Schloss Krüden und Silvretta Montafon: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Datei:Schloss Crueden Sammlung Duncker.jpg|mini|Schloss Krüden um 1860, Sammlung [[Alexander Duncker]]]] |
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Das '''Schloss Krüden''' ist ein [[Schloss (Architektur)|Schloss]] in [[Krüden]] im [[Landkreis Stendal]]. |
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|Österreich |
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|caption = Silvretta Montafon |
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|name = Silvretta Montafon |
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|lat = 46.986737 |long = 10.027414 <!--das ist das Sport & Golfhotel, Firmensitz, was bei zwei Talseiten günstig ist --> |
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|region = AT-8 |
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|mark = Alpine skiing pictogram.svg<!--Norwegian-road-sign-790.30.svg Skiicon.svg--> |
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'''Silvretta Montafon''' ist ein [[Skigebiet]] im [[Montafon]], [[Vorarlberg]]. |
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Silvretta Montafon entstand 2008 aus den Skigebieten ''Silvretta Nova'' auf der linken Talseite bei [[St. Gallenkirch]], [[Gaschurn]] und ''Hochjoch'' auf der rechten Talseite bei [[Schruns]], [[Silbertal]]. |
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Es gehört heute zu den 10 größten Wintersportgebieten Österreichs. |
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Die Silvretta Montafon als Tourismusleitbetrieb beschäftigt mit der Bergbahn, den Skischulen, dem Sporthotel Silvretta Montafon, den 13 Intersport Shops sowie den zehn Gastronomiebetrieben bis zu 900 Mitarbeiter während der Wintersaison und ist eines der größten Bergbahn- und Tourismusunternehmen Österreichs. |
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[[Datei:SilvrettaNova 01.jpg|mini|SilvrettaNova]]<!--Silvretta Montafon.jpg UR?--> |
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== Lage und Landschaft == |
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Das Skigebiet Silvretta Montafon liegt im Süden von [[Vorarlberg]], dem westlichsten Bundesland von Österreich und erstreckt sich über 17 km sowie 1700 Höhenmeter – von Schruns über Silbertal und St. Gallenkirch bis nach Gaschurn. Es liegt in der Talschaft Montafon, eingerahmt von den Gebirgsgruppen ''Rätikon'', ''Silvretta'' und ''Verwall''. |
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Der Teil ''Nova'' erstreckt sich an der Nordflanke der [[Silvrettagruppe]], der Teil ''Hochjoch'' auf einem Ausläufer der [[Verwallgruppe]], zwischen denen das Montafon nach Süden zieht. Das Tal bedeckt 1/5 der Vorarlberger Landesfläche und ist flächenmäßig (562 km²) größer als Wien (415 km²). |
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Die Region liegt etwa 40 Autominuten vom im Rheintal gelegenen [[Feldkirch]], südlich der Bezirkshauptstadt [[Bludenz]]. |
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=== Infrastruktur === |
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Das Skigebiet hat heute zertifizierte 140 km Piste, davon 56 km blau, 49 km rot, 8 km schwarz und um die 27 km ausgewiesene Freeridestrecken und Routen. Es erstreckt sich von 700 m bis auf 2430 m. |
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Die 35 [[Aufstiegshilfe (Erschließung)|Liftanlagen]] umfassen 10 [[Gondelbahn|Kabinenbahn]]en, 18 [[Sessellift]]e und 5 [[Schlepplift]]e<ref name="Daten" />, 2 Förderbänder, 15 Skischullifte und davon 7 Zubringerbahnen: Die [[Hochjochbahn]] ([[Pendelbahn]]) und [[Zamangbahn]] (6er-[[Einseilumlaufbahn]]) in [[Schruns]], die [[Valiserabahn]] (6er-Einseilumlaufbahn) und [[Grasjochbahn]] (8er-Einseilumlaufbahn) in St. Gallenkirch, die [[Garfreschabahn]] (2er-Sessellift) in Gortipohl, die [[Versettlabahn]] (6er-Einseilumlaufbahn) in [[Gaschurn]] und die [[Kapellbahn]] (2er-Sessellift) in [[Silbertal]]. |
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Die neuesten Aufstiegshilfen im Skigebiet sind die 8er-[[Einseilumlaufbahn]] [[Panorama Bahn (Silvretta Montafon)]] im Bereich des [[#Hochjoch|Hochjochs]] mit freiem W-LAN in den einzelnen Gondeln, die bereits oben genannte [[Grasjochbahn]] und die anschließende [[Hochalpilabahn]] mit orange-getönten Scheiben. Dazu kommt noch die 8er-[[Sesselbahn]] ''Sonnenbahn'' mit orangen Wetterschutzhauben und Sitzheizung ([[8KSB/B-O-S]]), sowie die im Sommer 2016 errichtete 8er-Sesselbahn [[Silvretta Bahn]] (8KBS/B-S), welche eine neue Verbindung zwischen den Skigebietsteilen "Garfrescha" und "Gampaping" herstellt. |
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Es gibt ein breites Gastronomieangebot sowohl im Skigebiet als auch in den Talstationen der Zubringerbahnen und in den Talorten. |
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Mit dem ''Snowpark Montafon'' und dem Freeridecross steht am Grasjoch auch ein umfangreicher [[Funpark (Wintersport)|Funpark]] zur Verfügung. Dazu kommen noch 2 Rodelbahnen, und 4 markierte Winterwanderwege im Skigebiet. |
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Im Tal verkehrt zur Hauptsaison alle 20 Minuten ein Skibus, der die Wintersportorte und Talstationen miteinander und mit dem [[Bahnhof Schruns]] verbindet. Außerdem stehen am Berg wie im Tal Gaststätten und Skiverleih zur Verfügung. |
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Von den Liftanlagen sind 4 auch in Sommerbetrieb und erschließen ein umfangreiches Wandergebiet und machen speziell das [[Hochjoch (Verwall)|Hochjoch]] auch als Flugregion für Paragleiter bekannt.<ref name="Daten"/> |
