I.G. Farben und García Jofre de Loaísa: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Francisco José García Jofre de Loaísa''', Schreibweisen auch ''García Jofré de Loaisa'', ''Loaysa'' oder ''Loayza'', (* um [[1490]]; † [[30. Juli]] [[1526]] im [[Pazifik]]) war ein [[Spanien|spanischer]] [[Seefahrer]] und Leiter der glücklosen '''Loaísa-Expedition''', die einen Seeweg zu den [[Molukken|Gewürzinseln]] über den [[Atlantik]] und Pazifik durch Umrundung der Südspitze [[Südamerika]]s finden sollte. |
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{{Infobox Unternehmen |
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| Name = I. G. Farbenindustrie AG |
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| Logo = IG Farben Logo 001.svg |
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| Unternehmensform = [[Aktiengesellschaft (Deutschland)|Aktiengesellschaft]] |
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| ISIN = |
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| Gründungsdatum = 2. Dezember 1925 |
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| Auflösungsdatum = 31. Oktober 2012<ref>[https://www.handelsregisterbekanntmachungen.de/skripte/hrb.php?rb_id=304511&land_abk=he Bekanntmachung] des Amtsgerichts Frankfurt am Main, 5. November 2012.</ref> |
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| Auflösungsgrund = [[Liquidation]]/[[Insolvenz]] |
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| Sitz = [[Frankfurt am Main]] |
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| Leitung = Angelika Wimmer-Amend (Insolvenzverwalterin) |
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| Mitarbeiterzahl = |
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| Umsatz = |
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| Branche = [[Chemische Industrie]] |
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| Homepage = |
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Die '''I. G. Farbenindustrie AG''' ('''I. G.''' für [[Interessengemeinschaft]]), kurz '''I. G. Farben''', heute meist '''I.G. Farben''' oder '''IG Farben''' geschrieben, entstand Ende 1925 aus dem Zusammenschluss von acht deutschen Unternehmen – [[Agfa]], [[BASF]], [[Bayer AG|Bayer]], [[Cassella Farbwerke Mainkur|Cassella]], [[Chemische Fabrik Griesheim-Elektron]], [[Dr. E. ter Meer & Cie|Chemische Fabrik vorm. Weiler-ter Meer]], [[Hoechst]] und [[Chemische Fabrik Kalle]]. Die I.G. Farben hatte ihren Sitz in Frankfurt am Main. Sie wuchs in der [[Zeit des Nationalsozialismus]] unter anderem durch Enteignungen zum größten europäischen Unternehmen und größten Chemie- und Pharmaunternehmen der Welt. |
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== Vorgeschichte == |
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Heute ist das Unternehmen vornehmlich mit den in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen [[Kriegsverbrechen]] assoziiert. Die IG expandierte durch „[[Arisierung]]“<!--da das Wort "Arier" eine Erfindung der Nazis war und es keine Arier gibt, sollte das Wort ''Arisierung'' in Gänsefüßchen stehen--> vormals jüdischer Konkurrenten, beutete als Rüstungsunternehmen eine große Zahl an [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeitern]] aus und errichtete mit dem [[KZ Auschwitz III Monowitz]] das erste privat finanzierte [[Konzentrationslager]]. Mehrere Manager trugen den Titel [[Wehrwirtschaftsführer]]. Nach Kriegsende beschlagnahmte der [[Alliierter Kontrollrat|Alliierte Kontrollrat]] das Vermögen der I.G. Farben AG und ordnete die Aufspaltung des Unternehmens an. Im [[I.G.-Farben-Prozess]] mussten sich 23 leitende Angestellte des Unternehmens für die Plünderungen ausländischer Betriebe in den ehemaligen deutschen Feindländern Polen, Norwegen, Frankreich und der Sowjetunion verantworten. Ein weiterer Straftatbestand war die Versklavung, oftmals mit Todesfolge, der Häftlinge des KZs Auschwitz III Monowitz, sowie die Herstellung von Giftgas ([[Zyklon B]]) und dessen Lieferung an die [[SS]] zum Zwecke der massenhaften Tötung von Menschen. Zwölf Mitarbeiter wurden zu Haftstrafen verurteilt. |
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[[Datei:Elcano.jpg|mini|[[Juan Sebastián Elcano]], Chefnavigator der Loaísa-Expedition]] |
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Nachdem aus [[Ferdinand Magellan]]s Expedition eine (nicht beabsichtigte) [[Weltumsegelung]] hervorging und Magellan dabei mit der [[Magellanstraße]] einen neuen [[Seeweg]] zum Pazifik (und in weiterer Folge zu den Gewürzinseln im [[Indischer Ozean|Indischen Ozean]]) gefunden hatte, stattete der spanische König [[Karl V. (HRR)|Karl I.]] (Kaiser Karl V.) eine weitere Expedition aus, um sich den neuentdeckten Seeweg zu Nutze zu machen. Der Adelige Loaísa wurde mit dem Kommando betraut, ihm unterstanden sieben Schiffe und mehr als 450 Mann, darunter Verwaltungsbeamte und Händler, da geplant war, die Länder entlang der Route für Spanien in Besitz zu nehmen und wirtschaftlich zu nutzen. Als Chefnavigator fungierte [[Juan Sebastián Elcano]], der nach Magellans Tod (1521) dessen Weltumsegelung vollendet hatte. In weiterer Folge sollte es sich als problematisch herausstellen, dass Loaísas Geschwader aus Schiffen unterschiedlicher Bauart bestand, die sich in Größe und Geschwindigkeit unterschieden. |
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== Atlantiküberfahrt == |
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Im Jahr 1952 wurde die I.G. Farben in den drei westlichen Besatzungszonen zunächst in zwölf eigenständige Unternehmen aufgeteilt, von denen nach anschließenden Zusammenlegungen vier eigenständig blieben: BASF, Bayer, Hoechst und die kleinere Cassella. Die I.G. Farben ging 1952 in [[Liquidation]]. Das [[Abwicklung (Recht)|Abwicklungsverfahren]] dauerte rund 60 Jahre. Nach der [[Insolvenz]] Ende 2003 wurde die I. G. Farbenindustrie AG i. L. zum 31. Oktober 2012 im [[Handelsregister (Deutschland)|Handelsregister]] [[Löschung (Register)|gelöscht]]. |
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Loaísas Geschwader lief am 24. Juli 1525 aus dem spanischen Hafen von [[A Coruña]] aus. Nach einer Zwischenstation auf [[La Gomera]] in den ersten beiden Augustwochen erreichte Loaísa im Januar 1526 die [[Patagonien|patagonische]] Küste. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte das Flaggschiff ''Santa Maria de la Victoria'' zeitweilig den Kontakt zu den anderen Schiffen des Geschwaders verloren. |
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== Magellanstraße == |
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Die folgenden Monate wurden zum Albtraum für Loaísa und seine Crew. Man verbrachte viel Zeit, den Schiffsverband zu sammeln, weil die Schiffe aufgrund des schlechten Wetters und der [[Meeresströmung|Strömung]]en auseinanderdrifteten. Dabei erlitten zwei Schiffe Schiffbruch. Die Besatzung eines weiteren meuterte und setzte sich in den Atlantik ab. Während des ergebnislosen Versuchs, in die Magellanstraße einzufahren, wurde eines der Schiffe, die ''San Lesmes'' unter dem Kommando von [[Francisco de Hoces]], so weit südwärts abgetrieben, dass von Seefahrtshistorikern angenommen wird, dass Hoces entweder das ''Kap San Diego'' (den südöstlichsten Punkt [[Feuerland]]s) oder ''Kap San Juan'' auf der [[Isla de los Estados]] erreichte und somit der eigentliche Entdecker der [[Drakepassage]] wäre. Mitte Mai 1526 gelangte Loaísa schließlich mit den vier verbliebenen Schiffen doch noch in den Pazifik; Schiffe und Mannschaft befanden sich in einem erbärmlichen Zustand. |
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[[Datei:IG Farben.png|mini|450px|Entwicklung der IG Farben]] |
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Die erste [[Interessengemeinschaft]] der deutschen Teerfarbenindustrie entstand 1904. Initiator war der damalige Vorstandsvorsitzende des Unternehmens ''Friedrich Bayer & Comp.'' (Vorgängerin der heutigen [[Bayer AG]]), [[Carl Duisberg]]. Er hatte 1903 auf einer Reise in den [[Vereinigte Staaten|USA]] die dortigen [[Trust (Wirtschaft)|Trusts]] kennengelernt, Unternehmenszusammenschlüsse nach dem Muster der [[Standard Oil]]. Nach seiner Rückkehr verfasste er eine Denkschrift zur ''Vereinigung der deutschen Teerfarbenfabriken''. Nach seiner Auffassung wurde die Konkurrenzsituation der Industrie durch [[Preisdruck]] und [[Unlauterer Wettbewerb|unlautere Wettbewerbsmethoden]], wie [[Korruption]] und Abfindungszahlungen an missliebige Wettbewerber, nachteilig beeinflusst. Um „die Schäden der Konkurrenz zu beseitigen ohne ihre Vorteile zu verlieren“, schlug er die Bildung eines deutschen Farben-Trusts vor. |
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== Im Pazifik == |
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Die fünf in Frage kommenden Wettbewerber, neben Bayer noch [[Agfa]] (Berlin), [[BASF]] ([[Ludwigshafen am Rhein|Ludwigshafen]]), [[Hoechst|Farbwerke Hoechst]] in [[Frankfurt-Höchst|Höchst am Main]], [[Cassella Farbwerke Mainkur]] in [[Frankfurt-Fechenheim|Fechenheim am Main]] und die [[Chemische Fabrik Kalle]] in [[Wiesbaden-Biebrich|Biebrich]], standen einer Bündelung ihrer Interessen durchaus aufgeschlossen gegenüber, waren aber nicht an einem Zusammenschluss nach US-amerikanischem Vorbild unter Aufgabe ihrer Selbständigkeit interessiert, zumal in dieser Zeit die US-amerikanische Gesetzgebung mit dem [[Sherman Antitrust Act]] erste Schritte zur Einschränkung der [[Marktmacht]] von [[Wirtschaftskartell|Kartellen]] und [[Monopol|monopolistischen Konzernen]] unternahm. |
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Kaum im Pazifik angelangt, wurde das Geschwader durch einen Orkan endgültig getrennt. Die [[Karavelle]] ''San Lesmes'' unter dem Kommando von Hoces verschwand für immer, ihr weiteres Schicksal ist Grundlage zahlreicher Spekulationen möglicher spanischer Entdeckungen im [[Südpazifik]] Jahrhunderte vor den europäischen Entdeckungsfahrten in dieses Gebiet auf der Suche nach [[Terra Australis Incognita]]. |
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Ein weiteres Schiff, die kleine 50-Tonnen-Patache ''Santiago'', segelte 10.000 km nordwärts und erreichte die [[Mexiko|mexikanische]] Pazifikküste. Sie war damit das erste Schiff, das die Westküste Mexikos von Europa aus erreichte. |
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Der Besatzung der ''Santa María del Parral'' gelang die Durchquerung des Pazifiks. Vor [[Celebes]] erlitt sie jedoch Schiffbruch. Die Crewmitglieder wurden von Einheimischen gefangen genommen und versklavt. Vier Überlebende der ''Santa María del Parral'' wurden 1528 von einer späteren spanischen Expedition gerettet. |
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== Das Schicksal des Flaggschiffs == |
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Als Ergebnis von Duisbergs Initiative bildeten sich 1904 zwei Unternehmensblöcke: Agfa, BASF und Bayer schlossen sich zum ''Dreibund'' zusammen, der sich zunächst auf Erfahrungsaustausch und Verzicht auf Konkurrenz durch gemeinsame Produkte beschränkte. Etwas weiter gingen kurz zuvor die Farbwerke Hoechst und Cassella, die einen durch wechselseitige Kapitalverflechtungen und Lieferbeziehungen geprägten ''Zweibund'' („Interessengemeinschaft der Höchster Farbwerke mit der [[Cassella Farbwerke Mainkur#Geschichte|Leopold Cassella & Co.]]“) schlossen, der 1906 durch den Beitritt der Chemischen Fabrik Kalle zum ''Dreiverband'' wurde. Eine Verknüpfung zwischen beiden Unternehmensblöcken bestand in Form der ''[[Indigo]]-Konvention'', einer im Oktober 1904 getroffenen Marktabsprache zwischen BASF und den Farbwerken Hoechst, mit dem Ziel, dem britischen Naturindigomonopol ein eigenes, auf synthetischer Basis, entgegenzustellen, worauf der Markt für natürliches Indigo kollabierte: 1906 wurden 80 % des Indigo-Weltbedarfs von geschätzt 5000 Tonnen in Deutschland produziert.<ref>[[Werner Abelshauser]] (Hrsg.): ''Die BASF. Eine Unternehmensgeschichte.'' C. H. Beck Verlag, München 2002, S. 132 ff.</ref><ref>Arne Andersen: ''Historische Technikfolgenabschätzung am Beispiel des Metallhüttenwesens und der Chemieindustrie 1850–1933.'' (= ''Beihefte der Zeitschrift Fur Unternehmensgeschichte''. Band 90). Steiner, 1996, S. 238.</ref> |
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Das [[Flaggschiff]] ''Santa Maria de la Victoria'' war das einzige Schiff, das das Expeditionsziel erreichte: Wie Magellan erreichte man zunächst [[Guam]]. Dort traf die Mannschaft zu ihrer Überraschung auf einen Spanier, ''Gonzalo de Vigo'', der während Magellans Weltumsegelung desertiert war. Über [[Mindanao]] auf den [[Philippinen]] und [[Celebes]] erreichte die ''Santa Maria de la Victoria'' die östlichen Teile der [[Molukken|Gewürzinseln]] bei [[Halmahera]] im September 1526. |
