„Adolph Knigge“ – Versionsunterschied
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'''Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr Knigge''' (* [[16. Oktober]] [[1752]] in [[Wennigsen (Deister)#Ortsteile|Bredenbeck]] bei [[Hannover]]; † [[6. Mai]] [[1796]] in [[Bremen]] als Oberhauptmann) war ein deutscher Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem durch seine Aufklärungsschrift „Über den Umgang mit Menschen“. Sein Name steht heute [[eponym]] für Benimmratgeber, die mit Knigges eher soziologisch ausgerichtetem Werk allerdings nichts gemeinsam haben. |
'''Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr von Knigge''' (* [[16. Oktober]] [[1752]] in [[Wennigsen (Deister)#Ortsteile|Bredenbeck]] bei [[Hannover]]; † [[6. Mai]] [[1796]] in [[Bremen]] als Oberhauptmann) war ein deutscher Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem durch seine Aufklärungsschrift „Über den Umgang mit Menschen“. Sein Name steht heute [[eponym]] irrtümlicherweise für Benimmratgeber, die mit Knigges eher soziologisch ausgerichtetem Werk allerdings nichts gemeinsam haben. |
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Knigge ist der Spross einer uradligen, in welfischer Tradition lebenden Familie, deren Titel "[[Freiherr/Baron]]" (als einer von wenigen Familien in Deutschland) nicht mehr das typische "von" mit sich führt, obwohl es in der reichsunmittelbaren Verleihungsurkunde enthalten ist. Das "von" verliert sich durch einen Urkundenfehler, der dann "falsch" weitergeführt worden ist. |
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Er studierte von [[1769]] – [[1772|72]] [[Rechtswissenschaft|Jura]] in [[Göttingen]]. [[1771]] wurde er vom Landgrafen von [[Hessen]] zum [[Hofjunker]] und [[Assessor]] der Kriegs- und Domänenkammer zu [[Kassel]] ernannt. Dieses Amt bekleidete er nur kurz, weil er sich „durch amtliche und gesellige Misshelligkeiten unmöglich machte“. [[1777]] zog er nach [[Hanau]]. Hier wurde er zum [[Sachsen-Weimar|weimarisch]]en Kammerherrn ernannt, wo er „als gern gesehener Kurzweilmacher viel am dortigen Hofe verkehrte“. Ab [[1780]] lebte er zurückgezogen in [[Frankfurt am Main]]. [[1783]] zog er nach [[Heidelberg]], später nach [[Hannover]] um. Von [[1790]] an lebte er bis zu seinem Tode in [[Bremen]], wo er das Amt des Oberhauptmanns der großbritannisch-hannoverschen Regierung übernahm. Knigge war seit [[1780]] unter dem Decknamen "[[Philo]]" Mitglied des [[Illuminatenorden]]s, trat jedoch 1784 schon wieder aus, da er eine erhoffte „Erneuerung des geistigen Lebens der Nation“ durch den Orden als nicht durchführbar erkannte. |
Er studierte von [[1769]] – [[1772|72]] [[Rechtswissenschaft|Jura]] in [[Göttingen]]. [[1771]] wurde er vom Landgrafen von [[Hessen]] zum [[Hofjunker]] und [[Assessor]] der Kriegs- und Domänenkammer zu [[Kassel]] ernannt. Dieses Amt bekleidete er nur kurz, weil er sich „durch amtliche und gesellige Misshelligkeiten unmöglich machte“. [[1777]] zog er nach [[Hanau]]. Hier wurde er zum [[Sachsen-Weimar|weimarisch]]en Kammerherrn ernannt, wo er „als gern gesehener Kurzweilmacher viel am dortigen Hofe verkehrte“. Ab [[1780]] lebte er zurückgezogen in [[Frankfurt am Main]]. [[1783]] zog er nach [[Heidelberg]], später nach [[Hannover]] um. Von [[1790]] an lebte er bis zu seinem Tode in [[Bremen]], wo er das Amt des Oberhauptmanns der großbritannisch-hannoverschen Regierung übernahm. Knigge war seit [[1780]] unter dem Decknamen "[[Philo]]" Mitglied des [[Illuminatenorden]]s, trat jedoch 1784 schon wieder aus, da er eine erhoffte „Erneuerung des geistigen Lebens der Nation“ durch den Orden als nicht durchführbar erkannte. |
Version vom 2. Oktober 2006, 13:58 Uhr


Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr von Knigge (* 16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover; † 6. Mai 1796 in Bremen als Oberhauptmann) war ein deutscher Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem durch seine Aufklärungsschrift „Über den Umgang mit Menschen“. Sein Name steht heute eponym irrtümlicherweise für Benimmratgeber, die mit Knigges eher soziologisch ausgerichtetem Werk allerdings nichts gemeinsam haben.
