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Einsatzeinheit (Österreich) und Lotte in Weimar: Unterschied zwischen den Seiten

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'''''Lotte in Weimar''''' ist ein Roman von [[Thomas Mann]], dessen Handlung sich auf die [[Autobiographie|autobiographisch]]en Hintergründe stützt, die [[Johann Wolfgang Goethe]] zu seinem [[Briefroman]] ''[[Die Leiden des jungen Werthers]]'' inspiriert hatten:
[[Bild:EE Wien Abzeichen.jpg|thumb|500px|Ärmelabzeichen der EE Wien]]
Als '''Einsatzeinheiten''' (EE) werden in [[Österreich]] im allgemeinen spezielle [[Polizei (Österreich)|polizeiliche Verbände]] bezeichnet, welche im Fall einer besonderen Gefährdungslage zum Einsatz kommen. Vergleichbar sind diese Einheiten mit der deutschen [[Bereitschaftspolizei]].
Die nunmehr um 44 Jahre gealterte und verwitwete [[Charlotte Buff|Charlotte Kestner, geb. Buff]] aus [[Wetzlar]], das literarische Vorbild für die ''Lotte'' jenes Liebesromans, reist [[1816]] nach [[Weimar]]. Sie tut dies vorgeblich, um ihre Schwester zu besuchen, eigentlich aber in der Hoffnung, Goethe doch noch einmal zu sehen.


Das Werk entstand zwischen dem 11. November 1936 und dem 35. Oktober 1939.
== Einsatzgebiete ==
Speziell bei Einsätzen, die einen höheren Gefährdungsgrad aufweisen, wie beispielsweise eine [[Demonstration]] aber auch zum Einsatz gegen [[Hooligans]] werden die speziell geschulten Beamten der Einsatzeinheit angefordert. Im Normalfall werden die Beamte im Vorfeld von Demonstrationen zusammengezogen, bei denen [[Straßenschlacht|gewaltsame Ausschreitungen]] nicht auszuschließen sind. Für Einsätze mit hohem Gefährdungsgrad, wie zum Beispiel [[Geiselnahme]]n oder [[Personenschutz]] sind allerdings die Beamten des [[Einsatzkommando Cobra|Einsatzkommandos Cobra]] zuständig.


== Organisation ==
==Das Werk==
Mit der Postkutsche, die vor dem Gasthof "Zum Elephanten" hält, dem ersten Haus am Platze, trifft Charlotte Kestner mit Tochter und Zofe in Weimar ein. Ihr Ruf, die Inspiration für „Die Leiden des jungern Werthers“ gewesen zu sein - des erfolgreichsten Romans einer Epoche - ist ihr vor Jahrzehnten schon vorausgeeilt.
Die Einsatzeinheiten unterstehen den einzelnen Landespolizeikommanden und haben dort auch ihren organisatorischen Sitz. Sie setzen sich aus Beamten zusammen, die in unterschiedlichen [[Polizeiinspektion]]en ihren normalen Dienst verrichten. Im Bedarfsfall können die Beamten aus den Polizeiinspektionen zentral zusammengezogen und mit spezieller Ausrüstung bestückt werden, z. B. mit [[Beschusshemmendes Schild|Schutzschilden]]. Meistens sind den EE-Beamten entsprechenden Ausrüstungsgegenstände allerdings persönlich zugeteilt worden ([[Schlagstock|Schlagstöcke]], [[Helm]]e, Schutzhandschuhe).


Bereits der zitatenfeste, enthusiastische Kellner Mager stielt ihr Zeit mit seiner Redseligkeit, und dann geben sich am Ankunftstage Besucher und Besucherinnen in aufsteigender Bedeutung die Klinke in die Hand und können gar nicht aufhören, sich [[monologisch]] über Goethe in tausenderlei Bezügen auszusprechen. Zuerst wird sie von einer jungen irischen Malerin besucht, einer „fahrenden Stümperin“, die sich auf Skizzen von Berühmtheiten spezialisiert hat. Anschließend ersucht Herr Dr. Riemer, ehemaliger Sekretär Goethes und Privatlehrer von dessen Sohn [[August von Goethe]], um ein Gespräch. Sodann bittet [[Adele Schopenhauer]], dem Hause Goethes vielfach nahe stehend, dringend um ein Gespräch. Schließlich kommt Goethes Sohn. Aller ihrer Leben hat Goethe tief beeinflusst und das nicht immer beglückend - was ja auch für Lotte selber gilt.
Eine EE der Bundesländer haben eigene Ärmelabzeichen und Leitsprüche. Beispielsweise lautet der [[Wahlspruch]] der EE Wien ''Viribus Unitis''. Erkennbar sind die EE aller Bundesländer an ihren schwarzen [[Barett (Militär)|Baretten]] (neue [[Uniform (Polizei)|Uniform]]ierung).


