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Leonhard von Renthe-Fink und Cadmiumchlorid: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Infobox Chemikalie
'''Leonhard von Renthe-Fink''' (* [[21. März]] [[1907]] in [[Berlin]]; † [[31. März]] [[1993]] [[Leverkusen]]) war ein [[deutscher]] [[Heerespsychologe]].
| Strukturformel = [[Datei:Kristallstruktur Cadmiumchlorid.png|180px|Struktur von Cadmiumchlorid]]
| Kristallstruktur = Ja
| Strukturhinweis = {{Farbe|#C0C0C0|Kreis=1}} [[Cadmium|Cd]]<sup>2+</sup> {{0}} {{Farbe|#00FF00|Kreis=1}} [[Chlor|Cl]]<sup>−</sup>
| Suchfunktion = CdCl2
| Andere Namen = * Cadmium(II)-chlorid
* Cadmiumdichlorid
| Summenformel = CdCl<sub>2</sub>
| CAS = * {{CASRN|10108-64-2}}
* {{CASRN|35658-65-2|Q81983606}} (Monohydrat)
* {{CASRN|7790-78-5|Q27132920}} (Hemi-pentahydrat)
<!-- 34330-64-8 gelöscht -->
| EG-Nummer = 233-296-7
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| Beschreibung = weißer, geruchloser Feststoff<ref name="alfa" />
| Molare Masse = 183,32 [[Gramm|g]]·[[mol]]<sup>−1</sup>
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| Löslichkeit = 1400 g·l<sup>−1</sup> in Wasser<ref name="alfa" />
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'''Cadmiumchlorid''' ist eine [[chemische Verbindung]] des [[Cadmium]]s und zählt zu den [[Chloride]]n. Das farblose Salz kristallisiert in einer charakteristischen [[Trigonales Kristallsystem|trigonalen Kristallstruktur]], die als [[Strukturtyp]] für zahlreiche weitere Verbindungen dient.
== Leben ==
Leonhard von Renthe-Fink war der Sohn des Oberstleutnants a.D. Wilhelm von Renthe-Fink und dessen Ehefrau Elisabeth (geb. von Krosigk). 1926 legte er sein Abitur am [[Georg-Büchner-Schule (Darmstadt)|Realgymnasium Darmstadt]] ab. Im Anschluss studierte er von 1926 bis 1933 [[Psychologie]] und [[Philosophie]] in [[Universität Tübingen|Tübingen]], [[Universität Heidelberg|Heidelberg]] und [[Universität Bonn|Bonn]]. Im Jahr 1932 führte er gemeinsam mit einem weiteren Kommilitonen und dem niederländischen Professor [[Rommert Casimir]] eine Reise zu den Begründern der [[Individualpsychologie]] durch, die nach [[Wien]], [[Berlin]], [[Budapest]] und [[Gießen]] führte. Im Dezember 1933 promovierte er mit einer Schrift über die ''Untersuchungen über die geistesgeschichtlich-anthropologischen Ursprünge des Realitäts-Problems'' in Bonn bei [[Erich Rothacker]].<ref>Promotionsprüfung am 26. Juli 1933.</ref> In der Arbeit geht er der Frage nach, ob und inwiefern Struktur und Erkennbarkeit der Realität philosophisch ableitbar sind. Zu diesem Zweck zeichnet er das Realitätsproblem seit [[Augustinus]] bis hin zum britischen Empirismus nach. Bei Rothacker, den er selbst als seinen akademischen Lehrer ansah<ref>„Noch einmal: Zur Herkunft des Wortes „Geschichtlichkeit““ in: [[Archiv für Begriffsgeschichte]] 15 (1971), S.&nbsp;306–312, 312.</ref>, war er anschließend als wissenschaftliche Hilfskraft am Philosophischen Seminar A in Bonn tätig. Statt zu einer [[Habilitation]] und dem Einschlagen einer akademischen Karriere riet ihm Rothacker dazu, Wehrmachtspsychologe zu werden. Dies geschah auch deswegen, da Teile der Studentenschaft die Entfernung von Renthe-Finks gefordert haben, da er zuvor an [[Alfred Kantorowicz]] sozialistischer Arbeitsgemeinschaft teilgenommen hatte.<ref>Georg Rudinger, Ralph Stöwer: „Die Psychologie an der Universität Bonn im Nationalsozialismus“ in: Thomas Becker (Hrsg.): ''Zwischen Diktatur und Neubeginn. Die Universität Bonn im „Dritten Reich“ und in der Nachkriegszeit'', V & R Unipress, Göttingen 2009, ISBN 978-3-89971-440-1, S.&nbsp;159–184, 173.</ref>