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Weder Loaísa noch Elcano überlebten die Pazifiküberfahrt. Das Kommando übernahm zunächst ''Alonso Toribio de Salazar'', und dann – nachdem Salazar ebenfalls gestorben war – der [[Baske]] ''Martin Iñiguez de Carquizano''. Da es zu Gefechten mit den [[Portugiesen]] kam, steuerte Carquizano das [[Sultan]]at [[Tidore]] an, das seit Magellans Weltumsegelung Handelskontakte mit Spanien betrieb, und verschanzte sich dort. Vom benachbarten Fort [[Ternate]] aus war es den Portugiesen aber möglich, die Stellungen der Spanier zu beschießen und ihre Pflanzungen zu verwüsten. Carquizano wurde schließlich vergiftet. |
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Durch den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] ergab sich für die deutschen Farbenhersteller eine neue Situation. Ihre Auslandsorganisationen, [[Patent]]e und [[Warenzeichen]] wurden in den Ländern der [[Triple Entente|Kriegsgegner]] enteignet, die damit eigene Produktionskapazitäten aufbauten. Im Inland wurde die Produktion auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft umgestellt: An die Stelle von Farbstoffen und Arzneimitteln trat die Herstellung von [[Chemische Waffe|chemischen Kampfstoffen]] und [[Sprengstoff]]. Grundlage dafür war die [[Ammoniak]]synthese nach dem [[Haber-Bosch-Verfahren]], wodurch man völlig unabhängig von [[Nitrate#Salpeter|Salpeter]]-Importen aus Chile wurde. Trotzdem litt die Rohstoffversorgung unter der britischen [[Seeblockade]]. Zudem mangelte es an Arbeitskräften, da viele zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. |
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== Die Irrfahrt Saavedras == |
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Im August 1916 schlossen sich deshalb der ''Dreibund'' (Agfa, BASF und Bayer) und der ''Dreiverband'' (Hoechst, Cassella, Kalle) mit der [[Dr. E. ter Meer & Cie|Chemischen Fabrik vorm. Weiler ter Meer]] in [[Uerdingen]] zu einer zunächst auf 50 Jahre angelegten ''Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken'' zusammen. 1917 trat noch die [[Chemische Fabrik Griesheim-Elektron]] in [[Frankfurt-Griesheim|Griesheim]] dem später als ''Kleine I.G.'' bezeichneten Unternehmensverbund bei. Die Unternehmen blieben weiterhin rechtlich selbständig. 1924 übernahm die IG 35 % des Aktienkapitals der [[Rheinische Stahlwerke AG]], durch deren Bergwerke der [[Kohle]]bedarf gedeckt war. |
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Mittlerweile hatte [[Hernan Cortez]] von Mexiko aus drei Schiffe mit 110 Mann zur Rettung der Loaísa-Expedition ausgesandt. Die von [[Alvaro de Saavedra Cerón]] geleitete Expedition erreichte im März 1528 zwar Tidore, Saavedra hatte bei der Überfahrt aber bereits zwei Schiffe verloren und konnte militärisch nicht zu Gunsten der Spanier eingreifen. Er nahm die 24 Überlebenden der Loaísa-Expedition auf und segelte am 3. Juni unverrichteter Dinge wieder ab. |
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Um die Rückkehr nach Mexiko zu beschleunigen, wählte Saavedra eine direkte Ostroute quer durch bislang unerforschte Gewässer. Aufgrund widriger Windverhältnisse wurde er abgetrieben und gelangte an die Nordküste [[Neuguinea]]s, wo er einige Inselgruppen, so zum Beispiel die [[Schouten-Inseln]] und die [[Admiralitäts-Inseln]], entdeckte. Saavedra versuchte weiterhin, einen Kurs nach Osten zu halten und durchfuhr dabei die [[Karolinen]]. Durch starke Gegenwinde wurde er wieder an die Nordküste Neuguineas zurückgetrieben. Letztlich erreichte Saavedra noch die [[Marschall-Inseln]], in deren Nähe er verstarb. Entmutigt steuerte die Crew schließlich erneut die Molukken an. Im Dezember 1529 erreichte man Tidore, wo man sich den Portugiesen ergab. |
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[[Datei:Andres de Urdaneta.jpg|mini|[[Andrés de Urdaneta]], einer der wenigen Überlebenden der Loaísa-Expedition]] |
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== Portugiesische Gefangenschaft == |
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== I. G. Farbenindustrie AG == |
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Die Überlebenden der Loaísa-Expedition und die Crew Saavedras wurden gefangen genommen und mussten die nächste Enttäuschung erleben: Sie erfuhren, dass die spanische Krone im [[Vertrag von Saragossa]] 1529 auf die Gebiete westlich der [[Marianen]], somit insbesondere auf die Gewürzinseln, verzichtet hatte. |
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=== Fusion === |
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[[Datei:IG-Farben100RM-12-1925.jpg|mini|Aktie im Nennwert von 100 RM bei Gründung am 2. Dezember 1925, gezeichnet von Carl Duisberg und Carl Bosch]] |
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[[Datei:FarbstoffeIGFarben.jpg|mini|Auswahl von Farbstoffen der Gründungsunternehmen sowie der gegründeten I.G. Farben]] |
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[[Andrés de Urdaneta]], der bereits 1525 mit Loaísa losgesegelt war, gelang schließlich mit einigen Begleitern die Flucht. Bei ihrer Rückkehr nach Spanien 1536 hatten sie nach Elcano und seiner Crew nach elfjähriger Odyssee die zweite europäische Umrundung der Erde vollendet. |
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Im Frühjahr 1925 stimmten alle Direktoren der I.G.-Firmen der von [[Carl Bosch]] und [[Hermann Schmitz (Industrieller)|Hermann Schmitz]] vorgeschlagenen Fusion zu, weil die Gründung einer [[Holding]] vergleichsweise teuer war, und weil aus der bisher bestehenden [[Gesellschaft bürgerlichen Rechts (Deutschland)|GbR]], zu der die alte I.G. zusammengeschlossen war, die Mitglieder jederzeit austreten konnten. Am 28. Oktober 1925 wurden die Fusionsverhandlungen beendet und beschlossen, dass die BASF das Kapital der fusionierten Firmen der vormaligen I.G. übernimmt.<ref>Werner Abelshauser (Hrsg.): ''Die BASF: eine Unternehmensgeschichte.'' C. H. Beck Verlag, München 2002, S. 218 f.</ref> Hermann Schmitz wurde zum Finanzdirektor der I.G. Farben ernannt. Der Vertrag zur Gründung der ''I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft'' wurde am 21. November 1925 geschlossen und trat am 2. Dezember 1925 in Kraft. Beteiligt waren acht große Chemiefirmen: |
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* [[Agfa|Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation]] ([[Berlin]]) |
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* [[BASF|Badische Anilin- und Sodafabrik AG]] ([[Ludwigshafen am Rhein]]) mit der [[Leunawerke|Ammoniakwerk Merseburg GmbH]] ([[Merseburg]]/[[Leuna]]) |
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* [[Bayer AG|Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co.]] ([[Leverkusen]]) |
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* [[Chemische Fabrik Griesheim-Elektron#1925 bis 1952|Chemische Fabrik Griesheim-Elektron]] ([[Frankfurt-Griesheim]]) |
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* [[Chemische Fabrik Kalle|Chemische Fabrik Kalle & Co. AG]] ([[Wiesbaden-Biebrich|Biebrich]]) |
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* [[Dr. E. ter Meer & Cie|Chemische Fabriken Weiler-ter Meer]] ([[Uerdingen]]) |
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* [[Cassella Farbwerke Mainkur|Farbwerke Leopold Cassella & Co.]] ([[Frankfurt-Fechenheim|Fechenheim]]) |
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* [[Hoechst#1914 bis 1952|Farbwerke vorm. Meister Lucius und Brüning AG]] ([[Frankfurt-Höchst|Höchst am Main]]) |
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Im Jahr 1926 schloss sich noch die [[Pulverfabrik Rottweil|Köln-Rottweil AG]] mit der [[Eilenburger Chemiewerk|Deutschen Celluloid-Fabrik AG]] in [[Eilenburg]] der I.G. Farben an. Vereinbart wurde die konkurrenzlose Zusammenarbeit innerhalb einer Interessengemeinschaft. Dazu wurden die [[Aktiva]] als Ganzes (d. h. inkl. aller Tochtergesellschaften) an die BASF AG übertragen. Die Aktionäre erhielten dafür im Tausch BASF-Aktien in gleichem [[Nennwert]]. Anschließend änderte die BASF ihre [[Firma]] in ''I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft''. Alle beteiligten Einzelunternehmungen fungierten danach nur noch als „Werke“ der I.G. Farben. Das [[Grundkapital]] betrug nach der Fusion 1926 rund 1,1 Milliarden Reichsmark. |
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=== Logo === |
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[[Datei:IG Farben Logo 001.svg|mini|hochkant=0.5|Logo der I.G. Farben]] |
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Das etwa 1925 entstandene Logo der I.G. Farben enthält die Lettern i (mit [[Serife]]n und i-Punkt) und G, wobei der horizontale Balken des G in der unteren Serife des i entspringt. Die einhüllende Kontur erinnert an einen [[Rundkolben]] aus Glas oder einen ebenso geformten chemischen Reaktor, wie er für die chargenweise Durchführung von chemischen Synthesen im technischen Maßstab verbreitet ist. |
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=== Organisation === |
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Die Organisation der IG war straff zusammengefasst und umfasste verwaltungsmäßig folgende Gremien: |
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* Aufsichtsrat. Erster [[Aufsichtsratsvorsitzender]] war [[Carl Duisberg]] (Werk Leverkusen). Mitgliederzahl: 50 (1926), 50 (1930), 20 (1939), 19 (1941).<ref name="Geschäftsberichte online">Geschäftsberichte der I.G. Farben, [https://pm20.zbw.eu/mirador/?manifestId=https://pm20.zbw.eu/iiif/folder/co/011650/manifest.json hier] online verfügbar. Die Listen zu den Mitgliedern in Gremien geben den nicht den Stand im Berichtsjahr an, sondern den aktuellen Stand im Folgejahr (Jahr der Veröffentlichung); ggf. sind ergänzende Hinweise zum Ausscheiden von Mitgliedern im Berichtsjahr zu beachten.</ref> |
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* Verwaltungsrat (bis 1937), ein leitendes Gremium innerhalb des Aufsichtsrats. Mitgliederzahl: 11 (1926), 8 (1930), 4 (1937).<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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* Vorstand. Erster Vorstandsvorsitzender war [[Carl Bosch]] (Werk Ludwigshafen). Mitgliederzahl: 82 (1926), 27 (1938), 22 (1944). |
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* Arbeitsausschuss, der faktisch die Aufgaben des überbesetzten Vorstands übernahm. Mitgliederzahl: 26.<ref name="wollheim-memorial.de Organisation"/> |
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* Zentralausschuss (ab 1930),<ref name="wollheim-memorial.de Organisation"/> ein leitendes Gremium innerhalb des Vorstands. Mitgliederzahl: 7 (1930), 8 (1936), 8 (1940).<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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* Technischer Ausschuss (TEA) mit 41 Unterausschüssen. |
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* Kaufmännischer Ausschuss mit etwa 20 Mitgliedern. |
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* ''Gemischte Ausschüsse'' (Chemikalienausschuss, Farbenausschuss, Pharmazeutische Hauptkonferenz). |
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Die Produktion wurde in vier Betriebsgemeinschaften organisiert: Oberrhein, Mittelrhein/Maingau, Niederrhein und Mitteldeutschland/Berlin.<ref name="wollheim-memorial.de Organisation">[http://www.wollheim-memorial.de/de/organisation_der_ig_farbenindustrie_ag_in_den_1920er_jahren ''Organisation der I.G. Farbenindustrie AG in den 1920er Jahren''] wollheim-memorial.de</ref> |
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=== Aktivitäten und Entwicklung in den ersten Jahren === |
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[[Datei:El Paral·lel 1894-1939- exhibit at CCCB in Barcelona (82).JPG|mini|Glasampullen mit Pharmazeutika der IG Farben, hergestellt in verschiedenen Werken]] |
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Der I.G.-Farben-Konzern stellte neben [[Grundchemikalie]]n [[Farbstoff]]e, Arzneimittel, [[Kunstfaser]]n, fotografische Materialien sowie (mittels [[Kohleverflüssigung]]) [[Vergaserkraftstoff|Vergaser-]] und [[Dieselkraftstoff]]e her. Über die [[Synthese (Chemie)|Synthese]] von [[Ammoniak]] nach dem [[Haber-Bosch-Verfahren]] konnte [[Ammoniumnitrat]] zur Herstellung von [[Stickstoffdünger]] und Sprengstoffen ([[Ammoniumpikrat]]) erzeugt werden. |
