurch einen neuen Körper herstellen“.<ref name="HR-2810817831056041" /> Die Polizei räumt ein, dass Manfred Seel bei der Ausübung seiner Taten möglicherweise einen Komplizen gehabt haben könnte. Anlass dazu geben die Spuren und das extreme Verletzungsbild an einer Leiche, die möglicherweise erst durch das Zusammenwirken zweier Personen möglich wurden. Das Landeskriminalamt wendet sich derzeit mit einem Aufruf an die Bevölkerung, um weitere Hinweise über den oder die Täter und seine Opfer zu erhalten. Auch ist man auf der Suche nach überlebenden Opfern, mithilfe deren Aussage Rückschlüsse auf den Täter, sein Motiv oder auf den Tathergang gezogen werden könnten.<ref>[https://www.polizei.hessen.de/Dienststellen/Hessisches-Landeskriminalamt/broker.jsp?uMen=15e70ee1-825a-f6f8-6373-a91bbcb63046&uCon=95460379-a056-c451-32ab-69510ef798e7&uTem=8ed702cd-aff2-3941-cd47-a0a30165474d ''Hessisches Landeskriminalamt ermittelt in Serienmord in Hessen.''] Polizei Hessen, vom 19. Mai 2016.</ref>
{{Zitat
|Text=Ja, dieser Fall ist ganz sicher der außergewöhnlichste in meinem Berufsleben. Die Gewalt ist so widerwärtig und unfassbar, das sprengt alles, was ich bislang erlebt habe.
|Autor= Kriminalhauptkommissar Holger Thomsen, Soko „Alaska“<ref name="welt-155558816">{{Internetquelle |autor=Alexander Jürgs |url=https://www.welt.de/print/wams/vermischtes/article155558816/Das-Muster-des-Serienmoerders.html |titel=Das Muster des Serienmörders |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2016-05-22 |abruf=2016-06-20}}</ref>}}


== Motiv ==
== Ehrungen ==
* 1974: Mitglied der [[Finnische Akademie der Wissenschaften|Finnischen Akademie der Wissenschaften]]
Die Polizei sieht in Manfred Seel einen [[Misogynie|Frauen-]] oder [[Misanthropie|Menschenhasser]].<ref name="SPON-1093309">{{Internetquelle |autor=Julia Jüttner |url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/manfred-seel-spiegel-tv-auf-den-spuren-des-mutmasslichen-serienmoerders-a-1093309.html |titel=Mutmaßlicher Serientäter Manfred Seel: Morde eines Menschenhassers |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2016-05-22 |abruf=2016-06-20}}</ref> Auf den Festplatten mehrerer PCs, die sich in seinem Keller befanden, fanden die Ermittler 32&#x202f;000 [[Gewaltpornografie|gewaltpornographische]] und gewaltverherrlichende Fotos und Filme. Das pornographische Material der Sammlung hat im Laufe der Zeit eine Größenordnung von fünf [[Byte#Bedeutungen von Dezimal- und Binärpräfixen für große Anzahlen von Byte|Terabyte]]<ref name="spiegel-144886570" /> erreicht. Man geht davon aus, dass Seel im [[Darknet]] mithilfe einer Spezialsoftware<ref name="spiegel-144886570" /> surfte, die keine Spuren hinterlässt. Möglicherweise dienten sie Seel als graphische Vorlage für seine Taten, welche die Auslebung seiner sexuellen Phantasien bedeuteten. Nach Aussage des in dem Fall ermittelnden Fahnders Frank Herrmann handelt es sich nicht um eine Reihe von spontan und emotional abgelaufenen Sexualdelikten, sondern um sehr stringente Handlungen bei der Tötungsserie, wobei die sexuelle Komponente darin auf einer anderen Ebene liege.<ref name="stern-6859912" />
* 1977: [[Prix Europeén de l'essai]] laureate
* 1978: Mitglied der [[Accademia Nazionale dei Lincei|Akademie der Wissenschaften Italiens]]
* 1978: [[Prix Médicis étranger]] für L'Avenir radieux
* 1982: [[Prix Alexis de Tocqueville]] laureate
* 1984: Mitglied der [[Bayerische Akademie der Schönen Künste|Bayerischen Akademie der Schönen Künste]]
* Ehrenbürger von [[Ravenna]], [[Avignon]], [[Orange (Vaucluse)|Orange]] und [[Kostroma]]


== Zitate ==
Die Ermittler gehen im Fall Seel davon aus, dass der Täter hinter seiner ''bürgerlichen Fassade'' über Jahrzehnte ein [[Geheimes Doppelleben|Doppelleben]] geführt haben muss. Nach Aussage der Kriminalpsychologin [[Lydia Benecke]] hätte der Täter keinerlei Mitgefühl oder Schuldempfinden gehabt. Er würde die Opfer als Objekte für die Befriedigung seiner Triebe sehen, die er nach Benutzung wegwirft.<ref name="welt-155558816" /> Die Gründe für die Mordtaten liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit in seiner Persönlichkeit, die von sadistischen Phantasien geprägt war, denen vermutlich ein geringes Selbstwertgefühl zugrunde lag. Die ''Entmenschlichung'' des Opfers, seine Erniedrigung, das Zufügen von Schmerzen, grenzenloses Machterleben, ein stark herabgesetztes Empathieempfinden und Kontrolle über das Opfer müssen in der Mordserie eine große Rolle gespielt haben.<ref name="faz-14242824">{{Internetquelle |autor=Katharina Iskandar |url=http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/psyche-von-gewalttaetern-man-sieht-leuten-nicht-an-dass-sie-verbrecher-sind-14242824.html |titel=„Man sieht Leuten nicht an, dass sie Verbrecher sind“ |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] |datum=2016-05-20 |abruf=2016-06-20}}</ref> Die ''Trophäenjagd'' und das Aufbewahren von Körperteilen der Opfer dienten möglicherweise einer weiteren Luststeigerung nach der eigentlichen Tat.<ref>{{Internetquelle |autor=Ira Schaible |url=http://www.stern.de/panorama/stern-crime/manfred-seel--lustmoerder-toeten-aus-sadismus-und-nekrophilie-6860250.html |titel=Lustmörder wie Manfred Seel töten aus Sadismus und Nekrophilie |werk=stern.de |datum=2016-05-21 |abruf=2016-05-21 |zitat=Rudolf Egg, Kriminalpsychologe: „Er wollte das bei sich haben, um eben diese Glücksgefühle zu verlängern.“}}</ref>
{{Zitat|Wenn sie mich 1939 zum Tode verurteilt hätten, wäre das die richtige Entscheidung gewesen. Ich hatte geplant, Stalin zu töten, und das war ein Verbrechen, oder? Als Stalin noch lebte, sah ich das anders, aber jetzt, wo ich das ganze Jahrhundert überblicken kann, sage ich: Stalin ist die größte Persönlichkeit dieses Jahrhunderts gewesen, das größte politische Genie. Ein wissenschaftlicher Standpunkt jemanden gegenüber muss nicht dem persönlichen Verhalten entsprechen.|Quelle=Interview Humo, 1993 |ref=<ref>Interview Humo, 25. Februar 1993, S. 48–49</ref><ref name="peoples.ru" />}}
<!-- siehe englischer Artikel: die äussere Wahrnehmung sagt exakt das Gegenteil; soll dieses Zitat wirklich stehen bleiben? Über sein Werk:


"Schriftsteller wollte ich übrigens niemals werden. Das war für mich völlig sekundär. Ich bin Logiker und weiß, daß ich in der Logik hundertmal mehr geleistet habe als in der Literatur."<ref>"Ein Resümee", S. 95 in 'Komplexe Logik - Symposium zu Ehren von Alexander Sinowjew'; Wiss.Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Reihe Geistes- und Sozialwissenschaften 41 (1992) 9, S. 1–133.</ref> -->
Nach Meinung des Kriminalpsychologen Helmut Kury<ref name="bz-122493392">{{Internetquelle |url=http://www.badische-zeitung.de/panorama/kriminalpsychologe-ueber-den-serienmoerder-manfred-seel--122493392.html |titel=Kriminalpsychologe über den Serienmörder Manfred Seel |werk=Badische Zeitung |datum=2016-05-28 |abruf=2016-06-20}}</ref> verspürte Seel „Lust an Gewaltausübung und Aggression“ und es habe ihm sehr wahrscheinlich an „emotionaler Schwingungsfähigkeit“ gefehlt. Er geht davon aus, dass die „soziale Seite“ seiner Persönlichkeit und der Aufbau seiner bürgerlichen Fassade hauptsächlich dem Kaschieren seiner perversen Neigungen gedient haben. Der offensichtlich [[Schuldunfähigkeit|steuerungsfähige]] Täter sei in der Lage gewesen, intelligent<ref name="bz-122493392" /> zu handeln. Er habe nicht spontan und im Affekt agiert, sondern seine Taten (Auswahl der Opfer sowie der Tathergang) zuvor minutiös geplant. Die Ursachen für seine sadistischen Verbrechen<ref name="bz-122493392" /> könnten in frühkindlichen Entwicklungen gelegen haben. Seels Tötungstrieb setzte nach Ansicht der ermittelnden Polizei zwischen den Jahren 1971 und 1991 wahrscheinlich aus, da er sich durch veränderte Lebensumstände wie Heirat und Familiengründung in einer psychisch stabilen Phase befunden hatte.


