Der Vorleser und Schnellstraßenbahn: Unterschied zwischen den Seiten
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[[Bild:Australiantram.jpg|thumb|Straßenbahn in [[Melbourne]]]] |
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{{Begriffsklärungshinweis|Dieser Artikel behandelt den Roman ''Der Vorleser''. Ein Artikel zur gleichnamigen Verfilmung befindet sich unter [[Der Vorleser (Film)]].}} |
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[[Bild:Pesa.120n-2.jpg|thumb|[[PESA]] Straßenbahn in [[Warschau]]]] |
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[[Bild:Zg_tram1-2.jpg|thumb|[[CROTRAM]] [[TMK 2200]] in [[Zagreb]]]] |
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[[Bild:1 in Zwötzen.JPG|thumb|Straßenbahn in [[Gera]]]] |
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[[Bild:Tatra-strassenbahn-7252_praha-2005-05-16.jpg|thumb|[[Tatra (Straßenbahn)|Tatra-Straßenbahn]] in [[Prag]]]] |
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[[Bild:MetroRail houston TX.jpg|thumb|''MetroRail'' in [[Houston]]]] |
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[[Bild:Mh mib wagen 6.jpeg|thumb|Bem 4/4 Nummer 6 der [[Meiringen-Innertkirchen-Bahn]] (MIB)]] |
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Die '''Straßenbahn''' ist ein [[Bahn (Verkehr)|schienengebundenes]], fast immer elektrisch betriebenes Transportmittel im Öffentlichen Personennahverkehr ([[ÖPNV]], [[Stadtverkehr]] einschließlich Vorortverkehr), welches den speziellen Bedingungen des [[Straßenverkehr]]s angepasst ist. Andere Bezeichnungen sind: ''Elektrische'', ''die '''Trambahn''''' (engl.: tramway), ''das '''Tram''''' (v. a. gebräuchlich in der [[Schweiz]]), ''die Tram'' (restlicher deutscher Sprachraum), ''[[Trolley]]'' (am. englische Bezeichnung) und auch – z. T. umgangssprachlich – ''Bim''. In Deutschland wird die Straßenbahn oft mit ''Strab'' oder ''Straba'' abgekürzt. |
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[[Datei:Der Vorleser - detebe 22953 1997.jpg|mini|Taschenbuchausgabe von 1997 mit dem Gemälde ''Nollendorfplatz'' von [[Ernst Ludwig Kirchner]]]] |
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Sie fuhr ursprünglich als [[Stadt|innerstädtisches]] Verkehrsmittel auf in der [[Straße]] verlegten [[Gleis]]en, wurde aber in verschiedener Weise weiterentwickelt. |
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'''Der Vorleser''' ist ein [[Roman]] des [[Deutschland|deutschen]] Schriftstellers [[Bernhard Schlink]] aus dem Jahr 1995. |
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Die Verlegung von Strecken auf eigene Bahnkörper oder in [[Tunnel]] erhöhte die Reisegeschwindigkeit, derart modifizierte Straßenbahnen werden häufig auch als [[Stadtbahn]]en bezeichnet, besonders wenn Tunnelstrecken einbezogen sind (U-Straßenbahn), die Unterscheidung ist jedoch fließend. |
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[[Überlandstraßenbahn]]en und daraus entstandene (teilweise auch Eisenbahnstrecken benutzende) [[Regionalstadtbahn]]en verkehren außerhalb geschlossener Ortschaften, verbinden [[Vorort]]e mit Stadtzentren, erschließen das Umland der Städte oder verbinden Städte miteinander. |
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Beispiele hierfür sind [[Bonn]], [[Hannover]], [[Karlsruhe]], [[Saarbahn|Saarbrücken]], [[Stadtbahn Chemnitz|Chemnitz]], [[RegioTram Kassel|Kassel]] oder [[Hallesche Verkehrs-AG|Halle]]. |
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Im Raum Karlsruhe wird ein erweitertes Straßenbahnsystem auch als [[S-Bahn]] bezeichnet. |
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== Gesetzliche Bestimmungen == |
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Im Vordergrund des dreiteiligen Romans steht anfangs die ungleiche [[Erotik|erotische]] Beziehung des [[Ich-Erzähler]]s Michael Berg zu der 21 Jahre älteren Hanna Schmitz. Im weiteren Verlauf konzentriert sich die Darstellung des Erzählers, der offensichtlich in seinem Rückblick die Sichtweise des [[Jurist]]en und Autors Schlink teilt, zunehmend auf [[Ethik|ethische]] Fragen und den Umgang mit den [[Täter]]n des [[Holocaust]] in der Bundesrepublik der 1960er Jahre. |
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=== Deutschland === |
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Das Buch wurde in 40 Sprachen übersetzt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.digitalvd.de/entertainment/drehstarts/drehstart-fur-der-vorleser/ |wayback=20130224064940 |text=Archivierte Kopie |archiv-bot=2019-03-12 16:34:41 InternetArchiveBot }}</ref><ref>http://sezonoj.ru/2013/08/la-legisto-de-bernhard-schlink-en-esperanto/</ref> In den [[Vereinigte Staaten|USA]] erschien es 1997 unter dem Titel ''The Reader'' und wurde zu einem [[Bestseller]]. |
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[[Bild:ULF.jpg|thumb|Straßenbahn in [[Wien]]<br />Typ [[Ultra Low Floor]]]] |
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== Handlung == |
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[[Bild:VBZ BE 4 6 Tram 2000.JPG|thumb|Ein Tram der Stadt [[Zürich]] Typ ''Tram 2000'']] |
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Die Handlung des Roman lol ''Der Vorleser'' ist in drei Teile gegliedert und schildert in überwiegend chronologischen [[Rückblende]]n aus der Erzählgegenwart der 1990er Jahre die Erlebnisse des Ich-Erzählers (Michael Berg). |
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[[Bild:2005_zurich_tram_cobra.jpg|thumb|Cobra-Tram [[VBZ Be 5/6]] vor dem Hauptgebäude der [[ETH Zürich]]]] |
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Straßenbahnen werden in Deutschland nach der [[Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen]] (BOStrab) betrieben, sie unterscheiden sich damit von den [[Eisenbahn]]en, die der [[Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung]] (EBO) unterliegen. Diese Trennung orientiert sich an den unterschiedlichen Betriebsanforderungen an Straßenbahnen, die üblicherweise am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen und zum Beispiel auf Sicht fahren sowie [[Fahrtrichtungsanzeiger]] (Blinker) besitzen müssen, und an Eisenbahnen, die mit höheren Geschwindigkeiten vor allem auf besonderem Bahnkörper, durch Signale gesteuert und getrennt, verkehren. Mischbetrieb mit Straßenbahnfahrzeugen auf Eisenbahnstrecken und umgekehrt erfordert die Einhaltung beider Verordnungen, wenn nicht von den Aufsichtsbehörden Sondergenehmigungen erteilt werden. Derartige Bahnen werden meist als [[Stadtbahn]] bezeichnet. |
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=== Erster Teil === |
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Der erste Teil beginnt mit der Erkrankung des fünfzehnjährigen Schülers Michael Berg an [[Gelbsucht]]<!-- nicht Scharlach! hier geht es um das Buch, nicht um den Film -->. Als er sich in einem Hauseingang übergeben muss, kommt ihm eine Frau zu Hilfe, die später als die 36 Jahre alte [[Straßenbahn]][[Schaffner (Beruf)|schaffnerin]] Hanna Schmitz vorgestellt wird. |
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=== Österreich === |
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Nach seiner Genesung sucht Michael Hanna zu Hause auf, um sich bei ihr zu bedanken. Als sie sich vor ihm umzieht und seine sexuelle Erregung bemerkt, läuft er davon. Bei einem weiteren Besuch kommt es zum Liebesakt und damit zum Beginn der ungleichen Beziehung, mit der sich der erste Teil des Romans befasst. |
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In Österreich hingegen sind Straßenbahnen Eisenbahnen im Sinne des ''Eisenbahngesetzes 1957''. Die näheren Bestimmungen über Betrieb, Anlagen, Fahrzeuge, Signale und dergleichen sind in der vom Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr (jetzt: [[Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie|Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie]]) auf Grund von § 19 Abs. 4 des Eisenbahngesetzes erlassenen ''Straßenbahnverordnung 1999'' geregelt. |
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Michael beschließt, wieder zur Schule zu gehen. Um Zeit mit Hanna zu verbringen, schwänzt er einzelne Stunden. Als sie davon erfährt, stellt sie als Bedingung für weitere Treffen, dass er sich für die Schule engagiert. Das Baden und der anschließende Liebesakt werden ebenso zum [[Ritual]] wie Michaels Vorlesen, zunächst aus den im Unterricht behandelten und später auch aus eigens dafür ausgesuchten Büchern. Es kommt zu Konflikten zwischen den beiden, die für Michael oft unerklärlich sind, für die er aber die Schuld auf sich nimmt, um der strafenden Zurückweisung Hannas zu entgehen. |
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=== Schweiz === |
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Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs lernt Michael die gleichaltrige Sophie kennen, die er mit Hanna vergleicht. Er verbringt mehr Zeit mit seinen Mitschülern, so dass sein Leben nicht mehr ausschließlich um Hanna kreist. Je intensiver die Beziehung zu Sophie und seinen Klassenkameraden wird, desto mehr hat Michael das Gefühl, Hanna zu verraten. Als diese überraschend im Schwimmbad erscheint und ihn mit einer Gruppe Gleichaltriger beobachtet, reagiert Michael zu spät, und Hanna verschwindet. Als er sie am nächsten Tag in ihrer Wohnung und auf ihrer Arbeitsstelle sucht, erfährt er, dass Hanna nach Hamburg gegangen ist, kurz nachdem sie ein Angebot zur Beförderung erhalten hat. |
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In der Schweiz werden Straßenbahnen in Art. 2 des ''Eisenbahngesetzes'' (EBG) als Nebenbahnen definiert. Gesetzliche Regelungen, welche Straßenbahnen betreffen, finden sich auf Bundesebene unter anderem in der ''Verordnung über Bau und Betrieb der Eisenbahnen'' (Eisenbahnverordnung, EBV), in der ''Signalisationsverordnung'' (SSV) sowie in Art. 48 ''Regeln für Strassenbahnen'' des ''Strassenverkehrsgesetzes'' (SVG), in dem festgehalten ist: „Die Verkehrsregeln dieses Gesetzes gelten auch für Eisenbahnfahrzeuge auf Strassen, soweit dies mit Rücksicht auf die Besonderheiten dieser Fahrzeuge, ihres Betriebes und der Bahnanlagen möglich ist.“ |
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Aus dem im zweiten Teil genannten Geburtsdatum von Hanna Schmitz (21. Oktober 1922) lässt sich schließen, dass der erste Teil in den Jahren 1958/59 spielt und dass Michael Berg im Juli 1943 geboren wurde. |
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Dazu kommen kantonale Regelungen, etwa in [[Kanton Basel-Stadt|Basel-Stadt]] der ''Grossratsbeschluss betreffend Vereinbarung mit dem Kanton Basel-Landschaft vom 26. Januar 1982 über die Basler Verkehrsbetriebe und die BLT Baselland Transport AG.'' |
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=== Zweiter Teil === |
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Sieben Jahre später. Michael studiert [[Rechtswissenschaft|Jura]] an der Universität und besucht mit [[Kommilitone]]n einen [[Kriegsverbrecherprozess]] gegen [[SS-Gefolge|Wärterinnen]] eines [[Liste der Außenlager des KZ Auschwitz I (Stammlager)|Außenlagers]] in [[KZ Auschwitz|Auschwitz]]. Ihnen wird vorgeworfen, bei einem [[Todesmarsch]] gegen Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] Gefangene in eine Kirche gesperrt und sie nach einem Bombenangriff dort verbrennen lassen zu haben. Zu Michaels Überraschung ist unter den Angeklagten auch Hanna Schmitz. Er verfolgt den Prozess nun mit wachsender Anteilnahme und versäumt keinen Verhandlungstag. Hanna wird neben dem Flammentod der Frauen in der Kirche auch angelastet, an Selektionen von [[NS-Zwangsarbeit|Zwangsarbeiterinnen]] des Außenlagers beteiligt gewesen zu sein; jeweils die Schwächsten seien in die [[Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz|Gaskammern von Auschwitz]] und damit in den sicheren Tod geschickt worden. |
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== Technik == |
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Im Prozess sagt auch eine [[Jude|Jüdin]] aus, die zusammen mit ihrer Mutter als einzige den Kirchenbrand überlebt hat. Sie erinnert sich, dass Hanna [[KZ-Häftling]]e begünstigt habe, die ihr vorgelesen hätten. Mit Sorge beobachtet Michael, wie sowohl Hanna selbst als auch ihr Verteidiger sie zunehmend als Hauptschuldige erscheinen lassen. Sie ist auch die einzige, die die Taten nicht abstreitet. Die Mitangeklagten hingegen beschuldigen Hanna als [[Rädelsführer]]in, die einen gefälschten Bericht über den Kirchenbrand verfasst habe, der andere belaste. Als der Richter einen [[Schriftvergleichung|Schriftvergleich]] anordnen will, gibt Hanna vor, den Bericht geschrieben zu haben. |
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Erst jetzt kommt Michael, angesichts seiner früheren Erlebnisse mit Hanna, zu dem Schluss, dass sie weder lesen noch schreiben kann. Dies bringt ihn in einen inneren Konflikt: Er weiß, dass Hanna das Gestandene nicht getan haben kann, ist sich aber nicht sicher, ob und wie er in den Prozess eingreifen soll. Schließlich fragt er seinen Vater, einen Philosophieprofessor, um Rat. Dieser warnt Michael davor, die Würde der Angeklagten zu verletzen, sollte er hinter ihrem Rücken den Richter über ihren [[Analphabetismus]] informieren, und rät ihm, lieber mit ihr selbst zu sprechen. |
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Michael scheut sich aber vor einer Begegnung mit Hanna. Stattdessen besichtigt er das [[KZ Natzweiler-Struthof]]. Beim [[Autostop|Trampen]] wird er von einem ehemaligen [[Wehrmacht]]soffizier mitgenommen, der meint, die Täter des Holocaust hätten nur ihre Arbeit getan und seien ohne böse Absicht schlicht gleichgültig gegenüber dem Schicksal ihrer Opfer gewesen. Als Michael ihn fragt, ob er selbst an solchen Morden beteiligt gewesen sei, verweist er ihn des Wagens. |
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=== Fahrzeugkonstruktion === |
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Schließlich entscheidet sich Michael gegen ein Eingreifen, und am Ende des Prozesses wird Hanna als Hauptschuldige zu einer [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslangen Freiheitsstrafe]] verurteilt, ihre Mitangeklagten dagegen erhalten kürzere Haftstrafen. |
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Trotz der Distanz zwischen Michael und Hanna ist offenbar geworden, dass seine Jugenderlebnisse mit ihr noch stark nachwirken. Als besonders belastend empfindet er erotische Fantasien, in denen an die Stelle der Geliebten aus seiner Erinnerung die KZ-Wärterin tritt. |
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[[Bild:combinobp.jpg|thumb|Combino Supra Budapest NF12B und Straßenbahn vom Typ UV in [[Budapest]]]] |
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=== Dritter Teil === |
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[[Bild:TE2.jpg|thumb|Alstom Triebwagen der [[Straßenbahn Teneriffa]]]] |
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Nach dem Studium beginnt Michael Berg sein [[Referendariat]] und heiratet seine Kommilitonin Gertrud, mit der er eine Tochter hat. Später wird er Rechtshistoriker, da er sich mit Blick auf den KZ-Prozess weder die Rolle eines Verteidigers, noch die eines Staatsanwalts oder Richters vorstellen kann einzunehmen. Seine Ehe scheitert und auch weitere Beziehungen zu Frauen erweisen sich als unerfüllt, da Michael sie mit Hanna vergleicht. Nachdem diese sieben Jahre in Haft verbracht hat, sucht er den Kontakt zu ihr. Er nimmt das Ritual des Vorlesens wieder auf und schickt ihr von ihm selbst besprochene [[Compact Cassette|Kassetten]] ins Gefängnis. Mit deren Hilfe bringt sich Hanna im Gefängnis Lesen und Schreiben bei. Sie schickt ihm Briefe, die er jedoch unbeantwortet lässt. |
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Die frühen Straßenbahnen setzten zu den elektrischen, zunächst meist zweiachsigen [[Triebwagen]] ein bis zwei angehängte [[Straßenbahn-Beiwagen|Beiwagen]] ein, auf Überlandstrecken auch mehr. Die Beiwagen waren häufig umgebaute Wagen der vormaligen Pferdebahn. Üblich waren zwei Varianten: offene Sommerwagen sowie geschlossene Wagen für den Winter. |
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Als Hannas Entlassung nach 18 Jahren näher rückt, schreibt die Gefängnisleiterin Michael einen Brief, in dem sie ihn bittet, bei Hannas gesellschaftlicher Eingliederung zu helfen. Trotz seiner [[Gewissen|Skrupel]] trifft er die nötigen Vorbereitungen und besucht sie eine Woche vor dem Entlassungstermin im Gefängnis. Dort hat er das Gefühl, einer „alten Frau“ zu begegnen. Hanna spürt seine Distanz, aber beide erzählen einander von ihren so unterschiedlichen Leben. Am Vorabend der Entlassung telefonieren sie ein letztes Mal, und Michael ist überrascht, wie jung sich Hanna anhört, als sie sich wegen seiner Planerei über ihn lustig macht. Als er sie im Gefängnis abholen will, ist Hanna tot; sie hat sich in ihrer Zelle erhängt. Die Gefängnisleiterin führt Michael in ihre Zelle, wo er von Holocaustüberlebenden geschriebene Bücher und ein Zeitungsfoto von sich als Abiturient sieht. Michael erfährt, dass Hanna lange Zeit auf ihre Erscheinung geachtet habe und unter Mitgefangenen eine Autoritätsperson gewesen sei. In den letzten Jahren habe sie sich jedoch zunehmend zurückgezogen und vernachlässigt. Die Leiterin erzählt Michael, wie wichtig seine Kassetten für sie gewesen seien, fragt aber, warum er ihr denn nie geschrieben habe. Sie übergibt ihm schließlich Hannas Erspartes und liest ihm ihr Testament vor. |
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Die Entwicklung der Fahrzeuge war geprägt durch die Wünsche der jeweiligen Straßenbahnbetriebe, denen die Hersteller mit der Fertigung von individuellen Kleinserien folgten. Die oft kleinräumigen Raumverhältnisse in den Städten erzwangen zudem auch besondere Anpassungen, aus denen heraus beispielsweise in Dresden die vorn und hinten verjüngten ''[[Hechtwagen]]'' entstanden. Die frühen Straßenbahnwagen hatten häufig Längs- oder Querbänke mit einem Mittelgang, auf dem der [[Schaffner (Eisenbahn)|Schaffner]] mit dem mancherorts in Deutschland typischen [[Galoppwechsler]] die [[Fahrgeld]]er von den [[Fahrgast (Passagier)|Fahrgästen]] eintrieb. Umstellungen des Betriebes auf einen festen Schaffnersitz führten zu den ''[[Sambawagen]]'' mit großer Aufnahmefläche im Eingangsbereich. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde erstmals bei der [[Straßenbahn Hamburg|Hamburger Straßenbahn]] vierachsige Großraumwagen mit Fahrgastfluss eingeführt. Mit der Entwicklung der längeren [[Gelenkwagen (Straßenbahn)|Gelenkwagen]] wurden die Beiwagen zunehmend verdrängt. |
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Hannas letztem Willen folgend, will Michael der Zeugin aus dem Prozess das Geld übergeben. Diese weigert sich jedoch, es selbst anzunehmen, einigt sich aber mit Michael darauf, es in Hannas Namen zur Bekämpfung des Analphabetismus einer jüdischen Organisation zu stiften. |
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In den [[1980er]]n begann die systematische Entwicklung der [[Niederflurtechnik]] sowie die Modularisierung der Fahrzeuge. Moderne Fahrzeuge werden von Herstellern wie [[Bombardier Transportation]] oder der [[Siemens AG]] in Modulbauweise hergestellt und sind an die örtlichen Gegebenheiten anpassbar ([[Normalspur]]/[[Meterspur]], Fahrzeugbreite, Türen rechts/links/beidseitig, Fahrt in [[Einrichtungsfahrzeug|eine]] oder [[Zweirichtungsfahrzeug|beide]] Richtungen, Achsanzahl, Niederfluranteil). Beispiele für derartige Fahrzeugserien sind der [[Combino]], der [[Ultra Low Floor|ULF]] und die [[Variobahn]]. |
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== Figuren == |
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{{Quellen}} |
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=== Hauptfiguren === |
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Die Handlung des Buches ist deutlich auf die Beziehung zwischen den beiden [[Protagonist]]en Michael Berg und Hanna Schmitz zugeschnitten. Sowohl die Haltung beider Personen zueinander als auch ihre Charaktere werden dabei als ambivalent und unentschieden gekennzeichnet. Alle Aussagen über Hanna und die restlichen Charaktere beruhen entweder auf Erlebnissen, Empfindungen und Reflexionen des Erzählers, oder fremden Quellen (z. B. die Erzählungen der Gefängnisdirektorin im dritten Teil) werden von dem Erzähler referiert und dabei zugleich gefiltert. Die Subjektivität der Darstellung erschwert die Antwort auf Fragen wie die, was für ein Mensch Hanna Schmitz „wirklich“, d. h. unabhängig von den Wahrnehmungen, Phantasien und Reflexionen Michaels, ist. |
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=== Antrieb === |
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Der 15-jährige Michael Berg wird als dahinträumender, durchschnittlicher Jugendlicher beschrieben, der keine besonderen Ziele verfolgt. Der Widerspruch zwischen anerzogenen moralischen Werten und erwachendem sexuellem Verlangen beherrscht ihn zunächst, so dass er zum Beispiel versucht, seine Sexualität zu [[Rationalisierung (Psychologie)|rationalisieren]]. Gegenüber seinen Altersgenossen versucht Michael, Souveränität und Überlegenheit auszustrahlen, die jedoch nur seine Gefühlsunsicherheit kaschieren sollen. Die Beziehung zu Hanna Schmitz bedeutet für ihn einen deutlichen Einschnitt und trennt ihn emotional von seinen bisherigen Lebenswelten. In dieser Beziehung neigt er zu Unterordnung und Anpassung. Er wird von Hanna auf Distanz gehalten, und sie verweigert ihm eine weitere, von ihm gewünschte Vertiefung. Dadurch verstärkt sich seine Hörigkeit und Unsicherheit gegenüber Hannas Dominanz. Die Schwierigkeit der Beziehung zu Hanna führt gegen Ende zu einer schleichenden Abwendung von ihr; das bald darauf folgende Verschwinden Hannas verursacht in ihm große Schuldgefühle, weil er zu diesem Zeitpunkt glaubt, er habe sie verraten. Warum Michael es für falsch hält, als Jugendlicher mit niemandem über Hanna gesprochen zu haben, wird nicht recht klar. Fragen der Sexualmoral werden in dem Roman ebenso wenig explizit angesprochen wie Fragen des Sexualstrafrechts oder des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung Minderjähriger.<ref>teachsam.de: [http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/schl/vorl/schl_vorl_4_1_5.html ''Schlink, Der Vorleser: Adoleszenz. Michael - Opfer sexuellen Missbrauchs?'']</ref><ref>Lehrerfortbildung Baden-Württemberg: [https://lehrerfortbildung-bw.de/u_sprachlit/deutsch/bs/projekte/epik/der_vorleser/liebe/ ''Der Vorleser - Liebe und Sexualität'', Link zu: ''Anzeige'']</ref> Diesen Bereich der moralischen und juristischen Reflexion blendet der erwachsene Erzähler aus, obwohl er im zweiten und dritten Teil des Buches ausgiebig moralische und juristische Reflexionen liefert. Der Leser wird vom Erzähler nicht explizit auf den Verdacht gebracht, Michael sei ein Opfer [[Sexueller Missbrauch von Jugendlichen|sexuellen Missbrauchs]] im Sinne des {{§|182|stgb|juris}}, Absatz 3 [[Strafgesetzbuch (Deutschland)|Strafgesetzbuch (StGB)]] („Sexueller Mißbrauch von Jugendlichen“). |
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[[Bild:Nockenfahrschalter_einer_Straßenbahn.jpg|thumb|[[Fahrschalter]]]] |
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Das Gefühl der eigenen Schuld und die nicht bewältigte Abhängigkeit von Hanna setzen sich fort und führen bei Michael in der Folgezeit zu einer [[Bindungsunfähigkeit]] und einer Abweisung anderer Menschen. |
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Die ersten Straßenbahnen wurden von [[Hauspferd|Pferden]] gezogen. Die [[Elektrische Straßenbahn Lichterfelde–Kadettenanstalt|erste elektrische Straßenbahn der Welt]] fuhr 1881 in Groß-[[Berlin-Lichterfelde|Lichterfelde]], heute Ortsteil von Berlin. Vereinzelt gab es auch Bahnen mit [[Akkumulator]]en oder [[Gasmotor]]antrieb, weitgehend setzte sich jedoch der elektrische Antrieb für Straßenbahnen durch. |
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Michael begegnet Hanna erneut, als er als Student in einem Kriegsverbrecherprozess Hanna als Angeklagte – nämlich als ehemalige KZ-Aufseherin – wiedererkennt. Die erneute Begegnung mit Hanna geschieht für den Studenten Michael Berg enorm plötzlich und überwindet die von Michael über die Zwischenzeit aufgebauten [[Verdrängung (Psychoanalyse)|Verdrängungsmechanismen]] und Abwehrtaktiken. Das verweist ihn auf seine innere Leere und Ohnmacht zurück. In ihm entstehen neue Schuldgefühle, indem er erkennt, dass er eine Verbrecherin geliebt hat, und es verstärkt sich das Gefühl in ihm, von Hanna entfremdet zu sein. Außerdem ist es ihm unmöglich, mit ihr im Gerichtssaal zu kommunizieren. Michael weiß um entlastende Hinweise über Hannas Schuld. Dieses moralische [[Dilemma]] lähmt ihn, sein Versuch scheitert, diese Hinweise dem Richter vorzutragen. |
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==== Gasmotor ==== |
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Die folgenden Jahre des erwachsenen Michael werden weiter bestimmt durch die Distanz zu seinen Mitmenschen und die Vermeidung möglicher Verletzungen durch Gefühllosigkeit und Abstand. Auch wenn diese Phänomene mit der Zeit abnehmen, scheitert Michaels fünfjährige Ehe mit der ehemaligen Studienkollegin Gertrud. Immer wieder stellt Michael fest, dass die Frauen, mit denen er als Erwachsener intime Beziehungen hatte, „falsche“ Sinneseindrücke bei ihm hervorgerufen haben, insbesondere hätten sie „falsch gerochen“ und sich „falsch angefühlt“; die Eindrücke, die die 36-jährige Hanna bei ihm hinterließ, galten für ihn als Standard und Norm. |
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Der Gasmotorbetrieb wurde erstmals von ''Hasse & Co.'' in Berlin ins Auge gefasst, deren Konstruktion einer Gaslokomotive am 6. Dezember 1877 als deutsches Patent veröffentlicht wurde. Viele Konstrukteure im In- und Ausland machten sich an die Verbesserung der Vorrichtung, so [[Gottlieb Daimler]] in [[Cannstatt]], die [[Gebrüder Körting]] in [[Hannover]] und [[Holt]] in [[Manchester]]. Der erste praktische Versuch einer Gasmotorenstraßenbahn wurde [[1885]] in [[Melbourne]] gemacht. Eigentliche Bedeutung erlangte diese Konstruktion aber erst durch [[Karl Lührig]] in [[Dresden]], dessen Entwicklung [[1892]] veröffentlicht wurde und der einen Probebetrieb mit fünf Motorwagen in Dresden einrichtete. Die Patente Lührigs wurden von der im März [[1895]] gegründeten [[Deutsche Gasbahngesellschaft|Deutschen Gasbahngesellschaft]] in [[Dessau]] übernommen, die im Anschluss an die [[1894]] erfolgte Eröffnung der Dessauer Gasbahn gegründet wurde. Die erste größere Gasbahn trat [[1897]] zwischen [[Jelenia Góra|Hirschberg]] und [[Warmbrunn]] mit einer Länge von 15,2 km in Betrieb, die so genannte Hirschberger Talbahn. Hohe Betriebskosten und häufige Reparaturen der Gasmotoren führten zu wirtschaftlichem Misserfolg, so dass man [[1899]] die Spurweite von [[Normalspur]] (1435 mm) in [[Schmalspur]] (1000 mm) umstellte und [[1900]] den elektrischen Betrieb einführte. Die einzige nennenswerte Gasmotorenbahn befand sich in Deutschland in Dessau. Die Wagen benötigten durchschnittlich einen halben Kubikmeter Gas pro Wagenkilometer. In der Komprimierstation wurde das Gas auf acht bis zwölf Atmosphären komprimiert. Mit einer Gasladung wurden zwölf bis sechzehn Kilometer und mehr bewältigt. Eine Ladung dauerte etwa zwei bis drei Minuten. Der Gasverbrauch regelte sich selbsttätig nach dem Kraftverbrauch. |
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Als Michael den „Kassettenkontakt“ mit Hanna im Gefängnis aufnimmt, beginnt ein langsamer, selbsttherapeutischer Prozess für ihn. Er hält jedoch weiterhin Distanz zu Hanna, ihrer bevorstehenden Entlassung sieht er widerwillig entgegen. Zwar fühlt er sich für Hanna verantwortlich, der er in seinem weiteren Leben eine „Nische“ zuweisen will, doch kann er sich eine gemeinsame Zukunft nicht vorstellen, da er auch die Sinneseindrücke, die von der inzwischen 61-jährigen, „zu alten“ Frau ausgehen (Aussehen, Geruch, Gefühl beim Anfassen), als „falsch“ bewertet. |
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==== Elektrizität ==== |
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Der ältere ([[Autobiografie|autobiographisch]] erzählende) Michael Berg zeigt schließlich ein hohes Maß an Schuldbewusstsein und Reflexion. Das Schreiben bezeichnet er an verschiedenen Stellen als Konfliktbewältigung. Michael hat zu einer gewissen moralischen Läuterung gefunden, die in der unbeschönigten Beschreibung seiner Lebensgeschichte ihren Höhepunkt findet. Bedeutend für diese Entwicklung scheint der Besuch bei der in New York lebenden Jüdin zu sein, mit der er offen über die Beziehung zu Hanna spricht. Er widerspricht ihr nicht, als diese seine Beziehung zu Hanna auf den Punkt bringt, indem sie sagt: „Was ist diese Frau brutal gewesen. Haben Sie’s verkraftet, daß sie Sie mit fünfzehn…“. Die Frau errät Michaels private Biographie anschließend richtig: „Und die Ehe war kurz und unglücklich, und Sie haben nicht wieder geheiratet, und das Kind, wenn’s eines gibt, ist im Internat.“ |
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Die Antriebsenergie einer elektrischen Straßenbahn wird mittels [[Stromabnehmer]] von [[Oberleitung]]en oder (in Tunneln) von [[Stromschiene]]n abgenommen. Aus ästhetischen Gründen (Verzicht auf die Oberleitung) wurde manchmal auch eine Stromabnahme aus unterirdischen Stromschienen eingebaut, so z. B. auf der [[Wiener Ringstraße]] (1898 bis 1915). Neuerdings werden (so in [[Straßenbahn Bordeaux|Bordeaux]]) wieder entsprechende Versuche mit unterirdischer Stromabnahme unterhalb des Fahrzeugbodens gemacht. Bei modernen Straßenbahnfahrzeugen werden zum Bremsen die Motoren als [[Generator]]en geschaltet, so dass elektrische Energie zurück in die Fahrleitung gespeist wird ([[Nutzbremse]]). |
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==== Hanna Schmitz ==== |
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Der Leser erhält nur aus der Sicht Michaels Informationen über Hanna, was ihre Charakterisierung stark erschwert. Bereits im ersten Teil gibt der spätere Erzähler zu: „[…] über ihre [Hannas] Liebe zu mir weiß ich nichts.“ Michael macht sich weder als Fünfzehnjähriger noch als Erzähler Gedanken darüber, warum Hanna ihn ausgewählt hat. Auch interessiert es ihn offenbar nicht, ob Hanna zu den Vorleserinnen im KZ eine lesbische Beziehung hatte. Erst beim Anblick seines Abiturfotos kommt Michael die Idee, dass er nach ihrem Weggang aus seiner Heimatstadt in Hannas Gedanken eine Rolle gespielt haben könnte, genauso wie sie in seinen Gedanken. |
