Zum Inhalt springen

Träume von Flüssen und Meeren und Lorenzo Fieschi: Unterschied zwischen den Seiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied zwischen Seiten)
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
 
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Lorenzo-Fieschi.jpg|mini|rechts|Porträt des Kardinals Lorenzo Fieschi (18. Jahrhundert)]]
'''Träume von Flüssen und Meeren''' ist [[Tim Parks]] vierzehnter Roman, der im englischen Original als ''Dreams of Rivers and Seas'' 2008 veröffentlicht wurde und 2009 in deutscher Übersetzung erschien. Wiederkehrende Themen in Parks Romanen sind brüchige Beziehungen zwischen Menschen.<ref>[http://www.zeit.de/2011/04/L-SM-Parks ''Der wandernde Schmerz.''] In: ''Die Zeit.'' 20. Januar 2011, Nr. 04.</ref> ''Träume von Flüssen und Meeren'' ist sein erster Roman, der außerhalb Europas in Indien spielt. Die Geschichte kreist um den an Krebs verstorbenen Anthropologen Albert James, der jeglicher Systematisierung und Kategorisierung misstraut. Die Figur hat [[Gregory Bateson]] zum Modell und beschäftigt sich mit kybernetischen Modellen, mit denen vorhergesagt werden soll, wie verschiedene Kulturen die Einflüsse westlicher Ideen aufnehmen und umwandeln.<ref>Tim Parks: ''Träume von Flüssen und Meeren''. 2009, S. 36.</ref>
'''Lorenzo Maria Fieschi''' (* [[21. Mai]] [[1642]] in [[Genua]]; † [[1. Mai]] [[1726]] ebenda) war ein [[Kardinal]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. Von 1705 bis zu seinem Tod war er [[Erzbischof]] von [[Erzbistum Genua|Genua]].


== Inhalt ==
== Leben ==
Lorenzo Fieschi entstammte einer genuesischen [[Fieschi (Adelsgeschlecht)|Patrizierfamilie]] und studierte an einem Jesuitenkolleg in [[Parma]] sowie der [[Universität Bologna|Universität von Bologna]]. Ab 1667 war der promovierte Jurist als Anwalt tätig und war von 1668 bis 1670 Vizelegat in Urbino. In den folgenden Jahren arbeitete er in mehreren Verwaltungen der Provinzen des Kirchenstaates, ehe er im August 1685 als Generalgouverneur der [[Marken]] nach Macerata berufen wurde.
John, der in England an Forschungsprojekten in Biochemie arbeitet, erfährt vom Tod seines Vaters und nimmt den ersten Flug nach Neu-Delhi. Er trifft dort auf seine distanzierte Mutter Helen, eine Armenärztin, die ehrenamtlich arbeitet. Der aus Amerika angereister Journalist Paul Roberts will mit Interviews der Witwe eine Biographie über den unorthodoxen Wissenschaftler schreiben. Der Prozess des Schreibens wird zu einem Metaerlebnis, durch das sich die brüchige Biographie für den Leser allmählich erschließt. John kehrt nach London zurück und erhält von seinem Vater einen Brief, der kurz vor seinem Ableben versandt wurde. Darin schreibt er über drei wiederkehrende Träume von Flüssen und Meeren. Er reflektiert dabei das Leben an sich und blickt auf die Wissenschaftlerfamilie, aus der er stammte, zurück. Der Brief bricht mitten im Satz mit "eine Figur die ich dringend brauche" ab. Alberts Kommunikation war oft codiert, was seinen Charme ausmachte. Aufgrund der bröckelnden Beziehung mit seiner Freundin Elaine und das Interesse mehr über das Ableben seines Vaters zu erfahren kehrt der Halbwaise nach Delhi zurück und beginnt sich mit den Umständen des Todesfalls sowie der Beziehung seiner Eltern zu beschäftigen.<ref>[http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/books/reviews/dreams-of-rivers-and-seas-by-tim-parks-904902.html ''Dreams Of Rivers And Seas, by Tim Parks: Patterns in the labyrinth of India, family and love.''] In: ''The Independent.'' 22. August 2008.</ref> Seine Mutter Helen hatte eine Affäre mit einem Jüngeren, liebt ihren Mann jedoch noch immer. Albert wollte die Beziehung nicht beenden, da er nicht mehr lange zu leben hatte. Daher war der rasche Tod ein Freitod, bei dem seine Frau ihm mit einer Spritze assistierte. Am Ende des Buches umarmt Helen einen todkranken Jungen, verhilft ihm zum würdigen Sterben und nimmt sich an seiner Seite das Leben. John wird wieder ohne Antworten zurückgelassen und beginnt selbst eine Biographie über seinen Vater zu schreiben.<ref>[http://www.berlinerliteraturkritik.de/detailseite/artikel/traeume-von-fluessen-und-meeren.html ''Tim Parks neuer Roman ist ausgesprochen vielschichtig.''] auf: ''berlinerliteraturkritik.de'', 28. September 2009.</ref>