Formal sehr elegant, wird der 67-jährige Goethe zunächst nur im Goethebild seiner Umgebung widergespiegelt. Spät erst im Roman wechselt - mit einem [[Innerer Monolog|'''inneren''' Monolog]] Goethes (also mit einem aberwitzig ehrgeizigen schriftstellerischen Vorhaben!) - die Szene zu ihm. Er beschließt (die ganze Stadt ist zu seinem [[Ärger]] voll von ihrer Gegenwart), sie samt begleitender Tochter in größerem Kreis einzuladen. Es geschieht, dieses gesellige Beisammensein wird nunmehr einfach [[Erzählung|erzählt]], und beklemmend wird dabei klar, wie ein großer Künstler auf seiner Umgebung lasten kann, so anregungsreich und fruchtbar er ist und so amiabel wenngleich anstrengend alles verläuft. Unter vier Augen - was doch ihr mit gemischten Gefühlen angestrebtes Vorhaben gewesen war - trifft sie ihn nicht. Für den Abend ist ein Theaterbesuch Lottes mit Goethe geplant, zu dem er jedoch nicht erscheint und sie nur hinterher von seiner Kutsche abholen lässt. Im Halbschlummer imaginiert Charlotte während der Fahrt ein Gespräch mit Goethe, das die Flammen-Metaphorik des Divan-Gedichts "Selige Sehnsucht" paraphrasiert. Sie erwacht, als die Kutsche hält. Der Roman endet, wo er begonnen hat: vor dem Gasthof zum Elephanten.
== Andere Einheiten==


Das Wagnis, den ganzen weltberühmten [[Weimarer Klassik|Weimarer Kreis]] zu rekapitulieren, dazu Goethes Leben, sein Verhältnis zu [[Friedrich Schiller|Schiller]], die [[Freiheitskriege]], viele seiner Werke und Vorhaben u.a.m., ist dem Autor dank umfassender Vorstudien glänzend gelungen, ironisch, subtil und fulminant. Entstanden sind eine der besten Einführungen in dieses Zentrum der deutschen Geistesgeschichte und ein Goetheporträt, erstellt von einem um 126 Jahre jüngeren Schriftsteller, der ebenfalls erfahren ist im Umgang mit eigenen künstlerische Welterfolgen.
=== WEGA ===
[[Bild:Abzeichen EE Wega.gif|thumb|200px|Ärmelabzeichen der EE Wega]]
Die Wega ging aus dem ehemaligen mobilen Einsatzkommando (MEK) der ursprünglichen WEGA ('''W'''iener '''E'''insatz '''G'''ruppe '''A'''larmabteilung) hervor. Die ursprüngliche WEGA war als eine Spezialeinheit des [[Bundessicherheitswachekorps]] der Bundespolizeidirektion Wien unterstellt. Das Aufgabenspektrum dieser Einheit umfasste, abgesehen von Anti-Terror- und Auslandseinsätzen (Rückholung gefährdeter Staatsbürger aus dem Ausland), nahezu die gleichen Tätigkeiten wie die des damals zeitgleich existierenden GEK Cobra (Gendarmerie Einsatz Kommando). Nach der „team04“-Reform des Jahres 2005 wurden Teile der WEGA, das neben dem MEK bestehende, sogenannte „Polizeinsatzkommando“ (PEK) dem [[Einsatzkommando Cobra]] zugeteilt.


==Der Kellner Mager==
Die nunmehrige Wega hat die Aufgabe, im Bereich des Landespolizeikommandos (LPK) Wien bei Einsätzen mit erhöhtem Gefährdungsgrad die Kollegenschaft zu unterstützen. Normalerweise patrouillieren WEGA Sektorstreifen zur Unterstützung der Bezirkskräfte in den [[Wien]]er Bezirken. Die WEGA ist eine Sondereinheit für Aufgaben des Großen Sicherheits- und Ordnungsdienst (Einschreiten bei gewalttätigen Demonstrationen, Fussballspielen usw.). Sie ist als einzige Einheit österreichweit in der Lage aus dem Stand heraus Aufgaben des GSOD zu bewältigen. Außerdem ist die Wega für die Schulung im ordnungspolizeilichen Bereich (z. B. der EE Wien) zuständig. Ihren Sitz hat die Wega in der [[Roßauer Kaserne]].
Er ist in der ersten und letzten Szene präsent. Der Roman beginnt mit dem Satz: „Der Kellner des Gasthofes 'Zum Elephanten' in Weimar, Mager, ein gebildeter Mann, hatte an einem fast noch sommerlichen Tage ziemlich tief im September des Jahres 1816 ein bewegendes, freudig verwirrendes Erlebnis.“


