St. Prokulus (Naturns) und Saarloq: Unterschied zwischen den Seiten
Information zu Führungen, Tickets und Öffnungszeiten (Offizielle Tourismusgenossenschaft Naturns): https://www.merano-suedtirol.it/de/naturns/natur-kultur/sehenswuerdigkeiten/prokuluskirche-und-museum/rid-E0EB32D59BE7490AB1F76D96C6BC4117-p-st-prokulus-kirche-kleinod-mit-vorkarolingischen-fresken.html |
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{{Infobox Siedlung in Grönland |
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[[Datei:Naturns-7457-Bearbeitet.jpg|mini|hochkant|St.-Prokulus-Kirche]] |
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|NAME=Saarloq |
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[[Datei:Partschins-Naturns-7425-Bearbeitet.jpg|mini|hochkant|St. Prokulus, „der Schaukler“]] |
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|BEDEUTUNG=Kahlstelle |
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Die '''St.-Prokulus-Kirche''' im [[Vinschgau]] ist eine kleine Kirche am östlichen Ortsrand von [[Naturns]], einer Marktgemeinde in [[Südtirol]], etwa 12 km von [[Meran]] entfernt. Die Kirche ist dem heiligen Bischof [[Prokulus von Verona]] geweiht und steht in unmittelbarer Nähe zum Ortsfriedhof und etwas abseits des Zentrums der Marktgemeinde. Bekannt ist sie für den frühen Freskenzyklus, der mit umgehenden Ornamentbändern in zwei Register geteilt war. Führungen in der Kirche werden momentan nicht angeboten. Das Ticket für den Besuch der Kirche und des Museums kann im Museum gekauft werden. <ref>[https://www.merano-suedtirol.it/de/naturns/natur-kultur/sehenswuerdigkeiten/prokuluskirche-und-museum/rid-E0EB32D59BE7490AB1F76D96C6BC4117-p-st-prokulus-kirche-kleinod-mit-vorkarolingischen-fresken.html Tickets und Öffnungszeiten der St. Prokulus Kirche]</ref> |
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|NAME-DK= |
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|BEDEUTUNG-DK= |
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|NAME-EXTRA= |
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|BEDEUTUNG-EXTRA= |
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|ALT=Sârdloĸ |
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|BILD=Saarloq 3.JPG |
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|BILD-BESCHREIBUNG=Saarloq (2009) |
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|KOMMUNE=Kommune Kujalleq |
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|DISTRIKT=Qaqortoq |
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|BREITENGRAD=60/32/15/N |
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|LÄNGENGRAD=46/01/33/W |
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|EINWOHNER=24 |
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|STAND-EW=1. Januar 2018 |
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|GRÜNDUNG=1853 |
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|ZEITZONE=UTC-3 |
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|BESONDERHEITEN= |
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'''Saarloq''' [{{IPA|ˈsɑːɬːɔq}}] (nach alter Rechtschreibung ''Sârdloĸ'') ist eine [[Grönland|grönländische]] Siedlung im [[Distrikt Qaqortoq]] in der [[Kommune Kujalleq]]. |
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== Lage == |
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Saarloq befindet sich auf einer nur etwa 14,4 ha kleinen [[Saarloq (Insel)|gleichnamigen Insel]] inmitten einer Inselgruppe an der Südküste des Fjords [[Kangerluarsorujuk]]. An dessen Nordseite liegt 10 km nordöstlich [[Eqalugaarsuit]]. 19 km nördlich befindet sich der Kommunehauptort [[Qaqortoq]].<ref>[https://asiaq.maps.arcgis.com/apps/View/index.html?appid=c5c7d9d52a264980a24911d7d33914b5 Karte mit allen offiziellen Ortsnamen] bestätigt vom [[Oqaasileriffik]], bereitgestellt von ''Asiaq''</ref> |
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Der Platz, auf dem die St.-Prokulus-Kirche steht, ist alter [[Siedlung]]sraum. In der [[Spätantike]] stand an der Stelle der Kirche ein Wohnhaus. Die durch [[Trockenmauerwerk|Trockenmauern]] und Holzaufbau charakterisierte Bauweise dieses Wohnhauses war vom 4. bis zum 7. Jahrhundert nach Christus im gesamten Alpenraum verbreitet. |
