Haus Kreienhoop und 25 Jahre Unschuld: Unterschied zwischen den Seiten
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'''Haus Kreienhoop''' im niedersächsischen Dorf [[Nartum]] ([[Gyhum]]) war der Wohnsitz des Autors [[Walter Kempowski]] und ist heute Sitz der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop. |
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| Deutscher Titel = 25 Jahre Unschuld |
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| Originaltitel = 25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy |
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| Produktionsland = Polen |
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| Originalsprache = Polnisch |
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| Erscheinungsjahr = 2020 |
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| Länge = 112 |
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| FSK = |
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| JMK = |
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| Regie = [[Jan Holoubek]] |
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| Drehbuch = [[Andrzej Golda]],<br/>Jan Holoubek |
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| Produzent = [[Anna Wasniewska-Gill]] |
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| Musik = [[Sarah Neufeld]],<br/>[[Colin Stetson]] |
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| Kamera = [[Bartlomiej Kaczmarek]] |
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| Schnitt = [[Rafal Listopad]] |
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| Besetzung = |
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* [[Piotr Trojan]]: Tomasz Komenda |
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* [[Agata Kulesza]]: Teresa Klemańska, Mutter von Tomasz |
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* [[Dariusz Chojnacki]]: Remigiusz Korejwo |
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* [[Jan Frycz]]: Gefangener "Alt" |
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* [[Łukasz Lewandowski]]: Staatsanwalt Robert Tomankiewicz |
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* [[Mikołaj Chroboczek]]: Staatsanwalt Dariusz Sobieski |
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* [[Andrzej Konopka]]: Kommissar Tołoczko |
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* [[Julian Świeżewski]]: Inspektor Bogusław Bigaj |
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* [[Magdalena Różczka]]: Katarzyna Korejwo<!--, Frau von Remigiusz--> |
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* [[Adam Nawojczyk]]: Gefangener "Kostrzyna" |
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* [[Adam Kupaj]]: Krzysztof |
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* [[Piotr Szekowski]]: Gerard |
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* [[Artur Steranko]]: Miroslaw Klemanski |
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* [[Elzbieta Okupska]]: Tomasz' Großmutter |
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* [[Bartosz Bielenia]]: Krzysiek Pyzior |
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| Synchronisation = |
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'''25 Jahre Unschuld''' (polnischer Originaltitel ''25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy'', internationaler englischsprachiger Titel ''25 Years of Innocence'') ist ein Filmdrama von [[Jan Holoubek]], das im September 2020 in die polnischen Kinos kam. Die [[Filmbiografie]] schildert den Fall Tomasz Komenda, der als junger Mann wegen Vergewaltigung und Mordes an einem Mädchen zu Unrecht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. |
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== Geschichte und Charakter == |
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Tomasz Komenda wird eines brutalen Mordes beschuldigt und für 25 Jahre ins Gefängnis gesteckt, obwohl er unschuldig ist. |
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Walter Kempowski hat sein Haus Kreienhoop selbst entworfen und in mehreren Bauabschnitten in dem Dorf, in dem er von 1965 bis 1975 als Lehrer gearbeitet hatte, verwirklicht. |