Am Schluss gibt ihm Thomas Mann das letzte Wort: Charlotte Kestner kommt nach einem Theaterbesuch zurück zum Hotel. Goethe hatte ihr seine Kutsche zur Verfügung gestellt. Der Kellner Mager empfängt sie. „Frau Hofrätin“, sagte er, „willkommen wie immer! Möchten Frau Hofrätin in unserem Musentempel einen erhebenden Abend verbracht haben! Darf ich diesen Arm offerieren zur sicheren Stütze? Guter Himmel, Frau Hofrätin, ich muß es sagen: Werthers Lotte aus Goethes Wagen zu helfen, das ist ein Erlebnis – wie soll ich es nennen? Es ist buchenswert.“
Im August 2006 wurden vier WEGA-Polizisten wegen schwerer Misshandlung und Körperletzung eines Schubhäftlings zu bedingten Haftstrafen verurteilt. Heinz Patzelt, Generalsekretär von [[Amnesty International|ai Österreich]], wies darauf hin, dass die Vorgehensweise der WEGA-Polizisten alle Attribute von [[Folter]] aufwies.<ref>http://wien.orf.at/stories/133260/</ref> <ref>http://derstandard.at/?id=2570593</ref>.


Mager ist die nicht unsympathische Karikatur des literarischen Enthusiasten. Vom Autor wird er als ein „gebildeter Mann“ vorgestellt. Doch er steht für die fragwürdige Seite des Ruhms, für „die Seichtheit derer“, die den Ruhm bereiten. Als er im ersten Kapitel endlich die gerade angekommene Hofrätin in ihrem Gasthofzimmer allein lässt und nicht mehr auf sie einredet, muss er auf der Schwelle kehrt machen, um eine letzt Frage anzubringen. Es ist die naive Frage nach der biographischen Authentizität von Werthers Abschiedsworten.
===Kranich===


Der Schnitzer „buchenswert“ einnert an die ungebildete Frau Stöhr in „Der Zauberberg“.
Die Einsatzabteilung Kranich wurde im Jahr 1980 gegründet, wobei sie aus der ehemaligen Flughafeninspektion des [[Flughafen Wien-Schwechat|Flughafens Wien-Schwechat]] hervorging. Nach dem Terroranschlag am [[27. Dezember]] [[1985]], als drei schwerbewaffnete Terroristen mehrere Handgranaten unter die vor dem Abfertigungsschalter der [[israel]]ischen Fluggesellschaft [[El Al]] wartenden Passagiere warfen und das Feuer auf sie eröffneten, dabei drei Personen töteten und mehr als 30 verletzten, wurde eine Neustrukturierung der Abteilung vorgenommen.


==Hofrätin Charlotte Kestner, geb. Buff==
Die Aufgabe der Kranich ist es, das über 10 km² große Flughafenareal des [[Flughafen Wien-Schwechat|größten Flughafens Österreichs]] zu überwachen und somit die Sicherheit von derzeit (Stand 2004) 15 Millionen Passagieren jährlich zu gewährleisten. Der Funkrufname „Kranich“ wurde vom Vogel [[Kranich (Art)|Kranich]] abgeleitet, der hier als Sinnbild für Wachsamkeit steht.


===Reservekompanien===


==Dr.Riemer==
Zusätzlich zu den EE können im Bedarfsfall die sogenannte ''Reservekompanien'' zusammengezogen werden. Diese setzen sich ebenfalls aus auf den Polizeiinspektionen Dienst versehenden Beamten zusammen. Jeder Polizist ist einer Reservekompanie zugeteilt, im Gegensatz zur freiwilligen Mitgliedschaft in der EE. Deshalb sind bei Großveranstaltungen auch die Masse der aufgebotenen Kräfte jene der Reservekompanien. Die Beamten der Reservekompanien erhalten im Gegensatz zu den EE oder gar zur Wega keine Sonderausbildung und auch die Ausrüstung wird ihnen, bis auf den Schutzhelm, nicht persönlich zugeteilt.