== Gewinnung und Darstellung ==
Ab dem Jahr 1935 war von Renthe-Fink als Heerespsychologe in der Prüfstelle VIII der Wehrmacht in Breslau eingesetzt, von 1940 an bis 1943 war er für die Abteilung ''Handlungs- und Verhaltensforschung'' in der in Berlin ansässigen Inspektion für Eignungsuntersuchungen (später: des Personalprüfwesens) verantwortlich. Zu dieser Zeit befasste er sich auch mit [[Graphologie]]. Nach Auflösung der Heerespsychologie Ende März 1943 versah von Renthe-Fink Kriegsdienst bis 1945, nachdem er schon 1942 kurzzeitig am Russlandfeldzug teilgenommen hat. Nach Kriegsende war von Renthe-Fink bis 1950 freiberuflich als Psychologe und Schriftgutachter tätig. Ab 1950 arbeitete er als Psychologe beim [[Bundesgrenzschutz]].<ref>Johannes Platz: ''[https://ubt.opus.hbz-nrw.de/opus45-ubtr/frontdoor/deliver/index/docId/557/file/Die_Praxis_der_kritischen_Theorie.pdf Die Praxis der kritischen Theorie. Angewandte Sozialwissenschaft und Demokratie in der frühen Bundesrepublik 1950-1960]'', Diss. Trier 2012.</ref> Aus dieser Zeit liegt eine undatierte Darstellung der „Aufgaben und Probleme der psychologischen Personalauslese im Bundesgrenzschutz“ vor.<ref>Vgl. BArch-MA BW 27/28, fol.&nbsp;166-173.</ref> Ab 1958 bis zum Eintritt in den Ruhestand versah er das Amt eines Regierungsdirektors im Psychologischen Dienst der Bundeswehr.<ref>Biographische Angaben übernommen aus: Helmut E. Lück: „Renthe-Fink, Leonhard von“ in: Uwe Wolfradt, Elfriede Billmann-Mahecha, Armin Stock (Hrsg.): ''Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933–1945'', 2., akt. Auflage, Springer, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-15040-2, S.&nbsp;364&nbsp;f.</ref>
Wasserfreies Cadmiumchlorid kann durch Reaktion von erhitztem Cadmium mit [[Chlor]]gas gewonnen werden.
: <math>\mathrm{Cd \ + \ Cl_2 \rightarrow \ CdCl_2}</math>


Auch durch das Auflösen von Cadmium oder [[Cadmiumcarbonat]] in [[Salzsäure]] und Auskristallisieren lässt sich Cadmiumchlorid gewinnen. Dabei entsteht ein Cadmiumchlorid-Hydrat, das mit [[Thionylchlorid]] entwässert werden kann.<ref>{{Holleman-Wiberg|Auflage=102.|Startseite=1490}}</ref>
Von Renthe-Fink war vielfältig interessiert und verfasste sowohl [[Belletristik|belletristische]] als auch geisteswissenschaftliche Werke. Zu seinen meist zitierten Werken gehört das in zwei Auflagen erschienene Buch über den Begriff der Geschichtlichkeit, das er 1960 im Rahmen eines Preisausschreibens der [[Göttinger Akademie der Wissenschaften]] verfasste und Erich Rothacker widmete. Sein Nachlass wird im an der [[Fernuniversität in Hagen]] ansässigen [[Psychologiegeschichtliches Forschungsarchiv|Psychologiegeschichtlichen Forschungsarchiv]] aufbewahrt. Dieser umfasst überwiegend aus der Nachkriegszeit stammende Manuskripte, wissenschaftliche Arbeiten, journalistische Publikationen sowie einige familiengeschichtliche Dokumente.
:<math>\mathrm{CdCO_3 + 2 \ HCl \longrightarrow CdCl_2 + \ H_2O + \ CO_2}</math>


