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Der Fremde im Park und Maria-Anna von Nostitz-Rieneck: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Der Fremde im Park''' (Originaltitel ''La flaqueza del bolchevique'') ist das [[Spielfilm]]debüt des spanischen Regisseurs [[Manuel Martín Cuenca]] aus dem Jahr [[Filmjahr 2003|2003]]. Basierend auf [[Lorenzo Silva]]s gleichnamigem Roman, zeigt er einen [[Madrid]]er Banker in der [[Midlife-Crisis]] ([[Luis Tosar]]), der zur gleichen Zeit zwei Schwestern nachstellt, die ebenso gegensätzlich sind wie die Beweggründe, die ihn dazu treiben. In der Rolle der jüngeren Schwester – und in ihr oft als [[Kindfrau|Lolita]] missverstanden – gab die 16-jährige [[María Valverde]] ihr Leinwanddebüt, für das sie [[Goya 2004|2004]] mit dem [[Goya (Filmpreis)|Goya]] als ''[[Goya/Beste Nachwuchsdarstellerin|Beste Nachwuchsdarstellerin]]'' ausgezeichnet wurde.
[[File:Aristocratic performance 1903 Langhans.jpg|thumb|Marianne Nostitz (dritte von rechts) mit anderen Aristokraten bei einer Wohltätigkeits-Vorstellung im Jahre 1903]]
'''Maria-Anna (Marianne) Franziska Gräfin von Nostitz-Rieneck''' (* [[9. Juli]] [[1882]] in [[Horky nad Jizerou|Horka an der Iser]], Böhmen; † [[6. Mai]] [[1952]] in [[Graz]]), verehelichte Freifrau von [[Ringhoffer]], war eine katholische Philanthropin, die während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] und in der Zwischenkriegszeit eine rege karitative Tätigkeit in Prag entfaltete und im sozialen und kulturellen Bereich eine namhafte Rolle spielte.


== Handlung ==
== Biografie ==
Die Tochter des Grafen [[Carl-Erwein von Nostitz-Rieneck]] (1850–1911), der als k.u.k. Kämmerer und Geheimer Rat sowie als erbliches Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats zu den führenden Repräsentanten des Hochadels in Böhmen gehörte, und der Marie, geb. Gräfin von Nostitz aus dem Hause [[Rokitnitz]], heiratete am 31. Juli 1904 auf Schloss [[Planá u Mariánských Lázní|Plan]] den Freiherrn [[Alfred von Ringhoffer]] (1880–1938), den zweitgeborenen Sohn des Großindustriellen [[Franz von Ringhoffer|Franz von Ringhoffer III.]] und der Franziska, geb. Freiin [[Klein von Wisenberg]]. Diese damals ungewöhnliche Verbindung zwischen einem Geschlecht der Hocharistokratie und einer neu geadelten Unternehmerfamilie sorgte zunächst für einen Skandal in der Hofgesellschaft der Habsburgermonarchie, ermöglichte aber der strenggläubigen Braut mit den besten Kontakten zur Kirchenhierarchie ein umfassendes humanitäres Engagement. Im Reichtum der Familie ihres Mannes sah sie eine besondere Verpflichtung gegenüber Armen und Bedürftigen. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei und der nazideutschen Okkupation setzte sie sich für tschechische und jüdische Mitbürger ein, die Unterdrückung und Verfolgung erleiden mussten.
An einem tristen Madrider Montagmorgen, im stockenden Berufsverkehr, führt ein Moment der Unaufmerksamkeit von „ihm“ zu einer kleinen Karambolage mit „ihr“. Der Sachschaden ist gering, der menschliche umso größer, weckt doch der verbale Schlagabtausch am Unfallort bei beiden Rachegelüste: Er (Pablo) bringt sie per [[anonym]]em Anruf in Misskredit, sie (Sonsoles) behauptet gegenüber seiner Versicherung, verletzt worden zu sein. Umgehend verlässt Pablo, leitender Angestellter einer [[Investmentbank]], sein Büro, ohne Rücksicht auf das ihm obliegende Geschäft und seine auf Probe eingestellte Mitarbeiterin. Er lauert Sonsoles auf und fährt ihr nach, bis sie vor einem Gymnasium hält, wo auf ihr Hupsignal hin ein jugendliches Mädchen sich ihr zuwendet, deren Erscheinung Pablo elektrisiert – und im nächsten Moment neu justiert. Am Tag darauf postiert er sich nahe dem Pausenhof und erlauscht ihren Namen (María) sowie Bruchstücke eines Gesprächs, in dem es um Drogen geht. Das nutzt er aus, um María auf ihrem Heimweg anzusprechen und sich als Polizist in Zivil auszugeben, der [[Drogenhandel|Dealern]] auf der Spur sei. Sie ist vorsichtig genug, ihm nicht ganz zu trauen, reagiert aber weder abweisend noch geschmeichelt. Das imponiert ihm, und am Folgetag täuscht er eine Zufallsbegegnung in einem Park vor. Da María erneut zuhause erwartet wird, [[wikt:Poker|pokert]] er, indem er einen Treff am gleichen Ort um 17 Uhr des nächsten Tages vorschlägt; wenn sie nicht komme, sehe sie ihn nie wieder. Als die vereinbarte Zeit heran ist, bricht er auf, woraufhin María, die sich versteckt hat, ihn zurückruft. Er reagiert abweisend und verlangt, dass sie ihn bittet zu bleiben. Dem gibt sie schließlich nach, worauf sich ein beiderseits vertrauliches Gespräch entspinnt. Das setzt sich bei einem weiteren Treff in einem Schwimmbad fort.