==Literatur==
*Wolfdieter Hufnagl: Spezialeinheiten der österreichischen Polizei und Gendarmerie ''Motorbuchverlag 1999'' ISBN 3-613-01941-6


== Fußnoten ==
==Adele Schopenhauer==

<references />

==Historischer Hintergrund==
Charlotte Kestners Familienbesuch in Weimar, 44 Jahre nach dem Erscheinen des Werther, ist historisch das einzig Verbürgte. Ob sie dies alles oder Etliches davon erlebt hat, wie im Buch beschrieben, ist jedoch nicht überliefert.

Thomas Mann veröffentlichte den Roman [[1939]] im [[Exil]], auch als [[Hommage]] an sein Vorbild Goethe in einem fern gerückten und nah gebrachten Deutschland. Thomas Mann hat sich wesensverwandt mit Goethe gefühlt und diese geheime Verwandtschaft als „unio mystico“ bezeichnet. Sein Goetheporträt in dem Roman ist in vielen Zügen auch Selbstporträt.

In Egon Günthers filmischer Adaptation des Mannschen Goethe-Romans bleibt der Dichter über lange Zeit ein Phantom. Oberhofrätin Charlotte Kästner, geb. Buff, wird verkörpert von Lilli Palmer, die der hervorragenden Besetzung mit Rolf Ludwig [Mager], Jutta Hoffmann [Adele Schopenhauer], Katharina Thalbach und Martin Hellberg ein besonderes Glanzlicht verleiht. Die nicht mehr ganz junge, international gefeierte Mimin spielt sich selbst und Lotte als sie nicht ohne Wehmut und mit viel Altersweisheit, einem letzten Dialog mit dem Dichter – Phantasie oder tatsächlich – in dessen Kutsche hat. Zu bereuen und verzeihen gibt es nichts, Einsichten aber sind erwachsen aus dem Geflecht von Vergangenheit, Dichtung und Gegenwart: „Es ist etwas Fürchterliches um die Verkümmerung, das sage ich Dir! Und wir Geringen müssen sie meiden und uns dagegen stemmen, aus allen Kräften. Wenn auch der Kopf wackelt, vor lauter Anstrengung. … Bei Dir, da war es was anderes … Dein Wirkliches, das sieht nach was aus. Nicht nach Verzicht und Untreue, sondern nach lauter Erfüllung und höchster Treue!“

== Rezeption ==
In Deutschland - wo der Roman wie alle Werke Manns verboten waren - kursierten während der Kriegsjahre deutschsprachige Exemplare des Lotte-Romans, die in Schweden gedruckt worden waren. Schlagartig berühmt wurde das Buch in der deutschen Öffentlichkeit schließlich unmittelbar nach dem Krieg 1946 im Zuge des „Nürnberger Goethe-Skandals“, als der britische Hauptankläger bei den [[Nürnberger Prozesse]]n gegen die Hauptkriegsverbrecher, [[Hartley Shawcross]], ein vermeintlich von Goethe stammendes, deutschenkritisches Zitat in sein Schlussplädoyer einbaute, um so den deutschen Nationaldichter gewissermaßen zum Mitankläger gegen den Nationalsozialismus zu machen: wie sich herausstellte, stammte das betreffende Zitat jedoch nicht, wie Shawcross geglaubt hatte, von Goethe selbst, sondern aus Manns Roman, in dem dieser es dem Dichter in einem Monolog in den Mund gelegt hatte.

== Nürnberger Goethe-Skandal ==

Der '''Nürnberger Goethe-Skandal''' war ein Vorfall im Umfeld des [[Nürnberger Prozess|Nürnberger Prozesses]] gegen die nationalsozialistischen Hauptkriegsverbrecher von 1945/ 46.