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== Biografisches == |
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1981 fand ein erstes Literaturseminar in Haus Kreienhoop statt; 1983 der erste literarische Nachmittag.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kempowski-stiftung.de/walter-kempowski/ueber-walter-kempowski/index.html |titel=Über Walter Kempowski |abruf=2020-11-16}}</ref> |
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[[Datei:Sąd najwyższy s4.jpg|mini|hochkant=1.3|Im Jahr 2018 wurde Tomasz Komenda vom [[Oberstes Gericht (Polen)|Obersten Gericht]] Polens freigesprochen]] |
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Der Film beschäftigt sich mit der wahren Lebensgeschichte von Tomasz Komenda, ein Fall, von dem nach den Ergebnissen einer im März 2018 von Wirtualna Polska veröffentlichten Umfrage 89 Prozent der Polen gehört hatten.<ref name="filmpolski.pl">''[https://filmpolski.pl/fp/index.php?film=1251945 25 lat niewinnosci.]'' In: filmpolski.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)</ref><ref name="kobieta.plMalinowska">Małgorzata Malinowska: ''[https://www.kobieta.pl/artykul/tomasz-komenda-sprawa-kim-jest-zona-dzieci-film-25-lat-niewinnosci-o-tomku-komendzie-200911105314 Tomasz Komenda – bohater filmu "25 lat niewinności..." oświadczył się ukochanej na premierze filmu. Jego przyszła żona jest w ciąży.]'' In: kobieta.pl, 11. September 2020. (Polnisch)</ref> |
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In der Silvesternacht 1996/97 hatte die 15-jährige Małgorzata Kwiatkowska mit Freunden in der Disco Alcatraz in Miłoszyce gefeiert. Zuletzt wurde das alkoholisierte Mädchen vor der Disco mit drei Männern gesehen. Am nächsten Morgen fand man Kwiatkowskas Leiche. Sie war brutal vergewaltigt worden und muss nach dem Blutverlust und aufgrund der Unterkühlung im Schnee gestorben sein. Die Ermittler stellten fest, dass es mehrere Täter gegeben haben musste, was durch Spuren am Tatort, einschließlich DNA, belegt wurde. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen eines Mangels an Verdächtigen eingestellt. |
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Das Haus ist ein Ort voller Überraschungen – mit Innenhof, Saal, Pavillon und Turm, mit Büchergängen, Arbeitskabinetten, „Lotterecke“ und Veranda. Der weitläufige Garten mit Laube und Allee ist gewachsene Natur, gleichzeitig aber auch Nutzgelände mit Obstbäumen, Hühnerstall und Schafsweide. Haus Kreienhoop scheint auf den ersten Blick ein [[Labyrinth]]. Schnell jedoch erschließt sich dem Besucher die [[Kreuzgang|Kreuzgangarchitektur]], die dem Anwesen zugrunde liegt. Hier hat Walter Kempowski gelebt und gearbeitet, hier war das Archiv für unpublizierte Autobiographien untergebracht und hier veranstaltete der Hausherr Literaturseminare, Tagungen und Autorentreffen. |
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Im Jahr 2000 wurde im Fernsehen ein Phantombild von einem Mann vorgestellt, der damals an der Tötung von Kwiatkowska beteiligt gewesen sein soll. Nach der Ausstrahlung meldete sich eine Frau bei der Polizei und berichtete, die in der Zeichnung dargestellte Person ähnele Tomasz Komenda, dem 23-jährigen Enkel ihres Nachbarn. Experten der Medizinischen Akademie in Breslau bestätigten, die an einer am Tatort gefundenen Sturmhaube könnten Komenda gehören, ebenso der Gebissabdruck am Körper des Opfers. Im Jahr 2003 wurde er in erster Instanz von einem Gericht wegen Vergewaltigung und Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt, obwohl ihm 12 Personen für die Silvesternacht, die er in Breslau verbrachte, ein Alibi gaben. Ein Jahr später erhöhte das Berufungsgericht in Breslau die Strafe auf 25 Jahre Gefängnis.<ref>''[https://www.forbes.pl/finanse/tomasz-komenda-domaga-sie-18-mln-zl-za-czas-spedzony-w-wiezieniu/6x0dx47 2,7 tys. zł za każdy dzień za kratami. Tomasz Komenda domaga się 18 mln zł.]'' In: Forbes, 11. September 2018. (Polnisch)</ref><ref name="kobieta.plMalinowska"/> Komenda erklärte in den folgenden Jahren immer wieder, dass er durch Schläge zu einem Geständnis gezwungen wurde. Auch im Gefängnis von Strzelin wurde Komenda Opfer von körperlichen Misshandlungen.<ref name="sloworegionu.pl">''[https://sloworegionu.pl/strzelin/11475-nie-popelnil-przestepstwa-a-przesiedzial-wiele-lat-w-strzelinskim-wiezieniu.html Nie popełnił przestępstwa, a przesiedział wiele lat w strzelińskim więzieniu...]'' In: sloworegionu.pl, 28. März 2018. (Polnisch)</ref> |
