Zum Inhalt springen

Erweiterte Verhörtechniken und Camillo Renato: Unterschied zwischen den Seiten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Unterschied zwischen Seiten)
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
Cheyron (Diskussion | Beiträge)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Camillo Renato''' (latinisiert: ''Camillius Siculus''; * um [[1500]] in [[Palermo]]; † [[1575]] in [[Caspano]] bei [[Traona]], [[Veltlin]]) war ein Franziskaner, katholischer Theologe, später evangelischer Lehrer und [[Antitrinitarier|antitrinitarischer]] [[Täufer]] aus [[Italien]], der vorwiegend im Veltlin wirkte.
Unter dem Begriff ''Enhanced interrogation techniques'', kurz EIT, auch ''Enhanced interrogation'', auf Deutsch '''Erweiterte Verhörtechniken''' oder '''Erweiterte Verhörmethoden''', bezeichnete der US-[[Auslandsgeheimdienst]] [[CIA]] offiziell bestimmte Zwangsmethoden zum Verhören von Terrorverdächtigen. Die [[Kabinett George W. Bush|Regierung von George W. Bush]] hatte die CIA während des [[Krieg gegen den Terror|Krieges gegen den Terror]] zur Verwendung der Methoden autorisiert. Sie wurden weithin als [[Folter]] eingestuft, zu ihnen gehörten [[Schlafentzug]] und [[Waterboarding]]. Der Begriff wird gemeinhin als [[Euphemismus]] verstanden.


== Leben und Werk ==
Die erste Person, bei der die „erweiterten Verhörmethoden“ angewendet wurden, war der Palästinenser [[Abu Subaida]].<ref>[[Christiane Meier]]: [https://www.tagesschau.de/ausland/usa-folter-menschenrechte-101.html ''Gefoltert, eingesperrt, fast vergessen''], in: [[Tagesschau (ARD)|Tagesschau]] vom 10. Dez. 2019, abgerufen am 15. März 2020</ref> Im Dezember 2014 wurde im Rahmen der Veröffentlichung des [[Committee Study of the Central Intelligence Agency’s Detention and Interrogation Program|CIA-Folterberichts]] unter anderem publik, dass die „erweiterten Verhörmethoden“ bei mindestens 39 Gefangenen angewandt worden seien und dass sie kaum Erkenntnisse geliefert hätten.<ref>[https://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-12/central-intelligence-agency-folter-bericht-veroeffentlicht ''Bericht enthüllt brutale Foltermethoden der CIA''], in: [[Zeit online]] vom 9. Dez. 2014, abgerufen am 8. März 2020</ref> Dass es zu dieser Veröffentlichung kam, ist maßgeblich auf die mehrjährigen Bemühungen der US-Senatorin [[Dianne Feinstein]] und ihres Mitarbeiters [[Daniel J. Jones]] zurückzuführen. Von der Geschichte dieser Enthüllung erzählt auch der US-Spielfilm ''[[The Report]]'' (2019).
Renato wurde um 1500 unter dem Namen ''Paolo Ricci'' in Palermo geboren und war auch unter dem ''Lisia(s) Fileno'' oder ''Fileno Lunardi'' bekannt. Er trat als junger Mann den [[Franziskanische Orden|Franziskanern]] bei und studierte Theologie in [[Padua]], [[Venedig]] und [[Ferrara]], wo er sich mit [[Celio Secondo Curione]] befreundet hatte. Um 1525 wurde er von der Nunziatur von Altobello Averoldi verhört und freigesprochen. Nach 1530 kam er in Kontakt mit [[Reformation|reformatorischen]] Ideen und nahm an reformatorischen Treffen in [[Neapel]] teil. Später wechselte er mehrfach seine Wohnorte, so siedelte er unter anderem in Padua, Venedig, [[Modena]] und 1538 schließlich in [[Bologna]]. Er argumentierte schriftstellerisch für reformatorische Positionen. Im Jahr 1540 wurde er in Ferrara von der katholischen [[Inquisition]] unter dem Vorwurf der lutherischen [[Häresie]] inhaftiert, zu lebenslanger Haft verurteilt und zum Abschwören seiner reformatorischen Anschauungen gezwungen.