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=== Entwicklung === |
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Der beabsichtigte Neubau der rund 30 Jahre alten Valiserabahn auf neuer Route samt Hotel, Skischule und Hochgarage, ein 30 Mio. € großes Projekt für Sommer 2016, wurde am 12. Februar 2016 abgesagt, weil mit einigen Grundbesitzern keine Einigung erzielt werden konnte. |
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Die Valiserabahn wird in 3 bis 4 Jahren zu sanieren sein. Es gibt auch andere Entwicklungsprojekte.<ref>http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2757309/ Valiserabahn: Aus für Neubau wird bedauert, orf.at 12. Februar 2016, abgerufen 12. Februar 2016.</ref> |
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=== Gebietsteil Nova === |
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''Silvretta Nova'' umfasst die Skiberge ''[[Versettla]]'' (''Burg'' {{Höhe|2247|AT}}), ''[[Schwarzköpfle]]'' ({{Höhe|2300|AT}}) und ''[[Valisera]]'' ({{Höhe|2035|AT}}).<!-- genaues zu Liftanlagen dann dort--> |
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Diese begleiten als Vorberge der [[Madrisella]] ({{Höhe|2466|AT}}) beiderseits das [[Novatal]], ein kleines Hochtal bei St. Gallenkirch, in dem die namensgebende ''[[Alp Nova]]'' ({{Höhe|1736|AT}}) liegt. Die Versettla liegt über Gaschurn, über ''Garfrescha'' und ''Valisera'' geht es von St. Gallenkirch herauf. |
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{{Panorama|Silvretta_Nova_2008.jpg|750|Panorama in der ''Silvretta Nova'' (Versettla) gegen das Verwall}} |
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=== Gebietsteil Hochjoch === |
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Am ''[[Hochjoch (Verwall)|Hochjoch]]'' ({{Höhe|2520|AT}}), ''Fredakopf'' ({{Höhe|2252|AT}}), ''[[Kreuzjoch (Verwall)|Kreuzjoch]]'' ({{Höhe|2396|AT}}), und der ''[[Zamangspitze]]'' ({{Höhe|2387|AT}}), rund um die ''[[Alpe Kapell]]'', liegt das Gebiet ''Hochjoch''. |
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Der Hochjochstock bildet einen recht solitär stehenden Ausläufer des [[Madererkamm]]s. Ursprünglich nur von Schruns erreichbar, wurde später die Seilbahn von Silbertal, und 2011 die Grasjoch-Verbindungsbahn von St. Gallenkirch herauf gebaut. |
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{{Panorama|Panorama Schruns-Tschagguns.jpg|750|3=Panorama von der Bergstation Kapell der Hochjochbahn Schruns. Linke Stütze = Zamangbahn, mittlere Stütze= Hochjochbahn, rechte Stütze=Sessellift Kropfen - Kapell. Hinten links der [[Rätikon]], rechts der Walserkamm}} |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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=== Wirtschaftsgeschichte im Montafon === |
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Das Schloss befand sich viele Jahre im Besitz der Familie [[Jagow (Adelsgeschlecht)|von Jagow]]. [[Adolf von Jagow]] ließ das aus der Zeit um 1700 stammende Herrenhaus Krüden 1860 im [[Tudorstil]] umbauen. In dieser Zeit wurde auch ein botanisch interessanter Park angelegt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.seehausen-altmark.de/content-pages/verwaltung-wirtschaft/mitgliedsgemeinden/aland/krueden/ |titel=Gemeinde Aland, Ortsteil Krüden |abruf=2019-06-01}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Wilhelm van Kempen |Titel=Schlösser und Herrensitze in Provinz Sachsen und in Anhalt |Verlag=W. Weidlich |Datum=1961 |Seiten=35 |Online=https://books.google.de/books?id=b4TqAAAAMAAJ&q= |Abruf=2020-06-28}}</ref> Vom 15. November bis 16. November 1869 richtete er für den späteren deutschen Kaiser [[Wilhelm I. (Deutsches Reich)|Wilhelm I.]] eine Fasanenjagd im Forstrevier Garbe aus und war Gastgeber auf dem Herrenhaus Krüden |
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Großzügig ausgebaute ''Skidestinationen'' prägen seit den 90er Jahren das Bild des Montafons und sind ein wichtiger Arbeitgeber, neben der [[Vorarlberger Illwerke|Vorarlberger Illwerke AG]] im Tal. Das war vor mehr als 100 Jahren anders. Wenn es die politischen Verhältnisse zuließen, zogen junge Frauen und Männer ab dem Frühjahr als Wanderarbeiter durch die Nachbarländer ''Europas''. Mit dem Ersparten kehrten sie im Spätherbst zu ihrem Familien zurück. Sie arbeiteten auf Baustellen in Frankreich oder im Rheinland, als Krauthobler oder auch als Ährenleser, später dann als ''Schwabenkinder''. Atemberaubende Naturlandschaften wurden als Erholungsgebiet erkannt und genutzt, sowie Verkehrsverbindungen errichtet. |
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1905 wurde beispielsweise die Montafonerbahn eröffnet, um Waren, aber auch Besucher zwischen Bludenz und Schruns zu befördern. Nachfolgend wurden Beherbergungsbetriebe sowie Alpenvereinshütten<!-- die entstanden teilweise auch schon vor 1905, z. B. Tilisunah. anno 1879 --> gebaut und Wanderwege angelegt. Der ''Fremdenverkehr'' brachte zunächst zahlreiche ''Sommertouristen'', ehe in den 1980er Jahren durch den Ausbau der Skigebiete der ''Wintertourismus'' den ''Sommertourismus'' an Nächtigungszahlen überholte, was bis heute unverändert blieb. |
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Ein bislang einmaliger Vorgang in der Geschichte des Skigebietes war die von der Vorarlberger Landesregierung mitten in der laufenden Skisaison angeordnete, abrupte Schließung aller Skigebiete des Bundeslandes zum 15. März 2020 und die Abreise aller Gäste zum darauffolgendem Tag infolge der [[COVID-19-Pandemie in Österreich|Covid 19-Pandemie]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.silvretta-montafon.at/de/aktuelles/news/Update-Coronavirus-14.03.2020_news_1921804 |titel=Update Coronavirus 14.03.2020 - Silvretta Montafon |abruf=2020-05-11 |sprache=de}}</ref> |