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Walter Kempowski bezeichnete sein Domizil als „Sonnenbündelungshaus“, als „Raumstation“ und „Museum“.<ref>{{Internetquelle |autor=Kempowski Stiftung |url=https://www.kempowski-stiftung.de/haus-kreienhoop/das-haus/index.html |titel=Das Haus Kreienhoop |abruf=2020-11-16}}</ref> |
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Im Jahr 2016 nahm die Staatsanwaltschaft den Fall wieder auf, da sich bei der erneuten Prüfung der Akten herausstellte, dass Tomasz Komenda unschuldig war.<ref name="filmpolski.pl"/> Mitte März 2018 wurde er vom Bezirksgericht in Breslau unter Auflagen nach 18 Jahren aus der Haft entlassen. Im Mai 2018 hob der [[Oberstes Gericht (Polen)|Oberste Gerichtshof]] das Urteil auf und sprach Komenda frei, weil ihn die Beweise als Täter eindeutig ausschlossen.<ref name="sloworegionu.pl"/> |
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Die Witwe des Autors, Hildegard Kempowski, lebte bis zu ihrem Tod im August 2019 in dem Haus. Sie widmete sich auch persönlich Besuchern der literarischen Nachmittage. Die Grabstätte der Familie Kempowski ist auf dem Dorffriedhof Nartum zu finden. |
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Komenda hatte 6.540 Tage im Gefängnis verbracht, wurde in dieser Zeit misshandelt und versuchte dreimal, Selbstmord zu begehen.<ref>Anna Kozińska: ''[https://wiadomosci.wp.pl/spedzil-w-wiezieniu-6540-nocy-wstrzasajaca-relacja-tomasza-komendy-6264086979307649a Spędził w więzieniu 6540 nocy. Wstrząsająca relacja Tomasza Komendy.]'' In: wiadomosci.wp.pl, 18. Juni 2018. (Polnisch)</ref> Er verklagte den polnischen Staat auf Schadensersatz in Millionenhöhe. Professor Ewa Gruza vom Institut für Forensik der Universität Warschau äußerte sich im Jahr nach Komendas Entlassung gegenüber Tygodnik Solidarność, dass Fehlentscheidungen wie in diesem Fall nicht auf Gesetzeslücken zurückzuführen seien, sondern auf menschliches Versagen.<ref name="onet.pl">''[https://wiadomosci.onet.pl/kraj/25-lat-niewinnosci-sprawa-tomasza-komendy-historie-nieslusznie-skazanych/drn4gh3 Niesłusznie skazani na powolne umieranie. Tomasz Komenda nie jest jedyny.]'' In: onet.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)</ref> Fälle wie dieser wurden später auch bei dem Streitthema zwischen Warschau und Berlin zu der von der nationalkonservativen Partei Polens forcierten Justizreform angeführt.<ref>Wojciech Osinski: ''[https://www.neues-deutschland.de/artikel/1082991.polen-und-die-eu-anstrengende-annaeherung.html Anstrengende Annäherung: Angela Merkel in Warschau: Die EU müsse mit »einer Stimme« sprechen.]'' In: Neues Deutschland, 20. März 2018.</ref> |
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Die Kempowski [[Stiftung]] Haus Kreienhoop wurde im Oktober 2005 von dem Schriftsteller Walter Kempowski gegründet. Sie möchte mit ihren Aktivitäten das gesellschaftliche Leben prägen und kulturelle Zukunft dauerhaft mitgestalten.<ref>{{Internetquelle |autor=Kempowski Stiftung |url=https://www.kempowski-stiftung.de/index.html |titel=Statement |abruf=2020-11-16}}</ref> |
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== Produktion == |
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Die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop ist benannt nach ihrem Gründer Walter Kempowski und dem Anwesen, in dem der Schriftsteller viele Jahrzehnte lebte und arbeitete. Mit Gründung der Stiftung, in die der Autor auch das Haus und den Naturgarten einbrachte, wollte Walter Kempowski die in seinem Werk begründete Erinnerungskultur auch regional verankern und gleichzeitig die eindrucksvollen Nutzungsmöglichkeiten des gesamten Anwesens für die Öffentlichkeit erhalten. |
