Maurus von Roll und Ferat Koçak: Unterschied zwischen den Seiten
PThoF (Diskussion | Beiträge) AZ: Die Seite wurde neu angelegt: <!-- schweizbezogen --> thumb|Wappen derer von Roll zu Bernau im Kreuzgang des Konstanzer Münsters '''Maurus von Roll''' (* 30. Juli 1653 in Solothurn; † 29. August 1714 in Seedorf, war von 1698 bis 1714 der 43. Abt von Einsiedeln. == Leben == Johann Josef von Roll entsproß einer der vornehmsten Solo… |
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[[Datei:Ferat Koçak, Genug ist genug, spricht auf der Eröffnung der Herbstrebellion (52365663916).jpg|mini|Koçak als Redner der ''Genug-ist-Genug''-Kampagne (2022)]] |
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'''Ferat Ali Koçak''' (* [[26. Mai]] [[1979]]<ref name="KAND">[http://www.die-linke-neukoelln.de/fileadmin/neukoelln/bilder/veranstaltungen/2016/Personen/161114_Ferat_Kocak.pdf Kandidatur von Ferat Koçak für den Die Linke-Bezirksvorstand in Neukölln] vom 16. November 2016, abgerufen am 2. Februar 2023.</ref> in [[Berlin]]) ist ein [[Deutschland|deutscher]] [[Politiker]] ([[Die Linke]]) und Aktivist. Seit Oktober 2021 ist Ferat Koçak Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. |
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[[File:Roll zu Bernau-PS221.jpg|thumb|Wappen derer von Roll zu Bernau im Kreuzgang des Konstanzer Münsters]] |
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'''Maurus von Roll''' (* [[30. Juli]] [[1653]] in [[Solothurn]]; † [[29. August]] [[1714]] in [[Seedorf UR|Seedorf]], war von 1698 bis 1714 der 43. Abt von Einsiedeln. |
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== Leben == |
== Leben == |
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Ferat Koçak wuchs in Berlin als Enkelkind [[Kurden|kurdischer]] Gastarbeiter aus Anatolien auf. |
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Johann Josef von [[Roll (Adelsgeschlecht)|Roll]] entsproß einer der vornehmsten Solothurner Familien. Seine Eltern waren Vogt Philipp von Roll und Maria Gugger. |
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Er studierte [[Wirtschaftswissenschaft]]en an der [[Freie Universität Berlin|FU Berlin]] und schloss das Studium als Diplom-Volkswirt ab. Im Anschluss war Koçak zunächst als Trainee und dann nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung im Management für die Allianz-Gruppe tätig. Danach arbeitete er als Marketing Direktor mit dem Schwerpunkt Digitales Marketing an der [[Berlin University of Applied Sciences|Berlin University of Applied Science]] sowie an weiteren Hochschulen, später war Koçak als Campaigner bei [[Campact]] tätig. |
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Durch seine Eltern wurde Ferat Koçak in der Berliner linken kurdischen und türkischen Community sozialisiert. Der Anlass seines Eintritts in die Linkspartei im Jahr 2016 war das Erstarken rechter Gruppierungen, insbesondere der Partei [[Alternative für Deutschland|AfD]], deren Bekämpfung er und seine Freunde unterstützen wollten. Im selben Jahr kandidierte Ferat Koçak für die Partei Die Linke in Gropiusstadt für das Berliner Abgeordnetenhaus. Dabei gelang es, die Stimmanteile für seine Partei im Verhältnis zu den letzten Wahlen zu verdoppeln. |
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Ferat Koçaks Bekanntheit als linker Aktivist in Neukölln führte wiederholt zu rechten Angriffen auf ihn. Im Jahr 2016 verübten mutmaßlich der Neonazi-Szene zugehörige Täter einen Brandanschlag auf das Haus seiner Familie in Süd-Neukölln.