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Für den konzernweiten Vertrieb wurden für die Produktgruppen Farbstoffe, Chemikalien, Pharmazeutika, Photobedarf und Kunstfasern Verkaufsgemeinschaften (VG) gegründet, während der Düngerverkauf bei der seit 1919 bestehenden Berliner Stickstoff-Syndikat GmbH verblieb.<ref>Werner Abelshauser (Hrsg.): ''Die BASF: eine Unternehmensgeschichte.'' C. H. Beck Verlag, München 2002, S. 231.</ref> |
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Ab 1926 erfolgten [[Antisemitismus|antisemitische]] Angriffe gegen die I.G. Farben sowohl von linken Parteien, als auch von den Nationalsozialisten. „International kapitalistisches und jüdisches Unternehmen“, „IG = Isidore G. Farber“ oder „IG Moloch“ waren Schlagzeilen aus der damaligen Presse.<ref>https://archiv.fitg.de/fitg_deutsch/aktiv/achema_2000/geschichte_chemie.html#seitenanfang</ref> Bekannte jüdische Unternehmer und Bankiers der I.G. Farben waren damals [[Max Warburg]], [[Arthur von Weinberg]] und [[Carl von Weinberg]], [[Otto von Mendelssohn Bartholdy]], [[Alfred Merton]], [[Ernst von Simson]] und [[Kurt Oppenheim]]. Die [[Deutsche Volkspartei#Abschwung und Ende|Deutsche Volkspartei]] (DVP), (z. B. [[Wilhelm Ferdinand Kalle]]), favorisiert die I.G. Farben. |
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Um 1927 wurde das in den Elberfelder Laboratorien der I.G. Farben entdeckte und von [[Wilhelm Roehl]] im [[Plasmodium#Vögel infizierende Plasmodien|Vogelmalariaversuch]] als wirksam befundene ''Plasmochin'' (vgl. [[Embonsäure]]) in die Therapie eingeführt.<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 65.</ref> |
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Im ''Ammoniakwerk Merseburg – [[Leunawerke|Leuna Werke]]'' begann 1926 die Herstellung von [[Leuna-Benzin|synthetischem Benzin]] durch [[Kohleverflüssigung]] ([[Hydrierung]]) nach dem [[Bergius-Pier-Verfahren]]. Es bestand die Gefahr, dass dies eine der größten Fehlinvestitionen werden würde, weil die Herstellungskosten die des herkömmlichen Benzins ([[Erdölverarbeitung|aus Erdöl]]) überstiegen. Mittelfristig war ohne Subventionen des Staates die Benzinsynthese nicht überlebensfähig. Deshalb trafen sich am 25. Juni 1932<ref>Otto Köhler: ''Hitler ging – sie blieben.'' KVV konkret, Hamburg 1996, ISBN 3-930786-04-4, S. 21.</ref> Leuna-Direktor [[Heinrich Bütefisch]] und der Leiter der firmeneigenen Pressestelle [[Heinrich Gattineau]] in München mit [[Adolf Hitler]]. Sie sollten im Auftrag von Carl Bosch herausfinden, ob das für den Weltmarkt zu teure synthetische Benzin der I.G. Farben auch weiterhin durch [[Schutzzoll|Schutzzölle]] konkurrenzfähig bleiben würde. Hitler versicherte ihnen, dass er synthetischen Treibstoff für ein politisch unabhängiges Deutschland als zwingend notwendig erachte. Carl Bosch kommentierte das mit „Der Mann ist ja vernünftiger, als ich dachte.“<ref>Otto Köhler: ''… und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben und ihrer Väter.'' Rasch und Röhrig, Hamburg/Zürich 1986, Papyrossa, Köln 1989, ISBN 3-89136-081-9, S. 214.</ref> |
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[[Datei:IG Farben Gebaeude Uni Frankfurt.jpg|mini|Das [[I.G.-Farben-Haus]] in Frankfurt am Main wird heute von der [[Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main|Goethe-Universität]] genutzt]] |
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Das 1931 fertiggestellte [[I.G.-Farben-Haus]] am [[Sitz (juristische Person)|Unternehmenssitz]] Frankfurt am Main war zur damaligen Zeit eines der größten Bürogebäude [[Europa]]s. Auch wenn es unter der IG-Führung bis 1933 keine Mitglieder der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] gab, so sollte sich das bald grundlegend ändern.<ref>Ernst Bäumler, Die Rotfabriker – Familiengeschichte eines Weltunternehmens (Hoechst), Piper 1988, S. 277 f., [http://archiv.fitg.de/fitg_deutsch/aktiv/achema_2000/geschichte_chemie.html#seitenanfang Geschichte der Chemie in Frankfurt].</ref> Nach Aussage von [[Max Ilgner]] und [[Heinrich Gattineau]] sollen von der Gesamtsumme der verteilten Geldern des [[Kalle-Kreis]]es, die NSDAP zehn bis fünfzehn Prozent erhalten haben.<ref>[[Henry Ashby Turner]]: ''Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers''. Berlin 1985, S. 319 f.</ref> Der Kalle-Kreis war ein Ende 1922 gegründeter informeller Lobby-Verein der I.G. Farben. |
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Die Belegschaft der IG wuchs, auch durch „Arisierungen“, von 94.000 Mitarbeitern (1926) auf 138.000 Mitarbeiter (1938).<ref>S. Balke: ''Der IG-Farben-Prozeß in Nürnberg.'' In: ''Chemie Ingenieur Technik – CIT.'' 21, 1949, S. 33–37, [[doi:10.1002/cite.330210111]].</ref> |
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== I.G. Farben in den USA == |
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Im Jahre 1929 wurde aus den Auslandsvertretungen der Mitgliedsfirmen in den USA die Holding ''IG Chemical Corporation'', später umbenannt in [[General Aniline & Film Corporation]] (GAF), gegründet. Bis zur [[Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die Vereinigten Staaten|Kriegserklärung Deutschlands an die Vereinigten Staaten]] am 11. Dezember 1941 gab es enge wirtschaftliche Verknüpfungen zwischen der I.G. Farben und amerikanischen Banken und Chemiekonzernen, wie Rockefellers [[ExxonMobil|Standard Oil of New Jersey]]. Die seit 1929 mit der [[Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft|Standard Oil of New Jersey]] bestehenden Geschäftsbeziehungen (und Kartellabsprachen) wurden auch während des Zweiten Weltkriegs aufrechterhalten. Duisbergs Sohn Walther (1892–1964) vertrat ab 1925 in den USA als Patentanwalt die deutschen Interessen in der ''American I.G.''<ref>[http://books.google.de/books?id=d-0_Fy_3bJYC&pg=PA29&dq=duisberg+sohn+walther&hl=de&sa=X&ei=xIWZU-XgKeql4gT6voCQDA&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=walther%20willst%C3%A4tter%20dresden&f=false Carl Duisberg (1861–1935): Briefe eines Industriellen S. 638.]</ref> Die ''GAF'' besteht noch heute unter dem Firmennamen ''GAF Materials Corporation''. |
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[[Hjalmar Schacht]] nahm es im Jahr 1929 als völlig sicher an, dass die „I. G. Farben, die A.E.G. und andere erstklassige deutsche Werke heute schon in sehr weitem Umfange in amerikanischem Besitz“ seien.<ref>''Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik'' ([https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/102/index.html Online-Version]). ''Das Kabinett Müller II (1928–1930)'', [https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/102/mu2/mu21p/index.html Band 1], Dokument [https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/102/mu2/mu21p/kap1_2/para2_190.html Nr. 190]: ''Besprechung über die Reparationslage. 1. Mai 1929, 17.30 Uhr.'' Zitiert bei [[Joachim Radkau]], [[Imanuel Geiss]] (Hrsg.): ''Imperialismus im 20. Jahrhundert''. München 1976, S. 214.</ref> |
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== I.G. Farben in der Zeit des Nationalsozialismus == |
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[[Datei:IG Farben 1932.jpg|mini|hochkant=1.8|Chemische IG-Farben-Werke vor der [[Machtergreifung]] (1933)]] |
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[[Datei:IG Farben 1943.jpg|mini|hochkant=1.8|Chemische IG-Farben-Werke während des Zweiten Weltkrieges (1943)]] |
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[[Hermann Schmitz (Industrieller)|Hermann Schmitz]], [[Heinrich Hörlein]], [[Wilhelm Rudolf Mann]], [[Fritz Gajewski]] und [[Hans Kühne]] traten in die NSDAP ein.<ref>Joseph Borkin, ''The crime and punishment of IG Farben'', Andre Deutsch 1979, Kapitel ''IG prepares Hitler for war''.</ref> Unter dem Vorsitz von Carl Bosch stimmte die I.G.-Farben-Generalversammlung Anfang Dezember 1932 dem Programm der [[Mitteleuropäischer Wirtschaftstag#Agrarkartellierung|Agrarkartellierung]] zu, einem Interessenkompromiss von Industrie und Großagrariern. Nach Auffassung von [[Alfred Sohn-Rethel]] bereitete dieser Entschluss des damals größten Konzerns Europas den Weg zum [[NS-Staat]] mit vor.<ref name="Borkin">[[Joseph Borkin]]: ''Die unheilige Allianz der I.G.-Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich.'' Campus, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-593-34251-0, S. 57 f.</ref><ref name="ASR">[[Alfred Sohn-Rethel]]: ''Industrie und Nationalsozialismus. Aufzeichnungen aus dem „Mitteleuropäischen Wirtschaftstag“.'' Wagenbach, Berlin 1992, ISBN 3-8031-2204-X, S. 87.</ref> In Folge der [[Weltwirtschaftskrise]] wurde 1933 die ''Wirtschaftspolitische Abteilung'' (WiPo) aufgebaut, die die Zusammenarbeit der I.G. mit der NSDAP fördern sollte<ref>Stefan Hörner: ''Profit oder Moral. Strukturen zwischen I.G.<!--sic, ohne Leerzeichen--> Farbenindustrie und Nationalsozialismus''. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2012, S. 27.</ref> und die sich mit Fragen zur Gesetzgebung, Besteuerung und Außenwirtschaftspolitik beschäftigte. |
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Beim [[Geheimtreffen vom 20. Februar 1933]] in [[Hermann Göring]]s Amtssitz im [[Reichstagspräsidentenpalais]], auf dem eine Gruppe von Industriellen einen Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark für die NSDAP beschloss, nahm als Vertreter der I.G. Farben das Vorstandsmitglied [[Georg von Schnitzler]] teil. Die I.G. Farben beteiligte sich an diesem Wahlfonds mit 400.000 RM und überwies die Summe an die NSDAP-Parteikasse am 28. Februar 1933, einen Tag nach dem [[Reichstagsbrand]]. Die [[Sturmabteilung|SA]] unterhielt ein als „Schwarze Kasse“ bezeichnetes Konto bei der [[Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank|Bayerischen Hypo- und Wechselbank]] mit dem Namen „B 2“ für Spenden aus Industriekreisen, auf das die IG Farben über 500.000 Reichsmark einzahlte.<ref>Karsten Heinz Schönbach: ''Die deutschen Konzerne und Nationalsozialismus 1926–1943''. Berlin 2015, S. 201 f.</ref> Im Winter 1933/34 spendete die IG Farben nach Aussage von [[Heinrich Gattineau]] 200.000 Reichsmark für Mäntel der SA.<ref>[[Hans Radandt]] (Hrsg.): ''Fall 6. Ausgewählte Dokumente und Urteil des IG-Farben-Prozesses''. Berlin 1970, S. 53.</ref> |
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Die neue Regierung schloss 1933 mit der I.G. Farben das [[Feder-Bosch-Abkommen]] über eine Absatz- und Mindestpreisgarantie für 350.000 Tonnen synthetisches Benzin und bewahrte so das Unternehmen vor insgesamt 300 Millionen Reichsmark Verlust. Ab dem Jahr 1934 beteiligte sich die I.G. Farben als Gründungsmitglied und in der Folgezeit führendes Unternehmen an der [[Braunkohle-Benzin AG]] (BRABAG). 1935 wurde [[Hermann Schmitz (Industrieller)|Hermann Schmitz]] Nachfolger von Carl Bosch als Vorstandsvorsitzendem und 1940 [[Carl Krauch]] Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender. Krauch hatte eine Doppelfunktion. Er machte auch in der Regierung Karriere und brachte es bis zum Direktor der rüstungswirtschaftlichen Kommandozentrale und Bevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Produktion. |
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1937 wurden alle jüdischen Manager und rund ein Drittel des Aufsichtsrats entlassen, darunter [[Carl von Weinberg]], [[Arthur von Weinberg]], [[Otto von Mendelssohn Bartholdy]], [[Alfred Merton]], [[Richard Merton]], [[Ernst von Simson]], [[Wilhelm Peltzer (Unternehmer)|Wilhelm Peltzer]] sowie [[Gustav Schlieper (Industrieller, 1880)|Gustav Schlieper]]. |
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1937 erfolgte eine Lockerung der [[Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP|Aufnahmesperre]] und die Vorstandsmitglieder [[Carl Krauch]], [[Fritz ter Meer]], [[Georg von Schnitzler]], [[Max Ilgner]], [[Otto Ambros (Chemiker)|Otto Ambros]], [[Friedrich Jähne]], [[Christian Schneider (Chemiker)|Christian Schneider]], [[Carl Wurster]], [[Carl Lautenschläger (Mediziner)|Carl Lautenschläger]] und [[Ernst Bürgin]] traten der NSDAP bei.<ref>Joseph Borkin, ''The crime and punishment of IG Farben'', Andre Deutsch 1979, Kapitel ''IG prepares Hitler for war''.</ref> |
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Die I.G. Farben expandierte stark, auch durch „[[Arisierung]]en“, also die günstige Übernahme jüdischer und kriegsbedingt treuhänderischer Vermögenswerte, zum Beispiel des vormaligen Konkurrenten [[Aussiger Verein]]. Ihr gehörten zu Spitzenzeiten in Deutschland 200 Werke sowie etwa 400 deutsche und 500 ausländische Unternehmensbeteiligungen. Aufgrund dieser Expansion wurde die I.G. Farben seinerzeit das größte Unternehmen Europas und das viertgrößte der Welt (nach [[General Motors]], [[US Steel]] und [[Standard Oil Company|Standard Oil]]). |