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=== Montafoner Bergbahn GmbH === |
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Erste Beginne des Skitourismus am Hochjoch reichen in die 1910er zurück ''(Wintersportclub Schruns)''. Die [[Montafoner Bergbahn GmbH]], 1948 gegründet, nahm 1950/1951 ihren Betrieb unter dem Namen ''Hochjoch Schruns'' auf.<ref>''{{Webarchiv|url=http://activepaper.tele.net/vntipps/Sommerausstellung_Heimatschutzverein_Montafon.pdf |wayback=20160103121550 |text=Montafon 1906–2006 |archiv-bot=2019-05-14 03:20:03 InternetArchiveBot }}'', Sommerausstellung Heimatschutzverein Montafon (PDF, activepaper.tele.net; 6,0 MB)</ref> |
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=== Silvretta Nova Bergbahnen AG === |
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[[Datei:NovaStoba01.jpg|mini|Gasthaus ''Nova Stoba'' auf der Versettla, gegen die Valisera]] |
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Der Grundstein für die Entwicklung der damaligen Silvretta Nova wurde durch den Gesellschafter und Baumeister Walter Klaus gelegt. |
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Durch die Fusionierung der beiden Skiliftgesellschaften Gaschurn und St. Gallenkirch sorgte er mit der Silvretta Nova Bergbahnen AG – unter der Marke ''Silvretta Nova'' – für den wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens und wurde neben der Energie- und Tourismusinfrastruktur der [[Illwerke]] (um das hinterste Montafon mit [[Bielerhöhe]]) wichtigster Wirtschaftsfaktor der Region. Anfang der 1980er Jahre überflügelte erstmals der Wintertourismus den Sommertourismus, was bis heute unverändert blieb. |
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Das Skigebiet war durch die [[Österreichische Alpine Skimeisterschaften 1947|Österreichischen Alpinen Skimeisterschaften 1947]] und die [[Goldschlüsselrennen]] (Ski-Weltcup) der 1960er/70er national und international bekannt. |
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=== Silvretta Montafon GmbH === |
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{{Infobox Unternehmen |
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|Name = Silvretta Montafon GmbH |
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|Logo = |
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|Unternehmensform = [[Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Österreich)|Gesellschaft mit beschränkter Haftung]] |
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|ISIN = <!-- | Firmenbuchnummer = FN 61618 s --> |
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<!-- | UID-Nummer = ATU36690201 -->|Gründungsdatum = April 2015 (Beginndatum der Rechtsform)<ref name="firmenabc.at"/> |
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|Auflösungsgrund = |
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|Sitz = [[St. Gallenkirch]] |
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|Leitung = Peter Marko, Martin Oberhammer |
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|Mitarbeiterzahl = 240–900 |
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|Umsatz = ca. 25 Mio. €<ref name="firmenabc.at"/> |
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|Stand = |
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|Branche = Alpinsport-Infrastruktur |
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|Auflösungsdatum = |
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|Homepage = [http://www.silvretta-montafon.at/ silvretta-montafon.at] |
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Ein neuer Unternehmensabschnitt, unter der neuen Marke ''Silvretta Montafon'', begann mit dem Kauf der Silvretta Nova Bergbahnen AG und deren Tochtergesellschaften<ref>Übersicht über die Firmengruppe: ''[http://www.silvretta-montafon.at/Uebersicht/Anfahrt/Kontakt/Firmeninformationen Firmeninformationen],'' silvretta-montafon.at</ref> durch die [[Bank für Tirol und Vorarlberg]] (BTV) im Jahre 2007.<ref name="firmenabc.at 2">{{Webarchiv|url=http://www.firmenabc.at/vomonosi-beteiligungs-ag_CnzQ |wayback=20160526225555 |text=VoMoNoSi Beteiligungs AG |archiv-bot=2019-05-14 03:20:03 InternetArchiveBot }}, Firmendaten, Creditreform/firmenabc.at</ref> |
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Neben Liften betreut die Firma auch die Berggastronomie im ganzen Skigebiet, sowie das ''Sporthotel Silvretta Montafon'' in Gaschurn (Firmensitz ebenda), die Skischule Schruns, und hält die Mehrheit am Intersport Montafon. |
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Durch den Zusammenschluss von Nova und Hochjoch wurde die Silvretta Montafon 2008 |
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zum größten Skigebiet [[Vorarlberg]]s und gleichzeitig eines der Top-Ten-Skigebiete in Österreich.<ref>[http://vorarlberg.orf.at/stories/322184/ Skigebiete: Neue Marke "Silvretta Montafon"] (28. November 2008)</ref> Bis 2011 war aber das Hochjoch nur von den talauswärtigen Orten erreichbar, mit 2011/12 ging mit der ''Grasjoch–Hochalpila''-Anlage die Verbindung über St. Gallenkirch in Betrieb. |
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Die für den 20./21. Dezember 2011 geplanten [[Alpiner Skieuropacup 2011/2012|Europacup-Rennen]] der Damen (Slalom), die einen weiteren Schritt in Richtung Etablierung geboten hätten, mussten wegen Schneemangel abgesagt werden.<ref>''[http://www.vol.at/europacuprennen-in-schruns-abgesagt/3117720 Europacuprennen in Schruns abgesagt].'' vol.at, 13. Dezember 2011</ref> |
