Charles Lichtenthaeler und Finger: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Charles Lichtenthaeler''' (* [[31. August]] [[1915]] in [[Lausanne]]; † [[18. Mai]] [[1993]] in [[Hamburg]]) war ein [[Schweiz]]er [[Arzt]] und [[Medizingeschichte |Medizinhistoriker]], der von 1963 bis 1983 erster Ordinarius für Medizingeschichte an der [[Universität Hamburg]] war. |
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{{Doppeltes Bild|rechts|Fingers of a treefrog.jpg|180|Pores pédieux mâle T.gracilis.jpg|168|Finger eines [[Europäischer Laubfrosch|Laubfrosch]]s, einer [[Rotaugen-Buschkrokodil|Schuppenechse]] und eines [[Mensch]]en}} |
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Ein '''Finger''' – wissenschaftlich auch '''Digitus manus''' (Mehrzahl: ''Digiti manus'') – ist ein Teil der [[Hand]]. Die Finger gehören zu den [[Akren]]. Fast alle [[Landwirbeltiere|Tetrapoden]] haben fünf Finger ([[Extremitätenevolution#Variabilität und Umformungen der Tetrapodenextremität|pentadaktyles System]]). „Anfangs“ sind die Finger noch durch Häute – die sogenannten [[Interdigitalhaut|Interdigitalhäute]] (bei Tieren: [[Schwimmhäute]]) – miteinander verbunden. Erst mit der Rückentwicklung dieser Zwischenhäute durch [[Apoptose]] erhalten die Finger ihre „freistehende“ Form. Findet diese nicht statt, kommt es zu einer [[Dermal|kutanen]] [[Syndaktylie]]. |
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Finger haben Greif-, Stütz- und Haltefunktionen. Das Pendant zu den Fingern sind an den unteren Extremitäten die [[Zehe (Fuß)|Zehen]]. |
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== Finger des Menschen == |
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Seine Hauptarbeitsgebiete waren die antike Medizin, insbesondere das [[Hippokrates von Kos|Corpus Hippocraticum]], und die [[Medizintheorie]]. |
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[[Datei:Human fingers both sides 2.jpg|mini|Finger einer menschlichen Hand]] |
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Üblicherweise hat der Mensch an jeder Hand fünf Finger in folgender Abfolge: |
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# [[Daumen]] (''Pollex''; zweigliedrig) |
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== Schriften (Auswahl) == |
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# [[Zeigefinger]] (''Index'') |
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* ''„Moderne“ Periodisierungsversuche für die Medizin nach 1500 und Kritik dieser Versuche.'' In: Charles Lichenthaeler: ''Geschichte der Medizin. Die Reihenfolge ihrer Epochen-Bilder und die treibende Kraft ihrer Entwicklung.'' 1. Auflage. Köln 1975, Band 2, S. 424–431. |
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# [[Mittelfinger]] (''Digitus medius'') |
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* ''Geschichte der Medizin.'' Deutscher Ärzte-Verlag, Köln-Lövenich 1974; 3. Auflage ebenda 1982. |
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# [[Ringfinger]] (''Digitus anularis'') |
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# [[Kleiner Finger]] (''Digitus minimus'') |
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=== Fingerknochen und Gelenke === |
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== Literatur == |
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[[Datei:Scheme human hand bones-de.svg|mini|Fingerknochen (grün, blau und rosa)]] |
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* [[Kai Sammet]]: ''Charles Lichtenthaeler.'' In: [[Franklin Kopitzsch]], [[Dirk Brietzke]] (Hrsg.): ''[[Hamburgische Biografie]].'' Band 3, Wallstein, Göttingen 2006, S. 227 f. |
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Beim Menschen hat jeder Finger drei [[Knochen|knöcherne]] Stützelemente, die [[Fingerknochen]] mit ''Phalanx proximalis'', ''media'' und ''distalis'', Grund-, Mittel- und Endglied, lediglich der Daumen hat nur zwei Phalangen (Fingergliedknochen; vom griechischen Wort ''phalanx'' für Schlachtreihe von Kriegern; Mehrzahl: ''phalanges''). Die Phalangen sind [[Fingergelenke|gelenkig]] im Mittel- und Endgelenk verbunden und schließen mit dem Fingergrundgelenk an den entsprechenden [[Mittelhandknochen]] (''Ossa metacarpi'') an. Dabei nimmt beim Menschen der Daumen eine Sonderstellung ein, da seine gelenkige Aufhängung ihm eine [[Opposition (Anatomie)|Oppositionsstellung]] gegenüber den übrigen Fingern erlaubt. Die Bewegung der Finger und der Fingerglieder erfolgt durch die Sehnen der Muskeln im Bereich des [[Unterarm]]s („extrinsische Muskulatur“) und der [[Mittelhand]] („intrinsische Muskulatur“), die Finger selbst haben keine Muskeln. |