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=== Aufrüstung und Schattenfabriken === |
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[[Datei:ElewatorWeglowyPolice.jpg|mini|hochkant|Ruine auf dem ehemaligen Werksgelände der [[Hydrierwerke Pölitz AG]] in [[Police (Woiwodschaft Westpommern)|Pölitz]], ehemals [[Vorpommern]], heute [[Woiwodschaft Westpommern]] in [[Polen]]]] |
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Mit der Stickstoffproduktion zur Herstellung von Sprengstoffen und [[Treibladung]]en, [[Buna (Kautschuk)|Buna]] (einem synthetischen Kautschukersatz), synthetischem Benzin aus Kohle und einer Legierung aus [[Magnesium]] und [[Aluminium]] unter der Bezeichnung ''[[Elektron (Werkstoff)|Elektron]]'' waren so vor und im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] bei entsprechenden Mengen- und Preisgarantien durch die Machthaber höchst profitable Geschäfte zu machen. Weitere bekannte Produkte von I.G. Farben waren u. a. die [[Kunstfaser]] [[Polyamide#Fasern|Perlon]] und der [[Nervenkampfstoff]] [[Tabun]]. |
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Die I.G. spielte eine wichtige Rolle im [[Vierjahresplan]]. So basierte Hitlers [[Denkschrift zum Vierjahresplan]] auf Unterlagen der I.G., und in der Folge wurden viele Posten der Vierjahresplanbehörde mit deren Mitarbeitern besetzt, denen die I.G. außerordentlich hohe Gehälter zahlte, um sie mit dem Konzern verbunden zu halten. Das Unternehmen präsentierte am 15. Februar 1936 auf der [[Internationale Automobilausstellung|26. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung Berlin]] (IAMA) den ersten [[Autoreifen]] aus synthetischem Buna-Kautschuk.<ref>''Augsburger Allgemeine'' vom 15. Februar 2011, Rubrik ''Das Datum''.</ref> |
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1937 wurden Pläne zur wirtschaftlichen [[Mobilmachung]] der IG-Werke ausgearbeitet, die als Kriegs- und lebenswichtige Betriebe taxiert wurden. Von der [[Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft]] (WIFO), an deren Gründung die IG-Farben zu 25 % beteiligt war, erhielt die IG neben Baukosten auch eine Art Lizenzgebühr zur Errichtung geheimer Schattenfabriken, die im Kriegsfall in die Rüstungsproduktion eingebunden werden sollten.<ref>Stefan Hörner: ''Profit oder Moral. Strukturen zwischen I.G.<!--sic, ohne Leerzeichen--> Farbenindustrie und Nationalsozialismus''. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2012, S. 35.</ref> Während des [[Spanischer Bürgerkrieg|spanischen Bürgerkrieges]] spendete die Gesellschaft den Putschisten mehrmals Beträge in Höhe von 100.000 Peseten. Gemeinsam mit [[Siemens]] und anderen deutschen Unternehmen unterstützte der Konzern die „Legion Vidal“, die Sanitätstruppe der Putschisten, und rüstete die Kämpfer aus. Bei den Luftangriffen der „[[Legion Condor]]“ auf [[Luftangriff auf Gernika|Guernica]] und andere baskische Städte kam die von der I.G. Farben produzierte [[Stabbrandbombe|Elektron-Thermit-Stabbrandbombe B 1 E]] zum Einsatz.<ref>[http://www.cbgnetwork.org/3991.html ''Die IG FARBEN im Spanischen Bürgerkrieg''].</ref> |
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Mit der [[Vermittlungsstelle W]] kooperierte die IG direkt mit der [[Wehrmacht]] in Fragen der [[Aufrüstung der Wehrmacht|Aufrüstung]]. |
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[[Carl Krauch]], I.G.-Vorstandsvorsitzender und Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung, forderte am 28. April 1939 vor dem Generalrat des [[Vierjahresplan#Der Plan|Vierjahresplans]]: |
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{{Zitat |
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|Text=Heute wie 1914 erscheint die deutsche politische und wirtschaftliche Lage – eine von der Welt belagerte Festung – eine rasche Kriegsentscheidung durch Vernichtungsschläge gleich zu Beginn der Feindseligkeiten zu verlangen. […] Deutschland muß das eigene Kriegspotential und das seiner Verbündeten so stärken, daß die Koalition den Anstrengungen fast der ganzen übrigen Welt gewachsen ist. |
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|ref=<ref>Wolfgang Michalka: ''Deutsche Geschichte 1939–1945''. Frankfurt am Main 1999, S. 123.</ref>}} |
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=== Zweiter Weltkrieg, Zwangsarbeit, KZ Auschwitz III === |
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[[Datei:Auschwitz-Birkenau Complex - Oswiecim, Poland - NARA - 305897.jpg|mini|USAAF-Luftbild Auschwitz Juni 1944]] |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-2007-0076, IG-Farbenwerke Auschwitz.jpg|mini|Barackenlager der I.G. Farbenwerke Auschwitz, 1941, Bundesarchiv]] |
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[[Datei:Bundesarchiv Bild 146-2007-0057, IG-Farbenwerke Auschwitz.jpg|mini|BUNA-Fabrik der I.G. Farben in Auschwitz]] |
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Von den 43 Hauptprodukten der I.G. während des Krieges waren 28 Produkte von [[Kriegswirtschaft Deutschland|rüstungswirtschaftlicher]] Bedeutung. Die I.G. Farben übernahm eine Reihe von Chemiewerken in den besetzten Gebieten, wie die [[Apollo-Raffinerie]] in Pressburg/Bratislava oder die [[Pulverfabrik Skodawerke-Wetzler]] in Wien. Mit dem [[Francolor-Abkommen]] nutzte sie die [[Deutsche Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg]] aus und raubte 51 % der französischen Farbstoffindustrie. |
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Eine Beteiligungsgesellschaft der [[Degussa AG]], [[Th. Goldschmidt|Th. Goldschmidt AG]] und der I.G. Farben AG, die [[Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung]] (Degesch), vertrieb das Schädlingsbekämpfungsmittel [[Zyklon B]], das in den Gaskammern des [[KZ Auschwitz-Birkenau|Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau]] zum Massenmord eingesetzt wurde. Mitarbeiter der IG-Abteilung Abwehr, die u. a. mit der Abwehr von Industriespionage und der Bekämpfung von Schiebergeschäften betraut waren, wussten nachweislich über die Vergasung der Juden in Auschwitz Bescheid.<ref>Stefan Hörner: ''Profit oder Moral. Strukturen zwischen I.G.<!--sic, ohne Leerzeichen--> Farbenindustrie und Nationalsozialismus''. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2012, S. 36, S. 40.</ref> Der starke Bedarf an Rohstoffen zur Kriegführung, wie Synthetikkautschuk und -benzin, führte 1941 zur Errichtung der [[Buna-Werke]] in Auschwitz. Für die Häftlinge, die die Fabrik bauen mussten, wurde extra das [[Konzentrationslager]] [[KZ Auschwitz III Monowitz|Monowitz, Auschwitz III]] errichtet. Durch die Oststeuerhilfe-Verordnung vom Dezember 1940 blieben die von der IG-Farben in Auschwitz investierten rund 600 Millionen Reichsmark steuerfrei. Am 26. Februar 1941 entsprach Himmler fast wortgetreu dem Wunsch des IG-Farben-Konzerns und befahl die zügige Aussiedlung aller Juden aus der Stadt Auschwitz.<ref>[[Sybille Steinbacher]]: ''Auschwitz. Geschichte und Nachgeschichte'' (= ''Beck'sche Reihe.'' 2333). Beck, München 2004, S. 37 ff.</ref> |
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Die Wahl von Auschwitz für den Betrieb der Fabrik war eher zufällig. Während [[Heinrich Himmler|Himmler]] über die Eignung von [[Oświęcim|Auschwitz]] als Ort für eine östliche Modellsiedlung nachsann, fiel die Wahl von [[Otto Ambros (Chemiker)|Otto Ambros]], einem Direktionsmitglied des Unternehmens, völlig unabhängig von diesen Plänen auf dieselbe Region. Dabei dachte er an die für den Betrieb der Fabrik benötigten 525.000 Kubikmeter Wasser pro Stunde, an eine gute Eisenbahnanbindung und den geforderten luftgesicherten Raum. Bei einer Sichtung der verfügbaren Flächen hatte er sich Ende 1940 auf den Zusammenfluss dreier Flüsse festgelegt: der [[Soła]], der unteren [[Weichsel]] und der [[Przemsa|Przemsza]]. Die nächstgelegene Kleinstadt war Auschwitz. Nach einer Anfrage erhielt Ambros von den dortigen deutschen Bürgermeistern eine Fülle von Informationen. Durch Zufall entwickelte sich nun zweierlei gleichzeitig: Himmler wollte beim Aufbau seiner Kolonien im Osten Zehntausende von [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeitern]] einsetzen, und die I.G. Farben konnte nun auf diese in großem Umfang zurückgreifen, da man große Bedenken hatte, ob die Region den nötigen Komfort für die anfangs gedachten deutschen Arbeiter bieten könne. Man ging eine unheilvolle Symbiose ein: Die [[Schutzstaffel#Kriegsverbrechen, Holocaust und Völkermord|SS-Einheiten]] waren für die Verfügbarkeit und Bewachung der Gefangenen zuständig, und die I.G. würde die Investitionen tätigen und das Baumaterial heranschaffen. Bau und Betrieb dieser Fabrik, die eine Fläche von ungefähr 30 km² einnahm, forderten nach Schätzungen 20.000 bis 25.000 Menschenleben.<ref>Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München 2000, ISBN 3-598-24032-5, S. 187.</ref> |
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Die Anlage konnte aufgrund des Kriegsverlaufs nie [[Buna (Kautschuk)|Kunstkautschuk]] oder andere synthetische Stoffe (außer [[Methanol]]) produzieren. Dies auch deshalb, weil die Großbauten zur Herstellung von synthetischen Produkten zu einem großflächigen Verbund voneinander abhängiger Fertigungsanlagen geführt hatten, der verletzlich für Bombenangriffe war. Das Buna-Werk von Auschwitz wird bis heute betrieben und ist die mit Abstand größte Kunstkautschuk-Fabrik Polens.<ref name="Cornwell">John Cornwell: ''Forschen für den Führer. Deutsche Naturwissenschaftler und der zweite Weltkrieg.'' Lübbe-Verlag, 2004, ISBN 3-7857-2165-X, S. 417 ff.</ref> |
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Außerdem gehörte I.G. Farben während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] zu den deutschen Unternehmen, die ihre Materialien von Häftlingen im [[KZ Sachsenhausen]] testen ließen.<ref>{{Internetquelle |autor=Anne-Sophie Lang |url=https://www.zeit.de/2014/47/konzentrationslager-experimente-schuhe-testen |titel=Experimente im Konzentrationslager: Blut im Schuh |datum=2014-11-13 |sprache=de |abruf=2020-08-27}}</ref> Dabei mussten die KZ-Häftlinge im sogenannten [[Schuhläufer-Kommando]] eine mit unterschiedlichen Belägen ausgestattete 700 Meter lange Teststrecke mehrmals bis zu 40 Kilometer zurücklegen. Die Dauerläufe waren de facto [[Todesmarsch|Todesmärsche]], da die Läufer erschossen wurden, wenn diese infolge von [[Ermüdung (Physiologie)|Ermüdung]] zusammenbrachen. Die Zahl der Mitarbeiter einschließlich der Zwangs- und Fremdarbeiter wuchs bis 1944 an auf 189.000.<ref>S. Balke: ''Der IG-Farben-Prozeß in Nürnberg.'' In: ''Chemie Ingenieur Technik – CIT.'' 21, 1949, S. 33–37, [[doi:10.1002/cite.330210111]].</ref> |
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== I.G.-Farben-Prozess == |
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{{Hauptartikel|I.G.-Farben-Prozess}} |
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[[Datei:IG Farben Defendants.jpg|mini|Die Angeklagten im IG-Farben-Prozess, 27. August 1947]] |
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Im Sommer 1947 wurden im I.G.-Farben-Prozess der gesamte Vorstand und leitende Angestellte, insgesamt 23 Personen, vor ein amerikanisches Militärgericht gestellt. Zwölf Angestellte wurden im Nürnberger Prozess zu Gefängnisstrafen verurteilt, u. a. der Vorstandsvorsitzende seit 1938 und Finanzchef [[Hermann Schmitz (Industrieller)|Hermann Schmitz]] wegen „Plünderung“ zu vier Jahren, [[Carl Krauch]], Vorstandsmitglied und in vielen wirtschaftlichen Ämtern des Reiches tätig, und [[Heinrich Bütefisch]], Direktor der I.G. Auschwitz, jeweils wegen „Versklavung“ zu sechs Jahren Haft. Dem Vorwurf der Anklage, die I.G. Farben habe Hitlers Machtergreifung durch eine Spende gefördert, folgte das amerikanische Militärgericht nicht. Das Unternehmen hatte sich erst an einer Spendensammlung für die NSDAP beteiligt, als Hitler bereits Reichskanzler war. Auch am bekannten [[Hitlers Rede vor dem Industrie-Club Düsseldorf|Vortrag Hitlers vor dem Industrieclub in Düsseldorf]] war kein leitender Angestellter der I.G. beteiligt. Das Gericht stellte fest, „daß keiner der Angeklagten sich an der Planung eines Angriffskrieges oder mehrerer Angriffskriege beteiligt oder wissentlich bei der Vorbereitung und Entfesselung oder Führung eines Angriffskrieges oder bei der Invasion in andere Länder mitgewirkt hat“. In den entsprechenden Anklagepunkten wurden die Angeklagten für nicht schuldig befunden.<ref>Zitat und Angaben zu den Freisprüchen aus: Ernst Bäumler: ''Farben Formen Forscher. Hoechst und die Geschichte der industriellen Chemie in Deutschland.'' München 1989, ISBN 3-492-10971-3, S. 226 ff.</ref> |