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Michael interpretiert Hannas Biographie als fortwährenden Versuch, ihren Analphabetismus zu verheimlichen. Mit einer einhergehenden unterschwelligen Bewunderung deutet er den Gerichtsprozess als „Kampf“ Hannas um „ihre Gerechtigkeit“. Hanna hat Angst vor der Aufdeckung ihrer Schwäche, des [[Analphabetismus]]. Ihre Reaktionen schwanken hier zwischen Anpassung, Flucht und Aggression. Auch lässt sich eine gesteigerte Brutalität in ihrem Verhalten nachweisen. Als der Anstaltsleitung ihr Analphabetismus offenbar wird, beginnt auch Hannas Ordnungsliebe nachzulassen. |
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Dem Leser erscheint Hanna Schmitz als ein widersprüchlicher Charakter. Zu den Werten ihrer Sozialisation gehören ein gesteigertes Pflichtgefühl und eine starke Arbeitsmoral, hierarchische Unterordnung und ein Sinn für Ordnung. Allerdings fällt auf, dass ihr in den letzten Gefängnisjahren die Selbstdisziplin verloren geht: Hanna wird dick und fängt mangels Körperpflege an, unangenehm zu riechen, was nicht nur Michael auffällt. Allerdings hat Hanna nach Aussagen der Gefängnisdirektorin diesen Wandel positiv bewertet, da für sie in ihren letzten Jahren „Aussehen, Kleidung und Geruch keine Bedeutung mehr“ gehabt haben sollen. |
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Hanna besitzt zwar eine durchschnittliche Intelligenz, doch weist sie neben dem Analphabetismus auch andere soziokulturelle Defizite auf: Die Öffentlichkeit, die Kultur, die gesellschaftliche Kommunikation und der Gerichtssaal sind für sie fremde Räume, sie besitzt keine Muster, sie zu deuten. Das zeigt sich auch daran, dass sie nicht vermag, [[Sekundärtugend]]en wie das Pflichtbewusstsein (die Pflicht von Wächtern sei es, das Entweichen von Gefangenen zu verhindern) als solche zu erkennen. Nach Lektüre der einschlägigen Literatur über das Thema „Analphabetismus“ kommt der Ich-Erzähler zum Schluss, dass bei Hanna ein Fall partieller, möglicherweise selbst verschuldeter [[Unmündigkeit]] vorliege, deren Ausdruck oder Ursache ihr Analphabetismus sei. Trotzdem ist es Hanna, der Analphabetin, gelungen, sich das Foto des Abiturienten Michael zu besorgen, was durchaus für eine gewisse Lebenstüchtigkeit spricht, zumal sie bereits im ersten Teil in der Lage ist, Unterschriften zu leisten. |
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Eine wirkliche Änderung des Charakters Hannas scheint sich erst in der Zeit der Haft zu vollziehen. Vorher scheint ihre Charakterstruktur nahezu starr, auch wenn sie sich in unterschiedlichen Milieus unterschiedlich verhält. Während ihrer Haftzeit setzt sich Hanna mit den historischen Fakten und moralischen Problemen des Nationalsozialismus auseinander. Das zeigt eine deutliche Änderung ihrer Denkweise an. Die Tatsache, dass sie während ihrer Haftzeit einen Sitzstreik zur Verbesserung der Lage der Gefängnisbibliothek ausführt, zeigt, dass sie zumindest am Schluss ihres Lebens nicht mehr „unmündig“ ist. |
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Die Gründe für die [[Suizid|Selbsttötung]] sind vielfältig und stellen eine der Kernfragen der Interpretation dar. Grundsätzlich hat sich Hannas Schuldbewusstsein erstmals entwickelt, was ihr eine Einordnung ihrer Taten erlaubt. Zudem hat sich ihre ursprüngliche Betonung äußerer Stärke nun in Ohnmacht und Abhängigkeit von Michael gewandelt. Und nicht zuletzt stellen sich ihr Aufgaben, die überwältigend scheinen: die Integration in die Außenwelt, in der sie keinen Platz besitzt, weder hinsichtlich ihrer beruflichen Stellung noch ihrer moralischen Beurteilung noch ihrer materiellen Zukunft. Zudem hat in den letzten Jahren der Haft ein Verfallsprozess eingesetzt. Zum Zeitpunkt ihres Todes ist die 61-jährige Hanna zu einer „alten Frau“ geworden, die für Michael nicht mehr attraktiv ist, was sie zu spüren scheint. |
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Zur Energieversorgung wird fast immer [[Gleichstrom]] mit einer Spannung zwischen 500 und 750 [[Volt]] verwendet. Der Wert der gewählten Spannung variiert von Betrieb zu Betrieb. Es gab früher auch an manchen Orten Straßenbahnen, die mit [[Drehstrom]] versorgt wurden, was aber wegen der aufwändigen dreipoligen Oberleitung nur selten angewendet wurde. Die Antriebsmotoren sind allerdings bei vielen modernen Wagensystemen [[Drehstrommaschine|Drehstrom-Maschinen]] oder meist [[Drehstrom-Asynchronmaschine|Drehstrom-Asynchronmotoren]]. Dabei wird mit Wechselrichtern aus dem Gleichstromnetz ein 3-Phasen-Wechselstromnetz erzeugt. Dieses treibt dann den Motor an, bei dem die Drehzahl über die Frequenz gesteuert wird. Daneben verfügen auch zahlreiche Straßenbahnen über Gleichstrommotoren, die mit einem Gleichstromsteller auf Thyristorbasis in der Drehzahl gesteuert werden. |
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=== Nebenfiguren === |
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==== Familie Berg ==== |
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Die Familie Michaels wird nur am Rand beschrieben, liefert aber wichtige Hinweise auf die [[Sozialisation]] Michaels. |
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Es handelt sich um eine sechsköpfige Familie (Michael hat drei Geschwister) des gehobenen Bürgertums, die für die 1950er Jahre eine klassische Rollenverteilung aufweist. Allerdings wirkt angesichts des gutbürgerlichen Milieus die Selbstverständlichkeit irritierend, mit der Michael und seine kleine Schwester mehrere Ladendiebstähle planen. |
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Ältere Fahrzeuge (Baujahr vor ca. 1965) haben Gleichstrommotoren, die über Vorwiderstände gesteuert werden. Gelegentlich sind bei diesen Fahrzeugen 2 Widerstandsätze vorhanden, einer auf dem Dach und einer unter den Bänken, der im Winter auch die Funktion der Fahrzeugheizung übernimmt. |
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Der Vater taucht in zwei wesentlicheren Szenen auf. Er ist von Beruf [[Philosophie]]professor, spezialisiert auf [[Immanuel Kant|Kant]] und [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel|Hegel]]. Innerhalb der Familie spielt er die Rolle eines gemäßigten [[Patriarch]]en. |
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Er hält seine Kinder stark auf emotionaler und körperlicher Distanz und plant sie genau wie seine Studenten in den täglichen Terminen ein. Sein Verhalten wird als unbewusstes Vorbild für Michaels Entwicklung gedeutet. |
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==== Benzinmotor ==== |
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Die Mutter ist eine durchaus positiv dargestellte Figur, zu der Michael aber anscheinend nicht genügend Bezug aufbauen kann. Sie vermittelt ihm das Gefühl von Nähe, jedoch kann Michael mit diesem Gefühl nicht restlos befriedigt werden. Nach der ersten Nacht mit Hanna erinnert sich Michael an eine Szene aus seiner frühen Kindheit: Vor dem wärmenden Herd hatte ihn die Mutter gewaschen und angekleidet. Diese Szene mütterlicher [[Verwöhnung]] wird zum Muster für die Badeszenen mit Hanna, die eine prägende Rolle für ihre Beziehung spielen. Gleichzeitig sind aber auch Schuldgefühle damit verbunden: „…, ich mich fragte, warum meine Mutter mich so verwöhnt hat. War ich krank?“ |
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[[Gottlieb Daimler]] betrieb zur Demonstration und Weiterentwicklung des von ihm entwickelten Viertakt-Benzinmotors von [[1887]] bis [[1899]] eine '''Benzinmotor-Straßenbahn''' mit 450 mm Spurweite, die von seiner Werkstatt unweit des Kursaals in [[#Stuttgart-Bad Cannstatt|Cannstatt bei Stuttgart]] durch die Königstraße (heutige König-Karl-Straße) zum Wilhelmsplatz (heute Strecke der Stadtbahnlinie U2) führte. Gleise und Betriebsanlagen ließ Daimler auf eigene Kosten errichten. |
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Die Geschwister spielen nur eine untergeordnete Rolle. Zu ihnen befindet sich Michael in einem Verhältnis gegenseitiger Rivalität und Distanz. |
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Zum Einsatz kamen kleine, zweiachsige, offene Verbrennungstriebwagen mit ''Dos-à-dos''-Längssitzbänken. Für die ca. 700 m lange Strecke benötigten die Wagen etwa zwei Minuten. Die Bahn galt als Attraktion und erfreute sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit, auch die Antriebstechnik bewährte sich, so dass von den damaligen Pferdebahngesellschaften ''Stuttgarter Pferde-Eisenbahnen'' (SPE) und ''Neue Stuttgarter Straßenbahnen Lipken & Co.'' (NSS) bald Anfragen für einen Einsatz der Verbrennungsmotortechnik in ihren Fahrzeugen vorlagen. |
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==== Gertrud ==== |
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Michaels (Ex-)Frau Gertrud war anfangs seine Kommilitonin. Sie taucht im Buch zum ersten Mal bei einer Szene auf einer [[Skihütte]] auf. Sie wird als „gescheit, tüchtig und loyal“ beschrieben. Michael heiratet sie, als sie ein Kind von ihm erwartet. Er vergleicht seine Ehe zu Gertrud mit seiner Liebesbeziehung zu Hanna, findet aber keine Gemeinsamkeiten. Der Versuch während der Ehe mit Gertrud, sich innerlich von Hanna zu befreien, scheitert. Fünf Jahre nachdem ihre gemeinsame Tochter Julia geboren wurde, lassen sich Michael und Gertrud scheiden. |
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Es wurden drei Versuchsfahrzeuge gebaut und auf den Stuttgarter Pferdebahnnetzen zu teilweise öffentlichen Probefahrten eingesetzt, die aber aus verschiedenen Gründen nicht befriedigten. Ab [[1895]] setzte sich schließlich endgültig die elektrische Traktion in Stuttgart durch. Dennoch konnte Daimler aufgrund der guten Erfahrungen mit der Cannstatter Versuchsstrecke mehrere Aufträge zur Einrichtung von Touristenbahnen erhalten. Als [[1899]] die meterspurige elektrische Cannstatter Straßenbahn durch die Königstraße gebaut wurde, verlor die Daimler-Bahn an Bedeutung und wurde eingestellt. Erhalten blieben Teile der Fahrzeugremise als Unterstehhütte im unteren Kurpark und ein [[1894]] erbauter Motorwagen, der heute im [[Mercedes-Benz Museum]] in Bad Cannstatt ausgestellt ist. |
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==== Julia ==== |
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Als Kind von Michael und Gertrud leidet sie unter der Scheidung ihrer Eltern und lebt nach deren Trennung in einem [[Internat]]. |
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==== Dampf- und Druckluftstraßenbahnen ==== |
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Helen, Gesina und Hilke sind nach Michaels Scheidung von Gertrud seine folgenden Partnerinnen. Ihnen erzählt er von seiner Beziehung zu Hanna, sagt aber, sie seien an der Geschichte nicht besonders interessiert gewesen. Sie sind im Roman außerdem Beispiel für das generelle Desinteresse an der Vergangenheit sowie auch für Michaels Bindungsstörung. |
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An einigen Orten wurden, wenn sich etwa der Bau einer ''vollwertigen'' Eisenbahn nicht lohnte, gegen Ende des 19. Jahrhunderts '''[[Dampfstraßenbahn]]en''' errichtet, die meist mit speziellen Kleinlokomotiven und Leichtbau-Personenwagen betrieben wurden und überwiegend im Straßenplanum verlegt waren. Bekanntes Beispiel ist, neben den inzwischen nicht mehr existierenden Siegener Kreisbahnen, die [[Filderbahn]]strecke von [[#Stuttgart-Degerloch|Degerloch]] nach [[#Stuttgart-Hohenheim|Hohenheim]], die von [[1888]] bis zu ihrer Elektrifizierung [[1902]] mit Dampf betrieben wurde. Heute vermittelt am ehesten noch die (allerdings als Eisenbahn konzessionierte) [[Chiemseebahn]] von [[Prien am Chiemsee|Prien]] nach Stock einen Eindruck von den damaligen Dampfstraßenbahnen. |
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==== Freunde und Sophie ==== |
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Unter Michaels Freunden und Mitschülern nimmt Sophie als Kontrastfigur zu Hanna eine hervorgehobene Stellung ein. Michael schläft mit ihr in der Studienzeit, ohne an einer Beziehung mit ihr wirklich interessiert zu sein. Sie wird attraktiv beschrieben, als „braunhaarig, braunäugig, sommerlich gebräunt, mit goldenen Härchen auf den nackten Armen“. |
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Allerdings fährt in [[Bad Doberan]] die dampfbetriebene Schmalspurbahn ''[[Molli]]'' stellenweise wie eine Straßenbahn durch den Ort, was viele Touristen anzieht. |
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Außerdem werden als Michaels Freunde Matthias sowie Rudolf Bargen („ein schwergewichtiger, ruhiger, verlässlicher Schach- und Hockeyspieler“), zu dem Michael in der alten Klasse kaum Kontakt hatte, der ihm später aber ein guter Freund ist, genannt. Des Weiteren wird Holger Schlüter erwähnt, der sich wie Michael für [[Geschichte]] und [[Literatur]] interessiert. |
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In [[Bern]] ist ein '''betriebsfähiges Dampftram''' erhalten und wird von der [http://www.dampftram.ch Berner Tramway-Gesellschaft AG (BTG)] als Attraktion betrieben. Diese Aktiengesellschaft, eine Tochtergesellschaft von [[Bernmobil]], baut derzeit (Stand Frühling 2007) nach alten Plänen ein '''Luftdrucktram''' (Lufttram) nach. 1890 bis 1902 verkehrten auf einer Linie durch die historische Altstadt von Bern zehn druckluftbetriebene Straßenbahntriebwagen. |
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==== Kommilitonen ==== |
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Unter den Kommilitonen der [[Rechtswissenschaft]]-Studenten entwickelt sich anfangs eine starke [[Gruppenidentität]], was sich durch Michaels Distanz wenigstens zwischen ihm und den anderen Studenten ändert. Die anderen sehen sich als „Avantgarde der Aufklärung“, die die [[Generation]] ihrer Eltern generell verurteilt, und stehen hier stellvertretend für die summarischen und wenig differenzierten Urteile der [[68er-Bewegung|1968er-Generation]]. |
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==== Dieselmotor ==== |
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Einen namentlich nicht genannt bleibenden Teilnehmer des „KZ-Seminars“ trifft Michael auf der Beerdigung seines [[Professur|Professors]] wieder. Der ehemalige Kommilitone Michaels war zunächst [[Rechtsanwalt]], ist inzwischen aber [[Gastwirt]] einer [[Kneipe]]. Er will nach der langen Zeit von Michael wissen, warum er während des Prozesses so offensichtlich an Hanna interessiert gewesen sei. Michael weicht seiner Frage aus, indem er zur Straßenbahn rennt und den Kommilitonen stehen lässt. |
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[[Bild:Nordhausen DUO TramTrain.jpg|thumb|Straßenbahn Nordhausen <br />Combino-Duo mit Hybridantrieb]] |
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==== Professor ==== |
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Die 1970 stillgelegte [[Sylter Inselbahn|Inselbahn]] auf [[Sylt]] war die letzte nicht elektrisch betriebene Straßenbahn in Deutschland, sie wurde zuletzt mit ''Leichttriebwagen'' betrieben, dabei handelte es sich um eigene Umbauten von [[Borgward]]-Zugmaschinen mit Personen-Aufliegern. |
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Der Professor, der das „KZ-Seminar“ leitet, wird als einer der wenigen beschrieben, die damals über die vergangene [[Zeit des Nationalsozialismus]] und die [[Schauprozess]]e arbeiteten. Michaels Beschreibung – „ein alter Herr, aus der Emigration zurückgekehrt, aber in der deutschen Rechtswissenschaft immer ein Außenseiter geblieben“ – stellt die Einstellung des Professors zum [[Nationalsozialismus]] dar, aber auch das Desinteresse seiner beruflichen Kollegen und der ganzen Gesellschaft an seinem Tun. Er hat sich am Ende den „Zwängen der Gesellschaft“ entzogen und infolgedessen den Kontakt mit ihr verloren. |
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Die meterspurige Straßenbahn von Rotterdam nach Hellevoetsluis wurde auch mit Diesellokomotiven betrieben. |
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Die [[Straßenbahn Nordhausen|Nordhäuser Straßenbahn]] setzt seit 2004 Fahrzeuge mit [[Hybridantrieb]] auf der Duolinie 10 ein, die innerstädtisch mit Elektromotor und Oberleitung auf den Gleisen der Straßenbahn verkehren und außerhalb von [[Nordhausen]] auf den Gleisen der [[Harzer Schmalspurbahnen]] von einem Dieselmotor angetrieben werden. Die Strecke führt quer durch die Nordhäuser Innenstadt und dann weiter zum Nachbarort [[Ilfeld]]. Ähnliche, allerdings normalspurige Dieselhybridfahrzeuge fahren für die [[RegioTram Kassel]]. |
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==== Richter ==== |
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Für den Richter in Hannas Prozess ist die [[Vergangenheitsbewältigung|Bewältigung der Vergangenheit]] ausschließlich professioneller Art. Das wird deutlich, als Hanna ihn fragt, wie er denn in der damaligen Situation gehandelt hätte: „Die Antwort des Richters wirkte hilflos, kläglich.“ Der Richter steht in der Erzählung einerseits für die offizielle [[moral]]ische Grundlinie der Gesellschaft nach der Zeit des Nationalsozialismus, andererseits bleibt seine Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus weitgehend verborgen – man erfährt lediglich, dass er reinen [[Gewissen]]s scheint. |
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==== Pferdebahnen ==== |
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Die anderen Angeklagten in Hannas Prozess grenzen sich aus Michaels Sicht allesamt von Hanna ab. Sie nutzen Hannas Verhalten für sich, indem sie ihr alle Verantwortung zuschieben. Sie zeigen die typischen Verhaltensmuster von realen Angeklagten in Gerichtsprozessen zu dieser Sache. |
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Derzeit wird in [[Döbeln]] (Sachsen) an der Wiederinbetriebnahme der [[Pferdebahn]] gearbeitet. Durch das [[Elbehochwasser 2002]] sind die Arbeiten hierzu etwas in Verzug gekommen. |
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==== Anwälte ==== |
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Hannas [[Strafverteidiger (Deutschland)|Strafverteidiger]] ist [[Pflichtverteidiger]] und der einzige jüngere Mann in der Gruppe der Rechtsanwälte. Die anderen Verteidiger in Hannas Prozess sind fast ausschließlich [[Altnazi]]s. Ihr Strafverteidiger vermeidet deren [[Sprachstil]] und [[These]]n, ist aber „von einem hastigen Eifer, der seiner Mandantin ebenso schadete wie die nationalsozialistischen Tiraden seiner Kollegen deren Mandantinnen“. |
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==== Handbetrieb ==== |
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Die Mutter, die den [[Todesmarsch]] (der im Gerichtsprozess verhandelt wird) überlebt hat, wird nicht in weiterem Maße beschrieben. Sie kommt nicht als [[Zeuge|Zeugin]] zum Prozess nach [[Deutschland]], sondern bleibt in [[Israel]], wo sie vom Gericht befragt wird. |
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[[Handbetriebene Straßenbahn]]en stellten eine Sonderform der Straßenbahn aus dem 19. und 20. Jahrhundert dar. Am weitesten waren sie im japanischen Einflussgebiet dieser Zeit verbreitet. |
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Ihre Tochter wohnt dagegen in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]]. „Alles an ihr wirkte sachlich, Haltung, Gestik, Kleidung. Das Gesicht war eigentümlich alterslos“: Genauso wie sie als Mensch sind auch ihre Erinnerungen an das [[Konzentrationslager]] und den Todesmarsch, die sie in einem Buch festhielt, Michaels Verständnis nach von Nüchternheit gekennzeichnet und nicht zur Identifikation einladend. Als Michael Hannas [[Testament|letzten Willen]] ausführt, kann und möchte die Tochter Hanna keine [[Absolution]] geben. Gegenüber Michael zeigt sie sich mitfühlend, indem sie Hannas Verhalten ihm gegenüber verurteilt. |
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[[Bild:Cable_Car_San_Francisco_2004.jpg|thumb|San Francisco: [[Cablecar]]]] |
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==== Autofahrer ==== |
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Der Autofahrer, der Michael als [[Trampen|Tramper]] auf dem Weg in das [[KZ Natzweiler-Struthof]] fährt, bezeichnet Gleichgültigkeit als einziges [[Mord]]motiv für die Täter in den Konzentrationslagern und anderswo. Alle anderen Gründe (so auch der bekannte [[Befehlsnotstand]]) gelten ihm nichts. Sein Gespräch mit Michael ist jedoch nur von kurzer Dauer: Der Fahrer will sich nicht wirklich mit seiner eigenen Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Später verweist er Michael des Wagens, als dieser ihn mit dieser Vergangenheit konfrontieren will. Michael vermutet, dass der Autofahrer an [[Erschießung]]en von Juden beteiligt war. |
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==== Kabel-Straßenbahn ==== |
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Straßenbahnen mit [[Standseilbahn]]-Technik werden als [[Kabelbahn]]en bezeichnet. Weltweit sind nur noch einige wenige in Betrieb, wobei die bekanntesten die [[Cablecar]] in [[San Francisco]] und die [[Tünel]] in [[Istanbul]] sein dürften. In Istanbul wurde 2006 jedoch auch eine neue [[Standseilbahn]] eröffnet: die [[Füniküler Kabataş-Taksim]]. |
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Die Gefängnisleiterin ist „eine kleine, dünne Frau mit dunkelblonden Haaren und Brille. Sie wirkte unscheinbar, bis sie zu reden begann, mit Kraft und Wärme und strengem Blick und energischen Bewegungen der Hände und Arme.“ Sie hat in der Haftanstalt einen guten Ruf, und die von ihr geführte Einrichtung gilt als Mustereinrichtung. Ihr Anliegen, dass Michael sich nach Hannas Entlassung aus der Haft ein wenig um diese kümmert, hebt hervor, dass ihr Hannas [[Resozialisierung]] wichtig ist. |
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== Geschichte == |
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Obwohl der Roman den Namen der Heimatstadt des Protagonisten nicht nennt, werden topographische Details (Heiligenberg, Philosophenweg, Neuenheimer Feld usw.) erwähnt, die auch dem wenig ortskundigen Leser die Stadt [[Heidelberg]] und die [[Metropolregion Rhein-Neckar]] als Schauplatz des ersten Romanteils nahelegen. Die Beschreibungen am Anfang des Romans lassen ebenfalls eindeutig auf Heidelberg schließen. Die dort beschriebenen Straßen und Häuser existieren genauso im Stadtteil [[Heidelberg-Weststadt]], in dem der Autor Bernhard Schlink tatsächlich aufwuchs. Auch ergibt die Beschreibung der Wegstrecke der Radtour nach [[Miltenberg]] in den Osterferien nur dann einen Sinn, wenn man annimmt, dass Heidelberg der Startort ist. Von subtiler Ironie zeugt in diesem Zusammenhang die Wahl [[Amorbach]]s als Schauplatz einer Szene, in der Hanna brutal auf Michael mit einem Ledergürtel einschlägt. [[Lokalkolorit]] ist auch für andere Werke Schlinks charakteristisch. Die Gerichtsverhandlung im zweiten Teil findet „in einer anderen Stadt, mit dem Auto eine knappe Stunde entfernt“ statt. Der Roman scheint hier auf die [[Frankfurt am Main|Frankfurter]] [[Auschwitzprozesse]] anzuspielen. |
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=== Der Beginn der Entwicklung im 19. Jahrhundert === |
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== Stil und Erzählhaltung == |
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[[Datei:Bernhard Schlink.jpg|mini|hochkant|[[Bernhard Schlink]]]] |
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=== Wortwahl und Satzbau === |
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Bernhard Schlinks [[Stil]] in ''Der Vorleser'' ist in den erzählenden Passagen überwiegend schlicht und präzise. Allerdings vermeidet es der Erzähler zumeist, Jahreszahlen zu nennen (einzige Ausnahme: Hannas Geburtsdatum). Nur gelegentlich nennt er explizit Ortsnamen. Einen Vornamen erhalten zumeist Frauen, mit denen Michael intim war (auch wenn es sich nur um flüchtige Kontakte handelte). Eine Ausnahme bildet hier die Tochter Julia. Andere Frauen (z. B. die Gefängnisdirektorin und die Jüdin in New York) und Männer werden ausschließlich mit ihren sozialen Rollen bezeichnet. |
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[[Bild:Strassenbahn-Metropol.jpg|thumb|[[Berlin]]er [[Pferdebahn]]wagen Typ Metropol von [[1885]]]] |
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Es herrschen [[Parataxe|parataktische]] oder [[Syntax|syntaktisch]] einfache Sätze vor. Ein Stilmittel sind Kapiteleröffnungen, die in einem lapidaren Satz wichtige oder überraschende Informationen vermitteln, der Handlung eine Wende geben. In reflektierenden Passagen wird die Sprache poetisch. Vor allem das Spiel mit Gegensätzen („Ich habe nichts offenbart, was ich hätte verschweigen müssen. Ich habe verschwiegen, was ich hätte offenbaren müssen…“; Kap. 15) und Versuche, komplexe Erinnerungen in einprägsame Bilder zu fassen, sind bestimmend („… Bilder von Hanna, die mir geblieben sind. Ich habe sie gespeichert, kann sie auf eine innere Leinwand projizieren und auf ihr betrachten, unverändert, unverbraucht.“ Kap. 12). |
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[[Bild:Berlin Alexanderplatz 1903.JPG|thumb|Vierachsiger Treibwagen mit Stangenstromabnehmer am [[Alexanderplatz]] in [[Berlin]] 1903]] |
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[[Bild:Rural Tramway - Tucuman Province - Argentina - 1920.jpg|thumb|[[Argentinien|Argentinische]] Dampfstraßenbahn in [[San Miguel de Tucumán|S.M. de Tucumán]] 1920]] |
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:''Siehe auch: [[Geschichte des elektrischen Antriebs von Schienenfahrzeugen]]'' |
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Das Sprachniveau ist durchgehend hochsprachlich. Zugleich benutzt Schlink viele durchgehende Bilder und Motive, etwa bei der Beschreibung des Baderituals. |
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Die Entwicklung der Straßenbahnen begann mit der Einführung der [[Pferdebahn]]en oder [[Rösslitram]]s. |
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=== Erzählhaltung === |
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Die erste wurde am 26. November 1832 in [[New York City|New York]] eröffnet. Später sind sie auf einzelnen Linien durch [[Dampfstraßenbahn]]en ersetzt worden. Die erste pferdbetriebene Tramstrecke der Schweiz wurde 1862 in [[Genf]] in Betrieb genommen. Die erste deutsche Pferdebahn wurde 1865 zwischen [[Berlin]] und [[Berlin-Charlottenburg|Charlottenburg]] eröffnet, die erste deutsche Dampfstraßenbahn fuhr ab 1877 in [[Kassel]]. Es wurde auch mit weiteren Antriebsarten (z. B. Druckluft oder Natron) experimentiert, doch schon bald überzeugte der elektrische Antrieb durch seine Leistungsfähigkeit. |
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Die Beschreibung ist geprägt durch die teilweise schon [[Reflexion (Philosophie)|reflektierte]] Schreibhaltung des [[Typologisches Modell der Erzählsituationen#Ich-Erzählsituation|Ich-Erzählers]], die emotionale Nähe ist dennoch an den meisten Stellen spürbar. Oft wirkt das, was der inzwischen 52 Jahre alte Erzähler schreibt, auf den Leser irritierend: |
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* Am Schluss bekundet er selbstzufrieden, seine Geschichte sei „rund, geschlossen und gerichtet“. Trotzdem lässt er beispielsweise bei der Beschreibung des zweiten Besuchs des 15-jährigen Michael bei Hanna den Leser in dieselbe Falle laufen, in die bereits der Junge geraten ist: Hanna „würde sich normal verhalten, ich würde mich normal verhalten, und alles würde wieder normal sein“, „vernünftelt“ der 15-Jährige, und der 52-jährige Michael sieht keinen Grund, dem Leser anzudeuten, dass es anders sein könnte. Eine Distanz zur Sichtweise des „vernünftelnden“ 15-Jährigen ist allenfalls implizit in dem Wort „vernünfteln“ zu erkennen. Generell stellt sich die Frage, ob der Autor, Bernhard Schlink, gelegentlich absichtlich die Technik des [[Unzuverlässiges Erzählen|unzuverlässigen Erzählens]] benutzt. So müsste ein aufmerksamer, durchschnittlich intelligenter Leser, der ohne Vorkenntnisse über den Roman die Lektüre begonnen hat, aufgrund der Vielzahl der Texthinweise, die der Erzähler ihm liefert, bereits am Ende des ersten Teils zu dem Schluss gekommen sein, dass Hanna Probleme mit dem Lesen haben ''muss''. Warum Michael erst als Student zu diesem Schluss gelangt, erklärt der Erzähler nicht. |
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* Der zweite und der dritte Teil des Romans legen den Schluss nahe, hier spreche in den Kommentaren der Autor selbst, der den Erzähler als Sprachrohr benutze. In einigen Interpretationen wird der Roman als [[Schlüsselroman]] verstanden. Bernhard Schlink stellt allerdings ausdrücklich klar, dass die Liebesgeschichte des ersten Teils frei erfunden sei. Das würde bedeuten, dass auch die Empfindungen und Gedanken, die der Erzähler im ersten Teil beschreibt, ausschließlich in der Phantasie eines Erwachsenen existieren und Erinnerungen an Erlebnisse eines realen Jugendlichen nur fingieren. |
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* Der 52-Jährige erklärt seine akademische Karriere damit, dass er die Standardtätigkeiten eines Juristen mit Distanz betrachte; er verabscheue die Art, wie Richter, Anwälte oder Staatsanwälte Urteile bildeten. Gleichwohl bildet er sich „nach Aktenlage“ ein Urteil über die inhaftierte Hanna, die er nicht besucht, und zwar indem er Literatur über den Analphabetismus liest. Er kommt zu der Ansicht, sie sei ein „unmündiger“ Mensch. Dieses Urteil revidiert der 52-Jährige später nicht, auch nicht nachdem der Leser erfahren hat, dass Hanna gelernt habe, sich Autoritäten zu widersetzen, und sogar an einem Sitzstreik mitgemacht habe. |
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* Die Aussagen diverser Frauen lässt der Erzähler kommentarlos im Raum stehen, obwohl sie seinen Reflexionen zum Teil erheblich widersprechen. So zitiert er z. B. die Aussage der jüngeren amerikanischen Jüdin im Prozess gegen Hanna, sie habe angenommen, Hanna unterhalte zu den Vorleserinnen lesbische Beziehungen („und wir dachten, daß sie mit ihnen...“ – gleiche Andeutungstechnik wie im Gespräch mit Michael in New York –) sowie das anschließende Dementi („Aber so war es gar nicht“). Später traut er sich aber nicht recht, denselben Verdacht explizit auszusprechen: Indem er sich fragt: „Und wer war ich für sie gewesen? Der kleine Vorleser, den sie benutzt hatte, der kleine Beischläfer, mit dem sie ihren Spaß gehabt hatte? Hätte sie mich auch ins Gas geschickt, wenn sie mich nicht hätte verlassen können, aber loswerden wollen?“, zeigt er, dass er eine Parallele zwischen sich und den Vorleserinnen sieht, und zwar in dem Dreierschritt „Vorlesen lassen – sexuellen Spaß haben – in den Tod schicken“. |