[[Papst]] [[Alexander VIII.]] ernannte ihn am 23. November 1689 zum stellvertretenden Sekretär der [[Heilige Ritenkongregation|Ritenkongregation]] und am 10. Juli 1690 zum Erzbischof des französischen [[Erzbistum Avignon|Avignon]]. Die [[Weihesakrament#Episkopat|Bischofsweihe]] erhielt Fieschi am 24. September 1690 durch Kardinal [[Fabrizio Spada]]. Erst im Folgejahr erreichte Fieschi nach längerem Aufenthalt in Genua seine Diözese. Er gründete in Avignon ein Priesterseminar und wurde von Papst [[Innozenz XII.]] 1695 zum [[Päpstlicher Thronassistent|Päpstlichen Thronassistenten]] ernannt. Im November 1701 wurde Fieschi außerordentlicher Nuntius in Frankreich. Er sollte im Auftrag des Papstes als Vermittler im [[Spanischer Erbfolgekrieg|Spanischen Erbfolgekrieg]] auftreten. Seine Friedensmission sollte zwar scheitern, er setzte jedoch den päpstlichen Anspruch durch, an den Verhandlungen teilnehmen zu können.
== Analyse ==
Der Roman ist in einer klaren, unverschnörkelten, distanzierten Sprache aus der Sicht des Sohns, der seinen Vater als einen gescheiterten Wissenschaftler wahrnimmt, der Mutter, die ihren Ehemann vergöttert, und des Biographen geschrieben. Aus den drei Perspektiven wird ein widersprüchliches Bild von Albert James rekonstruiert. Im Roman gibt es drei Themenschwerpunkte. Es geht um die Rekonstruktion des Hauptcharakters durch Reflexionen und Rückblenden und die Aufklärung seines plötzlichen Todes. Im Mittelpunkt steht die morbide Beziehung zwischen Vater und Sohn sowie Probleme in der Ehe. Die abstrakteste Erzählebene ist nicht die Geschichte über einen Sozialanthropologen und seine Umgebung, sondern über die [[Sozialanthropologie]] selbst. Der Autor Tim Parks regt seinen Leser dazu an, gegenüber dem Roman eine Forscherperspektive anzunehmen. Wie Albert James blickt der [[Rezipient]] hinter die Kulissen des sozialen Zusammenlebens und verstrickt sich dabei in die Beziehungsmuster der [[Protagonist]]en. Das Kommunikationsnetz ist auch jenes Thema, mit dem sich der verstorbene Anthropologe intensiv beschäftigt hat. Das Buch steht in einer langen Tradition von englischen Romanen, die in Indien spielen.<ref>[https://www.theguardian.com/books/2008/aug/09/fiction ''Double trouble in Delhi.''] In: ''The Guardian.'' 9. August 2008.</ref>


Am 18. Mai 1705 ernannte ihn Papst [[Clemens XI.]] zum Erzbischof seiner Heimatstadt Genua. Ein Jahr später, am 17. Mai 1706, nahm ihn Clemens XI. als Kardinalpriester von ''[[Santa Maria della Pace (Rom)|Santa Maria della Pace]]'' ins [[Kardinalskollegium]] auf. Ab 1711 war Kardinal Fieschi in den Streit um den Prozess gegen einen Fälscher verwickelt, dessen Auslieferung nach Rom er bis 1714 verweigerte. Er nahm noch am [[Konklave 1721]] teil, am [[Konklave 1724|Konklave des Jahres 1724]] konnte er jedoch nicht mehr teilnehmen.
== Literatur ==
* Tim Parks: ''Dreams of Rivers and Seas.'' Harvill Secker, London 2008, ISBN 978-1-84655-114-7.
** deutsch: ''Träume von Flüssen und Meeren''. Aus dem Engl. von [[Ulrike Becker]]. Kunstmann, München 2009, ISBN 978-3-88897-579-0.