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== Geschichte == |
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Um ca. 600 nach Christus wurde das spätantike Haus durch einen Brand zerstört. Möglicherweise kam dabei auch eine ca. 45 Jahre alte Frau ums Leben, dies legen zumindest archäologische [[Befund (Archäologie)|Funde]] nahe. Nach dem Brand wurde das Haus nicht mehr aufgebaut, die [[Ruine]] wurde als Bestattungsplatz genutzt. |
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Saarloq wurde 1853 als [[Udsted]] gegründet.<ref name="jcm">{{Literatur |Titel=Udsteder og bopladser i Grønland 1901–2000 |Autor=Jens Christian Madsen |Verlag=Atuagkat |Ort= |Datum=2009 |ISBN=978-87-90133-76-4 |Seiten=37f}}</ref> |
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Ab 1911 war Saarloq eine eigene Gemeinde, der noch der Wohnplatz [[Qaarsoq]] angehörte. Obwohl auch [[Kangermiutsiaat]] innerhalb der Gemeindegrenze lag, wurde dieser der Gemeinde Julianehaab zugerechnet. Die Gemeinde war Teil des 4. Landesratswahlkreises Südgrönlands.<ref>{{Literatur |Titel=Grønland i tohundredeaaret for Hans Egedes landig. |Autor=[[Alfred Bertelsen|A. Bertelsen]], O. B. Bøggild, H. Bryder, R. Hammer, J. Krogh, [[Hother Ostermann|H. Ostermann]], [[Morten P. Porsild]], [[Knud Rasmussen|K. Rasmussen]], K. Stephensen |Hrsg=[[Georg Carl Amdrup|G. C. Amdrup]], Louis Bobé, Ad. S. Jensen, [[Hans Peder Steensby|H. P. Steensby]] |Sammelwerk=[[Meddelelser om Grønland]] |Band=61 |Verlag=C. A. Reitzel Boghandel |Ort=Kopenhagen |Datum=1921 |Seiten=509f |Online=[https://archive.org/details/meddelelseromgr611921denm/page/508/mode/2up]}}</ref> |
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Die St.-Prokulus-Kirche selber entstand um 630 bis 650 nach Christus. Über die Bauherrschaft gibt es keine gesicherten Quellen. Nur die [[Archäologie]] gibt Aufschluss über das Alter der Kirche. Die Position der [[Frühmittelalter|frühmittelalterlichen]] südlich und östlich liegenden Gräber lässt auf eine bereits bestehende Kirche schließen. In einem Grab an der Südseite der Kirche wurde ein [[Germanen|germanisches]] [[Sax (Waffe)|Sax]] (Kurzschwert) als [[Grabbeigabe]] gefunden. Dieses Sax wird ebenso wie verschiedene andere Funde in die Zeit um 640 nach Christus datiert. Da die Kirche zu dieser Zeit bereits bestanden hat, ist ein Alter von mindestens 1.350 Jahren für den ursprünglichen Bestand anzunehmen. |
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1919 wohnten 85 Menschen in Saarloq, die in 16 Wohnhäusern lebten. Die Wohnung des Udstedsverwalters stammte aus dem Gründungsjahr und war vergleichsweise klein mit nur einem Wohnraum. Ebenfalls 1853 wurde das Speckhaus gebaut, das knapp 50 m² groß war und im Dachgeschoss einen Proviantraum hatte. Es gab eine knapp 40 m² große Fassbinderei, die 1897 gebaut wurde und einen Laden im Dachgeschoss hatte. Alle drei Gebäude waren aus Stein. Zudem gab es ein Pulverhaus in Saarloq. Die Schulkapelle maß rund 50 m² und aus Holz und war mit einem ungelernten Katecheten besetzt. Zudem war eine Hebamme im Ort tätig. Außerdem gab es in Saarloq ein für damalige Zeiten untypisches Versammlungshaus, dass als Fachwerkbau mit Torfmauern gebaut worden war. Alle Gebäude wurden als schlecht gebaut beschrieben. Unter den Bewohnern waren 15 Jäger und vier Fischer, die hauptsächlich von der Robbenjagd lebten. |
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Bilder im Sockelregister sind größtenteils verloren. |
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1928 wurde ein neuer Laden gebaut und später erhielt Saarloq einige Fischhäuser. 1950 lebten bereits 114 Menschen in Saarloq und 1960 war die Zahl auf 185 angestiegen. Von da an ging sie zurück und lag 1970 bei 164 Personen.<ref name="jcm"/> |
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== Die frühmittelalterlichen Fresken == |
