Sea-Watch 3 und Fellatio: Unterschied zwischen den Seiten
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{{Weiterleitungshinweis|Blow Job|Zum gleichnamigen Film siehe [[Blow Job (Film)]].}} |
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{{Infobox Schiff |
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[[Datei:RecipienteMochicaFelación.jpg|mini|Peruanische Darstellung von Fellatio, [[Mochica]]-Keramik]] |
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| Schiffskategorie = Arbeitsschiff |
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[[Datei:Roman oil Lamp with erotic motif 05.jpg|mini|[[Römisches Reich|Römische]] [[Öllampe]] mit einer Fellatio-Darstellung]] |
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| Name = ''Sea-Watch 3'' |
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Die '''Fellatio''' (früher auch '''Fellare''', von {{laS|fellare|de=saugen}}) ist eine Form des [[Oralverkehr]]s, bei der der [[Penis]] durch [[Mund]], [[Zunge]] und [[Lippe]]n – beim der [[Deepthroating#Irrumatio|Irrumatio]] (dem Irrumare) ähnlichen, sogenannten [[Deepthroating]] auch durch die [[Pharynx|Rachenregion]] – des [[Sexualpartner]]s stimuliert wird; Lutschen, Blasen und Saugen am Penis sind ebenfalls möglich. Der Fellatio Praktizierende wird als '''Fellator''' bezeichnet. Fachsprachlich wird der Vorgang der Fellatio auch ''[[Coitus]] per Os''<ref>[http://www.duden.de/rechtschreibung/Coitus_per_Os Coitus per Os, der], duden.de</ref> („Einführung des Penis in den Mund“) genannt. [[Umgangssprache|Umgangssprachliche]] Bezeichnungen sind unter anderem „jemandem einen blasen“, aus dem [[Englische Sprache|Englischen]] übernommen ''Blowjob'' oder „([[Sexualität|Sex]] auf) Französisch“. <!-- die hier angegebenen Synonyme sind völlig ausreichend! wenn unbedingt noch ein total wichtiger Ausdruck fehlt, dies bitte ZUERST auf der Disk.-seite erwähnen und Einigung erzielen! danke! WP ist KEIN Wörterbuch! --> Letzterer Begriff umfasst Oralverkehr im allgemeinen, also auch den [[Cunnilingus]], die Stimulation der weiblichen Geschlechtsorgane mit Mund und Zunge. |
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| Bild = 4 grodotzki seawatch3 20181219 3388.jpg |
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| Bildtext = |
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|{{Infobox Schiff/Basis |
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| Land = {{DEU}}<ref>[https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-12/seenotrettung-sea-watch-3-deutsche-flagge ""Sea Watch 3" jetzt unter deutscher Flagge registriert"] zeit.de vom 5. Dezember 2019</ref> |
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| andere Schiffsnamen = |
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''Alegrete'' <small>(1973–1990)</small><br /> |
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''Seaboard Swift'' <small>(1990–1995)</small><br /> |
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''Hornbeck Swift'' <small>(1995–1997)</small><br /> |
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''Swift'' <small>(1997–1999)</small><br /> |
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''Swift 1'' <small>(1999–2004)</small><br /> |
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''VOS Southwind'' <small>(2004–2010)</small><br /> |
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''Furore G'' <small>(2010–2015)</small><br /> |
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''Dignity I'' <small>(2015–2017)</small> |
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| Schiffstyp = |
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| Schiffsklasse = |
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| Rufzeichen = PE7098 |
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| Heimathafen = [[Amsterdam]] |
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| Eigner = Sea-Watch e. V. |
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| Bauwerft = Shimoda Dockyard, [[Shimoda]] |
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| Baunr = 211 |
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| Kiellegung = 1972 |
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| Stapellauf = |
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| Verbleib = |
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}} |
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|{{Infobox Schiff/Daten |
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| Länge = 50,35 |
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| Lpp = 45,50 |
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| Breite = 11,58 |
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| Seitenhöhe = 4,58 |
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| Tiefgang = 3,62 |
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| Verdrängung = |
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| Vermessung = 648 BRZ / 195 NRZ |
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| Besatzung = |
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}} |
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|{{Infobox Schiff/Antrieb |
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| Antrieb = 2 × [[Caterpillar]]-Dieselmotor (Typ: D399TA) |
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| Maschinenleistung = kW/1630 |
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| Geschwindigkeit_M = 10 |
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| Propeller = 2 × Festpropeller |
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}} |
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|{{Infobox Schiff/Transport |
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| Tragfähigkeit = 498 |
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| Container = |
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| Tankkapazität = |
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| Rauminhalt = |
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| RoRo = |
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| PaxPlätze = |
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| Fahrzeugkapazität = |
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| Tiere = |
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}} |
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|{{Infobox Schiff/Sonstiges |
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| Klassifizierungen = [[DNV GL]] |
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| Registriernummern = [[Schiffsnummer#IMO-Nummer|IMO]] 7302225 |
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}} |
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}} |
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== Kontext == |
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Die '''''Sea-Watch 3''''' ist ein Schiff der Organisation [[Sea-Watch]] mit Sitz in [[Berlin]].<ref>[https://sea-watch.org/sea-watch-neues-schiff/ ''Wir brauchen nicht mehr Regeln, wir brauchen mehr Rettungsschiffe''], Sea-Watch, 26. Juli 2017, abgerufen am 4. Juli 2018.</ref> Das Schiff ist rund 50 m lang und als [[Jacht]] in den [[Niederlande]]n registriert. Es wird für die [[Seenotrettung]] im [[Mittelmeer]] eingesetzt. |