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Die [[Elektrische Straßenbahn Lichterfelde–Kadettenanstalt|erste elektrische Straßenbahn der Welt]] nahm am 16. Mai 1881 in [[Berlin-Lichterfelde|Lichterfelde]] bei [[Berlin]] den Probebetrieb auf. Die von [[Werner von Siemens]] gebauten Wagen hatten eine Länge von 4,3 m und fuhren auf einer 2,5 km langen Strecke mit einer Geschwindigkeit von maximal 20 km/h. Die Stromaufnahme des 3,7 [[Watt (Einheit)|kW]] (5 [[Pferdestärke|PS]]) starken Motors erfolgte über beide Schienen. Ab 1883 verkehrte sie im regulären Betrieb zwischen der [[Preußische Hauptkadettenanstalt|Preußischen Hauptkadettenanstalt]] in Lichterfelde-West und dem [[Bahnhof Berlin-Lichterfelde Ost|Bahnhof Lichterfelde (heute Berlin-Lichterfelde Ost)]]. In den [[1920er]]n war das Steckennetz der [[Straßenbahn Berlin|Berliner Straßenbahn]] über 600 Kilometer lang. Obwohl die Straßenbahn in Berlin heute fast ausschließlich im ehemaligen [[Ost-Berlin|Ostteil]] der Stadt verkehrt, hat Berlin heute das größte Straßenbahnnetz Deutschlands. |
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== Rezeption == |
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''Der Vorleser'' ist in den [[Lehrplan|Lehrplänen]] der [[Sekundarstufe I]] sowie der [[Sekundarstufe II]] verschiedener Bundesländer (z. B. [[Niedersachsen]], [[Sachsen]], [[Thüringen]], [[Rheinland-Pfalz]], [[Berlin]], [[Brandenburg]], [[Hessen]], [[Nordrhein-Westfalen]]) verankert. Der „Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz“ macht darauf aufmerksam, dass bei der Behandlung des Romans im Unterricht unbedingt die Tatsache angesprochen werden müsse, dass das Verhalten des Paares im ersten Teil nach Schweizer Recht ungesetzlich sei.<ref>Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH): [https://www.lch.ch/fileadmin/files/documents/Verlag_LCH/Leitfaden_Integritaet.pdf ''Integrität respektieren und schützen. Ein Leitfaden für Lehrpersonen, Schulleitungen, weitere schulische Fachpersonen und Schulbehörden'']. Zürich 2014, S. 20</ref> |
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1884 eröffnete die [[Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft|FOTG]] in Frankfurt am Main die erste Straßenbahn in Deutschland, die überwiegend im Straßenplanum verkehrte und auch längere Zeit Personenbeförderung leistete. Im April [[1891]] wurde in [[Halle (Saale)]] die erste innerstädtische elektrische Straßenbahn eröffnet. Am 22. Februar 1892 wurde in [[Gera]] die zweitälteste noch existierende elektrische Straßenbahn eröffnet. Ab 1894 wurde das große Bahnnetz von Hamburg elektrifiziert. 1897 fuhr die erste elektrische Straßenbahn in [[Braunschweig]]. In Österreich eröffnete die erste elektrische Straßenbahn am 22. Oktober 1883 zwischen [[Mödling]] und [[Hinterbrühl]] den Betrieb, in der Schweiz am 6. Juni 1888 das erste Teilstück der [[Tramway Vevey-Montreux-Chillon]]. |
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In der wissenschaftlichen Kritik steht insbesondere die im Roman aufgeworfene komplexe Schuldproblematik im Fokus der Analyse. Mit Bezug auf den Essay ''Die Gegenwart der Vergangenheit'', in dem Schlink das Fortdauern der nationalsozialistischen Epoche und ihren immensen Einfluss auf das Bewusstsein seiner Generation behauptet,<ref>Bernhard Schlink: ''Die Gegenwart der Vergangenheit'', in: ders.: ''Vergangenheitsschuld: Beiträge zu einem deutschen Thema'', Zürich 2007, S. 112–123</ref> begreift die Literaturwissenschaftlerin [[Michaela Kopp-Marx]] den ''Vorleser'' als literarische Auseinandersetzung mit der umstrittenen [[Kollektivschuld]]-These: „Der Roman veranschaulicht das Phänomen der Vergangenheitsschuld, indem er es aus seiner abstrakt historischen Dimension löst und ins persönliche Erleben eines fiktiven Nachgeborenen transferiert, der sich in eine SS-Frau verliebt. Liebe und Verrat auf der individuellen Ebene der Beziehung verschränken sich untrennbar mit Verbrechen und Schuld auf der kollektiven Ebene deutscher Geschichte – dieses gleichsam kumulative Verfahren der Konfliktpotenzierung birgt nicht nur ästhetische Risiken, es wirft auch mehr Fragen auf, als der Roman zu beantworten in der Lage ist.“<ref>Michaela Kopp-Marx: ''Netze der Schuld: Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser“'', in: Yvonne Nilges (Hrsg.): ''Dichterjuristen. Studien zur Poesie des Rechts vom 16. bis 21. Jh.'', Würzburg 2014, S. 237–252.</ref> |
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[[Bild:Post245.jpg|thumb|''Elektrischer Streetcar in [[Richmond (Virginia)|Richmond]], [[Virginia]], in den 1920er Jahren'']] |
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In den letzten Jahren ist die Problematik des sexuellen Missbrauchs stärker in den Vordergrund von Interpretationen des Romans gerückt. So schreibt die Psychologin Sabine Lellek: „Jugendliche beiderlei Geschlechts verlieben sich auch in Erwachsene und stimmen einem sexuellen Kontakt aus diesem Gefühl heraus zu. Dennoch sind sie von der Sexualität eines Erwachsenen oft überfordert und werden von Gefühlen, die nicht ihrer sexuellen Reife entsprechen, überflutet mit negativen Folgen für ihre weitere Entwicklung. Auch dies kann eine Form von Missbrauch sein. Eindrücklich wird dies von Bernhard Schlink in dem Roman ''Der Vorleser'' beschrieben.“<ref>Sabine Lellek: [http://www.sabinelellek-psychotherapie.de/7.htm ''Sexueller Missbrauch'']</ref> Konstanze Hanitzsch bezweifelt, dass Michael dem Leser als Opfer erscheinen solle: Die überlebende jüngere Jüdin nehme „Michael mit ‚ins Boot der Opfer’, obwohl doch gerade der Sex mit Hanna zur positiven Basis des Textes gehört: ohne ihn und die Liebe und Leidenschaft[, sic!] wäre die Abarbeitung Michaels an Hanna nicht zu verstehen, leidet er doch gerade daran, die damalige Hanna und die SS-Aufseherin Hanna nicht miteinander in Einklang bringen zu können.“<ref>Konstanze Hanitzsch: [https://www.gender.hu-berlin.de/de/publikationen/gender-bulletins/texte-32/texte32pkt11.pdf ''Schuld und Geschlecht. Strategien der Feminisierung der Shoah in der Literatur nach 1945'']{{Toter Link|url=https://www.gender.hu-berlin.de/de/publikationen/gender-bulletins/texte-32/texte32pkt11.pdf |date=2018-08 |archivebot=2018-08-27 23:56:32 InternetArchiveBot }}. Humboldt-Universität Berlin. 2005. S. 20 (199)</ref> |
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In den [[Vereinigte Staaten|USA]] entwickelte [[Frank Julian Sprague]] 1888 einen Straßenbahnwagen, der seine Energie aus einer [[Oberleitung]] bezog und baute damit in [[Richmond (Virginia)|Richmond]] das erste erfolgreiche größere elektrische Straßenbahnsystem auf. Dabei wurden auf den Hügeln von Richmond Steigungen bis 10 % bewältigt, was sich als überzeugender Prüfstein für die Anwendung in anderen Städten erwies. Um 1889 befanden sich 110 elektrische Bahnen mit Spragues Ausrüstung im Bau oder in der Planung. [[Thomas Alva Edison|Edison]], der Spragues Ausrüstungen anfertigte, kaufte 1890 die ''Sprague Electric Railway & Motor Company'' auf. |
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=== Kritiken === |
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Ein Großteil der [[Literaturkritik|literarischen Kritik]] äußerte sich lobend zum ''Vorleser''. Hervorgehoben wurden vor allem Schlinks präziser Stil, direkte Erzählweise und die außergewöhnliche Art und Weise der Vergangenheitsbewältigung. |
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=== Eignungsbeurteilung von Straßenbahnfahrern === |
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Rainer Moritz ''([[Die Welt]], 15. Oktober 1999)'' betonte, der Roman führe „den künstlichen Gegensatz zwischen Privatheit und Politik ad absurdum“. [[Werner Fuld]] ''([[Focus]], 30. September 1995)'' bemerkte, man müsse „große Themen nicht breit auswalzen, wenn man wirklich erzählen kann“. |
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In Deutschland wurden erste Fahreignungsuntersuchungen an Straßenbahnfahrern am "psychotechnischen Labor" von [[Hugo Münsterberg]] durchgeführt. Diese Untersuchungen gehörten zu den ersten Berufseignungstests in der [[Geschichte der Psychologie]] überhaupt und stellen einen Meilenstein in der Entwicklung der [[Verkehrspsychologie|verkehrspsychologischen Diagnostik]] dar. |
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Von anderer Seite wurde Schlink für seine Methode der Beschreibung der NS-Verbrechen stark kritisiert und in Zusammenhang mit [[Geschichtsrevisionismus]] und [[Geschichtsfälschung]] gestellt. [[Jeremy Adler]] hob in der ''[[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen]]'' hervor, Schlink betreibe „Kulturpornographie“, indem in seinem Buch die „entscheidenden Motive von Schuld und Verantwortung sowie die Frage nach dem Verhältnis von persönlicher und staatlicher Macht“ an Bedeutung verlören. Schlink „vereinfache“ die Geschichte und zwinge zu einer Identifikation mit eigentlich schuldigen Tätern der NS-Zeit. |
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=== Zulassung in Deutschland === |
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In einem Interview mit der ''[[Frankfurter Allgemeine Zeitung|Frankfurter Allgemeinen Zeitung]]''<ref>[http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/im-gespraech-bernhard-schlink-herr-schlink-ist-der-vorleser-geschichte-1100720.html ''Im Gespräch: Bernhard Schlink. Herr Schlink, ist „Der Vorleser“ Geschichte?''], ''Frankfurter Allgemeine Zeitung'', 20. Februar 2009</ref> verwahrt sich Bernhard Schlink gegen die folgenden „Fehldeutungen“: Er meine nicht, dass |
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* Hanna Schmitz unschuldig sei, weil sie Analphabetin sei; |
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* man auch moralisch sei, wenn man nur gebildet sei; |
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* Hanna Schmitz ihre Schuld begriffen habe und geläutert sei, indem sie zu lesen gelernt habe; |
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* der Roman ein [[Schlüsselroman]] über sexuellen Missbrauch sei; diese Auffassung verkürze „die Wirklichkeit der Liebe schmählich“.<ref>vgl. auch die beiläufige Behandlung des Themas durch Schlink in seinem Interview mit dem ''„[[Der Spiegel|Spiegel]]“'' (''Ich lebe in Geschichten''. ''Der Spiegel''. Ausgabe 4/2000. 24. Januar 2000, S. 182f. [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15502682.html online])</ref> |
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[[Bild:Straßenbahn.Arbeitswagen.JPG|thumb|Arbeitswagen älterer Bauart in [[München]]]] |
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Auf die letztgenannte These entgegnete 2009 Jan Schulz-Ojala: „Nein, das Zusammentreffen zwischen einer, die sich vor der Welt verschlossen hat, und einem, den sie benutzt und zur Belohnung an ihren Körper heranlässt, kann keine Liebesgeschichte sein.“<ref>Jan Schulz-Ojala: [http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/schlink-verfilmung-der-vorleser-die-unmoral-der-liebe/1459800.html ''Schlink-Verfilmung "Der Vorleser": Die Unmoral der Liebe'']. ''Der Tagesspiegel''. 26. Februar 2009</ref> |
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Genehmigungen, [[Konzession]]en und Betriebsvorschriften von Straßenbahnen wurden in [[Deutschland]] zunächst von lokalen und regionalen Behörden, Eisenbahnverwaltungen und Aufsichtsbehörden allein oder in gemeinsamer Abstimmung vorgegeben, wobei selbst innerhalb eines Landes lokal uneinheitlich vorgegangen wurde. Die ersten Pferdebahnen wurden offenbar durchgängig bereitwillig genehmigt und die Vorschriften meist von den Polizeidirektionen erlassen. Sie wurden dabei mehr den Pferdeomnibussen gleichgestellt, wobei zunächst offen war, ob sie als Eisenbahnen betrachtet werden sollten oder nicht. |
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=== Erfolg im Ausland === |
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Schlinks ''Der Vorleser'' ist einer der wenigen Bestseller deutscher Autoren auf dem amerikanischen Buchmarkt. ''Der Vorleser'' wurde in 45 Sprachen<ref>[https://www.welt.de/print/welt_kompakt/kultur/article115157740/Bernhard-Schlinks-Welterfolg.html ''Bernhard Schlinks Welterfolg''.] In: ''[[Die Welt Kompakt]]'', 10. April 2013, abgerufen am 21. Dezember 2013.</ref> übersetzt und war das erste deutsche Buch, das es auf Platz 1 der Bestsellerliste der ''New York Times'' schaffte. Vor allem die Ankündigung von [[Oprah Winfrey]], der ''Vorleser'' ''(The Reader)'' werde in ihrem ''[[Oprah’s Book Club|Book Club]]'' besprochen, sorgte für eine Million verkaufter Taschenbuch-Exemplare in den USA. |
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Richtungsweisend war schließlich das ''Preußische'' ''[[Preußisches Kleinbahngesetz|Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlussbahnen]]'' vom 28. Juli 1892, in dem dreierlei unterschieden wurde: Bahnen ohne Maschinenbetrieb (Pferdebahnen) – die regionalen Polizeibehörden unterstanden, [[Kleinbahn]]en mit Maschinenbetrieb (zu denen auch die Straßenbahnen zählten) – die dem Kleinbahngesetz unterlagen, und Eisenbahnen – die der Eisenbahngesetzgebung unterstanden. In den Ausführungsbestimmungen von [[1898]] wurden die Kleinbahnen differenziert in Straßenbahnen und nebenbahnähnliche Kleinbahnen. In der Folge setzte in Preußen ein Boom im Kleinbahn- und Straßenbahnbau ein, da die Gesetzeslage jetzt einheitliche und gegenüber Eisenbahnen erheblich vereinfachte Betriebsvorschriften und Genehmigungen vorsah. Angeregt durch diesen Erfolg übernahmen andere deutsche Länder den Grundgedanken dieser Gesetzgebung. |
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=== Preise === |
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* [[Hans-Fallada-Preis]] (1998) |
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* [[Prix Laure Bataillon]] (bestdotierter Preis für übersetzte Literatur) (1997) |
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* [[WELT-Literaturpreis]] der Tageszeitung ''[[Die Welt]]'' (1999) |
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* Nominierung für den [[International DUBLIN Literary Award|International IMPAC Dublin Literary Award]] 1999 |
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* [[Evangelischer Buchpreis]] 2000 |
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* [[Eeva-Joenpelto-Preis]], Finnland 2001 |
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* Platz 14 auf der Liste der [[Unsere Besten|ZDF-Lieblingsbücher 2004]] |
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[[Bild:Betriebshof Kappel.jpg|thumb|Das Straßenbahnmuseum [[Chemnitz]] zeigt die Wagen der schmalsten Spurweite in Deutschland]] |
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== Verfilmung == |
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Auch in der [[Weimarer Republik]] bestanden diese Regelungen fort. Die Eisenbahngesetzgebung wurde bereits in den [[1920er]] Jahren vereinheitlicht, aber erst 1937 die ab 1. April 1938 deutschlandweit geltende ''[[Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen]]'', kurz ''BOStrab'', erlassen und frühere Gesetze aufgehoben. Fortan wurde nur mehr zwischen Straßenbahnen einerseits und Eisenbahnen andererseits unterschieden. |
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:''Hauptartikel: [[Der Vorleser (Film)]]'' |
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Die Verkehrsunternehmen, die bisher unter die Kleinbahngesetzgebung der Länder fielen, mussten entscheiden, ob sie ihren Betrieb zukünftig als Straßenbahnen oder als Eisenbahnen durchführen wollten. Bedingt durch die vorangegangene unterschiedliche gesetzliche Entwicklung in den deutschen Ländern wurden ab 1938 zum Beispiel die großen Straßenbahn- und Kleinbahnnetze an Rhein und Ruhr (Preußen) bis auf Ausnahmen als Straßenbahnen betrieben, im Land [[Baden (Land)|Baden]] wurden vergleichbare elektrische Überlandbahnen zu Eisenbahnen. |
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In den Jahren 2007 und 2008 wurde eine englischsprachige Verfilmung ''([[Der Vorleser (Film)|The Reader]])'' von Schlinks erfolgreichem Roman umgesetzt. Die Regie übernahm der britische Theater- und Filmregisseur [[Stephen Daldry]], während sein Landsmann [[David Hare (Dramatiker)|David Hare]] die Romanvorlage für die Kinoleinwand adaptierte. Beide hatten bereits an der Oscar-prämierten Romanverfilmung ''[[The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit]]'' (2002) zusammengearbeitet. Für seine Vorbereitung besuchte Daldry Anfang Juli 2007 [[Berlin]] und nahm an einem Mordprozess am dortigen Kriminalgericht teil.<ref>vgl. [http://www.focus.de/kultur/buecher/bestseller-adaption_aid_65380.html ''„Der Vorleser“ wird verfilmt''] bei Focus Online</ref> Ab 19. September 2007 fanden in Berlin und [[Görlitz]] die ersten Dreharbeiten statt.<ref>vgl. [https://www.welt.de/regionales/berlin/article1219258/Zeitreise-nach-Goerlitz.html ''Zeitreise nach Görlitz''] bei welt.de</ref> Für die Hauptrollen waren die australische Schauspielerin [[Nicole Kidman]], die schon 2002 gemeinsam mit Daldry und Hare an ''The Hours'' zusammengearbeitet und für die Rolle der [[Virginia Woolf]] den Oscar erhalten hatte, und der deutsche Jungschauspieler [[David Kross]] ''([[Knallhart]])'' ausgewählt worden. Kidman gab im Januar 2008 bekannt, dass sie wegen ihrer Schwangerschaft für die Dreharbeiten nicht zur Verfügung stehe. Als Ersatz konnte die britische Schauspielerin [[Kate Winslet]] gewonnen werden.<ref>vgl. [https://www.welt.de/morgenpost/article1532359/Kate-Winslet-ersetzt-Nicole-Kidman.html ''Kate Winslet ersetzt Nicole Kidman''] bei welt.de</ref> Von Anfang bis Mitte Juli 2008 wurden die letzten Aufnahmen in [[Köln]] und Görlitz gedreht.<ref>vgl. ''Gestern letzter Dreh für „Der Vorleser“''. In: [[Sächsische Zeitung]], 15. Juli 2008, S. 13</ref> Für ihre Rolle in der Verfilmung erhielt Winslet 2009 einen [[Golden Globe]] und den [[Oscar]] in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“. |
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Seit 1938 wurden die Bestimmungen immer wieder aktuellen Erfordernissen und Bedingungen angepasst; die Grundprinzipien – die Unterscheidung zwischen Straßenbahn und Eisenbahn mit vereinfachten [[Betriebsvorschrift]]en für die Straßenbahn – blieben bis heute erhalten. |
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Ergänzt wurde das Schauspielensemble durch [[Volker Bruch]], [[Vijessna Ferkic]], [[Karoline Herfurth]], [[Bruno Ganz]], [[Susanne Lothar]], [[Matthias Habich]], [[Burghart Klaußner]], [[Hannah Herzsprung]], [[Moritz Grove]], [[Alexandra Maria Lara]] und [[Ralph Fiennes]].<ref>vgl. [https://www.welt.de/regionales/berlin/article1197007/Drehstart-fuer-Der-Vorleser-mit-Nicole-Kidman.html ''Drehstart für „Der Vorleser“ mit Nicole Kidman''] bei welt.de</ref> Für die Produktion zeichneten die beiden mittlerweile verstorbenen Oscar-Preisträger [[Anthony Minghella]] und [[Sydney Pollack]] sowie die Produzenten von ''The Hours – Von Ewigkeit zu Ewigkeit'' [[Scott Rudin]] und [[Robert Fox (Produzent)|Robert Fox]] verantwortlich. Die Weltpremiere fand am 3. Dezember 2008 im New Yorker Kino [[Ziegfeld Theatre (Kino)|Ziegfeld Theatre]] in [[Manhattan]] statt. Der deutsche Kinostart war am 26. Februar 2009. |
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=== Verbreitung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts === |
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== Sonstiges == |
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2009 schenkte Schlink seine literarischen Manuskripte und Korrespondenzen dem [[Deutsches Literaturarchiv Marbach|Deutschen Literaturarchiv Marbach]].<ref>{{Toter Link |date=2017-03-25|url= http://www.dla-marbach.de/aktuelles/pressemitteilungen/2009/index.html |text= Pressemitteilungen des DLA aus dem Jahr 2009.}} PM 010 behandelt die Schenkung.</ref> Das Manuskript zu ''Der Vorleser'' ist im [[Literaturmuseum der Moderne]] in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen. |
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[[Bild:PSB TW21.jpg|thumb|Historischer Triebwagen in [[Plauen]], erster Einsatz: 30. Januar 1905]] |
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== Literatur == |
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[[Bild:Straßenbahnwagen Gera 29.jpg|thumb|Historischer Triebwagen in [[Gera]]]] |
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=== Primärliteratur === |
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* Bernhard Schlink: ''Der Vorleser.'' [[Diogenes Verlag|Diogenes]], Zürich 1995 (Erstausgabe), ISBN 3-257-06065-3. |
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** erstmals als Hörbuch 1996 im Litraton-Hörbuchverlag Hamburg, ungekürzte Lesung von [[Gert Westphal]], 5 CDs, 303 Minuten, ISBN 3-89469-922-1 |
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** als Diogenes Taschenbuch: Diogenes, Zürich 1997: ISBN 978-3-257-22953-0 (= ''detebe'' 22953). |
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** als Diogenes Hörbuch: Ungekürzte Lesung, gelesen von [[Hans Korte]], 4 CDs, 297 Minuten, Diogenes, Zürich 2005, ISBN 978-3-257-80004-3. |
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In rascher Folge wurden weltweit viele Straßenbahnbetriebe – in Deutschland gab es diese um [[1900]] in ca. 150 Städten – gegründet und verdrängten die anderen [[Traktion]]sarten. Die Straßenbahn entwickelte sich zum Massentransportmittel. Sie beeinflusste in maßgeblicher Weise Entwicklung und Planung der Städte, indem sie das Umland mit der Stadt verband und durch kostengünstige Reisemöglichkeiten und ihre große Beförderungskapazität die Bedingungen für die Ansiedlung großer [[Industrie]]n an der [[Peripherie]] der Städte schuf. |
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=== Sekundärliteratur === |
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<!--alphabetisch nach (dem ersten) Autor--> |
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Am Anfang des [[20. Jahrhundert]]s entstanden überwiegend in Europa und den USA sehr viele Bahnen, die auch außerhalb der Städte aus Kostengründen nicht auf eigener Trasse, sondern auf bereits vorhandenen Straßen verkehrten, ohne als Straßenbahn konzipiert zu sein. Die Konflikte mit dem Straßenverkehr waren durchaus programmiert und auch gewünscht. So haben sich manche Konzessionsbetriebe lange Zeit geweigert, ihre Schienen so zu verlegen, dass diese von anderen Fahrzeugen passiert oder überquert werden konnten. Diese Epoche wird als die Zeit der ''Eisenbahnschlachten'' in der Verkehrsgeschichte gehandelt. |
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* Norbert Berger: ''Bernhard Schlink. Der Vorleser.'' Zeitgenössische Romane im Unterricht. Unterrichtshilfe mit Kopiervorlagen, mit Materialien zum Film (9. bis 13. Klasse). Auer, Donauwörth 2011, ISBN 978-3-403-06221-9. |
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* Hanns-Peter Reisner: ''Bernhard Schlink, Der Vorleser.'' Klett Lerntraining Lektürenhilfen, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-12-923070-1. |
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* [[Sascha Feuchert]], Lars Hofmann: ''Lektüreschlüssel – Bernhard Schlink: Der Vorleser.'' [[Reclam-Verlag|Reclam]], Stuttgart 2005, ISBN 978-3-15-015359-8. |
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* Manfred Heigenmoser: ''Erläuterungen und Dokumente zu Bernhard Schlink: „Der Vorleser“.'' Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-15-016050-3 (= ''Reclam Universalbibliothek'' 16050). |
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* Juliane Köster: ''Bernhard Schlink, Der Vorleser. Interpretation.'' Oldenbourg, München 2000, ISBN 978-3-637-88745-9. |
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* [[Ekkehart Mittelberg]]: ''Bernhard Schlink, Der Vorleser. Unterrichtsmodell mit Kopiervorlagen.'' Cornelsen, Berlin 2004, ISBN 978-3-464-61634-5. |
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* Miriam Moschytz-Ledgley: ''Trauma, Scham und Selbstmitleid – Vererbtes Trauma in Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser“.'' Tectum, Marburg 2009, ISBN 978-3-8288-9959-9. |
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* Micha Ostermann: ''Aporien des Erinnerns. Bernhard Schlinks Roman Der Vorleser.'' Dolega, Bochum 2004, ISBN 978-3-937376-03-5. |
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* Bernhard Schlink, Bettina Greese, Sonja Pohsin, Almut Peren-Eckert: ''EinFach Deutsch Unterrichtsmodelle: Bernhard Schlink: Der Vorleser – Neubearbeitung: Mit Materialien zum Film. Gymnasiale Oberstufe.'' Schöningh, Paderborn 2010, ISBN 978-3-14-022490-1. |
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* Cerstin Urban: ''Bernhard Schlink: Der Vorleser.'' Kommentare, Diskussionsaspekte und Anregungen für produktionsorientiertes Lesen, Beyer, Hollfeld, 2011, ISBN 978-3-88805-521-8. |
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* Michaela Kopp-Marx: ''Netze der Schuld: Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser“'', in: Yvonne Nilges (Hrsg.): ''Dichterjuristen. Studien zur Poesie des Rechts vom 16. bis 21. Jh.'', Würzburg 2014, S. 237–252. ISBN 978-3-8260-5550-8. |
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[[Bild:Hannover_alte_strassenbahn_01.jpg|thumb|Sonderfahrt mit einem ''Aufbauwagen'' der 50er Jahre in Hannover]] |
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== Weblinks == |
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* {{LibraryThing|4682|Der Vorleser von Bernhard Schlink}} |
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Um [[1920]] war der Höhepunkt der Straßenbahnentwicklung erreicht, als in Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien fast alle Groß- und Mittelstädte, aber auch viele Kleinstädte über Straßenbahnen verfügten. Zu jener Zeit waren ausgedehnte Überlandstraßenbahnnetze sehr verbreitet. Weltweit existierten damals über 3000 Straßenbahnbetriebe, nur wenige davon in Afrika und Asien. Es bestanden neben sehr großen Netzen auch diverse Klein- und Kleinstbetriebe, und in den Großstädten existierten oft mehrere, bis zu zwei Dutzend, einzelne, private Betriebe nebeneinander. |
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* [http://lehrerfortbildung-bw.de/faecher/deutsch/projekte/epik/der_vorleser/index.html/ Der Vorleser – Übersicht] bei der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen, Baden-Württemberg. |
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* [http://www.christoph-schmidt.de/vorleser Ausarbeitungen eines Deutsch-Grundkurses zu Bernhard Schlinks ''Der Vorleser''] |
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Zunächst in Nordamerika, später auch in Europa und den anderen Kontinenten, reduzierte sich mit dem Aufkommen des motorisierten [[Individualverkehr]]s die Zahl der Straßenbahnen. Die Betriebe mussten häufig geschlossen werden, da vielerorts jahrzehntelang kaum noch in sie investiert wurde und sie fast vollständig veraltet waren. Für die stillgelegten Straßenbahnen sind häufig [[Oberleitungsbus]]systeme eingerichtet worden, in der Mehrzahl überwogen jedoch [[Omnibus]]se mit [[Verbrennungsmotor]]en. |
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=== Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg === |
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[[Bild:Strassenbahn_Adelaide.jpg|thumb|Straßenbahn in [[Adelaide]], Strecke: Adelaide – Glenelg]] |
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[[Bild:Tram_interior_edit1.jpg|thumb|Innenleben einer älteren Wiener ''Bim'' der Beiwagentype ''c3'']] |
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[[Bild:Combino wnętrze RB1.JPG|thumb|Fahrgastraum eines [[Combino]] in [[Posen]]]] |
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Die Stilllegungswelle verlangsamte sich zunächst durch den [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]], da viele Busse für den Kriegsdienst verwendet wurden. Obwohl in der [[Sowjetunion]] nach Beendigung des Krieges ab [[1945]] neue Betriebe eröffnet wurden, nahm weltweit die Zahl der Straßenbahnbetriebe ab. Zudem war damals die Meinung vorherrschend, die Straßenbahn zerschneide und behindere den Verkehrsfluss und deshalb wurden auch nicht zerstörte Linien stillgelegt. Im einstigen [[Ostblock]] wurde dagegen konsequent auf Straßenbahnen gesetzt. Auch hier verschwanden allerdings Straßenbahnen – z. B. aus touristisch wichtigen und gut erschlossenen Bereichen wie der (Ost-)Berliner Innenstadt rund um den [[Alexanderplatz (Berlin)|Alexanderplatz]]. |
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Um [[1970]] schien sicher zu sein, dass in wenigen Jahrzehnten der letzte Straßenbahnbetrieb im Westen geschlossen werden würde. So wurden in jener Zeit überwiegend der Einsatz von Omnibussen und der Bau von [[U-Bahn]]en gefördert. Doch die weltweite Entwicklung schlug eine andere Richtung ein. Der extrem angestiegene motorisierte Individualverkehr in den Städten hatte die Lebensqualität und die [[Ölkrise]] das Bewusstsein der Menschen derart verändert, dass eine neue Richtung der [[Verkehrspolitik]] eingeschlagen wurde. |
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Vor allem in Mittelstädten, in denen sich der sehr teure U-Bahnbau nicht rechnet, kehrte die Straßenbahn zurück. In Deutschland, aber auch zahlreichen anderen Staaten, war man nun um eine Modernisierung der Bahnen bemüht, wobei sie häufig durch eigene Gleiskörper und den Bau einzelner Tunnelabschnitte aus dem allgemeinen Verkehrsfluss herausgenommen wurden. Aus der Straßenbahn entstand so mancherorts eine [[Stadtbahn]]. Die nun zunehmenden Fahrgastzahlen bewiesen die Akzeptanz der Veränderung durch die Bevölkerung. Die Einführung der [[Niederflurtechnik]] zeigte die Möglichkeiten und die Bequemlichkeit des bewährten Verkehrsmittels. |
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=== Verbreitung ab Ende des 20. Jahrhunderts === |
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Eine weltweite Trendwende begann ab [[1980]] zunächst in Nordamerika, etwas später dann auch in Europa, als neue Straßen- und Stadtbahnbetriebe eröffnet wurden. Als erste Stadt hat [[Edmonton]] in Kanada Anfang der 1980er Jahre begonnen, sein Straßenbahnnetz wiederaufzubauen. Ab etwa 1985 erreichte die Trendwende auch Europa. Obwohl seitdem auch einige kleine und unrentable Betriebe stillgelegt wurden, stieg durch Neueröffnungen die Anzahl der Straßenbahnbetriebe insgesamt an. Dort, wo neue Betriebe eröffnet und bestehende Netze erweitert wurden, überschritten die Fahrgastzahlen in der Regel sämtliche [[Prognose]]n. |