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Das Sporthotel Silvretta Montafon<ref name="Sporthotel Silvretta Montafon">[http://sporthotel.silvretta-montafon.at sporthotel.silvretta-montafon.at]</ref> wurde im Herbst 2012 und im Frühjahr 2013 umgestaltet und erweitert. |
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=== Skibetrieb und Naturschutz === |
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[[Datei:Kreuzjoch2396Schruns1.JPG|mini|[[Lawinenverbauung]] am Kreuzjoch]] |
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Wie für viele entlegene Alpentäler waren auch für das Montafon Wasserkraft und Skibetrieb die beiden Wirtschaftsmotoren des mittleren 20. Jahrhunderts. Und wie in vielen anderen Alpenregionen wurde die Bedeutung des Naturschutzes – auch als tourismuswirtschaftliches Leitbild – anfangs abgelehnt. |
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Als in den 1990ern das innere Verwall zum [[Europaschutzgebiet (Österreich)|Europa-]] und [[Naturschutzgebiet (Österreich)|Naturschutzgebiet]] ''([[Vogelschutzgebiet Verwall]])'' erklärt wurde, bestanden noch immer Pläne, das Hochjoch nach Osten auszubauen, sodass die Unterschutzstellung des Silbertaler Gebietes erst nach Mediationsverfahren umgesetzt werden konnte.<ref name="rosinak"> {{internetquelle |hrsg=Rosinak & Partner, Amt der Vorarlberger Landesregierung |url=http://www.rosinak.co.at/de/project/mediation-natura-2000-gebiet-verwall |titel=Mediationsverfahren Natura 2000 Gebiet Verwall |werk= rosinak.co.at|datum=2002 |zugriff=2012-07-07 }}</ref> |
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Hilfreich war auch, dass [[Walther Flaig]], ein renommierter Alpinschriftsteller ([[Alpenvereinsführer|AV-Führer]] der Region), der schon ab den 1930er Jahren für Naturschutz eintrat, an der Gründung der Hochjochbahnen beteiligt war.<ref>vergl. etwa Maria Aschauer (Bearb.), Markus Grabher, Ingrid Loacker (Red.): ''Geschichte des Naturschutzes in Vorarlberg. Eine Betrachtung aus ökologischer Sicht'' Bericht erstellt im Auftrag des Vorarlberger Naturschutzrats, UMG Umweltbüro Grabher, 7. Dezember 2007, Abschnitt 8.3. ''Schutzgebietsplanungen'' ([http://www.umg.at/umgberichte/UMGberichte6_Naturschutzgeschichte_2007.pdf PDF], umg.at)</ref> |
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[[Datei:Seilbahnbau am Sennigrat ohne Rücksicht auf das Landschaftsbild.jpg|mini|Seilbahnbau mit riesigen Stützen am Sennigrat ohne Rücksicht auf das Landschaftsbild. Ganz rechts das Haus des [[Wormser Hütte|Alpenvereins Worms]].]] |
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Das Montafon gehörte nie zu den hochprominenten Skigebieten (wie der nahe Arlberg), und auch durch die – skitechnisch ungünstige, naturschutzfachlich günstige – Lage des Gebiets zwischen den schroffen Stöcken von Verwall, Rätikon und Silvretta, hielt sich der Landschaftsverbrauch im Vergleich zu anderen Skiregionen der Alpen in Grenzen. |
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Beide Skizentren, Kapellalpe wie Alp Nova, liegen in vom Tal aus nicht einsichtigen Kesseln, sodass nur die wenigen Talabfahrten in das Landschaftsbild des Montafon eingreifen. Heute wird im weiteren Ausbau der sanfte Tourismus der Umgebung berücksichtigt,<ref>''Zwei neue Bahnen – ein Meilenstein im Skitourismus''. In: ''GaPa-Zitig'', Amtliche Mitteilungen Gaschurn-Partenen, Gemeinde Gaschurn, Juni 2011, Seite 15. ({{Webarchiv|url=http://www.gaschurn-partenen.at/gemeindeamt/download/222266739_1.pdf |wayback=20140101083012 |text=PDF |archiv-bot=2019-05-14 03:20:03 InternetArchiveBot }}, gaschurn-partenen.at)<!--http://www.gemeindearchiv.at/nc/gemeindearchive/dokumente/ptr/31/sort/sizedesc/ gemeindearchiv.at] → Kasten ''Ga Pa Zitig 20080601'' auch Zip--></ref> so stellt sich etwa das nahe hintere [[Silbertal]] wie auch das [[Valschaviel]] von besonderer Naturbelassenheit dar. |
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Wiederholte Schlagzeilen machten 2019/20 Auseinandersetzungen wegen der geplanten Errichtung eines über 300 000 m³ fassenden und etwa 6,5 ha großen Wasserbeckens für die künstliche Beschneiung, sowie einer Skipiste am Schwarzköpfle in der Silvretta im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch. Nachdem die Bezirkshauptmannschaft Bludenz diese im April 2018 genehmigte, gab es zwei Beschwerden gegen das Projekt. Die Umweltabteilung der Vorarlberger Landesregierung erkannte daraufhin auf die Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Deshalb verzichtete die Silvretta Montafon auf die Piste, und plante das Becken um 30 000 m³ kleiner. Dennoch wäre dieses in Vorarlberg immer noch das mit Abstand größte. Nachdem die Umweltabteilung der Landesregierung im Dezember 2019 entschied, für dieses verkleinerte Projekt entfalle die Umweltverträglichkeitsprüfung, intervenierte die Vorarlberger Landesnaturschutzanwaltschaft. Sie betrachtete das Vorgehen der Silvretta Montafon als scheibchenweises Verkleinern eines Projekts, um die Umweltverträglichkeitsprüfung zu umgehen. Auch Umweltlandesrat [[Johannes Rauch (Politiker, 1959)|Johannes Rauch]] meinte, dass Projekte zu diesem Zweck "wie eine Salami" zerstückelt werden.<ref>{{Internetquelle |autor=vorarlberg ORF at red |url=https://vorarlberg.orf.at/stories/3054042/ |titel=Skigebiete wollen schnellere Verfahren |datum=2020-06-20 |abruf=2020-06-21 |sprache=de}}</ref> Ein Seilbahnwirtschafts-Vertreter in der Wirtschaftskammer räumte ein, man versuche, auf legalem Wege um Umweltverträglichkeitsprüfungen "herumzukommen", um Bauverzögerungen durch Einsprüche zu verhindern.<ref name=":0" /> |
