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William Cheselden und Omer Dzemali: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:William Cheselden.jpg|mini|hochkant|William Cheselden, vor 1746]]
'''Omer Dzemali''' (* [[4. Juli]] [[1970]] in [[Tetovo]], [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien]]) ist ein [[Nordmazedonien|albanischer]] [[Herzchirurgie|Herzchirurg]] und Chefarzt an der Klinik für Herzchirurgie am [[Stadtspital Triemli]]. Seit Januar 2016 ist er ausserdem leitender Arzt am [[Universitätsspital Zürich]] in der Abteilung für Herzchirurgie.<ref>[https://www.stadt-zuerich.ch/triemli/de/index/kliniken_institute/herzchirurgie/portraits/dzemali_omer.html Omer Dzemali] auf der Website des [[Stadtspital Triemli|Stadtspitals Triemli]]</ref>
'''William Cheselden''' (* [[19. Oktober]] [[1688]] in Somerby bei Burrough on the Hill, [[Leicestershire]]; † [[10. April]] [[1752]] in Bath, Somerset) war ein [[England|englischer]] [[Chirurg]] und [[Anatomie|Anatom]], der großen Anteil an der Etablierung der Chirurgie als medizinische Wissenschaft hat und sich auch Verdienste um die Augenheilkunde erworben hat.


== Leben ==
== Leben ==
Dzemali begann 1990 ein [[Medizinstudium]] an der [[Universität Sarajevo]], musste aber 1992 wegen des [[Bosnienkrieg]]s fliehen. Er floh nach [[Deutschland]], wo er ein Studentenvisum erhielt und damit ein Jahr Zeit hatte, sich an einer Universität einzuschreiben. Nach 32 Bewerbungen erhielt er kurz vor Fristende die Zulassung an der [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz]], wo er aber noch einmal von Anfang an studieren musste. 2000 schloss er ab und [[Promotion (Doktor)|promovierte]] im Februar desselben Jahres mit [[Promotion (Doktor)#Bewertung|magna cum laude]]. Danach absolvierte er ein Praktikum in der Abteilung für Thorax-, Herz- und thorakale Gefässchirurgie der [[Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main]], wo er anschliessend bis Ende 2006 [[Assistenzarzt]] war, danach [[Facharzt]] für Herzchirurgie und [[Oberarzt]] am selben Ort. Im Oktober 2009 [[Habilitation|habilitierte]] sich Dzemali und wurde Ende desselben Jahres [[Chefarzt]]-Stellvertreter bzw. leitender Arzt der Klinik für Herzchirurgie des Zürcher Stadtspitals Triemli.
Cheselden studierte ab 1703 Anatomie in [[London]] unter [[William Cowper (Mediziner)|William Cowper]] (1666–1709) und hielt von 1710 an Vorlesungen in Anatomie. 1713 veröffentlichte er sein Werk ''Anatomy of the Human Body'' (deutsch: ''Anatomie des Menschlichen Körpers''), das große Popularität erfuhr und in 13 Auflagen erschien. Der Hauptgrund für die Verbreitung des Werkes war, dass es – im Gegensatz zu dem damals üblichen Latein – in englischer Sprache erschien. 1718 wurde er zum Assistenz-Chirurgen des St Thomas’ Hospitals in London ernannt. Im darauf folgenden Jahr wurde er Chirurg und als solcher auch 1734 an das neuerrichtete St George’s Hospital berufen. 1710 wurde er in die Londoner Innung der [[Bader]] aufgenommen und 1712 als Wissenschaftler <!--Fellow--> in die [[Royal Society]] gewählt. 1729 wurde er korrespondierendes Mitglied der [[Académie des sciences]].<ref>{{Internetquelle| url=https://www.academie-sciences.fr/fr/Liste-des-membres-depuis-la-creation-de-l-Academie-des-sciences/les-membres-du-passe-dont-le-nom-commence-par-c.html| titel=Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe C| hrsg=Académie des sciences| zugriff=2019-10-29| sprache=fr}}</ref> Cheselden wirkte zudem als Leibchirurg der Königin von England.<ref>[[Georg Fischer (Mediziner)|Georg Fischer]]: ''Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie.'' 1876, S. 278.</ref>


Er half dabei, in [[Skopje]] eine Universitätsklinik für Herzchirurgie zu etablieren, wurde dort 2014 [[ausserordentlicher Professor]] und 2016 [[ordentlicher Professor]]. Im Januar 2016 wurde er, im Rahmen der Allianz für Herzchirurgie Zürich, zusätzlich stellvertretender [[Chefarzt]] und seit September 2018 ist er Chefarzt im Triemlispital sowie Leitender Arzt der Abteilung für Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich.
[[Datei:Cheselden t33.jpg|mini|hochkant|Abbildung – ''Osteographia'']]
Im Jahr 1733 veröffentlichte er ''Osteographia or the Anatomy of Bones'' (deutsch: ''[[Osteologie]] oder die Anatomie der Knochen''), die erste vollständige und korrekte Beschreibung der Anatomie des Menschlichen Skeletts.