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Häufig wird Fellatio beim [[Vorspiel (Sexualität)|Vorspiel]] praktiziert, sowohl zur Steigerung der sexuellen [[Lust]] als auch um eine [[Erektion]] herbeizuführen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen dient sie als eine Form des [[Petting]]s der sexuellen Erkundung. Männer mit schwacher Erektion, die deswegen vaginal oder anal nicht penetrieren können, erreichen mit Fellatio manchmal die Möglichkeit, penetrierenden Sex zu praktizieren. Neben der physischen Erregung kann auch ein Zusammenhang mit psychischen und sozialen Komponenten bestehen, der in solchen Fällen die Attraktivität der Fellatio steigern kann. Hierbei werden insbesondere symbolische Zusammenhänge mit Dominanz, Kontrolle und Macht auf der Seite des Penetrierenden und Hingabe auf Seiten des Ausführenden herangezogen. Gleichzeitig kann die Vorstellung, etwas Verbotenes zu tun, beziehungsweise ein [[Tabu]] zu brechen, zu einer Steigerung der Erregung führen.<ref>John H. Gagnon, William Simon: ''Sexual Conduct: The Social Sources of Human Sexuality.'' Aldine Transaction, 2005, ISBN 0-202-30664-X, Seite 64–65.</ref> |
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Wenige, besonders gelenkige, Männer können sich selbst oral befriedigen.<ref>{{Internetquelle |autor=Jesse Bering |url=http://www.slate.com/articles/health_and_science/science/2011/08/so_close_and_yet_so_far_away.html |titel=So Close, and Yet So Far Away |werk=Slate |datum=2011-08-08 |zugriff=2016-07-21 |sprache=en}}</ref> Diese Form der [[Masturbation]] wird ''Autofellatio'' (umgangssprachlich englisch {{lang|en|''self-suck''}}) genannt. Eine wirklichkeitsnah gefilmte Autofellatio, die mit einer unvollständigen [[Rolle (Turnen)|„Rolle rückwärts“]] eingeleitet wird, ist Bestandteil der Handlung in dem Spielfilm ''[[Shortbus]]''. Eine Figur am [[Rathaus Köln|Kölner Rathaus]], die in etwa in das Jahr 1410 datiert, stellt offensichtlich Autofellatio dar.<ref>{{Internetquelle |autor=dpa/lw |url=https://www.welt.de/vermischtes/article191228345/Rathaus-Figur-in-Koeln-Was-macht-der-kleine-Mann-da-nur.html |titel=Rathaus-Figur in Köln: Was macht der kleine Mann da nur? |werk=Welt |hrsg=Axel Springer SE |datum=2019-04-03 |zugriff=2019-04-04 |sprache=dt}}</ref> |
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== Beschreibung == |
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Das Schiff wird von zwei [[Viertaktmotor|Viertakt]]-[[Sechzehnzylindermotor|Sechzehnzylinder]]-Dieselmotoren von [[Caterpillar]] (Typ: D399TA) mit zusammen 1630 kW Leistung angetrieben, die über Untersetzungsgetriebe auf zwei [[Propeller|Festpropeller]] wirken.<ref name="ZH">''[http://www.zeeschepenophetharingvliet.nl/index.php?id=478 Furore G]'', Zeeschepen of het Haringvliet, abgerufen am 5. Juli 2018.</ref> Es erreicht damit rund 10 [[Knoten (Einheit)|kn]].<ref name="RG">{{Webarchiv |url=https://www.rederijgroen.nl:80/userfiles/file/Vessel%20Specs%20Furore-G.pdf |text=''Specifications'' |wayback=20150505113835}}, Rederij Groen.</ref> Das Schiff ist mit einem [[Querstrahlsteueranlage|Bugstrahlruder]] ausgestattet. |
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== Verbreitung im Tierreich == |
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Für die Stromerzeugung stehen zwei Generatorsätze mit 156 bzw. 184 [[Voltampere|kVA]] [[Scheinleistung]] zur Verfügung, die von einem [[Detroit Diesel|Detroit-Diesel-]] und einem Caterpillar-Dieselmotor angetrieben werden.<ref name="ZH" /><ref name="RG" /> |
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[[Datei:Cynopterus sphinx fellatio.ogg|mini|Fellatio bei der Paarung von Flughunden]] |
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Fellatio ist auch bei anderen Primatenarten bekannt. Insbesondere bei [[Bonobo]]s wurde sie beobachtet, dort allerdings meist als Interaktionsmuster jugendlicher Männchen.<ref>Elisabetta Palagi, Tommaso Paoli, Silvana Borgognini Tarli: „Reconciliation and consolation in captive bonobos (Pan paniscus)“. In: ''American Journal of Primatology''. 62. Nr. 1 (2004), S. 15–30.</ref> Obwohl die Annahme verbreitet ist, Fellatio sei spezifisch für [[Primaten]], trifft das nicht zu. Beispielsweise existiert eine zufällig entstandene Aufnahme eines Kängurus, das Autofellatio praktiziert.<ref>{{Webarchiv |url=https://www.youtube.com/watch?v=vGPLrRqkDY8&NR |wayback=20130302235720 |text=YouTube}}.</ref> Unabhängig von derartigen Zufälligkeiten ist Fellatio bei der Paarung einer Spezies ([[Indischer Kurznasenflughund|Cynopterus sphinx]]) der [[Flughunde]] belegt.<ref>Min Tan, Gareth Jones, Guangjian Zhu, Jianping Ye, Tiyu Hong, Shanyi Zhou, Shuyi Zhang, Libiao Zhang, David Hosken: ''Fellatio by Fruit Bats Prolongs Copulation Time.'' In: ''PLoS ONE.'' 4, 2009, S. e7595, [[doi:10.1371/journal.pone.0007595]].</ref><ref>[http://www.newscientist.com/article/dn18077-fellatio-keeps-male-fruit-bats-keen.html ''Fellatio keeps male fruit bats keen''.] New Scientist.</ref> |
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== Risiken == |
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Während des Einsatzes als ''Furore G'' wurde das Schiff von acht Besatzungsmitgliedern betrieben, die in Einzelkabinen untergebracht waren. Außerdem fanden sieben weitere Personen in drei Doppel- und einer Einzelkabine Platz.<ref name="RG" /> |
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Fellatio ist eine Form des [[Sexualkontakt]]es, die Risiken der Übertragung von [[Sexuell übertragbare Erkrankung|Geschlechtskrankheiten]] mit sich bringt. Eine Ejakulation in den Mund stellt ein Infektionsrisiko für [[HIV]] und klassische Geschlechtskrankheiten wie [[Syphilis]] und [[Gonorrhoe]] dar, insbesondere seitens des Partners, dessen Mund beteiligt ist (und erst recht bei Verletzungen des Gaumenfleisches).<ref>Aidshilfe Österreich: [http://www.aids.at/index.php?id=14#oralrisiko ''Frequently Asked Questions''] und {{Webarchiv |url=http://dresden.aidshilfe.de/rathilfe/ov_fsm/index.html |wayback=20100808050806 |text=Aidshilfe Dresden: ''Oralverkehr - Frauen, die Sex mit Männern haben''}}.</ref> Institutionen der Gesundheitshilfe, zum Beispiel die [[AIDS-Hilfe|Deutsche AIDS-Hilfe]] oder die [[Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung]], empfehlen, bei Sexualkontakten grundsätzlich bestimmte [[Safer Sex|Safer-Sex-Regeln]] zur Minderung von Infektionsrisiken einzuhalten. Zur HIV-Prävention bei Fellatio wird empfohlen, entweder ein [[Kondom]] zu benutzen oder dafür zu sorgen, dass kein Sperma in den Mund gelangt. Das Infektionsrisiko für HIV durch das [[Präejakulat]] und durch [[Speichel]] wird als gering bewertet. |