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Die Wiedereinführung der Straßenbahn ging vielfach mit einem Umbau der durch sie genutzten Straßen und auch der Stadtzentren einher, indem man die Aufteilung des Straßenraumes veränderte. Die Flächen für den [[Motorisierter Individualverkehr|motorisierten Individualverkehr]] wurden reduziert und Straßenbahn, [[Radfahrer]] sowie [[Fußverkehr|Fußgänger]] bekamen mehr Platz. Besonders in Frankreich, aber auch in den USA, findet man Beispiele derartiger Verkehrspolitik. |
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Die teilweise Benutzung vorhandener oder brachliegender Eisenbahnstrecken – [[Karlsruhe]] war und ist hier beispielgebend – schuf weitere Möglichkeiten der Erschließung neuer Verkehrsräume. Die Menschen waren nun in der Lage, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Umsteigen zügig die Stadtzentren zu erreichen. |
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Sogar von [[Güterstraßenbahn]]en wird wieder gesprochen. In [[Dresden]] wird auf der Straßenbahn mittlerweile ein Güterverkehr zur Versorgung der [[Volkswagen|VW]]-[[Manufaktur]] ([[Gläserne Manufaktur]]) betrieben. Der Transport der Fahrzeugteile geschieht mit eigens dafür gefertigten Güterstraßenbahnwagen, der [[CarGoTram]]. Auch in Wien war eine Studie mit dem Projekttitel [[Güterbim]] in Auftrag, die die Straßenbahn als Gütertransportmittel innerhalb der Stadt untersucht, endete aber mangels Interesse potenzieller Kunden ergebnislos. In Zürich wird heute als Projekt auch unter dem Namen [[Cargotram (Zürich)|Cargotram-Zürich]] versucht, die Entsorgung von [[Sperrmüll]] per Straßenbahn zu organisieren. |
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== Perspektiven == |
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[[Bild:Polen Konstal-Einheits Tram.jpg|thumb|Im polnischen Stettin wartet der Standardwagen Konstal 105Na auf Fahrgäste]] |
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[[Bild:Straßenbahn Berlin KT4D-t mod.jpg|thumb|Berlin 2004: Zweiwagenzug aus modernisierten Tatra-Gelenkwagen am Alexanderplatz]] |
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Gab es um [[1980]] nur noch etwa 300 Straßenbahnbetriebe weltweit, so sind es heute schon wieder rund 360. Laut [[UITP]], des internationalen Verbands für öffentliches Verkehrswesen, sind gegenwärtig zudem etwa 100 Straßen- und Stadtbahnsysteme in Bau beziehungsweise in Planung. |
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Nach Einschätzung der UITP wird sich die seit Anfang der [[1980er]] Jahre veränderte Verkehrspolitik fortsetzen. Diese macht einerseits durch den stärkeren [[Umweltschutz]]gedanken das Verkehrsmittel Straßenbahn wieder [[Popularität|populär]] und verhindert andererseits geplante U-Bahn-Bauvorhaben aufgrund nicht ausreichender finanzieller Mittel. Obwohl es in Zukunft sicher weiterhin zu einzelnen Stilllegungen kleiner oder unrentabler Betriebe kommen wird, ist also insgesamt mit einer weiteren Zunahme von Straßenbahnbetrieben zu rechnen. |
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Frankreichs Präsident Sarkozy schlug kürzlich vor, bis 2020 über 1500 km neue Straßenbahnlinien in Frankreich zu bauen. |
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=== Vorteile === |
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[[Bild:Safety measures of a tram door.jpg|thumb|Schwenkflügeltür einer Strassenbahn: <br/> <small> Markierte Sicherheitseinrichtungen: <br/> (1) Handgriffe, (2) Schliessdrucksicherung, (3) Hindernisdetektor </small>]] |
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Im Stadtverkehr ist der Einsatz von Straßenbahnen dort sinnvoll, wo die vorhandenen Fahrgastzahlen einen Betrieb mit Buslinien unwirtschaftlich werden lassen, wo für den Bau einer U-Bahn jedoch die Fahrgastzahlen auch perspektivisch zu niedrig sind. Für deutsche Verhältnisse gilt als Faustregel, dass eine Straßenbahnlinie ab etwa 4.000 Fahrgästen pro Werktag wirtschaftlicher als eine Buslinie ist. Bei zirka 30.000 bis 40.000 Fahrgästen je Tag ist die Grenze erreicht, bei der ein Schnellbahnbetrieb betriebswirtschaftlich sinnvoller ist. Hierbei ist zu beachten, dass eine reine Linienbetrachtung in den wenigsten Fällen ausreicht, da beim Systemwechsel in der Regel umfangreiche Linienanpassungen im betroffenen Netz vorgenommen werden. |
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Neben diesem quantitativen Einsatzkriterium gibt es weitere qualitative Einsatzmerkmale, die auch in Fällen, in denen diese genannten Fahrgastzahlen nicht erreicht werden, einen Straßenbahnbetrieb gegenüber einem Busbetrieb vorteilhaft werden lassen. |
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==== Komfort ==== |
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Eine Straßenbahn zeichnet sich, wie alle schienengebundenen Verkehrsmittel, durch hohe Laufruhe und angenehmen Fahrkomfort aus. Dies wird nicht zuletzt durch den Einsatz moderner und leiser Fahrzeuge erreicht. Ein Bus ist hingegen an die jeweiligen Straßenverhältnisse gebunden und schaukelt somit stark. Verkehrt die Straßenbahn oberirdisch, so müssen zu den Haltestellen keine Treppen bestiegen werden. Hochbahnsteige oder Niederflurfahrzeuge erleichtern den Einstieg für Rollstuhlfahrer, ältere Leute und Fahrgäste mit Kinderwagen, Fahrrädern oder Gepäck. |
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==== Reisezeit ==== |
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Straßenbahnen können im Stadtverkehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, wenn die Straßenbahnstrecke auf unabhängigen oder besonderem Bahnkörper geführt ist und die Straßenbahn an Ampeln eine [[LSA-Vorrangschaltung|Vorrangschaltung]] besitzen. Auf kurzen und mittellangen Strecken kann eine Straßenbahn sogar mit [[Schnellbahn]]en konkurrieren, da die [[Reisezeit]] durch kurze Zu- und Abgangswege zu den meist ebenerdigen Haltestellen (keine Treppen) und dichte Haltestellenabstände verkürzt wird. |
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==== Flächendeckung ==== |
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Die Straßenbahn ist das einzige Schienenverkehrsmittel, welches eine hohe Flächendeckung erreichen kann. Dadurch können viele Direktverbindungen angeboten werden, wodurch die Zahl der Umsteigevorgänge reduziert und damit die Reisezeit verkürzt wird. |
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==== Flexible Leistungsfähigkeit ==== |
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Ein Vorteil gegenüber dem Bus ist die Möglichkeit, an einen Triebwagen bei Bedarf einen Beiwagen oder zweiten Triebwagen anzukuppeln, ohne dass der Personalbedarf erhöht wird, wie es etwa bei Einsatzbussen unvermeidlich ist. Die Straßenbahn kann somit auf Verkehrsspitzen im [[Berufsverkehr]] und Schwachlastzeiten ohne Fahrzeugtausch reagieren und ihre Kapazität erhöhen oder verringern. Durch die in der Bau- und Betriebsordnung Straßenbahn ([[BO Strab]]) festgesetzte maximale Zuglänge von 75 Metern können Straßenbahnzüge sehr viele Fahrgäste befördern. |
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==== Veränderung des [[Modal Split]]s ==== |
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Von allen öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Straßenbahn am besten dazu in der Lage, die Wahl der Verkehrsmittel zugunsten des [[Öffentlicher Personennahverkehr|ÖPNV]] zu verändern und somit den Autoverkehr in einer Stadt zu verringern. Besonders gegenüber dem Bus besitzt sie den sogenannten [[Schienenbonus]]. Es gibt Verkehrsbetriebe, die nach der Umstellung einer Buslinie auf Straßenbahnbetrieb Fahrgastzuwächse von 80 Prozent verzeichneten. Die Weiterentwicklung von Straßenbahnen zu schnelleren Stadtbahnen kann ebenfalls hohe Fahrgastzuwächse bringen. So konnte die [[Stadtbahn Bielefeld]] in 15 Jahren Stadtbahnbetrieb einen Fahrgastzuwachs von 70 Prozent erreichen. |
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==== Umweltfreundlichkeit ==== |
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Auch wenn der Strom, den die Straßenbahn verbraucht, von Kohle- oder Ölkraftwerken stammen sollte, liegt hier trotzdem ein Vorteil gegenüber dem Bus: Die Straßenbahn verschmutzt die Luft nicht an dem Ort, wo sie fährt. Davon profitieren besonders Anwohner von Straßenbahnstrecken und Städte, in denen aufgrund des dichten Autoverkehrs die Umweltverschmutzung ohnehin sehr groß ist. Da Strom im Gegensatz zu Dieselkraftstoff auch aus umweltfreundlicheren Quellen gewonnen werden kann, deren Bedeutung weiter steigen wird, liegt auch hierin ein größeres Zukunftspotenzial gegenüber Bussen mit Verbrennungsmotoren. |
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==== Stadtentwicklung ==== |
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Laut einer neueren Studie der Bergischen Universität Wuppertal hat eine Straßen- oder auch Stadtbahnlinie einen positiven Einfluss auf die Entwicklung eines Stadtteiles. Dies bezieht sich sowohl auf die [[Immobilie]]npreise als auch den [[Einzelhandel]]. Umgekehrt lassen sich nach Verlagerung oder Stilllegung einer Linie gegenteilige Entwicklungen nachweisen. |
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==== „Weiche“ Faktoren ==== |
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Die folgenden Faktoren sind eher subjektiv und regional unterschiedlich. Durch die oberirdische Führung hat die Straßenbahn einige Vorteile gegenüber U-Bahnen und Bussen. Die hohe Präsenz der Straßenbahn im öffentlichen Raum macht die Linienführung ohne weiteres erkenn- und nachvollziehbar, fürt aber auch zu möglichen Beeinträchtigungen von Parkraum und Autoverkehr und erhöht die Ansprüche an die architektonische Einbindung. Die Fahrgäste erleben den Stadtraum und das Stadtleben unmittelbar mit. Nicht nur Sonderfahrten (in historischen Wagen, in "Christkindl"- oder Partytrams), bereits die alltägliche Benutzung vermittelt [[Urbanität]]. Die Präsenz wie der ebenerdige Zugang an beleuchteten Haltestellen verbessert auch abends und nachts das subjektive Sicherheitsgefühl. Der Neubau von Straßenbahnen hat oft erhebliche Konflikte um die neue Infrastruktur zur Folge - nach der Durchsetzung weist die Tram gegenüber dem Bus den sogenannten Schienenbonus wie auch eine höhere Identifikation klassischer Tramstädte und Tramanlieger mit diesem Verkehrsmittel auf. |
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=== Nachteile === |
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==== Schienengebundenheit ==== |
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Einer der größten Vorteile der Straßenbahn ist auch gleichzeitig ihr größter Nachteil. Da eine Straßenbahn an Schienen gebunden ist, wird sie im Straßenverkehr leicht behindert z. B. durch im Gleisbereich parkende Fahrzeuge. Bei Baustellen kann eine Straßenbahn nur dann umgeleitet werden, wenn eine Parallelstrecke vorhanden ist. Auch an veränderte Verkehrsströme kann dieses Verkehrsmittel nur bedingt angepasst werden. Planung und Bau einer neuen Strecke dauern mehrere Jahre. |
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==== Teure Fahrzeuge ==== |
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Die Preise für neue Fahrzeuge sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Heute kosten moderne Bahnen je nach Ausführung zwischen 1,5 und 4 Millionen Euro. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass z.B. ein Autobus eine mittlere Lebensdauer von fünf bis zehn Jahren hat, während eine Straßenbahn 30-50 Jahre eingesetzt werden kann. Legt man die Kosten auf die Verwendungszeit um und berücksichtigt, dass die Straßenbahn in der Regel mehr Fahrgästen Platz bietet als ein Autobus, ergibt sich ein Kostenvorteil der Straßenbahn. |
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==== Störung des Stadtbildes ==== |
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Durch ihre Oberleitung und die Schienen kann es passieren, dass eine Straßenbahn an (historisch) sensiblen Orten als störend empfunden wird. Dieses Phänomen wird durch [[Oberleitung|Kettenfahrleitungen]] und überdimensionierte Haltestellenmasten verstärkt. |
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Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, dank einer zusätzlichen Stromschiene auf die Oberleitung zu verzichten, wie es 2004 im Zentrum von [[Straßenbahn Bordeaux|Bordeaux]] realisiert wurde. |
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==== Erschütterungen, Körperschall ==== |
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Vor allem in Städten, die noch über alte Straßenbahntrassen verfügen, fehlt eine [[Schwingungsdämpfung]] durch z.B durch [[Neoprene]]-Lagerung der Geleise. Die Folge davon ist die Ausbreitung von [[Körperschall]] im Untergrund. Es können (Insbesondere ist das an von Autos und Schwerverkehr stark befahren Straßen zu beobachten) Erschütterungschäden an Gebäuden entstehen. Bei eine Gleisbettung nach dem Stand der Technik ist jedoch eine solche Gefährdung heutzutage ausgeschlossen. |
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== U-Straßenbahn == |
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Als [[U-Straßenbahn]], kurz ''U-Strab'', selten auch ''Prémetro'', werden Straßenbahnen klassifiziert, die teilweise unterirdisch und dadurch unbehindert vom sonstigem Verkehr verkehren. U-Straßenbahnen waren in manchen Städten die Vorgänger von [[U-Bahn|U-]] oder [[Stadtbahn]]systemen. Dazu zählen insbesondere Köln und Stuttgart, aber auch Wien: die heutige U-Bahn-Linie U2 fährt zwischen den Stationen Karlsplatz und Schottentor auf der U-Straba-Strecke der ehemaligen Straßenbahnlinien E<sub>2</sub>, G<sub>2</sub> und H<sub>2</sub> mit ihren Stationen [[Museumsquartier]], [[Volkstheater]] und [[Wiener Rathaus|Rathaus]]. |
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== Überlandstraßenbahnen == |
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:''Hauptartikel:'' [[Überlandstraßenbahn]] |
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[[Bild:KBE_ET57_Portrait.jpg|thumb|Triebwagen der [[Köln-Bonner Eisenbahnen]] (ab 1986 durch Stadtbahnfahrzeuge ersetzt)]] |
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Im Bereich mancher Ballungszentren wie dem [[Rhein-Neckar-Dreieck]] und dem [[Rhein-Ruhr]]gebiet sind die Streckennetze mehrerer Straßenbahnbetriebe untereinander verbunden. Solche Verbindungsstrecken werden als Überlandstraßenbahnen bezeichnet. Beispiele sind die U79 der [[Rheinbahn (Unternehmen)|Rheinbahn]] zwischen [[Düsseldorf]] und [[Duisburg]] oder die U70/76 zwischen Düsseldorf und Krefeld und die [[Oberrheinische Eisenbahn]] im Dreieck [[Mannheim]] – [[Heidelberg]] – [[Weinheim]]. Die [[Rheinuferbahn|Rheinufer-]] und [[Vorgebirgsbahn]] zwischen [[Köln]] und [[Bonn]] wurden 1979 und 1986 zu (Regional-)[[Stadtbahn]]strecken umgebaut, die jedoch weiterhin als Eisenbahnstrecken konzessioniert sind. Reine Umlandstrecken betreiben z. B. die [[Thüringerwaldbahn]] von [[Gotha]] bis [[Tabarz]] (Linie 4, 21 km), oder die [[Kirnitzschtalbahn]]. |
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Viele Überlandstraßenbahnen werden heute als [[Regionalstadtbahn|(Regional-)Stadtbahn]] betrieben. Der Übergang zur Eisenbahn ist oft sehr fließend und meist nur von der Art der Konzession abhängig. Häufig betreiben diese Bahnen auch Güterverkehr auf den Überlandstrecken, wobei die Güterwagen mitunter von Lokomotiven gezogen werden, während der Personenverkehr mit Straßenbahntriebfahrzeugen stattfindet. Überlandstraßenbahnen sind daher auch für Eisenbahnfreunde von besonderem Interesse. |
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Das amerikanische Gegenstück zu Überlandstraßenbahnen und Regionalstadtbahnen sind [[Interurban]]s. |
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== Besonderheiten == |
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=== Rekorde === |
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[[Bild:OePNVSystemeDeutschland.png|thumb|180px|Straßenbahnen und SPNV in Deutschland]] |
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* In [[Augsburg]] befindet sich die steilste 1000-mm-Straßenbahnstrecke Deutschlands, die regulär befahren wird: Am Perlachberg, einer eingleisigen, bergabführenden Strecke im Stadtzentrum, wird auf einer Streckenlänge von etwa 30 Metern ein Höhenunterschied von zirka sieben Metern überwunden; die Straßenbahnen der Linie 1 (Göggingen–Lechhausen) befahren den Perlachberg wochentags alle fünf Minuten. Vor der Anschaffung neuer Fahrzeugtypen werden die neuen Straßenbahnen an dieser Stelle „auf Herz und Nieren geprüft“. |
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* In [[Erfurt]] verkehren die längsten Straßenbahnzüge: Die tschechischen [[Tatra KT4|KT4D]] in Dreifachtraktion, Zuglänge 57 Meter. |
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* In [[Gmunden]] findet sich der älteste, steilste (10 Prozent Steigung) und kleinste [[Straßenbahn Gmunden|Straßenbahnbetrieb]] Österreichs (2,315 km), bis heute im Linienbetrieb. |
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* Das [[Riffelalptram]] oberhalb von ''[[Zermatt]]'' hält zwei [[Rekord]]e: Es ist die kürzeste Tramlinie der Welt (675 Meter). Zugleich ist sie die höchstgelegene Tramlinie Europas (2211 m ü. NN). |
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* In der [[Rhein-Ruhr]]-Region verläuft die längste Strecke, die man innerhalb von Deutschland ausschließlich mit Straßenbahnen bzw. [[Stadtbahn]]en nach [[BOStrab]] zurücklegen kann. Sie führt von [[Witten-Heven]] nach [[Tönisvorst]]-St. Tönis. Auf dem kürzesten Weg über [[Bochum]], [[Gelsenkirchen]], [[Essen]], [[Mülheim an der Ruhr]], [[Duisburg]], [[Düsseldorf]] und [[Krefeld]] sind es 102 km; man kann jedoch auch noch verschiedene Umwege fahren. <ref>[http://mitglied.lycos.de/stadtbahnen/ Die längste Straßenbahnfahrt Deutschlands] </ref> |
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* Die längste einzelne Straßenbahnlinie der Welt ist mit 68 km die belgische [[Kusttram]] von [[De Panne]] nach [[Knokke]] über [[Oostende]]. |
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* In [[Budapest]] fahren die mit 54 m weltlängsten Straßenbahnwagen vom Typ [[Combino#Budapest|Siemens Combino Plus]]. |
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* Die Spurweite der [[Leipzig]]er Straßenbahn beträgt 1458 mm. Das ist die größte Spurweite aller deutschen Straßenbahnen. |
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=== Straßenbahnen auf Gummirädern === |
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Es gibt Strassenbahnen auf Gummirädern, die hier unter [[Spurbus]] geführt werden, von Translohr und Bombardier u. a. , obwohl sie als Strassenbahnen in Frankreich zugelassen sind. |
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=== Straßenbahnen mit Gastronomie === |
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*Die Überlandstraßenbahnen zwischen Düsseldorf und Duisburg ([[D-Bahn]]) sowie zwischen Düsseldorf und Krefeld ([[K-Bahn]]) besaßen früher einen Speisewagen im 2- oder 3-Wagen-Zug. Noch heute gibt es in den Fahrzeugen dieser (jetzigen [[Stadtbahn]]-)Linien der ''[[Rheinbahn (Unternehmen)|Rheinbahn]]'' eine Snack-Bar (Bistro) – sie wird aber auf der Duisburger Strecke nicht mehr bewirtschaftet. |
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* Auf der Hauptstrecke der [[Wiener Lokalbahnen]] zwischen Wien und Baden gab es bis zum Zweiten Weltkrieg Buffets. |
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* Manche Straßenbahnbetriebe in den [[Vereinigte Staaten|USA]] (vor allem [[Interurban]]s) boten auch Kurswagen und Schlafwagen auf längeren Verbindungen an. |
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* Als Touristenattraktion verkehren in vielen Städten sogenannte Partybahnen wie z. B. in [[Frankfurt am Main]] der [[Ebbelwei-Expreß]]. In [[München]] fährt die Christkindlbahn im Advent rund um die Innenstadt. |
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=== Straßenbahnen ohne Personenbeförderung === |
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[[Bild:VW-Cargotram-Dresden.jpg|thumb|[[CarGoTram|Güterstraßenbahn]] der [[Dresdner Verkehrsbetriebe AG]] für [[Volkswagen]] in [[Dresden]]]] |
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* Spezielle Straßenbahnen ''([[CarGoTram]])'' werden in [[Dresden]] zum Gütertransport verwendet, insbesondere zur [[Gläserne Manufaktur|Gläsernen Manufaktur]] von [[Volkswagen]] am Großen Garten. |
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* 1895 fuhr in Altenburg die erste deutsche Poststraßenbahn. Später gab es u. a. auch in ''[[Hamburg]]'', ''[[München]]'' und [[Poststraßenbahn Frankfurt am Main|Frankfurt am Main]] welche. <ref>[http://home.arcor.de/fredrik.matthaei/HVV1/Strassenbahnpostverkehr.htm Der Poststraßenbahnbetrieb (17.12.1917 bis 31.10.1927)]</ref> |
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=== Sonstiges === |
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[[Bild:blt.jpeg|thumb|Internationale Tramlinie 10 der [[Baselland Transport]]]] |
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* Die Straßenbahn in ''[[Braunschweig]]'' ist [[Liste der Spurweiten|bundesweit das einzige]] noch betriebene System mit 1100 mm [[Spurweite (Eisenbahn)|Spurweite]], nachdem die Betriebe in Lübeck und Kiel auf Busbetrieb umgestellt wurden. |
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* Vereinzelt fahren Straßen-/Stadtbahnen in Mittelstreifen von Autobahnen, so z. B. die U 18 auf der [[A 40]] zwischen ''[[Essen]]'' und ''[[Mülheim an der Ruhr]]'' und die Straßenbahnlinie nach [[Braunschweig-Heidberg]] auf der [[A 395]]. |
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* In ''[[Zwickau]]'' verkehren RegioSprinter der [[Vogtlandbahn]] gemeinsam mit der Zwickauer Straßenbahn auf einem Dreischienengleis zwischen der Stadthalle und der Haltestelle Zentrum. |
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*In ''[[Bochum]]'', ''[[Bonn]]'', ''[[Chemnitz]]'', ''[[Cottbus]]'', ''[[Kassel]]'', ''[[Plauen]]'' und ''[[Woltersdorf (bei Berlin)]]'' kann man in der Straßenbahn heiraten. |
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* In ''[[Chemnitz]]'' verbinden Niederflur-Straßenbahnen der City-Bahn Chemnitz GmbH die Stadt mit dem Umland und befahren dabei sowohl das [[Stadtbahn Chemnitz|Straßenbahnnetz der Chemnitzer Verkehrs AG]] (CVAG) als auch eine Eisenbahnstrecke. Die Pilotstrecke des sogenannten ''[[Chemnitzer Modell]]s'' führt über eine Länge von 23 Kilometer vom Chemnitzer Stadtzentrum in die Stadt [[Stollberg/Erzgeb.|Stollberg]]. |
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* In ''[[Basel]]'' führt die Tramlinie 10 der [[Baselland Transport]] durch zwei Staaten (Schweiz, Frankreich). |
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* ''Bim'' ist ein in [[Wien]] in der jüngeren Generation gebräuchlicher Kosename für die Straßenbahn, es ist die Abkürzung des süddeutschen bzw. österreichischen Begriffs ''[[Bimmelbahn]]''. Bimmeln meint das Betätigen der lauten [[Glocke|Fußglocke]] durch den Fahrer der Straßenbahn. Der meist wohlwollend verwendete Begriff hat sich auch durch den Ausdruck ''Bim und Bus'' im Sprachgebrauch zunehmend festgesetzt, so wird bei dem Wiener Projekt einer neuartigen Güterstraßenbahn auch offiziell von einer ''[[Güterbim]]'' gesprochen. Ein ähnlicher Begriff in Deutschland ist ''Bimmel'' – in [[Bonn]] gibt es eine Partybahn ''Bönnsche Bimmel''. Daneben ist in Südbayern und Österreich auch noch die Bezeichnung Tram(bahn) sehr gebräuchlich, in München ist es sogar die offizielle Bezeichnung. In Österreich wird des weiteren auch der Begriff Tramway häufig verwendet. |
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* In ''[[Wien]]'' und ''[[Innsbruck]]'' wird die letzte Straßenbahn in der Nacht als ''die Blaue'' bezeichnet. Diese Bezeichnung rührt daher, dass das Liniensignal der jeweils letzten Garnitur blau unterlegt war. Außerplanmäßige Einschubzüge werden durch ein ''Zebrasignal'', eine schwarz-weiß quergestreifte Karte im Fahrerfenster, gekennzeichnet. Dienste der Straßenbahnfahrer, die bis spät in die Nacht dauern, werden in Österreich ebenfalls als ''Blaue'' bezeichnet. |
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* Doppeldecker-Straßenbahnen verkehren in [[Blackpool]], [[Alexandria]] und [[Hongkong]]. |
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* In zahlreichen deutschen und Schweizer Städten wird die letzte Bahn der Nacht als ''Lumpensammler'' bezeichnet. |
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* In England des 19. Jahrhunderts gab es eine Straßenbahn mit Schienen am Meeresboden, die [[Brighton and Rottingdean Seashore Electric Railway]]. |
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== Straßenbahn-Galerie == |
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Bild:Hong kong tram.jpg|Doppeldecker Nr. 120 der [[Hong Kong Tramways]] |
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Bild:Egypt.Cairo.Tram.01.jpg|Straßenbahn in [[Kairo]] |
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Bild:FinnishTram.jpg|Gelenkzüge aus den 70er Jahren in [[Helsinki]] |
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Bild:Szbengali.jpg|Straßenbahn vom Typ FVV in [[Szeged]] |
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Bild:EuskoTran.jpg|Straßenbahn in [[Bilbao]] auf [[Rasengleis]] |
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Bild:Marseille1.jpg|Straßenbahn für [[Marseille]] |
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Bild:Istanbul tram RB1.jpg|Moderne Straßenbahn in [[Istanbul]] |
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Bild:Frankreich 2007.10.25 112329 .jpg|Straßenbahn in [[Straßenbahn Bordeaux|Bordeaux]] ohne Oberleitung |
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== Quelle == |
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<references/> |
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== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
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* [[SS-Gefolge]] |
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* [[SS-Helferinnenkorps]] |
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* [[Elfriede Rinkel]] |
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{{Portal|Straßenbahn}} |
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== Einzelnachweise == |
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* [[Liste der Städte mit Straßenbahnen]] |
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<references /> |
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* [[Liste der ehemaligen Straßenbahnen]] |
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== Literatur == |
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* Wolfgang Hendlmeier: ''Handbuch der deutschen Straßenbahngeschichte, Band I: Text und Abbildungen''. München 1981. |
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* Wolfgang Hendlmeier: ''Handbuch der deutschen Straßenbahngeschichte, Band II: Tabellen und Streckenatlas''. Eigenverlag, München 1979. |
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* Joachim Fiedler: ''Bahnwesen''. 5. Auflage. Verlag Werner, Neuwied 2005, ISBN 3-8041-1612-4 |
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== Weblinks == |
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{{Commons|Tram|Straßenbahn}} |
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[[Kategorie:Straßenbahn|!]] |
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{{Navigationsleiste Werke von Bernhard Schlink}} |
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[[Kategorie:Elektrofahrzeug]] |
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[[Kategorie:Schienenfahrzeug]] |
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[[bg:Трамвай]] |
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[[ca:Tramvia]] |
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[[Kategorie:Literarisches Werk]] |
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[[cs:Tramvaj]] |
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[[Kategorie:Literatur (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]] |
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[[Kategorie:Holocaustliteratur]] |
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[[en:Tram]] |
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[[Kategorie:Bernhard Schlink]] |
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[[es:Tranvía]] |
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[[fr:Tramway]] |
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[[it:Tram]] |
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[[ja:路面電車]] |
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[[ka:ტრამვაი]] |
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[[ko:노면전차]] |
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[[la:Ferrivia strataria]] |
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[[lmo:Tram]] |
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[[lv:Tramvajs]] |
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[[nl:Tram]] |
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[[nn:Sporvogn]] |
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[[no:Trikk]] |
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[[pl:Tramwaj]] |
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[[pt:Eléctrico]] |
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[[ro:Tramvai]] |
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[[ru:Трамвай]] |
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[[simple:Tram]] |
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[[sk:Električka]] |
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[[sl:Tramvaj]] |
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[[sv:Spårvagn]] |
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[[tr:Tramvay]] |
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[[tt:Tramway]] |
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[[uk:Трамвай]] |
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[[ur:ٹرام وے]] |
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[[vi:Tàu điện]] |
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[[wuu:電車]] |
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[[zh:有軌電車]] |
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[[zh-min-nan:Chhia-lō͘ tiān-chhia]] |
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[[zh-yue:電車]] |
Version vom 25. Februar 2008, 01:42 Uhr