== Opfer ==
== Werke ==
* ''Voskhozhdenie ot abstraktnogo k konkretnomu : na materiale "Kapitala" K. Marksa Kafedra filosofii.'' RAN, ISBN 5-201-02089-5. (Sinowjews Doktorarbeit von 1954 über die Logik in [[Karl Marx]] Werk [[Das Kapital]])
Die Polizei geht davon aus, dass Seel zwischen 1971 und 2004 mindestens fünf Frauen ermordet hat. Vor allem drogenabhängige Prostituierte vom Straßenstrich, die als ''Hochrisikogruppe'' eingestuft werden, da sie leicht angesprochen werden können und ihr Verschwinden meist nicht sofort bemerkt wird, gehörten offenbar zum bevorzugten ''Beuteschema'' des Serientäters. Die untersuchten Mordfälle weisen große Verhaltensübereinstimmungen auf, so ist eine „[[Täterprofil#Modus Operandi und Signatur|persönliche Handschrift des Täters]]“ erkennbar.<ref name="SPON-1092904">{{Internetquelle |autor=Julia Jüttner |url=http://www.spiegel.de/panorama/justiz/fall-tristan-bruebach-profiler-alexander-horn-ueber-manfred-seel-a-1092904.html |titel=Profiler über Manfred Seel: "Der Täter suchte bewusst einen jungen Menschen" |werk=[[Spiegel Online]] |datum=2016-05-21 |abruf=2016-06-20}}</ref> Die Gemeinsamkeit der ritualhaften Mordserie liegt darin, dass alle Opfer durch Erwürgen oder Erdrosseln getötet wurden. Außerdem wurden der Schambereich oder die Brüste der Frauen verunstaltet. Des Weiteren wurden allen Körperteile oder Organe entnommen.<ref name="welt-155558816" /> Die ungeklärten Morde an folgenden Personen werden derzeit mit ihm in Verbindung gebracht:
* Februar 1971 – Gudrun Ebel (19), Reinigungskraft<ref name="Hessenschau">[http://hessenschau.de/panorama/erste-zeugen-erinnern-sich-an-serienmoerder,seel-zeugen-100.html Gibt es überlebende Opfer? Erste Zeugen erinnern sich an Serienmörder, Hessenschau, 20. Mai 2016]</ref> und Altenpflegehelferin.<ref name="spiegel-1092814" /> Sie war möglicherweise Seels erstes Opfer. Ihre Leiche wurde am 6. Februar 1971<ref name="spiegel-1092814" /> in einer Gartenhütte bei [[Bad Vilbel]]<ref name="Hessenschau" /> entdeckt. Nach Angaben der Ermittler wies die Tote Zeichen sadistischer Handlungen auf. Der Mörder hatte ihr mit einem Messer den Unterbauch geöffnet und ihr die [[Gebärmutter]] entnommen.<ref>{{Internetquelle |autor=Alexander von Paleske |url=http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/frauenmorde-in-frankfurt-die-spuren-fuehrten-ins-nichts-nun-nach-nach/ |titel=Frauenmorde in Frankfurt – Die Spuren führten ins Nichts, nun nach Schwalbach? |werk=oraclesyndicate.twoday.net |datum=2016-05-19 |sprache=en |abruf=2016-06-20}}</ref> Die Polizei geht davon aus, dass der Täter sie in eine <!-- die? eine andere? -->Gartenlaube lockte und sich dort an ihr verging.<ref name="faz-14242293">{{Internetquelle |autor=Katharina Iskandar |url=http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/serienmoerder-manfred-s-soll-sechs-frauenmorde-begangen-haben-14242293.html |titel=Nach Jahrzehnten hellen sich die Fälle auf |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] |datum=2016-05-19 |abruf=2016-06-20}}</ref>
* April 1971 – Hatice Erülkeroğlu (23), <!-- Datum Tat/Endeckung? -->türkische Altenpflegerin. Sie war eine Kollegin von Gudrun Ebel. Es besteht möglicherweise ein Zusammenhang, da Manfred Seel zu dieser Zeit seine Ausbildungs- sowie spätere Arbeitsstätte in unmittelbarer Nähe des Johanna-Kirchner-Stift-Altenheimes gehabt hatte. Täter und Opfer könnten sich möglicherweise in einer benachbarten „Party-Location“, einem stillgelegten Eisenbahnwaggon auf einer ehemaligen Brachfläche,<ref name="welt-155558816" /> der häufig als Treffpunkt von Jugendlichen fungierte, kennengelernt haben.<ref name="HR-2810817831056041">[http://programm.ard.de/TV/Programm/Sender/?sendung=2810817831056041 ''Maintower Kriminalreport Extra: Der Serienmörder aus Schwalbach.''] HR Fernsehen vom 19. Mai 2016, {{YouTube |id=aDhGWWcwTvg}}</ref> Die Tat, bei der das Opfer auf der Camberger Brücke attackiert, ihm massive Verletzungen an Kopf (dabei wurde das Gesicht zertrümmert) und Geschlechtsbereich zufügt wurden,<ref name="spiegel-1092814" /> wurde vermutlich von einem Täter mit einer sexuell sadistischen Persönlichkeitsstruktur begangen.<ref name="SPON-1092904" />
* Juni 1991 – Gisela Singh (36), heroinabhängige, obdachlose und [[HIV]]-positive Prostituierte, Mutter einer Tochter. Ihr Körper wurde 14 Tage nach ihrem Verschwinden<ref name="spiegel-1092814" /> unter einem Reisighaufen an einem Parkplatz im Hofheimer Wald von Pilzsammlern entdeckt.<ref name="stern-6857374">{{Internetquelle |autor=amt mit Agenturen |url=http://www.stern.de/6857374.html |titel=Serienmörder in Hessen: Manfred S. und seine möglichen Opfer |werk=[[Stern (Zeitschrift)|stern.de]] |datum=2016-05-19 |abruf=2016-06-20}}</ref> Singh arbeitete auf dem Strich in der Frankfurter Kaiserstraße. Sie wurde am 14. Juni 1991 gegen 15 Uhr zum letzten Mal im Café Fix (einer Drogenberatungsstelle in der Frankfurter Moselstraße) lebend gesehen.<ref name="spiegel-1092814" /> Kurz zuvor hatte sie sich einer ärztlichen Behandlung unterzogen.<ref name="Aktenzeichen XY">[https://www.youtube.com/watch?v=yHv5AJM06l8 ''Mordfall Gisela S. in Aktenzeichen XY ungelöst.''] Sendung vom 10. Januar 1992.</ref> Dabei wurde festgestellt, dass sich ihre HIV-Erkrankung bereits in einem sehr fortgeschrittenen Zustand befand. Danach soll sie nach unbestätigten Zeugenaussagen auf dem Straßenstrich<ref name="Aktenzeichen XY" /> noch einmal in der Westendstraße (im Sommer 1991 hatte sich der Straßenstrich vom Frankfurter Bahnhofsviertel auch in die Westendstraße ausgebreitet) gesichtet worden sein. In ihrer Handtasche wurde neben Tablettenröhrchen und Einwegspritze<ref>{{Internetquelle |url=http://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:gisela_singh |titel=Gisela Singh |werk=sexindustry-kills.de |abruf=2016-06-20}}</ref> auch eine Fahrkarte für den Eilzug E3414 von [[Karlsruhe]] nach [[Heidelberg]] gefunden,<ref name="Aktenzeichen XY" /> die am gleichen Tag abgestempelt worden war. Die Polizei ging seinerzeit davon aus, dass es sich bei dem Täter womöglich um einen Fernfahrer gehandelt haben könnte. Auch wurde eine Spur untersucht, welche auf einen 40 bis 50-jährigen und ca. 1,80 Meter großen Freier namens „Hans“ hindeutete, der mit einem blauen [[Opel Rekord]]<ref name="hkb-454325">{{Internetquelle |autor=Niklaus Mehrfeld |url=http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Ein-Freier-war-ihr-Moerder;art676,454325 |titel=Ein Freier war ihr Mörder |werk=kreisblatt.de |datum=2011-12-10 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160622225657/http://www.kreisblatt.de/lokales/main-taunus-kreis/Ein-Freier-war-ihr-Moerder;art676,454325 |archiv-datum=2016-06-22 |abruf=2016-06-20}}</ref> und [[Darmstadt|Darmstädter]] Kennzeichen unterwegs war.<ref name="Aktenzeichen XY" /> Später wies man nach, dass Seel definitiv ein Freier von Singh gewesen war.<ref name="spiegel-1092814" /> Die Frau wurde erdrosselt oder erwürgt. An ihrem Bauch wurden mehrere Stichwunden und an ihren Oberschenkeln eine Vielzahl von Narben gefunden. Zum Zeitpunkt des Auffindens war die Leiche schon stark verwest und der Kopf teilweise skelettiert.<ref name="hkb-454325" />
* Dezember 1993 – Dominique Monrose (32), aus [[Martinique]] stammende drogenabhängige, obdachlose und HIV-positive Prostituierte.<ref name="spiegel-1092814" /> Sie wurde zum letzten Mal am 3. Dezember 1993 lebend gesehen. Die Polizei geht davon aus, dass sie noch am gleichen Tag getötet wurde.<ref name="spiegel-1092814" /> Ihr Torso wurde in einem Müllsack an der Friedberger Landstraße aufgefunden. Der Täter hatte ihren Kopf mit einem Messer abgetrennt. Ihre ebenfalls in Plastiksäcken verstauten Körperteile wurden an unterschiedlichsten Stellen am sogenannten [[Offenbacher Kreuz|Spaghettiknoten]] der [[Bundesautobahn 661|A661 (Taunusschnellweg)]] aufgefunden. Es wird davon ausgegangen, dass der Mörder ihren Torso etwa zehn Tage lang in einer Kühltruhe aufbewahrt hatte,<ref name="spiegel-1092814" /> um sich länger mit ihm beschäftigen zu können.<ref name="SPON-1092904" /> Von Monrose ist bekannt, dass sie mit der Szene in Konflikt geraten war, da sie die üblichen Marktpreise unterboten hatte. Sie hatte sich einem [[Methadon]]-Programm unterzogen und lebte bei einem ehemaligen Freier, der ihr Verschwinden meldete.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:dominique_m |titel=Dominique Monrose |werk=sexindustry-kills.de |abruf=2016-06-20}}</ref>
* Juli 1996 – Pia Isabel Heym (27), Bankangestellte.<ref>[http://www.bild.de/news/inland/mord/diese-frauenmorde-sind-ungeklaert-39614644.bild.html Erschlagen, erstochen, erdrosselt, Diese 75 Frauenmorde wurden nie gelöst. BILD-Zeitung, 13. März 2015]</ref> Der abgetrennte Kopf der psychisch kranken Frau, die seit Juli 1996 als vermisst gemeldet war, wurde in einer Kleingartenanlage in Frankfurt-Sachsenhausen gefunden. Nach Angaben der Polizei nahm Heym Tabletten zur Behandlung schizophrener Schübe ein.<ref name="Hessenschau" /> Möglicherweise wurde sie ein weiteres Opfer Seels.
* Juli 1998 – Julia Anne Schröder<ref>https://www.polizei.hessen.de/icc/internetzentral/sub/820/broker.jsp?uCon=82074308-2ad6-71ce-68eb-b2011a537688&uBasVariant=11111111-1111-1111-1111-111111111111&_ic_print=true&nocache=true&uTem=bff71055-bb1d-50f1-2860-72700266cb59#</ref> (18), drogenabhängige Prostituierte, die auf dem Straßenstrich arbeitete. Sie verschwand im Juli 1998 aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Frau soll sich in einem desolaten gesundheitlichen Zustand befunden haben.<ref name="Hessenschau" /> Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, ihre Leiche wurde bislang noch nicht gefunden.
* September 1999 – Gabriele de Haas (32), drogenabhängige Prostituierte, die 1999 verschwand. Möglicherweise hatte sich der Täter mit ihr zuvor in einem SM-Forum ausgetauscht.<ref>{{Internetquelle |autor=dpa |url=http://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/manfred-s-das-perfekte-doppelleben-des-mutma%C3%9Flichen-serienm%C3%B6rders-aus-schwalbach/ar-BBth9Kt?li=BBqg6Q9 |titel=Manfred S.: Das perfekte Doppelleben des mutmaßlichen Serienmörders aus Schwalbach |werk=msn.com |datum=2016-05-20 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160617140230/http://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/manfred-s-das-perfekte-doppelleben-des-mutma%C3%9Flichen-serienm%C3%B6rders-aus-schwalbach/ar-BBth9Kt?li=BBqg6Q9 |archiv-datum=2016-06-17 |abruf=2016-06-20}}</ref> Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, ihre Leiche wurde bislang noch nicht gefunden.
* April 2004 – Fund eines in Aluminiumfolie eingewickelten skelettierten Frauenkopfes in der [[Staustufe Offenbach]]. Obwohl das Gesicht mittels computergestützter [[Forensik|forensischer Technik]] rekonstruiert werden konnte, ist die Identität des Opfers bislang noch nicht geklärt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bka.de/nn_198456/DE/Fahndungen/Personen/UnbekannteTote/OffenbachStaustufeKopf/offenbachStaustufeWeiblich.html |titel=BKA Unbekannte Tote |werk=bka.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160112030909/http://www.bka.de/nn_198456/DE/Fahndungen/Personen/UnbekannteTote/OffenbachStaustufeKopf/offenbachStaustufeWeiblich.html |abruf=2016-06-20}}</ref> <!-- Beleg für Lemmakontext? Da musst Du die Soko Alaska fragen, vermutlich wg. d. Verletzungsbildes-->
* 2004 – Britta Simone Diallo (43). Laut Zeugenaussagen war Seel offenbar ein ''Stammfreier'' Diallos gewesen und soll eine Wohnungsentrümpelung für sie durchgeführt haben.<ref name="SPON-1093309" /> Die Prostituierte, die keinen festen Wohnsitz besaß und im Herbst 2003<ref name="SPON-1092904" /> zuletzt lebend gesehen und nicht als vermisst gemeldet<ref name="HR-2810817831056041" /> wurde, war vor ihrem Tod offenbar gefoltert worden. Überreste ihrer Leiche (Fuß und Oberschenkel in stark verwestem Zustand) hatte Seel in einer blauen Plastiktonne in seiner in der Schwalbacher Nordstraße von ihm angemieteten Garage versteckt. Die Leichenteile wurden am 10. September 2014<ref>{{Internetquelle |url=http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50154/2851764 |titel=POL-MTK: Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main und der Polizeidirektion Main-Taunus |werk=presseportal.de |datum=2014-10-10 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180806180059/http://www.presseportal.de/blaulicht/pm/50154/2851764 |archiv-datum=2018-08-06 |abruf=2022-05-13 |abruf-verborgen=1}}</ref> von Seels Tochter gefunden und führten zu Manfred Seel als posthum Verdächtigtem der Mordserie. Die bei Britta Diallo begangenen Verletzungen decken sich in sehr hohem Maße mit den Bildern auf Seels Rechner. Die Polizei nimmt an, dass in diesem Fall ein [[Manga]]-Comic, das sich im Besitz von Seel befunden hat, möglicherweise als Vorlage für diese Tat diente.<ref name="sik-diallo">{{Internetquelle |url=http://www.sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:britta_simone_diallo |titel=Britta Simone Diallo |werk=sexindustry-kills.de |abruf=2016-06-20}}</ref> Es lässt sich nicht zweifelsfrei ausschließen, dass Diallo noch lebte, als ihr vom Täter mit einer Handsäge Arme und Beine abgetrennt wurden. Im Bereich von Knie, Becken, Brüsten und im Vaginalbereich wurden acht Nägel gefunden.<ref name="welt-155709580">{{Internetquelle |autor=Alexander Jürgs |url=https://www.welt.de/vermischtes/article155709580/Eine-Klarinette-soll-Serienmoerder-Manfred-S-entlarven.html |titel=Eine Klarinette soll Serienmörder Manfred S. entlarven |werk=[[Die Welt#Online-Ausgabe|welt.de]] |datum=2016-05-26 |abruf=2016-06-20}}</ref> Außerdem wies der Leichnam mehrere Stich- und Schnittverletzungen auf.<ref name="sik-diallo" /> LKA-Chefin Sabine Thurau nennt diese Tat „die Spitze der Auslebung seiner sexuellen Präferenzen“. Aufgrund der grausamen Begleitumstände schließt der Fahnder Frank Herrmann eine Einzeltat nahezu aus und lässt sein Team aus DNS-Analytikern, [[Fallanalytiker|Profilern]] und anderen Spezialisten systematisch nach weiteren Opfern ermitteln.<ref name="stern-6859912">{{Internetquelle |autor=Andrea Löbbecke/DPA |url=http://www.stern.de/6859912.html |titel=Serienmörder in Hessen: Soko "Alaska" – auf der grausamen Spur von Manfred Seel |werk=[[Stern (Zeitschrift)|stern.de]] |datum=2016-05-20T19:08 |abruf=2016-06-20}}</ref>