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[[Datei:Naturns St.Proculus - Chorraum.jpg|mini|Blick in den Altarraum]] |
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Die ältesten Wandmalereien der kleinen Kirche befinden sich im unteren Teil des Kircheninnern. Sie zeigen Engel, Heilige und Szenen aus dem Leben des Heiligen Prokulus, darunter eine Rinderherde an der Westmauer. Diese Malereien sind als [[Vorromanik|vorromanisch]] einzuordnen. Die [[Gotik|gotischen]] Fresken im oberen Teil des Kircheninneren sind hingegen jünger und stammen aus dem 14. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde der Kirchenraum höher gelegt. Die damaligen Bauherren, die Herren von Annenberg, sorgten für eine malerische Gestaltung. Die dargestellten Motive über dem Triumphbogen im Osten beziehen sich auf die [[Maria (Mutter Jesu)|Gottesmutter Maria]], [[Gott Sohn]] und [[Gott Vater]]. An der Südmauer befindet sich eine Darstellung des [[Abendmahl Jesu|Letzten Abendmahls]]. An der Nordmauer sind die [[Heilige Drei Könige|Heiligen Drei Könige]] dargestellt. An der südlichen Außenmauer finden sich ebenso Wandmalereien aus gotischer Zeit. Die Hauptmotive stellen dabei die [[Schöpfung|Erschaffung der Welt]] sowie den [[Sündenfall]] dar. |
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== Wirtschaft == |
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In zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen wurden die [[Fresko|Fresken]] der St.-Prokulus-Kirche beschrieben. Es gab verschiedene Versuche, eine kunsthistorische Einordnung und Datierung der vorromanischen Wandmalereien vorzunehmen. Einige Wissenschaftler, unter ihnen auch der ehemalige Landeskonservator [[Helmut Stampfer]], datierten einige Wandbilder bereits in das 7. Jahrhundert nach Christus. Von anderen Wissenschaftlern wird jedoch die Ansicht vertreten, dass die ältesten Fresken erst im 8. Jahrhundert, aber noch vor der Kaiserkrönung [[Karl der Große|Karls des Großen]] am Weihnachtstag 800 in Rom, entstanden sind. Deshalb spricht man im Zusammenhang mit den Wandmalereien in der St.-Prokulus-Kirche von „vorkarolingischen“ Fresken. Wieder andere Forscher, unter ihnen Stampfers Nachfolger [[Leo Andergassen]], vermuten einen späteren Entstehungszeitraum im 9. oder 10. Jahrhundert. Hervorzuheben ist, dass es sich bei diesen Wandbildern um den vollständigsten Zyklus früher Wandmalerei in [[Tirol]] handelt. |
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Saarloq lebt wie viele grönländische Dörfer von der Jagd. In der Umgebung werden [[Robben]], [[Wale]], [[Wasservögel]] und [[Fische]] gefangen. Bis in die 1990er Jahre hatte Saarloq eine Fischverarbeitungsfabrik, aber durch die starke Abwanderung musste diese geschlossen werden, sodass die Verarbeitung nun in Eqalugaarsuit und Qaqortoq erfolgt.<ref name="plan">[http://kujalleq-kp17.cowi.webhouse.dk/dk/byer_og_bygder/saarloq/ Saarloq] bei ''kujalleq-kp17.cowi.webhouse.dk''</ref> |
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== Infrastruktur und Versorgung == |
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<gallery mode="packed"> |
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Saarloq hat zwar einen Kai, aber das Flachwasser erschwert die Benutzung. Über den [[Heliport Saarloq]] kann der Ort zudem aus der Luft angesteuert werden. Im Ort existieren keine Straßen.<ref name="plan"/> |
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Partschins-Naturns-7400.jpg|St. Prokulus, der Schaukler |
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Partschins-Naturns-7410-Bearbeitet.jpg|Die sogenannte Rinder­prozession |
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Partschins-Naturns-7405.jpg|Ornamentfriese |
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St Prokulus Fresken 3.jpg|Engel |
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Partschins-Naturns-7431.jpg|Das letzte Abendmahl |
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Partschins-Naturns-7441-Bearbeitet.jpg|Fresko an der Südwand |
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</gallery> |