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Nachdem 2019 herauskam, dass trotz dieser unklaren Rechtslage bereits Tiefbau-Vorarbeiten für den Speicher stattfanden, verursachte das Projekt Aufruhr in der Öffentlichkeit. Es wurde gemutmaßt, dass die Skigebietsbetreiber die Behörden vor vollendete Tatsachen stellen, und im Falle einer Illegalität der bereits erfolgten Baumaßnahmen einen Rückbau als unzumutbar erwirken wollten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.vol.at/speicherteich-winkt-umweltpruefung/6071442 |titel=Speicherteich winkt Umweltprüfung |abruf=2020-02-14}}</ref> |
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Der [[Österreichischer Alpenverein|ÖAV Vorarlberg]] betrachtete das Vorhaben als rücksichtslose Bevorzugung kommerzieller Interessen gegenüber dem Naturschutz und sieht eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes infolge der Dimensionen des geplanten Speichers (unter anderem Dammhöhe bis 26 m). Er startete 2018 eine Petition gegen den Speichersee in dieser Größe und fordert eine naturverträgliche Anlage in deutlich kleinerem Maße.<ref>{{Internetquelle |autor=© Österreichischer AlpenvereinOlympiastraße 37, 6020 InnsbruckT +43/512/59547F +43/512/59547-50E-MailImpressum |url=https://www.alpenverein.at/portal/news/aktuelle_news_kurz/2018/2018_02_13_unterschriftenaktion-gegen-den-speicherteich-im-montafon.php |titel=Petition gegen Speichersee - bitte um Ihre Unterstützung! |abruf=2020-02-14 |sprache=de}}</ref> |
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Das Gebäude ist heute in leicht veränderter Gestalt noch erhalten. Es wurde von 1963 bis 2010 als Schule genutzt. Seit 2011 ist es Sitz einer Tee-Manufaktur mit einem Online-Handel.<ref name="VS">{{Literatur |Autor=Ralf Franke |Titel=Leben und arbeiten im eigenen Schloss |Sammelwerk=[[Volksstimme]] Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg |Datum=2016-07-12 |Online=https://www.volksstimme.de/lokal/osterburg/der-teemann-leben-und-arbeiten-im-eigenen-schloss |Abruf=2019-06-01}}</ref> |
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Nachdem die Angelegenheit an einem Wiener Gericht anhängig wurde, zog die Silvretta Montafon ihre Baupläne im Juni 2020 zurück, weil sie weitere Bauverzögerungen infolge juristischer Auseinandersetzungen nicht hinnimmt.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=vorarlberg ORF at red |url=https://vorarlberg.orf.at/stories/3053608/ |titel=Speicherteich: Diskussion um Bewilligungsverfahren |datum=2020-06-17 |abruf=2020-06-19 |sprache=de}}</ref> Sie plant nun, die künstliche Beschneiung in anderer Form vorzunehmen.<ref>{{Internetquelle |autor=vorarlberg ORF at red |url=https://vorarlberg.orf.at/stories/3053467/ |titel=Aus für „Speicherteich Schwarzköpfle“ |datum=2020-06-16 |abruf=2020-06-19 |sprache=de}}</ref><ref>https://vorarlberg.orf.at/stories/3030176/</ref>{{Großes Bild|Gaschurn Panorama.jpg|600|Blick auf Madrisellastock mit Madrisella, Versettla und – rechts in Wolken – Zamangspitze, von Gaschurn aus}} |
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== Fußnoten == |
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<references /> |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{commonscat|Silvretta Nova (skiing area)|Silvretta Nova}} |
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* [https://www.seehausen-altmark.de/content-pages/verwaltung-wirtschaft/mitgliedsgemeinden/aland/krueden/ Krüden] Informationen unter seehausen-altmark.de |
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{{Commonscat|Hochjoch Schruns}} |
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* [http://www.silvretta-montafon.at/ Offizielle Website] |
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== Einzelnachweise == |
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{{Coordinate|NS=52.925210 |EW=11.695765 |type=landmark|region=DE-ST}} |
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<references> |
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<ref name="firmenabc.at">[http://www.firmenabc.at/silvretta-montafon-bergbahnen-ag_jzQ Silvretta Montafon Bergbahnen AG], Firmendaten, Creditreform/firmenabc.at</ref> |
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<ref name="Daten">''{{Webarchiv|url=http://www.montafon.at/Silvretta-Montafon-Winter-452-de.html |wayback=20120812082444 |text=Winter: Winter-Facts |archiv-bot=2019-05-14 03:20:03 InternetArchiveBot }}'', montafon.at – mit Pistenkarte [http://ski3.intermaps.com/montafon_touch/skimap_touch.asp ski3.intermaps.com];<br />''[http://www.bergfex.at/silvretta-montafon/ Silvretta Montafon].'' bergfex.at – mit Pistenkarte und Details ''[http://www.bergfex.at/silvretta-montafon/sport/ Lifte, Pisten und Sport].''</ref> |
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</references> |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Wintersportgebiet in Vorarlberg]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Montafon]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Unternehmen (Bezirk Bludenz)]] |
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[[Kategorie:Geographie (Gaschurn)]] |
Version vom 5. Juli 2020, 17:17 Uhr
Silvretta Montafon |
Silvretta Montafon ist ein Skigebiet im Montafon, Vorarlberg.
Silvretta Montafon entstand 2008 aus den Skigebieten Silvretta Nova auf der linken Talseite bei St. Gallenkirch, Gaschurn und Hochjoch auf der rechten Talseite bei Schruns, Silbertal. Es gehört heute zu den 10 größten Wintersportgebieten Österreichs. Die Silvretta Montafon als Tourismusleitbetrieb beschäftigt mit der Bergbahn, den Skischulen, dem Sporthotel Silvretta Montafon, den 13 Intersport Shops sowie den zehn Gastronomiebetrieben bis zu 900 Mitarbeiter während der Wintersaison und ist eines der größten Bergbahn- und Tourismusunternehmen Österreichs.