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{{Zitat|Text=Tomeks Geschichte lehrt in einem breiteren Kontext, dass selbst wenn wir im Leben in die größten Schwierigkeiten geraten und die Situation absolut ausweglos zu sein scheint, es immer sein kann, dass jemand auftaucht, der uns seine Hand reicht. Ich möchte, dass unser Film all jenen Hoffnung gibt, die glauben, dass es für sie keine Chance mehr gibt.|Autor=Regisseur Jan Holoubek über den Fall Tomasz Komenda<ref name="onet.pl"/>}} |
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[[Datei:12A2080.jpg|mini|[[Piotr Trojan]] spielt den unschuldig inhaftierten Tomasz Komenda]] |
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<!--ERSATZ: [[Datei:Piotr Trojan.jpg|mini|In der der polnischen Fernsehserie ''Znaki'' spielte [[Piotr Trojan]] noch einen Polizisten, in ''25 Jahre Unschuld'' spielt er den Gefangenen Tomasz Komenda]]--> |
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Regie führte [[Jan Holoubek]], der gemeinsam mit [[Andrzej Golda]] auch das Drehbuch schrieb. Nach einigen Kurzfilmen und Arbeiten für Fernsehserien handelt es sich um Holoubeks Regiedebüt bei einem Spielfilm, der in der Vergangenheit überwiegend als Kameramann tätig war. |
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[[Piotr Trojan]] spielt in der Hauptrolle Tomasz Komenda. Der polnische Theater- und Filmschauspieler war ab 2018 noch in der Rolle des Polizisten Krzysztof Sobczyk in der polnischen Fernsehserie ''Znaki'' zu sehen. |
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Haus Kreienhoop war immer ein gastfreundlicher Ort. Dieser Tradition, die Walter Kempowski mit Seminaren, Autorentreffen und vielen anderen Veranstaltungen schon zu Lebzeiten selbst begründete, fühlt sich die Stiftung verpflichtet. Kreienhoop ist auch in Zukunft ein öffentliches Haus – und damit ein Veranstaltungsort, an dem sich das kulturinteressierte Publikum begegnet. |
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In weiteren Rollen sind eine Reihe von renommierten polnischen Filmschauspielern zu sehen. [[Agata Kulesza]] spielt Tomasz' Mutter Teresa Klemańska, [[Jan Frycz]] ist in der Rolle eines Mitgefangenen zu sehen, und [[Andrzej Konopka]] spielt Kommissar Tołoczko.<ref name="tvn.pl">''[https://www.tvn.pl/aktualnosci/zobacz-nowe-zdjecia-z-filmu-25-lat-niewinnosci-sprawa-tomka-komendy,321334,n.html Nowe zdjęcia z filmu „25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy”.]'' In: tvn.pl, 15. Mai 2020. (Polnisch)</ref> |
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Die Dreharbeiten fanden in [[Breslau]], [[Wałbrzych]], [[Zabrze]] und in der polnischen Hauptstadt [[Warschau]] statt, hier unter anderem im Gebäude des [[Oberstes Gericht (Polen)|Obersten Gerichts]] am Krasiński-Platz im Regierungsviertel [[Śródmieście (Warschau)|Śródmieście]], von dem Komenda letztlich freigesprochen wurde.<ref>''[https://zabrze.repertuary.pl/film/25-lat-niewinnosci-sprawa-tomka-komendy.html 25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy.]'' In: repertuary.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)</ref><ref name="tvn.pl"/> Als Kameramann fungierte [[Bartlomiej Kaczmarek]]. |
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Die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop hat ihren Sitz in dem niedersächsischen Dorf Nartum; sie ist beurkundet in der Freien und Hansestadt Hamburg.<ref>{{Internetquelle |autor=Kempowski Stiftung |url=https://www.kempowski-stiftung.de/die-stiftung/motive-und-ziele/index.html |titel=Die Stiftung |abruf=2020-11-16}}</ref> |
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Die Filmmusik komponierten die kanadische Geigerin und Post-Rock-Komponistin [[Sarah Neufeld]] und der kanadische Jazzmusiker [[Colin Stetson]].<ref>''[https://cineuropa.org/film/392681/ 25 years of innocence. The Case of Tomek Komenda.]'' In: cineuropa.org. Abgerufen am 18. November 2020.</ref> Im Film wird zudem der Song ''25 lat niewinnosci'' von Kazik Staszewski und Wojciech Jablonski gespielt, mit einem Text des polnischen Rock/Punk/Rap-Sängers, Texters und Saxophonisten Staszewski und auch von ihm gesungen. Der im Juli 2020 vorgestellte Trailer war mit ''Mad World'' von [[R.E.M.]] unterlegt.<ref>https://www.youtube.com/watch?v=NIRbU6cmIow</ref> |
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== Veranstaltungen == |