; Logik<ref>Eine komplette Liste siehe S. 144 ff. in ''Komplexe Logik - Symposium zu Ehren von Alexander Sinowjew''; Wiss. Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Reihe Geistes- und Sozialwissenschaften 41 (1992) 9, S. 1–133.</ref>
Zeitweise wurde auch eine Beteiligung Seels am [[Mordfall Tristan]] nicht ausgeschlossen. Der 13-jährige Schüler wurde 1998 in einer Unterführung des [[Liederbach (Main)|Liederbach]]-Kanals bei [[Frankfurt-Höchst]] von einem Unbekannten getötet. Da der Mord in der Nähe des Höchster Bahnhofs, an einer relativ stark frequentierten Stelle, begangen wurde, musste der Täter hier sehr schnell und funktional agieren.<ref name="SPON-1092904" /> Die Polizei schrieb die Tat anhand des Modus Operandi (Parallelen zu Mordfall Singh: Die Schuhe der Getöteten wurden in einem bestimmten Muster paarweise neben der Leiche angeordnet)<ref name="SPON-1093309" /> Manfred Seel zu. Eine [[Daktyloskopie|daktyloskopische]] Analyse der Fingerabdrücke auf einem Schulheft des Opfers verlief negativ. Im Oktober 2017 teilte die Leiterin der Pressestelle der Frankfurter Polizei mit, dass Seel als Täter ausgeschlossen worden sei.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.hessenschau.de/panorama/fall-tristan-heisse-spur-zerschlagen---internetfahndung-geht-weiter,tristan-104.html |text=Fall Tristan: Heiße Spur zerschlagen – Internetfahndung geht weiter auf www.hessenschau.de. 9. Oktober 2017 |wayback=20180806181655}}</ref> Die öffentliche Fahndung nach Tristans Mörder werde „demnächst“ wieder aufgenommen.<ref name="faz-14246331">{{Internetquelle |autor=Katharina Iskandar |url=http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/serienmoerder-von-schwalbach-loesung-des-falls-durch-technik-14246331.html |titel=Die Hoffnung heißt Technik |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]] |datum=2016-05-24 |abruf=2016-06-20}}</ref>
* ''Über mehrwertige Logik. Ein Abriß.'' Übersetzt und herausgegeben von H. Wessel. Berlin/Braunschweig/Basel 1968.
* ''Komplexe Logik. Grundlagen einer logischen Theorie des Wissens''. Übersetzt und herausgegeben von H. Wessel. Berlin 1970.
* mit H. Wessel: ''Logische Sprachregeln. Eine Einführung in die Logik.'' Berlin 1975.
* H. Wessel (Hrsg.): ''Logik und Sprache der Physik.'' Berlin 1975.