1542 konnte er aus dem Gefängnis fliehen; zusammen mit Celio Secondo Curione verließ er 1542 Italien und übersiedelte in das damals [[Graubünden|graubündische]] [[Veltlin]]. In Caspano, [[Traona]] und [[Vicosoprano]] war er als Lehrer tätig. In der Zeit vor 1545 nahm er den Namen Camillo Renato an, was ein Ausdruck seines theologischen Bruchs mit der [[Kindertaufe]] und auch ein Hinweis auf seine Förderin und Befreierin [[Renata von Ferrara]] gewesen sein könnte.
== Geschichte ==
Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 beschloss der US-Senat wenige Tage später das Gesetz zum Einsatz militärischer Gewalt ([[Authorization for Use of Military Force Against Terrorists]], kurz AUMF), auch um künftige Terroranschläge gegen die USA zu verhindern. Es stattete den Präsidenten [[George W. Bush]] mit weitreichenden Befugnissen zur Terrorbekämpfung aus. Auf der Grundlage des Gesetzes übertrug er auch der CIA eine breite Autorisierung zur Verfolgung terrorverdächtiger Personen. Die CIA begann dazu mit dem geheimen [[Detention and Interrogation Program]], in dem sie von Personen, die im Rahmen von AUMF in US-Gewahrsam gekommen waren, Informationen erhalten wollte. Als Mittel für diesen Informationsgewinn sollten der CIA die erweiterten Verhörmethoden dienen, welche bei sogenannten ''High value detainees'' anwendbar wären, d. h. Gefangenen mit „strafbarem“ Wissen über bevorstehende Terrorangriffe.<ref>Daugherty Miles 2016, S. 1, 3</ref>


Ab 1547 verbreitete er in [[Chiavenna]] in der dortigen reformierten Gemeinde bald täuferische und antitrinitarische Ideen, über die er unter anderem mit [[Heinrich Bullinger]] in Konflikt geriet. Der Aufforderung 1547 auf einer reformierten Synode zu erscheinen, um den Dissens auszuräumen, kam Renato nicht nach. Auch dem vom evangelischen Pfarrer [[Agostino Mainardi]] in Chiavenna vorgelegten reformierten Glaubensbekenntnis verweigerte Renato seine Unterschrift. Als Folge wurde er 1550 aus der reformierten Kirche exkommuniziert. Bereits 1551, ein Jahr später, unterschrieb Renato ein solches Bekenntnis und schwor somit seinen täuferisch-antitrinitarischen Anschauungen, die beispielsweise die Trinität und die Sakramente betrafen, ab, vermutlich um einer Ausweisung zu entgehen.<ref>Lukas Vischer: ''Die Abendmahlsschwierigkeiten in Chiavenna.'' Artikel in Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur 1956, Heft 8–9, S. 269–278</ref><ref>Jan-Andrea Bernhard: ''Briefe an Heinrich Bullinger im Blick auf Entstehung, Abfassung und Rezeption der »Confessio Raetica« (1552/53)'', Zwingliana 40, Zürich 2013, S. 37–71, {{ISSN|0254-4407}}</ref>
Daraufhin wies CIA-Direktor [[George Tenet]] seine Anwälte und hochrangigen Beamten an, neue, erweiterte Verhörmethoden zu konzipieren, die härter sind als die bis dahin bei der CIA üblichen Standard-Verhörtechniken (''Standard Interrogation Techniques''). In einem Entwurfsdokument schrieben jene Anwälte daraufhin, dass die CIA den Einsatz von [[Folter]] in Fällen rechtfertigen könne, in denen unmittelbar bevorstehende, signifikante, körperliche Gefahr für Personen bestehe und es keine anderen Mittel gebe, um die Gefahr abzuwenden. Ausgehend von Überlegungen der Anwälte und Beamten bat Tenet im Januar 2002 in einem Brief an US-Präsident [[George W. Bush]] darum, die CIA von den Bestimmungen der [[Genfer Konventionen]] auszunehmen, welche den Einsatz von Folter verbieten. Als Begründung führte er an, dass die Anwendung jener Konventionen die Fähigkeit der CIA behindern würde, im Gefahrenfalle Informationen zu erlangen, mit denen die Leben von US-Amerikanern gerettet werden können.<ref name="salon">[[Joseph Hickman]], [[John Kiriakou]]: [https://www.salon.com/2017/09/04/the-road-to-torture-how-the-cias-enhanced-interrogation-techniques-became-legal-after-911/ ''The road to torture: How the CIA's "enhanced interrogation techniques” became legal after 9/11''], in: [[Salon.com]] vom 4. September 2017, abgerufen am 20. März 2020 (Auszug aus dem Buch derselben Autoren: ''The Convenient Terrorist'', Skyhorse Publishing, New York 2017, ISBN 978-1-5107-1164-8)</ref> Im Februar 2002 unterschrieb Bush dann ein [[Executive Order|Dekret]], welches bei [[al-Qaida]]- und [[Taliban]]-Mitgliedern den Folter verbietenden [[Genfer Konventionen#Gemeinsamer Artikel 3|Gemeinsamen Artikel 3]] der Genfer Konventionen außer Kraft setzte.<ref>Wilson Andrews, Alicia Parlapiano: [https://www.nytimes.com/interactive/2014/12/09/world/timeline-of-cias-secret-interrogation-program.html ''A History of the C.I.A.’s Secret Interrogation Program''], in: [[The New York Times]] vom 9. Dez. 2014, abgerufen am 21. März 2020</ref>