Dzemali ist verheiratet, Vater zweier Kinder und wohnt im [[Kanton Aargau]].
Cheselden nahm 1738 Abschied vom Londoner Thomashospital und ging zum [[Royal Hospital Chelsea]]. 1744 wurde er zum Vorstand <!-- Warden of the Society of the Barber-Surgeons--> der Bader-Innung gewählt und hatte großen Anteil daran, die [[Frisör]]e von den Chirurgen abzutrennen und 1745 eine eigene Gesellschaft der Chirurgen zu gründen. Aus der Organisation entstand später das bedeutende [[Royal College of Surgeons of England]].

Er starb 1752 in Bath (Somerset).

Zu Cheseldens Schülern gehörten [[Albrecht von Haller]], [[John Hunter (Mediziner)|John Hunter]], Sharp, der am [[Guy’s Hospital]] tätig war und 1740 eine erste moderne englische Operationslehre herausgab, und [[Alexander Monro I.]], ein Professor für Anatomie und chirurgische Klinik in Edinburgh.

== Werk ==
Berühmt ist Cheselden für die Erfindung der Methode des lateralen [[Blasensteinschnitt]]es ([[Lithotomie]] als Seitensteinschnitt), um [[Blasenstein]]e zu entfernen. Er führte diesen Eingriff, der sich durch eine kurze Dauer (Minuten statt Stunden) und eine niedrige [[Mortalität]] (kleiner als 10 %) auszeichnete, erstmals 1727 durch. Die Methode Cheseldens wurde zu Beginn der 1730er Jahre auch an der Pariser Charité verwendet und wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts auch in England (dort verwendete William Bromfield eine vierblättrige Zange) und Deutschland (etwa bei [[Joachim Friedrich Henckel]]) zur bevorzugten.<ref>Georg Fischer: ''Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie.'' 1876, S. 523.</ref> Cheselden hatte bereits 1723 den [[suprapubisch]]en Eingriff entwickelt, den er als ''A Treatise on the High Operation for the Stone'' veröffentlichte.

Er nahm in seine Anatomielehre die sich seinerzeit erst allgemein etabliertende Erkenntnis vom Sitz des Grauen Stars in der Augenlinse vor dem Glaskörper auf<ref>Carl Hans Sasse: ''Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle'' (= ''Bücherei des Augenarztes.'' Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 38.</ref> und leistete wichtige Beiträge zur [[Ophthalmologie|Augenchirurgie]] mit der von ihm entwickelten [[Iridektomie]], die er erstmals 1728 beschrieb. Damit können bestimmte, durch Pupillenverschluss bedingte Formen der [[Blindheit]] durch die Schaffung einer künstlichen [[Pupille]], die Cheselden bereits 1718<!-- oder schon 1713?--> kurz in seinem Anatomiebuch erwähnt hatte,<ref>Georg Fischer: ''Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie.'' 1876, S. 278.</ref> behandelt werden. Cheselden beschrieb ebenso erstmals die Rolle des [[Speichel]]flusses bei der [[Verdauung]].

Er besuchte [[Isaac Newton]] bei dessen letzter Erkrankung und war ein guter Freund von [[Alexander Pope]] und [[Hans Sloane]].

== Schriften ==
* ''Anatomy of the Human Body.'' 1713; mehrere Auflagen.
** deutsch: ''W. Cheselden’s Anatomie des menschlichen Körpers. Mit vierzig Kupfertafeln nach Vandergucht von Riepenhausen.'' Aus dem Englischen übersetzt von August Ferdinand Wolff nebst einer Vorrede von [[Johann Friedrich Blumenbach|J. Fr. Blumenbach]]. Dieterich, Göttingen 1790 {{ULBDD|urn:nbn:de:hbz:061:1-507837}}
* Beiträge in [[August Gottlieb Richter]] (Hrsg.): ''Chirurgische Bibliothek.'' 15 Bände. Dieterich, Göttingen 1771–1797.
* Übersetzung von: [[Henry François Le Dran]]: ''Traité des operat.'' 1742.