Die Straßenbahn ist ein schienengebundenes, fast immer elektrisch betriebenes Transportmittel im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV, Stadtverkehr einschließlich Vorortverkehr), welches den speziellen Bedingungen des Straßenverkehrs angepasst ist. Andere Bezeichnungen sind: Elektrische, die Trambahn (engl.: tramway), das Tram (v. a. gebräuchlich in der Schweiz), die Tram (restlicher deutscher Sprachraum), Trolley (am. englische Bezeichnung) und auch – z. T. umgangssprachlich – Bim. In Deutschland wird die Straßenbahn oft mit Strab oder Straba abgekürzt.
Sie fuhr ursprünglich als innerstädtisches Verkehrsmittel auf in der Straße verlegten Gleisen, wurde aber in verschiedener Weise weiterentwickelt. Die Verlegung von Strecken auf eigene Bahnkörper oder in Tunnel erhöhte die Reisegeschwindigkeit, derart modifizierte Straßenbahnen werden häufig auch als Stadtbahnen bezeichnet, besonders wenn Tunnelstrecken einbezogen sind (U-Straßenbahn), die Unterscheidung ist jedoch fließend. Überlandstraßenbahnen und daraus entstandene (teilweise auch Eisenbahnstrecken benutzende) Regionalstadtbahnen verkehren außerhalb geschlossener Ortschaften, verbinden Vororte mit Stadtzentren, erschließen das Umland der Städte oder verbinden Städte miteinander. Beispiele hierfür sind Bonn, Hannover, Karlsruhe, Saarbrücken, Chemnitz, Kassel oder Halle. Im Raum Karlsruhe wird ein erweitertes Straßenbahnsystem auch als S-Bahn bezeichnet.
Gesetzliche Bestimmungen
Deutschland