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Vorstandsmitglied [[Georg von Schnitzler]] folgerte jedoch, dass die IG Farben „durch ihre Handlungen eine große Verantwortung übernommen“ und „eine wesentliche Hilfe im chemischen Bereich und eine entscheidende Hilfe für Hitlers Außenpolitik“ dargestellt habe und somit „die IG Farben großenteils für Hitlers Politik verantwortlich“ sei.<ref>aus: Antony C. Sutton: ''Wall Street und der Aufstieg Hitlers.'' 2011, ISBN 978-3-907564-69-1.</ref> |
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== Aufspaltung der I.G. Farben == |
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Nach der [[Befreiung vom Nationalsozialismus]] begannen die Alliierten mit der Umsetzung der zuvor auf der [[Konferenz von Jalta]] vereinbarten Dekartellisierungsbeschlüsse. Die vom [[Sherman Antitrust Act]] geprägte Denkrichtung beeinflusste zunächst die amerikanische Besatzungspolitik. |
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=== Vorbereitung durch den Alliierten Kontrollrat === |
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„Um jede künftige Bedrohung seiner Nachbarn oder des Weltfriedens durch Deutschland unmöglich zu machen, und mit Rücksicht auf die Tatsache, daß die I. G. Farbenindustrie sich wissentlich und in hervorragendem Maße mit dem Ausbau und der Erhaltung des deutschen Kriegspotentials befaßt hat“, beschlagnahmte der [[Alliierter Kontrollrat|Alliierte Kontrollrat]] mit dem [[Kontrollratsgesetz]] Nr. 9 vom 20. September 1945 das gesamte Vermögen der I.G. Farben.<ref>[https://www.verfassungen.de/de45-49/kr-gesetz9.htm Kontrollratsgesetz Nr. 9 vom 20. September 1945] betreffend die „ Beschlagnahme und Kontrolle des Vermögens der I. G. Farbenindustrie“.</ref> Der Kontrollrat bildete einen Ausschuss aus vier Beamten, die mit der Vorbereitung der Auflösung der I.G. Farben beauftragt wurden. Das Kontrollratsgesetz formuliert ausdrücklich folgende Ziele: |
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# Bereitstellung von industriellen Anlagen und Vermögensbestandteilen für Reparationen; |
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# Zerstörung derjenigen industriellen Anlagen, die ausschließlich für Zwecke der Kriegsführung benutzt wurden; |
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# Aufspaltung der Eigentumsrechte an den verbleibenden industriellen Anlagen und Vermögensbestandteilen; |
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# Liquidierung aller Kartellbeziehungen; |
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# Kontrolle aller Forschungsarbeiten; |
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# Kontrolle der Produktionstätigkeit. |
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=== Sowjetische Besatzungszone === |
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Mit dem Befehl 124 der [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland|SMAD]] vom 30. Oktober 1945 stellte die [[Sowjetunion]] die Werke der I.G. Farben in ihrer Besatzungszone unter ihre Kontrolle. Die großen I.G.-Werke in [[Leuna]], [[Schkopau]], [[Eilenburg]], [[Bitterfeld]] und [[Wolfen]] wurden zunächst als [[Sowjetische Aktiengesellschaft]]en (SAG) betrieben und später, zum Teil erheblich [[Demontage (Reparation)|demontiert]], der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] übergeben. |
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=== Westdeutschland === |
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In der [[Bizone]] übertrugen die [[Control Commission for Germany/British Element|britische]] und die [[Office of Military Government for Germany (U.S.)|amerikanische Militärregierung]] 1947 die Kontrolle der I.G. Farben dem ''Bipartite IG Farben Control Office'' (BIFCO), das durch ein Gremium aus deutschen Wirtschaftsexperten beraten wurde. Vorsitzender des Beratungsgremiums FARDIP (''Bizonal IG Farben Dispersal Panel'') war [[Hermann Bücher]] von der [[AEG]].<ref>Ernst Bäumler: Die Rotfabriker. Familiengeschichte eines Weltunternehmens, München 1988, ISBN 3-492-10669-2, S. 333.</ref> Mit der Bildung der [[Trizone]] 1948 wurde das Kontrollbüro BIFCO durch Aufnahme eines Vertreters der französischen Militärregierung zur ''Tripartite IG Farben Control Group'' (TRIFCOG) erweitert. |
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Nach der [[Gründung der Bundesrepublik Deutschland]] schuf die [[Alliierte Hohe Kommission]] im ''Gesetz Nr. 35'' vom 17. August 1950 die rechtliche Voraussetzung für die Aufspaltung der I.G. Farben.<ref>Gesetz Nr. 35 (Aufspaltung des Vermögens der I. G. Farbenindustrie A. G.) der Alliierten Hohen Kommission vom 17. August 1950 (ABl. AHK S. 534, ber, S. 617, geändert, S. 1674, S. 3161).</ref> Die aus der Entflechtung hervorgehenden Einzelunternehmen sollten für sich lebens- und konkurrenzfähig sein. Außerdem sollten die Aktionäre der I. G. Farbenindustrie das Recht erhalten, ihre Anteile in Aktien der Nachfolgeunternehmen zu tauschen. |
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Im Jahr 1951 wurde in der Bundesrepublik beschlossen, den Betrieb weiterzuführen und aus der I.G. Farben deren ursprüngliche Bestandteile wieder auszugliedern. Als offizielle Nachfolgeunternehmen benannte die Alliierte Hohe Kommission im Juni 1952 zwölf Unternehmen:<ref>1. Durchführungsverordnung zum Gesetz Nr. 35 vom 23. Mai 1952.</ref> |
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* [[Agfa]] |
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* [[BASF#Badische Anilin- & Soda-Fabrik Aktiengesellschaft (1952–1973)|BASF]] |
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* [[Bayer AG#Wiederaufbau in der Nachkriegszeit|Bayer AG]] |
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* [[Cassella Farbwerke Mainkur|Cassella Farbwerke]] |
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* [[Duisburger Kupferhütte|Duisburger Kupferhütte AG]] |
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* [[Dynamit Nobel|Dynamit AG]], Troisdorf |
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* [[Hoechst AG#1952 bis 1974|Farbwerke Hoechst AG]] |
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* [[Chemiepark Marl|Huels]] (Chemische Werke Hüls AG, Marl) |
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* [[Chemische Fabrik Kalle|Kalle]] |
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* [[Titangesellschaft mbH]]<ref>{{Literatur |Titel=I. G. Farben-Bericht |Sammelwerk=Chemie Ingenieur Technik |Band=24 |Nummer=7 |Datum=1952 |ISSN=1522-2640 |Seiten=427–427 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/cite.330240715 |Abruf=2021-01-28 |DOI=10.1002/cite.330240715}}</ref> |
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* [[Wacker-Chemie]], München<ref>[http://books.google.com/books?id=zWL9DqaXRA0C&pg=PA164&lpg=PA164&dq=hoechst+wacker+1921&source=web&ots=3npgVQkU3S&sig=VEzmgmFzzPIEUbcqwLDZB7j0TCY#PPA164,M1 Kabinettsprotokoll der Bundesregierung vom 19. Juni 1952].</ref> |
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* [[WASAG|Wasag Chemie AG]] |
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Die Liquidatoren der I.G. Farben trieben jedoch „Umgruppierungen“ der zwölf vorgesehenen Nachfolgeunternehmen voran, bis nur noch vier Nachfolgeunternehmen übrig waren. Diese wurden gemäß ihrer Betriebsgröße mit Kapital ausgestattet:<ref>[http://www.wollheim-memorial.de/de/die_entflechtung_der_ig_farben_nach_1945 ''Die ‚Entflechtung‘ der I.G. Farben nach 1945''] wollheim-memorial.de</ref> |
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* BASF erhielt 340,1 Millionen DM |
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* Bayer erhielt 387,7 Millionen DM |
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* Cassella erhielt 34,1 Millionen DM |
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* Hoechst erhielt 285,7 Millionen DM |
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Diese Unternehmen wurden im Börsenjargon „Farbennachfolger“ genannt. Sie konnten ihre Arbeit fast wie zuvor weiterführen und eroberten in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich die Weltmärkte, ohne einander dabei ernsthaft Konkurrenz zu machen. |
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=== Verbot von Markennamen und Warenzeichen === |
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1953 wurde den Nachfolgefirmen für zehn Jahre verboten, Markennamen und Warenzeichen der I.G. Farben zu verwenden.<ref name="books-FKDcCwAAQBAJ-PT328">Sieghard Neufeldt: ''Chronologie Chemie: Entdecker und Entdeckungen.'' John Wiley & Sons, 2016 – Namenverzeichnis Eintrag: Duisburg, C., Bosch, C. ({{Google Buch |BuchID=FKDcCwAAQBAJ}})</ref> Dies betraf insbesondere mit „Ig-“ beginnende Markennamen wie [[Igelit]] und [[Tauride|Igepon]]. |
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== Liquidation == |
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=== I. G. Farbenindustrie AG i. L. === |
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[[Datei:IG Farben 0002.jpg|mini|Liquidationsanteilsschein der I. G. Farbenindustrie AG i. L. aus dem Jahr 1953 für 100 RM]] |
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Am 1. Januar 1952 trat die I.G. Farben in [[Liquidation]] und nannte sich I. G. Farbenindustrie AG i. L. Durch das Liquidationsschlussgesetz vom 21. Januar 1955 wurde die I.G. Farben aus der Kontrolle der Alliierten genommen. Nach der folgenden [[Hauptversammlung]] am 27. Mai 1955 befand sich die I.G. Farben jahrzehntelang in [[Abwicklung (Recht)|Abwicklung]]. Ihre einzige Aufgabe war es, alte Ansprüche zu verwalten und die rechtliche Verantwortung zu übernehmen. |
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Das Weiterbestehen der I.G. Farben erlaubte auch den daraus hervorgegangenen Chemieunternehmen, die Verantwortung für die während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] begangenen Verbrechen weitgehend auszuklammern und dazu auf die I. G. Farbenindustrie AG i. L. zu verweisen. Ehemalige Zwangsarbeiter sowie einige Aktionäre und Konzernkritiker wie [[Axel Köhler-Schnura]] forderten immer wieder, dass das Unternehmen endgültig aufgelöst und sein Kapital für Entschädigungen verwendet werde.<ref>Vgl. [[Peter Nowak]]: [http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2002/12/19/a0073 ''Kein Aus für IG Farben'']. In: [[die tageszeitung|taz]], 19. Dezember 2002. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)</ref> Im Vorfeld der Hauptversammlung im August 1997<ref>[https://www.jungewelt.de/artikel/1216.ig-farben-sofort-aufl%C3%B6sen.html ''Bündnis will Aktionärshauptversammlung am 22. August verhindern''], in: [[junge Welt]], 7. August 1997.</ref> wurde ein internationaler Aufruf mit dieser Forderung von mehreren Organisationen und rund 1500 Privatpersonen unterzeichnet.<ref>[http://www.cbgnetwork.org/848.html ''Aufruf: Nie wieder!''] cbgnetwork.org</ref> |
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=== Insolvenz und Auflösung === |
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Am 10. November 2003 meldeten die Liquidatoren der I.G. Farben [[Insolvenz]] an. Grund waren finanzielle Schwierigkeiten der [[Investmentgesellschaft|Beteiligungsgesellschaft]] [[WCM (Unternehmen)|WCM]], womit auch die Liquidität der I.G. Farben nicht mehr hinreichend gesichert war. Die Aktien der I.G. Farben<ref>Stammdaten: NAME I. G.Farbenindustrie AG i. A. Liquidationsanteilscheine, ISIN DE0005759070, WKN 575907, Symbol IGL</ref> waren noch bis zum 9. März 2012 börsennotiert.<ref>I. G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft i. L.: Antrag zum Widerruf der Börsenzulassung an den Börsen Stuttgart, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover. Ad-hoc-Meldung nach § 15 WpHG, 17. August 2011.</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.dw.de/norbert-wollheim-gegen-ig-farben/a-16373141 |titel=Norbert Wollheim gegen IG Farben |werk= [[Deutsche Welle]] |abruf=2013-12-07}}</ref> Am 31. Oktober 2012 endete die Unternehmensgeschichte mit der Löschung im Handelsregister. |
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=== Stiftung I. G. Farbenindustrie === |