1552 reiste er nach [[Bergamo]], wo er verhaftet wurde. Die venezianischen Behörden gaben ihn frei trotz eines Auslieferungsgesuch von Rom, das von der Nunziatur Ludovico Beccadelli kam. Um 1570 siedelte er noch im Veltlin nach Caspano oberhalb Traona über, wo er als Lehrer wirken konnte. Schriftstellerisch trat er kaum noch in Erscheinung; eine Ausnahme bildete 1554 ein längeres Gedicht in lateinischer Sprache, in dem er sich deutlich gegen die ungerechte Verurteilung und Ermordung [[Michael Servet]]s wandte. Im Alter erblindete Renato und starb 1575 im Dorf Caspano.<ref>{{HLS|42836|Renato, Camillo|Autor= Luca Baschera}}</ref>
Am 27. März 2002 wurde der Palästinenser [[Abu Subaida]] wegen Terrorismusverdachts verhaftet. Die Tatsache, dass er zur damaligen Zeit das höchstrangige al-Qaida-Mitglied in US-Gewahrsam war, trug wesentlich zu den Bestrebungen der CIA bei, ein Vernehmungsprogramm zu entwickeln. Die CIA griff hierfür auf die Expertise der beiden [[United States Air Force|Air-Force]]-Psychologen [[John Bruce Jessen]] und [[James Elmer Mitchell]] zurück. Sie schlugen der CIA 2002 die folgende Liste mit zehn Zwangsmethoden vor, die zur Verwendung an Gefangenen dienen und hinsichtlich ihrer Härte aufsteigend geordnet anzuwenden seien:<ref name="salon" /><ref>Deutsche Übersetzungen der englischen Namen der zehn Verhörmethoden überwiegend entnommen aus: [https://www.ecchr.eu/fileadmin/Juristische_Dokumente/Schriftsatz_CIA_Folter_20150728.pdf Brief] des [[European Center for Constitutional and Human Rights]] an den Staatsanwalt beim [[Bundesgerichtshof]] Christian Ritscher, 28. Juli 2015, abgerufen am 20. März 2020, S. 4 f.</ref>
{{Mehrspaltige Liste|breite=25em|
# ''Attention Grasp'' (Plötzliches Packen am Kragen)
# ''Walling'' (Schleudern gegen eine flexible Wand)
# ''Facial Hold'' (Festhalten des Gesichts mit beiden Händen)
# ''Facial Slap'' (Schlagen mit flacher Hand ins Gesicht)
# ''Cramped Confinement'' (Einsperren auf beengtem Raum)
# ''Insect Placement'' (Platzieren von Insekten)
# ''Wall Standing'' (Dauerhaftes Stehen vor einer Wand)
# ''Stress Positioning'' (Stresspositionen)
# ''Sleep Deprivation'' ([[Schlafentzug]])
# ''[[Waterboarding]]''
}}
Die zehn vorgeschlagenen Methoden hatten Jessen und Mitchell dem [[SERE-Training]]sprogramm entnommen, in dessen Rahmen sie als Lehrer arbeiteten. In dem Programm üben militärische Personen das Verhalten bei Verhören, wenn sie sich in feindlicher Gefangenschaft befinden. Die Verhörmethoden aus dem Programm beruhen auf Praktiken, die die [[Volksrepublik China]] im [[Koreakrieg]] (1950 bis 1953) angewendet hatte, um Geständnisse zu erpressen.<ref>Thimm 2018, S. 15</ref>