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Das Programmangebot der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop umfasst |
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Der Film kam am 18. September 2020 in ausgewählte polnische Kinos.<ref name="onet.pl"/> Im November 2020 wird er beim [[Tallinn Black Nights Film Festival]] vorgestellt. |
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* literaturwissenschaftlichen und politikgeschichtlichen [[Seminar|Seminare]] |
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* Autorenlesungen |
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* Literaturnachmittage |
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* Musikabende |
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== Auszeichnungen (Auswahl) == |
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Besucher können sich bei Führungen an sog. literarischen Nachmittagen ein Bild von dem Umfeld machen, in dem der Autor arbeitete und lebte.<ref>{{Internetquelle |autor=Kempowski Stiftung |url=https://www.kempowski-stiftung.de/veranstaltungen/kalender/index.html |titel=Veranstaltungen |abruf=2020-11-16}}</ref> |
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'''[[Camerimage]] 2020''' |
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* Nominierung als ''Bestes Regiedebüt'' ([[Jan Holoubek]])<ref>''[https://camerimage.pl/en/sklad-konkursu-debiutow-rezyserskich-2020/ Directors’ Debuts Competition 2020 Line-up!]'' In: camerimage.pl, 21. Oktober 2020. (Polnisch)</ref> |
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'''[[Tallinn Black Nights Film Festival]]''' |
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* Nominierung als ''Bester Erstlingsfilm'' (Jan Holoubek)<ref>''[https://poff.ee/en/first-feature-competition/ Fist Feature Competition.]'' In: poff.ee. Abgerufen am 17. November 2020.</ref> |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* {{IMDb|tt11368998}} |
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* [https://www.kempowski-stiftung.de/index.html Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop] |
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* {{crew united Titel|275520}} |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=8ugos2Kef7o ''25 Years of Innocence'' – Trailer] des [[Tallinn Black Nights Film Festival]]s bei YouTube (Video) |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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{{SORTIERUNG:#::25 Jahre Unschuld}} |
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[[Kategorie:Filmtitel 2020]] |
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[[Kategorie:Polnischer Film]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Filmdrama]] |
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[[Kategorie:Gefängnisfilm]] |
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[[Kategorie:Gerichtsfilm]] |
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[[Kategorie:Filmbiografie]] |
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[[Kategorie:Justizirrtum]] |
Version vom 18. November 2020, 02:14 Uhr
Film | |
Titel | 25 Jahre Unschuld |
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Originaltitel | 25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy |
Produktionsland | Polen |
Originalsprache | Polnisch |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Länge | 112 Minuten |
Stab | |
Regie | Jan Holoubek |
Drehbuch | Andrzej Golda, Jan Holoubek |
Produktion | Anna Wasniewska-Gill |
Musik | Sarah Neufeld, Colin Stetson |
Kamera | Bartlomiej Kaczmarek |
Schnitt | Rafal Listopad |
Besetzung | |
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25 Jahre Unschuld (polnischer Originaltitel 25 lat niewinnosci. Sprawa Tomka Komendy, internationaler englischsprachiger Titel 25 Years of Innocence) ist ein Filmdrama von Jan Holoubek, das im September 2020 in die polnischen Kinos kam. Die Filmbiografie schildert den Fall Tomasz Komenda, der als junger Mann wegen Vergewaltigung und Mordes an einem Mädchen zu Unrecht zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Handlung
Tomasz Komenda wird eines brutalen Mordes beschuldigt und für 25 Jahre ins Gefängnis gesteckt, obwohl er unschuldig ist.