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Studien zeigen eine Korrelation zwischen Oralsex und [[Kehlkopfkrebs]]. Es wird angenommen, dass dies auf die Übertragung von [[Humane Papillomviren|HPV]] zurückgeht, ein Virus, das für die Mehrheit der Fälle von [[Humane Papillomviren|Gebärmutterhalskrebs]] verantwortlich gemacht wird und welches im Gewebe von Kehlkopfkrebs in zahlreichen Studien festgestellt wurde. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Menschen, die ein bis fünf Sex-Partner (oral) in ihrem Leben hatten, etwa ein doppeltes Risiko von Kehlkopfkrebs haben, als jene, die nie Oralsex praktizierten und diejenigen mit mehr als fünf Sex-Partnern (oral) hatten ein 250 Prozent erhöhtes Risiko für Kehlkopfkrebs.<ref>Gypsyamber D'Souza, Aimee R. Kreimer u. a.: ''Case–Control Study of Human Papillomavirus and Oropharyngeal Cancer.'' In: ''New England Journal of Medicine.'' 356, 2007, S. 1944, [[doi:10.1056/NEJMoa065497]].</ref><ref>{{cite web|url=https://www.newscientist.com/article/dn11819-oral-sex-can-cause-throat-cancer/ |title=Oral sex can cause throat cancer |publisher=Newscientist.com |date=2007-05-09 |accessdate=2010-03-19}}</ref> |
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Die ''Sea-Watch 3'' ist die Nachfolgerin der [[Lifeline (Schiff)|Sea-Watch 2]] (2016–2017) beziehungsweise der [[Sea-Watch (Schiff)|Sea-Watch]] (2015). |
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== Literatur == |
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* Vern L. Bullough, Bonnie Bullough: ''Human Sexuality: An Encyclopedia''. Taylor & Francis, 1994, ISBN 0-8240-7972-8, S. 426–429. |
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Das Schiff wurde unter der [[Baunummer]] 211 von Shimoda Dockyard in [[Japan]] als [[Versorger (Schiffstyp)|Offshoreversorger]] gebaut. Die [[Kiellegung]] erfolgte 1972. Das Schiff wurde Anfang Juli 1973 an Petroleiro Brasileiro S.A. Petrobras Frota Nacional de Petroleiros in [[Rio de Janeiro]] abgeliefert und als ''Alegrete'' in Dienst gestellt. 1982 wurde es an Companhia Brasileiro de Offshore in [[Salvador (Bahia)|Salvador]] verkauft.<ref name="KB">Jack Bouman: ''[https://koopvaardij.blogspot.com/2015/09/na-verkoop-herdoopt_17.html Na verkoop herdoopt]'', Koopvaardij, abgerufen am 5. Juli 2018.</ref> |
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* [[Julius Rosenbaum (Mediziner)|Julius Rosenbaum]]: ''Geschichte der Lustseuche im Altertume nebst ausführlichen Untersuchungen über den Venus- und Phalluskultus, Bordelle, Νοῦσος θήλεια der Skythen, Paederastie und andere geschlechtliche Ausschweifungen der Alten als Beiträge zur richtigen Erklärung ihrer Schriften dargestellt.'' 7. Auflage. H. Barsdorf, Berlin 1904, S. 204–220 (''Das Irrumare und Fellare'') und 220–232 (''Krankheiten des Fellator''), {{archive.org|geschichtederlus1904rose}}. |
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== Weblinks == |
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1990 wurde das Schiff an Sunset Shipping in [[Douglas (Isle of Man)|Douglas]] auf der [[Isle of Man]] verkauft und zu einem Offshore-Sicherheitsschiff umgebaut. Neuer Name des Schiffes wurde ''Seaboard Swift''.<ref name="KB" /> |
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{{Commonscat|3=S}} |
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{{Wiktionary|Blowjob}} |
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{{Wiktionary}} |
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* Britta Bürger: {{Webarchiv|url=http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Sex+Partnerschaft/Sexualitaet/Oralsex-und-Infektionsrisiko-978.html | wayback=20160417092457 |text=''Oralsex und Infektionsrisiko''.}} Ursprünglich in: NetDoktor.de |
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== Einzelnachweise == |
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In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre wurde es mehrfach verkauft und umbenannt: 1995 kam es zu Hornbeck Shipping in Douglas und wurde in ''Hornbeck Swift'' umbenannt, 1997 als ''Swift'' zu Tidewater Marine (Northsea) in [[Den Helder]] und 1999 zur Rederij West Friesland in Den Helder, die es in ''Swift 1'' umbenannte. Die Rederij West Friesland ließ es auf der Werft Frisian Shipyard in [[Harlingen]] zu einem Unterstützungsschiff für seismische Forschungen umbauen.<ref name="KB" /> |
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<references /> |
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{{Gesundheitshinweis}} |
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2004 kam das Schiff zu Telco Marine in Den Helder, wenige Monate später dann aber schon zu Vroon Offshore Service. Neuer Name des Schiffes wurde ''VOS Southwind''. 2010 wurde das Schiff an die Rederij Groen verkauft und Ende des Jahres in ''Furore G'' umbenannt. Die Rederij Groen nutzte das Schiff als Offshore-Unterstützungsschiff.<ref name="KB" /> |
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{{Normdaten|TYP=s|GND=4681038-9}} |
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== Einsatz als Rettungsschiff == |
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2015 wurde das Schiff an [[Ärzte ohne Grenzen]] Spanien ''(Médicos Sin Fronteras España)'' in [[Barcelona]] verkauft.<ref name="KB" /> Die Nichtregierungsorganisation nutzte es als ''Dignity I'' für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer. 2017 übernahm der Verein Sea-Watch das Schiff und ersetzte damit die kleinere ''[[Lifeline (Schiff)|Sea-Watch 2]]''. Kurzfristiges Besatzungsmitglied war auch [[Pia Klemp]].<ref name="la-notiz-190111">{{Internetquelle |url=https://www.la-notizia.net/2019/01/11/pia-klemp-ong-migranti/ |titel=Tempi duri per le navi delle ONG: il capitano Pia Klemp nel mirino della giustizia italiana |werk=la-notizia.net |datum=2019-01-11 |abruf=2019-07-02 |sprache=it}}</ref><ref name="dw-112348">{{Internetquelle |url=https://www.dw.com/en/german-boat-captain-pia-klemp-faces-prison-in-italy-for-migrant-rescues/a-49112348 |titel=German boat captain Pia Klemp faces prison in Italy for migrant rescues |werk=dw.com |datum=2019-06-08 |abruf=2019-07-02}}</ref> |
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Im Juni 2018 wurde das Schiff von den [[Malta|maltesischen]] Behörden im Hafen von [[Valletta]] festgesetzt, weil es angeblich nicht ordnungsgemäß unter niederländischer Flagge registriert wäre. Obwohl die ordnungsgemäße niederländische Registrierung schon im Juli geklärt war, wurde der ''Sea-Watch 3'' aus politischen Gründen die Ausfahrt aus Valetta bis Oktober verweigert.<ref>Matthew Vella: [https://www.maltatoday.com.mt/news/national/89398/malta_still_preventing_seawatch_vessel_from_departing_despite_positive_inspection#.W_hAUjGNyFI ''Malta still preventing Sea-Watch vessel from departing, despite positive inspection'']. Maltatoday, 11. September 2018, abgerufen 23. November 2018.</ref><ref>Christian Jakob: [https://www.taz.de/!5545200/ ''Rückkehr der Seenotretter'']. TAZ, 6. November 2018, abgerufen 23. November 2018.</ref><ref>Raphael Thelen und Andreas Evelt: [https://www.spiegel.de/politik/ausland/malta-sea-watch-3-hat-alle-zulassungen-darf-aber-nicht-auslaufen-a-1221076.html ''„Sea-Watch 3“ hat alle Zulassungen – darf aber nicht auslaufen'']. Spiegel, 1. August 2018, abgerufen 23. November 2018.</ref> Im Dezember 2018 reichte Sea-Watch Klage gegen das maltesische Verkehrsministerium ein, weil es eigenmächtig die freie Verfügung über die ''Sea-Watch 3'' verhindert habe.<ref>Denise Grech: [https://www.timesofmalta.com/articles/view/20181211/local/transport-ministry-taken-to-court-over-abuse-of-power.696468 ''Transport Ministry taken to court over ‘abuse of power’'']. Malta Times, 11. Dezember 2018, abgerufen 11. Dezember 2018.</ref> |