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=== Fingerkuppe === |
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[[Datei:Fingerbeere.scharf.jpg|mini|Fingerbeere]] |
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Das Ende eines jeden Fingers nennt man '''Fingerkuppe''' oder '''Fingerbeere'''. Die [[Papillarleiste]]n an den Unterseiten der Fingerkuppen ergeben einen individuellen [[Fingerabdruck]], der zur [[Identitätsfeststellung|Personenidentifikation]] genutzt werden kann ([[Daktyloskopie]]). In jeder Fingerkuppe befinden sich etwa 700 [[Rezeptor (Physiologie)|Berührungs- und Druckrezeptoren]]. Die Fingerbeere ist die Bezeichnung für den terminalen Tast[[ballen]] am Ende der Innenseite eines jeden Fingers. Dieser Bereich ist stark durchblutet und besitzt viele sensorische Nervenzellen für den [[Tastsinn]]. Die Fingerbeere ist neben dem [[Ohrläppchen]] eine gute Stelle für die Abnahme kleiner Mengen [[Blut]]. Jeder Finger hat einen [[Nagel (Anatomie)|Fingernagel]] an der Oberseite der Fingerkuppen. |
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=== Kommunikation === |
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{{SORTIERUNG:Lichtenthaeler, Charles}} |
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[[Datei:Chinese counting.jpg|mini|Von Chinesen verwendete Fingergesten, die Zahlen darstellen.]] |
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Menschen verwenden in der [[Nonverbale Kommunikation|nonverbalen Kommunikation]] ihre Finger auch zum sichtbaren [[Zählen]] und für die [[Gestik]], zum Beispiel ein nach oben oder nach unten gerichteter Daumen, [[Okay#Fingerzeichen|Berührung des Daumens mit dem Zeigefinger]], [[Schwurfinger]], [[Stinkefinger|ausgestreckter Mittelfinger]] u.s.w., sowie in einer weiter entwickelten Form für die [[Gebärdensprache]]. Bei den Fingergesten gibt es kulturelle Unterschiede.<ref>Dane Archer: ''[https://link.springer.com/article/10.1023/A:1024716331692 Unspoken Diversity: Cultural Differences in Gestures]''. In: Qualitative Sociology, Band 20, 1997, S. 79–105.</ref> Beispielsweise unterscheiden sich die bei den Deutschen üblichen Fingerpositionen, mit denen Zahlen ausgedrückt werden, von den in [[China]] üblichen.<ref>R. Schaefer:''[https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-531-94085-4_4 Der tote Fisch in der Hand – von der Kulturalität des Missverstehens von Mimik und Gestik beim Zusammentreffen von Deutschen und Chinesen]''. In: Wiater W., Manschke D. (Hrsg.): Verstehen und Kultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2012.</ref> |
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[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Hamburg)]] |
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[[Kategorie:Geboren 1915]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1993]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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=== Entwicklungsbesonderheiten der Finger === |
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{{Personendaten |
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[[Datei:6 Finger.JPG|mini|[[Polydaktylie]]: Hier hat jede Hand sechs Finger, auch [[Hexadaktylie]] gennant]] |
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|NAME=Lichtenthaeler, Charles |
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Fehlbildungen der Finger gehören in die Gruppe der [[Dysmelie]]n. Dazu gehören unter anderem die Ausbildung überzähliger Finger ([[Polydaktylie]]), das Fehlen von Fingern ([[Oligodaktylie]], [[Adaktylie]]), die ausbleibende Trennung zwischen Fingern ([[Syndaktylie]]), die Ausbildung überzähliger Finger mit gleichzeitiger fehlender Trennung ([[Polysyndaktylie]]), die Verkürzung ([[Brachydaktylie]]) oder Verlängerung ([[Arachnodaktylie]]) einzelner Finger und die Verstümmelung von Fingern ([[Ektrodaktylie]]). Außerdem gibt es noch die [[Kontraktur|Beugekontraktur]] der Mittelgelenke des kleinen Fingers, seltener auch des Ringfingers, die [[Kamptodaktylie]] sowie die [[Klinodaktylie]], einer im Allgemeinen angeborene seitlich-winklige Abknickung eines Fingerglieds im Handskelett. |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=Schweizer Arzt und Medizinhistoriker |