Typ Ultra Low Floor

Straßenbahnen werden in Deutschland nach der Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) betrieben, sie unterscheiden sich damit von den Eisenbahnen, die der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) unterliegen. Diese Trennung orientiert sich an den unterschiedlichen Betriebsanforderungen an Straßenbahnen, die üblicherweise am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen und zum Beispiel auf Sicht fahren sowie Fahrtrichtungsanzeiger (Blinker) besitzen müssen, und an Eisenbahnen, die mit höheren Geschwindigkeiten vor allem auf besonderem Bahnkörper, durch Signale gesteuert und getrennt, verkehren. Mischbetrieb mit Straßenbahnfahrzeugen auf Eisenbahnstrecken und umgekehrt erfordert die Einhaltung beider Verordnungen, wenn nicht von den Aufsichtsbehörden Sondergenehmigungen erteilt werden. Derartige Bahnen werden meist als Stadtbahn bezeichnet.
Österreich
In Österreich hingegen sind Straßenbahnen Eisenbahnen im Sinne des Eisenbahngesetzes 1957. Die näheren Bestimmungen über Betrieb, Anlagen, Fahrzeuge, Signale und dergleichen sind in der vom Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr (jetzt: Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie) auf Grund von § 19 Abs. 4 des Eisenbahngesetzes erlassenen Straßenbahnverordnung 1999 geregelt.
Schweiz
In der Schweiz werden Straßenbahnen in Art. 2 des Eisenbahngesetzes (EBG) als Nebenbahnen definiert. Gesetzliche Regelungen, welche Straßenbahnen betreffen, finden sich auf Bundesebene unter anderem in der Verordnung über Bau und Betrieb der Eisenbahnen (Eisenbahnverordnung, EBV), in der Signalisationsverordnung (SSV) sowie in Art. 48 Regeln für Strassenbahnen des Strassenverkehrsgesetzes (SVG), in dem festgehalten ist: „Die Verkehrsregeln dieses Gesetzes gelten auch für Eisenbahnfahrzeuge auf Strassen, soweit dies mit Rücksicht auf die Besonderheiten dieser Fahrzeuge, ihres Betriebes und der Bahnanlagen möglich ist.“
Dazu kommen kantonale Regelungen, etwa in Basel-Stadt der Grossratsbeschluss betreffend Vereinbarung mit dem Kanton Basel-Landschaft vom 26. Januar 1982 über die Basler Verkehrsbetriebe und die BLT Baselland Transport AG.
Technik
Fahrzeugkonstruktion

Die frühen Straßenbahnen setzten zu den elektrischen, zunächst meist zweiachsigen Triebwagen ein bis zwei angehängte Beiwagen ein, auf Überlandstrecken auch mehr. Die Beiwagen waren häufig umgebaute Wagen der vormaligen Pferdebahn. Üblich waren zwei Varianten: offene Sommerwagen sowie geschlossene Wagen für den Winter.
Die Entwicklung der Fahrzeuge war geprägt durch die Wünsche der jeweiligen Straßenbahnbetriebe, denen die Hersteller mit der Fertigung von individuellen Kleinserien folgten. Die oft kleinräumigen Raumverhältnisse in den Städten erzwangen zudem auch besondere Anpassungen, aus denen heraus beispielsweise in Dresden die vorn und hinten verjüngten Hechtwagen entstanden. Die frühen Straßenbahnwagen hatten häufig Längs- oder Querbänke mit einem Mittelgang, auf dem der Schaffner mit dem mancherorts in Deutschland typischen Galoppwechsler die Fahrgelder von den Fahrgästen eintrieb. Umstellungen des Betriebes auf einen festen Schaffnersitz führten zu den Sambawagen mit großer Aufnahmefläche im Eingangsbereich. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde erstmals bei der Hamburger Straßenbahn vierachsige Großraumwagen mit Fahrgastfluss eingeführt. Mit der Entwicklung der längeren Gelenkwagen wurden die Beiwagen zunehmend verdrängt.
In den 1980ern begann die systematische Entwicklung der Niederflurtechnik sowie die Modularisierung der Fahrzeuge. Moderne Fahrzeuge werden von Herstellern wie Bombardier Transportation oder der Siemens AG in Modulbauweise hergestellt und sind an die örtlichen Gegebenheiten anpassbar (Normalspur/Meterspur, Fahrzeugbreite, Türen rechts/links/beidseitig, Fahrt in eine oder beide Richtungen, Achsanzahl, Niederfluranteil). Beispiele für derartige Fahrzeugserien sind der Combino, der ULF und die Variobahn.
Antrieb