; Literatur übersetzt ins Deutsche
== Ermittlungsstand ==
* ''Gähnende Höhen.'' (1976). (Roman) Deutsch von G. von Halle. Nachdichtung der Verse von Eberhard Storeck und G. von Halle, ISBN 3-257-21548-7.
Nachdem die Untersuchung von Fingerabdrücken auf seiner Klarinette keine Spuren ergaben, konzentrieren sich die Ermittlungen im Jahr 2017 unter anderem auf mögliche Lagerstätten der Leichen und die Untersuchung von DNA auf Kleidungsstücken des Opfers. Da es sich um Altfälle, bei entsprechend schlechter Qualität der Beweismittel, handelt, werden die Analysen vermutlich noch länger andauern, um Trugspuren auszuschließen.<ref>[http://www.kreisblatt.de/rhein-main/Wie-viele-Menschen-hat-Manfred-S-getoetet;art1491,2631154 "Das ist nicht abgeschlossen" Wie viele Menschen hat Manfred S. getötet? Höchster Kreisblatt, 18. Mai 2017]</ref> Auch wird weiterhin in Richtung eines zweiten Täters ermittelt. Diese Hypothese konnte weder verifiziert noch ausgeschlossen werden. Die Polizei schließt einen möglichen Opferkreis, dessen genaue Zahl<ref>[https://www.fnp.de/frankfurt/solche-opfer-findet-frankfurt-10460790.html Interview zu Serienmörder Manfred S. "Solche Opfer findet man in Frankfurt". Frankfurter Neue Presse, 19. Mai 2017]</ref> nicht bekannt ist, außerhalb des Rhein-Main-Gebietes nach jetzigem Kenntnisstand weitgehend aus. Bislang konnten noch keine konkreten Ergebnisse erzielt werden.<ref>[http://www.bild.de/regional/frankfurt/frankfurt-am-main/auf-den-spuren-des-hurenkillers-51798712.bild.html Vor einem Jahr schockten die Taten von Manfred Seel. Auf den Spuren des Hurenkillers. BILD-Zeitung, 18. Mai 2017]</ref> Für die Taten von Manfred Seel gibt es bislang nur Indizien.<ref>[http://www.fr.de/frankfurt/chronik-die-geschichte-der-frankfurter-polizei-a-1302455 Chronik: Die Geschichte der Frankfurter Polizei. Frankfurter Rundschau, 26. Juni 2017]</ref> Die letzten Erkenntnisse (Stand: Dezember 2017) der Ermittlungsarbeiten<ref>{{Webarchiv |url=http://www.e110.de/raetsel-um-manfred-seel-noch-ungeloest/ |text=Rätsel um Manfred Seel noch ungelöst. War der 2014 Verstorbene tatsächlich ein Serienmörder? E110. Das Sicherheitsportal. 26. Dezember 2017 |wayback=20171226130940}}</ref> besagen, dass Manfred Seel vermutlich nur im Rhein-Main-Gebiet aktiv war und dass es in der Bundesrepublik und in Europa in diesem Zeitraum keine vergleichbaren Fälle gab. Die Sonderkommission und Arbeitsgruppe ist mittlerweile aufgelöst, lediglich die Mordkommission ermittelt weiter.
* ''Homo sovieticus.'' (1978). (Roman) Aus dem Russischen von G. von Halle, ISBN 3-257-21458-8.
* ''Lichte Zukunft.'' Diogenes Verlag, Zürich 1979, ISBN 3-257-21133-3.
* ''Ohne Illusionen. – Interviews, Vorträge, Aufsätze.'' Diogenes Verlag, Zürich 1980, ISBN 3-257-01604-2.
* ''Kommunismus als Realität''. Diogenes Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-257-01606-9.
* ''Wir und der Westen. Interviews, Vorträge, Aufsätze.'' Diogenes, Zürich 1983.
* ''Die Diktatur der Logik : Über den gesunden Menschenverstand und die sowjetische Gesellschaft.'' Piper Verlag, München 1985, ISBN 3-492-02906-X.
* ''Der Arm des Kremls.'' Diogenes Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-257-01714-6.
* ''Die Macht des Unglaubens. Anmerkungen zur Sowjetideologie.'' Piper, München/Zürich 1986, ISBN 3-492-02907-8.
* ''"Ich bin für mich selbst ein Staat". Betrachtungen eines russischen Kosmopoliten.'' Aufgezeichnet von Adelbert Reif und Ruth Renee Reif. Mit einer vollständigen Bibliographie der Werke von Alexander Sinowjew. Diogenes Verlag, Zürich 1987, ISBN 3-257-01735-9.
* ''Katastroika: Gorbatschows Potemkinsche Dörfer.'' Ullstein, 1988, ISBN 3-550-07645-2.
* ''Der Staatsfreier oder wie wird man Spion?'' Diogenes Verlag, Zürich 1989, ISBN 3-257-21695-5.
* ''Katastrojka in der offenen Stadt Partgrad''. Kyrill- und Method-Verlag, München 1991, ISBN 3-927527-28-9.


