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Zum hl. Aloysius (Mönchengladbach) und Reisen im Skriptorium: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Reisen im Skriptorium''' (engl.: '''Travels in the Scriptorium''') ist ein [[Roman]] von [[Paul Auster]] aus dem Jahr 2006.
[[Datei:R 022 Rudolfstraße 5.JPG|mini|alt=Kapelle|Kapelle]]
Die Kapelle '''Zum hl. Aloysius''', auch '''Brandts-Kapelle''' genannt, steht in [[Mönchengladbach]] ([[Nordrhein-Westfalen]]), Rudolfstraße 5.


== Handlung ==
Das [[Gebäude]] wurde 1896 erbaut. Es wurde unter Nr. R 022 am 2. Juni 1987 in die [[Liste der Baudenkmäler in Mönchengladbach|''Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach'']]<ref>{{Webarchiv |url=http://pb.moenchengladbach.de/public/getfile.php?iID=718 |text=Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach |wayback=20141007024004}}</ref> eingetragen.
Ein alter Mann sitzt in einem leeren Zimmer. Er (und mit ihm der Leser) weiß nicht, wo er sich befindet, noch wie er dorthin gekommen ist. Auch weiß er nicht, dass er überwacht wird. Der Mann wird fortan als Mr. Blank bezeichnet. Es wird nicht klar, ob es sich um ein Gefängnis, Sanatorium oder die Unterkunft des Mannes handelt.
Auf seinem Schreibtisch findet er ein Typoskript von einem Autor namens ''John Trause'' (ein [[Anagramm]] von Auster), das er zu lesen beginnt: Es handelt sich um den Bericht eines Gefangenen in der Garnisonsstadt Ultima, der offenbar zum Tode verurteilt wurde. Hier beginnt der Abschnitt des Buches im Buch. Mittendrin jedoch bricht die Erzählung ab und Blank erhält die Aufforderung, sie fortzuführen. Ein Stapel Fotos, die er entdeckt, kommen ihm irgendwie bekannt vor, doch er kann sich nicht recht erinnern. Er erhält Besuch von Personen, die ihm ebenfalls bekannt erscheinen, und die ihn anklagen, er habe sie vormals auf eine gefährliche Mission geschickt.


Mr. Blank entpuppt sich als weiteres Alter Ego des Schriftstellers Paul Auster, der sich diesmal nicht auf einzelne Werke oder Figuren bezieht, sondern sein gesamtes Personal heranzieht. Unter anderen treten folgende Figuren aus seinen Büchern auf: Marco Fogg (aus ''Mond über Manhattan''), Anna Blume (aus ''Im Land der Letzten Dinge''), Benjamin Sachs (aus ''Leviathan''), David Zimmer (aus ''Das Buch der Illusionen''), Peter Stillman (aus ''Stadt aus Glas''), Walt Rawley (aus ''Mr. Vertigo''), Fanshawe (aus ''Hinter verschlossenen Türen''), John Trause (aus ''Nacht des Orakels''). Auch findet hier erneut das Buch-im-Buch-Prinzip Anwendung, indem Auster am Ende offenbart, bei dem beschriebenen Typoskript handele es sich um das Buch selbst: Blank liest die Eingangszeilen von ''Reisen im Skriptorium'', das Ende mündet in den Anfang.
== Architektur ==


