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Taurus-Abhörfall und Benutzerin:EleniBe: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Taurus KEPD-350 demonstrator at SIAF-2022.jpg|mini|Deutscher Marschflugkörper [[Taurus (Marschflugkörper)#Taurus KEPD-350|Taurus KEPD-350]]]]


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Der '''Taurus-Abhörfall''' betrifft eine abgehörte [[Webkonferenz]], bei der der [[Inspekteur der Luftwaffe]] am 19. Februar 2024 und drei hochrangige Offiziere der Luftwaffe technische Voraussetzungen, Einsatzszenarien und politische Implikationen einer etwaigen Lieferung deutscher [[Taurus (Marschflugkörper)|Taurus]]-[[Marschflugkörper]] im [[Russisch-Ukrainischer Krieg|Russisch-Ukrainischen Krieg]] besprachen. Zweck der Besprechung war die Vorbereitung eines Briefings für den [[Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland|Verteidigungsminister]], nicht die Ausarbeitung vorgegebener Einsatzpläne.

Zentrale Punkte waren die Möglichkeit der Zerstörung der Kertsch-Brücke und die Fähigkeit der Ukraine, Taurus ohne direkte deutsche Beteiligung einzusetzen.

Das Gespräch wurde aufgezeichnet, mutmaßlich durch einen russischen Geheimdienst, und Anfang März 2024 auf russischen Propagandakanälen verbreitet.

== Hintergrund ==
[[Datei:Storm Shadow p1220865.jpg|mini|Marschflugkörper [[Storm Shadow]]/SCALP-EG]]
{{Hauptartikel|Taurus-Kontroverse}}
Im Rahmen einer seit einigen Monaten andauernden Kontroverse um eine mögliche Lieferung von zwei Mal 50 der insgesamt 600 deutschen Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine hatte der deutsche Bundeskanzler, [[Olaf Scholz]], Ende Februar 2024 beiläufig erwähnt, dass britische Truppen dabei hälfen, die von ihnen gelieferten [[Storm Shadow]]/SCALP-Marschflugkörper abzufeuern.<ref>{{Internetquelle |autor=Björn Stritzel |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-waffen-taurus-100.html |titel=Ukraine bittet um Taurus-Marschflugkörper |werk=[[tagesschau.de]] |hrsg=[[Norddeutscher Rundfunk]] |datum=2023-05-27 |sprache=de |abruf=2023-05-28}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/politik/lieferung-ukraine-soldaten-stationiert-krieg-frankreich-geheim-scholz-grossbritannien-taurus-zr-92861693.html |titel=Geheimdienst-Infos verraten? Sicherheitsexperte entsetzt von Scholz |werk=Frankfurter Rundschau |datum=2024-03-04 |abruf=2024-03-05}}</ref> Diese haben – abhängig von der Version, die Ukraine zur Verfügung gestellt worden ist – entweder eine kürzere oder ähnliche Reichweite wie der Taurus.<ref>{{Internetquelle |url=https://zeitung.faz.net/fas/politik/2024-03-03/c4e0e0fa92786b9d116547caada264c6/ |titel=Warum der Kanzler der Ukraine den Taurus nicht geben will |werk=Frankfurter Allgemeine |abruf=2024-03-06 |zitat=Auch die große Reichweite des Taurus wäre dann ein Problem. Da der deutsche Marschflugkörper weiter fliegt als der britische „Storm Shadow“ oder der französische „Scalp“, wüsste Russland dann stets, wer geliefert hat: Deutschland. Fabian Hoffman von der Universität Oslo zweifelt dieses letzte Argument allerdings an. Er vermutet, dass die britischen und französischen Marschflugkörper „eine ähnliche Reichweite wie der Taurus“ haben. Er geht davon aus, dass die Ukraine von London und Paris nicht die Exportvariante mit verkürzter Reichweite bekommen hat, sondern die Standardvariante mit 560 Kilometer Reichweite.}}</ref> Scholz verhinderte die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Er argumentierte, dass eine Kontrolle des Einsatzes dieser Waffen, insbesondere um einen möglichen Angriff auf Moskau zu verhindern, eine deutsche Beteiligung erfordern würde. Diese Beteiligung schloss er jedoch aus, da sie seiner Meinung nach mit dem deutschen Grundgesetz unvereinbar sei.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.n-tv.de/politik/Scholz-befuerchtet-bei-Taurus-Lieferung-Angriffe-auf-Moskau-article24774257.html |titel=Scholz befürchtet bei Taurus-Lieferung Angriffe auf Moskau |werk=NTV.de |datum=2024-02-09 |abruf=2024-03-06}}</ref><ref name="co-240303">{{Internetquelle |autor=James Jackson |url=https://www.telegraph.co.uk/world-news/2024/03/03/germany-intelligence-leak-uk-troops-ground-ukraine-nato/ |titel=Germany spills British military secrets to Russia |werk=The Daily Telegraph |sprache=en |datum=2024-03-03 |abruf=2024-03-04}}</ref>