Nicht übersetzt:
== Literarische Verarbeitung ==
* The Embroilment (Смута, 1994)
[[Andreas Gößling]]s True-Crime-Thriller ''[[Wolfswut]]'',<ref>Andreas Gößling: ''Wolfswut''. True-Crime-Thriller. Knaur TB, 2018, ISBN 978-3-426-52132-8.</ref> der in [[Berlin]] anstatt im Frankfurter Umfeld spielt, ist an den Fall Seel angelehnt.<ref>[https://www.focus.de/regional/hessen/stadt-gelnhausen-realitaetsnahe-fiktion_id_8460721.html Stadt Gelnhausen. Realitätsnahe Fiktion über das Buch ''Wolfswut'']</ref>
* The Russian Experiment (Русский эксперимент) 1994.
Auch die Autorin [[Nele Neuhaus]] gab bekannt, dass sie sich in einem ihrer Taunuskrimis, der im November 2018<ref>[http://www.allgemeine-zeitung.de/vermischtes/leben-und-wissen/nele-neuhaus-vorlage-fuer-naechsten-krimi-ist-fall-des-hessen-rippers-manfred-seel_18885372.htm Nele Neuhaus: Vorlage für nächsten Krimi ist Fall des Hessen-Rippers Manfred Seel. Allgemeine Zeitung, 29. Juni 2018]</ref><ref>[https://www.fnp.de/lokales/main-taunus/bad-soden-ort78906/neuer-taunuskrimi-fall-manfred-seel-nele-neuhaus-inspiriert-10615422.html Bestsellerautorin. Neuer Taunuskrimi: Fall Manfred Seel hat Nele Neuhaus inspiriert Frankfurter Neue Presse, 17. November 2018]</ref> unter dem Titel ''[[Muttertag (Roman)|Muttertag]]''<ref>Nele Neuhaus: ''Muttertag'': Kriminalroman (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi, Band 9). Ullstein 2018, ISBN 978-3-550-08103-3.</ref> erschienen ist, von den Taten des „Hessen-Rippers“ Manfred Seel hat inspirieren lassen. Nachdem die beiden K11-Ermittler Oliver von Bodenstein und Pia Sander auf dem Grundstück eines ermordeten Fabrikanten in [[Mammolshain]] die Skelette ermordeter Frauen finden, ziehen sie aufgrund eines perfekt inszenierten Doppellebens des Täters gewisse Parallelen zum Fall Seel und hoffen, dass sich daraus nicht der zweite „Hessen-Ripper“<ref>Nele Neuhaus: ''Muttertag'' (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi, Band 9). Ullstein. Berlin. 2019, ISBN 978-3-550-08103-3, S. 76.</ref> entwickelt. Im Oktober 2023 veröffentlichte der Autor Florian Johannes Grimm im Rhein-Mosel-Verlag den Thriller „Alaska – Der Killer von nebenan“, der sich auf den Fall Manfred Seel bezieht.<ref>{{Internetquelle |autor=Florian Johannes Grimm |url=https://r-m-v.de/shop/krimis/alaska-der-killer-von-nebenan-detail |titel=Krimis: ALASKA – Der Killer von nebenan |werk=Rhein-Mosel-Verlag |hrsg=Rhein-Mosel-Verlag |datum=2023-11-04 |sprache=Deutsch |abruf=2023-11-04}}</ref>
* The West: phenomenon of ''westernism'' (Запад: феномен западнизма) 1995.
* The Post-Communist Russia (Посткоммунистическая Россия) 1996.
* The Global [[Ant hill|''Humant'' Hill]] (Глобальный человейник) 1997
* The Russian Fate ({{lang|ru|Русская судьба}}) 1999
* The Global suprasociety and Russia [http://shelestiuk.narod.ru/Aleksandr-Zinovyev-Global-Suprasociety-and-Russia.htm Artikel Aleksandr Zinovyev "Global Suprasociety and Russia"] ({{lang|ru|Глобальное сверхобщество и Запад}}) 2000
* The Endeavour ({{lang|ru|Затея}}) 2000
* The Demise of Russian communism ({{lang|ru|Гибель русского коммунизма}}) 2001
* The logical sociologe ({{lang|ru|Логическая социология}}) 2003
* The West ({{lang|ru|Запад}}) 2003
* The Russian tragedy: the Death of a Utopia (Русская трагедия: гибель утопии) 2002.
* The Ideology of the Party of the Future (Идеология партии будущего) 2003.
* Suprasociety ahead ({{lang|ru|На пути к сверхобществу}}) 2004
* The logical intellect ({{lang|ru|Логический интеллект}}) 2005
* The crossroads ({{lang|ru|Распутье}}) 2005
* The confession of a dissident ({{lang|ru|Исповедь отщепенца}}) 2005
* The factor of cognizance ({{lang|ru|Фактор понимания}}) 2006