== Lehre ==
Jessen und Mitchell überzeugten mit ihren Vorschlägen die Beamten in der CIA, welche die Liste an das [[Office of Legal Counsil]] schickten, eine Abteilung des [[Justizministerium der Vereinigten Staaten|US-Justizministeriums]]. Dort genehmigte der Anwalt [[John Yoo]] die Verhörmethoden mittels von ihm entworfener Memoranden und Gutachten, die auch als „Folter-Memos“ bekannt wurden, gemeinsam mit dem Staatsanwalt [[Jay Bybee]]. Danach, im August 2002, stimmte Bybee die Methoden mit dem [[United States National Security Council|Nationalen Sicherheitsrat]] ab. US-Vizepräsident [[Dick Cheney]] bestätigte später, sie mit unterschrieben zu haben.<ref name="salon" />
Renatos Bedeutung besteht vor allem in seinem Einfluss auf die theologische Entwicklung des ebenfalls aus Italien stammenden unitarischen Theologen [[Lelio Sozzini]]. Zudem stellt Renato ein Beispiel für die Verbindung von täuferischen und unitarischen Ideen dar. Für Renato besaßen zum Beispiel Abendmahl und Taufe keinen sakramentalen Charakter. Das Abendmahl fasste er als symbolhaftes Erinnerungsmahl auf, und die Taufe stellte für ihn ein individuelles Bekenntnis zum Glauben dar. Mit diesen spiritualistischen Positionen wandte er sich sowohl gegen die [[Katholizismus|katholische]] als auch gegen die [[Lutherische Kirche|lutherische]] und [[Reformierte Kirchen|reformierte]] Kirchen. Er vertrat auch den ''psicopannichilismo'', der besagt, dass die Seelen nach dem Tod (zuerst) schlafen würden.<ref>[http://www.treccani.it/enciclopedia/camillo-renato_%28Dizionario-Biografico%29/ Biographischer Eintrag zu Camillo Renato bei der Enzyklopädie Treccani]</ref>


== Werke ==
Mit den Folter-Memos wurden bestehende Gesetze neu interpretiert. Die Gutachten, so eine Studie der [[Stiftung Wissenschaft und Politik]], legten das Verbot von Folter so eng aus, „dass viele der beabsichtigten Methoden vermeintlich nicht darunter fielen“. Sie konstruierten zudem „rechtliche Schlupflöcher […], die es erlaubten, das Verbot von grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung zu umgehen“, und immunisierten „die für die Verhöre verantwortlichen Personen, von den politischen Entscheidungsträgern bis zu den Ausführenden, vor strafrechtlicher Verfolgung“.<ref>Thimm 2018, S. 14 (inkl. Zitate)</ref>
* ''Trattato del Battesimo e della Santa Cena'', 1547

* ''De injusto Serveti incendio'', 1554
== Wirkung und Beurteilung ==
Eine Jury aus Sprachwissenschaftlern schlug den Begriff ''Erweiterte Verhörmethoden'' als [[Unwort des Jahres (Deutschland)|Unwort des Jahres]] 2014 in Deutschland vor, weil er sich in der Berichterstattung „zu einem dramatisch verharmlosenden [[Terminus Technicus]] entwickelt“ habe und zur Umgehung des Wortes Folter diene. Der Ausdruck sei ein „Euphemismus, der unmenschliches Handeln, nämlich Folter, legitimieren soll.“<ref>[http://www.unwortdesjahres.net/index.php?id=112 Unwort des Jahres 2010 bis 2019], Webpräsenz von [[Unwort des Jahres (Deutschland)|Unwort des Jahres]], abgerufen am 8. März 2020</ref>