== Beziehungen zu anderen Werken ==
Die [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]] „Zum hl. Aloysius“ liegt in der Rudolfstraße, westlich des Mönchengladbacher Stadtkerns. Sie wurde 1896 eingeweiht und im Gedenken an den 1889 im Alter von 21 Jahren an [[Tuberkulose]] verstorbenen erstgeborenen Sohn (Rudolf) des Fabrikanten [[Franz Brandts]] errichtet.
Austers Selbstreferenz in ''Reisen im Skriptorium'' und die labyrinthische Struktur aus Bezügen und Fiktionen setzen eine Mindestkenntnis von Austers Büchern voraus. Ein Neuleser dürfte sich in dieser ''austeresken'' Welt nur schwer zurechtfinden. Kommerziell war dem Buch in den USA kein großer Erfolg beschieden. Literarische Anklänge deuten [[Franz Kafka|Kafka]], [[Samuel Beckett|Beckett]], [[Henry David Thoreau|Thoreau]], [[Flann O'Brien|O’Brien]], [[Jorge Luis Borges|Borges]] und die französische [[Oulipo]] an, es bleibt jedoch bei der Andeutung. Neben den auftretenden Personen lässt auch der Name des Protagonisten Mr. Blank an ein früheres Buch denken: ''Schlagschatten'', in dem die handelnden Personen alle nach Farben benannt sind (ein Kunstgriff, der an Samuel Becketts Absurdes Theater erinnert). In einem Interview hat Auster angedeutet, alle seine Geschichten seien Teile einer größeren Landkarte. Diese Erzählung könnte als Versuch gewertet werden, die verschiedenen Mosaiksteine aneinanderzufügen. Eben als imaginäre Reise im Schreibzimmer. Der Autor veranstaltet ein Familientreffen mit sich selbst. Bei vielen der Figuren handelt es sich um [[Alter Ego]]s von Paul Auster. Andere wieder sind Personen des direkten Umfelds nachempfunden, etwa seinen Ehefrauen und Kindern. Auch Mr. Blank kann als Selbstporträt des Schriftstellers als alter Mann gelesen werden. Der Autor wird von seinen Geschöpfen heimgesucht, kann sich aber weder an sie noch an sich selbst wirklich erinnern. Blank steht hierbei für die leere Seite, den Wandel von Schöpfung in Amnesie, möglicherweise auch für Austers Angst vor dem Sprachverlust.


In [[Georges Perec]]s Buch ''[[Das Leben Gebrauchsanweisung|Das Leben. Gebrauchsanweisung]]'', von Auster 1987 rezensiert, gibt es den exzentrischen Millionär Bartlebooth, der zehn Jahre lang Aquarellieren lernt, daraufhin zwanzig Jahre lang malend die Welt bereist und anschließend die in Puzzle umgewandelten Aquarelle wieder zusammenfügt. Um schließlich die Blätter chemisch dergestalt behandeln zu lassen, dass nur das leere bzw. blanke Papier übrigbleibt. Austers Reisen im eigenen Schreibzimmer können als Versuch gelesen werden, einen Ort jenseits der eigenen Fiktionen zu schauen.<ref>''Bartlebooths Narreteien'' in ''Die Kunst des Hungers.'' Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2000. ISBN 3-499-22719-3
Die stattliche Kapelle ist aus [[Mauerziegel|Backstein]] in neugotischen Formen errichtet. Die [[Fassade]] ist durch ein großes [[Spitzbogen]]fenster mit reicher [[Tuff]]stein-Rahmung ausgezeichnet. Die Fassade als ganze schließt spitz ab und hat einen einliegenden [[Staffelgiebel|Stufengiebel]], der etwas über den Dachfirst ragt, in etwa aber den [[Ortgang]] bildet für ein einfaches [[Satteldach]], das die sich anschließenden vier [[Joch (Architektur)|Joche]] deckt und in einem [[Fünfachtelschluss]] endet, dem [[Grundriss]] der [[Apsis]] entsprechend.
.</ref>


== Rezeption ==
Die ausgewogene [[Neugotik|neugotische]] Kapelle ist aus architektonischen wie zumal stadt- und sozialhistorischen Gründen für Mönchengladbach unverzichtbar. 2020/2021 fand eine umfangreiche Sanierung der Kapelle statt.<ref>Hütz, ''Brandts-Kapelle'' (wie unter Literatur), S. 15.</ref>
{{Zitat|Hier wird keine richtige Geschichte erzählt, die mit Stoff gefüttert wurde, einen Anfang, eine Mitte, ein Ende und eine Bedeutung hat. Wieder einmal hat Auster eine literarische Fingerübung aus dem Ärmel gezaubert […].
|[[die tageszeitung]], 28. Juli 2007<ref>[https://taz.de/!253800/ taz.de: „Wer ist Mr Blank?“]{{Toter Link|url=http://www.taz.de/index.php?id=digitaz-artikel&ressort=ku&dig=2007%2F07%2F28%2Fa0023&no_cache=1 |date=2019-05 |archivebot=2019-05-09 18:10:28 InternetArchiveBot }}</ref>}}