Kardinal Fieschi starb wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag und wurde in der Kirche ''San Lorenzo'' im Familiengrab der Fieschi beigesetzt.
== Einzelnachweise ==

<references />
== Literatur ==
* {{DBI|Verfasser=Aurelio Cevolotto|ID=lorenzo-fieschi_(Dizionario-Biografico)|Lemma=FIESCHI, Lorenzo|Band=47}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{catholic-hierarchy|bishop|bfiesc}}
* [http://tim-parks.com/ Offizielle Webseite von Tim Parks] (englisch)

{{Normdaten|TYP=p|GND=|LCCN=|VIAF=89065670|GNDfehlt=ja|GNDCheck=2022-08-21}}

{{Personenleiste|VORGÄNGER=[[Giambattista Spinola (Kardinal, 1646)|Giovanni Battista Spinola]]|NACHFOLGER=[[Nicolò Maria de’ Franchi]] [[Dominikaner|OP]]|AMT=[[Liste der Erzbischöfe von Genua|Erzbischof von Genua]]|ZEIT=1705–1726}}

{{SORTIERUNG:Fieschi, Lorenzo}}
[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (17. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Römisch-katholischer Bischof (18. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Kardinal (18. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Erzbischof von Genua]]
[[Kategorie:Erzbischof von Avignon]]
[[Kategorie:Historische Person (Italien)]]
[[Kategorie:Geboren 1642]]
[[Kategorie:Gestorben 1726]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{SORTIERUNG:Traume von Flussen und Meeren}}
|NAME=Fieschi, Lorenzo
[[Kategorie:Roman, Epik]]
|ALTERNATIVNAMEN=Fieschi, Lorenzo Maria (vollständiger Name)
[[Kategorie:Literatur (Englisch)]]
|KURZBESCHREIBUNG=römisch-katholischer Erzbischof von Genua und Kardinal
[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)]]
|GEBURTSDATUM=21. Mai 1642
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
|GEBURTSORT=[[Genua]]
|STERBEDATUM=1. Mai 1726
|STERBEORT=[[Genua]]
}}

Version vom 23. August 2022, 06:26 Uhr

Porträt des Kardinals Lorenzo Fieschi (18. Jahrhundert)

Lorenzo Maria Fieschi (* 21. Mai 1642 in Genua; † 1. Mai 1726 ebenda) war ein Kardinal der römisch-katholischen Kirche. Von 1705 bis zu seinem Tod war er Erzbischof von Genua.

Leben

Lorenzo Fieschi entstammte einer genuesischen Patrizierfamilie und studierte an einem Jesuitenkolleg in Parma sowie der Universität von Bologna. Ab 1667 war der promovierte Jurist als Anwalt tätig und war von 1668 bis 1670 Vizelegat in Urbino. In den folgenden Jahren arbeitete er in mehreren Verwaltungen der Provinzen des Kirchenstaates, ehe er im August 1685 als Generalgouverneur der Marken nach Macerata berufen wurde.

Papst Alexander VIII. ernannte ihn am 23. November 1689 zum stellvertretenden Sekretär der Ritenkongregation und am 10. Juli 1690 zum Erzbischof des französischen Avignon. Die Bischofsweihe erhielt Fieschi am 24. September 1690 durch Kardinal Fabrizio Spada. Erst im Folgejahr erreichte Fieschi nach längerem Aufenthalt in Genua seine Diözese. Er gründete in Avignon ein Priesterseminar und wurde von Papst Innozenz XII. 1695 zum Päpstlichen Thronassistenten ernannt. Im November 1701 wurde Fieschi außerordentlicher Nuntius in Frankreich. Er sollte im Auftrag des Papstes als Vermittler im Spanischen Erbfolgekrieg auftreten. Seine Friedensmission sollte zwar scheitern, er setzte jedoch den päpstlichen Anspruch durch, an den Verhandlungen teilnehmen zu können.

Am 18. Mai 1705 ernannte ihn Papst Clemens XI. zum Erzbischof seiner Heimatstadt Genua. Ein Jahr später, am 17. Mai 1706, nahm ihn Clemens XI. als Kardinalpriester von Santa Maria della Pace ins Kardinalskollegium auf. Ab 1711 war Kardinal Fieschi in den Streit um den Prozess gegen einen Fälscher verwickelt, dessen Auslieferung nach Rom er bis 1714 verweigerte. Er nahm noch am Konklave 1721 teil, am Konklave des Jahres 1724 konnte er jedoch nicht mehr teilnehmen.

Kardinal Fieschi starb wenige Wochen vor seinem 84. Geburtstag und wurde in der Kirche San Lorenzo im Familiengrab der Fieschi beigesetzt.

Literatur

VorgängerAmtNachfolger
Giovanni Battista SpinolaErzbischof von Genua
1705–1726
Nicolò Maria de’ Franchi OP