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Alexander Zinoviev}}
* {{Internetquelle
* {{DNB-Portal|118826875}}
|autor=Philipp Beng, Katharina Iskandar
* [http://www.zinoviev.ru/ www.zinoviev.ru]
|url=http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/neue-details-zu-serienmoerder-im-rhein-main-gebiet-14245992.html
* [https://www.culture.ru/persons/10610/aleksandr-zinovev Александр Зиновьев] Biografie (russisch)
|titel=Hinter der Fassade
* [http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/der-letzte-aus-der-alten-garde/710196.html ''Der letzte von der alten Garde'']
|werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung#FAZ.NET|FAZ.net]]
* [http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/ueber-die-eierschale-und-den-untergang-des-westens/710204.html ''Über die Eierschale und den Untergang des Westens.'']
|datum=2016-05-23
* [http://antisoviet.imwerden.net/zinoviev_a_bez_illuz.html.zip Das Buch ''Ohne Illusionen'' von Sinowjew] (ZIP-Datei, Sprache: Russisch; 119&nbsp;kB)
|abruf=2016-06-20}}
* [http://alex-sk.jimdo.com/paul-watzlawick-aktive-und-passive-negation/ Jon Elster über Alexander Sinowjew: Aktive und passive Negation - Essay zur ibanskischen Soziologie]
* [http://www.spiegel.de/video/manfred-seel-der-serienmoerder-von-frankfurt-teil-1-video-1675804.html Aktenzeichen gelöst: Der Serienmörder von Frankfurt] ([[Spiegel TV Magazin]] 23. Mai 2016)
* Susanne Bauer: [http://www.zeithistorische-forschungen.de/3-2014/id=5154 ''Lenin spannt aus. Alexander Sinowjews »Homo sovieticus« – eine mehrfache Provokation''], in: [[Zeithistorische Forschungen]]/Studies in Contemporary History 11 (2014), S. 485–492.

Audio
* [http://www.mediathek.at/atom/06D979E5-3A1-00095-00000374-06D8DE65 ''Autorenlesung von Alexander Sinowjew''] am 23. Oktober 1986 im Palais Pálffy, Wien, Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Literatur, Einführung von Wolfgang Kraus; Österreichische Mediathek. [[MP3]]-Datei. Online auf mediathek.at.
: Sinowjew spricht über sein Leben und seinen Roman "Gähnende Höhen", danach wird ein Ausschnitt daraus vorgetragen.


== Einzelnachweise ==
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Version vom 30. Mai 2024, 18:20 Uhr

Grabstein Sinowjews

Alexander Alexandrowitsch Sinowjew (russisch Александр Александрович Зиновьев (IPA: [ʌlʲɪk'sandr ʌlʲɪk'sandrəvɪʨ zɪ'novj̞əf]), wiss. Transliteration Aleksandr Aleksandrovič Zinov'ev; * 29. Oktober 1922 in Pachtino, Gouvernement Kostroma, RSFSR; † 10. Mai 2006 in Moskau) war ein russischer Dissident, Soziologe, Logiker und Schriftsteller.

Biografie

Sinowjew wurde am 29. Oktober 1922 in Pachtino, heute in der Oblast Kostroma, als siebtes von elf Kindern eines Arbeiters und einer Bäuerin geboren.[1] Seine Familie floh 1929 vor dem Hunger nach Moskau.[2]

Als 17-Jähriger begann er im Jahr 1939 ein Studium am Institut für Philosophie, Literatur und Geschichte der Lomonossow-Universität in Moskau. Schon im ersten Semester wurde er wegen einer Rede gegen den Personenkult um Stalin von der Universität verwiesen und in eine psychiatrische Klinik zur Beobachtung eingewiesen. Nachdem die Ärzte seine psychische Normalität festgestellt hatten, wurde er mehrmals vom NKWD verhört, der herausfinden wollte, wer dem Sohn aus proletarischer Familie kritisches Denken beigebracht und ihn zum Widerstand motiviert habe. Sinowjew flüchtete nach Sibirien, wo er auf einer Kolchose arbeitete.[3] Während des Zweiten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Roten Armee und diente in Panzereinheiten und als Kampfflieger. Aufgrund seiner militärischen Auszeichnungen durfte er 1950 sein Studium fortsetzen, das er 1951 mit einer Promotion über die Philosophie von Karl Marx abschloss. Später wurde Sinowjew Professor für Philosophie und Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Er ist einer der bedeutendsten Logiker des letzten Jahrhunderts. Einer seiner engsten Mitarbeiter war der deutsche Logiker Horst Wessel.

Wegen seiner fortgesetzten Kritik am Stalinismus wurde Alexander Sinowjew 1978 nach der Veröffentlichung seines Romans Gähnende Höhen, einer Abrechnung mit dem gesellschaftlichen und politischen System der Sowjetunion, aus dieser ausgebürgert. Er lebte bis zu seiner Rückkehr nach Russland im Jahr 1999 in München.

Die Kritik am bürokratischen System der Sowjetunion und später auch Russlands beherrschte weiter sein schriftstellerisches Schaffen. Von Bedeutung sind in diesem Zusammenhang seine Werke Homo sovieticus, Lichte Zukunft und Katastroika. Gorbatschows Potemkinsche Dörfer. Sinowjew blieb seiner Linie als unbequemer „Querdenker“ treu und ging auch mit Gorbatschows Perestroika scharf ins Gericht. Bei den Präsidentschaftswahlen 1996 unterstützte er den kommunistischen Widersacher Boris Jelzins, Gennadi Sjuganow.

In den letzten zwei Jahrzehnten seines Schaffens interessierten ihn vor allem die Strukturen des sogenannten Postsowjetismus (eine spezielle Theorie über den russischen Postsozialismus) sowie die Idee der Übergesellschaften zur Beschreibung der Globalisierung. Laut dem Historiker und Soziologen Mischa Gabowitsch „verstieg“ er sich dabei in „abstruse Theorien über eine westliche Verschwörung gegen Russland.“[4]

Er verstarb am 10. Mai 2006 nach einem langen Krebsleiden und wurde auf dem Moskauer Nowodewitschi-Friedhof beerdigt.