In diesem Zusammenhang wurde am 19. Februar 2024, ein paar Tage vor Scholz' öffentlichen Äußerungen, ein Gespräch anlässlich der Vorbereitung eines [[Briefing]]s für den [[Bundesminister der Verteidigung]], [[Boris Pistorius]], zum Thema Taurus im mutmaßlich russischen Auftrag abgehört und aufgezeichnet.

== Hergang ==
[[Frank Gräfe]], Diplominformatiker und Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen im [[Kommando Luftwaffe]] im Range eines Brigadegenerals, besuchte im Februar 2024 die [[Singapore Airshow]], eine einflussreiche zivile und militärische Luftfahrtmesse,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.singaporeairshow.com/trade |titel=Singapore Airshow |abruf=2024-03-08}}</ref> und führte am 19. Februar ein Gespräch mit zwei Mitarbeitern von seinem Hotel in [[Singapur]] aus; später schaltete sich der Inspekteur der Luftwaffe, [[Ingo Gerhartz]], zu.<ref name="auto1">{{Literatur |Titel=Singapore sting: How spies listened in on German general |Datum=2024-03-08 |Online=https://www.bbc.com/news/world-europe-68479836 |Abruf=2024-03-08}}</ref>
Die beiden Mitarbeiter waren Oberstleutnant Sebastian Florstedt, Ausbildungs- und Flugelektronikexperte,<ref>{{Internetquelle |url=https://link.springer.com/search?dc.creator=Sebastian+Florstedt |titel=Search Results – Springer |sprache=en |abruf=2024-03-09}}</ref> und Oberstleutnant Udo Fenske vom Zentrum Luftoperationen.<ref name=":0" /><ref>{{Internetquelle |url=https://newsukraine.rbc.ua/news/scholz-s-sore-spot-impact-of-bundeswehr-leak-1709572588.html |titel=Scholz’s ‘sore spot’: Impact of Bundeswehr leak on Ukraine’s Taurus missiles bid |hrsg= RBC Ukraine |sprache=en |abruf=2024-03-04}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Kyiv Post |url=https://www.kyivpost.com/post/29004 |titel=Luftwaffe Recordings About Taurus Missiles – Five Things to Know |datum=2024-03-04 |sprache=en |abruf=2024-03-09}}</ref>

Das Gespräch, von dem der Mitschnitt einen 38 Minuten langen Teil abdeckt, auch das Vorgespräch Gräfes mit seinen Mitarbeitern, wurde mittels der [[Videokonferenz]]-Software [[Webex]] des US-amerikanischen Anbieters [[Cisco Systems]] geführt. Der Dienst ermöglicht per Telefonanruf oder [[Webbrowser]] zugeschaltete Gesprächsteilnehmer; diese Einwahlmethoden bieten jedoch keine [[Ende-zu-Ende-Verschlüsselung]].<ref name="merkur242" /> Laut Verteidigungsminister [[Boris Pistorius]] wird Webex in einer „[[Geheimhaltungsgrad|für den Dienstgebrauch]] zertifizierte Variante“ verwendet. Das Abhören wurde möglich, da sich der Teilnehmer aus Singapur über einen nicht autorisierten Kanal eingewählt hatte.<ref>{{Internetquelle |autor=tagesschau.de |url=https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/taurus-abhoeraffaere-pistorius-100.html |titel=Pistorius: Russische Abhöraktion wegen „Anwendungsfehler“ möglich |sprache=de |abruf=2024-03-05}}</ref>
Nach Darstellung der BBC ist nach Meinung von Alan Woodward vom ''Surrey Centre for Cyber Security'' das Umfeld der Airshow in Singapur dafür prädestiniert, durch Abhöranlagen ausgespäht zu werden, entweder in den Hotels selbst oder von außen, mit Langstreckenantennen in Kombination mit einer Computerprogrammierung.<ref>{{Internetquelle |autor=Jessica Parker – BBC Berlin corresponden |url=https://www.bbc.com/news/world-europe-68479836 |titel=MSN |werk=Singapore sting: How Russia listened in on German general |sprache=en |abruf=2024-03-08}}</ref>
Der Berliner Kryptographieforscher Henning Seidler hält es für das Wahrscheinlichste, dass der Offizier sich über sein Mobiltelefon einwählte. Der Anruf konnte so von der Antenne eines Spions angenommen und an die Hauptantenne weitergeleitet werden.<ref name="auto1" />