Biografisches

Der Film beschäftigt sich mit der wahren Lebensgeschichte von Tomasz Komenda, ein Fall, von dem nach den Ergebnissen einer im März 2018 von Wirtualna Polska veröffentlichten Umfrage 89 Prozent der Polen gehört hatten.[1][2]
In der Silvesternacht 1996/97 hatte die 15-jährige Małgorzata Kwiatkowska mit Freunden in der Disco Alcatraz in Miłoszyce gefeiert. Zuletzt wurde das alkoholisierte Mädchen vor der Disco mit drei Männern gesehen. Am nächsten Morgen fand man Kwiatkowskas Leiche. Sie war brutal vergewaltigt worden und muss nach dem Blutverlust und aufgrund der Unterkühlung im Schnee gestorben sein. Die Ermittler stellten fest, dass es mehrere Täter gegeben haben musste, was durch Spuren am Tatort, einschließlich DNA, belegt wurde. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen eines Mangels an Verdächtigen eingestellt.
Im Jahr 2000 wurde im Fernsehen ein Phantombild von einem Mann vorgestellt, der damals an der Tötung von Kwiatkowska beteiligt gewesen sein soll. Nach der Ausstrahlung meldete sich eine Frau bei der Polizei und berichtete, die in der Zeichnung dargestellte Person ähnele Tomasz Komenda, dem 23-jährigen Enkel ihres Nachbarn. Experten der Medizinischen Akademie in Breslau bestätigten, die an einer am Tatort gefundenen Sturmhaube könnten Komenda gehören, ebenso der Gebissabdruck am Körper des Opfers. Im Jahr 2003 wurde er in erster Instanz von einem Gericht wegen Vergewaltigung und Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt, obwohl ihm 12 Personen für die Silvesternacht, die er in Breslau verbrachte, ein Alibi gaben. Ein Jahr später erhöhte das Berufungsgericht in Breslau die Strafe auf 25 Jahre Gefängnis.[3][2] Komenda erklärte in den folgenden Jahren immer wieder, dass er durch Schläge zu einem Geständnis gezwungen wurde. Auch im Gefängnis von Strzelin wurde Komenda Opfer von körperlichen Misshandlungen.[4]
Im Jahr 2016 nahm die Staatsanwaltschaft den Fall wieder auf, da sich bei der erneuten Prüfung der Akten herausstellte, dass Tomasz Komenda unschuldig war.[1] Mitte März 2018 wurde er vom Bezirksgericht in Breslau unter Auflagen nach 18 Jahren aus der Haft entlassen. Im Mai 2018 hob der Oberste Gerichtshof das Urteil auf und sprach Komenda frei, weil ihn die Beweise als Täter eindeutig ausschlossen.[4]
Komenda hatte 6.540 Tage im Gefängnis verbracht, wurde in dieser Zeit misshandelt und versuchte dreimal, Selbstmord zu begehen.[5] Er verklagte den polnischen Staat auf Schadensersatz in Millionenhöhe. Professor Ewa Gruza vom Institut für Forensik der Universität Warschau äußerte sich im Jahr nach Komendas Entlassung gegenüber Tygodnik Solidarność, dass Fehlentscheidungen wie in diesem Fall nicht auf Gesetzeslücken zurückzuführen seien, sondern auf menschliches Versagen.[6] Fälle wie dieser wurden später auch bei dem Streitthema zwischen Warschau und Berlin zu der von der nationalkonservativen Partei Polens forcierten Justizreform angeführt.[7]
Produktion
„Tomeks Geschichte lehrt in einem breiteren Kontext, dass selbst wenn wir im Leben in die größten Schwierigkeiten geraten und die Situation absolut ausweglos zu sein scheint, es immer sein kann, dass jemand auftaucht, der uns seine Hand reicht. Ich möchte, dass unser Film all jenen Hoffnung gibt, die glauben, dass es für sie keine Chance mehr gibt.“
Regie führte Jan Holoubek, der gemeinsam mit Andrzej Golda auch das Drehbuch schrieb. Nach einigen Kurzfilmen und Arbeiten für Fernsehserien handelt es sich um Holoubeks Regiedebüt bei einem Spielfilm, der in der Vergangenheit überwiegend als Kameramann tätig war.