Lage und Landschaft
Das Skigebiet Silvretta Montafon liegt im Süden von Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland von Österreich und erstreckt sich über 17 km sowie 1700 Höhenmeter – von Schruns über Silbertal und St. Gallenkirch bis nach Gaschurn. Es liegt in der Talschaft Montafon, eingerahmt von den Gebirgsgruppen Rätikon, Silvretta und Verwall. Der Teil Nova erstreckt sich an der Nordflanke der Silvrettagruppe, der Teil Hochjoch auf einem Ausläufer der Verwallgruppe, zwischen denen das Montafon nach Süden zieht. Das Tal bedeckt 1/5 der Vorarlberger Landesfläche und ist flächenmäßig (562 km²) größer als Wien (415 km²). Die Region liegt etwa 40 Autominuten vom im Rheintal gelegenen Feldkirch, südlich der Bezirkshauptstadt Bludenz.
Infrastruktur
Das Skigebiet hat heute zertifizierte 140 km Piste, davon 56 km blau, 49 km rot, 8 km schwarz und um die 27 km ausgewiesene Freeridestrecken und Routen. Es erstreckt sich von 700 m bis auf 2430 m.
Die 35 Liftanlagen umfassen 10 Kabinenbahnen, 18 Sessellifte und 5 Schlepplifte[1], 2 Förderbänder, 15 Skischullifte und davon 7 Zubringerbahnen: Die Hochjochbahn (Pendelbahn) und Zamangbahn (6er-Einseilumlaufbahn) in Schruns, die Valiserabahn (6er-Einseilumlaufbahn) und Grasjochbahn (8er-Einseilumlaufbahn) in St. Gallenkirch, die Garfreschabahn (2er-Sessellift) in Gortipohl, die Versettlabahn (6er-Einseilumlaufbahn) in Gaschurn und die Kapellbahn (2er-Sessellift) in Silbertal. Die neuesten Aufstiegshilfen im Skigebiet sind die 8er-Einseilumlaufbahn Panorama Bahn (Silvretta Montafon) im Bereich des Hochjochs mit freiem W-LAN in den einzelnen Gondeln, die bereits oben genannte Grasjochbahn und die anschließende Hochalpilabahn mit orange-getönten Scheiben. Dazu kommt noch die 8er-Sesselbahn Sonnenbahn mit orangen Wetterschutzhauben und Sitzheizung (8KSB/B-O-S), sowie die im Sommer 2016 errichtete 8er-Sesselbahn Silvretta Bahn (8KBS/B-S), welche eine neue Verbindung zwischen den Skigebietsteilen "Garfrescha" und "Gampaping" herstellt.
Es gibt ein breites Gastronomieangebot sowohl im Skigebiet als auch in den Talstationen der Zubringerbahnen und in den Talorten.
Mit dem Snowpark Montafon und dem Freeridecross steht am Grasjoch auch ein umfangreicher Funpark zur Verfügung. Dazu kommen noch 2 Rodelbahnen, und 4 markierte Winterwanderwege im Skigebiet. Im Tal verkehrt zur Hauptsaison alle 20 Minuten ein Skibus, der die Wintersportorte und Talstationen miteinander und mit dem Bahnhof Schruns verbindet. Außerdem stehen am Berg wie im Tal Gaststätten und Skiverleih zur Verfügung.
Von den Liftanlagen sind 4 auch in Sommerbetrieb und erschließen ein umfangreiches Wandergebiet und machen speziell das Hochjoch auch als Flugregion für Paragleiter bekannt.[1]
Entwicklung
Der beabsichtigte Neubau der rund 30 Jahre alten Valiserabahn auf neuer Route samt Hotel, Skischule und Hochgarage, ein 30 Mio. € großes Projekt für Sommer 2016, wurde am 12. Februar 2016 abgesagt, weil mit einigen Grundbesitzern keine Einigung erzielt werden konnte. Die Valiserabahn wird in 3 bis 4 Jahren zu sanieren sein. Es gibt auch andere Entwicklungsprojekte.[2]
Gebietsteil Nova
Silvretta Nova umfasst die Skiberge Versettla (Burg 2247 m ü. A.), Schwarzköpfle (2300 m ü. A.) und Valisera (2035 m ü. A.). Diese begleiten als Vorberge der Madrisella (2466 m ü. A.) beiderseits das Novatal, ein kleines Hochtal bei St. Gallenkirch, in dem die namensgebende Alp Nova (1736 m ü. A.) liegt. Die Versettla liegt über Gaschurn, über Garfrescha und Valisera geht es von St. Gallenkirch herauf.
Gebietsteil Hochjoch
Am Hochjoch (2520 m ü. A.), Fredakopf (2252 m ü. A.), Kreuzjoch (2396 m ü. A.), und der Zamangspitze (2387 m ü. A.), rund um die Alpe Kapell, liegt das Gebiet Hochjoch. Der Hochjochstock bildet einen recht solitär stehenden Ausläufer des Madererkamms. Ursprünglich nur von Schruns erreichbar, wurde später die Seilbahn von Silbertal, und 2011 die Grasjoch-Verbindungsbahn von St. Gallenkirch herauf gebaut.
Geschichte
Wirtschaftsgeschichte im Montafon
Großzügig ausgebaute Skidestinationen prägen seit den 90er Jahren das Bild des Montafons und sind ein wichtiger Arbeitgeber, neben der Vorarlberger Illwerke AG im Tal. Das war vor mehr als 100 Jahren anders. Wenn es die politischen Verhältnisse zuließen, zogen junge Frauen und Männer ab dem Frühjahr als Wanderarbeiter durch die Nachbarländer Europas. Mit dem Ersparten kehrten sie im Spätherbst zu ihrem Familien zurück. Sie arbeiteten auf Baustellen in Frankreich oder im Rheinland, als Krauthobler oder auch als Ährenleser, später dann als Schwabenkinder. Atemberaubende Naturlandschaften wurden als Erholungsgebiet erkannt und genutzt, sowie Verkehrsverbindungen errichtet.