Die ersten Straßenbahnen wurden von Pferden gezogen. Die erste elektrische Straßenbahn der Welt fuhr 1881 in Groß-Lichterfelde, heute Ortsteil von Berlin. Vereinzelt gab es auch Bahnen mit Akkumulatoren oder Gasmotorantrieb, weitgehend setzte sich jedoch der elektrische Antrieb für Straßenbahnen durch.
Gasmotor
Der Gasmotorbetrieb wurde erstmals von Hasse & Co. in Berlin ins Auge gefasst, deren Konstruktion einer Gaslokomotive am 6. Dezember 1877 als deutsches Patent veröffentlicht wurde. Viele Konstrukteure im In- und Ausland machten sich an die Verbesserung der Vorrichtung, so Gottlieb Daimler in Cannstatt, die Gebrüder Körting in Hannover und Holt in Manchester. Der erste praktische Versuch einer Gasmotorenstraßenbahn wurde 1885 in Melbourne gemacht. Eigentliche Bedeutung erlangte diese Konstruktion aber erst durch Karl Lührig in Dresden, dessen Entwicklung 1892 veröffentlicht wurde und der einen Probebetrieb mit fünf Motorwagen in Dresden einrichtete. Die Patente Lührigs wurden von der im März 1895 gegründeten Deutschen Gasbahngesellschaft in Dessau übernommen, die im Anschluss an die 1894 erfolgte Eröffnung der Dessauer Gasbahn gegründet wurde. Die erste größere Gasbahn trat 1897 zwischen Hirschberg und Warmbrunn mit einer Länge von 15,2 km in Betrieb, die so genannte Hirschberger Talbahn. Hohe Betriebskosten und häufige Reparaturen der Gasmotoren führten zu wirtschaftlichem Misserfolg, so dass man 1899 die Spurweite von Normalspur (1435 mm) in Schmalspur (1000 mm) umstellte und 1900 den elektrischen Betrieb einführte. Die einzige nennenswerte Gasmotorenbahn befand sich in Deutschland in Dessau. Die Wagen benötigten durchschnittlich einen halben Kubikmeter Gas pro Wagenkilometer. In der Komprimierstation wurde das Gas auf acht bis zwölf Atmosphären komprimiert. Mit einer Gasladung wurden zwölf bis sechzehn Kilometer und mehr bewältigt. Eine Ladung dauerte etwa zwei bis drei Minuten. Der Gasverbrauch regelte sich selbsttätig nach dem Kraftverbrauch.
Elektrizität
Die Antriebsenergie einer elektrischen Straßenbahn wird mittels Stromabnehmer von Oberleitungen oder (in Tunneln) von Stromschienen abgenommen. Aus ästhetischen Gründen (Verzicht auf die Oberleitung) wurde manchmal auch eine Stromabnahme aus unterirdischen Stromschienen eingebaut, so z. B. auf der Wiener Ringstraße (1898 bis 1915). Neuerdings werden (so in Bordeaux) wieder entsprechende Versuche mit unterirdischer Stromabnahme unterhalb des Fahrzeugbodens gemacht. Bei modernen Straßenbahnfahrzeugen werden zum Bremsen die Motoren als Generatoren geschaltet, so dass elektrische Energie zurück in die Fahrleitung gespeist wird (Nutzbremse).
Zur Energieversorgung wird fast immer Gleichstrom mit einer Spannung zwischen 500 und 750 Volt verwendet. Der Wert der gewählten Spannung variiert von Betrieb zu Betrieb. Es gab früher auch an manchen Orten Straßenbahnen, die mit Drehstrom versorgt wurden, was aber wegen der aufwändigen dreipoligen Oberleitung nur selten angewendet wurde. Die Antriebsmotoren sind allerdings bei vielen modernen Wagensystemen Drehstrom-Maschinen oder meist Drehstrom-Asynchronmotoren. Dabei wird mit Wechselrichtern aus dem Gleichstromnetz ein 3-Phasen-Wechselstromnetz erzeugt. Dieses treibt dann den Motor an, bei dem die Drehzahl über die Frequenz gesteuert wird. Daneben verfügen auch zahlreiche Straßenbahnen über Gleichstrommotoren, die mit einem Gleichstromsteller auf Thyristorbasis in der Drehzahl gesteuert werden.
Ältere Fahrzeuge (Baujahr vor ca. 1965) haben Gleichstrommotoren, die über Vorwiderstände gesteuert werden. Gelegentlich sind bei diesen Fahrzeugen 2 Widerstandsätze vorhanden, einer auf dem Dach und einer unter den Bänken, der im Winter auch die Funktion der Fahrzeugheizung übernimmt.
Benzinmotor
Gottlieb Daimler betrieb zur Demonstration und Weiterentwicklung des von ihm entwickelten Viertakt-Benzinmotors von 1887 bis 1899 eine Benzinmotor-Straßenbahn mit 450 mm Spurweite, die von seiner Werkstatt unweit des Kursaals in Cannstatt bei Stuttgart durch die Königstraße (heutige König-Karl-Straße) zum Wilhelmsplatz (heute Strecke der Stadtbahnlinie U2) führte. Gleise und Betriebsanlagen ließ Daimler auf eigene Kosten errichten.
Zum Einsatz kamen kleine, zweiachsige, offene Verbrennungstriebwagen mit Dos-à-dos-Längssitzbänken. Für die ca. 700 m lange Strecke benötigten die Wagen etwa zwei Minuten. Die Bahn galt als Attraktion und erfreute sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit, auch die Antriebstechnik bewährte sich, so dass von den damaligen Pferdebahngesellschaften Stuttgarter Pferde-Eisenbahnen (SPE) und Neue Stuttgarter Straßenbahnen Lipken & Co. (NSS) bald Anfragen für einen Einsatz der Verbrennungsmotortechnik in ihren Fahrzeugen vorlagen.
Es wurden drei Versuchsfahrzeuge gebaut und auf den Stuttgarter Pferdebahnnetzen zu teilweise öffentlichen Probefahrten eingesetzt, die aber aus verschiedenen Gründen nicht befriedigten. Ab 1895 setzte sich schließlich endgültig die elektrische Traktion in Stuttgart durch. Dennoch konnte Daimler aufgrund der guten Erfahrungen mit der Cannstatter Versuchsstrecke mehrere Aufträge zur Einrichtung von Touristenbahnen erhalten. Als 1899 die meterspurige elektrische Cannstatter Straßenbahn durch die Königstraße gebaut wurde, verlor die Daimler-Bahn an Bedeutung und wurde eingestellt. Erhalten blieben Teile der Fahrzeugremise als Unterstehhütte im unteren Kurpark und ein 1894 erbauter Motorwagen, der heute im Mercedes-Benz Museum in Bad Cannstatt ausgestellt ist.
Dampf- und Druckluftstraßenbahnen
An einigen Orten wurden, wenn sich etwa der Bau einer vollwertigen Eisenbahn nicht lohnte, gegen Ende des 19. Jahrhunderts Dampfstraßenbahnen errichtet, die meist mit speziellen Kleinlokomotiven und Leichtbau-Personenwagen betrieben wurden und überwiegend im Straßenplanum verlegt waren. Bekanntes Beispiel ist, neben den inzwischen nicht mehr existierenden Siegener Kreisbahnen, die Filderbahnstrecke von Degerloch nach Hohenheim, die von 1888 bis zu ihrer Elektrifizierung 1902 mit Dampf betrieben wurde. Heute vermittelt am ehesten noch die (allerdings als Eisenbahn konzessionierte) Chiemseebahn von Prien nach Stock einen Eindruck von den damaligen Dampfstraßenbahnen.
Allerdings fährt in Bad Doberan die dampfbetriebene Schmalspurbahn Molli stellenweise wie eine Straßenbahn durch den Ort, was viele Touristen anzieht.
In Bern ist ein betriebsfähiges Dampftram erhalten und wird von der Berner Tramway-Gesellschaft AG (BTG) als Attraktion betrieben. Diese Aktiengesellschaft, eine Tochtergesellschaft von Bernmobil, baut derzeit (Stand Frühling 2007) nach alten Plänen ein Luftdrucktram (Lufttram) nach. 1890 bis 1902 verkehrten auf einer Linie durch die historische Altstadt von Bern zehn druckluftbetriebene Straßenbahntriebwagen.
Dieselmotor

Combino-Duo mit Hybridantrieb
Die 1970 stillgelegte Inselbahn auf Sylt war die letzte nicht elektrisch betriebene Straßenbahn in Deutschland, sie wurde zuletzt mit Leichttriebwagen betrieben, dabei handelte es sich um eigene Umbauten von Borgward-Zugmaschinen mit Personen-Aufliegern. Die meterspurige Straßenbahn von Rotterdam nach Hellevoetsluis wurde auch mit Diesellokomotiven betrieben.
Die Nordhäuser Straßenbahn setzt seit 2004 Fahrzeuge mit Hybridantrieb auf der Duolinie 10 ein, die innerstädtisch mit Elektromotor und Oberleitung auf den Gleisen der Straßenbahn verkehren und außerhalb von Nordhausen auf den Gleisen der Harzer Schmalspurbahnen von einem Dieselmotor angetrieben werden. Die Strecke führt quer durch die Nordhäuser Innenstadt und dann weiter zum Nachbarort Ilfeld. Ähnliche, allerdings normalspurige Dieselhybridfahrzeuge fahren für die RegioTram Kassel.
Pferdebahnen
Derzeit wird in Döbeln (Sachsen) an der Wiederinbetriebnahme der Pferdebahn gearbeitet. Durch das Elbehochwasser 2002 sind die Arbeiten hierzu etwas in Verzug gekommen.
Handbetrieb
Handbetriebene Straßenbahnen stellten eine Sonderform der Straßenbahn aus dem 19. und 20. Jahrhundert dar. Am weitesten waren sie im japanischen Einflussgebiet dieser Zeit verbreitet.

Kabel-Straßenbahn
Straßenbahnen mit Standseilbahn-Technik werden als Kabelbahnen bezeichnet. Weltweit sind nur noch einige wenige in Betrieb, wobei die bekanntesten die Cablecar in San Francisco und die Tünel in Istanbul sein dürften. In Istanbul wurde 2006 jedoch auch eine neue Standseilbahn eröffnet: die Füniküler Kabataş-Taksim.
Geschichte
Der Beginn der Entwicklung im 19. Jahrhundert


Die Entwicklung der Straßenbahnen begann mit der Einführung der Pferdebahnen oder Rösslitrams. Die erste wurde am 26. November 1832 in New York eröffnet. Später sind sie auf einzelnen Linien durch Dampfstraßenbahnen ersetzt worden. Die erste pferdbetriebene Tramstrecke der Schweiz wurde 1862 in Genf in Betrieb genommen. Die erste deutsche Pferdebahn wurde 1865 zwischen Berlin und Charlottenburg eröffnet, die erste deutsche Dampfstraßenbahn fuhr ab 1877 in Kassel. Es wurde auch mit weiteren Antriebsarten (z. B. Druckluft oder Natron) experimentiert, doch schon bald überzeugte der elektrische Antrieb durch seine Leistungsfähigkeit.
Die erste elektrische Straßenbahn der Welt nahm am 16. Mai 1881 in Lichterfelde bei Berlin den Probebetrieb auf. Die von Werner von Siemens gebauten Wagen hatten eine Länge von 4,3 m und fuhren auf einer 2,5 km langen Strecke mit einer Geschwindigkeit von maximal 20 km/h. Die Stromaufnahme des 3,7 kW (5 PS) starken Motors erfolgte über beide Schienen. Ab 1883 verkehrte sie im regulären Betrieb zwischen der Preußischen Hauptkadettenanstalt in Lichterfelde-West und dem Bahnhof Lichterfelde (heute Berlin-Lichterfelde Ost). In den 1920ern war das Steckennetz der Berliner Straßenbahn über 600 Kilometer lang. Obwohl die Straßenbahn in Berlin heute fast ausschließlich im ehemaligen Ostteil der Stadt verkehrt, hat Berlin heute das größte Straßenbahnnetz Deutschlands.
1884 eröffnete die FOTG in Frankfurt am Main die erste Straßenbahn in Deutschland, die überwiegend im Straßenplanum verkehrte und auch längere Zeit Personenbeförderung leistete. Im April 1891 wurde in Halle (Saale) die erste innerstädtische elektrische Straßenbahn eröffnet. Am 22. Februar 1892 wurde in Gera die zweitälteste noch existierende elektrische Straßenbahn eröffnet. Ab 1894 wurde das große Bahnnetz von Hamburg elektrifiziert. 1897 fuhr die erste elektrische Straßenbahn in Braunschweig. In Österreich eröffnete die erste elektrische Straßenbahn am 22. Oktober 1883 zwischen Mödling und Hinterbrühl den Betrieb, in der Schweiz am 6. Juni 1888 das erste Teilstück der Tramway Vevey-Montreux-Chillon.

In den USA entwickelte Frank Julian Sprague 1888 einen Straßenbahnwagen, der seine Energie aus einer Oberleitung bezog und baute damit in Richmond das erste erfolgreiche größere elektrische Straßenbahnsystem auf. Dabei wurden auf den Hügeln von Richmond Steigungen bis 10 % bewältigt, was sich als überzeugender Prüfstein für die Anwendung in anderen Städten erwies. Um 1889 befanden sich 110 elektrische Bahnen mit Spragues Ausrüstung im Bau oder in der Planung. Edison, der Spragues Ausrüstungen anfertigte, kaufte 1890 die Sprague Electric Railway & Motor Company auf.
Eignungsbeurteilung von Straßenbahnfahrern
In Deutschland wurden erste Fahreignungsuntersuchungen an Straßenbahnfahrern am "psychotechnischen Labor" von Hugo Münsterberg durchgeführt. Diese Untersuchungen gehörten zu den ersten Berufseignungstests in der Geschichte der Psychologie überhaupt und stellen einen Meilenstein in der Entwicklung der verkehrspsychologischen Diagnostik dar.
Zulassung in Deutschland
Genehmigungen, Konzessionen und Betriebsvorschriften von Straßenbahnen wurden in Deutschland zunächst von lokalen und regionalen Behörden, Eisenbahnverwaltungen und Aufsichtsbehörden allein oder in gemeinsamer Abstimmung vorgegeben, wobei selbst innerhalb eines Landes lokal uneinheitlich vorgegangen wurde. Die ersten Pferdebahnen wurden offenbar durchgängig bereitwillig genehmigt und die Vorschriften meist von den Polizeidirektionen erlassen. Sie wurden dabei mehr den Pferdeomnibussen gleichgestellt, wobei zunächst offen war, ob sie als Eisenbahnen betrachtet werden sollten oder nicht.
Richtungsweisend war schließlich das Preußische Gesetz über Kleinbahnen und Privatanschlussbahnen vom 28. Juli 1892, in dem dreierlei unterschieden wurde: Bahnen ohne Maschinenbetrieb (Pferdebahnen) – die regionalen Polizeibehörden unterstanden, Kleinbahnen mit Maschinenbetrieb (zu denen auch die Straßenbahnen zählten) – die dem Kleinbahngesetz unterlagen, und Eisenbahnen – die der Eisenbahngesetzgebung unterstanden. In den Ausführungsbestimmungen von 1898 wurden die Kleinbahnen differenziert in Straßenbahnen und nebenbahnähnliche Kleinbahnen. In der Folge setzte in Preußen ein Boom im Kleinbahn- und Straßenbahnbau ein, da die Gesetzeslage jetzt einheitliche und gegenüber Eisenbahnen erheblich vereinfachte Betriebsvorschriften und Genehmigungen vorsah. Angeregt durch diesen Erfolg übernahmen andere deutsche Länder den Grundgedanken dieser Gesetzgebung.

Auch in der Weimarer Republik bestanden diese Regelungen fort. Die Eisenbahngesetzgebung wurde bereits in den 1920er Jahren vereinheitlicht, aber erst 1937 die ab 1. April 1938 deutschlandweit geltende Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen, kurz BOStrab, erlassen und frühere Gesetze aufgehoben. Fortan wurde nur mehr zwischen Straßenbahnen einerseits und Eisenbahnen andererseits unterschieden.
Die Verkehrsunternehmen, die bisher unter die Kleinbahngesetzgebung der Länder fielen, mussten entscheiden, ob sie ihren Betrieb zukünftig als Straßenbahnen oder als Eisenbahnen durchführen wollten. Bedingt durch die vorangegangene unterschiedliche gesetzliche Entwicklung in den deutschen Ländern wurden ab 1938 zum Beispiel die großen Straßenbahn- und Kleinbahnnetze an Rhein und Ruhr (Preußen) bis auf Ausnahmen als Straßenbahnen betrieben, im Land Baden wurden vergleichbare elektrische Überlandbahnen zu Eisenbahnen.
Seit 1938 wurden die Bestimmungen immer wieder aktuellen Erfordernissen und Bedingungen angepasst; die Grundprinzipien – die Unterscheidung zwischen Straßenbahn und Eisenbahn mit vereinfachten Betriebsvorschriften für die Straßenbahn – blieben bis heute erhalten.
Verbreitung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts


In rascher Folge wurden weltweit viele Straßenbahnbetriebe – in Deutschland gab es diese um 1900 in ca. 150 Städten – gegründet und verdrängten die anderen Traktionsarten. Die Straßenbahn entwickelte sich zum Massentransportmittel. Sie beeinflusste in maßgeblicher Weise Entwicklung und Planung der Städte, indem sie das Umland mit der Stadt verband und durch kostengünstige Reisemöglichkeiten und ihre große Beförderungskapazität die Bedingungen für die Ansiedlung großer Industrien an der Peripherie der Städte schuf.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden überwiegend in Europa und den USA sehr viele Bahnen, die auch außerhalb der Städte aus Kostengründen nicht auf eigener Trasse, sondern auf bereits vorhandenen Straßen verkehrten, ohne als Straßenbahn konzipiert zu sein. Die Konflikte mit dem Straßenverkehr waren durchaus programmiert und auch gewünscht. So haben sich manche Konzessionsbetriebe lange Zeit geweigert, ihre Schienen so zu verlegen, dass diese von anderen Fahrzeugen passiert oder überquert werden konnten. Diese Epoche wird als die Zeit der Eisenbahnschlachten in der Verkehrsgeschichte gehandelt.

Um 1920 war der Höhepunkt der Straßenbahnentwicklung erreicht, als in Europa, Nord- und Südamerika sowie Australien fast alle Groß- und Mittelstädte, aber auch viele Kleinstädte über Straßenbahnen verfügten. Zu jener Zeit waren ausgedehnte Überlandstraßenbahnnetze sehr verbreitet. Weltweit existierten damals über 3000 Straßenbahnbetriebe, nur wenige davon in Afrika und Asien. Es bestanden neben sehr großen Netzen auch diverse Klein- und Kleinstbetriebe, und in den Großstädten existierten oft mehrere, bis zu zwei Dutzend, einzelne, private Betriebe nebeneinander.
Zunächst in Nordamerika, später auch in Europa und den anderen Kontinenten, reduzierte sich mit dem Aufkommen des motorisierten Individualverkehrs die Zahl der Straßenbahnen. Die Betriebe mussten häufig geschlossen werden, da vielerorts jahrzehntelang kaum noch in sie investiert wurde und sie fast vollständig veraltet waren. Für die stillgelegten Straßenbahnen sind häufig Oberleitungsbussysteme eingerichtet worden, in der Mehrzahl überwogen jedoch Omnibusse mit Verbrennungsmotoren.
Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg


Die Stilllegungswelle verlangsamte sich zunächst durch den Zweiten Weltkrieg, da viele Busse für den Kriegsdienst verwendet wurden. Obwohl in der Sowjetunion nach Beendigung des Krieges ab 1945 neue Betriebe eröffnet wurden, nahm weltweit die Zahl der Straßenbahnbetriebe ab. Zudem war damals die Meinung vorherrschend, die Straßenbahn zerschneide und behindere den Verkehrsfluss und deshalb wurden auch nicht zerstörte Linien stillgelegt. Im einstigen Ostblock wurde dagegen konsequent auf Straßenbahnen gesetzt. Auch hier verschwanden allerdings Straßenbahnen – z. B. aus touristisch wichtigen und gut erschlossenen Bereichen wie der (Ost-)Berliner Innenstadt rund um den Alexanderplatz.
Um 1970 schien sicher zu sein, dass in wenigen Jahrzehnten der letzte Straßenbahnbetrieb im Westen geschlossen werden würde. So wurden in jener Zeit überwiegend der Einsatz von Omnibussen und der Bau von U-Bahnen gefördert. Doch die weltweite Entwicklung schlug eine andere Richtung ein. Der extrem angestiegene motorisierte Individualverkehr in den Städten hatte die Lebensqualität und die Ölkrise das Bewusstsein der Menschen derart verändert, dass eine neue Richtung der Verkehrspolitik eingeschlagen wurde.
Vor allem in Mittelstädten, in denen sich der sehr teure U-Bahnbau nicht rechnet, kehrte die Straßenbahn zurück. In Deutschland, aber auch zahlreichen anderen Staaten, war man nun um eine Modernisierung der Bahnen bemüht, wobei sie häufig durch eigene Gleiskörper und den Bau einzelner Tunnelabschnitte aus dem allgemeinen Verkehrsfluss herausgenommen wurden. Aus der Straßenbahn entstand so mancherorts eine Stadtbahn. Die nun zunehmenden Fahrgastzahlen bewiesen die Akzeptanz der Veränderung durch die Bevölkerung. Die Einführung der Niederflurtechnik zeigte die Möglichkeiten und die Bequemlichkeit des bewährten Verkehrsmittels.
Verbreitung ab Ende des 20. Jahrhunderts
Eine weltweite Trendwende begann ab 1980 zunächst in Nordamerika, etwas später dann auch in Europa, als neue Straßen- und Stadtbahnbetriebe eröffnet wurden. Als erste Stadt hat Edmonton in Kanada Anfang der 1980er Jahre begonnen, sein Straßenbahnnetz wiederaufzubauen. Ab etwa 1985 erreichte die Trendwende auch Europa. Obwohl seitdem auch einige kleine und unrentable Betriebe stillgelegt wurden, stieg durch Neueröffnungen die Anzahl der Straßenbahnbetriebe insgesamt an. Dort, wo neue Betriebe eröffnet und bestehende Netze erweitert wurden, überschritten die Fahrgastzahlen in der Regel sämtliche Prognosen.
Die Wiedereinführung der Straßenbahn ging vielfach mit einem Umbau der durch sie genutzten Straßen und auch der Stadtzentren einher, indem man die Aufteilung des Straßenraumes veränderte. Die Flächen für den motorisierten Individualverkehr wurden reduziert und Straßenbahn, Radfahrer sowie Fußgänger bekamen mehr Platz. Besonders in Frankreich, aber auch in den USA, findet man Beispiele derartiger Verkehrspolitik.
Die teilweise Benutzung vorhandener oder brachliegender Eisenbahnstrecken – Karlsruhe war und ist hier beispielgebend – schuf weitere Möglichkeiten der Erschließung neuer Verkehrsräume. Die Menschen waren nun in der Lage, mit öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Umsteigen zügig die Stadtzentren zu erreichen.
Sogar von Güterstraßenbahnen wird wieder gesprochen. In Dresden wird auf der Straßenbahn mittlerweile ein Güterverkehr zur Versorgung der VW-Manufaktur (Gläserne Manufaktur) betrieben. Der Transport der Fahrzeugteile geschieht mit eigens dafür gefertigten Güterstraßenbahnwagen, der CarGoTram. Auch in Wien war eine Studie mit dem Projekttitel Güterbim in Auftrag, die die Straßenbahn als Gütertransportmittel innerhalb der Stadt untersucht, endete aber mangels Interesse potenzieller Kunden ergebnislos. In Zürich wird heute als Projekt auch unter dem Namen Cargotram-Zürich versucht, die Entsorgung von Sperrmüll per Straßenbahn zu organisieren.
Perspektiven