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== Rechtsstreit um Hafenzugang in Italien == |
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=== Januar 2019 === |
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[[Italien]] hatte sich geweigert, die ''Sea-Watch 3'' mit mehreren geretteten Menschen an Bord in einen seiner Häfen einfahren zu lassen, da vom Rettungsort aus der nächste sichere Hafen in Tunesien gewesen sei. Auf Klage des Kapitäns der Sea Watch und mehrerer geretteter Personen an Bord entschied der [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäische Gerichtshof für Menschenrechte]] im [[Vorläufiger Rechtsschutz|vorläufigen Rechtsschutz]] zehn Tage nach Rettung der 47 Menschen, dass Italien die Personen an Bord medizinisch und mit Lebensmitteln versorgen müsse. Weiter muss den Minderjährigen an Bord rechtlicher Beistand gestellt werden. Eigentlich hatten die Antragsteller gefordert, dass die Migranten das Boot verlassen dürfen. Dem kam das Gericht nicht nach.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/politik/ausland/article187932386/Gerichtsentscheid-Italien-muss-Migranten-auf-Sea-Watch-3-helfen.html |titel=Italien muss Migranten auf „Sea-Watch 3“ helfen |werk=welt.de |datum=2019-01-30 |abruf=2019-01-30}}</ref> Wenig später wurde aus dem Umfeld der italienischen Regierung bekannt, dass sich Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Portugals, Rumäniens und Maltas zur Aufnahme der Personen bereit erklärt hätten.<ref>Colleen Barry und Menelaos Hadjicostis/AP: [https://www.yahoo.com/news/italys-salvini-defends-himself-possible-charges-114446613.html ''Italy: 5 EU nations will take in migrants stranded at sea.''] yahoo.com vom 29. Januar 2019.</ref> |
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=== Mai 2019 === |
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Mitte Mai 2019 rettete die Besatzung der ''Sea-Watch 3'' erneut 65 Personen 60 Kilometer vor der [[Libyen|libyschen]] Küste. Der italienische Innenminister [[Matteo Salvini]] sprach ein Verbot zum Befahren italienischer Hoheitsgewässer aus.<ref>Angelo Scarano: [http://www.ilgiornale.it/news/cronache/sea-watch-65-migranti-bordo-salvini-non-avvicinatevi-1695205.html ''La Sea Watch con 65 migranti a bordo. Salvini: „Non avvicinatevi all'Italia“.''] In: ''ilgiornale.it'', 15. Mai 2019.</ref> Wenig später nahm man die Verletzten und die Familien doch auf, 18 Personen gingen so mit einem Boot der Küstenwache an Land. Das Schiff selbst verblieb außerhalb der italienischen Gewässer 15 Seemeilen vor [[Lampedusa]]. Unter den verbliebenen 47 Menschen erwogen anschließend einige nach Angaben der Aktivisten [[Suizid]], sollte man sie nicht ebenfalls an Land bringen.<ref>Alessandra Ziniti: [https://www.repubblica.it/cronaca/2019/05/18/news/la_sea_watch_pronta_a_infrangere_il_divieto_di_salvini_entrando_in_acque_italiane-226578085/?ref=RHPPLF-BL-I0-C8-P1-S1.8-T1 ''La Sea Watch pronta a infrangere il divieto di Salvini entrando in acque italiane.''] In: ''repubblica.it'', 18. Mai 2019.</ref> Schließlich steuerte die Besatzung am 18. Mai trotz des Verbots italienische Hoheitsgewässer an.<ref>[https://www.dw.com/en/unhcr-urges-eu-to-stop-sending-migrants-to-libya/a-48792348 ''UNHCR urges EU to stop sending migrants to Libya.''] In: ''DW.com'', 19. Mai 2019.</ref> Humanitäre Gründe sowie der psychische Zustand der „Gäste“ zwängen dazu und man nehme sein Recht in Anspruch, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen.<ref>[https://www.derstandard.de/story/2000103423900/sea-watch-3-mit-dutzenden-migranten-vor-lampedusa ''Sea-Watch 3 mit dutzenden Migranten vor Lampedusa.''] In: ''Standard.at'', 19. Mai 2019.</ref> Die Personen wurden vor Lampedusa von der italienischen Küstenwache und Finanzpolizei an Land gebracht. Das Schiff wurde vorsorglich beschlagnahmt. Salvini verlangte seine Außerdienststellung und Versenkung.<ref>Colleen Berry: [https://www.washingtonpost.com/world/europe/italys-salvini-angered-as-47-migrants-land-despite-his-ban/2019/05/20/3f103bc4-7ad2-11e9-b1f3-b233fe5811ef_story.html?noredirect=on&utm_term=.56d253302656 ''Italy’s Salvini furious as 47 migrants land despite his ban.''] In: ''Washington Post'', 20. Mai 2019, abgerufen 21. Mai 2019.</ref> Er beschuldigte den Staatsanwalt, der die Anlandung angeordnet hatte, der „Beihilfe zur illegalen Einwanderung nach Italien“. Der Innenminister drohte, gegen jeden, der solche leiste, vorzugehen.<ref>Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/salvini-seawatch-justiz-101.html ''Salvini auf Crashkurs mit der Justiz.''] In: ''tagesschau.de'', 21. Mai 2019, abgerufen am 21. Mai 2019.</ref> Am 1. Juni 2019 wurde das Schiff von den Behörden wieder freigegeben.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-143.html ''„Sea-Watch 3“ in Italien wieder frei.''] In: ''tagesschau.de'', abgerufen am 1. Juni 2019.</ref> Im Folgenden besuchte der Ratsvorsitzende der [[Evangelische Kirche in Deutschland]], [[Heinrich Bedford-Strohm]], das noch nicht zugängliche Schiff, um seine Unterstützung für die Besatzung auszudrücken.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/bedford-strohm-sea-watch-101.html ''EKD-Ratschef unterstützt Seenotretter''.] In: ''[[tagesschau.de]]'', 3. Juni 2019, abgerufen am 17. Juni 2019.</ref> |
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=== Beschlagnahmung 2019 === |
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[[Datei:6 wagner seawatch3 20190702 5.jpg|mini|[[Carola Rackete]] auf der Sea-Watch 3 bei Malta]] |
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{{Anker|IdN}} |
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Es rettete die ''Sea Watch 3'' mit 22 Besatzungsmitgliedern<ref>[https://www.tagesspiegel.de/politik/wer-ist-carola-rackete-das-erzaehlen-weggefaehrten-ueber-die-sea-watch-kapitaenin/24517714.html ''Das erzählen Weggefährten über die „Sea-Watch“-Kapitänin''], tagesspiegel.de vom 3. Juli 2019</ref> und 2 Mitarbeitern des [[Norddeutscher Rundfunk|NDR]], darunter [[Nadia Kailouli]], an Bord<ref>[https://www.ndr.de/kultur/Nadia-Kailouli-mit-Hintergruenden-zur-Sea-Watch-3,seawatchdrei100.html ''Nadia Kailouli mit Hintergründen zur „Sea-Watch 3“''], ndr.de vom 1. Juli 2019</ref> 53 Menschen vor Libyen. Nach Angaben des ''Guest Coordinators'' der Besatzung handelte es sich um 38 Männer, 9 Frauen, 3 unbegleitete Minderjährige und 3 Kinder, die meisten von der [[Elfenbeinküste]] oder aus [[Ghana]], einige kamen aus [[Mali]], [[Guinea]], [[Ägypten]] und Libyen.<ref name="38933-" /> Zuerst 10,<ref name="24 Stunden" /> später weitere 3 Personen wurden meist aus medizinischen Gründen nach Italien an Land gebracht, 40 (32 Männer, 6 Frauen und 2 unbegleitete Jugendliche)<ref name="38933-">Nürnberger Nachrichten vom 1. Juli 2019, S. 3, In der online-Ausgabe (https://www.nordbayern.de/politik/sea-watch-forchheimer-crewmitglied-verteidigt-kapitanin-1.9056486) fehlen Kapitel (darunter das betreffende der Print-Ausgabe)</ref> blieben an Bord, während das Schiff vor Lampedusa ohne Erlaubnis zum Einlaufen in Warteposition blieb. Innenminister [[Matteo Salvini]] bezeichnete das Schiff als [[Piraterie|Piratenschiff]].