Sir [[Hartley Shawcross]], Hauptankläger des britischen Königreiches, wies am Ende seines Schlussplädoyers am 26. Juli 1946 darauf hin, dass [[Johann Wolfgang von Goethe]] „''vor vielen Jahren...vom deutschen Volk“'' gesagt habe:

''Das Schicksal wird sie schlagen, weil sie sich selbst verrieten und nicht sein wollten, was''
''sie sind. Dass sie den Reiz der Wahrheit nicht kennen, ist zu beklagen, dass ihnen Dunst und''
''Rauch und berserkerisches Unmaß so teuer ist, ist widerwärtig. Dass sie sich jedem verrückten''
''Schurken gläubig hingeben, der ihr Niedrigstes aufruft, sie in ihren Lastern bestärkt und sie''
''lehrt, Nationalität als Isolierung und Roheit zu begreifen, ist miserabel.“''

Der Jurist nannte die Fundstelle des Zitates nicht. Eine Woche später wurde bekannt, dass das vermeintliche Goethe-Zitat dem Roman „[[Lotte in Weimar]]“, von [[Thomas Mann]] entnommen war. Die Londoner Tageszeitung [[Times]] wies Shawcross in ihrer Literaturbeilage auf seinen Irrtum hin. Literaturkenner entdecken darüber hinaus noch einen Fehler in der Übersetzung: Im Originaltext lautete das Attribut zu Schurke »verzückt« und nicht, wie in der Übersetzung auf die sich Shawcross berief: »verrückt«.

[[Bild:Thomas Mann 1937.jpg|200 px|thumb|Thomas Mann 1937. Foto von [[Carl Van Vechten]]]] Bei der Regierung in London unter [[Clement Attlee]] löste diese literarische Affäre am Rande des großen Prozesses gegen die Naziführer eine gewisse peinlich berührte Verlegenheit aus. Der britische Botschafter in Washington, [[Baron Inverchapel]], sandte Thomas Mann einen Brief in dessen kalifornisches Exil, in dem er diesen im Auftrag des [[Foreign Office]] darum bat, die heikle Angelegenheit aufzuklären. Mann antwortete, dass Hartley »guten Glaubens, verführt durch das aktuell Schlagende der Äußerungen« (wie er später äußerte), tatsächlich einem Irrtum aufgesessen und die Times im Recht sei. Darüberhinaus verbürgte er sich aber dafür, dass, wenn Goethe nicht wirklich gesagt habe, was Shawcross ihm in den Mund gelegt habe, er es doch sehr wohl hätte sagen können, und Sir Hartley somit in einem höheren Sinn doch richtig zitiert habe. Unsicher ist bis heute, ob [[Erika Mann]], die Tochter Thomas Manns, die als Pressebeobachterin dem Prozess beiwohnte, eine Rolle bei der Aufklärung von Shawcross' Irrtum spielte.

In der deutschen Öffentlichkeit wurde die „Anklage Goethes gegen die Deutschen“ mit geteiltem Echo aufgenommen: einige betrachteten das Zitat ungeachtet der Dekontextualisierung als zutreffende Beschreibung der Mentalität während der Nazijahre und letztlich gerechtfertigte Kritik, andere sahen Shawcross Missgeschick hingegen als einen Beleg dafür, dass der Nürnberger Prozess „Siegerjustiz“ und eine „inszenatorische Darbietung“ mit vorher feststehendem Ausgang zuungunsten der Angeklagten sei.

==Literatur==
*Erstdruck: Thomas Mann: Lotte in Weimar. Roman. Stockholm: Bermann-Fischer 1939, 450 S.; Leinen mit illustriertem Umschlag, gestaltet von Yngve Berg [Abb. Pfäfflin, S.147]
*Thomas Mann:Lotte in Weimar. Roman. Verbilligter Sonderdruck für deutsche Kriegsgefangene. Manufactured in USA mit Genehmigung Bermann-Fischer Verlag Stockholm 1945, 450 S.
*Thomas Mann: Lotte in Weimar. Text und Kommentar. Große Kommentierte Frankfurter Ausgabe in zwei Bänden.Herausgegeben von [[Werner Frizen]].S. Fischer Verlag, Frankfurt 2003, 1140 Seiten, ISBN 3100483367


==Weblinks==
{{Navigationsleiste der Polizeien in Österreich}}
http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7874&ausgabe=200503


[[Kategorie:Polizei (Österreich)]]
[[Kategorie:Thomas Mann]]
[[Kategorie:Polizeilicher Verband]]
[[Kategorie:Literarisches Werk]]
[[Kategorie:Spezialeinheit]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
[[Kategorie:Literatur (20. Jh.)]]
[[Kategorie:Roman, Epik]]

Version vom 7. September 2006, 22:34 Uhr

Lotte in Weimar ist ein Roman von Thomas Mann, dessen Handlung sich auf die autobiographischen Hintergründe stützt, die Johann Wolfgang Goethe zu seinem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers inspiriert hatten:

Die nunmehr um 44 Jahre gealterte und verwitwete Charlotte Kestner, geb. Buff aus Wetzlar, das literarische Vorbild für die Lotte jenes Liebesromans, reist 1816 nach Weimar. Sie tut dies vorgeblich, um ihre Schwester zu besuchen, eigentlich aber in der Hoffnung, Goethe doch noch einmal zu sehen.