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[[Pilersuisoq]] hat eine Filiale in Saarloq, die den Ort mit Waren versorgt. [[Nukissiorfiit]] versorgt Saarloq über ein von 2007 bis 2010 renoviertes Kraftwerk inkl. Stromleitungen mit Strom und über eine [[Meerwasserentsalzung]]sanlage mit Trinkwasser. Müll wird auf einer Deponie gelagert. Eine [[Müllverbrennungsanlage]] wurde angeschafft, konnte aber nicht installiert werden, sodass sie nun als Reserve für die anderen Orte in der Umgebung fungiert. Eine Rampe zur Müllentsorgung ist ebenfalls renovierungsbedürftig.<ref name="plan"/> |
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== Die gotischen Fresken == |
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In früh- und hochgotischer Zeit (14./15. Jahrhundert) wurden zunächst mehrfach der Sakralraum, dann auch die Wände des erhöhten Kirchenschiffs in erzählender und lehrhafter Weise neu ausgemalt. |
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== Bebauung == |
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== Die verlorene Malschicht == |
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Saarloq hatte 2016 29 Häuser, wovon 4 leer standen. Vier Gebäude sind geschützt, darunter ein altes Gebäude, das Pilersuisoq gehört, aber ungenutzt ist, wobei überlegt wurde dort ein Museum einzurichten. |
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Spätestens in der [[Romanik]] wurde die Nordwand neu bemalt; die sitzenden Heiligen mit ihren hinweisenden, übergroßen Händen waren möglicherweise nicht mehr genehm. Die Farbschicht war aber technisch mangelhaft; die Farben fraßen sich teilweise in die untere Malschicht, während die Schicht als solche sich auflöste. |
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Es gibt eine Kirche mit 2003 erneuertem Friedhof. Die Schule in Saarloq ist mangels Schülern geschlossen. Weiterhin existieren zwei renovierungsbedürftige Spielplätze. Eine Werkstatt wurde 2010 bei einem Sturm zerstört. Für die hohe Zahl an Alten im Dorf wurde ein kleines Altenheim eröffnet.<ref name="plan"/> |
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Eine einzelne, erhobene [[Orantenhaltung|Orantenhand]] ist (nebst Köpfen) erkennbar; die Figuren standen demzufolge in Anbetungshaltung. Die ersten Heiligen aber saßen(siehe Kniefalten) und wiesen den Besucher von sich weg zum [[Altar]], In der Nordost-Ecke führt ein Engel in tänzerischer Art die Reihe an. Das Sitzen war die Haltung einer besonderen Würde.<ref>So auch beim „Schaukler“. Hajo Eickhoff: ''Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens.'' München-Wien 1993.</ref> |
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{{Siehe auch|Liste der Baudenkmäler in der Kommune Kujalleq#Saarloq|titel1=Liste der Baudenkmäler in Saarloq}} |
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== Die frühen Ornamentbänder == |
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Die Chorbogenwand wurde als erste der vier Wände des Schiffs bemalt. Ein einfaches Flechtband (vgl. R.Kutzli, Langobardische Kunst, Stuttgart 1974) mit offenen Knoten und auf einer Ecke stehenden Quadratsonnen zieht sich über die ganze Breite hin; in ihre (exzentrische) Mitte sind die Hand Gottes, das kreuztragende [[Agnus Dei|Lamm]] und die [[Heiliger Geist#Symbole für den Heiligen Geist|Geistestaube]] gemalt. Von Norden wie von Süden her sind es je dreizehn Elemente, also im Ganzen 26 – nach der Zahlenbuchstaben-Lehre ([[Zahlensymbolik]]) die Zahl des nicht auszusprechenden Namens Gottes [[JHWH]] (10-5-6-5). „So finden sich, unter immer wieder verschiedenen Zahlenformen, in den heiligen Büchern noch viele geheime Beziehungen, welche den Lesern wegen Unkenntnis der Zahlen verborgen sind. Daher müssen diejenigen, welche zur Kenntnis der Heiligen Schrift gelangen wollen, diese Kunst mit Fleiss sich aneignen.“<ref>Hrabanus Maurus, zit. in: Franz Neiske: ''Europa im frühen Mittelalter 500–1050. Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte'', Darmstadt 2007, S. 74</ref> |
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== Söhne und Töchter == |