Ebenfalls möglich ist die Darstellung durch Reaktion von Cadmium mit [[Chlorwasserstoff]] bei 450 °C<ref name="brauer">[[Georg Brauer]] (Hrsg.), unter Mitarbeit von [[Marianne Baudler]] u.&nbsp;a.: ''Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie.'' 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 1040.<!-- ev. Band II oder falsche Seitenzahl --></ref>
== Schriften (Auswahl) ==
:<math>\mathrm{Cd + 2 \ HCl \longrightarrow CdCl_2 + H_2}</math>
* mit Rommert Casimir, Robert Schneider: ''Bericht einer pädagogisch-psychologischen Studienreise nach Wien, Berlin und Gießen 25. Februar bis 9. März 1932'', Bonn am Rhein 1932.
* ''Untersuchungen über die geistesgeschichtlich-anthropologischen Ursprünge des Realitäts-Problems'' (= zugl. Diss. Bonn), Wittich, Darmstadt 1933.
* ''Magisches und naturwissenschaftliches Denken in der Renaissance'', Wittich, Darmstadt 1933.
* ''Geschichtlichkeit. Ihr terminologischer und begrifflicher Ursprung bei Hegel, Haym, Dilthey und Yorck'', (=Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, Dritte Folge, Nr. 59), 2., durchgesehene Aufl., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1968.
* „Noch einmal: Zur Herkunft des Wortes „Geschichtlichkeit““ in: [[Archiv für Begriffsgeschichte]] 15 (1971), S.&nbsp;306–312.
* „Bewußtsein, geschichtliches bzw. historisches“ in: [[Historisches Wörterbuch der Philosophie]].
* „Von der Heerespsychotechnik zur Wehrmachtspsychologie.“ in: ''Deutsche Wehrmachtspsychologie 1914–1945'', Verlag für Wehrwissenschaften, München 1986, ISBN 978-3-8219-0019-3, S.&nbsp;3–182.


oder einer Lösung von [[Cadmiumacetat]] in wasserfreier [[Essigsäure]] (oder deren Gemisch mit [[Essigsäureanhydrid]]) mit [[Acetylchlorid]].<ref name="brauer" />
== Literatur ==
:<math>\mathrm{Cd(CH_3 CO_2 )_2 + 2 \ CH_3 COCl \longrightarrow CdCl_2 + 2 \ (CH_3 CO)_2 O}</math>
* Helmut E. Lück: „Renthe-Fink, Leonhard von“ in: Uwe Wolfradt, Elfriede Billmann-Mahecha, Armin Stock (Hrsg.): ''Deutschsprachige Psychologinnen und Psychologen 1933–1945'', 2., akt. Auflage, Springer, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-15040-2, S.&nbsp;364&nbsp;f.


== Weblinks ==
== Eigenschaften ==
Cadmiumchlorid bildet farblose, [[Hygroskopie|hygroskopische]] und sehr gut wasserlösliche Kristalle. Es kristallisiert in einer Schichtstruktur im [[Trigonales Kristallsystem|trigonalen Kristallsystem]] in der {{Raumgruppe|R-3m|lang}} mit den Gitterparametern a&nbsp;=&nbsp;3,85&nbsp;Å und c&nbsp;=&nbsp;17,46&nbsp;Å.<ref>D.E. Partin, M. O'Keeffe: ''The Structures and Crystal Chemistry of Magnesium Chloride and Cadmium Chloride.'' In: ''[[Journal of Solid State Chemistry]].'' 1991, 95, S. 176–183, [[doi:10.1016/0022-4596(91)90387-W]].</ref> Diese Struktur besteht aus einer [[Dichteste Kugelpackung|kubisch-dichtesten Packung]] von Chloridanionen, in denen sich die Cadmiumkationen in die Oktaederlücken jeder zweiten Schicht einordnen (Schichtfolge ABCABC, Koordinationstyp = 6:3). Damit sind die Cadmiumionen oktaedrisch von sechs Chloridionen umgeben. Jedes Chloridion bildet die Spitze einer trigonalen Pyramide mit drei Cadmiumionen als Grundfläche. Die CdCl<sub>2</sub>-Struktur dient häufig als Referenzstruktur. In dieser Struktur kristallisieren vor allem Übergangsmetallchloride wie [[Mangan(II)-chlorid]], [[Eisen(II)-chlorid]] oder [[Zinkchlorid]], aber auch [[Magnesiumchlorid]], [[Zinkbromid]] und [[Nickel(II)-iodid]].<ref>[[Erwin Riedel]], [[Christoph Janiak]]: ''Anorganische Chemie''. 7. Auflage. 2007, de Gruyter, ISBN 978-3-11-018903-2, S. 138.</ref>
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== Einzelnachweise ==
== Verwendung ==
Cadmiumchloridlösungen adsorbieren [[Schwefelwasserstoff]]. Es wird außerdem in der [[Galvanotechnik]], [[Mikroskopie]], [[Photographie]] und als Ausgangsmaterial für die Herstellung von [[Cadmiumfarben|Cadmiumpigmenten]] genutzt.<ref>''Cadmiumchlorid''. In: ''Römpp Chemie-Lexikon''. Thieme Verlag, Stand März 2002.</ref>
<references/>