In Medien wurde auf die Ähnlichkeit des Begriffs ''Enhanced interrogation'' mit dem deutschen Begriff „[[Verschärfte Vernehmung]]“ hingewiesen, der ursprünglich aus der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Polizeisprache stammt, ebenfalls Foltermethoden bezeichnet und sich in den englischen Begriff übersetzen lässt.<ref>Andrew Sullivan: [https://www.theatlantic.com/daily-dish/archive/2007/05/-versch-auml-rfte-vernehmung/228158/ ''"Verschärfte Vernehmung"''], in: [[The Atlantic]] vom 29. Mai 2007, abgerufen am 8. März 2020</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* {{HLS|42836|Camillo Renato|Autor=Luca Baschera|Datum=2012.01-18|Zugriff=2020-03-28}}
* Michele Chwastiak: ''Torture as normal work: The Bush Administration, the Central Intelligence Agency and ‘Enhanced Interrogation Techniques’'', in: ''Organization'' Nr. 4/2015 (22. Jg.), S. 493–511
* Jan-Andrea Bernhard: ''Briefe an Heinrich Bullinger im Blick auf Entstehung, Abfassung und Rezeption der »Confessio Raetica« (1552/53).'' Zwingliana 40, Zürich 2013, S.&nbsp;37–71, {{ISSN|0254-4407}}
* Anne Daugherty Miles: ''Perspectives on Enhanced Interrogation Techniques'', Bericht des [[Congressional Research Service]] vom 8. Januar 2016 ([https://fas.org/sgp/crs/intel/R43906.pdf PDF] auf der Webpräsenz der [[Federation of American Scientists]])
* Barbara Mahlmann-Bauer: ''Protestantische Glaubensflüchtlinge in der Schweiz (1540–1580).'' In: Hartmut Laufhütte, Michael Titzmann (Hrsg.): ''Heterodoxie in der Frühen Neuzeit'' (= ''Frühe Neuzeit.'' Bd. 117). De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-1109-2869-3, S.&nbsp;119–160.
* Mark P. Denbeaux: ''How America Tortures'', Seton Hall Law School, Newark 2019
* Amy Nelson Burnett und [[Emidio Campi]]: ''A Companion to the Swiss Reformation, Brill's Companions to the Christian Tradition'', Brill, 2016, ISBN 978-9-00431-635-5, S.&nbsp;319–322.
* Larry Siems: ''The Torture Report. What the documents say about America's Post-9/11 Torture program''. OR Books, New York und London 2011, ISBN 978-1-935928-55-3
* Olaf Reese: ''Lutherische Metaphysik im Streit. Berichte von Calvos antisozinianischen Feldzügen'', Dissertation, Göttingen 2008.
* Johannes Thimm: [https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2018S16_tmm.pdf ''Vom Ausnahmezustand zum Normalzustand. Die USA im Kampf gegen den Terrorismus''], [[Stiftung Wissenschaft und Politik]], Berlin 2018, {{ISSN|1611-6372}} (SWP-Studie Nr. 16), S. 14 ff.
* Antonio Rotondò: ''Camillo Renato, Opere, documenti e testimonianze'', Sansoni & The Newberry Library, Firenze & Northern Illinois University Press, Chicago 1968, ISBN 978-0-8758-0034-9; derselbe: ''Studi e ricerche di storia ereticale italiana del Cinquecento.'' Giappichelli, Torino 1974.
* [[Silvana Seidel Menchi]]: ''[[Erasmus]] als Ketzer: Reformation und Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts'', Studies in medieval and reformation thought, Band 49, Brill 1993, ISBN 978-9-00409-474-1<ref>[https://books.google.ch/books?id=J59FbTV_U_sC&pg=PA67&hl=de&source=gbs_toc_r&cad=4#v=onepage&q&f=false digital] bei google books</ref>
* Manfred E. Welti: ''Kleine Geschichte der italienischen Reformation'' (= ''Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte.'' Bd.&nbsp;193). Mohn, Gütersloh 1985, ISBN 3-579-01663-6, S.&nbsp;31–105 ({{Google Buch|BuchID=oYNmAAAAMAAJ|Seite=PA31|Linktext=Digitalisat}}).