Gab es um 1980 nur noch etwa 300 Straßenbahnbetriebe weltweit, so sind es heute schon wieder rund 360. Laut UITP, des internationalen Verbands für öffentliches Verkehrswesen, sind gegenwärtig zudem etwa 100 Straßen- und Stadtbahnsysteme in Bau beziehungsweise in Planung. Nach Einschätzung der UITP wird sich die seit Anfang der 1980er Jahre veränderte Verkehrspolitik fortsetzen. Diese macht einerseits durch den stärkeren Umweltschutzgedanken das Verkehrsmittel Straßenbahn wieder populär und verhindert andererseits geplante U-Bahn-Bauvorhaben aufgrund nicht ausreichender finanzieller Mittel. Obwohl es in Zukunft sicher weiterhin zu einzelnen Stilllegungen kleiner oder unrentabler Betriebe kommen wird, ist also insgesamt mit einer weiteren Zunahme von Straßenbahnbetrieben zu rechnen.
Frankreichs Präsident Sarkozy schlug kürzlich vor, bis 2020 über 1500 km neue Straßenbahnlinien in Frankreich zu bauen.
Vorteile

Markierte Sicherheitseinrichtungen:
(1) Handgriffe, (2) Schliessdrucksicherung, (3) Hindernisdetektor
Im Stadtverkehr ist der Einsatz von Straßenbahnen dort sinnvoll, wo die vorhandenen Fahrgastzahlen einen Betrieb mit Buslinien unwirtschaftlich werden lassen, wo für den Bau einer U-Bahn jedoch die Fahrgastzahlen auch perspektivisch zu niedrig sind. Für deutsche Verhältnisse gilt als Faustregel, dass eine Straßenbahnlinie ab etwa 4.000 Fahrgästen pro Werktag wirtschaftlicher als eine Buslinie ist. Bei zirka 30.000 bis 40.000 Fahrgästen je Tag ist die Grenze erreicht, bei der ein Schnellbahnbetrieb betriebswirtschaftlich sinnvoller ist. Hierbei ist zu beachten, dass eine reine Linienbetrachtung in den wenigsten Fällen ausreicht, da beim Systemwechsel in der Regel umfangreiche Linienanpassungen im betroffenen Netz vorgenommen werden.
Neben diesem quantitativen Einsatzkriterium gibt es weitere qualitative Einsatzmerkmale, die auch in Fällen, in denen diese genannten Fahrgastzahlen nicht erreicht werden, einen Straßenbahnbetrieb gegenüber einem Busbetrieb vorteilhaft werden lassen.
Komfort
Eine Straßenbahn zeichnet sich, wie alle schienengebundenen Verkehrsmittel, durch hohe Laufruhe und angenehmen Fahrkomfort aus. Dies wird nicht zuletzt durch den Einsatz moderner und leiser Fahrzeuge erreicht. Ein Bus ist hingegen an die jeweiligen Straßenverhältnisse gebunden und schaukelt somit stark. Verkehrt die Straßenbahn oberirdisch, so müssen zu den Haltestellen keine Treppen bestiegen werden. Hochbahnsteige oder Niederflurfahrzeuge erleichtern den Einstieg für Rollstuhlfahrer, ältere Leute und Fahrgäste mit Kinderwagen, Fahrrädern oder Gepäck.
Reisezeit
Straßenbahnen können im Stadtverkehr hohe Geschwindigkeiten erreichen, wenn die Straßenbahnstrecke auf unabhängigen oder besonderem Bahnkörper geführt ist und die Straßenbahn an Ampeln eine Vorrangschaltung besitzen. Auf kurzen und mittellangen Strecken kann eine Straßenbahn sogar mit Schnellbahnen konkurrieren, da die Reisezeit durch kurze Zu- und Abgangswege zu den meist ebenerdigen Haltestellen (keine Treppen) und dichte Haltestellenabstände verkürzt wird.
Flächendeckung
Die Straßenbahn ist das einzige Schienenverkehrsmittel, welches eine hohe Flächendeckung erreichen kann. Dadurch können viele Direktverbindungen angeboten werden, wodurch die Zahl der Umsteigevorgänge reduziert und damit die Reisezeit verkürzt wird.
Flexible Leistungsfähigkeit
Ein Vorteil gegenüber dem Bus ist die Möglichkeit, an einen Triebwagen bei Bedarf einen Beiwagen oder zweiten Triebwagen anzukuppeln, ohne dass der Personalbedarf erhöht wird, wie es etwa bei Einsatzbussen unvermeidlich ist. Die Straßenbahn kann somit auf Verkehrsspitzen im Berufsverkehr und Schwachlastzeiten ohne Fahrzeugtausch reagieren und ihre Kapazität erhöhen oder verringern. Durch die in der Bau- und Betriebsordnung Straßenbahn (BO Strab) festgesetzte maximale Zuglänge von 75 Metern können Straßenbahnzüge sehr viele Fahrgäste befördern.
Veränderung des Modal Splits
Von allen öffentlichen Verkehrsmitteln ist eine Straßenbahn am besten dazu in der Lage, die Wahl der Verkehrsmittel zugunsten des ÖPNV zu verändern und somit den Autoverkehr in einer Stadt zu verringern. Besonders gegenüber dem Bus besitzt sie den sogenannten Schienenbonus. Es gibt Verkehrsbetriebe, die nach der Umstellung einer Buslinie auf Straßenbahnbetrieb Fahrgastzuwächse von 80 Prozent verzeichneten. Die Weiterentwicklung von Straßenbahnen zu schnelleren Stadtbahnen kann ebenfalls hohe Fahrgastzuwächse bringen. So konnte die Stadtbahn Bielefeld in 15 Jahren Stadtbahnbetrieb einen Fahrgastzuwachs von 70 Prozent erreichen.
Umweltfreundlichkeit
Auch wenn der Strom, den die Straßenbahn verbraucht, von Kohle- oder Ölkraftwerken stammen sollte, liegt hier trotzdem ein Vorteil gegenüber dem Bus: Die Straßenbahn verschmutzt die Luft nicht an dem Ort, wo sie fährt. Davon profitieren besonders Anwohner von Straßenbahnstrecken und Städte, in denen aufgrund des dichten Autoverkehrs die Umweltverschmutzung ohnehin sehr groß ist. Da Strom im Gegensatz zu Dieselkraftstoff auch aus umweltfreundlicheren Quellen gewonnen werden kann, deren Bedeutung weiter steigen wird, liegt auch hierin ein größeres Zukunftspotenzial gegenüber Bussen mit Verbrennungsmotoren.
Stadtentwicklung
Laut einer neueren Studie der Bergischen Universität Wuppertal hat eine Straßen- oder auch Stadtbahnlinie einen positiven Einfluss auf die Entwicklung eines Stadtteiles. Dies bezieht sich sowohl auf die Immobilienpreise als auch den Einzelhandel. Umgekehrt lassen sich nach Verlagerung oder Stilllegung einer Linie gegenteilige Entwicklungen nachweisen.
„Weiche“ Faktoren
Die folgenden Faktoren sind eher subjektiv und regional unterschiedlich. Durch die oberirdische Führung hat die Straßenbahn einige Vorteile gegenüber U-Bahnen und Bussen. Die hohe Präsenz der Straßenbahn im öffentlichen Raum macht die Linienführung ohne weiteres erkenn- und nachvollziehbar, fürt aber auch zu möglichen Beeinträchtigungen von Parkraum und Autoverkehr und erhöht die Ansprüche an die architektonische Einbindung. Die Fahrgäste erleben den Stadtraum und das Stadtleben unmittelbar mit. Nicht nur Sonderfahrten (in historischen Wagen, in "Christkindl"- oder Partytrams), bereits die alltägliche Benutzung vermittelt Urbanität. Die Präsenz wie der ebenerdige Zugang an beleuchteten Haltestellen verbessert auch abends und nachts das subjektive Sicherheitsgefühl. Der Neubau von Straßenbahnen hat oft erhebliche Konflikte um die neue Infrastruktur zur Folge - nach der Durchsetzung weist die Tram gegenüber dem Bus den sogenannten Schienenbonus wie auch eine höhere Identifikation klassischer Tramstädte und Tramanlieger mit diesem Verkehrsmittel auf.
Nachteile
Schienengebundenheit
Einer der größten Vorteile der Straßenbahn ist auch gleichzeitig ihr größter Nachteil. Da eine Straßenbahn an Schienen gebunden ist, wird sie im Straßenverkehr leicht behindert z. B. durch im Gleisbereich parkende Fahrzeuge. Bei Baustellen kann eine Straßenbahn nur dann umgeleitet werden, wenn eine Parallelstrecke vorhanden ist. Auch an veränderte Verkehrsströme kann dieses Verkehrsmittel nur bedingt angepasst werden. Planung und Bau einer neuen Strecke dauern mehrere Jahre.
Teure Fahrzeuge
Die Preise für neue Fahrzeuge sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Heute kosten moderne Bahnen je nach Ausführung zwischen 1,5 und 4 Millionen Euro. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, dass z.B. ein Autobus eine mittlere Lebensdauer von fünf bis zehn Jahren hat, während eine Straßenbahn 30-50 Jahre eingesetzt werden kann. Legt man die Kosten auf die Verwendungszeit um und berücksichtigt, dass die Straßenbahn in der Regel mehr Fahrgästen Platz bietet als ein Autobus, ergibt sich ein Kostenvorteil der Straßenbahn.
Störung des Stadtbildes
Durch ihre Oberleitung und die Schienen kann es passieren, dass eine Straßenbahn an (historisch) sensiblen Orten als störend empfunden wird. Dieses Phänomen wird durch Kettenfahrleitungen und überdimensionierte Haltestellenmasten verstärkt.
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, dank einer zusätzlichen Stromschiene auf die Oberleitung zu verzichten, wie es 2004 im Zentrum von Bordeaux realisiert wurde.
Erschütterungen, Körperschall
Vor allem in Städten, die noch über alte Straßenbahntrassen verfügen, fehlt eine Schwingungsdämpfung durch z.B durch Neoprene-Lagerung der Geleise. Die Folge davon ist die Ausbreitung von Körperschall im Untergrund. Es können (Insbesondere ist das an von Autos und Schwerverkehr stark befahren Straßen zu beobachten) Erschütterungschäden an Gebäuden entstehen. Bei eine Gleisbettung nach dem Stand der Technik ist jedoch eine solche Gefährdung heutzutage ausgeschlossen.
U-Straßenbahn
Als U-Straßenbahn, kurz U-Strab, selten auch Prémetro, werden Straßenbahnen klassifiziert, die teilweise unterirdisch und dadurch unbehindert vom sonstigem Verkehr verkehren. U-Straßenbahnen waren in manchen Städten die Vorgänger von U- oder Stadtbahnsystemen. Dazu zählen insbesondere Köln und Stuttgart, aber auch Wien: die heutige U-Bahn-Linie U2 fährt zwischen den Stationen Karlsplatz und Schottentor auf der U-Straba-Strecke der ehemaligen Straßenbahnlinien E2, G2 und H2 mit ihren Stationen Museumsquartier, Volkstheater und Rathaus.
Überlandstraßenbahnen
- Hauptartikel: Überlandstraßenbahn

Im Bereich mancher Ballungszentren wie dem Rhein-Neckar-Dreieck und dem Rhein-Ruhrgebiet sind die Streckennetze mehrerer Straßenbahnbetriebe untereinander verbunden. Solche Verbindungsstrecken werden als Überlandstraßenbahnen bezeichnet. Beispiele sind die U79 der Rheinbahn zwischen Düsseldorf und Duisburg oder die U70/76 zwischen Düsseldorf und Krefeld und die Oberrheinische Eisenbahn im Dreieck Mannheim – Heidelberg – Weinheim. Die Rheinufer- und Vorgebirgsbahn zwischen Köln und Bonn wurden 1979 und 1986 zu (Regional-)Stadtbahnstrecken umgebaut, die jedoch weiterhin als Eisenbahnstrecken konzessioniert sind. Reine Umlandstrecken betreiben z. B. die Thüringerwaldbahn von Gotha bis Tabarz (Linie 4, 21 km), oder die Kirnitzschtalbahn.
Viele Überlandstraßenbahnen werden heute als (Regional-)Stadtbahn betrieben. Der Übergang zur Eisenbahn ist oft sehr fließend und meist nur von der Art der Konzession abhängig. Häufig betreiben diese Bahnen auch Güterverkehr auf den Überlandstrecken, wobei die Güterwagen mitunter von Lokomotiven gezogen werden, während der Personenverkehr mit Straßenbahntriebfahrzeugen stattfindet. Überlandstraßenbahnen sind daher auch für Eisenbahnfreunde von besonderem Interesse.
Das amerikanische Gegenstück zu Überlandstraßenbahnen und Regionalstadtbahnen sind Interurbans.
Besonderheiten
Rekorde

- In Augsburg befindet sich die steilste 1000-mm-Straßenbahnstrecke Deutschlands, die regulär befahren wird: Am Perlachberg, einer eingleisigen, bergabführenden Strecke im Stadtzentrum, wird auf einer Streckenlänge von etwa 30 Metern ein Höhenunterschied von zirka sieben Metern überwunden; die Straßenbahnen der Linie 1 (Göggingen–Lechhausen) befahren den Perlachberg wochentags alle fünf Minuten. Vor der Anschaffung neuer Fahrzeugtypen werden die neuen Straßenbahnen an dieser Stelle „auf Herz und Nieren geprüft“.
- In Erfurt verkehren die längsten Straßenbahnzüge: Die tschechischen KT4D in Dreifachtraktion, Zuglänge 57 Meter.
- In Gmunden findet sich der älteste, steilste (10 Prozent Steigung) und kleinste Straßenbahnbetrieb Österreichs (2,315 km), bis heute im Linienbetrieb.
- Das Riffelalptram oberhalb von Zermatt hält zwei Rekorde: Es ist die kürzeste Tramlinie der Welt (675 Meter). Zugleich ist sie die höchstgelegene Tramlinie Europas (2211 m ü. NN).
- In der Rhein-Ruhr-Region verläuft die längste Strecke, die man innerhalb von Deutschland ausschließlich mit Straßenbahnen bzw. Stadtbahnen nach BOStrab zurücklegen kann. Sie führt von Witten-Heven nach Tönisvorst-St. Tönis. Auf dem kürzesten Weg über Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim an der Ruhr, Duisburg, Düsseldorf und Krefeld sind es 102 km; man kann jedoch auch noch verschiedene Umwege fahren. [1]
- Die längste einzelne Straßenbahnlinie der Welt ist mit 68 km die belgische Kusttram von De Panne nach Knokke über Oostende.
- In Budapest fahren die mit 54 m weltlängsten Straßenbahnwagen vom Typ Siemens Combino Plus.
- Die Spurweite der Leipziger Straßenbahn beträgt 1458 mm. Das ist die größte Spurweite aller deutschen Straßenbahnen.
Straßenbahnen auf Gummirädern
Es gibt Strassenbahnen auf Gummirädern, die hier unter Spurbus geführt werden, von Translohr und Bombardier u. a. , obwohl sie als Strassenbahnen in Frankreich zugelassen sind.
Straßenbahnen mit Gastronomie
- Die Überlandstraßenbahnen zwischen Düsseldorf und Duisburg (D-Bahn) sowie zwischen Düsseldorf und Krefeld (K-Bahn) besaßen früher einen Speisewagen im 2- oder 3-Wagen-Zug. Noch heute gibt es in den Fahrzeugen dieser (jetzigen Stadtbahn-)Linien der Rheinbahn eine Snack-Bar (Bistro) – sie wird aber auf der Duisburger Strecke nicht mehr bewirtschaftet.
- Auf der Hauptstrecke der Wiener Lokalbahnen zwischen Wien und Baden gab es bis zum Zweiten Weltkrieg Buffets.
- Manche Straßenbahnbetriebe in den USA (vor allem Interurbans) boten auch Kurswagen und Schlafwagen auf längeren Verbindungen an.
- Als Touristenattraktion verkehren in vielen Städten sogenannte Partybahnen wie z. B. in Frankfurt am Main der Ebbelwei-Expreß. In München fährt die Christkindlbahn im Advent rund um die Innenstadt.
Straßenbahnen ohne Personenbeförderung

- Spezielle Straßenbahnen (CarGoTram) werden in Dresden zum Gütertransport verwendet, insbesondere zur Gläsernen Manufaktur von Volkswagen am Großen Garten.
- 1895 fuhr in Altenburg die erste deutsche Poststraßenbahn. Später gab es u. a. auch in Hamburg, München und Frankfurt am Main welche. [2]
Sonstiges

- Die Straßenbahn in Braunschweig ist bundesweit das einzige noch betriebene System mit 1100 mm Spurweite, nachdem die Betriebe in Lübeck und Kiel auf Busbetrieb umgestellt wurden.
- Vereinzelt fahren Straßen-/Stadtbahnen in Mittelstreifen von Autobahnen, so z. B. die U 18 auf der A 40 zwischen Essen und Mülheim an der Ruhr und die Straßenbahnlinie nach Braunschweig-Heidberg auf der A 395.
- In Zwickau verkehren RegioSprinter der Vogtlandbahn gemeinsam mit der Zwickauer Straßenbahn auf einem Dreischienengleis zwischen der Stadthalle und der Haltestelle Zentrum.
- In Bochum, Bonn, Chemnitz, Cottbus, Kassel, Plauen und Woltersdorf (bei Berlin) kann man in der Straßenbahn heiraten.
- In Chemnitz verbinden Niederflur-Straßenbahnen der City-Bahn Chemnitz GmbH die Stadt mit dem Umland und befahren dabei sowohl das Straßenbahnnetz der Chemnitzer Verkehrs AG (CVAG) als auch eine Eisenbahnstrecke. Die Pilotstrecke des sogenannten Chemnitzer Modells führt über eine Länge von 23 Kilometer vom Chemnitzer Stadtzentrum in die Stadt Stollberg.
- In Basel führt die Tramlinie 10 der Baselland Transport durch zwei Staaten (Schweiz, Frankreich).
- Bim ist ein in Wien in der jüngeren Generation gebräuchlicher Kosename für die Straßenbahn, es ist die Abkürzung des süddeutschen bzw. österreichischen Begriffs Bimmelbahn. Bimmeln meint das Betätigen der lauten Fußglocke durch den Fahrer der Straßenbahn. Der meist wohlwollend verwendete Begriff hat sich auch durch den Ausdruck Bim und Bus im Sprachgebrauch zunehmend festgesetzt, so wird bei dem Wiener Projekt einer neuartigen Güterstraßenbahn auch offiziell von einer Güterbim gesprochen. Ein ähnlicher Begriff in Deutschland ist Bimmel – in Bonn gibt es eine Partybahn Bönnsche Bimmel. Daneben ist in Südbayern und Österreich auch noch die Bezeichnung Tram(bahn) sehr gebräuchlich, in München ist es sogar die offizielle Bezeichnung. In Österreich wird des weiteren auch der Begriff Tramway häufig verwendet.
- In Wien und Innsbruck wird die letzte Straßenbahn in der Nacht als die Blaue bezeichnet. Diese Bezeichnung rührt daher, dass das Liniensignal der jeweils letzten Garnitur blau unterlegt war. Außerplanmäßige Einschubzüge werden durch ein Zebrasignal, eine schwarz-weiß quergestreifte Karte im Fahrerfenster, gekennzeichnet. Dienste der Straßenbahnfahrer, die bis spät in die Nacht dauern, werden in Österreich ebenfalls als Blaue bezeichnet.
- Doppeldecker-Straßenbahnen verkehren in Blackpool, Alexandria und Hongkong.
- In zahlreichen deutschen und Schweizer Städten wird die letzte Bahn der Nacht als Lumpensammler bezeichnet.
- In England des 19. Jahrhunderts gab es eine Straßenbahn mit Schienen am Meeresboden, die Brighton and Rottingdean Seashore Electric Railway.
Straßenbahn-Galerie
-
Doppeldecker Nr. 120 der Hong Kong Tramways
-
Straßenbahn in Kairo
-
Gelenkzüge aus den 70er Jahren in Helsinki
-
Straßenbahn vom Typ FVV in Szeged
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Straßenbahn in Bilbao auf Rasengleis
-
Straßenbahn für Marseille
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Moderne Straßenbahn in Istanbul
-
Straßenbahn in Bordeaux ohne Oberleitung
Quelle
- ↑ Die längste Straßenbahnfahrt Deutschlands
- ↑ Der Poststraßenbahnbetrieb (17.12.1917 bis 31.10.1927)
Siehe auch
Literatur
- Wolfgang Hendlmeier: Handbuch der deutschen Straßenbahngeschichte, Band I: Text und Abbildungen. München 1981.
- Wolfgang Hendlmeier: Handbuch der deutschen Straßenbahngeschichte, Band II: Tabellen und Streckenatlas. Eigenverlag, München 1979.
- Joachim Fiedler: Bahnwesen. 5. Auflage. Verlag Werner, Neuwied 2005, ISBN 3-8041-1612-4
Weblinks
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