== Inhalte ==
[[Datei:Крымский мост 13 сентября 2019 года (1).jpg|mini|[[Krim-Brücke]] (2019)]]

Zu den mutmaßlich als [[Verschlusssache]] und [[Staatsgeheimnis]] zu betrachtenden Inhalten zählten Details zu Fähigkeiten des Flugkörpers wie Flughöhen, Vorbereitungszeit eines Einsatzes, Ausbildungsmöglichkeiten und -dauer der [[Ukrainische Streitkräfte|ukrainischen Streitkräfte]], die Montage des Taurus an ukrainischen [[Suchoi]]-Flugzeugen, die Zielprogrammierung, dazu als mögliche Ziele russische Munitionsdepots und die [[Krim-Brücke]] sowie die Auslagerung der Zuarbeit bei der Zielprogrammierung auf die Rüstungsfirma [[MBDA Deutschland]]. Die Teilnehmer sprachen auch über das von Briten und Franzosen gelieferte System [[Storm Shadow]]/SCALP und die dortige Zusammenarbeit mit den Ukrainern <!--über die Anzahl dieser verfügbaren Marschflugkörper (unbelegt!)--> sowie über die Anzahl der einsatzbereiten ukrainischen Trägerflugzeuge. In der Telefonkonferenz wurde auch angedeutet, dass sich britisches und US-Personal in der Ukraine befinde: Sie hätten „mehrere Leute vor Ort“, so Gerhartz.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Marco Seliger |Titel=Gegen alle Sicherheitsregeln: Russen hören Taurus-Gespräch deutscher Generale ab |Sammelwerk=Neue Zürcher Zeitung |Datum=2024-03-02 |ISSN=0376-6829 |Online=https://www.nzz.ch/international/gegen-alle-sicherheitsregeln-russen-hoeren-taurus-gespraech-deutscher-generale-ab-ld.1820376 |Abruf=2024-03-02}}</ref><ref name="sz">{{Internetquelle |autor=Georg Ismar |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/taurus-lieferung-spionage-russland-scholz-bundeswehr-1.6415170 |titel=Bundeswehr-Abhörfall: Eine verhängnisvolle Schalte |werk=sueddeutsche.de |datum=2024-03-02 |sprache=de |abruf=2024-03-03}}</ref><ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Kerstin Münstermann |url=https://rp-online.de/politik/deutschland/taurus-zumindest-scholz-schweigen-hat-ein-ende_aid-107820867 |titel=Debatte über Taurus-Lieferung: Zumindest Scholz’ Schweigen hat ein Ende |hrsg=rp-online.de |datum=2024-02-26 |sprache=de |abruf=2024-03-02}}</ref><ref name=":2">{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/politik/kiesewetter-taurus-abhoerskandal-russland-scholz-spionage-bundeswehr-ukraine-krieg-92866401.html |titel=Bundeswehr-Abhörskandal: CDU-Experte bezeichnet Scholz als „Sicherheitsrisiko“ – und äußert Befürchtung |werk=fr.de |datum=2024-03-02 |sprache=de |abruf=2024-03-03}}</ref><ref name="co-240303" /> Die Anwesenheit von Personal anderer Länder wurde von der Ukraine bisher verneint. Ein Gesprächsteilnehmer erwähnte, dass er weitere Informationen per [[WhatsApp]] verschicken könne – ein weiterer möglicher Sicherheitsverstoß. Ein anderer Teilnehmer erklärte, nachdem ukrainische Truppen in Deutschland ausgebildet worden seien, sei es die „richtige Vorgehensweise“, dass Großbritannien die weitere Begleitung übernehme.<ref name="co-240303" /> Weiterhin widersprechen manche Gesprächsinhalte der Begründung von Olaf Scholz, es würden keine Taurus geliefert, weil dafür der Einsatz deutscher Soldaten in die Ukraine erforderlich sei.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/abhoerfall-bundeswehr-100.html |titel= Bundeswehr abgehört: Union stellt Scholz' Glaubwürdigkeit infrage |werk=[[tagesschau.de]] |datum=2024-03-03 |abruf=2024-03-03}}</ref><ref name="lto-201">{{Internetquelle |autor=Patrick Heinemann |url=https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/taurus-leak-sicherheitsrecht-abhren-201-stgb/ |titel=Taurus-Leak: Rechtsfragen und Antworten |werk=[[lto.de]] |datum=2024-03-04 |abruf=2024-03-04}}</ref>