Maria-Anna,gen. Marianne, Grfn.von Nostitz-Rieneck, verh.Frfr. von Ringhoffer hatte fünf Töchter: Maria, Anna (verehelichte [[Froschmair von Scheibenhof]]), Leopoldine ("Leo") von Felix, Selina (verehelichte Gräfin von [[Schönborn (Adelsgeschlecht)|Schönborn]]) und Dr. phil. Christiane (verehelichte [[Doderer (Adelsgeschlecht)|von Doderer]]). Nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft im Mai 1945 wurde sie von Revolutionsgarden aus ihrer Wohnung in Prag-Bubenec geholt und zusammen mit etwa 5000 Prager Deutschen in das Lager Device und später unter menschenunwürdigen Bedingungen in das [[Strahov-Stadion|Stadion von Strahov]] gesteckt. Mit ihrer Tochter Leo, die mehr als sieben Monate in dem berüchtigten Gefängnis [[Gefängnis Pankrác|Pankrác]] festgehalten wurde, konnte sie 1948 die Tschechoslowakei verlassen. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Graz, wo sie nach ihrem Tod 1952 in der Gruft der Freiherren von Daublebsky beigesetzt wurde.
Zur gleichen Zeit kommt auch in Pablos Firma einiges in Bewegung. Seine Mitarbeiterin, deren [[Probezeit]] abläuft, soll nicht übernommen werden; er verteidigt sie, aus Mitgefühl oder schlechtem Gewissen, gegenüber seinem Chef und einer [[Wirtschaftsprüfer]]in, die im Auftrag der Firmenzentrale eine [[Interne Revision|Revision]] vornimmt. Die attraktive junge Frau, wie Pablo [[Alleinstehender|Single]], sucht seine Nähe; er lädt sie in seinen Klub ein, verbringt eine Nacht mit ihr und weist sie danach ab. Von María will er sich lösen, weshalb er die [[Mobilfunk]]<nowiki />nummer, die sie ihm gegeben hat, zerreißt; die Spannung jedoch hält er nicht aus und wählt von seinem Büro aus ihre [[Festnetz]]<nowiki></nowiki>nummer – eben jene, unter der er zuvor anonym ihre Schwester Sonsoles in Verruf gebracht hatte. Diese hatte nach einem besonders aggressiven Telefonat mitten in der Nacht einen in ihrer Schuld stehenden Mann eingeschaltet (vermutlich ein Ex-Geliebter), der eine Rufnummernerkennung installieren ließ. Nun, da sie den [[Stalking|Stalker]] identifiziert hat, drängt sie darauf, ihm einen Denkzettel zu verpassen. Der Mann lenkt widerwillig ein und heuert drei käufliche Subjekte an, die Pablo beim Verlassen des Büros folgen und davon überrascht werden, ihn in Begleitung eines jungen Mädchens zu sehen – er hatte María beim zweiten Anruf erreicht und sich mit ihr verabredet. Als beide schließlich an einem einsamen Ort halten, schlagen die Übeltäter zu; statt sich jedoch Pablo vorzunehmen, wendet sich der Anführer María zu; da er sich anschickt, sie zu [[Vergewaltigung|vergewaltigen]], wehrt sie sich, worauf er ausrastet – mit tödlichen Folgen für sie. Die Täter flüchten, Pablo bleibt mit ihr zurück, fassungslos weinend. Das Schlussbild zeigt ihn, unbestimmte Zeit später, beim Antritt einer Gefängnisstrafe.