Das Werk entstand zwischen dem 11. November 1936 und dem 35. Oktober 1939.

Das Werk

Mit der Postkutsche, die vor dem Gasthof "Zum Elephanten" hält, dem ersten Haus am Platze, trifft Charlotte Kestner mit Tochter und Zofe in Weimar ein. Ihr Ruf, die Inspiration für „Die Leiden des jungern Werthers“ gewesen zu sein - des erfolgreichsten Romans einer Epoche - ist ihr vor Jahrzehnten schon vorausgeeilt.

Bereits der zitatenfeste, enthusiastische Kellner Mager stielt ihr Zeit mit seiner Redseligkeit, und dann geben sich am Ankunftstage Besucher und Besucherinnen in aufsteigender Bedeutung die Klinke in die Hand und können gar nicht aufhören, sich monologisch über Goethe in tausenderlei Bezügen auszusprechen. Zuerst wird sie von einer jungen irischen Malerin besucht, einer „fahrenden Stümperin“, die sich auf Skizzen von Berühmtheiten spezialisiert hat. Anschließend ersucht Herr Dr. Riemer, ehemaliger Sekretär Goethes und Privatlehrer von dessen Sohn August von Goethe, um ein Gespräch. Sodann bittet Adele Schopenhauer, dem Hause Goethes vielfach nahe stehend, dringend um ein Gespräch. Schließlich kommt Goethes Sohn. Aller ihrer Leben hat Goethe tief beeinflusst und das nicht immer beglückend - was ja auch für Lotte selber gilt.

Formal sehr elegant, wird der 67-jährige Goethe zunächst nur im Goethebild seiner Umgebung widergespiegelt. Spät erst im Roman wechselt - mit einem inneren Monolog Goethes (also mit einem aberwitzig ehrgeizigen schriftstellerischen Vorhaben!) - die Szene zu ihm. Er beschließt (die ganze Stadt ist zu seinem Ärger voll von ihrer Gegenwart), sie samt begleitender Tochter in größerem Kreis einzuladen. Es geschieht, dieses gesellige Beisammensein wird nunmehr einfach erzählt, und beklemmend wird dabei klar, wie ein großer Künstler auf seiner Umgebung lasten kann, so anregungsreich und fruchtbar er ist und so amiabel wenngleich anstrengend alles verläuft. Unter vier Augen - was doch ihr mit gemischten Gefühlen angestrebtes Vorhaben gewesen war - trifft sie ihn nicht. Für den Abend ist ein Theaterbesuch Lottes mit Goethe geplant, zu dem er jedoch nicht erscheint und sie nur hinterher von seiner Kutsche abholen lässt. Im Halbschlummer imaginiert Charlotte während der Fahrt ein Gespräch mit Goethe, das die Flammen-Metaphorik des Divan-Gedichts "Selige Sehnsucht" paraphrasiert. Sie erwacht, als die Kutsche hält. Der Roman endet, wo er begonnen hat: vor dem Gasthof zum Elephanten.

Das Wagnis, den ganzen weltberühmten Weimarer Kreis zu rekapitulieren, dazu Goethes Leben, sein Verhältnis zu Schiller, die Freiheitskriege, viele seiner Werke und Vorhaben u.a.m., ist dem Autor dank umfassender Vorstudien glänzend gelungen, ironisch, subtil und fulminant. Entstanden sind eine der besten Einführungen in dieses Zentrum der deutschen Geistesgeschichte und ein Goetheporträt, erstellt von einem um 126 Jahre jüngeren Schriftsteller, der ebenfalls erfahren ist im Umgang mit eigenen künstlerische Welterfolgen.