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Das oberste Band im Schiff ist ein [[Swastika]]-[[Mäander (Ornamentik)|Mäander]] in Parallelperspektive. Deren Elemente ergeben in verschlüsselter Weise ([[Quersumme]]n), zusammen mit dem Flechtband, wieder die Zahl 26, die sich auch anderswo in der Malerei finden lässt.<ref name="Müller1">S. Müller: ''Andere Beobachtungen in St. Prokulus Naturns (Bauplan, die Zahl 26 und der Mäander).'' In: ''Der Schlern'', Heft 89/2015, S. 94–103.</ref> Diese beiden Ornamentbänder kommen bis um 1200<ref>mündliche Mitteilung von Prof. Dr. Chr. Eggenberger, Zürich</ref> außer Gebrauch, ihre inneren Aussagen werden nicht mehr benötigt. |
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* [[Frederik Nielsen (Politiker)|Frederik Nielsen]] (1880–?), Handelsverwalter und Landesrat |
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* [[Hans Motzfeldt]] (1881–1921), Katechet und Landesrat |
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* [[Johan Kleist]] (1927–1995), Chorleiter |
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* [[Hendrik Nielsen]] (* 1942), Politiker (Siumut) |
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== Bevölkerungsentwicklung == |
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Ein Detail: die „vier“ roten aufrecht stehenden Striche, je die rechte Seite des einzelnen Würfels, liegen waagrecht, sobald man sie als die linke Seite des linken Würfels interpretiert. |
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Saarloq ist das drittkleinste Dorf Grönlands und das zweitkleinste der Kommune nach [[Qassimiut]]. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten 40 Jahren gefünftelt, womit Saarloq auch nach Qassimiut die Siedlung ist, die seit 1977 den zweitgrößten Bevölkerungsschwund zu verzeichnen hat. Der größte Teil der Bevölkerung schwand in den letzten 20 Jahren.<ref>[http://bank.stat.gl/sq/2f7b8099-2155-4078-95a5-59349769d56f Einwohnerzahl Saarloq 1977–2019] bei ''bank.stat.gl''</ref> |
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{{Graph:Chart|width=1000|height=150|type=rect |
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== Das frühe Bildprogramm und der Bauplan == |
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|x=1977, ’78, ’79, ’80, ’81, ’82, ’83, ’84, ’85, ’86, ’87, ’88, ’89, ’90, ’91, ’92, ’93, ’94, ’95, ’96, ’97, ’98, ’99, ’00, ’01, ’02, ’03, ’04, ’05, ’06, ’07, ’08, ’09, ’10, ’11, ’12, ’13, ’14, ’15, ’16, ’17, ’18, ’19 |
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Im Gegensatz zu den späteren Bildern des heute obersten Registers liegen die frühen Fresken einzeln und ungerahmt frei auf der Gesamtfläche; es herrscht weder Strenge noch Lehrhaftigkeit. (Man vergleiche die mächtigen Raster der karolingischen Klosterkirchen [[Benediktinerinnenkloster St. Johann|Müstair GR]] und [[St. Peter Mistail|Mistail GR]]). |
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|y=103,104,108,100,93,90,100,95,92,79,80,81,83,86,89,79,78,89,78,85,75,82,85,65,62,59,52,50,50,47,42,42,46,44,41,39,37,35,34,27,28,24,23|showValues=}} |
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Es liegt eine Doppel-Anordnung vor. Man trat südseits bei der Westecke<ref name="Müller2">S. Müller: ''Die Einheit des Beid-Einen''. In: ''St. Prokulus in Naturns.'' In: Der Schlern 86/2012, S. 18–25.</ref> ein. Von dort aus erblickt man den schräg stehenden Altar wie wenn er in der Mitte des Raumes stünde. Der längere Weg führt über die Nordwand (Hände), der kürzere über die Südwand („Schaukler“). |
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Es wird ein Bauplan<ref name="Müller1" /> vermutet, der auf der Länge der Westseite beruht (Idealplan und Realbau-Plan). Das ausgeklügelte Einbeziehen der Ornamentbänder in das Bildprogramm stützt diese Vermutung eines durchdachten Planes. |
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== Der „Schaukler“. == |