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Männer haben aufgrund eines höheren Testosteroneinflusses während der Schwangerschaft typischerweise einen kleineren Zeigefinger (2D) im Vergleich zum Ringfinger (4D). Dieses [[Fingerlängenverhältnis]] (2D:4D) ist typischerweise bei Männern kleiner. Ein kleines Fingerlängenverhältnis wurde mit verschiedenen Eigenschaften einer Person, wie höheres Risiko für Alkoholabhängigkeit<ref>J. Kornhuber, G. Erhard, B. Lenz, T. Kraus, W. Sperling, K. Bayerlein, T. Biermann, C. Stoessel: [http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0019332 ''Low digit ratio 2D:4D in alcohol dependent patients''.] PLoS ONE, Vol. 6, Nr. 4, 2011, S. e19332.</ref> oder Videospielabhängigkeit,<ref>J. Kornhuber, EM Zenses, B Lenz, C Stoessel, P Bouna-Pyrrou, F Rehbein, S Kliem, T Mößle: [http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0079539#abstract0 ''Low digit ratio 2D:4D associated with video game addiction''.] PLoS ONE 2013; Vol. 8, Nr. 11, 2013, S. e79539</ref> in Verbindung gebracht.<ref>[https://www.welt.de/wissenschaft/article13613930/Was-die-Laenge-von-Zeige-und-Ringfinger-verraet.html ''Was die Länge von Zeige- und Ringfinger verrät''.] [[Die Welt|Welt Online]], 20. September 2011, abgerufen am 12. Dezember 2017</ref> |
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|GEBURTSDATUM=31. August 1915 |
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|GEBURTSORT=[[Lausanne]] |
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== Siehe auch == |
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|STERBEDATUM=18. Mai 1993 |
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* [[Fingersatz]] (Musik) |
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|STERBEORT=[[Hamburg]] |
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* [[Tastschärfe]] |
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}} |
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* [[Liste von Gesten #Finger]] |
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== Weblinks == |
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{{Wiktionary}} |
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{{Commonscat|Fingers}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Navigationsleiste Finger der Hand}} |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4154429-8}} |
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[[ru:Палец]] |
Version vom 27. Dezember 2021, 09:46 Uhr
Ein Finger – wissenschaftlich auch Digitus manus (Mehrzahl: Digiti manus) – ist ein Teil der Hand. Die Finger gehören zu den Akren. Fast alle Tetrapoden haben fünf Finger (pentadaktyles System). „Anfangs“ sind die Finger noch durch Häute – die sogenannten Interdigitalhäute (bei Tieren: Schwimmhäute) – miteinander verbunden. Erst mit der Rückentwicklung dieser Zwischenhäute durch Apoptose erhalten die Finger ihre „freistehende“ Form. Findet diese nicht statt, kommt es zu einer kutanen Syndaktylie.
Finger haben Greif-, Stütz- und Haltefunktionen. Das Pendant zu den Fingern sind an den unteren Extremitäten die Zehen.
Finger des Menschen

Üblicherweise hat der Mensch an jeder Hand fünf Finger in folgender Abfolge:
- Daumen (Pollex; zweigliedrig)
- Zeigefinger (Index)
- Mittelfinger (Digitus medius)
- Ringfinger (Digitus anularis)
- Kleiner Finger (Digitus minimus)
Fingerknochen und Gelenke

Beim Menschen hat jeder Finger drei knöcherne Stützelemente, die Fingerknochen mit Phalanx proximalis, media und distalis, Grund-, Mittel- und Endglied, lediglich der Daumen hat nur zwei Phalangen (Fingergliedknochen; vom griechischen Wort phalanx für Schlachtreihe von Kriegern; Mehrzahl: phalanges). Die Phalangen sind gelenkig im Mittel- und Endgelenk verbunden und schließen mit dem Fingergrundgelenk an den entsprechenden Mittelhandknochen (Ossa metacarpi) an. Dabei nimmt beim Menschen der Daumen eine Sonderstellung ein, da seine gelenkige Aufhängung ihm eine Oppositionsstellung gegenüber den übrigen Fingern erlaubt. Die Bewegung der Finger und der Fingerglieder erfolgt durch die Sehnen der Muskeln im Bereich des Unterarms („extrinsische Muskulatur“) und der Mittelhand („intrinsische Muskulatur“), die Finger selbst haben keine Muskeln.