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Am 13. September 2001 wurde die Stiftung I. G. Farbenindustrie mit Sitz in Frankfurt am Main ins Leben gerufen. Sie sollte Hilfsorganisationen unterstützen, die die Überlebenden des Holocausts und andere Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft betreuten. Weiterhin sollte die Stiftung die Unterlagen der ehemaligen I. G. Farbenindustrie AG i. L. aufbewahren, um sie für Historiker zugänglich zu halten. Das [[Regierungspräsidium Darmstadt]] löste die Stiftung Ende 2015 auf, da die Erträge nicht mehr ausreichten, um den Stiftungszweck zu erfüllen.<ref>''Stiftung I. G. Farbenindustrie wird aufgehoben – dauerhafte und nachhaltige Zweckerfüllung nicht mehr gesichert''. Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt, 21. Dezember 2015 ([https://web.archive.org/web/20170425225514/https://rp-darmstadt.hessen.de/irj/RPDA_Internet?rid=HMdI_15%2FRPDA_Internet%2Fnav%2Fabc%2Fabc04593-f81e-5317-9cda-a2b417c0cf46%2C8342b651-872c-1517-9cda-a2b417c0cf46%2C%2C%2C11111111-2222-3333-4444-100000005004%26_ic_uCon_zentral%3D8342b651-872c-1517-9cda-a2b417c0cf46.htm&uid=abc04593-f81e-5317-9cda-a2b417c0cf46 online], archivierte Webseite).</ref> Mit der Auflösung der Stiftung gingen deren Unterlagen in das Eigentum des Landes Hessen über. Im Oktober 2016 übernahm das [[Hessisches Hauptstaatsarchiv|Hessische Hauptstaatsarchiv]] 800 [[Regalmeter]] Unterlagen der Stiftung.<ref>''Unterlagen der Stiftung I. G. Farbenindustrie ab sofort nutzbar''. Mitteilung des Hessischen Hauptstaatsarchivs, [https://www.hsozkult.de/news/id/news-241 online] bei [[H-Soz-Kult|hsozkult]].de, 6. Juni 2018.</ref> |
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== Aufsichtsrat == |
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Der Aufsichtsrat der I.G. Farben bestand anfänglich aus 50 Mitgliedern, ebenso noch im Jahr 1930. In den 1930er Jahren wurde er stark verkleinert. Im Jahr 1939 hatte er 20 Mitglieder.<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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=== Aufsichtsratsvorsitzende === |
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* [[Carl Duisberg]] 1926 – † 1935 |
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* [[Carl Bosch]] 1935–1940 |
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* [[Carl Krauch]] 1940–1945 |
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=== Verwaltungsrat === |
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Datei:IGFarbenGoetterrat.jpg|mini|300px|Der elfköpfige Verwaltungsrat der I.G. Farben mit dem Vorstandsvorsitzenden [[Carl Bosch]] auf einem Gemälde von [[Hermann Groeber]] (1926). <br> Vorn sitzend (von links): <br> Carl Bosch (Vorstandsvorsitzender), <br> [[Carl Duisberg]] (Aufsichtsratsvorsitzender). <br> Dahinter, sitzend (von links): <br> Theodor Plieninger, Ernst von Simson, Walther vom Rath, Wilhelm Ferdinand Kalle, Carl von Weinberg. <br> Dahinter, stehend (von links): <br> Arthur von Weinberg, Carl Müller, Edmund ter Meer, Adolf Haeuser, Franz Oppenheim. <br> (Die Namen der Personen werden auch bei [[Tooltip|Mouseover]] angezeigt.) |
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circle 972 565 250 [[Arthur von Weinberg|Arthur von Weinberg (CASSELLA)]] |
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circle 1317 437 221 [[Carl Müller (Chemiker)|Carl Müller (BASF)]] |
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circle 2598 459 280 [[Edmund ter Meer|Edmund ter Meer (WEILER-TER MEER)]] |
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circle 3103 326 225 [[Adolf Haeuser|Adolf Haeuser (HOECHST)]] |
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circle 3337 570 221 [[Franz Oppenheim|Franz Oppenheim (AGFA)]] |
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circle 236 1007 252 [[Theodor Plieninger (Industrieller)|Theodor Plieninger (GRIESHEIM-ELEKTRON)]] |
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circle 546 937 239 [[Ernst von Simson|Ernst von Simson (AGFA)]] |
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circle 882 1252 255 [[Carl Bosch|Carl Bosch, Vorstandsvorsitzender (BASF)]] |
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circle 1189 928 227 [[Walther vom Rath|Walther vom Rath (HOECHST)]] |
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circle 1862 934 213 [[Wilhelm Ferdinand Kalle|Wilhelm Ferdinand Kalle (KALLE)]] |
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circle 2476 926 210 [[Carl von Weinberg|Carl von Weinberg (CASSELLA) ]] |
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circle 2764 1279 412 [[Carl Duisberg|Carl Duisberg, Aufsichtsratsvorsitzender (BAYER)]] |
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desc bottom-right |
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Innerhalb des Aufsichtsrats wurde bis 1937 ein leitender Ausschuss gebildet, der Verwaltungsrat, der als Machtzentrum der I.G. Farben galt und von den Mitarbeitern „Rat der Götter“ genannt wurde (darauf bezieht sich der Titel des Spielfilms ''[[Der Rat der Götter]]'' aus dem Jahr 1950). Anfangs gehörten dem Verwaltungsrat elf Personen an (die Jahreszahlen beziehen sich auf die Mitgliedschaft im Aufsichtsrat): |
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* Carl Duisberg 1926 – † 1935, Aufsichtsratsvorsitzender |
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* [[Adolf Haeuser]] 1926–1932 (Ruhestand) |
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* [[Wilhelm Ferdinand Kalle]] 1926–1945 |
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* [[Edmund ter Meer]] 1926 – † 1931 (Vater von [[Fritz ter Meer]], der 1926–1945 Vorstand war) |
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* [[Carl Müller (Chemiker)|Carl Müller]] 1926 – † 1931, zweiter stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender |
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* [[Franz Oppenheim]] 1926–1929 |
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* [[Theodor Plieninger (Industrieller)|Theodor Plieninger]] 1926–1930 |
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* [[Walther vom Rath]] 1926 – † 1940, erster stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender |
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* [[Ernst von Simson]] 1926–1937 (1937 entlassen) |
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* [[Arthur von Weinberg]] 1926–1938 (1938 entlassen)<ref>[http://www.wollheim-memorial.de/de/arthur_von_weinberg_18601943 Arthur von Weinberg] bei [[Wollheim-Memorial|wollheim-memorial]].de</ref> |
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* [[Carl von Weinberg]] 1926–1938 (1938 entlassen),<ref>[http://www.wollheim-memorial.de/de/carl_von_weinberg_18611943 Carl von Weinberg] bei wollheim-memorial.de</ref> dritter stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender |
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Der Verwaltungsrat wurde wie der Aufsichtsrat im Lauf der Jahre verkleinert. Im Jahr 1937 bestand er noch aus vier Mitgliedern: Carl Bosch (Aufsichtsratsvorsitzender), Wilhelm Ferdinand Kalle, [[Ludwig Schuon]] und Ernst von Simson. Danach gab es laut den Geschäftsberichten keinen Verwaltungsrat mehr.<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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=== Weitere Mitglieder === |
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Außer den elf Mitgliedern des Verwaltungsrats waren im Jahr 1926 u. a. folgende Personen Aufsichtsratsmitglieder: |
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* [[Leo Gans]] 1926–1935<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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* [[Fritz Haber]] 1926–1932<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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* [[Hauck & Aufhäuser#Nationalsozialismus – Repressionen|Otto Hauck]] 1926–1932<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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* [[Hermann Hummel (Politiker)|Hermann Hummel]] 1926–? |
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* [[Clemens Lammers]] 1926–? |
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* [[Wilhelm von Meister]] 1926–1935 |
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* [[Otto von Mendelssohn Bartholdy]] 1926–1938 (1938 entlassen) |
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* [[Paul Moldenhauer]] 1926–?, nach 1945 von der amerikanischen Besatzungsbehörde in die Kommission berufen, die die Auflösung der IG Farben verantwortete |
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* [[Paul von Schnitzler]] 1926–1932 |
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* [[Richard von Schnitzler]] 1926– † 1938 |
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* [[Otto von Steinmeister]] 1926–1937 |
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* [[Max Warburg]] 1926–1931<ref name="Geschäftsberichte online"/> |
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[[Oscar Schlitter]] war 1931–1935 Mitglied im Aufsichtsrat. |
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=== Veränderungen ab 1937 === |
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1937/38 wurden alle vom [[NS-Staat]] verfolgten Manager und Aufsichtsratsmitglieder entlassen. Von den Mitgliedern des Aufsichtsrats betraf dies unter anderem Otto von Mendelssohn Bartholdy, Ernst von Simson sowie die Brüder Arthur und Carl von Weinberg. |
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Ab 1938 traten unter anderem in den Aufsichtsrat ein: |
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* [[Gustav Pistor]] 1938–1945 |
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* [[Eduard Mosler]] 1939<ref name="Geschäftsberichte online"/> als Vertreter der [[Deutsche Bank|Deutschen Bank]], wurde 1940 durch Hermann Josef Abs ersetzt<ref>Lothar Gall: ''Der Bankier Hermann Josef Abs. Eine Biographie.'' Beck, München 2006, ISBN 3-406-5478-9, S. 102.</ref> |
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* [[Hermann Josef Abs]] 1940 – mindestens 1941<ref name="Geschäftsberichte online"/><ref>[https://www.spiegel.de/wirtschaft/hermann-josef-abs-a-33d0b3ff-0002-0001-0000-000009276622 ''Nachruf: Hermann Josef Abs''] spiegel.de, 13. Februar 1994.</ref> |
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== Vorstand == |
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=== Vorstandsvorsitzende === |
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* 1926–1935 [[Carl Bosch]] |
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* 1935–1945: [[Hermann Schmitz (Industrieller)|Hermann Schmitz]], hauptverantwortlich für den Einsatz von Zwangsarbeitern in Fabriken und für die Finanzierung und Errichtung des [[KZ Auschwitz III Monowitz]] |
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=== Vorstandsmitglieder 1926 === |
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Der Vorstand der neuen Gesellschaft bestand aus 83 ordentlichen und stellvertretenden Mitgliedern und war wegen dieser fusionsbedingten sperrigen Größe zu Beginn ebenso wenig arbeitsfähig wie der überbesetzte Aufsichtsrat.<ref>Werner Abelshauser (Hrsg.): ''Die BASF: eine Unternehmensgeschichte.'' C. H. Beck Verlag, München 2002, S. 230.</ref> Zu den Vorstandsmitgliedern gehörten u. a.: |
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* [[Paul Duden]] 1926–1932 |
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* [[Carl Hagemann (Chemiker)|Carl Hagemann]] 1926–1932 |
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* Carl Krauch 1926–1940, anschließend Aufsichtsratsvorsitzender, eine „Schlüsselfigur der Verflechtung von NS-Staat und I.G. Farben“<ref>Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. 1998, S. 276 f.</ref> |
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* [[Hans Kühne]] 1926–1945 |
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* Gustav Pistor 1926–1937, ab 1938 Aufsichtsrat |
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* Hermann Schmitz 1926–1935, dann Vorstandsvorsitzender als Nachfolger von Carl Bosch |
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* [[Georg von Schnitzler]] 1926–1945 |
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* [[Erwin Selck]] 1926–1936, auch [[SS-Untersturmführer]] |
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* [[Otto Stange]] 1926–1936 |
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* [[Fritz ter Meer]] 1926–1945 |
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=== Vorstandsmitglieder 1945 === |
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* [[Otto Ambros (Chemiker)|Otto Ambros]] 1938–1945, Planung IG Auschwitz |
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* [[Ernst Bürgin]] 1938–1945 |
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* [[Heinrich Bütefisch]] 1934–1945, Benzin-Synthese IG Auschwitz |
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* [[Fritz Gajewski]] 1931–1945 |
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* [[Paul Häfliger]] 1938–1945 |
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* [[Heinrich Hörlein]] 1931–1945 |
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* [[Max Ilgner]] 1938–1945 |