<ref>{{Internetquelle| url=https://www.tagesspiegel.de/berlin/meine-eltern-hatten-sterben-konnen-linke-politiker-kocak-berichtet-im-neukolln-ausschuss-uber-brandanschlag-8649841.html| titel=„Meine Eltern hätten sterben können“: Linke-Politiker Kocak berichtet im Neukölln-Ausschuss über Brandanschlag| abruf=2023-12-13| abruf-verborgen=1| werk=[[Tagesspiegel]]| datum=2022-09-16}}</ref> Der Angriff gehört zu einer Serie von rechten Anschlägen auf Politiker, Gewerkschafter, Menschen mit Migrationsgeschichte und antifaschistische Aktivisten in Neukölln, die unter anderem auch den Buchhändler Heinz Ostermaier, die Gewerkschafterin Mirjam Blumenthal ([[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]) und die Historikerin [[Claudia von Gélieu]] trafen, und zu der auch der unaufgeklärte Mord an [[Burak Bektaş|Burak Bektas]] gezählt wird. Gemeinsam mit anderen Betroffenen der Terrorserie kämpft Ferat Koçak für die Aufklärung der Anschläge. Dabei kam ans Licht, dass sowohl das Berliner Landeskriminalamt als auch der Verfassungsschutz darüber informiert waren, dass zwei bekannte Neuköllner Neonazis in den Wochen vor dem Brandanschlag Ferat Koçak beobachtet und verfolgt hatten.<ref>{{Internetquelle |autor=Jo Goll rbb |url=https://www.tagesschau.de/inland/neukoelln-anschlaege-rechtsextremismus-101.html |titel=Anschläge in Berlin: Worum geht es im Neuköllner Neonazi-Prozess? |sprache=de |abruf=2023-12-07}}</ref> Mit diesen Informationen ging Ferat Koçak offensiv an die Öffentlichkeit, um über die Verstrickungen zwischen Neuköllner Nazi-Szene und Berliner Sicherheitsbehörden aufzuklären. |
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Im Rahmen eines Gerichtsprozesses, zu dem Koçak erst nach Einspruch als Nebenkläger zugelassen wurde, wurden die beiden mutmaßlich in die Anschlagsserie verstrickten Neonazis Thilo P. und Sebastian T., aufgrund mangelnder Beweise von dem Vorwurf der Beihilfe zur Brandstiftung freigesprochen.<ref>{{Literatur |Autor=Erik Peter |Titel=Rechtsextreme Terrorserie in Neukölln: Freispruch für Neonazi |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2022-12-15 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/Rechtsextreme-Terrorserie-in-Neukoelln/!5903017/ |Abruf=2023-12-07}}</ref> Die Staatsanwaltschaft ist der Überzeugung, dass ausreichende Indizien für eine Verurteilung vorliegen und hat daher Berufung eingelegt. |
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Dank des Drucks von Betroffenen und antifaschistischen Initiativen wurde 2021 ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt, dessen Teil Koçak zunächst war. Seit der Wahlwiederholung 2022 hat sich Koçak aufgrund von Retraumatisierung aus seiner Arbeit im Untersuchungsausschuss zurückgezogen. |
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Im Jahr 2021 kandidierte Ferat Koçak erneut für das Berliner Abgeordnetenhaus im Neuköllner Wahlkreis 5 und ist über die Landesliste der [[Die Linke Berlin|Berliner LINKEN]] seit Oktober 2021 Mitglied des [[Abgeordnetenhaus von Berlin|Berliner Abgeordnetenhauses.]] |
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Bundesweite Berichterstattung wurde Koçak zuteil, nachdem er die Falschbehauptung verbreitet hatte, eine Berliner Grundschule habe via Fragebogen die Einstellung ihrer Schüler zur [[Palästinenser|palästinensischen]] national-islamistischen [[Terroristische Vereinigung|Terrororganisation]] Hamas abgefragt.<ref>{{Internetquelle |autor=Süddeutsche Zeitung |url=https://www.sueddeutsche.de/politik/konflikte-berlin-verwaltung-angeblicher-fragebogen-zu-hamas-ist-fake-news-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-231018-99-612322 |titel=Verwaltung: Angeblicher Fragebogen zu Hamas ist "Fake-News" |datum=2023-10-18 |sprache=de |abruf=2023-12-11}}</ref> |
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== Abgeordneter == |
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Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2021 wurde er über die Landesliste der Linken in das Abgeordnetenhaus gewählt. Ferat Koçak ist Sprecher für die Fraktion zu den Themenfeldern antifaschistische Politik sowie- Flucht und Klimapolitik. Er ist Mitglied der Ausschüsse für Inneres, Sicherheit und Ordnung sowie Umwelt- und Klimaschutz. Er ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verfassungsschutz.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.linksfraktion.berlin/abgeordnete/ferat-kocak/ |titel=Ferat Koçak, MdA |datum=2023-12-01 |sprache=en |abruf=2023-12-07}}</ref> Außerdem ist er Beisitzer des Präsidiums des [[Abgeordnetenhaus von Berlin|Abgeordnetenhauses]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.parlament-berlin.de/das-parlament/das-praesidium |titel=Das Präsidium |sprache=de |abruf=2023-12-07}}</ref> |