1905 wurde beispielsweise die Montafonerbahn eröffnet, um Waren, aber auch Besucher zwischen Bludenz und Schruns zu befördern. Nachfolgend wurden Beherbergungsbetriebe sowie Alpenvereinshütten gebaut und Wanderwege angelegt. Der Fremdenverkehr brachte zunächst zahlreiche Sommertouristen, ehe in den 1980er Jahren durch den Ausbau der Skigebiete der Wintertourismus den Sommertourismus an Nächtigungszahlen überholte, was bis heute unverändert blieb.
Ein bislang einmaliger Vorgang in der Geschichte des Skigebietes war die von der Vorarlberger Landesregierung mitten in der laufenden Skisaison angeordnete, abrupte Schließung aller Skigebiete des Bundeslandes zum 15. März 2020 und die Abreise aller Gäste zum darauffolgendem Tag infolge der Covid 19-Pandemie.[3]
Montafoner Bergbahn GmbH
Erste Beginne des Skitourismus am Hochjoch reichen in die 1910er zurück (Wintersportclub Schruns). Die Montafoner Bergbahn GmbH, 1948 gegründet, nahm 1950/1951 ihren Betrieb unter dem Namen Hochjoch Schruns auf.[4]
Silvretta Nova Bergbahnen AG

Der Grundstein für die Entwicklung der damaligen Silvretta Nova wurde durch den Gesellschafter und Baumeister Walter Klaus gelegt. Durch die Fusionierung der beiden Skiliftgesellschaften Gaschurn und St. Gallenkirch sorgte er mit der Silvretta Nova Bergbahnen AG – unter der Marke Silvretta Nova – für den wirtschaftlichen Aufschwung des Unternehmens und wurde neben der Energie- und Tourismusinfrastruktur der Illwerke (um das hinterste Montafon mit Bielerhöhe) wichtigster Wirtschaftsfaktor der Region. Anfang der 1980er Jahre überflügelte erstmals der Wintertourismus den Sommertourismus, was bis heute unverändert blieb.
Das Skigebiet war durch die Österreichischen Alpinen Skimeisterschaften 1947 und die Goldschlüsselrennen (Ski-Weltcup) der 1960er/70er national und international bekannt.
Silvretta Montafon GmbH
Silvretta Montafon GmbH | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | April 2015 (Beginndatum der Rechtsform)[5] |
Sitz | St. Gallenkirch |
Leitung | Peter Marko, Martin Oberhammer |
Mitarbeiterzahl | 240–900 |
Umsatz | ca. 25 Mio. €[5] |
Branche | Alpinsport-Infrastruktur |
Website | silvretta-montafon.at |
Ein neuer Unternehmensabschnitt, unter der neuen Marke Silvretta Montafon, begann mit dem Kauf der Silvretta Nova Bergbahnen AG und deren Tochtergesellschaften[6] durch die Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) im Jahre 2007.[7] Neben Liften betreut die Firma auch die Berggastronomie im ganzen Skigebiet, sowie das Sporthotel Silvretta Montafon in Gaschurn (Firmensitz ebenda), die Skischule Schruns, und hält die Mehrheit am Intersport Montafon.
Durch den Zusammenschluss von Nova und Hochjoch wurde die Silvretta Montafon 2008 zum größten Skigebiet Vorarlbergs und gleichzeitig eines der Top-Ten-Skigebiete in Österreich.[8] Bis 2011 war aber das Hochjoch nur von den talauswärtigen Orten erreichbar, mit 2011/12 ging mit der Grasjoch–Hochalpila-Anlage die Verbindung über St. Gallenkirch in Betrieb.
Die für den 20./21. Dezember 2011 geplanten Europacup-Rennen der Damen (Slalom), die einen weiteren Schritt in Richtung Etablierung geboten hätten, mussten wegen Schneemangel abgesagt werden.[9]
Das Sporthotel Silvretta Montafon[10] wurde im Herbst 2012 und im Frühjahr 2013 umgestaltet und erweitert.
Skibetrieb und Naturschutz
Wie für viele entlegene Alpentäler waren auch für das Montafon Wasserkraft und Skibetrieb die beiden Wirtschaftsmotoren des mittleren 20. Jahrhunderts. Und wie in vielen anderen Alpenregionen wurde die Bedeutung des Naturschutzes – auch als tourismuswirtschaftliches Leitbild – anfangs abgelehnt. Als in den 1990ern das innere Verwall zum Europa- und Naturschutzgebiet (Vogelschutzgebiet Verwall) erklärt wurde, bestanden noch immer Pläne, das Hochjoch nach Osten auszubauen, sodass die Unterschutzstellung des Silbertaler Gebietes erst nach Mediationsverfahren umgesetzt werden konnte.[11] Hilfreich war auch, dass Walther Flaig, ein renommierter Alpinschriftsteller (AV-Führer der Region), der schon ab den 1930er Jahren für Naturschutz eintrat, an der Gründung der Hochjochbahnen beteiligt war.[12]

Das Montafon gehörte nie zu den hochprominenten Skigebieten (wie der nahe Arlberg), und auch durch die – skitechnisch ungünstige, naturschutzfachlich günstige – Lage des Gebiets zwischen den schroffen Stöcken von Verwall, Rätikon und Silvretta, hielt sich der Landschaftsverbrauch im Vergleich zu anderen Skiregionen der Alpen in Grenzen. Beide Skizentren, Kapellalpe wie Alp Nova, liegen in vom Tal aus nicht einsichtigen Kesseln, sodass nur die wenigen Talabfahrten in das Landschaftsbild des Montafon eingreifen. Heute wird im weiteren Ausbau der sanfte Tourismus der Umgebung berücksichtigt,[13] so stellt sich etwa das nahe hintere Silbertal wie auch das Valschaviel von besonderer Naturbelassenheit dar.