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* [[Friedrich Jähne]] 1938–1945 |
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* [[August von Knieriem]] 1932–1945 |
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* Hans Kühne 1926–1945 |
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* [[Carl Lautenschläger (Mediziner)|Carl-Ludwig Lautenschläger]] 1938–1945 |
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* [[Wilhelm Rudolf Mann]] 1934–1945 |
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* [[Heinrich Oster]] 1931–1945 |
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* [[Christian Schneider (Chemiker)|Christian Schneider]] 1938–1945 |
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* Georg von Schnitzler 1926–1945 |
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* Fritz ter Meer 1926–1945, verantwortete KZ Auschwitz III Monowitz |
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* [[Carl Wurster]] 1938–1945 |
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Im Rahmen der [[Befreiung vom Nationalsozialismus]] wurde der gesamte Vorstand in Haft genommen und 1947 im [[I.G.-Farben-Prozess]] zusammen mit weiteren Beschuldigten angeklagt. Von den Vorständen wurden zu längeren Haftstrafen verurteilt: Ambros (8 Jahre Haft), ter Meer (7 Jahre), Bütefisch (6 Jahre), Schnitzler (5 Jahre) und der Vorstandsvorsitzende Schmitz (4 Jahre). Zu den weiteren Urteilen siehe die [[I.G.-Farben-Prozess#Die Angeklagten|Übersicht der Angeklagten]]. |
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== Filme == |
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* ''[[Der Rat der Götter]]''. DDR 1950. Regie [[Kurt Maetzig]]. 111 Minuten. |
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* ''[[Väter und Söhne (1986)|Väter und Söhne]]''. BRD/A/F/I 1986. Regie [[Bernhard Sinkel]]. Mit [[Burt Lancaster]], [[Bruno Ganz]], [[Julie Christie]], [[Hannes Jaenicke]], [[Martin Benrath]]. Dramatisierung des Themas als Fernsehserie in vier Teilen je ca. 130 Minuten. |
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* ''I Was a Slave Labourer.'' GB 1999. Regie [[Luke Holland]]. Porträt des Buna/Monowitz-Überlebenden und Aktivisten Rudy Kennedy. 75 Minuten.<ref>[http://www.wollheim-memorial.de/de/der_dokumentarfilm_i_was_a_slave_labourer_uk_1999_r_luke_holland Angaben zum Film] bei wollheim-memorial.de</ref> |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Landín Carrasco, Amancio: ''España en el mar. Padrón de descubridores''. Madrid: Editorial Naval ISBN 84-7341-078-5 (spanisch) |
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* [[Joseph Borkin]]: ''Die unheilige Allianz der IG Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich''. Übersetzung Bernhard Schulte. Campus, Frankfurt am Main 1979. |
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* Oyarzun, Javier: ''Expediciones españolas al Estrecho de Magallanes y Tierra de Fuego''. Madrid: Ediciones Cultura Hispánica ISBN 84-7232-130-4 (spanisch) |
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* [[Bundesfachschaftentagung|BundesFachTagung]] der Chemiefachschaften (Hrsg.): ''… von Anilin bis Zwangsarbeit. Der Weg eines Monopols durch die Geschichte. Zur Entstehung und Entwicklung der deutschen chemischen Industrie.'' 2., korrigierte Auflage 2007 (PDF verfügbar bei BuFaTa Chemie, [http://www.bufata-chemie.de/veroeffentlichungen-2/ Veröffentlichungen], Abschnitt ''Geschichte der IG Farben''). |
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* Snow, Philip & Waine, Stefanie: ''The people from the horizon''. London: Mclaren Publishing ISBN 0-947889-05-1 (englisch) |
|||
* Josiah E. DuBois: ''The Devil’s Chemists. 24 conspirators of the International Farben Cartel who manufacture wars.'' Beacon Press, Boston 1952. |
|||
* Lange, P.W.: Südseehorizonte. Leipzig, Jena, Berlin 1990 |
|||
* Dirk Hackenholz: ''Die elektrochemischen Werke in Bitterfeld 1914–1945.'' Ein Standort der IG-Farbenindustrie AG. LIT, Münster 2004, ISBN 3-8258-7656-X. |
|||
* Buck, Peter H.: Explorers of the Pacific. Bernice P. Bishop Museum, Special Publication Nr. 43, Honolulu 1953 (englisch) |
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* Peter Hayes: ''Industry and Ideology. IG<!--sic--> Farben in the Nazi Era.'' 2. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 2001, ISBN 0-521-78638-X. |
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* Urdaneta, Andres de: ''Narrative of the voyage undertaken to the Molucos or Spice Islands by the fleet commanded by the Comendador García Jofre de Loaysa written by the captain Andres de Urdaneta'', in: ''Early Spanish Voyages to the Strait of Magellan.'' [[Hakluyt Society]]. [[Liste der von der Hakluyt Society veröffentlichten Reisewerke#2/28|Series II, Vol. XXVIII]]. London, 1911 |
|||
* Peer Heinelt: ''Die Entflechtung und Nachkriegsgeschichte der I.G.<!--sic, ohne Leerzeichen--> Farbenindustrie AG.'' Norbert Wollheim Memorial/J. W. Goethe-Universität, Frankfurt am Main 2008, [http://www.wollheim-memorial.de/files/994/original/pdf_Peer_Heinelt_Die_Entflechtung_und_Nachkriegsgeschichte_der_IG_Farbenindustrie_AG.pdf online verfügbar] als PDF. |
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* Charles Higham: ''Trading with the Enemy. An exposé of the Nazi-American money plot 1933–1949.'' Delacorte, New York 1983, ISBN 0-440-09064-4. |
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** [http://www.maebrussell.com/Articles%20and%20Notes/Trading%20With%20The%20Enemy.html Vorwort von ''Trading with the Enemy''] (online) |
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** [http://www.thirdworldtraveler.com/Fascism/Trading_Enemy_excerpts.html Auszüge von ''Trading with the Enemy''] (online) |
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* Stefan Hörner: ''Profit oder Moral. Strukturen zwischen I.G.<!--sic, ohne Leerzeichen--> Farbenindustrie AG und Nationalsozialismus''. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2012, ISBN 978-3-86741-763-1. |
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* Diarmuid Jeffreys: ''Weltkonzern und Kriegskartell. Das zerstörerische Werk der IG Farben.'' Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Werner Roller, Karl Blessing Verlag, München 2011, ISBN 978-3-89667-276-6 ([http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/diarmuid-jeffreys-weltkonzern-und-kriegskartell-der-suendenfall-der-deutschen-chemie-1657336.html Rezension] in der [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] vom 15. Juni 2011). |
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* Alexander Jehn, Albrecht Kirschner, Nicola Wurthmann: ''IG Farben zwischen Schuld und Profit. Abwicklung eines Weltkonzerns.'' Historische Kommission für Hessen, Marburg 2022, ISBN 978-3-942225-51-9. |
|||
* [[Otto Köhler (Journalist)|Otto Köhler]]: ''… und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben und ihrer Väter.'' [[Rasch und Röhring]], Hamburg, Zürich 1986, Papyrossa, Köln 1989, ISBN 3-89136-081-9. |
|||
* Stephan H. Lindner: ''Hoechst. Ein I.G. Farben Werk<!--sic, keine Bindestriche--> im Dritten Reich.'' C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52959-3. |
|||
* James Stewart Martin: ''All honorable Men.'' Little, Brown & Company, Boston 1950. |
|||
* Jan Große Nobis: ''Die IG<!--sic--> FARBEN und das Ende der Weimarer Republik.'' Münster 1994, [http://www.ig-farben.org/ online]). |
|||
* Gottfried Plumpe: ''Die I.G.<!--sic, kein Leerzeichen--> Farbenindustrie AG – Wirtschaft Technik Politik 1904–1945.'' Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-06892-0. |
|||
* Richard Sasuly: ''IG Farben.'' Boni & Gaer, New York 1947 (deutsch: ''IG Farben.'' Volk und Welt, Berlin 1952). |
|||
* Bernd C. Wagner: ''IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945.'' Dissertation, Frankfurt 2005. K. G. Saur Verlag, München 2000, ISBN 3-598-24032-5 (Bd. 3 der Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz vom [[Institut für Zeitgeschichte]]). |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* [http://www.um.es/facdere/publicaciones/anales/anales21/jose-maria-ortu%F1o.pdf „Estudio histórico-jurídico de la expedición de García Jofre de Loaisa a las Islas Molucas. La venta de los derechos sobre dichas islas a Portugal por Carlos I de España“, von José María Ortuño] (spanisch; PDF-Datei; 73 kB) |
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{{Commons|IG Farben}} |
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* [http://www.ingeba.euskalnet.net/lurralde/lurranet/lur10/10ubillo/10ubillo.htm Andres de Urdaneta (1508–1568) Su Contribución a los Descubrimientos Geográficos de la Epoca] (spanisch, baskisch, englisch) |
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* [http://www.wollheim-memorial.de/de/ig_farben I.G. Farben] bei [[Wollheim-Memorial|wollheim-memorial]].de |
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* {{Webarchiv | url=http://www.ingeba.euskalnet.net/lurralde/lurranet/lur10/10ubillo/10ubit1.gif | wayback=20070929094330 | text=Zeittafel der Loaísa-Expedition}} (spanisch) |
|||
* Thorsten Giersch: [http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/der-konzern-der-hitler-den-weltkrieg-ermoeglichte/4428986.html?p4428986=all ''Der Konzern, der Hitler den Weltkrieg ermöglichte''] Die Geschichte der IG Farben, [[Handelsblatt]], 28. Juli 2011 |
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* [http://www.univie.ac.at/Voelkerkunde/apsis/oceania/loaysa.htm kurze, deutschsprachige Biographie] |
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* {{Pressemappe|FID=co/011650|TEXT=Dokumente und Zeitungsartikel über die}} |
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* Martina Meißner: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/ig-farben-100.html ''02.12.1925 - Gründung der IG Farben''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 2. Dezember 2020 (Podcast) |
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== Einzelnachweise == |
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{{SORTIERUNG:Loaisa, Garcia Jofre de}} |
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[[Kategorie:Pazifikfahrer]] |
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[[Kategorie:Geschichte (Atlantischer Ozean)]] |
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{{SORTIERUNG:IG Farben}} |
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[[Kategorie:Chemieunternehmen (Deutschland)]] |
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|ALTERNATIVNAMEN=Loaisa, García Jofré de; Loaysa, García Jofré de; Loayza, García Jofré de |
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[[Kategorie:Ehemals börsennotiertes Unternehmen (Deutschland)]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=spanischer Seefahrer |
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[[Kategorie:Ehemaliges Chemieunternehmen]] |
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|GEBURTSDATUM=um 1490 |
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[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen (Frankfurt am Main)]] |
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[[Kategorie:Produzierendes Unternehmen (Frankfurt am Main)]] |
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|STERBEDATUM=30. Juli 1526 |
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[[Kategorie:Farbmittelhersteller]] |
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|STERBEORT=[[Pazifik]] |
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[[Kategorie:Frankfurt am Main im 20. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Holocaust]] |
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[[Kategorie:I.G. Farben| ]] |
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[[Kategorie:Carl Bosch]] |
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[[Kategorie:Industriegeschichte (Deutschland)]] |
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[[Kategorie:NS-Zwangsarbeit]] |
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[[Kategorie:Gegründet 1925]] |
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[[Kategorie:Aufgelöst 2012]] |
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[[Kategorie:Wirtschaftsorganisation (Deutsches Reich, 1933–1945)]] |
Version vom 29. Dezember 2022, 09:24 Uhr
Francisco José García Jofre de Loaísa, Schreibweisen auch García Jofré de Loaisa, Loaysa oder Loayza, (* um 1490; † 30. Juli 1526 im Pazifik) war ein spanischer Seefahrer und Leiter der glücklosen Loaísa-Expedition, die einen Seeweg zu den Gewürzinseln über den Atlantik und Pazifik durch Umrundung der Südspitze Südamerikas finden sollte.