== Weblinks ==
* [http://unitariens.eklablog.com/renato-camillo-a119092330 Didier Le Roux: ''Renato Camillo.'' Unitarier Eklablog, 23. Oktober 2015 (in französisch)]
* [http://www.treccani.it/enciclopedia/camillo-renato_%28Dizionario-Biografico%29/ Biographischer Eintrag zu Camillo Renato bei der italienischen Enzyklopädie Treccani]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=1089471858|LCCN=no/2002/80719|VIAF=24729336}}
[[Kategorie:Folter]]

[[Kategorie:Krieg gegen den Terror]]
{{SORTIERUNG:Renato, Camillo}}
[[Kategorie:Pädagoge]]
[[Kategorie:Reformator]]
[[Kategorie:Person (Täuferbewegung)]]
[[Kategorie:Person (Unitarismus)]]
[[Kategorie:Protestantismus in Italien]]
[[Kategorie:Sachbuchautor (Theologie)]]
[[Kategorie:Sachliteratur (Theologie)]]
[[Kategorie:Katholischer Theologe (16. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Unitarischer Theologe (16. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Franziskaner]]
[[Kategorie:Exkommunizierte Person]]
[[Kategorie:Antitrinitarier]]
[[Kategorie:Historische Person (Italien)]]
[[Kategorie:Geboren im 16. Jahrhundert]]
[[Kategorie:Gestorben 1575]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Renato, Camillo
|ALTERNATIVNAMEN=Sicilus, Camillius (latinisiert); Ricci, Paolo (Geburtsname); Fileno, Lisia; Fileneo, Lisias; Fileno Lunardi
|KURZBESCHREIBUNG=antitrinitarischer Täufer, Theologe und Lehrer
|GEBURTSDATUM=um 1500
|GEBURTSORT=[[Palermo]]
|STERBEDATUM=1575
|STERBEORT=Caspano, [[Traona]]
}}

Version vom 28. März 2020, 10:21 Uhr

Camillo Renato (latinisiert: Camillius Siculus; * um 1500 in Palermo; † 1575 in Caspano bei Traona, Veltlin) war ein Franziskaner, katholischer Theologe, später evangelischer Lehrer und antitrinitarischer Täufer aus Italien, der vorwiegend im Veltlin wirkte.

Leben und Werk

Renato wurde um 1500 unter dem Namen Paolo Ricci in Palermo geboren und war auch unter dem Lisia(s) Fileno oder Fileno Lunardi bekannt. Er trat als junger Mann den Franziskanern bei und studierte Theologie in Padua, Venedig und Ferrara, wo er sich mit Celio Secondo Curione befreundet hatte. Um 1525 wurde er von der Nunziatur von Altobello Averoldi verhört und freigesprochen. Nach 1530 kam er in Kontakt mit reformatorischen Ideen und nahm an reformatorischen Treffen in Neapel teil. Später wechselte er mehrfach seine Wohnorte, so siedelte er unter anderem in Padua, Venedig, Modena und 1538 schließlich in Bologna. Er argumentierte schriftstellerisch für reformatorische Positionen. Im Jahr 1540 wurde er in Ferrara von der katholischen Inquisition unter dem Vorwurf der lutherischen Häresie inhaftiert, zu lebenslanger Haft verurteilt und zum Abschwören seiner reformatorischen Anschauungen gezwungen.

1542 konnte er aus dem Gefängnis fliehen; zusammen mit Celio Secondo Curione verließ er 1542 Italien und übersiedelte in das damals graubündische Veltlin. In Caspano, Traona und Vicosoprano war er als Lehrer tätig. In der Zeit vor 1545 nahm er den Namen Camillo Renato an, was ein Ausdruck seines theologischen Bruchs mit der Kindertaufe und auch ein Hinweis auf seine Förderin und Befreierin Renata von Ferrara gewesen sein könnte.

Ab 1547 verbreitete er in Chiavenna in der dortigen reformierten Gemeinde bald täuferische und antitrinitarische Ideen, über die er unter anderem mit Heinrich Bullinger in Konflikt geriet. Der Aufforderung 1547 auf einer reformierten Synode zu erscheinen, um den Dissens auszuräumen, kam Renato nicht nach. Auch dem vom evangelischen Pfarrer Agostino Mainardi in Chiavenna vorgelegten reformierten Glaubensbekenntnis verweigerte Renato seine Unterschrift. Als Folge wurde er 1550 aus der reformierten Kirche exkommuniziert. Bereits 1551, ein Jahr später, unterschrieb Renato ein solches Bekenntnis und schwor somit seinen täuferisch-antitrinitarischen Anschauungen, die beispielsweise die Trinität und die Sakramente betrafen, ab, vermutlich um einer Ausweisung zu entgehen.[1][2]