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== Politische Schwerpunkte == |
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Ferat Koçak engagiert sich politisch in den Bereichen [[Antirassismus]], [[Antifaschismus]] und [[Klimagerechtigkeit]]. |
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Er versteht sich als Aktivist im Parlament und hat den Anspruch, die Anliegen außerparlamentarischer Initiativen und Bewegungen in das [[Abgeordnetenhaus von Berlin|Berliner Abgeordnetenhaus]] zu tragen. |
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1668 trat Johann Josef als Novize in Einsiedeln ein und legte ein Jahr später mit seinem [[Ordensname|Ordensnamen]] Maurus seine Profess ab. Fünf Jahre später erhielt er die Subdiakonsweihe und lehrte an der neu eröffneten Schule in Bellenz. |
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Insbesondere setzt er sich für die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung der rechten Verstrickungen in den Berliner Sicherheitsbehörden ein.<ref>{{Internetquelle |autor=deutschlandfunkkultur.de |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/linken-politiker-ferat-kocak-die-spur-des-nsu-2-0-fuehrt-100.html |titel=Linken-Politiker Ferat Kocak – „Die Spur des NSU 2.0 führt bis nach Neukölln“ |sprache=de |abruf=2023-12-07}}</ref> Er ist als Kritiker von Polizeigewalt und staatlicher Repression gegen linke Aktivisten bekannt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.linksfraktion.berlin/abgeordnete/ferat-kocak/detail/keine-kriminalisierung-von-klimaprotest/ |titel=Keine Kriminalisierung von Klimaprotest |datum=2022-02-10 |sprache=en |abruf=2023-12-07}}</ref> Darüber hinaus setzt er sich für die Anliegen geflüchteter Menschen ein, kritisiert Asylrechtsverschärfungen und fordert ein bedingungsloses Bleiberecht für alle Geflüchteten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.linksfraktion.berlin/politik/presse/detail/fuer-ein-menschenwuerdiges-bleiberecht-solidaritaet-mit-den-protesten-gegen-die-asylrechtsverschaerfungen/ |titel=Für ein menschenwürdiges Bleiberecht! Solidarität mit den Protesten gegen die Asylrechtsverschärfungen |datum=2023-05-25 |sprache=en |abruf=2023-12-07}}</ref> |
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Ende 1676 erhielt er in Einsiedeln die Priesterweihe und kehrte darauf nach Bellenz zurück, wo er 1693 [[Propst]] wurde. Als der vorherige Abt resignierte wurde Maurus 1698 im vierten Wahlgang zum Abt von Einsiedeln gewählt. |
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Außerdem beschäftigt sich Ferat Koçak mit den Themen Klimapolitik und Klimagerechtigkeit. Er sprach auf zahlreichen Veranstaltungen der Klimabewegung, wie beispielsweise Kundgebungen von Fridays for Future oder Ende Gelände. Dabei fordert er eine Verbindung von antirassistischen, antifaschistischen und ökologischen Kämpfen. |
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Als 1712 der [[Toggenburgerkrieg]] ausbrach, war Einsiedeln zwar nicht direkt betroffen, allerdings wurden einige Besitzungen zerstört. So wurde z.B. die Insel Ufenau am 30. Juni verwüstet und drei Glocken der dortigen Kirche gestohlen. Die Bauten konnten teils erst Jahrzehnte später wieder restauriert werden. |
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== Mitgliedschaften == |
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Nach der rechtlichen Grundlage des [[Raphael Gottrau|vorherigen Abtes]] herrschte mit den Bischöfen von Konstanz bestes Einvernehmen. |
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Ferat Koçak ist Mitglied von [[Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft|ver.di]], [[Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten|VVN-BdA]], [[Rote Hilfe (Verein)|Rote Hilfe e.V.]] Er unterstützt [[Migrantifa]], die [[Interventionistische Linke]], Aufstehen gegen Rassismus, unterschiedliche klimapolitische Initiativen, Gruppen der türkischen und kurdischen Linken (so auch die [[Halkların Demokratik Partisi|HDP]]), The Left, das Aktionsnetzwerk Antirassismus, LAG Internationals, LinksKanax, die Bewegungslinke und [[Marx21]]. Koçak ist Mitbegründer der polizeikritischen Struktur Ihr seid keine Sicherheit und von Kein Generalverdacht. |