Wiederholte Schlagzeilen machten 2019/20 Auseinandersetzungen wegen der geplanten Errichtung eines über 300 000 m³ fassenden und etwa 6,5 ha großen Wasserbeckens für die künstliche Beschneiung, sowie einer Skipiste am Schwarzköpfle in der Silvretta im Gemeindegebiet von St. Gallenkirch. Nachdem die Bezirkshauptmannschaft Bludenz diese im April 2018 genehmigte, gab es zwei Beschwerden gegen das Projekt. Die Umweltabteilung der Vorarlberger Landesregierung erkannte daraufhin auf die Notwendigkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Deshalb verzichtete die Silvretta Montafon auf die Piste, und plante das Becken um 30 000 m³ kleiner. Dennoch wäre dieses in Vorarlberg immer noch das mit Abstand größte. Nachdem die Umweltabteilung der Landesregierung im Dezember 2019 entschied, für dieses verkleinerte Projekt entfalle die Umweltverträglichkeitsprüfung, intervenierte die Vorarlberger Landesnaturschutzanwaltschaft. Sie betrachtete das Vorgehen der Silvretta Montafon als scheibchenweises Verkleinern eines Projekts, um die Umweltverträglichkeitsprüfung zu umgehen. Auch Umweltlandesrat Johannes Rauch meinte, dass Projekte zu diesem Zweck "wie eine Salami" zerstückelt werden.[14] Ein Seilbahnwirtschafts-Vertreter in der Wirtschaftskammer räumte ein, man versuche, auf legalem Wege um Umweltverträglichkeitsprüfungen "herumzukommen", um Bauverzögerungen durch Einsprüche zu verhindern.[15]
Nachdem 2019 herauskam, dass trotz dieser unklaren Rechtslage bereits Tiefbau-Vorarbeiten für den Speicher stattfanden, verursachte das Projekt Aufruhr in der Öffentlichkeit. Es wurde gemutmaßt, dass die Skigebietsbetreiber die Behörden vor vollendete Tatsachen stellen, und im Falle einer Illegalität der bereits erfolgten Baumaßnahmen einen Rückbau als unzumutbar erwirken wollten.[16]
Der ÖAV Vorarlberg betrachtete das Vorhaben als rücksichtslose Bevorzugung kommerzieller Interessen gegenüber dem Naturschutz und sieht eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes infolge der Dimensionen des geplanten Speichers (unter anderem Dammhöhe bis 26 m). Er startete 2018 eine Petition gegen den Speichersee in dieser Größe und fordert eine naturverträgliche Anlage in deutlich kleinerem Maße.[17]
Nachdem die Angelegenheit an einem Wiener Gericht anhängig wurde, zog die Silvretta Montafon ihre Baupläne im Juni 2020 zurück, weil sie weitere Bauverzögerungen infolge juristischer Auseinandersetzungen nicht hinnimmt.[15] Sie plant nun, die künstliche Beschneiung in anderer Form vorzunehmen.[18][19]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Winter: Winter-Facts ( des vom 12. August 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , montafon.at – mit Pistenkarte ski3.intermaps.com;
Silvretta Montafon. bergfex.at – mit Pistenkarte und Details Lifte, Pisten und Sport. - ↑ http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2757309/ Valiserabahn: Aus für Neubau wird bedauert, orf.at 12. Februar 2016, abgerufen 12. Februar 2016.
- ↑ Update Coronavirus 14.03.2020 - Silvretta Montafon. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Montafon 1906–2006 ( des vom 3. Januar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Sommerausstellung Heimatschutzverein Montafon (PDF, activepaper.tele.net; 6,0 MB)
- ↑ a b Silvretta Montafon Bergbahnen AG, Firmendaten, Creditreform/firmenabc.at
- ↑ Übersicht über die Firmengruppe: Firmeninformationen, silvretta-montafon.at
- ↑ VoMoNoSi Beteiligungs AG ( des vom 26. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Firmendaten, Creditreform/firmenabc.at
- ↑ Skigebiete: Neue Marke "Silvretta Montafon" (28. November 2008)
- ↑ Europacuprennen in Schruns abgesagt. vol.at, 13. Dezember 2011
- ↑ sporthotel.silvretta-montafon.at
- ↑ Mediationsverfahren Natura 2000 Gebiet Verwall. In: rosinak.co.at. Rosinak & Partner, Amt der Vorarlberger Landesregierung, 2002, abgerufen am 7. Juli 2012.
- ↑ vergl. etwa Maria Aschauer (Bearb.), Markus Grabher, Ingrid Loacker (Red.): Geschichte des Naturschutzes in Vorarlberg. Eine Betrachtung aus ökologischer Sicht Bericht erstellt im Auftrag des Vorarlberger Naturschutzrats, UMG Umweltbüro Grabher, 7. Dezember 2007, Abschnitt 8.3. Schutzgebietsplanungen (PDF, umg.at)
- ↑ Zwei neue Bahnen – ein Meilenstein im Skitourismus. In: GaPa-Zitig, Amtliche Mitteilungen Gaschurn-Partenen, Gemeinde Gaschurn, Juni 2011, Seite 15. (PDF ( des vom 1. Januar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , gaschurn-partenen.at)
- ↑ vorarlberg ORF at red: Skigebiete wollen schnellere Verfahren. 20. Juni 2020, abgerufen am 21. Juni 2020.
- ↑ a b vorarlberg ORF at red: Speicherteich: Diskussion um Bewilligungsverfahren. 17. Juni 2020, abgerufen am 19. Juni 2020.
- ↑ Speicherteich winkt Umweltprüfung. Abgerufen am 14. Februar 2020.
- ↑ © Österreichischer AlpenvereinOlympiastraße 37, 6020 InnsbruckT +43/512/59547F +43/512/59547-50E-MailImpressum: Petition gegen Speichersee - bitte um Ihre Unterstützung! Abgerufen am 14. Februar 2020.
- ↑ vorarlberg ORF at red: Aus für „Speicherteich Schwarzköpfle“. 16. Juni 2020, abgerufen am 19. Juni 2020.
- ↑ https://vorarlberg.orf.at/stories/3030176/