<ref name="24 Stunden">[https://www.welt.de/politik/ausland/article195395449/Sea-Watch-3-Rettungsschiff-darf-erneut-nicht-in-Italien-anlegen.html ''„24 Stunden am Tag nur Wasser, und es bewegt sich nichts“.''] In: ''welt.de'', 17. Juni 2019.</ref><ref name="Verbot">Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-149.html ''„Sea-Watch 3“ ignoriert Verbot''.] In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.</ref><ref>[https://www.repubblica.it/cronaca/2019/06/15/news/migranti_sea_watch_noi_non_riporteremo_nessuno_in_libia_-228815750/ ''Migranti, Salvini: „Firmato divieto di ingresso per la Sea Watch“. Ong: „Non riporteremo nessuno in Libia“.''] In: ''repubblica.it'', 15. Juni 2019.</ref> Das [[Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen|Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge]] sowie die [[Internationale Organisation für Migration]] appellierten an die europäischen Staaten, die Geretteten aufzunehmen.<ref>[https://www.zdf.de/nachrichten/heute/un-appellieren-erneut-an-europa--sea-watch-3--migranten-retten-100.html ''UN fordern Aufnahme von „Sea Watch“-Migranten''.] In: zdf.de, 21. Juni 2019, abgerufen am 4. Juli 2019.</ref> Am 21. Juni wurde von Kapitänin [[Carola Rackete|Rackete]] und mehreren Staatsangehörigen verschiedener afrikanischer Staaten beim [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|EGMR]] eine einstweilige Anordnung beantragt, um Italien zum Einlaufenlassen des Schiffes zu zwingen.<ref>[https://www.ansa.it/english/news/general_news/2019/06/24/sea-watch-appeals-to-human-rights-court_09fa61a1-6e59-4ce6-99dd-9cba1c95a63f.html ''Sea Watch appeals to Human Rights court.''] In: ''ansa.it'', 24. Juni 2019.</ref> Den Eilantrag lehnte das Gericht jedoch am 25. Juni 2019 ab, da [[Vorläufiger Rechtsschutz|vorläufige Maßnahmen]] nur dann vorgesehen seien, wenn es ein „unmittelbares Risiko für irreparablen Schaden“ gibt. Die Situation an Bord des Schiffes rechtfertige derzeit keinen Zwang gegen Italien. Italien erhielt den Hinweis, dass das Gericht sich auf die notwendige Hilfe der Behörden gegenüber den „Personen, die sich in der Situation von [[Vulnerabilität]] befinden“, verlasse.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/sea-watch-3-fluechtlinge-scheitern-vor-europaeischem-gerichtshof-fuer-menschenrechte-a-1274294.html ''Flüchtlinge scheitern vor Gericht und müssen auf See bleiben.''] In: ''Spiegel Online'', 25. Juni 2019.</ref><ref>[https://hudoc.echr.coe.int/eng-press?i=003-6443348-8477489 ''Rackete et autres c. Italie – mesure provisoire refusée pour le Sea Watch 3.''] ([https://hudoc.echr.coe.int/app/conversion/pdf?library=ECHR&id=003-6443348-8477489&filename=Rackete%20et%20autres%20c.%20Italie%20-%20mesure%20provisoire%20refus%E9e%20pour%20le%20Sea%20Watch%203.pdf PDF]) In: ''[[Human Rights Documentation]]'', 25. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.</ref><ref>[https://www.welt.de/politik/ausland/article195971559/Italien-Salvini-wuetet-gegen-reiche-weisse-Sea-Watch-Kapitaenin.html ''Salvini wütet gegen deutsche Sea-Watch-Kapitänin''] Die Welt, 27. Juni 2019.</ref> |
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Am 26. Juni 2019 fuhr das Schiff trotz angedrohter hoher Geldstrafen in italienische Hoheitsgewässer ein, da nach zwei Wochen auf dem Schiff die Migranten „es nicht mehr aushielten“ und „einige gedroht hätten, über Bord zu springen“.<ref name="Verbot" /> Salvini forderte die Justiz zum schnellen Handeln auf<ref name="wütet">Jörg Seisselberg: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-153.html ''Salvini wütet gegen „Sea-Watch“''.] In: tagesschau.de, 26. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref><ref>[[Michael Braun (Journalist, 1957)|Michael Braun]]: [https://taz.de/Sea-Watch-3-vor-Lampedusa/!5607383/ ''Angesteuert, aber nicht im Hafen''.] In: [[taz.de]], 27. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref> und äußerte, dass Italien keine „Anlegestelle für Illegale“ sei.<ref name="anlegen">[https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2019-06/rettungsschiff-sea-watch-italien-verbot-strafe-risiko ''Kapitänin der „Sea-Watch 3“ will trotz Verbots in Italien anlegen''.] In: [[zeit.de]], 26. Juni 2019, abgerufen am 26. Juni 2019.</ref> „Es ist ein holländisches Schiff von einer deutschen Nicht-Regierungsorganisation, die Migranten vor Libyen aufgenommen hat.“ Niemand verstehe, warum Italien und seine Bürger dafür verantwortlich seien und dafür bezahlen sollten.<ref name="wütet" /> Das Schiff wurde von der [[Küstenwache]] gestoppt.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-159.html ''„Sea-Watch 3“ vor Lampedusa gestoppt''.] In: tagesschau.de, 27. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref> Mehrere italienische Abgeordnete übernachteten daraufhin aus Solidarität auf dem Schiff.<ref>[https://www.zdf.de/nachrichten/heute/patt-um--sea-watch--dauert-an-zwei-migranten-duerfen-an-land-100.html ''Zwei Migranten dürfen an Land''.] In: zdf.de, 28. Juni 2019, abgerufen am 4. Juli 2019.</ref> |
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Der [[Erzbischof]] von [[Turin]], [[Cesare Nosiglia]], bot unterdessen an, dass sich seine Kirche ohne Belastung des Staates um die Menschen kümmern könne.<ref>[https://www.deutschlandfunk.de/italien-erzbischof-von-turin-will-migranten-von-sea-watch-3.1939.de.html?drn:news_id=1020677 ''Erzbischof von Turin will Migranten von Sea-Watch 3 aufnehmen''.] In: [[deutschlandfunk.de]], 24. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019.</ref> Daneben hatten sich auch mehrere deutsche Städte zur Aufnahme bereit erklärt. Dafür wäre aber eine Zustimmung der Bundesregierung nötig,<ref name="anlegen" /> der Bund übernimmt etwa 90 % der Kosten für Unterkunft und Lebenskosten der aufgenommenen Flüchtlinge.<ref>[https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Buendnis-Sichere-Haefen-Bund-traegt-die-Kosten,hafen1606.html ''Bündnis „Sichere Häfen“: Bund trägt die Kosten.''] NDR.de vom 21. Juni 2019.</ref> Der Bürgermeister der sizilianischen Hauptstadt [[Palermo]], [[Leoluca Orlando]], ernannte die Besatzung des Schiffes zu Ehrenbürgern.<ref>[https://www.kn-online.de/Nachrichten/Politik/Diese-Promis-setzen-sich-fuer-die-Sea-Watch-Kapitaenin-ein ''Ermittlungen gegen Sea-Watch-Kapitänin: Jetzt kündigen Böhmermann und Klaas Hilfe an''.] In: [[kn-online.de]], 28. Juni 2019, abgerufen am 28. Juni 2019.</ref> |