== Veröffentlichung ==
Veröffentlicht wurde das Gespräch am 1. März 2024 von der Chefredakteurin des russischen Auslands- und Propagandasenders [[RT (Fernsehsender)|RT]], [[Margarita Simonowna Simonjan|Margarita Simonjan]], auf ihrem [[Telegram]]-Kanal und auf [[Vk.com]].<ref>{{Internetquelle|autor=Dan Sabbagh |titel=Germany to investigate Russia’s apparent interception of military talks on Ukraine |werk=The Guardian |datum=2024-03-03 |url=https://www.theguardian.com/world/2024/mar/03/germany-investigate-russia-ukraine-call-possible-interception |abruf=2024-03-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://t.me/margaritasimonyan/13763 |titel=Маргарита Симоньян |werk=t.me |datum=2024-03-01 |abruf=2024-03-09}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://m.vk.com/wall561960677_950647 |titel=Аудио разговора офицеров бундесвера |werk=vk.com |datum=2024-03-01 |abruf=2024-03-09}}</ref> Die Berichterstattung durch englischsprachige Medien enthielt einige Übersetzungsfehler.<ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/kultur/medien/article250425272/Taurus-Abhoeraffaere-Die-Geheimsprache-der-Offiziere.html |titel=Taurus-Abhöraffäre: Die Geheimsprache der Offiziere – WELT |datum=2024-03-07 |sprache=de |abruf=2024-03-07}}</ref> Aus Gerhartz' Erwähnung des „Reachback“-Verfahrens – gemeint ist die Steuerung einer Mission von einem Heimatstandort statt vor Ort – wurden in englischsprachigen Berichten so beispielsweise „gepanzerte Ridgeback-Fahrzeuge“; der Satz „sie QCen auch die Ukrainer beim Beladen des Scalp“, in dem die [[denglisch]]e Wortschöpfung „QCen“ die Durchführung von „[[Qualitätsprüfung|quality control]]“ bedeutete, verwandelte sich in englischen Zeitungen in die Behauptung, Marschflugkörper würden in Fahrzeugen vom Typ [[Audi Q7]] transportiert. Rückübersetzt ins Deutsche waren diese Fehler dann zum Teil auch in deutschen Presseartikeln zu lesen; so erwähnte selbst die [[Tagesschau.de|Tagesschau-Webseite]] zum Beispiel die gepanzerten „Ridgeback-Fahrzeuge“.<ref name=":3" /><ref>{{Internetquelle |autor=Jasper Steinlein |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/taurus-abhoeraffaere-scholz-grossbritannien-frankreich-100.html |titel=Taurus-Abhöraffäre: Was machen britische Kräfte in der Ukraine? |sprache=de |archiv-url=https://archive.ph/qVN3G |archiv-datum=2024-03-06 |abruf=2024-03-07}}</ref>

Die offenkundige Natur des Leaks stellt Dan Sabagh im [[The Guardian|Guardian]] vom 4. März 2024 als Abkehr von Moskaus früheren Operationen dar, bei denen gehackte Informationen über nicht-russische Vermittler wie WikiLeaks gelaufen oder online veröffentlicht worden sein sollen.<ref>{{Literatur |Autor=Dan Sabbagh, Dan Sabbagh Defence, security editor |Titel=How significant is Russia’s apparent interception of military talks on Ukraine? |Sammelwerk=The Guardian |Datum=2024-03-04 |ISSN=0261-3077 |Online=https://www.theguardian.com/world/2024/mar/04/what-are-the-implications-of-russias-apparent-interception-of-military-talks-on-ukraine |Abruf=2024-03-09}}</ref>