{{SORTIERUNG:Nostitzrieneck, Mariaanna Von}}
== Interpretation ==
[[Kategorie:Familienmitglied des Adelsgeschlechts Nostitz (Linie Rieneck)|Mariaanna]]
=== Titel ===
[[Kategorie:Titulargraf (Nostitz-Rieneck)|Mariaanna]]
Im Unterschied zum Filmtitel der englischsprachigen Version (The Weakness of the Bolshevik), entschied man sich bei der deutschsprachigen gegen eine Übertragung des Originaltitels (Die Schwäche des Bolschewiken) zu Gunsten eines alternativen: ''Der Fremde im Park''. Allerdings ist dieser in mindestens einem Punkt irreführend. Er suggeriert dem Zuschauer, der Film werde aus der Perspektive des Mädchens erzählt. Das trifft nicht zu, denn man erfährt von dem, was Pablo erlebt, weit mehr, als sie sieht, wogegen die Sicht auf sie und ihre Welt nahezu identisch ist mit der Pablos.
[[Kategorie:Person (Cisleithanien)]]
[[Kategorie:Österreicher]]
[[Kategorie:Geboren 1882]]
[[Kategorie:Gestorben 1952]]
[[Kategorie:Frau]]


{{Personendaten
Der Roman (La flaqueza del bolchevique), der dem gleichnamigen filmischen Original zugrunde liegt, baut dem Leser gleich zu Beginn eine Brücke zum Verständnis des Titels. Der [[Protagonist]], Ex-Student der [[Politikwissenschaft]] und ehemals [[Doktorand]] zur Thematik [[Russische Revolution]], erinnert sich beim Betrachten eines Fotos der Töchter des [[Nikolaus II. (Russland)|letzten Zaren]] an jenen [[Bolschewik]]en, der, beauftragt, sie zu erschießen, sich in die älteste Tochter, [[Olga Nikolajewna Romanowa (1895–1918)|Olga]], verliebt. Versteht man nun seine Liebe als die titelgebende „Schwäche“, lässt das wiederum unterschiedliche Wertungen zu. Positiv fällt sie aus, wenn man darin ein Zeichen der Menschlichkeit sieht, negativ hingegen, wenn man es als Merkmal mangelnder Reife betrachtet, etwas zu wollen, das „unmöglich“ ist.<ref name="ec2015/03/30">{{Internetquelle |url=https://elbigotedechaplin.wordpress.com/2015/03/30/critica-de-la-flaqueza-del-bolchevique/ |titel=De debilidades y errores|datum=2015-03-30|abruf=2023-02-12|werk=elbigotedechaplin.wordpress.com|autor=Migue Holguín }}</ref> So oder so kann man auch Pablos Liebe zu María beurteilen.
|NAME=Nostitz-Rieneck, Maria-Anna von

|ALTERNATIVNAMEN=Nostitz-Rieneck, Maria-Anna Franziska Gräfin von; Nostitz-Rieneck, Marianne Franziska Gräfin von
Der Film lässt noch eine andere Deutung seiner „Schwäche“ zu, gewollt oder versehentlich. Im Vorspann sieht man, wie Pablo in einem dicken Band blättert, einer Art ''Illustrierte Geschichte der Russischen Revolution''. Das letzte Foto ist den vier Töchtern von Nikolaus II. vorbehalten, deren Gesichter die Kamera nacheinander einfängt, in Alter und Schönheit sich steigernd bis zu Olga, wo ihr bzw. Pablos Auge länger verweilt. Allerdings zeigt es nicht jene Olga, die zum Zeitpunkt ihrer Begegnung mit dem Bolschewiken Anfang 20 ist. Die Olga, deren Anblick Pablo fesselt, ist gerade einmal halb so alt. Dies vor dem Hintergrund seiner schockhaften Erstbegegnung mit María lädt ein, in ihm einen Wiedergänger von [[Humbert Humbert]] zu sehen, mit dessen „Schwäche“ für [[Minderjährigkeit|minderjährige]] Mädchen. Die Filmkritik hat dies mehrheitlich verworfen.<ref name="ap2003-10-29">{{Internetquelle |url=https://www.aceprensa.com/resenas-cine-series/la-flaqueza-del-bolchevique/|titel=La flaqueza del bolchevique|datum=2003-10-29|abruf=2023-02-12|werk=aceprensa.com|autor=Juan Orellana }}</ref><ref name="fga9131">{{Internetquelle |url=https://www.fotogramas.es/peliculas-criticas/a9131/la-flaqueza-del-bolchevique/|titel=La flaqueza del bolchevique|datum=2008-05-29|abruf=2023-02-12|werk=fotogramas.es|autor=Mirito Torreiro }}</ref><ref name="ep850215">{{Internetquelle |url=https://elpais.com/diario/2003/10/31/cine/1067554804_850215.html?event_log=oklogin/|titel=Un gran descubrimiento|datum=2003-10-31|abruf=2023-02-12|werk=elpais.com|autor= }}</ref><ref name="var1200538841">{{Internetquelle |url=https://variety.com/2003/film/reviews/the-weakness-of-the-bolshevik-1200538841/|titel=The Weakness of the Bolshevik|datum=2003-10-02|abruf=2023-02-12|werk=variety.com|autor=Jonathan Holland }}</ref>
|KURZBESCHREIBUNG=österreichische Aristokratin und katholische Philanthropin