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In der Nacht zum 29. Juni überraschte die Kapitänin die Sicherheitskräfte mit einem Anlegemanöver im Hafen von [[Lampedusa]]. Ein staatliches Patrouillenboot versuchte dies zu verhindern und wurde gegen den [[Pier]] gestoßen. Ein Sea-Watch-Sprecher begründete die Aktion mit: „Es war der verzweifelte letzte Versuch, die Sicherheit der Menschen sicherzustellen.“ Allerdings hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits eine politische Lösung für die Migranten angebahnt: Mehrere EU-Staaten, darunter Deutschland, hatten sich bereit erklärt, die Schutzsuchenden aufzunehmen. Italiens Innenminister Salvini verlangte allerdings noch entsprechende Garantien, ohne diese hätte das Schiff nicht anlanden dürfen. Einige Stunden nach dem Anlegemanöver durften die geretteten Migranten an Land gehen.<ref>Tassilo Forchheimer: [https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-173.html ''Flüchtlinge verlassen „Sea-Watch 3“''.] In: tagesschau.de, 29. Juni 2019, abgerufen am 29. Juni 2019</ref><ref name="è stata arrestata">[https://www.rainews.it/dl/rainews/articoli/migranti-sea-watch-lampedusa-Carola-Rackete-784c5943-5d5b-4720-bb9f-122a6a895694.html ''Sea Watch 3 entra a Lampedusa. Sbarcati i migranti, la comandante è stata arrestata''.] In: [[Rai News 24|rainews.it]], 29. Juni 2019, abgerufen am 29. Juni 2019.</ref><ref name="zdf 2906">[https://www.zdf.de/nachrichten/heute/kapitaeninen-der-sea-watch-3-droht-festgenommen-deutsche-politiker-solidarisch-100.html ''„Der eigentliche Skandal ist das Ertrinken im Mittelmeer“''.] In: zdf.de 29. Juni 2019, abgerufen am 29. Juni 2019.</ref> Der festgenommenen Kapitänin droht eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro wegen Verstoßes gegen die Hafen- und Gewässersperrung und zwischen drei und zehn Jahren Haft wegen Widerstands und Gewaltanwendung gegen ein Kriegsschiff. Der Innenminister kündigte an, falls sie nicht verurteilt würde, sie wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit auszuweisen.<ref name="zdf 2906" /> |
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Der Hausarrest wurde am 2. Juli von einer [[Ermittlungsrichter]] in Agrigent aufgehoben.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/rackete-sea-watch-freilassung-101.html ''Rackete kommt wieder frei''.] In: tagesschau.de, 2. Juli 2019, abgerufen am 2. Juli 2019.</ref><ref name="faz 0207">Matthias Rüb: [https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/sea-watch-kapitaenin-rackete-kommt-frei-16265712.html ''Sea-Watch-Kapitänin Rackete kommt frei''.] In: faz.net, 2. Juli 2019, abgerufen am 3. Juli 2019.</ref> Nach dem MDR vorliegenden Gerichtsbeschluss des Landgerichts hat die Richterin argumentiert, dass die Verpflichtung zur Rettung auf See nach internationalem Seerecht stärker zu bewerten sei, als die von Innenminister Salvini veränderten gesetzlichen Regelungen in Italien. Die Kapitänin habe „in Erfüllung einer Pflicht“ gehandelt. Das Ausmaß des Zusammenstoßes mit einem an der Kaimauer festgemachten Boot der Finanzpolizei sei in der Darstellung übertrieben worden. Rackete wurde entlastet.<ref>[https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/italien-gericht-entlastet-sea-watch-kapitaenin-rackete-seenotrettung-100.html ''Richterin sieht Sea-Watch-Kapitänin im Recht''.] 5. Juli 2019, abgerufen 2. September 2019.</ref> Nachdem die Richterin von Medien und Salvini dafür verbal angegriffen worden war, warf der italienische Richterverband ANM Salvini vor, ein Klima des Hasses und der Aversion zu nähren.<ref>[https://www.diepresse.com/5654466/sea-watch-schutz-fur-richterin-nach-freilassung-racketes-gefordert ''Sea-Watch: Schutz für Richterin nach Freilassung Racketes gefordert'']. Die Presse 4. Juli 2019, abgerufen 30. Oktober 2019.</ref> Die UN-Menschenrechtsexperten des [[UN-Menschenrechtsrat]]s verurteilten am 18. Juli die Kriminalisierung der Seenotrettung und die Einschüchterung der unabhängigen italienischen Justiz durch Medien und Salvini. Die Justiz habe nach den etablierten internationalen Rechtsnormen zur Seenotrettung entschieden.<ref>[https://www.ohchr.org/EN/NewsEvents/Pages/DisplayNews.aspx?NewsID=24833&LangID=E ''Italy: UN experts condemn criminalisation of migrant rescues and threats to the independence of judiciary''.] OHCHR, 18. Juli 2019, abgerufen am 30. Oktober 2019.</ref> Am 25. September 2019 hob die Staatsanwaltschaft von Agrigent die Beschlagnahmung des Schiffes zur Beweissicherung auf. Das Schiff durfte aber nicht auslaufen, da es gegen die von Salvini erlassenen Sicherheitsdekrete verstoßen hätte. Mitte Dezember gab ein Gericht in Palermo die Sea Watch 3 frei, so dass sie Ende 2019 den Hafen von [[Licata]] verlassen und die Seenotrettung wieder aufnehmen konnte.<ref>[https://www.dw.com/en/germanys-sea-watch-rescue-boat-to-resume-migrant-missions/a-51742837 ''Germany's Sea-Watch rescue boat to resume migrant missions'']. Deutsche Welle, 19. Dezember 2019, abgerufen 12. Januar 2020.</ref><ref>[https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-12/seenotrettung-sea-watch-3-rettungsschiff-mittelmeer-fluechtlinge ''"Sea-Watch 3" startet nächste Rettungsmission'']. Zeit, 30. Dezember 2019, abgerufen 12. Januar 2020.</ref> |
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=== 2020 === |
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Am 9. Januar 2020 nahmen die Aktivisten drei Gruppen von zunächst 59 und 17 Migranten auf, am 10. Januar kamen noch einmal 42 Personen hinzu, die zuvor über die [[Alarm-Phone-Initiative]] Rettung angefordert hatten.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/sea-watch-fluechtlinge-103.html ""Sea Watch 3" wieder im Rettungseinsatz"] tagesschau.de vom 10. Januar 2020</ref><ref>[https://www.infomigrants.net/en/post/22001/sea-watch-rescues-around-120-migrants-in-central-mediterranean "Sea-Watch rescues around 120 migrants in central Mediterranean"] infomigrants.net vom 10. Januar 2020</ref> Die an Bord genommenen Personen der Sea Watch 3 und 118 Menschen von der [[Open Arms]] sollen nach Angaben des maltesischen Militärs am 11. Januar von maltesischen Schiffen übernommen und an Land transportiert werden.<ref>[https://timesofmalta.com/articles/view/asylum-seekers-being-brought-to-malta-afm.762585 "Asylum seekers being brought to Malta - AFM "] timesofmalta.com vom 12. Januar 2020</ref> Am 14. Januar wies Italien der Sea-Watch 3 Tarent als sicheren Ausschiffungshafen zu. Das Anlegen in Tarent erfolgte am 16. Januar, alle 119 geretteten Personen sind an Land gegangen.<ref>{{Internetquelle |url=https://twitter.com/seawatchcrew?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed&ref_url=https://www.welt.de/politik/ausland/article204904850/Sea-Watch-3-rettet-120-Migranten-im-Mittelmeer.html |titel=Sea-Watch (@seawatchcrew) {{!}} Twitter |abruf=2020-01-16 |sprache=de}}</ref><ref>[https://www.stol.it/artikel/chronik/italien-weist-2-schiffen-mit-migranten-haefen-zu ''Italien weist 2 Schiffen mit Migranten Häfen zu'']. Nachrichten für Südtirol 14. Januar 2020, abgerufen 17. Januar 2020.</ref> |
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Am 25. Februar nahmen die Aktivisten 194 Migranten von drei Booten vor der libyschen Küste auf und fuhren anschließend Richtung Italien. Wegen der [[COVID-19-Pandemie]] forderte der Präsident der Region Sizilien [[Sebastiano Musumeci]], die Migranten an Bord unter [[Quarantäne]] zu stellen.<ref>[https://palermo.repubblica.it/cronaca/2020/02/26/news/verso_messina_la_sea_watch_3_con_a_bordo_194_migranti-249606071/ "Verso Messina la Sea Watch 3 con a bordo 194 migranti. Musumeci in allarme per il coronavirus: "Vada altrove""] palermo.repubblica.it vom 26. Februar 2020</ref> Die Maßnahme wurde am folgenden Tag angeordnet, wie auf der [[Ocean Viking]], bleiben die Besatzung an Bord und die Migranten an Land für jeweils zwei Wochen unter Quarantäne.<ref>[https://www.repubblica.it/cronaca/2020/02/27/news/coronavirus_migranti_negativi_equipaggi_fermi_in_quarantena-249687178/?refresh_ce "Coronavirus, migranti negativi, equipaggi fermi in quarantena. E a Messina è arrivata la Sea Watch"] www.repubblica.it vom 27. Februar 2020</ref> |