Fingerkuppe

Das Ende eines jeden Fingers nennt man Fingerkuppe oder Fingerbeere. Die Papillarleisten an den Unterseiten der Fingerkuppen ergeben einen individuellen Fingerabdruck, der zur Personenidentifikation genutzt werden kann (Daktyloskopie). In jeder Fingerkuppe befinden sich etwa 700 Berührungs- und Druckrezeptoren. Die Fingerbeere ist die Bezeichnung für den terminalen Tastballen am Ende der Innenseite eines jeden Fingers. Dieser Bereich ist stark durchblutet und besitzt viele sensorische Nervenzellen für den Tastsinn. Die Fingerbeere ist neben dem Ohrläppchen eine gute Stelle für die Abnahme kleiner Mengen Blut. Jeder Finger hat einen Fingernagel an der Oberseite der Fingerkuppen.
Kommunikation

Menschen verwenden in der nonverbalen Kommunikation ihre Finger auch zum sichtbaren Zählen und für die Gestik, zum Beispiel ein nach oben oder nach unten gerichteter Daumen, Berührung des Daumens mit dem Zeigefinger, Schwurfinger, ausgestreckter Mittelfinger u.s.w., sowie in einer weiter entwickelten Form für die Gebärdensprache. Bei den Fingergesten gibt es kulturelle Unterschiede.[1] Beispielsweise unterscheiden sich die bei den Deutschen üblichen Fingerpositionen, mit denen Zahlen ausgedrückt werden, von den in China üblichen.[2]
Entwicklungsbesonderheiten der Finger
Fehlbildungen der Finger gehören in die Gruppe der Dysmelien. Dazu gehören unter anderem die Ausbildung überzähliger Finger (Polydaktylie), das Fehlen von Fingern (Oligodaktylie, Adaktylie), die ausbleibende Trennung zwischen Fingern (Syndaktylie), die Ausbildung überzähliger Finger mit gleichzeitiger fehlender Trennung (Polysyndaktylie), die Verkürzung (Brachydaktylie) oder Verlängerung (Arachnodaktylie) einzelner Finger und die Verstümmelung von Fingern (Ektrodaktylie). Außerdem gibt es noch die Beugekontraktur der Mittelgelenke des kleinen Fingers, seltener auch des Ringfingers, die Kamptodaktylie sowie die Klinodaktylie, einer im Allgemeinen angeborene seitlich-winklige Abknickung eines Fingerglieds im Handskelett.
Männer haben aufgrund eines höheren Testosteroneinflusses während der Schwangerschaft typischerweise einen kleineren Zeigefinger (2D) im Vergleich zum Ringfinger (4D). Dieses Fingerlängenverhältnis (2D:4D) ist typischerweise bei Männern kleiner. Ein kleines Fingerlängenverhältnis wurde mit verschiedenen Eigenschaften einer Person, wie höheres Risiko für Alkoholabhängigkeit[3] oder Videospielabhängigkeit,[4] in Verbindung gebracht.[5]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Dane Archer: Unspoken Diversity: Cultural Differences in Gestures. In: Qualitative Sociology, Band 20, 1997, S. 79–105.
- ↑ R. Schaefer:Der tote Fisch in der Hand – von der Kulturalität des Missverstehens von Mimik und Gestik beim Zusammentreffen von Deutschen und Chinesen. In: Wiater W., Manschke D. (Hrsg.): Verstehen und Kultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2012.
- ↑ J. Kornhuber, G. Erhard, B. Lenz, T. Kraus, W. Sperling, K. Bayerlein, T. Biermann, C. Stoessel: Low digit ratio 2D:4D in alcohol dependent patients. PLoS ONE, Vol. 6, Nr. 4, 2011, S. e19332.
- ↑ J. Kornhuber, EM Zenses, B Lenz, C Stoessel, P Bouna-Pyrrou, F Rehbein, S Kliem, T Mößle: Low digit ratio 2D:4D associated with video game addiction. PLoS ONE 2013; Vol. 8, Nr. 11, 2013, S. e79539
- ↑ Was die Länge von Zeige- und Ringfinger verrät. Welt Online, 20. September 2011, abgerufen am 12. Dezember 2017