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== Weblinks == |
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Die Haupttätigkeit des Abtes war der Klosterneubau. Der schlechte Zustand der alten Gebäude und die wachsende Anzahl der Klostermitglieder machten einen Neubau des Stiftes notwendig, allerdings stand diesen Plänen eine große Schuldenlast entgegen. |
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* [https://www.linksfraktion.berlin/abgeordnete/ferat-kocak/ Ferat Koçak bei der Berliner Linksfraktion] |
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Durch weise Sparsamkeit war das Kapitel schlussendlich mit den Abt Maurus Plänen einverstanden, sodass 1702 angefangen werden konnte, Steine zu brachen und ein neuer Ziegler eingestellt wurde. |
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* [https://www.parlament-berlin.de/Abgeordnete/ferat-kocak Ferat Koçak beim Berliner Abgeordnetenhaus] |
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* [https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/ferat-kocak Ferat Koçak bei abgeordnetenwatch.de] |
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== Einzelnachweise == |
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Bruder [[Caspar Moosbrugger]] wurde beauftragt einen Riss und ein Modell des Neubaues anzufertigen. Am 31. März 1704 konnte Abt Maurus mit drei Spatenstichen des Bau feierlich eröffnen. Der erfolgreiche Bau musste während dem [[Toggenburgerkrieg]] unterbrochen werden, konnte aber 1713 fortgesetzt werden. Im Todesjahre des Abtes stand schon ein großer Teil des gewaltigen Baues. |
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{{SORTIERUNG:Kocak, Ferat}} |
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== Literatur == |
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[[Kategorie:Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin]] |
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* P. Rudolf Henggeler: Monasticon-Benedictinum Helvitæ 3. Band: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei unserer lieben Frau von Einsiedeln. Im Selbstverlag des Stiftes, Einsiedeln. S. 147 ff. |
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[[Kategorie:Politiker (21. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Mitglied der Halkların Demokratik Partisi]] |
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[[Kategorie:Die-Linke-Mitglied]] |
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[[Kategorie:Marx21-Mitglied]] |
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[[Kategorie:Mitglied der VVN-BdA]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1979]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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{{Folgenleiste|VORGÄNGER=[[Raphael Gottrau]]|NACHFOLGER=Thomas I. Schenklin|AMT=[[Liste der Äbte des Klosters Einsiedeln|Fürstabt von Einsiedeln]]|ZEIT=1698-1714}} |
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|NAME=Koçak, Ferat |
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|ALTERNATIVNAMEN=Kocak, Ferat; Koçak, Ferat Ali (vollständiger Name) |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (Die Linke), MdA |
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|GEBURTSDATUM=26. Mai 1979 |
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|GEBURTSORT=[[Berlin]] |
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|STERBEDATUM= |
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|STERBEORT= |
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Version vom 14. Dezember 2023, 11:26 Uhr

Ferat Ali Koçak (* 26. Mai 1979[1] in Berlin) ist ein deutscher Politiker (Die Linke) und Aktivist. Seit Oktober 2021 ist Ferat Koçak Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.