{{Zitat|Es gelingt ihm [Paul Auster], die „Reisen im Skriptorium“ in der Schwebe zu halten zwischen dem pathetischen Selbstporträt eines alternden Schriftstellers und einem amüsanten Spiel mit Versatzstücken des eigenen Werkes.
== Orgel ==
|[[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 22. August 2007<ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/literatur-goetterspeise-fuer-den-dichter-1464322.html FAZ.NET: „Götterspeise für den Dichter“]</ref>}}
[[Datei:Waldhausen,_Brandts_Kapelle_0rgel_(retouched)_(cropped).jpg|mini|Die Klais-Orgel der Brandts-Kapelle]]
1914 wurde in der Kapelle eine [[Johannes Klais Orgelbau|Klais-Orgel]] (Opus 276) aus dem Jahr 1904 eingebaut. Der ursprüngliche Standort der Orgel ist unbekannt. Die beiden Gehäuseteile der Orgel flankieren das Emporenfenster; mittig vor diesem befindet sich der Spieltisch mit Blickrichtung zum Altar. 2020/2021 wurde die Orgel durch die Werkstatt des Orgelbauers Martin Scholz, Mönchengladbach, restauiert. Musikalischer Schwerpunkt war dabei die Wiederherstellung des originalen Klangbilds der Orgel. Dieses wurde bereits 1991 von Holger Brülls folgendermaßen charakterisiert: „Mit ihren dicken Flöten, intensiven Streichern und Principalen, deren tiefdunkler Klang an Hörner erinnert, ist [das Instrument] ein besonders schönes Beispiel für eine ‘Andachts-Orgel’.“<ref>Holger Brülls: ''Mönchengladbacher Orgeln aus drei Jahrhunderten. Die denkmalwürdigen Instrumente im Stadtgebiet unter musik-, kunst- und zeitgeschichtlichem Aspekt.'' In: ''Rheydter Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Heimatkunde.'' 19/1991, S. 41–62.</ref> Die Disposition lautet:<ref>Hütz, ''Brandts-Kapelle'' (wie unter Literatur), S. 13.</ref>


{{Zitat|Der ideale Leser dieses Romans muss ein Fan des Autors sein.
{| border="0" cellspacing="20" cellpadding="12" style="border-collapse:collapse;"
|[[Süddeutsche Zeitung]], 15. November 2007}}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan=3 | '''Hauptwerk''' C–f<sup>3</sup>
----
|-
| 1. || Principal || 8′
|-
| 2. || Viola da Gamba || 8′
|-
| 3. || Salicional || 8′
|-
| 4. || Flöte || 8′
|-
| 5. || Octave || 4′
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan=3 | '''Schwellwerk''' C–f<sup>3</sup>
----
|-
| 6. || Geigenprincipal || 8′
|-
| 7. || Aeoline || 8′
|-
| 8. || Vox coelestis || 8′
|-
| 9. || Lieblich Gedackt || 8′
|-
| 10. || Flauto traverso || 4′
|}
| style="vertical-align:top" |
{| border="0"
| colspan=3 | '''Pedal''' C–d<sup>1</sup>
----
|-
| 11. || Subbass || 16′
|}
|}
* ''[[Koppel (Orgel)|Koppeln]]:'' II/I, I/P, II/P; Subkoppel II-I
* ''[[Traktur]]:'' pneumatische [[Windlade#Kegellade|Kegelladen]]