1552 reiste er nach Bergamo, wo er verhaftet wurde. Die venezianischen Behörden gaben ihn frei trotz eines Auslieferungsgesuch von Rom, das von der Nunziatur Ludovico Beccadelli kam. Um 1570 siedelte er noch im Veltlin nach Caspano oberhalb Traona über, wo er als Lehrer wirken konnte. Schriftstellerisch trat er kaum noch in Erscheinung; eine Ausnahme bildete 1554 ein längeres Gedicht in lateinischer Sprache, in dem er sich deutlich gegen die ungerechte Verurteilung und Ermordung Michael Servets wandte. Im Alter erblindete Renato und starb 1575 im Dorf Caspano.[3]

Lehre

Renatos Bedeutung besteht vor allem in seinem Einfluss auf die theologische Entwicklung des ebenfalls aus Italien stammenden unitarischen Theologen Lelio Sozzini. Zudem stellt Renato ein Beispiel für die Verbindung von täuferischen und unitarischen Ideen dar. Für Renato besaßen zum Beispiel Abendmahl und Taufe keinen sakramentalen Charakter. Das Abendmahl fasste er als symbolhaftes Erinnerungsmahl auf, und die Taufe stellte für ihn ein individuelles Bekenntnis zum Glauben dar. Mit diesen spiritualistischen Positionen wandte er sich sowohl gegen die katholische als auch gegen die lutherische und reformierte Kirchen. Er vertrat auch den psicopannichilismo, der besagt, dass die Seelen nach dem Tod (zuerst) schlafen würden.[4]

Werke

  • Trattato del Battesimo e della Santa Cena, 1547
  • De injusto Serveti incendio, 1554

Literatur

  • Luca Baschera: Camillo Renato. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2012.01-18, abgerufen am 28. März 2020.
  • Jan-Andrea Bernhard: Briefe an Heinrich Bullinger im Blick auf Entstehung, Abfassung und Rezeption der »Confessio Raetica« (1552/53). Zwingliana 40, Zürich 2013, S. 37–71, ISSN 0254-4407
  • Barbara Mahlmann-Bauer: Protestantische Glaubensflüchtlinge in der Schweiz (1540–1580). In: Hartmut Laufhütte, Michael Titzmann (Hrsg.): Heterodoxie in der Frühen Neuzeit (= Frühe Neuzeit. Bd. 117). De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 978-3-1109-2869-3, S. 119–160.
  • Amy Nelson Burnett und Emidio Campi: A Companion to the Swiss Reformation, Brill's Companions to the Christian Tradition, Brill, 2016, ISBN 978-9-00431-635-5, S. 319–322.
  • Olaf Reese: Lutherische Metaphysik im Streit. Berichte von Calvos antisozinianischen Feldzügen, Dissertation, Göttingen 2008.
  • Antonio Rotondò: Camillo Renato, Opere, documenti e testimonianze, Sansoni & The Newberry Library, Firenze & Northern Illinois University Press, Chicago 1968, ISBN 978-0-8758-0034-9; derselbe: Studi e ricerche di storia ereticale italiana del Cinquecento. Giappichelli, Torino 1974.
  • Silvana Seidel Menchi: Erasmus als Ketzer: Reformation und Inquisition im Italien des 16. Jahrhunderts, Studies in medieval and reformation thought, Band 49, Brill 1993, ISBN 978-9-00409-474-1[5]
  • Manfred E. Welti: Kleine Geschichte der italienischen Reformation (= Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte. Bd. 193). Mohn, Gütersloh 1985, ISBN 3-579-01663-6, S. 31–105 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Lukas Vischer: Die Abendmahlsschwierigkeiten in Chiavenna. Artikel in Bündner Monatsblatt, Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur 1956, Heft 8–9, S. 269–278
  2. Jan-Andrea Bernhard: Briefe an Heinrich Bullinger im Blick auf Entstehung, Abfassung und Rezeption der »Confessio Raetica« (1552/53), Zwingliana 40, Zürich 2013, S. 37–71, ISSN 0254-4407
  3. Luca Baschera: Renato, Camillo. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  4. Biographischer Eintrag zu Camillo Renato bei der Enzyklopädie Treccani
  5. digital bei google books