== Reaktionen ==
=== Deutschland ===

Die [[Bundesregierung (Deutschland)|Bundesregierung]] bestätigte am 2. März die Echtheit des Mitschnittes. Der [[Militärischer Abschirmdienst|Militärische Abschirmdienst]] prüfte, wie schwer der Verstoß der Beteiligten gegen Regeln der [[Militärische Geheimhaltung|militärischen Geheimhaltung]] ist.<ref name="focus_259723314">{{Internetquelle |werk=[[Focus]] |url=https://www.focus.de/politik/deutschland/nach-abhoer-skandal-hat-die-bundeswehr-eine-brisante-vermutung_id_259723314.html |titel=Nach Abhörskandal hat die Bundeswehr eine brisante Vermutung |abruf=2. März 2024}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.youtube.com/watch?v=_CD9K-kDDHE |titel=tagesschau 20:00 Uhr, 02.03.2024 |werk=tagesschau auf Youtube |abruf=2024-03-02}}</ref> Bundeskanzler Olaf Scholz nannte den Vorgang „eine sehr ernste Angelegenheit“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/politik/russland-ukraine-krieg-taurus-krim-bundeswehr-aufzeichnung-propaganda-medwedew-putin-92865973.html |titel=Abhörskandal bei der Bundeswehr: Verteidigungsministerium betätigt Echtheit der Aufnahmen |werk=[[Frankfurter Rundschau]] |datum=2024-03-02 |abruf=2024-03-02}}</ref>

Am 3. März bezeichnete Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius den Vorfall in einer Erklärung im Ministerium als „Informationskrieg“ Russlands gegen Deutschland. Es handele sich um einen [[Hybridkrieg|hybriden Angriff]] Russlands zur [[Desinformation]], und es gehe um die Spaltung der Unterstützer der Ukraine sowie „darum, unsere Geschlossenheit zu untergraben“. Man dürfe Putin „nicht auf den Leim gehen“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/ukraine-pistorius-zu-abhoeraffaere-informationskrieg-medwedew-kriegsplaene100.html |titel=Ukraine-News: Pistorius – Russische Spionage ist Teil von „Informationskrieg“ |werk=[[Mitteldeutscher Rundfunk]] |datum=2024-03-03 |abruf=2024-03-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Nail Akkoyun |url=https://www.merkur.de/politik/taurus-leak-bundeswehr-raketen-telefonat-mitschnitt-russland-russia-today-ursachen-kritik-scholz-ampel-zr-92867164.html |titel=Taurus-Abhör-Skandal bei der Bundeswehr: Pistorius warnt – „Putin nicht auf den Leim gehen“ |werk=[[Münchner Merkur]] |datum=2024-03-03 |abruf=2024-03-03}}</ref>

Der Vorsitzende des [[Parlamentarisches Kontrollgremium|Parlamentarischen Kontrollgremiums]], [[Konstantin von Notz]] ([[Bündnis 90/Die Grünen|Grüne]]), sprach von einem „maximal gravierenden Vorgang“.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.ndr.de/nachrichten/info/Von-Notz-Taurus-Abhoeraktion-ist-maximal-gravierender-Vorgang,audio1584970.html |titel=Von Notz: Taurus-Abhöraktion ist „maximal gravierender Vorgang“ |werk=[[Norddeutscher Rundfunk]] |abruf=2024-03-03}}</ref>

Die [[Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages|Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages]], [[Eva Högl]] ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]), sah dringenden Handlungsbedarf, um Abhöraktionen zu verhindern. Alle Verantwortlichen auf allen Ebenen der Bundeswehr müssten umgehend in [[Abhörsicherheit|geschützter Kommunikation]] geschult werden. Man müsse mehr in [[Spionageabwehr]] investieren.<ref>{{Internetquelle| url=https://www.deutschlandfunk.de/wehrbeauftragte-spricht-von-dringendem-handlungsbedarf-100.html |titel=Konsequenzen aus Abhöraffäre – Wehrbeauftragte spricht von dringendem Handlungsbedarf |werk=[[Deutschlandfunk]] |abruf=2024-03-05}}</ref>