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Der in einer Schlaufe sitzende Heilige schaukelt; das ist aber eine Vorstellung unserer Zeit. Doch die Linien des „Seils“ weichen vom Rechten Winkel ab, der aber im ganzen Bau außer an Tür und Fenster kaum feststellbar ist. Der Heilige sitzt, und seine Augen zeigen in die Gegenrichtung des „Schaukelns“: er betont ein „Beides“.<ref name="Müller2" /> Das „Seil“ aber kann auch als Ausbuchtung der Architektur oberhalb verstanden werden, und wenn diese das [[Neues Jerusalem|himmlische Jerusalem]] des [[Offenbarung des Johannes|Offenbarungsbuches]] sein sollte, könnte der Mann der [[Parusie|wiederkommende Christus]] sein, der im [[Sanctus]] der [[Heilige Messe|heiligen Messe]] angesprochen wird: ''Benedictus qui venit in nomine Domini'' „Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn“. Möglicherweise ist es aber auch der [[Paulus von Tarsus|Apostel Paulus]] oder Bischof Prokulus? Lebte doch Christus in ihnen! So dachte man in der Mehrfachdeutung jener Zeit. „Die mehrfache Deutungsart ist wichtiger Bestandteil der theologischen und philosophischen Texte der Zeit.“<ref>Franz Neiske: ''Europa im frühen Mittelalter. Eine Kultur- und Mentalitätsgeschichte'', S. 73.</ref> |
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== Museum == |
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[[Datei:Naturns St.Proculus-Museum - Fassade.jpg|mini|Museum]] |
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Im Jahre 2006 wurde in unmittelbarer Nähe zur Kirche das Museum eröffnet. Es beherbergt vor allem die Fundstücke, welche bei den Ausgrabungen in den Jahren 1985 und 1986 unter der Leitung von [[Hans Nothdurfter]] entdeckt wurden. Das Museum ist in die Themenbereiche [[Spätantike]], [[Mittelalter]] sowie [[Pest]]zeit im 17. Jahrhundert gegliedert. Es werden auch die bei der Restaurierung 1986 abgelösten gotischen Fresken aus der Zeit des gotischen Höher- und Umbaues (Eingang) der Kirche gezeigt. |
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== Prokulus Kulturverein == |
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Der seit dem Jahr 2006 bestehende ''Prokulus Kulturverein'' hat sich die Aufgabe gestellt, mittels verschiedener Maßnahmen (z. B. Führungen und Vorträgen in der St.-Prokulus-Kirche und im Museum sowie Öffentlichkeitsarbeit) die Bedeutung dieser Kirche bekannt zu machen. |
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== Literatur == |
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* ''St. Prokulus in Naturns. Zum 100. Jubiläum der Entdeckung der frühmittelalterlichen Wandmalerei.'' [[Der Schlern]], Heft 12/2012 (div. Autoren). |
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* Christopph Eggenberger: ''Die frühmittelalterlichen Wandmalereien in St. Prokulus zu Naturns''. In: Frühmittelalterliche Studien. Band 8, Heft 1 (Januar 1967). S. 303–350. [[DOI:10.1515/9783110242072.303]]. |
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* Victor H. Elbern: ''St. Prokulus in Naturns und Herzog Tassilo von Baiern''. In: Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, Band 50, 2000, S. 161–174. [http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00048397 Online] (frei zugänglich). |
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* Mathias Frei: ''St. Prokulus in Naturns.'' Südtirol Bildverlag, Bozen 1966. |
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* Michael Lochmann: ''Zur Baugeschichte der St.-Prokulus-Kirche.'' In: ''St. Prokulus in Naturns, zum 100. Jubiläum der Entdeckung der frühmittelalterlichen Wandmalerei.'' Der Schlern 12/86 (Juni 2012), S. 78–103. |
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* Alexandra Meier: ''St. Prokulus in Naturns und St. Benedikt in Mals.'' Seminararbeit. Universität Erlangen-Nürnberg. [[GRIN Verlag|Grin]] 1996. [http://www.grin.com/e-book/22995/st-prokulus-in-naturns-und-st-benedikt-in-mals E-Book] |
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* S. Müller: ''Andere Beobachtungen in St. Prokulus Naturns (Bauplan, die Zahl 26 und der Mäander).'' In: Der Schlern, Heft 89/2015, S. 94–103. |