Leben
Knigge ist der Spross einer uradligen, in welfischer Tradition lebenden Familie, deren Titel "Freiherr/Baron" (als einer von wenigen Familien in Deutschland) nicht mehr das typische "von" mit sich führt, obwohl es in der reichsunmittelbaren Verleihungsurkunde enthalten ist. Das "von" verliert sich durch einen Urkundenfehler, der dann "falsch" weitergeführt worden ist.
Er studierte von 1769 – 72 Jura in Göttingen. 1771 wurde er vom Landgrafen von Hessen zum Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkammer zu Kassel ernannt. Dieses Amt bekleidete er nur kurz, weil er sich „durch amtliche und gesellige Misshelligkeiten unmöglich machte“. 1777 zog er nach Hanau. Hier wurde er zum weimarischen Kammerherrn ernannt, wo er „als gern gesehener Kurzweilmacher viel am dortigen Hofe verkehrte“. Ab 1780 lebte er zurückgezogen in Frankfurt am Main. 1783 zog er nach Heidelberg, später nach Hannover um. Von 1790 an lebte er bis zu seinem Tode in Bremen, wo er das Amt des Oberhauptmanns der großbritannisch-hannoverschen Regierung übernahm. Knigge war seit 1780 unter dem Decknamen "Philo" Mitglied des Illuminatenordens, trat jedoch 1784 schon wieder aus, da er eine erhoffte „Erneuerung des geistigen Lebens der Nation“ durch den Orden als nicht durchführbar erkannte.

Über den Umgang mit Menschen
1788 erschien die erste Ausgabe seines wohl bekanntesten Werkes „Über den Umgang mit Menschen“ (heute einfach kurz als "Knigge" bekannt). Knigge beabsichtigte damit eine Aufklärungsschrift für Taktgefühl und Höflichkeit im Umgang mit den Generationen, Berufen, Charakteren, die einem auch Enttäuschungen ersparen sollte. Man kann seine durchdachten und weltkundigen Erläuterungen sehr wohl als angewandte Soziologie würdigen, was in den Abschnitten Über den Umgang mit Kindern, Über den Umgang mit Ärzten, Über den Umgang mit Jähzornigen, Über den Umgang mit Schurken und nicht zuletzt Über den Umgang mit sich selbst deutlich wird.
Der Wandel des Verständnisses von Knigges „Umgang“
Irrtümlicherweise wurde dieses Buch späterhin als Benimmbuch missverstanden, oft nur nach Hörensagen. Dieses Missverständnis verstärkte bereits der Verlag, indem er nach dem Tode von Knigge das Werk um Benimmregeln erweiterte. Außerdem ist bekannt, dass etwa alle 10 Jahre eine neue Ausgabe herausgegeben wurde – hauptsächlich mit Kleiderregeln. Heute erwartet man von einem „Knigge“ meist Hinweise, wie man Rot- zu Weißweingläsern beim gedeckten Tisch zueinander gruppiert; derlei überging Knigge selbst jedoch völlig.
Der Nachfahre Moritz Freiherr Knigge gab im Jahre 2004 in der Intention einer zeitgemäßen Adaption eine moderne Fassung des bekanntesten Werkes unter dem Titel „Spielregeln. Wie wir miteinander umgehen sollten“ heraus.