[[Marie-Agnes Strack-Zimmermann]], Vorsitzende des [[Verteidigungsausschuss (Deutscher Bundestag)|Verteidigungsausschuss des Bundestags]] ([[Freie Demokratische Partei|FDP]]), erklärte: {{"|Wir müssen dringend unsere Sicherheit und Spionageabwehr erhöhen, denn wir sind auf diesem Gebiet offensichtlich vulnerabel.}}<ref name="auto2">{{Internetquelle |url=https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/taurus-abhoer-affaere-bei-der-luftwaffe-was-bekannt-ist,T4Aq3no |titel=Luftwaffe abgehört: Was über die Taurus-Affäre bekannt ist |datum=2024-03-05 |sprache=de |abruf=2024-03-08}}</ref> Putin wolle erreichen, dass „wir jetzt alle übereinander herfallen“. Die Enthüllung sei kein Skandal, sondern beweise, dass Putin einen „hybriden Krieg auch uns gegenüber führt“. Statt personeller sollten technische Konsequenzen gezogen werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/taurus-leak-strack-zimmermann-ukraine-krieg-russland-100.html |titel=Taurus-Affäre: Putin will, "dass wir übereinander herfallen"|werk=[[Zweites Deutsches Fernsehen]] |datum=2024-03-04 |abruf=2024-03-04}}</ref>
Finanzminister [[Christian Lindner]] (FDP) erklärte, in dem abgehörten Gespräch der Bundeswehroffiziere seien „keine kritischen Informationen ausgetauscht“ worden, die nicht bereits öffentlich gewesen seien.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hasepost.de/lindner-besorgt-ueber-abhoeraffaere-putin-zielt-auf-spaltung-ab-451905/ |titel=Lindner besorgt über Abhöraffäre: Putin zielt auf Spaltung ab |werk=Hasepost |abruf=2024-03-05 |datum=2024-03-04}}</ref>

[[Thorsten Frei]], Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der [[CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag]], warf Bundeskanzler Scholz im Zuge der Veröffentlichungen Falschinformation vor. Er betonte, dass Scholz´ Aussagen bezüglich Deutschlands Rolle als Kriegspartei und der Beteiligung von Bundeswehrpersonal an der Zielsteuerung der Taurus-Marschflugkörper nachweislich falsch seien.<ref name="focus_259723314" /> [[CSU]]-Landesgruppenchef [[Alexander Dobrindt]] wollte am 3. März 2024 die Einrichtung eines parlamentarischen [[Untersuchungsausschuss]]es nicht ausschließen.<ref>{{Internetquelle |titel=Taurus-Lieferung: Dobrindt bringt U-Ausschuss zu Abhörskandal ins Spiel |werk=[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]] |datum=2024-03-03 |url=https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/taurus-lieferung-dobrindt-bringt-u-ausschuss-zu-abhoerskandal-ins-spiel-19560059.html |abruf=2024-03-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |titel=Bundeswehr-Leak und Taurus-Debatte: CSU-Politiker Alexander Dobrindt bringt Untersuchungsausschuss ins Spiel |werk=Der Spiegel |datum=2024-03-02 |url=https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-leak-und-taurus-debatte-csu-politiker-alexander-dobrindt-bringt-untersuchungsausschuss-ins-spiel-a-90c2c29d-36fe-480d-8fe9-9c827edb5297 |abruf=2024-03-02}}</ref> [[Roderich Kiesewetter]] ([[Christlich Demokratische Union Deutschlands|CDU]]), stellvertretender Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums und Oberst a.&nbsp;D. der Bundeswehr, sagte: „Wir brauchen mehr Systeme, die gehärtete Schutzvorrichtungen haben. Da ist das [[Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik]] genauso gefragt wie die Führungskräfte, die solche Videokonferenzen ansetzen.“ Er unterstütze den Vorschlag von Dobrindt nach einem Untersuchungsausschuss. Auch ein Sonderermittler, der das Gesamtgefüge kläre, sei denkbar.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/abhoerfall-bundeswehr-104.html |titel=Pistorius: Zunächst keine personelle Konsequenzen nach Abhörfall |werk=[[Tagesschau (ARD)]] |datum=2024-03-03 |abruf=2024-03-03}}</ref>