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* Hans Nothdurfter, Ursula Rupp, Waltraud Kofler: ''St. Prokulus in Naturns.'' 3. Auflage, Tappeiner, Lana 2003. |
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* Robert Boecker: ''Wo der Bischof schaukelt''. In: Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, Ausgabe 49/2017, S. 10 |
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* Günther Kaufmann (Hrsg.): ''St. Prokulus in Naturns'' (Veröffentlichungen des Südtiroler Kulturinstituts, Band 10). Bozen: Athesia Verlag 2019. ISBN 978-88-6839-474-5 |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat}} |
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{{commonscat|St. Prokulus, Naturns}} |
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* [https://www.merano-suedtirol.it/de/prokulus.html St. Prokulus Kirche und St. Prokulus Museum] auf merano-suedtirol.it |
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* {{DenkmalSüdtirol|16208}} |
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== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
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<references |
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{{coordinate|NS=46.652127|EW=11.009057|type=landmark|region=IT-BZ}} |
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{{Navigationsleiste Siedlungen in Qaqortoq}} |
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{{Normdaten|TYP=g|GND=4366004-6}} |
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[[Kategorie:Ort im Distrikt Qaqortoq]] |
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{{SORTIERUNG:St. Prokulus #Naturns}} |
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[[Kategorie:Kirchengebäude in Südtirol|Naturns]] |
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[[Kategorie:Baudenkmal in Naturns]] |
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[[Kategorie:Kirchengebäude in der Diözese Bozen-Brixen|Naturns]] |
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[[Kategorie:Bauwerk der Vorromanik in Italien]] |
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[[Kategorie:Gotische Wandmalerei|Naturns]] |
Version vom 25. Juni 2020, 15:08 Uhr
Saarloq (Sârdloĸ) | |||||
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Kommune | Kommune Kujalleq | ||||
Distrikt | Qaqortoq | ||||
Einwohner | 24 (1. Januar 2018) | ||||
Zeitzone | UTC-3 | ||||
Koordinaten | 60° 32′ 15″ N, 46° 1′ 33″ W | ||||
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Saarloq [grönländische Siedlung im Distrikt Qaqortoq in der Kommune Kujalleq.
] (nach alter Rechtschreibung Sârdloĸ) ist eineLage
Saarloq befindet sich auf einer nur etwa 14,4 ha kleinen gleichnamigen Insel inmitten einer Inselgruppe an der Südküste des Fjords Kangerluarsorujuk. An dessen Nordseite liegt 10 km nordöstlich Eqalugaarsuit. 19 km nördlich befindet sich der Kommunehauptort Qaqortoq.[1]
Geschichte
Saarloq wurde 1853 als Udsted gegründet.[2]
Ab 1911 war Saarloq eine eigene Gemeinde, der noch der Wohnplatz Qaarsoq angehörte. Obwohl auch Kangermiutsiaat innerhalb der Gemeindegrenze lag, wurde dieser der Gemeinde Julianehaab zugerechnet. Die Gemeinde war Teil des 4. Landesratswahlkreises Südgrönlands.[3]
1919 wohnten 85 Menschen in Saarloq, die in 16 Wohnhäusern lebten. Die Wohnung des Udstedsverwalters stammte aus dem Gründungsjahr und war vergleichsweise klein mit nur einem Wohnraum. Ebenfalls 1853 wurde das Speckhaus gebaut, das knapp 50 m² groß war und im Dachgeschoss einen Proviantraum hatte. Es gab eine knapp 40 m² große Fassbinderei, die 1897 gebaut wurde und einen Laden im Dachgeschoss hatte. Alle drei Gebäude waren aus Stein. Zudem gab es ein Pulverhaus in Saarloq. Die Schulkapelle maß rund 50 m² und aus Holz und war mit einem ungelernten Katecheten besetzt. Zudem war eine Hebamme im Ort tätig. Außerdem gab es in Saarloq ein für damalige Zeiten untypisches Versammlungshaus, dass als Fachwerkbau mit Torfmauern gebaut worden war. Alle Gebäude wurden als schlecht gebaut beschrieben. Unter den Bewohnern waren 15 Jäger und vier Fischer, die hauptsächlich von der Robbenjagd lebten.