|GEBURTSDATUM=9. Juli 1882
== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
|GEBURTSORT=[[Horky nad Jizerou]], [[Böhmen]]
<references />
|STERBEDATUM=6. Mai 1952
|STERBEORT=[[Graz]]
}}

Aktuelle Version vom 13. Februar 2023, 14:51 Uhr

Marianne Nostitz (dritte von rechts) mit anderen Aristokraten bei einer Wohltätigkeits-Vorstellung im Jahre 1903

Maria-Anna (Marianne) Franziska Gräfin von Nostitz-Rieneck (* 9. Juli 1882 in Horka an der Iser, Böhmen; † 6. Mai 1952 in Graz), verehelichte Freifrau von Ringhoffer, war eine katholische Philanthropin, die während des Ersten Weltkriegs und in der Zwischenkriegszeit eine rege karitative Tätigkeit in Prag entfaltete und im sozialen und kulturellen Bereich eine namhafte Rolle spielte.

Die Tochter des Grafen Carl-Erwein von Nostitz-Rieneck (1850–1911), der als k.u.k. Kämmerer und Geheimer Rat sowie als erbliches Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats zu den führenden Repräsentanten des Hochadels in Böhmen gehörte, und der Marie, geb. Gräfin von Nostitz aus dem Hause Rokitnitz, heiratete am 31. Juli 1904 auf Schloss Plan den Freiherrn Alfred von Ringhoffer (1880–1938), den zweitgeborenen Sohn des Großindustriellen Franz von Ringhoffer III. und der Franziska, geb. Freiin Klein von Wisenberg. Diese damals ungewöhnliche Verbindung zwischen einem Geschlecht der Hocharistokratie und einer neu geadelten Unternehmerfamilie sorgte zunächst für einen Skandal in der Hofgesellschaft der Habsburgermonarchie, ermöglichte aber der strenggläubigen Braut mit den besten Kontakten zur Kirchenhierarchie ein umfassendes humanitäres Engagement. Im Reichtum der Familie ihres Mannes sah sie eine besondere Verpflichtung gegenüber Armen und Bedürftigen. Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei und der nazideutschen Okkupation setzte sie sich für tschechische und jüdische Mitbürger ein, die Unterdrückung und Verfolgung erleiden mussten.

Maria-Anna,gen. Marianne, Grfn.von Nostitz-Rieneck, verh.Frfr. von Ringhoffer hatte fünf Töchter: Maria, Anna (verehelichte Froschmair von Scheibenhof), Leopoldine ("Leo") von Felix, Selina (verehelichte Gräfin von Schönborn) und Dr. phil. Christiane (verehelichte von Doderer). Nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft im Mai 1945 wurde sie von Revolutionsgarden aus ihrer Wohnung in Prag-Bubenec geholt und zusammen mit etwa 5000 Prager Deutschen in das Lager Device und später unter menschenunwürdigen Bedingungen in das Stadion von Strahov gesteckt. Mit ihrer Tochter Leo, die mehr als sieben Monate in dem berüchtigten Gefängnis Pankrác festgehalten wurde, konnte sie 1948 die Tschechoslowakei verlassen. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Graz, wo sie nach ihrem Tod 1952 in der Gruft der Freiherren von Daublebsky beigesetzt wurde.