Leben
Ferat Koçak wuchs in Berlin als Enkelkind kurdischer Gastarbeiter aus Anatolien auf.
Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der FU Berlin und schloss das Studium als Diplom-Volkswirt ab. Im Anschluss war Koçak zunächst als Trainee und dann nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung im Management für die Allianz-Gruppe tätig. Danach arbeitete er als Marketing Direktor mit dem Schwerpunkt Digitales Marketing an der Berlin University of Applied Science sowie an weiteren Hochschulen, später war Koçak als Campaigner bei Campact tätig.
Durch seine Eltern wurde Ferat Koçak in der Berliner linken kurdischen und türkischen Community sozialisiert. Der Anlass seines Eintritts in die Linkspartei im Jahr 2016 war das Erstarken rechter Gruppierungen, insbesondere der Partei AfD, deren Bekämpfung er und seine Freunde unterstützen wollten. Im selben Jahr kandidierte Ferat Koçak für die Partei Die Linke in Gropiusstadt für das Berliner Abgeordnetenhaus. Dabei gelang es, die Stimmanteile für seine Partei im Verhältnis zu den letzten Wahlen zu verdoppeln.
Ferat Koçaks Bekanntheit als linker Aktivist in Neukölln führte wiederholt zu rechten Angriffen auf ihn. Im Jahr 2016 verübten mutmaßlich der Neonazi-Szene zugehörige Täter einen Brandanschlag auf das Haus seiner Familie in Süd-Neukölln.[2] Der Angriff gehört zu einer Serie von rechten Anschlägen auf Politiker, Gewerkschafter, Menschen mit Migrationsgeschichte und antifaschistische Aktivisten in Neukölln, die unter anderem auch den Buchhändler Heinz Ostermaier, die Gewerkschafterin Mirjam Blumenthal (SPD) und die Historikerin Claudia von Gélieu trafen, und zu der auch der unaufgeklärte Mord an Burak Bektas gezählt wird. Gemeinsam mit anderen Betroffenen der Terrorserie kämpft Ferat Koçak für die Aufklärung der Anschläge. Dabei kam ans Licht, dass sowohl das Berliner Landeskriminalamt als auch der Verfassungsschutz darüber informiert waren, dass zwei bekannte Neuköllner Neonazis in den Wochen vor dem Brandanschlag Ferat Koçak beobachtet und verfolgt hatten.[3] Mit diesen Informationen ging Ferat Koçak offensiv an die Öffentlichkeit, um über die Verstrickungen zwischen Neuköllner Nazi-Szene und Berliner Sicherheitsbehörden aufzuklären.
Im Rahmen eines Gerichtsprozesses, zu dem Koçak erst nach Einspruch als Nebenkläger zugelassen wurde, wurden die beiden mutmaßlich in die Anschlagsserie verstrickten Neonazis Thilo P. und Sebastian T., aufgrund mangelnder Beweise von dem Vorwurf der Beihilfe zur Brandstiftung freigesprochen.[4] Die Staatsanwaltschaft ist der Überzeugung, dass ausreichende Indizien für eine Verurteilung vorliegen und hat daher Berufung eingelegt.
Dank des Drucks von Betroffenen und antifaschistischen Initiativen wurde 2021 ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingesetzt, dessen Teil Koçak zunächst war. Seit der Wahlwiederholung 2022 hat sich Koçak aufgrund von Retraumatisierung aus seiner Arbeit im Untersuchungsausschuss zurückgezogen.
Im Jahr 2021 kandidierte Ferat Koçak erneut für das Berliner Abgeordnetenhaus im Neuköllner Wahlkreis 5 und ist über die Landesliste der Berliner LINKEN seit Oktober 2021 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.