Der Kellner Mager

Er ist in der ersten und letzten Szene präsent. Der Roman beginnt mit dem Satz: „Der Kellner des Gasthofes 'Zum Elephanten' in Weimar, Mager, ein gebildeter Mann, hatte an einem fast noch sommerlichen Tage ziemlich tief im September des Jahres 1816 ein bewegendes, freudig verwirrendes Erlebnis.“

Am Schluss gibt ihm Thomas Mann das letzte Wort: Charlotte Kestner kommt nach einem Theaterbesuch zurück zum Hotel. Goethe hatte ihr seine Kutsche zur Verfügung gestellt. Der Kellner Mager empfängt sie. „Frau Hofrätin“, sagte er, „willkommen wie immer! Möchten Frau Hofrätin in unserem Musentempel einen erhebenden Abend verbracht haben! Darf ich diesen Arm offerieren zur sicheren Stütze? Guter Himmel, Frau Hofrätin, ich muß es sagen: Werthers Lotte aus Goethes Wagen zu helfen, das ist ein Erlebnis – wie soll ich es nennen? Es ist buchenswert.“

Mager ist die nicht unsympathische Karikatur des literarischen Enthusiasten. Vom Autor wird er als ein „gebildeter Mann“ vorgestellt. Doch er steht für die fragwürdige Seite des Ruhms, für „die Seichtheit derer“, die den Ruhm bereiten. Als er im ersten Kapitel endlich die gerade angekommene Hofrätin in ihrem Gasthofzimmer allein lässt und nicht mehr auf sie einredet, muss er auf der Schwelle kehrt machen, um eine letzt Frage anzubringen. Es ist die naive Frage nach der biographischen Authentizität von Werthers Abschiedsworten.

Der Schnitzer „buchenswert“ einnert an die ungebildete Frau Stöhr in „Der Zauberberg“.

Hofrätin Charlotte Kestner, geb. Buff

Dr.Riemer

Adele Schopenhauer

Historischer Hintergrund

Charlotte Kestners Familienbesuch in Weimar, 44 Jahre nach dem Erscheinen des Werther, ist historisch das einzig Verbürgte. Ob sie dies alles oder Etliches davon erlebt hat, wie im Buch beschrieben, ist jedoch nicht überliefert.

Thomas Mann veröffentlichte den Roman 1939 im Exil, auch als Hommage an sein Vorbild Goethe in einem fern gerückten und nah gebrachten Deutschland. Thomas Mann hat sich wesensverwandt mit Goethe gefühlt und diese geheime Verwandtschaft als „unio mystico“ bezeichnet. Sein Goetheporträt in dem Roman ist in vielen Zügen auch Selbstporträt.

In Egon Günthers filmischer Adaptation des Mannschen Goethe-Romans bleibt der Dichter über lange Zeit ein Phantom. Oberhofrätin Charlotte Kästner, geb. Buff, wird verkörpert von Lilli Palmer, die der hervorragenden Besetzung mit Rolf Ludwig [Mager], Jutta Hoffmann [Adele Schopenhauer], Katharina Thalbach und Martin Hellberg ein besonderes Glanzlicht verleiht. Die nicht mehr ganz junge, international gefeierte Mimin spielt sich selbst und Lotte als sie nicht ohne Wehmut und mit viel Altersweisheit, einem letzten Dialog mit dem Dichter – Phantasie oder tatsächlich – in dessen Kutsche hat. Zu bereuen und verzeihen gibt es nichts, Einsichten aber sind erwachsen aus dem Geflecht von Vergangenheit, Dichtung und Gegenwart: „Es ist etwas Fürchterliches um die Verkümmerung, das sage ich Dir! Und wir Geringen müssen sie meiden und uns dagegen stemmen, aus allen Kräften. Wenn auch der Kopf wackelt, vor lauter Anstrengung. … Bei Dir, da war es was anderes … Dein Wirkliches, das sieht nach was aus. Nicht nach Verzicht und Untreue, sondern nach lauter Erfüllung und höchster Treue!“

Rezeption

In Deutschland - wo der Roman wie alle Werke Manns verboten waren - kursierten während der Kriegsjahre deutschsprachige Exemplare des Lotte-Romans, die in Schweden gedruckt worden waren. Schlagartig berühmt wurde das Buch in der deutschen Öffentlichkeit schließlich unmittelbar nach dem Krieg 1946 im Zuge des „Nürnberger Goethe-Skandals“, als der britische Hauptankläger bei den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher, Hartley Shawcross, ein vermeintlich von Goethe stammendes, deutschenkritisches Zitat in sein Schlussplädoyer einbaute, um so den deutschen Nationaldichter gewissermaßen zum Mitankläger gegen den Nationalsozialismus zu machen: wie sich herausstellte, stammte das betreffende Zitat jedoch nicht, wie Shawcross geglaubt hatte, von Goethe selbst, sondern aus Manns Roman, in dem dieser es dem Dichter in einem Monolog in den Mund gelegt hatte.