Cadmiumchlorid wirkt als [[Katalysator]] in [[Biginelli-Reaktion]]en für die Herstellung von 3,4-Dihydropyrimidin-2(1''H'')-onen.<ref>A. Venkat Narsaiah, A. K. Basak, K. Nagaiah: ''Cadmium Chloride: An Efficient Catalyst for One-Pot Synthesis of 3,4-Dihydropyrimidin-2(1H)-ones.'' In: ''Synthesis.'' 2004, 8, S. 1253–1256, [[doi:10.1055/s-2004-822383]].</ref>
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== Sicherheitshinweise ==
{{SORTIERUNG:Renthe-Fink, Leonhard von}}
Cadmiumchlorid ist eine sehr giftige und umweltgefährliche Substanz, die [[karzinogen]], [[mutagen]] und reproduktionstoxisch wirken kann. Die Substanz ist in einatembarer Form nach Anhang II, Nr. 6 der deutschen [[Gefahrstoffverordnung]] (GefStoffV) als besonders gefährlicher krebserzeugender Stoff eingestuft und darf nur in geschlossenen Anlagen hergestellt oder verwendet werden.<ref>[http://www.baua.de/nn_12292/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/Rechtstexte/pdf/Gefahrstoffverordnung.pdf Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) – Stand: April 2017]</ref> Eine akut toxische Wirkung besteht in einer starken Reizwirkung auf den Respirationstrakt nach dem Einatmen von Dämpfen oder [[Aerosol]]en bis zum [[Lungenödem]]. Eine chronische Vergiftung führt zur Schädigung von [[Niere]]n, [[Leber]] und [[Lunge]]n. Optisches Merkmal einer Cadmiumvergiftung ist die Ausbildung eines gelben Saums an den Zahnhälsen durch sulfidische Cadmiumverbindungen. Für Ratten wird eine LD<sub>50</sub> von 88&nbsp;mg/kg (oral, wasserfreies Cadmiumchlorid) angegeben. Darüber hinaus ist es extrem giftig für viele Wasserorganismen (Bakterien, Algen, Krustentiere).<ref name="GESTIS" />


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Psychologe]]
<references />
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Geboren 1907]]
[[Kategorie:Gestorben 1993]]
[[Kategorie:Mann]]


{{Navigationsleiste Cadmiumhalogenide}}
{{Personendaten

|NAME=von Renthe-Fink, Leonhard
[[Kategorie:Cadmiumverbindung]]
|ALTERNATIVNAMEN=
[[Kategorie:Chlorid]]
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[[Kategorie:Trigonales Kristallsystem]]
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[[Kategorie:Beschränkter Stoff nach REACH-Anhang XVII]]
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}}

Version vom 30. Oktober 2021, 16:22 Uhr

Kristallstruktur
Struktur von Cadmiumchlorid
_ Cd2+ 0 _ Cl
Allgemeines
Name Cadmiumchlorid
Andere Namen
  • Cadmium(II)-chlorid
  • Cadmiumdichlorid
Verhältnisformel CdCl2
Kurzbeschreibung

weißer, geruchloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 233-296-7
ECHA-InfoCard 100.030.256
PubChem 24947
ChemSpider 23035
Wikidata Q411840
Eigenschaften
Molare Masse 183,32 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

4,05 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

568 °C[1]

Siedepunkt

960 °C[1]

Löslichkeit

1400 g·l−1 in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 350​‐​340​‐​360FD​‐​330​‐​301​‐​372​‐​410
P: 201​‐​260​‐​301+310​‐​330​‐​304+340​‐​310​‐​308+313​‐​403+233[2]
Zulassungs­verfahren unter REACH

besonders besorgnis­erregend: krebs­erzeugend, erbgut­verändernd, fortpflanzungs­gefährdend (CMR), ernst­hafte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit gelten als wahrscheinlich[4]

MAK

aufgehoben, da cancerogen[1]

Toxikologische Daten

88 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[1]

Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Cadmiumchlorid ist eine chemische Verbindung des Cadmiums und zählt zu den Chloriden. Das farblose Salz kristallisiert in einer charakteristischen trigonalen Kristallstruktur, die als Strukturtyp für zahlreiche weitere Verbindungen dient.

Gewinnung und Darstellung

Wasserfreies Cadmiumchlorid kann durch Reaktion von erhitztem Cadmium mit Chlorgas gewonnen werden.