== Weblinks ==
== Ausgaben ==
* ''Travels in the Scriptorium'' Faber and Faber, London 2006, ISBN 0-571-23255-8
* {{Internetquelle
** Übersetzung: ''Reisen im Skriptorium''. Dt. von [[Werner Schmitz (Übersetzer)|Werner Schmitz]]. Rowohlt, Reinbek 2007. ISBN 978-3-498-00074-5
|url=http://pb.moenchengladbach.de/public/getfile.php?iID=718
|titel=Denkmalliste der Stadt Mönchengladbach
|werk=moenchengladbach.de
|hrsg=Stadt Mönchengladbach
|datum=2011-07-04
|format=PDF
|kommentar=234,24&nbsp;kB
|abruf=2012-06-02}}
* {{Internetquelle
|autor=Käthe Limburg, Bernd Limburg
|url=http://www.limburg-bernd.de/Moenchenglb/Mgl.htm
|titel=Denkmale in der Stadt Mönchengladbach
|werk=unterwegs & daheim&nbsp;– Homepage von Käthe und Bernd Limburg
|datum=2011-07-18
|abruf=2014-02-27}}

== Literatur ==
* Karl Hütz: ''Mönchengladbach, Brandts-Kapelle'', in: Heinz-Josef Clemens, [[Udo Witt]]: ''Lebendige Orgellandschaft am linken Niederrhein. 300 Jahre bewegte Orgelgeschichte in den katholischen und evangelischen Kirchen in und um Mönchengladbach.'' Herausgegeben von der Regionalstelle Mönchengladbach im Bistum Aachen und dem Evangelischen Kirchenkreis Gladbach-Neuss. Mönchengladbach 2021, S. 12–15.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Navigationsleiste Werke von Paul Auster}}
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[[Kategorie:Werk von Paul Auster]]
{{SORTIERUNG:Monchengladbach Zum hl. Aloysius}}
[[Kategorie:Kirchengebäude in Mönchengladbach]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Baudenkmal in Mönchengladbach]]
[[Kategorie:Roman, Epik]]
[[Kategorie:Backsteinkirche]]
[[Kategorie:Literatur (Englisch)]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1890er Jahren]]
[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Aloysiuskirche]]
[[Kategorie:Literatur (Vereinigte Staaten)]]
[[Kategorie:Neugotisches Kirchengebäude]]
[[Kategorie:Neugotisches Bauwerk in Nordrhein-Westfalen]]
[[Kategorie:Backsteinbauwerk des Historismus]]
[[Kategorie:Kapelle des Bistums Aachen]]
[[Kategorie:Bistum Aachen – Region Mönchengladbach]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel]]

Version vom 22. Juli 2022, 21:30 Uhr

Reisen im Skriptorium (engl.: Travels in the Scriptorium) ist ein Roman von Paul Auster aus dem Jahr 2006.

Handlung

Ein alter Mann sitzt in einem leeren Zimmer. Er (und mit ihm der Leser) weiß nicht, wo er sich befindet, noch wie er dorthin gekommen ist. Auch weiß er nicht, dass er überwacht wird. Der Mann wird fortan als Mr. Blank bezeichnet. Es wird nicht klar, ob es sich um ein Gefängnis, Sanatorium oder die Unterkunft des Mannes handelt. Auf seinem Schreibtisch findet er ein Typoskript von einem Autor namens John Trause (ein Anagramm von Auster), das er zu lesen beginnt: Es handelt sich um den Bericht eines Gefangenen in der Garnisonsstadt Ultima, der offenbar zum Tode verurteilt wurde. Hier beginnt der Abschnitt des Buches im Buch. Mittendrin jedoch bricht die Erzählung ab und Blank erhält die Aufforderung, sie fortzuführen. Ein Stapel Fotos, die er entdeckt, kommen ihm irgendwie bekannt vor, doch er kann sich nicht recht erinnern. Er erhält Besuch von Personen, die ihm ebenfalls bekannt erscheinen, und die ihn anklagen, er habe sie vormals auf eine gefährliche Mission geschickt.