Ehrungen

Zitate

„Wenn sie mich 1939 zum Tode verurteilt hätten, wäre das die richtige Entscheidung gewesen. Ich hatte geplant, Stalin zu töten, und das war ein Verbrechen, oder? Als Stalin noch lebte, sah ich das anders, aber jetzt, wo ich das ganze Jahrhundert überblicken kann, sage ich: Stalin ist die größte Persönlichkeit dieses Jahrhunderts gewesen, das größte politische Genie. Ein wissenschaftlicher Standpunkt jemanden gegenüber muss nicht dem persönlichen Verhalten entsprechen.“

Interview Humo, 1993[5][2]

Werke

  • Voskhozhdenie ot abstraktnogo k konkretnomu : na materiale "Kapitala" K. Marksa Kafedra filosofii. RAN, ISBN 5-201-02089-5. (Sinowjews Doktorarbeit von 1954 über die Logik in Karl Marx Werk Das Kapital)
Logik[6]
  • Über mehrwertige Logik. Ein Abriß. Übersetzt und herausgegeben von H. Wessel. Berlin/Braunschweig/Basel 1968.
  • Komplexe Logik. Grundlagen einer logischen Theorie des Wissens. Übersetzt und herausgegeben von H. Wessel. Berlin 1970.
  • mit H. Wessel: Logische Sprachregeln. Eine Einführung in die Logik. Berlin 1975.
  • H. Wessel (Hrsg.): Logik und Sprache der Physik. Berlin 1975.
Literatur übersetzt ins Deutsche
  • Gähnende Höhen. (1976). (Roman) Deutsch von G. von Halle. Nachdichtung der Verse von Eberhard Storeck und G. von Halle, ISBN 3-257-21548-7.
  • Homo sovieticus. (1978). (Roman) Aus dem Russischen von G. von Halle, ISBN 3-257-21458-8.
  • Lichte Zukunft. Diogenes Verlag, Zürich 1979, ISBN 3-257-21133-3.
  • Ohne Illusionen. – Interviews, Vorträge, Aufsätze. Diogenes Verlag, Zürich 1980, ISBN 3-257-01604-2.
  • Kommunismus als Realität. Diogenes Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-257-01606-9.
  • Wir und der Westen. Interviews, Vorträge, Aufsätze. Diogenes, Zürich 1983.
  • Die Diktatur der Logik : Über den gesunden Menschenverstand und die sowjetische Gesellschaft. Piper Verlag, München 1985, ISBN 3-492-02906-X.
  • Der Arm des Kremls. Diogenes Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-257-01714-6.
  • Die Macht des Unglaubens. Anmerkungen zur Sowjetideologie. Piper, München/Zürich 1986, ISBN 3-492-02907-8.
  • "Ich bin für mich selbst ein Staat". Betrachtungen eines russischen Kosmopoliten. Aufgezeichnet von Adelbert Reif und Ruth Renee Reif. Mit einer vollständigen Bibliographie der Werke von Alexander Sinowjew. Diogenes Verlag, Zürich 1987, ISBN 3-257-01735-9.
  • Katastroika: Gorbatschows Potemkinsche Dörfer. Ullstein, 1988, ISBN 3-550-07645-2.
  • Der Staatsfreier oder wie wird man Spion? Diogenes Verlag, Zürich 1989, ISBN 3-257-21695-5.
  • Katastrojka in der offenen Stadt Partgrad. Kyrill- und Method-Verlag, München 1991, ISBN 3-927527-28-9.

Nicht übersetzt:

  • The Embroilment (Смута, 1994)
  • The Russian Experiment (Русский эксперимент) 1994.
  • The West: phenomenon of westernism (Запад: феномен западнизма) 1995.
  • The Post-Communist Russia (Посткоммунистическая Россия) 1996.
  • The Global Humant Hill (Глобальный человейник) 1997
  • The Russian Fate (Русская судьба) 1999
  • The Global suprasociety and Russia Artikel Aleksandr Zinovyev "Global Suprasociety and Russia" (Глобальное сверхобщество и Запад) 2000
  • The Endeavour (Затея) 2000
  • The Demise of Russian communism (Гибель русского коммунизма) 2001
  • The logical sociologe (Логическая социология) 2003
  • The West (Запад) 2003
  • The Russian tragedy: the Death of a Utopia (Русская трагедия: гибель утопии) 2002.
  • The Ideology of the Party of the Future (Идеология партии будущего) 2003.
  • Suprasociety ahead (На пути к сверхобществу) 2004
  • The logical intellect (Логический интеллект) 2005
  • The crossroads (Распутье) 2005
  • The confession of a dissident (Исповедь отщепенца) 2005
  • The factor of cognizance (Фактор понимания) 2006
Commons: Alexander Zinoviev – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Audio

  • Autorenlesung von Alexander Sinowjew am 23. Oktober 1986 im Palais Pálffy, Wien, Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Literatur, Einführung von Wolfgang Kraus; Österreichische Mediathek. MP3-Datei. Online auf mediathek.at.
Sinowjew spricht über sein Leben und seinen Roman "Gähnende Höhen", danach wird ein Ausschnitt daraus vorgetragen.

Einzelnachweise

  1. Alexander Sinowjew im Munzinger-Archiv, abgerufen am 2. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. a b Александр Зиновьев. Верующий Безбожник. Философ и писатель (deutsch: Alexander Sinowjew. Gläubiger Atheist. Philosoph und Schriftsteller). In: Peoples.ru. 11. Mai 2006, abgerufen am 1. Februar 2024 (russisch).
  3. Ota Filip: Die Gähnenden Höhen. Nachruf auf Alexander Sinonowjew. In: Bayerische Akademie der Schönen Künste: Jahrbuch 20. 2006, ISBN 3-8353-0199-3, S. 337–338.
  4. Von »Faschisten« und »Nazis«, Blätter, Mai 2022
  5. Interview Humo, 25. Februar 1993, S. 48–49
  6. Eine komplette Liste siehe S. 144 ff. in Komplexe Logik - Symposium zu Ehren von Alexander Sinowjew; Wiss. Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Reihe Geistes- und Sozialwissenschaften 41 (1992) 9, S. 1–133.