Der Politikwissenschaftler [[Carlo Masala]] von der [[Universität der Bundeswehr München]] sagte, es laufe „eine massive Desinformations- und Destabilisierungskampagne der Russischen Föderation gegen Deutschland“. Die Leaks seien „ein Höhepunkt“.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Maier |url=https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/bundeswehr-leak-was-wissen-die-russen-noch-li.2193100 |titel=Bundeswehr-Leak: Was wissen die Russen noch? |werk=Berliner Zeitung |datum=2024-03-03 |abruf=2024-03-03}}</ref>

Cybersicherheits-Berater Atug äußerte, auf WebEx dürfen keine geheimen Informationen besprochen werden. Klassifizierte Informationen dürften nur über nach Geheimschutz zugelassene Systeme kommuniziert werden.<ref name="auto">{{Internetquelle |autor=Janosch Delcker |url=https://www.dw.com/de/taurus-leak-was-lernt-die-bundeswehr-aus-dem-abh%C3%B6rfall/a-68460950 |titel=Taurus-Leak: Was lernt die Bundeswehr aus dem Abhörfall? – DW – 07.03.2024 |sprache=de |abruf=2024-03-09}}</ref>

[[Anke Domscheit-Berg]] ([[Die Linke]]) forderte, der Vorfall sollte ein Weckruf für die gesamte Bundesregierung sein und dazu führen, dass IT-Sicherheit endlich höchste Priorität genieße. Diese Notwendigkeit sah sie nicht nur für die Bundeswehr, sondern für die gesamte öffentliche digitale Infrastruktur.<ref name="auto" />

=== Schweiz ===
Der Politikwissenschaftler James Davis von der [[Universität St. Gallen]] äußerte, viele Verbündete seien nicht überrascht darüber, dass Russland die Gespräche deutscher Militärs ausspioniere.<ref>{{Internetquelle |autor=William Glucroft und Frank Hofmann |url=https://www.dw.com/de/taurus-leak-keine-offiziere-putins-spielen-opfern/a-68434070 |titel=Taurus-Leak: „Keine Offiziere Putins Spielen opfern“ – DW – 05.03.2024 |sprache=de |abruf=2024-03-09}}</ref>

=== Vereinigtes Königreich ===
Die britische Regierung äußert dazu: „Das ist offensichtlich eine Sache für Deutschland, dies zu untersuchen, und man hat das Wort von Bundeskanzler Scholz dazu“, sagte der Sprecher von Premierminister [[Rishi Sunak]] Journalisten. Scholz habe gesagt, dass es sich um eine sehr ernste Angelegenheit handle und sie deshalb jetzt sehr sorgfältig untersucht werde.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/bundeswehr-abhoerfall-grossbritannien-100.html |titel=Bundeswehr-Abhörfall: Britische Regierung reagiert zurückhaltend |werk=tagesschau.de |datum=2024-03-04 |abruf=2024-03-05}}</ref>

[[Edward Lucas (Journalist)|Edward Lucas]] schrieb am 5. März in der [[Daily Mail]], in jedem Land, das etwas auf sich halte, würde das Militär ein derart streng vertrauliches Gespräch mit speziellen Telefonhörern über verschlüsselte Leitungen führen. Deutschland sei eine Last im europäischen Sicherheitsverbund. „Die westlichen Verbündeten wurden gerade mit der Realität konfrontiert, dass unser größter und reichster europäischer Partner eine entsetzliche Belastung darstellt.“ Kein Bereich des deutschen Sicherheitsapparates sei in einem desolateren Zustand als seine ahnungslosen, durchlässigen Geheimdienste. Schon John Sipher (CIA) habe sie als „arrogant, inkompetent, bürokratisch, nutzlos“ beschrieben.<ref>{{Internetquelle |autor=Edward Lucas |url=https://www.dailymail.co.uk/debate/article-13155971/EDWARD-LUCAS-want-leak-secret-Kremlin-just-tell-Germans-Berlin-Natos-weakest-link.html |titel=EDWARD LUCAS: If you want to leak a secret to Moscow, tell the Germans |datum=2024-03-05 |abruf=2024-03-09}}</ref> Der Artikel wurde am 8. März von der Zeitschrift [[Stern (Zeitschrift)|Stern]] in deutscher Übersetzung veröffentlicht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stern.de/politik/ausland/experte-zu-taurus-leak---deutsche-spione-sind-haufen-inkompetenter--34521796.html |titel=Britischer Experte zu Taurus-Leak: „Deutsche Spione sind ein Haufen Inkompetenter“ |datum=2024-03-08 |sprache=de |abruf=2024-03-09}}</ref>