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Mitte März 2020 lag das Schiff in der Werft in [[Messina]] fest, weil Ersatzteile fehlten und wegen der Reisebeschränkungen im Zuge der [[COVID-19-Pandemie]] keine Besatzung zusammengestellt werden konnte.<ref>[https://www.evangelisch.de/inhalte/167449/19-03-2020/keine-seenotrettung-wegen-corona-pandemie "Keine Seenotrettung wegen Corona Pandemie"] evangelisch.de vom 19. März 2020</ref> |
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Am 7. Juni 2020 lief das Schiff erneut aus und am 17. Juni bargen die Aktivisten nach eigenen Angaben 29 Seemeilen vor [[Az-Zawiya]] 100 Migranten.<ref>[https://www.stol.it/artikel/politik/sea-watch-3-rettet-etwa-100-migranten-vor-libyen "Sea Watch-3 rettet etwa 100 Migranten vor Libyen"] stol.it vom 17. Juni 2020</ref> Später am gleichen Tag kamen noch 65 weitere hinzu,<ref>[https://www.infomigrants.net/en/post/25452/sea-watch-rescues-165-migrants-from-central-mediterranean "Sea-Watch rescues 165 migrants from central Mediterranean"] infomigrants.net vom 18. Juni 2020</ref> gefolgt von 46 am nächsten Tag.<ref>[https://www.derstandard.at/story/2000118185787/211-gefluechtete-an-bord-von-rettungsschiff-sea-watch-3 "211 Geflüchtete an Bord von Rettungsschiff "Sea-Watch 3""] Standard.at vom 19. Juni 2020</ref> Sie waren offenbar Teil einer größeren Aktion, bei der libysche und tunesische Menschenschmuggler innerhalb weniger Stunden etwa 600 Menschen in verschiedenen Booten in Richtung Italien schickten. Der überwiegende Teil soll von der libyschen Küstenwache abgefangen worden sein.<ref>[https://www.repubblica.it/cronaca/2020/06/17/news/migranti_sea_watch_soccorse_100_persone_al_largo_della_libia-259456687/ Alessandra Ziniti: "Migranti: 600 persone messe in mare dai trafficanti. Sea Watch ne soccorre 100"] repubblica.it vom 17. Juni 2020</ref> Die 211 Migranten wurden am 21. Juni in [[Porto Empedocle]] zur Quarantäne auf ein Fährschiff gebracht. Ein Migrant, der bereits beim Anlanden Symptome gezeigt hatte, wurde von den italienischen Behörden positiv auf das Coronavirus getestet. Die ordneten anschliessend auch für die Aktivisten eine Quarantäne an.<ref>[https://www.agrigentonotizie.it/cronaca/ricoverato-malattie-infettive-caltanissetta-migrante-sbarcato-sea-watch-porto-empedocle.html "Migrante sbarcato dalla Sea Watch risulta positivo al Covid-19: ricoverato a Malattie infettive"] agrigentonotizie.it vom 23. Juni 2020</ref> Mittlerweile wurde ein Nachfolge-Schiff beschafft. Aus der ehemaligen Poseidon wurde die [[Sea-Watch 4]] <ref>[https://sea-watch.org/das-projekt/sea-watch-4/ Sea-Watch 4 • Sea-Watch e.V.] vom 20. Mai 2020</ref>. |
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=== Stellungnahmen von Seerechtsexperten === |
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[[Nele Matz-Lück]], Professorin für Öffentliches Recht mit dem Schwerpunkt [[Seerecht]] an der [[Universität Kiel]], sieht eine rechtliche Lücke in den Seerechtskonventionen. Die [[Küstenstaat]]en seien durch ihr [[Hoheitsrecht]] nicht automatisch verpflichtet, Gerettete an Land zu lassen, sondern könnten diesen stattdessen zum Beispiel eine medizinische Versorgung an Bord zukommen lassen. |
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Valentin Schatz vom Lehrstuhl für Internationales Seerecht der [[Universität Hamburg]] meint, dass Italien einen Hafen hätte zuweisen müssen. Eine Rückführung von Flüchtlingen nach Libyen wäre rechtswidrig, es sei somit nachvollziehbar, den nächstgelegenen Hafen Lampedusa anzusteuern. Für eine Weiterfahrt ohne Anlegen bis zum Flaggenstaat Niederlande sei das Schiff nicht ausgelegt. „Das Recht liegt etwas mehr auf Seiten der NGO, aber letztlich regelt das Seevölkerrecht nicht, wie diese Situation zu lösen ist“.<ref>Konstantin Kumpfmüller: [http://www.tagesschau.de/faktenfinder/faq-seerecht-101.html ''Wer regelt, wie gerettet wird?''] In: tagesschau.de, 1. Juli 2019, abgerufen am 1. Juli 2019.</ref> |
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== Film == |
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* ''Sea Watch 3'': NDR-Filmdokumentation, die Filmemacher Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg begleiteten die Sea Watch 3 bei ihrer Rettungsfahrt im Juni 2019 für 21 Tage bis zur Festnahme von Carola Rackete.<ref>Rupert Sommer: [https://www.weser-kurier.de/deutschland-welt/deutschland-welt-kultur_artikel,-21-tage-an-bord-der-seawatch-3-tvdoku-zeichnet-carola-racketes-irrfahrt-nach-_arid,1866094.html ''21 Tage an Bord der „Sea-Watch 3“: TV-Doku zeichnet Carola Racketes Irrfahrt nach'']. Weserkurier 8. Oktober 2019, abgerufen 22. Oktober 2019.</ref> |
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* [https://www.3sat.de/film/dokumentarfilmzeit/seawatch-3-100.html?fbclid=IwAR3eOzkZwrfdwdIzXx1VH6BO6EDLiCmZDf74YUNnSpW-gxqbVbzNmlb7_lM ''Sea-Watch 3.''] 3-SAT, Mai 2020 |
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== Siehe auch == |
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* [[Flucht und Migration über das Mittelmeer in die EU#Auseinandersetzung um die Zielhäfen für aus Seenot geborgene Flüchtlinge]] |
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== Weblinks == |
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* [https://sea-watch.org/das-projekt/sea-watch-3/ Offizielle Website] |
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* [https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2019/Exklusiv-Was-geschah-an-Bord-der-Seawatch,seawatch616.html '' Film Dokumentation der Mission Seenotrettung Juni 2019 Sea Watch 3.''] In: ''[[panorama.de]]'', 11. Juli 2019. |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Sexualpraktik]] |
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[[Kategorie:Motorschiff]] |
Version vom 30. Juni 2020, 19:55 Uhr


Die Fellatio (früher auch Fellare, von lateinisch fellare ‚saugen‘) ist eine Form des Oralverkehrs, bei der der Penis durch Mund, Zunge und Lippen – beim der Irrumatio (dem Irrumare) ähnlichen, sogenannten Deepthroating auch durch die Rachenregion – des Sexualpartners stimuliert wird; Lutschen, Blasen und Saugen am Penis sind ebenfalls möglich. Der Fellatio Praktizierende wird als Fellator bezeichnet. Fachsprachlich wird der Vorgang der Fellatio auch Coitus per Os[1] („Einführung des Penis in den Mund“) genannt. Umgangssprachliche Bezeichnungen sind unter anderem „jemandem einen blasen“, aus dem Englischen übernommen Blowjob oder „(Sex auf) Französisch“. Letzterer Begriff umfasst Oralverkehr im allgemeinen, also auch den Cunnilingus, die Stimulation der weiblichen Geschlechtsorgane mit Mund und Zunge.