Auch durch das Auflösen von Cadmium oder Cadmiumcarbonat in Salzsäure und Auskristallisieren lässt sich Cadmiumchlorid gewinnen. Dabei entsteht ein Cadmiumchlorid-Hydrat, das mit Thionylchlorid entwässert werden kann.[5]

Ebenfalls möglich ist die Darstellung durch Reaktion von Cadmium mit Chlorwasserstoff bei 450 °C[6]

oder einer Lösung von Cadmiumacetat in wasserfreier Essigsäure (oder deren Gemisch mit Essigsäureanhydrid) mit Acetylchlorid.[6]

Eigenschaften

Cadmiumchlorid bildet farblose, hygroskopische und sehr gut wasserlösliche Kristalle. Es kristallisiert in einer Schichtstruktur im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe R3m (Raumgruppen-Nr. 166)Vorlage:Raumgruppe/166 mit den Gitterparametern a = 3,85 Å und c = 17,46 Å.[7] Diese Struktur besteht aus einer kubisch-dichtesten Packung von Chloridanionen, in denen sich die Cadmiumkationen in die Oktaederlücken jeder zweiten Schicht einordnen (Schichtfolge ABCABC, Koordinationstyp = 6:3). Damit sind die Cadmiumionen oktaedrisch von sechs Chloridionen umgeben. Jedes Chloridion bildet die Spitze einer trigonalen Pyramide mit drei Cadmiumionen als Grundfläche. Die CdCl2-Struktur dient häufig als Referenzstruktur. In dieser Struktur kristallisieren vor allem Übergangsmetallchloride wie Mangan(II)-chlorid, Eisen(II)-chlorid oder Zinkchlorid, aber auch Magnesiumchlorid, Zinkbromid und Nickel(II)-iodid.[8]

Verwendung

Cadmiumchloridlösungen adsorbieren Schwefelwasserstoff. Es wird außerdem in der Galvanotechnik, Mikroskopie, Photographie und als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Cadmiumpigmenten genutzt.[9]

Cadmiumchlorid wirkt als Katalysator in Biginelli-Reaktionen für die Herstellung von 3,4-Dihydropyrimidin-2(1H)-onen.[10]

Sicherheitshinweise

Cadmiumchlorid ist eine sehr giftige und umweltgefährliche Substanz, die karzinogen, mutagen und reproduktionstoxisch wirken kann. Die Substanz ist in einatembarer Form nach Anhang II, Nr. 6 der deutschen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) als besonders gefährlicher krebserzeugender Stoff eingestuft und darf nur in geschlossenen Anlagen hergestellt oder verwendet werden.[11] Eine akut toxische Wirkung besteht in einer starken Reizwirkung auf den Respirationstrakt nach dem Einatmen von Dämpfen oder Aerosolen bis zum Lungenödem. Eine chronische Vergiftung führt zur Schädigung von Nieren, Leber und Lungen. Optisches Merkmal einer Cadmiumvergiftung ist die Ausbildung eines gelben Saums an den Zahnhälsen durch sulfidische Cadmiumverbindungen. Für Ratten wird eine LD50 von 88 mg/kg (oral, wasserfreies Cadmiumchlorid) angegeben. Darüber hinaus ist es extrem giftig für viele Wasserorganismen (Bakterien, Algen, Krustentiere).[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Datenblatt Cadmiumchlorid bei Alfa Aesar, abgerufen am 29. August 2010 (Seite nicht mehr abrufbar)..
  2. a b c Eintrag zu Cadmiumchlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 1. Februar 2016. (JavaScript erforderlich)
  3. Eintrag zu Cadmium chloride in der Datenbank ECHA CHEM der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. Eintrag in der SVHC-Liste der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 16. Juli 2014.
  5. A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 102. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-017770-1, S. 1490.
  6. a b Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 1040.
  7. D.E. Partin, M. O'Keeffe: The Structures and Crystal Chemistry of Magnesium Chloride and Cadmium Chloride. In: Journal of Solid State Chemistry. 1991, 95, S. 176–183, doi:10.1016/0022-4596(91)90387-W.
  8. Erwin Riedel, Christoph Janiak: Anorganische Chemie. 7. Auflage. 2007, de Gruyter, ISBN 978-3-11-018903-2, S. 138.
  9. Cadmiumchlorid. In: Römpp Chemie-Lexikon. Thieme Verlag, Stand März 2002.
  10. A. Venkat Narsaiah, A. K. Basak, K. Nagaiah: Cadmium Chloride: An Efficient Catalyst for One-Pot Synthesis of 3,4-Dihydropyrimidin-2(1H)-ones. In: Synthesis. 2004, 8, S. 1253–1256, doi:10.1055/s-2004-822383.
  11. Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) – Stand: April 2017