=== Russland ===
Der russische Außenminister [[Sergei Wiktorowitsch Lawrow|Sergei Lawrow]] teilte mit, im abgehörten Gespräch werde deutlich, dass die „Kriegspartei“ (die westlichen Unterstützer der Ukraine) Russland eine „strategische Niederlage auf dem Schlachtfeld“ zufügen wollten. Seine Sprecherin [[Marija Wladimirowna Sacharowa|Maria Sacharowa]] forderte ultimativ „Erklärungen von Deutschland“. Die Vermeidung einer Antwort werde man als Schuldeingeständnis bewerten.<ref name="auto2" /> Sie interpretierte die Gespräche als Beweis für eine interne Spaltung der deutschen Regierung und der politischen Elite.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.politico.eu/article/the-russian-mfa-summoned-germanys-ambassador-in-moscow-amid-a-leaked-bundeswehr-audio-scandal/ |titel=Gleeful Russia relishes German Taurus leak scandal |werk=[[Politico]] |datum=2024-03-04 |sprache=en |abruf=2024-03-04}}</ref> Der Regierungssprecher [[Dmitri Sergejewitsch Peskow|Dmitri Peskow]] äußerte, der Mitschnitt mache deutlich, dass man im Inneren der Bundeswehr Pläne für Angriffe auf das Territorium der Russischen Föderation inhaltlich und konkret diskutiere.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Fasbender |url=https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/russland-taurus-leak-beweist-deutsche-kriegsplanungen-li.2193282 |titel=Kreml bleibt dabei: Taurus-Leak beweist deutsche Kriegsplanungen |datum=2024-03-04 |werk=[[Berliner Zeitung]] |abruf=2024-03-04}}</ref>

Der stellvertretende Vorsitzende des [[Sicherheitsrat der Russischen Föderation|Sicherheitsrats der Russischen Föderation]], [[Dmitri Anatoljewitsch Medwedew|Dmitri Medwedew]], äußerte, das Gespräch deute auf die direkte Verwicklung des Westens in den Ukraine-Krieg hin. Er zitierte das Gedicht ''[[Töte ihn!]]'' von [[Konstantin Michailowitsch Simonow|Konstantin Simonow]] aus dem Jahr 1942 und schrieb auf Telegram unter anderem: „Die ewigen Gegner, die Deutschen, sind wieder zu unseren Erzfeinden geworden“.<ref name="merkur242">[https://www.merkur.de/politik/medwedew-putin-russland-ukraine-krieg-deutschland-bundeswehr-aufzeichnung-propaganda-92864738.html ''„In doppelter Hinsicht befremdlich“: Bundeswehr-Abhörskandal veranlasst Opposition zu Drohung an Scholz.''] In: ''Münchner Merkur'', 3. März 2024</ref> Russland wolle Zurückhaltung üben. Der Vorfall werde aber nicht vergessen.<ref name="auto2" />

== Weblinks ==
* Dan Sabbagh: ''[https://www.theguardian.com/world/2024/mar/04/what-are-the-implications-of-russias-apparent-interception-of-military-talks-on-ukraine How significant is Russia’s apparent interception of military talks on Ukraine?]'' In: theguardian.com, 4. März 2024, mit Link zu der Primärquelle bzw. Audiomitschnitt der Webkonferenz

== Einzelnachweise ==
<references responsive />

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[[Kategorie:Nachrichtendienstliche Operationen]]
[[Kategorie:Politische Affäre in der Bundesrepublik Deutschland]]
[[Kategorie:Verteidigungspolitik (Deutschland)]]
[[Kategorie:Bundeswehr]]
[[Kategorie:Russischer Überfall auf die Ukraine 2022]]
[[Kategorie:Ereignis 2024]]

Version vom 11. März 2024, 15:08 Uhr


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