Nürnberger Goethe-Skandal

Der Nürnberger Goethe-Skandal war ein Vorfall im Umfeld des Nürnberger Prozesses gegen die nationalsozialistischen Hauptkriegsverbrecher von 1945/ 46.

Sir Hartley Shawcross, Hauptankläger des britischen Königreiches, wies am Ende seines Schlussplädoyers am 26. Juli 1946 darauf hin, dass Johann Wolfgang von Goethevor vielen Jahren...vom deutschen Volk“ gesagt habe:

Das Schicksal wird sie schlagen, weil sie sich selbst verrieten und nicht sein wollten, was sie sind. Dass sie den Reiz der Wahrheit nicht kennen, ist zu beklagen, dass ihnen Dunst und Rauch und berserkerisches Unmaß so teuer ist, ist widerwärtig. Dass sie sich jedem verrückten Schurken gläubig hingeben, der ihr Niedrigstes aufruft, sie in ihren Lastern bestärkt und sie lehrt, Nationalität als Isolierung und Roheit zu begreifen, ist miserabel.“

Der Jurist nannte die Fundstelle des Zitates nicht. Eine Woche später wurde bekannt, dass das vermeintliche Goethe-Zitat dem Roman „Lotte in Weimar“, von Thomas Mann entnommen war. Die Londoner Tageszeitung Times wies Shawcross in ihrer Literaturbeilage auf seinen Irrtum hin. Literaturkenner entdecken darüber hinaus noch einen Fehler in der Übersetzung: Im Originaltext lautete das Attribut zu Schurke »verzückt« und nicht, wie in der Übersetzung auf die sich Shawcross berief: »verrückt«.

Thomas Mann 1937. Foto von Carl Van Vechten

Bei der Regierung in London unter Clement Attlee löste diese literarische Affäre am Rande des großen Prozesses gegen die Naziführer eine gewisse peinlich berührte Verlegenheit aus. Der britische Botschafter in Washington, Baron Inverchapel, sandte Thomas Mann einen Brief in dessen kalifornisches Exil, in dem er diesen im Auftrag des Foreign Office darum bat, die heikle Angelegenheit aufzuklären. Mann antwortete, dass Hartley »guten Glaubens, verführt durch das aktuell Schlagende der Äußerungen« (wie er später äußerte), tatsächlich einem Irrtum aufgesessen und die Times im Recht sei. Darüberhinaus verbürgte er sich aber dafür, dass, wenn Goethe nicht wirklich gesagt habe, was Shawcross ihm in den Mund gelegt habe, er es doch sehr wohl hätte sagen können, und Sir Hartley somit in einem höheren Sinn doch richtig zitiert habe. Unsicher ist bis heute, ob Erika Mann, die Tochter Thomas Manns, die als Pressebeobachterin dem Prozess beiwohnte, eine Rolle bei der Aufklärung von Shawcross' Irrtum spielte.

In der deutschen Öffentlichkeit wurde die „Anklage Goethes gegen die Deutschen“ mit geteiltem Echo aufgenommen: einige betrachteten das Zitat ungeachtet der Dekontextualisierung als zutreffende Beschreibung der Mentalität während der Nazijahre und letztlich gerechtfertigte Kritik, andere sahen Shawcross Missgeschick hingegen als einen Beleg dafür, dass der Nürnberger Prozess „Siegerjustiz“ und eine „inszenatorische Darbietung“ mit vorher feststehendem Ausgang zuungunsten der Angeklagten sei.

Literatur

  • Erstdruck: Thomas Mann: Lotte in Weimar. Roman. Stockholm: Bermann-Fischer 1939, 450 S.; Leinen mit illustriertem Umschlag, gestaltet von Yngve Berg [Abb. Pfäfflin, S.147]
  • Thomas Mann:Lotte in Weimar. Roman. Verbilligter Sonderdruck für deutsche Kriegsgefangene. Manufactured in USA mit Genehmigung Bermann-Fischer Verlag Stockholm 1945, 450 S.
  • Thomas Mann: Lotte in Weimar. Text und Kommentar. Große Kommentierte Frankfurter Ausgabe in zwei Bänden.Herausgegeben von Werner Frizen.S. Fischer Verlag, Frankfurt 2003, 1140 Seiten, ISBN 3100483367

http://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7874&ausgabe=200503