Werke
- Allgemeines System für das Volk. Zur Grundlage aller Erkenntnisse für Menschen aus allen Nationen, Ständen und Religionen in einem Auszuge heraus gegeben. Nicosia.1873, [o.O. 1778]
- Der Roman meines Lebens, 1781-1887, 4 Bände
- Geschichte Peter Clausens, 1783-1785, 3 Bände
- Über den Umgang mit Menschen, 1788
- Geschichte des armen Herrn von Mildenburg, 1789
- Benjamin Noldmann's Geschichte der Aufklärung in Abyssinien, oder Nachricht von seinem und seines Herrn Vetters Aufenthalte an dem Hofe des grossen Negus, oder Priesters Johannes, Göttingen, 1791, 2 Bände gutenberg.spiegel.de Onlineausgabe
- Des seligen Herrn Etatsrats Samuel Konrad von Schafskopf hinterlassene Papiere, 1792
- Die Reise nach Braunschweig, 1792
- Josephs von Wurmbrand, Kaiserlich abyssinischen Ex=Ministers, jezzigen Notarii caesarii publici in der Reichsstadt Bopfingen, politisches Glaubensbekenntniss, mit Hinsicht auf die französische Revolution und deren Folgen, Frankfurt und Leipzig, 1792
- Kompositionen: Konzert für Fagott, Streicher und Basso continuo F-Dur, 1776; Sechs Sonaten für Klavier, 1781; Zwei Klavierlieder: Der stille Abend kömmt herbei und Ergreift das Werk, ihr guten Kinder, 1785/86
Literatur
- Silke Schneider-Flaig: Der neue große Knigge - Gutes Benehmen und richtige Umgangsformen. Compact Verlag, München 2004, ISBN 3-8174-5746-4 (sowohl zeitgemäße Interpretation des Werkes als auch Rekurs auf die Urfassung mit Erläuterungen)
- Knigges Werke. Eine Bibliographie der gedruckten Schriften, Kompositionen und Briefe Adolphs, Freyherrn Knigge und seiner Tochter Philippine von Reden, geb. Freiin Knigge. Mit einem Anhang: Sekundärliteratur, zusammengestellt von Ernst August Freiherr Knigge. Wallstein, Göttingen 1996, ISBN 3-89244-229-0
- Karl-Heinz Göttert: Knigge oder: Von den Illusionen des anständigen Lebens. dtv, München 1995, ISBN 3-423-04672-4
- Michael Schlott (Hrsg.): Wirkungen und Wertungen. Adolph Freiherr Knigge im Urteil der Nachwelt (1796-1994). Eine Dokumentensammlung. (= Das Knigge-Archiv; Band 1). Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-287-8
- Moritz Freiherr Knigge: Spielregeln. Wie wir miteinander umgehen sollten. Lübbe 2004, ISBN 3-7857-2181-1 (zeitgemäße Neufassung des Werkes "Über den Umgang mit Menschen")
- Peter Kaeding: Adolph von Knigge. Begegnungen mit einem freien Herrn. Verlagsanstalt Union Berlin
- Alexander von Ungern-Sternberg: Physiologie der Gesellschaft. In Briefen eines Vaters an seinen Sohn. Ein Beitrag zu Knigge's Umgang mit Menschen. Laatzen: Wehrhahn. ISBN 3-932324-70-6
Siehe auch
Weblinks
- Vorlage:PND
- Erich Schmidt: Knigge, Adolf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 288–291.
- http://gutenberg.spiegel.de/autoren/knigge.htm
- http://www.knigge.de/
- http://www.freiherr-knigge.de/
- http://www.freiherr-von-knigge.de/gedichte/biographie.htm
- [1] Hörfunkmanuskripte über den „Freien Herrn Knigge“
- Illuminatus, das Umfeld: Ich habe an Verschwörungstheorien geglaubt. Vortrag von Andreas vom Walde über Adolph Freiherr Knigge
Personendaten | |
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NAME | Knigge, Adolph |
ALTERNATIVNAMEN | Knigge, Adolph Franz Friedrich Ludwig Freiherr |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1752 |
GEBURTSORT | Bredenbeck bei Hannover |
STERBEDATUM | 6. Mai 1796 |
STERBEORT | Bremen |