1928 wurde ein neuer Laden gebaut und später erhielt Saarloq einige Fischhäuser. 1950 lebten bereits 114 Menschen in Saarloq und 1960 war die Zahl auf 185 angestiegen. Von da an ging sie zurück und lag 1970 bei 164 Personen.[2]
Wirtschaft
Saarloq lebt wie viele grönländische Dörfer von der Jagd. In der Umgebung werden Robben, Wale, Wasservögel und Fische gefangen. Bis in die 1990er Jahre hatte Saarloq eine Fischverarbeitungsfabrik, aber durch die starke Abwanderung musste diese geschlossen werden, sodass die Verarbeitung nun in Eqalugaarsuit und Qaqortoq erfolgt.[4]
Infrastruktur und Versorgung
Saarloq hat zwar einen Kai, aber das Flachwasser erschwert die Benutzung. Über den Heliport Saarloq kann der Ort zudem aus der Luft angesteuert werden. Im Ort existieren keine Straßen.[4]
Pilersuisoq hat eine Filiale in Saarloq, die den Ort mit Waren versorgt. Nukissiorfiit versorgt Saarloq über ein von 2007 bis 2010 renoviertes Kraftwerk inkl. Stromleitungen mit Strom und über eine Meerwasserentsalzungsanlage mit Trinkwasser. Müll wird auf einer Deponie gelagert. Eine Müllverbrennungsanlage wurde angeschafft, konnte aber nicht installiert werden, sodass sie nun als Reserve für die anderen Orte in der Umgebung fungiert. Eine Rampe zur Müllentsorgung ist ebenfalls renovierungsbedürftig.[4]
Bebauung
Saarloq hatte 2016 29 Häuser, wovon 4 leer standen. Vier Gebäude sind geschützt, darunter ein altes Gebäude, das Pilersuisoq gehört, aber ungenutzt ist, wobei überlegt wurde dort ein Museum einzurichten.
Es gibt eine Kirche mit 2003 erneuertem Friedhof. Die Schule in Saarloq ist mangels Schülern geschlossen. Weiterhin existieren zwei renovierungsbedürftige Spielplätze. Eine Werkstatt wurde 2010 bei einem Sturm zerstört. Für die hohe Zahl an Alten im Dorf wurde ein kleines Altenheim eröffnet.[4]
Söhne und Töchter
- Frederik Nielsen (1880–?), Handelsverwalter und Landesrat
- Hans Motzfeldt (1881–1921), Katechet und Landesrat
- Johan Kleist (1927–1995), Chorleiter
- Hendrik Nielsen (* 1942), Politiker (Siumut)
Bevölkerungsentwicklung
Saarloq ist das drittkleinste Dorf Grönlands und das zweitkleinste der Kommune nach Qassimiut. Die Einwohnerzahl hat sich in den letzten 40 Jahren gefünftelt, womit Saarloq auch nach Qassimiut die Siedlung ist, die seit 1977 den zweitgrößten Bevölkerungsschwund zu verzeichnen hat. Der größte Teil der Bevölkerung schwand in den letzten 20 Jahren.[5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Karte mit allen offiziellen Ortsnamen bestätigt vom Oqaasileriffik, bereitgestellt von Asiaq
- ↑ a b Jens Christian Madsen: Udsteder og bopladser i Grønland 1901–2000. Atuagkat, 2009, ISBN 978-87-90133-76-4, S. 37 f.
- ↑ A. Bertelsen, O. B. Bøggild, H. Bryder, R. Hammer, J. Krogh, H. Ostermann, Morten P. Porsild, K. Rasmussen, K. Stephensen: Grønland i tohundredeaaret for Hans Egedes landig. In: G. C. Amdrup, Louis Bobé, Ad. S. Jensen, H. P. Steensby (Hrsg.): Meddelelser om Grønland. Band 61. C. A. Reitzel Boghandel, Kopenhagen 1921, S. 509 f. ([1]).
- ↑ a b c d Saarloq bei kujalleq-kp17.cowi.webhouse.dk
- ↑ Einwohnerzahl Saarloq 1977–2019 bei bank.stat.gl