Mr. Blank entpuppt sich als weiteres Alter Ego des Schriftstellers Paul Auster, der sich diesmal nicht auf einzelne Werke oder Figuren bezieht, sondern sein gesamtes Personal heranzieht. Unter anderen treten folgende Figuren aus seinen Büchern auf: Marco Fogg (aus Mond über Manhattan), Anna Blume (aus Im Land der Letzten Dinge), Benjamin Sachs (aus Leviathan), David Zimmer (aus Das Buch der Illusionen), Peter Stillman (aus Stadt aus Glas), Walt Rawley (aus Mr. Vertigo), Fanshawe (aus Hinter verschlossenen Türen), John Trause (aus Nacht des Orakels). Auch findet hier erneut das Buch-im-Buch-Prinzip Anwendung, indem Auster am Ende offenbart, bei dem beschriebenen Typoskript handele es sich um das Buch selbst: Blank liest die Eingangszeilen von Reisen im Skriptorium, das Ende mündet in den Anfang.

Beziehungen zu anderen Werken

Austers Selbstreferenz in Reisen im Skriptorium und die labyrinthische Struktur aus Bezügen und Fiktionen setzen eine Mindestkenntnis von Austers Büchern voraus. Ein Neuleser dürfte sich in dieser austeresken Welt nur schwer zurechtfinden. Kommerziell war dem Buch in den USA kein großer Erfolg beschieden. Literarische Anklänge deuten Kafka, Beckett, Thoreau, O’Brien, Borges und die französische Oulipo an, es bleibt jedoch bei der Andeutung. Neben den auftretenden Personen lässt auch der Name des Protagonisten Mr. Blank an ein früheres Buch denken: Schlagschatten, in dem die handelnden Personen alle nach Farben benannt sind (ein Kunstgriff, der an Samuel Becketts Absurdes Theater erinnert). In einem Interview hat Auster angedeutet, alle seine Geschichten seien Teile einer größeren Landkarte. Diese Erzählung könnte als Versuch gewertet werden, die verschiedenen Mosaiksteine aneinanderzufügen. Eben als imaginäre Reise im Schreibzimmer. Der Autor veranstaltet ein Familientreffen mit sich selbst. Bei vielen der Figuren handelt es sich um Alter Egos von Paul Auster. Andere wieder sind Personen des direkten Umfelds nachempfunden, etwa seinen Ehefrauen und Kindern. Auch Mr. Blank kann als Selbstporträt des Schriftstellers als alter Mann gelesen werden. Der Autor wird von seinen Geschöpfen heimgesucht, kann sich aber weder an sie noch an sich selbst wirklich erinnern. Blank steht hierbei für die leere Seite, den Wandel von Schöpfung in Amnesie, möglicherweise auch für Austers Angst vor dem Sprachverlust.

In Georges Perecs Buch Das Leben. Gebrauchsanweisung, von Auster 1987 rezensiert, gibt es den exzentrischen Millionär Bartlebooth, der zehn Jahre lang Aquarellieren lernt, daraufhin zwanzig Jahre lang malend die Welt bereist und anschließend die in Puzzle umgewandelten Aquarelle wieder zusammenfügt. Um schließlich die Blätter chemisch dergestalt behandeln zu lassen, dass nur das leere bzw. blanke Papier übrigbleibt. Austers Reisen im eigenen Schreibzimmer können als Versuch gelesen werden, einen Ort jenseits der eigenen Fiktionen zu schauen.[1]

Rezeption

„Hier wird keine richtige Geschichte erzählt, die mit Stoff gefüttert wurde, einen Anfang, eine Mitte, ein Ende und eine Bedeutung hat. Wieder einmal hat Auster eine literarische Fingerübung aus dem Ärmel gezaubert […].“

die tageszeitung, 28. Juli 2007[2]

„Es gelingt ihm [Paul Auster], die „Reisen im Skriptorium“ in der Schwebe zu halten zwischen dem pathetischen Selbstporträt eines alternden Schriftstellers und einem amüsanten Spiel mit Versatzstücken des eigenen Werkes.“

„Der ideale Leser dieses Romans muss ein Fan des Autors sein.“

Süddeutsche Zeitung, 15. November 2007

Ausgaben

Einzelnachweise

  1. Bartlebooths Narreteien in Die Kunst des Hungers. Dt. von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2000. ISBN 3-499-22719-3 .
  2. taz.de: „Wer ist Mr Blank?“@1@2Vorlage:Toter Link/www.taz.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. FAZ.NET: „Götterspeise für den Dichter“