Kontext
Häufig wird Fellatio beim Vorspiel praktiziert, sowohl zur Steigerung der sexuellen Lust als auch um eine Erektion herbeizuführen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen dient sie als eine Form des Pettings der sexuellen Erkundung. Männer mit schwacher Erektion, die deswegen vaginal oder anal nicht penetrieren können, erreichen mit Fellatio manchmal die Möglichkeit, penetrierenden Sex zu praktizieren. Neben der physischen Erregung kann auch ein Zusammenhang mit psychischen und sozialen Komponenten bestehen, der in solchen Fällen die Attraktivität der Fellatio steigern kann. Hierbei werden insbesondere symbolische Zusammenhänge mit Dominanz, Kontrolle und Macht auf der Seite des Penetrierenden und Hingabe auf Seiten des Ausführenden herangezogen. Gleichzeitig kann die Vorstellung, etwas Verbotenes zu tun, beziehungsweise ein Tabu zu brechen, zu einer Steigerung der Erregung führen.[2]
Wenige, besonders gelenkige, Männer können sich selbst oral befriedigen.[3] Diese Form der Masturbation wird Autofellatio (umgangssprachlich englisch self-suck) genannt. Eine wirklichkeitsnah gefilmte Autofellatio, die mit einer unvollständigen „Rolle rückwärts“ eingeleitet wird, ist Bestandteil der Handlung in dem Spielfilm Shortbus. Eine Figur am Kölner Rathaus, die in etwa in das Jahr 1410 datiert, stellt offensichtlich Autofellatio dar.[4]
Verbreitung im Tierreich
Fellatio ist auch bei anderen Primatenarten bekannt. Insbesondere bei Bonobos wurde sie beobachtet, dort allerdings meist als Interaktionsmuster jugendlicher Männchen.[5] Obwohl die Annahme verbreitet ist, Fellatio sei spezifisch für Primaten, trifft das nicht zu. Beispielsweise existiert eine zufällig entstandene Aufnahme eines Kängurus, das Autofellatio praktiziert.[6] Unabhängig von derartigen Zufälligkeiten ist Fellatio bei der Paarung einer Spezies (Cynopterus sphinx) der Flughunde belegt.[7][8]
Risiken
Fellatio ist eine Form des Sexualkontaktes, die Risiken der Übertragung von Geschlechtskrankheiten mit sich bringt. Eine Ejakulation in den Mund stellt ein Infektionsrisiko für HIV und klassische Geschlechtskrankheiten wie Syphilis und Gonorrhoe dar, insbesondere seitens des Partners, dessen Mund beteiligt ist (und erst recht bei Verletzungen des Gaumenfleisches).[9] Institutionen der Gesundheitshilfe, zum Beispiel die Deutsche AIDS-Hilfe oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, empfehlen, bei Sexualkontakten grundsätzlich bestimmte Safer-Sex-Regeln zur Minderung von Infektionsrisiken einzuhalten. Zur HIV-Prävention bei Fellatio wird empfohlen, entweder ein Kondom zu benutzen oder dafür zu sorgen, dass kein Sperma in den Mund gelangt. Das Infektionsrisiko für HIV durch das Präejakulat und durch Speichel wird als gering bewertet.
Studien zeigen eine Korrelation zwischen Oralsex und Kehlkopfkrebs. Es wird angenommen, dass dies auf die Übertragung von HPV zurückgeht, ein Virus, das für die Mehrheit der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht wird und welches im Gewebe von Kehlkopfkrebs in zahlreichen Studien festgestellt wurde. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Menschen, die ein bis fünf Sex-Partner (oral) in ihrem Leben hatten, etwa ein doppeltes Risiko von Kehlkopfkrebs haben, als jene, die nie Oralsex praktizierten und diejenigen mit mehr als fünf Sex-Partnern (oral) hatten ein 250 Prozent erhöhtes Risiko für Kehlkopfkrebs.[10][11]
Literatur
- Vern L. Bullough, Bonnie Bullough: Human Sexuality: An Encyclopedia. Taylor & Francis, 1994, ISBN 0-8240-7972-8, S. 426–429.
- Julius Rosenbaum: Geschichte der Lustseuche im Altertume nebst ausführlichen Untersuchungen über den Venus- und Phalluskultus, Bordelle, Νοῦσος θήλεια der Skythen, Paederastie und andere geschlechtliche Ausschweifungen der Alten als Beiträge zur richtigen Erklärung ihrer Schriften dargestellt. 7. Auflage. H. Barsdorf, Berlin 1904, S. 204–220 (Das Irrumare und Fellare) und 220–232 (Krankheiten des Fellator), archive.org.
Weblinks
- Britta Bürger: Oralsex und Infektionsrisiko. ( vom 17. April 2016 im Internet Archive) Ursprünglich in: NetDoktor.de
Einzelnachweise
- ↑ Coitus per Os, der, duden.de
- ↑ John H. Gagnon, William Simon: Sexual Conduct: The Social Sources of Human Sexuality. Aldine Transaction, 2005, ISBN 0-202-30664-X, Seite 64–65.
- ↑ Jesse Bering: So Close, and Yet So Far Away. In: Slate. 8. August 2011, abgerufen am 21. Juli 2016 (englisch).
- ↑ dpa/lw: Rathaus-Figur in Köln: Was macht der kleine Mann da nur? In: Welt. Axel Springer SE, 3. April 2019, abgerufen am 4. April 2019 (dt).
- ↑ Elisabetta Palagi, Tommaso Paoli, Silvana Borgognini Tarli: „Reconciliation and consolation in captive bonobos (Pan paniscus)“. In: American Journal of Primatology. 62. Nr. 1 (2004), S. 15–30.
- ↑ YouTube ( vom 2. März 2013 im Internet Archive).
- ↑ Min Tan, Gareth Jones, Guangjian Zhu, Jianping Ye, Tiyu Hong, Shanyi Zhou, Shuyi Zhang, Libiao Zhang, David Hosken: Fellatio by Fruit Bats Prolongs Copulation Time. In: PLoS ONE. 4, 2009, S. e7595, doi:10.1371/journal.pone.0007595.
- ↑ Fellatio keeps male fruit bats keen. New Scientist.
- ↑ Aidshilfe Österreich: Frequently Asked Questions und Aidshilfe Dresden: Oralverkehr - Frauen, die Sex mit Männern haben ( vom 8. August 2010 im Internet Archive).
- ↑ Gypsyamber D'Souza, Aimee R. Kreimer u. a.: Case–Control Study of Human Papillomavirus and Oropharyngeal Cancer. In: New England Journal of Medicine. 356, 2007, S. 1944, doi:10.1056/NEJMoa065497.
- ↑ Oral sex can cause throat cancer. Newscientist.com, 9. Mai 2007, abgerufen am 19. März 2010.