Bundesweite Berichterstattung wurde Koçak zuteil, nachdem er die Falschbehauptung verbreitet hatte, eine Berliner Grundschule habe via Fragebogen die Einstellung ihrer Schüler zur palästinensischen national-islamistischen Terrororganisation Hamas abgefragt.[5]
Abgeordneter
Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin 2021 wurde er über die Landesliste der Linken in das Abgeordnetenhaus gewählt. Ferat Koçak ist Sprecher für die Fraktion zu den Themenfeldern antifaschistische Politik sowie- Flucht und Klimapolitik. Er ist Mitglied der Ausschüsse für Inneres, Sicherheit und Ordnung sowie Umwelt- und Klimaschutz. Er ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verfassungsschutz.[6] Außerdem ist er Beisitzer des Präsidiums des Abgeordnetenhauses.[7]
Politische Schwerpunkte
Ferat Koçak engagiert sich politisch in den Bereichen Antirassismus, Antifaschismus und Klimagerechtigkeit.
Er versteht sich als Aktivist im Parlament und hat den Anspruch, die Anliegen außerparlamentarischer Initiativen und Bewegungen in das Berliner Abgeordnetenhaus zu tragen.
Insbesondere setzt er sich für die Forderung nach einer lückenlosen Aufklärung der rechten Verstrickungen in den Berliner Sicherheitsbehörden ein.[8] Er ist als Kritiker von Polizeigewalt und staatlicher Repression gegen linke Aktivisten bekannt.[9] Darüber hinaus setzt er sich für die Anliegen geflüchteter Menschen ein, kritisiert Asylrechtsverschärfungen und fordert ein bedingungsloses Bleiberecht für alle Geflüchteten.[10]
Außerdem beschäftigt sich Ferat Koçak mit den Themen Klimapolitik und Klimagerechtigkeit. Er sprach auf zahlreichen Veranstaltungen der Klimabewegung, wie beispielsweise Kundgebungen von Fridays for Future oder Ende Gelände. Dabei fordert er eine Verbindung von antirassistischen, antifaschistischen und ökologischen Kämpfen.
Mitgliedschaften
Ferat Koçak ist Mitglied von ver.di, VVN-BdA, Rote Hilfe e.V. Er unterstützt Migrantifa, die Interventionistische Linke, Aufstehen gegen Rassismus, unterschiedliche klimapolitische Initiativen, Gruppen der türkischen und kurdischen Linken (so auch die HDP), The Left, das Aktionsnetzwerk Antirassismus, LAG Internationals, LinksKanax, die Bewegungslinke und Marx21. Koçak ist Mitbegründer der polizeikritischen Struktur Ihr seid keine Sicherheit und von Kein Generalverdacht.
Weblinks
- Ferat Koçak bei der Berliner Linksfraktion
- Ferat Koçak beim Berliner Abgeordnetenhaus
- Ferat Koçak bei abgeordnetenwatch.de
Einzelnachweise
- ↑ Kandidatur von Ferat Koçak für den Die Linke-Bezirksvorstand in Neukölln vom 16. November 2016, abgerufen am 2. Februar 2023.
- ↑ „Meine Eltern hätten sterben können“: Linke-Politiker Kocak berichtet im Neukölln-Ausschuss über Brandanschlag. In: Tagesspiegel. 16. September 2022 .
- ↑ Jo Goll rbb: Anschläge in Berlin: Worum geht es im Neuköllner Neonazi-Prozess? Abgerufen am 7. Dezember 2023.
- ↑ Erik Peter: Rechtsextreme Terrorserie in Neukölln: Freispruch für Neonazi. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Dezember 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 7. Dezember 2023]).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Verwaltung: Angeblicher Fragebogen zu Hamas ist "Fake-News". 18. Oktober 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
- ↑ Ferat Koçak, MdA. 1. Dezember 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Das Präsidium. Abgerufen am 7. Dezember 2023.
- ↑ deutschlandfunkkultur.de: Linken-Politiker Ferat Kocak – „Die Spur des NSU 2.0 führt bis nach Neukölln“. Abgerufen am 7. Dezember 2023.
- ↑ Keine Kriminalisierung von Klimaprotest. 10. Februar 2022, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Für ein menschenwürdiges Bleiberecht! Solidarität mit den Protesten gegen die Asylrechtsverschärfungen. 25. Mai 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Koçak, Ferat |
ALTERNATIVNAMEN | Kocak, Ferat; Koçak, Ferat Ali (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (Die Linke), MdA |
GEBURTSDATUM | 26. Mai 1979 |
GEBURTSORT | Berlin |