Piotr Trojan spielt in der Hauptrolle Tomasz Komenda. Der polnische Theater- und Filmschauspieler war ab 2018 noch in der Rolle des Polizisten Krzysztof Sobczyk in der polnischen Fernsehserie Znaki zu sehen. In weiteren Rollen sind eine Reihe von renommierten polnischen Filmschauspielern zu sehen. Agata Kulesza spielt Tomasz' Mutter Teresa Klemańska, Jan Frycz ist in der Rolle eines Mitgefangenen zu sehen, und Andrzej Konopka spielt Kommissar Tołoczko.[8]
Die Dreharbeiten fanden in Breslau, Wałbrzych, Zabrze und in der polnischen Hauptstadt Warschau statt, hier unter anderem im Gebäude des Obersten Gerichts am Krasiński-Platz im Regierungsviertel Śródmieście, von dem Komenda letztlich freigesprochen wurde.[9][8] Als Kameramann fungierte Bartlomiej Kaczmarek.
Die Filmmusik komponierten die kanadische Geigerin und Post-Rock-Komponistin Sarah Neufeld und der kanadische Jazzmusiker Colin Stetson.[10] Im Film wird zudem der Song 25 lat niewinnosci von Kazik Staszewski und Wojciech Jablonski gespielt, mit einem Text des polnischen Rock/Punk/Rap-Sängers, Texters und Saxophonisten Staszewski und auch von ihm gesungen. Der im Juli 2020 vorgestellte Trailer war mit Mad World von R.E.M. unterlegt.[11]
Der Film kam am 18. September 2020 in ausgewählte polnische Kinos.[6] Im November 2020 wird er beim Tallinn Black Nights Film Festival vorgestellt.
Auszeichnungen (Auswahl)
Camerimage 2020
- Nominierung als Bestes Regiedebüt (Jan Holoubek)[12]
Tallinn Black Nights Film Festival
- Nominierung als Bester Erstlingsfilm (Jan Holoubek)[13]
Weblinks
- 25 Jahre Unschuld bei IMDb
- 25 Jahre Unschuld bei crew united
- 25 Years of Innocence – Trailer des Tallinn Black Nights Film Festivals bei YouTube (Video)
Einzelnachweise
- ↑ a b 25 lat niewinnosci. In: filmpolski.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)
- ↑ a b Małgorzata Malinowska: Tomasz Komenda – bohater filmu "25 lat niewinności..." oświadczył się ukochanej na premierze filmu. Jego przyszła żona jest w ciąży. In: kobieta.pl, 11. September 2020. (Polnisch)
- ↑ 2,7 tys. zł za każdy dzień za kratami. Tomasz Komenda domaga się 18 mln zł. In: Forbes, 11. September 2018. (Polnisch)
- ↑ a b Nie popełnił przestępstwa, a przesiedział wiele lat w strzelińskim więzieniu... In: sloworegionu.pl, 28. März 2018. (Polnisch)
- ↑ Anna Kozińska: Spędził w więzieniu 6540 nocy. Wstrząsająca relacja Tomasza Komendy. In: wiadomosci.wp.pl, 18. Juni 2018. (Polnisch)
- ↑ a b c Niesłusznie skazani na powolne umieranie. Tomasz Komenda nie jest jedyny. In: onet.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)
- ↑ Wojciech Osinski: Anstrengende Annäherung: Angela Merkel in Warschau: Die EU müsse mit »einer Stimme« sprechen. In: Neues Deutschland, 20. März 2018.
- ↑ a b Nowe zdjęcia z filmu „25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy”. In: tvn.pl, 15. Mai 2020. (Polnisch)
- ↑ 25 lat niewinności. Sprawa Tomka Komendy. In: repertuary.pl. Abgerufen am 18. November 2020. (Polnisch)
- ↑ 25 years of innocence. The Case of Tomek Komenda. In: cineuropa.org. Abgerufen am 18. November 2020.
- ↑ https://www.youtube.com/watch?v=NIRbU6cmIow
- ↑ Directors’ Debuts Competition 2020 Line-up! In: camerimage.pl, 21. Oktober 2020. (Polnisch)
- ↑ Fist Feature Competition. In: poff.ee. Abgerufen am 17. November 2020.