Vorgeschichte

Nachdem aus Ferdinand Magellans Expedition eine (nicht beabsichtigte) Weltumsegelung hervorging und Magellan dabei mit der Magellanstraße einen neuen Seeweg zum Pazifik (und in weiterer Folge zu den Gewürzinseln im Indischen Ozean) gefunden hatte, stattete der spanische König Karl I. (Kaiser Karl V.) eine weitere Expedition aus, um sich den neuentdeckten Seeweg zu Nutze zu machen. Der Adelige Loaísa wurde mit dem Kommando betraut, ihm unterstanden sieben Schiffe und mehr als 450 Mann, darunter Verwaltungsbeamte und Händler, da geplant war, die Länder entlang der Route für Spanien in Besitz zu nehmen und wirtschaftlich zu nutzen. Als Chefnavigator fungierte Juan Sebastián Elcano, der nach Magellans Tod (1521) dessen Weltumsegelung vollendet hatte. In weiterer Folge sollte es sich als problematisch herausstellen, dass Loaísas Geschwader aus Schiffen unterschiedlicher Bauart bestand, die sich in Größe und Geschwindigkeit unterschieden.
Atlantiküberfahrt
Loaísas Geschwader lief am 24. Juli 1525 aus dem spanischen Hafen von A Coruña aus. Nach einer Zwischenstation auf La Gomera in den ersten beiden Augustwochen erreichte Loaísa im Januar 1526 die patagonische Küste. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte das Flaggschiff Santa Maria de la Victoria zeitweilig den Kontakt zu den anderen Schiffen des Geschwaders verloren.
Magellanstraße
Die folgenden Monate wurden zum Albtraum für Loaísa und seine Crew. Man verbrachte viel Zeit, den Schiffsverband zu sammeln, weil die Schiffe aufgrund des schlechten Wetters und der Strömungen auseinanderdrifteten. Dabei erlitten zwei Schiffe Schiffbruch. Die Besatzung eines weiteren meuterte und setzte sich in den Atlantik ab. Während des ergebnislosen Versuchs, in die Magellanstraße einzufahren, wurde eines der Schiffe, die San Lesmes unter dem Kommando von Francisco de Hoces, so weit südwärts abgetrieben, dass von Seefahrtshistorikern angenommen wird, dass Hoces entweder das Kap San Diego (den südöstlichsten Punkt Feuerlands) oder Kap San Juan auf der Isla de los Estados erreichte und somit der eigentliche Entdecker der Drakepassage wäre. Mitte Mai 1526 gelangte Loaísa schließlich mit den vier verbliebenen Schiffen doch noch in den Pazifik; Schiffe und Mannschaft befanden sich in einem erbärmlichen Zustand.
Im Pazifik
Kaum im Pazifik angelangt, wurde das Geschwader durch einen Orkan endgültig getrennt. Die Karavelle San Lesmes unter dem Kommando von Hoces verschwand für immer, ihr weiteres Schicksal ist Grundlage zahlreicher Spekulationen möglicher spanischer Entdeckungen im Südpazifik Jahrhunderte vor den europäischen Entdeckungsfahrten in dieses Gebiet auf der Suche nach Terra Australis Incognita. Ein weiteres Schiff, die kleine 50-Tonnen-Patache Santiago, segelte 10.000 km nordwärts und erreichte die mexikanische Pazifikküste. Sie war damit das erste Schiff, das die Westküste Mexikos von Europa aus erreichte. Der Besatzung der Santa María del Parral gelang die Durchquerung des Pazifiks. Vor Celebes erlitt sie jedoch Schiffbruch. Die Crewmitglieder wurden von Einheimischen gefangen genommen und versklavt. Vier Überlebende der Santa María del Parral wurden 1528 von einer späteren spanischen Expedition gerettet.
Das Schicksal des Flaggschiffs
Das Flaggschiff Santa Maria de la Victoria war das einzige Schiff, das das Expeditionsziel erreichte: Wie Magellan erreichte man zunächst Guam. Dort traf die Mannschaft zu ihrer Überraschung auf einen Spanier, Gonzalo de Vigo, der während Magellans Weltumsegelung desertiert war. Über Mindanao auf den Philippinen und Celebes erreichte die Santa Maria de la Victoria die östlichen Teile der Gewürzinseln bei Halmahera im September 1526.
Weder Loaísa noch Elcano überlebten die Pazifiküberfahrt. Das Kommando übernahm zunächst Alonso Toribio de Salazar, und dann – nachdem Salazar ebenfalls gestorben war – der Baske Martin Iñiguez de Carquizano. Da es zu Gefechten mit den Portugiesen kam, steuerte Carquizano das Sultanat Tidore an, das seit Magellans Weltumsegelung Handelskontakte mit Spanien betrieb, und verschanzte sich dort. Vom benachbarten Fort Ternate aus war es den Portugiesen aber möglich, die Stellungen der Spanier zu beschießen und ihre Pflanzungen zu verwüsten. Carquizano wurde schließlich vergiftet.
Die Irrfahrt Saavedras
Mittlerweile hatte Hernan Cortez von Mexiko aus drei Schiffe mit 110 Mann zur Rettung der Loaísa-Expedition ausgesandt. Die von Alvaro de Saavedra Cerón geleitete Expedition erreichte im März 1528 zwar Tidore, Saavedra hatte bei der Überfahrt aber bereits zwei Schiffe verloren und konnte militärisch nicht zu Gunsten der Spanier eingreifen. Er nahm die 24 Überlebenden der Loaísa-Expedition auf und segelte am 3. Juni unverrichteter Dinge wieder ab. Um die Rückkehr nach Mexiko zu beschleunigen, wählte Saavedra eine direkte Ostroute quer durch bislang unerforschte Gewässer. Aufgrund widriger Windverhältnisse wurde er abgetrieben und gelangte an die Nordküste Neuguineas, wo er einige Inselgruppen, so zum Beispiel die Schouten-Inseln und die Admiralitäts-Inseln, entdeckte. Saavedra versuchte weiterhin, einen Kurs nach Osten zu halten und durchfuhr dabei die Karolinen. Durch starke Gegenwinde wurde er wieder an die Nordküste Neuguineas zurückgetrieben. Letztlich erreichte Saavedra noch die Marschall-Inseln, in deren Nähe er verstarb. Entmutigt steuerte die Crew schließlich erneut die Molukken an. Im Dezember 1529 erreichte man Tidore, wo man sich den Portugiesen ergab.

Portugiesische Gefangenschaft
Die Überlebenden der Loaísa-Expedition und die Crew Saavedras wurden gefangen genommen und mussten die nächste Enttäuschung erleben: Sie erfuhren, dass die spanische Krone im Vertrag von Saragossa 1529 auf die Gebiete westlich der Marianen, somit insbesondere auf die Gewürzinseln, verzichtet hatte.
Andrés de Urdaneta, der bereits 1525 mit Loaísa losgesegelt war, gelang schließlich mit einigen Begleitern die Flucht. Bei ihrer Rückkehr nach Spanien 1536 hatten sie nach Elcano und seiner Crew nach elfjähriger Odyssee die zweite europäische Umrundung der Erde vollendet.
Literatur
- Landín Carrasco, Amancio: España en el mar. Padrón de descubridores. Madrid: Editorial Naval ISBN 84-7341-078-5 (spanisch)
- Oyarzun, Javier: Expediciones españolas al Estrecho de Magallanes y Tierra de Fuego. Madrid: Ediciones Cultura Hispánica ISBN 84-7232-130-4 (spanisch)
- Snow, Philip & Waine, Stefanie: The people from the horizon. London: Mclaren Publishing ISBN 0-947889-05-1 (englisch)
- Lange, P.W.: Südseehorizonte. Leipzig, Jena, Berlin 1990
- Buck, Peter H.: Explorers of the Pacific. Bernice P. Bishop Museum, Special Publication Nr. 43, Honolulu 1953 (englisch)
- Urdaneta, Andres de: Narrative of the voyage undertaken to the Molucos or Spice Islands by the fleet commanded by the Comendador García Jofre de Loaysa written by the captain Andres de Urdaneta, in: Early Spanish Voyages to the Strait of Magellan. Hakluyt Society. Series II, Vol. XXVIII. London, 1911
Weblinks
- „Estudio histórico-jurídico de la expedición de García Jofre de Loaisa a las Islas Molucas. La venta de los derechos sobre dichas islas a Portugal por Carlos I de España“, von José María Ortuño (spanisch; PDF-Datei; 73 kB)
- Andres de Urdaneta (1508–1568) Su Contribución a los Descubrimientos Geográficos de la Epoca (spanisch, baskisch, englisch)
- Zeittafel der Loaísa-Expedition ( vom 29. September 2007 im Internet Archive) (spanisch)
- kurze, deutschsprachige Biographie
Personendaten | |
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NAME | Loaísa, García Jofre de |
ALTERNATIVNAMEN | Loaisa, García Jofré de; Loaysa, García Jofré de; Loayza, García Jofré de |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Seefahrer |
GEBURTSDATUM | um 1490 |
STERBEDATUM | 30. Juli 1526 |
STERBEORT | Pazifik |