== Literatur ==
* [[Georg Fischer (Mediziner)|Georg Fischer]]: ''Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie.'' [Gewidmet der [[Deutsche Gesellschaft für Chirurgie|Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]]]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel ''Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876'' und mit einem Vorwort von [[Rolf Winau]]: Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg/ New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 261, 278–279, 282, 286, 365 und öfter.
* R. H. Nichols, F. A. Wray: ''The History of the Foundling Hospital.'' Oxford University Press, London 1935, S. 353.
* Barbara I. Tshisuaka: ''Cheselden, William.'' In: [[Werner E. Gerabek]], Bernhard D. Haage, [[Gundolf Keil]], Wolfgang Wegner (Hrsg.): ''Enzyklopädie Medizingeschichte.'' de Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 241&nbsp;f.
* Carl Hans Sasse: ''Geschichte der Augenheilkunde in kurzer Zusammenfassung mit mehreren Abbildung und einer Geschichtstabelle'' (= ''Bücherei des Augenarztes.'' Heft 18). Ferdinand Enke, Stuttgart 1947, S. 38 und 50.
* {{Britannica 1911 |Lemma=Cheselden, William |Band=6 |Seite=89}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://www.stadt-zuerich.ch/triemli/de/index/kliniken_institute/herzchirurgie/portraits/dzemali_omer.html Omer Dzemali] auf der Website des Stadtspitals Triemli
* {{Webarchiv |url=http://www.surgical-tutor.org.uk/default-home.htm?surgeons/cheselden.htm~right |wayback=20140528045748 |text=''William Cheselden (1666–1709), Surgical Tutor''}}
* [[Tages-Anzeiger]]: [https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/der-herzchirurg-machte-eine-tellerwaescherkarriere/story/30439736 ''Die Tellerwäscherkarriere eines Herzchirurgen''], vom 29. Oktober 2016
* [https://www.nlm.nih.gov/exhibition/historicalanatomies/cheselden_home.html ''Cheselden, Wm: Osteographia or the Anatomy of the Bones.''] Gescannte Seiten seines Original-Werkes. Historische Anatomie im Web. US National Library of Medicine.
* {{RoyalSocietyUKArchiv|Code=NA6580|AuthorizedFormsOfName=Cheselden; William (1688–1752)}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Herzchirurg]]
[[Kategorie:Chirurg]]
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Zürich)]]
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[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Mitglied der Royal Society]]
[[Kategorie:Nordmazedonier]]
[[Kategorie:Korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences]]
[[Kategorie:Jugoslawe]]
[[Kategorie:Brite]]
[[Kategorie:Geboren 1970]]
[[Kategorie:Engländer]]
[[Kategorie:Geboren 1688]]
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[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Cheselden, William
|NAME=Dzemali, Omer
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=englischer Chirurg, Urologe und Anatom
|KURZBESCHREIBUNG=mazedonischer Herzchirurg
|GEBURTSDATUM=19. Oktober 1688
|GEBURTSDATUM=4. Juli 1970
|GEBURTSORT=Somerby, Leicestershire
|GEBURTSORT=[[Tetovo]]
|STERBEDATUM=10. April 1752
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|STERBEORT=Bath, Somerset
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Version vom 22. Juli 2022, 09:59 Uhr

Omer Dzemali (* 4. Juli 1970 in Tetovo, Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien) ist ein albanischer Herzchirurg und Chefarzt an der Klinik für Herzchirurgie am Stadtspital Triemli. Seit Januar 2016 ist er ausserdem leitender Arzt am Universitätsspital Zürich in der Abteilung für Herzchirurgie.[1]

Leben

Dzemali begann 1990 ein Medizinstudium an der Universität Sarajevo, musste aber 1992 wegen des Bosnienkriegs fliehen. Er floh nach Deutschland, wo er ein Studentenvisum erhielt und damit ein Jahr Zeit hatte, sich an einer Universität einzuschreiben. Nach 32 Bewerbungen erhielt er kurz vor Fristende die Zulassung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wo er aber noch einmal von Anfang an studieren musste. 2000 schloss er ab und promovierte im Februar desselben Jahres mit magna cum laude. Danach absolvierte er ein Praktikum in der Abteilung für Thorax-, Herz- und thorakale Gefässchirurgie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er anschliessend bis Ende 2006 Assistenzarzt war, danach Facharzt für Herzchirurgie und Oberarzt am selben Ort. Im Oktober 2009 habilitierte sich Dzemali und wurde Ende desselben Jahres Chefarzt-Stellvertreter bzw. leitender Arzt der Klinik für Herzchirurgie des Zürcher Stadtspitals Triemli.

Er half dabei, in Skopje eine Universitätsklinik für Herzchirurgie zu etablieren, wurde dort 2014 ausserordentlicher Professor und 2016 ordentlicher Professor. Im Januar 2016 wurde er, im Rahmen der Allianz für Herzchirurgie Zürich, zusätzlich stellvertretender Chefarzt und seit September 2018 ist er Chefarzt im Triemlispital sowie Leitender Arzt der Abteilung für Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich.

Dzemali ist verheiratet, Vater zweier Kinder und wohnt im Kanton Aargau.

Einzelnachweise

  1. Omer Dzemali auf der Website des Stadtspitals Triemli